1904 / 221 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Sep 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Durchlaucht der Staatsminister, 3 à la suite der Armee, erbliches Mitglied des Herrenhauses und Mitglied des Reichstags, irn ,, von Bism arck ist am Sonntagvormittag 16 / Uhr in Friedrichsruh gestorben.

Wieder sind die Augen des ganzen deutschen Volkes nach

riedrichsruh gerichtet, wie einst in den Tagen, wo dort die

schicke der Welt gewogen wurden. Der allerorten, auch außerhalb der deutschen Grenzen, mit schmerzlicher Teilnahme aufgenommenen Nachricht von einer schweren Erkrankung des Fürsten Herbert von Bismarck ist nur allzuschnell die Todes— botschaft gefolgt. Am 18. September 1964 ist der Fürst zu Friedrichsruh einem tückischen Leiden erlegen. ö

Nikolaus Heinrich Ferdinand Her bert von Bismarck ist am 28. Dezember 1849 als ältester Sohn des damaligen Landtagsabgeordneten Otto von Bismarck-Schönhausen zu Berlin geboren. Als er noch ein Knabe war, erstieg sein Vater dle höchste Staffel des Ruhms und des Erfolgs. Als Jüngling nahm er teil an dem siegreichen Feldzug, aus welchem das neue Deutsche Reich hervorging, und wurde bei der historischen Attacke der Gardedragoner bei Mars⸗la⸗Tour schwer verwundet. Wenn die ganze Nation voll . Hoch⸗ gefühls ihrem Pfadfinder, dem eisernen Kanzler, zujubelte, wie hätte sich der Sohn nicht mit unbegrenzter Verehrung ung Be⸗ wunderung für den Vater erfüllen follen? Dann ward er selber noch bei jungen Jahren schnell auf des Lebens Gipfel hingetragen. Am 15. Januar 1874 zunächst als Offizier zum Auswärtigen Amt kommandiert und nach Attachierung bei der Gesandtschaft in Dresden und demnächst in München am 14. April 1875 zur diplomatischen Laufbahn in das Auswärtige Amt ein⸗ berufen, wurde er, nachdem er eine Zeit lang mit der Leitung der Missionen im Haag und in London betraut gewesen war, 1885 durch das Vertrauen seines Kaisers als Unterstaatssekretär in das Auswärtige Amt berufen, im Mai 1886 zum Staats⸗ sekretär und während der Regierung weiland Kaiser Friedrich III. im April 1888 zum preußischen Staatsminister ernannt. . P

Was der Staatssekretär und Staatsminister Graf Bis⸗ marck an der Seite des ersten Reichskanzlers als dessen ver⸗ trauter Berater für unsere auswärtige Politik geleistet hat, das wissen bis jetzt nur wenige eingeweihte Mitarbeiter. Sein Verdienst wird voll erst gewürdigt werden können, wenn dereinst; die urkundlichen Z; ugnisse der diplomatischen Geschichte jener Jahre dem Historiker vorliegen. Mit berechtigter Genugtuung durfte der Sohn sich sagen, daß er, wie kaum ein anderer, dem Gedankenfluge des Genius zu folgen und die Ausgestaltung der großen Entwürfe zu fördern verstand. Ganz ging der Sohn in dem Vater, der Jünger in dem Meister auf, und der Rücktritt des großen Kanzlers wurde nach des Grafen Herbert eigner Wahl auch der Ab— schluß seiner eigenen ministeriellen Wirksamkeit.

Fuͤrst Herbert Bismarck nahm nach des großen Kanzlers Rücktritt seine Stellung im öffentlichen Leben mit Folge— richtigkeit und Würde. Die Lebensaufgabe, die ihm blieb, dünkte ihm groß und schön genug, dankbar für den Patrioten und tröstlich für den Sohn, die Aufgabe, eine heilige Flamme zu hüten, immer wieder auf die nationalen Ideale und auf den Schatz staatsmännischer Weisheit des

roßen Vaters hinzuweisen. Die Liebe und Bewunderung, die

jeder deutschgesinnte Deutsche dem Andenken des nationalen Helden im Herzen bewahrt, potenzierte sich in dem Herzen des Sohnes. ö . !

Zwei treffliche Söhne sind dem unsterblichen Vater schnell nach einander in einem vorzeitigen Tode gefolgt, und alle treuen Deutschen, die heute an der Bahre von Friedrichsruh trauern, vereinißen sich in den wärmsten Segenswünschen für die unmündigen Enkel des ersten Fürsten Bismarck. .

Wenn ein Patriot, der sich als der Träger einer großen nationalen Ueberlieferung fühlte, aus unserer Mitte scheidet, so ist ein solcher Verlust für die Ueberlebenden eine neue Mahnung, das unsterbliche Verdienst des unersetzlichen Mannes, dessen Namen jener trug und dessen Schild er allzeit in Ehren hoch hielt, niemals zu vergessen.

Fürst Herbert von Bismarck ließ sich, nachdem er von Ostern 1866 bis Anfang Mäͤri 18698 das Friedrich Werdersche Symnasium besucht hatte, bei der juristischen Fakultät in Bonn immatrikulieren und trat am 1. Oktober 1869 als Einjährig Freiwilliger in das 1. Rheinische

usarenregiment Nr. J (Königshusaren) ein, von wo er im 2 1570 zum 1. Gardedragonerregiment versetzt wurde. Hier trat er, nach kurzer Immatrikulation bei der Berliner Univerfttät, im Frühjahr 1870 als Avantageur über und zog als Portepeefähnrich mit seinem Regiment in den Krieg gegen Frankreich. Im September des— elben Jahres zum Offizier befördert, erhielt er päter das Eiserne Kreuz.

