1904 / 170 p. 18 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jul 1904 18:00:01 GMT) scan diff

lichen Lage gewesen, daß sich auf dem holländischen Verbrauchs⸗ gebiete die Walzdrahtproduzenten von England, Belgien und Deutschland begegnen; sie kaufen billigen Walzdraht und haben billigere Arbeitslöhne. Aber daß Deutschland an der Aus⸗ fuhr von Walzdraht, soweit das Inland seine Produktion nicht aufnimmt, seinen Anteil haben will, ist sehr berechtigt, und es wird darum gekämpft aus Rücksicht auf die Arbeiter, die in der Walzdrahtindustrie beschäftigt sind, um diesen eine ständige Arbeitsgelegenheit zu geben. Das ist gerade ein Punkt, der ausgesprochenermaßen oftmals für unsere Beschlüsse leitend gewesen ist: die Rücksicht auf die Arbeiter.

Fabrikbesitzer Franken-⸗-Gelsenkirchen: Meine Herren! Ich möchte die Herren Fabrikanten von gezogenen Drähten darauf aufmerksam machen, daß es auch ein großer Mißstand ist, daß gezogene Drähte für ausländische Fabrikate exportiert werden und daß dann diese als fertiggestellte Waren wieder vielfach hereinkommen. Also ich mache darauf aufmerksam, daß eine ganze Menge sogenannter Drahtgeflechte von England nicht allein nach Holland, unserm Nachbarstaate, exportiert werden, sondern auch selbst über die deutsche Grenze. Der Artikel Geflechte ist nach meiner Auffassung noch lange nicht erschöpft und der Verbrauch darin wird noch immer größer werden, und ich meine, da wäre es Aufgabe unserer ein— heimischen Industrie, dem Artikel mehr Aufmerksamkeit zu⸗ zuwenden und auch dafür einzutreten, daß diese Geflechte im Inlande noch mehr angefertigt werden und man muß also den Konsumenten drüben jenseits des Kanals nicht solche Vorzüge bieten, welche unsere Kleinindustrie schwer schädigen.

Da ich aber nun einmal das Wort habe, so möchte ich darauf aufmerksam machen, daß ich als Fabrikant und Ver⸗ braucher von Walzdraht augenblicklich keine Ursache mehr habe, zu klagen. Es ist vorhin von den sieben Lehrjahren gesprochen worden und manche Härten sind beseitigt worden. Und dann ist noch die Rede gewesen von den Zahlungs⸗ bedingungen, von den Härten, die in bezug hierauf heute existierten. Ich meine, das ist einmal so der Welt Lauf, raschen Umsatz der Betriebskapitalien zu fördern, dabei können wir nichts machen. Allerdings muß man auch da sagen: leben und leben lassen. Bei der Einziehung von Schecks auf Berlin muß man für diese nicht noch Botenlöhne rechnen.

Vorsitzender: Die Ausführungen des Herrn Vorredners bezogen sich zwar nicht auf die Frage 13, sondern auf Punkte, die eigentlich schon vorher erörtert waren. Aber ich nehme an, daß die Herren damit einverstanden sind, daß, wenn jemand versäumt hat, rechtzeitig zu einer Frage das Wort zu nehmen, wir ihm nachträglich das noch gestatten, sofern er Neues beizubringen hat.

Bergrat Gothein-Breslau, M. d. R.: Herr Direktor Meyer hat ausgeführt, daß in Holland der Draht so billig sei, weil da von jeher auch von England Draht angeboten wäre und die gegenseitige Konkurrenz die Preise dort herab— gedrückt hätte. Nun war es mir nicht bekannt, daß England Walzdraht in nennenswertem Umfange exportiert hatte. England ist ein Konsumland für Walzdraht und importiert im Gegenteil kolossale Mengen davon. Ich weiß nicht, ob das früher so überaus anders gewesen ist.

Geschäftsführer Stuve-Cöln: Meine Herren! Als Ge— schäftsführer des Drahtgeflechtverbandes möchte ich doch darauf aufmerksam machen, wenn der geehrte Herr Vorredner Franken behauptet hat, der Bedarf an Drahtgeflechten könne durch die bisherigen Werke nicht gedeckt werden, vielmehr verlangt hat, es sollten noch mehr Werke dazu übergehen, die Drahtgeflechte in die Fabrikation aufzunehmen, daß dieses nicht der Fall ist; ich möchte als Geschäftsführer des Verbandes dringend warnen (GHeiterkeit), dieses zu tun. Denn aus Erfahrung weiß ich, daß der Bedarf in Drahtgeflechten, dessen Verkauf sich nur auf eine ganz kurze Zeit des Jahres, auf drei Monate, be— schränkt, durch die bisherigen Werke nicht allein gedeckt wird, sondern daß sogar die Werke bedeutend mehr fabrizieren und dieses Mehrquantum nach dem Auslande hin zu billigeren Preisen exportieren müssen. Ich möchte also dringend davor warnen, etwa den Artikel noch in erhöhtem Maße zu fabrizieren. (Heiterkeit; Wir werden auch, was die Preise betrifft, durch die Händler selbst dazu gezwungen, unsere Preise ganz be— deutend herabzusetzen, was nicht notwendig wäre. Wenn wir mit unseren Preisen hinausgehen, so kommen unsere Händler im allgemeinen und kaufen zu diesem Preise. Es gibt aber eine ganz bedeutende Firma in Hamburg, die auf Grund ihrer früheren Beziehungen zum Ausland, zu England, dann mit unseren Preisen in der Hand zu den englischen Fabrikanten hingeht und bittet: wenn der deutsche Fabrikant so liefern kann, dann kannst du jedenfalls noch billiger liefern nach Hamburg und uns dadurch unsere Preise wieder drückt. Die Preise sind so billig von uns angesetzt, daß der Artikel wirklich nicht mehr lohnend ist. Das möchte ich hier doch konstatiert haben.

