1904 / 271 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 17 Nov 1904 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Bei dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten ist der Bureaudiätar Friedrich Brandt zum Geheimen Registrator ernannt worden.

Dem Bildhauer Ernst Wägener in Berlin ist der Titel „Professor“ und

dem Chordirigenten Georg Krug in Frankfurt a. M. der Titel „Königlicher Musikdirektor“ verliehen worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Regierungsassessor Dr. Grevel in Frankfurt a. M. ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Schiedsgerichts für die Arbeiterversicherung im Eisenbahndirektionsbezirk Frank— furt a. M. ernannt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 39 der Gesetzsamm lung enthält unter Nr. 10551 die Verordnung über das Inkrafttreten des Gesetzes vom 16. September 1899, betreffend die Gerichts—⸗ organisation für Berlin und Umgebung, vom 7. November 1904. Berlin W., den 17. November 1904. Königliches Gesetzsammlungsamt. Schwartz.

Bekanntmachung.

Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) der Allerhöchste Erlaß vom 29. August 1904, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die vom Kreise Mohrungen ausgebaute Chaussee von Mohrungen bis zur Osteroder Kreisgrenze mit Abzweiaung von Schwenkendorf nach Reussen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königs berg Nr. 40 S. 509, ausgegeben am 6. Oktober 1904;

2) der Allerhöchste Erlaß vom 29. August 1994, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1340 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die Chaussee von der Giesdorf⸗Buchelsdorfer Chaussee nach Reichen, durch das Amteblatt der Königlichen Regierung zu Breslau Nr. 47 S. 325, ausgegeben am 15. Oktober 1904,

3) der Allerhöchste Erlaß vom 16. September 1904, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die im Kreise Westprignitz gebaute Chaussee von Wittenberge nach Wilk⸗ nack mit Abzweigung von Klein-Läben nach Gnevsdorf, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 43 S. 387, ausgegeben am 28. Oktober 1904;

4) der Allerhöchste Erlaß dom 16. September 1901, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Berlin zur Erwerbung der zur bebauungsplanmäßigen Freilegung der Hufeland⸗ straße erforderlichen Fläche, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 43 S. 380, aus⸗ gegeben am 28. Oktober 1904;

5) das am 23. September 1904 Allerböchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Beneschau im Kreise Ratibor durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 43 S. 345, ausgegeben am 21. Oktober 1904

6) das am 1. Oktober 1904 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft II zu Zedlitz im Kreise Oppeln durch das Amtablatt der Königlichen Regierung zu Opxeln Nr. 41 S. 357, ausgegeben am 28. Oktober 1904.

Angekommen:

Seine Exzellenz der Präsident des Evangelischen Ober—⸗ firchenrats, Wirkliche Geheime Rat Voigts, aus Stettin.

Aichtamtliches Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 17. No vember. er 3

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten heute vormittag einer Sitzung der Schiffbautechnischen Gesell— schaft in der Technischen Hochschule zu Charlottenburg bei.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar—

und die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen Sitzungen.

Das Königliche Staatsministerium trat unter dem Vorsitz seines Präsidenten Grafen von Bülow heute zu einer Sitzung zusammen.

Am 14. d. M. ist in Amsterdam nach kurzer Krankheit der Kaiserliche Generalkonsul, Wirkliche Geheime Legationsrat Gillet im 67. Lebensjahre verschieden.

Dionys August Gillet trat als Gerichtsassessor im Jahre 18669 in den auswärtigen Dienst. 1872 zum Konsul in Konstantinopel ernannt, wurde er im Jahre 1879 als General— konsul von dort nach Odessa versetzt. Im Jahre 1886 erfolgte seine Ernennung zum Wirklichen Legationsrat und vortragenden Rat im Auswärtigen Amt und im nächsten Jahre seine Beförderung zum Geheimen Legationsrat. 1888 kehrte Gillet nach Konstantinopel als Generalkonsul zurück und vertauschte 1895 den dortigen Posten mit demjenigen in Amsterdam, auf welchem er 1897 durch Verleihung der Krone zum Roten Adlerorden zweiter Klasse mit Eichenlaub und 1901 durch Ernennung zum Wirklichen Geheimen Legationsrat mit dem Range der Raͤte erster Klasse ausgezeichnet wurde.

In dem Entschlafenen verliert der auswärtige Dienst einen hervorragenden Beamten, der sich auf seinen verschiedenen

regen Pflichteifers stets auf das beste bewährt hat. .

Jahre 1907 auf 1 357 442 S0.

Monaten von nationale ) Posten vermöge seiner vielseitigen Erfahrungen und seines Lationalitãten vorher Fühlung zu nehmen, abgewichen sei.

Die Vorkommnisse

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Großherzoglich sächsischer Staatsminifter Dr. Rothe und Fürstlich schwarz— burgischer Staatsminister Freiherr von der Recke sind in Berlin angekommen.

Laut Meldung des ‚W. T. B.“ ist der Ablösungs⸗ transport für S. M. S. „Möwe“ mit dem Reichspost⸗ dampfer „Seydlitz am 14. November in Port Said ein—⸗ getroffen und hat vorgestern die Reise über Suez nach Aden fortgesetzt. ;

S. M. S. „Bussard“ ist am 14. November in Lindi eingetroffen und geht am 21. November von dort nach Kilwa Kisiwani in See. .

S. M. S. „Iltis“ ist vorgestern von Chinkiang nach Nanking abgegangen.

Potsdam, 15. November. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklen— burg⸗Streli begaben sich heute, wie W. T. B.“ meldet, vom Neuen Palais nach Schloß Glienicke zu Ihren König⸗ lichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold, nahmen dort den Tee ein und traten dann von Neu⸗-Babelsberg aus die Rückreise nach Neu⸗ Strelitz an.

