1904 / 251 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Oct 1904 18:00:01 GMT) scan diff

preußischen Heeres in das Leben gerufen. In den parlamentarischen Kämpfen um die Armeeorganisation, den schwersten inneren Kämpfen, die den Staat in allen Fugen erschütterten, hat General von Roon unerschrocken und unermüdlich, fest und beharrlich auf der Bresche Tapfer und unbeugsam vor den Rechten seines Königs und der Zukunft seines Vaterlandes. In diesen schweren Kämpfen langten die glänzenden Eigenschaften, die der König frühzeitig an oon wahrgenommen und in ihm das Werkzeug seiner ö tigung: ‚unbeugsamer Wille, flichttreue, Selbstlosigkeit und Selbständigkeit, hingebende Treue Aus diesen Kämpfen ist die geschicht⸗

n läne erkennen ließ, zu glänzendster Betä harakterfestig⸗ en seinen Königlichen . e Gestalt Roons emporgewachsen. .

Die Arbeit seines Lebens aber hat der Kriegsminister von Roon gekeönt gesehen in weltgeschichtlichen Entscheidungen. Drei Kriege fielen in seine Amtszeit, zu denen er das ) Schier unendlich war das preußische Heer, das in unerschöpflichen Freund und Feind 1866 in das In den schwierigsten Augenblicken der Nicolsburger eriode konnte der Kriegsminster seinem König mit ruhige aussprechen: ‚daß, wenn die Politik es verlange, die Fortsetzung des Krieges auch nach zwei Fronten vorhanden seien'. Sein Tagen: ‚Gott gebe ferner helle Augen und feste Als wenige Jahre später die große die in mächtigem A

Heer sorglich vorbereitet hatte.

ormationen zum Erstaunen von eld rückte.

sollte sich erfüllen. Entscheidungsstunde nationalen

schwunge des Geistes die vaterländischen Kräfte zu einheitlichem Han zusammenfaßte, da fand die treue, mühselige Arbeit des Kriegsministers ihren schönsten Lohn. In der Nacht vom 15. zum 16. Juli 1870 flog nach beendetem Vortrag bei Seiner Majestät dem König das von Roons Hand niedergeschriebene Telegramm durch die deutschen Lande: Die Armee ist planmäßig mobil zu machen“; und es verdient der Vergessenheit entrissen zu werden, daß Roon die folgenden 14 Tage später als die sorgen. und arbeitslosesten seines Dienstlebens bezeichnen konnte. Ungeachtet der völlig unerwarteten Mobilmachung mitten in der Urlaubszeit des Hochsommers hatten der Kriegsminister und seine Organe in der ganzen Mobilmachungeperiode auch nicht eine Anfrage der Generalkommandos zu beantworten gehabt.

Roon hat sich auf der Höhe seines Wi Feldwebel bezeichnet. Der Konig aber hat ihm den Feldmarschallstab in die Hand gelegt, die zwar nicht Heere zum Siege geführt, aber sie geschaffen und in sorglicher Ausführung der ihnen vom König ge= gebenen mustergültigen Srganisation für den Sieg vorbereitet hat. Das war Königliche Anerkennung für den treuen Diener!

Allergnädigster Kaiser, König und Herr!

Nach der Errichlung des Denkmals für den Generalfeldmarschall Graf von Moltke wird dieser Königsplatz eine geweihte Stätte so n, wie kaum eine andere Nation sie auf— uns nicht an vorübergehenden Kriegs- und Schlachtenruhm mahnen, sondern von den großen, dauernden Schöpfungen zeugen sollen, welche wir mit der Einsetzung unserer besten Kraft gewonnen haben; von dem endlichen Besitz der nationalen Güter, auf welche das Sehnen und Ringen ganzer Geschlechter ver An dem Reiterbilde König Friedrich arten lesen wir unter der Gestalt der Borussig hart bedränget von deiner Jugend auf, Dort der Anfang des in Tilsit eges, hier sein glorreicher Versailler Abschluß. Möge denn uns und den fernsten Enkeln diese geweihte Stätte eine ewige und mit 1000 Zungen redende Mahnun ; Geschicke des Vaterlandes nicht dem Parteigeist, nicht dem Streit sondern sich allezeit bewußt zu bleiben, daß der große Name Deutschland, den wir unter der Führung jener oßen Männer erst zu seiner Bedeutung gebracht haben, jedem eutschen große Pflichten auferlegt, Pflichten, die nicht mit Festes stimmung, mit Worten und Liedern, sondern durch ernste, männliche Tat erfüllt sein wollen! Wir Lebenden aber, die wir uns in dieser Stunde von dem Geist jener großen Zeit umweht und getragen

elübde an das Vaterland in den alten euschwur des echten Soldatenherzens kleiden: sser und König unser Kriegsherr Hurra!!!“ efallen war, wurde

rkens als des Königs

glorreicher Erinnerungen sei zuweisen hat,

blich gerichtet gewesen war. ilhelm III. im Lust die Worte: aber sie haben dich nicht überrascht“. beschrittenen, langen

bleiben: die großen

des Tages unterzuordnen,

wissen, wir wollen dieses und doch ewig jungen Tr „Seine Majestaͤt der Ka

Nachdem die Hülle des Denkmals dieses von den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften besichtigt. Ein Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie schloß die

Das Denkmal besteht aus einer 5 m hohen deg verewigten Feldmarschalls, die sich auf einem ebenso hohen Postament aus poliertem schwedischen Labrador erheht. Die vier Ecken bilden kannelierte Rundsäulen, und der Architrav hat eine wuchtige Form. In großen Lettern ist vorn der Name „Roon“ eingemeißelt; darüber ist ein großes eisernes Das Denkmal wird umgeben von einer halbrunden niedrigen Rüstung aus Labrador mit zwei kräft An diese Pfeiler lehnen si bronzene, bandumwundene Lorbeerkränze. Die Schleifen des eichnen die wichtigsten Daten aus dem

ronzestatue

Kreuz angebracht. abschließenden Endpfeilern.

einen Kranzes ver Leben des Feldmar

In der am 2. Oktober d. J. unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner abgehaltenen Plenar Bundesrats wurde die Vorlage, betreffend A eichnisses der Herkunfts- und Bestimmungsländer für die Warenverkehrs mit Auslande, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Den Ausschußanträgen,

ung des erung des

Anschreibungen

Aenderung Wilhelm ⸗Kanal Niederlageregulativs, die Vornahme einer Viehzählung am ember 1904, die Uebersicht der Reichsausgaben und einnahmen für das Jahr 1902 und die Allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für das Jahr 1895, wurde die Zu⸗ r Ferner wurde über die Neuwahl eines nichtständigen Mitglieds des Reichsversicherungsamts Beschluß Außerdem wurde eine Reihe von Eingaben erledigt.

betreffend

stimmung erteilt.