Kommerzienrat Hegenscheidt-Friedenshütte: Meine Herren! Bezüglich des Punktes 13, der die Arbeitslöhne behandelt, möchte ich erwähnen, daß nach meinen Erfahrungen die Löhne außerordertlich gestiegen sind und nicht zum mindesten aus dem Grunde, weil die Syndikate in der Draht⸗ industrie wegen gleichmäßigerer Beschäftigung und besserer Verkaufspreise die Möglichkeit hierzu boten. Wie vorhin bereits erwähnt, ist positives Zahlenmaterial hierüber nur von den einzelnen Werken erhältlich, weil das Syndikat einen Einfluß auf Lohnverhältnisse direkt nicht genommen hat.

Ich bin in der Lage, Ihnen mitzuteilen, daß in Schlesien die Löhne in der Drahtindustrie im Laufe von 17 Jahren eine Steigerung von 70 ½ erfahren haben, wenn ich auf die Löhne von 1887 zurückgreife. Es ist das eine Lohnerhöhung, die in diesem Umfange nur erreichbar war, weil jener Industrie der Schutz der Verbände zugute kam.

Herr Bergrat Gothein wünschte Aufklärung über die Behandlung der Auslandspreise, worauf ich noch kurz eingehe, wenn ich damit auch auf einen Punkt zurückgreife, den wir früher bereits behandelt hatten.

J

Meine Herren, die Drahtverbände, speziell das Syndikat, welches wir erst später berühren werden das Drahtstift⸗ syndikat waren die ersten in der Eisenindustrie, welche sich vor die Aufgabe stellten, den In- und Auslandsabsatz zu regulieren.

Das Drahtstiftsyndikat kam seinerzeit unter dem Drucke der schwierigen Verhältnisse in der betreffenden Industrie zustande, weil die Gefahr vorlag, den Export hierin zu ver— lieren.

Die erste Aufgabe der betreffenden Syndikate ich spreche hier sowohl von dem Walzdraht- als auch von dem Drahtstiftsyndikat war es, mit den Rohstoffverbänden in Verbindung zu treten, um Vereinbarungen für den Export zu treffen.

h Das Walzdrahtsyndikat, welches heute noch besteht und seit dem 1. Januar 1902 in Kraft ist, hat in bestimmter Form den Grundsatz aufgestellt, die Inlandsverkaufspreise von denjenigen des Weltmarktes abhängig zu halten. Im Inlande werden die Preise so bemessen, sodaß die hiesige ver—⸗ feinernde Industrie mit ihren Exportmengen dem Auslande gleichgestellt bleibt. Dieser Grundsatz ist bei der Preispolitik auch tatsächlich und strikte durchgeführt worden. Ich erinnere speziell an die Periode im Jahre 1903, wo ohne eine andere Veranlassung im Inland der Walzdrahtpreis herabgesetzt wurde, weil eine erhebliche Preisermäßigung für den Exportdraht notwendig war. Es hat sich damals die konsumierende Industrie über jenen Preisrückgang fast beschwert, weil selbst— verständlich die Rückwirkung der Ermäßigung des Rohstoffs auf den Markt in Fertigwaren nicht ausblieb und die be⸗ treffende verbrauchende Industrie nicht wußte, daß lediglich die Aufrechterhaltung dieses Grundsatzes die Veranlassung war. Man wollte die hier verarbeitende Industrie, soweit die Aus— fuhr in Fertigfabrikaten in Frage kommt, unter keinen Um— ständen im Rohstoff dem Auslande gegenüber zurücksetzen.

