26
gegenüber unserm hochverdienten Vorsitzenden, Herrn Geheimrat Delbrück, dem wir zu großem Danke verpflichtet sind für die sachliche Leitung der Verhandlungen, in der jeder von uns zu Worte kommen und das, was er auf dem Herzen hatte, vor⸗ bringen konnte. Sie gestatten, daß ich in Ihrem Namen unserm hochverehrten Herrn Vorsitzenden hiermit unsern Dank für seine sachverständige Leitung ausspreche. Bravoh
Vorsitzender: Diesen Dank möchte ich auf den Refe⸗ renten Herrn Regierungsrat v. Groß ausgedehnt wissen, dem das Hauptverdienst an der heutigen Verhandlung zuzu⸗ schreiben ist.
Ich schließe die Verhandlungen.
Anlage 1. Sachdarstellung.
Allgemeines über die Walzdrahtindustrie.
Walzdraht ist ein Walzerzeugnis, welches in rohem Zustande nur ausnahmsweise Verwendung findet, etwa zu rohen ine g ff gen von Weiden, als Moniereifen zu Bauausführungen oder zu ähnlichen Zwecken. Die Walzung geschieht in allen möglichen Formen und in den verschiedensten Eisen⸗ und Stahlqualitäten, hauptsächlich aber in runder Form und in Flußeisen. In Ziehereien wird der Walzdraht weiter verarbeitet und gelangt entweder als gezogener Draht (Tele⸗ graphen⸗ und Telephondrähte, Handelsdraht, Blumendraht. usw.) in den Handel oder erfährt noch eine weitere Verfeinerung, die außer · ordentlich vielseitig und mannigfaltig ist. Hierüber sagt Garret in einer e g ft an die Redaktion von Stahl und Eisen“:
„Es gibt kein zweites aus Eisen hergestelltes Erzeugnis, das sich einer fo allgemeinen Verwendung erfreut wie der Draht. Jeder Bauer braucht ihn in Form von Nägeln und Zaundraht, ebenso wie seine Frau und seine Familie des Drahtes für die vielen kleinen häuslichen Verwendungszwecke in Torm von Nähn, Steck und anderen Fiadeln bedarf. Man verwendet Draht zum Binden von Büchern, zur Änfertigung von Durchschlägen, zum Verkorken von Flaschen, zu n, n, Fensterschirmen und Drahtgeweben aller Art. Draht raucht der Schneider bei der Anfertigung von Kleidern und Bilder werden mit Braht aufgehängt. Ein großer Teil des erzeugten Drahtes dient zu kelegraphischen Zwecken, zu Transmissionen, zum Tragen und Heben von Lasten, und wird ferner verarbeitet zu Fisch⸗ haken, Klaviersaiten, Schrauben, Nieten, Kopierzwecken usw. kurz, man könnte die Aufzählung bis ins Unendliche fortsetzen, was eben beweist, daß es kein Material gibt, das allgemeiner gebraucht würde als der Draht.“ . . ter Ursprung der deutschen Drahtindustrie, ist in der früheren Grafschaft Mark zu suchen. Hier hat sie sich bis auf die Jetztzeit er⸗ halten. Die Provinz Westfalen weist im Jahre 1902 eine Erzeugung von 343 502 t. die Rheinprovinz eine solche von 133 168 t auf, Da⸗ neben hat sie sich auch nach vielen anderen Gegenden des Reichs ver⸗
flanzt, so nach Bayern. Elsaß⸗Lothringen und nach den preußischen — Schlefien, Hannover und Hessen-⸗Nassau. Der mit der olitischen Einigung des deutschen Vaterlandes einhergehende wirt⸗ chaftliche Aufschwung machte sich in besonderem Maße auch be der Brahtindustrie geltend. Während die Erzeugungsmenge im, Jahre 1866 22764 t betrug, war sie im Jahre 1875 auf 121 357 64 im Jahre 1880 auf 235122 t gestiegen, bis die Erzeugung im Jahre To02 die Höhe von 573770 t. erreichte. Für das Emvorschnellen war neben dem allgemeinen Fortschritt in der wirtschaftlichen Entwickelung auch noch ein besonderer Grund in der Eigenart des Siegerländer e n eln vorhanden, indem das aus dem Siegerländer Spat⸗ eisenstein erblasene Qualitätspuddelroheisen sich vorzugsweise für die Verfertigung von Draht eignet. Mit Hilfe des im Jahre 1879 ein⸗ geführten basischen Thomasverfahrens an Stelle des sagren Bessemer Verfahrens gelang es ferner, eine bessere Qualität zu billigeren Preisen herzustellen. Der Einfluß des ersteren ist aus der im Anhange mit⸗ geteilten Zusammenstellung der deutschen Drahter zeugung zu ersehen. Während noch im Jahre 1880 von 233 122 t Draht 222 322 1. aus Schweißeisen hergestellt wurden, hat sich das Verhaltnis im Jahre I902 auf 73 776 t Gesamterzeugung zu 25 966 t aus Schweißeisen verschoben. Der Draht aus Schweißeisen wird fast ausschl ießlich nur noch für Spezialitäten wie Blechnieten, Schrauben und, teilweise für Ketten herwendet. Als ein fernerer wichtiger Umstand für die schnelle Entwickelung der deutschen Drahtindustrie kam der Anfang der acht. ziger Jahre sich geltend machende sehr starke amerilanisch⸗ Bedarf hinzu. Aus den angeführten Gründen hat auch frühzeitig eine starke Ausfuhr von Draht aus Deutschland stattgefunden; dieselbe betrug 1884 2127 83 dz im Werte von 39 365 090 MS und 1905 2549 745 4 im Werte von 31 921 000 M Sie hat in der Zwischen⸗ zeit nicht unerheblichen Schwankungen unterlegen. Nach oben hin machen sich das letzte Jahr 15603 und in annähernder Höhe die Jahre 1901 mit 2477576 4 und 1887 mit 2 425533 da, und nach unten hin die Jahre 1839 bis 1891 und das Jahr 1899 bemerkbar.
Die auf die Herstellung von Draht aufgewandten Arbeits löhne werden von der nordwestlichen Gruppe des Bereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller unter Einbeziehung derjenigen, welche von der
zrderung des Eisensteins und der Kohle, dem Brechen des Kalk ein ufw. an gerechnet bis zum versandfertigen Fabrikat verausgabt werden, folgendermaßen berechnet:
Es betragen die Gesamtlöhne für Draht, gewalzt oder gezogen, einschließlich des geformten, roh oder bearbeitet, jedoch nicht poliert usw., für die Tonne:
für Drähte 15 mm und stärker. .. 6 68,38 = . ä n d nee,, a. . . 9 . 317,40
sowie für Draht, gewalzt oder gezogen, einschließlich des geformten, poliert, lackiert, oder mit anderen unedlen Metallen oder Legierungen unedler Metalle überzogen, für die Tonne:
für Drähte 15 mm und stärker tp 78,42 ö . ,, 16 , ö unter 0, mm. 404,00.