Der Fürstlich lippische Staatsminister Gevekot ist hier angekommen.

Deutsche Kolonien.

Ein vorgestern in Berlin eingegangenes Telegramm des Generalkonsulats in Kapstadt meldet, dem ‚W. T. B. zufolge: Die Kompagnie Wehle wurde am 5. . M. im Lager Sturmact⸗ werft beim Wasserfall (Hurub) bei Tagesanbruch von Moren ga mit 150 Gewehren angegriffen. Karrasberge zurückgewor Verstärkung unmöglich.

Der Feind wurde in die n, die Verfolgung war aber ohne er Feind hat 11 Tote zurückgelassen, sein Verlust ist aber zweifellos erheblich stärker. von Lengerke beabsichtigt, vorläufig in Warmbad und Sand⸗ fontein zu bleiben.

Nach mehreren, kurz nacheinander in Berlin eingegangenen Gouverneurs von Deutsch⸗Südwestafrika,

Meldungen des aus Rehoboth sind die

Obersten Leutwein Gibeon und Umgegend vom Feinde

sammelt sich haupt⸗

sächlich bei Marienthal. Geitsabis ist stark, vom Feinde he⸗ setzt. Die Station Pforte, deren tung, sich nach Dassie⸗ fontein zurückgezogen . ist zerstört. ie Besatzung von Falkenhorst befindet sich in Gibeon. Die Gochasleute sind aufständisch. Die Veldschoendrager und Bersabaner sind noch ruhig. Der Kapitän der letzteren hat Hendrik Witbois Brief dem Bezirksamtmann übergeben und um deutsche Soldaten gebeten. Unruhig sind die Bethanier und die Leute von Warmbad. Als sicher tot sind gemeldet: n l. von Burgs dorff, 2 Unteroffiziere, Missionstechniker Holzapfel, 4 Farmer, 10 Buren.

In dem Gefecht, das am 15. Oktober bei Osowandimee stattgefunden hat, ist der Reiter Gottfried Wurg aus Krune bei Schockwitz, früher im Husarenregiment Nr. 10, gefallen; verwundet wurden: Ünteroffizier Karl Schmarsow aus Bützow (Mecklenburg), früher im Ulanenregiment Nr. 11 Schuß in die rechte Schulter und Streifschuß ins Kinn), Reiter Karl Peter aus Frankfurt a. O., früher im Infanterieregiment Nr. 59 (Weichteilschuß in den rechten Oberarm), und Reiter Gottlob Haußer aus Fißlerhof (Württemberg), früher im Artillerieregiment Nr. 65 (Fleisch⸗ schuß in den rechten Oberschenkel)

An Typhus gestorben sind: Gefreiter Ernst Franke von der 2. Kompagnie des Regiments Nr. 2, geboren am 6. Juni 1882 in Menden, am 17. Oktober und Reiter Josef Kruschinski, geboren am 14 März 1882 in Zahr—⸗ ewo, Kreis Bomst, am 19. Oktober im Lazarett zu

tjimbinde; Gefreiter Alwin Kunze, früher im Artillerie⸗ regiment Nr. 10, geboren am 13. Mai 1882 zu Bautzen in Sachsen, am 15. Oktober im Lazarett zu Epukiro; Unteroffizier Erich Waldemar Raddatz von der 2. Kom⸗ pagnie des 2. Feldregiments, geboren am 2. Juli 1879 zu Friedeberg (Kreis Schubin), früher im Dragonerregiment Nr. 12, am 21. Oktober im Lazarett zu Okahandja; Reiter Friedrich Robert Esser J. vom 2. Feldregiment, geboren am I4. November 1882 in Offenbach a. M., früher im Infanterie⸗ regiment Nr. 117, am 21. Oktober im Lazarett zu Otjosondu.

Nach einem in Berlin über Sydney eingegangenen amt⸗ lichen Telegramm des Gouverneurs von Deutsch-Neu— Guinea ist die Verfolgung der bei dem Ueberfall der Missionsstationen in den Bainingbergen auf Neupomm ern beteiligt r men, . beendet. Die Schuldigen sind sämtlich bestraft, die Mörder hingerichtet.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die „Neue Freie Presse“ meldet, im Hinblick auf die bevorstehende Session des Reichsrats seien Verhand— lungen mit den Tschechen im Zuge, um eine wirtschaftliche Kompromißpolitik anzubahnen. Es handele sich darum, die Notstandsvorlagen, das Budget und den Zolltarif aus der Obstruktion auszuschalten.

Als am Sonnabend vormittag der Bürgermeister von Wien Dr. Lueger bei der Enthüllung eines Monumental⸗ brunnens im . Bezirk, die zur Feier seines 60. Geburts— tages stattfand, eine Ansprache des Bezirksvorstehers beant— wortete, kam es, dem W. T. B.“ zufolge, zu wiederholten Kundgebungen pon seiten der Sozialdemokraten.

Gestern wurden in Prag, Lemberg, Brünn und Budweis Kundgebungen der Sozialdemokraten für das , . Wahlrecht veranstaltet. Die Teilnehmer hielten Versammlungen ab und zogen unter Absingen von Arbeiterliedern und unter Hochrufen auf das allgemeine Wahlrecht durch die Straßen. Es fanden keine Zwischen— fälle statt.

In der Schlußsitzung des schlesischen Landtags führte der Stellvertreter des Landeshauptmanns, Kardinal Kopp aus, er sei von autoritativer Seite ermächtigt, zu erklären, daß die Regierung ihr Augenmerk darauf richte, eine für alle Teile befriedigende dauernde ae, der Frage der Parallelklassen in den Lehrerbildungsanstalten zu sinden.

Großbritannien und Irland.