HSessen.

Die Zweite Kammer trat gestern wieder zusammen und beriet die Regierungsvorlage, betreffend Bad Nauheim. Gefordert werden für die nächsten acht Jahre für neue Bauten und Umbauten rund 64 Millionen. Die Kammer bewilligte die von der Regierung geforderten 1 688 600 Æ für das Cern 1904 und 1239 500 414 für das Etatsjahr 1905. 30 c00 M für das Elektrizitätswerk wurden, dem W. T. B.“ zufolge, gestrichen.

Waldeck und Pyrmont.

Der Landtag der Fürstentümer Waldeck und Pyrmont wurde am 23. Oktober, nachdem die Abgeordneten an dem unmittelbar vorausgegangenen Gottesdienste in der evangelischen Kirche teilgenommen hatten, durch den Landesdirektor, Präsidenten von Saldern eröffnet. Von den Vorlagen, die dem Landtage in diesem Jahre zugegangen waren, sind zu erwähnen 1) der Staatshaushaltsetat fuͤr die Jahre 190507, 2) der Etat der Immobiliar⸗Feuerversicherungs⸗ Anstalt für dieselben Jahre, Vorausleistungen zum Wegebau, 4) ein Gesetzentwurf über die Er⸗ richtung einer Landwirtschaftskammer, 5) die Staatskassenrechnung vom Jahre 18902, 6) die Uebersibten über das Domanialstammver⸗ mögen, 7) ein Antrag des Fürstlichen Konsistoriums auf Erteilung der Zustimmung zur Erhöhung der Landeskirchensteuern, um die Ein⸗ kom mensverhältnisse der Geistlichen verbessern zu können, 8) ein Gesuch der Fürstlichen Demänenkammer um Zustimmung zur Verpfändung der Fürstlichen Domänen und Forsten für eine zum Zwecke von Badehausbauten in Pyrmont aufzunehmende größere Anleihe.

An die Eröffnungesitzung schloß sich unmittelbar die erste Plenar⸗ sitzung an, in 6 der Landtag konstituierte. Zum Präsidenten wurde der Geheime Justizrat Dr. Waldeck⸗Korbach, zum Vize⸗ präsidenten der Amtsgerichtsrat Klapp-⸗Nieder⸗Wildungen gewählt. Nach zahlreichen, in der Zwischenzeit abgehaltenen Ausschußsitzungen, an denen sãmtliche anwesenden 2 neten teilgenommen hatten fand am 2. November die zweite Plenarsitzua statt. In dieser wurde der oben unter 3 bezeichnete Gesetzentrhurf unverändert Angenommen, der Etat der Immobiliar. Feuerversicherungs⸗Anstalt genehmigt, die Staats kassen⸗ rechnung abgenommen und von den Uebersichten über die Ver⸗ änderungen des Domanialstammvermögens Kenntnis genommen. Ferner wurde der Verkauf einiger Domanialwaldflächen und die oben unter 8 gedachte Anleihe genehmigt. Nachdem darauf noch weitere

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Ausschußberatungen stattgefunden hatten, wurde am

unter 4 erwähnte Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung einer Land⸗ wirtschaftskammer, mit einigen Aenderungen angenommen und dabei

über einen von der Fürstlichen Domänenkammer gegen den Gesetz⸗

entwurf eingelegten Protest zur Tagesordnung übergegangen. Auf den oben unter ?7 bezeichneten Antrag des Fürstlichen Konsistoriums erteilte der Landtag, nachdem die Regierung und die

ihrerseits entsprechend

ab bis zum Betrage von 6d½0 der direkten Staatssteuern seine Ge⸗ nehmigung. tümern wurde angenommen. Im Entwurf des Staatshaushaltsetats für die Jahre 1505/07 wurden einige Aenderungen vorgenommen. Als Anteil der Fürstentümer an dem Ertrage der Maischbottich⸗ und

der Branntweinsteuer sowie der Reichsstempelabgaben sind im Etat

201 330 , der Matrikularbeitrag an das Reich im Betrage von 227 156 ½ und als Zuschuß Preußens 530 000 4 jährlich vorgesehen. Als einmalige anßerordentliche Ueberschüsse der aufgelösten Landrentenbank mit 129 685 und als einmalige außerordentliche Ausgaben u. a. 130 000 Ss zum Neubau eines Amtsgerichts und Gefängnis gebäudes in Pyrmont sowie

565 000 S als unangreifbares Grundkapital für die neue Landwirt

sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Handel und Verkehr schaftslammer, eingestellt.

Unter Berücksichtigung der beschlossenen Aenderungen balanziert der Etat in Einnahme und Ausgabe im Jahre 1905 auf 1545 819 6, im Jahre 1906 auf 1354271 M und im Nachdem noch über einige Petitionen beschlossen und einer Verordnung Seiner Durchlaucht des Fürsten,

eine Abänderung des Fürstlichen Hausgesetzes betieffend, die Zustim—⸗ mung erteilt worden war, erklärte der Landes direktor von Saldern

mit einigen an die Abgeordneten gerichteten Worten des Dankes und e wee. ] en,

der Anerkennung im Namen Seiner Majestät des Lönigs von Preußen den Landtag für geschlossen. brachte zum Schluß auf

Desterreich⸗Ungarn.

Die Wiener Zeitung“ veröffentlicht den Staatsver⸗ trag zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland wegen Herstellung der Eisenbahnverbindung Troppau Bauerwitz.

