In der am 6. Oktober unter dem Vorsitz des Staats. ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats gedachte der Vorsitzende zunächst des Hinscheidens des Regenten des Fürstentums Lippe. Der Antrag des Fürstlich Schaumburg-Lippischen Ministeriums, betreffend bie Thronfolge im Fürstentum Lippe, sowie eine den gleichen Gegenstand betreffende Eingabe des Grafen Erich zur Lippe⸗Biesterfeld⸗Weißenfeld wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Von der Bildung der Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für das Seewesen wurde Mitteilung gemacht und die Bildung der übrigen Ausschüsse durch Zurufwahl voll⸗ zogen. Den zustaͤndigen Ausschüssen wurden ferner überwiesen die Anträge von Sachsen⸗Coburg und Gotha, betreffend den Fall einer Doppelbesteuerung, die Vorlagen, betreffend die Allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß⸗Lothringen für 1909, die Ergänzung der Militärfransportordnung und des Militãrtarifs in bezug auf Beförderung von Militärluftballons, Ausführungs⸗ bestimmungen zur Gesetzes novelle über das Reichsschuldbuch, den Entwurf einer Eisenbahnbau- und Betriebsordnung, die Abände⸗ rung des Sparkassengesetzes für Elsaß⸗-Lothringen, die Ergänzung der Eisenbahnverkehrsorßnung. Den Ausschußanträgen zur Vor⸗ lage, betreffend Gestaltung und Ausprägung der Fünfzigpfennig⸗ stuͤcke zum Antrag Bayerns, betreffend die Erhöhung der An— gehörigenunterstützung bei der Versicherungsanstalt der Pfalz, und zum Schrelben des Königlich Preußischen Ministers der öffentlichen Arbeiten, betreffend einen zweiten Nachtrag zu den Satzungen der Pensionskasse für die Arbeiter der Preußisch⸗ Hessischen Eisenbahngemeinschaft, wurde die Zustimmung erteilt. Zur Kenntnis wurde genommen die Vorlage, betreffend den Beschäftsbericht des Kaiserlichen Aufsichtsamts für Privat— versicherung für das Jahr 1903. Außerdem wurde über mehrere Eingaben Beschluß gefaßt.
Dem Oberregierungsrat Piersig aus Marienwerder ist die Stelle des Dirigenten der Finanzabteilung bei der König⸗ lichen Regierung in Danzig und dem Regierungsassessor von Schenck in Münster i. W. die kommißgrische Verwaltung des Landratsamts im Kreise Jerichow II, Regierungsbezirk Magdeburg, in Vertretung des beurlaubten Landrats über— tragen worden.
Der Regierungsassessor Kelch in Berlin ist der König— lichen Regierung in Oppeln zur weiteren dienstlichen Ver— wendung überwiesen, der Regierungs assessor Gericke aus Liegnitz dem Landrat des Kreises Siegen, der Regierungs⸗ Tfesor Cverweg aus Arnsberg dem Landrat des Kreises Labiau und der Regierungsassesso: Dr. Klem ann aus Erfurt dem Landrat des Kreises Hörter zur Hilfeleistung in den land— rätlichen Geschäften zugeteilt worden
„W. T. B.“ ist S. M. S. „Vin eta⸗ St. Helena und
Rio de
Laut Meldung des am 5. Oktober von Rio de Janeiro nach S. M. S. „Bremen“ an demselben Tage von Janeiro nach Ilha Grande in See gegangen.
S. M. Torpedoboote „8. 907 und „Taku“ sind 5. Oflober in Tschemulvo eingetroffen und kehren am 9.
tober von dort nach Tsingtau zurück.
am
Ok⸗
Sachsen.
In dem Befinden Seiner Majestät des Königs hat sich, wie das „Dresdner Journal! meldet, nichts geändert. Auch vorgestern war Allerhöchstderselbe zweimal im Garten.
Die Nacht zu gestern war besonders in den frühen Morgen⸗ stunden durch Husten und Atemnot gestört.
Deutsche Kolonien.
Der Generalleutnant von Trotha meldet, wie, W. T. 21 berichtet, ab nordwestlich von Epata unterm 1. Oktober 8 Uhr 30 Minuten Nachmittags (ab Okahandja am 5. Oktober 5 ÜUhr 30 Minuten Nachmittags, in Berlin am 6. Oktober 5 Uhr 265 Minuten Vormittags): Ich ging am 28. September mit Estorff, Volkmann und Mühlenfels auf Epata vor, das in eiliger Flucht Eiseb abwärts von den Hereros ge⸗ räumt wurde. Nach Patrouillen⸗ und Gefangenenaussagen follten die Kapitäne Salatiel, Timotheus und andere noch bei QSsombo⸗Windimbe, einer bisher noch unbekannten Wasser⸗ stelle, 13 km nordöstlich von Epata, sitzen. Ich setzte sofort mit Hewaltnachtmärschen die Verfolgung fort und süieß bei Osombo⸗ Windimbe auf schwache feindliche Nachhut, die nach kurzem Widerstande flüchtete. Ich beschoß darauf mit Artillerie Eiseb aßwäris nach Nordosten abziehen de Staubwolken, klärte am 23. September nordöstlich weiter auf und ließ dur Streif⸗ abteisungen in der Umgebung von Osombo⸗Windimbe zahl⸗ reiches Vieh und Gefangene beitreiben. Samuel Mahereros Massen aber ohne die voraus geflüchteten Kapitäne sollten nach Gefangenenaussagen noch einen Tages— marsch weiter östlich von Eiseb bei Erindi⸗ Sm⸗ bako sitzen. Dorthin wurde am 59. September, früh 1 Uhr, die Verfolgung fortgesetzt. Weiteres zahlreiches, ein⸗ gefangenes Vieh, ergriffene Gefangene, zurückgelassene Weiber und Kinder bestärken frühere Gefangenenaussagen, daß der Widerstand des Feindes gebrochen ist. Uneinigkeit soll unter den Kapitänen herrschen. Ein Teil des Volkes möchte sich ergeben, fürchtet aber Erschießung und Bestrafung. Der Feind soll schwer unter Wassermangel leiden. Leute selbst besseren Standes sollen zahlreich verdurstet sein. Entgegen allen bis⸗ Jerigen Schilderungen, herrscht im Sandfeld keinerlei Mangel an Weide, auch frisch aufgemachte Wasserlöcher sind vorhanden. Mit stärkeren Abteilungen daselbst zu operieren, ist aber unmöglich. Die Abteilung Estorff wird die Verfolgung des ins Sandfeld aus⸗ gewichenen Feindes übernehmen. Ich vermute, daß der größte Teil des Feindes wieder nach Westen zurückzugehen und andere Teile nach Ganas durchzubrechen versuchen werden. Ich besetze daher die Wasserstellen am Epukirofluß von Otjimanangoube bis Epukiro, in nordwestlicher Richtung von Sturmfeld bis Dkosondusu, hieran nördlich anschließend diejenigen am Smurambafluß durch die Abteilungen Fiedler und Volkmann bis Otjituo.
