1905 / 26 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 30 Jan 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 30. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König statteten heute früh dem Reichskanzler Grafen von Bülow einen Besuch ab und, nahmen später die Vorträge des Ministers des Innern Freiherrn von Hammerstein und des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus entgegen.

Der am Sonnabendabend Si Uhr ausgegebene Bericht über das Befinden Seiner Königlichen Hoheik des Prinzen Eitel⸗Friedrich lautete:

Am Vormittag und Mittag reichlicher Schlaf. Am Nachmittag größerer Hustenreiz und etwas stärkere Atemnot. Im Bereich der rechten Lunge ist ein Entzündungäberd im Unterlappen mit Be—⸗ teiligung des Rirpenfelles aufgetreten. Temperatur Mittags 39,3, Abends 39,1. Puls während des ganzen Tages 100 104 von zu- friedenstellender Qualität. Kräftezustand hat sich gehalten.

Widenmann. Wiemuth.

Gestern morgen um 10 Uhr 15 Minuten wurde folgender Krankheitsbericht ausgegeben:

Die erste Hälfte der Nacht war unruhig, bei gleicher. Temperatur⸗ höhe wie gestern. Gegen Morgen ruhiger Schlaf; beim Erwachen etwas Schweiß. Temperatur am Morgen auf 38,1 gesunken, Puls 100. Die Entzündung der rechten Lunge hat sich noch weiter ausgebreitet, diejenige des Rivpenfells hielt sich gleich. Links ist die Lösung fort— geschritten. Die während der Nacht vorhanden gewesene stärkere Atemnot ist heute morgen geringer. Hustenreiz gebessert. Auswurf mäßig reichlich. Trotz einer gewissen Mattigkeit sind subjektive Be⸗ schwerden geringer. Kräftezustand und Nahrungsaufnahme ausreichend,

Kraus. Wiemuth.

Der Abends um 8 Uhr 15 Minuten ausgegebene Krank—

heitsbericht lautete:

Im Laufe des Tages Temperatur zwischen 38,1 und 38,3. uls 90, kräftig, wiederholt Schweiß. Am Abend wieder etwas größere temnot und mehr Hustenreiz.

Wiemuth.

Kraus. der nachstehende

Widenmann.

Widenmann.

Heute morgen um , Uhr wurde Krankheitsbericht ausgegeben:

In der Nacht guter Schlaf und reichlich Schweiß. Temperatur am Morgen 36,5, Puls 76. Rechteiseits hat sich die Lungenentzün⸗ dung, die noch im Gange ist, nicht wesentlich ausgebreitet; die Rippenfellentzündung auf dieser Seite ist in ihren Erscheinungen eher zurückgegangen. Seit gestern neuerlich stärkere Schmerzen auf der linken Seite und Kurzatmigkeit. Auf dieser Seite hat sich nachträg⸗ lich im Rippenfellraum ein kleiner entzündlicher Erguß abgesetzt. Der Auswurf ist noch blutig. Nahrungsaufnahme und Kräftezustand

befriedigend. Wie muth.

Kraus. Widenmann.

Heute morgen gegen 11 Uhr versammelten sich etwa 1090 Mann der Belegschaft des Hermannschachts der staatlichen Steinkohlengrube Königin Luise bei Zabrze in Oberschlesien und verlangten die Ausfahrt. Von dem sofort herbeieilenden Berginspektor wurde eine Verkürzung der Schicht und höherer Lohn gefordert. Da eine dahin gehende Zusage nicht gegeben werden konnte, fuhren die 100 Mann aus.

Der Königliche Gesandte in Darmstadt Prinz zu Hohen— lohe⸗-Oehringen ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Ee if der Gesandtschaft wieder uͤbernommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, Großherzoglich hessischer Geheimer Oberfinanzrat Dornseiff und Bürger⸗ meister der Freien Hansestadt Bremen Dr. Pauli sind in Berlin angekommen.

Samburg.

Heute morgen um 10 Uhr erfolgte hier, wie W. T. B.“ berichtet, die Abfahrt eines aus 40 Offizieren und 105 Mann bestehenden Truppentransports für Deutsch-Südwest— afrika mit dem Dampfer „Belgrano“. Der Generalmajor von Versen verabschiedete die Truppen.

Deutsche Kolonien.

Nach einer Meldung des Generalleutnants von Trotha aus Windhuk in Deutsch-Südwestafrika war, wie „W. T. B.“ berichtet, die 7. Kompagnie des Regiments Nr. 2 von der Abteilung Meister am 24. Januar auf dem Marsche von Stramprietfontein nach Lidfontein in Schürfpenz ein⸗ getroffen. Anscheinend ohne Kenntnis von der Anwesenheit der Kompagnie, versuchten dort 200 Witbois, über den Auob nach Westen durchzubrechen. Von Artillerie und Infanterie— feuer empfangen, gingen sie in panikartiger Flucht nach Osten auf Nunub zurück.

Ein weiteres Todesfälle:

Reiter Heinrich Jordan, geboren am 1. August 1882 zu Holster— hausen, früher im Infanterieregiment Nr. 47, ist am 21. Januar im Lazarett zu Epukiro an Typhus gestorben. Reiter Franz Böhm, geboren am 10. Oktober 1883 zu Mannheim, früher im Infanterie regiment Nr. 79, auf Pferdeposten 12 Em südwestlich von Bethanien wahrscheinlich verirrt und verdurstet, wurde tot aufgefunden. Reiter Gustav Gaedicke, geboren am 15. November 18827 zu Ueckermünde, früher im Feldartillerieregiment Nr. 56, ist am 23. Januar in Owingi an Herzschwäche und Reiter Theodor König, geboren am 30. Juli 1883 zu Heidenau, früher im Grenadierregiment Nr. 1, am , im Lazarett zu Okahandja an innerer Verblutung ge—

orben.

amtliches Telegramm meldet folgende

Großbritannien und Irland.