Ein über die Verhandlungen des Vollzugsausschusses der deutschen Parteien ausgegebenes Communiqués be⸗ tont, dem „W. T. B.“ zufolge, den Ernst der Lage und

die Notwendigkeit, die Arbeit auf allen politischen und wirt- schaftlichen Gebieten wiederaufzunehmen und die verfassungs⸗ mäßigen Zustände wieder herzustellen, woran der Vollzugs⸗

sind, Sturm zu laufen gegen die Regierung, die ibnen mit ebensoviel

ausschuß mitzuwirken bereit sei. Der Vollzugsausschuß

spricht sein Bedauern aus, daß die Regierung in den letzten in bezug auf

ihrer früheren Methode, * Maßregeln mit den Vertretern der beteiligten

der letzten Zeit würden den Gegenstand eingehender Aussprache mit der Regierung bilden müssen und

bedürften einer ausreichenden Aufklärung seitens der Regierung,

wenn das daran geknüpfte Mißtrauen zerstreut werden solle.

3) ein Gesetzentwurf, betreffend die

; 10. d. M. die dritte und letzte Plenarsitzung abgehalten. In ibr wurde zunächst der

Ein Antrag auf Einführung des Notariats in den Fürsten.

Einnahme für 19065 sind die

war Dr. Herbert Woodbouse

Der Praͤsident Dr. Waldeck ne . ; Seine Majestät den König von KUeglein Preußen und Seine Durchlaucht den Fürsten zu Waldeck

und Pyrmont ein dreifaches Hoch aus.

besonderen Ziel der Streiche dieser Feinde

Eines jedoch müsse jetzt schon hervorgehoben werden, das * das Verlangen, die italienischen Kurse in Innsbruck zu chließen und die Frage auf verfassungsmäßigem Wege zu erledigen. Die Arbeitsfähigkeit des Reichsrats werde einen Gegenstand der Verhandlungen zwischen den Parteien und der Regierung bilden, aber in ein schrittweifes Feilschen um die Freigabe der Tagesordnung würden sich die deutschen Parteien nicht ein⸗ lassen, sondern verlangen, daß ein gewisser Arbeitsplan ver⸗ einbart werde, der den stetigen Fortgang der Geschäfte ge⸗ währleiste. Der Jungtschechen klub beschloß, mit allen tschechischen Fraktionen behufs Erzielung eines einheitlichen Vorgehens in Verhandlung zu treten.

Im Niederösterreichischen Landtage brachten gestern die Abgg. Pattai und Genossen einen dringlichen Antrag ein, in dem die Regierung aufgefordert wird, der maßlosen Preistreiberei des Eisenkartells im Wege der Gesetzgebung Ein halt zu tun und durch Herab⸗ setzung der Zölle für Roh⸗ und Waljeisen die Einfuhr dieser Produkte derart zu ermöglichen, daß die österreichischen Produzenten sich gejwungen sähen, den Konsumenten entgegenzukommen, ferner in den Eisenbahn—⸗ konzessionen die üblichen Bedingungen in bezug auf Eisenartikel, ins. besondere auf Schienen, zu suspendieren, bis in obiger Weise Ordnung geschaffen sei. Der Antrag wurde mit allen gegen die Stimmen der Vertreter der Handelskammer angenommen und die Session mit einem Hoch auf den Kaiser geschlossen.

Im ungarischen Unterhause reichte vorgestern der Abg. Gabriel Daniel namens der liberalen Partei einen Antrag ein, nach dem für die Dauer eines Jahres eine pro visorische Haus⸗ dr dnung, die verschiedene, auf die Abkürzung der Debatte und die Erweiterung der Machtbefugnisse des Präsidenten abzielende Bestim⸗ mungen enthalte, in Kraft gesetzt werden solle.

In der gestrigen Sitzung interpellierte der Abg. Graf Apponxi den Ministerpräsidenten, welchen Standpunkt die Regierung und der Minister des Aeußern binsichtlich der Initiative des Präsidenten Roosevelt zur Einberufung einer neuen Friedenskonferenz einnähmen. Der Ministerpräsident Graf Tisza erwiderte, daß die auf Verminderung der Schrecknisse des Krieges gerichteten Bestrebungen bei allen für die aus- wärtige Politik Oesterreich⸗Ungarns kompetenten Faktoren sympathische Aufnahme und bereitwillige Unterstützung finden würden, und fuhr dann fort: Allerdings kann eine solche Aftion nur dann von Erfolg begleitet sein, wenn alle Großmächte sich ihr anschließen. Leider ist der gegenmärtige Mement hierfür nicht eben günstig, doch bedeutet das nicht, daß wir die Idee fallen lassen, sondern so viel, daß wir diese Frage im günstigen Mement lösen und uns bestreben wollen, für diesen günstigen Moment die Stimmung vorzubereiten; und ich glaube, daß die Initiative hierzu auf eine tatkräftige Unterstützung sãmt⸗ licher kompetenten Faktoren der österreichischungarischen Monarchie rechnen kann. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte Graf Apponvi, eine die Reform der Hausordnung bezweckende Vor⸗ lage in Form eines einfachen Antrages sei unzuläfsig. Er mache das Präsidium darauf aufmerksam, daß er, falls die Reform der Haus—⸗ ordnung nicht in gesetzlichen Formen zustande komme, diese als nicht bindend ansehen und alle jene Rechte in Anspruch nehmen werde, die ihm auf Grund der alten Hausordnung zuständen. Der Ministerpräsident Graf Tisza erwiderte, der Graf Apponvi habe mit dieser Auffassung einen sehr gefährlichen Weg be⸗ treten. Ob eine Anordnung des Hauses rechtsgültig sei oder nicht, darüber entscheide die Majorität, die den Willen der Nation zum Ausdruck bringe. Wenn es mit der Hausordnung so weit gekommen sei, daß sie die parlamentarische Arbeit unmöglich mache, dann gerate die Hausordnung in Widerspruch mit ihrer wahren Bestimmung und verliere jede moralische Kraft. Wir sind unter der gegenwärtigen Hausordnung in eine Sackgasse geraten, in der wir zu wählen haben zwischen skrupulöser Beobachtung ihrer Formen und gänzlicher Ohnmacht des Abgeordnetenhauses. Wir sind gezwungen, den drohenden Nuin, den moralischen Bankerott abzuwenden, indem wir uns nur über gewisse untergeordnete formelle Bestimmungen der Hausordnung hinwegsetzen. Wir müssen die Möglichkeit verfassungs-«

mäßiger Arbeit über die Beobachtung bon Formen stellen.“

Großbritannien und Irland.

