1904 / 161 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 Jul 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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freier Bahn (davon 7 bei Personenzügen), 18 Entgleisungen in Stationen (davon 5 bei . 19 Zu⸗ sammenstöße in Stationen (davon 5 bei , n, , vorgekommen. Dabei wurden 2 Reisende und 15 Bahn⸗

bedienstete verletzt.

Der Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Benthin bei der Königlichen Oberrechnungskammer in Potsdam ist nach Partenkirchen abgereist.

Berichtigung. Von Berlin abgereist ist der Königlich bayerische Ministerialrat Ritter von Schneider, dagegen ist der Königlich württembergische Ministerialdirektor von Schneider noch in Berlin anwesend.

Laut Meldung des W. T. B.“ sind S. M. S. „Fürst Bismarck“ und S. M. S. „Hertha“ am 8. Juli in Hankau eingetroffen und gehen morgen nach Nanking in See. .

S. M. S. „Panther“ ist am 9. Juli von Port⸗au⸗Prince nach San Juan de Portorico in See gegangen.

Der Transport der abgelösten Besatzungen von den Schiffen des Kreuzergeschwaders ist mittels Dämpfer „Main“ am 9. Juli in Singapore eingetroffen und hat an demselben Tage die Heimreise zunächst nach Colombo fortgesetzt.

S. M. S. „Tiger“ geht heute von Hongkong nach Swatau in See.

S. M. S. „Vineta“ geht heute von Newport News nach

St. Thomas in See.

Deutsche Kolonien.

Der Generalleutnant von Trotha meldet, wie W. T. B.“ mitteilt, aus Okahandja: Beim Feinde finden südlich von Waterberg anscheinend Bewegungen statt. Samuel Maharero soll nach Meldung Estorffs mik Großleuten bei Otjahewita eingetroffen sein. Der Abjug vom Qmurambafluß, insbesondere aus der Gegend von Okosongoho⸗Okahitua scheint mit Vieh⸗ massen am 5. Juli begonnen zu haben. Feindliche Patrouillen stehen noch dauernd am Omurambafluß. Die Patrouille des Oberleutnants von Lekow überraschte hei. Orutjiwa urückgegangene Werft, nahm 30 Stück Großvieh, eim Hirne . zahlreiche Tote und Verwundete, diesseits keine Derluste. Estorff marschierte in der Nacht zum 7. von Karupuka in der Richtung nach Otjahewita ab, um sich dem feindlichen Abzug nach Nordosten vorzulegen. Heyde ist auf Okaundia am Dmurambafluß, Glasenapp über Otjire⸗Drutjiwa auf Okosongoho im Vormarsch. Ich begebe mich morgen (am 9. d. M.) zur Abteilung Glasenapp.

Der Reiter Jakob Frey von der 2. Feldkompagnie des Regiments 1, geboren zu Weinsheim bei Worms, ist am 5. Juli im Patrouillengefecht gegen Otjahewita verwundet und beim Rückmarsch verstorben.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der König von Sach sen ist gestern zum Kurgebrauch in Bad Gastein eingetroffen und von den Spitzen der Be⸗ hörden empfangen worden.

Im ungarischen Abgeordnetenhaus begann am Sonnabend die Verhandlung über die Gesetzesvorlage, betreffend die Erhöhung der Zivilliste. Der Ministerpräsident Graf von Tisza begründete, W. T. B.“ zufolge, in seiner einleitenden Rede die Vorlage mit der Notwendigkeit der Erhöhung der Gehälter von Beamten und Dienern, mit umfangreichen Bauten an der Ofener Burg, ferner mit der Einrichtung der ungarischen Trabanten leibgarde. Diese Unkosten hätten bei der jetzigen Zivilliste ein Defizit verursacht, zu dessen Deckung das Barvermögen des Herrscherhauses herangezogen werden mußte. Als der Abgeordnete Rakosi (Kossuthparteis, der als Redner auf den Ministerpräsidenten folgte, bon einer allerhöchsten Genehmigung sprach, um die Asche Franz Rakoezys in die Heimat bringen zu dürfen, und hinzufügte, es zeuge von bezahlter Denkungsart, die Heimbeförderung der Asche Rakoezys und eine Erhöhung der Zivilliste geschäftsmäßig in Ver⸗ bindung zu bringen, rief Graf von Tisza in höchster Erregung dazwischen: „Verleumdung“, worauf Rakosi erwiderte, auch er verwahre sich gegen diese Auffassung. Es bestehe kein Zusammenhang zwischen den beiden Tatsachen. Der Ministerpräsident entschuldigte sich darauf auch seiner⸗ seits wegen des Mißverständnisses. Rakosi reichte sodann namens der Kossuthpartei einen Beschlußantrag ein, die Zivilliste solle nur be—⸗ willigt werden, falls ein selbständiger ungarischer Hofhalt errichtet und der Monarch ein halbes Jahr in Budapest residieren würde.

Frankreich.

Der Minister des Aeußern Delcassé und der Gesandte von Schweden und Norwegen haben am Sonnabend, wie „W. T. B.“ aus Paris meldet, einen Schiedsgerichts— vertrag unterzeichnet, der entsprechend den mit England, Italien, Spanien und den Niederlanden abgeschlossenen ab⸗ gefaßt ist. .

Das „Amtsblatt“ veröffentlicht einen neuen Erlaß, durch den die Schließung der Kongregationsschulen in weiteren 48 Departements angeordnet wird. Von den gestern in 32 Departements geschlossenen Kongregationsschulen gehörten 300 den Brüdern der christlichen Lehre, 453 ver— schiedenen anderen Orden.

In der Deputiertenkam mer hat Etienne einen Beschluß⸗ antrag eingebracht, betreffend Errichtung eines französisch⸗marok⸗ kanischen Instituts in Marokko zur wissenschaftlichen Er— forschung des Landes und zur Heranbildung von Verwaltungs, Konsulats⸗ und Dragomanatsbeamten; die Kosten sind auf 75 006 Franes jährlich veranschlagt.

