1904 / 205 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 31 Aug 1904 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Präfident der Königlichen Seehandlung Havenstein ist mit Urlaub abgereist.

Laut Meldung des, W. T. B. ist S. M. S. „Bussard am 30. August von Tanger statt nach Windi nach Daressalam in See gegangen. ;

S. M. S. „Falke“ ist am 29. August von Ilha Grande (bei Rio de Janeiro) nach Santos in See gegangen.

Samburg. ;

Mit dem Dampfer „Alexandra Woermann“ ist

gestern nachmittag, wie ‚W. T. B.“ berichtet, ein Truppen⸗

kransport in Stärke von 150 Mann von Hamburg nach Deutsch⸗Südwestafrika abgegangen.

Rußland.

Der Kagiser ist, wie ‚„W. T. B.“ meldet, heute vormittag von Nowotscherkask wieder in Peterhof eingetroffen.

Der Großfürst Boris Wladimirowitsch ist gestern abend von Ostasien in St. Petersburg angekommen.

Das baltische Geschwader ist gestern wieder in den Hafen von Kronstadt eingelaufen.

Italien. Dem „Osservatore Romano“ zufolge hat der Bischof von Laval Msgr. Geay gestern die Verwaltung seiner Diözese in die Hände des Papstes niedergelegt.

Spanien. Der russische Hilfskreuzer „Don“ hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern den Hafen von Vigo verlassen.

Niederlande. Wie „W. T. B.“ aus dem Haag berichtet, ist der Lehrer des Völkerrechts Asser zum Staatsminister ernannt worden.

Türkei.

Die „Agence Havas“ meldet, der Prinz Georg von Griechenland sei gestern von Athen nach Kopenhagen abgereist und werde nach und nach die Höfe von St. Peters— burg, London und Rom sowie Paris besuchen und vor den Mächten die ganze kretische Frage aufrollen, indem er die Erklärung abzugeben beabsichtige, daß er nicht geneigt sei, die Erneuerung des Mandats als Oberkommissar anzunehmen, und daß die Vereinigung Kretas mit Griechenland, die kürzlich von der kretischen Bevölkerung ausgesprochen worden sei, anerkannt werden müsse. Das Mandat des Prinzen erlischt mit Ablauf des Jahres 1905.

Die „Frankfurter Zeitung“ berichtet aus Saloniki vom estrigen Tage, eine 60 Mann starke bulgarische Bande 6. in dem Dorfe Ghirdabor bei Saloniki mehrere Ein⸗ wohner niedergemacht, darunter eine Griechin und zwei ihrer Kinder. Gleichzeitig sei eine zweite Bande in das Dorf Kürfali eingedrungen.

A ien.

Der Generalleutnant Ssacharow berichtet, wie W. T. B.“ erfährt, dem Generalstabe unter dem 30. d. M.:

Der Gegner eröffnete am Nachmittage des 29. d. M. von den Höhen im Süden bon Wanbatai, 12 Werst südöstlich von Liaujang, eine heftige Kanonade auf die russische Stellung. Das Feuer dauerte bis 7 Uhr Abends. Auf dem rechten Flügel der Südabteilung der russischen Armee war eine russische Kavallerieabteilung tätig, die am 28. August den Vormarsch einer feindlichen Kolonne aufhielt, die den russischen rechten Flügel umgehen wollte. Die Kavallerieabteilung mußte in sehr schwierigem Gelände kämpfen. Am 29. August wurden ausgedehnte Biwaks der Japaner im Tale des Tschahe bei Sidantia, westlich von der Eisenbahn bemerkt. Ferner wurde fest⸗ gestellt; daß feindliche Kolonnen aus dem Tal des Tschahe nordwärts nach Banmatun hin, westlich von der Eisenbahnlinie, vorrückten. In den letzten Tagen zerstreute eine halbe Sotnie des Regiments Daghestan . dem Wege zwischen Bensihe und den Gruben von Fantai eine 150 Mann starke Bande gut bewaffneter Chunchusen. Der Bandenführer und 47 Mann fielen, 4 Mann wurden gefangen genommen.

Der General Ssacharow meldet ferner dem General—⸗ stabe vom 30. d. M. .

Die Japaner griffen heute von 5 Uhr früh bis 9 Uhr Abends unsere vordersten Stellungen bei Liaujang auf dem linken Ufer des Taitseho an. Das Artillerie⸗ und das Gewehrfeuer erreichten bisweilen die äußerste Heftigkeit. Die Hauptanstrengungen der Japaner waren gegen unsere Zentrumsstellungen und unseren rechten Flügel gerichtet. Ihre zahlreichen Angriffe wurden auf der ganzen Front zurückgeschlagen. Unsere Truppen machten Gegenangriffe. Es kam zum Bajonettkam pf. Mehrere Punkte unserer Stellung, die während des Kampfes von den Japanern ge— nommen waren, wurden gegen Ende des Kampfes von uns zurück erobert. Im Artilleriekampf ftritten unsere Batterien mit Erfelg gegen die feindliche Artillerie. Gegen 4 Uhr Nachmittags wurde be= merkt, daß bedeutende Streitkräfte des Gegners unter Umgehung unseres rechten Flügels vorrückten. Bataillone, die aus der allgemeinen Reserve der Armee vorgeschoben wurden und von denen ein Teil den vorrückenden Japanern in die Flanke Fel, hielten die Umgehungsbewegung nach einem heißen Kampfe auf. Die Japaner wurden zum Rückzuge geiwungen. Der Kamrf dauerte sogar nach Eintritt der Dunkelheit noch fort und nahm erst gegen 9 Uhr Abends ein Ende. Die Stimmung der Truppen ist gut. Allen Truppenteilen, auch den vordersten Schützenketten, wurde die amtliche Nachricht vom 26. August mitgeteilt, daß die Garnifon von Port Arthur alle Angriffe der Japaner zurückgeschlagen babe. Diese freudig aufgenommene Nachricht hob die Stimmung der Truppen noch mehr und erweckte das Bestreben, hinter den Kameraden nicht zurückzubleiben. Unsere Verluste sind noch nicht genau festgestellt, sie sind aber bedeutend. Nach der Zahl der Mann⸗ schaften, die die Verbandplätze passierten, zu schließen, dürfte unser Gesamtverlust gegen 3000 Mann betragen.

