Berichte von deutschen Fruchtmärkten.
mittel
Am vorigen
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Gezahlter Prei für 1 Dopp
eljientner
P niedrigster
60.
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6
niedrigster
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6.
Doppel ʒentner Doppelzent ner
e 85
Ostrowo i. P... Trebnitz i. Schl. .
Strehlen i. Schl.
Löwenberg i. S
J Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz
m ,
Babenhausen
Aalen 1. Wrttbg. . Giengen a. Brenz Geislingen.
de 8
Sftrowo i. P. ; Trebnitz i. Schl. .
Strehlen i. Schl.
Grünberg i. S Löwenberg i S
8 ⸗— 3 Aalen i. Wr
* 2
Ostrowo i. ; Trebnitz i. Schl. .
Strehlen i. Sch Löwenberg i.
Aalen i. Wrttbg. . Giengen a. Brenz
de 55
Ostrowo i. P. .. Trebnitz i. Schl. .
Strehlen i. Schl.
Löwenberg i. Schl.
* * * 54 *. 12 1 . *
Aalen i. Wr Giengen a. Brenz.
Die verkaufte
GSemerkung en. Gin liegender Strich (—) in den S
16580 16,30 16,50 1690 16.70 1750 16, 90 17,30 18 80
1830 1336
1800
12,50 12,70 12,90 13,99 13, 25
153 36
13,30 1320 1410 14,20
1450 13330 1280 13,80 14,50 1460 13350 18.00
13.70 13 80 13.70 13,75 14,40
1340 13,70
1400
Weizen. .
1700 16,80 1690 1600 17,10 17.50 18.50 1730 18. 80
18,30 19, 34
18, 00
Roggen.
1260 12380 13, 00 13, 40 13,25 183, 40
13.50 13 20 14,10 14.36
1450 13, 70 1450 14,50 14450 1500 15.50 18.20
13,80 1420 1410 13,75 14,60
1510 1376
14110
1710 16,890 17.00 1720 1750 1770 1690 17.80
18830
18,20 18,40 19.650 18,80 18.20
12, So 12, 90 13,20 13, 50 13.70 13.50 13.00 13369 13,40 1450 14,70
e r st e.
1480 13,80 1499 1480 15.50 15.40
18,60
a fe r.
13.90 1450 1440 1450 1480 15 20 13 60 1400 13,20
1920
1720 1759 17,550 1720 1770 17470 16,90 17,80
1880 Kernen (enthũlster Spelz Dinkel, Fesen).
18,20 1840 1950 1900 18,80
13,00 13.00 15,50 13.70 1370 13 80 13 00 1360 13,40 1450 1470
1480 1420 16.00 15,50 1530 15, 80
18 80
1400 1480 1470 14350 15 00 1520 13,50 14090 1420
110
e wird auf volle Doppelientner und der Verlaufgwert guf volle Mark abgerundet mitgeteilt, Der Dur nittzyreis wird aus den n für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, 8 Punkt (.) in K sechs Spalten, 2 —
ir m
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. beim Sanitätskorps eingetretenen es Generalstabsarztes Wahrnebmung offener Assistenzarztstellen sind beauftragt worden; g. Dezember: Bebert, Unterarzt bei der Unteroff. Schule in Biebrich, — 30. Dejem ber:
tät. im Monat Veränderungen.
stachweisung Dejember 1904 Verfügung
De r: Dr. Schellborn, Unterarit keim 1. 2ber⸗ rhein. Inf. Regt. Nr. 97, Dr. Roh kohl, Unterarjt beim 2. Erm⸗
land. Inf. Regt. Nr. 151. Beamte der Militärverwaltung.
Durch Verfügung des Kriegsm inisterium s. nuat. Havenstein, Kreutz inger, Hilfstopogtapben, ju etatmãß. Müller, Hilfstrigonometer, zum etatmãß. Trigono⸗ meier, — bei der Landesaufnahme ernannt.
XIII. (göniglich Württembergisches) Armeekorps.
Offiziere, Fä bnriche x. Ernennungen, Beförderungen
n. Im aktiven Heere. ö
berlt, im 8. Inf. Regt. Nr. 126 Groß 20 Majer, Lt. im 8. Inf. Regt. Nr. 127 z Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125, — Dienstleistung beim Kriege ministerium kom⸗
Toxpographen
und Versetzungen.
9. Januar.
von Baden, Majer,
* 1 16
17. Fanuar. Rahde, Königl. preuß. Sen. Major und Kom⸗ mandeur der 53 Inf. Brig. (3. K. W.) von dieser Stellung enthoben.
Bats. Kommandeur im 1. O
. 16
Auwärter, Major, bis Regt, im Armeekorpé, und zwar Württemberg Nr. 121 wiederangestellt. Im Sanitätskors. vom Inf. Regt. Alt ⸗Württemberg Nr. 121 vom Pion. Bat. Nr. 13, — j Uebertritts zur Schutztruppe fũr Sũdwest
Beamte der Militärverw . Schla per, K behufs Uebertritts
X
gregiert beim Inf. Regt. 15. Jannar. D
— * man
29a
n Reichs militärgericht als dem württembergischen
Generalkommando, Reichsmilitãrgerichtsrat die Entlassung Militärjustizdienst zum 1. Februar d. J. bewilligt.
Wunderlich, Militärintend. des XIII. (. W.) Armeekorrs, zum Wirklichen Geheimen Kriege rat ernannt. j
—— *
15. Januar.
8 *
Dentscher Reichstag. 1285. Sitzung vom 23. Januar 1905, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht ven Wolffs Telegravpbischem Bureau.)
g ung steht die Fortsetzung der Be⸗ der Interpellation Auer, betreffend Bergarbeiterausstand im Ruhrrevier.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.
