S. M. S. „Tiger“ ist am 23. Juli in Futschau ein⸗ troffen. 6. . . ro M. S. „Vineta“ und S. M. S. „Panther, sind an demselben Tage von St. Thomas nach der Insel Trinidad
in See gegangen.
Bayern.
. . . . , gr. minister Freiherr von Asch habe seine Entlassung erbeten. 3 hunt . Hoheit der Prinz⸗Regent habe indessen die Annahme des Abschiedsgesuchs abgelehnt und dem Minister unter Versicherung seines fortgesetzten Vertrauens den Wunsch ausgesprochen, daß er sein Portefeuille beibehalten möge. Dieser Allerhöchsten Kundgebung gemäß werde Freiherr von Asch in seinem Amte verbleiben.
Die „Korrespondenz
Die Kammer der Abgeordneten beriet am Sonnabend, wie ⸗˖
T. B. meldet, den Cisenhahnetat. Im Laufe der Erörterung . 3 Staatsminifter der Verkehrsangelegenheiten von Fraue ö dorffer auf Anregungen der Abgg. Dr. Hammerschmidt (lib) . von Bollmar (Soz.), er halte den Gedanken der Schaffung eine Ausgleichsfonds für die Eis enbahnverwaltung für einen gesunden Gedanken. Der Ausführung desselben stehe aber ebenso wie der Durchführung einer planmäßigen Tilgung der Eisenbahnschuld die gegenwärtige , .
inanzlage entgegen. Der Erwerbung eines eigenen, Kohlenbergwerks in er persönlich sympathisch gegenüber; indessen seien die Schwierig⸗ keiten groß, da man nach Aachen oder Westfalen würde gehen müssen. Solange er das nötige Entgegenkommen in industriellen Kreisen finde, wolle er auch die Lieferung von Schienen der Privatindustrie belassen und nur im entgegengesetzten Falle ein staatliches Walzwerk errichten. Was die Umleitungsfrage . so sei er bereit, das Möglichste zu tun. Indessen sei der kürzeste Weg nicht immer der billigste. Insbesondere mit Württemberg hoffe er zu einem günstigen Ergebnis zu kommen. Bezüglich der Verstaat⸗ lichung der pe hn, Bahnen bemerkte der Minister, er personit er⸗ achte die Beschlüsse der Generalversammlung der Attignatʒ der Pfälzischen Bahnen für akzeptabel und hoffe auf eine schließliche Verstaatlichung. Sodann wandte sich der Minister der Tariffrage zu und bemerkte, das Tarifwesen werde einheitlich weiter entwickelt werden. Ob sich freilich die völlige Einheitlichkeit der Ver onentarife für ganz Deutschland werde erreichen lassen, sei fraglich. In den Personen⸗ tarifen hoffe er allmählich zu niedrigeren Taxen zu kommen und er warte, daß die süddeutschen Stagten diesem Beispiel folgen würden. Schließlich präzisierte der Minister seine Stellung zur Betriebsmittel gemeinschaft dahin, diese sei erstrebenswert; sie müsse sich auf die Mafchinen und die Werkstätten beziehen; dann hätten alle Stagten Vorteile davon. Nach weiterer unerheblicher Debatte wurde die Ver⸗
handlung auf heute vertagt. Mecklenburg⸗Schwerin.
Seine Majestät der König von Dänem ark ist gestern mittag, wie „W. T. B.“ berichtet, mit Seiner. Hoheit dem Prinzen Johann zu Schles wig⸗Holstein-Sonder⸗ burg? Glücksburg von Schwerin über Wismar nach Kopen⸗ hagen abgereist.
Deutsche Kolonien.
Nach einer Meldung des „W. T. B.Y ist in Deutsch⸗ Südwestafrika der Einjährig⸗Gefreite Freidhof von der 7 Kompagnie der Marineerpedition, geboren am 2. Oltober 1861 in Rüdigheim, Kreis Kirchhain, Hessen⸗Nassau, am 21. Juli, der Gefreite Franz Piechnick, geboren in Grieslack, Kreis Angerburg, OSstpreußen, früher im 2. Garde⸗ dragonerregiment, am 15. Juli und der Gefreite Franz Michael Schubert von der 2. Feldkompagnie, geboren am 206. September 1879 in Laube, Kreis Lissa, Provinz Posen, am I9. Juli in Otjosondu an Typhus gestorben.
Frankreich.
Bei der gestrigen Wahl zur Deputierten kammer im 14. Pariser Arrondissement wurde, wie W. T. B. meldet, der radikale Sozialist Steeg gewählt. .
In Carcassonne fand gestern zu Ehren des Minister⸗ präsidenten Combes und des Kriegsministers And rs ein großes Festmahl statt, an dem gegen 3 0) Personen teilnahmen Der Müönisterpräsident Com bes hielt, bei dieser Gelegenheit eine Rede, in der er die innere Politik der Regierung recht⸗ fertigte, auf die bei den Gemeindewahlen trotz der ge⸗ waltigen Anstrengungen der Opposition und der großen Macht der Kongregationen erzielten Erfolge hinwies und die jüngsten Vorgänge erwähnte, die geeignet seien, die Lösung der Beziehungen zwischen Staat, und Kirche nach den Wünschen der Republikaner herbeizuführen. Die Regierung habe es verstanden, die Ordnung und die Freiheit zu. schüßen und gewaltige Ausstände einzudämmen, deren. häufiges Vor⸗ kommen den Interessen der Arbeiter ebenso schädlich sei wie der Entwickelung der Industrie. Der Ministerpräsident verwahrte sich dann gegen die Beschuldigung, daß er gegen die Unruhestifter eine unerschöpfliche Nachsicht an den Tag gelegt habe, und verwies auf die Lage des öffentlichen Kredits und die Wiederherstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalt, Im weiteren Verlaufe seiner Rede führte der Ministerpräsident Combes sodann aus: . ö .
