Schiedsgerichtsverträge müsse Frankreich stark bleiben wie seine Nach= barn, und erwähnte dann die süngsten Reden Giolittis, Balfours und Roofevelts. Durch die zweijährige Dienstzeit werde man eine aktive Armee von 540 000 Mann schaffen. Sodann trat er für die Ver⸗ mehrung der Zabl der Unteroffiziere ein, die kapituliert hätten. Es sei möglich, aus einem Manne einen tüchtigen Soldaten innerhalb zweier Jahre zu machen; das habe auch der preußische Kriegs⸗ minister anerkannt. Schließlich verlangte er die Ablehnung der von der Kammer beantragten Abänderungen, betreffend die Dauer der Uebungszeit und die Rekrutierung der Reserveoffiziere. Mezisres glaubte, daß der Entwurf die Armee nicht stärker machen werde; er verlangte, daß man, um seine Besorgnis zu beschwichtigen, den obersten Kriegsrat befrage. Vicomte de Montfort unterstützte die Se- merkungen Mezlères. Der Admiral de Cuverville tadelte den Entwurf, weil er die Tasten des Landes vermehren und die Armee schwächen werde.
Die sozialistische Gruppe der Deputiertenkammer wird heute eine Sitzung abhalten, um endgültig über die Frage zu entscheiden, ob ihre Vertreter an den Versammlungen der republikanischen Gruppen teilnehmen sollen.
In der gestrigen Vormittagesitzung der Enquetekomission über den Zwischenfall in der Nordsee sagte der Kapitän des schwedischen Schiffes Aldebaran', Jon sson, aus, er habe an Steuer bordfeite, etwa 8 Meilen nach vorn, ein Licht wahrgenommen bei weiterer Annäherung habe er festgestellt, daß dieses Licht von einem Scheinwerfer herrühre, und habe alsbald Kanonenfeuer gebört, obne zu wissen, wohin das Feuer gerichtet worden sei. Das betreffende Schiff habe, näher kommend, feinen Scheinwerfer auf den ‚Aldebaran“ gerichtet. Etwa 20 Minuten später habe er von dem Kartenbaus aus wiederum Geschützfeuer vernommen und sei daraufhin auf die Kommandobrücke etreten. Nun seien zahlreiche Geschosse um das Schiff herum ge⸗ allen, sodaß die Matrosen und Offiziere des ‚Aldebaran' sich hätten bücken müssen, um nicht getroffen zu werden, und in dem Kartenhaus Zuflucht gesucht hätten. Der ‚Aldebaran' sei an der Backbordseite don einer Kugel getroffen worden, das Schießen habe etwa 15 Minuten gedauert. Die Scheinwerfer hätten es ihm unmöglich gemacht, die Vor⸗ gänge auf dem unbekannten Schiffe zu erkennen. Als die Kanonade aufgehört habe, seien die Scheinwerfer erloschen. Da der ‚Aldebaran“ keine Havarie erlitten, habe er seinen Lauf fortgesetzt. Wegen der herrschenden Dunkelbeit babe er die von dem Kriegsschiffe ein⸗ geschlagene Fahrtrichtung nicht wahrnehmen können. Der russische
Botschaftẽrat Nekendorff sagte: Da die Tatsachen, von denen Kapitän Jonsson berichte, sich außerbalb der Ge wässer zugetragen hätten, in denen die Fischerboote sich befunden, so hätten sie keinen Bejug auf den Gegenstand,
der die Kommission beschäftige. Er werde keine Frage an den Zeugen richten und keinen Kommentar zu seinen Angaben machen, behalte sich aber die erforderlichen Erklärungen vor. Das englische Mitglied der Kom ˖ mission O' Beirne setzte auzeinander, warum er Jonsson als Zeugen habe vernebmen lassen. Er vermute, daß das Torpedoboot, das nach der russischen Erklärung das russische Kriegsschiff Kamtschatka“ angegriffen babe, der Aldebaran“ gewesen sei. Die „Kam
Gestern abend fand eine von Sozialisten einberufene Versammlung in dem Hause der Avenue de la République Nr. 13 statt, in der gegen die Ereignisse in St. Peters—⸗ burg protestiert wurde. Rubanowitsch sprach über die Lage der russischen Proletarier. Jaureès legte istorisch die soziale Entwickelung in Rußland dar. Pressenss emerkte, die Ereignisse in Rußland drängten darauf hin, daß dort demnächst die soziale Demokratie ans Ruder kommen werde. Die Versammlung nahm eine Resolution an, in der der Sympathie mit dem russischen Volke und dem Unwillen über die Vorgänge vom 22. Januar lebhafter Ausdruck gegeben wurde. An der Versammlung nahmen etwa 6000 Personen teil. Als die Teilnehmer der Versammlung die Sitzung verlassen hatten, wurde gegen das Haus eine Bombe geschleudert, die mitten unter eine Gruppe Polizisten und republikanische Garden fiel. Durch die Explosion wurden vier Personen, darunter zwei Munizipalgardisten ziemlich erheblich verwundet. In der im Erdgeschoß des Neben⸗ hauses gelegenen Wirtschaft richtete die Explosion großen
Schaden an. Sämtliche Spiegel und Fensterscheiben wurden ertrümmert. Die Polizei nahm gegen 2 Uhr in einer
leinen Kaffeeschänke in der Avenue de la République, die als Versammlungsort der Anarchisten gilt, mehrere Ver⸗ haftungen vor. Unter den Verhafteten befinden sich ein den Behörden seit langer Zeit bekannter Anarchist namens af gen h ferner ein Angestellter der Zementfabrik namens
ailly und der Student der Rechte Chevalier, der eine kleine Brandwunde an der Hand hat. Die Verhafteten leugneten entschieden, irgend welchen Anteil an dem Anschlag gehabt zu haben. Gegen 3 Uhr früh wurde der Sekretär des Arbeiter⸗ verbandes für die Nahrungsmittelbranche Autourville als verdächtig in Haft genommen.