Abg. Brejs ki (Pole) fortfahrend⸗ iormale so gering, daß er nicht binreicht, um eine kinderreiche
ern er 3237
cer. — *
der Tage sprechung
** * *
2 6 1
Bergarbeiter zu schaffen. waltung der Unterstũtzungẽ kasser
2 X. 2 — r — Jechen verwaltur gen,
sagen: Kebrt vor cuerer Tür.
1
. *
rteiter ible Nationalitãt ben abren, wird sie das Rote Meer
ing Die polnische Fraktien fühlt sich solidarisch mit e soweit sie mit gesetz lichen Mitteln vorgehen, und 21 .
usbruch des S gen der Arbeiter.
beranʒutreten. 3. rr, ,. sehr vorsichtig sein.
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treiks n
und den nach
Die Arbeiter so
wie
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— wern 1 beru
ernähern. Herr Schmieding bat es für unglaublich erklärt, daß Arbeiier die ländlichen Verbältz sse verließen, wenn sie nicht im Bergbau bessere Verhältnisse fänden. Niemand hat bebauxtet, daß die Landabeiter im
Willkür im Strafspstem das Bestreben, eine Hörigkeit der Der Aussckluß der Arbeiter von der Ver— ist bier schen gerügt worden. J die mit dem Groichen der Arbeiter aus den Unterstützungekassen die Arbeiter pelitisch korrumpieren. Grubenbarone können hinsichtlich der politischen Rechte der Regierung Versammlungen werden widerrechtli raf von Bülow trat für die individuelle In den staatlichen Betrieben ist davon Ein Arbeiter wurde entlassen, weil er bei der nicht so gestimmt hatte, wie es die Regierung wollte. Das einem Zeugnis nech besonders attestiert. Ruhrgebiet berrscht in Sprdikatekreisen eine wahre Wut, daß die polnischen Arbeiter nicht streitbrüchig werden wollen. tängt man die Arbeiter ven Ter beimatlichen Scholle, lockt sie durch Versprechungen nach dem Rubrgebiet, tut alles, sie zu germani⸗ sieren, und dann wirft man ihnen bor, sie bätten die Heimat längst vergessen und wäten ein Werkjeug der Sozialdemokratie. er Polen verleugnet seine Naticnalität. ein, ju keweisen, daß der Pole ebensogut sür die Rechte der tintteten kann
Sczialdemeokrat.
6g. Freiherr Heyl u Herrnsheim (nl). Meine volitischen Freunde unterscheiden sehr streng jwischen den lokalen Verhältnissen dem Streik erhobenen Feor⸗ Ein großer Teil meiner Freunde ist geneigt, . rachträglicken Forderungen nach ihrem berechtigten Kern ju aäfen, und daß wir nicht anfieben werden, wenn diese F ndet find, nötigenfalls an eine d, n. Regelung dieser Ver⸗
ten doch bei einem Kontrakt⸗ Dee halb kin ich der der Tragweite dieses Streils vokständig durchdrungen
sind. Herr Hue bat in seiner maßvollen Rede nicht den Beweiß daß der Kontraktbruch der Arbeiter Kontraktbruch der Arbeitgeber veranlaßt war. Zeche Bruchstraße mißbilligen auch wir auf das schärfste Tie Verbältnisse dort wirlich so lagen, wie bebauptet wurde, so hätten sich die Berébebörden einer schweren Verschuldung sch enthält so viel Mängel, aus notwendig ift.
führen können, Das Vorge
ü Das preußische Berggese eine Klarstellung dieses Gesetzes dur gesetz siebt eine 14 tägige Kündigung vor, es laßt aber auch eine andere Ferm der Kündigung ju. Die Bestimmungen über die Gedin ge⸗ arbeit sind nicht klar genug gefaßt.
ĩ Das ganze Risiko der Gedinge⸗ arbeit wird
ch das Gesetz dem Arbeiter auferlegt. Ein gerecht denkender Arbeitgeber kann diese Verbältnisse nicht . — * ist ne gesetzliche Aenderung noi wendig. Kollege Beumer hat sich von seinem Standyunkt über das Nullen ausgesprochen großen Mehrbeit meiner volitischen Freunde zu erllaären, daß wir dringend wänschen daß das Wagen nullen tunlichst bald vollstãndig abgeschafft wird. Wir werden mit diesem Nullen seit Jahren in der unangenehmften
nd t gar nicht darauf an, ob 1, 3 oder 390 genullt werden, sendern darauf, daß die Arbeiter dadmch belästigt können den Ansxrruch erheben, ⸗ * b. ein ; geschafft wind. Ebenso rerbält es sich mit der Seilfabrt; wir können eine dem nächftige Aus debnung nicht für eine gerechte Mafregel anschen. Be⸗ — ch Stillegung der Zechen bat man die Seilfabrt in Ver⸗ bindung mit der Schichtzauer ausgedehnt in einer Weise, wie es nicht gebilligt werden kann. Die österreichiiche Gesetzgebung bat dafür ge= sorgt, daß eine Auedebnurg von Schichtzaner und Seilfahrt über inegesomt 8 Stunden binaus nickt mẽglich ist. wer die Verlängerung auf sich nebmen will, der Arbeiter oder der Tie Bergarbeiter finden die gesamte Sympathie des ganzen deutschen Volles, obgleich sie ibre Forderungen mit einem Fontraftbrrch eingeleitet kaben. Die Bergarkeiter sind eine Arbeiter kategorie ganz für sich; sie entbehren bei ihrer Arbeit des Tagetlichtẽ, and den ihrer Produktion sind alle Betriebe, alle Hausbaltungen Mn Deutschland abhängig; denn ohne Koblen kann keire Wirtschaft ben ie ben werden. Der Reichẽkanzler hat auf die politischen Ursprũnge der den tschen Arbeiteroerganisationen bingewicsen. Die Hirsch⸗Dur ckeischen Gewerl⸗ — . ñ daß Sozialdeme kraten nicht auffenom men werden dürfen; diese Bestimmung ift inmoischen Wenn man das Zentralblatt der sozialdemokratischen Sewerkschaften liest, so findet man darin eine solche Herabsetzang der Autgrität der Arbeitgeber, daß man sich nicht wundern kann, wem die Aibeiterführer nun auch bei den Arbeitern keine Autorität mehr baben. In England und Amerika ist die Entwidelung eine Can! g Die englischen und amerikar ischen Gewerkvereine ver- folgen den Grundsatz des Lie blingedichters des Herrn Hue; Ans Vater land, ans teure, schließ Dich an; hier sind die starken Wurzeln Deiner Kraft. Tie deutschen Gewerkvereine sind auch Karte lle und Sn ikate, die wir ebenso wemg gänftig keurteilen können wie die gesckäftlichen Syndikate mongpeolistischer Tendenz; ihr letztes Gese llichaft aufzusaugen.