nfang 1874 trat er in die diplomatische Laufbahn ein und wurde ju⸗ nãchst den Gesandtschaften in Dresden und München attachiert und dann jur weiteren Ausbildung in das Auswärtige Amt einberufen. Die diplomatische Prüfung bestand er mit Auszeichnung. Anfang April 1876 wurde er zum Legationssekretär ernannt. Er arbeitete kurze Zeit als zweiter Botschaftssekretär in Wien und. fand demnaͤchst in den Jahren 1877̃ᷓ78 im persönlichen Dienste des Reichs⸗ kanzlers Verwendung. In dieser Stellung nahm er auch an den Arbeiten des Berliner Kongresset teil Vom Januar 1879 ab war er Legationssekretär bei der preußischen Gesandtschaft in Dres den. In seiner militärischen Stellung war er mittlerweile zum Rittmeister aufgerückt und zu den Offizieren ð a suite der Armee versetzt. Im März 1880 wurde er zum Legationsrat ernannt. Nach wiederholter Beschäftigung bei der Botschaft in London und bei der politischen Abteilung des Auswärtigen Amts erhielt er im November 1882 den Posten des ersten Botschaftssekretärs in London übertragen. 1884 wirkte er in gleicher Eigenschaft vorübergehend in St. Petersburg und wurde am 11. Mai 1884 zum Kaiserlichen Gesandten im Haag ernannt. Ein Jahr später übernahm er, unter Beilegung des Charakters als Wirklicher Geheimer Legationsrat, den Posten des Unterftaatesekretãrs im Auswärtigen Amt. Nach einem weiteren Jahre trat er als Staatssekretär an die Spitze dieser Behörde und wurde durch Allerhöchste Kabinettsordre vom 15. Sep⸗ tember 1886 mit der Stellvertretung des Reichskarnlers im Bereiche des Auswärtigen Amts beauftragt. Am Weihnachtsabend

1887 ernannte ihn Kaiser Wilhelm der Große zum Wirklichen Ge beimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz und am 22. April 1888 wurde er durch Allerhöchste Kabinettsordre Kaiser Friedrichs Staats⸗ minifter und Mitglied des Staatemintsteriums. Den Roten Adler- orden 1, Klasse mit Eichenlaub hatte er am 27. Januar 1389 erhalten, am 25. Februar desselben Jabres war er von Seiner Majestät dem aiser und Könige zum Oberstleutnant à la suite der Armee befördert

worden.

Der Staatssekretãr des Auswärtigen Amts Freiherr von Richthofen ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Geschäfte des Auswärtigen Amts wieder über⸗ nommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Königlich bayerische Ministerialrat und FKronanwalt Ritter von Burkhard ist in

Der Kaiserlich persische Gesandte Mirza Mahmoud Khan ist . zuruͤckgekehrt und hat 3 Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Baden.

Die „Karlsruher 5 schreibt: Bei Empfang der höchsten Staatsbeamten von Konstanz auf Schloß Mainau am 9. September d. J. richtete der Geheime Oberregierungs⸗ rat Dr. Krems an Seine Königliche Hoheit den Groß⸗ herzog eine Ansprache, worin er im Namen der Anwesenden Geburtstagglückwünsche darbrachte. In seiner Rede erwähnte er dann das im letzten Landtage zum Abschluß gelangte Ver⸗ fassungsreformgesetz. Die Worte der Erwiderung, die Seine Königliche Hoheit der Großherzog an die Erschienenen richtete, sind in den Zeitungen sehr ungenau und zum Teil so unrichtig mitgeteilt worden, da gan mißverständliche Erörterungen daran geknüpft wurden. Es ist daher notwendig, eine Richtigstellung u bringen, und wir sind in die Lage versetzt, in folgendem en Inhalt der Ansprache dem Sinne nach richtig wiederzu⸗ geben.

Nach Dankesworten führte Seine Königliche Hoheit der Großherzog aus: .

Die Einfuhrung der direkten Wabl für die Zweite Kammer des Landtages sei von ihm im Vertrauen auf die fest begründete Gesetzes⸗ treue und anhängliche Gesinnung des badischen Volkes, wie er sie in langen Jahren habe erleben und erkennen dürfen, unternommen worden. Dieses Vertrauen gründe sich auf, die Erfahrung, von welchem Werte es sei, das Pflichtgefühl des Regenten beim Volke zur Erkenntnis zu bringen, auf daß die Pflicht der Mitwirkung bei der Arbeit für das Wohl des Landes geweckt werde. Das, was er in der Verfassungsfrage getan habe, sei geschehen in dem Bewußtsein der Erfüllung einer werten Pflicht, und was in solchen Fällen Pflicht heiße, sei der Blick nach oben, zum Lenker aller unserer Geschicke, dessen Gnade uns beistehen möge. Die Aufgabe aber, die nun bevorstehe, sei die Anwendung der gegebenen Rechte zum Wohle des Landes. Hierbei entstehe die Pflicht, die, wie er hoffe, in ihrer Bedeutung, ganz erkannt werden möge. Es gelte, gegen die umstürzlerischen Tendenzen fest zusammen ju halten und zu bekunden, daß die staatserhaltend gesinnten Bürger ohne Rücksicht auf das Parteiinteresse das Ziel fest im Auge ke— hielten, nur Vertreter zu wählen, die unbedingt die Grundfesten des Staates aufrecht erhalten wollten. Das sei eine Pflicht, die nur dann richtig erkannt werden könne, wenn man den Eid als eine rach oben gerichtete Verpflichtung auffasse. In diesem Sinne bitte er die Erschienenen, in ihren Kreisen für die Einigung der treuen Badenser zu wirken.

Denutsche Kolonien.

Aus Deutsch⸗Südwestafrika erfährt W. T. B.“, daß der Reiter Emil Gustav Blum, geboren 24. August 1884 in Elbing, früher Grenadierregiment Nr. 9, am 15. Sep⸗ tember im Lazarett Okosongoho am Typhus gestorben sei. Der Reiter Alfred Sedello, geb. in Rastenburg, früher im Infanierieregiment Nr. 87, werde seit 19. August bei Okateitei vermißt. Der Unteroffizier Fritz Müller, geb. 16. Februar 1879 in Groß⸗Wesenberg, Kr. Stormarn, früher im 9. Jägerbataillon, sei am 14. September im Lezarett zu Waterberg an Tuphus gestorben.

.

Frankreich.