Die kontrollierte Produktion von 25 Drahtwalzwerken Deutsch⸗ lanbs für 100 betrag 5641 272 t hiervon ab für den zu Einfriedigungszwecken verwandten
rohen Walzdraht (ca. 20 /o) 11285. bleibt für die Weiterverarbeitun gs. 952 987 t 5 o für Abfall und Verlust bei der Weiterverarbeitung ö
davon ab... . ö 27 649
bleibt für gejogenen Draht zur Weiterverarbeitung (Drahtstifte, Gewebe, Geflechte und andere Draht⸗ ͤ J,, ; d
Legt man bei diesem Quantum den Durchschnitt der Arbeitslöhne zu Grunde, der von drei großen Drahtziehereien ziffergemäß festgestellt wurde und im ganzen 13 455 592,30 M betrug, so gelangen bis zur Fertigstellung des obigen Quantums Draht 39 993 981,94 4M, rund 10 Millionen Mark, Löhne zur Auszahlung,,
Es ist bereits gesagt, daß die Vereinigten Staaten von Amerita Anfangs der achtziger Jahre als starke Abnehmer von deutschem Walz draht auftraten. Bald änderte sich jedoch das Bild. Bereits zu Beginn der neunziger Jahre sehen wir sie als Fonturrenten in die Schranke treten und seit dieser Zeit unaufhaltsam vordringen. 1890 mit 457 099 Tons Erzeugung anfangend, hat diese 1902 1574393 Tons betragen, die deutsche Erzeugung also beinahe um das dreifache
ö
übertroffen. Allerdings bleibt bei dem gewaltigen Verbrauch des Inlands die Gefamtaußfuhr im Jahre 1905 mit 11] 98 Tons in Derarbeitelem Waljdraht hinter der deutschen mit 233 513 Tons (die Summe der Ausfuhr von rohem und verkupfertem usw. Draht) noch zlemlich weit zurück. Berücsichtigt man aber, daß die amerikanische Wal zdrahterzeugung, wie Garret angibt, nachdem alle im Bau be⸗ findlichen Werke ö regelrechten Betrieb gekommen sein werden, 2560 600 Tons betragen wird, so ergibt sich hieraus die Schluß⸗ folgerung, daß die Amerikaner binnen kurzem die Ausfuhr in ver— stãrktem 26 werden aufnehmen müssen. Sie werden alsdann einen bedeutenden V, , ,. ausüben, der sich in erster inie gegen Deutschland richten wird. . . ⸗
ö * ehr h, für Handel und Industrie haben über die Er⸗ zeugung von Draht in den Vereinigten Staaten im Jahre 1902 folgende Mitteilung gebracht: .
„Nach einem Berichte der Iron and Steel Assegiatigh wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1902 Drahtstäbe im Gewichte von 16574 393 Tons à 2240 engl, Pfund hergestellt, während 15601 nur 13665 934 Tons, 1900 846 291 Tons, 1899 L656 358 Tons und 1898 1071 683 Tong dieser Ware angefertigt waren. Dem Vorjahre gegenüber zeigte sich demnach eine Zunahme der Erzeugung um 208 4599 Tons oder mehr als 15 0/0 Von der Gesamkerzeugung des letzten Jahres entfielen 1574 187 Tons guf Brahtstäbe aus Stahl und nur 2096 Tons auf solche aus Eisen. Auf die Hauptbezirke der Union verteilte sich die Herstellung von Draht⸗ stäben in den letzten drei Jahren in folgender Weise:
1900 1901 1902
in Tons à 2240 Pfund Massachusetts, Connecticut, Rhode⸗ . . J. New York, New Jersey 134 507 176191 201 653
Pennfylvanken. . 240 633 386 037 H09 802 Virginien, Kentucky, Alabama,
d
Indiana und Illinois. 226 525 331117 422 380
Zusammen SI Z9I1 1355 954 1514 3383.
Die größte Menge von Drahtstäben wurde in Pennsylvanien hergestellt, Illinois kam der Erzeugung ennsylvaniens ziemlich nahe, dann folgten Ohio an dritter und Ma achusetts an vierter Stelle.
Auf dem Aausländischen Markte besteht ein Wettbewerb im übrigen besonders feitens der englischen, belgischen französischen und öster. reichischen Drahtwaljwerke. Der deutsche Walzdraht erfreut sich auf dem Weltmarkte wegen seiner gleichmäßigen, guten Beschaffen heit und genauen, forgfältigen Walzung großer Beliebtheit. Es mag an dieser Stelle noch eine vergleichende Ausjuhrstatistik von Drahterzeugnissen erwähnt werden, die Carl Schott in Nr. 10 von „Stahl und Eisen 1904 S. hb90 aufgestellt hat.
Hiernach betrug in den Jahren
1800 190 1802 190
t t. t. t. die deutsche Ausfuhr 220 009 306 0900 292 0900 3072 000 die englische Ausfuhr... 338 000 47 0079 55000 25 Mo die belgische Ausfuhr .. 21 000 2290 26 000 33 000
die amerikanische Ausfuhr . 130 000 127000 153 000 174000.
8
Hierzu ist zu bemerken, daß in England eine Reihe von Artikeln, feinere Drahterzeugnisse, wie Telegraphendraht, Werkzeuge, Hart⸗ ware usw., nur in der Wertstatistik vorkommen, während sie in Deutschland in der Gewichlsstatistik enthalten sind.
Der Verband deutscher Drahtwalzwerke.
Ueber die Organisation des Verbandes deutscher Drahtwalzwerke besagt der Bericht des damaligen Referenten, Herrn Regierungsrats Br. Voelcker, über das Kartellwesen in der inländischen Eisenindustrie olgendes:
. „Zweck des Verbandes ist die Regelung des Absatzes von Walz⸗ draht im Inland und im Ausland sowie die Erzielung angemessener Preise für Walzdraht. Als syndizierter Walzdraht wird betrachtet jede auf den Walzwerken der Verbandswerke hergestellte Dimension von Walzdraht in Ringen aus Thomas⸗ oder Siemens⸗Martin⸗Flußeisen, Puddeleisen und Stahlmaterial aller Härtegrade, rund, vierkantig, dreikantig, obal, halbrund oder in beliebig anderen Profilen und Faffons, auch wean er später gestreckt ist. Die vereinigten Tirmen haben sich des Rechts begeben, hinsichtlich der syndizierten Sorten von Waljdraht direkt oder durch Vermittelung eines anderen als der gemeinsamen Verkaufsstelle Verkäufe abzuschließen oder auszuführen. Eine Firma ist nach Maßgabe eines mit ihr abgeschlossenen besonderen Vertrages mit den Funktionen eines Kommissionärs dieses Verbandes und dessen Abrechnungsstelle beauftragt worden. Die Firma funktioniert zugleich als Ydechtsträger des Verbandes. Aus der recht- lichen Stellung der Verkanfsstelle als der Kommissionärin folgt, daß us den von ihr in eigenem Namen aber für Rechnung des Verbandes abzuschließenden Geschäften nur sie berechtigt und verpflichtet ist. Jedes Mitglied ist der Verkaufsstelle gegenüber zur vertragsmäßigen Vieeferung übernommener Bestelluagen verpflichtet. . ö