Ich habe namens der
Weise bebelligt, und es
gt werden.
Es fragt sich eben, Arbeitgeber.
Zuerst ver⸗
Sie setzen . ausdrücklich vor, Solange die
andere gewesen.
r iel ist, die burger Der sojialdemckigtiscke Minister Millerand kat sich gegen Len Terrorie mus der franzssiscken Gewer vereine duch Geseß ju wehren versucken müffen; Tieses Gesegß hat mir Ber ausfetzung, daß ein Streik in einer Fabrik nur zuläsfig it, wann die Mebhrben der Arbeiter der Fabri seltst den Streik wüns diese Maßnahme richt nur im Imeresse der Arbeiter, der nationalen Protultion fũr notwenig sonalifticken Marseille haben es ja fertig besom men, durch ibren Terroritmuz den ganzen Seeverkehr der Stadt lahm zu legen. Der
orderungen Gr halt 6 arch Die Gewerkvereine des
dortige Gewerkverein der Dockarbeiter bat die bösen Konsequenzen diefer einseitigen Politik gründlich zu kosten bekommen. Hätten wir schon obligatorische Arbeits kammern, so würden die Mißstände, die zum Streik führten, frühzeitiger besprochen worden sein, und das Schlimmste wäre vielleicht verhütet worden. Wir freuen uns, daß jttzt angekündigt wird, es solle diese Maßregel endlich durch⸗ gefübrt werden. Wir müssen, die Arbeite kammern haben, ebe bie deutschen Arbeiter vollständig sozialdemokratisch verbetzt sind. Die Regierung hätte ja beute schon ein Mittel in der Hand, die Jechenbesitzer zur Ralson zu bringen, indem sie den sanitären Marximalarbeitstag einführt. Es wäre auch, wie ich persönlich und auch mein , Bassermann meinen, sehr zu erwägen, ob nicht für die Bergarbeiter der Achtstundentag überhaupt gesetzlich einzuführen ist. Die Bergarbeiter verlangen nun auch den Minimallohn; auf diese Forderung können wir nicht eingehen, aber die Verhältnisse, die diefer Forderung zu Grunde liegen, zu klären, ist Aufgabe der Gesetz⸗ ebung. Die schweizerischen Fabrikinspektoren sprechen sich gegen den
jnimallohn aus, weil damit auch die Forderung einer Minimal. seistung gegeben ist und die Fabriken aus den Entlassungen von Arbeitern wegen unzulänglicher Leistung gar nicht herauskommen würden. Herr Stoecker meinte vorgestern, auch Könige hätten ihre Souveränität aufgeben müssen, also könnten es Industrielle auch Ich fann dies⸗ Meinung nicht gelten lassen. Die Frage wäre richtiger gestellt, ob es sich Larum handelt, die Souveränität der Gewerkvereine neu einzuführen, und das wollen wir nicht, wir wollen die Souverãnitãt der Gesetzgebung. Die praktischen Engländer sind mit dem Nullen der Wagen laͤngst fertig. Schon 1872 ist es durch Gesetz dort auf⸗ geboben worden, bemalt wird die Kohle nach Gewicht, und der
Wagen wird möglichst nabe der Stätte gewogen, wo die Kohle ge⸗ fordert ist, der zweite Wieger verwiegt die Kohlen nach Steinen; der Arbeiter bekommt immer mindestens den Lohn für die tatsächlich ge— förderten Kohlen. Bei uns verliert der Arbeiter nicht allein den Lohn seiner Arbeit, fondern erbält noch eine Strafe dazu. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit, die keseitigt werden muß. In der Grubenaufsicht haben die praltischen Engländer eine Behörde vorgesehen, welche die Aufsicht fübrt, und der Bergwerksbesitzer, Bergarbeiter und Ingenieure an⸗ gehören. Alle diese Dinge baben in Bergarbeiterkreisen große Unzu⸗ friüdenheit erregt. Es wäre aber notwendig gewesen, daß die Arbeiter sich an das Berggewerbegericht gewendet batten; ich möchte daher Herrn Hue bemerken, daß dies Gexicht den Erscheinungszwang hat. Die Unlernehmer hätten also auch erscheinen müssen. Es handelt sich bier um eine nationale Angelegenheit, wie es in der Hibernia⸗ angelegenheit der Fall ist. Die Regierung ist in dieser Frage mit zu großem Ortimifmus verfahren. Eine Auffassung ist allerdings richtig, daß sie das Vertrauen zu den Bergarbeitern nicht verloren bat, daß ein Aufgebot militärischer Kraft nicht eingetreten ist. Die Sozialdemokraten find, wo sie die Macht haben, stets