Die Regierung hat ein Blaubuch veröffentlicht, aus dem, dem „W. T. B.“ zufolge, hervorgeht, daß der Oberst Jounghus⸗ band im Einverständnis mit der indischen Regierung der tibetanischen Regierung Bedingungen auferlegt hatte, die der Besitznahme eines Teils von Tibet durch England gleich— gekommen sein würden. Er verlangte eine Enischädigung, die in 75 Jahresraten gezahlt werden solle, und die England

würde. Trotz des Einspruches der englischen Regierung hielt der Oberst Jounghusband an den Forderungen fest, die dann von der Regierung in London umgestoßen wurden, da Lord Lansdowne Rußland gegenüber sich dazu verpflichtet hatte, von Tibet weder Gebiet zu annektieren, noch ein Protektorat über Tibet zu übernehmen, noch auch sich in die inneren Angelegenheiten des Landes einzumischen, solange andere Mächte sich einer solchen Einmischung enthielten.

Frankreich.

Der Senat beriet vorgestern, wie W. T. B.“ meldet, die Vor⸗ lage, betreffend die zweijährige Dienstzeit. Der Berichterstatter Garreau verlangte die dringliche Behandlung. Der General Tu yau i . die Dringlichkeit, indem er ausführte, daß der Augenblick schlecht gewählt sei, um die Organisation

er Armee ju ändern, während der russischjapanische Krieg eine

schwere Gefahr für internationale Verwickelungen bilde. Er ver⸗ lange, daß man die Entscheidung des Obersten Kriegsrats einholen solle. Das Parlament müsse dem Lande zu verstehen geben, daß das Gesetz die nationale Verteidigung und die Sicherheit des Landes zu⸗ sichere. Nachdem Garreau nochmals die Dringlichkeit befürwortet hatte, stimmte das Haus dieser mit 214 gegen 57 Stimmen zu. Die Sitzung wurde dann vertagt. ꝛö

In der Hi,, Sitzung der Enqustekommission über den Zwischenfall in der Nord see sagte der Eigentümer eines Fischer⸗ hbootes aus, die ersten Schüsse hätten sein Boot gegen Mitternacht getroffen. Er sei dann sogleich in östlicher Richtung davongefahren, und zwar bis 5 Uhr Morgens; dann sei er zurückgekehrt. In Beantwortung mehrerer reg erklärte der Zeuge, er habe um? Uhr Morgens ein Kriegsschiff gesehen, den Namen wisse er nicht; er habe während der Beschießung keine Boote ohne Lichter vorbeifahren sehen. Es wurde dann noch ein Fischer desselben Fischerbootes vernommen, der die Aussagen des vorigen Zeugen über das um 7 Uhr Morgeng be merkte Kriegsschiff, das einen einzigen Kanonenschuß gegen das Fischer⸗ boot abgegeben habe, bestätigte. Die Vernehmung der englischen Zeugen war damit geschlossen und die Sitzung beendet.

Rutland.

Der Heilige Synod hat, wie dem ‚W. T. B.“ aus St. Petersburg gemeldet wird, an die Rechtgläubigen aus Anlaß der jüngsten Vorgänge ein Sendschreiben gerichtet, in dem es heißt:

In dem Moment, wo alle einmütig jum Schutz des Vaterlands zusammenstehen müßten, brachen in der Residenz und in anderen Städten Streiks aus. Durch innere und ausländische Feinde aufgeregt, gaben Zehntausende von Rechtgläubigen die Arbeit auf, entschlossen, 6 ihre angeblich mit Füßen getretenen Rechte zu erjwingen. Viele friedliche Bürger blieben ohne Brot. Manche ihrer Kameraden büßten nutzlos ihr Leben ein, reuelos und erbittert. Ihre Verfübrer hatten in ibrer Mitte einen verbrecherischen Geistlichen, der frech sein heiliges Gelübde verachtete und jetzt dem geistlichen Gericht unterliegt. Er entblödete sich nicht, den betrogenen Arbeitern ein aus der Kapelle gewaltsam genommenes Kreuz, Heiligenbilder und Kirchenfahnen in die Hände zu geben, um unter dem Schutz der dem Gläubigen teuren Heiligtümer die Arbeiter um so sicherer zu den Unruhen und andere auch in den Tod zu führen. Am betrübendsten ist es, daß die Unruhen herorgerufen und erkauft wurden durch Feinde Rußlands und der öffentlichen Ordnung. Es gingen ihnen be— deutende Geldmittel zu, um den Bürgerkrieg hervorzurufen, und um durch Abziehen der Arbeiter von der Arbeit die rechtzeitige Entsendung von Land. und Seetruppen nach dem fernen Osten und die Ver⸗ sorgung der aktiven Armee mit allem Notwendigen zu verhindern. Die Feinde Rußlands sind bestrebt, seine Stützen, die Orthodoxie und die Selbstherrschaft * erschüttern, ohne die Rußland zu Grunde ginge. Welchen Kummer bereitet es, daß rechtgläubige Leute sich gegen die geseßliche Gewalt erheben und sich gegen seitig befehden, während die Brüder im fernen Osten kämpfen und der Kaiser und die Kaiserin bemüht sind, die Leiden der Verwundeten zu mildern! Das Sendschreiben . indem es das Volk beschwört, dem Kaiser und der Obrigkeit Gehorsam zu leisten. Die Geistlichen mögen ihre Herde zur Ruhe mahnen, die Machthaber die Wahrbeit suchen und Bedrängte verteidigen. Die Reichen mögen Gutes tun, die Arbeiter den Geboten Gottes folgen und sich vor falschen Rat gebern hüten, die Genossen des Feindes sind oder in dessen Solde stehen, der Rußland zu Grunde richten will.

