1905 / 3 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Jan 1905 18:00:01 GMT) scan diff

und Verfassung der Wille der Nation unbedingt zur Geltung gebracht werden. . .

Der Abg. Kossuth erklärte in der gestrigen Sitzung seiner Partei, daß die Mitglieder der vereinigten . bei der heutigen Thronrede nicht erscheinen würden.

Graf Apponyi beschloß, mit der Nationalpartei in den Verband der Unabhängigkeitspartei einzu⸗ treten, da die Nationalpartei der Ansicht sei, daß die Auf⸗ lösung des Reichstags im Exlexzustande eine Bresche in das Werk des Ausgleichs gelegt habe, die es gründlich erschüttert habe. Es bleibe nichts anderes übrig, als in die Kossuthpartei ein⸗ zutreten, da das Land nur auf der Basis der Personalunion emporblühen könne. Auch die Szederkenyi-Fraktion ist in die Kossuthpartei eingetreten.

Rußland.

Wie die „Russische Telegraphen⸗Agentur“, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, erfährt, sind glle weiteren Truppenbesichtigungen durch den Kaiser abgesagt worden. Der Kaiser kehrt heute nach St. Petershurg zurück.

In einer gestern abgehaltenen Sitzung des Minister— komitees wurde über den ersten Punkt des Reform— manifestes beraten. Das Ministerkomitee sprach sich dahin aus, daß die Handlungen aller Staatsbeamten streng und ausnahmslos in Uebereinstimmung mit dem Ge— setze sein müßten; daher sei es unzulässig, daß dem Kaiser Berichte vorgelegt würden, die ein Ab— weichen von dem Gesetze herbeiführen könnten. Ueber— einstimmend äußerten die Mitglieder des Komitees, der Senat müsse die Rechte der höchsten Justizinstitution nebst einigen administrativen Vorrechten erhalten und als solche un— abhängig und nicht dem Justizminister unterstellt sein; ferner wurde der Wunsch ausgesprochen, daß eine besondere, aus Mitgliedern des Reichsrats und Senatoren bestehende Kom— mission die Befugnisse des Senats genau abgrenze.

In Lodz eingezogenen Informationen zufolge sammelte sich am 18. v. Min Pawisanitzy vor Beginn der Mobil— machung außerhalb der Stadt eine unbedeutende Menge an und zog mit einer roten Fahne, Lieder singend, aus welchen nur die Worte Praga und. Warschau verständ⸗ lich waren, durch die Stadt, wobei einige Schüsse in die Luft abgegeben wurden; Personen wurden nicht verletzt. Beim Erscheinen der Polizei zerstreute sich die Menge; in Pawijanitzy wie in dem ganzen Kreise verlief die Mobilmachung ruhig. Am 24. v. M. explodierte nach Ankündigung der Mobilmachung auf der Eisenbahnbrücke unweit Pawijanitzy Dynamit; die Brücke wurde unbedeutend beschädigt, Menschen wurden nicht verletzt, und der fahrplan— mäßige Verkehr wurde nicht gestört. ;

Der Emir von Buchara hat, wie „W. T. B.“ erfährt, 30 000 Rubel in seinem Namen und 10000 Rubel im Namen seines Sohnes zu warmen Kleiduagsstücken für die auf dem Kriegeschauplatze befindlichen Terek- und Kuban-Kosaken gestiftet.

A sien.

Der General Kuropatkin hat, wie dem „W. T. B.“ aus St. Petersburg mitgeteilt wird, dem Kaiser unter dem 2. d. M. gemeldet:

Am 1. Januar bemerkten wir gegen 4 Uhr Morgens, daß der Feind vom Dorfe Lamatun her in Stärke von zwei Bataillonen vorrückte. Der Feind wurde mit Gewehrfeuer beschossen und ver⸗ trieben. In der Nacht zum 2. Januar machten Freiwillige einen Ueberfall auf das Dorf Fanschen, um eine zur Verteidigung dienende Mauer zu zerstöären, die, die Japaner zu benutzen pflegten, um auf unsere Vorposten und Jeobachtungsposten zu feuern. Die Freiwilligen näherten sich unbemerkt, und ohne einen Schuß abzugeben, dem Dorfe. Ein Teil der Freiwilligen umging es. Gleichzeitig stürzten ö. alle von verschiedenen Seiten unter Hurra ins Dorf und vertrichen die Japaner. Darauf sprengten die Sap— peure die Mauer in die Luft. Hierbei gelang es uns, sechs Japaner gefangen zu nehmen, von denen zwei, die verwundet waren, gestorben sind. Auf unserer Seite ist ein Mann verwundet und ein Mann tot.

Der General Stössel meldet dem Kaiser unter dem 28. Dezember:

Die Japaner brachten am 27. Dezember eine Mine unter der Befestigung 5 zur Explosion. Gegen 20 tollkühne Japaner kletterten auf den Wall, wurden aber alle mit Bajonetten und Handgranaten niedergemacht. Der Feind beschießt uns Tag und Nacht überall mit 1136lligen Geschützen. Besonders richtet

er das Feuer auf die Hospitäler und Lazarette, da er weiß, daß alle.

unsere verwundeten Helden, sobald es ihnen möglich ist, wieder in die Reihen der Verteidiger zurückkehren. In den Hospitälern befinden sich etwa 14 000 Kranke und Verwundete, und täglich kommen gegen 300 dazu.

Wie die „St. Petersburger , m. meldet, besagt ein Telegramm des Generals Stössel an den Kaiser vom 29. Dezember:

