1904 / 170 p. 21 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 21 Jul 1904 18:00:01 GMT) scan diff

werden über die einzelnen Verkaufsbedingungen, über die wir vielfach uns zu beschweren Anlaß haben.

Wenn ich vorhin über die vielen Klagen gesprochen habe,

so möchte ich einige mitteilen aus meinem speziellen schlesischen Kreise, aus Briefen, die an mich gelangt sind, nachdem bekannt geworden war, daß ich hierher fahre. Ein Großhändler schreibt: Ich wüßte nicht, was ich Ihnen außer den Ihnen längst aus praktischer Erfahrung und bei Ihrem regen Interesse zur Sache längst bekannten Tatsachen informierend noch berichten könnte. Ich möchte hierzu sagen, daß die Firma selbst, die das geschrieben hat, ebensowenig wie die meinige vielleicht gar nicht so sehr viel Grund zu klagen gehabt hat. Es ist in Schlesien eine ganz eigenartige Sache: wir leiden unter dem Monopol als Monopol nicht ganz so sehr wie die Herren aus dem Westen, und zwar aus dem Grunde, weil wir an dieses Monopol längst gewöhnt waren, bevor noch das Syndikat gegründet wurde. Wenn von einer Isschlesischen Gruppe“ gesprochen wird, so ist das euphemistisch ausgedrückt; denn die oberschlesische Gruppe ist „das oberschlesische Eisen⸗ werk“, eines der allergrößten Werke, die wir haben. Wir haben die Beziehungen zu ihm immer gepflegt, und ich meine, wir haben nicht gar zu viel Klagen darüber gehabt, Wir haben mit unseren Spezifikationen eine gewisse Nachsicht gefunden durch Verständigungen mit dem Werk, das immerhin ein Entgegenkommen zeigte. Ich will zugeben, daß dies vielleicht die Folge einer gewissen Furcht war, daß das Drahtstiftsyndikat auch einmal nicht mehr bestehen könnte und die Herren uns dann wieder brauchen.

Weiter drückt sich eine mittlere Firma ich schließe mich dem nicht unbedingt an wie folgt aus:

Der Einfluß des Kartells besteht in der Beschränkung des Wirkungskreises und Vorschreiben der Preise, wodurch die Entwicklung des einen zu Gunsten des anderen gehemmt wird.

Vom Beginn des Kartells an sind die Preise erhöht worden, und liegt in der Preisstellung auch der Hauptzweck des Kartells, alle übrigen Wirkungen desselben sind mehr Dekorationen nach außen.

Meine Herren, ganz so möchte ich mich dem nicht anschließen. Darüber sind wir aber alle, die wir hier sitzen, wohl klar, welchen Segen ein Kartell haben kann. Aber wogegen die Händlerkreise sich wenden, das sind eben nur seine Aus⸗ wüchse.

Eine dritte etwas kleinere Firma beschwert sich bei mir darüber, daß sie, nachdem sie wochenlang auf Lieferungen hatte warten müssen, dann einen ganzen Waggon auf den Hals bekam, wodurch sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten sei. An sich mag es ja juridisch korrekt sein, nachdem diese Firma mit der Spezifikation im Rückstand geblieben war, daß das Syndikat in diesem Sinne vorgegangen ist und von dieser harten Maßregel Gebrauch gemacht hat aber eine Härte bleibt es doch einmal!

Wenn ich mich dagegen wende, was wir eigentlich an Beschwerden haben, so meine ich, ist es recht hart, daß ich spreche immer von den Händlern im allgemeinen wir Händler eigentlich nur alle Pflichten, die Werke alle Rechte auf ihrer Seite haben. Ich höre, daß dem Herrn Regierungs⸗ rat v. Groß bereits die Lieferungsbedingungen vorliegen. Ich möchte Ihnen daraus folgendes vorlesen:

Die Wünsche wegen der Lieferungszeit haben Sie direkt an das liefernde Werk im Rahmen dieses Abschlusses zu richten und die Abnahme der Ware prompt nach Fertigstellung zu bewirken. Das heißt: während man früher gesagt hat: ich brauche die Ware per den und den Termin, muß ich sie heute nehmen, wenn sie gerade fertiggestellt ist. Das Werk hat möglichst im Laufe des betreffenden Quartals zu liefern. Also das Werk ist frei; wir müssen abnehmen, sowie es fertig ist. Ereignisse höherer Gewalt, Betriebsstörung, Roh⸗ materialmangel, Streik 2c. entbinden das Werk auf alle Fälle von der Berücksichtigung der geäußerten und eventuell angenommenen Wünsche. Es ist unbedingt klar, daß wir die Folgen tragen müssen, wenn wir das unterschrieben haben. Aber Sie müssen bedenken, daß wir in einer Zwangslage sind, diese Bedingungen unterschreiben zu müssen, um nur überhaupt unsere Kunden befriedigen zu können.

