von Fällen anführen, wo die Presse so verfahren ist, wie ich es gestern charakterisiert habe. Ich versage es mir, auf alle diese Fälle einzugeben, und ich wollte nur die Bitte aus- sprechen: nicht zu glauben, daß die Geschichten, die in der Presse stehen, wahr sind, wenn ich sie nicht dementiere. Ein Blatt aus der Berliner Presse sagt heute: die Geringschätzung liegt auf Gegenseitigkeit. (Große Heiterkelt) Das mag sein und ist mir selbst⸗ verständlich total gleichgültig, denn es genügt mir, wenn ich mich auf die Männer im Staate stütze und mit den Männern zusammengehe, die mit mir ein warmes Verständnis haben für die Bedeutung unserer heimischen Landwirtschaft. (Lebhafter Beifall rechts.)
Abg. von Oldenburg (kons): Nach den , . des Abg. Oeser über die Schwankungen in der Zollwirkung hoffe ich, daß er mit mir ein Anhänger der Preisregulierung nach dem Antrag . ist. Ich kann nscht namens meiner Fraktion sprechen, woh
aber im Namen meiner Freunde. Ich wei k. ob es opportun ist, in einer Zeit, wo alle geschlossen gegen die ozialdemokratie ju⸗ sammengehen sellten, uns Vorwürfe wegen unserer Haltung bei den Wahlen zu machen. Und außerdem sind doch auch die Rationalliberalen bes der Wahl Sertels so vorgegangen, daß man nicht weiß, ob es noch nationalliberal war. Ez gilt auch hier der Satz: peccatur intra ot xtra muros. Dr. Friedberg hat es als Vorzug angesehen, daß seine Partei dafür gesergt habe, daß keiner der agrarischen Führer in den Reichstag kam. Aber ein Vorgehen, wie es B. in Frankfurt 4. O. beliebt wurde, möchte auch ich nicht billigen. In der Hauptwahl schon für einander einzutreten, das lehne ich ab, sonst handelte es sich um travailler pour monsieur l professzeun Friedberg, anstatt um travailler pour le roi de. Erusse. (Präsident von Kröcher: Diese Ausführungen stehen doch in keinem Zusammenhange mit dem Etat.) Der Tandwirtschaftsministec sollte keinen zu großen Wert auf Ueußerungen der Presse legen. Was passiert nicht darin! Mir wurde einmal nach einer , falschen Wiedergabe einer Rede gesagt: Gin Kommentar erübrigt sich! Wo ist das nächste westpreußische Irren⸗ haus? In der Presse müssen wir uns davor hůten, persönlich zu werden, namentlich in der Provinzpresse. Es hat geheißen, das bekannte Kanalwort des Ministers sei von einem Agrarier in die Oeffentlich⸗ keit gebracht worden. Ich habe das immer mit tiefem Schmerze be⸗ dauert, daß ich nicht selbst diese Aeußerung gehört habe; aber von einem Agrarier ist sie nicht in die Oeffentlichkeit gebracht worden. Wir stehen dazu in einem, ich möchte ge zu kameradschaftlichen Verhältnifse zum Minister. Ich bitte den inister, mit den Domänen ankäufen fortzufahren. Wenn die. Besitzer sich nicht mehr halten können, sind sie doch als Domãnen yãchter noch in gesicherten Positionen.
Abg. Dr. von Skarzynski (Pole) warnt vor Illusionen auf
Grund der Handelsverträge und spricht die Ueberzeugung aus, daß die innere Kolonifation erfolglos bleiben werde, weil es an dem nötigen Menschenmaterial fehlen werde, Das kleine Preußen babe früber Kolonisten aus Osten und Westen herangezogen, heute aber sei Preußen. Deutschland das ungastlichste Land der Welt. Die Aus⸗ weisungen und Auslieferungen seien ein trauriges Denkmal in der Geschichte Preußens im 19. und 20. Jahrhundert. Habe etwa die Ausweifung von 40 000 Polen die polnische Gefahr vermindert, von der man immer spreche? Die innere Kolonisation sei das beste Mittel jur Hebung des Ostens, aber alle diese Versuche scheiterten an der falschen Polenpolitik. Das könne nur anders werden, wenn man sich zum slawischen Element anders stelle. Der Redner bekãmpft in längeren Ausführungen das Ansiedelungsgesetz, dab er als eine grausame Maß- regel gegenüber den Polen kennzeichnet. . t
Abg. Freiherr von . und Neukirch (fr. kons. ):: Ich teile die Auffassung des Ministers, daß die Erhaltung und Ver⸗ mehrung des Bauernstandes eine der dringendsten Aufgaben unserer Agrarpolitik ist, und daß die Erhaltung des Bauernstandes noch wichtiger ist als die Vermehrung. In der Verschuldung liegt ein bedenkliches Moment der Schwäche für den Bauernstand. In der Befeitigung der Verschuldung wird daher eine wesentliche Stãrkung es Baue rnflandes gegeben sein. Diese Aufgabe ist allerdings eine der schwierigsten, aber. wir werden ein befriedigendes Ergebnis erzielen können. Ich begrüße es mit Freuden, daß zunächst in der Probinz Brandenburg der Versuch einer Entschuldung ge⸗ macht werden foll. Besonders schwierig wird die Einführung einer Verschuldungkgrenze sein, aber eine solche Zwangseinrichtung ist not⸗ wendig. Die Verschuldungsgrenze wird aber nicht allein bleiben können, es werden noch andere Maßregeln ergriffen werden müssen, um namentlich beim Erbgang eine Vernichtung des Gutes zu ver⸗ meiden. Der Anfang zu einer die ganze Monarchie umfassenden Ent⸗ schuldung des Grundbesitzes muß jedenfalls jetzt gemacht werden. Die innere Kolonisation hat bisher keine befriedigenden Fortschritte ge⸗ macht. Gs sebsten die Miitel zum Ankauf geeigneter Grunystüche und zur Durchführung der öffentlich rechtlichen Einrichtungen. Es ist richtig, daß die innere Kolonisation durch die Privattãtigkeit gefördert werden soll. Aber ich glaube, daß wir auch noch kräftigere und entscheidendere Maßregeln ergreifen müssen, um das nötige Menschenmaterial zu erbalten. Der Vorredner hat allerdings die Polonisation mit der Kolonisation verwechselt. Eine Polonisation wärbell ung, nichts nützen. Wir haben in Deutschland cine Bevölkerungszunahme von 1 0/0, das reicht aus, um unseren induftriellen und ländlichen Bedarf zu decken. Es kommt nur darauf an, daß man aus den großen Zentren, den Wasserköpfen, Leute in die Landwirtschaft hinüberzieht. Dazu muß man das platte Land wieder begehrenswerter machen. Unter der Herrschaft des Grafen Caprivi bat das Land an Anjiehungskraft verloren. Wir müssen also zuerst dafür sorgen, daß der bäuerliche Besitz wieder rentabel wird, um eine Anziehungskraft auf die Leute zu üben, die jetzt in die Städte abwandern. Die Schulen auf dem Lande laufen Gefahr, aus Mangel an Lehrern an Wert zu verlieren. Diesen Mangel. zu beseitigen, ist eine ber Voraussetzungen für die gedelhliche Eniwickelung, der länd, lichen Bevölkerung. Aber mit der Volksschule allein ist es nicht getan, wir müssen die Fortbildungeschule anschließen. Ferner ge⸗ zehrt hierher die Förderung der Winterschulen und der Wanderlehrer. Ferner sind gute Verkehrsmittel eines der besten Mittel für die gedeihliche Entwickelung des Landes. Gute Eisenbahnverbindungen müffen in allen Teilen des Landes geschaffen werden, mehr als bisher muß das Staatsbahnnetz aus ebaut werden, damit auch die Landwirt⸗ schaft vollen Nutzen davon er alt. Alle diese Aufgaben sind nicht mit hem Male ju erfüllen, fondern erfordern eine konsequente, auf Jahre hinaus berechnete Tätigkeit. Aber wir werden daran denken mässen, daß die Kräftigung unseres Bauernstandes das beste Mittel zur Kräfti⸗ gung unseres Vaterlandes ist.