In Tschifu ist gestern von Port Arthur die am 26. August erschienene Nummer des „Nowi Kray“ eingetroffen, die über die Kämpfe vor Port Arthur folgenden Bericht ent⸗ hält:

Die Japaner ruhten nach einem dreitägigen heftigen Sturm- angriff am 23. August tagsüber aus. Gegen 11 Uhr Abends rückten sie mit bedeutenden Streitkräften gegen das starke Fort Zaredentwi auf der rechten Flanke der Russen vor. Troß des russischen 6 gelangten sie in die Nähe des Glacis und nahmen einen

nlauf zum Sturm, wurden aber durch vernichtendes Feuer von allen Seiten zurückgeworfen. Nur eine japanische Abteilung drang über die Leichen der Gefallenen bis in das russische Fort vor. Die Verteidiger trieben sie aber mit dem Bajonett unter schweren Verlusten zurück. Die

3. erhielten Verstärkungen und erneuerten todesmutig den ngriff, wurden aber wiederum zurückgeworfen. Sie unternahmen darauf auch einen dritten rag, aber auch diesen brachte das mörde⸗ rische Feuer der Russen zum Scheitern. Die Russen verlangten nun ihrerseits Verstärkungen für den Fall, daß weitere Angriffe unternommen würden, doch kam es nicht hierzu. Bei Tagesanbruch entspann sich hin⸗ gegen ein Kampf der beiderseitigen Artillerie., Kapitän Lebedien, der die Matrosenabteilung befehligte, stellte sich auf die Mauer und streckte mit einem Revolver über 20 Japaner nieder; die Japaner versuchten, die Pyramide menschlicher Leiber überkletternd, die Mauer stets von neuem zu ersteigen; nach dem dritten Angriff, wurde Lebedien durch einen Granatsplitter getötet. Der General Gar⸗ batowski leitete das Feuer der Russen persönlich. Die japanische Artillerie brachte den Forts schweren Schaden, bei, sodaß der General Gorbatoweki der Garnison befahl, in den Gräben Deckung zu suchen. Am 24. d. M., um 10 Uhr Morgens, brachten die Japaner ihre Bergartillerie in Stellung, die von den Russen erfolgreich beschossen wurde. Gegen Mittag wurden zwei japanische Truppenabteilungen gesehen, die sich vor dem russischen Feuer zurückzogen, die eine hinter den Zuckerbrothügel, die andere bet der Ern eg rück? Um 2 Uhr Nachmittags begannen die Japaner mit 12 Geschützen nach Palitscheng zu marschieren. Ein gegen 5 Uhr Abends don den Japanern gegen die russische Südostfront ausgeführter Angriff wurde unter großen Verlusten, für die Japaner zurückgeschlagen. Der Hauptmann Stenipnafs ki machte mit einer kleinen Abteilung einen erfolgreichen Ausfallsversuch, um eine japanische Batterie zurückzuweisen. Die Japaner benutzten die aus Stein gebauten Häufer der Chinesen als Forts. In den Ge— treidefeldern haben die Japaner von der Louisenbucht her einen un geheuren Artilleriepark untergebracht. .

Aus Tokio meldet das, Reutersche Bureau“, die japani⸗ schen Verluste bei Anping betrugen ungefähr 2000 Mann an Toten und Verwundeten. Die Japaner haben bei Anping und bei Anschantschan je 8 Kanonen erbeutet.

Die Desarmierung des „Askold“ und des „Groso voi“ ist gestern in Schanghai zu Ende geführt worden.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Schanghai vom gestrigen Tage ist dort aus Taming-fu, Provinz Petschili, die Meldung von dem Wiederaufleben der Boxerbewe gung eingetröffen. Als einige amerika⸗ nische Missionare in Taming-fu erfahren hatten, daß Boxer, die sich Tsain un nennen, sie zu ermorden heabsichtigten, hätten sie sich bemüht, an den amerikanischen Gesandten in Peking zu telegraphieren; die Lokalbehörde habe sich ,, das Telegramm abzuschicken, aber ein befreundeter Engländer in Honan habe die Beförderung der Meldung übernommen. Der Vizekönig Juanshikai habe sofort die nötigen Befehle für den Schutz der Missionare gegeben, aber in Anbetracht der Untätigkeit der Ortsbehörden und der Hoffnungslosigkeit, ihr Werk r,, 7 die Missionare Taming⸗fu ver⸗ lassen und seien auch alle sicher fortgekommen.

Nr. 37 des Zentralblatts für das Deutsche Reich“, berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 26. August hat folgenden Inhalt: 1) Konsulatwesen: Crmächtigungen zur Vornahme von Jivilstandsakten. —2) Finanzwesen: Nachweisung der Cinnahmen des Reichs für die Zeit vom 1. April 1904 bis Ende Juli 1904. 3) Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend die im Bereiche der Verwaltung des Kaiser Wilhelm ⸗Kanals bei der Be⸗ schäftigung im Lotserdienste zu gewährenden Vergütungen. I Polizeiwesen; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Anhang. Militärwesen: Gesamtverzeichnis derjenigen Lehranstalten, welche zur . Zeugnissen über die Befähigung für den einjährig · freiwilligen Militärdienst berechtigt sind.

Nr. 34 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Sesundheitsamts“ vom 24 August 1904 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregel gegen ansteckende Krankheiten. Desgl. gegen Pest. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich.) Leichenpässe. (Preußen.) Geheimmittel. Aerztliche Vorprüfungen. Hebammen. Fleck⸗ typhus. Aerztliche Ehrengerichte. Krankheitserreger. (Reg. Bej. Potsdam.] Fleischbeschauer (Reg. Bez. Magdeburg) Ge bühren für die Schlachtvieh, und Fleischbeschau. (Reg. Bez. Minden.) Wochenbettyflegerinnen. Geisteß kranke. Leichenschau. Hessen.) Schweinepest. (Mecklenburg- Strelitz) Pockenstatistik. Gemein⸗ gefährliche Krankheiten. (Oldenburg.) Sehvermögen ꝛc. der See⸗ leute. Fürstt. Lübeck) Nichtapprobierte Personen. (Braun⸗ schweig) Geflügelcholera 3c. (Sachsen⸗Meiningen) Gemeingefähr⸗ liche Krankheiten. (Sachsen Altenburg. Mineralöle. (Anhalt.) Geflügelcholera ꝛc.— (Schwarzburg Rudolstadt) Krankheitserreger. Lippe,) Pockenstatistik. (Desterreich Ungarn. Infektions- krankheiten. (Neusüdwales.) Viehschlachten ꝛ6. Gang der Tier seuchen im Deutschen Reiche, 15. August. Zeitweilige Maßregeln

egen Tierseuchen. (Deutsches Reich, Oberbayern, Aegypten.) 9 von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kon⸗ gressen usw. (Deutsches Reich 76. Versamilung Deutscher Natur⸗ . und Aerzte. Vermischtes. (Japan.) Ansteckende Krank⸗ heiten, 18903. Desgleichen, 1. Halbjahr 1994. (Formosa.) Pest, 1803. (Vereinigte Staaten von Amerika. Connecticut.) Nahrungs⸗ mittel, 19606203. (Uruguay) Gesundbeitsverhältnisse im Dert. Montevideo, 1903. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40 0600 und mehr Einwohnern. Des⸗ gleichen in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgleichen in dentschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Beilage. Gerichtliche Entscheidungen, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln 2c.