Wir haben uns ferner darüber zu beschweren, daß, während wir früher für ein ganzes Semester oder auch länger unsere Abschlüsse machen konnten, jetzt nur für ein Quartal mit uns abgeschlossen wird. Das ist ja an sich ganz gut, denn es wird damit der Spekulation zweifellos ein Ziel gesetzt; aber die Händler sind keine Kinder, daß ihnen die Spekulation direkt unterbunden werden soll. Wenn jemand das Risiko tragen und für ein Semester abschließen will, so muß ihm das überlassen werden. Ich darf z. B. darauf auf— merksam machen, daß Baugewerksmeister, Bauunternehmer usw. sehr gern Anfang März kaufen, nicht früher, nicht später, wegen der beginnenden Bautätigkeit. Dann können wir aber meist noch nicht verkaufen, sondern müssen sagen: nur für den Fall, daß es nicht billiger oder teurer wird. Ich möchte aus⸗ drücklich auch hier wieder hervorheben: da es ganz allgemein ist, wird kein einzelner Händler gerade durch diese Bestimmung geschädigt; aber zweifellos ist eine gewisse Willkür hier vor⸗ handen, die durch eine Aussprache sich vielleicht hätte mildern, oder daß vorübergehend auch in einzelnen Fällen, wo Händler in Betracht kommen, die sehr viel mit solchen Leuten arbeiten, sich irgend ein modus vivendi hätte finden lassen.

Ganz besonders schlimm sind die außerordentlich kurzen Spezifikatlonstermine. Wenn heute jemand einen Abschluß macht etwa für das gegenwärtige Quartal, so wird der Abschluß gewöhnlich gemacht in den letzten Tagen des Juni. Da wird nun meist vorgeschrieben:

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Die Spezifikationen sind sukzessive direkt und sortiert bei den liefernden Werken in möglichst gleichmäßigen Monatsraten einzureichen und zwar (3. B.) 1/3 bis 1. Juli, 1 bis 15. Juli, 1 bis 1. August an die (z. B.) Oberschlesische Eisenindustrie, Aktiengesellschaft.

Demgegenüber befindet sich der Händler in einer sehr bösen Lage. Die Kundschaft pariert nicht ganz so, wie wir es gern möchten; sie nimmt nicht bloß die Sorten, die wir verkaufen möchten, sondern nun kommen später die Wünsche nach besonderen Sorten heran. Ich gebe hier wieder zu, daß von einzelnen Firmen, mit denen die einzelnen Werke sich gern vertragen möchten, ohne weiteres nachträgliche Spezi⸗ fikationsabänderungen ganz gern angenommen werden; aber es ist das jedenfalls nur eine Gefälligkeit, und ich meine: gleiches Recht für beide Seiten sollte doch wohl dem Syndikat einleuchten.

Die Bekanntmachung der Preise für das neue Quartal erfolgt mitunter auch in einer etwas willkürlichen Weise. Es ist schon dagewesen, daß wir diese Preise zum Schluß des zweiten Monats eines Quartals für das zukünftige Quartal bekommen; es ist aber auch gar nicht selten gewesen, daß das erst in den letzten Tagen des letzten Monats geschieht. Es mögen ja Erwägungen dabei mitwirken, die uns unklar sind: es ist ganz zweifellos zum Vorteil der betreffenden Werke, wir leiden darunter, meine Herren, und wir sagen es.

Es ist noch etwas, meine Herren. Ich will gar nicht näher auf die neuen Packungsnormalien eingehen, die eines Tages aufgetaucht sind, und von denen wir anerkennen, daß eine einheitliche Packung ohne weiteres für alle angenehm ist. Ueber diese Packung möchte ich immerhin aber das eine sagen, daß, während man bisher glaubte, in einer Packung solle ein ganzes Kilo oder ein ganzes Mille von einer Sorte sein, dieses Prinzip nach allen Richtungen durchbrochen ist. Es gibt Packungen mit 800, mit 1200 Stück, die als Normal— packungen bezeichnet werden. Darüber ist hinwegzukommen, weil wir immerhin als Händler es freudig begrüßen, daß wir mal eine einheitliche Packung gehabt haben, unter der die Wahl möglich ist, aber eine Verständigung mit einer größeren Anzahl Händlern aus allen Teilen des Reiches wäre doch angebracht gewesen!

Endlich haben wir noch bei den Baunägeln es sind das Nägel von 3 bis 4 Zoll und länger —, die viele viele Jahre dieselben Ueberpreise hatten, ich sehe darin auf eine recht lange Tätigkeit zurück, darüber zu klagen, daß diese Nägel plötzlich einen ganz bedeutend erhöhten Ueberpreis be⸗ kommen haben. Dieser Preis war natürlich bei der Kundschaft nicht gleich durchzusetzen; aber es ist gegangen, wie alles geht: die Kundschaft hat gesehen, sie bekommt sie nirgend anders. Daß das Syndikat in diesem Falle für seine eigene Tasche gearbeitet hat und vielleicht, um für den Export leistungs— fähiger zu sein, das will ich alles glauben; aber der Händler hat auch darunter wieder gelitten.

Ich möchte zum Schluß immer wieder das eine sagen: wir hoffen, wir werden zu einer Verständigung kommen, wenn sich das Syndikat herbeiläßt, unsere Wünsche zu erfüllen, uns überhaupt einmal beratend zu hören, bescheiden, nicht in der Absicht, bestimmend mitzuwirken. (Bravo!) Agent Nehring-Hamburg: Meine Herren! Vertreter des Zentralverbandes Deutscher Handelsagenten⸗ vereine. Wir haben gleichfalls unter den Mitgliedern der in dem Zentralverbande zusammengeschlossenen Agentenvereine eine Umfrage gehalten über die Einwirkung der Kartelle und Syndikate auf das Gewerbe der Agenten.

