ist. Weltpolitik zu treiben. Dazu gebört eine Flotte. Bei dieser Weltpolitik wollen wir nicht Händel suchen, sondern in der ruhigen, vornehmen und versöhnlichen Art vorgehen, wie sie gestern der Reichskanzler bier vorgezeichnet hat. Uebrigens danke ich ihm, daß er in seinem Programm über die künftige Gestaltung der Kolonien ungefähr das gesagt hat, was meine politischen Freunde immer als Ziel für die Kolonien verfolgt haben. Was die auswärtige Politik anlangt, so möchte ich dem Reichekanzler nicht verhehlen, daß ich es bedauere, daß er für seine Unterredung über englische Zustände einen Mann benutzt hat, der in Deutschland nicht in gutem Andenken stand. Ich hätte es vorgezogen, wenn er im Reichstage seine Politik entwickelt hätte. Aber er hat es für notwendig gehalten, die Sache schleuniger in die englischen Blätter zu bringen, und so will ich nicht weiter mit ihm darüber rechten. Trotz des traurigen Bildes, das der Staatssekretãt des Reichsschatzamts über die Finanzlage gegeben hat, balte ich unsere Finanzen doch nicht für so ängstlich. Warten wir doch ab, was die neuen Handelsverträge bringen. 1879 wurden auch Schätzungen gemacht, die durch die nachherigen Resultate weit über⸗ holt wurden. Hoffentlich wird es auch jetzt so sein. Ich wünsche keine Aenderungen unserer auswärtigen Politik, wir können uns keine bessere denken, als wie sie vom Reichskanzler geführt wird.
Abg. Liebermann von Sonnenberg (wirtsch. Vgg.): Der Fürst von Bie marck sagte einmal, die Grundlagen der Machtstellung eines Staats seien geordnete Finanzen, ein starkes Beer und Zufriedenheit im Lände. Geordnete Finanzen haben wir ja nach gewissen Richtungen hin zweifellos, wir baben die Oberrechnungskammer, die alles bis auf den Groschen nachprüft, wir haben das Etatsrecht des Reichstags; aber der Schatzsekretär hat uns doch ein so trübes und so trauriges Bild unserer Finanzlage gegeben, daß es uns trotz der optimistischen An⸗ schauung des Herrn bon Kardorff immerhin zu denken geben muß. Ich danke es dem Staatssekretär von ganzem Herzen, daß er gebrochen hat mit dem System der Verschleierung, daß er offen, ehrlich und ohne Rückhalt zesagt hat, wie unsere Finanzen stehen, und wie er die ernstesten Besorgnisfe für die Zukunft hegt. Wir müssen heraus aus der Anleihewirtjchaft. Wir können es nicht als einen richtigen Patrlotismus ansehen, wenn er nur in einer Hurrastimmung sich aͤußert und nicht auch den Geldbeutel öffnet. Die Finanzlage zu sanieren, ist in erster Linie Sache der Regierung. Unserseits Vor- schläge zu machen, ist immerhin mißlich, weil man es bei den Wahlen den Kandidaten als Knüppel zwischen die Beine wirft. Trotzdem sind schon seit langer Zeit auch von dem Hause aus Steuervorschläge gemacht worden. Auf das Inseratenmonopol oder eine stätkere Besteuerung der Inserate, wie es früher der Abg. Windthorst an— regte, gehe ich nicht ein, sie würde wohl auch nicht Aussicht auf An⸗ nahme im Hause haben. Es gibt kaum einen unpopuläreren Vor⸗ schlag, weil die gesamte Presse, die große und die kleine, auf Inserate angewiesen ist und nicht sieht, welchen Vorzug eine gute Presse haben würde, die keine Rücksicht auf Inserate zu nehmen brauchte. Aber vielleicht denkt der Bundesrat an eine Affichensteuer, wie sie England, Frankreich und Schweden haben. Daß eine Luxussteuer nicht viel bringt, haben wir bei der Schaumweinsteuer gesehen, aber wir können sie nicht ganz entbehren. Ernstlich in Erwägung ziehen müßte man dagegen die Webrsteuer. Die Zahl derjenigen, die ohne Ver⸗ dienst und Wöärdigkeit nicht zu dienen brauchen, wird fortgesetzt wachsen. Das als Aequivalent für die bevorzugte Dirt bfi! Stellung zu erwartende Erträgnis könnte für die Versorgung der Veteranen, für Pensionen usw. verwendet werden. Man könnte die Wehbrsteuer gerade denjenigen Leuten auflegen, welche zahlen können, aber nicht gern dienen möchten, ich meine, daß die Judenschaft sehr wohl damit einverstanden sein würde, wenn sie von dem Militärdienst befreit und sie entsprechend eingeschätzt würde. Der russisch— japanische Krieg hat ja gezeigt, daß die russischen Juden geradezu massenbaft nach der Grenze fliehen, um sich dem Dienft zu entziehen, und die Juden betrachten sich mit Recht als eine zusammenbängende Nation. So ist es mit allen Juden, die aus der Pandorabüchse gekommen sind. Auch die Börsen— steuer könnte wesentlich höhere Erträge liefern, als es leider zur Zeit der Fall ist, wenn man aus dem unvollkommenen ein vollkommenes Gesetz machte und die erforderlichen Strafbestimmungen erließe. An starken Schultern im Reiche feblt es nicht. Ein sehr ge—⸗ schätzter Politiker in diesem Hause, Herr von Kardorff bat sich gegen das Projekt einer Reichseinkommensteuer mit guten Gründen erklärt. Ich möchte mich aber trotz alledem in Namen meiner Freunde dafür erklären. In vielen unserer kleineren Staaten existiert allerdings bereits eine Staatseinkommensteuer. Vielleicht könnte man sich durch einen prozentualen Zuschlag helfen. Ich möchte hier eine Ein— schaltung machen. Man hat die baverischen Bauernbündler, die unserer Vereinigung angehören, vielfach von seiten der kleinen Zentrumsblätter angegriffen, sie ständen unter Leutnants und müßten die Militärvorlage bewilligen. Das trifft nicht zu. Die Herren sind in ibrer Absftimmung durchaus frei. Wir haben uns nur zu einer wirtschaftlichen Vereinigung zusammengetan. Wir danken dem Kriegs⸗ minister für seine Amtsführung. Seitdem er an der Spitze der Ge⸗ schäfte steht, haben die Uniformänderungen aufgehört. Das ist für die Zufriedenheit im Lande bemerkenswert. Die neuen Achselstücke für den Mantel werden spätestens im ersten Gefecht verschwinden, denn es würden zunächst die Offiziere weggeschossen werden. Es ist erfreulich, daß unsere Heeres verwaltung nicht das Wettrennen nach immer kleinerem Kaliber gemacht hat. Das Gewehr, das mit Bleistiftspitze schießt, scheint sich doch im russisch⸗japanischen Kriege nicht zu bewähren. Auch für die Kavallerie ist mit vollem Recht eine Vermehrung gefordert. Die Ansicht, daß die Zeit der Kavallerie für immer vorüber sein sollte, halte ich für verfehlt. Wer die Geschichte unserer Kavallerie fennt, wer weiß, daß 1866 unsere schönen Kavalleriemassen keine Verwendung fanden, weil wir verlernt batten, sie zu verwenden, wer weiß. daß man 1870 das Verlernte nachholte, der kennt ihre Bedeutung, und sie wird gerade als Schlachtenkavallerie ihre Aufgabe baben. Wir
werden sie aber auch brauchen als Verfolgungekavallerie, das be⸗ weist auch der russisch⸗ japanische Krieg. Gerade die auflösende Wirkung des modernen Feuergefechtes fordert starke Kavalleriemassen heraus. Wenn aber solche Kavalleriemassen in der Schlacht ver⸗ wendet werden sollen, müssen sie im Frieden geübt werden. Angriffe gegen die Vermehrung der Kavallerie sind hier im Hause sehr leicht, aber außerordentlich schwer ist es, die einzelnen Schwadronen und Regimenter im Augenblick der Attacke so anzusetzen, daß
auch wirklich parallel und nicht ineinander hineinreiten.