„Wenn demnach unsere innere Politik es mit jeder unparteiischen Kritik aufnimmt, so ist unsere äußere Politik ein Gegenstand des Neides und der Bewunderung für die ganze Welt. Allerdings haben wir keine kriegerifschen Abenteuer und kolonialen Eroberungen aufzu⸗ weisen, aber wir haben die patrigtische Freude, festzustellen, daß Frank⸗ reich zu keiner Zeit ein größeres Ansehen und größere Achtung genossen hat. Niemals ist die Freimütigkeit und Loyalität seiner Diplomgtie sauter anerkannt worden, und, niemals sind seine von beständiger Sorge für den Weltfrieden eingegebenen Ratschläge mit mehr Ent⸗ gegenkommen aufgenommen worden. Wenn die früheren Ministerien auch rechtmäßigen Anteil an dieser Lage haben, so darf doch das
egenwärtige Ministerium ohne Ueberhebung auf seinen überwiegenden n an' der Gestaltung dieser Lage zurückblicken. Gerade das gegenwärtige Ministerium hat das Verdienst, die ersten Schieds⸗ gerichtsberträge unterzeichnet und dabei die Gelegenheit wahr⸗ genommen zu haben, alte und neue stets zu befürchtende Streit fragen mit England aus der Welt zu schaffen. Unser Verbündeter Rußland ist im Vertrauen auf die . der Bande, die uns mit ihm verknüpfen, der erste gewesen, der über unsere Bemühungen, uns anderen Mächten zu nähern, Freude empfunden hat. England hat in Anerkennung“ des feinem König bereiteten würdigen und herzlichen Empfanges ' unsere Abkommen mit ihm der Welt kundgegeben. Und noch klingen in unseren Ohren die begeisterten Zuruf wieder, mit denen in Rom der Präsident unserer Republik begrüßt worden sst, den die klerikale Reaktion den. Italienern als geheimen Feind ihrer nationalen Einigkeit hinzustellen sich he— mühte. Am meisten freuen wir uns darüber, daß die inneren Ge—⸗ fühle der Völker sich in vollem Einklang mit den Absichten der Diplomatie befinden, die neuen Abkommen nicht nur als ein ge— chertes Ünterpfand, sondern auch als ein wirksametz Werkzeug zur ie e er, des Weltfriedens zu betrachten; denn trotz des aus
der Ferne ertönenden Kriegslärms bleibt der Friede unsere erste Sorge und unser fester Entschluß.“ . .
Nach dieser Rede, die häufig mit lebhaftem Beifall auf⸗ genommen wurde, begaben sich der Ministerpräsident und ber Kriegsminister nach der Präfektur.
Ruszland.
Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus St. Petersburg emeldet, gestern habe daselbst unter dem Vorsitz des Groß⸗ ürsten Alexis ein Ministerrat , an bem! der Größfürst Alexander, Graf Lamsdorff, der Marineminister Avellan und andere hohe Marinebegmte teilgenommen hätten. Die, Stichhaltigkeit der englischen Note über die Unrechtmäßigkeit der Stellung der Schiffe der Freiwilligenflotte sei insofern anerkannt worden, als der Ministerrat beschlossen habe, das Recht auf Durchsuchung von Schiffen aufzugeben. Nach einer langen Debatte habe sich der Ministerrat dahin entschieden, daß der gegenwärtige Status der Freiwilligenflotte vom Standpunkte bes Völkerrechts nicht genügend definiert sei, um die Durch⸗ suchung und Beschlagnahme von Schiffen zu rechtfertigen. Infolgedessen entziehe Rußland den Schiffen der Freiwilligenflotte das Recht, Schiffe zu beschlag⸗ nahmen und zu durchsuchen, da es bemüht sei, freund⸗
schaftliche internationale Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Auf den deutschen Protest gegen die Aufbringung der „Scanbia“ hat, dem „W. T. B. zufolge, die russische Regierung erklärt, daß der Befehl zur sofortigen Freilassung
der „Scandia“ bereits ergangen sei.
Italien.
Der preußische Gesandte beim päpstlichen Stuhle Freiherr von R . . vj, . „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend vor Antritt seines Urlaubs vom Papst in Audienz empfangen worden.
Türkei.
Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Ko nstantinopel vom 23. d. M. gemeldet, England habe gegen die Er⸗ teilung der Erlaubnis zur Durchfahrt durch die Dardanellen an weitere Schiffe der russischen Frei⸗ willigenflotte Protest erhoben und bestehe darauf daß die „Malakka“ angehalten werde, falls sie auf der Fahrt nach Sewastopol in den Dardanellen ankomme. Die Pforte habe Befehle ergehen lassen, die „Malakka“ im Falle der Ankunft in den Dardanellen anzuhalten. ö. .
Der „Frankfurter Zeitung“ geht aus Saloniki vom 22. d. M. die Meldung zu, daß bei Florüna eine 40 Mann starke bulgarische Bande von türlischen Truppen zer⸗ sprengt worden sei. Die Bulgaren hätten 5 Tote, 2 Säcke Dynamit und mehrere Schraubenschlüssel für Schienenschrauben zurückgelassen.
Griechenland.
Der König ist an Bord der Jacht „Amphitrite“ nach Genua abgereist, von wo sich Allerhöchstderselbe nach Aix⸗ les-Bains begeben wird.
Asien.
er General Kuropatkin hat, wie „W. T. B. be⸗ . dem Kaiser unterm 21. d. M. gemeldet, die Abteilung des Obersten Zibuls ki habe in der Nacht auf den 17. Juli den Auftrag erhalten, sich des S bei linpas ses zu bemächtigen, vier Werst nördlich vom . Um vier Uhr früh habe die Äbteilung den kleinen Sibeilinpaß besetzt und sei gegen den gleichnamigen Hauptpaß vorgerückt, den ausgedehnte feindliche Schützenketten besetzt gehalten hätten. Diese hätten ein heftiges Gewehrfeuer eröffnet und seien hierauf selbst zum Angriff vor⸗ gegangen. Trotz der bedeutenden Ueberzahl des Gegners habe der Oberst Zibulski ihn mit einem Gegenangriff empfangen. Die Japaner hätten nicht standgehalten und seien wieder in den Hauptpaß zurückgegangen Um 7 Uhr früh hätten die Japaner den linken Flügel der Ab⸗ teilung angegriffen, seien aber wiederum mit großem Verlust zurückgeworfen worden. Ein zweiter Angriff der Japaner auf die Front sei ebenfalls nicht gelungen, und sie hätten sich aber⸗ mals in den Hauptpaß zurückgezogen. Die Russen hätten die eingenommene Stellung behauptet, und der Oberst Zibulski habe seine Abteilung erst zurückgeführt, als an Alle Truppen⸗ teile der Befehl ergangen sei, zurückzugehen. Die Abteilung habe in diesem Kampf einen Offizier und 46 Schützen an Toten und vier Offiziere und 183 Mann an Verwundeten verloren. Sechs Mann würden vermißt.