Vorsitzender: Gestatten Sie eine kurze Unterbrechung. Herr Schmahl hat bereits in seinen einleitenden Worten sehr ausführlich über diese allgemeine Frage gesprochen. Ich habe ihn nicht unterbrochen, weil er Resolutionen vorlas, von denen ich nicht weiß, in welcher Weise sie zustande gekommen sind. Aber ich glaube, wir können unmöglich in eine Diskussion der Wirkungen der Kartelle im allgemeinen eintreten, sei es auf die Agenten oder die Händler; wir müssen uns auf das Kartell beschränken, das heute zur Diskussion steht, nämlich den Drahtstiftverband. Ich möchte Sie bitten, recht bald auf dieses Thema zu kommen.

Agent Nehring-Hamburg: Meine Herren! U. a. ist auch konstatiert worden, daß der Drahtstiftverband an den verschiedenen Plätzen die Agenten ausgeschaltet hat resp. die Gesamtheit der Agenten an einem Platze durch eine einzige Agenturfirma ersetzt hat. In Hamburg speziell habe ich noch vor einigen Tagen eine Besprechung mit den dortigen früheren Agenten der Drahtstiftindustrie gehabt. In Hamburg sind sowohl die Exportagenten, welche für Walzdraht gearbeitet haben, als auch die Platzagenten und die Exportagenten, welche für Drahtstifte gearbeitet haben, ausgeschaltet. Meine Herren, es sind darunter Agenten, die Jahre, sogar Jahr⸗ zehnte für die Drahtstiftwerke in recht gutem Einvernehmen mit denselben gearbeitet und auch gute Erfolge erzielt haben. Mit Begründung des Verbandes ist ihnen kurzer Hand erklärt worden, daß ihnen die Vertretung genommen wird, da der Verband nur eine einzige Agenturfirma mit der Vertretung betrauen würde. Das ist für viele Agenten eine harte Ent⸗ scheidung gewesen, wenn man betrachtet, daß der Agent schließlich der wirtschaftlich schwächere Teil und in der Regel auf seine Provision ausschließlich angewiesen ist. Es sind zum großen Teil Agenten, die von dem Vermittelungsgeschäft in Drahtstiften gelebt haben. Ihnen ist diese Einnahmequelle jetzt verschlossen, sodaß sie in eine recht bittere Lage hinein⸗ gekommen sind.

In dieser Versammlung ist schließlich die Frage ventiliert worden, ob es möglich sei, daß ein Kartell im allgemeinen und der Drahtstiftverband im besonderen eine Kollektiv⸗ vertretung bestellt, wie wir solche ja bereits in anderen Industriegebieten haben. Z. B. in Oesterreich sind in der Zuckerindustrie mit Begründung des derzeitigen Zuckersyndikats sämtliche Agenten beibehalten worden. Man hat nämlich ihre Umsätze in den letzten drei Jahren festgestellt und ihnen hier⸗ nach ein bestimmtes Verkaufsquantum belassen und selbst—

Ich bin

verständlich eine bestimmte Provision. Der Stahlwerksverband in London betreibt ja jetzt genau dasselbe, indem er eine Limited Company aus den früheren Vertretern, welche in dieser Branche , gearbeitet haben, zu begründen sucht. Auch von dem Röhrenexportsyndikat in Hamburg ist wenigstens die größere Zahl der Exportagenten belassen, ich glaube fünf an der Zahl. Nun hat allerdings das Drahtstiftsyndikat bereits ent⸗ schieden und die Vertretung in einzelne Hände gelegt. Nichts⸗ destoweniger ist in den beteiligten Kreisen in der Versamm⸗— lung, die vor kurzem in Hamburg stattgefunden hat, die Ansicht ausgesprochen worden, daß es vielleicht doch noch möglich sei, daß diese Bestimmung des Syndikats auf deutsch gesagt rückgängig gemacht wird, indem nachträglich die früheren Agenten wieder eingesetzt werden, und zwar kollekti⸗ viter. Ich kann selbstverständlich eine bündige Erklärung von den Herren Syndikatsvertretern an dieser Stelle darüber nicht verlangen; wohl aber wäre mir eine Erklärung angenehm, ob der Syndikatsleitung event. eine Proposition von seiten des Zentralverbandes oder der beteiligten Kreise erwünscht ist. Kaufmann Weil⸗-Lahr: Meine Herren! Es dürfte Sie vielleicht wundern, daß nur eine solch kleine Zahl von Eisen— warenhändlern hier vertreten ist. Das hat, obwohl sehr viele Einladungen ergangen sind, aber seinen Grund darin, daß eine große Zahl der eingeladenen Firmen, die sonst immer geschimpft haben, es vorgezogen hat, fernzubleiben aus dem Grunde, weil sie Repressalien von seiten des Verkaufs bureaus befürchten (hh wenn sie hier erscheinen und den Mund auftun. Nun, ich habe das Vertrauen, daß das Verkaufsbureau sachlichen Ausführungen auch sachlich Folge geben wird. (Bravo) Speziell meine Firma hat in einem längeren Streite mit dem Verkaufsbureau des Drahtstift— verbandes gestanden; durch Vermittelung des Herrn General— direktors Kamp kam eine Einigung und Verständigung zustande, und es soll nicht ungesagt bleiben, daß wir seitdem im schönsten Frieden mit dem Verkaufsbureau des Verbandes leben, aus— genommen natürlich prinzipielle Fragen. Aber es hat eine Zeit gegeben, in der wir kämpfen mußten. Wir haben damals die Hilfe der Lahrer Handelskammer in Anspruch genommen, und die Handelskammer hat sich an ihre badischen Schwester— kammern gewendet, um Auskunft über das Geschäftsgebaren des Verkaufsbureaus zu bekommen. Diese Auskünfte sind nicht gerade sehr schmeichelhaft ausgefallen. Ich mag dieselben nicht zur Verlesung bringen, bin aber bereit, den Herren Regierungsvertretern die Akten der Lahrer Handelskammer zur Verfügung zu stellen. Nun möchte ich, nachdem ich einmal hier bin, einige Vorkommnisse zur Sprache bringen, die speziell meine Firma betreffen. Es kam einmal vor, daß eine Ladung Stifte sehr schlecht ausfiel und von unseren Abnehmern uns wieder zur Verfügung gestellt wurde. Wir haben daraufhin diese Reklamationen an das Syndikat weitergegeben und haben zuerst die Auskunft bekommen: das Syndikat liefert keine schlechten Stifte. Damit waren wir natürlich nicht zufrieden, und nach längeren Korrespondenzen bekamen wir eine Ersatz— lieferung, und die Geschichte war für uns abgetan. Als wir dann aber wieder Stifte für das nächste Quartal kaufen wollten, wurde uns geschrieben: Mit Rücksicht auf die früher vorgekommenen Diffe— renzen müssen wir Ihnen zu unserm Bedauern mit— teilen, daß wir Ihnen nur dann Stifte liefern, wenn Sie jeweils nach Erhalt der Faktura den Betrag derselben nach Berlin einschicken. Ist Berlin im Besitze des Geldes, dann wird das betreffende Werk die Ladung zum Versand bringen.