Um 2A Ühr in der letzten Nacht entdeckten Polizisten in dem vom Prinzen Tru betzkoi, einem der russischen Botschafts— sekretäre, bewohnten Hotel Long ein Gefäß von brauner Farbe, aus dem eine Röhre herausragte, die eine brennende Lunte enthielt. Die Polizisten löschten die Lunte und benachrichtigen den Polizeikommissar. Die Bombe war klein und mit Glas gefüllt. Sie hatte die Form einer Flasche und zwei Röhren, von denen die eine von Metall, die andere von Glas war und eine Säure enthielt. Die Bombe war sehr mangelhaft konstruiert; man ist der Meinung, daß sie keinen großen Schaden hätte anrichten können. Die Polizei vermutet, daß die Bombe von irgend einem exaltierten russischen Flüchtling hingelegt worden sel, der das Hotel Long für seinen Anschlag ausgewählt habe, weil das Gebäude der russischen Botschaft zu sorgfältig bewacht werde.
Rußland.
Ueber die Lage in den größeren Städten Rußlands liegen heute folgende Mitteilungen des W. T. B.“ vor:
In St. Petersburg haben gestern die Arbeiter der Newsty⸗Maschinenfabrik, der Jutemanufaktur Lebedew, der
Sampsonjew⸗Manufaktur, der Fabrik James Beck und der Mechanischen Schuhfabrik die Arbeit aufgenommen. Auf den Putilowwerken arbeiten mehr als die Hälfte der An⸗ gestellten, in kleineren Werkstätten über drei Viertel. In der Fabrik von Nikolksi nahmen 1000 Mann die Arbeit wieder auf, legten sie jedoch bald wieder nieder. Es sind noch 20060 Arbeiter von Privatfabriken ausständig. In der Petersburger Waggonfabrik haben die Arbeiter die Arbeit gestern eine Stunde fruͤher, als ihnen vorgeschrieben war, eingestellt und erklärt, sie wurden heute eine Stunde später beginnen und eine Stunde früher aufhören.
In Moskau ist die Arbeit überall wieder auf—
genommen worden, ausgenommen in den Fabriken Bromley und Prokhoroff. Im allgemeinen haben die Fabriken Zu⸗ geständnisse gemacht. — Am Sonnabend hat eine Versamm—⸗ lung von 506 Studierenden der Ackerbauakademie statt— gefunden, um Kundgebungen für Sonntag vorzubereiten. Aber die zur Aufrechterhaltung der Ordnung getroffenen Maß⸗ nahmen verhinderten die Kundgebungen, zumal Schneefall sich einstellte. Mehrere Gruppen wurden durch die Polizei erstreut. ; In allen Mühlen und in einigen Fabriken von Saratow ist die Arbeit wieder aufgenommen; die Pferdebahn verkehrt wieder. Vermutlich werden die Eisenbahnarbeiter heute oder morgen wieder anfangen zu arbeiten.
Der Verkehr in Warschau ist vollständig eingestellt. Sämtliche Restaurants und Cafés sowie die Läden sind ge⸗ schlossen. In vielen Läden, Instituten und Bureaus sind die Fenster eingeschlagen. Die Zahl der Opfer bei den vorgestrigen Unruhen ist nicht genau bekannt; man schätzt sie auf 160 Tote bezw. Verwundete.
Durch Anordnung des Generalgouverneurs von Warschau sind das Gouvernement Lodz und das Gouvernement Petrokow unter verstärkten Schutz gestel lt worden. Die Regierungsgebäude und die großen Fabriken werden militärisch bewacht; die elektrischen Leitungen sind zerstört.
In Mitau dauert der Ausstand fort. Von der Garnison ist eine Kompagnie nach Windau geschickt worden. Bei den in Mitau vorgekommenen Unruhen wurde ein Polizeibeamter verwundet. Die Truppen haben von der Waffe noch keinen Gebrauch gemacht. Von Wilna wird ein Bataillon In⸗ fanterie und eine Batterie nach Libau geschickt werden.
Die Arbeit ist in Libau in einigen Fabrilen wieder auf⸗ genommen worden; ernstliche Ruhestörungen haben sich nicht ereignet.
Infolge des Streiks der Arbeiter ist in Windau die Beladung und Löschung der Dampfschiffe eingestellt worden. Bisher sind keine Ruhestörungen vorgekommen, obgleich die Ar⸗ beiter einen Umzug durch die Stadt hielten.
Die Arbeiter der Flachsmanufaktur in Nar wa sind gestern in den Ausstand getreten.
Das Hofgericht in Abo hat dem Senat einen Bericht überreicht, nach dem der Gouverneur von Nyland, General⸗ major Kaigorod ow wegen Uebertretung der Amtsgewalt vor Gericht gestellt werden solle. Ein ähnlicher Bericht liegt dem Senat vom Wiborger Hofgericht gegen den Gou— verneur von Wiborg, Staatsrat Mjasojedow vor.
Italien.
In Beantwortung der Infragen Bentinis und neun anderer sozialistischer Deputil en über das Verbot der Volkekund⸗ gebung, die in Rom organistert war, um gegen die Ereignisse in St. Petersburg zu protestieren und die Sympathie mit dem russischen Volke auszudrucken, erklärke, dem W. T. Be“ zufolge, in der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer der Unterstaatssekretär im Mini⸗ sterlum des Innem di San? Onofrio, Gründe des internationalen An⸗ stands gegen eine Regierung, mit der Italien durch freundschaftliche Beziehungen verbunden sei, und Gründe der öffentlichen Ordnun rechlfertigten das Verbot, das nicht allein gesetmäßig, sondern oe. durch die Unordnungen geboten gewesen sei, die sich vorgestern infolge der Beteiligung gefäbrlicher Elemente ereignet hätten. Diese Unordnüngen seien lediglich infolge des taktvollen Verbaltens der Polizeibeamten nicht in schwere Rubestõrungen ausgeartet. Wenn schwerere Unruhen sich ereignet hätten, würde die Verantwortung dafür auf die Veranstalter fallen. Der Unterstaatssekretãr fügte hinzu, zwei Polizeibeamte seien verwundet, zehn leichter verletzt worden. Er glaube, dies genüge, um zu zeigen, welche schlechten Elemente unter den Manifestanten gewesen seien.
Der Deputierte Scipion Borghese hat die Mit—⸗ glieder der Deputiertenkammer aufgefordert, eine Re⸗ folution zu unterzeichnen, in der der Wunsch ausgesprochen wird, der Menschheit möge die schmerzliche Unbill erspart bleiben, daß Gorki und seine Genossen zum Tode verurteilt würden. Die Resolution, die bereits von sechzig Deputierten unterzeichnet ist, soll der Regierung zur Mitteilung an die russische Regierung, oder wenn der Minister des Aeußern sie zurückweise, der russischen Botschaft direkt übermittelt werden.