mit militärischer Nacht hervorgetreten. Nicht nur hat dies Millerand getan, sondern es ift auch in der Schweiz gescheben, und Wellschläger in Basel hat eine Rechifertigungsschrift berausgegeben über sein Vorgehen gegen die Maurer. Da lobe ich aber das Verhalten unserer Regierung und Fas Vertrauen, das sie der Arbeiterschaft entgegenbringt. Das Ver⸗ halten unserer Arbeiter im Ruhrgebiet rechtlertigt auch dies Ver trauen. Daß die Regierung zu optimistisch ist, hat sie aus Anlaß der Interpellation Stötzel im vorigen Jahre gezeigt. Bei der im vorigen Jahre angestellien Enquete wurde nicht ein einziger Arbeiter ebört. Die Regierung hat eine Denkschrift veröffentlicht, aus der ervorgebt, daß das Kohlensvndikat zu viel gefordert batte, was eine Reduktion zur Folge hatte. Es wurden Zechen fiillgelegtz und die Arbeiter batten größere Entfernungen zurückzulegen, was Mißstimmung hervor- rief. Seit 1904 ist in dem Syndikat das Bestreben hervorgetreten, den Kohlenbau immer mehr in seine Hand zu bekommen. Wir hoffen, daß die Verstaatlichung der Hibernia der erste Schritt zur Verstaat⸗ lichung der Koblenbergwerke ist. Das Syndikat bat ein Kontor gebildet, das in großen Beschwerden geführt hat. Es hat den freien Markt vollständig aufgehoben. Die Preise sind zum Schaden der Konsumenten erböbt worden Das Kontor übt überhaupt auf die wirtschaftlichen Verbältniffe einen sebr starken Einfluß aus. Ich habe 1990 mit dem Frafen von Oiiola beantragt, daß die Reichsregierung ersucht würde, die Kartelle oder Syndikaie, die einen monopolistischen Charakter angenommen aben. unter Staatsaufsicht zu stellen. Hoffentlich wird diefer Gedanke wieder aufgenommen werden. Das würde auch im Sinne des deutschen, Juristentages sein. Vielleicht denkt die Regierung auch an die Einlösung ibres Versprechens bezüglich einer anderen Regelung der Krankenkassenfürsorge und der Regelung der Heimarbeiterverhältnisse. Wir beabsichtigen ferner, beim Reichsami des Innern eine Resolution einzubringen, daß lunlichst bald die Bergarbeiter und die Bergwerkbesitzer vor die arbeilsstatistische Kommission geladen werden, nicht etwa, um den Streik beizulegen, das würde in ibren Rahmen nicht hineinpassen, sondern damit nicht nur der preußische Pandelsminister oder Herr von Velsen, sondern auch wir als Gesetzgeber über die Verhältnisse im Ruhrgebiet orientiert werden. In England kätte man schon längst eine varlamentarische Kommission über diese Verbältnisse zusammen⸗ gesetzt. Resolutionen haben ja keinen großen Erfolg. Wir wollen damit aber den Reichskanzler und die verbündeten Regierungen daran erinnern, aß sie die Pflicht haben, in diesem ernsten Augenblicke, da es sich um ein nationales Unglück handelt, nichts ju verabsãumen, was geeignet ist, durch eine Verbesserung der Gesetzgebung bessere Zustände herbeizuführen.
Preußischer Minister für Handel und Gewerbe Möller:
Meine Herren! Der Herr Vorredner hat eine große Anzahl von Vorschlägen gemacht, wie nach seiner Meinung die Streitigkeiten im Ruhrgebiet beigelegt werden könnten. Der Herr Vorredner möge mir verzeihen, wenn ich auf diese Vorschläge nicht eingebe. Es würde das nicht der Stellung entsprechen, die ich mir von Anfang an vorgezeichnet habe. Jede Aeußerung über die Zulässigkeit von Vorschlägen, wie sie eben gemacht sind, würde eine Stellungnahme bedeuten, von der ich gegenwärtig absehen muß. Ich würde aber, wie ich am Sonn⸗ abend ausgeführt habe, jetzt noch der Meinung sein, Gesetze soll man nicht ab irato machen. Aber wenn die Ruhe, wie ich boffe, in nicht zu ferner Zeit zurückgekehrt sein wird, wird man ganz zwelfellos die Lehren aus dem jetzigen Streik ziehen, und dann wird die Zeit ge⸗ kommen sein, zu erwägen, wo man auch gesetzliche Abhilfe schaffen muß. Der Erlaß der Norelle zum Berggesetz wird uns ja die ernste Pflicht auferlegen, dabei diese Prüfung eintreten zu lassen.