Bei der gestern in Ajaccio vorgenommenen Nachwahl zum Senat für den verstorbenen Senator Murgacciole lradikal wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, der ministerielle Republikaner Arêne mit 676 Stimmen gewählt. Der Gegen⸗ kandidat Decori (Republikaner) erhielt 96 Stimmen.

Der in Toulon zum Hospitalschiff umgebaute russische Dampfer „Orel“ ist nach Barcelona abgegangen, wo er Kohlen nehmen wird, um sich alsdann nach Ostasien zu be— geben. Die Militärbehörden haben den Dampfer mit Papieren versehen, in denen festgestellt wird, daß er keinerlei Kriegs⸗ munition an Bord hat.

Rußland.

Der Direktor des Departements für allgemeine Angelegen⸗ heiten im Ministerinm des Innern Stürmer ist, wie dem „W. T. B.“ gemeldet wird, in den Reichsrat berufen worden.

Italien.

Der Schloßgeistliche in Ra cconigi erteilte, wie, W. T. B.“ berichtet, dem Prinzen von Piemont die Lust ration. Die feierliche Taufzeremonie wird in Rom stattfinden, so— bald die Königliche Familie dorthin zurückgekehrt sein wird.

Spanien.

Der russische Konsul in Vigo, der gleichzeitig Konsul für England ist, hat auf Befehl des russischen Ministers des Aeußern Grafen Lam s dorff seine Geschäfte als russischer Konsul an den französischen Konsul ab— gegeben. Der Kommandant des russischen Kreuzers * . ist von Lissabon in Vigo eingetroffen und hat dem französischen Konsul einen Besuch abgestattet.

Niederlande.

Das Budget für Niederländisch-Ostindien für 1905 in Höhe von 1611 Millionen Gulden weist ein Defizit von 14 Millionen Gulden auf; die Regierung kündigt daher eine Erhöhung der Einfuhrzölle und eine Gewerbesteuer an. Der Stadt Batavia und den Orten Meester-Coxrnelis und Buitenzorg soll Autonomie gewährt werden. Bei den Budgetansätzen fur das Heer und die Flotte hat die Regierung der Lage in Ostasien Rechnung getragen.

Türkei.

Aus Konstantinopel meldet das Wiener ‚„Telegr⸗Korr⸗ Bureau“: zum Kommandanten des zur Unterdrückung der albanesischen Bewegung uam mengestellten Korps sei der Divisionggeneral Suleiman Pascha ernannt, worden. Eine Brigade unter dem Brigadegeneral Bidajet Pascha solle Mitrowitza, die zweite unter dem Brigade⸗ general Said Pascha nach Prizrend kommen. Vorlaͤufig würden die Brigaden je fünf Bataillone stark sein; sie dürften aber verstärkt werden. Dieser Tage werde

(Saloniki) beendet sein. Dort würden sodann außer der organisationsgemäßen Friedensstärke (863 Nizambhataillone) an mobilen Truppen nur folgende stehen: 16 Redifbataillone weiter Klasse, früher Ilave, die bei Beginn der Demoebilisierung ö Redifs erster Klasse als teilweiser Ersatz einberufen worden seien, sodann 12 weitere Redifbataillone zweiter Klasse, die soeben einberufen und dazu bestimmt seien, die gleiche Anzahl Nizambataillone zu ersetzen, deren Entsendung in das Gebiet von Prizrend . worden * um der Bewegung der Ljumesen Einhalt zu tun. Jedenfalls seien nun durch die beinahe durchgeführte Demobilisierung der i mehr als einem Jahr mobil gewesenen 77 Redifbataillone die drei in das Reformwerk einbegriffenen Wilajets von den großen außerordentlichen mülli h Ausgaben, die von fürkischer Seite auf etwa 600 000. Pfund jährlich beziffert würden, beinahe ganz entlastet. Die Zivilagenten hätten daher in der jüngsten Zeit beim Generalinspektor auf die Regelung des Budgets der drei Wilajets im Sinne der Finanz reform des Mürzsteger Programms zu dringen begonnen, un es dürfe nun die Ordnung dieser Frage auf. Grund der früheren Erhebungen und Vorarbeiten in Angriff genommen werden.

Dänemark.

Die Königin von England und die Prinzessin Victoria sind gestern nachmittag, wie W. T. B.“ meldet, an Bord der Jacht „Victoria and Albert“ in Kopenhagen eingetroffen und von dem König Christian, dem König von Griechenland und den uͤbrigen Mitgliedern der Königlichen Familie empfangen und nach Schloß Bernstorff geleitet worden.

A sien.

Der General Kuropatkin hat, wie W. T. B.“ erfährt, dem Kaiser unter dem 16. d. M. gemeldet:

Die ganze MYandschurische Armee ist durch die huldreiche Beurteilung ihrer Mühen und Kämpfe durch Eure Majestät überaus erfreut worden Wir alle sind allein von dem Wunsch durchdrungen, den Feind zu besiegen und das Vertrauen, das unser oberster Kriegs. herr in uns setzt, zu rechtfertigen. Ich bin überzeugt, daß die Truppen auch fernerhin mit Selbstverleugnung ihre Pflicht erfüllen werden. Der Rückzug aus Liaujang war unter den Umständen, unter denen er vollzogen wurde, in der Tat notwendig und eine bei ihrer Schwierigkeit hervorragende Tat. Sogar unsere Gegner sind diesmal äußerst bescheiden. In ihren Berichten werden weder die Gefangen. nahme von Mannschaften noch die Wegnahme von Geschützen und anderen Trophäen erwähnt. Der amtliche Bericht des Generals Kurd ki bestätigt, daß am Morgen des 4. September die ganze Armee Kurokis, die zahlreichste von allen drei feindlichen Armeen, sich bereits auf dem rechten Ufer des Taitseflusses befunden habe und unter für sie günstigen Bedingungen die Truppen, die Liaujang verteidigten, von den Truppen, die auf dem rechten Ufer des Taitseflusses standen, hätte abschneiden können. .

Der Chef des Stabes des Statthalters Alexejew meldet dem Generalstabe: . .