Ein gestern in London eingetroffenes Telegramm aus Hull meldet, wie „W. T. B.“ berichtet, die russische Ostsee⸗ flotte habe zwei Fischerboote aus Hull angerannt und zum Sinken gebracht. Achtzehn Fischer seien erkrunken. Es verlaute, das russische Geschwader habe auf die Fischerflotte gefeuert. Ein englischer Kapitän sei getötet worden.

Ein weiteres Telegramm des „W. T. B.“ besagt, die Anwälte der Reeder von 50 Fischerbooten aus Hull hätten das Auswärtige Amt und die Admiralität von dem Angriff des baltischen Geschwaders in Kenntnis ge— setzt. Die erste Abteilung der russischen Flotte habe die Fischerboote um Mitternacht vom 21. zum 22. d. M. passiert. Der Rest des Geschwaders, der später gefolgt sei, habe Schein⸗ werfer auf die englische Fischerflotte gerichtet und zu gleicher Zeit das Feuer eröffnet. Das Boot „Crane“ sei zum Sinken gebracht worden. Die Leichen des Kapitäns und des ersten Offiziers, denen der Kopf weggerissen war, seien geborgen und nach Hull hach worden. An Bord der n fe, Schiffe

d. i noch mehrere Verwundete. Die Boote „Moulmein“ und „Mino“ seien durch das Feuer der Russen schwer beschädigt in Hull angekommen. „Mino“ habe 16 Lecke.

Man fürchte, daß noch ein weiteres Fischerboot mit der Mann⸗ schaft gesunken sei,

Die „Preß Association“ meldet noch folgendes aus Hull, vom gestrigen Tage: Die in Hull einfahrenden Fischerdampfer waren volklftändig zerschossen; der stark beschädigte Dampfer „Moulmein“ trug! die Flagge halhmast. Der Kapitän berichtet, daß die Flotte vor Gan cocok und Great Norson 2X0 englische Meilen nordöstlich während eines Sturmes gefischt habe, als am Sonnabend früh 1 Uhr bei trübem Wetter die Umrisse von großen Schiffen aufgetaucht seien. Während die

Fischer die Schiffe, die offenbar Kriegsschiffe waren, betrachteten, hätten diese ihre Scheinwerfer auf die

Fischerboote Licht werfen lassen. Dann seien kleinere Schiffe, anscheinend Torpedoboote, näher gekommen, als ob sie beab⸗ sichtigten, Mannschaften an Bord der Fischerfahrzeuge zu senden, seien aber wieder zurückgefahren; hierauf sei das Feuer eröffnet und einige Boote getroffen worden. Der Fischdampfer „Mino“ sei von vorn bis hinten vollständig durchlöchert, glücklicher⸗ weise aber nicht unter der Wasserlinie. Das Feuer habe wanzig Minuten gewährt. Nach Einstellung des Feuers seien ie nn Schiffe schnell davongefahren. Ein Dampfer habe durch Raketen signalisiert, daß er in. Not sei; dies sei der Dampfer „Crane“ gewesen, der am Sinken war. Der Maschinist habe eine schwere Verwundung an der Brust gehaht, einem Matrosen sei die Hand abgeschossen gewesen.

Auf Deck hätten die Leichen des Kapitäns und eines Matrosen gelegen, beiden sei der Kopf abgerissen gewesen. Die Leichen seien an Bord des ‚„Moulmein“, die Verwundeten an Bord anderer Schiffe genommen worden. Die Schwer⸗ verwundeten hätten in dem Lazarett der Fischerflottille Auf— nahme gefunden. Die Docks in Hull hätten, da sich die Volks—⸗ massen hineindrängten, geschlossen werden ö Die Namen der russischen Schiffe seien nicht festgestellt. In Hull sei die Entrüstung über den Vorfall allgemein; die Bevölkerung hoffe, daß die russische Flotte werde aufgehalten werden, um eine Erklärung des Vorfalls zu geben. Nach Meldung Londoner Blätter belgufe sich die Zahl der bisher auf dem Lazarettschiff gn n Verwundeten auf 29. Das Pariser Journal Matin“ meldet aus London, der Angriff der russischen Flotte auf die englischen . cherboote bei Hull . in London große Aufregung e

rvorgerufen. Der russische Botschafter in London habe erklärt, daß das Vorkommnis zweifellos irgend einem Mißverständnis Russen dürften

wohl geglaubt en, daß die Boote im Dienste der Japaner ständen und feindselige Absichten hätten. Es wurde für die Bogte in diesem Falle in der Tat leicht ge— wesen sein, an die russischen Schiffe heranzukommen und Tor— pedos abzufeuern. Wenn bewiesen werde, daß tatsächlich nur harmlose Fischer getötet und verwundet worden seien, . werde dieser Vorfall in Rußland das größte Bedauern hervorrufen.

Nach Meldungen Lloyds passierten gestern 4 russische Torpedoboote um 121½ Uhr Nachmittags St. Catherines Point auf der Fahrt nach Osten. Um 5 Uhr 40 Minuten Nachmittags fuhren 11 russische Schiffe, nach Westen steuernd, bei Dungeneß vorbei. Wie Lloyd ferner von St. Cath erines Point meldet, passierte dort eine russische Flottille um 5 Uhr 47 Minuten Nachmittags.

Frankreich.

Der König von Griechenland stattete am Sonnabend—⸗ nachmittag, wie W. T. B.“ meldet, dem Präsidenten Loubet ,. Besuch ab, den der Präsident im Laufe des Abends erwiderte.

Bei der gestern in Saint-Etienne vorgenommenen Wahl eines Senators an Stelle von Waldeck⸗-⸗Rousseau wurde der Deputierte Audiffred (Fortschrittspartei) gewählt.

Die Deputiertenkammer setzte am Sonnabend die Be⸗ ratung der Interpellation über die Kirchenpolitik fort. Der Deputierte Hubbard (Sozialistisch⸗Radikaler) erklärte, das Land sei für Trennung von Kirche und Staat. Der Redner warf dem Minister⸗ präsidenten und dem Minister des Auswärtigen ihre Schwäche gegen⸗ über dem Vatikan vor; man hätte das Konkordat gelegentlich

, , . sei. Die .

der Angelegenheit der Bischöfe von Dijon und Laval kündigen sollen. Die Regierung müsse die Initiative be— züglich der Trennung von Kirche und Staat ergreifen. Der

Deputierte En gerand (Nationalist) wünschte, daß vor einem Be⸗ schluß über die Trennung eine allgemeine Volksabstimmung über die Frage veranstaltet werde. Der Ministerpräsident Com bes erklärte, die füngsten Vorfälle mit den Bischöfen hätten die Unmöglichkeit dar⸗ getan, das Konkordatsverhältnis aufrechtzuerhalten, und erinnerte an die Aufforderung des Vatikans an die Bischöfe von Laval

und Dijon, trotz des Verbots der Regierung sich nach Rom zu begeben. Der Vatikan habe deutlich seine Mißachtung vor dem Konkordat und den Rechten Frankreichs bewiesen.