Wie der General Kuropatkin dem Kaiser unter dem 22. 8. M. meldet, herrsche auf der Südfront und auf den Straßen von Ssinjan Ruhe, Es seien keine Verände⸗ rungen eingetreten. Am 21. Juli sei ein Vormarsch von Thawuan nach Osten und nach Süden unternommen worden. Am Morgen des folgenden Tages hätten sich die japanischen Vorposten nach ihren Feldhefestigungen auf ben Bergen östlich von der aus Makumensa zum Laholin⸗ paß führenden Straße zurückgezogen. Um Ria Uhr morgens habe eine russische Batterie das Feuer auf den Paß eröffnet. Weitere Meldungen über das Gefecht lägen am Nachmittag des 22. Juli nicht vor.
J Ssacharow hat dem General⸗ stabe vom gestrigen Tage gemeldet, daß sich in der Umgegend von Bensihu auf dem einen Ufer des Taitsiehe Abtei⸗ lungen der feindlichen, Vorhut in Stärke von etwa zwei Bataillonen mit Maschinengewehren befänden. Hinter ihnen seien in der Richtung auf Sih ejagpu und Ta rsejapu dy bedeutende , des Gegners und 30 Ge⸗ hütze staffelförmig aufgestellt. . . 1 ö. . err. Ku roki meldet, daß eine Kolonne des japanischen Heeres am 18. Juli den Vormarsch begonnen habe, um Hsihoyeng (an der Straße nach Liaujang nördlich von Lienshankwan) zu besetzen, wo der Feind starke Verteidigungs⸗ werke errichtet und auf den den Paß und den Abhang nach Dsten beherrschenden Anhöhen eine Stellung eingenommen hahe. Die Hauptmacht der Kolonne sei gegen die Front der feind⸗ lichen Stellung vorgegangen und habe bei Tagesanbruch des 19. d. M. ein Geschützfeuer begonnen, das der Feind gus 32 Felbgeschützen erwidert habe. Inzwischen habe eine Ah⸗ teilung, die den steilen Bergpaß überschritten, die rechte Flanke des Feindes bedroht. Dieser habe hartnäckigen Widerstand geteistet, und es sei ein mörderisches Ge⸗ fecht gefolgt. Bald nach hi g Uhr Nachmittags sei die Haupt⸗ macht in die Stellung des Feindes auf den Höhen im Nord— westen von Hsihoyeng eingedrungen, waͤhrend die Ab⸗ teilung gegenüber dem rechten Flügel des Feindes dessen Rückzug * aäbgeschnitten habe. Um 8 Uhr Abends sei
apaner gewesen. Die Hauptmacht des Feindes sei in h guht n . Anping geflohen. Die Verluste der Japaner betrügen 72 Tote, darunter zwei Offiziere, und BJ Verwundete einschließlich von 16 Offizieren. Der Feind habe 131 Tote zurückgelassen; seine Gesamtverluste würden auf über 1000 Mann geschätzt. Die Streitkräfte des Feindes in diesem Gefecht hätten aus dem 34. und 36. Infanterieregiment und einem Kosakenregiment mit 32 Feldgeschützen bestanden.
Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus dem Hauptquartier des Generals Kuroki über Fusan vom 22. Juli gemeldet, daß das Resultat von dessen fünftägiger Tätigkeit darin be— standen habe, daß die Japaner sich bessere strategische Linien zum Vormarsch gesichert und daß die Russen ihre besten Ver— keidigungsstellungen auf beiden Straßen Liaujang — Mulden verloren hätten.
Nach einem Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Niutschwang hat am Sonnabend bei dem 6 Meilen von dort entfernten Tahsuitong ein für die Japaner erfolgreiches Gefecht stattgefunden, in dem die Russen 700 Mann verloren haben sollen. Die Japaner näherten sich langsam Niutschwang, wo infolgedessen große Aufregung herrsche.
Die koreanische Agitation gegen Landkon— zessionen an die Japan er nimmt, wie das „Reutersche Bureau“ aus Söul berichtet, einen ernsten Charakter an. Die Landleute, die in die Stadt kommen, beteiligten sich an der Agitation. Es verlaute, daß der französische Gesandte beim 5. gegen die japanischen Forderungen Protest er— hoben habe. .
Aus Schanghai vom 23. d. M. meldet das „Reutersche Bureau“, Gerüchte aus Ichang würden laut, daß der fran— zösische Bischof, 1 Pater und 2 Bekehrte getötet und ü Pater zu Gefangenen gemacht seien; 3 Ka pellen seien in Lichuan bei Sinanfu verbrannt worden. 200 Soldaten seien von Ichang dorthin beordert worden. .
Der deutsche Dampfer „Scandia“, der in Port Said eintraf, ist gestern abend 8 Uhr von den Russen freigegeben worden. Die russische Mannschaft, die sich an Bord des Dampfers befand, ist in Port Said an Land gebracht worden und wird mit dem nächsten Dampfer nach Odessa abfahren.
Das englische Panzerschiff „Albemarle“ ist in Port Said eingetroffen und gestern in den Suezkanal eingelaufen.
Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus St. Petersburg gemeldet, es sei dort die Nachricht eingegangen, daß der englische Dampfer „Ardova“, der sich auf der Fahrt von New York nach Manila und Japan befunden habe, durch den Dampfer „Smolensk“ der russischen Freiwilligenflotte im Roten Meere beschlagnahmt worden sej. Die „Smolensk“ habe drei blinde Schüsse abgefeuert. Als aber die „Ardova“ daraufhin nicht abgestoppt, habe die „Smolensk“ zwei scharfe Schüsse auf sie abgegeben, von denen der eine sie in der Mitte, der andere am Heck getroffen habe. Die „Ardova“ sei dann beschlagnahmt und hre Mannschaft auf die „Smolensk“ übergeführt worden.
Der P. and O.-Dampfer „Ceylon“ kam auf der Rück— reise nach England vorgestern in Port Said an und meldete, daß er am 18. Juli 20 Stunden vor Suez vom russischen Dampfer „Petersburg“ durch Signal über woher und wohin angesprochen worden sei und nachher Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten habe. .
Einem Gerücht zufolge steht der russische Konsul in Suez mit einer ägyptischen Gesellschaft wegen eines Dampfers in Unterhandlung, der den Schiffen der Freiwilligenflotte Depeschen der russischen Regierung überbringen soll, wie es heiße, damit die Schiffe das Rote Meer sofort verließen.
Der P. and O⸗Dampfer ‚Marmora“ mit den Passa— gieren der von der „Petersburg“ aufgebrachten „Malakka“ an Bord ist gestern in Aden eingetroffen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Statistik der Ursachen der Erwerbsunfähigkeit (Invalidität) nach dem Invaliditäts«, und Alters⸗ versicherungsgesetz.
Das Reicheversicherungsamt hat in einem Beiheft zu seinen „Amtlichen Nachrichten“ eine Statistik der Ursachen der Erwerbt⸗ unfähigkeit (Invalidität) nach dem Invaliditäte⸗ und Alters her iche rungsgesetz veröffentlicht, welche die in den Jahren 1896 bis 866 de. willigten sowie diejenigen in den vorangegangenen Jahren festgeseßtten Invalidenrenten, die in der früheren Statistik nicht berücsichtigt werden konnten, umfaßt. Die so sich ergebenden 315089 Renten empfänger verteilen sich nach Geschlecht und Beruf, wie folgt:
Zahl der Rentenempfänger Berufsabteil ung überhaupt männlich weiblich
Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei . ö
Bergbau und Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen
Handel und Verlehrr̃ Häusliche Dienste (einschließlich persönlicher Bedienung), auch Lohnarbeit wechselnder Art ..
117 092 So 782 3631
3022
135 oss 10a 867 2913
lb 68635 12780.
20 553 10 336 1021 7. Militär-, Hof⸗, bürgerlicher und
kirchlicher Dienst, auch sogenannte frei Bern fart. 14. In der Haucshaltung ihrer
Herrschaft ,, ann . häusliche (nicht gewerbliche) / . ö. ier 18308 w 12 Zusammen 315 os9 2161460 98 969
. ö. en ; bei Wie in der früheren Statistik sind auch in der vorliegenden be! den männlichen Rentenempfängern vorzugsweise die Abteilungen a. wirtschaft ꝛc. (A), Industrie (B), Handel ꝛc. (CO) und bei ß lichen die Abteilungen Landwirtschaft, Industrie und häusliche boten (9) vertreten. . ech den 31 Anstalten für Invaliditäts. und Alter ter it en zählten wiederum diejenige für Schlesien und für die R heimp̃ gen die meisten Rentenempfänger (33 9653 bezw. 27098), die r, (1073) diejenige für Oldenburg; von den 9 besonderey z gi richtungen wiesen die meisten Rentenberechtigten auf die Henstenß ber für die Arbeiter der preußisch ⸗hessischen G senbahn emen cha h 5 nt Allgemeine Knappschaftsverein zu Bochum (4218 bezw. 96a we wenigsten die Pensionskasse für die Arbeiter des Reeicheeiß sll e waltung und die Arbeiterpensionskasse für die badischen 8 . bahnen? und Salinen (154 bezw. 186). Im Durchschnitt, nen jede der Versicherungsanstalten und besonderen asseneinri
7ot3 131
Hsihoheng mit seiner Umgebung in den Händen der
7877,? Rentenempfänger.
Die Zahl der über 0. Jahre alten Versicherten, denen an Stelle der Altersrente im Falle eintretender Erwerbtzunfähigkeit eine Invalidenrente nur dann bewilligt wird, wenn sie höber als die Altersrente ist, ist von 7379 auf 22 553 gestiegen. Dies war auch nicht anders zu erwarten; denn mit dem allmählichen Anwachsen der Höhe der Invalidenrente, wie es im Laufe der Jahre eintritt, mußte es immer häufiger vorkommen, daß die Invalidenrente für einen betagten Versicherten mehr betrug altz die Altersrente, fodaß dieserhalb eine , n, der Altersrente in eine Invalidenrente stattzufinden hatte. In den nachfolgenden Tabellen sind derartige Rentenempfänger un⸗ berüchsichtigt geblieben.
Von den so verbliebenen 292 536 Rentenberechtigten standen im
Alter von 20 bis 29 Jahren 21 883 . 76955 40 „ 49 ‚. 41209 , 5h g. 80 465 60 69 121 941. Aus der nachstehenden Uebersicht ist die Verteilung dieser Renten⸗ empfänger nach Invaliditätsursache und Geschlecht zu ersehen.
männ⸗ weib⸗ lich lich Verhältnis⸗ zahlen
weib⸗ lich Absolute Zahlen
männ⸗
Invaliditãtsursache
I) Entkräftung, Blutarmut, ö Gelenkrheumatismus, Gicht . Muskelrheumatismus ; Tuber kulose der Lungen ...
) Tuberkulose anderer Organe. Krebs usw . Sonstige Allgemeinleiden .. Geisteskrankheiten. ... Gehirnschlagfluß usw. . .. Epilepsie und verwandte Formen ;
11) Krankheiten des Rückenmarks
9 Krankheiten einzelner Nerven und Nervenbezirke .....
13) Krankheiten der Augen ..
14) Krankheiten der Ohren ..