Abg. Hofd sch midt (frs. Volksp.: Ich freue mich, daß Herr von Jedlitz auf unsere Seite tritt, wenn gr Ausbau des Verkehrsnetzes und Verbesserung der Schulen auf, dem Lande verlangt. Während er sonst dem Kanal jedes mögliche Hindernis bereitet, ist er hier mit einem Male verkehrsfreundlich. Die Behauptung, daß die Caprivischen Handelevertrãge die Landwirsschaft dem Ruin entgegengeführt hätten, wird immer aufgestellt, aber nicht bewiesen. Die Tatsachen haben viel mehr das Gegenteil bewiesen. Das ist einer der besten Beweise, daß Deutschlands Entwickelung eine gute gewesen ist. Hern bon Zedlitz hofft, daß die Wasserköpfe der Industriezentren sich zurückschrauben lassen, wenn das Land anziehungsfähig gemacht werde. Wir wünschen auch einen n, Bauernfland; daß aber durch eine Abkehr von der Caprivischen Politik der ländliche Besitz rentabler gemacht werden kann, diefe Meinung teilen wir nicht. Herr von Oldenburg hofft, den Abg. Oefer für den Antrag Kanttz gewinnen zu können; aber ich
laube, er wird recht lange darauf warten müssen. Die Politik des
iniflers geht jetzt dahin: er kauft Domänen und vertreibt die Leute, und nach hundert Jahren will er die Domänen wieder los sein, um Leute heranjujlehen. Die Entwickelung in Sachsen liegt nicht an den Domänen, sondern an den ganßsen Verhältnissen der Provinz, dem reichen Verkehrsnetz usw. Wir sind Gegner der westeren Festlegung von Grund und Boden in Domänen. Die Ent⸗ schuldung ist für den Minister eine , ,, einfache Sache, er sagt einfach: billlges Geld und hohe Amort sa
Ich möchte hier vor dem hohen Hause nochmals wiederholen, wie Verwendung dieser Summe von zwei Millionen gedacht ist. Es sollen 1 600 000 M bei der Seehandlun Mittel zum Ankauf größerer Besitzungen.
führte, handelt es sich hierbei um diejeni Hypotheken hinaus be gesagt, 270 000 4M so öffentlich · rechtliche Lei und Kirchenwesens in diesen Kolonien. einem Fonds genommen we Gräben, Brücken und ähnli
Wollen Sie das
erst bekommen. laube nicht,
belasten? Ich en jur Lösung dieser wichtigen für, daß Mittel für die innere aber es ist eigentümlich, wenn ordert und sagt, Vertrauenssache. m Sinne dieses Hauses ver⸗ ssen es aber abwarten. ätt werden müssen, wie die daß der Nährbusen des Amte Bevölkerung geben muß, nicht wenn nach der Beinen stehen soll, er Zollgesetzgebung geben will,
billige Geld muß man ganze Voll mit daß der Ministe age gefunden olonisation auf der Staat 2 Mi
och einem billigen r den Stein der Wei hat. Wir sind da ewendet werden, jonen von der Volksvertretung lan stehe aber n mister diese zwei Millio wendet, wollen wir hoffen, eine ausreichende Zusammen Summe verwendet werden soll. Staates seine Milch fü nur für einen Teil. des Ministers d ihr aber anderer damit sie laufen kann.
Minister für Landwirtschaft 2c. von Podbielski:
Ich glaube, meine Herren, ich kann die Vorredners nicht ganz unwiders werden die meisten Herren, die ein besitzen, mit mir aus den Worten, haben, dieselbe Ueberzeugung gewonnen Vorredner tatsächlich sehr wenig von Landwirtschaft versteht. (Sehr richtig! Zentrum. — Abg. praktischer Landwirt führen, den Sie mit führten: ‚Der Landwirts Domänen die Leute dort, dieselbe Stelle schmidt: Durch Zerschlagung der wenn ich Besitz kaufe, nicht; ich weiß gar nicht, wen i sogar beim Ankauf
g deponiert werden als Wie ich schon vorher an⸗ die über die Ich habe weiter
gen Teilbeträge, im Ankauf zu zahlen sind. llten aufgewendet werden als Unterstützung für stungen auf dem Gebiet des Gemeinde, Schul⸗ Weiter sollen 170 040 Æ zu rden, aus dem die Anlage bessere cher Anlagen erfolgen soll. Das sind die um derentwillen wir die zwei Millionen fordern. er Budgetkommission mir
stellung gegeben
ist aber wunderbar, Landwirtschaft auf ei
seits die Krücken der ich, wie die Herren aus d
Budgetkommission weil mir sehr wie wir das Geld verwandt haben. Ich arheit herrscht. so würde ich
ich erklärt, über die Verwendung dieser Gelder Bericht erstatten, viel daran liegt, zu zeigen, wünsche, daß nach dieser Richtung hin die vollste Kl Denn sollten Sie dann eine abfällige Kritik daran üben daraus lernen können, und ich halte mich wahrlich nicht für unfehlbar, an jeden der Herren hier im Hause die Bitte damit wir etwas mit diesen Mitteln was dem ganzen Vaterlande zum Segen gereicht. well man diese oder jene Auffassung nicht teilt, die Freilich muß ich Wert Männern, die volles haben. (Sehr richtig! rechts.)