Die Regierung habe den Vatikan zur Erfüllung seiner Verbindlich⸗ keiten aufgefordert und verlangt, daß die Briefe an die beiden . zurückgezogen würden. Da sie keine Genugtuung erhalten bebe abe sie den Botschafter beim Vatikan abberufen. er Papst abe den Bischof von Laval gemaßregelt, weil dieser zunächst der Re⸗ n, . unterworfen und sich geweigert habe, das Uebergewicht der geist⸗ ichen Macht über die weltliche anzuerkennen. Der Bischof von Dijon sei auch, von der royalistischen Qpposition angegriffen worden. Keine Regierung habe je eine Einmischung des päpstlichen Nuntius ertragen. Das Einvernehmen, das nötig sei, um einen Geistlichen zum Bischof zu machen, sei auch nötig, um ihn abzusetzen. Die Geistlichkeit habe durch ihre Angriffe die Geduld der republikanischen Partei erschöpft. Nachdem der Ministerpraͤsident dann auf die Kundgebungen bei der Schließung der Schulen und auf die Angriffe gegen den Präsidenten Loubet wegen seiner Romreise hingewiesen, fuhr er fort: „Die Trennung der Kirche vom Staat ist unvermeidlich geworden, Alle Gewalten, die den Vatikan zu bewegen suchten, ihr Übergewicht in weltlichen Dingen anzuerkennen, haben ihre Mühe vergeblich auf⸗ gewendet. Diejenigen, welche ein neues Konkordat zustande bringen wollten, würden düpiert werden und die Regierung schließlich zur Ohnmacht verurteilt sein. „Ich will die Freiheit der Kirche in einem mit unsern übrigen Freiheiten vereinbaren Maße. In Wirklichkeit ist der Papst derjenige, der die Trennung wollte; er will den Staat untersochen, wie er die Kirche unterjecht hat. Man sprach von einem Gang nach Canossa. Mag nach Canossa gehen, wer will; was mich betrifft, so gestattet es mir weder mein Alter, noch meine Geschmacksrichtung, mich dahin zu begeben. Nach dem Ministerpräsidenten nahm der Deputierte Ribot das Wort und sagte: „Die Vorgänger Combes' haben diese Frage mit Vornehmheit behandelt. Combes dagegen hat von heiligen Dingen mit Leicht, fertigkeit gesprochen, er ist ein Theologe, der sich in die Politik verirrt hat.“ Als der Redner dann das Verhalten rn.

demjenigen Combes' gegenüherstellte rief der Mi nister. präsident: „Wenn Sie glauben, mich in Gegensatz zu Bourgeois bringen zu können, so verschwenden Sie Zeit und Mühe vergebens.“ Ribot entgegnete: Man kann doch seine

Meinung frei aussprechen. Der Min isterpräsident rief: Frei, aber nicht frech! Rihot verließ sofort die Tribüne unter wieder- holtem Beifall der Rechten und des Zentrums und großer Erregung des Hauses. Der Ministerpräsident wollte sich äußern, aber die Rechte und das Zentrum übertönten seine Stimme. GCombes

begab sich zum Präsidenten und sprach mit ihm. Dieser teilte mit, der inifterpräfident nehme seine Worte zurück. Ribot betrat hierauf unter dem Beifall der Rechten, des

Zentrums und eines Teiles der Linken wiederum die Rednertribüne und führte aus: „Nicht Combes, sondern dem Parlament steht es zu, das Konkordat zu lösen. Mit Trauer im Herzen haben wir der Abberufung unseres Botschafters zugestimmt. Frankreich kann den Beziehungen zum wäpstlichen Stuhle nicht entsagen. Was die Er⸗ nennung der Bischöfe betrifft, so haben die vorhergehenden Re⸗ ierungen keineswegs die Rechte des Staates aufgegeben; Sie werfen ihnen vor, Bischöfe ernannt zu haben, die der Republik feindlich ge—⸗ sinnt gewesen seien; aber mehrere von den am feindlichsten gesinnten gehören gerade zu denjenigen, die dem päpstlichen Stuhle n, drängt waren. Was die geistliche Zucht betrifft, so muß die Re⸗ gierung sich mit dem . Stuhl ins Einvernehmen setzen. Sodann warf der Redner der Regierung vor, daß sie sich nicht mit dem Nuntius wegen der Bischöfe verständigt habe; denn dann würde der Papst nachgegeben haben. Die Regierung habe einen Bruch gewollt, . werde die Verantwortung dafür tragen. Ribot schloß: „Ich und meine Freunde sind gegen die Trennung von Kirche und Staat; Decchanel hat nur für seine Person gesprochen. Nicht im Kampfe mit der Kirche darf die Trennung vollzogen werden. Es handelt sich um eine Um. waͤlzung, die nur im Einvernehmen mit den Katholiken durchgefübrt werden darf. Wir können uns der Politik der Regierung nicht anschließen; niemals werden meine Freunde und ich eine solche Verantwortli keit übernehmen.. Die Diskussion wurde hierauf geschlossen, und mehrere Tagesordnungen wurden eingebracht. Der Mintsterpräsident Combes

digen Bedingungen beobachtet. r lune ostoc ist entsprechend abzuändern.

des Komitees bedeuten m einen gewissen Eftim gerichteter Brief, befaßt sich ein— gehend mit der Besetzung der Lehrerstellen in Monastir. In dem Schreiben wird ausgeführt, daß das Exarchat die darauf bezüglichen Wünsche des Komitees nicht 9.

fähr 40 der vom Komitee bezeichneten Kandidaten seien ent⸗ weder gar nicht ernannt oder aber wieder abgesetzt worden und würden von den Türken verfolgt. Das Exarchat werde noch 71 aufgefordert werden, die Wünsche des Komitees zu erfüllen.

ulte die Vertrauensfrage zu einer von Bien venu Maxtin radikaler

Frpublikaner) eingebrachten. Tagegordnung, in der die Erklärungen

der gegẽ

Regierung gebilligt werden. Diese Tagesgrdnung wurde mit 325 57 Stimmen unter dem Beifall der Linken angenommen und

wann die Sitzung geschlossen. Sieben russische Torpedoboote, das Transportschiff zorea“ und der Kohlentransportdampfer Kitag“ sind

hestern in Cherbourg eingelaufen und haben Kohlen genommen.