Die Königliche Jacht „Victoria and Albert“ mit dem König und der Königin von Portugal an Bord ist, wie „W. T. B.“ berichtet, von Cherbourg in Portsmouth ein—

getroffen, wo der Prinz von Wales die Majestäten be⸗ grüßte. Allerhöchstdieselben setzten alsbald die Reise nach

Wind sor fort und wurden dort von dem König und der

Fürstlich̃ Königin von England auf dem Bahnhof empfangen. Bei Domänenkammer ihre zur Verbesserung der Lage der evangelischwen dem Diner, das gestern zu Ehren des Königs und der Königin Geistlichen seither geleisteten Beiträge auch erhöht hatten, zur Erhebung einer Landeskirchensteuer vom Jahre 1905

von Portugal in Windsor stattfand, nahm der König

Eduard in seinem Toast auf die portugiesischen Majestäten

Bezug auf den Abschluß des Schiedsgerichtsvertrages und sagte⸗

Die freundschaftlichen Beziehungen jwischen England und Portugal gehen 700 Jahre zurück, auf eine Zeit, wo Portugal mit England unter der Regierung Eduards J. den ersten Vertrag; abgeschlossen hat. Vor etwa 100 Jahren wurde dann ein Vertrag in Windsor ab⸗ geschlossen, und ich bin erfreut, daß gerade heute ein Schiedegerichts⸗

vertrag unterzeichnet worden ist.“

Der König von Portugal erwiderte:

Unser Bündnis mit Großbritannien ist alten Datums, und ich freue mich, es auszusprechen, daß Eure Majestät stets dieselbe Loyalität wie früher bei den Portugiesen finden wird, die ehemals Seite an Seite mit den Engländern ihr Blut vergossen haben.“

Der Admiral Lord Charles Beresford ist vom nächsten Jahre ab zum Chef des Mittel meergeschwaders ernannt worden.

Das Handelsamt hat vorgestern die Untersuchung über die Affäre bei Hull begonnen. Als Vertreter der russischen Regierung zugegen. Zunächst wurden die Leiter der beiden Fischerflottillen vernommen; beide erklärten ent⸗ daß keine Kriegsmunition oder Japaner in den Räumlich⸗ keiten der Fischereifahrzeuge verborgen gewesen seien, die überhaupt seien, um darin irgend etwas zu verstecken. Mehrere Fischer, die hierauf verhört wurden, stellten ebenfalls die An⸗ wesenheit von Japanern bei den Fischerbooten in Abrede. Der britische Seeoffizier Frederie wies nach daß die Russen vollständig außerhalb ihres Kurses gewesen seien. Dr. Wood house fragte den Zeugen, ob dies nicht, wenn die Russen Grund gehabt hätten, Gefahr zu befürchten, erklärlich sei. Der Zeuge erwiderte, das hänge von dem betreffenden Admiral ab.

Frankreich.

Der Prinz Georg von Griechenland ist vorgestern nachmittag, wie W. T. B.“ berichtet, von dem Minister des Auswärtigen Del cassé empfangen worden.

Der Kriegsminister, General André hat vorgestern in dem nachstehenden Schreiben dem Präsidenten Loubet seine Demission eingereicht:

Verehrter Herr Präsident! Die letzten parlamentarischen Zwischen⸗ fälle zeigen, daß die Feinde der Republik mehr als je enischlossen

Energie wie Erfolg die Spitze geboten hat. Es scheint mir, daß der Anteil, den ich bei dieser Aufgabe hatte der ich mehr als fünf Jahre unablässiger Arbeit gewidmet habe —, mich zu einem ganz onde d ; emacht hat. Man wird mir die Gerechtigkeit erweisen, daß eine solche Aussicht nicht dazu angetan wäre, mich zu entmutigen; indessen habe ich zuviel inneren Stolz und bin zu stolz auf mein Werk und habe zuviel Liebe zum Vaterlande und zur Republik, als daß ich auch nur eine Minute

lang die Hypothese annehmen könnte, daß ich eine Ursache zur Uneinig⸗

keit in der republikanischen Mehrheit sein könnte. Anderseits hat die Einigkeit dieser Majorität das Kabinett Waldeck⸗Rousseau und das Kabinett Combes vor den Gefahren gerettet, die sie zu bestehen batten, und dank dieser Einigkeit wird die republikanische Partei die Aufgabe vollenden, der meine Kräfte zu widmen mein Glück ge— wesen ist. Gestatten Sie mir ia dem Augenblick, wo ich von Ihnen Abschied nehme, an Sie meinen Dank für alle bekannten und unbekannten Freunde zu richten, die von überall in Frankreich her mir bei den letzten Pnrüfungen so rührend und warm ihre Sympathie be⸗ kundet baben. Mögen sie wissen, daß ich in den Ruhestand meine unerschütterliche, absolute Hingabe und Treue zu Frankreich, zur Armee und zur Republik mit hinübernehme, und daß ich auf diese drei all mein Sinnen vereinige.