Abgeordnete noch, die Landwirtschaft soll Beinen stehen. Gewiß, Herr Abgeordneter, auch ich daß man uns Krücken gibt, sondern auch ich ben unserer Landwirtschaft auf einem ) Aber eins möchte ich
ich würde Ausführungen des Herrn und ich glaube, es Verständnis für die Landwirtschaft die wir soeben von ihm gehört haben, wie ich, daß der Herr dem praktischen Betriebe der — Heiterkeit rechts und im azu braucht man doch nicht zu sein) — Ja, bitte, ich will einen Satz an⸗ hocherhobener Stimme dem hohen Hause vor⸗ chaftsminister vertreibt durch den Ankauf von um nach hundert Jahren eventuell (Abg. Gold ⸗ Domänen, ja) Ja, meine Herren, ich doch dort die Arbeiter ch damit vertreiben soll. Gewöhnlich von Domänen den früheren Besitzer es bleibt also nach dieser Richtung alles beim Alten, und Abg. Goldschmidt dankbar, wenn er so freundlich wie und wo ich die Leute vertreibe. (Abg. Dr. von Jazdzewski: Die polnischen Arbeiter! Abg. Goldschmidt: sondern auch die deutschen; Sie vermindern auch Glocke des Praäsidenten.) erkundigen Sie sich bei Ihrem
prochen lassen,
sondern ich kann nur richten: helfen Sie uns, Goldschmidt: nicht deswegen, Kritik ablehnen und von der Hand weisen. darauf legen, daß diese Kritik geübt wird von Verständnis für die Sache
Nun meinte der Herr auf ihren eigenen möchte nicht gern, wünsche, daß das Erwerbsle wirklich gesunden Boden ruht. (Sehr richtig eben, meine Herren, es wird leider heute oft noch choben, daß, sowie das Kleinste passiert, Das geht nicht. Dagegen bin ich unbedingt. Mögen die Nachbarn helfen, wenn es jemandem einmal Man schreie jedoch nicht immer nach dem Staate. daß man uns ar, sie mir
hinzusetzen.“
nehmen wir als Pächter; ich wäre dem Herrn wäre, mir ju sagen,
hierbei hervorh immer in den Vordergrund ges immer der Staat helfen solle.
schlecht geht. Aber dagegen muß ich mich unbedingt verwahren,
Krücken gibt, wie der Herr Abgeor das wollen wir nicht.
nur die polnischen, dadurch die Ich möchte darauf erwidern: bitte, Ihnen nicht vielleicht sagen wird, daß, er mit dem Kauf doch unmöglich die Bewohner des Ich weiß gar nicht,
Ansiedelungstätigkeit. — dnete so freundlich w Ich glaube, der Herr Abgeordnete enig wie er wünscht, daß die Industrie oder der Handel daß die Landwirt- die Landwirtschaft
Nachbar, ob der wenn jemand
ein Gut kauft, Gutes vertreibt. (Zuruf links: Doch, gewißh wie das möglich sein soll. Glauben Sie denn, daß der Pächter, der nders wirtschaften wird als bisher, wo Ich meine, der Ankauf von Doꝛ einer Weise auf die Zahl der
anzubieten, wird, ebenso w auf Krücken geht, ebenso wenig wünschen können, schaft auf Krücken gehe. Nein, meine Herren, dort angesetzt wird, plötzlich a er Eigentümer war?! den Staat kann unmöglich in irgend Bevölkerung einwirken. Das ist eine Unmöglichkeit, und ich glaube, wenn der Herr Vorredner sich einfach bei seinen nächsten Nachbarn eihm das gesagt, was ich ihm gesagt der polnischen Fraktion in ihm vielleicht geantwortet haben, es (Abg. Goldschmidt:
nänen durch sehe ich für die Zukunft — das muß ich vor dem allein darin, daß wir die zur ätze der Handelsverträge verlassen und auf
auf dem ein gleich⸗
Boden aber hohen Hause hier Zeit bestehenden Grunds anderen Boden gelangen, d. h. auf einen Boden, für alle Erwerbszweige geschaffen wird. (Bravo!) ist meine Aufgabe
erklären —
erkundigt hätte, so hätten dies habe, ich sehe, es sitzen einig seiner Nähe, diese werden werden einige polnische Arbeiter vertrieben. Deutsche Ansiedler werden vertrieben! — Glocke des Präsidenten.) die ganzen Ausführungen des Herrn Vorredners haben schafft, daß der Herr Vorredner nicht für diese Verhältnisse besitzt, um hier⸗ (Sehr richtig! rechts
mäßiger Schutz Daß wir diesen Boden erreichen, dafür zu wirken, in den letzten Jahren gewesen. (Lebhaftes Bravo.)
riedberg (nl) berichtigt bg. von Oldenbu
e Herren von
unächst einige Miß⸗ Partel sei stets bereit, ch um die Bekämpfung der So zi
Bund der Landwirte gewisse Auch seine Partei erkenne en Blick des Landwirtschaftsministers an, wenn dige wirtschaftspolitische A hl mehr an seinem (des Ber Rebner bemerkt zum Schluß gegenüͤher den daß feine Partei auf dem S zreichenden Schutzes für die Land-
Schlußantrag gestellt und angenommen. Bemerkungen der Abgg. Goldschmidt, entr. und Dr. Friedberg wird der inisters“ bewilligt.
Bei den Ausgaben für die Generalkommissionen
verständnisse des rg. Seine
Opfer zu bringen, demokratie handelte, Umstãndlichkeite den scharfen praktischen er auch dessen tiefgrün immer billige, Verständnis liege. Ausführungen des Abg. Oeser, punkt der mittleren Linie eines au wirtschaft stehe. Darauf wird ein
Nach persönlichen Graf Praschma l Titel „Gehalt des M
Ich muß sagen, mir erneut die Ueberzeugung ver das erforderliche Verständnis über ein richtiges Urteil abgeben zu könnnen. und im Zentrum.)
