1904 / 249 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 21 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Der Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchen⸗ feld-Köfering ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Kaiserlich russische Botschafter Graf von der Osten⸗ Sacken ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrat, Fürftlich schwarz⸗ burg rudolstädtische Siaatsminister Freiherr von der Recke ist von Berlin abgereist.

Der Regierungsrat Dr. Nobiling in Hildesheim ist dem Königlichen hr rd fibium in Hannover und der Re—⸗ gierungsassessor Dr. Gleitsmann in Freienwalde a. O, der Königlichen Regierung in Stettin zur weiteren dienstlichen Verwendung überwiesen worden. ö

Der Laͤndrat Graf von Wedel ist aus dem Kreise Leer in gleicher Amtseigenschaft in den Landkreis Hannover versetzt worden.

Laut Meldung des W. T. B.“ ist S. M. S. Für t Bismarck“ mit dem Chef des Kreuzergeschwaders gestern in Wusung eingetroffen. .

S. M. S. „Falke“ geht heute von Buenos Aires nach Rosarlo Jam Parana) in See.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staatsanzeigers“ wird die vom Reichs⸗ eisenbahnamt aufgestellte tabellarische Uebersicht der Be⸗ ,, deutscher Eisenbahnen für den Monat September 1904 veröffentlicht, auf die am Mitt⸗ woch an dieser Stelle auszüglich n , en worden ist.

Potsdam, 20. Okt ober. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg⸗ Schwerin sind, wie W. T. B.“ meldet, heut . mit Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Cecilie au der Wildparkstatlon eingetroffen. Zum Empfange waren Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich und die uͤbrigen zur Zeit im Neuen Palais weilenden Mitglieder der Königlichen Familie erschienen. Nach sehr herzlicher Begrüßung fuhren die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaflen nach dem Neuen Palais.

Sachsen.

Das „Dresdner Journal“ veröffentlicht folgenden Erlaß Seiner Majestät des Königs: ö.

In der tiefen Trauer über das Hinscheiden Seiner Majestät des Königs Georg, Meines teuren, nun in Gott ruhenden Herrn Vaters, haben Meinem Herjen die überaus zablreichen Kundgebungen aufrichtiger

Liebe und Treue, welche Mir aus allen Kreisen Meines Volkes zu—⸗ ee , sind, außerordentlich wohlgetan. 3

n seror . Es drängt Mich, Meinen erzlichsten und tief gefühlten Dank hierfür zur allgemeinen Kenntnis

u bringen. . Friedrich Au gust.

Württemberg.

In der gestrigen ersten Sitzung der Kammer der Standes⸗ herren wurde eine Mitteilung des Justiministers von Breitling bekanntgegeben, wonach der sozialistische Landtagzabgeordnet⸗ Keil auf der Protestversammlung in der Liederhalle am 30. Juni d. J. anläßlich der Ablebnung der Schulnovelle in der Ersten Kammer gegen diese Ausdrücke gebraucht habe, die nicht nur eine Schmäbung einzelner Mitglieder dieser Kammer, sondern auch eine grobe Beleidigung dieser gesetzgebenden Körperschaft ent hielten. Die Staatsarwaltschaft in Stuttgart habe daher am 8. Juli der Justijbehörde die Bitte unterbreitet, eine Entscheidung der Kammer der Standesherren darüber herbeizuführen, ob wegen der getanen Aeußerung gegen den Abg. Keil die Klage im Sinne des 5 197 des Strafgesetzbuchs zu erheben sei. Die Mitteilung wurde der Justiz esetzzebungskommission überwiesen mit dem Auftrage, in kärzester . dem Hause darüber Vortrag ju erstatten.

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, Oberst Leu twein meldet, wie „W. T. B.“ berichtet, unterm I9. d. M. aus Rehoboth, daß Nomtsas vor Ankunft der Verstärkung von Hottentatten genommen worden ist und bei diesem Ueberfall der Tierarzt Oskar Albrecht und der . Hermann den Tod gefunden haben. Witbois ammeln sich in Massen bei Rietmond.

Ferner meldet ein gestern in Berlin eingegangenes Tele⸗ gramm aus Okah andja⸗ Im Nordwesten des Schutzgebietes sind der Hottentottenkapitän Uichamab und dessen Sohn vom Kommandanten von Outjo gefangen genommen. Die Be⸗ satzung von Zesfontein (früher J Offizier und 11 Mamn) ist verstärkt; vorläufig sind die Toopnaar⸗ und Zwartboi⸗Hotten⸗ totten ruhig. In Swakopmund ist ein schnelleres Zu— nehmen der Molenversandung zu befürchten.

Zu dem Feldzug gegen die Hereros wird nachträglich ge⸗ meldet, daß am 11. August bei Waterberg noch verwundet worden sind: Unterveierinär Borowski (Transport Bagenski durch einen Prellschuß an der oberen Kopfhaut, Reiter . Jäckel aus Reppichau (Kreis Dessau), früher im 1. Garde— ulanenregiment, durch einen Prellschuß am linken Daumen, Reiter Richard Neubecker aus Ge bin ben früher im 2. Gardedragonerregiment, durch einen Prellschuß in die rechte Schulter und Gefreiter Georg Striebel aus Attenpeiler, früher im Infanterieregiment Nr. 124, durch einen Schuß in den Arm.

An Typhus gestorben sind: Reiter Johann August Tauchert von der 3. Kompagnie des Feldregiments Nr. 2, früher in Hartwichwaldau, Kreis Sagan, am 7. Oktober im Lazarett zu Epukiro, Reiter Gustav Kohn, geboren am R April 1882 in Groͤßhasselburg, Kreis Heiligenbeil (Ost⸗ preußen), früher im Artillerieregiment. Nr. 2, am 12. BOltober, Reiter Friedrich Mögging von der 15. Kompagnie des Regiments Nr. 2, geboren am 23. Oktober 1882 in Ueberlingen am Bodensee, am 14. Oktober und Reiter Mathias Willems, geboren am 15. Juni 1834 in Altenwald, Kreis Saarbrücken, am 13. Ok⸗ tober im Lazarett zu Otjim binde; Gefreiter Karl Mattes von der , geboren am 14. Januar 1882 in Renquishausen, Oberamt Tuttlingen (Württemberg), am 15. Oktober im Lazarett zu Otjosondu; Militärkranken⸗ wärter Hermann Köbele am 18. Oktober im Lazarett zu Owikokdrero. Reiter Albert Martin Faust, geboren am

10. November 1882 in Leipzig, frü 19. Oktober im Lazarett zu Oka gestorben.

er Gardefüsilier, ist am andja an Herzschwäche

Großbritannien und Irland.