(Gackfleisch).

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausfland der Berliner Metallarbeiter (ogl. Nr. 204 d. Bl.) ist nunmehr beendet. Eine zahlreich befuchte Versammlung der Former nahm gestern mittag zu den Abänderungevorschlägen der Arbeltgeberkommission Stellung. Nach mehrstündigen Verhandlungen gelangte, der Voss. Ztg. zufolge, folgende Vereinbarung mit allen gegen 25 Stimmen zur Annahme: „M) Die Betriebseinrichtungen sind derart zu treffen, daß in der Regel des Abends pünktlich zu der in der Arbeits ordnung angegebenen Stunde Feierabend ist. 2) Die Zeit, welche der Former wegen Störung der Betriebseinrichtung die Arbeit aussetzen muß, wird, wenn es mehr wie eine Stunde ist, zu einem 2233 vergütet, der seinem letzten Durchschnittsverdienst entspricht. Auf diese Vergütung bat er jedoch nur dann Anspruch, wenn er der Betriebs- leitung von dem Aufenthalt, den er erleidet, vor Ablauf der ersten Stunde Kenntnis gegeben und diese auf seine Ansage entschieden hat, daß er nicht aussetzen soll. 3) Bei Meinungsberschieden beiten wischen den Formern und der,. Gießereileitung über Ausschuß⸗ . soll entweder der Besitzer, oder der Direktor, oder eine Kommission von zwei Ingenieuren aus anderen Abteilungen ent. scheiden. Auf Vorschlag der beteiligten Former müssen auch bis zu zwei andere Former gehört werden. Die Klage beim Gewerbegericht soll kein Grund sein, den Former von der Benutzung der Nachweisstelle und von Einstellung von Verbandsfirmen auszuschließen. 4) Ausschußstücke müssen, bevor sie beseitigt werden, dem betreffenden Former zur

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2. begonnen wird, mit dem Former vereinbart werden. 6) Zur ö der Krane, zur Instandhalkung der Trodenkammein and zur Aufräumung der Gießerei sind geeignete Hilfskräfte anzustellen. I) Die Firmen versprechen, für eine möglichst gerechte Verteilung der Arbeit Sorge zu tragen. 8) Es sollen genügend Wascheinrichtungen und ausreichend Kleiderspinde vorhanden sein. 9 Die Former können bei rechtzeitiger Anmeldung bei der Fabrikleitung 2 werden. Die Entlassung von Kommissionsmitgliedern so nur mit Wissen der Fabrikleitung erfolgen können. 10) Alle Streikenden kehren, soweit Arbeit vorhanden ist, an ihre Arbeit zurück, bevor neue Arbeiter eingestellt werden. Die Mitglieder der genannten Kommissionen übernehmen es, die von ihnen vertretenen . von Vorstehendem in Kenntnis zu setzen. Im Laufe der

erhandlungen wurde es allseits als zweckmäßig anerkannt, daß eine Kommisston zur Beilegung etwaiger Streitigkeiten geschaffen wird, und die Mitglieder der Kommission versprachen, für die Ausführung dieses Gedankens einzutreten. Die Arbeit sollte am heutigen Mittwoch in allen Gießereien wieder aufgenommen werden. Die seit kurzem in eine Lohnbewegung eingetretenen hiesigen Papier und Leder⸗

alanteriearbetiter und ⸗Arbeiterinnen hielten, nach demselben

latt, gestern abend eine Versammlung ab, um die Antwort der Arbeitgeber auf die gestellten Forderungen entgegenzunehmen. Da nach dem er⸗ statteten Bericht nur eine Minderheit bewilligt hat, beschloß die Ver sammlung, in jeder Werkstatt, wo die Forderungen nicht zugestanden worden sind, nochmals vorstellig zu werden. o die Forderungen nicht unterschriftlich anerkannt werden, wird die Arbeit nicht wieder aufgenommen. ö

Die Bauhilfsarbeiter in Frankfurt a. M. (vgl. Nr. 176 d. Bl). hielten am Montagabend eine Versammlung ab, in der, wie die „Frkf. Ztg. mitteilt, über die mit den Arbeitgebern gepflogenen Unterhandlungen berichtet wurde. Es handelte sich bei den Bauhilfs⸗ arbeitern nur um die Festsetzung eines Lohntarifs; als Arbeite bedingungen gelten die mit den Maurern und Zimmerern ab eschlossenen Verträge. Es sei, wie der Referent ausführte, nicht möglich gewesen, einen einheitlichen Tarif durchzusetzen, weil die Meister ein drei Klassen umfassendes Lohnspstem wünschten. Danach soll der Minimalstundenlohn betragen bis 1. März 1905: für Arbeiter von 17 bis 20 Jahren 30 3, von 20 bis 25 Jahren 36 3, über 23 Jahre 40 5. Am 1. März 1905 sollen die Löhne um je 2 4, am 1. März 1806 um weitere 2 3 erhöht werden. Unter 30 3 Stundenlohn wird überhaupt nicht bezahlt. Der Tarif soll bis zum J. März 1908 Gültigkeit haben. Nach einer längeren Diskussion nahm man den Vertrag mit allen gegen zwei Stimmen an. Die Bauunternehmer . heute eine Versammlung ab, in der sie sich schlüssig machen werden.

In Fulda ist, demselben Blatt zufolge, der Ausstand der Maurer (vgl. Nr. 179 d. Bl) durch Annghme eines von den Unter⸗ nehmern den Streikenden angebotenen Vergleichs nach elfwöchiger Dauer beendet worden.

In Königsberg i. Pr. sind heute, wie W. T. B. meldet, die Tapezierer und Dekorateurgehilfen, etwa 1000 Mann, in den Ausstand eingetreten, nachdem eine auf gestern abend ein berufene gemeinschaftliche Versammlung der beiderseitigen Lohn— kommissionen ergebnislos verlaufen ist.

Kunfsft und Wissenschaft. Große Berliner Kunstausstellung. Schluß.)

Die Sonderausstellungen.