Gestern vormittag um 10 Uhr sprengten die Japaner die Brust⸗ wehr des dritten Forts und eröffneten sodann eine starke Kanonade auf der ganzen Front, die sich besonders gegen das dritte Fort richtete. Gegen 1 Uhr griffen sie von einem Laufgraben aus die Brustwehr an. Zwei Angriffe wurden zurückgeschlagen; aber die Japaner besetzten das Loch, welches die Explosion ge⸗ rissen hatte. Gegen 5 Uhr besetzten sie die Brustwehr und drangen bei Einbruch der Vämmerung in großer Anzahl in das Fort ein. Zwei Bataillone unserer Truppen, die auf den Wällen kämpften, wurden vernichtet. Abteilungen unserer Truppen zogen sich in die Kasematten zurück, aber die Japaner stellten vor den Eingängen Revolver kanonen auf, sodaß es den Verteidigern unmöglich war, hinaug— zukommen. Wir machten drei Gegenangriffe, die jedoch keinen Erfolg hatten; das Fort blieb in den Händen der Japaner. Unsere Verluste, besonders an Offizieren, sind bedeutend. Die Besatzung gelangte durch die Fenster ins Freie. Nach der Einnahme dieses Forts sind die Japaner Herren des ganzen Nordostenß. Wir werden uns noch einige Tage halten. Die Munition ist fast vollständig verschossen. Ich werde Maßnahmen treffen, um in den Straßen Blutvergießen zu vermeiden. Die Garnison leidet an Skorbut; 10000 Mann sind unter den Waffen, aber alle krank. Die Generale Fock und Nikitin haben mir heldenhaften Beistand geleistet. Die Verlustziffer an höheren Offizieren beweist die ungeheuren Verluste, die wir gehabt haben. Von zehn Generalen sind Kondratenko und Zerwitzki getötet, Rasnatowski ist gestorben, der General Tschadein und ich sind verwundet, und Gorbatowski hat einen Prellschuß erhalten. Von zehn Regiments kommandeuren sind zwei, der Fürst Matchabeli und Naumenko, gefallen, zwei, Dunin und Glagolew, an ihren Wunden gestorben, vier, Gandurin, Ssavitzti, Graiznow und Tretiakow, verwundet. Gefallen ist der Oberftleufnant von der Grenzwache Butufow, verwundet der Kommandeur des dritten Reservebatgillons, Oberstleutnant Pokrowski und der Ssotnienkommandeur Konze witsch. Bei der Feldartillerie ist der Oberst Irman gefallen. Von den acht Kommandeuren der Feldbatterien ist der Oberst Petrow gefallen, die Obersten Laperow und Romanowski, der Kapitän Berma und der Oberstleutnant Do b row sind verwundet; der Oherstleutnant Sabluko w und der Kapitän Petrenko haben Prellschüsse erhalten. Von den übrigen Stabsoffizicren ist ein großer Prozentsatz gefallen,

estorben oder verwundet. Viele Kompagnien werden von Fähnrichen er f Die Kompagnie hat durchschnittlich 60 Mann. Derselben Agentur wird aus Tschifu vom gestrigen Tage emeldet: ö. Am Sonntagnachmittag um 4 Uhr sandte der General Stössel den Fähnrich Maltschenko zu General Nogi mit einem Briefe, in dem er vorschlägt, unter folgenden dan mgen zu kapitulieren: Alle Waffenfähigen sollen die Festung mit ihren Waffen verlassen dürfen unter der Verpflichtung, an dem gegenwärtigen Kriege nicht mehr teilzunehmen; die Verwundeten und Kranken werden nach ihrer eilung nach Rußland befördert, die Waffen werden ihnen helassen; enn, rauen, Kinder und Ausländer werden der Fürsorge der Japaner überlassen. . Der General Stössel fügte hinzu: ; Ich habe 8900 Mann in den Foris, pon denen 6000 kämpfen können. Wenn Sie meinen Vorschlag nicht annehmen, werden diese Männer im Kampfe sterben; es wird Ihnen aber dreimal soviel Leute

kosten, sie zu töten. Aus Tschifu meldet das „Reutersche Bureau“, der

Befehlshaber des letzten russischen Dampfers, der Port Arthur am 2. d. M., Abends um 8 Uhr, verlassen habe, berichte:

Die letzten beiden Tage ist kein Schuß gefeuert worden. J Der Pulverlärm, der vernommen wurde, rührte davon her, 3 die Russen die Forts, Schiffe, Lagerhäuser und die Docks in die Luft sprengten. Die Zerstörung der Kriegsschiffe war ein mühevolles Werk, es mußten mehrere Explosionen hervorgerufen weiden, um die Vernichtung zu vollenden. Die „Sewastopol“ zersprang, nach= dem sie in Brand geraten war, und schlug dann um. Die Hafen einfahrt ist durch die gesunkenen Schiffe gesperrt. Es ist nur noch ein kleines Häuflein völlig erschöpfter Mannschaften, die sich ergeben, und nur über eine Wüste verstreute Trümmer fallen den Japanern in die Hände, von den öffentlichen Gebäuden in Port Atthur ist nicht eines mehr übrig. Nach Aussagen der Mannschaften der aus Port Arthur in Tschifu 1 Torpedoboote zählte die Garnison der Festung bei Beginn der Belagerung 35 000 Mann. Davon wurden 11006 getötet, 16 000 wurden verwundet oder erkrankten, 800 Mann waren ständig in den Forts, davon waren 2000 kampfunfähig.

Ein gestern nachmittag in Tokio eingegangenes Tele— gramm des Generals Nogi gibt den Wortlaut der Be— dingungen für die Kapitulation Port Arthurs folgendermaßen an:

1) Alle 6 Soldaten, Seeleute und Frei— willigen, ebenso die Regierungsbeamten, die zur Garnison und zu dem Hafen Port Arthur gehören, werden gefangen ge— nommen.

2) Alle . Batterien, Kriegsschiffe, andere Schiffe und Boote, Munition, Pferde, alles Material, alle Regierungs gebäude und alle der Regierung gehörenden Gegenstände sollen der japanischen Armee in ihrem gegenwärtigen Zustande übergeben werden. . .

3) Zu den vorstehenden beiden Bedingungen und als Sicherheit für ihre Einhaltung sollen die Besatzungen der Forts und Batterien von Itsuschan, Shao⸗Antsuschan und Ta⸗Antsuschan sowie auf der Hügelkette südöstlich davon am Mittag des 3. Januar zurückgezogen und der japanischen Armee ausgeliefert werden. . .

4 Sollte vermutet werden, daß russische Militär. oder Marine mannschaften im Artikel 2 aufgeführte Gegenstände zerstört oder ihren Zustand, wie er zur Zeit der Unterzeichnung des Vertrags war, irgend⸗ wie geändert haben, so sollen die Verhandlungen als nicht geschehen e lte werden, und der japanischen Armee wird freie Hand ge— assen.