Jedes Verbandswerk hat seine Versandmenge an Walzdraht für die Kalenderjahre 1898 bis 1901 nach Inland und Ausland getrennt nachjzuweisen. Aus dieser Gesamtversandmenge ergibt sich, mit welchem Anteil die Produktionsbeztrke Rheinland. Westfalen, Süddeutschland und Schlesien an dem Gesamtabsatz in Waljdraht für Inland und Ausland beteiligt gewesen sind. Die so gefundenen, Verhältnisziffern im Gesamtabsatz bleiben für den Arbeitsanspruch dieser drei Bezirke während der Värbandsdauer bis zur etwaigen Aufnahme neuer Mit— glieder maßgebend, da deren Beteiligung zu Lasten sämtlicher Ver⸗ bandsfirmen, nicht auf Kosten der beteiligten Produktion bezirke ge⸗ währt wird. Demgemäß ändern sich bei Neuaufnahmen die Arbeits antelle der einzelnen Produktionsbezirke. Um den Arbeitsanspruch jeder einzelnen Firma, d. b. den verhältnismäßigen Anteil an dem jährlichen Gesamkabsatz des Verbandes festzustellen, weisen alle Draht⸗ walzwerke ihre Versandmengen von beliebig gewählten neun aufein⸗ anderfolgenden Monaten aus obigen vier Jahren nach. Der Gesamt⸗ arbeitsanspruch jedes Bezirks wird unter die demselben angehörigen Drahtwaljwerke nach den hieraus gebildeten Verhältnisziffera aufge⸗ teilt. Die noch diesen Grundsätzen vorzunehmende Festsetzung der Einschätzungsziff ern erfolgt durch den geschäftsführenden Ausschuß. Die Verkaufstelle hat die eingehenden Aufträge unter die Verbands⸗ werke im Rahmen ihres Arbeitsanspruchs möglichst gleichmäßig zu verteilen. Die Werke sind berechtigt, aber nicht verpflichtet, den auf sie entfallenden Arbeitsanteil an die Verkaufsstelle zu liefern. Dem Verlangen einer Firma, für einen Zeitabschnitt weniger als ihren Arbeitzanteil zu liefern, hat die Verkaufsstelle Rechnung zu tragen. Wenn der Gesamtabsatz des Verbandes für das Quartal nicht aus— reichend ist, um die pon jedem Verbandswerke für die Einschätzungs“ zeit nachgewiesene und für jede Arbeitsperiode beanspruchte Versand—⸗ menge zu decken und somit jeder Firma den hiernach zu bemessenden Arbeitsanteil zu gewährleisten, so sind vom geschäftsführenden Aus— schuß für alle Verbandsmitglteder gleichmäßig geltende Einschränkungen der Gesamtproduktion bis zur he eines gewissen Prozentsatzes vor⸗ zuschreiben. Uebersteigen die Lieferungseinschränkungen wegen Minder⸗ absatzes diesen Prozentsatz, so hat die Verkaufsstelle bei sämtlichen Vrahtwaljwerken festzufftellen, ob und unter welchen Bedingungen Arbeltsansprüche freigegeben oder der Bezug von Waldrahtmengen von einzelnen Drahtwaljwerken angeboten wird. ;
Im übrigen hat die Verkaufsstelle alle zur Verfügung stehenden Mittel anzuwenden, daß die Werke der vereinigten Firmen nach Ver, hältnis des ihnen zustehenden Arbeitsanspruchs gleichmäßig beschäftigt werden. Als Norm soll hierbei angesehen werden, daß die Firmen ihr bisheriges Abfatzgebiet und ihre bisherige Kundschaft, soweit nicht größere Frachtnachteile oder sonstige wesentliche Einbußen für den Verband daraus erwachsen, behalten, r ;
In dem Syndikatzbertrag ist ferner Bestimmung getroffen über den Grundpreis für Flußeisenwaljdraht gewöhnlicher Qualität, zu
welchem die Verkaufsstelle den vereinigten Firmen ihre Lieferungen e ,, zu , hat. Die definitlve Abrechnung erfolgt vierteljährlich. Die Berkaufsstelle ermittelt aus den Auslandserlösen pro Quartal, welcher Durchschnittsgrundpreis für die zur Ausfuhr gelangten Walzdrähte bei den erzielten Verkaufspreisen ab Werkstation entfällt, und der sich ergebende Durchschnitts⸗Grundpreiserlös pro 1660 kg netto Kasse bildet den definitiven Abrechnungsgrundhreis, zu welchen? die Firmen ihren Lieferungsanteil für das betreffende Ouartal. für In, und Ausland ab Werkstation in den Verband einbringen. Die Grlöse für Ausfuhrdraht bilden also für die Abrechnung der Mit glieder untereinander den Selbstkostenpreis der gelieferten Wal drähte für den Verband. . .
Die vereinigten Firmen sind sich darüber einig, daß mit Ver— bänden oder einzelnen Mitglledern anderer Gruppen Verträge zu gegenfeitigem Schutz abgeschlossen werden. In diesen Verträgen soll nicht nur der gegenwärtige Besitzstand gewährleistet, sondern auch die gegenseitige Verpflichtung übernommen werden, solchen Walzdraht⸗ fabrikanten, welche nicht zum Verbande gehören, weder direkt noch in⸗ birekt Drahtknüppel zu verkaufen oder zu Liefern, Auch verpflichten sich die vereinigten Firmen gegeneinander, Drahtknüppel oder andere Rohftoffe nicht von bestehenden oder neu errichteten Konkurrenz, unternehmungen, welche Waldraht herstellen, ohne dem Verbande anzugehören, zu kaufen.
Die Organe des Verbandes sind die Generalversammlung. der geschäftsführende Ausschuß, die als Kommissionärin, Abrechnungsste!le und Rechtsträgerin fungierende Verkaufsstelle und die Vertrauens. männer. Die Obliegenheiten dieser Organe sind die bei den Eisen⸗ kartellen üblichen.“ x . .
Hierzu sei mit bezug auf die Entstehung des jetzigen Verbandes noch folgendes erwähnt: .
Walzdraht ist seit dem 17. Juli 1897 syndiziert, und zwar zu⸗ nächst im Deutschen Walzdrahtsyndikat, in Hagen in Westfalen. Es gehörten ihm nur die rheinisch ⸗westfälischen Werke an, denen später noch Gewerkschaft Deutscher Kaiser⸗Walzwerk Dinslaken beigetreten ist. Daneben bestanden besondere Abkommen mit dem Wa diaht⸗ verband süddeutscher Walzwerke in Neunkirchen, Reg.-Bez. Trier, und der Oberschlesischen Eisenindustrie in Gleiwitz -S. wegen gegen⸗ feitigen Gebietsschätzez. Bei Gründung des Verbandeg deutscher Drahtwaljwerke blieben außerhalb, der Vereinigung die Düsseldorfer Röhren, und EGisenwalzwerke und die Firma W. Ernst Haas C Sohn in Reuhoffnungshütte; mehr nebenher beschäftigte sich mit der Wal ⸗ drahtherstellung noch die Firma Stolz & Co. in Giserfeld und die Firma Karl Berg in Eveking. Seit der Verbands gründung sind dann goch neue Drahtwalzwerke entstanden bejw; im Bau bei der Deutsch⸗ Luxemburgischen Bergwerks- und Hätten⸗Aktiengesellschaft in Differ. dingen, der Luxemburger Bergwerks⸗ und Saarbrücker Eisenhütten⸗ Aktiengesellschaft Burbacherhütte, Burbach, und den Röchlingschen lsen. und Stahlwerken, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Völklingen a. d. Saar, deren Wetthewerh jedoch erst in letzter Zeit in die Erscheinung getreten ist. Das Deutsche Walzwerk Syndikat betrieb nur das Inlandsgeschäft, trat auch nicht als selbständiger Ver⸗ kaͤufer auf, sondern vermittelte nur die Geschäftdabschlůsse, die erst durch Annahme seitens des Werks gültig wurden. Die Abwicklung, Verrechnung usw. war also Sache der einzelnen Werke.