Nun, meine Herren, ich meine, das ist kein Ton, den man

einer anständigen Firma gegenüber anschlägt. Wir haben ihn

uns auch nicht gefallen lassen. (Bravo! und Heiterkeit.)

Ein weiterer Fall ist der. Es wird immer davon ge— sprochen, daß die Werke genötigt sind, um die Produktion des Inlandes an den Mann zu bringen, nach dem Auslande billig zu verkaufen. Nun habe ich hier in meinen Akten auch Be⸗ lege dafür, daß dem doch nicht so ist. Wenn wir das für das betreffende Quartal gekaufte Quantum bezogen hatten, und es hat sich noch einmal Bedarf eingestellt, bekamen wir den kurzen Bescheid: wir bedauern sehr, wir haben nichts mehr abzugeben, wir sind ausverkauft. Also scheint es doch mit den Verhältnissen im Inlande nicht so schlimm zu liegen.

Dann noch ein kleiner, aber auch sehr drastischer Fall. Wir hatten zu der Zeit, als der Verband uns nicht sehr ge— wogen war, von einem Kunden einen Auftrag auf eine Ladung Stifte, bestehend aus zwei Sorten. Wir haben die Spezi⸗ fikation an das Verkaufsbureau weitergegeben, und das Ver— kaufsbureau schreibt uns in seinem damaligen Aerger;

Wir bedauern, Ihre Spezifikation nicht annehmen zu

können, weil sie zu wenig Sorten enthält. Heiterkeit, Nun, meine Herren, diese Antwort hat eine Erwiderung verdient und auch erhalten. Sie werden das alle begreiflich finden. ö.

Meine Herren, ich will damit die Erörterung von Fällen schließen, eingedenk der Worte des Dichters Heine: „Blamier mich nicht, mein liebes Kind,

Und grüß mich nicht Unter den Linden.

Wenn wir erst wieder zuhause sind,

Wird sich schon alles finden.“

Ich hoffe, meine Herren, daß, wenn wir als gesittete und gebildete Männer den ersten Teil dieser Heineschen Dichtum befolgen, sich später in der Potsdamer Straße, wenn auch nicht alles, so doch etwas Befriedigendes finden wird. (Heiterkei⸗ Kaufmann Riehle-Magdeburg: Meine Herren! Ih möchte Ihre Aufmerksamkeit auf eine Tatsache richten, di sich zugetragen hat, als der große Preissturz vor einigen Jahren schon erfolgt und die Konjunktur bereits rückgängi war. Da kamen die Vertreter der Verkaufsstelle in die Kundschaft und suchten für dieselbe Geschäfte zu machen, unn zwar wurde uns gesagt: wir können Euch den guten R geben, kauft, es wird wieder teurer. Daraufhin haben si

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Händler darauf eingelassen, zu kaufen. Aber das trat ein: es wurde nicht teurer, es murde wieder Ich nehme an, meine Herren, daß die Verkaufs⸗ sslle nicht gewußt hat, daß diese Vertreter derartige heinungsäußerungen der Kundschaft gegenüber gebraucht aben, daß also diese Vertreter nur ihre Privatmeinung saußert haben. Ich möchte aber doch befürworten, daß ssche Vorkommnisse möglichst vermieden werden.

