I Maler Wilhelm Görms aus Potsdam ein Stipendium im Betrage von 200 6 2 Kupferstecher und Radierer Ludwig Schaefer aus Berlin ein Stipendium im Betrage von 80 für das Jahr 1905 verliehen erhalten. Charlottenburg, den 1. Januar 1905. Der Vorsitzende des Kuratoriums der Dr. Hermann Günther⸗Stiftung. A. von Werner,
Direktor der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin.
Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Gesetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml S. 357) sind bekannt gemacht:
I daz am 23. Juli 1802 Allerhöchst vollzogene Statut, für die Entwässerungsgenossenschaft für die Melioration der Bardelniede⸗ rung zu Schapen im Kreise Lingen durch die Amtsblätter
der Königlichen Regierung zu Münster Nr. 40, besondere Bei⸗ lage, ausgegeben am 2. Oktober 19 M2,
der Königlichen Regierung zu Osnabrück Nr. 35 S. 229, aus⸗ gegeben am 29. August 1992;
2) das am 12. Oktober 1364 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Altstadt im Kreise. Osterode durch da; Amlsblatt der Königlichen Regierung zu Königsberg Nr. 49 S. 611, ausgegeben am 8. Dezember 1993
3) bas am 17. Oktober 1354 Allerhöchst voll ogene Statut für die Melneßuppe . Regulierungsgenossenschaft zu Schirwindt im Kreise Pillkallen durch das Amteblatt der Königlichen Regierung zu Gum— innen Rr. 45 S. 419, ausgegeben am 16. November 1904 .
4) der Allerhöchste Erlaß vom 24. Oktober 1994, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Berlin behufs Erwerbung der zur bebauung planmäßigen Freilegung der Prenzlauer Allee und der Lothringer Straße erforderlichen Flächen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Rr. 47 S. 413, ausgegeben am 25. November 1994;
I) das am 24. Oktober 1804 Allrhöchst pollzogene Statut für die Dtainagegenoffenschaft Zella im Landkreise Mählhausen durch das Amfeblatt der Königlichen Regierung zu Erfurt Nr. 48 S. 259, aut⸗ gegeben am 26. Nobembe 1994; —
6) der Allerhöchste Erlaß vom 26. Oktober 190k, betreffend die Anwendung der dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 ange⸗ hängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeipe gehen auf Tie von dem Kresse Rössel ausgebauten Chausseen von Bischofstein nach der Friedländer Kreisgrenze und von Linglack nach der Rastenburger Kreis⸗ grenze, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königs— berg Nr. 47 S. 591, ausgegeben am 24. November 1904; ;
7) der Allerhöchste Erlaß vom 31. Oktober 1904, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Bromberg zur Entziehung und zur dauernden Beschränkung des für die Erweite⸗ rung der Brahemünder Hafenanlagen in Anspruch zu nehmenden Grundeigentums, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Bromberg Rr. 18 S. 459, ausgegeben am 1. Dezember 1904
s) das am 31. Oktober 190 Allerhöchst vollzogene Statut für die Hießfeld Bruch Genossenschaft zu Dinslaken im Kreise Ruhrort durch das? Ämfeblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldorf Nr. 48 S. 351, ausgegeben am 3. Dezember 1804 ;
9) das am 14. November 19804 Allerhöchst vollzogene Statut für die Wassergenossenschaft zu Liebenwalde im Kreise Niederbarnim durch das Ämtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 50 S. 441, ausgegeben am 16. Dezember 1904;
10) der Allerhöchste Erlaß vom 21. November 1904, betreffend die Verleihung des Enteignungstechts an die Thorner Holzhafen⸗Aktien⸗ gesellschaft zur Entziehung und zur dauernden Beschrämkung des zur Herftellung und zum Betrieb eines Holzhafens bei Thorn in Anspruch zu nehmenden Grundeigentum, durch das Amteblait der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 50 S. 437, ausgegeben am 15. De⸗
zember 1904.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 12 der Gesetzsammlung enthält unter .
Nr. 16 567 das Gesetz, betreffend die Befugnis der Polizei⸗ behörden zum Erlasse von Polizeiverordnungen über die Ver⸗ pflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden, vom 21. Dezember 1904.
Berlin W., den 31. Dezember 1904.
Königliches Gesetzsammlungsamt. Schwartz.
Nichtamtliches
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 2. Januar.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten trafen gestern vormittag gegen gin Uhr vom Neuen Palais
im hiesigen Königlichen Schlosse ein und wohnten um 10 Uhr An die
dem felerlichen Gottesdienst in der Schloßkapelle bei— kirchliche Feier schloß sich Gratulationscgur im Weißen Saale an, Sodann empfingen Seine Majestät der Kaiser die am hiesigen Hofe beglaubigten Boischafter, die Staatsminister und die kommandierenden Generale und begaben Sich gegen 1 Uhr zur Paroleausgabe nach dem Zeughaus, von wo Aller— höchstdieselben gegen L/ Uhr noch dem Schlosse zurückkehrten. Später empfingen Seine Majestät den Reichskanzler Grafen von Bülow. Am Abend wohnten Allerhöchsidieselben der Vorstellung im Opernhause bei.
Heute vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des
Geheimen Rats
Chefs des Zivilkabinetis, Wirklichen — Dr. von Lucanus und empfingen Mittags den Unterstaats⸗ sekretär im Neichsamt des Innęrn Wermuth sowie den
Konsistorialpräsidenten Kähler zur Meldung aus Anlaß ihrer Ernennung zu diesen Stellungen.
Das Königliche Staatsministerium trat unter dem Vorsitz seines Präsidenten Grasen von Bülow heute zu einer Sitzung zusammen.