Wie „W. T. B. meldet, ist gestern

nung erlassen worden, die bestimmt, der Linieninfanterie neun

drei Jahre in der Reserve zu dienen

Rußland.

Die „Russische a ee e n, berichtet,

teilung der „Associated Preß“ in St. sei ermächtigt, die Nachricht, Staaten beabsichtige, den Dienste zur Wiederherstellung des

kategörisch für unbegründet zu erklären.

eine Armeeverord⸗

haben.

die Ab⸗

Petersburg erkläre, sie

daß die Regierung der Vereinigten kriegführenden Parteien ihre guten

anzubieten,

Friedens der

Die Regierung

Vereinigten Staaten habe niemals etwas derartiges im Sinne

gehabt. Die Mitteilung des in Dorpat für Volksaufklärung, daß der Kai

Korporationen das öffentliche Couleurtragen,

seit 1394 verboten war, wieder gestatt

W. T. B.“ mitgeteilt wird, allgemeinen

Korporationen sandten dem Kaiser telegr amm. Epauien.

In der „Gaceta de Madrid? wir

weilenden Ministers ser den studentischen das et habe, rief, wie dem Jubel hervor. Die

ein Ergeben heits⸗

d der Prinz Alfons,

der aͤlteste Sohn der verewigten Prinzessin von Astuxien, zum

Thronfolger proklamiert; der Titel bleibt dagegen vorläufig vakant.

Portugal.

Prinz von Asturien

Das neue Ministerium legte gestern in der Deputierten

kammer feine Politik dar und erklärte,

lichen und finanziellen Fragen sorgfältigste

und die produktiven Kräfte des Landes seien Maßnahmen zu. Gunsten auch werde der Abschluß von Acht gelassen werden. durch Sparsamkeit in jeder des Finanzfystems gesichert werden,

Richtung

der Landwirtschaft e e ee. Das Gleichgewicht des Budgets werde

Die Regierung

es werde den wirtschaft⸗ Aufmerksamkeit schenken zu entfalten streben. Es beabsichtigt, nicht außer

durch Reformen werde die

und

schwebende Tabakfrage regeln und dabei in dem einzubringenden Ge-

setze nicht an dem vorläufigen Tabaksvertrage festhalten.

Sie werde

die Abkommen des Staats mit der Bank von Portugal zu ändern

bemüht fein und sich angelegen sein lassen, zu entwickeln. Insbesondere werde sie die

die portugiesischen Kolonien nötigen Schritte tun, um

die Herrschaft Portugals in Süd-⸗Angola wirksam ju gestalten.

Schweiz. Das gestern vom Bundesrat fest

gesetzte eidge nössische

Budget für das Jahr 1995 schließt, dem „W. T. B.“ zufolge,

bei eiwas über hundert Millionen F

ranken Einnahmen und

Ausgaben mit einem mutmaßlichen Fehlbetrag von rund

einer Million Franken ab.

Der bisherige schweizerische Gesandtschaftssekretär in Wien

Deucher wurde unter Beförderun erster Klasse zum Sekretär der ernannt und der Attachs bei dieser unter Beförderung zum) Sekretär Washin gton versetzt. Türkei. Vorgestern haben,

zum Gesandtschaftssekretär esandtschaft in Berlin

Gesandtschaft de Pur zweiter Klasse 3

wie „W. T. B.“ meldet, die Bot⸗

schafter der Ententemächte die Pforte auf die in der

letzten Zeit zunehmenden Kämpfe zwi

der verschiedenen Kirchen und Nationalitäten in

gegen die die Pforte nichts unternehm und entsprechende Maßregeln verlangt,

Der ökumenische „Telegr . Korresp.⸗ Bureau“ zufolge, Beschlusses des gemischten Rats, acht Mitgliedern des Laienrats und Minorität der Synode, , Mitglieder ; ergebene Provinzmetropoliten mäßig dem Kultusminister Mit Dagegen h. die aus acht Mitglied sition er Synode dem Ku morandum überreicht, das seiner eigenmächtigen erklärt. Die Synode haben auch bei

der russi

Patriarch hat,

auf Grund eines legalen

o, sondern noch weitere drei der Synode abgesetzt und sie durch neue, ihm ersetzt, Mitteilung

den Verfügung des Patriarchats verlustig oppositionellen

schen den Angehörigen Mazedonien, e, aufmerksam gemacht

dem Wiener

bestehend aus allen vier Mitgliedern der

nicht nur den Metropoliten von

oppositionelle

vorschrifts⸗ gemacht wurde. ern bestehende Oppo⸗ ltusminister ein Me⸗ Patriarchen wegen

wovon

Mitglieder der schen Botschaft Be—

schwerde geführt und vergebens Intervention verlangt. Der „Frankfurter Jeitung“ wird aus Saloniki vom

emeldet, daß dort ein b ohnung von Griechen

19. d. M. vor seiner Unter den Rumänien. Die Königliche Familie ist, wie gestern abend von Jassy in Bulgarien.

Der türkische Kommissar in

ulgarischer Priester ermordet worden sei.

Bulgaren in Saloniki herrsche starke Aufregung.

„W. T. B.“ berichtet,

Si naja eingetroffen.

ofia Ali r,

gie S Bei sst in der Nacht zu gestern, wie ‚W. T. B.“ meldet, na

schwerer Krankheit gestorben.

Montenegro.

Von montenegrinischer Seit „Telegr.⸗Korresp⸗Bureau“ ri Flusse 3

e wird, wie das Wiener

erichtet, gegenüber dem Be⸗ schte des Walis von Skutari über die Vorfälle bei dem eta erklärt, die montenegrinischen Mitglieder der

gemischten Kommission hätten das Verschulden der Monte⸗

negriner anerkannt,

aber greifbare Beweise dafür geliefert, daß

von Nizam unterstützte Arnauten den Kampf provoziert

hätten. Da die türkischen Mitglieder lehnten,

der Pforte erhoben worden.