15) Krankheiten der Atmungswege
16) Krankheiten des Brustfells
17) Krankheiten der Lunge ausschl. Tuberkulose ; —ͤ Krankheiten des Herzens und der großen Blutgefäßen. Sonstige Krankheiten der Blutgefäße, Lymphgefäße und Lymphdrüsen - Krankheiten des Magens .. Krankheiten des Darms, der Leber oder Milz ö Krankheiten der sonstigen Verdauungsorgane .... Unterleibsbrüche ..... Krankheiten der Nieren .. Krankheiten der Harn, und Geschlechtsorgane ..... 1299 Krankheiten der Haut und des / Unterhautzellgewebes .... 3 412 Krankheiten der Bewegungs⸗
10 074
organe . 28) Folgen mechanischer Ver⸗ letzungen 4133 20 13 Zusammen 201979 1000 1000 Die Invaliditätsursache war danach in der Hauptsache bei einigen wenigen Krankheitsgruppen zu suchen, nämlich neben Nr. 1 (Entkräftung, Blutarmut, Altersschwäche) bei Nr. 17 (Krankheiten der Lunge, aus— schließlich Tuberkulose). Nr. 4 (Tuberkulose der Lungen), Nr. 2
Gelenkrheumatismus, Gicht), Nr. 18 (Krankheiten des Herzens und der großen Blutgefäße) und Nr. 27 (Krankheiten der Bewegungs⸗ organe). Bei den männlichen Invaliden waren die Hauptursachen der Etwerbsunfähigkeit im wesentlichen dieselben wie bei den weib— lichen, wenn auch die durchschnittliche Häufigkeit der Ursache teilweise sehr verschieden war. So waren für die erwerbsfähigen Männer die unter den Nummern 4, 9, 11, 15, 17 und 23 aufgeführten Krank- heiten von wesentlich größerer Bedeutung, als für die weiblichen Personen, bei diesen dagegen spielten 1, 2, 13, 18, 19 und namentlich 25 (Krankheiten der Harn⸗ und Geschlechtsorgane) eine bedeutendere Rolle. Der Häufigkeit nach nahmen die hauptsächlichsten Invaliditäts⸗ ursachen nachstehende Reihenfolge ein: Bei den männlichen Personen: M Krankheiten der Lunge ausschl. Tuberk gose, 2) Entkräftung, Blut⸗— armut, Altersschwäche, 3) Tuberkulose der Lungen, 4) Gelenk⸗ theumatismus, Gicht, 5) Krankheiten des Herzens und der großen Blutgefäße; bei den weiblichen Personen: 1) Entkräftung, Blutarmut, Altersschwäche, 2) Tuberkulose der Lungen, 3) Krankheiten der Lunge aueschl. Tuberkulose, 4) Krankheiten des Herzens und der großen Blutgefäße, 5) Gelenkrheumatismus, Gicht.
Ueber die große Bedeutung der Lungenkrankheiten, ins⸗ besoöere der Lungentuberkulose, als Invaliditätsursache bietet die nachstehend wiedergegebene Uebersicht der betreffenden Verhältnis lahlen (nach Alter und den hauptsächlichsten Berufsabteilungen, auf se loo Rentenempfänger berechnet) ein anschauliches Bild.
30 385 20018 150 12425 7732 62 3450 1269 17 30 353 857 150 1953 98 16 5 C06 240 25
.
w — Q 0 — —
—
C — O — 2 53
2
L —
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— 122 2 —— 0
2
8
1ꝗ 996
232 3975 35354
Krankheiten d. Lungen außer Tuberkulose
weiblich 9 B 46
Tuberkulose der Lungen Alter 9
in
Jahren weiblich männlich
*
männlich . .
bis 298. . 371 624 25. . 330 376 25 346 5 s 6 6 j o hh
38 36 44 39 161 55 32 66 41 78 50 90 67
. bh88 284 597 322 ! 40 34 5066 251 472 26551 b) 54 56 39 277 505 419 161 373 193 62 2 52 48 ö 210 439 358 144 285 139 87 62 45 44. . 185 352 278 86 20353 1060 1063 113 80 65 49. . 132 272 216 78 140 70 150 161 107 74 34. 96 iss is 45 8. 43 151 209 is) 3 38. . 55 ig5 83 35 55 26 189 231 iz 1065 115. 53 584. 32 54 40 17 28 15 195 224 187 118 119 89 8. . 15 3 17 10 JI. 16 LM iss JM li ti 35 A. S Landwirtschaft, B — Industrie, G0 — Handel und Ver⸗ kehr, & — Gesinde.
1 Von allen männlichen Arbeitern der Industrie (B), die bis zum , . 35 Jahren invalide wurden, litt mehr als die Hälfte, in e. ingstzn. Altersklassen beinahe z, an Lungenschwindsucht, und noch . die Mitte der 40er Jahre ist bei J diefer Invaliden Lungen jberkulose die Hauptursache der Erwerbsunfähigkeit. Bei den Inva⸗ der Abteilung G (Handel und Verkehr) war die Lungen—⸗
J se ebenfalls recht häufig, die Abnahme der Häufigkeit mit
h lter ungefähr dieselbe wie bei der Industrie (B). Weit seltener kn ile sichcin allen Aiterskiassen der Tetilung A. ank nitzschaft pan rigen Lungenkrankheiten zeigten bei den verschiedenen Berufen . ausgeprägte Unterschiede; nur in den höheren Altersklassen elen ch eine größere Häufigkeit bei den Erwerbsunfähigen der Ab— n i k, Unter den weiblichen Invaliden wurden Lungenkrankheiten un! ) Alters klass en und Berufen relativ weniger ost beobachtet, als
en männlichen, am häufigsten wieder bei der Industrie.
— —
Geschlechtern und in allen Berufsarten eine sehr starke Abnahme, bei dem männlichen Geschlechte aber eine erheblich langsamere als bei dem weiblichen, während die Häufigkeit der übrigen Lungenkrankheiten mit dem Alter mehr oder weniger rasch anwuch.