6) Die russischen Militär⸗ und Marinebehörden sollen eine Karte vorbereiten und der japanischen Armee übergeben, die die Befestigungen Port Arthurs und ihre Lage wiedergibt, ebenso Karten, die die Lage von Land und Seeminen und alle gefaͤhrlichen Gegenstände anzeigen, ferner eine Tabelle, die die Zusammensetzung und Einteilung des Armee⸗ und Marinedienstes in Port Arthur angibt mit Namen, Charge und Obliegenheiten der Sffiziere, eine Liste der Armee, der Dampfer, Kriegsschiffe, und anderen Echiffe mit der 3 der Mann⸗ schaften, a fi, eine Liste der Zivilisten, die deren Zahl, Geschlecht, Rasse und Beschäftigung angibt. ; .

6) Waffen, einschließlich derer, die Personen bei sich tragen, Munition, Kriegsmaterial, Regierunggebäude, der Regierung ge⸗ hörende Gegenstaͤnde, Pferde, Kriegsschifte und andere Schiffe mit ihrem Inhalt, ausschließlich des Privateigentums, sollen an ihrem augenblicklichen Platze gelasen werden, und Kommissare der russischen und der japanischen Heere sollen über die Art und Weise ihrer Ausliefe⸗ rung entscheiden.

7) In Anbetracht des tapferen Widerstandes, den die russische Armee geleistet hat, wird den Offizieren der russischen Armee und Flotte, ebenso den zu ihnen gehörenden Beamten gestattet, ihre Degen zu behalten und ihr privates Eigentum, soweit es zum Lebensunterhalt direkt erforderlich ist, mit sich zu nehmen. Die zuvor aufgeführten Offiziere und Beamten, die sich schriftlich auf ihr Ehrenwort verpflichten, bis zur Beendigung des Krieges nicht die Waffen zu ergreifen und keine gegen die japanischen Interessen verstoßende Handlung zu begehen, werden die Erlaubnis erhalten, in ihre Heimat zurückzukehren. Jedem Offizier des Heeres und der Marine wird gestattet werden, einen Diener mit sich zu nehmen. Dieser soll gegen Unterzeichnung einer ehrenwort— lichen Verpflichtung besonders freigelassen werden.

8) Unteroffiziere und Gemeine des Heeres und der Flotte, ebenso Freiwillige dürfen ihre Uniformen tragen und sollen sich mit ihren tragbaren Zelten und persönlichem Eigentum an einem vom japanischen Heere anzuweisenden Platze veisammeln. Japanische Kommissare werden die weiter erforderlichen Einzelheiten angeben.

9) Das Sanitätskorps und die Zahlmeister, die zur russischen Armee und Flotte gehören, werden von den Japanern zurückbehalten werden, solange ihre Dienste als notwendig angesehen werden zum Zwecke der Pflege, von Kranken, Verwundeten und Gefangenen. Während dieser Zeit sollen diese Korps unter Leitung von japanischen Sanitätt korxs und Zahlmeistern Dienst tun.

10) Die Bestimmungen über die Behandlung der Bücher und Dokumente der Stadt und Finanzverwaltung, ebenso die zur Durch— führung der Bestimmungen dieses Vertrages erforderlichen Urkunden sollen in einem Eigänzungsvertrage niedergelegt werden, der dieselbe Geltung haben soll wie dieser Vertrag.

11) Je eine Abschrift dieses Abkommens soll von der japanischen und der russischen Armee vorbereitet werden und sofort mit der Unter— zeichnung Wirksamkeit erlangen.

Der englische Kreuzer Andromeda“ ist heute morgen mit einer großen Menge Proviant und Medikamenten für die verwundeten und erkrankten Russen von Weihgaiwei nach Port Arthur abgegangen.

Dem „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ wird aus Ba ta via gemeldet, zwei japanische Hilfskreuzer kreuzten an den Küsten von Java. Eine japanische Torpedo⸗ bootsflottille befinde sich im Norden von Borneo. Die niederländischen Kriegsschiffe kreuzten längs der West— küste des Archipels.

Afrika.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Tanger gemeldet, es sei dort ein Kurier von Fez mit Depeschen für den französischen Gesandten eingetroffen. Die Depeschen bestätigten, daß der Sultan Frankreich in allen streitigen Punkten nach—

eben wolle und die französische Mission ersuche, chleunigst nach Fez aufzubrechen.

Aus Tananarivo vom gestrigen Tage meldet die „Agence Havas“, das unter dem Befehl des Admirals Fölkersahm

stehende russische Geschwader sei in der Bai von Pa

da va vor Anker gegangen. Das Geschwader . Roschdjestwensky habe, um das im Kanal von Mozamh; herrschende schlechte Wetter zu vermeiden, den Weg um Kap Sainte Marie herum nehmen müssen; das Geschma sei in der Bai von Antongil eingetroffen. Jedes der bez, Beschwader habe mehrere Schiffe nach Nossi Bs, Majunga Tamatave abgeordnet, um Proviant anzukaufen. Man glan daß ö beiden Geschwader sich in Diego Suarez verein wurden. .

Parlamentarische Nachrichten.

Das Mitglied des Hauses der Abgeordneten, Rn gutsbesitzer Dr. von Quistorp auf Krenzow bei Ant Vertreter des Wahlbezirks Grimmen-Greifswald im Ren rungsbezirk Stralsund (kons.), ist, wie W. T. B.“ meln auf Praͤsentation des alten und des befestigten Grundbes in dem Landschaftsbezirk Neuvorpommern und Rügen! Stelle des am 2. April 1904 verstorbenen Kammerherrn n. Majoratsbesitzers von Voß⸗Wolffradt zu Lüssow bei Gütz⸗ in das Herrenhaus berufen worden und dadurch , Abgeordnetenmandat erloschen.

Statistik und Volkswirtschaft.