Dänemark. In der gestrigen Sitzung des

Folkething führte,

der Kommission es ab⸗

ihre Arbeit fortzusetzen, sei aufs neue Protest bei

dem

W. T. B. jusolge, bei der ersten Lesung des Budgetg der Minister⸗

prasident Dr. Deuntze r aus, die dauernden und hätten in dem letzten macht. Die Regierung, erklärte den Parlamentarismus ju stützen und zu Form darstelle, unter der das Volk an der nehmen könne.

Bemühungen zur Grreichung einer Rentralität Dänemarks seien sterig fortgesetzt worden Jahre recht bedeutende Fortschritte ge⸗ der Ministerpräsident weiter, wünsche

erweitern, der die einzige Verwaltung dei Landes teil⸗

Ein Teil der russischen Ostseeflotzte hat gesiem abend um 56 Uhr die Anker gelichtet und ist in die Norhfe an en: die übrigen Schiffe folgten im Laufe der letzten acht.

A sien.

Der General Kuropatkin hat, wie dem ‚W. T. Z= aus St. Petersburg berichtet wird, dem Kaiser unter den

daß die Mannschaften , Jahre bei der Fahne und 19. d. M. gemeldet.

Es baben keine Kämpfe stattgefunden. Als unsere Kavallerie an 18. Oktober 6 Werst östlich vom Dorfe Tadusanpu eine R, kognoszierung ausfübrte, io sich die Vorhut der Jarane feuernd juräck. Bei der Verfolgung des eindes stießen d. Kavallericabteilungen in Sandepu auf bedeutende. Strel. kräfte, und jwar auf Infanterie mit Maschinengewehren un Artillerie. Der Feind eröffnete das Feuer und zwang dadurch ungen Kavallerie, die Verfolgung aufjugeben. Eine Streifwache wur 260 Schritt vom Feinde entfernt, mit Maschinengewehrfen empfangen. Die Pferde der Kosaken wurden getötet. Der Führn der Streifwache und ein Kosak wurden verwundet.

Der „Birshewija Wjedomosti“ wird aus Mu kd en von 19. d. M. telegraphiert:

Die Kosakenabteilung des Generals Mischtschenko kam nit jwei Bataillonen des Feindes ing Gefecht. Das Feuer der russtschen Artillerie war so Eutt daß der Feind gezwungen wurde, das Feu einzuffellen. Die Infanterie auf unserer Westfront ging am 18.8. jurück. Eine Abtellung der Vorposten umzingelte ein Bataillon de Japaner und jwang es jur 2 der Waffen. Die Russen be. setzten die Stellungen im Süden des Dorfes Schah o. Die Japaner geben langsam zurück.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Mukden von 20. d. M. über Peking berichtet:

Die groß. Schlacht am Scha ho endete damit, daß die beiden Armeen sich Front gegen Front gegenüberstehen, nur durch den Schaho getrennt. Der Artilleriekampf wurde am 18. und 19. da anjen Tag über fortgesetzt. Das russische Zentrum rückt Tag für . etwas vor unter einer heftigen Kanonade. Auf ibrem linke lügel halten die . seit dem 16. trotz anzauernder Be= chießung und jablreicher Infanterieangriffe eine ausgezeichnete Stellun auf einer Anböͤbe besetzt, die den Schabo beherrscht. Auf dem rechten Flügel wenden die Rufen Möͤrser an, mittelt deren sie die Japaner bon einem kleinen, in der Gbene liegenden Hügel zu vertreiben fuchen. Die letzten Regenfälle haben die lüsse anschwellen lassen, sodaß die Verwendung von Ponton erforderlich ist, da über de Schaho keine Brücke führt.

In Tokio ist, dem „Reuterschen Buregu“ zufolge, ein am 19. d. M. abgegangener telegraphischer Bericht aus den Hauptquartier der. mandschurischen Armee ein⸗ getroffen, der die Lage in der Front folgendermaßen schilder:

Die mittlere Kolonne der rechten Armee griff gestern die fein. liche Kavallerie, die Tunschiafen besetzt hielt, an und vertrieb fi von dort; doch kehrte eine kleine Abteilung feindlicher Infanterie n diefe Stellung zurück. Waitaoschan wird noch vom Feinde bescht ebalten. Am Morgen des 19. Oktober wurden in der Nähe don Eke mant! chia, rechts von unserer rechten Armee, jwei Bataillone feindlicher Infanierie sichtbar; sie baben anscheinend noch Re⸗ serven hinter sich, deren Strke jeßt erkundet wird. Am 16, Nachmittags wurden vom rechten Flügel der mittleren Armee zwei russische Fata e. mit einer Batterie Artillerie bemerkt, die von Tunfchiafen auf Titischan vorrückten und dann hinter Titischöan in Deckung gingen. Bei Fenschiapao beschoß feind. siche Ärtillerie gelegentlich unsere Stellungen; eine feindliche Brigade hat bei n eren Stellung genommen. An der Front der linken Kolonne ist keine Veränderung eingetreten, ebenso ist an der Front der mittleren Armee eine Veränderung der Lage nicht zu verzeichnen, ausgenommen elegentliches gegenseitigch Feuern. An der Front der linken Armee ist alles ruhig, doch werden auch dort unsere Truppen e i vom . eschossen. In der Nacht des 18. griff der . die linke Kolonne an, wurde aber zurũckgeschlagen.

Der „New York Herald“ veröffentlicht ein Telegramm aus Tschenküng vom 19. d. M., das besagt, der General Kuroki sei an Dysenterie erkrankt und liege im Sterben.

Der Prinz Karl Anton von Hohenzollern ift m 18. d. M. in Dalny eingetroffen.