Von den übrigen Ursachen waren bei den männlichen Invaliden der Landwirtschaft Unterleibsbrüche, Krankheiten der Haut und des Unterhautzellgewebes sowie der Bewegungöorgane von größerem Ge— wicht, als bei den anderen Berufen, während bei der In⸗ dustrie besonders die Krankheiten der Atmungtswege, beim Handel und Verkehr die Geisteskrankheiten, die Krankheiten des Rückenmarks und die mechanischen Verletzungen hervortreten. Unter den weiblichen Rentenempfängern kamen die Geisteskrankheiten beim Hausgesinde, die Krankheiten der Atmungsorgane beim Handel und Verkehr, die Krankheiten des Herzens usw. beim Hauspersonal, die Krankheiten der Bewegungsorgane bei der Landwirtschaft in großer Häufigkeit vor.
Dig Beziehungen zwischen Alter und Beruf der Rentenberechtigten baben sich gegen die frühere Statistik wenig geändert; die älteren Invaliden sind hauptsächlich bei der Landwirtschaft, die jüngeren bei der Industrie und bei dem Handel und Verkehr vertreten.
Die Zahl der Rentenempfänger aus der Landwirtschaft ist zu Gunsten der aus der Industrie etwas zurückgegangen; während früher bei 10 Versicherungsanstalten mehr als die Hälfte der männlichen Rentenempfänger der Berufzabteilung A und bei 14 der Industrie angehörten, stellten sich die Ziffern jetzt auf 7 bezw. 18.
Städtische Bodenpolitik.
Rasch, anwachsenden Städten — und solche gibt es noch in Deutschland, wenn auch bei vielen Großstädten eine Verlangsamung der Zunahme festzustellen ist — kann kein dringenderer Rat gegeben werden, als der, sich in den an die Stadt anstoßenden Gebieten möglichst viel Grundeigentum zu sichern, soweit solches noch zu Acker⸗ oder Gartenlandpreis zu erhalten ist. Auch in Konkurs geratene Terrain⸗ gesellschaften bieten bisweilen noch gute Gelegenheit. Die Gemeinden können dabei vielfach nicht nur in ihren Ausgaben sparen, weil sie doch überall Baugrund für die Anlage von Straßen, Plätzen und öffent⸗ lichen Anstalten benötigen, sondern sie können sogar geradezu einen Teil des vielberufenen Mehrwerts der Grundrenke der Gesamtheit selbst, die ihn doch allein erzeugt hat, wieder zuführen. Allerdings ist dazu eine weitsichtige, zuberlässige und vor allem in keiner Weise mit der Grundstücksspekulation verquickte Verwaltung erforderlich. Eine solche wird auch die Aussichten des einzelnen Terrains in der Um— gebung viel richtiger beurteilen können, als die Privatspekulation. Das Risiko ist also für sie nicht groß.
Wat durch eine solche Politik erreicht werden kann, zeigt in sehr deutlicher Weise ein von. dem Statistischen Amt der Stadt Kiel ver⸗ öffentlicher Bericht. Die Stadt Kiel hat, namentlich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, große Terrains in der Stadt und in der Umgegend erworben, zusammen 3 548 563 4m zu 2034 351 , also den Quadratmeter zu O, 7 é. Verkauft wurden von diesem Grundbesitz 243 024 4m zu 2356 203 S Der Durchschnittspreis des verkauften Baugrundes betrug also 9,70 ½ für 14m, und es ergab sich allein aus diesen Verkäufen ein Ueberschuß von 330 600 . Außerdem behielt die Stadt aber noch einen Grundbesitz von 258 ha g des Stadtgebiets und von 72,1 ha innerhalb desselben. Die letzteren repräsentieren, sehr niedrig gerechnet, einen Wert von? Millionen Mark, wodurch — wie der Bericht hervorhebt — sämtliche Ausgaben auch für Straßenterrains und, bebaute Grundstücke einschließlich der auf⸗— gelaufenen Zinsen und Zinseszinsen reichlich Deckung finden dürften.
Zur Arbeiterbewegung.
Zwecks Beendigung des Ausstandes der Berliner Rammer und Steinsetzer (vgl. Nr. 170 d. Bl.) fanden am Sonnabend Verhand⸗ lungen vor dem Einigungsamt des Gewerbegerichts statt. Nach mehrstündigen Verhandlungen wurde, hiesigen Blättern zufolge, nach= stehender Vergleichsvorschlag des Gerichts den Parteien unter— breitet und von den Parteien angenommen:? § 1. Der zwischen den Parteien des Steinsetzergewerbes vereinbarte Tarifvertrag vom 29. Fa⸗ nuar 1904 behält für beide Teile seine Gültigkeit bis zum 31. März 1965. Die Rammer werden zu den früheren Bedingungen wieder eingestellt, soweit die Stellen nicht anderweitig besetzt sind. Bevor andere Arbeits⸗ kräfte neu eingestellt werden, werden die alten Rammer in erster Linie berücksichtigt. 5 2. Die Regelung des Arbeitsnachweises hat nach Fz 965 der Gewerbeordnung zu geschehen. § 3. Maßregelungen irgend welcher Art finden nicht statt. 5 4. Es werden binnen zwei Wochen zwei Schlichtungskommissionen, bestehend aus fünf Arbeitgebern und fünf Arbeitern unter dem Vorsitz eines Un— parteiischen, gebildet. Diese Kommissionen haben die Aufgabe, sämtliche Differenzen, die zwischen Steinsetzern und Rammern und ihren Arbeitgebern entstehen, zu schlichten. Wenn die Parteien sich bei dem Beschluß der Schlichtungskommissionen nicht beruhigen, haben sie innerhalb acht Tagen nach Kenntnis des Beschlusses das Einigungsamt des Gewerbegerichts Berlin anzurufen. Die Entscheidung des Einigungs— amts ist endgültig. Die Schlichtungskommissionen haben endlich die weitere Aufgabe, einen neuen Tarisvertrag für die Steinsetzer und Rammer zu entwerfen, der vom 1. April 1905 in Kraft treten soll. Dieser Tarifbertrag ist den Parteien zur Genehmigung vorzulegen. Wenn sich die Parteien bis zum 1. März 1905 über den neuen Tarifvertrag nicht geeinigt haben ist das Einigungsamt anzurufen, damit dieses den neuen Vertrag festsetzt. 5 5. Die Arbeit wird am Dienstag, 26. Juli d. J., wieder aufgenommen.