Die Untersuchung, die von der Kommission zur Aufhellung des Vorfalles am 19. d. M. während des Festes der Wasserweihe angestellt wurde, hat folgendes ergeben:

Am 17. d. M. hat die erste Brigade der reitenden Gardegrtillerie Uebungen mit sechs Geschützen abgehalten, wobei sie Geschosse unter dem Befehle eines Leutnants auf dem Hofe der Kaserne abschoß. Als die Uebung beendet war, sollten die Unteroffiziere des Zuges die Ge— schütze reinigen, einfetten und die Mündungskappen auffetzen; dies wurde auch von dem zweiten und dritten Zuge ausgeführt; im ersten Zuge unterließ dies der stellvertretende Unter⸗ offizier und setzte nur die Kappen auf. Am 19. trafen die Zugführer und der Batteriechef bei der Batterie ein, als sie an— gespannt hatte und bereit war, sich in Marsch zu setzen. Sämtliche Zugführer ebenso wie die Unteroffiziere inspitierten die Geschütze nur von außen. Mehrere Geschütze, namentlich das erste und zweite, fuhren zum Salutschießen ab, bedeckt mit den Kappen, die erst ent⸗ fernt wurden, als sie an ihrem Platz angekommen waren. Die Geschütze der zweiten Abteilung wurden, ohne daß die Ge⸗ schützrohre ausgewischt waren, mit Kartuschen geladen. Der Salut begann aus dem ersten Geschütz. Angesichts dessen halte es die Kommission für sehr wahrscheinlich, daß in dem Laufe des einen Geschützes des ersten Zuges seit dem 17. Januar eine Uebungekartätsche gesteckt habe. In diesem Zustande sei das Geschütz zwei Tage im Artillerieschuppen geblieben Bei einem von der Kom—⸗ mission angestellten Versuche sei festgestellt worden, daß von fünf in die Läufe geladenen Uebungskartätschen vier während der Be⸗ wegung der Geschütze zur Erde fielen, während eine im Laufe verblieb. Das läßt annehmen, daß, wenn in dem Laufe eine Kartätsche vergessen worden sei, sie dort geblieben sei, als das Ge⸗ schütz auf seinem Platz aufgestellt war, um so mebr, als die Kappen von dem Lauf der Geschütze entfernt waren, nachdem sie ihre Stellung eingenommen batten. Das Vorhandensein einer im Lauf vergessenen Kartätsche würde entdeckt worden sein, wenn sämtliche Geschütze aus⸗ gewischt worden wären, wie es auch durch das Reglement über das Schießen mit Kartuschen vorgeschrieben sei. Die Ueberreste der Hülse der Kartätsche, die im Schnee gefunden wurden, bewiesen, daß diese ein Uebungsgeschoß gewesen sei. Dies werde bestätigt durch die Tat- sache, daß bei dem Versuche, das Geschütz mit einer Gefechtskartätsche, einem blinden Geschoß und einer Kartusche zu laden, es unmöglich war, das Geschütz zu verschließen. Da die Kommission es für gewiß er⸗ achte, daß die Kartätsche von dem ersten Zuge der ersten Batterie Seiner Majestät abgeschossen worden sei, und die Aussagen der Soldaten vom zweiten Geschütz erwäge, . nach dem ersten Schuß ihr Geschütz zwei Schritte rückwärts gerollt sei, so komme sie ju dem Schlu daß der Schuß von dem zweiten 36 ausgegangen sei. Um alle Umstände aufzuhellen und die Schuld der Personen, dle an dem Vorfall beteiligt seien, festzustellen, sei eine Untersuchuug eingeleitet worden, mit der der Oberst Rostislavof, der Untersuchungsrichter für die bedeutendsten Angelegenheiten des Militärbezirks von St. Petersburg, unter Aufsicht des Generals Pablof, Militärprokurators bei dem Militärbezirkagericht von St. Petersburg, betraut worden sei.

Ueber die Lage in den größeren Städten liegen ferner folgende Meldungen des W. T. B.“ vor:

beten. Sie versicherten, alle ibre Wünsche seien nur wirtschaftli

Art. Der Metropolit versprach, das Gesuch der Arbeiter dem Kaiser

zu überreichen. Zahlreiche Arbeiter haben am S

r. wieder aufgenommen. Der gestrige Tag verlief in vollfter rdnung.

Gestern fand eine , Rechts anwälte i

wendet und ihn um seine Vermittelung bei dem Kaiser .

onnabend die

statt, die über die 1 beriet, die der durch die letzten Vorgänge geschädigten Bevölkerung zuteil werden solle. . wurde eine Resolution gefaßt, die besagt, der

usweg aus der gegenwärtigen Lage sei eine Berufung von Volksvertretern aller Stände, die daran arbeiten sollten, gesetzliche Zustände herbeizuführen.

Den Offizieren des Regiments Semenowski, die bei den Unruhen am 22. d. M. ihren Mannschaften den Befehl zum Feuern gegeben hatten, sind Briefe zugegangen, in denen sie mit dem Tode bedroht werden.

In Moskau nimmt der Ausstand ab; in allen Fabriken, mit Ausnahme von sechs, ist die Arbeit wieder aufgenommen worden. Ueberall ist ein Einverständnis zwischen den Arbeitern und den Fabrikanten herbeigeführt. Unter den Moskauer Handwerkern werden Unterschriften zu einer Ergebenheitsadresse gesammelt. Die Stadt ist ruhig, Ansammlungen des Publikums sind nicht zu bemerken; die Polizei ergreift die umfassendsten Vorsichts— maßregeln.

Weitere Ruhestörungen haben, der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ zufolge, in Warsch au stattgefunden. Am Sonnabendnachmittag wurde ein Straßenbahnwagen von Arbeitergruppen gezwungen, in das Depot zurück— zukehren. Der Verkehr auf den Straßen war fast ganz eingestelll. In der Kalischstraße wurden Lokomotiven und das Depot der Straßenbahn beschädigt; das Depot der Pferdebahn wird von Militär bewacht. Der Ausstand breitete sich weiter aus, auch auf die Eisenbahnwerkstäͤtten. Nach Auszahlung des Lohnes begann in allen Fabriken der Ausstand. Manifestanten durchzogen gruppenweise die Straßen, es fanden aber keine Zusammenstöße statt: 70 Personen wurden verhaftet. Um 6 Uhr Abends wurden die Läden geschlossen, auch die Schulen sind geschlossen. Des Abends und während der Nacht wurden in vielen Straßen die Gaslaternen ausgelöscht. Die meisten größeren Kaufläden in der Marschalkowskaja⸗Straße wurden geplündert, auch in die staatlichen Branntwein— niederlagen drangen die Ausständigen ein; sie plünderten ferner Fabriken und Werkstätten. Die Theater sind geschlossen. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei und dem Militär.