Das Kommando geht zunächst nach Epukiro.
. Oesterreich⸗Ungarn. Die Erzherzogin mittag, wie W. T. B.“ einem Prinzen entbunden worden. Erzherzogin wie des Kindes ist gut. ie die Neue 2. Presse“
des Vizeadmlrals Grafen Montecuccoli zum kommandanten an Stelle des bisherigen Marinekommandanten, 2 Freiherrn von Spaun, der zurücktritt, vollzogen worden.
Das Befinden der
meldet, ist die Ernennung
Zu Beginn der gestrigen Sitzung des böbmischen Landtages Coudenhove im Namen der daß die stellenweise unerträgliche Notlage die im Streite liegenden Deutschen und Tschechen einander nãher
sprach der Statthalter Graf von Regierung die Hoffnung aus,
bringen werde. Die Regierung glaube klar zu sehen, daß der Wunsch weiten sich rege, weil die Landbevölkerung Ind Industrie und Handel den nationalen age für ihre Tätigkeit erwarteten. Daher andtaa einberufen. Im Laufe der Sitzung nen Obstruktionsantrag auf nament⸗ rin
Fried
habe die Regierung den setzten die Beutschen liche Abstimmung übe
der Abstimmung wu Gegen
die Sitzung unterbrochen. — Lage, da sie die sprachliche
sei schuld an der gegenwärtigen Lage vr die Schule zu Germanisierungs⸗
Gleichberechtigung nicht gewähre, wecken mißbrauche und die wirischafttiche Krisis tschechischen Opposition ausnütze. Die Tschechen gewesen, zum Friedensschluß das ihrige zu tun; ) ischechischen Volles könnten sie aber nicht preisgeben und seien daber entschlessen, den Kampf gegen das berrschende System fortzusetzen, wenn den Rechten und den Bedürfnissen des Landes und des tschechischen Volkes nicht entsprochen werde. .
Ter galizische Landtag nabm gestern einen ven dem Abg. Stapinski eingebrachten dringlichen Antrag an, der sich gegen die Austieferung in Galizien festgenommener rus sischer Deferteure an Rußland auespricht.
Ein dal matinisches Blatt batte kürzlich gegen den Statthalter Freiherrn von Handel den Vorwurf erhoben, er habe einigen Statt⸗ haltereibeamten gegenüber geäußert, daß er nichts vom dal matinischen Ghrenworte halte, wahrend er tatsächlich gesagt hat, im Dienst⸗ gebe es kein Ehrenwort. Im Zusammenhange mit dieser An⸗ elegenbeit gab gestem im dalmatinischen Landtage der Abg. Fingria die Ertlaͤrung ab, daß alle Abgeordneten überzeugt seien, er Statthalter habe durch fein Verbalten das Land schwer verletzt; sie warden dem Landtage so lange fernbleiben, wie der Statt halter n Amte sei Der Statthalter verließ hierauf unter Abzugrufen den Saal, während der Vertreter der Regierung im Allerhochsten Auftrage den Landtag für geschlossen erklärte.
Frankreich.
Der Deputierte Jaur es hat, wie „W. T. B.“ meldet, dem Minsster des Auswärtigen Delcassé schriftlich mit⸗ geteilt, daß er beim Wiederzusammentritt der Deputierten⸗ kammer eine Interpellation über die Politik Frank— reichs bezüglich Marokkos und über die Bestrebungen, die dahin ziellen, die Politik des friedlichen Vordringens
seien stets bereit die Rechte des
in eine militärische Okkupation umzuwandeln, einbringen
werde. Portugal.
In der Deputiertenkammer legte gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, der Finanzminister das Budget vor, das die Einnahmen auf 58 8.9 Contos Reis, die Aus⸗ gaben auf 59 015 Contos Reis veranschlagt.
Türkei.
Dem Wiener g ( Telegr⸗Korr- Bureau“ stant in opel vi . gemeldet, die habe dem Patriarchat die Ablehnung ;
wird aus Kon⸗ Selig Synode edes Zugeständ⸗
niffes an die Kutzowalachen empfohlen und das Pa⸗
triarchat aufgefordert, die kutzowalachische Frage in erster Linie als eine poliöische zu betrachlen. Diese Beschlässe der Synode seien am 4. d. M. dem Nildizpalais in einer Denkschrift mit⸗ geteilt worden, in der zugleich die Gründe dargelegt würden, auf Grund deren das Patriarchat die kutzowalachische Frage als eine vorwiegend politische ansehe.
Serbien.
Der König hat gestern, dem, Reise von Kraljewo nach dem Kloster
W
—
T. B.“ zufolge, seine Studenk fortgesetzt.
V ñen.