Am 31. Dezember 1901 löste sich das Deutsche Walzdrahtsyndikat auf und am J. Januar 1902 trat der Verband deutf her Drahtwalz⸗ werke ins Leben. Augenblicklich gehören ihm 25 Mitglieder an. Die BVerkaufsstelle, die Bankfirma Delbrück Leo 8 Co., besorgt den Kauf und Verkauf von Walzdraht aller Art für eigene Rechnung, soweit er nicht in den eigenen Verfeinerungsbetrieben der Walzwerke zur Ver⸗ arbeitung gelangt; namentlich gehört auch das Auslandsgeschäft zu der Tätigkeit der Verkaufßzstelle. ⸗ ; ö
Um die Unterschiede zwischen dem Deutschena Walzdrahtsyndikat und dem Verbande deutscher Drahtwalzwerke hervorzuheben, so fielen im Deutschen Wali drahtsyndikat nicht unter den Vertrag Geschäfte der Verbandswerke untereinander, Verkäufe nach dem Auslande; Ausschuß⸗ walzdraht, Streckwaljdraht, d. i. Walzdraht in Stangen zu Bau⸗ wecken, Puddelwal draht, Spezialwaljdraht wurde nur der. Menge nach im Beutschen Walzdrahtsyndikat verrechnet, aber selbständig durch die Syndikatsmitglieder verkauft. Der Zweck des Deutschen Walzdraht⸗ syndikats war, den Absatz von Walzdraht im Inlande zu regeln, un— gesunden Wettbewerb zu verhindern, angemessene Verkaufspreise zu sichern und gleichgeartete Vereinigungen der Walzdrahtverbraucher zu fördern. Der Verband deutscher Drahtwal zwerke hat zum Zweck dann noch weiter die Regelung des Auslandsabsatzes und die Regelung der Walzorahthervorbringung. Das Deutsche Walzdrahtspyndikat vermittelte die Verkäufe, die alsdann auf die einzelnen Werke übertragen wurden, und hatte deshalb nur die Form einer Gelegenheitsgesellschaft. Der Verband deutscher Drahtwalswerke hat zur Rechtsträgerin eine Bank— firma bestimmt und schließt unter deren Namen alle Verkaufe selb— ständig ab. —⸗ ;
Bie Tätigkeit des Verbandes deutscher Deahtwalzwerke oder viel- mehr seines Vorgängers ist namentlich wegen seiner Preispolitik zur Zeit der Hochkonjunktur und der nachfolgenden Periode angegriffen worden. Es mag gestattet sein, zwei der den gegnerischen Stand⸗ punkt am schärssten kennzeichnenden Artikel der Kölnischen Volkszeitung hier anzuführen. ,
Unter dem 24. Dezember 1900 gibt sie über die Lage des Drahtstiftenmarktes die Zuschrist eines fachmännischen Mitarbeiters wieder; . .
„Das Drahtstiftgeschäft ist augenblicklich auf einem Stande an⸗ gekommen, dessen die ältesten Stifterzeuger nicht sich erinnern können; auf diesem Markte herrscht geradezu eine unheimliche Stille. Im Inlande ist das Vertrauen der Käufer, das man durch den Preisstunh so sehr erschüttert hatte, noch nicht zurückgekehrt, und es wid auch wohl noch bis zum Frühjahre dauern, ehe man mit Vertrauen an Käufe herangehen wird. Zur Winterzeit hat man im Stiftgeschãft ja immer einen Rückgang im Verbrauch feststellen können; aber heute steht das Geschäft vollstandig still. Jetzt wird nur das bestellt, was man voraussichtlich in zwei bis drei Tagen veibraucht, Hemmend auf den Kauf wirkt auch noöch die Aufnahme, welche die Eisenhändler gewöhnlich um Neujahr herum vornehmen; Bestände in Drahtstisten werden sie dabei wohl wenig oder gar nicht zu verzeichnen haben..
Im Auslande leidet das Geschäft sehr unter den Wirren in China und dem südafrikanischen Kriege; die Preise sind, überall, im Ausfuhrgeschäft spottbillig. Somit brauchen die ausländischen Käuler der Preise wegen Zurückhaltung nicht sich aufzulegen; dafür sorgen die ausländischen Weitbewerber: Amerika, Holland, Belgien und O'ster, reich. Ber Verbrauch hat aber merklich nachgelassen. Im Inlande wird man wohl für die nächste Zeit mit einer Preizern aßigung nicht zu rechnen haben, da durch die damalige Ermäßigung der Preise die Einfuhr ausländischer Stifte vollständig gehemmt, worden ist. Das Syndikat ist jetzt wieder vollständig Beherrscherin des ganzen in⸗ sändischen Marktes, natürlich von einjelnen ihm fernstehenden kleinen Werken abgesehen, und denkt, soviel wir wissen, diese Lage durch bedingte Einhaltung der heutigen Verkaufspreise gutzunutzen. hi anderen Worten: das Jaland muß weiter bohe Preise zahlen, . das Syndikat für das Ausland wettbewerbsfähig zu halten. Fir Ladungen fordert man heute 22 S6 und mehr die 1600 kg, wählen für Stückgutsendungen heute 23,50 —27.00 M6 verlangt werden, je na Spezifikation; Kasse innerhalb 11 Tagen mit 18 Gυί, Vergütung. t.
Das englische home trade-Geschäft ist auch sehr vernachlãssigt: man holt zwar alle Aufträge herein, deren man habhaft werden 6 aber der Ausfall an Aufträgen in diesem Markt ist doch sehr . Dabei hat in der letzten Zeit der Uebelstand sich eingestellt, daß. y auch hier bedeutende Opfer bringen muß, um überhaupt im Gese . ju bleiben. Vor noch nicht langer Zeit konnte man doch für 8 Markt noch mit Nutzen verkaufen, während heute auch hier die
suste schon ganz bedeutend sind. Wer die Hauptschuld an diesen Ver⸗ lusten trägt, werden wir später sehen. andischen Man' kann also wirklich sagen: die in⸗ . . n .
* ö in: Se Werke kämpfen den Kampf ums Dasein; 35 ef hin nch nicht
Verluste ganz beträchtlich, und das Ende die
aufsehenerregend zu
chiusehen. Amerika, Belgien und Holland, mit all diesen Ländern hon das Syndikat im englischen home trade -Geschäft zu rechnen. griher war hei kleinen Preisunterschieden schon die gute Beschaffen⸗ heit der deutschen Drahtstifte für die deutschen Werke ausschlaggebend; heute kann das Ausland bezüglich der Beschaffenheit und Güte der Haren, Verpackung usw. wohl mit uns in Wettbewerb treten. Die jrelßfrage ist also heute allein n , Im home trade-Geschäft ngielt man heute 31 [ = 6 der Cwt. in Säcken fob Rotterdam, nlo einen Gesamtpreis von „ 14 — 16 die 100 kg; davon gehen aber pe Fracht. Gebühnen usw. noch ahr macht auch ungefähr noch 75. 33 niso hle bt ein Grundpreis ab Werk von S6 15,25 bis 1425 dem EGyndikat. Der Grundpreis, den das Syndikat heute den Werken zu sihlen hat, ist aber M 20,50 die 100 kg.