In dem als besondere Beilage zur Nummer 398 des Reichsanzeigers“ veröffentlichten Verzeichnis der öffent⸗ lichen Blätter, die neben dem „Reich sanzeiger“ von den deutschen Amtsgerichten für die im Jahre 1905 erfolgenden Bekanntmachungen aus dem Handels- und Genossenschaftsregister bestimmt sind,
muß es beim Amts gericht Opladen in allen drei Spalten statt Bergisches Volksblatt heißen: „Bergischer
Volksbote“.
An r Kaiserliche Wirkliche Ge⸗ heine Re r bis Ende 1889 als vor⸗ tragen * technische Leiter des Post⸗ bauwes n war, . Lebensjahre verstorben. Kind gehsr 9765 der preußischen Staats⸗ bauverwe!! 1. rberg⸗ und Baurat im Ministeriun Als es sich im Jahre 1875 darum hande. ig spost⸗ und die Reichs⸗ telegraphenvermna⸗·= ha . Angelegenheiten bis dahin von ven nuben er einzelnen Bundes⸗ staaten mitbesorgt worden waren eine eigene Bauverwal⸗ lung zu schaffen, wurde Kind unter Ernennung zum vor⸗ tragenden Rat im Generalpostamt an die Sp tze dieser neuen Reichsbauverwaltung gestellt. Hier lag ihm die Durchführung des von dem Staatssekretär von Stephan aufgestellten Plans ob: die bisher in vielen Fällen mangelhaften Post⸗ und Telegraphendiensträume durch zweckentsprechendere, des Reiches würdige Gebäude zu ersetzen. Mit gediegener Sachkunde und künstlerischem Geschick hat er diese Auf⸗ gabe geloͤst. Er war ein Meister vor allem in der Ausbildung der Grundrisse und hat durch seine Entwürfe von gesunden, zweckmäßigen und zugleich geschmackvollen Postdienstgebäuden ustergültiges geschaffen. Yihlreiche in den 70er und 80er Jahren des abgelaufenen Jahrhunderts entstandene Postbauten sichern seiner Tätigkeit dauernde Erinnerung.
* rern en
ö
Der Königliche Gesandte in Weimar von Müller ist vom Urlaub auf feinen Posten zurückgekehrt und hat die Ge⸗ schäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
Laut Meldung des,W. T. B.“ ist S. M. S. „Hertha“ am 39. Dezember in Singapore eingetroffen, hat am folgenden Tage die Heimreise angetreten und läuft zunächst Rangun (Hinterind en) an.
Der Reichspostdampfer „Preußen“ mit Ablösungs⸗ transport aus Ostasien ist am XV. Dezember in Port Said angekommen und an demselben Tage nach Neapel ge—
gangen.
Dentsche Kolonien.
An Typhus ist weiter der Unteroffizier Adam Wilbert, geboren am 28. März 1881 zu Aachen, früher im Dragoner⸗ regiment Nr. 24, am 29. Dezember im Lazgrett zu Windhuk, an Typhus und Malarig der Unteroffizier August Gerber, geboren am 19. Dezember 1881 zu Rosenow, früher im Feld⸗ artillerieregiment Nr. 63, am 29. Dezember im Lazareit zu Waterberg gestorben. ö
Der Kailer ping am Sennabe g, wie „W. T. B. , n Pendel zen des ahers nungs⸗ hofes Freil Laufe des Nachmit Hung des bisherige Er⸗ nennung ster⸗ präsident iben im Amte. der bisherige S dt⸗ Rheidt un 1 ns⸗ chef, Gehein den zwei kurze = Derab⸗ schiedete sich Ci. G Gu oreboeYk gon setriti bꝛol, en, so⸗
dann begrüßte Freiherr von Gautsch die Minister und ver— sammelte sie zu einer Beratung.
Die gestern erschienene „Wiener Zeitung“ veröffentlicht folgendes Handschreiben des Kaisers an den Minister⸗
präsidenten von Körber:
Zu meinem lebhaflen Bedauern finde ich mich bestimmt, Ihrem durch ernste Gesundheitsrückichten veranlaßten Ansuchen um Ent⸗ hebung von Ihren dermaligen Funktionen zu willfahren. Indem ich scnach Sie von der Stelle meines Ministerpräsidenten, sowie der Leitung mäner Ministerien des Innern und der Justiz in Gnaden enthebe, kann ich nicht unterlassen, Ihnen für die ausge= zeichneten Dienste, die Sie in diesen Stellungen durch fast fünf Jahre in aufopfernder, hingebungsvoller Weise mir und Am Staate gelristet haben, meine volle Anerkennung und aufrichtigen Dank auszusprechen. Ich gebe zugleich der Hoffnung Ausdruck, auf Ihre ferneren Dienste auch in Zukunft zählen zu können.