Ueber die ziemlich zahlreichen Kollektivausstellungen ist schnell binwegzugehen. Einige Künstler, die es sorglich vermelden sollten, ihre Unzulänglichkeiten durch Häufung ihrer Werke dem Beschauer noch deutlicher zu machen, haben es sich nicht nehmen n eine stattliche Anzahl ibrer Bilder hier zu vereinigen. Der Qualität nach sind an erster Stelle Franz von Lenbachs 28 Porträts zu nennen. Tbemistokles von Eckenbrecherg von den Nordlandfahrern gern gesehene Bilder füllen in der stattlichen Zahl von 38 Gemälden ein anzes Kabinett. Die Lofoten, die Fjorde, das Nordkap, Schiffs—⸗ kan und eine Anzahl Ansichten von Aalesund nach dem Brande ziehen stets zahlreiche Besucher an und haben auch manchen Käufer ge⸗ funden. Als Vedute, als Erinnerung an eine Sommerreise mögen sie manchen Bewunderer finden, der über die trockene, harte Technik, die den Einfluß des Atmosphärischen ignoriert, aus Freude am Gegenständlichen hinwegfieht. Cine ganze Anzahl lebensgroßer Porträts bat Alfred Schwarz eingesandt. Eine gewisse Gewandtheit in der Wahl der Pose und dam die oft große Schönbeit seiner Modelle täuschen auf den ersten Blick über das Aeußerliche seiner Kunst hinweg. Aber wie würden diese scheinbar so stattlichen Bilder verlieren, wenn auch nur ein mittelmäßiges englisches Porträt daneben hinge! Als bestes Bild ist wohl das der Gräfin 3. zu nennen, die, schwarz gekleidet, in zwangloser Haltung auf einem kleinen Sofa izt das Bild der Lady Oppenheimer wäre, was Geschmack der Anordnung hetrifft, diesem anzureihen. Ebenfalls sebr vorsichtig in der Wahl des Gegen⸗ standes war Max Schlichting. Aus der unerschöpflich reichen Schönheit Venedigs wählt er seine Motive; die Piazetta, der Markus, platz, die Markuskirche, der Canale Grande, das Colleoni⸗-Denkmal werden uns von ihm im Bilde vorgeführt, fast lebensgroße ee, n. am Wasser stehend, Dämmerung oder heller onnenschein sollen die Bilder beleben, denen es doch gerade an Leben fehlt. Max Uth ist, am glüäcklichsten in seinen Architekturstücken, weniger in seinen Landschaften. Aber wenn er versteckte kleine Winkel schildert, baufälläige Hãuser und verfallene Hütten, da weiß er diesen anspruchslosen Meytiven manche Schilderung voll intlmen Reizes abzugewinnen. Einen befremdenden Eindruck macht die Art der Aufmachung von Ludwig Dills Bildern. Breite, mattsilberne Rahmen in wulstigen Formen umgeben seine Landschaften. Er, der die zarten mattgrauen und gelben Töne so liebt, zerstört sich mutwillig den Ein⸗ druck durch diese absurde Art der Umrahmung, deren Farbe noch dazu mit der e,. konkurriert. Wohl lediglich diesem Umstande ist es zuözuschreiben, daß seine Gemälde so wenig Beachtung finden, und doch ist unter ihnen so manches, wie der Winterabend im Moor, die Abenddämmerung, Birken im Moor, dann die Königskerzen und verblühte Disteln, was voll zarten, farbigen Reizes ist, der zugleich mit einer männlichen Kraft gepaart ist: eine Vereinigung, die sich so selten findet, und durch deren è . auch die Landschaften Erich Kulierschkys zu leiden haben. Dieser liebt die lyrische Note: Frühlingsstimmungen und Herbstabende am Rhein und an der Mosel weiß er hübsch wiederzugeben, aber seiner Palette mangelt es an Kraft; könnte man ihn mit einem Sänger vergleichen, so wird er oft spitz und dünn, wenn er nur zart sein wollte. Gerade von seinen Bildern ailt, daß sie in großer Zahl nebeneinander allzu einseitig wirken und zu sehr auf das, was ihnen feblt, aufmerksam machen. Bei Hermann Schnee wäre Selbstbeschränkung noch mehr am Platz gewesen. Seine Aquarelle gleichen sich sehr, eg nun der Harz oder die Rhön, Potsdam oder issingen, er Doubs ober der Nedar der Gegenstand der Schilderung sein; nicht weniger als dreißig dieser kleinen, an sich gang niedlichen Aquarelle sind dort neben einander gehaͤngt. Eine Erholung ist es, hierngch den Saal mit den Werlen Oskar Frenzels zu betreten. Mag seine Art unt auch lange bekannt und sein Stoffgebiet eng umgrenzt sein; ist es doch stets wieder die Gestalt der Kuh und das Wasser, das ihn am meisten lockt, jenes ruhige, stehende oder langsam fließende Wasser, auf das durch das grüne Laub der Bäume bie Sonne fällt und an dessen Ufer die Kuhherde weidet immer weiß er das Thema, das er sich gestellt hat, dem Beschauer anschaulich und überzeugend zu gestalten. Eine kleine Zahl von Werken Lenbachs bilden den Beschluß dieser Sonderausslellungen. Sie vermögen bon der künst⸗ lerischen Art des verstorbenen Malers nichts Neues zu sagen und sind

) Vergl. Nrn. 108, 115, 121, 153, 147, 151, 159, 167 und

Prüfung gejeigt werden. 5) Der Preis muß, bevor die Ar

205 d. BI.

in ihrer Radierung noch süßlicher erscheinen. Otto Reims gestochene Knabenköpfe wirken trotz der guten Technik etwas flau. Die geschicktte Mache Hans Neumanns

auch nicht so ausgewählt, daß sie charakteristische Proben seines Könnens geben. Einige hübsche ,, e, einige Herrenporträts, unter ihnen dies oder jenes, das ein sehr vorteilhaftes Bild des Bestellers gibt, dann die ildnisse seiner Tochter und ein merkwürdiger, nicht gerade erfreulicher weiblicher Akt, alles dies ist in der üblichen Art, wie der Meister die für seine Bilder bestimmten Räume zu dekorieren liebte, aufgestellt, doch, sind die Ausstattungsmöbel von einer etwas schäbigen Pracht. Unter den Porträts fällt eines sowohl durch die Person des Dargestellten wie durch die Art der Wiedergabe auf; es ist das Bildnis von Wilhelm Busch. Lenbach hat davon ab⸗— gesehen, ihn, wie er es sonst liebt, in allzu repräsentativer Haltung zu schildern, sondern versucht die humoristische Art des Bichters charakteristisch wiederzugeben. In schlichter Einfachheit hat er den en Humoristen hingestellt und so ein äußerst sympathisches Bild geschaffen.