In Kremmen ist, wie die ‚Voss. Ztg.“ erfährt, ein allgemeiner Ausstand der Tischler und Maschinenarbeiter ausgebrochen. Die Ausständigen verlangen u. a. einen Mindestlohn, ferner sofort 5 3 die Stunde Aufschlag und vom 1. März 1905 einen Aufschlag von 2 3 die Stunde. Für Ueberstunden 15 3 die Stunde und für Sonntagsarbeit 20 9 Aufschlag.
In Bremen sind, nach demselben Blatte, außer den Tischlern (vgl. Nr. 169 d. Bl) die Zimmerer und Maurer ausständig. Der Ausstand droht noch weitere Kreise in Mitleidenschaft zu ziehen. Die Arbeitgeber wollen noch die Arbeiter entlassen, die in Arbeit geblieben sind.
In Bordeaux sind, wie. W. T. B. mitteilt, die Kaff eehaus⸗ kellner gestern früh in den Ausstand getreten und durchziehen die Straßen, um die Angestellten der Gasthäuser zur Niederlegung der Arbeit zu veranlassen. Fast alle Restaurants, Hotels und Kaffeehäuser haben ihre Räume geschlossen. .
In Chi gag hat eine von den ausständisen Schlächtern (vgl. Nr. 172 d. Bl.) und den Konservenfabrikanten abgehaltene Kon⸗ ferenz zu keinem Ergebnis geführt. Der Vorsitzende der Arbeiter vereinigung hat infolgedessen für den heutigen Montag den Generalausstand aller Arbeiter der Schlachtindustrie angekündigt. Die Arbeitgeber ordneten die Anstellung von möglichst vielen, nicht dem Syndikat ange— hörigen Arbeitern an. Man schätzt die Zahl der jetzt im Ausstand befindlichen Schlächter auf 54 060, der Arbeiter in den der Schlacht- industrie verwandten Geschäften, die heute in den Ausstand treten, auf 35 000 und die Zahl der übrigen Ausständigen auf 52000.
Kunst und Wissenschaft.
Der Privatdozent an der Berliner Universität Dr. Alfred Weber ist, wie W. T. W. meldet, zum ordentlichen Pro— fessor der politischen Oekonomie an der deutschen Univer- sität Prag ernannt worden.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ masregeln. China. Der Kaiserliche Generalkonsul in Schanghai hat unterm 14. v. M.
angeordnet, daß die von Fo och ow, Am oy und Canton kommenden, Schanghai oder Woosung anlaufenden deutschen Seeschiffe
ie Häufigkeit der Tuberkulose erfuhr mit dem Älter bei beiden
der gesundheitspolizeilichen Kontrolle unterliegen.
Theater und Musik.
Im Neuen Königlichen Operntheater wird am Freitag, den 29. d. M. statt der angesetzten Aufführung von Madame
Sherry die Offenbachsche Operette „Orpheus in der Unterwelt“ gegeben.
Mannigfaltiges. Berlin, den 25. Juli 1904.
Die Vereinigung für staatswissenschaftliche Fort⸗ bildung in Berlin hat soeben den Studienplan für ki. : bildungs kurse im Winterhalbjahr 1964105 ausgegeben. Die Kurse . wie bisher, berechnet für Personen, die eine Erweiterung und Vertiefung ihrer Kenntnisse auf dem Gebiete der juristischen und wirtschaftlichen Staatswissenschaften erstreben. Wie in den vorigen Winterkursen, werden auch diesmal konversatorische Vorlesungen, Exkursionen und Besichtigungen und Einzelvorträge abgehalten werden. Es sind 24 konversatorische Vorlesungen an⸗ gekündigt, welche sich auf juristische, staats⸗ und handelsrecht⸗ liche, volkswirtschaftliche, sozial⸗ und kolonialpolitische sowie auf tech⸗ nische Fragen erstrecken. An jedem Mittwochvormittag finden Besich⸗ tigungen größerer gewerblicher Betriebe und öffentlicher Anlagen und Einrichtungen statt. Für die Zeit vom 21. bis 24 November ist ein größerer Ausflug nach Bremen in Aussicht genommen, auf welchem. die Freihafen. und sonstigen Hafenanlagen von Bremen und Bremerhaven, der Betrieb des Norddeutschen Lloyds und sonstige Einrichtungen für die Schiffahrt usw. besichtigt werden sollen. In den Einzelvorträgen (an jedem Freitagabend 8 Uhr) werden all⸗ gemein interessierende Fragen und Themata behandelt werden. — Die Kurse beginnen am 3. November d. J. und endigen am 25 Fe— bruar k J. Die Teilnehmergebühr beträgt 20 M, wofür die Teil- nahme an zwei konversatorischen Vorlesungen, sowie der Besuch der sämlichen Einzelvorträge und die Beteiligung an allen Exkursionen und Besichtigungen gestattet ist. Für jede weiter belegte konversatorische Vorlesung ist ein Honorar von 19 ¶ zu zahlen. Meldungen zur Teilnahme an den Kursen sind an die Geschäfisstelle der Ver— einigung, Berlin W. 64, Wilhelmstraße 68, zu richten, welche auch über alle weiteren Einzelheiten Auskunft erteilt.
In der Zeit vom 7. April bis 20. Mai d. J. hat der von der Vereinigung abgehaltene Frühjahrskurstus einen außerordentlichen Erfolg gehabt. Es haben 239 Herren an den konversatorischen Vorlesungen teilgenommen, davon gehören 95 der inneren Ver—⸗ waltung an (Regierungsräte, Landräte, Regierungsassessoren). der Provinzial; und Kommunalverwaltung 3, der Bau⸗ und Berg— verwaltung ꝛc. 13, der Justiz 88, dem Offizierstande 8, ver—⸗ schiedenen gelehrten Berufen 16, sonstigen Berufen (Privatbeamte, Kaufleute ꝛc) 16. Der Kursus war deshalb auf einen nur 6 wöchigen Zeitraum eingeschränkt worden, um auch solchen Personen die Teilnahme zu ermöglichen, die verhindert sind, sich an den mehr— monatigen Semesterkursen zu beteiligen. Die hieran geknüpften Erwartungen haben sich denn auch, wie die mitgeteilten Besuchsziffern zeigen, in erfreulichster Weise erfüllt. Daß der bevorstehende Winter⸗ kursus mit seinem ungemein reichhaltigen Programm zum mindesten den gleichen Erfolg aufweisen wird, ist mit Sicherheit anzunehmen.