muß geübt werden in großen Verbänden. Der Abg. Bebel hatte sich gestern außerordentlich sorgfältig präpariert, aber sein einziger Vorschlag, dem Hauptmann der Infanterie das Pferd zu nehmen, kennzeichnet doch sein ganzes Verständnis für mili⸗ tärische Dinge. Soll sich der Kompagniechef in den kleinen Orten, wenn er den Dienst in seiner Kompagnie kontrollieren soll, wenn z. B. eine Meile weiter die Mannschaften des zweiten Jabrgangs üben, etwa eine Droschke nehmen? Zudem gibt es in den kleinen Orten gewöhnlich keine Droschken. Diese Umstände hätte auch Herr Bebel erkennen können. Ich möchte Zeichner sein für ein Witzblatt, oder ich möchte . ich möchte dann August auf dem Steckenpferde eine Attacke machen und die Kavallerie umreiten lassen. Man müßte drastisch illustrieren, Sie glauben gar nicht, wag so ein Stück für Beifall finden würde. Ber Diill, egen den Herr Bebel zu Felde zieht, erspart uns eine Menge , Ueberflüssige Griffe sollen gewiß nicht eingeführt werden. Es ließen sich auch am Glanz der Ausrüstung wobl noch Ersparnisse machen, die den Pensionsfonds zugeführt werden könnten. Was die zweijährige Dienstzeit betrifft, so wird von jetzt ab gesetzlich die Landwirtschaft dauernd schwerer belastet als die anderen Volks⸗ kreise, denn sie stellt zumeist die Mannschaften für den Kavallerie dienst. Die Landwirtschaft trägt aber diese Belastung gern. Ich babe gegen die zweijährige Dienstzeit große Bedenken. Die Erfahrungen, die wir mit dem einjährigen Dienst machen, sind nicht die güunstigsten; es würde sich vielleicht empfeblen, ihn abzu- schaffen und den jweijährigen einzuführen. Die Ungleichheit ware
Reserveoffiziere bekommen als beute. Es ist erfreulich, daß der Minister die Uebungen der Reserveoffiziere intenstver gestalten will. Man gehe ihnen aber auch die Möglichkeit, sich obne zu große Un⸗ kosten beritten zu machen. Diejenigen, auf deren Drängen die jweijährige Dienstzeit beschlossen worden ist. haben die heilige Verpflichtung, dafür zu sorgen, daß sie nicht für ein starkes Heer zum Schaden ausschlä nt. Das Lehrpersonal, muß vermehrt und so gestellt werden, daß es freudig seine Obliegen⸗ beiten erfüllt. Gehaltserhöhungen, Prämien sind vorzusehen; es fehlt aber noch der Ansporn des Avancements. Wenn wir nicht mebr im stande sind, die allgemeine Wehrpflicht durchjuführen, so müßte vor . gesehen werden, daß für die nicht zur ganzen Dienstpflicht heran⸗ gezogenen Leute eine umfassendere Ausbildung stattfindet. Herr Bebel will die allgemeine Dienstpflicht durchführen, weil das aber nach diesem Spstem nicht gebe, sei das System schlecht. Ich kann mir nicht denken, daß Ihr (linke) Milijsxstem mit Schüͤtzenfesten alle 14 Tage wirklich eine brauchbare Armee liefern könnte, die etwa der von Ihnen so gelobten französischen Armee entgegentreten könnte. Das französische Offigierkorps hat fleißig gearbeitet und hat viele schätzens werte Eigenschaften, um so mehr dürfen wir nichts versäumen für unsere Schlagfertigkeit. Graf von Caprivi sagte einmal, in einem Volkskrieg würden wir 4 Millionen Streiter baben, und Herr Bebel fragt. wie wir diese erhalten sollen. Wie denkt sich aber Herr Bebel die Erhaltung einer Milizarmee, die noch viel stärker wäre? In ähnlicher Lage hat sich die Französische Reyublik vor einem Jahr⸗ bundert durch Papiergeld mit Zwangskurs geholfen. Eine geordnete Staats verwaltung könnte viel eher die Mittel für die größte Armee aufbringen als eine Verwaltung nach dem System Bebel. Mit Dank empfinden wir es, daß der verebrte Redner des Zentrums denen, die da unten in Südwestafrika kämpfen, den Dank für ihre Hingabe an die Interessen des Vaterlandes ausgesprochen hat. Auch der Reichskanzler hat gestern dem General von Trotha gedankt, und es war wohl nur ein Versehen, daß der Dank nicht auch dem Oberst⸗ leutnant Leutwein ausgesprochen ist. Denn seine Tätigkeit mit den schwachen Kräften, die ihm zur Verfügung standen, verdient den allergrößten Dank. In diesem Augenblick ist eine Kritik über Febler in Südwestafrika nicht angebracht, es ist eine gute Sitte, daß, wenn deutsches Blut für deutsche Interessen ver⸗ gossen wird, die Kritik schweigt. Der Reichskanzler bat für die Diganisation der Verwaltung in den Kolonien wünschenswerte Ein— richtungen in Aussicht gestellt. Aber ich vermisse noch eine Erklärung in bejug auf die Gesellschaften. Es ist der Wunsch aller Kolonial- freunde, daß, nachdem diese Gesellschaften versagt haben, das Geld, was flüssia gemacht werden muß, auch der ganzen Kolonie zu gute kommt. Die Marine ist die jüngere Schwester unseres Landheeres. Aber sie wird auch auf ihre Rechnung kommen. Nur richte ich an die Marine verwaltung den Wunsch, sie möge etwas übersichtlicher wirtschaften als bisher und ihren Haushaltsplan etwas klarer gestalten. Wenn Heer und Flotte zeitgemäß reformiert werden, haben wir ein starkes Heer und die beste Garantie für die Aufrechterhaltung des Friedens. Bleibt der dritte Punkt, den Fürst von Bismarck für die Machtftellung eines Landes anführte: die Zufriedenheit im Lande. Ist sie da? Wenn man Herrn Bebel hörte, müßte man die Frage schlankweg verneinen. Die Form aber, in der Herr Bebel Unzufriedenheit predigt, liegt nicht im Interesse des Vaterlandes. Aber auch von staatstreuer Seite kann nicht verschwiegen werden, daß aus formalen Gründen, ebenso wie in nationalen und wirtschaftlichen Dingen, Unzufriedenheit berrscht. Was die formalen Gründe betrifft, so führe ich an, daß wir im hessischen Lande in alter Weise ein Volksfest feiern wollten, wie sie sonst in schönster Harmonie stattfinden. Der hessische Bauer ist gesetzestreu und ruhig, sodaß große Massen jusammenkommen können, ohne daß die geringste Ausschreitung sich ereignet. Wir hatten das