Die Unter suchungskom mission für die Kartäuser⸗ angelegenheit hat die Schlußanträge des Berichterstatters Colin mit 18 gegen 8 Stimmen angenommen. In den Anträgen heißt es, W. T. B.“ zufolge, u. a. Die Kammer erklärt, daß sich bei der Untersuchung kein Beweis für den Versuch einer Bestechung ergeben habe, der am 10. Juni von der Rednertribüne aus angezeigt worden sei, noch für die gegen Edgar Combes erhobene Beschuldigung. Die Kammer bedauere, daß der Ministerpräsident Combes unvorsichtigerweise und ohne ausreichenden Grund tiefe Erregung im Lande hervorgerufen und zum Schaden der französischen Interessen den Ruf des französischen Ver— treters auf der Ausstellung in St. Louis aufs Spiel gesetzt habe. Die Kammer bedauere, daß Mißbrauch der Amtsgewalt gegenüber dem gerichtlichen Verfahren vorgekommen sei.

Ruszland.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Mos kau vom gestrigen Tage hielt der Kaiser in Kolomna eine Parade über die Truppen ab. Seine Masestät kam am Morgen an und wurde

am Bahnhof von dem Gouverneur, dem Chef der Gendarmerie, dem Adelsmarschall, dem Bürgermeister, den Vertretern der Gemeinde, Arbeiterbeputationen vom Hüttenwerk am Ort und

Nonnen vom Kloster Uspensky empfangen. Nach der Parade richtete der Kaiser huldvolle Worte an die Offiziere, wünschte ihnen Glück zu der Ehre, nach dem Kriegsschauplatz gehen zu können, und . die feste Erwartung aus, daß sie die Ehre der russischen Waffen aufrechthalten würden. Der Kaiser gab ihnen seinen Segen und den der Kaiserin und fuhr dann mit der Eisenbahn nach Kasan weiter. Türkei.

Wie das „Wiener K. K. Telegr. Korr. Bureau“ aus Cetinje meldet, erhielt eins von den beiden in Touzi bei Pod⸗ gorich liegenden Bataillonen Befehl, nach Mlet in Garnison zu gehen. Nachdem das Bataillon in Skut ari

angekommen war, weigerte es sich im Einvernehmen mit den

Offizieren wegen Nichtbezahlung des Soldes weiter zu marschieren. Alle Offiziere wurden verhaftet. Der Gouverneur von Skutari, der einen Aufruhr der Garnison befürchtet, ist bemüht, das zur Bezahlung des Soldes not— wendige Geld aufzubringen.

Schweden und Norwegen.

Die Kaiserliche Jacht „H en, llern“ ist dem, W. T. B.“ zufolge am Sonnabendabend bei Bergen eingetroffen. Stadt und Hafen waren reich geschmückt. Zahlreiche Boote um⸗ kreisten die Kaiserliche Jacht. Auf den Höhen wurden Freuden⸗ feuer, im Hafen ein Feuerwerk abgebrannt.

Amerika.

Die demokratische Konvention, die, wie bereits ge⸗ meldet wurde, die Währungsfrage aus ihrem Programm ausgeschieden hat, hat Parker, der entschiedener Anhänger der Goldwährung ist, benachrichtigt, die Konvention betrachte die Währungsfrage nicht als einen Punkt, der bei dem Wahl— kampfe zur Entscheidung stände; es bestehe daher kein Grund, daß Parker die Kandidatur nicht annehme.

Die Konvention hat Henry G. Davis aus Westvirginia zum Vizepräsidentschaftskandidaten nominiert.

Asien.

Ueber die letzten, der Besetzung von Kaipin (Kaitschou) an der nach Mukden führenden Eisenbahn durch die Japaner unter dem General Oku vorausgegangenen Gefechte und die weitere Verfolgung der Russen nach Norden berichtet der General Sacharow an den russischen General— stab, wie ‚W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, folgendes:

Am Morgen des 7. Juli zog sich unsere Kavallerie langsam von den Höhen bei Baositschai nach Kaitschou zurück, wobei sie den Vor⸗ marsch des Gegners aufhielt, der sechs Eskadrons die Küste entlang ausgesandt hatte, um unseren rechten Flügel zu umgehen. Um 2 Uhr Nachmittags besetzten drei Eskadrons des Gegners Sialatsi und wurden daselbst durch das Feuer einer Batterie einige Zeit aufgehalten. Um 5 Uhr besetzten drei Batgillone japa⸗ nischer Infanterie mit zwölf Geschützen die Höhen bei Baositschai in der Nähe der Eisenbahn. Feindliche Schützenketten zeigten sich auf den Höhen östlich von der Eisenbahnlinte bis Julinpu, während 15 Ezkadrons Kavallerie gegen, drei Dörfer sechs Werst südwestlich von Kaitschou vorrückten. Eine feindliche Batterie eröffnete um 23 Uhr Nachmittags vom Passe im Süden Julinpus aus das Feuer auf eine russische Abteilung, die sich in der Umgebung von Heizigtun, drei Werst östlich von Julinpu, befand. Die . bteilun zog sich nach Edsiagou, sechs Werst südlich von Kaitschou, zurück. Gegen 10 Uhr Morgens besetzten vier Kompagnien des Gegners Sunchudisia, 14 Werst südöstlich von Kaitschou. Am Abend desselben Tages besetzte eine japanische Abteilung, die aus drei Kompagnien bestand, die französische katholische Misslon Janbuankou, sieben Werst südöstlich von Kaiischou. Ebenfalls gegen Abend besetzten fünf japanische Kompagnien das Dorf Luamiaopfusa, neun Werst östlich von Jan— buankou. Große Biwaks des Gegners wurden am Nordabhange der Höhen auf dem linken Ufer des Kantahe, (Kaitschouhe) ge— sehen In der Nacht zum 8. Juli drangen zwei feindliche Kompagnien gegen die russischen Feldwachen auf dem linken Ufer des Kantahe vor, wurden aber bemerkt und durch Gewehrfeuer gezwungen, zu rückzugehen. Am 8. Juli nahm der Gegner um 5 Uhr früh den Vormarsch auf Kaitschou in einer Gesamtstärke von etwa 2 Dipisionen Infanterie

mit einer berittenen Brigade wieder auf. Um 8 Uhr Morgens stellte der Gegner den Vormarsch auf den Höhen

am Südufer des Kantahe ein. Durch Rekognoszierungen ist sicher festgestellt worden, daß sich eine bis anderthalb Division des Feindes mit der Hauptmacht bei Hontsiapudsa, 12 Werst nordöstlich von Chansa, befindet und daß die Vorhut in den Uidalin- und den Tschapanlinpaß vorgeschoben worden ist und auch auf dem von Chansa nach Erldagou und Siandigo führenden Wege steht. Ferner ist fest⸗ gestellt worden, daß sich auf der Linie Wandsiapudsa Dalinpaß mehr als zwei japanische Divisionen befinden.