Der amtliche Bericht des Marschalls Ovama über die Ein nahme Liaujangs weiche stark von der Wahrheit ab, insofern der Feind Kriegsporräte und rollendes Material genommen haben wolle. In Wahrheit haben wir zwei alte, zur. Wegschaffung ungeeignete Waggonk, die als Wohnungen dienten, einige zerbrochene und auf— gegebene Patronenwagen sowie einige verbeulte lechkasten für Patronen zurückgelassen. Unsere allgemein bekannten Revolverkugeln mit stumpfer Spitze sind fälschlich von dem Marschall Ovama als Dumdumgeschosse bezeichnet worden.

Wie der Generalleutnant Ssacharow dem General⸗ stabe vom 17. d. M. meldet, hatte die Mandschureiarmee am 16. und 17. September keine Kämpfe zu bestehen. Auf der ganzen Front des Gegners würden die Vorposten bedeutend verstärkt, . beim Dorfe Bianiumusg und östlich von der Eisenbahn in der Richtung auf die Steinkohlengruben von Jantai.

Aus Mukden vom 17. d. M. berichtet das „Reutersche Bureau“, man melde, daß die Japaner auf beiden Flanken von Osten, Südosten und Südwesten vorrückten. Die russischen Vorposten hätten enge Fühlung mit den Japanern, die 20 Meilen südwestlich von Mukden ständen, und es fänden fast beständig Scharmützel statt. Anzeichen deuteten darauf hin, daß es zu einer neuen großen Schlacht in der Nähe von Mukden kommen werde. Die russischen Truppen hielten alle umliegenden Dörfer besetzt. Tausende von Flüchtlingen strömten in die Stadt hinein.

Aus Tokio vom 17. d. M. meldet dasselbe Bureau: Der Marschall Oyama berichte: .

Die russischen Kavallerievorposten haben ihre Operation basis in Pantschiapau, Hanlinpau und Pasantschiatsu. Ez finden fäglich Aufklärungsritte in die Gegend von Wulitaitsu und statt. Die Russen nehmen eine 12 Meilen lange Front in der Richtung auf Jintai ein, das 3 Meilen von Tatangschanpau entfernt ist.

Gestern früh ist in Tokio eine Meldung des Marschalls Oyama eingetroffen, die folgendes besagt:

Der General Oku habe in Ligujang 153 Russen zu Gefangenen gemacht. Er berichte ferner, daß die Japaner in Liaujang 30 Pferde, 2288 Gewehre, 127 Munitionswagen, 5892 Granaten, 6569 9360 Patronen und große Mengen Holz, Mehl, Reis, Futter, Werkzeuge und Kleidung erbeutet hätten. Die Generale Ku roki und Nodzu hätten keine Gefangenen gemacht. Der General Ku roki habe 40 Pferde und Munitionswagen, 800 Gewehre, 300 Granaten, 600 9000 Patronen, einen telegraphischen Apparat und verschiedene Werkzeuge erbeutet. Dem General Nodzu seien 490 Gewehre, 1164 Granaten, 37 850 Patronen, 3 Heliographen, Teleyhonapparate, Werkzeuge und viel Mundvorrat und Holz in die Hände gefallen.

Infolge der Nachrichten üher Reibungen, die zwischen den japanischen Militärbehörden und den beim japanischen Heere weilenden fremden Offizieren und . berichterstattern vorgekommen sind, hat, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, der Marschall Hamagata nachfolgendes Telegramm an den Marschall Oyama gerichtet: .

Vie von der Kaiserlichen Regierung erlassene Kriegserklärung sowie der an das Volk ergangene Aufruf stützen sich auf die Grund ätze der Billigkeit und stellen daher keinerlct Unteischied der Rasse, ber Religion oder der natiynglen Sitten auf. Das einzige Ziel det Krieget ist, dem Reiche die Erhaltung des Friedens zu ö; ern und die Wehltaten der Zivilisation im gemeinsamen n, aller Nationen zu verbreiten. Es ist daher zu hoffen, . diese Grundsätze bei der von uns gegen die bei unserem Heere weilenden fremden Offiziere und Berichterstatter beobachteten Haltung n, ,. finden werden, und daß biese, so⸗ lange militärlsche Geheimnisse nicht verletzt werden, von untz mit der rückhaltslosesten Herzlichkeit behandelt werden, damit die aufrichtige Haltung Japans der ganzen Welt offenbar werde.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Peking ist es daselbst am 15. 5. M. zu einem i,, .

usamm enstoß zwischen chinesischen und italienischen oldaten gekommen. Als auf dem Gelände der italienischen

die Heimsendung der 40 kleinasigtischen Redif⸗

Berlin angekommen.

batalllone aus dem Bereiche des III. Korps

Gesandtschaft italienische Soldaten exerzierten, blieben zwei

unbewaffnete ere. Soldaten auf der öffentlichen Straße stehen und sahen zu. Von den Italienern weggewiesen, weigerten sie sich, fortzugehen. Es entstand eine Schlägerei. Die beiden Chinesen wurden geprügelt. Während der eine ergriffen und nach der italienischen Gesandtschaft gebracht wurde, lief der andere nach dem Hause des Befehlshabers der chinesischen Truppen. Etwa ein Dutzend Italiener liefen hinter ihm her und feuerten zwei Schüsse in das Haus hinein. Die chinesischen Soldaten schickten sich an, das Feuer zu erwidern, wurden aber von dem Kommandeur davon abge⸗ halten. Von . Seite wurden alsbald bei der italienischen Gesandtschaft Vorstellungen erhoben, doch ist bis— her noch keine Antwort erfolgt. Der „Agence Havas“ wird aus Peking vom 16. d. M.

emeldet, chinesische Truppen seien nach dem Süden der

rovinz Tschili und dem Norden der Provinz Honan entsendet worden, um dort den Ausbruch von Unruhen zu fverhindern, denn Agitatoren drohten, in 4 Gebieten eine eindseli ge Bewegung gegen die Eisenbahn Hankau— Peking ser,.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Lhassa gemeldet,