Programm entworfen, es sollte eine Kaiserr'de gehalten werden, ein Hoch auf das Reich, auf das Hessenland und auf die deutsche Arbeit ausgebracht werden. Das Fest wird verboten, weil ein großer Andrang ju erwarten wäre. Wozu veranstaltet man Feste und Volksversammlungen, wenn man nicht großen Andrang haben will? Polizeiliche Kautelen sind bei Ihnen (zu den Sozialdemekraten) nötig, beim hessischen Bauer ist es etwas anderes. Und selbst wenn sich Genossen dort eingefunden hätten, unter den markigen Bauerngestalten hätten sie sich wohl gehütet, eine Bureauwahl zu verlangen. Der Landrat versprach das möglichste, es wurden neue Vorbereitungen getroffen, und wieder kam im letzten Augenblicke das Verbot des Festes. Ich möchte wissen, ob ein Minister es wagen würde, dem Zentrum das zu bieten. Wir wollen nur dasselbe Recht, das in allen Staaten besteht. Damit bringt man Mißstimmung bervor und macht Sozial- demokraten. Es ist nicht die Aufgabe der Minister und Landräte, Sozial⸗ demokraten zu machen. Wohlwollen wollen wir vom Minister nicht, sondern nur unser Recht. Der Minister hat eber unser Wohlwollen für seine Tätigkeit in Anspruch zu nehmen. Der Diätenantrag ist schon 38 mal gekommen; nun warten wir bis zum vierzigsten Male. Der Reichskanzler meint, die Ablehnung durch die Regierung sei nichts anderes, als wenn der Reichstag Gesetzentwürfe der Re⸗ gierung ablehne. Aber wie denkt der Reichskan ler, wenn wir ihm sein Gebalt streichen? Haust du meinen Rothschild, haue ich deinen Rothschild! Vielleicht meint man in der Regierung, noch ist der Augenblick nicht gekommen. Der Reichskanzler vermißt neue Gründe für die Diäten. Aber man könnte vielleicht noch andere politische Gesichtspunkte unterbreiten, die man hier in diesem Hause aus taktischen Gründen nicht ausspricht. In einer Angelegenheit verdient der Reichskanzler den Dank des ganzen deutschen Volks, nämlich für die prompte Eiledigung des Zwischenfalls in Lippe. Der Fall ist nach den Ansprüchen der Gerechtigkeit erledigt worden, ohne daß irgendwie eine größere Mißstimmung hervorgetreten ist. Er erinnert uns so an die Legende vom Müller von Sanssouci. Lob verdient auch der junge Regent, der sich in diesem Falle tarellos benommen und seine Treue zu Kaiser und Reich bewlesen hat. Ich teile in vollem Umfang das Bedauern, daß der Reichs- kanzler gerade den ungeeignetsten englischen Journalisten zu einem Interview sich ausgesucht hat. Aber er wird den Fall nicht kennen, durch den Herr Basbford sich hier mißliebig gemacht hat. Er wird nicht wissen, daß dieser Herr es einmal gewagt bat, einem deutschen Postbeamten mit feinen Papieren auf die Finger zu schlagen. In einem anderen Lande wäre ein solcher Journalist auf die Dauer ganz unmöglich, geschweige denn, daß er von einem Minister empfangen würde. Ich jweifle nicht daran, daß der Reichskanzler es nicht gewußt hat; man hätte es ihm allerdings sagen können. Mit dem Inhalte der Aeußerungen zu Herrn Basbford können alle ver⸗ ständigen Leute einverstanden sein, aber die Form erinnert uns nicht an die erste Rede des Grafen Bülow im Reichstage, in der er sagte, daß das deutsche Volk die Rolle des bescheidenen Haus—= lehrers nicht mehr zu spielen gesonnen sei. Man kann gegen das Ausland liebenswürdig und entgegenkommend sein, es wird aber im Auslande als Schwäche gedeutet, was bei uns immer nur außerordentliche Liebenswärdigkeit des Reichskanzlerz ist. Wenn aber im Lokalanzeiger⸗ des Herrn Scherl, der, wie es scheint, dem Reichskanzler ganz besonders mit seiner Liebe nahe steht, geraten wird, wir möchten mit England in ein intimeres Ver dältnis kommen, so wird dieser Wunsch so bald nicht erfüllt werden. Die englische Politik verbietet es uns fortgesetzt, Die Lehren der Geschichte von Friedrich dem Großen an und seinem Verhältnis zu England bis zum Kriege von 64, dem Burenkriege usw. verbieten es. Wir können nicht vergessen, wie man drüben den Goldkrieg geführt hat. In einer Postkarte schildert mir ein Deutscher von drüben die Verhältnisse: Der Bur wohnt im Feld, der Englishman beherrscht die Welt, der Kuli strömt in Massen ein, der Jude steckt den Vorteil ein. Wir können auch nicht vergessen, daß den Hereros von den Engländern Waffen geliefert sind, daß die Hererokapitäne sich auf englisches Gebiet geflüchtet haben, daß eine deutsche Polijzeitruppe über die englische Grenze gedrängt und dort entwaffnet worden ist. Man erkennt die Hottentotten und Herero geradezu als eine kriegfübrende Macht uns gegen⸗ über an. Zur Liebe kann man ung nicht jwingen. Die
dann beseitigt, und die Betroffenen könnte man anderweit ent⸗ schädigen; dann würde man ganz anders ausgebildete und geschulte
verleumderische Lüge kommt von den Hetzorganen in England. Darüber kann der Heid mer ruhig sein, die verständigen Leute
denken anders. Wenn aber ein englischer Staatsmann, wie Chamberlain, unsere Einrichtungen wieder einmal herabsetzt in lügenhafter Weise, und unsere Staatsmänner sich monatelang auf eine Erwiderung besinnen, dann werden wir wieder ein Wort mit ihnen sprechen. Warum erregt sich Herr Bebel über das angebliche Unrecht, das dem russischen Arzt an unserer Universität zu teil ge⸗ worden ist? Werden denn nicht zu sozialdemokratischen und nihilistischen Zwecken Papiere gefälscht? Warum soll nicht der Universitätskurator sorgfältig die Papiere prüfen? Fragen dach auch die sozialdemokratischen Maurer jeden neuen Kollegen: Hast Du reine Wäsche?