Der Herr Vorredner hat dann insbesondere beanstandet, daß ich bei der Enquete, die ich in Gemeinschaft mit dem Herrn Minister des Innern im vorigen Jahre bei Gelegenheit der Zechenstillegungs⸗ debatte im Abgeordnetenhause veranstaltet habe, keine Arbeitervertreter zugejogen hätte. Ich habe keinerlei prinzipielle Abneigung dagegen, Arbeiter bei derartigen Gelegenheiten zuzuziehen; in diesem Falle habe ich aber nicht einsehen können, was Aibeiter nützen könnten. Es handelte sich hier darum, zu untersuchen: wie sind die Kommunen, in denen die stillgelegten Bergwerke lagen, geschädigt, und wie ist den Kommunen, den Grundbesitzern und Arbeitern zu helfen? Wir haben die Verhandlungen im wesentlichen unter der Verwaltung stattsinden lassen und die Zechenbesitzer zugezogen, inwieweit sie bereit sein würden, bei der Abhilfe mitzuwirken, und in einer ganzen Reihe von Fällen haben die Bergwerkseigentümer Zusagen gemacht, die für die Gemeinden von äußerster Wichtigkeit waren. In einem anderen Falle, in dem ich auch eine Enquete veranstaltet habe auf dem Gebiete detz Bergbaues, der Wurmkrankheit, habe ich nicht unterlassen, die Arbeiterwertreter mitzujuziehen, weil sie da aller · dings als Auskunftspersonen von hohem Werte waren. Bei der
Zeche nstillegungsfrage, den Fragen, die dort in Betracht kamen, hätten mir die Arbeiter doch Wesentliches nicht mitteilen können.
Dann noch ein kurzes Wort gegen den Herrn Abg. Brejski. Er hat gesagt, ich hätte am Sonnabend anerkannt, daß die Eigentümer der Zeche Biuchstraßen Kontrakibruch geübt hätten. Das ist mir gar nicht eingefallen. Ich babe lediglich klargestellt, wie die Verhält⸗ nisse liegen, bier und im Abgeordnetenhause. Ich enthalte mich, die selbe Frage zum dritten Male zu wiederholen. Ich bitte diejenigen Herren, und vor allen Dingen Herrn Brejski, der sich dafür interessiert, im Ster ogramm des Reichstags und des Abgeordnetenhauses nach= zulesen, was ich dort gesagt habe. Es entspricht nicht dem, was er hier dargelegt hat.
Abg. Dr. Spa hn Gent.) Nach dem Gang der Debatte kann kein Zweifel darüber fein, daß sich die übergroße Mehrheit des deutschen Volkes mit ihren Sympathien auf der Seste der Streikenden, nicht auf der Seite der Jechen befindet. Dadurch, daß der Bergbauliche Verein die Teilnahme an der Verhandlung abgelehnt hat, hat er sich ins Unrecht gesetzt. Es handelt sich jetzt darum, wie wir aus dem Kriegszustande heraus. und zum Frieden kemmen, nicht darum, wie es mit der Frage des Kontraktbruchs steht. Was Die Haltung der Regierung betrifft, so muß ich nur sagen, daß nach dem Verhalten der Vertreter des Bergbaulichen Vereins auch ibrem obersten Vertreter, dem Oberberghauptmann von Velsen gegen— über, dech verhältnismäßig wenig von der gebotenen Entschiedenheit zu bemerken gewefen ist. Es handelt sich hier nicht um einen gewöhnlichen Streit, sondern um wirtschaftliche deutsche Interessen, die weit ver⸗ zweigt sind, die den Weltmarkt berühren; und wenn man da sagt, man wolle die Stellung innehalten, die man sich einmal vorgezeichnet habe, so ist gar nichts damit gefagt. Die Stellung eines preußischen Ministers muß die sein, daß er mit gan zem Nachdruck die preufischen Gefetze anwendet, um diefen Krieg zu Ende zu führen. Die Forde— rungen, die dem Bergbaulichen Verein unterbreitet worden sind, sind schon seit 1589 in den parlamentarischen Körperschaften Jahr für Jahr vertreten worden. Die Arbeiter fanden einen berechtigten Grund, Fesorgt zu sein, da das Kohlensyndikat seit seiner Neubegründung sich in einer viel günstigeren und geschlosseneren Position den Arbeitern gegen⸗ über befand als fräber. Die Hibernigvorlage war ja mit eine Folge des Zufammenschluffes der Zechen. Es ist nicht nur die Produktion gesteigert worden, auch die Preise sind in die Höhe gegangen. Dann kam der Trotztrust. Es ist ganz falsch, wenn die Bergleute sich auf den Standpunkt stellen, daß die Zechenverwaltungen es jetzt nur mit einzelnen Arbeitern zu tun haben. Es gibt überhaupt keinen Arbeits- vertrag mehr, der mit dem Bergmann als solchem abgeschlossen wird. Man follte doch den Arbeitern vom menschlichen Gesichtspunkte näher treten. Durch dis Stillegung der Zechen sind Tausende von Arbeitern in Not geraten. Die Verlangerung der Seilfahrt erfolgt auf einer Zeche deffen Besitzer ein Multimillionär ist, und dessen Einkommen sich zugleich mit dieser Maßregel gesteigert hat. Es muß daran erinnert werden, daß 1889 der jetzige Kaiser der damaligen Deputation ge⸗ sagt hat, er wünsche, daß den Arbeltern Gelegenheit gegeben werde, ibre Forderungen vorzubringen. Ebenso hätte. man auch dies- mal Hie Ärbesterdeputation einladen und mit ihr sprechen sollen. Ein Teil der Wünsche der Bergarbeiter ist in anderen Staaten schon erfüllt worden. Der Kaiser hat seinerzeit auch gesagt, wenn die Arbeiter auch nur einen kleinen Teil der gesamten Belegschaft ver⸗ treten, so mache das nichts aus. Er empfahl, für das Wohl der Arbeiter zu forgen. Dieser Mahnung wollen auch wir entsprechen, denn es handelt sich nicht nur um die Bergarbeiter, sondern um Tausende bon andern Arbeitern, die von dem Streik in Mitleidenschaft gejogen werden. Die Arbeitgeber sind beim Arbeite vertrage in