Fabrikbesitzer Springmann-Hagen i. W.: Meine Herren! Die Frage der Preisregulierung im Auslande ist eben an— geschnitten, und es dürfte Sie im allgemeinen interessieren, wie wir eigentlich zu dieser Preispolitik gekommen sind. Da müssen wir zurückgreifen auf das Jahr 1897, wo die Ver—⸗ einigten Staaten von Nordamerika anfingen, im gewaltigen Maße die Fertigerzeugnisse des Drahtgewerbes zu sehr niedrigen Preisen auf den ausländischen Markt zu bringen, ganz be— sonders nach Japan und China, so zwar, daß die damals der deutschen Industrie angestammten Absatzgebiete ihr vollständig genommen und entrissen wurden. Wir haben uns also damals fragen müssen, was ist da zu tun. Und wenn Sie nun be— rücksichtigen, meine Herren, daß mit jeder Tonne Drahtstifte vier Tonnen Kohle exportiert werden, so liegt es ja sehr nahe, daß man sich mit den Rohstoffsyndikaten in Verbindung setzte und dieselben darauf aufmerksam machte, wie sehr sie selbst dadurch geschädigt wurden, wenn diese Ausfuhr an Draht— erzeugnissen ganz aufhören sollte. Und so bin ich damals als Syndikatsvorsitzender mit verschiedenen hier anwesenden Herren Herr Kommerzienrat Wiethaus ist mit dabei gewesen bei den einzelnen maßgebenden Herren des Kohlen⸗ syndikats gewesen, um diese darauf aufmerksam zu machen, welche Einbuße das Kohlensyndikat erleiden würde, wenn die Exporte des deutschen Drahtgewerbes fernerhin aufhören sollten, und wir haben sofort vollkommenes Interesse für diese Sache bei dem Kohlensyndikat gefunden. Das Kohlensyndikat hat sich damals bereit erklärt, in der Sache etwas zu tun, ebenso der Halbzeugverband, und auf diese Weise sind die gemeinsamen Vereinbarungen entstanden zu dem Zwecke, um uns die an— gestammten Absatzgebiete auf der Erde zu erhalten und sie nicht den Amerikanern vollständig überlassen zu müssen.

Dann ist die Rede gewesen von der holländischen Konkurrenz. Ja, meine Herren, wenn wir nach Holland Walzdraht verkaufen, dann setzen wir nicht per se einen billigen Preis fest, sondern der billige Preis wird uns vom Auslande normiert und wir haben uns zu fragen: sollen wir das Geschäft annehmen oder sollen wir es nicht annehmen. Hier handelt es sich auch um ein angestammtes Absatzgebiet, und so traurig das gewiß ist, wenn man billig verkaufen muß, wir müssen diese Geschäfte mitnehmen im Interesse unserer Arbeiter, um Beschäftigung zu haben, und so sind wir dazu gekommen.

Wenn Herr Bergrat Gothein gemeint hat, England exportiere ja keinen Walzdraht, so mache ich darauf aufmerksam, daß das Deutsche Walzdrahtsyndikat auf dem Weltmarkt zu konkurrieren hat mit englischen Händlern, die Knüppel von Nordamerika kaufen, sie in England zu Draht auswalzen lassen und damit dem Deutschen Walzdrahtverband auf dem Welt— markt Konkurrenz machen. Wir haben uns also in jedem einzelnen Falle zu fragen: sollen wir das Geschäft schießen lassen oder ist es nicht besser, daß wir es abschließen im Interesse unserer Arbeiter. Im Prinzip sind wir im Walz werk⸗ verband wohl alle darin einig, daß es durchaus verkehrt ist, Rohstoffe zu exportieren. Ich für meine Person habe mich bei den kontradiktorischen Verhandlungen über den Halbzeug— verband sehr ernst darüber ausgelassen, daß eine so große Menge Halbzeug zu sehr billigen Preisen nach dem Ausland exportiert wird und daß die gesamte Verfeinerungsindustrie bei uns in Deutschland dadurch geschädigt wird. Wir sind uns darüber einig, daß nicht nur das Halbzeug, sondern auch der Walzdraht, in gewissem Sinne zu den Rohstoffen zählt und daß nach Möglichkeit auch der Export in Walzdraht be— schränkt werden soll, und wenn ich vorhin gesprochen habe von Bestrebungen, die in diesem Augenblicke obwalten, von den Bemühungen, einen großen Verband des deutschen Draht— gewerbes ins Leben zu rufen, dann betone ich hier ausdrücklich, daß ein Hauptmoment dabei ist die Absicht, möglichst nur verfeinerte Fabrikate des deutschen Drahtgewerbes zu exportieren, weil wir nicht wollen, daß das Ausland vermöge Kaufs unserer Rohstoffe zu billigen Preisen unserer Fertigindustrie fernerhin Konkurrenz macht. (Sehr richtigh

Bergrat Gothein-Breslau, M. d. R.: Herr Fabrik⸗ besitzer Springmann sagt, der billige Preis wird vom Aus— land diktiert. Ja, es wird aber gerade von den ausländischen

Konkurrenzfirmen immer sehr lebhaft darüber geklagt, daß Deutschland die billigen Preise im Ausland durch sein Angebot schaffe. Es wird ja nicht möglich sein, darüber volle . herbeizuführen, das wird auch von Fall zu Fall verschieben liegen: es wird in einem Falle so sein, im anderen anders, und das läßt sich hier leider nicht alles genau feststellen.

Was sodann die Frage der Arbeiterlöhne anlangt, so glaube ich, ist diese überhaupt in diesem Fragebogen ziemlich überflüssig. Die Frage der Arbeiterlöhne ist die von Angebot und Nachfrage. Ist in der Industrie überhaupt große Beschäftigung vorhanden, so werden die Arbeiterlöhne steigen; ich erkenne übrigens an, daß man in den Zeiten vorüber— gehenden Niederganges bestrebt ist, um sich seinen Arbeiter— stamm zu erhalten, die Löhne nicht entsprechend der un— günstigeren Lage der Industrie herabzusetzen.