Wohlfahrtseinrichtungen der gewerblichen und Handel betriebe in Oesterreich. . Im Anschluß an die 1902 und 1903 veröffentlichten Darstelluin der Wohlfahrtseinrichtungen bei den österreichischen Privat- n, Staatseisenhahnen hat gas Arbeitsstatistische Amt im öͤsterreichs Handelsministerium vor kurzem einen eingehenden Bericht über die einer größeren Anzahl von privaten gewerblichen und Han delsbetriel⸗ in Oesterreich zu Gunsten ihrer Angestellten und Arbeiter bestehem, Wohlfahrtseinrichtungen herausgegeben.). Es waren an über M von Handels- und Gewerbekammern und industriellen Verbänden du Arbestsstatistischen Amte bekannt gegebene Unternehm ungen, Wohlfahrtseinrichtungen für ihre Angestellten und Arbeiter geschaf⸗ haben, Fragebogen versandt worden und darauf 1075 Ant worten er gegangen, von denen jedoch bei der Sichtung des Materials noch in Anzahl negatiber Antworten hat ausgeschieden werden müssen, sozn zur unmittelbaren Verarbeitung nur die Mitteilungen von 721 Untng, nehmungen mit 943 Betrieben haben herangezogen werden könnz Darunter sind am stärksten vertreten die Textilindustrie (bl K triebe, die Nahrungs und Genußmittelindustrie (192 Betrieb⸗⸗ die Industrie in Steinen, Erden, Ton und Glas (130 Betrieb. die Metallverarbeitung (102 Betriebe), die Fabrikation von Maschint, Apparaten, Instrumenten und Transportmitteln (55 Betriebe) d, Papierindustrie (56 Betriebe), die Industrie in Holz, Flecht⸗, Dru. und Schnitzwaren (69 Betriebe) und die chemische Industrle (18 R triebe). 616 Unternehmungen (mit zusammen S823 Betrieben) haben auch Angaben über die Zahl der bei ihnen beschäftigten Personen ge liefert: es waren rund 320 000; wenn man für die übrigen 105 Unter, nehmungen (mit 120 Betrieben) schätzungsweise 30 000 Angestellte un Arbeiter in Rechnung zieht, so ergibt sich für die in Betracht g— zogenen 721 Unternehmungen (343 Betriebe) ein Gesamtbestand vo 350 000 Angestellten und Arbeitern. Die Darstellung, bei der du Hauptgewicht auf moöglichst ausführliche und sorgfältige Beschrelbmn der Einrichtungen gelegt worden ist, um so weitere Kreise von Unten nehmern zu veranlassen, dem gegebenen Beispiele zu folg enthilt zum größten Teil aus dem Jahre 1909 stammende Daten, übe

einzelne Einrichtungen von erheblicherer Bedeutung jedoch auch I. gaben aus den Jahren 1901 —1903. Sie ist nach Kategorien vr Wohlfahrtseinrichtungen und nach Industriegruppen systematisch ge *

gliedert. ; . Im ersten Kapitel werden die Beteiligung der Angestellten

am Reingewinn, die . von besonderen Zulage e er sn gf usw.) und von sonstigen, aus besonderen Anlaäs⸗ tändig oder fallweise zur Auszahlung kommenden, nicht von vom herein bestimmten Belohnungen behandelt. Eine Beteiligung am Rein. gewinn haben 14 Unternehmungen ihren Angestellten und Arbeiten

zugestanden.

prozentualem Verhältnisse zu den Dienstbezügen bemnessen und en f

entweder in der Form erhöhter Dienst( Lohnsbezüge oder als von die abgesonderte einmalige oder periodische Zahlungen zur Anweisung un

erfahren bisweilen mit zunehmender Bienstzeit eine progressive Er höhung. Die Erhebung ergab, daß 5 Unteinehmungen besondere In lagen ihren Beamten und 73 solche ihren Arbeitern gewährten

Zahlungen von vertrage mäßigen Leistungs Fleiß) prämien, deren . währung entweder von der Menge des Erzeugnisses (bei Erreichun

oder für die Ueberschreitung eines bestimmten Produktionsquantum'

oder von dessen Güte, mitunter auch von der Ueberschreitung ein! bestimmten Verdienstes abhängig gemacht wird, waren bei 45 Unter- (

nehmungen für Beamte und bei 169 für Arbeiter eingeführt.

In einem nur losen Zusammenhange mit den Wohlfahrt. R

einrichtungen stehen die in bezug auf die Arbeitszeit a nn, .

1 11

1x5 Unternehmungen die Frauen die Arbeit vor dem Mittagstisch regelmäßig früher verlassen durften; bei 50 weiteren . . ernet

durften bei 63 Unternehmungen die Frauen die Arbeit am Sonnabend?

regelmäßig, bei 38 Unternehmungen nur ausnahmsweise früher ver. lassen. Regelmäßige Beurlaubungen der Arbeiter zu Erholung

Begünstigungen. Hier ist namentlich hervorzuheben,

war diese Begünstigung nur ausnahmsweise zugestanden.

zwecken gewährten, soweit Angaben vorlagen, 93 Unternehmungen, darunter 35 mit Weiterzahlung des Lohnes und 5 unter Ge— währung von Unterstützungen.

Ein weiteres Kapitel ist den Arbeiterausschüssen gewidmet. deren Einführung der privaten Initiative der Unternehmungen über⸗

lassen ist. Solche bestanden bei 46 Unternehmungen. Die Wirksam⸗ keit der Arbeiterausschüsse umfaßt bald einen weiteren, bald einen engeren Kreis von Aufgaben. Ihre Tätigkeit ist bald eine kontrollierende, sofern sie darüber zu wachen haben, daß die die Grundlage det Arbeitsvertrages bildenden Vorschriften (Arbeits, und Fabrikordnungen) und die im Interesse der Arbeiterschaft bestehenden gesetzlichen und behördlichen Bestimmungen (Kranken- und Unfallversicherung, Unfall verhütungsvorschriften) beobachtet werden, bald eine begutachtende, wenn sie dazu herangezogen werden, anläßlich einer von dem Arbeit⸗= geber geplanten Abänderung von bestehenden Vorschriften ihr Votum abzugeben. Ganz besonders aber ist ihre Tätigkeit auch eine ver— mittelnde, da sie vor allem dazu berufen sind, bei Streitigkeiten, die

zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern entstehen sollten, zu inter⸗ benieren und berechtigten Klagen über Uebelstände sowie sonstigen Wünschen der Arbeiterschaft bei der Unternehmung Geltung zu ver · schaffen. Ein weiteres Feld wirksamer Betätigung finden die Arbeiter⸗

) Die Wohlfahrtseinrichtungen der Arbeitgeber ju Gunsten ihrer Angestellten und Arbeiter in Oesterreich. Herausgegeben vom K. K.

Arbeitsstatistischen Amte im Handelsministerium. (I. Teil, 1. Heft: Wohlfahrtseinrichtungen der Privateisenbahnen, 2. Heft: Die bei den K. K. österr. Staatsbahnen bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen.) II. Teil: Wohlfahrteinrichtungen der gewerblichen und Handels— betriebe. IX und 414 Seiten. K. und K. Hof⸗ und Universitätsbuchhändler.