Derbien.
Wie das Wiener „Telegr⸗Korr⸗Bur.“ aus Belgrad meldet, hat die Regierung in einer Bekanntmachung erklärt, sie besitze nicht anzuzweifelnde Versicherungen, daß die an der Tat vom 11. Juni 1903 beteiligten Offiziere zu der von dem früheren Chef der Preßverwaltung Balugdschitsch ins
Werk gesetzten Kampagne gegen die Regierung in keiner Beziehung ständen, daß diese Offiziere die Kampagne
sogar verurteilten, weil sie das Vertrauen in die konstitutionelle Ordnung untergrabe und auf die großen durch die Tat vom 11. Juni erworbenen Errungenschaften einen Schatten werfe. Die Offiziere hätten sich bisher weder in politische Fragen, noch in die Verwaltung des Landes eingemischt und würden dies auch in Zukunft nicht tun. Indem sie ihr Leben für die Rettung Serbiens vor der Anarchie und dem Unter— gange eingesetzt, hätten sie ein von ganz Serbien gebilligtes Werk vollbracht. Sie hätten nach der Tat die Verwaltung des Landes einer aus allen Parteien gebildeten Regierung übergeben und sich seither in keine Staataangelegenheiten ein⸗ gemischt. Dänemark.
In der gestrigen Sitzung des Folkething wurden, wie „W. T. B. erfährt, bei der Wahl des Präsidenten 96 Stimmen abgegeben, von denen 61 auf den bisherigen Prãsidenten Trier fielen, während 35 Zettel unbeschrieben waren. Trier er⸗ klärte, daß er, da die Lage sich nicht verändert habe, seitdem er das Folkeihing gebeten habe, ihm den Posten des Präsidenten abzunehmen, es ablehne, die Wahl anzunehmen, und setzte sodann die Wahl des Präsidenten auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung.
Amerika. Der Präsident Roosevelt hat, wie das Reutersche
Bureau“ erfahrt, dem Kongreß eine Botschaft üͤbersandt, in
der er sagt, daß seit dem Jahre 1886 keine Statistik über Ehescheidungen aufgestellt worden sei. Die An— sicht sei weit verbreitet, daß die Ehescheidungsgesetze zu lax seien und in einzelnen Staaten mangelhaft gehandhabt wurden, worunter die Achtung vor der Heiligkeit der Ehe leide. Er hoffe, daß die verschiedenen Staaten gleichmäßig am Ausbau der Gesetzgebung über die Ehescheidung tätig sein würden, um den Schutz des Familienlebens zu sichern. Eine derartige Gesetzgebung werde durch eine zuverlässige Statistik gefördert werden.
Bei einer Besichtigung der Marineakademie sagte gestern der Präsident Roosevelt, keine Nation sei so frei von der Gefahr des Militarismus, wie die amerikanische. Jeder Friedensfreund werde herzlich wünschen, daß die dem Senat vorliegenden Schiedsgerichts verträge Gesetz würden. Amerika wünsche den Frieden nicht aus Furcht vor dem Kriege, sondern weil das amerikanische Volk die unveränderlichen Gesetze der Gerechtigkeit liebe. Der Präsident machte dann die Schüler darauf aufmerksam, daß es ihre Pflicht sei, gut schießen zu lernen; in den modernen Kämpfen zur See seien die Besiegten nicht aus Mangel an Mut, sondern aus Mangel an Vorbereitungen oder aus Mangel an Verteidigungsmaß— regeln unterlegen.
Die chilenische Regierung beabsichtigt, dem G T B . im Parlament verschiedene Maß nahmen durchzuführen. Der Finanzminister wird seine
Tätigkeit hauptsächlich auf die Um wandlung der aus— wärtigen Schuld und die Verbesserung des Zoll⸗ dienstes richten, während der Minister des Aeußern die Frage der Einwanderung behandeln wird; er schlägt vor, solchen Kolonisten, die Kapital besitzen, Ländereien in den landwirtschaftlichen Distrikten anzuweisen.
Asien.
Der General Kuropatkin hat, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, unter dem 29. d. M. gemeldet:
Am 28. Januar um 7 Uhr Abends griffen die Japaner au beiden Seiten der Eisenbahn an; nach einer Stunde wurden sie . Artillerie, und Gewebrfeuer zum Rückzug genötigt. Auf unserer Seite wurden drei Soldaten getötet, drei Offiziere und 32 Mann ver wundet. Zur gleichen Zeit rückte der Feind auf der Mandarinen. straße gegen San di oza vor, stellte das Vorgeben aber später ein. Um 5z Uhr Abends an demselben Tage wurde der Angriff auf Santaitze und Labatav östlich von Sandeyas eröffnet. Nach vorbereitendem Artilleriefeuer wurde Santaitze vollständig, Labatay jur Hälfte ein
enommen. Unsere Verluste waren unbedeutend, die Haltung der Truppen ausgezeichnet. In der Dämmerung zogen sich unsere Ab. teilungen, nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatten, nach Ch ouandi zu rück. Die Jaxaner verfolgten uns nicht. Am 27. Januar stieß auf feindliche In⸗
eine unserer Kolonnen bei Kbeigoutay ar fanterie, von der sie beschossen wurde. Die Japaner zogen sich in fluchtartigem Rückjuge nach Südwesten zurück. Wir
verfolgten sie und zwangen sie, sich aus einigen Dörfern zu⸗ rũckjusehen. Unsere Kolonne näherte sich dann Landugon, das von einer Abteilung Japaner mit Artillerie besetzt war. In dem Kampfe, der sich entwickelte, griffen die Japaner eine unserer Batterien unter dem Feuer der Artillerie an. Ein Kavallerieregiment griff die Japaner an und jog die Aufmerksamkeit des feindlichen Artillerie und Infanteriefeuers auf sich; wir erhielten Verstärkung und zogen uns darauf zurück.
Ein Telegramm des Generals Grippenberg an den Kaiser vom 29. d. M sagt:
Teile der zweiten Mandschureiarmee ergriffen am 25. Januar egen den linken Flügel des Feindes die Offensive, nahmen die be⸗ sestigten Dörfer Hudsigoutse, Tichita itze, Nam vkey,. Kbailotoja und Kboanagantan; um 11 Uhr Abends, nach einem blutigen Kampf, wurde Kheigoutai in Besitz genommen. Am 29. Januar besetzten wir Santaitze und Labatav; es gelang uns aber nicht, Landepas ju nehmen, da die Japaner, teilweise verstärkt, die Offensive ergriffen. Auf der ganzen Front zwischen Kbeigoutay und Sandepu dauerte der Kampf zwei volle Tage. Alle Angriffe wurden durch die Truppen zurückgeschlagen. Die Tapferkeit ist über jedes Lob erhaben. Die Generale Mischtschenko und Kondratrowitsch sind leicht ver= wundet, die Haltung der Truppen ist ausgezeichnet.