Rußland.

Am Sonnabend fand, wie „W. T. B.“ meldet, in St. Petersburg unter dem Vorsitz des Admirals Avelan

n Beisein von 4 Admiralen, von Professor Martens und

Vertretern der Ju stiz, die die höchste Instanz des Prisen⸗ gerichts bilden, die Verhandlung wegen der Beschlagnahme hes englischen Dampfers „Allanton“ durch das Wladi— ot hh cher statt. Es wurde folgender Spruch abgegeben: Der Dampfer Allanton“ und dessen Ladung unterliegen nicht

der Konfiskation und sind dem Besitzer zurückzugeben. Zur Beschlag⸗ zahme lag genügende Ursache vor; Dabei, wurden alle not— Der Beschluß des Prisengerichts

Epanien. In einer am Sonnabend in Madrid abgehaltenen Versammlung,

in der die Frage der gerichtlichen ö mehrerer Deputierten

behandelt wurde, erklärte, wie W. T. . B.“ berichtet, der Ministerpräsident Maurg, Lie Haltung, der Regierung stehe im Einklang mit der , ,, g illigkeit und der Ver— sasung. Vor dem Gesetze seien alle gleich. Er habe die Frage nicht angeregt, um eine Gelegenheit zu provozieren, sich von seinem Amte urückzuziehen. Er . zu diesem ohne sein Zutun gekommen. Man

nne ihn stürzen, aber er werde niemals fahnenflüchtig werden.

Türkei.

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp. Bureau“ meldet aus Kon⸗ santinopel, die Botschafter der Ententemächte würden hen neuerlich von der Pforte gegen die Vermehrung der fremden Offiziere für die Gendarmerie in Maze⸗ honien erhobenen Einspruch abermals ablehnend beantworten.

Der Ministerrat hat das Memorandum der Oppositionspartei der Synede des ökumenischen Patriarchats, das den Patriarchen seines Amtes für ver⸗ luftig erklärt, verworfen und den Beschluß des gemischten Rats, , die Absetzung von drei Mitgliedern der Synode, gutgeheißen. Die letzteren seien angewiesen worden, auf ihre Posten in der Provinz zurückzukehren.

Die Pforte hat den Botschaftern der Entente—

mächte Abschriften einer chiffrierten Korrespondenz

des bulgarischen Komitees übermittelt, die im Falle der Echtheit neuerliche Einfälle und umfassende Tätigkeit würde. Ein nach Monastir

üllt habe. Unge⸗

enn dies nicht geschehe, würden die Kirchenchefs und ihre Sekretäre zur Abreise , . werden. Für den Fall, daß sie nicht gehorchten, würden strenge Maßnahmen angebroht, damit das Exarchat den Einfluß des Komitees kennen lerne. In einem zweiten, aus Serbien datierten Schreiben eines Komiteeführers namens Grozdoff werde von einer Mission nach Cettinje gesprochen und von der Benutzung der Wege durch Albanien, ohne albanesisch sprechen zu können, gewarnt. In dem Briefe würden ferner Ratschläge des bulgarischen diplomatischen Agenten Rizow in Monte⸗ ne gro mitgeteilt, die dahin gehen, man solle bis zum Ablauf der im Oktober 1905 zu Ende gehenden Reformperiode nichts unternehmen, sondern sich nur die Reform zunutze machen. Der Brief enthalte eine Menge sonstiger . über das Bandenunwesen, die Munitionsfrage und Winke bezüglich der Agitation. Bulgarien.

Die Sobranje ist, dem „W. T. B.“ zufolge, zum 28. d. M. zu einer ordentlichen Session einberufen worden.

Amerika.

. e Senat hat, wie die „Agence Havas“ mitteilt, mit großer Majorität die rr n betreffend Her⸗ absetzung der Zölle auf Zucker, Alkohol und Zünd— hölzer, abgelehnt. Ein außerordentlicher Kongreß werde jusammenberufen werden, um das Budget zu beraten.

Asien.

Ein Telegramm des Generals Ssacharow vom 21. Ok— tober meldet: Am 21. hätten bei der 1. Mandschureiarmee keine Zusammenstöße nit dem Gegner stattgefanden. Der Feind habe sich an diesem Tage älig von Sfachepu' nach Potsch zurückgezogen. In Ssachepu zien Gewehre, Patronen und Vorräte gefunden worden. Ein uns frtgenommenes Geschütz hatte der Gegner auf unserer fiüheren ttilleriestellung zurückgelassen, ebenso 4 Protzwagen und einen Wagen *. Dandwerksgeräten. Im ganzen haben wir nach dem Kampfe * 16. Oktober 14 en , Geschütze erobert, wovon 9 Feld- und Berggeschůtze sind, und eins von unseren Geschützen zurückerhalten.

Ein weiteres Telegramm des Generals Ssacharow an

n Generalstab vom 21. d. M. meldet: z Heute haben bei der ersten Mandschureiarmee keine Zusammen⸗ bf mit dem Feinde stattgefunden. Einzelne Schüsse wurden im aufe des ö. gewechselt. ÜUnfere Batterien beschossen den von den mhanern besetzten Teil des Dorfeg Linschinpu, die Station dab und das * Lamatun. Der Feind beschoß den von zsa n, Tell des Dorfes Linschinpu und das Dorf

u.