Die graphischen Künste. Die fünfte Sonderausstellung der freien Vereinigung der Graphiker zu Berlin bringt eine kleine Aus— wahl ihrer Arbesten, die sich, wie immer, durch solide Technik aus— zeichnen, ohne daß gerade etwas Neues geboten wird. Hans Meyer sandte drei Radierungen aus seinem Totentanz ein? den Narren, den Geizhals und den Papst, saubere Arbeiten, die sich in dem seit Helbein bekannten und bewährten Gedankengang bewegen und die ohne die lahmen und trivialen Reime, die den Bildern beigegeben sind. nicht verlieren würden; von Johannes Plato stammt das hübsche „Familienglück im Stall“. . Börner hat den Leistikowschen Hubertussee in Schabkunsttechnik wiedergegeben, doch werden durch diese Repro—⸗ duktionsart die von Leistikow schon sehr summarisch zusammengefaßten Baum⸗ und Wolkenmassen noch schwerer und massiger; der Mann mit dem Goldhelm nach Rembrandt läßt im Helm das Slühende und Funkelnde des Originals vermissen. Von Otto Protzen sind die ansprechenden Landschaften in der Dubrow‘, „No⸗ vembersturm“, „am Ostseestrand ; wenig überzeugend wirkt das Laub auf Karl Oenickes „Sommer“, besser gelungen ist „der Winter“ und die Originalfarbenradierung „Still ruht der See“. Albert Krüger j, diesmal den Erasmus von Rotterdam nach Holbein im Farbenholzschnitt; die auf dem Bilde nicht mehr erkennbaren ,. enpartien hat er nach eigener Wahl im . wieder ergestellt, sodaß viel Eigenes vom Künstler sich in dem Blatt findet. . Seydels märkische Landschaften, die er unter dem Titel „Mit Theodor Fontane durch die Mark Brandenburg“. zusammenfaßt, geben manchen ö Winkel des Landes in schlichter Auffassung wieder. Doris Raab radierte das sehr süßliche Bild »die Madonna mit den musizierenden Engeln“ von Dürr und läßt es

überrascht nicht mehr, und die Wiederholungen lassen erkennen, wie wenig selbständig der Künstler ist. Geradezu ein Virtuos im Faksimilestich ist Martin Hönem ann, die Zeichnung von Skarbina und mehr noch die von Max Liebermann können nicht etreuer wiedergegeben werden, dahei sucht Hönemann in der

iedergabe des Stiches der Eigenart des Künstlers zu folgen, sodaß von einer sklavischen Reproduktionsweise nicht die Rede sein kann. Diese Sonderabteilung wird ergänzt durch die im Saal 35 ausgestellten Stiche, Radierungen und Zeichnungen. Unter letzteren erregen wieder die Aufmerksamkeit der Befucher diejenigen von Attilio Sacchetto; es scheint, als ob er seine frühere Trockenheit etwas abgestreift hat und nicht nur durch eminenten Fleiß und Technik wirken will. Blätter wie nach dem 6 und »der Kaffeegarten heben sich vorteilhaft von den übrigen ab. Einen wenig erfreulichen Zyklus Tod und Mädchen“ hat Aug ust Bröm se ausgestellt. Erfindung und Ausführung it gleich schwach, am schlechtesten ist wohl. Nr. 9 geraten. In ziemlich unmotivierter Nacktheit steht Emil Schildes „Zeichner“ da; es ist absolut nicht einzusehen, warum der junge Mann seine Kleider abgelegt hat, und so sieht er mehr ausgezogen als unbekleidet aus. Einige fein radierte Exlibris stammen von Bruno Heroux, Elisabeth Büschel hat eine farbig hübsche Lithographie Marine“ ausgestellt, das sorgfältig aber trocken ausgeführte Bildnis des Malers, Professors A. Sartorio ist von Karl Al. Brendel, ein wenig süß wirkt das Kaiserbildnis Th. Zieglers. Johann Bossards . ist recht trocken und leblos, eine ganze Anzahl Porträtzeichnungen und Aquarelle von Hans Krause machen den Eindruck lebenswahrer Wiedergabe. Ein Zyklus von fünf Aquarellen nach den in der Aula des Kaiser , ausgeführten Bildern hat Wilhelm Stein au sen eingesandt, Bergpredigt“ ist der Titel des Ganzen, das hier im kleinen Maßstab ein wenig schwächlich wirkt, zudem sind die Kompositionen nicht immer verständlich. Die Erzählung, wie an den Baum, der keine Früchte trägt, die Axt gelegt wird, zum Gegen stand malerischer Darstellung zu machen, hätke vielleicht vermieden werden können. Soll es denn gerade das Strafgericht sein, was dem Schüler, der wenig genug von Kunst zu sehen bekommt, in monumentaler , vorgeführt wird? Eine besondere Stellung neben den Aquarellisten und Stechern nimmt Karl Kapp stein ein, dessen farbige Monotypien ein ganzes Kabinett füllen; er und Karl , n sind die einzigen, die sich in dieser Technik versucht haben. Von ihnen ist Kappstein, der bedeutendere, seine Tiere; die Schwäne, Affen, Hähne, Uhug, Kasuare ꝛc. zeugen von scharfer Beobachtung, die en sind prächtig wiedergegeben und äußerst harmonisch, flauer sind Kappsteins Landschaften. Hierin ist ihm Langhammer überlegen, der aber nur zu oft sich den Eindruck durch die übermäßig effektvolle Beleuchtung berdirbt, die wie benga— lisch Flammen wirkt.

Wie immer, ist der Verband Deutscher Illustratoren stattlich vertreten. Die Künstler der „Fliegenden Blätter‘, des zKladderadatschetz,, des Simplteissimus“ und der Lustigen Blätter kann man hier fast sämtlich kennen lernen. Baluschek, Harburger, Grätz, Heilemann, Hengeler, Angelo Jank, Franz Jüttner,

Cug, Kirchner, Ab. und Käte Münzer, E. Reinicke, h Schlittgen, M. Flashar, Fri gen . aben teils schon publizierte Blätter, zum Teil aber auch neues

beigesteuert. Auch hier zeigt sich aber wieder, daß, je treffender die Illustration alg solche ist, d. h. je enger sie sich dem Text anschließt, sie desto unveiständlicher wird, wenn sie aus dem Zusammenhang ge— tissen, namentlich zeigt sich dies bei den Karikaturen. Einige aller— dings, wie die vorzüglichen Porträtkarikaturen Gulbransons behalten zuch so ihre Wirkung. Von den Illustratoren zeichnen sich leider wieder Fidus und Stassens durch Schwulst und Pofe aus, namentlich die Zeichnungen Stassens zum zweiten Teil des „Faust' sind von einer Leere, die übel zu dem gedankenreichen Thema paßt. Einige Künstler, deren Name sonst vor allem durch ihr Wirken als Maler bekannt ist, bringen wieder allerliebste be n en und Zeichnungen; so riedrich Kallmorgen, F. Douzette, Otto H. Engel, v. Hofmann, C. Kgyser-Eichberg, Hans Licht, Karl Marr, 3 Skarbina, Otto Ubbelohde u. a. m.