Der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ wird aus Sachetun vom 2. d. M. gemeldet:
Der Angriff der Japaner bei Landugou wurde zurũck⸗ geschlagen, doch wurde die Kayallerieattacke des Dagestan, regiments, das gegen eine japanische Batterie vorgegangen war, durch feindlich Schrapnell⸗ und Gewebrfeuer jum Stehen gebracht. Die Verluste auf russischer Seite in der Zeit vom 25. bis 28. Januat ketrügen 10 000 Mann, dies sei nur ein geringer Teil der an den Kämpfen beteiligten Truppen. Die Verluste der Japaner seien sebt roß; mehr als 500 Japaner seien gefangen genommen worden.
Die japanische Gesandtschaft in London ver— öffentlicht die Antwort der japanischen Regierung auf die jüngste Mitteilung Rußlands an die Mächte, beireffend die Neutralität Chinas. Es heißt darin, es sei nicht die Pflicht der japanischen Regierung, China gegen die Beschuldigungen Rußlands zu verteidigen. Da aber die Beschuldigungen die Loyalität Japans seinen Verpflichtungen gegenüber in Frage zögen, so sehe sich die japanische Regierüng genötigt, sie zurückzuweisen. Das Com⸗ muniqué weist die Beschuldigungen sodann einzeln zurück und führt einige erheblichete Fälle der Verletzung der Neutralität Chinas seitens Rußlands an.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die gk ien Sitzungen det Reichstags und des Fanlet der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (130. Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr don Stengel beiwohnte, wurde die Spezialberatung des zweiten Rachtragsetats zum Stat für die Schutzgebiete jar 1904 ,. Ausgaben für das südwe stafrikanische Schutz gebiet) fortgesetzt. .
hig Summe von 3 o31 0090 S für Ausgaben infolge Verstärkung der Schutztruppe zur Unterwerfung des Ein⸗ geborenenaufstandes ist gestern bereits bewilligt worden. Die dritte Rate von 114 Millionen zur Wie der ersteilung der Eisenbahn Swakepmund — Wind: 4 ufw. wird ohne Debatte, bewilligt. Zar eschleunigung des Baues der Otavi-Bahn bis Omarurn sind 135. Millionen angefordert. Die Kommission hat die Bewilligung empfohlen, aber gleichzeitig folgenden Zusaß zum Dispositiv vorgeschlagen: Soweit aus dieser Summe Ausgaben bestritten worden sind welche nicht lediglich Kurch die Mehrkosten der Beschleunigung * Baues verursacht sind, sondern zu dauernden Anlagen verrer wurden, sind dieselben zurũ ckjueistatten.“ ; 96
Der Berichterftatter Abg. Prinz von Arenberg 4
rekapsfuliert die Kommissionsberhandlungen über diese Positisn.
Abg. Dr. A rendt (Reichẽwp.): Wenn das Geld noch nicht ver⸗ ausgabt wäre, würde ich wahrscheinlich zur Ablehnung der Forderung gelangen müssen, weil ich der Ueberzeugung bin, daß im Vertrage mit der Firma Koppel die Interessen des Reichs nicht genügend gewahrt 6j und der Vertrag den beabsichtigten Zweck nicht erreichen
ilft Da es sich aber um bereits verausgabtes Geld handelt und wir Indemnität bewilligen wollen, so kann ich nicht zur Ablehnung gelangen; ich kann aber auch nicht zugestehen, daß eine besondere Not⸗ lage die Stipulation gutheißt. Der General von Trotha hat aller⸗ dings im Juli 1204 telegrapbiert, daß die Herstellung der Otavibahn mindenstens bis Omarurn möglichst bis November sichergestellt werden sollte Heute stehen wir vor dem J. Februar, die Fertigstellung ist für Mai in Aussicht genommen, also das Ziel des Vertrages, die Fertigstellung bis Ende Dezember nicht erreicht. Denn im Juli 1904 konnte man nicht sicher voraussetzen. daß im Sommer 1905 noch ein militärisches Interesfe an diesem Bahnbau vorliegen würde. Daß die Fertigstellung nicht rechtzeitig erfolgte, daran sind die Stipulatlonen schuld, die lediglich die Interessen der Firma Koppel sichern. Ehe ich den Vertrag kannte, hatte ich angenommen, daß die Bestimmurg, nach der eine Konventionsstrafe von 2500 S für jeden Tag Verspätung seitens der Firma verwirkt sein sollte, wenigstens ein kleiner Ersatz sein würde; jetzt zeigt es sich, daß auch diese Bestimmung nur zu Gunssen der Firma stipuliert ist, weil jeder Heiter Schadenersatzanspruch gleichzeitig ausgeschlossen ist. Die Bedingungen sind im übrigen aber so formuliert, daß eine wirk⸗ liche Strafzahlung nicht eintritt, auch wenn die Bahn noch so spät fertig wird. Ich muß also mein Bedauern über den Vertrag wieder⸗ holen, wie auch darüber, daß er die Billigung des Kolonialamts gefunden hat. Die hier verausgabten Summen sind vollkommen nutzlos e segeben daß der Bau an sich für die Verprovigntierung des Nach— schubes an Truppen unerläßlich ist, dieser Erkenntnis verschließe ich mich keineswegs. Ich bedauere ferner, daß nicht wenigstens diese Gelegenheit benutzt worden ist, um nach allen gemachten Erfahrungen die Frage der Spurweite wenigstens einigermaßen ge— nügend zu regeln. Hätte man 1 m Spurweite und nicht die Schmal. spur genommen so würde bedeutend zu sparen gewesen sein und die Be⸗ wältigung des Aufstandes wäre bedeutend erleichtert worden. Müssen doch noch Haupttruxpen neben der Bahn zu Pferde von Swakopmund ins Innere befördert werden. Der Einwand, daß das Kolonialamt auf die Otavibahngesellschaft in dieser Beziehung keinen Einfluß habe, kann nicht stichbalten; in der Konzession ist die Meterspur vor— eseben, daran konnte auch bei sonstigen Vertragsmodifikationen das olonialamt festhalten. Der von der Kommission beschlossene Zusatz 5 mir nicht angemessen, weil er praktisch ganz unausführbar st. Das Zentrum hatte in der Kommission zuerst eine sehr scharfe Sprache gegen den Vertrag geführt und ihn sogar für rechts- ungültig erklärt; über Nacht trat eine Erleuchtung ein, und man lenkte ein. Der Eassue der uns jetzt vorliegt, ist noch aus der feindlichen Zeit stehen geblieben; man hat ihn wohl stehen lassen, weil man sich überzeugt hat, daß er keinen Schaden anrichten kann. Wie soll nun aber festgestellt werden, was Mehrkosten sind zur Be— schleunigung des Baues und was nicht? Wie soll festgestellt werden, welches Interesse die Firma Koppel daran hatte? Solche Aufgaben sollten wir dem Rechnungshof nicht stellen, an deren Lösung er . nicht herantreten kann. Nimmt man die Indemnität an, so ann man auf solche unzulänglichen Handhaben zur Einrenkung des . des Hauses verzichten. Ich bitt: daher, den Zusatz ab—˖ zulehnen. Bei Schluß des Blattes nimmt der Direktor der Kolonial— abteilung des Auswärtigen Amts Dr. Stuebel das Wort.
— Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (129. Sitzung, welcher der Justizminister ae , nn 9 wohnte, die zweite Beratung des Staatshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1905 im Etat der Justiz—⸗ verwaltung und zwar im Kapitel der Landgerichte und Amtsgerichte bei den Besoldungen der Landrichter und der Amtsrichter fort.
Abg. Krause. Dawillen (kons) erklärt sich gegen die Bildung größerer Amtsgerichte auf dem platten Lande, durch welche dessen Bewohnern die Rechtspflege erschwert werde, da besondere Gerichtstage, angesetzt würden und die Rechtsuchenden weite Wege zurücklegen müßten. Die Amtsrichter müßten auf dem Lande längere Zeit festgehalten werden, um in der Bevölkerung praktische Erfahrungen sammeln und praltische Rechtsprechung üben zu können. Ferner bittet der Redner um die Errichtung eines Amts—⸗ gerichtc in Dawillen und bemängelt die Höbe der Gerichtskosten, unter denen der kleine Mann schwer zu leiden habe.
Justizminister Dr. Schönstedt; Ein Antrag von Dawillen ist uns bisher nicht zugegangen, sodaß wir noch gar nicht in der Lage ge— wesen sind, die Frage zu prüfen. Die Notwendigkeit der Errichtung neuer Amtsgerichte wird von al zu Fall erwogen. Wir stehen ins— besondere dem Wunsch nach Errichtung einstelliger Amtsgerichte wohlwollend gegenüber. Ich möchte aber darauf hinweisen, daß in einz⸗lnen Orten die Einrichtung solcher Amtsgerichte seine Schwierigkeiten hat. Wir tun jedoch alles, was möglich ist, um der Bevölkerung entgegenzukommen; denn wir verkennen nicht, daß es sehr erwünscht ist, daß der Richter in nähere Beziehungen zu den Ein— gesessenen tritt und deren Anschauungen kennen lernt.
Bei den Besoldungen der Staatsanwälte empfiehlt
Abg. Schiffer (nl) eine Entlastung der staatsanwaltschaftlichen Beamten vom Schreibwerk durch Uebertragung von Arbeiten an die Bureauheamten.
Justizminister Dr. Schönstedt erwidert, daß über diese Frage bereits Erwägungen schwebten. Allerdings kämen hier nicht nur rein mechanische Arbeiten in Betracht, aber hoffentlich werde doch ein Weg zur Erleichterung der Staatsanwälte gefunden werden.
Bei den Besoldungen der Amtsanwälte bittet
Abg. Krau se⸗ Waldenburg (fr. kons.), die Kosten der Stell— vertretung der Amtsanwälte auf die Staatskasse zu übernehmen.
Reglerungskommissar, Geheimer Oberjustizrat Fritze: Ein Teil der Amisanwälte ist etatsmäßig angestellt und hat die Vorteile etats— mäßiger Beamten. Der andere Teil, den der Vorredner im Auge hat, erhält eine Remuneration, und diese hat nicht den Charakter einer. Vergütung für die persönliche. Tätigkeit, sondern für die Gesamtkosten des Amtsanwalis einschließlich der Bureaukosten, also auch der Stellvertretungskosten. Nur einige Amtsanwälte, die besonderz stark beschäftigt sind, werden ebenso behandelt wie staͤndige
iätare. 56 die übrigen, die nur nebenamtlich tätig sind und nur etwa eine halbe Stunde täglich in Anspruch genommen werden, von den Grundfätzen der Remuneration abzuweichen. würde Schwierig- leiten machen. In einigen Fällen sind aber die Stellvertretungskosten ihnen hilligerwesse erfetzt worden.
Abg. Kir sch (Zentr,) bemängelt eine Verfügung des Landgerichts« präsidenken in Trser, durch welche die Grundbu gte ezwungen würden, eigenhändig stundenlang Eintragungen in die Grundbuch= kel vorzunehmen. In der Rheinprovinz komme es fg vor, aß kleine, wertlose Parzellen eingetragen werden. Eine solche Arbeit ei sehr zeitraubend und widerspreche dem Grundsatze, daß Richter dom Schreibwerk möglichst zu enktlasten . . Geheimer Oberjustizrat Fritze: Eine solche Verfügung ist ung nicht bekannt, sie warde auch nicht den Intensionen des Justizministergz entsprechen. Ber Fall wird geprüft und das Geeignete veranlaßt werden, um die Grundbuchrichter zu entlasten. Die Verfügungen hat F Grundbuchrichter allerbingg eigenhändig zu entwerfen, aber es ist . t nötig, daß er jede Eintragung mit elgener Hand in die Grund uchtabellen bewirkt. —
Bei den Ausgaben . die Fuß aneh eff ff bittet ; Abg. Freiherr von Willisen (kons), bei den Lieserungsverträgen nicht nur einige große Firmen zu bedenken, sondern auch den mittleren
und kleinen Gewerbetreibenden Aufträge zu geben. Es sei von großer sozialpolitischer Bedeutung, auch den kleinen Leuten * . 38 Staatslieferungen zugänglich zu machen.