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Tschifu von gestrigen Tage über die Lage bei Port Arthur folgendes:

Bie Japaner haben am 8. auf Erlungschan und Ri Russen am 9. auf die japanischen Befestigungen einen der, geblichen Angriff gemacht. Später unternahmen die Japaner einer sberraschenden Angriff und eroberten Höhen und die nur 500 m von der Hauptbefestigung Erlungschan entfernte eiserne Ei enbahnbrüch⸗ seitdem baben die Ruffen verschiedene vergebliche Versuche gemacht diefe Stellung wiederzunehmen. Am 16, gingen neun Torvedo⸗ beötgzerftörer ' aus dem Pasen und beschoffen. die link, Flank ber Japaner, aber vier jaxranische Torpedobootszer ters jwangen die Russen, in den Hafen zurückiukehren; hierbei erlitt R japauisches Boot schwere Havarie, indem es auf eine Mine lief. Di ruffische Garnifon ift jetzt auf S000 Mann zusammengeschmolzen. 1m 13. fand ein heftiges Gefecht auf den Abhängen von Erlungicht statt, wobei die Japaner 300 Mann verloren. Die Nachricht bon Auslaufen des Baltischen Geschwaders hat in der Festung grohe So geisterung hervorgerufen.

Das Staatsdepartement in Washington hat, mi das , . Bureau“ erfährt, den Jjapanischen Prote dagegen, daß die russischen Truppen chinesische Kleider gꝰ tragen hätten, an den Geschäftsträger Eddie in St. Peien burg zur Ueberweisung an die russische Regierung übermittelt Es heißt in Washington, die Bekleidung sei nicht gebrauch worden, um den Feind zu täuschen, sondern weil wegen eingetretenen kalten Wetters warme Kleidung nötig gewesa sei. Es sei also nur eine Verletzung der Kriegsgesetze im t nischen Sinne.

Der „Daily Mail“ wird aus Phari vom 19. Oil , daß der General Macdonald trotz tiefen Schne

ei klarem Wetter seinen Rückmarsch fortgesetzt habe.

sekretãr des Aeußern Sir W. J. Cuningham werde 1 Führer der am 25. d. M. zu Verhandlungen mit dem ie von Afghanistan nach Kabul gehenden Spezialgesan schaft sein. .-

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der gestern im 12. Casseler Wahlbezirk . genommenen . zum Hause der Ab ge ordnen wurden, wie amtlich gemeldet wird, 187 Stimmen, und. 6 see n fuͤr den Reichsgerichtsrat Dr. Spahn Gentr) gegeben.

Dasselbe Blatt berichtet aus Sim la, der indische Cen.

Etatistik und Volkswirtschaft.

3warti er Handel des deutschen Zollgebietz 35. 64

In dem soeben erschienenen Heft TI vom Band 158 der Stciistik des Deutschen Reichs. hat zas Kaiserliche Statistische Amt zen Warenverkehr mit den einzelnen Ländergebieten von Afrika“ * ait Ausnahme der schon in Heft Ul bei der Türkei bebandelten arkischen Gebietsteil Dargestellt. Den einzelnen Tabellen geht je e allgemeine Darstellung der Handelsbeziebungen zu diesen Center

; in den letzten 16 Jahren oder seit 1897, soweit besondere

gäächmeise erft seit Liesem Jah geg sen worden, Vüyran.

D

Messerwaren un Flazperlen usw. zu nennen sind. .

Hei Legypten ist der Gesamteinfuhrwert mit 57.1 Mill. Mark verjeichnet, der Wert der Ausfuhr dorthin mit 22,? Mill. Mark

upteinfuhrwaren sind robe Baumwolle (4835 Mill, Mark), Zigaretten hb). Zwiebeln (1635) Gummiarabikum (9), während die Ausfuhr dorthin vornehmlich aus Erjeugnissen der Textil., Eisen⸗ und Metall—⸗ warenindustrie besteht. Das Jahr 1901 , nabmen Ein⸗ fuhr und Ausfuhr in den letzten 10 Jahren staͤndig zu, 1803 gegen— äber dem Vorjahr um je 85 p. H.

Algerien liefert bauptsächlich Pbosphat, Eisenerze. Pflanzen— haar, rohe behaarte Schaf, und Ziegen elle und rohes Forkholi, empfängt dagegen vornebmlich Preß⸗ und Torfkoblen, Feueramzünder, Maschinen, unbearbeiteten Tabak und ätherische Oele. Ge amt Anfuhrwert: 9.083 Mill. Mark, Gesamtausfuhrwert: O 899 Mill. Mark. ; Der Wert der Gesamteinfuhr aus Britisch-Ostafrika be— trãgt 2,167 Mill. Mark, der der Ausfuhr dorthin 3,146 Mill. Mark; jene bestand vornehmlich aus Gewürznelken, Nel ken⸗ stengeln üfw., Kautschuk und Guttapercha, Elfenbein, Rindsbäuten, Nimofarinde, Mauritius banf, diese aus Eisenbabnschienen, ˖Laschen, Schwellen, groben Eisenwaren, Zucker, Lokomotiven, baumwollenen JDeweben, Glasplättchen, . usw., Seife.

Britifch⸗Südgfrilg, Gesamteinfuhrwert 289,2 Mill. Mark, Gesamtausfuhrtwert 32,7 Mill. Mark, lieferte besonders rohe Schaf- wolle (25,0), Straußfedern (2 6), Mimosarinde * getrocknete Kap⸗ klumen (6 Mill. Mark) und bezog vornehmlich Eisen und Baum⸗ wollenwaren, Klaviere, Maschinen, Kleider, Sprengstoffe, Bier, Zement, Zucker usw, usw. Der Handel mit der Oranje -stolonie tist un—⸗ Fedeutend, Einfuhr 0, Ausfuhr dortbin 44 09090 4

Transvaal und Swasiland:; Einfuhr O03, Ausfuhr 893 Mill. Mark, unter letzterer hauptsächlich Maschinen, grobe und feine Eisenwaren, gereinigies Glyjerin, Baumwollengewebe, Loko⸗ motiven, kisenbahnfahr eu ge Fahrräder.

Aus Portugiesisch⸗Dstafrika kommen insbesondere Kautschuk und Guttapercha, Erdnüsse, Mangrove, und Mimosarinde, Wachs und Koprg Gesamteinfuhrwert 227 Mill. Mark = es geben dorthin vornehmlich Eisen⸗ und Baumwollenwaren, Maschinen usw. Flaschen⸗ bier und Zündwaren Gesamtausfuhrwert 4515 Mill. Mark.