Der ungarische Ministerpräsident Graf Tis za erwiderte gestern auf eine Ansprache, die im Namen der liberalen Partei aus Anlaß der Neujahrsgratulation an ihn gehalten worden war, mit einer längeren Rede, in der er ausführte;
Er und seine Kollegen hätten es als eine heilige Memfsion erachtet, die sie mit Hintanfetzung ihrer persönlichen Interessen erfüllen müßten, dahin zu wilken, daß der Obstruktion nicht nur zeitweilig ein Ende gesetzt werde, sondern daß die Wirksamkeit des Parlaments auf eine dauernde Grundlage gestellt werde. ‚Leider haben solche Männer die bis vor karzem der Partei angehörten und die unaufhörlich die Ver urteilung der Obsiruftion im Munde führten, den Gegnern die besten Waffen geliefert und durch ihren Anschluß an die Oppo- sition der Obstraklion einen ungeheuren Dienst erwiesen. Es haben sich alle diejenigen, denen die von der Mehrheit der Nation unterstützte Herrschaft der liberalen Partei unerträglich ist, zum Widerstand gegen Tie Rvifien der Hausordnung vereinigt. Die heterogenen Fraktionen der Sppéefilion Haben sich mit wnischer Verleugnung aller ihrer Grundsaͤtze verbündet, um die Bestrebungen der Mehrheit zur Wieder⸗ herstellung der Arbeitsfähigkeit des Parlaments zu vereiteln. Graf Julius Andrassy habe einen Vermittelungsvorschlag unterbreitet. Ob⸗ wohl es zweifelhaft sei, ob ein Mann geeignet sei, die Ver= mittlerrolle in übernehmen, der sich mit allen Ausschteitungen der ODppostlion, wenngleich nur stillschweigend, identifisiere, so habe er doch uber diesen Vorschlag verhandelt. Allein der Entwurf der Haus⸗ ordnung, wie ihn Graf Ündrassy im Namen der vereinigten Oppo⸗ silöon vorgeschlagen habe, sei durchaus ungenügend und würde der technischen Sbstruttion Tür und Tor öffnen. Auch sei die an jenen Vorschlag geknüpfte Bedingung des Rücktritts des Ministerpräsidenten durchaus unannehmbar, da sie mit den elementarsten Begriffen des Parlamentarismus vollkommen unvereinbar sei. Wohl versuche man, die Nation durch ein kolossales System der Irreführung zu verwirren, doch hege er volle Zaversicht zu der politischen Reife und
gesunden Einsicht der Wahlerscha are in dem gegenwärtigen küitischen Memente bedürfe es der 1 i er Nation, um das zu ereichen, was ihr Ehrgeiz steü—w se, nämlich, daß in dieser Monarchie, deren eine so⸗= er, , arre und deren Be⸗ stand eine Lebensfrage füt Unga , dan n dieser Monarchie der Schwerpunkt immer mehr nach!. ** Velen werd. Er ersuche
aller Kraft zu vertreten und die Wähler mit der gleichen Ueber zeugung bon den Zielen der nationalen Politik zu durchdringen.
Die Rede wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen.
Frankreich.
Der Präͤsident Loubet empfing gestern nachmittag, wie W. T. B. berichtet, das diplomatische Korps. Dessen Doyen, der italienmsche Botschafter Graf Tornielli, hielt eine Ansprache, in der er ausführte:
Das moralische Wirken Frankreichs zu Gunsten des Friedens habe sich auch während des so unrubevollen verflossenen Jahres nicht ver- langsamt, dag die Mtenschheit unter dem Drucke so schmerz· iicher Erregungen lasse. Frankreich habe beträchtlichen Anteil an den Fragen der Schiedsverträge genommen; hierdurch sowie durch die Beilegung internationaler Streitigkeiten und den warmen Empfang hoher ausländischer Gäste habe die Lage noch an Bedeutung gewonnen, wegen der an Tagen, wie dem heutigen, Frankreich immer beglück= wünscht worden sei. Frankreich gehe mit klarer Vorauksicht daran, ein Beispiel der Fesistellung Ter infolge der neuen sozialen Entwickelungen nötigen Gesetze zu geben. Die heute zum Ausdruck gelangenden Wünsche könnten sich don den in früheren Jahren steis aus gesprochenen darum nicht unter- scheiden, weil sie sich an eine Nation richteten, die in dem edlen Streben nach Frieden und Fortschritt die hervorragende Rolle behalten werde, die ibr durch die Höhe ihrer geistigen Entwickelung und die Größe des Volksgeistes gesichert sei.
Der Präsident Loubet erwiderte:
Die Worte des Botschafters hätten ihn tief bewegt, zumal sie pon dem Vertreter eines Volkes kämen, das in so edler Weise zu dem Werke der Menschlichkeit beigetragen habe, Trotz der Anlässe zur Besorgnis habe das verflossene Jahr die Ideen des Friedens nd * die Handlungen internationgler Eintracht sich aus. breiten sehen. Es freue ihn, den Anteil, der Frankreich daran zufalle, verkündet zu hören. Der Schiedsgedanke habe nicht aufgebört, im Geiste der Völker und der Regierungen sich Autorität ju gewinten. Ein klarer Beweis hieriür liege in dem Zusammentritt der internationalen Kommisston, der Frankreich gegenwärtig die Ehre habe, Gastfreundschaft zu bieten. Der Präsident schloß mit Wünschen für die Wohlfahrt der Mitglieder des diplomatischen Korps und der bon ihnen vertretenen Länder.
Später stellte der General Brugéere, der Vizepräsident des dbersten Kriegsrates, in sciner Eigenschaft als aähtester General, dem Praͤsidenten Lou bet die Mitglieder dieses Rates vor und hielt hierbei eine Ansprache, in der er betonte:
Die Offiziere der Armee hätten den festen Willen, ihrem alten Wahlspruche: „Ehre und Vaterland, treu zu bleiben, und seien der Republik und der Person des Präsidenten treu ergeben.
Der Präsident Loubet erwiderte:
Er wiffe wohl, daß der General Brugére nicht zu denen gehöre, die ihre republikarischen Gesinnungen verheblten, und er kenne seine tiefe Hingebung für die Armee. Die Regierung habe Vertrauen zu den Generalen'und zu ihrer Armee; auf ihrer moralischen Kraft und auf ihrer Stärke beruhe die Sicherheit Frankreichs.