Die Baukunst ist diesmal besonders stattlich durch die Ausstellung zahlreicher Pläne von Gebäuden, die durch das n, . der öffent⸗ lichen Ärheiten ausgeführt sind, vertreten. Auch dle Art der Auf— stellung ist außerordentlich geschmackholl und dabei übersichtlich. Von nderen Architekten haben namentlich Alfr. Balcke, Karl Ed. Bangert, Frantz Brantzky, Wax Hasak, Johgnnes Btzen, Fritz Schumacher und Franze(schwechten bemerkenswerte Pläne und Entwürfe beigesteuert.

Das Kunstgewerbe ist diegmal nur spärllch bedacht. Es scheint sast, als ob bie wenigen Lutzfteller hur einer AÄnstandspflicht knügen wollten. Der hellgehaltene Vorraum ist nach Entwürfen

alter Schmarjes unter Mitwirkung Alfred Grenanders errichtet worden; ihm schlleßen sich mehrere Innenräume an, so ein z amen. Musltzimmer · von Alfred herr, ein von den Berliner Verkstätten für , ausgeführtetz Eßzimmer, ein Gesellschafts⸗ immer von Max Saljmann, ein Herrenzimmer von Friedrich

noch, manches zu bessern. Die vor kurzem eröffneten Darmstädter ag könnten für vieles als Muster dienen. Noch immer finden ch Stühle von den abenteuerlichsten Formen, riesenhafte Sofa—⸗ aufbauten und phantastische Ve cuchtun gr der dazu ist bei so manchem Gegenstand auf die praktische Nutzbarkeit wenig Rücksicht genommen. Die Nachahmungen der historischen Stile fehlen, aber das, was an neuem gebracht wird, macht zum gröhten Teil einen sehr ephemeren Eindruck. Unverkennbar sst die Einwirkung des jetzt wieder modern werdenden Biedermeierstils. Allein so lauschig solche Winkel und Ecken auch aussehen mögen, sie entsprechen doch nicht unseren modernen Bedürfniffen. Dort aber, wo Glanz und Luxus entfaltet werden soll, ist das Ganze eft von einem so gequälten Eindruck, eine solch finstere Prachtentfaltung macht sich geltend, daß man sich unwillkürlich nach dem heiteren Glanz eines Louis seize-Salons zurück⸗ sehnt. Von Einzelheiten seien die nach J. S. Fomin von der Firma Spinn und Menke ausgeführten Postamente und der dazu ge— hörige Wandschrank genannt, die weniger durch ihre Form, als wegen der sorgfältigen Arbeit bemerkenswert sind. Von Handarbeiten sind die violette Tischdecke Trude Schumachers und die originellen Auf— legearbeiten Arthur Dieners, unter diesen namentlich der Wand—⸗ behang mit den Goldfasanen, zu erwähnen.

Ein Gesamturteil über die Ausstellung jetzt am Schlusse ab— zugeben, möge dem Chronisten erspart bleiben. Die bei Beginn der Besprechungen gemachten Wahrnehmungen haben nur allzusehr Be⸗ . gefunden und so möge das Endurteil in die leider nicht allzu lobenden Worte gefaßt werden: Die Ausstellung gewinnt nicht bei häufigerem Besuch. S. M.

In Basel wurde gestern, wie W. T. B.“ meldet, der zweite internationale Kongreß für allgemeine Religions- geschichte in Anwesenheit von 240 Vertretern eröffnet. Bie Be— grüßungsansprache hielt der Präsident der Organifationskommisston Professor von QOrelli, als Vertreter des Schweizer Bundesrats sprach Professor Naville⸗Genf.

Literatur.

Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heeres— kun de. Herausgegeben vom Großen Generalstabe. Verlag der Königlichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin jährlicher Bezugspreis 15 66). Das vorliegende 3. Heft der bekannten, von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung 1 des Großen Generalstabes geleiteten neuen Zeitschrift (vergl. Nr. 124 d. BI.) hat folgenden Inhalt: „Ueber unvorhergesehene Situationen‘ von General der Infanterie von Verdy du Vernbis, erläutert an dem Beispiel der „Schlesischen Armee? in der Zeit vom 2. bis 10. Februar 1514. Erfahrungen der Engländer im südafrikanischen Kriege auf dem Gebiete der Bekleidung und Ausrüstung' von Hauptmann von Haeften, mit Betrachtungen über die moderne praktische Kriegsausstatt ung. „Studien über Clausewitz?' von Major rn, von Freytag⸗ Loringhoven, eine Fortsetzung aus dem 2. * t, welche den Krieg als das Gebiet der Friktion , Die reglementarische Fecht⸗ weise der japanischen und russischen Infanterie: von Hauptmann Reichardt. „Die Schwimmübungen der Kavallerieregimenter des XVII. Armeekorps an der Weichsel 1903“ von Hauptmann Kundt. ‚Russische Infanteriemeldereiter! von Hauptmann Reichardt. Taktische Fragen von , nn Löffler, unter besonderer Be⸗ tonung des Wertes der Führung für den Erfolg im Kampf sowie des taktischen Verhaltens im Gefecht. „Der russisch japanische Krieg“ von demselben Verfasser, eine Fortsetzung des einleitenden, gleich= betitelten Aufsatzes in Heft 2, dessen weiterer Ausführung in den Folgeheften. mit um so ie em Interesse entgegengesehen werden kann, da die sonstige einschlägige, diesbezügliche Literatur immer noch recht spärlich und unklar ist. ‚Die Verwendung der en Feld⸗ signalausrüstung' von Hauptmann Meister. „Einige Lehren aus dem Kriege in DeutschSüdwestafrika.! von Hauptmann Schwabe, enthaltend einen geschichtlichen Ueberblich der Entwickelung dieses Landes und daran anschließend die Besprechung einzelner interessanter Gpisoden aus dem gegenwärtigen dortigen Feldzuge. Zahlreiche Skizzen und eine Uebersichtekarte sind außerdem noch dem 12 Seiten i rr starken, neu erschienenen 3. Heft beigegeben bezw. dem Text eingefügt.