Speziell die Angaben des Herrn Kommerzienrats Hegen— scheidt über die Entwickelung der Löhne in Oberschlesien würden ja auch von tieferem Gesichtspunkt aus zu beurteilen sein. Aber seine Darlegungen sind gerade für die Frage der Löhne in der reinen Drahtzieherei sehr wenig beweiskräftig denn bei der oberschlesischen Drahtindustrie handelt es sic doch um gemischte Werke, die vom Roheisen an tatsächlic alles selbst herstellen bis zum gezogenen Draht und bis zum Stift,

Vorsitzender: Wir haben ja verschiedentlich auf frühere Fragen zurückgegriffen. Wir befinden uns eigentlich bei Frage 13, die mit dieser Frage nichts zu tun hat. Ich weiß nicht, ob seitens einiger Mitglieder der Versammlung auf diese Frage geantwortet werden soll?

Fabrikbesitzer Franken-Gelsenkirchen: Ich glaube die Ausführungen des Herrn Stuve aus Cöln berichtigen zu müssen. Es war durchaus nicht meine Absicht, etwa die Konkurrenz zu vermehren, sondern ich habe ihn nur darauf aufmerksam machen wollen, was auch Herr Direktor Meyer jetzt zusätimmend erklärt hat, daß man die Ausfuhr von Waren aus gezogenen Drähten immer mehr unterstützen soll. Ich wollte nur die Konkurrenz der ausländischen Flechter vermieden sehen zum Besten der inländischen Industrie.

Vorsitzender: Ich nehme an, daß das Wort zu dieser Frage nicht weiter verlangt wird. Wir kommen dann zu der letzten Frage 14:

Hat das Kartell einen Einfluß ausgeübt auf die Qualität und die Herstellungskosten der syndizierten Erzeugnisse?

Direktor Meyer-Berlin: Es ist seitens eines Teiles unserer Abnehmer darüber geklagt worden, daß sie nicht mehr so frei sind in der Auswahl der Bezugsquellen für Walzdraht. Die Organisation bringt es mit sich, daß jedes Werk einen bestimmten Arbeitsanspruch hat; die Verkaufsstelle muß des— halb nach zwei Seiten Rücksicht nehmen, hat es sich aber stetz zur Aufgabe gemacht, möglichst die Wünsche der Kundschaft nach dieser Richtung hin zu befriedigen. Es ist das freilich nicht immer möglich gewesen. Ich will die Gründe, soweit nicht die Abnehmer selbst daran beteiligt sind, hier nicht aus— führen und nur eben bemerken, daß die Abnehmer selbst es uns durch zeitige Bestellung und Haltung eines angemessenen Vorrats häufiger hätten erleichtern können, ihnen die gewohnten Bezugsquellen auch offen zu halten. War dies einmal nicht möglich, dann ist häufiger darüber geklagt worden: ja, der Walzdraht von dem Werke paßt mir nicht so gut als der von dem anderen. Der zweite Kunde sagt aber: nein, der Wah— draht von dem anderen Walzwerk paßt mir nicht so gut als von dem ersten. Qualitative Unterschiede bestehen unserer Ansicht nach nicht, es handelt sich da mehr um die Gewohn— heiten der Abnehmer und namentlich der Arbeiter, die das eine Material kennen. Aber das wird auch aus Abnehmer— kreisen bezeugt werden, daß wir nach Möglichkeit die alten Beziehungen aufrecht erhalten haben.

Vorsitzender: Es wird zu dieser Frage das Wort nicht weiter gewünscht. Meine Herren! Wir stehen damit am Ende des ersten Teils unserer Verhandlungen, welcher sich auf das Walzdrahtsyndikat bezieht. Ich möchte den Vorschlag machen, da, falls die Verhandlungen bezüglich des zweiten Verbandes ebenso glatt verlaufen, wir Aussicht haben, heute fertig ju werden, zunächst noch fortzufahren und unsere Frühstückspause erst in einer Stunde eintreten zu lassen. Dann können wir vielleicht die allgemeinen Fragen des zweiten Verbandes noch vor der Pause erledigen, und es ist wohl erwünscht, daß wir den größten Teil unserer Arbeit vor der Pause bereits hinter uns haben. ;

Ich bitte also, nochmals den Fragebogen zur Hand zu nehmen und die ganzen Fragen von neuem zu erörtern, soweit sie sich auf den Drahtstiftverband beziehen.

Seitens des Herrn Referenten wird auf das Wort zu den ersten Fragen verzichtet. Ich bitte um gefällige Mit— teilung, ob aus der Versammlung das Wort zu den ersten Fragen begehrt wird?