6 Der General Putilow, der am 18. d. M. 12 japanische hüte genommen hat, ist, wie „W. T. B.“ erfährt, durch genden Erlaß des Kaifers vom 21. d. M. an die mand⸗ uische Armee ausgezeichnet worden; . hem Wit. Vergnügen belohne ich den Generalmajor Putilow mit ö Heorgorden 4. Klaffe. Ich war erfreut, zu erfahren, dj feind z Heschütze genommen sind, und daß meine . ruppen rhie immer tapfer verhielten, liebermittel! Sts hnen mninfn k und ein befonderes Lob dem 19. ostsibirischen Schützenre giment,

eit schütze Euch. n n n, , g. J Der, Russischen Telegraphen⸗Agentur“ wird aus Pudsiadsi . d. M. gemeldet en Con 11. bis 18. Oktober kämpfte das erste Armeekorps unter * el eral Meyendorff bei den Höhen von Jansintun und ging em bien, trotz großer Verluste, aus diesem schwierigen Kampf in ga, bergigen Terrain. Gin besonders blutiges Gefecht fand hei der setzung des Bergkegels am Schahoufer in der Nähe des Vorfes

Der peruanis

Sahojan statt; die Russen erbeuteten hierbei 14 Geschütze, 40 Munitionswagen und eine große Anzahl Gewehre.

Aus Mukden vom gestrigen Tage meldet die „Russische Telegr⸗Agentur“:

Die Japaner scheinen sich von Scha ho zurückziehen zu wollen. Sie haben den Bahnhof von Schaho geräumt und erwidern das ö der Russen wenig. Die russischen Belagerungsgeschütze sind in

ätigkeit getreten. ram,. ann, rn, ,, . Aus Charbin erfährt dieselbe Agentur, daß seit dem 6. Oktober gegen 26 000 verwundete Russen nach Norden gebracht worden seien. .

Der „Birschewija Wjedomosti“ wird aus Mukden vom 21. d. M. telegraphiert:

In der vergangenen Nacht griffen die Japaner drei Kompagnien des 355. Regiments an. Diese trieben den Feind aber zurück, verfolgten, ihn bis zu den japanischen Laufgräben, drangen auch in diese ein und erbeuteten Vorräte an Konserven, Munition. Werk zeugen und ein Geschütz In Ter Umgebung von Mukden wütet ein furchtbarer Sturm. Nachts fällt die Temperatur auf 5 Grad unter Null. Das schlechte Wetter ist für die Japaner . ungünstig. Ganz früh morgens haben unsere Kosaken heute auf den vordersten Stellungen des Feindes zwölf erstarrte Japaner aufgefunden und sie ins u h Lager gebracht, wo sie erwärmt und mit Nahrung versehen wurden. ;

Dem Reuterschen Bureau“ wird von der östlichen Armee der Russen aus Shenking vom 22. Oktober berichtet:

Beide Heere bleiben im wesentlichen untätig. Die Russen haben Tan upudza wieder genommen. Die Japaner haben eine Stellung auf der Hochebene, die nach dem Schaho zu abfällt, inne. Fort während finden Vorpostengefechte statt. Man hört zerstreutes Gewehrfeuer, und von Zeit zu Zeit beschießen sich einzelne Batterien. Der General Mischtschenke hat im Westen am 20. Oktober ein heftiges Gefecht gehabt. Die 7 machen in dieser Richtung Fort⸗ schritte, und es verlautet, japanische Geschütze seien genommen worden. Es sind Anzeichen vorhanden von einer baldigen Wiedereröffnung der Feindseligkeiten, da die Russen augenscheinlich beabsichtigen, zum An⸗ griff überzugehen. Das Wetter ist kalt. Nach annähernder Schätzung belaufen sich die Gesamtverluste der Russen in der letzten Schlacht auf 45 000 Mann, darunter 10 000 Tote.

Aus Tokio vom 22. Oktober wird amtlich gemeldet:

Marschall Oyama berichte, in der Front sei am 21. d. M. keine Veränderung der Lage zu verzeichnen. Die Anzahl der von unserer linken Armee eroberten russischen Geschütze belaufe sich im ganzen auf 43, davon seien 27 von der linken und 16 von der rechten Kolonne genommen worden. In der Nähe von Changlianpao seien von den japanischen Streifwachen in der Nacht des 20. Oktober 200 Russen tot aufgefunden worden. ;

„W. T. B.“ berichtet aus Tokio vom 22. d. M.:

Die Heere Kuropatkins und Oyamas stehen sich noch immer Front gegen Front gegenüber, ohne daß einer von beiden zum Angriff übergehe. Ein Bericht aus dem japanischen Hauptquartier in der Mandschurei, der gestern in Tokio einging, meldet, daß dem Vernehmen nach die Russen eine große Truppenmacht gegen das japanische rechte Heer zusammenzögen. Zwei. Bataillone russischer Infanterie ständen bei Kaokwanchai. Es verlaute ferner, daß sich 20 000 Russen bei Kaotailin sammelten. Der Feind beschieße, heißt es weiter, von Zeit zu Zeit die mittlere und die linke Armee zum Teil aus 15 cm.⸗Mörsern. Der bei Sufgngtai stehende Feind habe am Nachmittag des 20. begonnen, die Station Schaho zu beschießen. Die Japaner hätten in der Nacht zum 20. bei Changlian pao 120 Gewehre erbeutet.

Der Marschall Oyama berichtet über das Ergebnis der bis zum 22. d. M. angestellten Nachforschung über die Verluste der Russen in der Schlacht am Schaho, wie folgt: Gefangen genommen wurden etwa 500 Mann, Leichname von Russen wurden 10550 erbeutet wurden 45 Kanonen, 6920 Granaten,

1474 Gewehre und 78 000 Patronen. Die xussischen Leichen wurden mit militärischen Ehren begraben. Die Ver⸗ luste der Russen werden insgesamt auf 60 Mann geschätzt. Die Nachforschung wird fortgesetzt.

Das „Reutersche Bureau“ berichtet aus Tokio: die Russen konzentrierten sich gegen die Armee Kurokis; eine russische Kavallerieabteilung habe den Taitsefluß östlich von Pensihu überschritten.

Der „Daily Telegraph“ meldet aus Schanghai unter dem heutigen Datum, die politische Konstellation in China sei zur Zeit schlimmer als im Jahre 1900. Eine weitverbreitete Agitation geheimer. Ge⸗ sellschaften zeige ein höchst gefährliches Wiederaufleben ber fremdenfeindlichen Stimmung im Volke, und die Agitation sei nicht durchweg eine chinesische. Britische Offiziere, die von einer Beobachtungsreise nach Schanghai ,, seien, berichteten, starke Abteilungen wohlausgerüsteter Truppen würden in vielen Bezirken der süd⸗ lichen, mitteren und nördlichen Provinzen von geübten Offi— zieren ausgebildet, die nicht alle Chinesen seien.