Von der im Cotta'schen Verlage (Cottas Nachfolger, Stutt⸗ gart und Berlin) erscheinenden Jubiläumsausgabe von Goethes sämtlichen Werken liegt der Band 35 vor. Er enthält den dritten Teil der Schriften zur Kunst und ist mit Einleitung und Anmerkungen von Wolfgang von Oettingen versehen. Von der von demselben Verlag veranstalteten Säkularausgabe von Schillers ämtlichen Werken ist der 6. Band erschienen; er enthält die

aria Stuart und die Jungfrau von Orleans. Zu beiden Dramen hat Julius Peterson Einleitung und Anmerkungen geschrieben.

Das mit photographischen Aufnahmen lebender Tiere reich ausgestattete Lieferungswerk von Professor Dr. Marshall „Die Tiere der Erde“ ist bis zur Lieferung 38 gediehen, in der die Be— schreibung der Vögel ahgeschlossen und die der Reptilien begonnen wird. Das bei der . Verlagsanstalt in Stuttgart erscheinende Werk ist auf 50 Lieferungen berechnet, von denen jede 60 3 kostet.

Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.

Edelinde. Ein Edelfräulein aus der Nordmark. 8 Roman von Johannes Dose. 2.40 M Glückstadt, ax Hansens Perlag.

Das entschleierte Bild zu Sais. Sozialer Roman von Dr. F. Stolze. 4 S Rostock, C. 5. C. Volckmann Verlag (Volck⸗ mann u. Wette). Ven ugs. Die Apotheose des Weibes. Der weibliche Schön—⸗ heitstypus in der bildenden Kunst. 24 Prachthefte mit je ca. 50 Ab— bildungen. 3. Heft (Götterliebe I) 1 M. Berlin SW. 68, Willy Kraus Verlag. Wilhelm Kraus. Die Handschrift Napoleons J. Von Armand Dayot. Mit 40 Bildern, Briefen und Unterschriften Napoleons in Faksimile. 1,50 6 Leipzig, Heinr. Schmidt u. Carl Günther. Der län st liche Seeweg und seine wirtschaftliche Hin ng Von Georg Schanz. 2 S, Grunewald ⸗Berlin, Ven der e , . Troschel. grarwesen und Agrarpolitik. Von Dr. Theodor Freiherrn von der Goltz. 2. Aufl. 7 66. Jena, Gustav Fischer. Das Wirtschaftsjahr 1903. Jahresberichte über den Wirt— schaftg⸗ und Arbeitsmarkt. Von Richard Calwer. J. Teil: gig del und Wandel in Deutschland. 8 Jena, Gustav er. Die Glocken der Protestationskirche in Speier. Fest— schrift zu deren Ginweihung am 31. August 1904. Vom Divisitont⸗ pfarrer Büttel ⸗Schleswig. Mit 7 Abbildungen 2c. O, 15 Vretden⸗Blasewitz, Gustav Adolf. Verlag.

Mission und Mission. . ongtheoretische Erörterungen für Bibelfreunde. Von Lie. Dr. Jul ius Boehmer. 1 Stutt- gart, Greiner u. Pfeiffer.

Die ven e , i . auf dem Lande. Von Kreisarzt Dr. Nickel. O, 40 M6. München, R. Oldenbourg.

Verdingungen im Auslande.

Belgien.

9. September 1904, Mittags. Hötel de ville in Antwerpen Bau eines Entrepots am Kai Goudefrol, 265 550 Fr. Sicherheitg« len, 25 000 .

10. September 1904. In den verschiedenen Gefängnissen des Königreichs (Tongres, Arlon, Neufchäteau und Marche ausgenommen):

tuhm ke, ein Wohn, und Speisezimmer bon Walter Ortlieb. bier wäre, obwohl sich in mancher Einzelhelt viel Hübsches findel,

Lieferung von Kartoffeln für die Zeit vom 1. Oktober 1904 big 30. September 1906.

10. September 1904, 195, 11 und 115 Uhr. Feole des pupilles de arme in Alost: Lieferung für das Schuljahr 1904 1905. 1) 150 Oo kg Kartoffeln, 2) 3000 kg Butter, 3) 4600 kg Fruchtsaft.

14 September 1994. 11 Uhr. Börse in Brüssel: Leferung

von Steinkohlen und Koks für den Marinedienst in Antwerpen für 1905. 52 009 Fr. Sicherheitsleistung 5000 Fr. Cahier des charges spécial Nr. 10. 21. September 1904, 11 Uhr. Station Tournai: Bau einer eisernen Fußgängerbrücke am Ausgange der Station Mouscron. 36 331 Fr. Sicherheitsleistung 3200 Fr. Cahier des charges Nr. 241 90 Cts. Eingeschriebene Angebote bis 1I7. September.

24. September 1904, 109 Uhr. Direction des ponts et chaussészs, 28 Rue Traversisre in Brügge: Wiederherstellung des eisernen Belags der Brücke am Tore von Gent in Brügge über den Kanal Gent —Ostende,. 67 521 Fr. Sicherheitsleistung 6500 Fr. Cahier des charges Nr. 79 und der Plan für 60 Centimes bezw. 5.bö0 Fr. in Brüssel, Rue Augustins 15. Eingeschriebene Angebote bis 29. September.

Nächstens, Börse in Brüssel: Bau zweier Brücken über die Dyle nebst Ausführungen von Erdarbeiten, Baggerungen, Ufer⸗ e en usw. in Mecheln. 362 659 Fr. Sccherheitsleiftung ;. r.

Nächstens. Station Lüttich⸗Guillemins: Lieferung von 350 C00 Pflastersteinen, 340 im Bordsteinen und 1400 Ecksteinen für die Station Haut⸗Pré. Sicherheitsleistung 600 Fr.

Bulgarien.

25. September 1904. Kanzlei der Kreisfinanzkommission in Sofia: Lieferung von 50 000 Rg 4 mm, Eisendraht, 1006 kg 2 mm -⸗Eisendraht, 15 009 Stück Parphorisolatoren Nr. 2 und 10000 Stück Eisenhaken Nr. R für die Post. Wert ungefähr 29 380 Fr. Kaution 5 oo.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause geht morgen, Donnerstag, auf Allerhöchsten Befehl, neueinstudiert, Coppelia“, phantastisches ain in drei Bildern, Musik von Leo Delibes, in Szene. Die Besetzung lautet: Swanilda ; Fräulein Dell Era; Franz: Herr Zorn; Dr. Coppelius: 96 Quaritsch; Graf und Gräfin: Herr Delenil und Fräulein Urbanska.

ie musikalische Leitung hat Professor Schlar. Choreographisch ist das Werk vom Ballettmeister Graeb, in bezug auf Kostüme und Feko— rationen von den Herren Oberinspektoren Brandt und Raupp und dem Maler Heil eingerichtet. Die neuen Dekorationen sind von den Königlichen , , Gebrüdern Kautsky und Rottonara ge— malt, die Möbel und Reguisiten nach Angaben des Königlichen Theatermalers Quaglio angefertigt. (Anfang 8 Uhr.)