Molkenbuhr-Ottensen, M. d. R.: Meine Herren! Es wird hier in Frage 1 gefragt nach der Zahl der Mitglieder und der Betriebe. Es wäre wünschenswert, zu erfahren, wie groß der Teil der Produktion ist, die außerhalb des Syndikat steht, denn nach einer ganzen Anzahl von Zeitungsnotizen, die namentlich in der „Kölnischen Volkszeitung“, wo sie eine lange Zeit hindurch einen wesentlichen Teil des Handelsteil ausfüllten, gestanden haben, geht hervor, daß doch ein erheb⸗ licher Bruchteil der Drahtstiftfabrikation außerhalb des Ver⸗ bandes steht und daß der Verband nur einen Bruchteil der Produktion in sich konzentriert hat. Es wäre doch wünschens— wert, wenn die Herren vom Syndikat, die ja wahrscheinli darüber unterrichtet sind, darüber Auskunft geben wür den wie groß der Teil der Drahtstiftfabrikation ist, welcher außer— halb des Verbandes steht. ;

Generaldirektor Wolff⸗Gleiwitz: Auf die Anfrage ö Herrn Abgeordneten Molkenbuhr gestatte ich mir namens de Drahtstiftverbandes darauf hinzuweisen, daß die Predullinn der außerhalb des Verbandes stehenden Werke nur schazun h weise veranschlagt werden kann. Soweit wir nach . ziemlich zuverlässigen Schätzung in der Lage waren, uns er

Urteil darüber zu bilden, dürfte die

stehenden Werke etwa 9 bis 100, der gesamten Produktion

ausmachen, sodaß also die syndizierte Produktion etwa 96

bis 91 der gesamten deutschen Fabrikation beträgt.

Vorsitzender: Wird zu Frage 1 noch das Wort be—

gehrt , zt ö ö. Fall. Frage 2:

nzahl der in den syndizie Betri äfti

. syndizierten Betrieben beschäftigten

uch hier wird das Wort nicht verlangt. Frage 3:

Auf welche in den syndizierten . hei ier

Erzeugnisse erstrecken sich die Bestimmungen des Kartellvertrages?

Das bedarf wohl keiner weiteren Erörterung. Frage 4:

Wie groß ist die jährliche Menge und der sährliche

Wert der syndizierten Erzeugnisse seit Bestehen des

Syndikats oder während der drei letzten Jahre?

. Ich weiß nicht, ob die Herren Vertreter vom Syndikat

diese Frage beantworten wollen?

Direktor Furthmann-Berlin: Der Versand betrug in

runden Zahlen: .

Produktion der außen⸗

n,, 138 000 Tonnen, J JJ 129 000 J , 134 000

1

Der Versandwert betrug in runden Zahlen:

1899 „30 Millionen Mark, 1906 w : KJ ö , 1902 J ö 1963 . .

Vorsitzender: Es wurde gesagt „der Versand“; ich nehme an, daß das die gesamte Produktion der im Verband vereinigten Werke ist, daß also der Versand identisch ist mit der Produktion der kartellierten Betriebe. (Direktor Furthmann: Jah)

Wird das Wort zu dieser Frage noch weiter verlangt?

Fabrikbesitzer Dr. Backhau sen⸗Nettehammer b. Andernach t Ich möchte darauf aufmerksam machen, Herr Geheimrat: gan identisch ist Versand und Produktion nicht. Die Produktion wird wohl etwas höher sein, als der Versand, weil nicht alles verschickt wird. Es kommen die Läger in Betracht, es kommt aber auch der Selbstverbrauch der Werke in Betracht und ferner existiert auf vielen Werken der Usus, daß jedem Arbeiter ein bestimmtes Quantum von Drahtstiften gratis zur Verfügung gestellt wird, um Untreuen zu vermeiden. Tas alles zusammen macht ja auch ein wenig aus.

. Vorsitz en der: Aber die Differenz zwischen beiden wird wohl sehr gering sein, und es wird sich wohl nur um geringe Uebertragungen von einem Jahr aufs andere handeln. Aber im allgemeinen muß man annehmen, daß das dasselbe ist.

Frage 5: Aus welchen Gründen usw. ist das Kartell errichtet worden?

Ich glaube, wir können dann über diese Frage hinweg— gehen. sie ist genügend in der Sachdarstellung berücksichtigt. Frage 6: „Zweck des Kartells“ bedarf auch keiner Er— örterung.

Frage 7: „Organisation des Kartells“, Sachdarstellung erwähnt worden.

Wir kommen also zu Frage 8:

Mit welchen Mitteln und mit welchem Erfolg ist die Hebung und Regelung des Absatzes nach dem Inland und nach dem Auslande versucht worden? Wie groß Werte nach:

a) nach dem Inlande,

b) nach dem Auslande, seit Bestehen des Kartells

oder während der letzten drei Jahre?

von den Herren will zu dieser Frage das Wort

das ist auch in der

war der Absatz der Menge und dem

Wer nehmen? Molkenbuhr-Ottensen, M. d. R.: Ich möchte hier auch einmal die Frage stellen, ob im Drahtstiftsyndikat wohl ihnliche Bestimmungen bestehen, wie sie im Steinkohlensyndikat vorhanden sind, wonach ganz Deutschland in bestimmte Bezirke