Ich möchte ferner anheimgeben, meine Herren, daß bei diesem Preissturz, den wir gehabt haben, doch hätte berück⸗ schtigt werden müssen, daß die Händler einen empfindlichen Schaden gehabt haben. Herr Kommerzienrat Hegenscheidt hat sente vormittag ausgeführt, daß die Restabnahme der be⸗ reffenden Händler in bezug auf ihre Spezifikation nicht mehr schr groß gewesen ist. Es wurde, das von Herrn Schmahl und auch von Herrn Konsul Ehrlich bezweifelt. Ich weiß ich nicht, wie viel noch ausständig war, und ich möchte auch der Ansicht zuneigen, daß es nicht allzu viel gewesen sein fun, da durch die Verkaufsstelle nur kurze Termine für Spezifikationen gegeben werden, um die große Festlegung an Paren zu vermeiden. Es dürfte aber doch wohl anheim— zugeben sein, ob nicht den Händlern in dieser Beziehung „was entgegengekommen werden müßte vielleicht durch eine Fückgewähr auf das vorhandene Lager; denn das Lager ist sast immer sehr bedeutend und kann nicht in kurzer Zeit herringert werden. Sei dem, wie ihm wolle, ich meine, es müßte in irgend einer Weise, sei es durch eine Rückgewähr der durch Entbindung von bestehenden Spezifikationen, dem Händler entgegengekommen werden; ich möchte diesen Punkt un wohlwollenden Erwägung anheimgeben derjenigen Kom— mission, die nächstens berufen sein wird, zwischen den Kartellen und den Händlern ein Einvernehmen herbeizuführen.

Im übrigen aber, meine Herren, möchte ich, um diese ur Verhandlung stehende Frage nach allen Seiten zu erörtern Ind einem gewissen Gefühl der Billigkeit Ausdruck zu geben, selbst auf die Gefahr hin, von einigen Herren falsch verstanden zu werden, behaupten, daß wir in Magdeburg und speziell ich n meinem Sitz Magdeburg, überhaupt in der Provinz Sachsen, nennenswerte Differenzen mit dem Verbande nicht gehabt haben. Ich halte es sogar für angebracht, hervorzuheben, wir auch die guten Seiten des Verbandes anerkennen mnüssen. Meine Herren, der Wert der Normalpackung, die uns geschaffen ist, ist nicht zu verkennen. Ich erinnere nur a die früheren Mißbräuche der Unterpackung, bei vielen Nummern an Stiften wurde durch geringere Stückzahl das Jewicht vermindert. Dieser Mißbrauch ist vollständig aus der Welt geschafft.

Auch die knappen Zahlungsbedingungen, meine Herren, die wir haben, kann ich nicht mißbilligen; im Gegenteil. Es herrschen früher in bezug auf die Kassaregulierung Will⸗ kürlichkeiten, die tatsächlich sehr weit gingen, und ich kann nur befürworten, daß diese straffe Handhabung nicht zu kritisieren sst. Ich kann im Gegenteil auch von meinem eigenen Stand⸗ punkt aus sagen, daß, wenn man auch gewissermaßen wohl bem Syndikatsgedanken Opfer bringen muß, man es auch gern tun muß, wenn dadurch der große Gedanke, daß das Syndikat weiter bestehen bleibt, gefördert werden kann. Ich habe mir erlaubt, die Sachen hier zur Sprache zu bringen, damit die sämtlichen kontradiktorischen Ansichten zur Geltung kommen.

Generaldirektor Wolff-Gleiwitz: Meine Herren! Ich vill an die Ausführungen der Herren Schmahl und Ehrlich anknüpfen, um einige ihrer Beschwerden hier vom Standpunkte des Verbandes aus zu beleuchten.

Herr Schmahl hat im Eingang seiner Ausführungen sich auf seine Eigenschaft als Vorsitzender des Verbandes Deutscher Eisenwarenhändler berufen.

zerschiedene hegenteil

hilllger.

Daß in dieser seiner Eigenschaft an ihn sehr viele Anfragen, Wünsche und Beschwerden heran⸗ getreten sind, kann ja nicht wundernehmen, weil gerade die Bildung des Verbandes in den Kreisen der Detailhändler von Anfang an außerordentlich viele Besorgnisse, Befürchtungen und Veschwerden wachgerufen hat und auch wachrufen mußte. Meine Herren, die kleineren Händler, welche im Jahre einzelne Ladungen oder noch weniger kaufen, haben sich bisher unter dem Wettbewerb sämtlicher Hersteller von Drahtstiften außer⸗ ordentlich wohl befunden, weil sie den einen Fabrikanten gegen den anderen ausspielen konnten, weil sie den einen Fabrikanten mit den Preisen des anderen drücken konnten, und weil sie, wenn es schließlich nicht mehr möglich gewesen ist, in den Preisen etwas herauszuholen, doch in den Konditionen, in den Zahlungsbedingungen außerordentlich viel Spielraum erreicht haben.

Mit dem Augenblick seiner Begründung mußte der Ver⸗ band von bestimmten Grundsätzen ausgehen und die Zahlungs⸗ bedingungen einheitlich regeln. Damit haben die Betreffenden auch den Kredit, den sie bisher genossen haben, gewissermaßen nicht mehr in dem Maße zur Verfügung gehabt, und das war ein Hauptgrund ihrer Beklemmungen, Besorgnisse und Be⸗ schwerden. Zuruf.) Ich spreche nicht von Herrn Ehrlich. Heiterkeit.)