Eine Kapitalsbeteiligung der Angestellten am Geschäͤßt . wurde bei keiner Unternehmung konstatiert. Unter den besonderen Zulag / wurden von den Unternehmungen namentlich die Alterszulagen erwähn. Solche werden in der Regel nach Absolvierung einer bestimmten, u , unterbrochenen Dienstzeit entweder in festen Geldbeträgen oder

Wien, Verlag von Alfred Hölder,

ausschüsse in der Teilnahme an der Verwaltung der bei der betreffenden Unterne 2 bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen. Im Bericht des Arbeitsstatistischen Amtes sind die Satzungen einiger der bedeutendsten Arbeiterausschüsse auszugsweise mitgeteilt.

Bei einer Reihe von Unternehmungen hestehen eigene Fabriks⸗ vorschußkassen, die teils als interne Einrichtungen der Unter— nehmungen, teils als selbständige, von den Arbeitgebern unterstũtzte Vereine organistert sind. Die Kassen werden bald von den Unter- nehmungen selbst verwaltet, bald liegt die Verwaltung teilweise oder änzlich den Angestellten ob. Die Vorschüsse werden nur für die

iner des Dienstverhältnisses verabfolgt. Zur Förderung der Spar— tätigkeit bestehen bei einigen Unternehmungen eigene Fabriks fpar= kassen. Außerdem unterhalten einzelne Unternehmungen besondere Annahmestellen für Spareinlagen, die für öffentliche Spar— kassen bestimmt sind. Eine Anzahl von Unternehmungen fördert auch den Sparsinn ihrer Angestellten durch Verteilung von Spar⸗ präm ien. Dies geschieht entweder in der Form, daß die Unter⸗ nehmungen die ersten Spareinlagen aus eigenen Mitteln leisten, oder in der Weise, daß soslche Angestellte Sparprämien erhalten, die periodisch Beiträge in bestimmter Höhe einlegen oder ihre Einlagen nicht vor Ahlauf einer bestimmten Zit beheben. Dem Acbeits⸗ statistischen Amte lagen Angaben über Einrichtungen auf dem Gebiete des Spar⸗ und Vorschußwesens von insgesamt 59 Unternehmungen vor. Vorschußkassen bestanden für Beamte bei 9, für Arbeiter bei 25 Unternehmungen, Sparkassen für Beamte bei 12, für Arbeiter bei 21 Unternehmungen. Besondere Annahmestellen für Spareinlagen der Arbeiter unterhielten 16, Sparprämien gewährten an Beamte 2, an Arbeiter 13 Unternehmungen.

Von größerer Wichtigkeit ist das mehr als ein Drittel des Um— fangs des vorliegenden Berichts einnehmende Kapitel über das Unter stützungswesen, die Fürsorge für Erkrankte, namentlich Dann, wenn die für die Zahlung des Krankengeldes durch obligatorische Versicherungskassen festgesetzte Zeit bereits verstrichen sst, die Leiftung von Zuschüssen an Erkrankte, die Fürsorge bei Unglücksfällen, die Ginrichtungen zum Zwecke der Alters, und Inxaliden⸗ versorgung und die Fürsorge in sonstigen Notlagen der An— gestellten und ihrer Angehörigen. Auf diesen Gebieten greift die private Fürsorge in der eise wirksam ein, daß die Unter⸗ nehmungen besondere stän dige Einrichtungen (Unterstützungs⸗ vereine, ⸗kassen, ⸗fonds, Stiftungen) aus eigenen Mitteln oder unter Verwendung der für humanitäre Zwecke bereits vor- handenen Kapitalien ins Leben rufen und für deren Fortbestand allein oder unter Mitwirkung der Angestellten Sorge tragen. Der Beitritt ist bald obligatorisch, bald freigestelst. Äuch die Leistungen der Unterstützungskassen, Fonds und Stiftungen sind verschieden. In vielen Fällen ist die Höhe der Unterstützungen nicht von vornherein eee e und wird erst fallweise unter Bedachtnahme auf die persön⸗ ichen Verhältnisse des zu Unterstützenden, sowie auf die Höhe der für solche Unterstützungen jeweilig verfügbaren Kapitalien bemessen. An der Verwaltung der Unterstützungékassen, Fonds und Stiftungen ist das Personal vielfach beteiligt, bisweilen jedoch liegt die Verwaltung und Vermögensgebahrung völlig in den Händen der betreffenden Unternehmung. Streitigkeiten, die aus dem Verhältnis der Teil⸗ nehmerschaft an diesen Einrichtun gen entspringen, werden in der Regel durch hesondere Schiedsgerichte erledigt. Soweit dem Arbeiks⸗ statistischen Amte Angaben geliefert worden sind, beftanden ständige Unterstützungseinrichtungen bel 224 Unternehmungen, und zwar bei 87 für Beamte, bei 214 für Arbeiter; die Zahl der Unterstätzungs⸗ einrichtungen betrug 3355, da manche Unternehmungen mehr aks eine besaßen. Von diesen Einrichtungen gewährten

den Beamten den Arbeitern 191

153

84 63.

Erwähnt sei noch, daß solche ständige Einrichtungen (Pensions« Unterstützungs vereine ünd „kassen) bisweilen von einer Anzahl von Unternehmungen einer bestimmten Gewerbeklasse oder eines bestimmten Territoriums gemeinsam ins Leben gerufen wurden. .

Bemerkenswerte Angaben enthält der Bericht auch über die Fürsorge für Ernährung und Beschaffung von Lebens- mitteln und Gehrauchsgegenständen. Bei einigen Unter— nehmungen hat das Personal selbständige Konsumvereine errichtet, die bisweilen mit materieller Unterstützung der Unternehmungen ins Leben gerufen wurden und deren Erhaltung seitens der Arbeitgeber durch Gewährung zinsenfreier Darlehen oder durch unentgeltliche Ueberlassung der erforderlichen Lokalitäten gefördert wird. Einzelne Unternehmungen haben Lebensmittel magazine gegründet, an deren Verwaltung das Personal zunächst selbst teilnimmt. 144 Üünter⸗ nehmungen besorgen nur den Einkauf von Verbrauchsgegen⸗ ständen im großen und geben diese dann zum Selbstkostenpreise an das Personal ab. In einzelnen Fällen bestehen auch Fabriks⸗ bäckereien und » schlächtereien, die dem Personal Waren gleichfalls zum Sel bstkostenpreise verabfolgen. Brennstoff Kohle und Holz) wird von der Mehrjahl der Unternehmungen zum Selbst— koftenpreise an das Personal abgegeben. Grund und Boden zum An bau wird ihm bald entgeltlich, bald unentgeltlich von den Unter⸗ nehmungen überlassen. Den in Wohnungen der Unternehmung unter , r, Angestellten werden zumeist kleine Gemüfegärten zum

nbau unentgeltlich zugewiesen. Bisweilen erhalten die Arbeiter iinsfreie Darlehen zur Erwerbung von Grund und Boden. Bei einer großen Zahl von Ünternehmungen bestehen Speisegnstalten, die den Angestellten die Erlangung gesunder und nahrhafter Kost ermög- lichen sollen, bei 230 Unternehmungen separierte Speisezimmer, die bisweilen auch nach Geschlechtern getrennt sind, und bei 220 Unter⸗ nehmungen eigene Speisewärmvorrichtungen.