Meine Herren, es interessierte mich sehr, daß der Herr Vor—⸗ redner nur den Herrn Freiherrn von Zedlitz aposttophierte und nicht habe vorher genau, wenn auch nicht den gt, was Herr von Zedlitz angeführt hat. agt, daß die zur Zeit bestehenden Handels vertrãge zweifellos Landwirtschaft gewesen sind
während bei dem n damit verknüpft seien.
nschauungen nicht
was aber wo Redners) geringen
mich; denn ich glaube, ich Worten nach, dasselbe gesa Ich habe ges von großem Nachteil für unsere gesamte (sehr richtig! rechts und im Zentrum), und ich meine, vorher darauf hingewiesen, daß man doch als Staatsmann — dner ganz unbedingt — (große Heiterkeit)
dazu rechne ich den Herrn Vorre vor sich geht, und, meine
aus den Zeichen der Zeit erkennen soll, was die Zeichen deuten ja doch ganz klar auf die Not hin, cht — und das habe ich ja vorher hervor— Bewegung, wirtschaftlichem Gebiet,
wegung des Bundes der Landwirte, ist niemals sondern eine solche Bewegung entsteht auf dem Boden des werktätigen Lebens, und man hat die Aufgabe, ju sehen, wie man diese Sachen zum Besten des Staatswobls ausschlagen. an den Zeichen
ne Befriedigung darüber aut, setzentwurf zur Re⸗ t hat. Der Gesetzentwurf bringung in den Landtag der unterbreitet werden. ebiete des materiellen Rechts form solle eine selbständige die Spezial⸗ daß sie in ihrer sion eine Lebentstellung Ebenso müsse eine ent.
st illusorisch jetzt 30 neue ommissionen
r. von Savigny) Zentr.) sei nister fur die nächste Sessio eneralkommissionen angekün igerwesse vor seiner Ein Praxis zur Erörterun Aenderungen auf dem
den. Durch die Re geschaffen werden. — und Gehalt so gestellt werden, pitze der Spezialkommis
diesem Amte bleiben.
Vermehrung der Vermessungs der Separationen mache deren Wohltaten die Gemeinden aufs schwerste. für die Bureaubeamten der Spezial So dankbar die Beamten dies anerkennten, so sen, daß dieser Fortschritt ; 116 Anwärter vorhanden, Jahre auf etatsmäßige Stellung würden warten
daß der Mi n einen Ge
form der G müßte zweckmãß Wissenschaft und müßten dabei auch in Erwägung gezogen wer
der Landwirtschaft herrs
eine künstliche, kommissare in Rang Stellung an der S
so lenkt und leitet, daß sie sehen und
Es ist nach meiner Ansicht eine der ersten Aufgaben, en, daß etwas — ich habe dafür einen etwas trivialen Aus— (Sehr richtig! rechts) Meine Herren, wer wie ich verpflichtet ist, immer in die Verhältnisse hineinzusehen, der wird und muß mir Recht geben, wenn ich sage, daß es am schlimmsten gerade un Die kleinen Leute und der
beamten erfol Verzögerung und schädige etats mäßige Stellen schaffen werden. ätten sie doch in noch nicht genüge. welche noch lange
druck — faul im Staate ist. Eingaben darauf hingewie Es seien immer noch (Sehr richtig! rechts.) Großgrundbesitz kommen noch eher durch, als heute unsere bäuerlichen Besitzer. (Sehr richtig! rechts.) Gerade diesen Leuten zu helfen, worauf ich schon bei der Erörterung der inneren Kolonisation hinzuweisen mir erlaubte, erachte ich en, die bei der ganzen Ausgestaltung Ausgestaltung des Eiwerbslebens
seren Bauern ergebt.
Minister für Landwirtschaft 2c. von Podbielski:
Meine Herren! Ich kann die Berechtigung der vielen Klagen, daß in den Generalkommissionen namentlich die Separationssachen im des zu langsam bearbeitet werden, nur un— habe mich gelegentlich einer Dienstreise nach in diese Verhältnisse einen spenellen Einblick zu daß tatsächlich auf Jahrzehnte
Westen unseres Vaterlan bedingt anerkennen. Ich Westfalen bemüht erlangen; und ich muß anerkennen, hinaus die Separationssachen noch anhängig bleiben und nicht zur vollen Erledigung kommen werden, wenn wir nicht auf dem einen oder anderen Wege eine Beschleunigung dieser Angelegenheiten herbei⸗ Sie alle, meine Herren, wänschen es; die landwirtschaftliche Verwaltung hat deswegen die Pflicht, zu sehen, hin nicht eine Abhilfe geschaffen werden kann. Ich kann hier nur dankbarlichst anerkennen, daß seitens der Finanzverwaltung uns Rechnungsgehilfe werden, damit zunächst in den Bureaus Aber auch draußen bei den habe ich den Eindruck gewonnen, daß es in Gegenden, z. B. im
für eine der vornehmsten Aufgab unserer Zollpolitik und der ganzen auf dem landwirtschaftlichen Gebiet zu loͤsen ist.
Der Herr Abg. Goldschmidt kam die ja gern seitens der Herren anges auf die Frage der Wertsteigerung
auch wieder auf eine Frage zu chnitten wird, nämlich des Grund und Bodens. möchte ich erklären: es handelt sich für uns immer nur um Sie mögen den Grund und Boden so hoch oder so Sie keinen Ertrag von dem die eine Rechnung noch die Die landwirtschaftliche Verwaltung daß keine unnütze und übertriebene Man muß viel⸗
den Ertrag. niedrig bewerten, wie Sie wollen, wenn Grund und Boden haben, so nützt weder andere. (Sehr richtig! rechts.) muß unbedingt den Wunsch hegen, Wertsteigerung des Grund und Bodens stattfindet. mehr vor allem berechnen — die Herren, die mit der Landwirtschaft un baben, wissen das — was der Grund und Boden bringt. g! rechts.) Alles andere hilft uns nichts, es handelt sich Ertragswert.
mir ein Vertraueng⸗
ob nach der Richtung
zur Verfügung gestellt selbst die Arbeit beschleunigt
werden kann. Vermessungen selbst
(Sehr richti für uns, ich wiederhole das, immer nur um den Nun war der Herr Abgeordnete so freundlich, votum, freilich etwas eingeschräönkt, dadurch auszusprechen, daß er auch er wäre bereit, für die zwei Millionen, die der Regierung zur Verfügung gestellt werden sollen, zu ja, aber die schwere Verantwortlichkeit!
leicht ein Gewitter vollständige Veränderungen durch Abreißen von Boden an der einen, Anschwemmen an der anderen Stelle usw. ver⸗ ursacht, gar nicht so genau darauf ankom Zoll rechts oder links steht; Wert, und infolgedessen glaube ich, messung vornehmen können.
mt, ob ein Grenzstein einen hat dort keinen sehr bohen daß wir dort eine schnellere Ver⸗
der Boden
zur inneren Kolonisation Er sagte dabei:
tion. Ja, das
Zunächst hat der Herr Finanzminister sich auch mit dem Vor⸗
schlage einverftanden erklärt — ich weiß nicht, ob ich solche technischen Detailt dem hohen Hause unterbreiten soll — daß wir an Stelle der Theodolitenvermessung, die ja eine sehr sorgfältige und saubere ist, im nächsten Jahr einfach versuchen, mit der Bussole zu arbeiten. Da⸗ durch wird, meiner Ansicht nach, eine wesentliche Beschleunigung erzielt werden können.