Meine Herren! Der zweite Grund war der, daß durch die DOrganisation des Verbandes gewisse Beziehungen zu be⸗ stmmten Lieferungswerken mehr oder weniger beeinträchtigt werden mußten; denn es gab eine ganze Reihe von Abnehmern, die von einer Anzahl von Verbandswerken gekauft haben, ein⸗ mal von diesem, einmal von jenem. Damals vor dem Verbande wurden nur die billigsten Marken vorgezogen. Mit dem Augenblick, wo die Preise gleich waren, wollte man selbstverständlich die beliebteste Marke, die man einmal früher hatte, immer wieder haben; diese Ware konnte den Betreffenden aber nicht gelassen werden, weil das Arbeitsbedürfnis und die zlanmaßige und gleichmäßige Beschäftigung der Werke für die Verteilung der Aufträge maßgebend werden mußte. Also der⸗ senige, der mit seinen Dispositionen später an die Reihe kam, mußte vorlieb nehmen mit denjenigen Marken, die noch zur Verfügung standen. Dadurch ist nun wieder eine ganze Menge von Unzufriedenheit geschaffen worden. Selbstverständlich hat

12 man im freien Verkehr weit mehr Rücksicht auf die Wünsche

der Werke nehmen können. Man hat oft ohne weiteres die e Lieferzeit hinausgeschoben, die Abnahmetermine verlängert.

können. In dem Augenblick, wo die Verbandoleitung die e Verantwortung bekam und satzungsgemäß zu verfahren hatte, mußte sich das ändern; da mußte die Sache den Bestimmungen des Verbandes entsprechend gehandhabt werden, man mußte Termine seststellen für die Einreichung der Spezifikationen und auch darauf sehen, daß diese Termine eingehalten wurden, weil sonst die Aufgabe des Verbandes, den einzelnen Werken s gleichmäßige Arbeit zu schaffen, nicht zu verwirklichen gewesen wäre. Das ist also leicht begreiflich.

Meine Herren, es ist Rim Laufe der Diskussion eine Beschwerde dahin ergangen, daß der Verband teilweise mit seiner Preispolitik sehr zögernd sich verhalten habe, und daß einzelne Preisherausgaben wider alles Erwarten zu spät erfolgt sind. Auch darüber kann ich Ihnen genau Auskunft geben. Meine Herren, im Inlande sind wir bezüglich der Preispolitik abhängig von der Preispolitik der Rohstoffverbände, auf denen wir aufgebaut haben, also bezüglich der Drahtstifte von der Preispolitik des Walzdrahtverbandes, von den Walzdraht⸗ preisen. Bevor nicht der Walzdrahtverband seine Preise herausgegeben hat, können wir nicht gut die Preise der Draht⸗ stifte feststellen. Der Walzdrahtoerband wieder ist abhängig von den Preisen, die der Halbzeugverband herausgibt. Die Verspätungen nun, die meines Erinnerns zweimal, und zwar im Jahre 1900 und 1901, besonders im vierten Quartal dieser beiden Jahrgänge, vorgekommen sind, haben eben darin ihre Begründung, daß wir gehofft haben, schon im Jahre 1900 billigere Preise für Halbzeug und Walzdraht zu bekommen. Die Herausgabe unserer Prelse verzögerte sich also, weil wir abwarten wollten, ob unsere Hoffnung sich erfüllen werde oder nicht, nämlich, ob unsere Preispolitik rechtzeitig mit Preis⸗ ermäßigungen vorzugehen —, auf die anderen Verbände als nachahmenswertes Beispiel wirken werde. Wir waren in der Regel außer stande, vorzeitig Preise herauszugeben, weil wir sie sonst spekulativ herausgeben mußten; denn wir konnten uns irren nach oben oder nach unten, und das wollten wir nicht!

Meine Herren, daß die Spezifikationen teilweise scharf eingemahnt werden, und daß das eine gewisse Beeinträchtigung der Interessen des Zwischenhandels darstellt, habe ich schon gestreift; das ist aber unerläßlich, wenn die einzelnen Werke im Rahmen der ihnen zustehenden Beschäftigung eben tat— sächlich die Arbeit zugeteilt erhalten müssen. Die Werke sind natürlich nicht damit befriedigt, daß man ihnen Abschlüsse überschreibt und damit einen ungewissen Wechsel auf die Zukunft zuweist; sie müssen ihre Arbeiter und Maschinen gleichmäßig beschäftigen, und infolgedessen ist eine gleichmäßige Zuweisung des Arbeitsprogramms unerläßliche Bedingung.

Aus dem gleichen Grunde können wir die Abnahmezeit nicht nach Belieben verzögern, sondern müssen darauf halten, daß die Zeit, welche für die Abnahme vereinbart ist, auch tatfächlich eingehalten wird; sonst wäre wieder eine planmäßig richtige Verteilung der Arbeit nicht zu ermöglichen.