Der General Ssacharow meldet dem Generalstabe, wie „W. T. B.“ berichtet, unter dem 5. d. M.;
Äm 4 Ofteber verdrängte eine feindliche Abteilung in Stärke von etwa 4 Kompagnien und einer Eskadron unsere Feldwache bei Hunlinpu nach Westen. In der Nähe der Eisenbahn erbielk die Feldwache Verstärkungen, und eine von unseren Kavallerie⸗ abteilungen rückte von Westen vor und iel, dem Feind in den Rücken. Der Feind zog sich unter Veilusten zurück. — Eine von unscren Rekognoszierungsabteilungen näherte sich an demselben Tage den Steintohlengruben von Jan tai von Norden her bis uf 4 der 5 Werst. Vier japanische Cakadrons und 3 Kom- pagnien gingen vor der Vorhut unserer Abteilung eilig zurück. Unsere Raballerizabteilungen zogen sich gegen 6 Ubr Abends, nachdem sie die Stellung des Gegners eingehend besichtlgt hatten, nach ihren Stand⸗ orten zurück. Auf unserer Seite ist ein Kosak gefallen, und 1 Offizier und 2 Kofaken find verwundet worden. DerFeind hat einige Verluste erlitten. Zwei Japaner wurden gefangen genommen.
Der „Birschewija Wjedomosti“ wird aus Mukden vom 5. d. M. telegraphiert: nach den vorbereitenden Verteidigungs⸗ arbeiten zu urteilen, könne man annehmen, daß der General Kuropatkin nicht die Absicht habe, Mukden aufzugeben. Für die ganze Armee seien Erdhütten gebaut worden, die bequem und warm seien.
Der „Agence Havas“ wird aus Mu kden vom gestrigen Tage gemeldet, der Statthalter Alexejew sei dort eingetroffen, um mit dem General Kuropatkin eine . zu haben.
Die Japaner organisierten in der Mongolei und in den Gegenden westlich von Mukden, die an der Grenze lägen, zahlreiche Tschuntschusenbanden, die von Japanern rr igt würden, um zu versuchen, die Eisenbahn zu zerstören, und zu verhindern, daß die Russen sich in der Mongolei ver⸗ proviantierten.
Dem „Standard“ wird aus dem Hauptquartier des Generals Kuroki vom 5. d. M. gemeldet, daß die Truppen auf dem russischen linken Flügel eine große Tatigkeit zeigten, auch seien fie erheblich verstärkt worden. Ein Zug japanischer Infanterie sei 8 km nördlich von Pensihu auf den Feind gestoßen. Auch 8 km nördlich von Jantai sei russische Ravallerie in Stärke von 10 Schwadronen mit 5 Geschützen aufgetaucht und habe die japanischen Vorpostenlinien beschossen.
Der „Daily Telegraph“ meldet aus Söul vom 5. d. M., der russische Einmarsch in Korea nehme nunmehr bestimmtere Gestalt an. Die japanischen Garnisonen im Norden würden
Marie Valerie ist gestern nach⸗ meldet, auf Schloß Wallsee von
Marine⸗
Rrlaubsgesuch durch; nach Vornahme 9
1 — * 2 * Schluß der Verhandlung erklärten die Tschechen, die Regierung
zur Lahmlegung der
verstärkt, man erwarte einen Zusammenstoß. Im Gegensatz z den bisher in Korea erschienenen russischen Truppen besteh⸗ die russische Streümacht bei Jongtscheng aus allen Waffen gattungen.
Die Port Arthur blockierende japanische Flotte brachte, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, eine Dschunke mit Lebensmitteln auf, die in den Hafen einzufahren suchte Aus Aussagen der Mannschaft gehe hervor, daß eine aus 80 Dschunken bestehende Flotte existiere, die gebilder sei, um von der Umgegend von Tsingtau gus die Blockade zu brechen. Trotz der Wachsamkeit der Blockade schiffe erreichten viele Dschunken die russischen Linien. Auf der unteren Halbinsel befinde sich eine Anzahl Landungsstellen Die Dschunken führendes Nachts ein. Die russischen Ge— schütze und die Minenfelder gewährten ihnen einen Vorteil ver den Blockadeschiffen. Die Japaner hegten den Verdacht, dez auch Munition eingeschmuggelt werde. Bisher sei aber in den durchsuchten Dschunken, deren Zahl sich auf mehrere Hunden belaufe, keine Munition gefunden worden.
Der Graf Okuma hielt gestern in Tokio eine Rede, in der er erklärte, die Nation muͤsse sich auf einen langen Krieg vorbereiten, dessen Dauer man unmöglich voraussehen könne, der sich aber wenigstens zwei Jahre lang hinausziehen und eine Aue— gabe von zwei Milliarden Yen verursachen werde. Japan werde im nächsten Jahre 500 Millionen Jen auf dem Anleihewege aufbringen müssen. Der Redner ermahnte die Ration, mit ihren Hilfsquellen hauszuhalten, und sprach sein unerschütterliches Vertrauen zu dem schließlichen Erfolge Japans aus. — Die Gouverneure der Präfekturen hatten gestern eine Be— sprechung mit dem Ministerium. Die Ausgaben da Präfekturverwaltungen sind seit Beginn des Krieges um 20 Millionen Yen geringer geworden, weitere Ersparungen sollen durchgeführt werden. ö
Afrika.
Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus gestrigen Tage gemeldet, Mohamed Tasi, der Bruder dez Finanzministers und Vertrauter des Sultans, trete heute eine Reise nach Europa an, auf der er auch Deutschland be— suchen werde.
Tanger von
Auftralien.