Bei der am 13. und 14. August zu Jena stattfindenden Haupt⸗ versammlung der „Comenius Gesellschaft“ werden ver— schiedene wichtige Fragen zur Erörterung kommen. Es handelt sich um das Problem der Volkserziehung und deren Organisierung durch den Staat und, die Gemeinde, sowie um deren Förde⸗ rung auf genossenschaftlichem Wege. Das Referat über den ersten Punkt, die staatliche Fürsorge für die Volkserziehung, hat der Oberstudiendirektor Dr. Ziehen (Berlin) übernommen, über die Förde⸗ rung der Volkserziehung als Aufgabe der Gemeindepolitik wird Adolf Damaschke sprechen, und der Professor D. Dr. Zimmer (Berlin) wird die Frage der genossenschaftlichen Förderung behandeln. Alle diese und ähnliche weitere Vorträge dienen dem von der Comenius. Gesellschaft“ seit nahezu fünfzehn Jahren verfolgten Ziele, das Problem der Sozialreform von der Seite der Sozialpädagogik her in Angriff zu nehmen, und es ist zu erwarten, daß die genannten Referenten sich nicht auf eine theoretische Erörterung be⸗ schränken, sondern zu praktischen Vorschlägen kommen werden, die dem weiteren Vorgehen der Gesellschaft, die ja schon zahlreiche vraktische Veranstaltungen der Bildungspflege wirksam unterstützt hat, zur Unterlage dienen können. Den Vorsitz des Ortsausschusses zu Jena hat Professor Dr. Rein übernommen. Das Programm der Verhandlungen wird auf Anfordern von der Geschäftsstelle der Comenius -Gesellschaft' (Berlin⸗Charlottenburg, Berliner Straße 22) kostenlos versandt.
Mettmann, 23. Juli. (W. T. B.) Die Feier des
tausendjährigen Bestehens des Ortes wurde heute durch einen Gottesdienst in beiden Kirchen eingeleitet. Dem Festakte im Zelt wohnten als Ehrengäste bei der Minister des Innern Freiherr von Hammerstein, der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, der Ober⸗ präsident der Rheinprovinz Dr. Nasse und der Regierungspräsident von Düsseldorf Schreiber. Nachdem der Bürgermeister Conradi die Festgäste begrüßt hatte, hielt der Minister Freiherr von Hammerstein eine Ansprache, in der er die Stadt Mettmann zu ihrem seltenen Jubiläum beglückwünschte und ihr die besten Wünsche der Staatsbehörden überbrachte. Der Kaufmann Hanstein hielt sodann eine Festrede, in der er ein Kulturbild der Entwickelung Mettmanns seit dem Jahre 904 bis zur Gegenwart entwarf. Darauf teilte der Amtsrichter Hilgers mit, daß das durch Sammlungen in der Bürgerschaft aufgebrachte Geld zum Ankauf eines 16 Morgen großen Grundstücks verwendet, und dieses der Stadt zur Anlegung eines Stadtwaldes geschenkt werden solle. Arn stadt, 24. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Heute nachmittag um etwa 2 Uhr entstand in Kilometer 32.0 der Strecke Neudietendorf — Ritschenhausen zwischen Dörr⸗ berg und Gehlberg durch Funkenwurf einer Lokomotive Waldbrand, durch den etwn 4 ha Waldung vernichtet worden sind. Betriebsstörungen sind nicht vorgekommen.
Darm stadt, 23. Juli. Ueber den Eisenbahnunfall bei Bensheim (gl. Nr. 172 d. Bl.) wird amtlich folgendes gemeldet: Bei der Einfahrt des gestrigen Schnellzuges Nr. 16 von Frankfurt auf der Station Bensheim gegen 6 Uhr Nachmittags überfuhr dieser Zug die Station und stieß dabei etwa 300 m süd⸗ lich beim Uebergang der Wormser Straße auf eine Rangier⸗ abteilung von 5 Wagen, die vom Hauptgleis Frankfurt — Heidelberg nach dem westlich gelegenen Ueberholungsgeleis zurückstieß. Der Führer der Rangierabteilung, der die drohende Gefahr bemerkte, gab sofort Gegendampf, brachte dadurch die Ab- teilung wieder nach vorwärts in Bewegung und schwächte auf diese Weise den Zusammenstoß wesentlich ab. Bei dem Zusammenstoße wurden die Maschine des Schnellzuges und zwei Güterwagen der Rangierabteilung erheblich, der im Schnellzug laufende Post, sowie der Speisewagen und drei Wagen der Rangierabteilung leicht beschädigt. Von den Reisenden des Schnellzugs wurden sieben Personen ver⸗ letzt, konnten aber nach ärztlichem Befund ihre Reise im Schnell zuge fortsetzen. Der Verkehr wurde eingleisig aufrecht erhalten. Die nächstfolgenden Züge erlitten Verspätungen von 11 Stunden, während die späteren Züge wiederum fahrplanmäßig verkehrten. Die Auf⸗ räumungsarbeiten wurden alsbald in Angriff genommen. Eine Unter⸗ suchung ist eingeleitet.
Bremen, 25. Juli. (W. T. B.) „Boesmanng Bureau“ meldet; Der Reichspostdampfer „Prinz Heinrich“ . 8 Meilen westlich von Kap Dondra auf ein Wrack oder einen unbekannten . und erlitt eine Bodenbeschädigung. Der Dampfer fuhr unter eigenem Dampf nach Pointe de ul