Der Kriegsminister Bertegux erhielt gestern eine Depesche des russischen Kriegsministers, Generals Ssacharow, der ihm. aus Anlaß des Jahreswechsels die aufrichtigsten Wünsche für ihn, den Minister, und für die französische Armee übermittelte. Berteaux sprach telegraphisch seinen Dank aus; er sende von Herzen im Namen der ganzen französischen Armee Glück⸗ wünsche für den Minister Ssacharow und für die ruhmreiche befreundete und verbündete Armee. 4 /
Der nationalistische Deputierte Pugliesi-Conti hat dem Kriegsminister Berteaux mitgeteilt, daß er ihn über das Rundschreiben interpellieren werde, in dem der radikale Depu⸗ lierte Lafferre, der Präsident des Ordensrats der Frei⸗ ,,, Grand Orient, unter Berufung auf den Kriegs⸗ minister die Offiziere auffordere, dem Freimaurerorden bei⸗ zutreten. ö , Der Kardinal-Erzbischof von Reims Langénieux ist gestern nachmittag gestorben. *
Rußland.
Der Kaiser traf, wie dem „W. T. B. gemeldet wird, am Freitag in Bir sula ein, empfing daselbst zunächst Ab⸗ ordnungen des Adels und der Semstwos des Bezirks und fuhr dann zu dem Militärübungsplatz, wo er eine Parade über die für den Kriegsschauplatz bestimmten Truppen abhielt und an bie einzelnen Regimenter Heiligenbilder verteilte. Gestern vormittag traf der Kaser in Schier in ka (Podolien) ein und setzte Mittags die Reise fort.
Die Kaiserin Alexandra empfing vorg stern in Zars koje Sselo das Persönal des hessischen Feldlaza⸗ retts, bestehend aus dem Oberarzt Fürsten Tumanow, den Aerzten Eserund Sagluchowski, drei barmherzigen Schwestern und' 89 Krankenträg rn. Die Kaiserin überreichte jedem ein Heiligenbild. Das Feldlazarett geht morgen nach Charbin ab.
Das Stadthaupt von Moskau hat auf die Tages⸗ ordnung der nächsten Sitzung des Stadtrats die Beratung seiner Erklärung gesetzt, daß es notwendig sei, die Beibe⸗ 1 der Währlbarkeit der Friedensrichter nach— usuchen. Im Semstwo des Gouvernements Tambow kamen vor einigen Tagen gegen Deputierte verübte tätliche Beleidigungen zur Sprache. Mehrere Redner behaupteten, daß die Aueschreitungen zu cinem ganz bestimmten Zwecke vorbereitet worden seien und die Polizei untätig zuügesehen habe. Der Vorgang sei das Nefultat davon, daß die Polizei das für die ersten Sitzungen des Semstwo zugelassene Publikum aus⸗ gewahlt habe. Es wurde sodann einstimmig der Beschluß gefaßt, an den Minister des Innern ein Telegramm zu senden, in' dein die Untätigkeit der Polizei betont und darauf hin⸗ gewiesen werde, daß bei dieser Lage das Semstmo nicht im⸗ stande sei, seine Aufgaben zu erfüllen. Der Minister soll weiter ersucht werden, Maßnahmen zur Sicherheit der Deputierten und des Publikums sowie eine gerichtliche Unter⸗ suchung über die Haltung der Polizei anzuordnen.
Der Stadtrat von Nischni-RNowgorod hat beschlossen, um Zusammenberufung eines Kongresses von Stadt⸗ häuptern und Stadtvertretern ganz Rußlands nach⸗ zusuchen, dem unter anderem die Fragen, betreffend die Not⸗ wendigkeit einer Veränderung der Bedingungen des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens und die Teilnahme gewählter Repräsentanten an einer Konferenz zur Beratung der durch den Erlaß des Kaisers vom 25. Dezember versprochenen Reformen, zu unterbreiten sein sollten. Diese Resolution solle dem binister des k und dem Staatssekretär Witte unterbreitet werden. ;
Die vier Stände des finnischen Landtags haben einen von dem Ausschuß gestellten Kom promißantrag wegen Wiederherstellung der gesetzlichen Ordnung ange⸗ nommen, der besamt, die Stände unterbreiteten unter Be⸗ tonung der Notwendigkeit, daß die Ausschreibung für die
die Mitglieder der Partei, dies allen Kreisen zu ver⸗
breiten, vor den Wählerschaft. die Anscha ing mit dem Aufgebot
Wehrpflichtigen sofort eingestellt und die Verordnung vom
2. April 1903 mit den später noch erlassenen Bestimmungen nuf n kö ft aiser das 3 3 re eien ; . en Haufler en zur Wiederherstellung des gesetz⸗
. Italien.
An dem gestrigen Neujahrsempfang der Majestäten n Quirinal nahmen, wie „W. T. B.“ meldet, unter den gertretern der Gemeindeverwaltung auch zwei der klerikalen Bartei angehörige Mitglieder teil, was seit tem Jahre 1870 um ersten Male geschehen ist.
Gestern wurde die Seligsprechung der Kapuziner gatange und Cassian verkündet, die in Abessinien den Märtyrertod erlitten haben. Nachmittags begah sich der Papst ach der reich geschmückten und erleuchteten Peterskirche, um en beiden Seliggesprochenen Verehrung zu erweisen. Der Feierlichkeit wohnten etwa 29 Kardinäle und andere hohe Dürdenträger sowie zahlreiche Andächtige bei. Nach der Feier begab sich der Papst in seine Gemächer zurück.
Belgien.