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in der Preisstellung und sonstwie aufbauend berücksichtigen, von der auch die Fracht nach den verschiedenen Gebieten, die J des Empfaͤngers . noch zugeschlagen uß, wie im freien = . das auch im f erkehr der Fall ge . Dann haben wir in neuerer Zeit, während der Verband besteht, mit einer zunehmenden Konkurrenz zu rechnen gehabt, besonders im Inland, die unter dem Schutze des Drahtstift⸗ verbandes entstanden ist. Ich mache darauf aufmerksam, daß, als im Jahre 1893 der Drahtstiftverband gegründet wurde, ein so verschwindend kleiner Teil Außenstehender verzeichnet werden konnte, daß wir deren Produktion nur etwa auf 2 bis 3 0 zu taxieren brauchten. Durch das Fehlen eines Ver— bandes für gezogene Drähte hat sich aber ein verstärkter Wettbewerb im Laufe der letzten Jahre herausgebildet. Nun haben wir selbstverständlich dort, wo einzelne größere Kon— kurrenten sich aufgemacht haben und sich Geltung zu schaffen versuchten, auf diese Rücksicht zu nehmen, und wir müssen dort eventuell im Preise etwas niedriger sein, gewisse Aenderungen im normalen Preise eintreten lassen. Und das mag vielleicht dasjenige sein, was Herr Molkenbuhr gemeint hat, wenn er

fragte, ob wir bestrittene Gebiete als solche haben, wie das vielleicht bei anderen Syndikaten der Zall ist.

Kaufmann Schmahl-Mainz: Meine Herren! Ich möchte empfehlen, daß die Händlerfrage erst bei Frage 10 zur Erörterung gelangen foll. Wir ersparen uns dadurch, die— selben Sachen doppelt vorzubringen.

Kaufmann Weil-Lahr: Meine Herren! Ich habe hier einen Brief, der mir von einer größeren Bayerischen Firma zuging, und den hier zu verlesen ich als meine Pflicht erachte.

Der Brief lautet:

Wir waren bis zur Inkraftsetzung des Verbandes, wenn auch junge, so doch ausschließliche Kunden von Klett, und wurde uns dieses Fabrikat nur noch in Ausnahmefällen und pro Kiste um 5 3 teurer als andere Fabrikate, vom Verbande geliefert; meistens aber erhielten wir überhaupt die Auskunft, daß in Klett nichts mehr frei sei.

Sodann wurde uns die Marke diktiert, und wir mußten für das minderwertigste Fabrikat ganz genau denselben Preis bezahlen wie für bessere Fabrikate, die einigermaßen als ebenbürtig an Klettfabrikat heranreichten.

Hierüber hätten wir uns, da wir seinerzeit nur

Kistlstifte führten, mit der Zeit beruhigt. ö. Nun kam aber hinzu noch die Preisfrage. Delbrück, Leo u. Co. verkaufen nämlich auch heute noch an die Augsburger Firmen zu derartigen billigen Preisen, daß dieselben unseren hiesigen Kunden franko Bahn⸗ hof ebenso liefern können, wie wir bei dem Verband die Stifte selbst bezahlen müssen.

Außerdem genießen die Augsburger das Recht, größere Partien auf einmal vorzukaufen, während uns nur Zug um Zug 1 bis 2 Ladungen verkauft wurden, wodurch wir selbstverständlich eine Konjunktur

vom Verbande

Win ein unbestrittenes und ein bestrittenes Gebiet eingeteilt wird. Ich komme zu dieser Frage gerade durch einige Notizen des Handelsteils der Kölnischen Volkszeitung, wo speziell arüber Mitteilung gemacht wird, daß ein heftiger Kampf um Kieserungen in Bayern vorhanden ist, wo sogar behauptet ist, daß in Bayern die syndizierten Werke mik einem ganz erheblichen Schaden verkauften, sodaß also Bayern gewisser⸗ maßen als Ausland behandelt werde, um die nicht syndizierten Werke zu Grunde zu konkurrieren. Es wäre wünschenswert, wenn darüber eine Mitteilung gemacht werden könnte, ob also im Inland auch verschiedene Abteilungen vorhanden sind, wie es beim Steinkohlensyndikat der Fall ist, wo man auch be⸗

stimmte bestrittene und unbestrittene Gebiete hat. . Deneraldirektor Wolff⸗-Gleiwitz: Meine Herren! Auf e gh ehe gestatte ich mir zu antworten, daß ein direktes e n wie es bei den angezogenen Syndikaten besteht, e , gtrittenen und unbestrittenen Gebieten innerhalb des ö . Drahtstiftverbandes nicht existiert und nicht existiert 4 . eben das ganze Gebiet beherrschen und keinen 9. . . als ein bestrittenes Gebiet anerkennen. Wir . ö. ings Rücksicht zu nehmen in der Preispolitik auf ö. ; enten, welche sich auch im freien Verkehr als die die ge . Prei grundlage bildenden Darstellen, also auf die fa er ö von denen aus ausländische Materialien Eingang and ig ö 29. nach Deutschland. Dieses Gebiet ist selbstver—⸗ n 3 ten die Grenze zwischen Holland. Belgien und ingrche ö. Reich, weil du nicht bloß diese Industrieländer n nnen, sondern auch auf dem Seewege den Rhein an al . Hamburg aus ein Einfluß ausgeübt werden rund ö ieses Gebiet betrachten wir gewissermaßen als gebiet, welches am billi sten in der Preisstell be⸗ andelt werd ; ,,, . 6 6. en muß; es ist also die billigste Zone, die wir

nicht ausnutzen konnten.