In Saratow haben vorgestern alle Arbeiter und An— gestellten der Pferdebahn die Arbeit eingestellt. Die Schuler der obersten Klassen des Gymnasiums und der Realschule weigerten sich, an dem Unterricht teilzunehmen. Nach Verlassen der Schulen wurden die Schüler durch eine Patrouille Kosaken mit Nagaiken geschlagen. Abends fand eine Versammlung der Stadt- und Landschafts—⸗ verordneten statt, in der beschlossen wurde, eine Deputation um Gouverneur zu senden, um diesen zu veranlassen, den Zwischenfall zu untersuchen, die Schuldigen zu bestrafen und die Schüler . zu behandeln.

In Homel (Gouvernement Mohilew) haben die Hand⸗ werker, Handelsgehilfen, Apothekergehilfen, Bankbeamten und Dienstboten die Arbeit eingestellt.

In der Nacht zum Sonnabend zerstörten Manifestanten in Libau die Telegraphenpfosten, die am Tage wieder aufgestellt wurden. Dann versuchten die Manifestanten die Bäckereien zu plündern, wurden aber vom Militär, das Verstärkung von dem Kownoregiment erhielt, zerstreut. Der Gouverneur erließ eine Proklamation, in der er an den Patriotismus der Arbeiter appellierte, der Ausstand sei das Ergebnis der Tätigkeit einer übelwollenden Gruppe von Revolutionären, die mit den Arbeitern nichts gemein hätten.

Rußland kämpfe jetzt wider den Feind, die Arbeiter müßten die Arbeit wieder aufnehmen; dann werde er (der Gouverneur) sich bemühen, alles für sie zu tun; im anderen Falle würden energische Maßnahmen getroffen werden, um die Ordnung wiederherzustellen.

In Mitau dauerte vorgestern der Ausstand fort. Die Menge zog durch die Straßen, doch ist es zu keinem Zu— sammenstoß gekommen.

Italien.

Die Deputiertenkammer beriet am Sonnabend, wie W. T. B. erfährt, die Vorlage, betreffend die Zivilliste des Königs. Der Vizepräsident Marcora teilte mit, daß der Minister⸗ präsident Giolitti unpäßlich sei und den Schatzminister Luzzatti mit seiner Vertretung beauftragt habe. Mirabelli (Republikaner) beantragte, die Verhandlung ju vertagen und eine Kommission einzusetzen, die in allen Königlichen Besitzungen und Schlössern eine k der Einnahmen und Ausgaben vornehmen solle. Dis calea spra gegen Vertagung und wünschte, daß die Zivilliste in ihrer bisberigen Höhe aufrechterbalten bleibe. Sonnino meinte, man könne über die Zivilliste allerdings auch bei anderer Gelegenheit beraten, doch sei er gegen eine Vertagung, da er und seine Freunde glaubten, im öffentlichen Interesse zu handeln, wenn sie jetzt dem erlauchten Monarchen durch Bewilligung der Vorlage ihren ehrfurchtsvollen Sruß und den Ausdruck ihrer Dankbarkeit aussprächen. Der Minister Luzjatti bat bierauf, die Verhandlung nicht zu vertagen, indem er darauf hinwies, daß ein Inventar der Königlichen Besitzungen

sich bei den Akten befinde. Die 1 wurde hierauf mit großer Mehrbeit unter anhaltendem Beifall abgelehnt. Nur etwa 20 Deputierte der äußersten Linken stimmten

dafür. Bissolati erklärte dann im Namen der Sozialisten, daß diese gegen die Vorlage stimmen würden. Die Kammer könne dem König eine bessere r . dadurch bereiten, daß sie ibn bäte, sich nicht als Werkseug der klerikalen Reaktion gebrauchen zu lassen. Alberini sprach sich gegen jeden Abstrich an der Zivilliste aus und brachte der Krone, die die Stärke und das Gläck Italien? sei, seine Huldigung dar. Hierauf wurde die Debatte geschlossen. Der Berichterstatter Torraca gab hierauf ein Bild über die neue Geschichte Italiens, wobei er die unschätzbaren Verdienste der Monarchie als Hüterin der e und als Bindeglied der Einheit hervorhob. Er wäünschte schließlich dem König eine lange und glückliche Regierung. Der Schatz minister Luzzatti sagte sodann, er glaube, er brauche weiter keine Erklärung abzugeben, er bitte nur das Haus, durch seine Abstimmung seinen Gefühlen für den jungen und vielgeliebten König Ausdruck zu geben. Hierauf wurde die Vorlage in geheimer Abstimmung mit 253 gegen 57 Stimmen angenommen.

Gestern sollte in Rom eine Protestkundgebung gegen die Vorgänge in Rußland veranstaltet werden. Die Regierung verbot sie jedoch. Am Nachmittag wollten Gruppen von Studenten und sozialistischen Arbeitern sich auf der Piazza del Popolo und uf dem Kapitol ansammeln, wurden aber von der Polizei zerstreut; ein nochmaliger Versuch der An⸗

In St. Petersburg baben die Arbeiter der Werft in Kolpino

für diese Zeit im Besitz des Dschumbi⸗Tales belassen haben

sich durch ihren Geistlichen an den Metropoliten Antonius ge⸗

sammlung wurde wiederum von der Polizei verhindert. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.

Dänemark.

Bei der Budgetberatung im Folke thing erklärte vorgeftern, wie W. T. B.“ ker chen der Finanzminister, er betrachte als seine Hauytaufgabe die Förderung der Steuerreformen; die von seinem Vorgänger begonnenen Vorarbeiten würden mit aller Energie fort⸗ gefeßt werden. Wegen der bedeutenden Arbeitslast sei es unmöglich, den Zeitpunkt anjugeben, an dem der Reformentwurf dem Reichstage werde vorgelegt werden können. Die Reformen müßten eine frei bändlerische Richtung einschlagen. Die Aufgabe sei sebr schwer, da man gegen eine Weltströmung kämpfen müsse. Er hoffe jedoch, daß es gelingen werde, zum Ziel zu gelangen.