( Beim Empfang von Abordnungen der staatlichen örperschaften hielt der König gestern, wie die „Agence avas Reuter“ berichtet, eine Ansprache, in der Allerhöchstderselbe nter anderm darauf hinwies, daß dieses Jahr, das 75. des estehens Belgiens, durch glänzende Feste werde gefeiert erden. Der König führte sodann aus, ein Land sei niemals ein, wenn es vom Meer bespült werde. löchten Tätigkeit nd Kenntnisse, die in unserem Lande herrschen, hier dauernd re Stätte finden und aus Belgien ein sehr großes Land achen. Wir stehen am Beginn einer großen, die Schieds— erichtsfrage betreffenden Bewegung sowie einer fried— chen und freundschaftlichen Regelung der großen poli— schen Streitigkeiten. Belgien stehe außerhalb des poli— ichen Wettbewerbes, aber es könne eine große Rolle pielen, dank dem Fleiße und der Intelligenz seiner hewohner.“ Der König führte sodann als Beispiel das oße Deutsche Reich an, das unter dem Impuls eines er— luchten Herrschers, des Erben einer glorreichen Dynastie, ehe. Deutschland besitze gegenwärtig eine der ersten Flotten er Welt, und Belgien, obgleich es nur klein sei, könne hoffen, . ö. sich derartige Früchte eines aufopfernden Patriotismus sehen.
Türkei. In Konstantinopel verlautet, dem W. T. B. zufolge, naß im Wilgjet Saloniki der, Divisionsgeneral Fer id ascha, im Wilajet Uesküh der Divisionsgengral Seifullah ascha und im Wilajet Monastir der Divisionsgeneral abi Pascha mit der Aktion gegen das Bandenun wesen be— aut worden sei.
. Griechenland. Die Königin ist, wie W. T. B.“ meldet, am Sonn— bend von Rußland nach Athen zurückgekehrt.
Die Verfügung uber die Auflösung der Kammer noch nicht erschienen, doch scheint die Veröffentlichung mittelbar bevorzustehen. Der Präsident, der Theotokift
hatte die Deputierten vorgestern zu einer Sitzung ein— rufen, doch waren die Minister und die republikanischen Ab— Erdneten nicht erschienen, sodaß die beschlußfähige Zahl von itgliedern nicht anwesend war; die Sitzung wurde da— P aufgehoben. Die Menge stietz beim Kommen und Gehen Deputierten gegen diese feindselige Rufe aus. Der Präsident einen an den König gerichteten Protest ausgearbeitet gen der Verzögerung der Veröffentlichung der Verfügung über „Auflösung der Kammer und wegen des Fernbleibens der inister, wodurch es verhindert worden sei, die Kammersitzung ab— alten. Der Präsident erklärt, es sei eine Lage geschaffen worden, verfassungswidrig sei. Der König hat diesen Protest Ministerpräsidenten Delyannis überwiesen. Es heißt, Lerhöchsiderselbe sei von dem ungewöhnlichen Vorgang aufs ilichste berührt, da sogar die Sprache der Einspruchs— ärung die Etikette verletzen solle. ö
. Bulgarien.
Auf Antrag des Ministers des Innern Petkow beschloß die dran in ihrer Sitzung vom 30. Dezember nach heftigem Widerstand
Qpesition die Erhöhung der Zivilliste des Fürsten um
ͤ 000 Franes.
. Dänemark. Der Kriegsminister Madsen hat, wie dem „W. T. B.“ chtet wird, dem Ministerpräsidenten mitgeteilt, daß er ückzutreten wünsche, jedoch sein Entlassungsgesuch noch scht formell eingereicht. Den Kopenhagener Blättern zufolge der Grund zu dem Schritte des Ministers in Meinungs— schiedenheiten zu suchen, die zwischen ihm und den anderen tgliedern der Regierung beständen.
Asien.
Ein Bericht des Generals Kuropatkin vom 30. v. M. den Kaiser meldet, wie W. T. B.“ erfährt: Am 27. Dezember drang eine Kosakenpatrouille unter Führung ,. Kraseniansky in das in der Frontline des Feindes ge— 2 Lidiantung ein, wo sie auf eine Abteilung von Fapanern stieß. Die Patrouille griff mit der Lanze an und e fast die Hälfte der japanischen Vorposten. Zwei Japaner en gefangen genommen. An demselben Tage griffen mehrere gen japanische berittene Voiposten bei Lidiantung an, die 1 sich aber zurück, ein japanischer Dragoner geriet in Der General S 9 s. , . 6 m m meldet dem Generalstab Am 32. Dezember griffen unsere Freiwilligen eine japanische ͤ 6 bei dem Dorfe Tschanlinpu an, . , tet wurden und einer in Gefangenschaft geriet. Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Tschifu, heute um 7 Uhr seien die russischen Torpedoboots⸗ orer „Skory“, „Statny“, Wlastny , „Sserdity“ und anonenboot des Statthalters „Orel“ aus Port Arthur — , . dort eingelaufen, die an Land gebracht worden seien. . i, n,. des „Statny“ habe ertlärt, die Fahrzeuge . ort Arthur verlassen, weil es nach Einnahme des Meter-Hügels durch die Japaner für die russischen Schiffe . gewesen sei, im Hafen zu bleiben. 36. der Belag gerungsarmee vor Port Arthur D. em „W. T. B.“ zufolge, amtlich gemeldet: Fiege gr sprengten die Brustwehr des Forts Sungschuschan un, . er, Vormittags 10 Uhr, in die Luft und besetzten dann n 3 das ganze Fort um 11 Uhr Vormittags. Die i . . aufgeworfenen Erdmassen wurden durch die Japaner . abei zwei russische Offigiere und 160 Mann, die ver= aren, aufgefunden und zu Gefangenen gemacht; sie fagten,
daß noch etwa 150 Russen durch die Explosion verschüttet J fta,
gewehren usw. besteht, wird erst noch genau festgeftellt z japanische Abteilung, die gegen das rh fg . pern en (e tätig ist, zeistörte am Sonnabendabend durch eine Exploston einen Teil der alten Ummallung. Die mittlere Abteilung besetzte gestern früh 7 Uhr das HFort und nahm darauf das neue Fort von Panlungschan, sodaß die ganze Linie des Panlungschan— und des H-Forts tatsächlich der Besetzung durch die Japaner ver— fallen ist. Der japanische rechte Flügel begann gestern früh um 8 Uhr die Beschießung der Höhen im Süden des Dorfes Sanyangtau und nahm sie trotz des heftigsten Widerstands des Feindes.