Weiter habe ich in Aussicht genommen, niedere Techniker den
Landmessern belzugeben, um ihre Arbeiten draußen im Felde zu be⸗ schleunigen. In der Forstverwaltung geben wir den Landmessern auch Förster mit und kommen bei den Vermessungen schneller fort; ich gebe ja zu, daß die Exaktheit der Katasterkarten dabei unter Umständen etwas leiden kann; aber ich glaube, man muß in solchen Gegenden, wie ich sie eben charakterisiert habe, wo der Quadratmeter, der hier in Berlin vielleicht 10 000 oder 5000 M kostet, wahrscheinlich noch nicht mit 0 3 bewertet wird, sich eben mit einer einfacheren Ver⸗ messung begnügen und dadurch eine wesentliche Beschleunigung der Separationen herbeizuführen suchen.
Ich habe mich verpflichtet gefühlt, gerade dies hier einmal vor
dem hohen Hause zu erörtern. Wir werden freilich erst im laufenden Jahre nach dieser Richtung hin Erfahrungen sammeln können; aber ich hoffe, daß die Herren mit diesem Vorgehen der landwirtschaftlichen Verwaltung einverstanden sein werden, das eine Beschleunigung des ganzen Separationsverfahrens bedeutet, die für diese Gegenden West⸗ falens eine unbedingte Notwendigkeit ist; denn vor Durchführung des Separationsberfahrens können wir nicht an Meliorationen, an die Herstellung von Berieselungkanlagen, Stauwerken in den Bächen usw. herangehen. Die Herren wollen aber auch ferner bedenken, daß eben das Kartieren der Reinkarten nach der durch geführten Separation behufs Uebernahme ihrer Ergebnisse in das Kataster gerade der Punkt ist, wodurch wir so sehr in Rückstand ge⸗ raten. Kommen wir mit diesem leichteren Verfahren in dem weniger kultivierten, will ich nicht sagen, aber weniger wertvollen Gelände durch, so wird, wie ich hoffe, ein Teil der Klagen beseitigt werden.
Ich möchte sodann hier dem hohen Hause Kenntnis geben über
die Arbeiten, die die landwirtschaftliche Verwaltung in Angriff ge⸗ nommen hat betreffs der Reorganisation der Generalkommissionen. Es klingt beinahe, als ob wir in einem fernen Ostreich lebten, wenn ich sage, daß wir eine Menge von Gesetzen für die Generalkommissionen haben, die aus dem jweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts stammen, und die noch in Gültigkeit sind. Wir müfsen bei der Arbeit, die wir unternommen haben, nicht weniger als rund 150 Ge⸗ setze mit einigen tausend Paragraphen zusammenschmieden. (Heiterkeit) Sie werden verstehen, daß es für mich, der ich den Sachen nicht so vertraut gegenüberstehe, sehr schwierig ist, einen klaren Einblick in diese gesetzlichen Bestimmungen mir zu verschaffen.
Wir haben zum Gegenstand für die Reorganisation folgendes. genommen:
1) Eine anderweite Einrichtung der Behörden mit dem Ziele:
a. der Herstellung eines engeren Zusammenhanges mit den Be⸗ hörden der allgemeinen Landes berwaltung (Bravoh,
b. der Mitwirkung von Laien,
— eine Forderung, die hier sehr oft erhoben worden ift —,
c. der Schaffung einer den Verhältnissen nahe stehenden ersten Instani,
2) eine anderweite Einrichtung des Verfahrens behufs:
a. der Einführung der Oeffentlichkeit, Mündlichkeit und Un— mittelbarkeit (sehr guth,
b. der Erreichung einer größeren Beschleunigung.
Es war ursprünglich beabsichtigt, das angestrebte Ziel durch eine Novelle und also durch Einführung einzelner neuer Vor⸗ schriften unter Beibehaltung der berelts bestehenden Bestimmungen zu erreichen. Schon bald aber stellte sich heraus, daß bei der großen Fülle der die Generalkommissionen und ihr Verfahren ordnenden, zum großen Teil eben noch aus den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts herrührenden Vorschriften es kaum möglich sein würde, auf diesem Wege zu einem klaren und übersicht⸗ lichen Gesetzeszustande zu gelangen. Demgemäß wurde Ende 1903 beschlossen, die ganze Organisation und das ganze Verfahren durch ein Gesetz neu und erschöpfend zu ordnen. Hieran wird zur Zeit gearbeitet; der größte Teil eines derartigen Gesetzes liegt in einem umfangreichen vorläufigen Entwurfe vor und wird zur Zeit einer eingehenden Beratung innerhalb des Ministeriums unterzogen. Diese schreitet aber wegen der vielen mit der Materie verbundenen Schwierigkeiten nur langsam fort, sodaß es zur Zeit nicht möglich ist, auch nur annähernd zu übersehen, wann die Arbeit beendigt sein wird.
Gleichzeitig mit den Vorarbeiten zur Reorganisation der Generalkommissionen ist aber auch in eine Erwägung eingetreten, ob und in welcher Weise die sogenannten alten Aufgaben der Generalkommissionen zu einem immerhin wünschenswerten be⸗ beschleunigteren Abschluß gebracht werden können. In dieser Be⸗ ziehung ist namentlich eine Denkschrift über eine Beendigung ihrer Tätigkeit auf dem Gebiet der Reallastenablösungen ausgearbeitet und den beteiligten anderen Ressorts vorgelegt worden. Diese haben sich hierüber noch nicht geäußert. Von ihrer Stellungnahme wird es abhängen, ob nicht schon vor der Reorganisation der General⸗ kommissionen eine besondere Gesetzes vorlage dieserhalb wird aus⸗ gearbeitet werden können.
Ebenso ist auch die Abänderung der materiellen Gesetzgebung über die Aufhebung der Servituten und die wirtschaftliche Zusammen⸗ legung der Grundstücke um Gegenstande der Erörterungen gemacht worden. Die dieserhalb bestehenden Gesetze müssen ohnehin bei der Abänderung der Verfahrensvorschriften einer Revision unterworfen werden; es wird daher zweckmäßig sein, bei dieser Gelegenheit die Mängel zu beseitigen, die sich bei Ausführung jener Gesetze im Laufe der Zeit herausgestellt haben.