Amerika.

Das Repräsentantenhaus hat, wie dem W. T. B. aus Washingtön gemeldet wird, eine Resolution angenommen, durch die das Separtement für Handel und Industr ie ermächtigt wird, Untersuchungen über den Stand der Eisen- und Stahl⸗ in dust rie anzustellen.

In Rio de Janeiro ist ein Gesetz veröffentlicht worden, betreffend den . von Fabrikmarken, durch das die widerrechtliche Nachahmung von solchen verboten, das gericht⸗ liche Verfahren gegen Zuwiderhandelnde abgekürzt und Ge⸗ fängnisstrafe für diese angedroht wird.

Asien.

General Ssacharow hat dem Generalstab, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, unter dem 2. d. M. gemeldet: Unsere Truppen setzten die Offensivbewegung gegen Sandepu fort. Unsere Artillerie hatte das Ziel, das Hauptreduit der Japaner zu zerstören. Als am 26. Januar unsere Kavallerie den Hunbho überschritten hatte und sich 10 Werst. südlich von Sandepu nach Osten wandte, traf sie auf mehrere feindliche Kolonnen, aus 4 Bataillonen und 6 Schwadronen bestebend, die von Chigoutay her vorrückten. Infolge unseres Angriffs wandten sich die Japaner zur Flucht, die Waffen Ffortwerfend und Wagen, Tote und Verwundete zurücklassend; eine Abteilung machte 35 Gefangene. Bei der Einnahme der Dörfer Tschit itz und Mamikay nahmen wir 20 Mann gefangen. Das Detachement im Sften schlug den Feind bei Ernandapotse und besetzte das Defilee. 30 Werft von Khouaijiusen hatten unsere Kavallerieabteilungen mit dem Feinde Zusammenstöße. Der General Ssacharow meldet ferner unter dem 28.8. M. Vom 25. Januar an begann der Feind, die Offensive zu ergreifen, und beabsichtigte, beträchtliche Streitkraͤfte bei Sa ndepu zusammenzu⸗ ziehen. Am 27. ergriff unsere auf der äußersten Linken vostierte Kolonne die Offensive gegen die vom Feinde besetzten Dörfer Sum apu und aotfioa im Süden von Sandepu. Ben ganzen Tag über währte Ra ein beftiger Kampf. Nach Mitternacht eroberten wir Su mapu. Am 26. ging eine andere Kolonne gegen San de pu vor und besetzte einen grohen Teil dieses befestigten Ortes; die Befestigungen, die von einer dreifachen Reihe künstlicher Hindernisse umgeben waren. wurden aber durch das Feuer unserer Artillerie nicht beschãdigt. Da sie die Unmöglichkeit erkannten, die Befestigungen ohne Bombardement zu nebmen, berließen unsere Truppen vorläufig das in Brand geschossene Sandepu, wo es nicht möglich war, zu bleiben, ohne eine Nieder⸗ lage ju riskieren. Am 75. und 26. Januar wurde Sandepu und seine Befestigung beftig beschoffen, als unsere äußerste Kolonne bei Sumapu und r, , kaͤmpfte. Einzelbeiten bigrüber fehlen noch. Unsere Kavallerie, die acht Werst suͤdlich von Sandepu ope⸗ rierte, griff am 26. und 27. Januar eine japanische Kompagnie an, schlug fie und machte loo Mann zu Gefangenen. Im allgemeinen mäffen die Japaner bedeutende Verluste erlitten haben. Der „St. Petersburger ,, , , wird aus Tschansjamutun vom 27. d. M. gemeldet; . 13 —ẽ53 und auf dem linken Flügel herrscht fast vollstãndige Stille, nur selten ist Geschützeuer auf beiden Seiten iu hören. Gerüchtwelse verlautet, die Japaner hätten einen bedeutenden Teil ihrer Ärtillerie nach ibrem linken Flügel entsandt. Vom russischen äußersten rechten 6 waren beute früh Geschützsalven zu hören. Dag Gefecht bei Sandepu dauerte auch heute noch an. Es herrscht wieder starker Wind und Schneegestöber. . Derselben Agentur wird von Tschansjam utun vom 29. d. M. gemeldet: ö ü Unsere Aktion gegen Sa ndepu wird fortgesetz; Am 27. d. M. beschoß unsere Artillerie von Norden und Westen ber zie starken Befestigungen des Dorfes. Es kam zu einem Ge⸗ sechte, das bis zum Abend dauerte; Einzelheiten feblen. Am 26. d. M. setzte unsere Kavallerie über den Hunho in der Nähe von Tschitaitsi, rückte in östlicher Richtung vor und stieß mit einigen Abteilnngen japanischer Infanterie und Kavallerie, etwa 10 Em von Sandepu, zusammen. Die japanischen Abteilungen wurden durch Gewebr⸗ und AÄritilleriefeuer zerstreut und ließen Tote, Verwundete und Waffen zurück. Eine unserer Kavalleriekolonnen nahm über 36 Mann gefangen. Bei der Besetzung von Tschitaitsi und Mamaki am 25. d. M. hatten wir 51 Tote; verwundet wurden 2 Offiziere und 89 Untermilitärs; 20 Japaner wurden gefangen ge— nommen. Aus Huanschau wird vom 28. d. M gemeldet. . Auf dem linken Flügel wurden eine russische Offiziers patrouille und zwei in den Rücken des Feindes entsandte russische Abteilungen von den Japanern bedrängt; die beiden Abteilun -n mußten sich zurückjleben, 1 Offizier und 15 Untermilitärs wurden verwundet. Gine balbe japanische Kompagnie, die den russischen Posten beim Dorfe Tit fputfi überfiel, wurde von Artillerie beschossen und mußte sich jurückziehen. Am 26. d. M. beschossen die Japaner den Nowgorod; bügel und das Dorf Tyndjatun, russische Artillerie beschoß das Dorf Nauganig. Die „St. Petersburger Telegraphen⸗-Agentur“ meldet aus Sachetun vom gestrigen Tage: . Die Kolonne, die am 26. d. M. Sanden u angriff, bemächtigte sch Abends zum größten Teil des befestigten Dorfes. Hierbei verlor sie 21 Offiziere und 15600 Tote bezw. Verwundete. Es erwies sich aber, daß der am stärksten befestigte nordöstliche Teil des Dorfes durch das Feuer der Ruffen nicht gelitten hatte und die Geschũtze und Maschinengewehre daraus gegen die russischen Truppen wirken konnten. Letztere räumten daher Sandepu und nahmen dann das Artilleriefeuer wieder auf. . . Aus Maturan vom 28. d. M. wird gemeldet: Der gestrige Tag wurde von den russischen Truppen benutzt, um die im Kampfe genommenen Stellungen zu befestigen. Am 75. und 25. d. M. wurden die Japaner von unserer Kavallerie aus der Gegend Eee den Flüffen Hunho und Tschmoho verdrängt,. Sibirische