Am 8. Juli stand eine russische Abteilung bei der Station Kaitschou. Ihre Feldwachen befanden sich auf dem rechten Ufer des Kantahe. Der Feind hatte die Höhen auf dem linken Ufer des Flusses inne und befestigte seine Stellung daselbst. Eine russische Batterie

eröffnete von der Eisenbahnbrücke aus das Feuer auf die sich im Tale des Kantahe zeigenden feindlichen Streifwachen. Gegen 12 Uhr Mittags fand ein Gefecht zwischen der

russischen Kompagnie, die eine Furt westlich von der Eisenbahn bei Myndalomo beobachtete, und einer japanischen Abteilung statt. Der Feind zog sich zurück. Auf russischer Seite wurden 6 Mann ver— wundet. Am Abend des 8. Juli befanden sich gegenüber Kaitschou in der Front von der Küste bis zur französischen katholischen Mission in Janbuankou vier japanische Divisionen und eine berittene Brigade. Am 9. Juli fuhr der Gegner bei Tagesanbruch fort, gegen die russische Vorhut vorzurücken, die sich um 6g Uhr Morgens von Kaitschon zurückzog und eine Stellung 4 Werst weiter nördlich im Schuanlunsypaß einnahm. Um 10 Uhr Morgens ging die russische Vorhut unter dem Andrange des Gegners 5. Werst weiter nordwärts von diesem Paß zurück. Hier hielt sie sich unter sehr starkem feindlichen Feuer bis 2 Uhr Nach⸗ mittags, worauf sie sich in voller Ordnung auf Befehl des Abteilungschefs langsam auf eine dritte Stellung zurückzog. Auif dem rechten russischen Flügel beschoß eine berittene Batterie eine japanische Batterie, die bei Sangoischi in der Nähe der Eisenbahn stand. Die japanische Kavallerie rückte inzwischen längs des Küstenweges langsam nach Inkou (Hafen von Niutschwang) vor. Die Verluste sind noch nicht festgestellt, betragen aber, wie der Ab— teilungechef erklärt, nicht mehr als 169 Tote und Verwundete. Unter den Gefallenen befindet sich auch ein Offizier.

Ferner meldet der General Sccharow: Zwischen Toulinsa und Allotoun im Tal des Sedzyho, 40 Werst nördlich von Ssiujan, legte am 7. Juli ein Leutnant des Regiments Werchteudinsk einer japanischen halben Eskadron einen Hinterhalt. Die Japaner verloren an Toten und Verwundeten 1 Offizier und 11 Dragoner. Ein Dragoner wurde gefangen genommen. An demselben Tage begannen die Japaner mit unbedeutenden Streitkräften in das Tal, des Taisyhe vor— zurücken, und besetzten mit 2 Kompagnien und 1 Eskadron Tsiantschau. .

Aus Liaujang wird der,„Russischen Telegraphenggentur“ vom g. Juli berichtet, daß in den letzten 10 Tagen Liaujang

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Plätze waren in förmliche Seen verwandelt. . der Wege ist dem Verkehr sehr hinderlich. Trotz der

ähe der Japaner verhält sich die chinesische Bevölkerung ruhig und geht ihren gewohnten Beschäftigungen nach.

Ueber Angriffe von Chunchusen meldet der russische General Shilinski: Wie die Grenzwache berichtet, über—⸗ fielen am Abend des 4. Juli Chunchusen eine Streif⸗— wache bei der Station Sipingai, 120 Werst nördlich von Telin, und beschossen einen Militärzug. Der An⸗ griff wurde zurückgeschlagen; die Russen hatten keine Ver— luste. Am 5. Juli wurden nördlich von der Station Mudandsian, 20 Werst von Ninguta, Signalfeuer bemerkt. Eine in der Richtung dorthin ausgesandte Streifwache ent— deckte eine Chunchusenbande von 15 Mann und zerstreute sie. Ein Chunchuse wurde getötet.

Nachrichten aus Port Arthur zufolge, meldet der General Shilinski dem russischen Kriegsminister weiter, ver⸗ suchten vier japanische Torpedoboote am 2. Juli um 9 Uhr Abends in den Hafen einzudringen. „Das eine von ihnen sank unter dem Feuer einer Batterie beim Goldenen Berge, das zweite vor der Batterie, das dritte verlor den Schornstein, und das vierte entkam unversehrt. Die Stimmung der Garnison ist vortrefflich. Täglich finden Scharmützel statt. Am 1. Juli nahmen die Russen 50 japa— nische Kundschafter gefangen. In Port Arthur sind reichliche Vorräte vorhanden. Das Torpedoboot „Leutnant Burakow“ ist nach Port Arthur zurückgekehrt.“

Dem „Reuterschen Bureau“ sind aus Tschifu folgende Telegramme vom 10. Juli über die Lage in und um Port Arthur zugegangen:

Aus Port Arthur in Tschifu eingetroffene chinesische Dschunken— führer berichten, daß am 5. d. M. die Leichen von über 800 Russen, unter denen sich diejenigen von zwei hohen xrussischen Offi⸗ zieren befanden, von Chinesen nach Port Arthur gebracht wurden, und daß ein Teil der japanischen Truppen bis in eine Entfernung von sechs Meilen nach Port Arthur nach Er— oberung eines zweiten Forts auf der östlichen Seite vorge⸗ rückt sei. Ein Teil der Beamten der Russisch-chinesischen Bank in Port Arthur ist gestern in Tschifu angekommen und sagt aus, daß die Verhältnisse in der Stadt unverändert seien. Die ganze letzte Woche hindurch sei sieben Meilen von der Stadt entfernt schwer ge⸗ kämpft worden. Die Mannschaft von gestern eingetroffenen Dschunken berichtet, sie habe gestern morgen Geschützfeuer in der Höhe von Port Arthur gehört.