Ich glaube, aus diesem in kurzen Zügen Ihnen vorgelegten
Programm werden Sie ersehen, daß die landwirtschaftliche Ver⸗ waltung die auf dem Gebiete der Agrargesetzgebung bestehenden Mißstände voll und ganz anerkennt und bereit ist, Hand anzu⸗ legen, um den Wänschen, die von allen Seiten des Hauses hier und in der Kommission geäußert worden sind, gerecht zu werden. Ich muß aber dabei hervorheben: meine Herren, betrachten Sie diese Mittellungen lediglich als Mitteilungen der landwirtschaftlichen Ver⸗ waltung; die Entscheidung des Staats ministeriums in der Sache kann erst ergehen, wenn ich mit diesen Arbeiten fertig bin. Ich kann also nicht heute etwa durch meine Ausführungen festlegen, ob das Staats⸗
ministertum mit allen meinen Ausführungen einverftanden ist und ob nicht diese oder jene Aenderung noch in den späteren Gesetzes vorlagen eintreten wird. Ich hoffe aber, wir erreichen das Ziel, das wir uns gesteckt haben: Beschleunigung, Verbilligung, und Heranziehung des Lalenelements zu diesen Arbeiten.
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch (freikons.): de Hoffnung, daß uns eine 83 in dem m ö . werden wird, kann ich auf weitere Ausführungen verzichten.
Abg. Viereck ffreikons.) spricht seine Befriedigung über die im Etat vorgesehene Umwandlung von 30 Bureaudiätarstellen in Spezial⸗ kommissionssekretärstellen aus und hofft, daß die Vermessungs beamten bei der Reform der Generalkommissionen auch eine Stellung erhalten werden, welche ihren Wünschen und ihren Leistungen entspricht.
Das Kapitel der Generalkommissionen wird bewilligt.
Darauf vertagt das Haus die weitere Beratung.
Abg. Dr. von Savigny bittet, das Seuchen icht fü Sonnabend auf die Tagesordnung zu setzen, weil . Hilf tag Seiner Majestät des Kaisers und dem Sonntag das Haus nur schwach besetzt sein werde.
Präsident von Kröcher: Ich werde diese Anregung in wohl⸗ wollende Erwägung nehmen, aber nach den Erfahrungen von heute igen werde ich keine Dispofitionen mehr kundgeben außer über die nächste Sitzung.
Schluß 416. Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr. (Landwirtschaftlicher Etat, Gestütsetat.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Arbeitszeit in den Kontoren des Handelsgewerbes nnd kauf männtischen Betrieben, die nicht mit offenen Verkaufsstellen verbunden sind.
Nachdem wir in Nr. 19 des R.; n. St, A. vom 12. de, Y.. über die Durchführung der 1993 vom Kaiserlichen Statistischen Amt, Abteilung fuͤr Arbeiterftatistik, veranstalteten Erhebung über die Arbeitszeit der Gehilfen und Lehrlinge sowie der Hilfsarbeiter in solchen Kontoren des Handels ewerbes und kaufmännischen Betrieben, die nicht mit offenen Verkaufestellen verbunden find, kurz berichtet haben, teilen wir nunmehr einige Ergebnisse dieser Erhebung nach der . een, Veröffentlichung des Kaiserlichen Statistischen
Betrachtet man zunächst die Ergebnisse der Erhebung hinsichtlich der Handel sangestellten, so tritt zwischen den Auffassungen der Handelskammern und denjenigen der kaufmännischen Verbände und Vereine, soweit in ihnen der Einfluß der Gehilfen überwiegt, in den meisten Fragen, die bei der Erhebung zu beantworten waren, ein bedeutender Gegensatz zutage. Bieser zeigt sich sogleich bei der ersten und grundlegenden Frage die auf den versandten Fragebogen gestellt war: ob die gegenwärtig übliche tägliche Arbeitszeit nachteilige Folgen hahe. Die Berichte der , haben sich meist darauf beschränkt, anzugeben, welche Arbeitszeit in ihren Bezirken üblich sei, und zu be— merken, daß keine Thatfsachen dafür vorlägen, daß die gegenwärtig sibliche tägliche Arbeitszeit nachteilige Folgen habe, oder daß ihnen solche Tatsachen wenigstens nicht bekannt geworden seien. Nur wenige machen gewisse Einschränkungen. Die Kammer Berlin hält ‚im Durchschnitt⸗ die Arbeitsjeit nicht für übermäßig. Die Tammer Görlitz ist der Ansicht, 9 eine Arbeitszeit von 5 bis 97 Stunden keine nachteiligen Folgen haben könne, wofern die Arbeitszeit durch eine zweiständige Mittagspause unterbrochen wird, in der Regel um 7 Ühr Abends endigt und die Kontorrãumlichkeiten den normalen Ansprüchen an Licht, Luft und Raum genügen. Die Kammer Geestemünde nimmt an, daß immerhin Fälle vorkommen mögen, in denen eine Ueberanstreugung stattfinde, nament⸗ sich bei Speditlonsfirmen, die häufig Nachts arbeiten ließen, ohne daß den Angeftellten am Tage entsprechend freigegeben werde. Auch nach Ansicht der Kammer Frankfurt a. M. könnte allenfalls in der Spedition, sowie in den Modewaren und sonstigen Saisongeschäften wegen ihrer, viel längeren Arbeitszeit von gesundheitsschädlichen Folgen die Nede sein. Als besonders nachteilige Beschäftigungs art erwähnt die Kammer Görlitz das Maschineschrelben, wofern es ohne Ab⸗ wechselung und länger als sechs Stunden erfolgt“ und dies bestãtigt die Kammer Leipzig. Denn bei den weiblichen Angestellten, die an der Schreibmaschine beschäftigt seien, ftelle sich mit der Zelt „große Abspyannung und Nervosität ! ein. Am ehesten könnte man wohl eine Schädigung der Gesundheit bei den weiblichen Personen und den Lehrlingen vermuten, zumal diese, wie die Vorerhebuug von 1901 gezeigt hat, durchschnittlich längere Arbeitszeiten haben als die männ— lichen Gehilfen. Die Handelskammern verneinen indes auch für die weiblichen Personen samt und sonders die Frage.