Eine fernere Meldung des Marschalls besagt:

i 28. Januar mit Unter

Die feindliche Artillerie beschoß am ö. * n

* während kleine Abteilungen ver bier 1 inge , n.

7 ier, nale lung, die am 26. ein

tte, am 28. Liataoku m . le g ehr, wett ,, nnz

dritte Abteilung Saerhpao fünf Meilen südlich ven Heikontai, nachdem sie den Feind, der aus einem Infanterieregiment und einer Kavalleriebrigade mit 12 Geschũtzen bestand, von dort vertrieben hatte. Die Russen, die unsern linken . angriffen, schienen Truppen des X. Armeekorps zu sein, und jwar die 2. und 5. Brigade der euro⸗ a, . Scharfschützen, die 9. Division des T. Korps sowie Teile der 61. Reservedivision und des J. sibirischen Armeekorps.

Ein weiteres Telegramm vom gestrigen Tage lautet:

Die japanische Abteilung, die Ligtaoku besetzte, bat in der letzten Nacht den mit überlegenen feindlichen Kräften ausgeführten Angriff abgewiesen. Heute bei Tagesanbruch griff eine andere japa⸗ nische Abteilung 12 Em nördlich Heikaitai an und besetzte die

feindliche Stellung. Die Russen machten in vergangener Nacht einen heftigen Gegenangriff, die Abteilung, die Heikaitai angegriffen hatte, wurde aber völlig zurück⸗ geschlagen. Heute besetzten unsere Truppen die Umgegend

von Heikaitai. Der Feind,. der in der Richtung auf Liataoku und Heikaitai stand, bat sich auf das rechte Ufer des Hunho zurückgezogen; unsere Truppen nabmen die Verfolgung auf. Die russischen Truppen gehörten zum VIII. und X. Armeekorps, umfaßten ferner das J. Armeekorps und ein gemischtes Korps, be- stebend aus Infanterie und einer Division Kavallerie unter General Mischtschenko. Wir haben 500 Gefangene gemacht. Die Verluste werden festgestellt. . 3

Der amerikanische Dampfer „M. S. Dollar“ mit einer Ladung von Vorräten und Fourage ist auf dem Wege nach Wla diwostok östlich der Insel Jesso aufgebracht worden.

Afrika.

In Tanger ist vorgestern, wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, die Antwort Lord Lansdownes auf eine Denk— 666. des britischen Gesandten, in der gegen die in er Gegend von Tanger herrschende allgemeine Gesetzlosigkeit protestiert wird, eingegangen. Es heißt darin, die Un— sicherheit für Leben und Eigentum, über die die englischen Staatsangehörigen in Marokko klagten, sei eine Quelle der Beunruhigung für die Regierung. Aber nach dem neuen Abkommen mit Frankreich müsse notwendigerweise diese Macht die Sache in die Hand nehmen und die ersten Fragen, deren Lösung die franzoͤsische Mission in Fez sich angelegen sein lassen wolle, seien die des Schutzes der Europäer und der Reorganisation der Polizei,. . ;

Wie der „Figaro“ meldet, ist die französische Gesandt⸗ schaft am 26.8. M. in Fez eingetroffen. Die marokkanischen Minister des Aeußern und des Krieges, sowie die Mitglieder der französischen Militärmission in Fez kamen der Gesandtschaft mit einer Eskorte von 200 Reitern und 800 Mann Fußvolk entgegen. In Fez wurde die Mission von allen Würdenträgern des Sultans und einer großen Volksmenge empfangen.

Das „Reutersche Bureau“ berichtet, der Sultan habe zwei Vertreter aus jeder Stadt nach 34h berufen, um sich über die Forderungen der französischen Gesandtschaft zu äußern. Dadurch würden die Verhandlungen hinaus⸗ gezogen, aber der Sultan von der Verantwortlichkeit entlastet werden. Bis die Abgesandten Fez erreicht haben würden, werde ein Monat verstreichen.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (129.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel beiwohnte, stand zunächst die zweite Beratung der beiden zweiten Nachträge zum Reichshaushaltsetat und zum Etat für die Schutzgebiete für 1904 auf der Tagesordnung. . .

Im erstgenannten Nachtragsetat wird die Zustimmung des Reichstags nachgesucht für die Flüssigmachung einer Summe von 76 655 350 M' zur Bestreitung einmaliger außerordentlicher Ausgaben. Die Kommission hat die Summe auf 74 155 330 6 herabgesetzt und außerdem folgenden neuen S 3 dem betreffenden Etatsgesetze hinzuzufügen beschlossen:

Für alle Ausgaben, welche zu den Verwendungszwecken des Nachtragsetats bereits geleistet sind, wird dem Reichskanzler In⸗ demnität erteilt. Die bereits bewilligten Ausgaben kommen auf den in 2 bewilligten Kredit in Anrechnung.“ .