‘ Gönnen Sie doch den Staatsbehörden, was Sie (iu den Sonaldemokraten) sich selbst zu Unrecht herausnehmen. Der Reichskanzler sagte, er hätte die Engländer über die Tendenz unserer Flottenvermehrung berubigen wollen. War das nötig? Von Rußland sagte er doch, wie könne Bebel verlangen, daß er sich in russische innere Angelegen. heiten mische? Unsere Flotte ist defensiv, aber, wenn wir durch einen Angriff genötigt werden, die Waffen zu ergreifen, wird unsere Kriegführung eine offensive sein. Eigentümlich ist, wie Herr Bebel mit besonderer Verliebe die Japaner gegenüber den Russen preist. Herr Bebel ist japanischer als die Japaner. Er war hottentottischer als die Hottentotten, chinesischer als die Chinesen, er bat immer die Partei derer ergriffen, die gerade mit uns ein Sträußchen hatten. Die Japanschwäimerei in Deutsch- land ist bedauerlich. Es sollte das Volksbewußtsein, das Rasse— bewußtsein wieder geweckt werden, wir sind Weiße, dort sind Gelbe, und alle europäischen Nationen müssen gegen die gelbe Gefahr“ zu⸗ sammensteben. Da steht die Theorie wieder in grellem Widerspruch mit der Praxis. Die Russen wahren in Japan die heiligsten Güter Europas, sie schlagen dort den gemeinsamen gelben Feind. Wenn die Japaner siegen, wird Kiautschou ihr nächstes Ziel sein, wie japanische Offiziere in Urbermut und Trunkenheit ausgesprochen haben. Wenn es nicht so kommt, werden wir es dem russischen Sieg zu ver— danken haben. Eine Menge Forderungen des Nationalgefübls sind bisher nicht erfüllt. Das schöne Wort von der Saalburg von dem Schinmberrn aller Deutschen auf dem Erdenrund sieht in der Praxis manchmal ganz verzweifelt wunderbar aus. Die deutschen Studenten in Prag und Tirol können ein Lied davon singen. Wenn der Dreibund wäre, wie er sein sollte, hätte doch wohl ein gutes Wort von maß zebender Stelle Deutschlands für die gefährdeten Deutschen in Oesterreich statthaben können. Es fehlen immer noch Gesetze über die Erhaltung und Wiedergeroinnung des Staatsbürgerrechts derjenigen Deutschen, die ins Ausland ge⸗ gangen sind und dort leben; es fehlt ein Gesetz über die Fernhaltung lästiger Ausländer; alles Gesetze, deren Nichtvor—⸗ bandensein oder Mangelhattigkeit nationale Verstimmungen erregt. Nach der wirtschaftlichen Seite werden die neuen Militärpensionz- gesetze eee Unzufriedenheit erwecken, doch ist beute noch nicht die Zeit, darüber zu reden, ebenso wenig wie über die Handelcverträge, da wir sie noch nicht kennen. Wir können nur hoffen, daß der italienische Handelsvertrag nicht ganz so schlimm sein wird, wie es der Jubel der italienischen Presse leider vermuten läßt, und daß auch der russische annebmbare Bestimmungen enthalten wird. Sollte er wieder für die Landwirtschaft unannehmbar ausgefallen sein, so wird irn die Landwirtschaft ablehnen. Ein Mittel, ihn nach der Manier Caprivi durchzudrücken, ift jetzt nicht da: die Kosaken sind anderweitig beschäftigt. Was schließlich das mögliche Scheitern des Ver— trages mit Oesterreich betrifft, so brauchen wir das nicht allzu tragisch zu nebmen; Oesterreich wird uns kommen müssen, wenn wir fest bleiben. Unzufrieden ist man auch über die Haltung der Re⸗ gierung zum Mittelstande. Herr Frohme fragte neulich mit Emphase: Was ist Mittelstand? Eine genaue Grenzlinie läßt sich dafür ebenso wenig ziehen, wie sich der Begriff der oberen Zehntausend“ und der Begriff Proletariat definieren läßt. Ich sage; Mittelstand ist, was nach oben von den oberen Zebntaufend und nach unten vom Proletariat begrenzt wird. Diese Definition genügt auch vollkommen, um zu kennzeichnen, welche Maßregeln nötig sind, den Mittelstand zu heben. An dem Gang der Gesetzgebung der sozialen Fürsorge könnte ich Ausstellungen machen, ich könnte bedauern, daß der Uebergang zur Kohlenverstaatlichung noch nicht erfolgt ist, daß man nicht an die Entschuldung des Grund und Bodens herantritt —, aber alle diese berechtigte Unzufriedenheit darf nicht zur Ver⸗ zweiflung am Vaterlande führen. Wir wollen immer und überall die bestehenden Schwierigkeiten beseitigen; und wir kännen und werden sie beseitigen; wir baben den guten Willen dazu, und dieser wird schließlich von Erfolg gekrönt werden. Gegen diejenigen, die diese Entwickelung zur Zufriedenbeit verhindern, indem sie fortgesetzt die Unzufriedenheit schüren, muß der gemeinsame Kampf der Regierung und sämtlicher staatserhaltender Parteien endlich in großem Umfange und energisch unternommen werden. Nach der Dar⸗ stellung des Herrn Bebel ist bei uns alles so verrottet und ver— fault, mit Ausnahme der Sozialdemokratie, daß das Goetbesche Wort platzgreift: Alles, was besteht, ist wert, daß es ju Grunde geht! Aber Herr Bebel vergaß, daß dieses Wort dem Teufel Mephisto in den Mund gelegt wird. Herr Bebel malt nach chinesischer Manier, obne Perspektive, und da kommen eben Zerrbilder heraus. In der Sozialdemokratie ist natürlich jeder ein Kind wie ein Engel so rein. Herr Bebel wirft der bürgerlichen Sesellschaft Mangel an Selbsterkenntnis vor, käme sie aber dazu, dann müsse sie zur Heuchelei greifen. Herr Bebel, möchten Sie mir wobl erklären, — er ist allerdings nicht hier, aber er war da, und es gibt Leute genug, die es ihm erzählen können. Also Sie behaupten, die Selbsterkenntnis fehlte der bürgerlichen Gesell schaft. Aus was für Elementen ergänzt sich denn Ihre Partei? Sie bekommen fortgesetzt abgebröckelte Elemente aus der bürgerlichen Ge⸗ sellschaft Sie sind gewissermaßen der Jungbrunnen. In demselben Augenblick, wo jene Elemente zu Ihnen kommen, haben sie Selbst— erkenntnis, sind sie rein gewaschen, sind sie wahre Engel. Ja, wer Ibnen das glaubt! Gewiß, unser Volksleben zeigt sehr bedenkliche Auswüchse. Ein großer Teil von dem, was Herr Bebel in dieser Beziehung gesagt hat, trifft zu, aber nicht seine Folgerungen. Werden etwa Vergeben und Verbrechen nicht auch von Angehörigen seiner Partei ausgeführt? Ich würde mich sogar nicht wundern, wenn in der Sozialdemokratie Eigentumsverbrechen bäusiger sind, weil Eigentum nach einem von Ihnen aufgenommenen Saß