Auf dem Gebiete der Fürsorge für Wohnungen gehören zu den am häufigsten anzutreffenden Einrichtungen jene zur Beschaffung von Mietwohnungen. Die Unternehmungen haben entweder auf eigene Kosten Wohnbäuser für Angestellte aufgeführt, bezw. bereits bestehende Gebäude für diesen Zweck eingerichtet oder fremde Baulich⸗ keiten hierfür gemietet. Die Mietwohnungen in solchen Gebäuden werden den Angestellten bald unentgeltlich, bald entgeltlich überlassen. Die Frage, ob die Entlassung von der Ärbeit die sofortige Auflöfung des Miethertrages zur Folge habe oder für diesen Fall eine selbst⸗ ständige Kündigungsfrist bestehe, ist von den Unternehmungen vielfach abweichend geregelt. Während bei einer größeren Anzahl von Unter? nehmungen die für die Lösung des Arbeite vertrages bestehende gesetzliche Kündigungsfrist auch auf die mit den Angeftellten abgeschlossenen

ietverträge Anwendung findet, zieht in den Betrieben anberer Unternehmun en die Entlassung von der Arbeit die sofortige Auf⸗— loͤsung des Mietvertrages nach sich. Einige Unternehmungen ge⸗ währen den Mietparteien noch eine kürzere Frist (gewöhnlich von drei Tagen) zur Räumung der Wohnungen, und bel einer kleineren Anzahl von Unternehmungen besteht eine selbständige längere Kündigungsfrist bis zur Dauer von drei Monaten. Zu den Mietwohnungen gehören zumeist kleine Gärten, deren Benutzung den Wohnungèsinhabern in der Regel unentgeltlich zusteht. Eine Anzabl von Unternehmungen gewährt den Angestellten, die in Werkswohnungen nicht untergebracht werden können, Mietzinsbeihilfen, mitunter bis zur vollen Höhe des Mietzinses. Für solche Arbeiter, die nicht täglich nach Haufe 5 können, besitzt eine große Anzahl von Unternehmungen besondere

chlafhäuser (Sch lafsäle), in denen Schlafstellen zumeist unentgeltlich oder gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung stehen. Solche imnrichtungen finden ch namentlich in vielen Betrieben der Nahrungsmittelindustrie, die während der Kampagne eine größere Anzahl zugereister Arbeitskräfte beschäͤftigen. Einrichtungen zur Förderung des Frwerbes eigener

ohnungen wurden nur in vereinzelten Fällen konstatiert. Tinige Unternehmungen haben Arbeiterwohnhäuser errichtet, die sie an ver= trauens würdige Angestellte zum Selbstkostenpreise und unter Gewährung Cr ig Zahlungsbedingungen verkaufen. Die Käufer derartiger

ohnhãuser dürfen Wohnungen regelmäßig nur an Wer tec. ch i .

bermieten. Die Gebäude können zumeist nur mit Bewilligung des

Arbeitgebers wieder , werden. Außerdem behalten sich die Unternehmungen das Vorkaufsrecht für eine bestimmte gen vor. Einige Betriebe überlassen den Angestellten entsprechende Baustellen zum Bau von eigenen Wohnhäusern zu mäßigen Preisen. Ebenfo ge— währen einzelne Unternehmungen teils unverzingliche, teils verzinsliche Darlehen an Angestellte, die sich ansiedeln wollen.

Auf dem Gebiete der Jugendfürsorge kommt hauptsächlich die Fürsorge für die Erziehung und den Unterricht in Betracht. Die Erhebung ergab, daß für die Errichtung, Erhaltung, bezw. materielle Unterstütung von Krippen, Kinderbewahranstalten und Kindergärten 39 Unternehmungen, von Schulen für schulpflichtige Kinder 25 Knter., nehmungen und von Forthilhungs, (Lehrlingskurfen), Haushaltungs, Koch, und Nähschulen 25 Unternehmungen Sorge getragen haben.

Bei 250 Unternehmungen waren besondere Anstaftzärzte, bei Z8 auch Hau sgpotheken vorhanden. Viele Unternehmungen haben ferner für die Angestellten ihrer Betriebe Badeeinrichtungen ge— schaffen, deren Benutzung zumeist unentgeltlich freisteht. Cine ' zahl von Unternehmungen besaß auch eigene Fabriksbibliotheken zur freien Benutzung für die Angestellten und veranstaltete Vortrags⸗ abende, Gesangs⸗, Musik-⸗ und Theateraufführungen, fowie sonftige ge—= sellige Zusammenkünfte und Ausflüge.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Bauhandwer ker des gesamten Ruhrkohlenbezirts beabsichtigen, wie die Rh. Westf. Ztg. mitteilt, die am J. Äpril d. J. , Tarifverträge zu kündigen und höhere Lohnforderungen zu

ellen.

Aus Bochum wird demselben Blatte ferner gemeldet: Die Kommission der Bergarbeiter hatte die Betriebs berwaltung der Zeche „Bruchstraße! in dem Protesse gegen die ? Ver— längerung der Seilfahrtzeit um eine schriftliche Antwort bis. zum 3. Januar 1905 gebeten. Die Betriebsverwaltung ließ der Kommission der Bergarbeiter mitteilen, 33 sie die angegebene Frist für zu kurz halte. Daraufhin hat die Kommisston der Befriebs— verwaltung erklären lassen, daß sie die Frist zur endgültigen Antwort bis zum 5. Januar 19605 ausdehne. (Vgl. Nr. 289 v. J. d. Bl.)