Aus Tokio vom heutigen Tage erfährt dasselbe Bureau, die Japaner hätten gestern das Fort Wangtai im Sturm genommen. — Der General Nogi berich'e, er habe vom Heneral Stössel einen die WUebergabe Port Arthurs be— treffenden Brief erhalten.
Das „Reutersche Bureau“ berichtet ferner, eine gestern er— lassene Bekanntmachung des Admirals Togo verringere den Umkreis der Blockade von Port Arthur. Die neue Blockadelinie beginne südlich vem Vorgebirge der Talienwan— bucht, ziehe sich in nordwestlicher Richtung bis südlich des Vorgebirges der Südbucht. Ganz Ligotung westlich von dieser Linie sei in die Blockade einbegriffen, Dalny je— doch davon ausgenommen. Die Japaner beabsichtigten offenbar, Dalny für die fremde Schiffahrt zu öffnen; für jetzt werde jedoch nur Schiffen, die besondere Erlaubnis be— säßen, die Einfahrt in den Hafen gestattet. Die neuen Blockadebestimmungen seien gestern in Kraft getreten.
A frika.
Der Dampfer Friedrich der Große“ mit der nach Abessinien reisenden deutschen außerordentlichen Gesandtschaft an Bord ist gestern in Port Said ein— getroffen.
Der „Agence 5 wird aus Tanger gemeldet, man versichere, daß die Umgebung des Sultans diesen auf die großen Gefahren bingewiesen habe, denen er sich aussetzen würde, falls er Maßnahmen gegen die französische Mission ergreifen sollte. Die Mehrzahl der Mitglieder der Regierung sei davon überzeugt, daß in Marokko Reformen dringend noi— wendig seien.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Geschäfts, und Rechnungsergebniss e deut schen Seb b, er fn, , , . lassenen Kasseneinrichtungen für das Jahr 1903 ist dem Reichs tage eine im Reichsversicherungsamt aufgestellte Nach— weisung zugegangen, welche die auf Grund des Invalidenversicherungs⸗ gesetzes kestebenden 31 Invalidenversicherungsanstalten und 9 zuge⸗
lassenen Kasseneinrichtungen umfaßt.
Hefe 40 Versicherungeträger kesitzen insgesamt 274 Vorstands— mitglieder, z Hilfearbeiter der Vorstände, 616 Ausschußmitglieder . ö 386. e ./, Schiede gerichte, 4526 be⸗
ndere Markenverkaufestellen und 744 ĩ inzieh Bei⸗ le,, ö mit der Einziehung der Bei⸗
Die reine Anzahl der verwendeten Wochenbeiträge stellt sich bei den 31 Invaliden versicherunge anstalten ö 569 Hefte durch die 134 656 955,35 6 eingenommen wurzen. Hiervon entfallen auf pelnisch Arbeiter russischer oder österreichischer Staatsangehörigkeit 6 3.4 Millionen Wochenbeiträge mit einem Erlös von 280 312 63 fen r , e er. betrug die Einnahme aus Beiträgen
ö Bei der Abrechnung für das Jahr 1903 wurden zusa El 560 Renten als im Jahre 1803 in Zugang gekommen ö Davon waren 150 269 Inralidenrenten im durchschnittlichen Jahres betrage von 15227 1, 8677 Kran kenrenten im darchschnittlichen Jahres betrage von 125,94 ½ und 12 374 Altersrenten im duichschniiilichen 8 ö 66 . SBeitragserstattungen (65 42, 13 und 44 des Gesetzes) wi n Jahre 963 gewährt in 154 349 Heirate fällen im . , , . , . im durchschnittlichen Betrage kae, ö, . * in 32577 Todesfällen im durchschnittlichen Be=
Auf diese reicksgesetzlichen Entschädigungen w lein Lasten der 40 Versicherungs träger, also . . . im Rechnung jahre 1803 82 818 453 94 ½ gezahlt, und zwar an Renten 75 253 z0l, 7 M, an Beitragserstattungen 7 555 152,77 Zu den Ausgaben der Invaliden versicherunganstalten und Kasseneinrichtungen traten noch die Zahlungen des Reichs zu Renten und Beitragserstattungen im Betrage von 41 8654 726 20 60
Für, das Heilverfahren (685 18 ff. des Gesetzes) wurden n ggefamt 9 903 427,74 M aufgewendet. Im einzelnen flossen den Invaliden— dersicherungganstalten und Kasseneinrichtungen an Zuschässen zu den Kosten des Heilverfahrens von Krankenkassen von Tiägern der Unfall— versicherung und von anderer Seite 1377 662,9) 11 zu, während die Unterstützungen an Angehörige Ter in Heilbehandlung genommenen . . ö a. =. DO) 797 359,68 1 betrugen, neben
enen auf Erund des § 45 des esetzes n zei 393 732.70 . . Gesetz och weitere 399 732.70
ie gesamten Ausgaben für Invalidenhauspflege haben 192 339 45. bettagen, wovon jedoch durch Einbehaltung der 6 40 . erstattet und durch Zuschüsse von anderer Seite 4990 36 4K ersetzt wurden, sodaß den Anstalten aus der Anwendung des § 25 des Ge— setzes eine Reinausgahe von 146 988 15 M ermachsen ist.