Das Inkrafttreten des neuen chinesischen Marken— schutzgesetzes ist, dem „W. T. B.“ zufolge, vorläufig ver⸗ schoben worden.

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Gestern spielte Frau Sarah Bernhardt zum ersten Male in Berlin die Rolle des Herzogs von Reichstadt in Edmond Rostands vielgenanntem Versdrama „L Aiglon *, das . im Ausstellungg⸗ jahr zum ersten Male auf der Bühne erschien. Das traurige 2 des einzigen Sohnes Napoleons J. aus seiner Ehe mit der Erzherzogin Maria Luise von Oesterreich, ist schon verschiedentlich dichterisch be⸗

handelt worden, und zwar zunächst episch von den Fran— zosen Barthélsmy und Meöry unter dem Titel „Le fils de Fhommen“; in Deutschland hat Otto von der

Pfordten den Kaisersohn zum Helden eines dramatischen Gedichts emacht, das im Jahre 1960 auf der Bühne des Königlichen Schau— rf ez einige Wiederholungen erlebte. Die geschichtlichen Tat—⸗ fachen, die auch der Rostandschen Dichtung zu Grunde liegen, sind kurz folgende. Napoleon Franz Joseph Karl wurde am 30. Mär; 1311 zu Paris geboren, erhielt gleich nach seiner Geburt den Titel eines Königs von Rom und wurde, da sein Vater am 22. Junt 1515 zu seinen Gunsten verzichtete und er nominell ein paar Tage Oberhaupt Frankreichs gewesen war, im Dekret Napoleons III. vom 7. November 1852 Napoleon II. genannt. Er wurde im Jahre 1514 nach dem Schloß Schönbrunn bei Wien ge⸗ bracht, wo Ihm der Kaiser Franz die Herrschaft Reichstadt in Böhmen und den Titel eines Herzogs verlieh. An seinem zwölften Geburtstag erhielt der Prinz das Fähnrichspatent, im Jahre 1830 wurde er Major. Die Taten und das Schicksal seines Vaterz waren Ihm wohlbekannt, und er widmete dessen Andenken die leidenschaftlichste Verehrung. Mit Eifer gab er sich dem Studium der Kriegswissenschaft hin und verzehrte sich in unbefriedigtem Ehrgein nach großen Taten. Seinen Wünschen und Plänen, den französischen Thron einzunehmen, widersetzte sich Metternich. Im April 1832 zeigten sich bei ihm die ersten Spuren der Lungenschwindsucht, die bald reißende Fortschriite machte, und der er bereits am 22. Juli des selben Jahres erlag. Rostand hält sich in seiner Dichtung ein Drama kann

Temperament eines Matkowsky dürfte es gelingen, dieser Ge Leben einzuhauchen, dessen sie auf der Bühne dringend benötigt. Im übrigen

Gastspiel Theaters mit ‚Zapfenstreich' am Donnerstag wird „Ueber unsere Kraft“ I. . am Freitag und nächsten Sonntag „Zapfenstreich“ und am Sonna

kommt am Mittwoch In Behandlung“, Donnerstag das grubersche Volksstück ‚Die Kreuzelschreiber zur Aufführung. Nächsten Sonntagnachmittag wird „Johannisfeuer“ von Sudermann gegeben. Im Schillertheater N. (Friedrich Wilhelmstädtisches Theater) wird morgen der Blumenthal ⸗Kadelburgsche Schwank, Die Großstadtluft⸗ egeben. I . Bonnerztag das Luftspiel In Behandlung“ von Max Dreyer in Siene. Für Freitag ist die erste Aufführung des Moserschen Lust⸗ spiels ‚Krieg im Frieden‘, das Sonnabend und nächsten Sonntagabend wiederholt wird, angesetzt.

Woche Liederabend von ich ̃ r Liederabend von Julla Culp; Singakademie; II. Konzert des zwölf⸗ jährigen Violinvirtuosen Mischa EGtman, Mitw.: W. Moldenhauer

man sie füglich nicht nennen ziemlich eng an die geschichtliche Ueberlieferung, oder vielmehr er setzt sie als bekannt voraus. Er

stellt den Herzog in den Mittelpunkt von sechs monolog⸗ reichen Bildern, in denen der Ruhm des ersten Napoleon immer wieder dithyrambisch verkündet wird; wir sehen den

Herzog beim Geschichtsunterricht seinen Lehrern gegenüber, die den Namen und die Taten seines Vaters geflissentlich verschweigen, im Zorn aufflammen, wir sehen ihn beim Kriegsspiel bemüht, der Taktik Napoleons nachzuspüren, wir sehen ihn, den Mummenschanz eines Maskenfestes zu dem Versuch benutzen, mit einigen Bonapartisten, die sich in seine Naͤhe geschlichen haben, nach Paris zu entkommen, wo die Getreuen seiner harren, wir sehen dann den Flüchtigen in der Nacht auf dem einstigen Schlachtfelde von Wagram, von den Verfolgern wieder eingeholt, an der Leiche des treuesten seiner Anhänger, eines alten napoleonischen Soldaten, sich in wilden Fieber phantasien ergehen, in die der Geisterchor der einst hier gefallenen ranzosen schaurig hineinklingt, wir sehen ihn schließlich selbst terbend noch einmal den Untergang des Kaiserreichs und das eigene ruhmlose Ende beklagen. Von Spannung und Handlung ist in diesen im Rhythmus wohlklingender, aber auch schwülstiger Alexandriner sich entrollenden Bildern nichts zu verspüren; bis auf den Herzog, dessen Charakter in dieser Stilisierung im wesentlichen richtig erfaßt ist, sind die vielen Träger geschichtlicher Namen wesenlose Schatten, selbst Metternich hat nur die, Züge des Geistes, der auf der Bühne stets verneint, des Theaterbösewichts, der seinem in dem Drama nicht motivierten Haß gegen Napoleon in langen Tiraden Ausdruck gibt. Wären dazwischen nicht einige unterhaltende Episoden und spielte Sarah Bernhardt nicht die Titelrolle, das Stück wäre auf der Bühne fast unerträglich. Sarah Bernhardt freilich versteht es, aus der Rolle des Herzogs von Reichstadt etwas zu machen; sie sieht in der österreichischen Uniform mit ihrer schlanken und immer noch bewunderungswürdig schmiegsamen Figur vorzüglich aus und weiß Sinn und Klangschönheit der Rostandschen Verse, man möchte bei einigen arienhaften Stellen sagen, fast singend zum Ausdruck zu bringen. Der auf der Ebene von Wagram spielende Akt, der ihre ganze Kraft in Anspruch nahm, hatte sogar etwas von der Größe und Stimmung des ,, Gedichts „Die beiden Grenadiere“. Unter den anderen Mitwirkenden zeichnete sich wiederum 6a Magnier als Veteran Napoleons aus. Ausstattung und In⸗ zenierung waren zwar nicht glänzend, aber doch würdig. Die das Haus bis auf den letzten Platz füllenden Zuschauer wurden nicht müde, Frau Bernhardt immer wieder hervorzurufen. Lessingtheater.