Geheimer Oberjustizrat Fritze: Die Juftizverwaltung ist mit diesen Ausführungen durchaus einderstanden. Fur sie gelten keine besonderen Vorschriften, sondern die allgemeinen Vorschriften für die ganze Staatsverwaltung. Die Ausschreibungen sollen danach so erfolgen, daß auch die kleinen Gewerbetreibenden sich beteiligen können. Das finder natürlich seine Grenze darin, ob besonders die kleinen Lieferanten zu demselben billigen Preise liefern können. Es muß in jedem einzelnen Falle der richtige Ausgleich gefunden werden.
Abg. Pallas ke (kon) wünscht, daß die Gerichte mehr als bisher mit telephonischen Anschlüssen versehen werden.
Justizminister Dr. Schönstedt: Daß die Einrichtung von Telephonanschlüssen bei den Gerichten nützlich ist, daran ist kein Zweifel. Die Verwaltung steht dieser Einrichtung wohlwollend gegenüber. Die betreffenden Anschlußgesuche bedürfen der Ge— nehmigung des Oberlandesgerichts. Es sind mir Klagen nicht be— ö daß solche Gesuche nicht berücksichtigt worden seien.
bg. Dr. Becker (Zentr.) unterstützt den Wunsch des telepho— nischen Anschlusses sämtlicher Amtègerichte. Für die Feuersicherheit der Gerichtsgebäude müsse besondere Vorsorge getroffen werden.
Abg. Peltasohn (fr. Vgg.) äußert sich in ähnlichem Sinne.
(Schluß des Blattes.)
Statistik und Volkswirtschaft.
Eisenbahnen in , . msten Provinzen Ende ã rz .
Nach dem beiden Häusern des Landtags unterbreiteten „Bericht über die Ergebnisse des Betriebes der vereinigten preußischen 9 hessischen Staatseisenbahnen im Rechnungsjahre 1903 betrug die Bahnlänge der dem öffentlichen Verkehr dienenden voll spurigen Staatzeisenbahnen in der Betriebsgemeinschaft Ende März 1904 33 262,52 km, obne die i. J. 1903 vom preußischen Staate erworbenen Pribateisenbahnen (9858357 km) 32 363,55 Em, gegen 31 257, 2s km Ende Mär 1903. Die preußischen voll— spurigen Staatseisenbahnen für öffentlichen Verkehr in der Betriebs. gemeinschaft — also ohne die von der Großherzoglichen Eisenbahn— direktion in Oldenburg verwaltete vollspurige preußische Wil helmshaven⸗Oldenburger Eisenbahn (32,8 km), ohne die dem preußischen Staate gehörenden oberschlesischen und die thüringischen Schmalspurbahnen für den öffentlichen Verkebr (184 89 Em) und ohne die nicht für den öffentlichen Verkehr bestimmten voll. und schmalspurigen Anschlußbahnen (383388 km) — hatten eine Bahnlänge von 32 021,35 (Ende März 18063 39 788,87 Em, die hessischen eine Babnlänge von 1172,39 (Ende März 1903 1138 58) km, und. 3878 km sind ba discher Besitz (Anteil an der am 1. Okteber 1992 in die preußisch⸗hessische Verwaltung übergegangenen Main-Neckar. Eisenbahn) Von den dem öffentlichen Verkebr dienenden Vollspurbahnen in der Betriebsgemeinschaft waren 20 867,5 km — S274 0 Haupteisenbahnen davon 20 050,62 Km preußischer Besitz, 1239157 km — 3zZ26 o Nebeneisenbabnen (davon 12 000,73 Km preußischer Besitz, 20 129,49 km — 60 52000 ein- gleisig (19 318,89 Km preußischer Besitz, 12 943,0 km — 8, 91 0 zweigleisig (12 543.70 Rm e g. Besttz, 50, 53 Kin — O5 o dreigleisig (6025 km preußisch) und 13387 Rm — 0420 viergleisig (ausschließlich preußischer BesitAz). Die Gesamtlänge aller Gattungen von Bahnstrecken in der Bet riebsgemeinschaft, also einschließlich der schmalspurigen Staatseisenbahnen für öffent lichen Verkehr und der voll und schmalspurigen Anschlußbahnen ohne öffentlichen Verkehr, betrug am 31. März 1904 33 842,55 Em, die Länge der preußischen Stagtseisenbahnen aller Gattungen innerhalb und außerhalb der Betriebsgemeinschaft, also auch ein⸗ schließlich der Wilbelmshaven⸗ Oldenburger . Eisenbahn, allein 32 673,45 km (281,907 km mehr als Ende März 1903).
Von der Bahnlänge der vollspurigen, dem öffentlichen Verkehr dienenden preußischen und hessischen Staatseisenbahnen in der Betriebsgemeinschaft und des übrigen preußischen Staats- besitz's für 5ffentlichen Verkehr (zusammen 33 149374 Em) entfallen auf die Provinien: Schlesien 3942,72 km (im Vergleich mit der Ende März 1903 vorhanden ge⸗ wesenen Bahnlänge 4 11,21 km), Rheinprovinz 3761,05 ( 9483) km, Brandenburg einschließlich Berlins 3170,82 C 3724) Km, Sachsen 2582537 (4 0 m, Hanngver 2643,93 (. 35 85). Em, Westfalen 2418370 CC 120 47) km, Ostpreußen 2372,42 4 285,52) Km, Po sen 2034,55 CK M m, Pommern 1922,64 (4 326,97 km, Westyreußen 1919,99 C 13821) Em, Hessen⸗Nassau 1731,11 C 2,93) Rm und Schleswig⸗Holstein 1243,50 (4 S0, 72) Km, — auf die sechs östlichen gi zu⸗ sammen 15 262, 24 Em ( 91015 m, zum größten Teil infolge des Uebergangs von Privateisenbahnen in Staatseigentum) und auf die sechs westlichen Provinzen (mit Sachsen) 14345, 66 ( 334590) km, auf das ganze Königreich Preußen 28 607,90 (H 1245,05) m, auf außerpreußische deutsche Staaten 3579,51 ( b0,67) km, darunter 114250 CK 3276) Em bessisches Eigentum, auf das Ausland (Oesterreich und die Niederlande) 12,53 ( O km.