An Verwaltungekosten überbaupt wurden 13 551 656 46 ½ aus— eee, was auf 100 ½ der Einnahme aus Beiträgen eine Ausgabe ö i . 1000 M der gesamten Ausgaben eine solche von
ie Verwaltungskosten überhaupt verteilen sich auf die einzelne
Aten in der Weise, daß von 1000 M auf die . . d'3 , auf die Kosten der Einziehung der Beiträge 160 6, auf die Kosten der Kontrolle 99 M und auf sonstige Kosten 168 M entfallen. Insgesamt bezifferten sich im Jahre 1903 die Einnahmen auf 182 867 039,54 M, die Ausgaben auf 106 C663 555, 45 M, sodaß sich ein ,,,. 35 r . 474,05 ½ ergibt. Das Vermögen der Veisicherungsanstalten und der für die reichs— gesetzliche Veisicherung bestimmte Teil des . 1 einrichtungen beliefen sich am Schlusse des Jahrs 196 auf 931 231 on 86 Ae, wozu noch der Wert der Inventarien mit 3774 306,13 M tritt. Von 1000 S6 Vermögen waren 14 M im Kassenbestande, M5 M in Wertpapiecen und Darlehen, 41 M in Gꝛundstücken angelegt. Die durchschnittliche Verzinsung der Kapital anlagen betrug 3,54 vom Hundert des Ankaufepreises.
ö Zur Arbeiterbewegung. Aus Venedig wird dem W. T. B.“ gemeldet, daß die Hafen⸗
arbeiter beschlossen haben, in den Auestand zu treten; die Behö . J ö ) ] E ö 23 den haben die erforderlichen Vorkehrungen mit Nachdruck getroffen.
Nach amtlicher Meldung begann der Ausstand in dem
Naphthagebiet von Ba ku (vgl. Nr. 308 d. Bl) am 26. d. Nordens. Die Arbeiter beschädigten die Telephonlinie ö. Yutu und auf den Naphthawer ken am Kaspiscken und Schwarzen Meere die Apparate und Maschinen; in Bibi ⸗Ejbat bat, dem
W. T. B. zufolge, der Ausstand ebenfalls begonnen. Er dehnt
sich gegenwärtig auf die Umgegend von Baku sowie auf die Stadt
Die
Baku aus. Bisher ist es noch zu keinem ernste . Arbeitern und der Polizei , 4 .
Kunst und Wissenschaft.
Am Freitagvormittag entschlief nach schwerem Leiden der Professor Ernst Ewald, Direktor der Unterrichtsanstalt des Töniglichen Kunstgewerbemuseums und der Königlichen Kunstschule. Sein Hin scheiden bedeutet einen schweren Verlust für das Kunstleben unserer Stadt. Ewald hat es vermocht, die kleine Unterrichtsanstalt des ebe= maligen, aus Privatmitteln betriebenen deutichen Gewerbemuseums zu einer der größten künstlerischen Lehtanstalten Les Deu ischen Reichs emporzuheben. Ihm war eigen eine seltene Vereinigung kũnstlerischen Schaffens, kritischer Urteilskraft, allgemeiner wiffenschaftlicher Bildung . a . , in den vielen, oft höchst derwichelten ö 3. . Betriebes einer nach Tausenden zählenden
Ernst Cwald ist am 17. März 1836 in Berlin geb studierte in Bonn Geschichte, wandte sich dann bei f r ge der Malerei zu, dann setzte er seine Studien sseben Jahre von isss bis 136; in Pals, dann, nech zwe Jahre an takten und seit 1865 wieder in Berlin fort. Untet Anregung von Ende unternahm er in Gemeinschast mit August von Heiden und Ernst Hildebrandt, die ebenfalls aus der Berliner Schule kamen, die Ausmalung öffentlicher und pribater Gebäude; es en standen der Nibelungenzwklus in der Nationalgalerie, die Bilder im Lesesgal des Berliner Rathauses, die Mosaiken am Kunstgewerbemuseum die Bilder im Haufe Ravens, in der Burg Gochem, in der Kunst⸗ akademie in St. Petersburg, sehr zahlreiche Entwürfe für Glas fensfer und Mosaiken und eine Fülle anderer dekorativer Arbeiten Seit 1868 war Ewald Lehrer an der Unterrichtsanstalt des Kunst. gewerbemusenms, seit 1874 dessen Direktor. So hat er seit 50 Jahren die künstlerische Lusbildung des Berliner Gewerbes geleitet, die Scharen seiner Schüler zätzlen nach Zehntausenden, und man kann sagen, daß es keine angesehene Werkstatt in Berlin gibt, die nicht Schüler von Ernst Ewald zu ihrem sichersten Bestande zählte. Von einer kleinen Sruype von Zeichen!; und Modellierklassen ausgehend wuchs die Schale in Ntelsers, in Fachschulen und * Lehr- wertstãtten hinein; als im Jahre 1881 tas jetzige Gebäude des Kunstgewerbemuseums eröffnet wurde, nahm die Schule bereits ein und ein halbes Stockwerk ein, und jetzt geht der Vollendung ein riesiger Schulpalast entgegen ker h als den doppelten Inh 8 zen bioberigen Heu mern al pp Inhalt des ganzen bisberigen Museums enthält Schon vor nahezn 25 Jahren hatte Ewald zu gleicher Zeit die Leitung der Königlichen Kunstschule übernommen, die urspränglich ein Teil ger Königlichen Akademie der Künste war. Auch diefe breitete sich immer weiter sodaß ihr Gebiet geteilt werden mußte; der eigentliche kunstgewerblicke Teil wird jetzt mit der Schule des Kunstgewerbemuseums verbunden. Die eigentliche räum. liche Verschmel ung sollte Ewald nicht mehr erleben. Ewald war in weitesten Kreisen ein hochgeschätzter künstlerischer Berater. Als solcher stand er in Beziehung zu dem ehemaligen Kronprinz— lichen Paare, Ihre Majestaät die Kaiserin Friedrich berisf ihn 11s Lehrer in ihr Atelier und führte die beisen aͤltesten Sohne den jetzt regierenden Kaiser und den Prinzen Heinrich, als Schüler in die Unterrichtsanstalt des Museums, in die Räume des damaligen kläglichen Provisoriums. Die GSunst des Kaiserlichen Hauses blieb Ewald erhalten. Seine Majestät der Kaiser ernannte ihn zum Mit gied der Dom baukommission und zog die Unterrichtsanstast deg Museums dauernd für künstlerische Aufgaben heran. Ewald hatte in den letzten Jahren. mit einem schweren Herzleiden zu kämpfen, das er durch wahrhaft heroisch- Anstrengung zu überwinden sich bestrebte um seine große Lebensaufgabe zu Ende zu führen. Wenn er auch di Schule nicht mehr persönlich in den neuen Palast herüberzuführen vermochte, so hat er doch den Aufbau vollendet, auf dem die Arbeit der nächsten Jahrzehnte fußen wird. .