Das „Reutersche Bureau“ berichtet aus Melbourne vom gestrigen Tage, die öffentliche Meinung in Australien stimme im allgemeinen dem Vorschlag— einer Konferenz mit Vertretern der Kolonien zu den der Premierminister Balfour in seiner in Cdin— burg gehaltenen Rede gemacht habe, sofern es sich um eine pananglikanische Konferenz handele, die sich im allgemeinen mit Angelegenheiten befassen solle, die das Reis betreffen. Man halte es jedoch für zwecklos, die Zoll— fragen zu besprechen, die naturgemäß von dem Einflusse der wechselnden hritischen Parteipolitik abhängig sein müßten. In jedem Falle bezweifele man, daß die Konferenz irgend ein praküisches Ergebnis haben könne, solange nicht die Stellung— nahme des britischen Volks durch allgemeine Wahlen fen— gestellt sei. . . ;
Der kommandierende Admiral des australischen Ge— schwaders hat den Kreuzer „Pylades“, der gegenwärtig an der Ostküste von Queensland liegt, und die Schaluppe „Cadmus“, die sich in Sydney befindet, angewiesen, sich nach der Torresstraße zu begeben, von wo das Erscheinen zweier russischer Kriegsschiffe gemeldet ist. Der Daily Mail zufolge befürchte man in Aunralien, daß die russischen Schiffe es auf den Dampfer „Imperator“ abgesehen hätten, der
eine wertvolle Ladung aus Sydney für Japan an Bord habe.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der gestern im 6. Oppelner Wahlbezirk vor— genommenen Ersatzwahl zum Hause der Abgeordneten wurden, nach der amtlichen Zählung, insgesamt 663 Stimmen abgegeben. Hiervon erhielt der Kreisschulinspektor in Ratiber Rzesmitzek (kons 315 und Dr. Stephan, Pfarrer in Zalenze (Jentr.), 318 Stimmen. Ersterer ist mithin ge— wählt.
Die Einweihnng der Technischen Hochschule in Danzig.
In Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Kön gs hat gestern vormittag in Danzig die feierliche Einweihung der neuen Technischen Hochschule statigefunden. Seine Majestät hatte nach der Ankunft in Danzig zunächst in Begleitung de⸗ Generaladjutanten, Generalleutnants von Mackensen und eskortiert von zwei Zügen Leibhusaren, den nahezu vollendeten, im Renaissancestil gehaltenen Neubau der Reichsbank besichtig Hierauf fuhr Seine Majestät zur Eröffnung der zwischen Danzig und der Vorstadt Langfuhr belegenen Technischen Hochschule Auf dem ersten Teil der Fesistraße bildeten die Truppen de Danziger Garnison und de Mannschaften der im Hafen liegenden Kriegsschiffe Spalier. Ver der Hochschule, einem gewaltigen ,, . mit Sandsteinverkleidung und reichgeschmückten Hiebeln, gleichfalls im Renaissancestil, erwies eine Kompagnie det Pionierbataillons Nr. 17 aus Thorn die militärischen Ehren bezeugungen. Unter dem Portal, dessen Säulen von Lor beer⸗ girlanden umwungen waren und über dem das goldene Reliefbild des Kaisers prangte, wurde Seine Majestaͤt von dem Rektor der Hochschule, dem Oberpräsidenten, den an= wesenden Ministern sowie dem Erbauer der Sochschule, Pre fessor Carsten, empfangen. Durch das blumengeschmüchte Treppenhaus wurde Seme Majestät der Kaiser zur Aub hinaufgeführt. Nachdem der Choral: „Die hunmel rũhmen des Ewigen Ehre“ verklungen war, nahm Seine Majcth der Kaiser unter dem Baldachin Aufstellung, worauf der Chej des Zivilkabinetts. Wirkliche Geheime Rat Dr. von Lucanus dem Raiser eine Niederschrift der Eröffnungsrede überreichte die Allerhöchstderselbe bedeckten Hauptes verlas.
Hierauf ergriff der Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt das Wort zu fal⸗ gender Rede:
Eurer Kaiserlichen und Köaiglichen Majestät bitte ich namen? der Unterrichts oerwaltung ebrfurchtsdollen Dank für die besondere K darbringen ju dürlen, welche dem feierlichen Akt der Eröffnunn der Technischen Hochschule ju Danzig dadurch aufgeprägt ist, de 41
.
Majestãt diefen Alt Aller höchstpersõönlich mit denkwürdigen, Richtschnur für die Wirksamkeit der neuen Bildungsstaͤtte bietenden Worten vorgenommen baben.