Im eigentlichen Ausfuhrgeschäft liegt die Sache noch schlimmer; hier einen festen Grundpreis zu nennen, ist ganz unmöglich; man nimmt ehen herein, was man bekommen kann. Auf allen Märkten micht . der amerikanische Wettbewerb sehr fühlbar, und wenn man die Be trebungen der American Steel and Wire Nail Company perfolgt, so kann man sich sagen, wer auf die Dauer in diesem fanpfe unterliegen muß. Man sollte doch sehen, eine Verständigung — erfelen; die Millionen, welche hier auf beiden Seiten geopfert netden und den ausländischen Käufern in die Taschen fließen, könnten dann den beteiligten Werken im In- und Auslande zugute kommen. Fersuche zur Verständigung sind bekanntlich schon mehrfach gemacht porden; aber die Amerikaner wollen, wie immer, das Fett von der Euppe schöpfen, und der deutsche Michel hätte nachher das Nach— shen. Jetzt, wo die obengenannte Company in ihren Betrieben ich erhebliche Erzeugungseinschränkungen hat eintreten lassen müssen, t man vielleicht zu einer Verständigung willfähriger.
Wiederholt kann man den Rohstoffverbänden, wie Kohlensyndikat, Roheisensyndikat, Halbzeugverband, den Vorwurf nicht ersparen, daß se nicht zeitig genug mit, einer Aussuhrvergütung hervorgetreten sind. Fir sind überzeugt, die Lage des Drahtstiftenmarktes wäre heute nicht so beraus mißlich, wenn die vorgenannten Verbände, als der erste Fückdgang sich, bemerkhar machte, mit einer kräftigen Ausfuhrvergütung eingegriffen hätten. Selbst heute, wo die Not aufs höchste gestiegen st, hört man immer nur von „Verhandlungen“; aber etwas Be⸗ sinmtes ist noch nicht beschlossen worden. Keiner will eben zuerst in ze Tasche greifen. Wenn aber die Rohstoffverbände heute noch nicht cnsehen, daß nur eine ganz bedeutende Ausfuhrvergütung dem Draht— zechäfte im allgemeinen helfen kann, dann braucht man über die An⸗ aer dieser Krisis nicht sich zu wundern. Gewiß: die großen Werke fimen es schon aushalten; aber wo bleiben die kleineren und mittleren Perke im Stiftverbande? Deren gibt es aber recht viele; man kann fat drei Viertel der Syndikatsmitglieder hierzu zählen. Dazu kommt noch der famose Beschluß des Walzdrahtsyndikates, den Walzdraht— preis von 185 6½ auf 150 M die Tonne herunterzusetzen, während sot alle reinen. Ziehereien und Stiftwerke Walzdraht zu 185 410 bis weit ins erste Viertel des Jahres 1901 noch zu beziehen haben. Ja, man kann sagen, daß, wenn die Erzeugungseinschränkung noch lange mhält, man mit den rückständigen Walzdrahtmengen noch ins zweite Jahresviertel 1901 hineinrechnen kann.
Nicht außer acht darf man lassen, daß, außer diesen rückständigen Valldrahtmengen, auch noch große Posten fertiger Ware in den Werken lagern, die aus teuerem Rohstoff hergestellt sind, und für die F an Absatz fehlt. Die Verluste, welche die Drahtziehereien und
Stiftwerke durch diesen Preisrückgang erleiden, sind unberechenbar.
Cine, wir möchten es Bittschrift nennen, die Preise zu halten, ist bein Walzdrahtsyndikat ohne Erfolg geblieben. Auf irgend eine Art d Weise muß aber den Stiftwerken beigesprungen werden, wenn nicht ein Teil derselben dem vollständigen Untergang verfallen soll. Bei den beschränkten Betrieben (60 o Einschränkung) legen die Werke ja so schon Geld zu, und jetzt noch diese Verluste an Roh⸗— soffen!
Sehr anzuerkennen sind die Eingaben, welche der Verbands— dorsitzende, Herr Generaldirektor Kamp, an die Walzdrahtvereinigung kuacht hat, um den Stiftwerken nach Möglichkeit im Preise und der lieferzeit bezüglich der rückständigen Mengen entgegenzukommen; ihm sei auch an dieser Stelle dafür Dank gesagt. Biese Eingaben sind mit so ausführlichem Material belegt, daß das Walzdrahtsyndikat un— möglich den Gründen der Stiftwerke, in deren Interessen Herr Kamp die Eingabe gemacht hat, sich verschließen kann. Das Walzdraht— sondikat hat ja seine Abnehmer auch schwer geschädigt, indem es, wie die ‚Kölnische Volkszeitung“ dieser Tage richtig schilderte, große Posten Walidraht im Auslande absetzte zu einem Preise, der weit unter dem Knippelpreis steht. Was liegt näher, als daß die belgischen und holländischen Stifterzeuger, über deren Wettbewerb wir ja namentlich im englischen home trade-Geschäft so bitter zu klagen haben, von unseten deutschen Walzwerken in den Stand gesetzt werden, dem deuschen Drahtgewerbe die Lebensader zu unterbinden? Das sind doch wahrlich Zustände, die zum Himmel schreien!
Mag das Walzdrahtsyndikat seine Reue bekunden, indem es den berehtigten Wünschen der Stifthersteller ein geneigtes Ohr schenkt. Nach den bisher gemachten Erfahrungen darf man allerdings nicht Alu großen Hoffnungen sich hingeben; oder will das Walzdraht⸗ vdndikat uns Lügen strafen? Das Bestehen vieler Stiftwerke ist schwer bedroht; will man deren Untergang nicht auf dem Gewissen haben, nun, so helfe man, ehe es zu spät ist. Auf den Versammlungen hört man ja immer schöne Worte, daß die Syndikate auch zum Schutz der kleineren Werke da seien; trete man doch jetzt den Beweis dafür m. Was nützen die schönen Ergebnisse des letzten Geschäftsjahres, wenn man diese Verdienste und noch Geld dazu wieder einbrocken muß? Eine Erinnerung an die früheren traurigen Geschäftsjahre bricht man den Walzwerken doch sicherlich nicht ins Gedächtnis zu tuen. Mögen also die Rohstoffberbände, vom Kohlensyndikat an— deangen bis zum Walzdrahtverband, zeigen, daß sie ihre Abnehmer nich in schlechten Zeiten nicht im Stich lassen, abgesehen davon, daß 4 wieder nur ihr eigener Nutzen ist. In guten getz sind die Stitthersteller durch die saumseligen Lieferungen sehr benachteiligt warden jetzt ist es Zeit, die Scharte auszuwetzen.
Sobiel wir übersehen, ist es in der Tat noch Zeit, helfend ein— iüdteisen; aber von allen Seiten müssen Opfer gebracht werden; nur so ist dem deutschen Drahtgewerbe wieder aufzuhelfen. Wenn wir 1 nicht das frühere glänzende Geschäft zurückerobern können, so ind wir doch überzeugt, das Geschäft werde wieder ruhig sich ent— wickeln und wieder seinen Mann ernähren.