Kunst und Wissenschaft. te , r,, rene, , m . r. 2 7 m In seiner Vaterstadt Biberach in Württemberg, wo er am 2. September 1836 geboren wurde, ist, wie ‚W. T. 2 meldet, der Tiermaler An ton Brgith gestern verstorben. Seine Ausbildung erhielt er auf der Kunstschule ju Stuttgart, dann auf der Akademie zu München, wo er lange Zeit auch seinen Wohnsitz hatte. Seine auf Weide⸗ vieh beschränkten Darstellungen sind meist größeren Umfangs und gehören zu den besten deutschen Werken dieser Kunstgattung. Besonders meisterhaft beobachtet ist seine Wiedergabe der jungen Tiere, der Kälber in ihrem munter. unbeholfenen Spiel auf der Weide; die hiesige Nationalgalerie besitzt eines der besten Bilder dieser Art: „Kälber am Morgen einen Wiesenhang herabtrabend“ (1886. Hervorzuheben sind ferner: „Ein Ochsenzug“ (1870, Kunsthalle zu Hamburg), „Herde am geschwollenen Bach“, „Heimkehrendes Vieh“ (1873), sowie aus neuerer Zeit: , . der Herde von der Alm (1899, „Ziegenalm* (1595), Nach dem Sturm“ (heimkehrende Schafherde, 1856).

Die Harvard -Universttät in Cambridge (Massachusetts) veranstaltete gestern eine Feierlichkeit zu Schillers Ge— dächtnis, bei der, wie W. T. B.“ meldet, die Profefforen Franke, Münsterberg und Thayer Ansprachen hielten und deutsche Schauspieler vom New Yorker Sanders Theater mitwirkten.

Banwesen.

Ein Wettbewerb um Entwürfe zu einem Rathause in Zeitz (Prev. Sachsen) wird mit Frist bis zum 15. Mai 1505 unter reichsdeutschen Architekten ausgeschrieben. Das neue Rathaus soll unter Benutzung des alten stehenbleibenden Rathauses mit einer Summe von 350 000 M errichtet werden. Drei Preise von 4000, 30900 und 2000 S sind ausgesetzt. Die Wettbewerbsunterlagen sind gegen Einzahlung von h „6, die bei Einreichung von Entwürfen zurückerstattet werden, vom Magistrat in Zeitz zu beziehen.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Ausfuhr von Getreide aus Argentinien und die Preise desselben für den Monat Oktober 1904.

K Menge J z Getreideart Verschiffungsziel in Tonnen

J

Weizen

England 20383 Belgien 2258 Deutschland 1150 Spanien 5 Holland 925 Order ö 492 Afrika 1609 Brasilien 16474

jzusammen TS T d'

England 425 666 782

elgien 4434 Deutschland 3 960 Holland 3417 Order 10 439 Brasilien 6

zusammen 23 463

30 693

9 501 24241 18516

Leinsaat

England

, . Belgien Deutschland Italien Spanien Holland

, . rder

Afrika Brasilien 314516

England 582 Belgien 153 jzusammen 755

zusammen

Gegenwert der höchsten und niedrigsten Preise in Mark nach dem Durchschnittskurse von S msn 1 M 1,80

Preise im Großhandel für 1 44

m / n bis C m /n 7.46 13,41

Verkehrsanstalten.

Hamburgs Seeschiffahrt im Jahre 1904.

Der Seeschiff verkehr im Hamburger Hafen hat während des ab— 61 Jahres wieder die höchstgespannten Erwartungen gerecht⸗ ertigt. Mit 19 225 000 Nettoregiftertons ein, und ausgehender See⸗

schiffe hat das Jahr 1804 eine Regsamkeit des Verkehrs entfastet,

die das ausgezeichnete Ergebnis des vorigen Jahres noch in den Schatten stellt. Es verkehrten damals 18,8 Millionen Tons, im ö. . Sllfffus d . e,, Die Zahl der ein. und ausgehenden Schiffe betrug im Jahre ereits 28 101, im Jahre 1904 aber 29 704. ; ö. Die Bedeutung des letztjährigen Verkehrsresultateg zeigt sich in aller Großartigkeit, wenn man die Entwickelungsreihe auf mehrere Jahrzehnte zurückverfolgt. Vor 25 Jahren, im Jahre 1880, ver⸗ ließen eist 658 Seeschsffe mit 28 Millionen Tons den Hamburger Hafen, im Jahre 1904 dagen 14843 Schiffe mit 9,6 Millionen . gistertons. Der Verkehr hat sich also, an der Tonnage gemessen, mehr als verdreifacht. Ganz gewaltig hat sich in diesem Viertel jahrhundert auch die in Hamburg ansässige deutsche Großreederei entwickelt. Nur ein Bei⸗ spiel: Vor 25. Jahren verfügte die Hamburg Amerika⸗-Linie fiber 20 Dampfer, mit denen sie zwel regelmäßige Schiffahrtslinien unter— hielt, nach Nordamerika und nach Westindien; heute entsendet sie 142 Ozeandampfer auf etwa 56 regulären Linien nach 300 bedeutenden Häfen um den ganzen Erdball.

Von der Neubaustrecke der Usambara⸗Eisenbabn

in Deutsch-Ostafrika.

Einem Ende Oktober abgefaßten Baubericht entnimmt da Deutsche Kolonialblatt“: ef i d ;