Diebstahl ist. Auswüchse würden auch in Ihrem Zukunftsstaate noch in weit höherem Maße vorhanden sein. Herr Bebel bat nun einen Fall mit besonderem Pathos behandelt, den Fall Mirbach. Gewiß ist dieser Fall nicht ohne Rest aufgegangen, und es wäre vielleicht möglich, für die Beurteilung dieses . ein Wort des Heilandes anzuziehen; aber im Munde des Herrn Bebel würde dieses Wort doch vielleicht beinabe blasphemisch. Die unfreundlichen Aut wüchse der Gesellschaft finden Sie auch in Ihren Reihen, halten Sie nur Umschau! Sie finden da den gewissenlosen Rous, den Mode 86 den Ausbeuter, den Protz, den Trottel. Wenn Sie zu der rkenntnis der Wahrheit gekommen sind, daß überall gesündigt wird, auch innerhalb der Sozialdemokratie, dann werden Sie auch vielleicht die Wahrheit des Wortes des Heilandes erkennen, welches er an die Pharisäer und Heuchler richtete: Ihr Otterngezüchte!
Darauf wird ein Vertagungsantrag des Abg. Schrader (fr. Vxzr.) angenommen.
Abg Dr. Müller. Sagan will in persõnlicher Bemerkung gegenüber dem Abg. von Kardorff richtig stellen, daß er beute nicht eine andere Auffassung über die Reichseinkommensteuer vertreten habe als früher der Abg. Richter.
Trotz der Abmahnungen des Präsidenten wiederholt er diesen Versuch einer sachlichen Berichtigung, muß aber schließlich davon Abftand nehmen.
9 J nach 5 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr. at.
M. 28S.
Literatur.
‚Etiketteplaudereien! von Eustachius Graf Pilati von Thafful zu Darberg. Deutsches Druck, und Verlagshaus, Berlin. (Preis eleg. geb. * — Der Verfasser, der in die Fuß fapfen des einst so berübmten Freiherrn von Knigge tritt, erweist sich in der hier zu stattlichem Bande vereinigten, in zwangloser Folge zu⸗ vor in der Deutschen Warte“ veröffentlichten Reihe von Aufsätzen ebenfo als gründlicher Kenner wie als feiner Beobachter des Gesell. schaftslebenz über dessen Sitten er sachlich und gefällig zu plaudern und dessen Unsitten er mit gutem Humor zu kennzeichnen oder auch geistvoll zu ironisieren und zu geißeln versteht. Es wäre natũrlich ein müßiges Unterfangen, die Regeln eines guten Benehmens kodifitieren zu wollen, das ist auch weder Zweck noch Absicht des Buches, welches den so seltenen sogenannten Takt des Herzens äber alle geschriebenen oder ungeschriebenen Gesetze der Gesittung stellt; vielmehr betrachtet der Verfasser alles vornehmlich unter dem einen Sesichtspunkte, daß man seine Ansichten so einzurichten bahe, daß man nie die gebotene Rücksicht auf seine Nebenmenschen außer acht lasse. In der Hauyt fache wendet das Buch sich wohl an die Herrenwelt, aber beide Ge⸗ schlechter werden daraus manche Anregung und Belehrung schöpfen können, und diejenigen, die erhaben über alle Etikettefragen sind, werden ibm wenigstens eine Stunde angenehmer Unterhaltung zu
anken haben. ⸗ ; — Deutsche Heldensagen, dem deutschen Volke und seiner Jugend wiedererzählt. Von Karl Heinr. Keck. Zweite, vollständig umgearbeitete Auflage, besorgt von Dr. Bruno Buff e. Zweiter Band: Dietrich von Bern. Verlag von B. G. Teubner in Leipzig. Preis geb. 3 6 — Es ist mit Freude zu be⸗ grüßen, daß die Bearbeitung der deutschen Heldensagen don Keck jetzt in verjüngter, vie , , einwandfreier Form vollendet vorliegt. Die Bearbeitung Dr. Busses ist geeignet, unsere Jugend in die Welt der deutschen Sagen einzuführen und sie mit den großen Heldengestalten der grauen Vorzeit vertraut zu machen. Während der erste Band von den Nibelungen und Gudrun erzählte, behandelt der abschließende zweite bas Schicksal des einstigen Lieblings helden unseres deutschen Volkes, des rstterlichen Amelungen Dietrich, und die mannigfachen Abenteuer feiner Schildgesellen. Außerdem werden noch die Sagen von Wieland, König Rather, Ortnit, Hug. und Wolfdietrich in kurzer Form eriählt. Die Neubearbeitung schließt sich im Einklang mit den jetzt herrschenden sagengeschichtlichen Anschauungen möglichst an Lie sũddeutsche Ueber lieferung an. Der echte Gehalt der alten Sage wird dabei in lebendiger, ansprechender, vielleicht etwas zu breiter Form wie derge eben. Auch die schöne Ausstattung dürfte mit dazu beitragen, dem uche reunde zu gewinnen. ⸗ . ö — In ö soeben erschienenen Novemberheft der Deutschen Monatsschrift für das gesamte Leben der Gegenwart Berlin, Verlag von Alexander Duncker) fallen vor anderen die Auffatz? aug dem Gebiete des Weltanschauungekampfes der Gegen- wart ins Auge. So handelt Professer D. Wilhelm Herrmann in Marburg über „Die sittlichen Ganken Jesu und das Christentum !, Professor Dr. H. Weinel über Richard Wagner und das Christen˖ fum“ und Pfarrer Karl König über Religion e , . Geheimrat Keller lenkt die Aufmerksamkeit auf eine be. denkende Frau dez 17. Jahrhunderts, die Tochter des Admirals Coligny, die durch ihr Schicksal mit den Häusern Hohenzollern und Oranien gleichmäßig verbunden erscheint. Die Künstlerpersõnlichkeit Kugust Roding findet Würdigung in einem Essai von Max Marter— sieiz. Begonnen wird in diesem Heft mit einer ausgeführten Charakteriftif des holländischen Dichters Multatuli von Erich Meyer. Dem Gebiete des nationalen Gedankens und der nationalen Politik gebören neben den üblichen Monatsüker⸗ sichten in diesem Hefte an der Aufsatz Bayern und das Reich-, der Beitrag des Grafen Du Moulin. Eckart über Das Deutsche Volke tum, die Untersuchung des Oberstleutnants Rogalla von Bie ber⸗ stein über die strategische Lage Dänemarks und die Kolonial⸗ politische Uebersicht, die General von Liebert übernommen bat. Ferner finden fich in dem Heft Gedichte von Fritz Lienhard und Karl Ernst Knodt sewie die Fortsetzung einer Erzählung Ernst Zahns und zwei zufammenfassende Uebersichten über die deutsche Militärliteratur und über neue philosovhische Literatur. . .