Als der Ministerpräsident Combes das Demissions⸗ schreiben des Generals Andrs erhielt, 6 er ins Kriegs⸗ ministerium und hatte dort eine lange Besprechung mit jenem. Sodann begab sich der Ministerpräsident zur Sitzung des Ministerrats und teilte diesem den Satschluß des Generals Andrés mit. Der Ministerrat gab seinem Bedauern über diesen Entschluß Ausdruck und beschloß, das Portefeuille des Krieges dem sozialistisch-radikalen Deputierten Berteaux, seit 1879 Makler an der Pariser Börse, anzubieten. Berteaux nahm das Portefeuille an. .

Die Demission Andrés sowie die Ernennung des Deputierten Berteauz zum Kriegsminister wurden noch vorgestern amtlich bekanntgegeben.

In der Deputiertenkammer legte am Dienstag bei der Beratung des Unterrichtsetats der Deputierte Grosjean (nationalistischer Republikaner) Verwahrung ein gegen die Angebereien, die von einem Professor über Offiziere gemacht seien. Der Unter— richtsminister Chaumis entgegnete, er habe dem schuldigen Professor einen Verweis erteilt und ihn versetzt. Die Angelegenheit war damit erledigt.

wa 250 Delegierte der italienischen Gemeinderäte und der italienischen Handelskammern trafen vorgestern in Paris ein, um den Besuch zu erwidern, den ihre französischen Kollegen aus Anlaß der Reise des Präsidenten der Republik in Italien gemacht hatten. Ihnen zu Ebren veranstaltete Abends das Komitee für den Handel und die Industrie Frankreichs ein großes Festmahl, dem unter anderen die Minister, außer Rouvier und André, ferner die Präsidenten des Senats und der Kammer und der italienische Botschafter Graf Tornielli beivobnten. Es wurden mehrere Toaste auf das Zusammengehen beider Länder und ibre kommerzielle Wohlfahrt ausgebracht. Der Handelsminister Trouillot brachte einen Trinkspruch auf den König und die Königin von Italien und der italienische Botschafter Graf Tornielli einen solchen auf den Präsidenten Loubet aus. Nach beiden Toasten wurden die italienische beiw. französische National bymne gespielt und die Versammlung brach in Hochrufe auf Italien and Frankreich aus. Gestern abend gab die Pariser Handelskammer ein Diner, bei dem mehrere Trinksprüche auf die volkswirtschaftliche Annäherung der beiden Länder ausgebracht wurden. Der italienische Botschafter Graf Tornielli trank auf die Wohlfahrt Frankreichs; der Handelsminister Trouillot gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Annäherung dem französisch-italienischen Handel die Bedeutung wiedergeben werde, die er vor dem Abbruch der Handelsbeziebungen gehabt habe.

Rußland.

Gestern ist, wie die „Russische Telegraphen⸗Agentur“ meldet, die Ergänzungsabteilung des baltischen Ge— schwaders, bestehend aus den Kreuzern, Oleg“, Izumrud“, „Rion“, „Dnjepr“, „Terek“ und acht Torpedobooten, von Lib au ausgelaufen.

Spanien.

In der Deputiertenkammer erklärte am Dienstag, wie W. T. B. berichtet, der Ministerprãsident Maura, die Regierung be— schäftige sich eifrig mit der Frage der Verbesserung des Wechsel⸗ kurses und der Reform des Zolltarifs. Von der Art, wie letztere erfolge, werde es abbängen, ob die Zablungen in Gold oder in Silber zu leisten seien. Der Ministerpräsident sprach sein Bedauern darüber aus, daß kein Vorschlag gemacht worden sei, der eine vollständige Lösung der Fragen enthalte, und fügte hinzu, die Regierung appelliere an jeden Ein—⸗ jelnen, zur Lösung der nationalen Fragen beizutragen. Sie werde jeder annehmbaren Lösung zustimmen, ohne zu fragen, welcher politischen Partei sie diese verdanke.

Türkei.

Das Wiener „Telegr.⸗Korresp⸗Bureau“ meldet, die Pforte habe neuerdings an ihre auswärtigen Botschaften ein Zirkular bezüglich Kretas gerichtet, in dem die früheren Zirkulare in Erinnerung gebracht und die Mächte aufgeführt würden, die die Wünsche des Oberkommissars von Kreta, Prinzen Georg von Griechenland, abgelehnt hätten. In dem Zirkular werde aus⸗ geführt, daß der Prinz Georg nur persönliche Interessen und die Interessen seiner Dynastie verfolge, und würden Instruk— tionen für weitere Vorstellungen bei den betreffenden Re— gierungen erteilt. Die Pforte werde auch bei den Groß— mächten Beschwerde gegen die Regierung von Kreta führen.

Der „Frankfurter Zeitung“ wird aus Konstantinopel vom 15. d. M. gemeldet, der Großwesir habe eine besondere Kommissien von Aleppo nach Urfa entsandt zur Untersuchung der durch türkische Soldaten an dem deutschen Untertan Eckardt begangenen Grausamkeiten. .

Aus Cetinje wird gemeldet, daß jetzt unter den Dffizieren und Soldaten der Garnison Skutari infolge der Verteilung eines kleinen Geldbetrages wieder Ruhe herrsche. Man befürchte aber den Ausbruch neuer Unruhen zum Bairamfeste. =

Serbien.