Eisslodesehen von den Werken des Drahtgewerbes soll auch die . von Tausenden von Arbeitern hier mitsprechen, die in guten nd in schlechten Zeiten den Werken treu zur Seite gestanden haben. de. von Facharbeitern haben ihrem Handwerk infolge des J n, . schon den Rücken gekehrt; und was es für diese e er heißt, welche Jahrzehnte im Drahtgeschäft tätig waren, einen . lohnenden Erwerb sich zu suchen, das brauchen wir nicht zu lldern. Also dringende Hilfe ist geboten!
Vom 1. Januar ist der Verrechnungsgrundpreis für die Werke . Syndikat auf 17, 25 60 die 100 Kg . worden. Hoffent⸗ . . wir in unserem letzten Bericht imstande, die Lage etwas
. schildern zu können. Ein Gutes hat ja der schlechte iftsgang mitgebracht, indem eine gewisse Verkaufsstelle gelernt
at, daß den ö telle n retten und den Käufern nur mit Höflichkeit
lu in Zuschrift an die „Köln. Volkszeitung“ vom 26. Dezember 1900
pubs dis Deut sch Walzdrahtsyndikat hat bekanntlich am 19. De⸗ Herrn ; Jm beschlossen, den Preis des Waljdrahtes für das erste anch Jahres 1901 auf 150 M die 1000 kg festzusetzen. Diese
ba gt Tünct so harmlos, als wenn es um etwas ganz Selbst⸗ draht iches sich handelte, und doch ist diefer Beschluß des Walz⸗ Ihtyndikats in Anbetracht der begleitenden Umstände geradezu
eiden nennen, der verdient, etwas näher beleuchtet zu und zwar um fo mehr, als man davon wohl mit Sicherheit
auch einen unheilvollen Ei anzen Eisenmarkt er⸗ 3 h Einfluß auf den g s
Man kann ruhig behaupten noch niemals weder ein einzelner Lieferant, noch eine Wenn . ö zes gewagt haben, ibre Abnehmer in so unbegreiflicher Wesse zu schädigen, wäis es das Veutsche Won n re n tz mit bem Beschlusse vom 19. d. M. seinen 2 4 er getan hat. f
m die Wahrheit dieser Behauptung prüfen zu können, muß man allerdings sowohl die 3e . te des Walzdrahtsyndikats, als auch die Vorgeschichte des erwähnten Heschluses kennen, weshalb ich Darüber nachfolgend die nötige Aufklärung gebe: Das. Walzdraht— syndikat ist eine Vereinigung von zwei Gruppen von Walzwerken, welche eigentlich entgegengesetzte Intereffen haben. Die eine Gruppe umfaßt die sogenannten „reinen Waljwerke, welche den von ihnen erzeugten Walzdraht sämtlich verkaufen müssen und daher von Rechts wegen ein großes Interesse an dem Gedeihen ihrer Kundschaft = des Drahtgewerbes, welches ihren Walzdraht weiter verarbeitet — haben müßten; die andere Gruppe aber umfaßt die sogenannten „gemischten; Werke, welche den von ihnen erzeugten Walzdraht größtenteils selbst zu Drahtstiften usw. weiter verarbelten. Diese haben natürlich ein Interesse daran, daß ihr Wettbewerb, welcher Walzdraht kaufen muß, diesen Rohstoff nicht zu billig von den „reinen! Walzwerken geliefert bekommt. Im übrigen erstreckt sich das Walzdrahtsyndikat nicht auf die Ausfuhr; auch ist der eigene Bedarf der Werke (also der ge⸗ mischten. Werke) vom gemeinsamen Verkauf ausgeschlossen und kein Mitglied verpflichtet, dem Syndikat eine bestimmte Menge Walzdraht zum Verkauf zur Verfügung zu stellen; kurzum, das Waljdrahtsyndizat ist eine wunderbare Einrichtung, fo recht dazu geschaffen, seine Ab- nehmer in eine Zwickmühle zu“ bringen, was denn auch schon des öfteren besorgt worden ist.
Im Laufe des Jahres 1899 (das Walzdrahtsyndikat ist im Oktober 1898 gegründet worden bezw. ins Leben getreten) wurde es nämlich, dank der oben geschilderten wunderbaren Einrichtung, glücklich erreicht, den Walzdrahtverbrauchern, welche Walidraht kaufen müssen, die Ueberzeugung beizubringen, es herrsche ein ganz empfindlicher Mangel an Waljzdraht, indem einfach soviel Walzdraht, wie nur eben möglich, ins Ausland geworfen wurde, und indem die gemischten Werke gar keinen Waljdraht hergaben, sondern unter Benutzung der glänzenden Geschäftslage, allen don ihnen erzeugten Walzdräht selbst zu Ozshtstiften usw. weiter verarbeiteten. Die Folgen davon waren natürlich die, daß die auf den Kauf von Walzdraht angewiesenen Gewerbe zu wenig davon erhielten und dadurch zweifach empfindlich geschädigt wurden: erstens bekamen sie von der damaligen günstigen Geschäftslage fast nichts mit, und zweitens konnten sie wegen Mangels an Rohstoff oft drei bis vier Tage lang nicht arbeiten. Wie bitter dieses in Zeiten eines so flotten, glänzenden Geschäftsganges empfunden wurde, kann jeder sich denken.
Jedenfalls wurde aber durch dieses von den Drahtwalzwerken befolgte Verfahren erreicht, daß die Walzdrahtkäufer mürbe wurden, und daß, als gegen Ende 1899 das Walzdrahtsyndikat von ihnen ver— langte, ihren ganzen Bedarf für das Jahr 1900 zu sehr hohen Preisen zu kaufen, niemand sich sträubte. Alle kauften, besonders, als das Walzdrahtsyndikat sie noch freundschaftlichst darauf aufmerksam machte, daß derjenige, welcher jetzt nicht zugreife, wahrscheinlich gar keinen Walzdraht bekäme. Darauf wollte es natürlich keiner, der vorher unter Walzdrahtmangel gelitten hatte, ankommen lassen. Die größten Abnehmer bezw. Verbraucher von Walzdraht sind aber die Drahtstift⸗ fabriken, welche ihrerseits in Oktober 1898 ebenfalls zu einem Syndikat sich zusammengeschlossen haben.
Dieses Drahtstiftsyndikat ist aber nur dadurch zu stande ge⸗ kommen, daß die vorerwähnten „gemischten‘ Werke mit Hilfe des Walzdrahtsyndikates auf die sogenannten reinen. Stistfabriken, d. h. auf jene Werke, welche Walzdraht kaufen müssen, durch Sperrung dieses Rohstoffes einen zwar gesetzlich nicht verbotenen, aber doch unerhörten Druck ausübten. Die „gemischten Werke“ be⸗— sitzen aber im Drahtstiftsyndikat die Mehrheit. Der erste Gebrauch, den sie von der ihnen dadurch gegebenen Macht machten, war, daß sie die ganze Leitung an sich rissen und so im Namen des Drahtstiftsyndikates mit dem Walzdrahtsyndikat einen Vertrag ab⸗ schlossen, der sie (die ‚gemischten Werke) zu nichts verpflichtete, den reinen“ Stiftfabriken aber — welche teils infolge von mittelbarem Zwang dem Stiftensyndikat beigetreten waren — die Verpflichtung auferlegte, den Walzdraht nur vom Walzdratsyndikat zu kaufen. Das Walzdrahtsyndikat brauchte also gar nicht sich zu genieren, da es ja seiner . der „reinen“ Stiftfabriken, infolge dieses Vertrages sicher war.