Aus Port Arthur Geflüchtete erzählen, daß die Ostdivision der Japaner mit Unterstützung der Flotte ohne Unterlaß im Kampfe be⸗ griffen sei, um eine die Stadt und das Hafenbassin beherrschende Stellung zu gewinnen. Die japanische Flotte schösse ohne Unterbrechung vom Morgen bis zum Abend; Tote und Verwundete kämen alle Augenblicke an; Privathäuser seien zu Feldlazaretten eingerichtet. Im Norden der Stadt fänden nur Scharmützel statt; der Vortrab des Feindes sei in der Nähe des Marinelagers. Die japanische Flotte habe die Forts in den Nächten des 2., 3. und 4. Juli von Süden her beschossen, ohne indes viel Schaden anzurichten. Dem Bericht eines Russen zufolge hätten die Japaner in der Nacht vom 6. zum 7. Juli die Spltzen des Berges Takuschan besetzt und eine Batterie dort errichtet. Der Kreuzer Nowik“! und 4 Kanonenboote wären am 7. Juli herausgegangen und hätten die japanische Batterie be⸗ schossen, die dann von russischer Infanterie umzingelt und genommen worden wäre. Die a behaupten, die Japaner hätten bei den Versuchen, an die auf Vorposten liegenden russischen Schiffe heranzu— kommen, mindestens 10 Torpedoboote verloren.

Einer Meldung des genannten Bureaus aus Tokio zufolge näherte sich Freitag nacht bei stürmischem Wetter eine Torpedobootsflottille von dem Geschwader des Admirals Togo Port Arthur. Ein Boot griff den russischen Kreuzer „Askold“ an; das Ergebnis des Kampfes ist noch unbekannt. Auf japanischer Seite wurden 2 Unteroffiziere getötet und mehrere Offiziere schwer verwundet.

Afrika.

Die „Times“ meldet aus Tanger von gestern: Der Anjerastamm habe in einem an den Vertreter des Sultans für auswärtige Angelegenheiten, Mohammed el Torres, ge— richteten Schreiben die Abberufung aller Soldaten ge— fordert, die die Straßen an der Küste östlich von Tanger be— wohnen, da sie die zum Markte gehenden Anjerafrauen belästigten. Die Anschuldigung sei wahrsche inlich begründet. Gleichzeitig drohten die Anjeras mit einem offenen Angriff auf die Truppen, falls diese nicht abberufen würden.

Nach einer Meldung desselben Blattes zögere der Sultan, das Abkommen, betreffend Einführung der algerischen Polizei in Tanger, zu bestätigen. Augenscheinlich habe er seine Ansichten über die Maßnahme infolge des von den Fanatikern in Fez auf ihn ausgeübten Drucks geändert.

Nr. 55 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 9. Juli, hat folgenden Inhalt: Amtliches: Bekanntmachung. Runderlaß vom 27. Juni 1304, betr. Veröffentlichung von Polizeiverordnungen durch „Das Schiff. Runderlaß vom 30. Juni 1904, betr. Chausseegeld⸗ tarif für Kraftfahrzeuge. Dienstnachrichten. Gutachten des Preisgerichts für den Wettbewerb zur Erlangung einer Vorrichtung zum Messen des Winddrucks. Nichtamtliches: Der Wettbewerb für eine Straßenbrücke über den Rhein zwischen Ruhrort und Homberg. Das neue Königliche Materialprüfungsamt der Technischen Hoch— schule Berlin. (Fortsetzung) Vermischtes: Auflösung der Technischen Prüfungsämter in Aachen, Berlin und Hannover. Wahl von zwei neuen Stadtbauräten in Halle . d. Saale. Wettbewerb um Ent— würfe zu einer Synagoge in Dessau. Wettbewerb um Entwürfe zu einer Lutherkirche in Chemnitz. Senkung der Gewölbe der neuen Maximiliansbrücke in München. Unfälle beim Bau der Balkal— umgehungsbahn. Bücherschau.

Nr. 31 des „Eisenbahn⸗-Verordnungsblatts“, heraus— gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 30. Juni, enlhält einen Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 28. Juni 1904, betreffend Einführung einer neuen Telegraphen⸗ ordnung für das Deutsche Reich,

Nr. 32 vom H. Juli das Gesetz, betreffend die Erweiterung und Vervollständigung des Staatseisenbahnnetzes und die Beteiligung des Staates an zwei Privatunternehmungen sowie an dem Baue von Kleinbahnen, vom 25. Juni 19604.

Nr. 33 vom 6. Juli hat folgenden Inhalt: Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 17. Juni 1901, betreffend Aenderung des Militärtarlf für Eisenbahnen. Erlasse des Ministers der öffent— lichen Arbeiten: vom 238. Juni 1904, betreffend Eisenbahntöchterhort; vom 30. Juni 1904, betreffend Beförderung von postzwangepflichtigen

Zeitungspaketen auf den Eisenbahnen. Nachrichten.

r . heftiger Regengüsse überschwemmt war; Straßen und Der morastige

Statistik und Bolkswirtschaft.

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens- und Futtermittel

betrugen im Monat Juni 1904 in Preußen nach der Stat. Korr.“ für 1000 kg: Weizen 169 (im Mat d. J. ebenfalls 169, im Juni 1903 1657) M, Roggen 131 (131 bezw. 134) (60, Gerste 132 (134 bezw. 156) A, Hafer 130 (127 bezw. 137) , gelbe Erbsen zum Kochen 227 (227 bezw. 238) S, weiße Speisebohnen 280 (281 bezw. 286) ½ς, Linsen 366 (366 bezw. 3657) 46, Eßkartoffeln 52,9 857 bezw. 60,7) M, Richtstroh 39,1 (38,5 bejw. 40,6) A6, Heu Hö, 547 bezw. Hö, 5) A6, Rindfleisch im Großhandel 1134 (1151 bezw. 1120) S; im Kleinhandel für 1 kg: Rindfleisch von der Keule 1,42 (1,43 bezw. 1,40) , vom Bauche 1,22 (1.22 bezw. 1,19) ½, Schweine⸗ fleisch L 30 (1,38 bezw. 1,365) „S6, Kalbfleisch 1,46 (1.46 bezw. 1,41) 4, Hammelfleisch 1,44 (1,42 bezw. 140) M, inländischen geräucherten Speck 1.50 (1,51 bezw. 1,63) , Eßbutter 2,20 (2.30 bezw. 2, 20) , nländisches Schweineschmalz 1,53 (1,B52 bezw. 1,657) S, Weizenmehl zur Speisebereitung 30 (0) g, Roggenmehl 25 (265) 9; für 1 Schock Eier 3,12 (3,01 bezw. 3, 04) (6

Der Durchschnittspreis aus den bedeutendsten 23 Marktorten hat sich gegen den Vormonat beim Weizen und Roggen nicht verändert. Der Preisrückgang bei der Gerste um 2 M ist zum Teil nur ein scheinbarer und hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß die sonst verhältnismäßig hohen Preisangaben von Magdeburg diesmal fehlen. Die Haferpreise 3 in den meisten Marktorten etwas gestiegen. Die Preiserhöhungen etragen: in Görlitz und Frankfurt a. O. 10, in Gleiwitz 9, in Stettin 7, in Breslau, Berlin und Paderborn 6, in Danzig, Posen und Trier 3, in Königsberg i. Pr. 2, in Köslin, Stralsund und Kiel 1 .