Eure Majestãt haben schon in den vorbereitenden Stadien des Unternehmens KAllerbschft Ib buldreiches Intereff. durch tatkräftige Sorberung des Projeltes sowie durch maßgebende Einwirkung auf die HYestaltung des Bauplanes zu betätigen geraht und bierdurch ein neues Shed in bie Reibe der undergänglichen Verdienste gefügt. welche das Irlauchte Sobenzollern haus auf dem Gebiete wissenschaftlicher Groß⸗ ien sich um die preußischen Lande srworben hat. ;
G3 sei mir gestattet, einen Rückblick auf diese wichtigen Vor⸗ gange zu werfen, welche schon mit den Zeiten des brandenburgischen kur ãrsten Joschim J. beginnen Unter dem Beirat seines Kanzlers Dietrich von Bülow hat Jeachim J. vor nunmehr fast 190 Jahren Re Uridersitãt Frankfurt gestiftet um seinen Untertanen Gelegenheit zu geben, sich, wie es in feiner Kundgebung heißt, das Kleinod der Wissenschaft anzueignen. Ein Hobenzoller war es, der Perzog Albrecht, der im fernen Osten die Universität Königsberg gründete. Der Kurfürst Joechim Sigismund ließ den Grundsatz preklamieren: „Seine Kur färst⸗ fiche Gnaden maßen sich der Herrschaft uber die Gewissen mit nichten an. In diesem Geifte wurde von seinem Enkel, dem Großen Kurfürsten der Plan zu einer Brandenburgischen Universaluniversität gefaßt mit der Aufgabe. eine Freisiatt des Geistes zu sein, ein Aspl fär alle perfolgten Gelehrten Europas im Genusse ewigen Friedens: Solamen aMnletis: Exulantibus refugium et a3ylum. Sein unmittelbarer Nachfolger stiftete die Universität Halle als erste Universilät im delkommenen modernen Sinne und bewidmete sie mit dem hohen Gute der Lebrfreibeit, der Magna charta unserer Universitäten. Allen diesen für den geistigen Fortschritt unseres Volkes so bedeutungsvollen Tatfachen reibt sich das Bild, welches das neunzehnte Jahrhundert jetet, würdig an
Am Eingange des letzteren steben die denkwürdigen Worte, mit welchen Friedrich Wilhelm 1II. in den schwersten Zeiten., die über den preußischen Staat hereinbrachen, die Gründung der Universität Berlin, der bedeutsamsten wissenschaftlichen Schöpfung der Hohen— Fllern, ankündigte: ‚Der Staat muß duich geistige Kräfte ersetzen, was er an phrysiichen verloren hat. Im gleichen Sinne erfolgte 3e darauf die Gründung der Universitãt Breslau. Wenige Jahre später, nachdem aus demselben Breélau der Aufruf „An mein Volke er⸗ gangen war, lag der fremde Eroberer am Boden, und Eurer Majestät trbabene Vorfahren sind seitdem unter Gottes gnädigem Schutze nicht mehr in die Lage gekommen, die vhrsischen Krafte des Staates durch geisätige erseßen zu müssen, vielmebr galt es, die physischen Fräfte, welche neu gewonnen waren, mit geistigem Inbalte ju erfüllen und zu beleben. Und so erfolgte im Anschluß an die Befreiung des Vaterlandes die Begründung der rbeinischen Friedrich Wilhelm Universität in Bonn somie die Reuzestaltung der Akademie in Münster. Unter Kaiser Wilhelm dem
Großen leuchtet nach dem ruhmreichen Kriege als erste wissenschaftliche Friedensstiftung, die zwar nicht unserem engeren Vaterlande angebört zuf die aber jeder Deutsche mit gebobenen Gefühlen blickt, die Kaiser Wilhelm ⸗Universität in Straßburg hervor, auf welche sich seine berrlichen Worte bezieben: Was einst im Sturm der Freiheitskriege der Enthusiasmus getan hat, das muß in dem größeren Staate die geweckte und beförderte Intelligenz tun. Seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts treten dann die Naturwissenschaften und mit ihnen die Technit mehr und mehr in den Vordergrund. Unter der Regierung des Großen Kaisers haben die höchsten Bildungẽstätten Preußens für die technischen Wissenschaften ihre gegenwärtige Verfasfung 'rbalten. Für die Technische Hochschule zu Berlin fiel dies zufammen mit der Vereinigung der Bauakademie und der Gewerbeakademie sowie mit der Eröffnung der der neuen Hechschule bereiteten großartigen Heim- stätte in Charlottenburg. Unvergeßlich sind die von dem Kaiserlichen Herrn bei der Einweihung gesprochenen Worte: ‚Stets möge die neue Hochschule sich bewußt bleiben, daß nicht der äußere Schmuck das Maßgebende ist, sondern der Geist und Sinn, der innen waltet, auf daß in diesen Räumen stets in Freudigkeit gelehrt und gelernt werde und die Hochschule sich als eine reiche Quelle des Segens für das g⸗samte Vaterland erweise.“ 3
Was aber Eure Kaiserliche und Königliche Majestät Allerböchst—⸗ st für die Förderung der Wissenschaften getan haben, in welchem ze Allerhöchstdieselben Ihre Fürsorge den Akademien, den Uni⸗ sitäten, der Mehrung und Hebung der wissenschaftlichen Institute, 3besondere der Königlichen Bibliotbek in Berlin, der Biologischen Anstalt auf Helgoland, des Instituts für Meeres kunde in Berlin, des bistorischen Instituts in Rom gewidmet haben, wie viele wissenschaft⸗ liche Unternehmungen und Bestrebungen großen Stils — überseeische Erveditionen auf fast allen Gebieten der Wissenschaft, Ausgrabungen an alten langst vergessenen Kulturstätten, Aufnahme der Limesforschung und in Verbindung damit die Wiederherstellung der Saalburg. Heraus. gabe der Denkmäler deutscher Tonkunst und der Sammlung deutscher Velkslieder — durch die Allerhöchste Initiative hervorgerufen sind, dabon näber zu reden, würde mir nicht geziemen. Aber nicht unerwähnt arf an dieser Stelle und in dieser Stunde bleiben, was insbesondere ie technischen Wissenschaften und die Technischen Hochschulen Furer Majestät huldreicher Fürsorge verdanken. Sie haben ihren
sondern für die ganze Monarchie hoffe. vinzen gebühre ein solches Zeugnis der landesväterlichen
Eingang gehalten in die Akademie der Wissenschaften, sind durch die
Befugnis zur
R