Würde nun die gute Geschäftslage auf dem Eisenmarkte während des ganzen Jahres 1900 angehalten haben, so wären auch für die reinen! Stiftfabriken die Abnahmeverpflichtungen in Walzdraht, welche sie unter dem Druck der Verhältnisse eingehen mußten, nicht verhängnisvoll geworden. Im April dieses Jahres kam aber schon der Rückschlag auf dem Eisenmarkt, und nun zeigten sich auch bald die schlimmen Folgen. Das Drahtstiftsyndikat konnte seinen Mit⸗ gliedern nicht mehr genügend Arbeit verschaffen, und zwar zum Teil infolge des Vorgehens der Drahtwalzwerke, welche anfingen, dem aug⸗ ländischen Wettbewerbe der deutschen Drahtstiftfabriken Wal draht zu Schleuderpreisen, wie mir glaubwürdig versichert wurde, zuletzt gar zu S 105 die 1000 Kg, zu liefern. Dem Deutschen Drahtstift⸗ vndikat war es natürlich nicht lange möglich, dem so durch billigen deutschen Rohstoff unterstützten ausländischen Wettbewerb die Spitze zu bieten, so daß wichtige überseeische und auch europäische Absatz⸗ ebiete ganz verloren gingen; aber auch im Inlande stockte der Absatz. y , der so verminderten Beschäftigung blieben die deutschen Stift⸗ fabriken mit der Abnahme der gekauften Waljdrahtmengen bald erheblich im Rückstand, so daß schließlich gegen Ende dieses Jahres von den reinen“ Stiftfabriken noch so viel Walzdraht zu dem teueren Preise von M 185 die 1000 kg abzunehmen ist, daß damit der Bedarf für das ganze erste Viertel des Jahres 1901 vollständig gedeckt wird.
Man sollte nun meinen, es wäre ganz selbstverständlich, daß das Walzdrahtsyndikat bezw. die in Betracht kommenden „reinen“ Walz⸗ werke auf die schwierige Lage, in welche ihre Hauptabnehmer ohne eigenes Verschulden geraten sind, Rücksicht zu nehmen hätten und nicht die Hand dazu bieten würden, daß ihren langjährigen Kunden schwere Verluste zugefügt werden. Aber gerade das Gegenteil ist geschehen; durch den am 19. Dezember gefaßten Beschluß, den Walz⸗ drahtpreis für das erste Vierteljahr 1901 auf M 150 herunterzusetzen, haben die „reinen“ Drahtwalzwerke in Verkennung der Tatsache, daß ihre Interessen stets identisch mit den Interessen ihrer Abnehmer sind, zu Gehilfen der ‚„gemischten! Werke sich gemacht, welche ganz andere Interessen haben.
Das Drahtstiftsyndikat, welches eigentlich nur ein Verkaufsorgan der verbundenen Drahtstiftfabriken ist, kauft seinen Mitgliedern die von diesen hergestellten Stifte zu einem Preise ab, der nach den Satzungen im Grundpreis 2 46 die 190 kg höher ist, wie der vom Walzdrahtsyndikat festgesetzte Walzdrahtpreis. Die reinen“ Stift⸗ fabriken erhalten also vom 1. Januar an für ihre Stifte nur 17 (60 die 100 kg, während sie der Walzdraht „S6 18,50 kostet. Das ist es aber gerade, was den „gemischten“ Werken paßt; dieselben haben ja davon keinen Schaden, weil sie den Walzdraht selbst sich herstellen und auch bei S 150 die 1000 kg wohl noch ihre Rechnung finden werden. Es ist aber klar, daß das Stiftensyndikat beim Verkauf der Stifte einen höheren Gewinn erzielen kann, wenn es die Stifte S6 3,50 die 100 kg billiger wie bisher von seinen Mitgliedern ein⸗ kaufen kann. An einem Gewinn und auch an einem Verluste sind die Mitglieder des Drahtstiftsyndikates aber sehr ungleich beteiligt; man kann wohl ruhig sagen, daß das des Pudels Kern ist. Hätte nicht ein in Oberschlesien gelegenes Werk den größten Anteil am Gewinn, dann wäre wohl auch nicht auf die Herabsetzung des Walzdrahtpreises hingearbeitet worden, um die Grundlage für einen billigeren Ver rechnungspreis der Stifte zu erlangen.
Als die reinen“ Stiftenfabriken auf der letzten Hauptversamm⸗ lung ihres Syndikates, die am 30. November in Berlin stattfand,
merkten, daß derartige Bestrebungen, durch deren Erfüllung sie; die „reinen“ Stiftenfabriken, enorme Verluste erleiden mußten, im Gange waren, wandten sie sich schutzsuchend an ihre natürlichen Bundes⸗ genossen, nämlich an ihre Lieferanten, die „reinen? Wal zwerke, welche auch glücklicherweise im Walzdrahtsyndikat die Mehrheit besaßen bezw. noch besitzen, ohne deren Zustimmung also nichts beschlossen werden konnte. Diesen „reinen! Walzwerken wurde schriftlich, durch Ein gaben, Denkschriften und Briefe, und mündlich durch Abordnungen auseinandergesetzt, daß ja sie, die „reinen. Drahtwalzwerke, von einer Herabsetzung des Walzdrahtpreises auch nicht den allergeringsten Nutzen zu erwarten hätten, weil ihre Abnehmer bis Ende April 1901 noch zu den alten hohen Preisen gedeckt seien, ein Mehrabsatz also im ersten Viertel des Jahres 1901 auch zu noch so billigen Preisen nicht zu e n sei. Diese Gründe wurden auch als durchaus zutreffend an⸗ erkannt.
Da nun die reinen“ Stiftenfabriken auf Grund der mündlichen und schriftlichen Versprechungen des Leiters eines der größten Werke fest davon überzeugt waren, daß die „reinen Walzwerke niemals die Hand dazu bieten würden, daß ihre Abnehmer schwer geschädigt würden, bloß damit andere Leute daraus Vorteil ziehen konnten, so verzichteten die „reinen“ Stiftenfabrikanten auch darauf, ihren Lieferanten unnötige Opfer zuzumuten.
Auch die gemischten“ Werke waren sich vollständig klar darüber, daß die von ihnen angestrebte Herabsetzung des Walzdrahtpreises, und damit des Verrechnungépreises für Stifte, gleichbedeutend mit schweren Verlusten für die „reinen“ Stiftfabriken sein würde. Um auf die reinen! Drahtwalzwerke Eindruck zu machen, wurde aber in einer Eingabe an das Walzdrahtsyndikat des Verbandsvorsitzenden der Untergang des Drahtstiftssyndikates in sichere Aussicht gestellt, falls die Preise nicht ermäßigt würden. In der Tat eine sonderbare Logit; in der Regel werden Sundikate doch nicht gebildet, um ein Wett⸗ rennen im Heruntersetzen der Preise zu veranstalten; das Drahtstift⸗ syndikat scheint diesen Brauch zuerst in Deutschland einzuführen. Die reinen“ Stiftfabriken nahmen natürlich Veranlassung, den „reinen“ Walzwerken die nötigen Aufklärungen zu geben, dahin lautend:
1. daß der derzeitige Stand der Drahtstiftpreise nicht mehr zu hoch, sondern den Gestehungskosten angepaßt sei, und daß eine Her⸗ untersetzung derselben, nachdem das Stiftensyndikat die Preise erst vor drei Monaten um 5 Me die 100 kg ermäßigt habe, ein verhängnis⸗ voller Fehler sein würde, der zerruͤttend auf den ganzen Markt ein⸗ wirken würde;
2. daß der derzeitige Verkaufspreis der Stifte im Inlande noch einen bescheidenen Nutzen lasse, wenn das Walzorahtfyndikat daher dem Stiftensyndikat im Ausfuhrgeschäft durch Gewährung einer mög— lichst hochbemessenen Ausfuhrvergütung helfend unter die Arme greife, so sei der Untergang des Drahtstiftsyndikats völlig ausgeschlossen.