einer diel günstigeren Lage als die Arbeiter, deshalb müssen Arbeiter- organlsationen geschaffen werden. Bedauerlich ist es, daß die Vorlage wegen der Berufe vereine immer noch nicht gekommen ist. Es ist ja richtig, daß durch das Syndikat eine Stetigkeit der Kohlenpreise ein⸗ getreten ift, aber es muß geprüft werden, ob die Löhne auch ent⸗ sprechend der Steigerung der Kohlenpreise sich erhöht haben. Die Statiftik beweist das Gegenteil. Die Durchschnittslöhne betrugen im Sberbergamtsbezirk Dortmund im Jahre 19093 1205 6 gegen 1332 4 im Jahre 1900. Der Schichtlohn betrug 1903 3,80 gegen 4,18 M im Jahre 1969. Es ist kein Wunder, daß nur ein verhältnismäßig geringer Teil der Bergarbeiter organisiert ist, wenn man bedenkt, daß zz, 18 oo aus den östlichen Provinzen stammen. Die reichsgesetzliche Regelung der Bergarbeiterfrage ist nun schon seit 1892 in Fluß. Das Ansehen des Staates erfordert es, daß der Minister mit dem ganzen Schwergewicht der Gesetzgebung den 3 entgegentritt. Herr Stinnes hat das Wort gesprochen: „Ich kann mit meinem Kapital machen, wag ich will!“! Dieser Ausspruch beweist, daß in den Zechen verwaltungen der Geist des Christentumès verloren gegangen ist, jener Geist, der für die Interessen der gesamten Menschheit eintritt. Es ist einmal das Wort gefallen: „Königliche Hoheit! Geben Sie uns Kapuziner!‘ Ich möchte das Wort nicht wörtlich nehmen, aber ich meine, der Staat hat alle Veranlassung, alles zu unterstützen, was das Christentum im Volke zu heben geeignet ist. Es muß eine parla— mentarische Untersuchungskommission in Verbindung mit dem Bundes⸗ iat hier im Reichstage zusammengesetzt werden, und wir müssen auf unsere früheren gesetzgeberischen Vorschläge zurückkommen. Ich be⸗ dauere außerordentlich, daß der Reichskanzler neulich behauptet hat, daß die Bergarbeiterorganifationen mit politischen Parteien in Ver⸗ bindung stehen. Ich muß das für die christlichen Gewerkschaften strikt zurückweisen. Sie sind entstanden 1890 auf Grund des damaligen Streiks und der Worte, die damals der Kaiser an die Grubenorgani⸗ sation gerichtet hat. Ohne Rücksicht auf die Kirche, der sie angehörten, find die chriftlichen Arbeiter damalg zusammengetreten. Es ist auch salsch, wenn der Reichskanzler meinte, daß diese Organisationen den Streit begünstigt hätten. Auch die Sozialdemokraten haben das nicht getan, die Arbeiter sind über ihte Führer bine ge ge, Bei der Presse allerdings ist es etwas anderes. Es wäre vie richtiger gewesen, wenn der Reichskanzler gesagt hätte, die Gewerkschaften, die sich frei⸗ halten von einer politischen Partei, die will ich möglichst unterstützen und kräftigen. Das Bergwerkseigentum beruht auf Mutung. Wenn der Eigentümer die Rechte, die daraus entspringen, mißbraucht, so hat der Staat das Recht und die Pflicht, ihn daran zu erinnern, daß er ihm zuerst das Recht dazu gegeben hat.
Abg. Zimmermgnn (Reformp.); Es ist wenige Wochen her, seit uns Graf von Posadowgky ein Loblied hier im Reichstage sang von der „Assoziation des Kapitals“, worauf unser gesamter Kultur⸗ , . eruhe. Vor einem solchen Zeichen dieses Kulturfort⸗˖ chrities stehen wir hier; dieser unglückselige Ausstand ist die Folge jener Assoziation; da haben wir den Salat. Es handelt sich nicht allein um' daß Wohl von Hunderttausenden von Arbeitern, sondern unfer ganzer Handel und Verkehr, ja schließlich jeder einzelne kann miibetroffen werden. Formell sind die Arbeitgeber im Recht; aber auf solche formal⸗juristischen ig, kommt eg hier gar nicht mehr an. Vor dem höheren Richterstuhl der Moral scheinen mir allerdingZs in UÜebereinstimmung mit der, öffentlichen Meinung die Arbeiter glänzend besehen zu können. Die Arbeitgeber haben, wie es scheint, mit aller Absicht den Streik herbeigeführt und 166 jetzt die Schuld auf die andere Seite abzuwäljen. 9 er den Ver⸗ gewaltigungen können die Arbeiter nur in der Gesetzgebung einen Schutz finden. Wir hören guch sebr vlel Schönes von Beruft⸗ verejnen usw.; aber dag allet ist ja Julunftsmustt; tatsaächlich hat ich die d, di dem , n deg Montankapitals gegenüber als völlig machtlos erwlesen. Anf e. schlen et, als ob zwischen dem Reichglanzler und Herrn Möller ein Ünterschled der Auffassung bestände; bier im Reichstag wenigftens hüsete sich der Kanzler, irgend etwas gegen die Zechenverwaltung zu 7 biz auf einige wohlgemeinte He ngen, die auf die 4. Slinneßz und Genossen keinen Gindruck machen werden. Viese Herren sind aug härlerem Vol je geschnitzt. Da machte der Minisser Möller eine Schwenkung am Sonnabend; er kündigte ein Gesetz wegen der Rechtsfähigkeit der Berussvereine an und a auch von siesetzlschen Vorkehrungen gegen die Folgen, der Stilllegung. Es könnte ja nun Freude fein über den einen Bekehrten, mehr als über