Der König eröffnete gestern, wie ‚W. T. B.“ mitteilt, die Skupschtina mit einer Thronrede, in der er erklärte:

Die Beziehungen Serbiens zu den fremden Staaten, insbesondere den Nachbarstaaten, seien geordnete und freundschaftliche. Die traditionellen Sympathien zu dem glaubens⸗ und blutsverwandten russischen Volke seien mit Rücksicht auf die gegenwärtige Lage des großen slavischen Kaiserreichs noch stärker geworden. Die Familien⸗ und Freundschaftsbande mit dem Cettinjer Hofe blieben beständig- un« erschũttert. Die intime Freundschaft zwischen Serbien und Bulgarien habe srsichtlichen Ausdruck in den ausgetauschten Besuchen zwischen dem König und dem Fürsten von Bulgarien gefunden. Die Lage der Stammeshrüder in Alt. Serbien und Mazedonien habe sich in diesem Jahre nicht sonderlich geändert. Die Reformaktion der Türkel, die unter Mitwirkung der Ententemächte durchgeführt werde, sei auch in diesem Jahre fortgesetzt worden, und es sei nicht ausgeschlossen, daß durch die Bestrebungen des ottomghischen Reiches und der anderen dazu berufenen Faktoren die Bedingungen für einen friedlichen Fortschritt in den bedrohten Gegenden geschaffen würden. Serbien Si an der Verbesserung der Lage und der Herstellung der Ruhe und Ordnung in diesen Gegenden um so mehr interessiert, als davon die Ruhe und Ordaung in seinem südlichen Grenigebiet abhänge. Die Staatseinnahmen Serbiens seien trotz des ungũnstigen Ernteergebniffes

größer als im vergangenen Jahre, und alle Annuitäten der Staats⸗

schuld für 1908 seien bereits beiablt. Dadurch sei es möglich geworden, von der vierzigprozentigen Zuschlagssteuer abzusehen und an die Befriedigung wichtiger wolkswirtschaftlicher Bedärfniffe ju gehen. Die Regierung werde für die Erhaltung oder Erneuerung der Handelsverträge mit den anderen Staaten Sorge tragen.

Das Journal „Politika“ meldet, nach zuverlässigen Mit⸗ teilungen beabsichtigten die mazedonischen Aufständischen Mitte Dezember einen Kongreß abzuhalten, an dem auch Aufständische aus Sofia und Belgrad teilnehmen sollten.

Amerika.

Der japanische Prinz Fushimi stattete am Dienstag, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, dem Präsidenten Roosevelt einen Besuch ab und übermittelte ihm die Glück— wünsche des Mikado zu seiner Wiederwahl. Der Präsident Roosevelt antwortete dem Prinzen, das amerikanische Volk teile die Gefühle des japanischen Volkes, dem es volles Ge⸗ deihen wünsche. Später erwiderte der Präsident den Besuch des Prinzen.

Der amerikanische Botschafter in Wien hat gemeldet, daß die österreichisch-ungarische Regierung sich bereit erklärt habe, an der zweiten Haager Konferenz teilzunehmen. Es ist dies die erste offizielle Annahme der Einladung des Präsidenten Roosevelt.

Die zur Feier der Enthüllung des Denkmals Friedrichs des Großen enssandten deutschen Offiziere General von Löwen⸗ feld und Major Graf von Schmettow sind, wie, W. T. B.“ berichtet, am Dienstag in Washington eingetroffen und gestern von dem Präsidenten Roosevelt empfangen worden. Das ehemalige Flaggschiff des Admirals Farragut Hartford“, das jetzt dem atlantischen Küstengeschwader angehört, wird zur Teilnahme an der Enthüllungsfeier aus Norfolk je zwei Kom⸗ pagnien Matrosen und Seesoldaten entsenden.

Die revolutionäre Bewegung in Rio oe Janeiro ist unterdrückt und die Ruhe wiederhergestellt worden. Die hauptsächlichsten Anstifter der Bewegung, der Senator Lauro Sodre und der Deputierte Barboza Lima, sind geflohen, andere sind verhaftet worden. Zahlreiche Personen wurden getötet oder verwundet. In zwei Bezirken der Hauptstadt dauern indessen die Unruhen fort. Ein Streik der Heizer und Dockarbeiter erschwert die Lage. Die übrigen Teile der Stadt sind ruhig. Der Präsident erklärte in einer Mitteilung an den Kongreß, daß er die Ordnung herstellen könne und werde. Die einzige Schwierigkeit sei die, daß verschiedene Deputierte und Senatoren die Rädelsführer seien, die wegen ihrer parla— mentarischen Unverletzlichkeit nicht verhaftet werden könnten.

Asien.

Wie der Generalleutnant Ssacharow, dem „W. T. B.“ zufolge, dem Generalstab meldet, sind am 15. November keine Berichte über Kämpfe eingegangen.

Der „Russischen Telegraphenagentur“ wird aus Mukden unter dem 15. d. M. gemeldet: Gerüchten zufolge beabsichtigten die Japaner, am 19. zum Vormarsch üͤberzugehen und das Zentrum der russischen Aufstellung zu durchbrechen.

Der „Birshewija Wjedomosti“ wird aus dem russischer Hauptquartier telegraphiert, die Japaner zögen große Streitkräfte nach der russischen Ostfront hin zusammen, von wo beunruhigende Nachrichten einliefen. Patrouillen meldeten, daß alle Pässe von feindlichen Wachtposten besetzt seien.

Aus Mukden meldet das „Reutersche Bureau“ vom

13. ds. .

Die Russen beschossen heute vom Morgen bis Abend die Japaner bei der Station Schaho aus Belagerungsgeschättzen. Der Zweck der Beschießung war, die Japaner, die seit 4 Wochen daran arbeiten, die Station zu einer uneinnehmbaren Festung zu machen, dabei zu stören. Beide Armeen haben sich jetzt so eingegraben, daß Feld geschütze keine Wirkung mebr haben. Die chinesische Regierung lehne die Ausstellung von Transitscheinen für Waren und Gepäck, die über Sinminting nach der Mandschurei bestimmt sind, ab. Die Chinesen erklärten diese Maßregel mit der Verletzung der Bestim—⸗ mungen über Kriegskonterbande und der Neutralität Chinas. Chinesische Offiziere in Mukden seien tätig, um die Not unter den vom Lande dorthin geflüchteten Chinesen zu mildern. Sie ver— pflegten täglich mit Hilfe ausländischer Hilfsvereine 20 000 Fläücht=

von dem General Kuropatkin versprechene Entschädigung

Der russische Torpedobootszerstörer „Rastoropny“ traf

bei heftigem Schneesturm gestern in Tschifu ein und ging an derselben Stelle vor Anker, an der der Reschitelny“ Anker geworfen hatte. „Hai⸗Jung“ begab sich an Bord des russischen Schiffes und hatte eine Unterredung mit dem Kapitän. verließen die Russen den „Rastoropny“. Nur ein Mann blieb zurück und sprengte das Schiff in die Luft. Man hörte drei dumpfe Explosionen; fast gleichzeitig versank das Schiff.