Die Bitte um Gewährung einer Ausfuhrvergütung enthielt durch⸗ aus keine unbillige Zumutung an die Walzwerke, da es doch hier auf eins herauskommt, ob sie den Walzdraht zu 105 „S ins Ausland werfen, oder durch Ausfuhrvergütungen es ermöglichen, mehr fertige, aus Walzdraht hergestellte Waren auszuführen; der Zweck, die Ueber⸗ erzeugung von Walzdraht abzustoßen, wird ja in beiden Fällen erreicht.
Alle hier angeführten, nicht zu widerlegenden Gründe haben aber die reinen Walzwerke nicht abgehalten, ihre Abnehmer zu vergessen. Welche Zwecke und Ziele die reinen! Walzwerke damit eigentlich verfolgen, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben; sie machen daher auch wohlweislich gar keine Versuche, ihre Handlungsweise ihren Kunden gegenüber durch Vernunftgründe zu erklären. Davon, daß die Walz⸗ werke bereit sind, ihren Kunden den schweren Verlust durch Gewährung eines Preisnachlasses auf die alten Abschlüsse tragen zu helfen, wie es doch wohl erwartet werden könnte, verlautet noch nichts, sondern diese Frage ist einem besonderen Ausschuß zur Prüfung überwiesen worden. Hoffentlich ist dieser mit der wohlwollenden Prüfung fertig, wenn das letzte Kilo Walzdraht zu teuren Preisen abgenommen ist, sodaß die guten Walzwerke vor jedem Schaden bewahrt bleiben; über die Verluste ihrer Kunden werden sie wohl nicht zu sehr sich aufregen.
Zieht man nun das Faeit, so muß man zu dem Schlusse kommen, daß es das Ziel gewisser Großgewerbetreibenden ist, die kleinen Werke zu vernichten. Wollen die kleinen Werke den von den Großgewerben geschaffenen Verbänden nicht beitreten, so werden sie durch Sperrung des Rohstoffes und sonstige bewährte Mittelchen lahmgelegt; treten sie aber, freiwillig oder gezwungen, den Verbänden bei, so sehen sie sich schließlich doch an die Wand gedrückt. Erwächst doch dem rheinisch⸗westfälischen Drahtgewerbe, soweit es auf den Bezug von Walzdraht als Rohstoff angewiesen ist, infolge des Beschlusses des k vom 19. d. ein Verlust von rund einer Million Mark.“
Von der Syndikatseite wird das damalige Vorgehen des Ver⸗ bandes in folgender Weise gerechtfertigt:
Die Entwickelung der Preise in der Hochkonjunktur vom März 1898 bis Frühjahr 19500 ware anfangs eine stetig und langsam sich bessernde gewesen. Erst nachdem die Preise für Brenn⸗ und Roh⸗ stoffe erheblich gestiegen waren, habe die Aufwärtsbewegung einen schnelleren Fortgang genommen, besonders nachdem die Weltmarkt⸗ preise den Inlandpreisen vorausgeeilt waren und dies zur Folge hatte, daß die Waljdrahtknappheit im Inlande durch den Abfluß größerer Mengen nach dem Auslande stieg.
Der Vorstand des Deutschen Walzdrahtsyndikats habe sich be⸗ sonders angelegen sein lassen, diesem Uebelstande zu steuern, und als ein Verbandswerk, welches eigenes Stahlwerk besaß, dazu übergegangen wäre, Drahtwal zung aufzugeben, um sich für Stahlwerkslieferungen leistungsfähiger zu erhalten, sei die Zustimmung nur unter der Vor⸗ aussetzung erfolgt, daß die wegen der unterbleibenden Auswalzung frei werdenden Knüppelmengen den Halbzeugverbrauchern im deutschen Walzdrahtsyndikat zur Verfügung gestellt würden. Um auch nicht in der Vergebung der Aufträge an lieferungswillige Verbandswerke be⸗ hindert zu sein, wäre weiter im April 1899 beschlossen, den , Ausgleich für Mehrlieferungen in Wegfall kommen zu lassen. ie Verlegenheiten um Walzdraht wären bei dem gestiegenen Inlands⸗ bedarf auf die Dauer größer geworden, und am 1. August 1899 hätten sich die Verbandswerke bereit erklärt, Auslandslieferungen im allge⸗ meinen nur zu übernehmen, wenn der Bedarf der inländischen Kund⸗ schaft gedeckt war.
Die Spanne zwischen dem Inlandsknüppelpreise und dem Walz—⸗ drahtpreise hätte bei der aufsteigenden Richtung größer werden müssen, weil nur ein geringer Teil von Knüppeln zu dem offiziellen Markt⸗ preise zu erhalten gewesen wäre, und abgesehen von dem Einkaufẽs⸗ risiko bei Abschlüssen auf längere Zeit, auch mit den höheren Preisen für die Zukäufe hätte gerechnet werden müssen. Dazu wäre gekommen, daß auch in Kohle eine außerordentliche . entstanden war, die seitens der Kohlen händler mehrfach ungebührlich ausgenutzt worden wäre, sodaß für Zukäufe von Brennmaterial ganz unverhältnismäßig hohe Preise hätten angelegt werden müssen. Seitens der Walzdraht⸗ verbraucher hätten gegen diese vorsichtigen und zur Verhütung größerer Walzdrahtknappheit nötigen Preiserhöhungen Beschwerden nicht stattgefunden; solche wären erst hervorgetreten, als im Frühjahr 1960 die allgemeine Marktlage einen Umschwung erlitt und das Ge⸗ schäft immer schwieriger wurde. Die Abnehmer hätten gewünscht, aus den Lieferungsverpflichtungen befreit zu werden; dies wäre aber, ganz abgesehen von dem gesunden kaufmännischen Grundsatz, daß ein reell abgeschlossenes Geschäft unter allen Umständen auch abgewickelt werden müßte, wie es abgeschlossen ist, schon deshalb nicht angegangen, weil die Drahtwalzwerke auch ihrerseits Abschlüsse in Brenn⸗ und Rohstoffen zu erfüllen gehabt hätten. Auf das Entgegenkommendste wäre aber auf die Wünsche der Abnehmer eingegangen, welche namentlich nach zwei Richtungen bewegten: die Abnahmefrist zu ver⸗ längern und den Preissturz für das Drahtgewerbe möglichst auf⸗ zuhalten. Hieraus erkläre es sich, daß der Walzdrahtpreis so lange Zeit auf der Höhe von 185 M die Tonne stehen geblieben wäre, 33 zum Nachteil der Drahtwalzwerke, deren Betrieb durch die Ver⸗ längerung der Abnahmefristen und der dadurch bedingten Betriebs⸗
5