Außerdem befanden sich in Preußen am 31. März 1804 2671,37 km der preuhßischen Staatzaufsicht unterstehende Strecken von Privat, und fremden Staatseisenbahnen (im Ver— leich mit Ende März 19063 773,50 km weniger, in⸗ folge des. Uebergang einer Reihe von Privateisenbahnen in das Eigentum des preußischen Staates). Von diesen waren 425,01 Em Haupt⸗, 191753 km vollspurige Nebeneisen bahnen und 328,83 km Schmalspurbahnen. Auf die sechs östlichen Provinzen entfallen davon 1018,25 (— 655.56) km — nur Voll— spurbahnen —, auf die sechs westlichen 1653,12 (— 118,02) km, darunter die 328,63 km Schmalspurbahnen. — Die Länge der in Preußen belegenen Kleinbahbnen endlich betrug Ende Mär 1904 6716,47 km nebenbahnähnliche Kleinbahnen und 2261,77 m Straßenbahnen, im ganjen 8981,19 km. (im Vergleich mit der Länge am Schluß des ich h? 1992.3, in dessen Statistik jedoch auch lediglich genehmigte und dem Betriebe noch nicht übergebene Strecken schon eingerechnet waren, während in der Statistik für 19034 die noch nicht betriebenen Strecken unberücksichtigt geblieben h 521,49 km). Von den Kleinbahnen entfallen auf die sechs ö5stlichen Provinzen 4751,86 (4 182,27) m, darunter 4026,79 km nebenbahnähnliche Kleinbahnen und 725,07 km Straßenbahnen, auf die westlichen , n. 4229,33 (4 339,22) km, darunter 2689,53 km nebenbahn—
hnliche Kleinbahnen und 1659, 9 km Straßenbahnen. Die meisten Kleinbahnen, auch die meisten nebenbahnähnlichen, finden ich. in den , , Pommern (1241380 Fm, darunter 1211152 Em nebenbahn- hnliche, Brandenburg, Rheinland, Sachsen, Posen und Ostpreußen (in letztgenannter Provinz 695,31 km, darunter 545,72 km , ähnliche), die wenigsten (abgesehen von Hohenzollern) in Hessen Naffau und Westpreußen. Im ganzen waren demnach am 31. März 1904 in Preußen 18 631,06 km Haupteisenbahnen, 13 182.54 km vol spurige Nebeneisenbahnen, zusammen also 31 813, 0 Km Vollspur- bahnen, ferner 465,87 km Schmalspurbahnen, 6716,42 km nebenbahnähnliche Kleinbahnen und 226477 km Straßen bahnen, somit an Eisenbahnen überhaupt 41 260, 45 Km igt Ende März 1903 4 992,96 km) für den öffentlichen Ver—⸗
3 vorhanden; das sind auf 109 qkm Fläche 11,83 ; nde März igoz IIb Km und auf 10 000 Ginwoßbner
1,50 (11,40) Km. abon entfallen auf die sechs 5stlichen Provinzen 21 032,35 (seit Ende März 1903 4 436,86) Km, d. s. 2.
joo km Fläche 10,2 (Ende Maͤrz 1803 1020) d 10009 Einwohner 12,18 63 km, auf die we sftlh?* =
20 228,11 (seit Ende März 1903 4 556, 10) km, d. s. auf 100 km Fläche 13,78 (Ende März 1993 13,40) km und ah 699 ö wohner 1087 10, (6) Em. Nicht eingerechnet sind hier die Privat⸗ anschlußgleise ohne öffentlichen Verkehr mit im ganzen 395.29 Km.
Der Beirat für Arbeiterstatistik war vom 23. bis 23 Ja— nuar im Kaiserlichen Statistischen Amt unter dem Voisitz des Präsi⸗ denten Dr. van der Borght zu einer Plengrsitzung versammelt, um 2. v. H. Auskunftspersonen aus der Fischindustrie zu vernehmen. Von den Fischindustriellen, welche frische Seefische räuchern, braten, marinieren oder sonst verarbeiten, werden Klagen darüber erhoben, daß sie mit den Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Arbeitszeit der Arbeiterinnen nicht auszukommen vermögen, weil ihnen die un̊— regelmäßige Gewinnung und die leichte Verderblichkeit der Fische keine gleichmäßige und an bestimmte Tagesstunden gebundene Beschäftigung der Arbeiterinnen gestatte. Es handelte sich darum, festzustellen, inwieweit diese Klagen begründet sind. Zu diesem Zwecke waren Auskunftspersonen — sowehl Arbeitgeber als Arbeitnehmer — aus allen Hauptylätzen der Fischindustrie der Ost. und Nordfeeküste sowie 3s einigen binnenländischen Orten geladen, welche über die besonderen Bedingungen, unter denen die Fischindustrie arbeitet, über die Arbeits. keit. der Arbeiterinnen und die Einwirkungen der beschränkenden Bestimmungen der Gewerbeordnung sowie äber die Notwendigkeit und Möglichkeit ihrer Abänderung gehört wurden. Die Sitzungen dauerten regelmäßig von 10 Uhr Morgens mit einer kurzen Unter— hrechung zu Mittag bis gegen Abend. Ueber die Ergebnisse der Vernehmungen wird demnäͤchst in einer neuen Sitzung des Beirats verhandelt werden.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Ruhrort wird dem W. T. B.“ gemeldet, daß die Hütt Phönix“ ihrer gesamten Ger ee scha ft von . . kündigte, weil es ihr nicht möglich sei, trotz großer Anstrengungen den Betrieb aufrechtzuerhalten. Die Kuͤndigung wird zurückgezogen, wenn es der Hütte gelingt, die nötige Kohlenmenge aufzutreiben.
Der seit mehreren Wochen andauernde allgemeine Ausstand der Tischler in Osnabrück ist, wie das Berl. Tageblatt“ erfährt, gestern infolge der Bewilligung eines Teils der Forderungen beendet.
Das Oberbergamt Breslau hat, nach einer von der „Voff. Ztg. wiedergegebenen Meldung der ‚Volkswacht“, der Ausstandsleitung 6. , mitgeteilt zwischen den Ausständigen
r Gräflich Magnisschen Verwaltu i
er e ö pie altung vermitteln zu wollen. 1 arleroi beschloß, dem W. T. B.“ zufolge, der Aus⸗ schuß des Landesbergarbeiterverbandes 4. abend nach mehrstündiger Sitzung, die Beschlußfassung über die Ausstandsfrage bis nãchsten Sonntag zu verschieben. (Vgl. Nr. 26 d. Bl.)