In dem Nachtrag zum Etat für die Schutzgebiete ist der Betrag der Nachforderung an Reichszuschuß für das süd west⸗ afrikanische Schutzgebiet auf 73 589 239 6 beziffert; die Kommission hat auch hier A Millionen abgesetzt. Gestrichen hat die Kommission die Forderung von 200 05 6 zu Vorarbeiten fuͤr den Bau einer Eisenbahn von Wind hoel nach Rehoboth; herabgesetzt ist die Forderung von 5. Millionen zur Hilfeleistung aus Anlaß von Verlusten infolge des Eingeborenenaufstandes auf 3 Millionen; ge⸗ strichen sind ferner 300 9900 (6 an der Forderung von 22 Millionen zur betriebsmäßigen Wiederherstellung der Hafen⸗ anlagen von Swakopmund. .

Staatssekretär des Reichsschatzoemts Freiberr von Stengel: In der Budgetkommission sind bei der Beratung des zweiten Nach⸗ tragsetats Bedenken laut geworden, weil in dem diesen Nachtrag be⸗ gleitenden Gesetzentwurf keine förmliche Indemnität nachgesucht war. Sobald diefe Bedenken zur Kenntnis des Herrn Reichskanzlers gebracht waren, bat derselbe nicht gezögert, unverweilt die Zustimmung des Bundesrats zu einer entsprechenden Ergänzung des e, n. einzuholen und durch mich schon in der Kommission um Erteilung der Indemnität förmlich nachzufuchen. Der Reichskanzler steht nicht an, nunmehr auch im Plenum förmlich um die Erteilung der In⸗ demnität für jene Ausgaben nachzusuchen. Des weiteren habe ich auf Grund eines 2 gefaßten Beschlusses des Bundesrats das Einver⸗ ständnis der berbündeten Regierungen dahin zu erklären, daß die unter Kap. 2 Titel 4 des Nachtragsetats für die Schutzgebiete gus. gebrachte Forderung von 2060 000 ις zu Vorarbeiten fuͤr den Bau einer Eisenbahn von Windhuk nach Rehoboth aus der gegenwärtigen Vorlage ausscheidet und daß diese e ge in einer besonderen eingehend zu begründenden Vorlage seinerzeit dem Reichstage aufs neue zur verfaffungs mäßigen Beschlußfassung vorgelegt werden wird. Da diese Forderung von 200 000 M sich als zurückgezogen darstellt o möchte ich meinerseits glauben, daß heute in diesem Hause sich eine eingehende Diskusston dieser Forderung erübrigen dürfte,

Prässdent Graf von Ballestrem. Nach der Erklärung des Staatssekretärs ist die Position Kap. 2 Tit. 4 im Namen des Bundesrats zurückgezogen. Sie steht daher auch heute nicht zur Dis⸗ fuffion. Wir werden abwarten, bis die in Aussicht gestellte Vorlage des . i . an a ju rie n , .

erichterstatter Abg. Prinz von Arenberg g ). );

daß die 6 Debatte in der Kommission hl lch in dem Ver⸗

langen gegipfelt habe, daß für die außeretatsmäßigen, im lau , . aseten wee; für die Expedition in das sũdwestafrikanische Ein ebiet der Reichskanzler ausdrücklich Indemnität

beim Reichstage nachfuchen müsse. Der Reichskanzler habe nicht gesäumt, diesem Verlangen entsprechende Erklärungen in der Kom- misston abgeben zu laffen. Wenn die Forderung Lon 14 Millionen

lediglich durch die Mehr⸗ kosten der Beschleunigzung des Baues verursacht sind, sondern zu dauernden Anlagen verwendet wurden, sind dieselben zurũc-· juerstatten. Das Verlangen, daß die Kommission überbaurt nicht in die Beratung eintreten dürfe, vielmehr zuerst das Plenum Stellung nehmen müsse, sei von der großen Mehrheit der Kommission, nachdem die Bereitwilligkeit des Kanzlers, Indemnität nachzusuchen, feststand, als unberechtigt zurückgewiesen worden.

Bei Schluß des Blattes nimmt der Abg. Bebel (Soz.)

das Wort.

Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung des auses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten und . Beilage.

Auf der Tagesordnung für die heutige (128 Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justizminister Dr. Schönstedt und der Minister für Handel und Gewerbe Möller beiwohnten, stand zunächst die Beratung des An— trags der Abgg. Stötzel 6 und Genossen; die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, sofort eine Kommission, unter Zuziehung von mindestens? Mit— gliedern des Abgeordnetenbhauses, zur Untersuchung der Arbeiterverhältnisse im Koblenbergbau einzusetzen und auf Grund der Ergebnisse einen Gesetzentwurf zur Be— , , der festgestellten Mißstände schleunigst ein⸗ zu bringen.“ ; In Verbindung damit sollte der Antrag der Abgg. Bachmann (nl,) und Genossen beraten werden: 4 die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, nach Abschluß der

vom Herrn Minister für Handel und Gewerbe bei dem Oberberg⸗ amt Dortmund angeordneten Untersuchung eine aus Stagts⸗ beamten und Sachverständigen zu bildende Kommission zur Untersuchung der Arbeiterverhältnisse im ge— samten preußischen Kohlenbergbau einzusetzen.“

Nachdem jedoch der Minister für Handel und Gewerbe Möller dazu eine längere Erklärung abgegeben und u. a. mitgeteilt hatte, daß die Staatsregierung im Begriff ftehe, eine neue Novelle zum Berggesetz auszuarbeiten, die die wesent—⸗ lichen Punkte der Beschwerden der Bergleute regeln werde, da sich herausgestellt habe, daß im Verhandlungswege nichts u erreichen sei, wurde der erste Antrag zurückgezogen, die e, , des zweiten von der heutigen Tagesordnung abgesetzt.

Alsdann setzte das Haus die zweite Beratung des Staats⸗ haushaltsetats für das Rechnungsjahr 1905 bei dem Etat der Justizverwaltung fort. (Schluß des Blattes.)

worden sind, welche nicht

Statistik und Volkswirtschaft.