— Der Bataillonskommandeur im äußeren und inneren Dienst. Von Becker, Major und Bataillonskommandeur im 8. Lothringifchen Infanterieregiment Nr 144 und Der Kompagnie chef. Ein Ratgeber für Erziehung, Ausbildung, Verwaltung und Besichtigung der Kompagnie. Von von Wedel, Major und MWjutant der 1. Gardedivision. Diese Titel führen zwei Bücher, die als Band 6 und 5 der bekannten Handbibliotbek für Offizieren im Verlage der Königlichen Hofbuchhandlung von C. S. Mittler u. Sohn, Berlin (Preis 4, beiw. 5 69, soeben erschienen sind. Beide tragen zweifellos einem in den betreffenden Kreisen fühlbaren Bedürfnis Rechnung. Sie sind aus der Praxis heraus geschrieben, gestützt auf eigene langjährige Er⸗ fahrung, unter Zugrundelegung der neuesten Vorschriften. Der Stoff des erstgenannten Werks teilt sich in nachstehende Abschnitte: Die Tätigkest des Bataillonskommandeurs bei der Ausbildung der Kom- pagnien — Diejenige des Bataillons im Gefecht, Exerzieren und 6 — Gefechtsmäßige Schießübungen — Herbstübungen —
as Waffeninstandsetzungsgeschäft — Betrieb und Verwaltung der
Truppenküche — Kantinenbetrieb — Adjutant und Geschãfts zimmer — Dis ihlinarftrafgewalt und Strafbücher — Zablmeister — Belleidun Der Bataillons arzt — Militärft rafgerichtsbarkeit — Dienstbetrie und Verwaltungsgeschäft bei Landwehrbataillonen. .
Der Inhalt des Kompagniechef Buches gliedert sich in sol gende Kapitel: Allgemeines — Schießen — Exerzieren — Felddienst — Gymnaftik — Schwimmen — Dienstunterricht — Innerer Dienst — Verpflegung — ', , ,,. — Gesundheitspflege — Manbver — ECatlassung.‘ Bei beiden Werken handelt es sich um Feine schematische Ausblldungsmetbode, sondern um eine Anleitung zu jielbewußtem Schaffen und erzieherischem Wirken. Jedem Inhaber des in Rede stebenden Dienstgrades sowie denjenigen Offizieren, die ihn demnächst zu erreichen gedenken, werden diese neuesten Bestandteile der Handbibliothek daher wünschenswerte Anregung bieten wie sie Kraft, Können und Zeit richtig auszunutzen haben, um den ihnen an⸗ vertrauten Truppenteil zu einem kriegetüchtigen Ganzen heranzubilden. Sie erhalten fernerbin damit auch ein treffliches Nachschlagewerk, das geeignet ist, sie über etwaige Zweifel aufzuklären und ihnen bei der Vorbereitung für den Dienst und der Anordnung des letzteren ein willkommener Ratgeber zu sein. Eine Reihe von Anlagen und
Tertfkijjen erhöht noch die Brauchbarkeit der Bücher.
C uüurze N neig en neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt.
Um Ellwurth. Roman von Thusnelda Kühl. Stuttgart, Deutsche Verlags⸗Anstalt
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1 44
Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen
Berlin, Mittwoch, den 7. Dezember
ö istes welt. Bdchn. 69, 62. Bilder Pata nnd. Von Curt Merckel. Mit zabl⸗ Gebdn. 1,525 6 —
Aus und auf Tafeln.
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Deuts Ri aft, ihre Entwickelung und Deutfchlands Ritterschaft , 8 uts Reich als Nationalstaast. Von n ! u * . J. F. Lehmanns Verlag. . Fortschritt, s 33 3 n , , , 63 zwirtschaf d Sozi ik. Unter ; ig erster Sach⸗ Volkẽwirtschaft und Soꝛialpoli , n,. Darstellung und Kritik des deutschen Blinden⸗ ied de schlichen Gesessschaft. — Heft 2329. Katscher, er: . . ö g. 6. besonderer Berücksichtigung Deutsch⸗ lands. = Heft 35: Lüders, El se; Arbeite rinnenorgani, fatkon u. Frauenbewegung. 2. Aufl. à Heft 0, 15 4 Doppel heft 0, 30 0 Leipꝛig, Felix Dietrich. — . Die Wohlfahrtseinrichtungen Berlins und feiner Vordrte nebst einem Anbange über öffentliche Armenpflege, Atheiter⸗ versicherung und andere für die Wohlfahrtspflege wichtige Rechts gebiete. Ein Auskunfts buch berausgeg. von der Auskunftsstelle der Beutschen Gefellschaft für eibische Kultur. 3. Aufl. Kart. 150 36 Berlin N. 24. Julius Springer. ; Gorpus juris ei vilis und Bürgerliches Gesetz buch. Ausgewählte Stellen aus dem Corpus juris civilis. leber. setzt und nach ö. ne, erläutert von J. Müller. 2.20 Leipzig. C. L. Hirschfeld. . . ö . Berlin nebst einem Anhang, bet reffenddie juristischen Staatsprüfungen, von Sr. Franz Hoeniger. 2. Aufl. Berlin W. 35. J. ntag. ⸗ ; k Ersatpflicht des Tiexhalters im Rechte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, zugleich ein Beitrag zur Lebre von der Kaufalität im Rechts sinne von Dr. Friß Litteng. 3 M Berlin W. 8. Franz Vahlen. . 8 neberficht über die Literatur und Judikatur Jabres 1903, 02, betreffend das Patent ⸗ und Ge⸗ chsmusterrecht. Herausgegeben von Dr. Hermann D380 M Berlin W. 8. Franz Vahlen.