Nun wurde von Herrn Ehrlich der Wunsch geäußert, zeitweise auch für längere Termine einkaufen zu können und damit der Disposition der einzelnen Grossisten einen gewissen Spielraum zu lassen. Meine Herren, es ist schon früher er⸗ wähnt worden, daß der Verband sich bei seiner Bildung den Grundsatz vorgenommen hat, daß jede Spekulation aus— geschaltet werden soll, und zwar zum Vorteil der Händler und auch zum Vorteil der Werke. In der Vergangenheit wurde die Sache so gehandhabt, daß, wenn die Preise eine auf⸗ steigende Richtung nahmen oder einzunehmen schienen, die be⸗ treffenden Abnehmer die Neigung hatten, sich auf längere Zeit mit größeren Quanten, als der normale Bedarf erforderte, einzudecken. Wenn man in dieser Weise weiter disponieren würde, dann wäre die gleichmäßige Beschäftigung der Werke

undenkbar; dann würde sich in einer gewissen Periode von ein paar Monaten ein Uebermaß von Aufträgen zusammen⸗ nicht ausbleiben, insofern die Arbeit dann fehlen würde. Die Arbeiter können aber den Tag weder verlängern, noch ver⸗ kürzen; sie müssen eben möglichst gleichmäßig beschäftigt werden, und damit ist der Wunsch des Herrn Ehrlich unvereinbar.

Meine Herren, dann ist die Frage der Agenten gestreift worden. Das ist ein Thema, welches den Verband an sich eigenilich nicht berührt, denn der Verband hat keine Agenten angestellt, die sich beschweren könnten, daß sie ihr Brot ver⸗ loren haben. Die Sache liegt vielmehr so, daß durch die Bildung des Drahtstiftyverbandes eine Reihe von Agenten seitens der betreffenden Werke, die sich dem Verbande geschlossen haben, überflüssig geworden sind. Der hat sich kurz auf den Standpunkt gestellt, die Agenten im

Verkehr selbst vermitteln zwischen den Abnehmern und den Werken. Die Agenten waren also tat— sächlich ein überflüssiges Uebel. Aber, meine Herren, es wäre das nicht bloß ein überflüssiges, sondern auch ein schädliches

eingerichtet, welche den

freilich diese Absicht zu haben, unwillkürlich den Preis gegen⸗ seitig gedrückt, weiter betraut hätte, und schließlich wäre daraus eine Quelle von Mißtrauen entstanden, weil die einzelnen Werke, ehe sie sich näher kannten und in dem Verbande gegenseitig näher gerückt sind, sich mit begreiflichem Mißtrauen begegneten, also auch gegen die betreffenden Vertreter ein gegenseitiges aus⸗ gesprochenes Mißtrauen hatten. Deshalb erschien es als das einzig Richtige, alle Vertreter sowohl der größeren, wie der kleineren Werke im Inlande auszuschalten. Ob das in Zu⸗ kunft anders gemacht werden kann, ob der Verband, der jetzt besteht, in einer anderen Form verlängert werden kann, das entzieht sich gegenwärtig unserer Beurteilung. Die Frage kann bei Erneuerung des Verbandes in Erwägung genommen

zum andern zu große Preisunterschiede beständen. stimmt nicht. Wir haben Deutschland in gewisse Zonen ein⸗ geteilt, wie das wohl bekannt ist, und da können die Preis⸗

tonten, als Haushälter benutzt wird.

an⸗ Verband

Inlande entbehren zu können; dagegen sind Verkaufsstellen

5 Uebel gewesen; denn die verschiedenen Vertreter hätten, ohne

wenn man sie mit dem Verkauf im Inlande

werden; im gegenwärtigen Augenblick ist die Hoffnung, daß

ine Aenderung eintritt, aussichtlos. Dann hat Herr Riehle, wenn ich noch eins herausgreifen

Das hat im freien Verkehr, wo jeder für seine eigene Tasche darf, den Wunsch geäußert, es möchte für den Fall einer arbeitet und nur sich selbst verantwortlich war, Platz greifen Ermäßigung der Preife eine Rückgewähr des Preisunterschiedes

rfolgen für diejenigen Quanten, welche noch am Lager bleiben.

Meine Herren, dieser Gedanke würde nur diskutabel sein, wenn die Händler sich darauf einlassen würden, dem Verbande eine Rückgewähr zu geben, im Fall der Preis in die Höhe geht. reden lassen.

(Heiterkeit. Unter dieser Prämisse würde sich darüber Ich wundere mich, daß Herr Riehle nicht bei einem Billigkeitssinn demselben Empfinden Ausdruck ver—⸗

liehen hat.

Auf die speziellen Beschwerden, welche der Vertreter der

Lahrer Handelskammer vorgetragen hat, wird Herr Direktor Fett noch persönlich zurückkommen.

Direktor Fett-Berlin: Ich habe auch noch auf einige

Einzelheiten der anderen Herren zu antworten. Ich glaube, Herr Schmahl sprach von einer Preiserhöhung mit einem Male um circa 3,50 . Es erübrigt sich wohl, das ziffern⸗ mäßig zu widerlegen; es ist alles in der Sachdarstellung des Herrn von Groß enthalten.

Dann beschwerte sich Herr Schmahl, daß von einem Ort Das

unterschiede nur 25 Pf. betragen. Wenn andere Unterschiede

noch bestehen, so mag das daher rühren, weil in dem Ver⸗ bande der Eisenwarenhändler, Großhändler und Detaillisten vereinigt sind.

Das ist ja eine Tatsache.