. der Abmarsch der Engländer auf den 23. d. M. fest⸗ gesetzt sei. Es friere bereits Nachts. In den Bergen sei k— 23 gefallen. Man befürchte, daß die Leute, da q Pelze hätten, stark leiden würden.

te keine

Nr. 75 des Zentralblatts der Bauverwaltung, heraus⸗ . im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom 17. September 904, hat folgenden Inhalt:; Amtliches: Dienstnachrichten. Nicht⸗ amtliches: Die neue . Hochschule in Danzig. Entwickelung des städtischen Schnellverkehrs seit Einführung der Elektrizität. XVI. Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten⸗ und Ingenieurbereine in Düsseldorf vom 11. bis 14. September 1904. Vermischtes: Ideenwettbewerb zur Erlangung von künstlerischen Ent— würfen für ein herrschaftliches Wohnhaus in Honnef a. Rh. Wett—⸗ bewerb um Entwürfe für ein Sparkassengebäude in Jägerndorf. Gedächtniskirche in Speyer. Freistehender Abortsitz.

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Eine Versammlung aller in den Siemens-⸗Schuckert⸗ Werken in Berlin beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen, egen 1800 Personen, nahm, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, am 5 folgende Erklärung einstimmig an: „Ist der Ausstand im Glühlampenwerke nicht bis Montag, 19. September, Abends, beendet, so wird in den anderen Werken der Firma in den Abteilungen die Arbeit niedergelegt, welche in der Lage sind, die gesamten Werke zum Stillstand zu bringen.“

Die Ausstands bewegung, die in Italien eingeleitet worden ist, um gegen die Vorgänge in Buggeru auf Sizilien, wo Karabinieri mit Bauern zusammengestoßen waren, zu protestieren, hat, wie W. T. B.“ meldet, außer Mailand, Monza und Genua (vgl. Nr. 220 d. Bl.) auch andere Städte in Mitleidenschaft gezogen. ö Bologna sind die Arbeiter ebenfalls in Ausstand ,,. wahrend in Florenz, Livorno und Neapel der ren , nr einen Tag erklärt wurde, desgleichen in Forli und Fabriano. In Turin haben trotz der Erklärung eines allgemeinen Aus— standes am Sonnabend nur einige Ärbeiterklassen die Arbeit niedergelegt; in Rom sind im wesenklichen nur die Angestellten der Straßenbahnen und die Kutscher ausständig. Auch aus Terni und Ancona werden Ausstände gemeldet. Verschiedentlich kam es zu Straßentumulten, und an manchen Stellen wurde auch der Eisen⸗ bahnbetrieb gestört, besonders in der Nähe Genugs und auf der Strecke Venedig —Mestre. Im Aanschluß an diese Vorkommnisse ist eines Depeschenwechsels zwischen dem Bürgermeister von Turin, Senator Frola, und dem Ministerpräsidenten Giolitti u erwähnen. Der Bürgermeister richtete an den Praͤsi—⸗ denten folgendes Telegramm: Die sozialistischen Gemeinde— räte fordern den Bürgermeister auf, sich bei der Regierung zum Dol metscher des Wunscheß der Arbeiter zu machen, daß eine Intervention der Truppen in bürgerlichen und friedlichen Konflikten zwischen Kapital und Arbeit vermieden werde. Da mir der Wunsch in dieser Form H erscheint, zögere ich nicht, ihm beizutreten. Der Ministerpräsident

iolitti antwortete, daß er stets für die absolute Freiheit zum Ausstand und die Pflicht der Regierung, in friedlichen Konflikten zwischen Kapital und Arbeit nicht zu intervenieren, eingetreten sei. Die schmerzlichen Vorkommnisse, die man allgemein bedauere, seien aber Unfälle, die mit keiner Aenderung des Regierungsprogramms etwas zu tun hätten. Die Gerichtsbehörde unternehme die nötigen Schritte, um etwaige Schuldige festzustellen.

Aus Rom wird von heute gemeldet, daß in allen Betrieben wieder gearbeitet werde und die Stadt ihr normales Aussehen zeige.

Kunst und Wissenschaft.

Wie die Kölnische Zeitung erfährt, hat der Völkerrechtslehrer, Professor an der Brüsseler Universitãt Ernest Nys von der japanischen Regierung den Auftrag erhalten, ein Gutachten Über verschiedene inn des internationalen Rechts auszuarbeiten, die der gegenwärtige Krieg hervorgerufen hat.

Der Ophthalmologenkongreß in Luzern (vgl. Nr. 218 d. Bl) wurde, wie . W. T. B. meldet, am Sonnabend geschlossen und als nächster Versammlungsort Neapel gewahlt.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Weizeneinfuhr Marseilles.

Nach den. Wochenübersichten des in Marseille erscheinenden Eemaphore⸗ hat die Weizeneinfuhr Marseilles auf dem Seewege

tragen:

in der Zeit vom 7. bis zum 12. August d. J.. 135 344 da davon qus Rußland... A46 050 ,

in der Zeit vom 14. bis zum 19. August d. J. . 113618 ö davon aus Rußland . 40 406

in der Zeit vom 21. bis zum 26. August d. J.. 113 0 1

in der Zeit vom 28. August bis zum 2. Sept. d. J. 110548,

bann n , , 69 329 3 Man eiller Vocks und Entrepots befanden sich am 31. August . X.

d. J

Ernteergebnisse in Rumänien.

Das Kaiserliche Konsulgt in Jassy berichtet unterm 8. d. M. led e rnlearbelen sind im August d. J. bei günstigem Wetter beendet Dag Ergebnlg der Welgen« und Roggenernte ist, was die Menge anlangt, in den Vezirken Botoschan und Vorohoe mittel, in assy, Sutschawa, Noman und Baeagu unter mlttel, und in en übrigen Beylrken schlecht. Nchnlich liegen die Ver. bältnisse kei der Gerst en! und aferekate, Ve än gangen gusgefallen ist. Zu bemerken

, sodaß auch einige ergiebige Niederschläge gegen Ende des Berichtsmonais eine Besserung nicht mehr herbeiführen konnten. Die Ernte ist bis auf Teile der Bezirke Botoschan, Dorohae, Sutschawa

. ren erholt, daß das Vieh bis zum Winter mit Futter ver— orgt ist.