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Theater und Musik.
Berliner Theater.
Die dramatischen Neuheiten, die am Silvesterabend dargeboten heren, Pflegen der kritischen Beurteilung nicht stand zu halten; ihr erf ist erfüllt, wenn sie ein festlich und nachsichtig gestimmtes Publikum einigermaßen unterhalten, ohne es zu veistimmen, und ihre Lebensdauer erstreckt sich für gewöhnlich nicht allzuweit in das neue Jahr hinein. Als Silvesterscherz dieser Art erwies sich der dreiaktige Sch vank „Die Gräfin von Keck von Max Schönau, der am Sonn⸗ bend von dem zahlreichen Publikum des Berliner Theaters lachend hingenommen und vermutlich noch vor Anbruch des neuen Jabres wieder vergessen wurde. Die Handlung zu erzählen, verlohnt sich nicht, sie ist ungefahr zu erraten, wenn man auf das tolle Verwechselunge⸗ wiel hinweist, das dadurch entsteht, daß zwei Träger des Vamens Paul Schmidt in einem Hause wohnen und ihre Frauen von der Reise zurückerwarten, von denen die eine sich in der Etage irrt und sich in der Wohnung eines Fremden häuslich niederläßt. Hier wird sie durch eine nur in Possen und Schwänken mögliche. Verkettung von Umständen für eine als „Gräfin von Jeck. der Kriminalpolizei bekannte Hochstaplerin gehalten, bis es dem Autor beliebt, die Mißverständnisse aufzuklären. Die Damen Recco. Boetticher, Carlsen, Belling, die Herren Kuhnert, Mischke 8 n nn tz waren die Träger der Hauptrollen und erhielten durch ihr flottes Spiel die Zuschauer bis zum S ĩ , , piel die Zuschauer bis zum Schluß bei
Lessingtheater.
Das Lessingthegter setzte seinen Besuchern am Sonnabend leichte Kost vor, die darauf berechnet war, in milder Silvesterstimmung vor Punsch und Pfannkuchen genossen zu werden: Hartlebens Lust— spiel „Im grünen Baum zur Nachtigall!“ und die Groteske von. Paul Mongré „Der Arzt seiner Ehren. Beide Stücke persiflieren das Duell, jenes das studentische, diefes das der höheren bürgerlichen Gesellschaft. Bei Haitleben erscheint die Schwester des einen der Duellanten, um als des ex maenhina die Verwicklung zu löfen und das Duell zwischen dem ben aus Amerika heimgekehrten Bruder und ihrem stadentischen Brãutigam, die, ohne sich zu kennen, wegen einer vermeintlichen Be⸗ leidigung eben dieser Schwester und Braut aneinander geraten sind, zu verhindern. Den breitesten Raum in dem Stück nimmt die Schil derung des Studentenmilieus ein, und sie wirkt, da Hartleben diesmal ohne den Humor gearbeitet hat, den man ihm sonst nachsagt, ermüdend und largweilig. Die Personen sind durchweg dürftig gezeichnete Typen; einigen verlieh freilich die vorzügliche Darstellung den Schein indipiduellen Lebens. Die Mongrésche Groteske ist ungleich frischer im Dialog nnd straffer im Aufkau. Sie führt die Duellanten und ibre Zeugen am Abend vor dem Zweikampf in dem einzigen heizbaren Zimmer eines Kleinstadthotels zusammen. Der betrogene Ehemann der von dem Unwert seiner untreuen Frau überzeugt ist und dem an dem Austrag des Ehrenbandels nichts liegt, weiß bei einem Glase Burgunder auch seinen Gegner zu dieser Ansicht zu bekehren. Auf den Burgunder folgt Sekt und auf die Bekehrung eine allgemeine Veibrüderung der Gegner, die in ein Boch auf die Ungetreue austlingt, von der man schließlich erfährt, daß sie unter⸗ des mit einem Dritten das Weite gesucht habe. Man siebt, daß der Verfasser von seinem Recht als Grote kedichter, das Unwahrscheinlichste als wahrschrinlich binzustellen, recht ausgiebig Gebrauch gemacht hat. Das ließe man sich aber gefallen, denn Mongrs weiß ein flottes Tempo zu halten. Die sich Versöhnenden trinken nach dem Sekt aber auch noch Kegnak, und unter dessen Einwirkung arten ihre an sich schon etwas .- wolen Gespräche leider zur Zote aus. HSartlebens Lustspiel wurde mit mattem, mit Ablebnungsäudßerungen gemischtem, die Groteske Mongrés mit starkem Beifall aufgenommen. Dem zahlreich erschienenen Publikum war es in seiner Silvfsterstimmung augenscheinfich recht, sich aus dem Lessing in das Zentraliheater
versetzt zu sehen.