Im Gegensatz zu der einmütigen Meinung der Handelskammern nehmen die großen kaufmännischen Verbände sowohl die reinen Gehilfen⸗ wie die gemischten Verbände, deren Mitglieder und Vor⸗ stand wenigstens zu Prinzipale sind — an, daß gesundheitliche Schädigung en von Angestellten durch die gegenwärtig übliche täg- liche Arbeitszeit mehr oder. weniger vorkommen. Auch von den kleineren Vereinen bejabt die große Mehrheit der Gehilfenvereine die Frage, während die Prinzipalvereine und die Mehrheit der
gemischten, aus Prinzipalen und. Gehilfen bestehenden Vereine
sie teils verneinen, teils gar nicht oder unbestimmt beantworten. Die Verbände und Vereine, welche die Gesundheitsschädlichkeit der bestehenden Arbeitszeit behaupten, begründen ihre Ansicht vielfach näher. Bei Ueberanstrengung und zu langer Arbeitszeit trete Ner- vosität und vorzeitige Arbeit sun fähigkeit ein. Die Staats, und Gemeindebeamten, die sich mit ähnlicher geistiger Arbeit be— schäftigen, hätten in der Regel nur eine achistündige Arbeitszeit. Der Zentralverband der Handlungsgehilfen und egehilfinnen Deutsch⸗ lands zu Hamburg spricht sich auch über die Gründe aus, weshalb das Arbeiten in den Kontoren viel anstrengender geworden sei. Auf. der einen Seite wirke das stärkere Angebot bon Arbeitskräften, die weiter schreitende Proletarisierung des Gebilfenstandes im schärfsten Maße anspornend auf den Einzelnen, seine Leistungsfähigkeit zu erhöhen, sein Letztes preiszugehen, um sich trotz allem zu behaupten und durchzuringen; auf der anderen Seite würden größere Anforderungen gestellt, durch den schärferen Wettbewerb der Handels und Fabrikbetriebe untereinander werde die Arbeit aufreibend. Bie ganze Entwickelung des neuzeitlichen Ver⸗ kehrs, der gesteigerte Gisenbahn⸗,, Dampfer⸗ Post, Telegraphen, und Fernfprechverkehr, dazu das Klappern der Schreibmaschinen, all das mache den Handlungsgehilfen in hervorragendem Maße zu einem Opfer des „nervösen Jahrhunderts“. Mehrfach wird in den Berichten den Anstrengungen der Arbeit der Mangel an Erholungtzeit gegenüber⸗ gestellt. Die Berichte, welche die Frage nach den schädlichen Folgen der Arbeitszeit bejahen, fügen meist hinzu, daß jene Folgen die weib⸗ lichen Angestellten und die Lehrlinge wegen ihrer geringeren Wider standsfähigkeit in besonderem Maße träfen. Der Deutschnationale k in Chemnitz meint, daß sich der weibliche örperbau für eine Kontortätigkeit überhaupt nicht eigne; die Orts- are Tilsit des ¶Deutschnationalen are ogehilfenverbandes ält, die Frau für. besonders unfaͤhig, ch gegen über⸗ mäßige Ansprüche aufzulehnen, und der Berliner und der Gleiwitzer Verein der deutschen Kaufleute sehen für die weiblichen Angestellten wie auch für die Lehrlinge besonders das Sitzen an den Schreibpulten wegen der Behinderung der Lungentätigkeit für nachteilig an. Die fl e hiervon sei, daß sie in ihrer körperlichen Entwickelung zurũck⸗ steben, jumal außerhalb der geschäftlichen Tätigkeit die Gelegenheit zur Bewegung im Freien entweder überhaupt nicht vorhanden sei oder nicht e end wahrgenommen werden könne. 63 geben die Arbeitsräume Anlaß zu Beschwerden. Ihle
schlechte Beschaffenheit erschwere die Arbeit und ve di Schädigungen der Gesundheit. Sie seien oft ,
schlecht gelüftet und beleuchtet. Der 8 62 des Handelsgesetzbuchs, der folchen Unzuträglichkeiten entgegenwirken solle, stehe * dem Fehlen von Handelsinspektoren tatsächlich nur auf bem Papier, wie denn aus demselben Grunde alle Schutzbestimmungen, die für die e, ,, erlassen würden, nur von fraglichem Werte seien. amentlsch aus den Großstädten kommen solche Klagen.
Diejenigen Vereine, welche über Gesundheitsschädigungen durch lange Arbeitszeit nichtft zu bekunden haben, weisen durchweg darauf bin, daß in ihrem Beobachtungsgebiet die Arbeitsdauer keine über⸗ mäßige sei. Solche Antworten kommen am häufigsten aus Süddeutschland, das, wie bereits die Vorerhebung von 1801 er geben hat, neben Nordwestdeutschland die günstigsten Arbeitszeiten bat. — Diejenigen Berichterstatter, welche die Gesundheitsschädlichkeit der bestehenden Arbeitszeit behaupten, nennen vielfach bestimmte Krank- heiten, unter denen die Kontorangestellten besonders leiden. Es werden namentlich erwähnt: Nervosität von 22 Berichterstattern, Tuberkulose von 13, Augenleiden, insbesondere Kurzsichtigkeit bon 11, Magenleiden und sonstige Störungen der Verdauungsorgane von 8, schließlich bei den weiblichen Angestellten Blutarmut und Bleichsucht von 8 Berichterstattern. Diese Angaben werden durch die allerdings nur in beschränkter Zahl vorliegenden Nachweise von Krankenkassen bestätigt. Der Deutschnationals Verband in Hamburg gibt den zifferninäßigen Nachweis der Ortskrankenkassen für das kaufmãnnische Personal in München, Stuttgart, Mannheim, Hamburg und Berlin wieder, daß die Erkrankungègefahr bei den weiblichen Angestellten noch sehr viel größer sei als bei den männlichen Gehilfen.