Ueber die Herbstausssichten in der Ostschweiz schreibt die Bas ler h üenj vom 18. September: Die Ostschweiz darf einem gut mittelmäßigen Herbst entgegensehen. Trotz der Trockenveriode in den Monaten Juli und Auguft stehen die Kulturen im allgemeinen gut. Das Herbstgras, der sogenannte dritte Schnitt, läßt allerdings durch⸗ wegs sehr zu wünschen übrig. Der Ertrag an Kartoffeln wird be⸗ friedigend ausfallen, namentlich in qualitatiber Hinficht. Die Obst⸗ erträge stehen im Kanton Thurgau und teilweise auch im Kanton St. Gallen etwas über mittel. Durch die lange Trockenheit wurde die Er⸗ giebigkeit der Bäume etwas herabgemindert und frühes Fallen der Früchte verursacht. An einigen Orten, namentlich im Thurgau, sind die Minier⸗ und die Obstmade als gefräßige Schädlinge aufgetreten. Auffallend ist, wie in einzelnen Landesgegenden der obstbaumreichen Ostschweiz besonders und sogar fast ausschließlich die Birnbäume mit Früchten behangen sind; in andern Gegenden ist dann wieder das Gegenteil der Fall. Auch die einzelnen Obstsorten sind je nach der Gegend in ihrer Ergiebigkeit verschieden. Teilersbirnen, die im obern Teile des Kantons St. Gallen volle Erträge liefern, haben in einzelnen Ge— gegenden des Thurgaues die Erwartungen der Landwirte nicht erfüllt. Für Frühobst war der Absatz nicht befriedigend; die Preise standen auffallend niedrig. Hingegen ist die Nachfrage nach Most, und Luxusobst sehr rege. Im Thurgau machen sich jetzt schon ausländische Händler mit ihren Agenten bemerkbar, und schon sind berschiedene, Verkäufe abgeschlossen worden. Die erzielten Preise dürfen jedoch nicht als Wegleitung für den kommenden Herbst be— trachtet werden. Teilersbirnen wurden z. B. schon zu 4 Fr. für den Kilozentner verkauft, andere Frühbirnen zu 5 bis? Fr. östli⸗ und Wasserbirnen wurden ju 8 bis 12 Fr. losgeschlagen, Mostäpfel zu 6 bis 8 Fr. Sehr wahrscheinlich werden die Sbstpreife um einige Franken für den. Doppeljentner höher angesetzt werden müssen' als bei diesen frühzeitigen Kaufabschlüssen. Die Obstkommission des Kantont St, Gallen hat bereits in diefem Sinne die Preise Ffestgefetzt, ob mit Erfolg bleibt abzuwarten; sie möchte damit dem Zwischenhandel einen Riegel stecken, um die Einnahmen der Obstzüchter etwas zu heben. Wie in früheren Jahren, so wurden auch heuer wieder zuviel Käufe vor Herbstbeginn abgeschlossen. Unsere Bauern werden auch im Jahre 1904 wieder erfahren, daß die Obstpreise gegen den Spätherbft all⸗ mählich steigen; es ist das zwar eine alte Erfahrung, die aber immer wieder vergessen wird zum Nachteile der Landwirte.

Ueber den Obstertrag und den Obsthandel am Züichersee schreibt die Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift? unterm 10 d. M.;: Fragen wir zur Zeit nach schönem Tafelobst, so glauben unsere Landwirte fast durchweg am letztjährigen Preise festhalten zu können. Das ist auch ganz begreiflich für Leute, welche die Obstlage außer unseren Landesgrenzen nicht kennen. Man sagt sich, der dies- jährige Obstertrag steht dem letztjährigen quaniitatip ziemlich voran, hingegen hat die günstige Witterung gar schönes farbiges Obst erzeugt. Dem gegenüber steht nun die Tatsache fest, daß nicht nur die bekannten rivalisierenden QAbstgegenden anderer Länder, sondern unser . Deutschland, zur Zeit ganz bedeutende Obstquantitaͤten an seine Hauptplätze ab= zugehen imstande ist. Unsere Leser hiervon zu überzeugen, diene ihnen zur Kenntnis, daß vor einigen Tagen in Zürich deutsches Tafelobst zum Verkaufe angeboten wurde. Diese Aussichten wären nun aller⸗ dings ziemlich trostlos, wenn wir nicht aus Erfahrung wüßten, daß, wenn die Preise im Herbst niedrig angesetzt werden müssen, eher Aus⸗ sicht ist auf steigende Tendenz und umgekebrt. Man möchte sagen: die Preise regeln sich gewöhnlich selbst. Ist nun zur Zeit unfere Absatzquelle ein wenig eingetrocknet, so ist ziemlich sicher an= zunehmen, daß sich auch 2 diesem Gebiete die Witterung ändern wird. Unsere Frühherbstsorten sind bald beisammen; verkaufen wir diese so gut wie möglich. Die mittleren Sorten behalten wir zurück so lange wie möglich, und ganz haltbare schöne Ware kellern wir ein Eder, wo dies nicht möglich ist, verkaufen wir erst gegen Ende Oktober, falls nicht vorher günstigere Preise geboten werden können. Es ist nun mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, daß sich bei den jetzigen niederen Preisen im Auslande die Ibstver⸗ er dermaßen steigert, 3. in kurzer Zeit große Quantitäten ver⸗ braucht sein werden; freuen sich doch die Einwohner deutscher Groß städte überall über billiges Obst. Sorgen wir nun dafür, daß wir unser Tafelobst als solches behandeln und nicht, wie es immer wieder vorkommt, bei seiner Ablieferung alle möglichen Sorten mischen und minderwertige Ware mitsenden. Ist dann die sorgfältig gepflückte Ernte beisammen, so dürfen wir hoffen, daß sie auch der Qualität entsprechend bezahlt werde.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Niederländisch⸗Indien.