zefugni Verleibung akademischer Würden den Unioersitäten leichgestellt und haben auch im Herrenbause ebenso wie diese ihre Vertretung gefunden. Ihre Unterrichtseinrichtungen baben eine durch— greifende Vervollständigung erfabren, und beute begrüßen wir freudig die Neugründung dieser Hochschule, der ersten Technischen Hochschule in der iukunftsreichen Lage am Meere, am deutschen Meere. Wenn alle diese Schöpfungen, wie sich von selbst verstebt, nicht bloß zlitteris“, sondern auch „patriasn gewidmet sind, so hat dieses kosungswort für eine Stadt, welche einst unter dem Schutze der Krone Polens stand, sich dann aber durch eigene Kraft und durch den deutschen Sinn ihrer Bürger emporgearbeitet hat, doch noch seine ganz besondere Bedeutung. Schon Friedrich dem Großen lag die . Westpreußen be⸗ sonders am Herzen. Er wollte, wie er sich ausdrückte, der Lykurg oder Solon des sehr zurückgebliebenen Landes werden. Von ibm rührt auch der Ausspruch her, er wolle nicht, daß ein Land, das einen Kopernikus — den terras motor. solis eGelique stator- — her. vorgebracht habe, länger in Barbarei schmachte. Der große König mußte. aber seine Tatigkeit auf die Schule und die Volonisation des Landes beschränken, bevor an obersten Stätten des Unterrichts gedacht werden konnte. Aehnlich 164 die Verhältnisse in der Provinz Posen. Und so erklärt es sich, Rr lange Zeit die Tätigkeit der Unterrichtsverwaltung in diesen *ande steilen vorwiegend durch die Volksschulen und die höheren Lehr- nstalten in Anspruch genommen wurde. Erst unter Eurer Majestät Regierun konnte der letzte Schritt aufwärts geschehen, bezeichnet durch = Errichtung der Kaifer Wil helm. Bibligthek und der Akademie sowie des gestern eröffneten Kaiser Friedrich ⸗Museums in Posen und vor allem durch die Begründung der Danziger Hochschule. Es sind jetzt gerade 25 Jahre vergangen, seitdem die Stadt Danzig die hohe Freude hatte, den ersten Deutschen Kaiser in ihien Aauern zu begrüßen. Möge auch diese Erinnerung ein gutes Vor- en sein für daz Blühen und Gedeihen der neuen Technischen Hoch 8 deren weitere Entwickelung allseitig mit den herizlichsten len, e, . . ‚ ᷓ d I 2 te i 8 i ure Majestät an sie zu richten soeben die Gnade ge⸗ Der Kultusminister verlas sodann die aus Anlaß der Er— o'nung der Hochschule vom Kaiser verliehenen Ordens⸗ Aus zei ö und sonstigen Gnadenbeweise und schloß mit folgenden Worten: tr ft: mens der r, schließe ich mit dem aus e , kommenden Wunsche, da diese Hochschule, getreu den . . Ueberlieferungen, beseelt von patriotischem Sinne und rast⸗ ien , . sich allejeit als eine bervorragende Lehr⸗ und m ätte der technischen . bewähre zum Wohle dieser esteile, zum Ruhm des gesamten Vaterlandes.“
hel ( chdem der Minister seine Rede beendet, ergriff der * tor der neuen Technischen Hochschule, Geheime Regierungsrat r. von Mangolt das Wort zu folgender Ansprache:
die
Mögen sich an ihr die huldreichen Worte
August. — Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. — Des
Im Namen des Lehrkörpers und der Studentenschaft der Technischen
Hochfchuse bitte ich Eure Majestãt. unseren ehrfurchtsvollsten, innigsten uns
Dank für aslse die Beweise Allerhöchster Huld, deren wir erfreuen durften, Alleranädigst entgegeniunebmen. Die Anstalt, die wir beute ibrer künftigen Bestimmung weihen, ist Kaiserlichen und Königlichen Majestät Höchsteigenes Werk. Plan, gerade in dieser Stadt eine Technische zu errichten, ift in erster Linie die zuversichtliche Hoffnung maßgebend gewesen, daß es der neuen Anstalt gelingen werde, eine reiche, be⸗
Für den
fruchtende Wirkung auf die wirtschaftliche Entwickelung der sftlichen Sebiete der Industrie, der Gewerbe, und auch auf dem der Landwirtschaft liegt doch
infolge
Provinzen auszuüben. Auf dem des Handels und Veckehrs bier im Osten noch mancher Schatz ungehoben. Bietet Danzig, die erste und einzige Dochschule am Meere, seiner bevorzugten Lage und seines Reichtum an ehrwürdigen Denkmälern der Baukunst ganz eigenartige Vor; allen übrigen Technischen Hochschulen des Deutschen Reichs
allem ist für den Schiffsbauer das Meer mit seinem reichen Leben und! seinem Segelsport sowie das Vorhandensein der Werften, die alle zum
Fahrjeugen vom Weichselkahn von ganz unschätzbarem Wert. Freude, 351 lehren und . lernen in
bis Uns ist
Typen herstellen, wahre
möglichen TLinienschiff es eine
don
Baues, die stattlichen Hörsäle, die wohlausgerüfteten, allen Wünschen Rechnung tragenden Laboratorien und die, wenn auch noch in der Ent— stehung begriffenen, so doch schon ansehnlichen Sammlungen, sie laden zu fruchtbarer Tätigkeit. Hier zu arbeiten ist eine Lust. Auch die umliegenden Provinzen werden von der neuen Hochschule eine
befruchtende Einwirkung und eine sehr wesentliche Förderung ihrer dir tig n Entwi n. So nigen sich mit den Gefühlen des wärmsten Dankes die schönsten Hoffnungen für die ule geloben das Sie
dessen Zeuge sinz, bitte ich, den Gefühlen der Verebrung, der Dankbar⸗
wirtschaftlichen Entwickelung erfahren. So vereinie Zukunft. Mögen sie sich erfüllen. Wir Lehrer der Hechs. in dieser feierlichen Stunde, alle unsere Kraft einzuf Ziel erreicht werde, das uns gestecktz ist.
zusetzen, daß Sie Alle aber, die
keit und der unverbrächlichen Treue, die wir Seiner Majestät unserem geliebten Kaiser aus tiefstem Herzen entgegenbringen, begeinerten Aus— druck zu geben durch den Ruf, der zum ersten Male dure schallt, durch den Ruf: Seine Majestät unser lebe hoch! hoch! hoch!
NI v3RIMs 2174 Allergnadigster Kaiser
Nachdem die Herren des Lehrkörpers Seiner Majestät vorgestellt waren, begab Sich der Kaiser nach dem Offizier⸗
kasino der Leibhusarenbrigade zum Frühstück, während in der Aula zahlreiche Vertreter deutscher Universitäten, Hochschulen ö. anderer wissenschaftlicher Anstalten und Gesellschaften den Lehrkörper
dankte. Chorgesang schloß die Feier.
ein glänzend verlaufenes Festm ahl abgehalten. An ihm nahmen teil die Minister Dr. Studt, Freiherr von Rhein— baben, Freiherr von Hammerstein und Möller, der Ministerial—⸗ direktor Dr. Althoff, die Oberpräsidenten Dr.