Ein Großhändler hat nun wahrscheinlich, wie dies früher im genannten Verbande üblich gewesen sein soll, Detaillisten seine Einkaufspreise gezeigt; damit erklären sich solche Unter— schiede.

Weiter beschwerte sich, glaube ich, Herr Schmahl auch darüber, daß ein Händler in Kaiserslautern nicht Pfälzer⸗ stifte, sondern andere aus Rheinland⸗-Westfalen zugeteilt be⸗ kommen sollte. Das dürste darauf zurückzuführen sein, daß die Pfälzerwerke damals ausverkauft waren, während das be— treffende rheinische Werk noch einen Arbeitsanspruch hatte. Wir haben ja die Pflicht, dafür zu sorgen, daß alle Werke möglichst gleichmäßig beschäftigt werden, und dieser Pflicht müssen wir Genüge leisten.

Ferner hat Herr Schmahl von den 10Pf. gesprochen, die er bezahlen mußte pardon, die Firma wurde nicht

genannt! wenn Waren per Wasser anstatt per Bahn an⸗ kämen. Das ist darauf zurückzuführen, daß das betreffende

Werk, wie das leider in Süddeutschland überhaupt der Fall ist, und wie das manche Werke sogar wiederholt schon be⸗ Die Pakete müssen einzeln signiert werden, damit sie in dieser Form als Stück⸗ gut weiter expediert werden können. In Norddeutschland kennt man das weniger. Darauf sind diese 10 Pf. pro 100 kg zurückzuführen. Ich glaube, das ist ein geringer Lohn.

Dann hat Herr Riehle erwähnt, daß unsere Vertreter überhaupt in Aussicht gestellt hätten, wie sich die Preise ge⸗ stalten könnten. Ich kann hier betonen, daß sowohl früher wie jetzt wir alle, auch Herr Furthmann, den Grundsatz ver⸗ traten und noch vertreten, den Vertretern zur Pflicht zu machen, der Kundschaft zu erklären, sie wüßten nicht, wie die Preise sich gestalten würden. Sie haben nur Aufträge ent⸗ gegenzunehmen, die ihnen die Kundschaft selbst bietet, aber nicht ihrerseits um Aufträge zu bitten. Also Stimmung machen, das gibt es nicht.

Dann erübrigt es sich wohl, auf die Angelegenheit des Herrn Weil näher zurückzukommen, denn sie ist schon etwas alt. Im Jahre 1899 kurz nach der Gründung des Verbandes waren alle Werke sehr stark besetzt, und es ist eine Tatsache, daß wir die betreffenden Aufträge nicht gut unterbringen konnten. deil Fabrikate kleiner Werke in der Absicht verkauft hatte,

Ich war persönlich der Sünder, der Herrn W * diese kleinen Werke, die tatsächlich nicht das leisten können, wie . r

Herr Weil annahm, 5000 kg in zwei Sorten in kurzer Zeit drängen, und in den anderen Monaten würde die Nachwirkung zu

zu liefern, zu beschäftigen. Diese Werke müssen ihre Maschinen, die von der verschiedensten Art sind, alle beschäftigen; wenn dieselben nur Aufträge für Stifte mm Nr. 22 und 20 erhalten, so können sie ihre nur für Nr. 18 und dünner eingerichteten Maschinen nicht beschäftigen. Das war der Grund, und tat⸗ sächlich waren wir nicht in der Lage, dem Wunsche des Herrn Weil zu entsprechen. Herr Weil hat auch in einem Briefe

nach Mannheim seinerzeit geäußert, daß er dankbarst an⸗

erkenne, daß das Verkaufsbureau in Mannheim sich so sehr bemüht habe, ihm anstatt der kleinen Stifte die benötigten groben Nägel von einem Werke aus Lothringen zu beschaffen. Im Jahre 1900 lag ein anderer Fall vor; damals hat ein Pfälzer Werk tatsächlich Herrn Weil schlechte Stifte ge⸗ liefert. Das Werk hat das anerkannt, und es hat im Gegensatz zu der Mitteilung des Herrn Weil uns sogar gebeten, es von der Ersatzlieferung zu entbinden. Wir haben die Ersatznägel von einem anderen Werke liefern lassen, von dem wir annahmen, daß Herr Weil damit zufrieden sein könne. Kaufmann Gustav Kreyenberg, Firma Theodor Richter, Halle a. S.: Im Handelskammerbezirk Halle, wo wir auch eine Besprechung hatten, stieß ich gleichfalls auf eine allgemeine Unzufriedenheit über das Drahtstiftsyndikat. In der Haupt⸗ sache kam es wohl daher, daß die Händler unzufrieden waren, weil in Halle a. S. ursprünglich eine kleine Fabrik existierte, dieselbe wurde aufgehoben und die Maschinen wurden wohl aufgekauft oder vernichtet. Nachher trat der Fabrikant als Händler auf. Er wurde von dem Drahtstiftsyndikat mit Vorzugspreisen ausgerüstet und war auf einmal Grossist, alle anderen Händler in dem Bezirk konnten zum Teil von ihm kaufen. Auf diese Weise wurden die Händler, namentlich Engroshändler, geschädigt. Ein einziger von den Händlern war zufrieden; derselbe äußerte: ich verkehre in den letzten drei Jahren mit dem Drahtstiftverband sehr gut; alle Konkurrenzpreise, die ich bekomme, hebe ich auf. Wenn ich 1