Unter den nachteiligen Folgen langer Arbeitszeit wird von den kaufmännischen Verbänden und den Gehilfenvereinen auch die Schädigung des geistigen und sittlichen Lebens, ins. besondere der Fortbildung genannt. Es wird namentli darüber geklagt, daß die zu lange Arbeitszeit und der späte Schlu der Kontore den Besuch von handelswissenschaftlichen Kursen und sonstigen Bildungsstätten für die Handelsgehilfen wie für die Lehr— linge in gleichem Maße hinderten, weil die geistige Spannkraft nach der anstrengenden Tagesarbeit nicht mehr dazu gusreiche, dem hier Gebotenen zu folgen, und weil ferner vielfach der Schluß der Kontore noch später liege, als die Vorträge begönnen. Es sei unbestreitbar, bemerkt der Verein junger Kaufleute von Berlin, daß die Unmöglichkeit, sich diejenigen Kenntnisse anzueignen, die zu einem guten Vorwärtskommen unbedingt nötig sind, eine beklagens⸗ werte Herabsetzung der wirtschaft lichen und sozialen Stellung der Handelsangestellten herbeiführe. Die spätere Fortbildung der Hand⸗ lungsgehilfen sei um so notwendiger, als die Ausbildung der Lehr- linge mangelhaft sei. Zeugnis hiervon legten, wie der Verein Hansa⸗“ in München berichtet, die kaufmännischen Stellenvermittelungsbureaus ab, die stets und immer darauf hinwiesen, daß die schlechte Beschaffen⸗ heit des vorhandenen Materials es unmöglich mache, besser bedachte Stellen zu besetzen. Der Verband katholischer kaufmãͤnnischer Ver⸗ einigungen Deuischlands mit dem Sitz in Essen sieht in der Unmöglichkeit, Unterrichtskurse, Vorträge, Vorlesungen, gute Theater usw. zu besuchen, teilweise eine Erklärung dafür, daß der Gehilfe häufig die freien Abendstunden in Varietees und Gast⸗ häusern verbringe. Denn bei der geistigen Erschlaffung, in die der Handlungsgehilfe durch seine Beschäftigung versetzt werde, erfaßt ibn nach Beobachtung des Deutschnationalen Verbandes in Hamburg häufig geradezu ein gewisser Widerwille gegen geistige Fortbildung. Was die weiblichen Angestellten anlangt, so hebt der Münchener Verein Hansa“ noch, hervor, daß es für diese wünschenswert sei, wenn sie nicht allein für ihren kayfmännischen Beruf sich weiterbilden, sondern auch fur ihren natürlichen Beruf als zukünftige Gattin und Mutter. Es sei undenkbar, daß eine weibliche Angestellte für ihr zukünftiges Haus⸗ wesen — und ein solches möchle doch jede einmal haben — in kurzem Brautstand das erwerbe, was sie als Hausfrau können müsse, wenn sie auch nur die leichtesten nsprüche befriedigen wolle. Sanz besonders wird zon den kaufmännischen Verbänden auch die Schädigung, welche die Lehrlingsausbildung unter den erwähnten Um⸗ ständen erfährt, hingewiefen. Die jungen Leute, die tagsüber nicht weniger intensiv und ausdauernd als die Gehilfen in Anspruch ge⸗ nommen würden, seien Abends erst recht nicht imstande, noch geistig weiter zu arbeiten, während zur Erledigung häuslicher Arbeiten schon gar keine Zeit bleibe. Die Gehilfenvereinigungen kommen infolge dessen in größerer Zahl zur Forderung eines reichsgesetzlichen Fort⸗ bildungsschulzwanges und der Verlegung es Abendunterrichts in rühere Tagegzeiten. Ganz entgegengesetzt ist auch bier wieder die Stellung der Handelskammern. Ueber nachteilige Folgen der be⸗ stehenden Arbeitszeit für das geistige oder sittliche Leben der Handels- angestellten vermag keine einzige zu berichten; nur sechs räumen ein, daß die Arbeitszeit den Besuch der Fortbildungsschule behindere.
Nebenher aͤußern sich einige Berichterstatter auch über die Be⸗= inttäctigung des Familienlebens durch lange Arbeitszeit. In sonstiger Hinsicht wird noch von der Ortsgruppe München des Deutschnationalen Verbandes dem Mangel einer gesetzlichen Regelung der Arbeitszeit eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen
zugeschrie ben. Solange diese nicht durchgeführt sei, werde seitens der
Prinzipal in sehr vielen Fällen ein: Vermehrung der Arbeit nicht durch Vermehrung des Personals, sondern durch Verlängerung der Arbeitszeit ausgeglichen.
Bei der Gewährung der Mitztagspau se erkennen die Handels⸗ kammern gleichfalls keine Mißstände an, aber auch die Ver⸗ tretungen der Angestellten urteilen über diese Frage nicht so ungünstig wie sonst. Der sogenannten englischen Arbeitszeit, die nur in verhältnismäßig wenigen Geschäften und hauptsächlich in einigen Sroßstadten ühlich ist, werden neben manchen Vorzügen auch gewisse Nachteile zugeschrieben. Namentlich die Gehilfinnen klagen über Mißbräuche bei der englischen Arbeitszeit. Es kämen Betriebe , in denen 10 bis 12 Stunden ohne angemessene Pause gearbeitet werde.
Das Vorhandensein von Mißständen bei der Leistung von Ueberstunden wird von den Handelskammern mit einer Aus- nahme verneint, dagegen von den Vertretungen der Angestellten etwa zur Hälfte bejaht. Erwähnenswert ist, daß nicht nur über die über— mäßige Ausdehnung der Ueberstunden, sondern nicht minder darüber geklagt wird, daß sie in den meisten Fällen zu vermeiden seien, weil sie namentlich durch schlechte Arbeitseinteilung oder durch Mangel an Personal hervorgerufen würden.
; Bei der praktisch wichtigsten Frage, ob eine allgemeine Regelung einerseits geboten, andererseits durch⸗ führbar sei, stehen sich die Handelskammern und die Vertretungen der Gehilfenschaft nahezu als geschlossene Parteien e, . Die gemischten Verbände und ereine, d. h. diejenigen, die so—⸗ wohl Prinzipale als auch Gehilfen zu Mitgliedern haben, stellen sich mit großer Mehrheit auf den Standpunkt der Gehilfenschaft. Ab⸗ esehen von der Behauptung, daß die bisherige Arbeitszeit zu Miß⸗ tänden, die eine Regelung wünschenswert erscheinen ließen, nicht geführt habe, führen die Handelskammern zur Begründung ihres ablehnenden Standpunktes an, daß eine einheitliche Regelung sich durch die große Verschiedenheit der Verhaͤltnisse von selbst verbiete, für die meisten Betriebsarten geradezu undurchführbar sei, den Wettbewerb auf dem Weltmarkt erschweren, die Tüchtigkeit der Gehilfen vermindern und das Vertrauen verhãltnis zwischen Prinzipal und Angestellten beein⸗ trächtigen würde, Gründe, die von den Vereinigungen nicht als stich⸗ haltig anerkannt werden. Die kaufmännischen erbände und Vereine schlagen meist die Einführung einer Höchstarbeitszeit und zwar über⸗ wiegend von neun Stunden vor. Mehrfach wird von den Ver einigungen die gesetzliche Einführung eines Sommerurlaub an⸗ geregt. Im Falle einer gesetzlichen Beschränkung der Arbeitszeit wünschen die Handelskammern und die Mehrheit der Verbände und Vereine allgemeine Ausnahmen und Berücksichtigung der be⸗ sonderen Verhältnisse einzelner Betriebsarten. Die Vorschläge beider Partelen bewegen sich durchschnittlich zwischen 39 und 69 Tagen ju je iwei Stunden. Auch hinsichtlich der jugendlichen Gehilfen und Lehrlinge lehnen die meisten Handelskammern eine Regelung der Arbeitszeit ab unter der Begründung, daß ein gesetzlicher 6 un- nötig und nicht im . der Jugendlichen sei, ferner den Geschäfts⸗ gang stören wärde. Ein Teil der Vereinigungen hat ähnliche Bedenken,