Generalleutnant von Braunschweig, der Oberbürgermeister Ehlers und andere hervorragende Persönlichkeiten. Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. Studt brachte ein Hoch auf Seine Mazestät den Kaiser aus. Der Oberpräsident Dr. Delbrück dankte den an dem Werke beteiligten Ministern, insbesondere dem Finanzminister. Westpreußen habe ein Recht auf deutsche Kultur, und in seiner Entwickelung bedeute die neue Hochschule einen neuen wichtigen Schritt. Der Redner trank auf die Hochschule. Der Rektor, Geheime Regierungsrat Dr. von Mangolt widmete sein Glas den Gästen. Der Finanzminister Frei⸗ herr von Rheinbaben gedachte aller derer, die an der Verwirklichung der Idee einer Hochschule für Danzig mitgewirkt hätten, und führ fort: Darin sei die deutsche Technik allen anderen überlegen, daß sie auf die Wissenschaft sich gründe. Er als Finanzminister habe gern die großen
Opfer gebracht, welche die Gründung der Hochschule erfor-⸗
derten, weil er auf reiche Früchte nicht nur fuͤr Westpreußen, Den östlichen Pro⸗ Fürsorge angesichts der unerhörten Opfer, die gerade sie vor nunmehr 100 Jahren dem Vaterlande gebracht hätten. Er
trinke auf ein geschwisterliches Verhältnis zwischen der Hoch-⸗
schule und der Stadt Danzig. Der Direktor der Wiener Technischen Hochschule Neuwirth überbrachte die Grüße der Technischen Hochschulen Oesterreichs.
Nr. 40 der ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 5. Oktober 1924 hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. — Sterbefalle im I. gegen Cholera.
** 1
(Deutsches Reich) Verein
1903. — Geburten und Sterbefälle in Berlin und München, 1902. Schwarzburg · Sonders bausen.) Schlachtviehversicherung, 1903. — Geschenklifte. — Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, August. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Wochentabelle über die Sterbe⸗ fälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Deg⸗ leichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in rankenbäusern deutscher Großstädte. — Desgl. in deutschen Stadt ⸗
und Landbezirken. — Witterung. — Beilage: Gerichtliche Entschei.
dungen auf dem Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (Kur- pfuscher, Kuryfuscherei).
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Finanzen des Reichs und der deutschen Bundesstaaten.
In dem eben erschienenen . Vierteliabrsheit zur Statistik des Deutschen Reichs‘ veröffentlicht das Kaiserliche Statistische Amt zum dritten Male eine Darstellung der Finanzen des. Reichs und der deutschen Einzelstaaten. Sie behandelt wiederum die Ausgaben, Ein⸗ nahmen, wichtigere Bestandteile des Staate vermögens sowie die Schulden. Die Nachweise beziehen sich durchweg fir dit. Woran⸗ lag auf das Jahr 1903, für die Rechnungen auf dag Jahr 190.
znsgesamt betragen die Staatsausgaben nach den Voranschlägen der Ginzelstaaten 4467 Mill. Mark (darunter 172 Mill. Mark außer⸗
Eurer
Sochschule
es hre Und zu diesen Räumen. Mit äußerer Schönheit paart sich dier innere Zweckmäßigkeit in der allerglücklichsten Weise. Die weiten, hoben Hallen dieses herrlichen
durch diese Hallen
j der Technischen Hochschule begrüßten, in deren Namen der Rektor, Geheime Regierungsrat Dr. von Mangolt
Nachmittags um 5 Uhr wurde in den festlich erleuchteten Kreuzgängen des ehemaligen Franziskanerklosters, des jetzigen Stadtmuseums, im Anschluß an die Eröffnungsfeierlichkeiten
. Delbrück, von Moltke und von Waldow, der kommandierende General,
ordentliche), für Reich und Gliedstaaten 6949 Mill. Mark (darunter 300 Mill. Mark außerordentliche). ;
Die Staatseinnahmen belaufen sich bei den Einzelstaaten auf 4446 Mill. Mark, bei Reich und Gliedstaaten auf 6932 Mill. Maik; davon sind außerordentliche Einnahmen aus Grundstock, Anleben und sonstigen Staatsfonds) 228 bezw. 432 Mill Mark.
AUnter den ordentlichen Ausgaben und Einnahmen der Einzelstaaten steben die Erwerbseinkünfte mit 1890 Mill. Mark in Ausgabe und 2607 Mill. Mark in Einnahme an erster Stelle. Der Dan tanteil hiervon entfällt auf die Staatseisenkahnen mit 1341 bein. 1867 Mill. Mark in Ausgabe und Einnahme. Der Rest verteilt sich auf die Domänen, Forsten, Bergwerke, Posten, hen und sonstigen Staatebetriebe. . Die nächstwichtige Einnahmequelle den die Steuern. An Aufwand⸗ und Verkehrssteuern Reich 1044 Mill. Mark, die Gliedstaaten erheben 168 Mill. Mark, letztere außerdem an direkten Steuern 442 Mill. Mark. ; Zablenmäßige Nachweise über das Staatsvermögen der einzelnen Gliedstaaten konnten nur in Beschränkung auf wichtizere Bestandteil erbracht werden. Neben Ueberschüsfen früherer Rechnun bre, ve fügbarem Staatskapitalvermöaen usw. die Gin melstaaten Domänen ein Areal von 975 57 ha, an Forsten 4 880 6898 a. Staatseifenbahnen repräsentieren eine Länge von 47 M Em und Anlagekapital von 12963 Mill. Mark ö
Die fundierten Staatsschulden beziffern sich Rechnungsjahres 1903 für die Gliedstaaten auf 117 ü auf 34 Mill. Mark. Die schwebenden Schulden betragen ins 12.5 Mill. Mart; sie entfallen in der Haurtfach? 2uf da 80 Nill. Rart und Hamburg (31. Mill. Mark).