In Sofia beschlossen gestern, wie W. T. B. meldet, etwa 500 Setzer und Druckereiarbeiter in einer Versammlung, in den Ausstand zu treten; man hofft jedoch auf baldige gütliche Bei— legung des Streiks.
. Kunft und Wissenschaft.
*, E. In der Januarsitzung der Brandenburgia“, Ge⸗ sellschaft für Heimatkunde, gab der Vorsitzende, Geheime Re⸗ gierungsrat Friedel Kenntnis von einer Anzahl für die Mark Brandenburg interesanter Veroöffentlichungen der jüngsten Zeit. Darunter ist für Berlin von Wichtigkeit die Auffindung eines Exemrlars der ältesten Berliner Zeitung vom Jahre 1617. Es war dies dieselbe Zeitung, deren Privileg 1704 Johann Andreas Rüdiger vom derzeitigen Besitzer Lorentz erwarb, und das ihn an Stelle der eingehenden Lorentzschen Zeitung zur Herausgabe einer „Diarium“ genannten Wochenschrift berechtigte aus der in weiterer Folge die
ossische Zeitung erwachsen ist. Während hier die älteste Berliner periodische Zeitschrift ermittelt ist, konnte an einer anderen Stelle aus einer Landkarte vom Jahre 1501, die Berlin und Cölln ver= zeichnet, die älteste kartographische Erwähnung der Reichshauptstadt nachgʒ wiesen , h
Von Kustos Buchholz wurde ein Bild des Marktplatzes von Züllichau aus dem Anfang der 40er Jahre des vorigen ö vorgelegt, das diesen Markt um den hübschen Ratsturm herum noch an drei Seiten von überdachten bezw. überbauten Gängen, „Lauben? im Volksmunde genannt, eingefaßt zeigt. Seltsamer Weise finden sich diese Lauben in der Mark nur in Schwiebus und Züllichau vor, obgleich sie in der Nachbarschaft, vor allem in Schlesien, Westpreußen und in Süddeutschland, in allgemeiner Uebung sind. In Züllichau sind die Lauben bereits vor 40 bis 50 Jahren vollständig verschwunden, in Schwiebus erst vor wenigen Jahren. Die Lauben haben sich erst im 16 Jahrhundert in Nachahmung italienischer Vorbilder in Deutsch⸗ land eingebũrgert.
Den Vortrag des Abends hielt Dr. M. Fiebelkorn über die künstlichen Baumaterialien Berlins (Tonziegel, Kalk⸗= sandstein Sementmauerstein) ihre Geschichte und Herstellung: Durch eine geglogische Karte Deutschlands bewies der Vortragende zunächst, daß Norddeutschland, im besonderen die Mark Branden burg, auf die Herstellung künstlichen Baumaterials durch den Mangel an natürlichem gedrängt worden sei. Denn die sogenannten Find linge, deren unser Beden ja in ungeheurer Menge enthält, konnten dem Baubedürfnis nicht mehr genügen, als höhere Ansprüche an die Bauwerke gestellt wurden und zugleich die Herbeischaffung von Hau— steinen aus den gebirgigen Gegenden unseres Vaterlandes sich bei den schlechten Transportrerhältnissen als viel zu kostspielig erwies. Wann zuerst der Backsteinbau in Norddeutschland zugleich mit der Backstein. bereitung eingeführt wurde, ist nicht ganz sicher. Das älteste Backstein. bauwerk ist der Lũbecer Dem, zu dem 1173 Heinrich der Lowe den Grund stein legte. Ob die Technik der Ziegelbereitung aus Holland oder aus Oberitalien bei uns eingeführt worden, ist ebenso wenig fest⸗ stehend; es sprechen viele Gründe für die eine und die andere An⸗ nahme. Jedenfalls fanden die Ziegeleien im Diluvium Norddeutsch⸗ lands das trefflich geeignete Rohmaterial in Form unerschöpflicher Lehm und Tonlager. So konnte es kaum fehlen, daß mit der Ein⸗ führung des gothischen Baustils, der als eine Frucht der Kreuzzüge betrachtet wird und sehr bald von Nordfrankreich aus, wo schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die ersten gothischen Bauten entstanden, sich iber das ganze Abendland ausbreitete, auch der Back. steinbau in unseren Landesteilen bedeutende Förderung erfubr. Denn alle die Schmuckformen des gothischen Baustils, die in müh— samster Handarbeit der Steinmetz aus dem naturlichen Stein heraus⸗ haut, konnten viek weniger kostspielig durch Brennen aus geknetetem Ton hergestellt werden. Es bedurfle dazu nur der Formen, in die man den Ton hineindrückte, und mit denen man hunderte solcher Fassonsteine in kürzerer Zeit anfertigte, als einzelne aus Felsmaterial. So entstand durchaus naturrichtig und 6 anlehnend an den romanischen Bau⸗ stil, der zuerst sich des Backsteins bedient hatte, der märkische, gothische Backsteinbau, dessen Blüthe auf das 13., 14. und 15. Jahrhundert zu setzen ist. Es ist nicht vielen Bewohnern der märkischen Erde gegenwärtig, welche wundervollen gothischen Bauwerke dieser Art unsere Heimats= provinz besitzt. Der Vortragende hatte die schönsten unter ihnen in wohlgelungenen Illustrationen in einem Heftchen vereinigt und seinen uhörerinnen und Zuhörern zur Erinnerung überreichen lassen: Kloster horin, die Katharinenkirche in Brandenburg, das Friedländer, Star⸗ garder, Treptower und Neue Tor in Neubrandenburg, die Marienkirche ebenda, die Kirche und einen Torturm in Prenzlau, das Neustädter Tor zu Tangermünde, die Nikolaikirche zu Iiterbog 2c. Doch wie in allen Leistungen des Menschen, gab es auch im Backsteinbau nicht immer einen Fortschritt. Mit der Ablösung des gothischen Baustils durch den Renaissancestil, der ein Mekorationsstil ist und zur Imitation von Sandstein und Marmor auffordert, kam der Putzbau in die Welt, und mit ihm und seiner gleißenden Verdeckung schlechten Materials trat ein ersichtlicher Verfall des Backsteinbaues ein. Auch die spaͤter eingeführten Baustile, der Barogk -, der Rokokostil, waren dem Putzbau
günstig und dem Backsteinbau abträglich. Erst in den 30er Jahren des