Nach im „Javaschen Courant? vom 16. August d. J. ver⸗ öffentlichten Verordnungen des Generalgouverneurs von Niederländisch⸗ Indien ist wegen Ausbruchs der Pest die Quarantäne gegen Foochow und Macao (Südchina) verhängt worden.

In Detmold waren, der Magd. Ztg.“ zufolge, bis zum 16. September 420 Fälle von Typhus erkrankungen amtlich emeldet. Als geheilt sind von den Erkrankten bis jetzt nur 12 Per— . gemeldet. Sieben Kranke sind bisher gestorben. Ein . der Epidemie ist noch nicht festzustellen. Am 14. und 15. d. M. kamen 40 neue Fälle zur Anzeige.

Konstantinopel, 18. September. (Meldung des Wiener Telegr. Korresp. Bureaus‘.) Mit Rücksicht auf vier in Baku vor⸗ , Cholera fälle ist für Herkünfte aus Batu m aͤrzt⸗ iche Untersuchung und Desinfektion vorgeschrieben worden.

Berdingungen im Auslande.

Belgien.

27. September 1904. Hotel de ville, O st en de: Lieferung von Röhren und verschiedenen Gegenständen für die Wasserleitung. Cahier des charges O50 Fr.

8. Oktober 1804, 11 Uhr. , 2 Rue Duecale, Brüssel; Bau eines Rettungshauses für Frauen in St. Andrés bei Brügge. 99 000 3 Sicherheitsleistung 16 000 Fr. Eingeschriebene Angebote zum 5. Oktober.

Aegypten. 18. Oktober 1904. Administration des Chemins de fer de l'Ktat, des élögraphes et du Port d'Aexandrie: Lieferung von Holz. Bekanntmachung und Lastenhefte beim Reichsanzeiger“.

Verkehrsõanstalten.

Ernte ng von Gütern auf der Eisen bahn. Die Ursache der Verschleppung von Eisenbahnstückgüͤtern liegt vielfach darin, daß die Versender die ihnen nach § 58 der gr nber , ke hrgordnung. Gent Be feng. des Guts unterlassen oder nicht genügend ausführen. Oft 1 die Bezeichnung so allgemein gehalten, kein genügendes Unterscheldungsmerkmal bietet und Verwechts⸗ ungen begänstigt, oder aber sie stimmt mit den Angaben im Frachtbrief nichl gendu Uberein. Wichtig ist, daß das Frachtstück außer mit

eignete Frucht geliefert hat. Der Mais hat infolge der Dürre stark

und Jassy gefährdet. Die Weiden haben sich infolge einiger Regen⸗

bon, den Begleitpapieren unter Umgehung besonderer zeitraubender achforschungen sofort seinem Bestimmunggort zugeführt werden kann.

r selbst deutlich und dauerhaft angebracht. Läßt die affen heit des Guts dies nicht zu, fo müsfen Täfelchen“ aus ö . Schirting usw. angebracht werden. Si nierfahnen aus Schirting mit entsprechendem Vordruck werden zur käuflichen Abgabe an die Ver⸗ sender bei den Eisenbahnguͤterabfertigungsstellen vorrätig gehalten.

Der Plan für einen neuen Hafen in Odessa ist fertig= gestellt; man hofft daß der Bau hald in Angriff . ö zumal die jetzigen Anlagen für die Bedürfnisse der Schiffahrt völlig unzureichend sind. Seitens der russischen Südwest Cisenbahngefenl= schaft werden gegenwärtig große Getreideelevatoren in Odessa gebaut.

Theater und Musik.

Deutsches Theater.

SDermann Heyermans, der holländische Di ter, ist bei uns kein . mehr, seitdem wir seine . 5 und „Ora et, labora* in deutschen Aufführungen kennen lernten, und seine neue dramatische Arbeit Kettenglieder“, die am Sonn abend auf derselben Bühne in Szene ging, auf der er seine früheren Erfolge errang, hat den bisher gewonnchen günstigen Eindruck nur bestätigt. Heyermans beLorzugt freilich einen Stil, der bei uns nicht mehr so einseitig gepflegt wird wie ehedem, als der Naturalismus strengster Schule am Ruder war, der vielmehr einer freieren Auffassung wieder gewichen ist; er schwelgt noch in der breiten Schilderung des Zustandlichen, in der Beobachtung von allerlei Einzelzügen des Alltagslebens, deren gewissenhafte Auf⸗ zeichnung man einst als unerläßlich für die Wahrhentskunst hielt. Bei ihm aber ist diese Kunst noch nicht zur Manier geworden, er hat seinen Blick für Kleinigkeiten geschärft, aber er sieht sie doch mit dem Auge des Poeten, der einen ausgeprägten Sinn für Humor besitzt. Aller⸗ dings hat sein Humor, der zumeist auch aus der Tragik hervorlugt, zumeist etwas Grimmiges, weil er Heiterkeit über Dinge erweckt, die an sich schmerzlich berühren. Darum nennt er auch sein Stück ironisch: Ein fröhliches Spiel am häuslichen Herd“. Diesen häuslichen Herd hat Pancras Duif als einfacher Schmied einst begründet; Glied für Glied hat er die Ketten geschmiedet, die ihn zu Wohlstand, ja sogar zu Reichtum emporzogen. Seinen Kindern, drei Söhnen und einer Tochter, ließ er eine sorgfältige Erziehung angedeihen und versorgte sie fürs Leben, und gab auch in seinem zu einer Altiengesellschaft umgewandellen Fabrikunternehmen als moderner König' Lear die Zügel aus der Hand, um seinen Lebensabend in Ruhe und Glück zu genießen. 3u diesem Glücke ersehnt sich der noch rüstige Fünfzigjährige an feinem vereinsamten häuslichen Herde wieder ein Welb“ Ünd er braucht nicht lange zu suchen; Marianne, die vor kurzem als Wirk— schafterin bei ihm Dienste genommen und ihn auch während einer ernstlichen Erkrankung aufopfernd gepflegt hat, erscheint ihm durch Anmut, Sittsamkeit, Gewissenhaftigkelit in der Pflichterfüllung in hohem Maße für den dauernden Platz an seiner Seite geeignet. Sein Antrag verwirrt sie, und nach einigem Zögern gesteht fie ihm, ö sie nicht, wie er glaubte, Witwe sei, fondern ihre Zeug⸗ nisse gefälscht habe, um sich und ihr wvaterloses Rind, das sie in Pflege gegeben, ernähren zu können. Duff bleibt trotz⸗ dem bei seinem Vorhaben und kündigt der Famllie seine Absicht an. Alle möglichen Mittel werden nun von der egoistischen, geldgierigen, herilosen Sippe angewandt, um den Alten um fein Glück zu bringen. Es gelingt ihnen, auszukundschaften, daß Marianne ihr Zeugnis ge⸗ fälscht habe, und sie drohen in rohester Weise mit dem Staats. anwalt; den Vater aber lassen sie durch einen Psychiater beobachten, um ihn erforderlichenfalls für unzurechnungs fähig erklären zu lassen. Obwohl Duif dieses Spiel durchschaut, steßt er ihm doch machtlos gegenüber. Marianne verläßt das Haus, und er bleibt allein an dem nun gänzlich verödeten häuslichen Herde, nunmehr Trost und Vergessen im Trunke fuchend, zurück. Die Dar“ stellung wurde im großen, und ganzen den Absichten des Dichters gerecht, das Zusammenspiel in den Familienzankszenen war sogar völlig einwandfrei und stellt der Leistungsfähigkeit der Regie das glängendste Zeugnis aus. Unter den Einzeldarstellern zeichneten sich die Träger der Hauptrollen Herr Marx als Pancras Duif und ganz besonders Fräulein Klara Rabitow als Marlanne aus, die in dem starken Leidenschaftsgusbruch im letzten Akt herzergreifende Töne fand. Viel Humor entwickelte Herr Ernst Arndt als Bruder Duifs, ein alter Seemann, der mit seiner Frau in Unfrieden lebt und ihre Zänkereien mit Gleichmut, erträgt. Auch die Damen Gallus und Müller, die Herren Schwaiger, Landa, Geisendörfer, Strobl und Abel verdienen volle Anerkennung. Für den starken Beifall dankte Dr. Paul Lindau ö des anwesenden Dichters, der dem Hervorruf nicht Folge eistete.