„Auf dem letzten Drittel der Neubaustrecke, nämlich dem Teil zwischen Makuguni und Mombo, sind jetzt die Erdarbeiten in allen Punkten in Angriff genommen. Der vorderste Schacht arbeitet auf dem Bahnhofplatz von Mombo und beginnt hier die Planierung. Sprengungen haben im allgemeinen nicht stattzufinden brauchen, während gerade diese Arbeiten auf der Strecke Muhesa Korogwe Zeit und Geld gekostet hatten. Zwischen 31,5 und 320 km, also hinter Makuguni und vor dem Tarawanda. Sumpfe, zeigte sich im Ein⸗ schnitt sehr steiniger Boden, der sich jedoch mit Brechstange und Haue hat lösen lassen. Der Abtrag konnte im Tarawanda · Sumpfe zur Herstellung des Dammes verwendet werden, sodaß dieser eine be⸗ besondere Haltbarkeit verspricht. Die Säuberung des Bahn⸗ geländes von Gestrüpp und Bäumen längs der betriebs—⸗ fähigen Strecke nimmt entsprechenden Fortschritt. Hierbei wird sowohl von der Bauleitung wie von der Bau aufsicht besondere Sorgfalt darauf verwendet, etwa vorhandene Termitengänge auszuheben und das Auftreten dieser unbequemen In= sekten zu beobachten, um Gefährdungen des Bahnkörpers zu ver⸗ hindern. Die Beendigung der Erdarbeiten kann für Januar 1905 angenommen werden. Die Flügelmguern, Abpflasterungen und Herd= mauern der Durchlässe und Brücken sind an den erforderlichen Stellen, und zwar zur Zeit auf der ersten Hälfte der Gesamtstrecke, ausgeführt. Die Fertigstellung des Restes wird entsprechend dem allgemeinen Bau— sortschritt stattfinden. Die zwei großen Pangani-Bruͤcken haben sich bei dem Arbeits betrieb bewährt. Das gesamte Sberbaumaterial ist nunmehr angeliefert und befindet sich zum größten Teile auf der Strecke; die Abfuhr der noch in Tanga auf dem Pier und dem Bahn⸗ hofsplatze liegenden Materialien (Schwellen) wird in einigen Wochen beendet sein. Ebenfalls ist der gesamte Schotter geschlagen und an verschiedenen Stellen aufgestapelt. Die Abfuhr beforgk die Bau— leitung mit ihren Arbeits ügen und legt zu diesem Zwecke an den Lagerstätten provisorische Gleise mit Weichenanschluß an.

Das Gleis ist zur Zeit bis Em 27,5 vorgestreckt, der rückliegende Teil wird geschottert. Voraussichtlich wird auch die Gleisspitze im Janugr Mombo erreichen, sodaß die Fertigstellung des Dberbaues einschließlich der Schotterung im Februar erwartet werden darf. Die Telegraphenstangen sind etwa bis Km 18,0 gesetzt, die Isolatoren sind angebracht; zur Zeit wird der Draht aufgelegt. In Maunrui ist das Stationsgebäude fertiggestelll. Für die übrigen Ge— bäude werden die Materialien angeliefert. Die Pläne für die Bahnhofsanlagen sind inzwischen vorgelegt worden. Die Einzelheiten wurden an Ort und Stelle besprochen und unter gegenseitigem Ein— verständnis festgestellt. Die gelieferten Güterwagen sind in Betrieb genommen und werden hauptsächlich für die Materialzüge Tanga— Maurui benutzt. Ferner sind die vier Personenwagen demontiert in Tanga angekommen, die schwersten Teile (Dachkonstruktion) liegen einstweilen noch auf dem Pier, während die übrigen, besonders Dreb— gestelle und Plattformen, zum Werkstätttenhof geschafft sind, wo fie von den Handwerkern der Bauleitung zusammengesetzt werden.

Die Arbeiterverhältnisse sind als vollkommen normal zu be— jeichnen. Infolge der Fertigstellung der Erd- und Brückenarbeiten sowie der Beendigung des Schotterschlagens verringerte sich allmahlich die Zahl der von der Bauleitung beschäftigten Unternehmer und Arbester; letztere fanden sofort Arbeit bei Plantagen oder sonstigen Bauten im hiesigen Bezirke. Infolge der günstigen Witterungs— berhältnisse war auch der Gesundheitszustand der Europäer be— friedigend. Der zur ständigen Bauaufsicht bestimmte Gouvernements leiter verlegte sein Lager von kin 15,0 (Maurui) nach km 38,0, um dem Baufortschritt entsprechend tätig zu sein.

Der Gesamteindruck der Baurevision bestätigt die bisher ge— machte Erfahrung, daß die Ausführung vorschriftsmäßig erfolgt und den Anforderungen des Betriebes entsprechen wird sowie daß die Fertigstellung der Bahn im Februar oder März 1965 erwartet werden darf.

Kap Kairo ˖ Bahn.

Der Weiterbau der Kap Kairo⸗Bahn bis zur Meile 350 (Kilo— meter 55) nördlich des Sambesi ist beschlossen worden. Sir Charles Metcalfe, der beratende Ingenieur (egnsulting enginger) der Bahn, der zur 6 die Arbeiten am Sambest überwacht, berichtet, daß nörd⸗ lich der Viktoriafälle die Bahn rasch fortschreitet und Anfang nächsten Jahres bis Kalomo, der Verwaltungszentrale von Nordwest-Rhodesia, vordringen wird. Von Kalomo, 160 Km nördlich des Sambeß, oll die Linie in nordöstlicher Richtung bis Broken Hill, 450 km über Kalomo hinaus, fortgesetzt werden.

Theater und Mufsik.

Im Königlichen Opern hause findet morgen, Donnerstag, eine Wiederholung von O. Nicolais Oper Die lustigen Weiber von Windsor“ statt. Die Damen Herzog, Rothauser, Dietrich, die Herren Knüpfer, Bachmann, Mödlinger, Joͤrn, Lieban und Krasa sind in den Hauptrollen beschäftigt. Kapellmeister Dr. Strauß dirigiert.

Im Neuen Königlichen Operntheater wird am nächsten Freitag Grillparzers Trauerspiel „König Ottokars Glück und Ende“ nach mehrjähriger Pause in teilweise neuer Besetzung wieder in den Spielplan aufgenommen. ö .

Am Sonntagabend wird im Lessingtheater in teilweiser Ab- änderung des Spielplans Gerhard Hauptmanns „Biberpelz⸗ in Ver- bindung mit der neuen Groteske „Der Arzt seiner Ehre“ gegeben. Am Sonnabend findet die 50. Aufführung von „‚Traumulus“ statt. Als nächste Neuaufführung bereitet das Lessingtheater Hugo von Hoff mannsthals neues Trauerspiel „Das gerettete Venedig“ vor, dessen erste Aufführung für Sonnabend, den 21. Januar, geplant ist.

Das Schillertheater bereitet eine Aufführung von „Gyges und sein Ring“ von Hebbel vor.

Im Theater des Westens wird am Freitagnachmittag als 8. Klassikervorstellung das Schauspiel „Die Karlsschüler von Laube gegeben. Ernst Pittschau vom Berliner Theater spielt die Rolle des herzogs Karl, Hermann Schmelzer, früher am Berliner Theater, die

olle des Schiller.

Im Natjgnaltheater singt Herr Oskar Braun vom Zentral⸗ theater heute (Mittwoch!, Freitag und Sonntagabend die Partie des