Feuerschäden in den preußischen Provinzen 1901.

Unter Bezugnahme auf frühere Mitteilungen über das ganze Staatsgebiet“) ziehen wir aus den Ergebnissen der Brandstatistik für das Jahr 1901 eine Reihe von Tatsachen aus, welche die einzelnen Provinzen betreffen. In der folgenden Tabelle bedeutet der Buchstabe v Brände, von denen unbewegliches und bewegliches Eigentum gemeinsam vernichtet wurde (.‚Vollbrände“), der Buchstabe i Brände mit Be— schränkung auf unbewegliches und der Buchstabe m Brände mit Be⸗ schränkung auf bewegliches Eigentum. Gemeldet wurden für 191

. . Schadenbrände in betroff. Besitzungen

Provinzen größeren kleineren Landge⸗ Guts, in auf dem Städten Städten meinden bezirken Städten Lande Ostpreußen . . v. 78 123 444 895 278 690

V , 50 m. 1719 27 6. 1 96 Westpreußen . v. 107 103 4123 75h 260 561 . 1165 22 56 ,, . 77 m. 756 71 35 15 8327 148 St. Berlin. . . 165596 ö ö . 89. 1. 606 . . K ö m. 9337 86557

Brandenburg. v. 409 202 653 1065 698 894 1, 115 74 191 h 299 m. 3 604 283 884 80 3887 971 Pommern. . . v. 105 137 278 133 686339 552 J 67 32 47 3 99 119

VJ i 6 ö JJ I /; öh ß aa 15

Ghlesten . 26 113 975 117 373 1271

. 44 234 93 233 330

m. 2634 155 194 52 2789 246

a hseen bi 630

1 51 200 47 180 249

m, h 162 231 39 ?

Schl. „Holstein v. 276 1066 466 37 402 547 1

229 35 56 5 265 61 m. 1323 133 75 8 1456 83

Hannover... v. 315 153 777 , 83 380

m. 808 139 217

4

4

. 1 West alen 7. 278 156 699 1 474 788 h 96 55 227 1 151 242 J . S566 377 Hessen⸗Nassau v. 235 140 280 6 560 1148 1 64 86 181 4 150 1837 ; ͤ . 198 175 9 563 184 Rheinland .. v. 707 267 1133 1047 1409 i. 521 104 346 671 396 ; Hohenzollern . V 3 19 3 21 i. 3 3 m. 3 4 WM 3 4.

. Wären sämtliche Brände zur polizeilichen Beschreibung auf der Zählkarte gelangt, so müßte man der Gruppe größere Städte stpreußens die oberste Stelle betreffs der Verhinderung des Umsich— greifens zuweisen; denn hier wurde, wenn eine Hauptart des Eigentums vom Feuer ergriffen war, die andere höchst selten ins Mitleiden gezogen. Bei derselben Gruppe zeichneten sich ferner Brandenburg, Posen und Schlesien aus, infofern' das Feuer vom unbeweglichen oder vom beweglichen Eigentume noch nicht im zehnten Teile der Fälle auf die andere Eigentumsart übersprang, was in Hessen⸗Nassau schon bei einem unter drei Fällen geschah. Bon der Gruppe kleinere Städte sind Ost., Westpreußen und Pofen so ungünstig gestellt, daß die gemeldeten Fälle sich in der Mehrzahl auf unbeweg⸗ liches und bewegliches Eigentum gemeinsam erstreckten. Das ist übrigens Regel, bei den Landgemeinden außer Brandenburg und Hessen⸗Nassau mit vielen städtisch gebauten Ortschaften, auch bei den Gutsbezirken des Nordostens und Schleswig -Holsteins. Der Brandschaden verteilte sich 1901 auf unbewegliches und be— wegliches Eigentum in Stadtgemeinden mit Tausenden Mark: größere Städte kleinere Städte

Provinzen Immo⸗ dazu Mo‘ Immo, dazu Mo⸗

. bilien Motoren bilien G bilien Motoren bilien Atpreußen J. 16 362 748 986 Westpreußen - , . 1641 450 ( 425 Stadt Berlin 871 1332 Brandenburg. . 888 4 1056 7h 19 772 3 6 187 696 16 457 kJ , ; Schlesien 54 11 435 364 285 Sachsen 489 504 557 5 546

Schleswig. Holstein. 78 15 258 335 2 313

Vannover .. 2567 17 306 527 J 470 K Hessen. Nassau K 369 630 438 Rheinland 2702 9 , 1001 33 1534 Hohenzollern. ; 4 2

insgesamt . 9814 354 9 320 2202 239 7 402.

Von den Gebraucheklassen des beweglichen Eigentums waren mit dem absolut höchsten Schadenwerte bei den größeren Städten ver= treten: Vieh in Rheinland. mit 12, Ernteerzeugnisse usw. in Sachsen (über n / g des ganzen Mobilienverlustes mit 69, Brennstoffe in Heffen⸗ Nassau (über 4) mit 88, gewerbliche Rohstoffe in Rheinland mit 367, Waren in Westpreußen (über ) mit 1322, Kleider usw. in Berlin (über ) mit 4385, Werkzeuge ujw. in Rheinland mit 375 und nicht unterschiedene Gegenstände daselbst mit 138 Taus. Mark. Rohstoffe nahmen in Westfalen über ein Viertel, Waren in Ostpreußen und Schlesien über die Hälfte, dagegen in Pofen noch kein Fünftel, Kleider

) Vgl. Nr. 22 des Reicht⸗ 26. n, . ; 6

und Staatganzeigerzꝰ vom

und Hautrat in Pommern über die Hälfte, in Posen. Schleswig— Holstein und Westfalen über ein Viertel, Arbeltsmafchinen zc. 9. Brandenburg und Hannover Über ein Viertel des Mobiliarschadens weg.