Die Augsburger Firmen haben ferner Dispositions— preise für südbayerische Sammelladungsplätze wie Rosenheim, Traunstein, Mühldorf, Limbach, Neu— markt, Pfarrkirchen, Landshut, Plattling, Freising, Moosburg, Weilheim 2c. so billig gestellt bekommen, daß wir von München aus auch bei 100 Zentner Sammelladungen nach diesen Plätzen absolut nicht mitkonkurrieren konnten; einen Dispositionspreis nach diesen Orten erhielten wir überhaupt nicht. Bei allen Anstrengungen war es daher für uns immer ein Ding der Unmöglichkeit, auch unseren benach⸗ barten Kunden die Stifte so billig wie die Augs⸗ burger Firmen, die, nebenbei bemerkt, die Ladung mit 40 6. Nutzen verkauften, zu liefern, und mußten wir schließlich auf direkte ganze Ladungsverkäufe . wohl oder übel verzichten.

Er schreibt dann ferner noch:

Es soll uns eine Genugtuung sein, wenn dem

rigorosen Vorgehen des Syndikats durch die Enquete

im Reichsamt wenigstens einigermaßen ein Damm

gesetzt wird, und wenn dieselbe dazu beitragen soll,

daß der Stiftehandel für uns Grossisten für die

Zukunft wieder etwas anderes als ein trauriges

Kommissionsgeschäft wird, zu dem er durch die

Manipulationen des Verbandes herabgesunken ist,

der sich allerdings dabei die Taschen gefüllt hat.

Heiterkeit.) 35 Direktor Fett⸗Berlin: Meine Herren! Es fällt schwer, die richtige Antwort zu geben, weil weder Ort noch Firma genannt ist. (Zuruf: München) Dann glaube ich auch die Firma zu kennen. (Heiterkeit) Im vorliegenden Falle handelt es sich meines Wissens um eine Firma, die vor der Verbandsʒzeit in Drahtstiften fast gar nicht oder nur sehr wenig gehandelt hat. Dann sind die Augsburger Großhändler erwähnt worden. Diese haben vor der Verbandszeit auch das Geschäft nach Oberbayern wie während der Verbands zeit gemacht; denn der Verband hat keine Aenderungen in den seitherigen Gepflogenheiten der Werke gegenüber ihren Kunden eingeführt, soweit es sich um die Verkaufstätigkeit und die Mengenabgabe handelt. Wir kennen die Quanten, welche die Kundschaft vor der Verbandszeit quartaliter gekauft hat, und im Rahmen dieser Quanten geben wir weiterhin ab, natürlich unter Berücksichtigung der Verschiebungen in der Konjunktur. Auch in der Vergangenheit haben die Augsburger Groß— händler nach Oberbayern das Geschäft gemacht, also auch direkte Abladungen nach einzelnen Provinzorten vorgenommen. Die Firma, die hier gemeint ist, hat das Geschäft früher nicht in derselben Weise gehandhabt, folglich haben wir ihr auch Provinzabladungen nicht gewährt. .

Die Firma Klelt C Co., die hier erwähnt worden ist,

.

tracht ein Fabrikat, welches vor der Verbandszeit wesentlich

teurer bezahlt worden ist, und darum verlangt dieses Werk das darf ich wohl sagen auch heute nicht unwesentliche Mehrpreise, die dem Werke selbst zufließen. Der Verband hat von diesen Mehrpreisen nichts. Wenn also der Kunde sich beschwert fühlt, daß er für Fabrikate Klett mehr bezahlen muß, so ist das dasselbe, was alle übrigen Kunden sagen könnten, die Fabrikate Klett kaufen und verkaufen. Das war vor der Verbandszeit genau so, vielleicht noch in wesentlich höherem Maße; denn ich kenne die Preislisten der Nürnberger Werke, wie sie vor der Verbandsgründung waren, und diese zeigen erheblichere Unterschiede gegen heute. Die ewigen Beschwerden einer gewissen Nürnberger Fabrik sind immer gewesen, daß der Verband die Händlerkundschaft zu sehr hin⸗ sichtlich der Preise aufgeklärt hätte; heute wüßte jeder Eisen⸗ händler in Bayern, zu welchem Preise der Groß⸗ und der Kleinhändler kaufen könne, und dadurch könne man nicht mehr jene hohen Mehrpreise erzielen, die man vor der Verbands⸗ gründung bezahlt bekommen habe. Kommerzienrat Kantorowicz⸗Posen: Wenn ich bei Erörterung des oder andere erwähne, was sammenhange mit dieser

Meine Herren! Punktes 8 vielleicht das eine nicht in ganz unmittelbarem Zu⸗ s ; Frage steht, so wollen Sie das ent— schuldigen; es lassen sich nicht immer die Grenzen so streng innehalten. Wir hatten gestern eine Vorbesprechung betreffs des Drahtstiftverbandes, und da ist gesagt worden, daß einzelne Beschwerden doch nicht hier in der großen Ver⸗ sammlung so speziell erörtert werden sollen. Herr Schmahl wird nachher die Güte haben, diejenigen Beschwerden vor— zutragen, die namentlich Süddeutschland betreffen, und auch nur in der Weise, wie es für das allgemeine Interesse von Wichtigkeit ist.