Das Schillerthegter N. Friedrich ⸗Wil helmstaͤdtisches Theater) wird morgen wieder eröffnet. Abonnementshefte sind in der Billett= abteilung des Theaterz täglich in den Bureaustunden (10— 2 und 6-—8 Uhr) zu haben. Auch für das Schillertheater O. Wallner⸗ n, . Abonnements noch die nächsten vierzehn Tage hindurch ausgegeben.

Hans Fischer, das frühere Mitglied des Deutschen Theaters, jetzt Hofschauspieler in Dresden, wird als Gast im 6 Friedrichstraße 336) auftreten. Mit diesem Engagement beginnt Direktor Dr. Zickẽl seine Absicht zu verwirklichen, sein ständiges Perfonal durch Gäste zu ergänzen und zu erweitern und so den Stücken eine mög⸗ lichst indipiduelle Besetzung zu geben. Durch das Entgegenkommen des Intendanten des Dresdner Hoftheaters, des Grafen von Seebach, ist es möglich, daß Herr Hans Fischer, der von Berlin fortzog, ohne Gelegenheit zu finden, sich vom Berliner . künstlerisch zu perabschieden, schon in der Eröffnungsvorstellung und in den ersten beiden Neuaufführungen des Lustspielhauses auftreten wird. Der be⸗ liebte Künstler wird in Hartlebens „Ein wahrhaft guter Mensch“ und in der Komödie von Robert Misch „Biederleute⸗ zwei komische, seiner Individualität besonders liegende Gestalten verkörpern.

Im Neuen Theater findet morgen, Donnerstag, eine Wieder⸗

aufnahme von Max Halbes Drama „Der Strom“ mit den Damen Wangel, Wohlgemuth, Flanz, den Herren Klein, von Winterstein, Ekert und Sauermann in den Hauptrollen statt. Das Theater des Westens eröffnet morgen abend mit einer Neueinstudierung des Freischütz' die zweite Spielzeit unter der Direktion Prasch. Die Hauptpartien sind folgendermaßen besetzt: Ottokar: Hans Geißler; Agathe: Roxy King; Aennchen: Tina Doninger; Kaspar; Emil Stammer; Max; William Haxthaufen. Die dekorative Ausstattung der Wolfsschlucht stammt aus den Ateliers von Hugo Baruch u. Cie.

Morgen, Donnerstag, Abends 77 Uhr, veranstaltet der Organist Bernhard Irrgang in der Heiligkreuzkirche das nächste Konzert. Mitwirkende sind; Fräulein Hedwig Kaufmann (Sopran), die Herren Ludwig Schubert (Tenor) und Armin Liebermann (Violon eellof⸗. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges. Berlin, den 31. August 1904.

Am 22, 23. und 24. September 1904 findet, wie der Fischerei⸗ verein für die Mark in, , mitteilt, an der Fo rst- akademie Eberswalde ein Fischereilehrkurfus über nord- deutsche Teichwirtschaft statt. Das Programm ist folgendes: 1. Tag. Donnergtag, den 22. September, Vormittags 8-10 und 11— Uhr: Vortrag in der Forstakademie: Die Teichfische Nord= deutschlands: ihre Naturgeschichte und wirtschaftliche Bedeutung.“ Nach⸗ mittags 3—6 Uhr: Exkurston zur Karpfenteichanlage bei Spechthausen. Daselbst Vortrag über ‚Teicharten: Anlage, Bau, Melioration der Teiche. Abends 8 Uhr: Zusammenkunft am „Gesundbrunnen“. Zwanglose Unterhaltung über Fragen aus dem Gebiete der Fischzucht. 2. Tag. Freitag, den 23. September, Vormittags 8— 16 und 11 bis 1. Uhr, in der Forstakademie: Vorträge über „Teichwirtschaft: Boni⸗ tierung, Bespannen, Besetzen der Teiche, Quantität und Qualität des Besatzmaterials Teichaufsicht, Abfischen, Ueberwintern, Verkauf, Ren= tabllität. Nachmittags 3 Uhr: Exkursion und Vortrag über Die Biologie der Teiche, natürliche und künstliche Ernährung der Fische.“ Darauf zwangloses Zusammensein im Mundtshof‘. 3. Tag. Sonn abend, den 24 September, Vormittags 8— 10 Uhr: Vortrag in der Forst⸗ akademie: „Die Feinde der Teichsische und ihre Bekämpfung.“ Darauf Besichtigung der Karpfenteichwirtschaft Pechteich. Die Teilnahme an dem Fischereilehrkursus, zu dem Fischer, Fischzüchter, Forstbeamte, Landwirte, Landwirtschaftslehrer, Kulturtechniker und Wasserbaubeamte eingeladen werden, ist unentgeltlich. Die Teilnehmer wollen sich jedoch vorher, bis spätestens zum 20., bei dem Leiter des Kursugs, Professor Dr. Eckstein in Eberswalde, schriftlich anmelden, welcher auch zu jeder Auskunftserteilung bereit ist.

Die Hitze und die Tiroler Gletscher. Aus alpinistischen Kreisen wird dem Wiener . Vaterland“ geschrieben: ‚Hochinteressant sind die Veränderungen, die die heurige abnorme Hitze in den Tiroler , . , ,. hat. Walen in normalen Jahren die

leischer und die Steilhänge der Schneeberge um diese Zeit noch einen dicken e en aufweisen, auf dem sich leicht Stufen herstellen ach st letzterer heuer . gänzlich abgeschmolzen und der beinharte Eispanzer der Berge tritt überall zutage. Die Eigtouren sind dadurch ungemein erschwert, ja vielfach für Durchschnittstouristen unmöglich geworden. So hieß es schon vor geraumer Jeit, daß der HSofmannzweg auf den Großglockner nahezu unpassierbar sei, und nun mehren sich die Nachrichten über große Schwierigkeiten bei Eis touren. Das Wandern uber wenig geneigte Gletscher ist dagegen heuer weniger gefährlich als sonst, indem der die Spalten deckende n . der sonst die Ursache des Ginbrecheng bildet, zumesst gänzlich en sernt ist und die Spalten offen daliegen, sodaß sie um⸗ gangen werden können. Die ae hat aber noch weitere Verheerungen

richtet.

am Gise der Hochalpen angerichtet. Sie ist auch dem Cispanzer arg zu Leibe gegangen. So hal sie die wegen ihrer furchtbar stellen Firn=