Britisch. Westafrika führt bauptsächlich Palmterne ein 87 v. H. des Gesamteinfuhbrwerts von 42,8 Mill. Mark ==, außerdem Palmoͤl, Kautschuk und Guttapercha, Kakaobohnen, Erdnüsse und Nutz⸗ hol; und beyiebt dagegen intbesondere Branntwein in Flaschen, Eisen⸗ und Baumwollenwaren und Parfümerien. Gesamtauzfuhrwert: 62 Mill. Mark.

Aus Deutsch-Ostafrika werden Kautschuk. Kopra, Kaffee, Mauritius. usw. Hanf. Wachs, Mangroherinde und Elfenbein einge⸗ führt Gesamtein fuhr: 2,114 Mill, Mark —; es werden dorthin ausgeführt namentlich Eisenwaren, Flaschenbier, Kleider, Maschinen Gesamtausfubrwert: 2,564 Mill. Mark.

50 v. H. der gesamten Einfubr aus Deutsch⸗Südwestafrika

(Wert zusammen 5,3 Mill. Magk) besteht aus natürlichem Guano,

alsdann aus Goldmünzen, Kupfererzen, Elfenbein, „285 Mill. Mark) aug Eisenbabnschienen, -Laschen, Schwellen, Bier, Kleidern, Eisen und Baumwollwaren, Patronen usw.

Aus Kamerun und Togo, DVeursch, Westafrila, kommen hauptsaͤchlich Kautschuk, Palmer ne, Kakaobohnen, Palmöl, Elfenbein (Gesamteinfubrwert: 4 Mill. Mar), es ehen dorthin Eisen⸗ und Baumwollenwaren, Schießpulver, Bier, Silbermünzen (jusammen Ausfuhrwert: 5.2 Mill. Mark).

Franjösisch⸗Westafrika Gesamteinfubr: 5,8, Ausfuhr dortbin 2,8 Mill. Maik liefert Erdnüsse, Kautschuk, Pal mkerne, Nutzbolm und empfängt Baumwollenwaren, geschälten Reis, Schie ß⸗ pulver und alkoholhaltige Getränke.

Die Einfuhr aus dem Con go staat (6, 97 Mill. Mark) besteht ju 2 p. H. in Kauischuk, alsdann in Elfenbein, Palmkernen, die Ausfuhr dorthin (674000 4) in Flaschenbier, Eisen und Baum⸗ wollenwaren, Schießbedarf.

i,, aus Liberia (Gesamteinfuhrwert: 1,493 Mill. Mark) sind Piassavafasern, Kaffee, Palmkerne, Palmöl, in der Aus—

Kautschuk. 1

fuhr dorthin (472 000 ) sind besonders Gisen und Kupferwaren.

Baumwollgewebe und Reis zu nennen. Nadagas kar (Einfuhr 2192 900 A führt Kautschuk, Rindt⸗

bäute, Vanille, robe Erzeugnisse zu Bürsten ein, die Ausfuhr dorthin

e M) nennt ingbesondere Flaschenbier und Nähmaschinen ohne Marokko liefert besonders Mandeln, dann Leinsgat, Schafwolle, Schaf, und Ziegenfelle, Wachs sjusammen 618 Mill. Mark) und beneht vornehmlich gemünites Silber, Wollenwaren, Kriegsbedarf, Zucker Gisenwaren (iusammen 4048 Marh. ,,,, Einfuhr 6 542 Mill. Mark. Aus= fuhr 1752 Mill. Mark Einfuhrwaren: Aakaobohnen, Kautschuk, Wachs, Etrnüsse usw; Augfuhrwaren: Eisen. und Baumwollenwaren, Schieß pulver Kleider, Bier, Spiritus. Der Verkehr mit Tanis ist unbedeutend: Einfuhr s52 0900 (über S0 v. *. Phosphat), Ausfuhr 641 000 M, vornehmlich Leder, wollene und baumwollene Strumpfwaren. Eisenwaren. ö Der Bezug auß dem übrigen Afrika“ (Wert 145 000 M) estand in Kautschuk. Guttapercha, Nutz bol von nn, usw. ; 2 Versand dorthin (243 0095 46) in Eisenwaren, Schießpulver, Bier, aumwollenen und seidenen Geweben usw.

dauptergebnisse der Bevölkerung sbewegung Rach in Preußen 1903. Nach den neuesten Feststellungen des Königlich preußischen Et tistichen Bureaus kamen im Jahre 1903 1274 666 k—223 r 39 453 Totgeborene, 2585 384 Eheschließungen und t 403 Sterbefälle einschließlich der Totgeborenen bei den, rund . preußischen Standegämtern jur Anmeldung, so daß auf 2 Einwohner 35,8 Geburten, 1655 ehe , n, Personen und 93 Gestorbene entfielen. Gegen das Vorjahr ist demnach die 9 4 weiter gefunken, und auch die Heiratsziffer hat eine 86 bnabme erfabten. Dagegen ist die Sterbeziffer im C6 b. T. gien Diese letztere Tatfache ist bei den sich wiederholenden Ecrehungen nicht besanders aulit und pärftg füt, die, meitzt; 31 iiglung der preußischen Bevölkerung, welche sich in den, letzten ia baten bei geringer Abnahme der , . durch ein ver Cin iam ßig schnelled Sinken der Geburts. und noch schnelleres ö. der 8 kennzeichnet, ohne nachhaltige Bedeutung sein, imd nter eborenen waren durchschnittlich im Jahre 1805 h ö, Städten gö,z und auf dem Lande 57,1 unehel ich Gehorene, 5 a 31,1 Totgeboreng und 248 beim. 26,8 Mehrlingskinder. intel der unchelich Geborenen sind demnach sowohl in den ih ten mie guch guf dem Lande weite; zurückgegangen, während die⸗ . der Totgeborenen in den Städten Cine Geringe Zunahme He, lan, false engt sid In sichtich der Mehrgehutten in en auch im leßten Jahre eine Steigerung.

die wichtigsten Waren der Ausfuhr (Wert jusammen

* . waren unter 1000 ehelich Geborenen durchschnittlich

kinder in rein evangelischen, 383 in rein katbolischen, 58,8 in rein jüdischen und 64,1 in anderen Ehen gehoren. Gegen das Vorjahr, wo sich die entsprechenden Ziffern auf 547, 382, 6.5 und 64, stellten, hat somit die Geburteniahl in rein latholischen Ehen ju, und diejenlge in rein evangelischen and jüdischen Ehen ab— genommen.