100 Gerechte; aber wir sind nicht im Himmel, sondern auf Erden, und vorläufig ist das Mißtrauen gegen diese schönen Versprechungen geboten, gegen den Minister, der uns als die Verkörperung des Manchestertums im preußischen Ministerium erscheint, Er wi etzt den Brunnen zudecken, nachdem das Kind hineingefallen ist. Schon die Stillegung der Zechen war ein drohendes Menetekel; auch da schon hätten Arbeiter bei der Erhebung hinzugezogen werden muͤssen. Bas Verbalten der Zechenbesitzer nach dem ausgebrochenen Riesen⸗ ffreik war der reine Hohn auf die allgemeinen Interessen. Nun hat sich das Augenmerk auf die höchste Stelle gelenkt; man meinte, der Kaiser sei die Instanz, die durch ein einziges Wort die Sache bei⸗ legen könnte. Wenn Zeitungsnachrichten richtig sind, hat sich der Kätfer aber mit Serrn Tueg über drahtlose Telegraphie, nicht über den Streik unterhalten. Vizeprasident Dr. Graf zu St olberg⸗Wernige⸗ rode: Ich bitte, die Frage, mit wem sich Seine Majestät unterhalten, hier nicht in die Debatte zu zieben) Der Kanzler hat scharfe Worte betreffs der Aufrechterhaltung der Ruhe und Qrdnung gebraucht; es ist auch bereits Berliner Polizei in das Streikrevier entsandt worden. Das richtet fich gegen die Koalitionsfreiheit der Arbeiter. Gegen das Koblenfyndikat hört man von keinen solchen Maßnahmen; die Gruben⸗ besitzer erwarten vielmehr, daß ihnen die Polizei die nötigen Büttel⸗ dienste leistet. Gegen eine folche Ausschreitung, wie sie hier vorliegt, muß aber die öffeniliche Autorität einschreiten, gleichviel, ob sie von Arbeitern oder Millionären vorgenommen wurde. Mit dem Crim- mitschauer Streik läßt sich der Bergarbeiterstreik nicht vergleichen. Bei letzterem hat die Sozialdemokratie ihren politischen Standpunkt zurücktteten lassen müssen. Der gesamte Ausstand ist nach jahrelanger Erbitterung geradezu spontan aus dem Volkswillen hervorgebrochen. Gewisse Interessentenkreise müssen sich dem gegenüber an die Be hauptung klammern, daß es sich um planmäßige Verhetzung handle, so Herr Kirdorf in Gelsenkirchen. Auch ihm konnte bekannt sein, daß die dortigen Grubenarbeiter Männer sind die an ihrer heimischen Scholle hängen; die hatten auch das große Interesse, bei der Stillegung der Zechen. Die Leute kamen ja nicht allein um ihre Arbeit, sondern auch um ihren ererbten oder durch Sparsamkeit erworbenen Grundbesitz; für ihren Fleiß und ihre Sparsamkeit mußten diese Arbeiter noch be⸗ sonders büßen. Wer hat hier das Eigentum zerstört? Wenn jetzt die Leidenschaft dort siegt, dann wird dabei gerade das fremde, das auzländische Element der Polen, Oesterreicher und Italiener eine Rolle spielen, welche die Grubenbesitzer ja selbst herangezogen haben, um das einheimische Element in Schach zu halten. Wir hören hier immerfort von wohlwollender Neutralität; aus dieser muß man 13 endlich heraustreten, wenn man sich, nicht den Nasen⸗ stübern seitens der Zechenbesitzer ruhig, writer aussetzen will. Der Staat muß, nachdem die letzteren keine Genei theit gezeigt haben, die Schlafmütze der Neutralltät von den Lecken lüften; er muß den Herren, auch wenn sie über amerikanischen Reichtum ver⸗ fuͤgen, die Zühne zeigen. Den Herren mag ja der Streik wirklich willkommen sein, denn sie sparen Arbeitslöhne und können die kleineren Zechen noch weiter drücken. Interessant ist, daß in diesem 6 die Selbsthilfe der Arbeiter versagt. Wiederholt haben die ozialdemokraten gesagt: wir pfeifen auf die Staatshilfe und Sozial reform, gebt uns nur das volle Koalitiongrecht! Hier findet man, daß es damit auch nicht gegangen ist. Die Kommissare sind un⸗ verrichteter Sache zurückgekehrt. 8 muß die Klinke der Gesetz⸗ gebung ergriffen werden, um eine wirksame Staatsaufsicht zu schaffen. Da kandelt es fich nicht um eine Gesetzgebung ab irato; die Forderungen sind jahrzehntelang erörtert und besprochen. Mit vollem Rechte betonte der Interpellant, daß es sich um internationales Großkapital handelt. Die Gefahr, daß unsere Kohlenschäße in aug. ländische Hände hinübergleiten, besteht. Auch hat er wohl mit Recht das preußische Handeltzministerium für den Stand der Dinge mit veranlwortlich gemacht. Aber er müßte auch die Konsequenien ziehen. Ueber die Vernichtung kleiner ,,. durch das Groß⸗ kapital in den Warenhäusern klagen die Sozialdemokraten nicht. Da sind wir denn doch wohl die konsequenteren. Wohin kommen wir, wenn die Minister aus den Kreisen der Interessenten des Groß⸗ kapltals genommen werden? Die Dinge gehen immer weiter; die großen Banken produzieren und konsumieren Minister und nutzen deren Beziehungen zu ihrem Vorteil aus; ganz nach amerikanischem Muster. Seinerzeit hat der Rechtzanwalt Eschenbach die latente Diktatur des Großkapitals als schon vorhanden bezeichnet, neben der die Monarchie nur noch als Schattenmonarchie fortbestehen werde. Tat⸗ fächlich liegen die Dinge auch so. Keine Herrschaft kann so verderbt sein, fo korrumpierend und demoralisierend wirken als die Herrschaft des Großkapitals, deren brutale Aeußerung wir jetzt im Ruhrrevier fehen. In einer Berliner Zeitung erschien im Dezember ein Inserat: „Höheren Staatsbeamten in Berlin mit guten Beziehungen in den Minifterlen bietet sich Gelegenheit zu lukrativer Tätigkeit als Re⸗ präsentant einer ersten Eifenbahnbedarfsfabrik. Das ist allerdings ein Anzeichen dieser korrumpierenden Kapitalsmacht, das ist der Kultur⸗ fortfchritt, mit dem wir beglückt werden sollen. Mögen unsere Staatsmänner endlich die Augen aufmachen; die Plutokratie ist der schlimmste Feind des monarchischen Staatssystems. Werden der goldenen Internationale nicht Dämme gezogen, dann wird die andere, die rote Internationale, triumphieren.