Aus Schanghai wird dem „Reuterschen Bureau“ mit— geteilt, der gestern von Wladiwostok dorthin zurückgekehrte Blockadebrecher „Canton“ bestätige, daß der russische Kreuzer „Gromoboi“ kürzlich gestrandet sei.

Dasselbe Bureau meldet aus Tschifu, die „Nowy Krai“ berichte über die Vernichtung japanischen Torpedobootszerstörers mit vier Schorn— steinen:

Der Schiffsfähnrich Dimit row unternahm es, mit sechs Frei⸗ willigen an Bord einer Dampfjacht, die mit Torpedorohren aus— gerüstet war, gegen japanische Torpedoboote und Torpedobootszerstörer, die in der Tachebucht mit dem Aufnehmen von Minen beschäftigt waren, vorzugehen. Am 3. November führte Dimitrowm unter dem Schutze der Dunkelheit seinen Plan aus und versenkte einen japanischen Torpedoboots;erstõrer durch einen Torpedo. Er gelangte mit der Mannschaft nach Port Arthur zurück. Die Japaner waren der Meinung, daß der Zerstörer auf eine Mine gestoßen sei.

Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Tokio nehmen die Verhandlungen zwischen der japanischen und der französischen Regierung über das Kohlen der

baltischen Flotte in französischen Häfen ihren Fortgang.

Man erwarle im japanischen Parlament Erklärungen über diesen Punkt. In einem anderen Telegramm heißt es, daß die japanische Regierung sich nicht frũher äußern werde, als bis die Verhandlungen abgeschlossen seien.

Das „Reutersche Burcau“ meldet aus Schanghai vom gestrigen Tage! Aufständische haben die Kaiserlich chinesischen Truppen bei Liutschifu in der Provinz Kwangsi zurückgeschlagen und 5 bedeutendere Städte der Pro— vinz genommen. Die Kaufleute und Bankiers sind aus den Städten geflohen. Der Vizekönig erhielt Befehl, auf seinen Posten zwecks Unterdrückung des Aufstandes zurückzukehren.

Der Generalgouverneur von Niederländisch— Ostindien hat dem Kolonialamt im Haag telegraphiert, daß ein Beamter mit Truppen nach der Landschaft Sigi auf der Insel Celebes entsandt worden sei, um die Aus⸗

lieferung der in Sigi beheimateten Anführer einer Bande.

durchzusetzen, die im Juni den Laden eines niederländischen Untertans geplündert und zwei Personen getötet habe. Von

richtung mit Gebläse.

linge. Selbst früher reiche chinesische Farmer seien jetzt miltellos, deutscher Leitung ausführen zu lassen.

da sie ibre Schadenersatzansprüche nicht zu belegen vermöchten, um die zu erlangen.

Der Kapitän des chinesischen Kreuzers

Um 7 Uhr Abends

Zeitung eines

der Landschaft Sigi, die bisher der Aufforderung zur Aus⸗ lieferung nicht Folge geleistet habe, werde ferner Schadenersatz

gefordert. Afrika.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Su ez vom gestrigen Tage berichtet, der Gouverneur habe eine Versammlung aus— wärtiger Konsuln berufen und sie ersucht, die Schiffsagenten zu benachrichtigen, daß während der Durchfahrt der baltischen Flotte alle nordwärts gehenden Schiffe an—

ehalten werden müßten, um den Kriegsschiffen freie Durch—⸗

h zu gestatten. Während der Fahrt der Flotte dürfe nichts in den Kanal geworfen werden. Jede Kundgebung müsse unterbleiben. .

Das in Dakar (Senegambien) eingetroffene russische Geschwader ist gestern, wie W. T. B.“ erfährt, von dort abgefahren.

Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus“ aus Johannesburg würden die 130 Bur en, die von dort auf— gebrochen seien, um über Kapstadt nach Damaraland zu reisen und die Deutschen im Kampfe gegen die Hereros zu unter— stützen, nur als Transporteure dienen; es heiße, sie seien auf sechs Monate angeworben worden.

Verkehrsanstalten.

Errichtung einer deutschen Schiff sreparaturwerkstatt in Schanghai.

Die deutschen Kapitäne lassen kleinere Ausbesserungen an ibren Schiffen in Fällen., wo ein Docken nicht erforderlich ist, in Schanghai in der Regel bei chinesischen Firmen ausführen. Vor einigen Monaten ift nun unter dem Namen Eastern Fron Works“ ein deutsches Unter⸗ nebmen ins Leben getreten, das imstande ist, alle einschlägigen Arbeiten unter Leitung eines deutschen Fachmannes zu besorgen. Die Werkstatt liegt am Huangpu⸗(Wusung⸗Nfluß an der Ewo Jetty, Jangtzepoo Road. Die Werkstatt ist eingerichtet, alle Schiffsreparaturen, die ohne Docken möglich sind, zu übernehmen. Es ist ein Schlipp für Barkassen vor— handen, der auch das Heranholen von größeren Arbeitsstücken er—= leichtert.