Das Durchschnittzaller der Ebeschlie ßenden belief sich, 1903 gleichwie in den beiden Vorlahren he den Männern auf 289 und bei den Frauen auf 287 Jahre. Die Zabl der Eheschließungen iwischen Junggesellen und Jungfrauen ist wiederum verbältnismäßig gestiegen, da 1903 auf 16000 eheschließende Pagre 867 solcher ent- fielen gegen 86 im Jahre 1903 und 865 im Jahre 1901. Ferner befanden sich unter 1099 eheschliekenden Paaren Hol rein evangelische, 299 rein katholische, 8, s rein jüdische und 91 anderen oder gemischten Religionebekenntnisses. Die Ehedauer hat 1909 eine weitere Steigerung erfahren; sie betrug beim Ableben des Mannes durchschnittlich . und bei dem der Frau 240 Jahre, gegen 25,3 beiw, 23,9 im Jahre zuvor.

Die Sterblichkeit des Jahres 1905 war ungünstig. Es starben nämlich

im Jahres durchschnitt bejw. im Jahre 1876/80. 188185 . 1886 90 . 1891195. 1896. 1900

ö. Personen männl. weibl. Geschlechts 354 484 320779 368 360 337 300 363 544 335 294 365 640 338 353 364 656 31 457 1901 373 893 339 848 , . 354 241 323 052 oe 11 337 609. Unter 1000 Gestorbenen befinden sich ferner 502 Kinder unter 15 Jahren (1892 479) und 498 Erwachsene über 15 Jahre (1902 s21) sowie 596 Ledige einschließlich der Kinder, 213 Verheiratete, 159 Verwitwete und 1 Geschiedene. Ferner kamen auf je 1099 Gestorbene 611 Evangelische, 379 Katholiken, 80 Juden und 24 sonstige Christen. Wie herejtz aus den vorstehenden Angaben ersichtlich ist, bat sich die Kindersterblichkeit im Jahre 1803 nicht unerheblich vergrößert. Insbesondere sind auch die Säuglinge daran beteiligt. Denn es starben von 1000 Lebendgeborenen im ersten Lebensjahre im Jahres bei den Ehelichen bei den Unehelichen durchschnitt in den auf dem in den auf dem bezw. im Jahre Städten Lande Städten Lande 187680. 211 183 463 312 188185. 211 186 398 319 1886 90. 210 187 3372 1891 95.. 203 187 355 1896 1900 . 195 185 336 1901. 195 183 334 1802. 162 162 287 ö 158 33 332. Infolge der hohen Kindersterblichkeit ist auch das Durchschnitts⸗ alter aller Gestorbenen gesunken; es betrug 1903 bei den männlichen Personen 28,0 und bei den weiblichen 30,86 Jahre, gegen 292 und 32,1 im Jahre 1902. (Stat Korr.)

Zur Arbeiterbewegung.

Gegen 1500 Ba uan schläger (Schlosser) Berlins und der Umgegend, die sich seit Wochen in einer Lohnbewegung befinden, waren, der Voss. Ztg. zufolge, am Mittwoch versammelt, um den Bericht der Lohnkommission über die Verhandlungen mit der Meister⸗ kommission entgegenzunehmen. Es wurde mitgeteilt, daß die Ver⸗ handlungen mit der Schlosserinnung ergebnislos verlaufen seien Zum Schluß wurde folgende Erklärung angenommen: Sollten die Ver⸗ handlungen der Kommission am Hol den 24. Oktober d. J., nicht zu einem annehmbaren Ergehnis führen und die Bauanschläger dadurch gejwungen werden, in den Ausstand zu treten, so fällt die Verant wortung dafür der Berliner Schlosserinnung zur Last.“

Aut Athen wird dem . W. T. B. gemeldet, daß die Arbeiter im Hafen von Piräus in den Ausstand getreten sind; sie fordern eine Erhöhung des Lohns.

Kunst und Wissenschaft.

Eheschließungs- und Ehescheidungsrecht der Völ ker Europas und iher Kolonien.

Die Völker der europäischen Staaten und ihrer Kolonien be— finden sich auf den verschiedensten Stufen der Kultur, un wie es anders nicht denkbar ist, lassen sich auch in ihrem Eherecht Einflüsse dieser Kulturstufen deutlich erkennen, Von Zeit zu Zeit bieten die Tagesblätter ihrem Publikum als Neuigkeit Nachrichten über das Matriarchat im süblichen Afrika und auf Inseln der Südsee, während doch jedem Kundigen die Verbreitung dieser altertümlichen Sitte in jenen Gegenden wohlbekannt ist. In dem schon an anderer Stelle besprochenen, von dem Gebeimen Oberjustizrat Dr. Franz Leske und dem Juftijrat Dr. W. Loewenfeld herausgegebenen Werke „Das Gherecht der europäischen Staaten und ihrer Kolonien“ 96 Heymanns Verlag, Berlin), dessen wertvollem Material die ö Mitteilungen eninommen sind, begegnen wir aber einer woblbezeugten Nachricht aus unserem eigenen Erdteil und unserer Gegenwart. In Bulgarien gilt noch beutigen Tags als Ehescheidungs⸗ grund, wenn die Ehegattin obne triftigen Grund ihren Gatten davon jagt und ihn innerbalb dreier Jahre troß Ermahnung der geistlichen Behörde nicht wieder bei sh aufnimmt. Der Bearbeiter des Ehe- rechts dieses Balkanstaates, bulgarischer Leggtionssekretär Dr, Schisch⸗ manow in Wien, bemerkt hieriu⸗ So seltsam dies auch klingt, so hat der bulgarische Gesetzgeber doch die einheimischen Sitten vor Augen gehabt, da in einzelnen Gegenden Bulgariens, besonders dort, wo die Berölkerung mit Griechen gemischt ist (Südbulgarien, wie auch die Kreise von Warna, Burgas und zum Teil Trnowo), die Frauen wabre Amazonen sind und das Zepter in der Hand haben.“ So gemahnt ferner an frühe Stufen des Rechts, daß noch heute in Montenegro die Wahlbrüderschaft als ECbehindernls gilt. Das Recht der Türken, auf deren Polvgamie nur hingewiesen zu werden braucht, kennt beute noch eine Ehegabe, einen Kaufpreis für die Frau und gewährt dem Mann das Recht, die Frau ohne Angabe eines Grundes zu verstoßen. Dort werden auch die minder⸗ jäbrigen Kinder von ihren Gewalthabern noch zur Verheiratung gezwungen. Eine Erinnerung an die alten Hauegenossenschaften scheint es zu sein, daß in Rußland die , der Eltern zur Eheschließung ohne Rüchicht auf das Alter der Kinder vorgeschrieben ist. 8 Fort⸗ bestehen der alten slavischen Hauskommunionen wird in dem genannten Werke aus bäuerlichen Gegenden Bulgariens wie auch Montenegros bejeugt. In dem letzteren Lande müssen nach der herrschenden Rechts- sitte die Eltern zür Verheiratung der Tochter die Zustimmung der männlichen Mitglieder der Familie in dem weiten Sinne, den dieses Wort in . Gegenden hat, einholen. Damit steht wohl auch in Zusammenhang, daß die griechischkatholische Kirche das Ehehindernis der Verwandtschaft in der Seitenlinie bis zum 7 Grad ausdehnt, was in Serbien, wo sich die Hausgenossenschalten bis in die neuere Zeit erbalten haben, sogar auf den 8. Grad erstreck ist.