= Zur Arbeiterbewegung. Zum Ausstand der Bergarbeiter im Ruhxrrevier teilt W. T. B.‘ mit, daß in der Konferenz jwischen den Kom mifsaren des Staagtsministeriums und den Ver—

tretern der vier Bergarbeiterverbände, die am Sonnabend im Oberbergamtsgebäude zu Dortmund stattfand, wie der . Dort⸗ munder Generalanzeiger“ meldet, mitgeteilt wurde, daß die Regierung sechs Untersuchungskommissionen zur Prüfung der vorgebrachten Mißstände auf den einzelnen Zechen eingesetzt babe. Von diesen Kommissionen soll jede wöchentlich mindestens drei Zechen unter⸗ fuchen. Zu dieser Untersuchung sollen drei Mitglieder der betreffenden Belegschaft zugezogen werden, außerdem auch Vertreter der betreffenden Jechenverwaltungen. Die Kommissionen sollen bereits heute, Montag, mit der Untersuchung beginnen. Als den Arbeiterführern nahegelegt wurde, daß es nunmehr ratsam erscheine, die Arbeit wieder aufsu⸗ nehmen, da die Regierung gezeigt habe, daß sie durch das Berggesetz die Forderungen der Arbeiter berücksichtige, wurde seitens der Berg⸗ arbelterführer erwidert, daß hierzu vorläufig wegen der schroffen Stellungnahme des Bergbaulichen Vereins noch kein Anlaß vorliege.

Auf Eharleroi wird dem W. T. B.“ telegraphiert. daß gestern Delegierte des Komitees der Vereinigung der Berg⸗ arbeiter im Becken von Charleroi eine Sitzung abhielten, in der sie sich dahin aussprachen, daß man gegenwärtig nicht einen Aus⸗ stand beschließen dürfe; im Gegenteil müse man die Bergleute auf⸗ fordern, bei der Arbelt zu bleiben. Das Nationalkomitee wird heute einen endgültigen Beschluß fassen.

Kunst und Wissenschaft.

In die unteren Räume der Kunstbandlung von Keller und Reiner ist jetzt Lesser Uri mit einer großen Zahl von Bildern eingezogen, die einen Ueberblick über sein Schaffen gewähren. Der größte und zugleich auch der bessere Teil sind Landschaften. Zwar wird manchmal die koloristische Effekthascherei banal und ge schmacklos, aber es finden sich doch wieder so zarte und feine Stimmungen, und namentlich in den früheren Bildern zeigt sich ein so gesundes Können, daß, wenn der Künstler erst aus dieser seiner jetzigen überpathetischen Periode sich herausgerettet haben wird, viel Gutes noch in Aussicht steht. In den figürlichen Bil dern ist aller⸗ dings diefelbe Kulissenreißerei wie früher: dieser Vorstadtmime, der sich als mit der mage n, grollender Mensch gebärdet, dieser Jeremias und Moses sind gleich unerträglich.

In den oberen Räumen fi die Resultate der Konkurrenz zur Erlangung eines Plakats für Volksbäder zur Schau gestellt. Ein äußerst betrübendes Ergebnis war der Erfolg des Ausschreibens, das eines der dankbarsten Probleme, den Künstlern stellte. Welche neue Motive hätten sich für einen geschickten Aktzeichner ergeben, wenn er den scheinbar profanen, aber künstlexisch unendlich dankbaren Ver= wurf ausgenutzt hätte, der sich ungesucht bei den Druckbädern ergibt, wenn der . das Reagieren des Körpers auf den kalten oder warmen Bruck beobachtet! Aber zur Wiedergabe solcher nicht in der Aktstudie vorkommenden Stellungen bedars es eines Rodin und nicht dieser harmlosen Vignettenzeichner, als welche die Mehrzahl der anonymen Einsender sich erkennbar macht. Auch der erste Preis (F. Burger) ist im Grunde nur eine akademische Äktfigur, der der Künstler ein Thermometer in die Hand gedrückt hat. Sb die große Erfindungsarmut, die sich hier zeigt, nicht mit einer Errungenschaft zusammenhängt, auf die die modernen und modernsten Künstler so stolj sind, mit der Abkehr vom Gegenständlichen, mit dem Verzicht auf das, was frühere Zeiten als Erfindung rühmten? Namentlich was letztere anlangt, sel Freunden einer heiteren Laune der Befuch der Ausstellung angeraten, die aber in rein technischer Beziehung den 36 der Jahresübersicht einer schlecht geleiteten

eichenschule macht. 234 4. Caffierer zeigt im Vorraum einige Bilder von E. Gordigiani, wohl einem der vielen Monetschũler, die um keinen Deut intereffanter sind als die Achenbachschüler, beide arbeiten nach gangbaren Rezepten. Ernst Op plers gediegenes, mitunter etwas feminines Können zeigt sich in einer Anzahl Porträts, Landschaften und Stilleben. Erftete sind wohl die bestgelungenen Werke, es liegt etwas Lyrisches darin, eine Note, die dem ganzen Bild gefäbrlich wird, wenn daK malerische Können nicht ausreicht. Ein Hang zur Dunkel- malerel macht sich immer mehr bemerkbar. Mit über dreißig Land⸗ schaften ist Walter Leistikow erschienen. Was er uns vom Grunewald erzählt, ist ja n nicht neu. Aber er war der erste, der feine Schönheiten entdeckte, und ihm steht es wobl zu, ihn immer und immer wieder zu . Meraner Landschaften und Bilder

ur Beschleunigung des Baue der Otavibahn bis Omaruru bewilligt n . sei, * h doch die Kommission auch hier den Zusatz

äüton tar? porräcte, ergriff von einer sudäöstlich van dieser Ort⸗· e mein, ian enn Besitz. Schließlich besetzte eine

beschlossen: Soweit aus dieser Summe Ausgaben bestritten

us dem Thüringer Wald gesellen sich zu diesen märkischen Land. fta und fast überall tritt das seltene Können des Malers, die

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