Bei der Grußpe kleinere Städte ist mit dem höchften Werte an verbranntem Vieh Hannover mit i an landwirtschaftlichen Erzeug⸗ nissen Brandenburg' mit 182, an Brennstoffen Sachsen mit II, an Rohstoffen Westfalen (über n) mit 109, an Waren Rheinland (über mit 56, an ausrat. Ostpreußen mit 2905, an Werkzeugen Rheinland (über 3 der Mobilien) mit 545 und an nicht unker— schiedenen Dingen Wesspreußen mit. 47 Taus. Mi. vertreten. Mehr als die Hälfte deg zerftörten Mobiligrwertß beanspruchten ferner in Vohenzollern, mehr als ein Viertel in Schlezwig-Holstein die Ernte⸗ erzeugnisse, mehr als ein Sechstel in Letzterer Provinz die gewerblichen Rohstoffe, mehr als ein Drittel in Westpreußen und Hessen-Raffau die Waren, in Pommern und Hannover der Hausrat, in Branden burg und Posen das Werkgerät.

Auf dem Lande wurden im Jahre 1901 Tausende Mark durch Feuer vernichtet.

in Landgemeinden an / in Gutsbezirken an

in den 5 3

; Immo⸗ daju Mon Immo. dazu Mo⸗ previnzen bilien Motoren bilsen Plilien Motoren hllien Ostpreußen 1496 3 1135 568 . 435 Westpreußen . ö 335 1984 432 1 441 Brandenburg. 2244 1741 813 766 Pommern. .. . 1442 1 h 11g, . . 3 726 648 546 Schlesien. 2402 90 1754 775 e. 627 ö 6533 Schleswig⸗Holstein. 2390 15736 273 151 Hannover. . 7 337 1 Westfalen 3330 13852 6 ö 5 Hessen Nassau .. 2 824 16390) 35 25 Rheinland w 35 2838 . J ö. Hohenzollern. .. 49 33 ö. . . ins gesamt 28 470 230 19572 43898 77 4433.

Die höchsten Beträge des Verlustes an den einzelnen beweglichen Vermögenzarten der Landgemeinden fallen beim Vieh auf Hannober mit 176, bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen auf Sachsen (über * des Mobiliarschadent) mit 681, bei Brennstoffen auf Brandenburg mit 33, bei gewerblichen Rohstoffen auf Ftheinland mit 242, bei Waren auf Hessen-Nassau (über Ia) mit 687, bei Hausrat auf Rheinland mit 89h, bei Werkzeug auf Hannober mit 371 und bei nicht, unterschiedenen Gegenständen auf Hessen⸗Nassau (über 15) mit 722 Tausend Mark. Außerdem ist zu bemerken, daß in Posen über zwei Fünftel und in Hessen⸗Nassau noch nicht ein Achtek des Mobiliarschadens als vernichtete landwirtschaftliche Erzeugnisse, in Westfalen und Hohenzollern über ein Drittel als Haugrat, in Brandenburg und Posen über ein Fünftel als Werkgerät angegeben ist.

Die Gutsbezirke erlitten an Vieh in Brandenburg 107, an Ernte in Schlesien (über J des Mobiliarschadens) 476, an Brennstoffen in Westpreußen 9, an Rohstoffen der Gewerbe in Pommern 168, an Waren daselbst 71, an Haugrat ebendort 92, an Werkgerät wieder in Pommern 155 und nicht gesonderten Gegenständen gleichfalls (über! /s) i66 Tausend Mark Schaden. Neben diesen Höchstzahken kommen in Betracht: Ostpreußen und Hannover beim Vieh mit mehr als einem Sechstel ihres ganzen Mobiliarverlustes, Schleswig⸗Holstein, Hannover und Westfalen bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen mit über einem Viertel. Westpreußen, Brandenburg, Westfalen und Hessen-Nassau beim Werkgeräte mit über einem Sechstel.

Der Gesamtschaden an beweglichen Gegenständen verteilte sich im Jahre 1901 auf die in der Brandzählkarte einzeln behandelten Gebrauchsklassen mit Tausenden Mark, wie folgt:

Guts⸗

rößere kleinere Landge⸗

. Klassen taͤdte Städte meinden bezirke Di 33 39 843 358 landw. Erzeugnisse u. Viehfutter 203 898 b 465 2528 Brennstoffe .. 67996 63 254 37

Vorräte gewerblicher Rohfloffe . 712 690 134

fertige und halbfertige Waren . 490902 2010 2675 109 Möbel, Kleider, Wäsche, Betten 2233 1566 4593 358 Arbeitsmaschinen und Werkzeuge 1294 1824 2641 610

2411 298 196577 4455. (Stat. Korr.)

nicht unte 5351 291 überhaupt 9320 7402

Zur Arbeiterbewegung.

Bei den Straßenunruhen in Brest infolge des Ausstands der Straßenbahnangestellten (vergl. Nr. 160 d. Bl.) wurden 17 Soldaten und 12 Gendarmen sowie viele Personen, die sich an den Kundgebungen beteiligt hatten, verwundet; 29 Personen wurden verhaftet.

Blättermeldungen aus Boryslaw in Galizien (vergl. Nr. 160 d. Bl.) zufolge befinden sich dort jetzt 6060 Arbeiter der Petroleum gruben und 1900 bei Herstellung der Reservoirs der „Petrolea“ beschäftigte Handwerker im Ausstande. Das zur Verhütung von Ruhestörungen entsandte Militär ist in Boryslaw eingetroffen.

Die Bäckergesellen in Rom beschlossen, W. T. B.“ zu⸗ folge, in den Ausstand zu treten. Die Behörden haben die not— wendigen Maßregeln getroffen, um die Stadt vor Mangel an Brot zu bewahren.

Kunst und Wissenschaft.