e , n. ist ez, die Formen der Gheschließung in den einzelnen Ländern zu verfolgen. Außer im Deutschen Reiche ist noch in der Schweiz, den Niederlanden Belgien, Luxemburg, Frankreich, Monaco, Italien. Ungarn (mit Ansnahme a Kroatien und Slavon ien) und Rumänen nur Zivile he, in Rußland, Finnland, Bulgarien, Serbien, Montenegro, Kroatien, Slavonien und Griechen⸗ land nur Kar iche Gbeschließung zulässig. In Rußland wird die rein kirchliche Cheschließung so streng gehandhabt, daß sein Bei⸗ tritt zur Haager Konvention über das internationale Recht der Ebe—

schließung daran gescheitert ist, daß Rußland an d d st⸗ hielt, die im Uueland von Russen nicht

Ehen sollten nicht nur in Rußland, sondern auch im Staat; der Eheschließung selbst schlechthin nichtig sein. In Dänemark, Norwegen und Schwe den bildet ebenfalls die kirchliche Ebeschließung die Regel; nur als Nothilfe wurde dort die Zivilebe anerkannt, in Daͤnemark und Norwegen für den Fall, daß kein Pfarrer verpflichtet ist, die Brautleute zu trauen, d. h wenn sie nicht beide seiner Kirchen⸗ emeinschaft angehören, in Schweden für die aus der lutherischen Kirche Ausgetretenen, bei Ehen iwischen Juden und gere. sowie jwischen Christen, die keine trauberechtigte Geistlichkeit haben, während bei Ehen jwischen Angeboörigen verschiedener christlicher Kirchen, von denen eine oder beide trauberechtigte Geistlich: baben, in Schweden Wabl mwischen bürgerlicher Ebeschließung und kirchlicher Trauung be—= stebt. In Oesterreich sind für Angehörige einer anerkannten Reli⸗ n,, nur kirchliche Eheschließung und (wenn ein Seel⸗ orger die Vornahme des Aufgebots oder die Entgegennahme der feierlichen Erklärung der Ginwilligung jur Ehe aus einem von der k des Staatg nicht anerkannten Grunde verweigert) Not⸗ nwilebe. für andere ist. nur Zivil ehe zulässig, in Sxanien

und Portugal für Katholiken nur kirchliche Gheschließung, für

andere nur Zivilehe. In England und Irland haben die Ver⸗

lobten die Wahl, zwischen kirchlicher und standesamtlicher Form,

in Schottland jwischen kirchlicher Form (regulärer Ehe) und bloßer Willengeinlgung in beliebiger Ausdrucksform (irregulärer Ehe). Wie

konservativ man in England, insbesondere in der Wahrung altertüm⸗

licher Foͤrmlichkeiten, ist, erhellt daraus, daß dort bei der Eheschließung

die Frau dem Mann noch ausdrücklich nach alten Formeln Gehoisam

zu versprechen bat. In manchen der canadischen Provinzen kann die ECheschließung auch vor Kommissaren und Stabzoffizieren der Heils

armee erfolgen, was auf, den gan ungewöbnlichen Einfluß hinweist, den die Heilsarmee in jenen Gegenden besitzen muß Nach dem Recht der Türken hat die Bekundung der Willenzeinigung vor jwei Zeugen stattzufinden; die Anwesenheit des Imam lgeistlichen Vor⸗ stebers des Viertele) ist vorgeschrieben, aber nicht wesentlich.