Die Maschinenwerkstatt wird von einem Gasmotor getrieben und hat ausschließlich deutsche Werkjeugmaschinen und zwar: 1) eine Drehbank, 5 m zwischen Spitzen, 335 mm Sxitzenhöhe mit Plardreb— einrichtung für 1500 mm Durchmesser; 2) eine Drehbank, 3 m zwischen Sxitzen, 210 mm Spitzenböhe; 3) eine Drebbank, 1,5 m Dreh länge, 200 mm Spitzenhöhe; 4 eine Drehbank. 25 m Drehlänge, 175 mm Sxitzenhöhe; 5) eine Drehbank, 1 m Drehlänge, 100 mm Spitzenhöhe; 6) eine Präzisionsdrehbank, besonders für Werkjeng und dergleichen, 750 mm Drehlänge und 150 mm ü 7) eine Hobelmaschine für Stück von 750 mm 2500 mm Länge; 8) eine Präzisions⸗Shapingmaschine; 9) ein maschine mit beweglichem Doppelarm für Löcher bis 35 m messer, besonders für Platten, Auslage 2 m; maschine für schwere Arbeiten, freistehend;

Patentschleifstein; 14) eine Spiralbohrerschleifmaschine.

Die Schmiede hat vorläufig 5 Feuer mit selbständiger Ein—⸗ Eine Gießerei für mittelgroße Eisenstücke und für alle Metallarbeiten ist vorhanden; Arbeiten können innerhalb kürzester Frist ausgeführt werden. Kleinwerkzeug für Kesselrevara—= turen, wie Handbohrmaschinen, hydraulische Hebe- und Kranwerkzeuge, Stanzen, Scheeren usw., ist für alle Arbeiten genügend vorhanden.

Die Werkstatt beschäftigt zur Zeit etwa 50 Arbeiter und bat bereits für 15 Schiffe Reparaturen usw. ausgeführt. Elektrische Be⸗ leuchtung und außerdem die günstige Lage erleichtern die Nachtarbeit beträchtlich. Außer der Maschinenwerkstatt ist auch eine Schreinerei für alle Arbeiten und für Modelle vorgesehen. Die Werkstatt nimmt alle Arbeiten an, wie Kesselreparaturen, Rohrleitungen usw. und ist durch die Auswahl ganz vorzüglicher Werkzeugmaschinen be⸗ sonders geeignet, schnell exakte Maschinenarbeit und Ersatzteile zu liefern.

Es dürfte für die deutschen, an der Schiffah teiligten Reederkreise von Interesse sein, in Schangbai nunmehr die Möglichkeit geboten ist, Schiffsrepara fachmãnnischer

ss sollen sich über die bisherigen Leistungen der Eastern Iron Works“ durchaus befriedigt ausgesprochen baben. (Nach einem Bericht des Handelssachverständigen iserlichen Generalkonsulat in Schanghai.)

vr u beim Ka

eingestellt worden, weil torsholm rannte und dieses . B.“ meldet, voraus.

sichtlich zwei Monate beanspruchen.

St Petersburg, 16. Nobember. (W. T. B.)

Die Schiff

fahrt ist heute eingestellt worden.

Theater und Mufsik.

Theater des Westens.

Francesco d Andrade sang am Dienstag im Theater des Westens den Don Juan. Es ist schon so viel über diese Meister⸗ leistung des großen Sängerschauspielers geschrieben, daß jedes erneute Hervorheben seiner unvergleichlichen Wiedergabe dieser Bübnengestalt als Wiederholung erscheinen muß. Und doch ist es gerade der Don Juan d' Andrades, dessen lebensprühende, so ganz bis in alle Einzel⸗ züge individuelle Ausgestaltung immer von neuem zur Be—⸗ wunderung mitreißt. Wenn man d'Andrades Don Juan siebht, empfindet man, daß nur ein Südländer diesen dem Süden entstammenden Liebesbelden so restlos zu verkörpern vermag. Nicht allein in den durch die Musik in ihrer Wirkung unterstützten Partien der Rolle weiß d'Andrade uns den Mozartschen Helden menschlich wesenhaft nahe zu bringen, seine mimische Kunst belebt auch jene Szenen, in denen Don Juan als ironisch Beobachtender, stumm Mit- handelnder erscheint, so z. B. gelegentlich des ersten Auftretens der Elvira in der Szene vor dem Balkon der verlassenen Schönen, wo er den Leporello an seiner Stelle vorschiebt und zu einem Liebesständchen zwingt, am Grabdenkmal des ermordeten Komturs, den sein Diener zu Gast bitten muß, usw. Das Publikum, das leider nicht so zahlreich erschienen war, als der Anlaß es gerecht⸗ fertigt hätte, konnte sich in Beifallsbezeugungen nicht genug tun und erreichte schließlich Wiederholungen des Champagnerliedes und Zither⸗ ständchens. Neben der überragenden Leistung des berühmten Sastes wäre von den anderen Darstellern, die dem Theater des Westens an⸗ gehörten, eigentlich nur Fräulein Doninger mit Auszeichnung zu er⸗ wähnen, die für die Rolle der Zerline viel mitbringt: ihre starke schauspielerische Begabung, anmutig jugendliche Stimme und den Reiz der äußeren Erscheinung. Neben ihr hielt sich Herr Ziegler als Masetto am besten. Fräulein King konnte als Donna Anna mit⸗ ehen, wenn ihre Gesangstechnik und ihr Stimmklang auch für gtenct wenig geeignet erscheinen. Herrn Stammers Komik und Er scheinung, die in anderen Aufgaben oft prächtig wirkt, war für den Leporello zu deutsch⸗biedermännisch.

Nationaltbeater.

Dle Aufnahme der fast vergessenen großen Oper Die Fapzrttin. von Donizetti in den Sxielplan der Bübne am Weinbergs weg beansprucht schon insofern Interesse, als sie uns eine