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern ju sammengesstellten Nachrichten für Handel und Industrie“)
Rußlands Ernteertrag an Wintergetsreide im Jabre 1904 Nach Angaben des Statistischen Zentralkomitees betrug die Ernte Rußlands an Wintergetreide im Jahre 1904, wie folgt:
Ertrag
an Weizen
Gegen den Durchschnitt der letzen fünf Jahre mehr
Gesamt⸗ ertrag
in 50 Gouverne⸗ ments des eurg⸗ päischen Ruß⸗ lands Cistaukasien den Weichsel⸗ Gouvernements Tranẽkaukasien, Sibirien und Mittelasien Im ganzen in 72 e, d ebieten ö ö gegart 342 540, 1536 1287 1878 669, 232 489,7. Der diesjährige Gesamtertrag an Wintergetreide in Rußland erreicht daher eine Menge von 1878 669 100 Pud. Nach Abzug der zur Aussaat erforderlichen Menge an Weizen und Roggen 6 ro Ko i, e dl. e . kerung
2071974 1376 989 737,0 12
35 033,
57390
in der ouvernements des europãischen . ö e 66 . 1341236 100 12, 65 72 nements und Gebieten des n . J 1586 599 800 12,25.
Die größten Erträge an Roggen und Weizen erzielte man in dem 56 2 Gebier und dem mittleren Wolgagebiet (Goubernements Tambow, Pensa und Ssaratow), wo die Deßjätine durchschnittlich 745 Pud Roggen und 95,5 Pud Weizen ergab. Schkecht war die Roggenernte im Süden (in den Gouvernements Astrackan, Jekaterinos law, Taurien und im r, g w wo dieselbe durchfchnittlich nur 35,1 Pud pro Deßjätine ergab. An Winterweizen war ber Ertrag nicht gut in den Gouvernements Perm. Ufa DOren⸗ burg und Ssamara, wo durchschnittlich nur 315 Pud von der Deßjätine geerntet wurden. Eine übermittlere Ernte an Winter⸗ getreide wurde in diesem Jahre in 47 Gouvernements mit einer Be⸗ bölkerung bon S5 59 260 Seelen erzielt, eine mittlere in 12 Gou⸗ pernements mit 17 827 000 Ginwobnern und eine untermittlere Ernte
in 13 Gouvernements mit einer Bevölkerung von 22 676 200 Seelen. (Torg. Prom. Gaz.)
Gründung von neuen Gesellschaften in Spanien.
Nach einem Bericht des österreichisch. ungarischen Ronsulats in Madrid sind in letzter Zeit folgende Gesellschaften in Spanien ger ründet worden: I) Bärandaran v Cia., Bilbao. Kavital ob gbo . Verkauf von Drogen, Parfümerieartikeln usw. — 2) Soc. anon. Feculera, Pamplona. Kapital 5 Millionen Pesetas. Her ⸗ stellung von Satzmehl Aktien gesellschaft) — 3) Minas de Zinc de Ruiloba- Gomillas bilbao. Kapital 700 000 Pesetas. Ausbeutung
Staatsanzeiger. 190.6.
über die Gewinnung und den Verbrauch von natürlichem Gas vor einer Verschwendung dieses wohlfeilen Heiz⸗ und Leuchtstoffes aus- drücklich ju warnen. Im erwähnten Jahre haben nämlich 881 Ge— werbebetriebe den Gebrauch von natürlichem Gas infolge der Ab. nahme des Druckes in den Gaequellen aufgeben müssen. Besonders Fabrikanten, welche Gas aus ibnen zu eigen gehörenden Quellen be⸗ nutzen, werden ermahnt, das selhe mit Vorsicht und Sparsamkeit zu der⸗ wenden, um eine vorzeitige Erschöpfung der Quellen zu verhindern, Trotz der Abnabme des Druckes in einigen der bedeutendsten Naturgasgebiete war die Gewinnung dieses Stoffes im Jahre 1805 größer als in jedem Vorjahre; sie erreichte einen Wert von 35 15 360 Doll. gegenuber einem sochen von 30 867 5863 Dell im Jahre 19075. Vier Staaten, nämlich Pennsylvanien, Westvirginien, Indiana und Ohio gewannen 940 der amerikanischen Gesamterzeugung, die wiederum 99 o, der Weltproduktion gusmachte. Durch das natürliche Gas wurden in den Vereinigten Staaten im letzten Jahre 7222 Fabriken und 627 937 Haushaltungen mit Licht⸗, Heiz und Be⸗ triebskraft versorgt. Eine sehr erbebliche Summe wurde anf⸗ gewendet für Vollendung großer Hauptleitungen zur Verteilung des Gases, für Errichtung neuer Pumpftationen und für die Erbohrung neuer Gasquellen, namentlich in Ohio, Westoirginien, Pennsvlvanien und Kanfas. Der durchschnittliche für Naturgas berechnete Preis stellte sich 903 ein klein wenig höber als 19902, nämlich auf 15 Cents für 1o00 Kubikfuß bei einem durchschnittlichen Druck von 4 Unzen (à 283 g) auf den Quadratzoll. . . Erst in neuerer Zeit ist die Abgabe von Naturgas in der Union auf eine gefunde geschäftliche Basis gestellt worden. Einer der erfolg⸗ reichsten Schritte für die Erreichung dieses Zweckes war die Auf⸗ stellung von Gasmessern; durch diese wurden die Einnahmen der Raturgaslieferanten wesentlich gesteigert, ohne daß die Verbraucher erheblich mehr zu zahlen hatten; für letztere waren die Gasuhren zur Kontrolle des Verbrauches und der Rechnungen ebenfalls von großem Wert. Angereizt Mrch die vergrößerten Erfolge, legten die Raturgasgesellschaften viele Millionen Dollars an für die Ausdehnung ibres Geschäfts, für den Ausbau ihrer Leitungen und für den Erwerb neuer gashaltiger Ländereien. Zu den Leitungen wurden in letzter Zeit weit größere Röhren verwendet, deren Durchmesser die Beförderung erheblicher Gasmengen gestattete, sodaß die Leistungs— fähigkeit der Produktionsgesellschaften sich wesentlich erhöbte, Bedauer= licherweise werden noch große Mengen Naturgas im sũdwestlichen Pennfrlvanien und in Westvirginien dadurch verschwendet, daß man *. den Bohrungen nach dem kiefer gelagerten Petroleum die böberen gasführenden Schichten durchstößt, ohne das dann ausströmende Sas aufzufangen und zu verwerten. . ;
Die Naturgas verwendenden industriellen Unternebmungen ver teilten sich nach Industrien und Staaten im Jahre 1903 folgender⸗ maßen: .