In der griechisch kotholnchen Kirche tritt auch die bob, Be⸗—

deutung der Verlobunz äußerlich dadurch bervor, daß sie durch den Priester eingesegnet wird; sie wird dort auch als Anfang der Ehe ihr geradezu gleichgestellt. Auf Kinderverlobungen in alter . deutet hin, daß in Montenegro eine Verbeiratung vor Eintritt der Geschlechts⸗ reite möglich ist, die Ehe vor diesem Zeitpunkt aber nicht als voll⸗ zogen gilt. . meisten europäischen Staaten haben den Grundsatz der Auf⸗ lös lichkeit rer Ehe durch Richterspruch aus bestimmten Gründen in Staatsgesetzen sanktioniert. Nur in Italien, Spanien, Portugal, Monaco und Irland hat kein Gericht das Recht, eine Löfung dez Ehebandes durch Urteil auszusprechen; in diesen Ländern ist lediglich Trennung von Tisch und Bett unter bestimmten Voraussetzungen gestattet und die gültige Ehe nur durch den Tod eines Ebegatten lösbar. In Desterreich und Kroatien ⸗Slavonien kann die Aufiösung der Ehe durch richterliches Urteil aus gewissen Gründen dann gefordert werden, wenn zur Zeit der Eheschließung keiner von beiden Teilen römisch⸗katholisch war; bei Eben römis katholischer Peifonen darf auch in diesen Ländern nur auf Trennung von Tisch und Bett erkannt werden. Gbenso hat es Rußland für Römisch— katbolische bei dem Recht ihrer Kirche bewenden lassen, das nur Trennung von Tisch und Bett kennt. Nach türkischem Recht kann eine Ehe bei Lebjeiten der Ehegatten durch Privatakte (Ehescheidung auf Grund Uebereinkommens, Verstoßung der Gattin), Durch richterlich Trennung (im Falle einer Scheidungsklage der Frau, ferner wenn die Frau die Beschuldigung des Ehebruchs durch Eise und Ver⸗ wünschung zurückweist), endlich ipso facto mit dem Eintritt gewisser Tatsachen (Gelübde der Enthaltsamkeit, Abfall eines Ebegatten vom Islam) gelöst werden. Die Gründe, aus denen ein Ehegatte gericht · liche Scheidung der Ehe ferdern kann, sind in Rußlamd, Bulgarien, Griechenland, Serbien, Montenegro, Kroatien⸗Slavonien (bei Eben von Griechisch⸗ Orthodoxen, Protestauten und Juden) und auch in Desterreich (bei Ehen von nicht römisch- katholischen Personen), der Schweiz. Belgien und Luxemburg weit jablreicher als in den übrigen europäischen Staaten, die in Staatsgesetzen die Auflöelichkeit der Ehe durch Richterspruch anerkannt haben. So sind in. Rußland, Bulgarien, Griechenland, Serbien, Montenegro und bei Ehen griechisch orthodoxer Personen in Kroatien. Slavonien nach dem in diesen Ländern geltenden Rechte u. a. auch Hochverrat, Ver= schickung nach Sibirien (in Rußland), längere Kriegsgefangenschaft (in Griechenland), Bedrückung der Religionsfreibeit des orthedoren Gatten, Abfall vom orthodoxen Glauben, Religionsverschiedenheit infolge Be—⸗ kehrung eines Gatten zum orthodoxen Glauben, Hebung des eigenen Kindes aus der Taufe, Eintritt in ein Kloster, unversöhnlicher Haß, von der Frau gegen den Mann Reimal verübier Diebstahl, nicht nur Geisteskrankbeit, sondern auch Epilepsie und gewisse andere Krank⸗ heiten sowie Trunksucht Ehescheidungsgründe. Das Einverständnis beider Ehegatten ist alt ein genügender Grund zur völligen Lösung der Ehe gesetzlich anerkannt außer in der Türkei noch in Belgien (sofern die Ehe minzestens 2, aber nech nicht 20 Jahre bestanden hat und die . noch nicht 45 Jabre alt ist), in Luxemburg (mit derselben Beschräͤnkung wie in Belgien) in der Schweiz Csofern sich aut den Verhältnissen ergibt, Laß ein ferneres Zusammenleben der Ehegatten mit dem Wesen der Ehe unverträglich ist) und in Oesterreich (bei Eben von nicht römisch katholischen Personen). Die willkürliche Scheidung als Recht des Mannes (Verstoßung der Frau) findet sich in Europa beute nur noch in der Türkei. Vielfach ist aber noch, als letzte Nachwirkung, die Erschwerung der Ehescheidung bezw. der Trennung von Tisch und Bett für die Trau bei Ehebruch des Mannes . Recht: in Belgien, Spanien, Portugal, Großbritannien und Irland, Griechenland. Ein wesenilicher Schutz der Frau ist im neuesten englischen Recht in praktischer Weise durch die auf ihren Antrag vom Polizeirichter in einem abgekürzten Verfahren auszusprechende Trennung für solche Fälle erreicht, die der Frau ein Zusammen leben mit dem Mann zur moralischen Unmöglichkeit machen, z B. bei Verurteilung des Mannes wegen brutaler Mißhandlung der Frau bei böslicher Verlassung. Versagung des Unterhalts oder Trunffucht. Bezeichnend für die englischen Zustände ist es, daß dasselbe Recht auch dem Ehemann der trunksüchtigen Frau eingeräumt ist. Diese auf eine Legalisierung des . Separiertlebens! hinauzkommende Rechtz⸗« einrichtung haben auch die meisten englischen Kolonien eingeführt. Die Folge des Ehebruchs ist in einzelnen Ländern dahin geordnet, daß der schuldige Ehegatte überhaupt nicht mehr helraten darf, so in Rußland und für die Ehefrau in Griechenland.

In Zweibrücken ist, wie W. T. B.“ meldet, der Orientali Regierungsrat Dr. Emil Schlagintweit, der jüngste und ag. Ueberlebende von fünf Brüdern, die der Wssenschaft hervorragende Dienste geleistet haben, gestern aus dem Leben geschieden. Er war am 7. Juli 1835 geboren, widmete sich zunächst der Rechtswissenschaft wandte sich aber ( S5 h) zu Berlin gleichzeitig auch der Orientkunde zu. Nach Beendigung seiner Studien trat er in den bayerischen Verwaltungs- dienst, in dem er es bis zum Regierungsrat brachte. Nachdem er 65 die tibetische Sprache angeeignet, gab er nach den Handschriften seiner Brüder in englischer Sprache ein Buch über den Budzhismus (1863) heraus und veröffentlichte mit Untrstützung der baverischen Akanemie der Wissenschaften Die Könige von Tihet? (München 1865) und Die Gottesurteile der Indier“ (1866) Nach, einem umfangreichen Quellenmaterial warde bearbtitet „Indien in Wort und Bild! (2 Bde. 2. Aufl. Leipzig 1890). Nach dem Tode der Brüder machte Emil Schlagintweit deren große Sammlungen durch Kataloge und. Aufstellung in öffentlichen Museen, meist im Deutschen Reiche, allgemein zugänglich.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln. Bulgarien.

Die bulgarische Regierung hat die für Herkünfte von Smvrna angeordneten Quarantäne naßregeln wieder aufge⸗

hoben. (Vergl. R. Anz vom 6. d. M., Nr. 236.)