eleg
Kon kursstatistik. Nach vorläufigen Mitteilungen Amts zur Konkursstatiftik gelangten im Deutschen Reich 2466 neue Konkurse zu 2. Vierteljabr 1903. ; . Es wurden 439 Anttäge auf Konkurseröffnung wegen Mangels e ie Kosten des assebetra wiesen Konkursverfahren eröffnet; von letzterer meinschuldner in 1235 Fällen ausschließlich die Konkurserö gt. ; . Beendet wurden im: 3: 2161) Konkursverfah urch Zwangsvergleich 422, egen Massemangels 137. äubigerausschuß bestellt. den Konkur pbysische Personen. Nachlässe . . Handelsgesellschaften Genossenschaften . andere Gemeinschuldner.
1usammen zulammen
25 58
Erhebungen zur Handwerkerfrage.
Nachdem das sogenannte Handwerkergesetz vom 26. Juli 1897, das die Organisation in wichtigen Punkten neu ge⸗ regelt hat, nunmehr seit m n seinem vollen Umfange nach im en t ist, Hat sic das Bedůrfnis h 3e über seine bisberigen Wirkungen durch um fassende ( e Erhebungen ein zuverlässizes Bild zu erbalten. Aus diesem Grunde, zugleich um einem wiederholt vom Reichstag auẽg n zu tragen sind im Reichs amt des Innern eingebende Fragebogen — je einer ien und die Zwangsinnungen, für die Innungsausschüßsle und die Innungsverbände, die Handwerkskammern und die höheren Verwaltungsbehörden — auf— gestellt worden. Neben den eigentlichen Organisationsfragen sind ins— besondere Ermittelungen über die Einrichtungen auf dem Gebiete der Lehrlingshaltung. der Gesellenprüfungen, der Einigungsämter und Schiedsgerichte, des Schul ⸗ und Herbergswesens, der Arbeits nachweise, der Kranken, Sterbe und Unterstũtzungskassen der gemeinschaftlichen Geschäfts⸗ betriebe u. 4. m. ins Auge gefaßt. Die Ausfüllung dieser Frage⸗ bogen, deren Verteilung an die zuständigen Körperschaften und 2 hörden hereits erfolgt ist, soll im Februar beim. März Jahres bewirkt werden, worauf dann die Aufarbeitung gegangenen Materials im Kaiserlichen Statsstischen Amt als Angriff genommen werden wird. Aus der zu erwartenden sorgfältig Beantwortung dieser Fragen werden wertvolle Aufschlüsse den gegenwärtigen Stand des deutschen Handwerkerwesens zu ent nehmen sein:
Un
Zur Arbeiterbewegung.
In einer allgemeinen Versammlung der Seeleute in Marseille wurde, wie W. T. B. meldet,
schlossen, die Arbeiten an Bord der Dampfer der Caillol-Gesellschaft
niederzulegen, weil diese sich geweigert hat, die dem Syndikat an⸗ gehörenden Dockarbeiter einzustellen. (Vgl. Nr. 234 d. Bl.)
Kunft und Wissenschaft.
Ihm Kunstsalon Paul Cassirer findet die Eröffnung der ersten diesjährigen Austellung am nächsten Sonntag statt. Claude Monet s Bilderreihe Die Tbemse! wird zum ersten Male außerhalb Frankreichs gezeigt. Im kleinen Oberlichtsaal stellt Lovis Corinth eine Reihe neu entstandener Werke aus. Die Ausstellung enthält außerdem eine Auswahl von Einzelwerken von Thoma, Manet, Corot, Degas, sowie einige Hauptwerke älterer Meister, und zwar ein Herren- und ein Damenvorttät von Goya, ein Porträt von Reynolds und jwei Sild— nisse von Lucas Cranach, darstellend Luther und seine Braut. Von Skulpturen kommen zwei ältere Werke von Rodin zur Ausstellung.
Berkehrsanftalten.
Von jetzt ab nebmen die Postanstalten wieder Postpakete für die Provinj Cauca (Columbien) jur Beförderung an. Die Leitung der Sendungen erfolgt von Hamburg aus über Barranquilla.
Heilbronn, 6. Oktober. (B. T. B.) HGe fand hier eine Konferenz von Vertretern der Neckaruferstaaten Baden, Hessen und Württemberg statt, um über die von Württemberg vorge— schlagenen Vorarbeiten für den Großschiffabrtsweg Mannheim — Heilbronn ju beraten. Es wurde beschlossen, eine ständige technische Kommission aus höheren technischen Beamten der drei Uferstaaten zu bilden. Der technische Entwurf für die württem⸗ bergische Neckarstrecke soll von dem hrydrograpbischen Bureau in Stuttgart, derjenige für die badische Strecke von der badischen Rheinbau⸗Inspektion in Mannheim ausgearbeitet werden.
Bern, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Bernische Große Rat beschloß beute einstimmig, der Bundesverwaltung zu dem Ban einer schmalspurigen Brienzerseebahn einen Staatsbeitrag von 40 009 Franken jährlich für die zebn ersten Betriebsjabre zuzu⸗ sichern. Gleichzeitig stellte aber der Große Rat bei der Bundes. verwaltung den Antrag, die Bahn normalspurig ju bauen unter Umänderung der Strecke Brieng — Meiringen der Brünig—⸗ bahn ju einer normalspurigen Bahn, und sicherte hierfür einen ent sprechend höheren Beitrag des Kantons Bern ju.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonnabend, als Nachmittagsvorstellung zu kleinen Preisen „Hänsel und Gretel“ in Verbindung mit dem Ballett Die Puppenfeen gegeben. Die Damen Dietrich, Parbs, Plaichinger, Reinl, Voltz, Lindemann und
—