Abg. Bömelburg (Soz.): Bei diesem Stieik handelt es sich um eine Volksbewegung, nicht um eine solche, die von einzelnen Per⸗ sonen entfacht ist. Einen Stein, der im Rollen ist, kann man nicht aufhalten. Deshalb war auch der Angriff des Handelsministers gegen die Arbeiterführer, daß sie den Streik nicht aufhal ten konnten, unberechtigt. Das Verdienst der Führer aber ist es, daß im Streikgebiet die Nuhe und Ordnung nicht gestört worden ist. Auf die Aeußerungen des Abg. Beumer ist nicht viel Gewicht zu legen, weil er aus einer trüben Quelle geschöpft hat, zwar nicht aus der Rhein-Westf. Ztg. aber aus einer Quelle, die diesem Blatt sehr nahe steht. Herr Beumer sagte, wir möchten vor unserer eigenen Tür kehren, und wies auf die Brotpreife einer sozialdemokratischen Vollsbäckerei in Rüttenscheidt hin. Sozialdemokratische Volksbäckereien gibt es überhaupt nicht. Uußerdem kostete das Kilo Schwarzbrot in dieser Volksbäckerei nicht 19,5 sondern 18 3. In der Kruppschen Bäckerei ist der Preis aller⸗ dings niedriger, dafür wird aber auch nur ein Wochenlohn von 13 06 gezahlt, in der Rüttenscheidtschen Bäckerei dagegen 25 S0 Dazu kommt. daß schließlich der Gewinn aus höheren Preisen jedem Teilnehmer zufließen muß. Im übrigen hat ja Herr Beumer sehr gemäßigt gesprochen, er hat wohl daran gedacht, daß seine Wähler, F. h. die Arbelter es sind, die in der Hauptsache hier beteiligt find. Die Ünternehmer haben auch jetzt wieder den Grundsatz ver- treten, daß sie Herren im eigenen . sein wollen. Das ist nichts Neues. So war es 1896 beim großen Hafenarbeiterstreik. Der Senat wollte vermitteln, aber die Reeder lehnten es ab. Die Unternehmer haben in ihrem Zentralverein ausgesprochen, daß sie die Gewerbegerichte als Einigungtamt überhaupt nicht anerkennen. Jeßt haben die Unter⸗ nehmer der Regierung, d. h. ihren Vertretern, nicht nur einen Korb gegeben, sondern sie verlangen sogar von der Regierung, daß sie den ablehnenden Standpunkt der Unternehmer rechtfertigt in einer Denk schrift. Vie Unternehmer im Ruhrrevier kennen ihre Leute ganz genau. Der preußische n, m n. und die Kohlenbarone und bie rheinssch⸗westfällsche Industrie kennen sich nicht erst seit heute, sondern seit vielen Jahren. Die Hintertreppenpolitik ist ja eine alte Geschichte. Die Unternehmer wissen, daß in den staatlichen Betrieben dieselben Mißstände herrschen, wie in den Privatbetrieben; sie wissen, daß die Minister die Interessen der herrschenden Klasse vertreten. War die Position der Regierung schon hierdurch sehr schwierig, so wurde sie noch schwieriger durch die Reden des Handelgministers und des Reichs. lanzlers. Danach . man überhaupt nicht mehr an Unterband- lungen. Die Rede des Handelgministers war kleinlaut. Der Reichs. . bedauerte zwar zunächst die Haltung der Unternehmer, aber dann rasselte er mlt dem Säbel für die Unternebmer. Vlies Sabel. * und die Warifff gegen uns waren deplgelert. Notwendig wäre es gewesen, den Unternehmern in anderer Weise den Stand punkt klarjumachen. Eg muß aller Resrckt vor elner Regierung im Lande schwinden, die sich derartiges gefallen läßt. Erst am Sonn abend fam der Handelsminlster mit Versprechungen, die ung nichtig Neueg waren. Er hat aber nicht gesagt: wir baben