. Andere Betriebe 2616 1704
S Glas⸗ Staaten
Pennsylvanien .
Dhio . 36 Indiana 35 Westvirginien . k 8 1658 k 5 36 Kansas d . 138 J ö 3 Andere Staaten.. 35
Summe.. 35 d 318 6725. Die Abnabme in der Zahl der mit Naturgas versorgten In Druckes in den Gasquellen von Indiang zurüchzufübren. Im Ver gleich mit 1802 arbeiteten in Indiana 2 Stahlwerke und 11 Glas
den kleineren Fabriken in diesen und anderen Staaten. Die
geschãtzt. . . Bie Verwendung von Gasmotoren hat in den Naturgasgebiete
wurden solche Motoren zuerft angewendet, und zwar zum Hochwumpe
von Petroleum. Seitdem fanden sie Eingang zu allen mõgliche Zwecken in Fabriken und anderen Betrieben. Es sind Motgren vo
The Iron Age.)
Außenhandel des Staates Rio Grande do Sul im Jahre 1903.
Grande do Sul im besonderen hat
Maße bestehen.
schiedenen Formen, die verbältnismäßig niedere Lebens baltung und B sogenannten Nationalindustrie,
sicherungskosten und ungünstigen Verkehrsverhältnifse über die de Hafen von Rio Grande vorgelagerte Barre und im Innern des Stan der Schmuggel und die Zollschwierigkeiten.
verwerten soll.
in Deutschland, im allgemeinen der Fall ist. Abgeseben davon, d einige grohe Häuser gleichzeit'g die Einfuhr und Ausfuhr pflegen, si
einführen, wenigstens für die
von Zinkersen in Ruiloba (Provinz Santander) — ) Der Verband fpansscher Viehzüchter La Union Ganadera del Rein gründete unter biesem Namen eine Aktiengelellschaft mit einem Kavital von 750 C00 Pesetas, die sich mit der Fleischversorgung Madrids befassen wird. Außerdem beabsichtigt 3 Verband, auch die sonstigen ein⸗
lägigen Industrien zu betreiben, und zwar: Hire ,,. und ., . die ner nn den Ver⸗ kauf von roher Wolle, die Verarbeitung von Fleischabfällen uw.
; . (Handels⸗Museum, Wien.)
Gewinnung von natürlichem Gas in den Vereinigten Staaten von Amerika 1903.
Naturgeschichtliche Volksmärchen Gesammelt ven Dr. Oskar Däbnhardt. Mit Bildern von O. Schwindrazheim.
2. Aufl. Sebdn. 2.40 M0 Leipzig, B. G. Teubner.
Die Geologische
die Gerberei, die
Vermessungsbehörde der Vereinigten Staaten von Amerika nimmt Veranlaffung, in ihrem Jahresberichte für 1903
artikeln, Manufakturwaren lin Rio Grande „fazendas“ genann
Lebensmittel, Konserven,
Eisenwaren C ferragens /) Spezialhäufer. Mehrere der größer
dustriebetricbe um 881 ist zum großen Teil auf das Nachlassen des
*
kütten, in Obio 5 Stahlwerke und 7 Glashütten, in Westvirginien 3 Eisenwerke und 6 Glashütten weniger mit Gas, abgeseben 2 r⸗ sparnis von Kosten durch die Verwendung natürlichen Gases gegen⸗ über dem Gebrauch von Kohle wird für die in Betracht kommenden Betriebe und Haushaltungen für das letzte Jahr auf 9224429 5
n
eine bedeutende Ausdehnung erfabren; vor ungefäbr jebn Jahren
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Zz bis 1000 Pferdekräften zur Verwendung gekommen, und alle baben eine große Brauchbarkeit und Billigkeit im Betriebe dargetan. (Nach
Der Einfuhr handel in Brasilien im allgemeinen und in Rio s mit einer Reibe von Schwierig- keiten zu kämpfen, die in anderen Ländern nicht eder nicht in gleichem Hierher gehören die allgemeinen öffentlichen Verhält- niffe, die eine geringere Sicherheit gewährleisten, die mangel bafte Rechts- pflege, die Macht der Verwaltungsbehörden, die Steuerschraube in ver⸗
e⸗
därfnislosigkeit des größten Teils der Bevölkerung, der Beginn einer die Kursschwankungen oder die stete Möglichkeit von Schwankungen des Kurses, die hoben Frachten, Ver⸗
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Die Zollschwierigkeiten werden übrigens selbst von brasilianischer Seite empfunden. In neuester Jeit bat daher die Handelskammer in Porto Alegre die Gründung Anes Zollmufeums ins Auge gefaßt, das an der Hand von Mustern in, und ausländischer Waren die bei der Verzollung von Waren ge machten Erfahrungen im Interesse des Handels veranschaulichen und
Der Großhandel in Rio Grande do Sul ist nicht in der Weise spezialistert, wie es in den großen europäischen Industriestaaten, 8. a
nd
auch die Einfuhrhäuser ursprünglich nicht nach, Branchen geteilt. Immerhin besteben nunmehr neben den Firmen, die Waren allert Art f roßen Hauptgruppen von Einfuhr⸗
t)
Weine u. dgl. („ seccos e molhados*),
en
Einfubrbäuser unterhalten in den bedeutenderen Plätzen des Staates
im übrigen lassen
(Rio Grande, Pelotas, Porto Alegre u. a. Filialen oder Agenturen, t 2st sie das Land durch Geschäftsreisende, die soge⸗
nannten“ Musterreiter, zur Versorgung der betreffenden (Detail-)
Händler bereisen. ö.
* 5 2 8 s — 45 8 2 ꝛ Die oft gehörte Behauptung, der Handel des Staates Rio Gran do Sul befinde sich vorwiegend in deutschen Händen,
de ist
insofcrn richtig, als die Chefs einer Reihe großer Firmen die Neichs· angehsörigkeit besitzen und ein bedeutender Teil der Einfuhr und der
Ausfubr aus Deutschland stammt und dorthin geht. *. — * 2 4 1 e, 5 angebörigen sind jedoch im Handel eine Menge
Brasilianer, d.
e Neben Reichs sogenannter Deutsch⸗ b. Brasillanet deutscher Abstammung, ferner Schweizer,