Mir gestatten Sie, einzelnes zu erwähnen. Alle die Herren, die mit mir den Dezemberverhandlungen beigewohnt haben, wissen, daß ich immer darauf zurückgekommen bin, daß in allen den Verhandlungen und Tranzaktiönen, die die Ver⸗ bände Vorgenommen haben und noch vornehmen, das persön⸗ liche Element ausgeschaltet ist, daß ich aber gerade diesen persönlichen Verkehr nicht bloß für nützlich, sondern für un— umgänglich notwendig halte. Wenn ich Ihnen zum Beispiel sage, daß wir 1898 die Stifte nach Posen braeter propter mit 151/ und 16 geliefert bekamen, und dieser Preis erhöht worden ist im ersten Quartal 1899 auf 19, im zweiten auf 20, im Juli auf 23 1½, im August auf 2516, im September auf 27, im Oktober auf 271, usw. und im ersten Quartal 1900 auf 281, so bedeutet das eine Preissteigerung von etwa 90 ½. Wenn Sie damit die Ziffern vergleichen, die vorhin Herr Springmann genannt hat für die Erhöhung des Walzdrahtes, dann werden Sie mir zugeben, daß in solchen Fällen, ich will nicht von einer Verständigung sprechen, aber eine Besprechung zwischen den Verbandswerken und den größeren Abnehmern angezeigt ist, die mit der Kundschaft eine engere Fühlung haben als die leitenden Herren, und so einen Einfluß auf die Entschlüsse, auf die oft exorbitanten Entschlüsse, des Verbandes ausüben können, der geradezu zum besten des Verbandes ist, nicht bloß zum besten der Abnehmer. Es werden dann solche Erschütterungen vermieden werden, die den ganzen Markt deroutieren, die jedermann das Vertrauen rauben, nun auf die Versicherungen des Verbandes zu bauen und mit ihm durch Dick und Dünn zu gehen. Dieselben Preise, die ich im zweiten Quartal 1906 nannte, waren bereits im ersten Quartal 1901 auf 22,50, im zweiten Quartal auf 22,25 und im September 1901 auf 17,50 gefallen. Und da bleibe ich dabei und ich wiederhole meine Bitte von gestern: sachliche Dinge nicht auf das persönliche Gebiet hinüberzuspielen. Es kommt nicht darauf an, ob ein Händler oder ein Werk leidet, sondern das Ganze soll im Auge behalten werden. Herr Generaldirektor Zilliken hat gestern in Aussicht gestellt, daß zwischen den Verbänden gewissermaßen durch Kommissionen und kleinere Gremien eine ständige Fühlung stattfinden solle, um Beschwerden und Miß— ständen abzuhelfen. Ich halte das für einen glücklichen Weg, um das Verhältnis zwischen den Werken und den Abnehmern zu einem innigeren, zufriedeneren zu gestalten und solche Er⸗ schütterungen des Marktes zu vermeiden, wie wir sie gehabt haben. 66

Ich habe dann gestern in der Versammlung noch etwas erwähnt, was man mit einem, wie soll ich sagen, gewissen Achselzucken aufgenommen hat: ich habe gesagt, daß die Leiter der großen Verbände und ich spreche nicht bloß vom Drahtwalzwerk⸗, dem Halbzeug- und Roheisenverband, sondern von allen mächtigen Verbänden sich doch überlegen sollten, einen großen Teil ihrer Gesamtproduktion nach dem Ausz⸗ lande zu geben, um dort Industrien zu stützen und zu stärken, die uns dann wieder, wie wir von diesem Tische aus gehört haben, das Fertigfabrikat hereinbringen und unsere Industrien in fertigen und verfeinerten Fabrikaten lahmlegen. Wenn . B der Verband nach dem Auslande Drahistifte mit 14 66 verkauft, während wir im Inlande 25 MS dafür bezahlen müssen also eine Differenz von 11 S9 —, so ist es doch nachdenkenswert, ob man nicht einen großen Teil des Aus⸗ landsverkaufs, der über 45 /o der Gesamtproduktion des Verbandes beträgt. einschränken und dafür im Inlande gewisse Industrien durch Hergabe billigen Rohmaterials heben sollte. Bei dem Auslandsgeschäft hat der Verband im zweiten Halb⸗ jahr 1900 allein 878 000 * zugelegt und bei dem Inlands⸗ geschäft einen Gewinn von 1170000 s gehabt. Darin liegt doch etwas Krankhaftes. Und wenn ich gestern davon gesprochen habe, daß das Bauen noch billiger sein müßte, damit billigere Wohnungen hergestellt würden denn es ist doch die allgemeine Klage, daß die Wohnungen heute zu teuer wären —, so sollte man dem doch nicht mit Achselzucken be⸗ gegnen. Es kommen nicht bloß die Drahtstifte hierbei in Be⸗ tracht, sondern auch Ziegel, Zement, Kalk, eiserne Träger usw.; alles das ist bis auf das Holz in Verbänden. Das Bauen könnte um 25 ½ bis 30 0½, verbilligt werden. Genau so wie beim Bauen verhält es sich mit der Veredelungs⸗ und Ver⸗ feinerungsindustrie, wie Sie bei den gezogenen Drähten ge⸗