Gerhard Hauptmanns dramatisches Schmerzenskind Florian Geyer“ ging am Sonnabend in einer neuen, von dem Dichter selbst vorgenommenen Bühnenbearbeitung nach achtjähriger Pause wieder in Scene. Laut und. demonstratio wurde Hauptmann von einem Teil der Zuschauer des öfteren hervorgerufen, während die Mehrzahl sich aller Zeichen der Zustimmung, aber auch weil kein Anlaß dazu war, dem Dichter die Freude an den Sympathiekund⸗ gebungen zu verkümmern der Mißbilligung enthielt. Die Lärm⸗ szenen des Jahres Isg wiederholten sich aber schon deswegen nicht, weil Hauptmann den damals vielumstrittenen, unsäglich roh wirkenden Auftritt, in dem die gefangenen und geknebelten Bauern von trunkenen Rittern verhöhnt und gepeinigt wurden, preisgegeben hatte. Aber trotz dieser anerkennenswerten Geschmacksläuterung und des Bestrebens, durch andere starke Kürzungen und Umänderungen, besonders in der früher viel zu breit geratenen Exposition, die Hand⸗ lung mehr zu verdichten, kann von einem eigentlichen Erfolg auch diesmal nicht die Rede sein, und die Bühnen dürften sich dem Werk gegenüber fürderhin ebenso spröde verhalten wie bisher. Der dramatische Kern, soweit von einem solchen überhaupt die Rede sein kann, schält sich immer noch sehr langsam aus dem Wust der ihn umgebenden Hülle; es bedarf immer noch gespannter Aufmerksamkeit, um sich unter den siebenunddreißig ,, n,, (früher waren es einundsechzig) einiger maßen zurechtzufinden. Den stärksten Eindruck rief der erste Akt bervor, dem nicht, wie früher, ein Vorspiel vorangeht, sondern der, gleich in medias res eintretend, die Begründung des fränkischen Bauernbundes und Florian Geyer auf der Höhe seiner Macht zeigt. Ergreifend klingt die markige Weise des Lutherliedes „Ein' feste Burg“ hinein, und wirkungsvoll steigert sich zum Schluß die Kampfeslust und Siegeszuversicht der sich um den unheimlichen schwarzen Ritter scharenden Getreuen. Diese Geschlossenheit des Vorgangs und Intensität der Stimmung wird in

keinem der nachfolgenden vier Aufzuͤge mehr erreicht; die wortreichen

Wirtshausszenen in Rothenburg vermögen nur vorübergehend zu fesseln; die Landtagsszene in Schweinfurt ist ebenso inhaltsleer und zerfahren, wie sie schon früher war; nur der düstere Schlußakt hat unter Hinweg⸗ lassung der obenerwähnten Brutalitäten gegen früher erheblich ge⸗ wonnen. Er bringt noch einmal Spannung und Stimmung, erweckt noch einmal die erlahmende Teilnahme für den von allen verlassenen, im Schlosse des Schwagers schmählich verratenen und dem Tode ge⸗ weihten Helden. Ueber die altertümelnde Sprache des Stückes und seine Art, Geschichte dichterisch zu deuten, ist schon früher so viel gesagt und geschrieben worden, daß an dieser Stelle, wo nur die Bühnenwirkung der neuen Bearbeitung beurteilt werden soll, darüber als etwas Bekannten füglich hinweggegangen werden kann. Zu einer Larstellerisch bemerkenswerten Leistung bietet eigentlich nur die Rolle des Florian Geyer Gelegenheit, und diese war am Sonnabend Herrn Rittner anvertraut. Er ging gewiß mit den besten Absichten und einem achtbaren Können an selne Aufgabe; aber das Uebermenschentum, das . erfordert, zu verkörpern, ist ihm nicht gegeben. Nur der starken Persönlichkeit und dem , .

alt das

tauchten einige scharf umrissene Charakterköpfe aus der Fülle der Erschei⸗ nungen auf; genannt seien der derbe, biedere Tellermann Bassermanns,

ferner Reicher als blinder Mönch, die kraftvolle Landsknechtsfigur Hans Marrs, der knorrige Bauer Jakob Kohl in der Darstellung Patrys,

Dekar Sauer als Schreiber, Adolf Klein als Karlstatt und Irene

Triesch als Marel. Eine ganz besondere Sorgfalt war auf die Aus⸗ stattung und Inszenierung verwendet worden; es waren zumeist sehr eindrucksvolle Bühnenbilder, die, unter Mitwirkung des Malers Pro—⸗ fessors Slevogt entstanden, sich den Blicken darboten.

Im Königlichen Opernhause wird morgen „Cavalleria

rusticana“ von P. Magcagni, in Verbindung mit dem Ballett „‚Coppelia“, Mussk von L. Delibes, wiederholt. von Frau Emma Calvé von der Opéra Comique altz „Carmen“ findet am Freitag bei aufgehobenem Abonnement et.

Das Gastspiel

Am Mittwoch beginnen wieder die Vorstellungen der von einem in Holland zurückgekehrten Mitglieder des Berliner

end „Götz von Berlichingen“ gegeben.

Im Schillertheater O. (Friedrich Wilhelmstädtisches nn nzen⸗·

geht das Volksstück „Die Kreuzelschreiber.,

Am Mittwo

Im Refidenzthegter spielt Richard Alexander auch in dieser

Woche allabendlich die Rolle des Durosel in dem französischen Schwank Eine Hochzeitsnacht“. .

Die Konzertdirektion Hermann Wolff kündigt für diese folgende Konzerte an: Dienstag: Saal Bechstein: Scheden (Tenoc); Beethoven ⸗Saal:

Heinrich