Im Königlichsn Opernhguse wird morgen, Dienstag, „Der Schauspieldirettor⸗, Musik von W. A. Mozart, in der neuen Ein⸗ studierung wiederholt. Die, Damen Dietrich und Herzog, die Herren offmann, Nebe und Philipp sind in den . beschäftigt. en Beschluß des Abends hildet das Ballett Coppelia', Mufst von Leo Delibes, mit Fräulein Dell'Fra in der Rolle der Swanilda.

Im Neuen Königlichen Operntheater gelangt morgen Oskar Blumenthals einaktige Plauderei Wann wir altern“ mit Frau Poppe, Herrn Keßler, und Herrn Christians in den Dauptrallen zur Aufführung. Hierauf folgt Edmond Rostands Vertlustspiel „Die. Romantischen', Deutsch von Ludwig Fulda, mit Fräulein Arnstädt und den Herren Pobl, Boettcher, gran und Vollmer in den Hauptrollen. Als erste Lustspielnovität geht am Sonnabend Ein kritischer Tag“ von Hugo Lubliner in Szene.

Im Lessingtheater findet am Sonnabend die Erstaufführung der Komödie „Traumulus“ von Arno Holz und Oskar Jerschke statt, in der die Damen Ebertv, Pöhnisch, Schiff, die Herren Bassermann, Grunwald, Iwald, Marr, Marx, Meinhardt, Neuß, Patry, Reicher, Rickelt, Sauer, Stieler, Werthmann und Ziener in größeren Rollen mitwirken. Als nächste Neuaufführung nach ‚Traumulus“ folgt Gerhard Hauptmanns , Florian Geyer“, dessen erste Aufführung ö Oktober stattfinden soll.

Der zweite Musikpädagogische Kongreß tagt unter dem Vorsitz Professor ZTaver Scharwenkas vom 6. bis 8. Itbe d. J. zu Berlin. Die Sitzungen finden im Reichstags gebäude Vormitt.

10 Uhr und Nachmittags 4 Uhr statt. Die Tagesordnung lauten 1. Tag. Referate über allgemeine , ,. ische ragen u. a. Die Pädagogik als Lehrgegenstand im n d fen nar⸗, Die Musitẽ theilt und ihre praktische Cinfübrung , , Hlusstaltsche Alkusste⸗ Das Meusildiktat und seine Pflege usw. Ferner Vorträge über Die Physsologie des Anschlags und der Bogentechnik , Reformen auf dem Gebiet der Notenschrift! u. a. 3. Tag. Vier Vorträge über ‚Der Kunstgesang und die Ausbildung der Hesar n lehr fe ö 3. Tat, „Reformen auf dem Gebiet des Schulgesangs“, zu dem jahl- reiche Referate angemeldet 66 An den Kongreß schließt sich am Nachmittag des 8. Oktober die Generalberfammktung des Musikpädagogischen Verbandes, zu der nur die Mitglieder utritt haben. Anmeldungen zur Teilnahme am Kongreß sind an die eschäftsstelle des Mustkpädagogischen Verbandes Gulf W. 50, Ang-

bacherstraße 37) zu richten.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 19. September 1904.

Die 21. ier rte renn nn des Deutschen Vereins brauch geistiger Getränke trat unter Leitung

1 noch etwas ist ledoch, daß die hherss⸗ ae we eine schöne, zu Biauzwecken ge—

ation verleben wird, damit im Falle einer Trennung des Guts

Jeichen und Nummer usw. auch init dem Namen der Bestimmungg⸗ esd. den Mi

es. Senatspräsidenten Dr. von Strauß und Torney und unter Teis⸗

N Die Bezeichnungen werden am zweckmäßigfien auf e . achtstũck e

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