Nach den Amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunstsamm— lungen wurden für die Königlichen Mufeen im ersten Vierteljahr 1904 ferner u. a. erworben:

Für die ethnologische Abteilung des Museums für Völkerkunde neun Lanzen, aus Südindien und von den Philippinen, silberne Fußringe einer Tamilfrau, eine gut geordnete Sammlung persönlicher Gebrauchsgegenstände, mit Bezeichnung in azerbai— dschanischem Türkisch. Gebrauchsgegenstände aus Arabien, sehr schön geschnittene Steine sowie ein wertvoller Säbel, gute

Fayenceleller und ein reichgestickter Derwischrock. Ferner: Ein großes Stück Tusche aus Kaiserlichem Besitz. Vier

Bilder aus der Serie der Feldherren. und Staatsmännerporträts, welche Kaiser K'ien⸗lung anfertigen ließ: Porträts des Fuschao, Aschakiltu, Looge, Samtan. Fünf Porträts von Mandarinen bezw. Mandarinenfrauen. Eine mandschurische Handschrift, Folio, in gelbe Seide gebunden: Band 1030 der Uebersetzung des Ta⸗Tfing hui tien, aus der Kaiserlichen Privatbibliothek in Peking stammend. Zwei Körbe aus dem Atelier „‚Chikkssais, Probe moderner japanischer Bambusflechtkunst. Proben japanischer Farben, Seiden, stoffe und Papiere zum Malen.

Das Kaiserliche Gouvernement von Ostafrika überwies den gesamten Arznei und Jauberschatz cines Mganga au Karonga; der Oberleutnant Wolfgang Schwartz eine sehr wertvolle Sammlung von S6 augerlesen schönen Stücken aus Ruanda und vom Kivusee; der. Oberleutnant von Ledebur eine, geschnitzte Figur, fünf geschnißzte Holzgefäße, ein Schwert und ein Sichelmesser aus Urua und Urundi; der Pastor Röhl ein Zaubergefäß aus Usambara. Gekauft wurde eine Sammlung von 120 Nummern aus Usafua und Usango und eine andere von 390 Nummern aus Pare und von den Oschagga.

Für die westafrikanische Abteilung schenkme der Kaiserliche Gouverneur von Puttkamer eine Sammlung von Schnitzwerken und Tanzilleidern der Bangwa; Herr Carl May eine Sammlung von 36 Schnitzwerken und anderen ethnographischen Gegenffänden aut Angola; der Bezirksleiter Geo A. Schmidt eine Sammlung don Zaubergeräten und verwandten Gegenständen aus Atakpame; Dr. Heim einzelne ausgewählte Stücke aus Südkamerun und Togo; das Museum für Völkerkunde in Hamburg vier kleine alte Bronzeschellen aus Benin und einen besonderg merkwürdigen Bronze— kopf zur Nachbildung in Gips. Angekauft wurden zwei Samm-

lungen aus Kamerun, im ganzen 64 Stücke.

DVelbrück⸗Halle, „Abänderung des §I75 R. Str. G. B. von ere er

Für die ozeanische Abteilung übergab der Fregattenkapitän von Burski eine Sammlung von , . schönen und ungewöhnlichen Stücken von Truk, St. Matthias, Neubritannien und von den Salomonen; Herr W Wostrack zwei Sammlungen mit im ganzen . . Stücken, meist von den Salomonen und von dem Bismarck archipel.

Für die nordamerikanische Abteilung wurden ausgewählte Sammlungen von Siouxstämmen (Gros Ventre, Assiniboin, Blackfeet. Sioux) und Algonkin (Oeschibwe, Menomoni, Sae, Fox), neben Gebrauchsgegenständen besonders ornamentierte Stücke enthaltend, angekauft, z. B. zu Zeremonien gebrauchte Kleider, Mokassins, Taschen (parflèché);, ein mit dem Bild der Otter u. a. bemaltes Zeremonialzelt der Piegan u. dgl. m. Einige Photo⸗ graphien von Apache, Navaho, Juma, Pima, Maricopa, Papago.

Der vorgeschichtlichen Abteilung wurden zahlreiche Geschenke an Ausgrabungen überwiesen.

Dem Kun stgewerbemu seum schenkte der Professor A. Fischer 1 ö ein Kostüm, Seide bestickt. Frankreich, TVIII. Jahr- undert.

In der Nationalgalerie wurden das A. von Werner in Auf— trag gegebene „Bildnis des Generals der Infanterie Konstantin von Alvensleben‘ und die bei Th. Rocholl bestellten Gemälde Der Zug des Grafen Vork nach Kalgan und „Der Einzug des Gencral⸗ feldmarschalls Grafen von Waldersee in Peking“ abgeliefert.

Gestützt auf das Entgegenkommen der bayerischen Staats— regierung, hat das Zentralkomitee der IX. Internationalen Kunstausstellung zu München 1905, in dein alle Gruppen der Künstlerschaft vertreten sind, beschlossen, zugleich mit der Inter- nationalen Kunstausstellung eine große Lenbach-Ausstellung zu beranstalten, für die das gesamte Kunstausstellungsgebäude am Königs platz in München während der Monate Juni bis Oktober zur Verfügung gestellt würde. Durch eine Auswahl der hervorragendsten Schöpfungen Lenbachs soll ein Ueberblick über fein ganzes Lebenswerk gegeben werden. Alle. Perioden seines künstlerischen Entwicklungganges von den frühesten Anfängen his zu, seinem Ende sollen in charakteristischen Werken vertreten sein. Die Aufstellung und Anordnung der Sammlung soll im Sinne des Meisters erfolgen, das heißt in einem Rahmen erlesener Erzeugnisse dekorativer Arbeiten der e, Die Vorarbeiten für die . haben bereits begonnen. Der Kommission gehören n. Vorsitzender: Professor Rudolf von Seitz; Schriftführer: Profesfor Benno Becker; Karl Albert Baur, Professor Wilhelm bon Rümann, Franz Schmid-Breitenbach. Die Koömmisston wäre dankbar für Mit- teilungen über Werke aus der Frühzeit des Meisters.

Literatur.

Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Straf— rechts reform, unter ständiger Mitwirkung von Sr Alfred Kloß, Staatsanwaltschaftsrat in Halle a. S,, Dr. Karl von Lilien thal, ord. Professor der Rechte in Heidelberg, und Dr. Franz von Liszt, ord. Professor der Rechte in Berlin, herausgegeben von Professor Dr. med. Gu stav Aschaffenburg in Halle. J. Jahr⸗ gang, 1. und 2. Heft. Heidelberg, Karl Winters Universitãts⸗ buchhandlung. Abonnementspreis jährlich 20 SV Die Anschauungen von Recht und Unrecht, von dem Wesen des Verhrechenz und der Natur des Verbrechers, von den Wirkungen der Strafe auf den einzelnen und die Gefamtheit haben im Laufe der Jahre erhebliche Wandlungen erfahren. Allenthalben sind neue Fragen aufgetaucht, die der Beantwortung noch harren, Gedanken, die erst noch gusreifen müssen, bevor sie nutzbringend ver⸗ wertet werden können. Immer mehr drängt 6c die Notwendigkeit hervor, die Prophylaxe des Verbrechens auszubilden, die Jugendlichen zu schützen, den dauernden Rückfall zu verhindern. Die Umgrenzung des Begriffs der verminderten Zurechnungsfähigkeit und mehr noch die Schwierigkeit, in welcher Weise der Staat sie behandeln, ihre Gefähr⸗ lichkeit beseitigen kann, nimmt in wachsendem Maße das Interesse aller Beteiligten in Anspruch. Die große Gefährdung der öffentlichen Rechtssicherheit durch die Geisteskranken verlangt die Klarstellung, wie diesem Mißstand abgeholfen werden kann. Der i en scht ichen, unvoreingenommenen Forschung auf diesem Gebiete will die hier angezeigte neue Zeitschrift dienen, deren Aufgabe nach dem Pro⸗ spekt sein soll, „eine Reform des Strafrechts anzubahnen auf der zuverlässigen Grundlage, die allein die Wissenschaft geben kann“, „dazu beizutragen, das Strafrecht psychologisch zu ver⸗ tiefen“. Insbesondere will sie sich beschäftigen mit den Ursachen der Verbrechen (Statistik, Analyse bestimmter Gruppen und Einzel- fälle), mit der Psychologie und Anthropologie des Verbrechers, mit der Wirkung der Strafen und dem Gefängniswesen unter be⸗ sonderer Berücksichtigung eines Strafvollzugsgesetzes (Einzelhaft, Progressivsystem, Gefängnispsychosen, bedingte Begnadigung und Ver⸗ urteilung), mit den ethischen, rechtlichen und sozialen Grundlagen des Kampfes gegen das Verbrechen, mit der Prophylaxe des Verbrechens, der Fürsorge⸗ und Zwangserziehung (Arbeits häuser, Arbeitskolonien), mit der strafrechtlichen Verantwortlichkeit Geisteskranker, vermindert Zurechnungsfähiger, Jugendlicher und Taubstummer; in kritischer Be⸗ trachtung mit den im In- und Auslande bestehenden Gesetzen und Gesetz⸗ entwürfen sowie den Entscheidungen der höchsten Gerichte und mit den . pathol ogischen Erscheinungen (Prostitution, Bettel und Landstreicherei, Massenpsychologie). Die vorliegenden beiden ersten Hefte enthalten u. a. folgende Beiträge: Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform' von Professor Dr. med. Aschaffenburg, „Schutz der Gesellschaft gegen ge⸗ meingefährliche Geisteskranke und vermindert Zurechnungsfähigen vom Geheimen Justizrat, Professor Dr. jur. von Äszt, ‚Der Kampf der Kriminalistenschulen im Lichte des Falles Dippold von Professor Dr. jur. Kohlrausch⸗Königsberg, „Ueber den heutigen Stand der Lehre vom „geborenen Verbrecher“ von Privatdozent Dr. Gaupp⸗Heidelberg, Die Nutzbarmachung der Kriminalstatistiks von Professor Dr. von Mayr⸗Muͤnchen, „Die Behandlung der vermindert Zurechnungsfähigen im Vorentwurf zu einem schweizerischen Strafgesetzbuch“ von Privat- dozent Dr. jur. Hafter⸗Zürich, „Zur Behandlung Gemeingefährlicher“ von Professor Vr. med. Bleuler⸗Zürich, Ueber den Wert der sog. Degenerationszeichen“ von Medizinalrat Dr. Näcke⸗Hubertusburg, „Zur Statistik der bedingten Begnadigung“ von Dr. jur. Grafen zu Dohna in Halle, ‚Zur Frage des ärztlichen Berufsgeheimnisses! von Privat- dozent Dr. jur. Litten Halle, Bemerkungen zu dem Prozesse des Prinzen Prosper Arenberg“ von Professor Pelman⸗Bonn, Verfügung des Justiz-⸗ ministers über die geistige Beschäftigung der Gefangenen“ von Staats- anwaltschaftsrat Kloß⸗Halle, „Ungarische Normalverordnung über die Behandlung gefährlicher Geisteskranken“ von Dr. med. Stranzky⸗Wien, Zur Reform der 173 und 174 R. Str. G.⸗B.“ von Privatdozent Dr. med. Gaupp⸗Heidelberg, Familienmord ! von Dr. med. Steg⸗ mann-⸗Dresden, „Alter der Strafmündigkeit?! von Gerichtsassessor Dr. Dittenberger⸗Halle, K Behandlung der geistig Minderwertigen vom Geheimen Justizrat, Professor Dr. Kahl Berlin, „Zum Schutz der Gesellschaft gegen gemeingefährliche Geisteskranke und vermindert Zurechnungsfählgen von Staatsanwaltschaftsrat

Dr. med. Aschaffenburg⸗Halle; II. Versammlung württembergischer Juristen und Aerzte in Stuttgart am 20. März 1994 („Die Geistes⸗ schwäche als Entmündigungsgrund?, Das Berufsgeheimnis und Zeugnis⸗ verweigerungsrecht des Arztes und Rechtsanwalts“, ‚„Querulanten und Pseudoquerulanten)).

Land⸗ und Forstwirtschaft. Saaten stand in Rußland.

Das Kaiserliche Konsulat in Helsingfors berichtet unterm 27. v. M.: Nach amtlichen Veröffentlichungen ist der Winterroggen, die Hauptbrotfrucht des Landes, im allgemeinen leidlich durch den Winter gekommen. Sein Stand ist in Nylands⸗-Län gut. Aehnlich ist es in den ubrigen südlichen Teilen des Landes, nur wird darüber geklagt, a die Saaten infolge der kalten Witterung im Wachstum zurück geblieben sind. In den mittleren und besonders in den nördlichen