1905 / 39 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Feb 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Reitzenste in: Römische Satite. Hypereides' Epitapbios. Stilistische Uebungen. Henning: Vom jungen Deutschland bis zur Gegenwart. Schiller. Koeppel: Geschichte der englischen Literatur im 19. Jabrhundert. Im Seminar— Mittelenglisch, Interpretation des Savelck. Jacobs tha; Geschichte der neueren Musik seit Bach. Uebungen in der musikalischen Komposition.

Teüung des akademischen Gesangpereins. Leu mann; Sans krit⸗ Grammatik mit Uebungen. Kalidäsas Schauspiel Malavikãgnimitra, Einführung und Lektüre. Die Hymnen des Rig⸗Veda, .

Keil:

pretalion. Pali und Prakrit, Grammatik und Lektüre, *Mischylos Per ser. Im philologischen Seminar: Asconius. Im philologischen Proseminar: Isocrates hilippikos Im Institut fuͤr Altertums wissenschaft: Griechische alaeographie. Griechische Kulturgeschichte in ausgewählten Abschnitten. Meinecke: Geschichte des Zeitalters der französischen Revolution und der Befreiungskriege. Üebungen im Seminar für neuere Geschichte. Spahn: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation und der katholischen Restauration. Uebungen zur Geschichte der neueren

eit Baeumker: Logik und Einleitung in die Philo⸗ sophie. Aesthetische Grundfragen. Im. Semingr; Psycho⸗ logische Uebungen. Euting: Nabaräische Inschriften. Wiegand: Paläographie des späteren Mittelalters. Landauer: Arabisch, II. Kurfus. Thrämer; Griechische Mythologie. Roͤmische Numismatik. Numismatisches Kolloquium. Spiegel berg: Aegyptisch: J. und II. Kursug. Roptisch: Achmimische und fajumische Texte. Archäologische Uebungen. Ludwig: Französische Geschichte im 19. Jahrhundert. Historische Uebungen n,, , Polaczek: Geschichte der Kunst im Elsaß.

unstgeschichtliche U'bungen. Holtzmann: Geschichte Jialiens vom Ausgang der Hohenstaufen bis auf Cavour und die politische Einigung (1250-1870). Rudolph: Meereskunde und Welt⸗ verkehr. = Geographisches Seminar für Anfänger. Preuner: Griechische Privataltertũümer. Archã ol ogisch· eyigraphische Uebungen. S Krentr:? Papsttum und Konzile im 15. Jahrhundert,. Streck: Einführung in das Studium der abo on cr a g schen Keilinschriften. S Ueberbkick über die babylonisch assprische Literatur, Sprische Grammatik und Lektüre von Brockelmanns sprischer Chrestomathie. Gili lot: Du réalisme au symbolisme. Romanisches Seminar.

Praktischer Kursus für Studenten aller Fakultäten. Bartoli:

Neustalienijch für Hörer aller Fakultäten, Kursus J und II. Alt⸗ Letteratura

stalienisch für Mitglieder des roman. Seminars. italiana del sec. IX. Ellis Williams, B. As: Englische Landeskunde. Neuenglische Uebungen. = Grammatische Uebungen für Studenten aller Fakultäten. Karl Statsmann: Thegrie und Praxis des architektonischen Zeichnens, nebst Uebungen im Auf⸗ nehmen älterer Bauwerke. ö

6 Mathematische und naturwissenschaftliche Fa kul⸗ tät. Benecke: Geologie mit Exkursionen. Geologische und alaontologische Uebungen. Reye— Ausgewählte Kapitel der penn fynthetischen Geometrie. Theorie der Kräfte die nach Newtons Gesetz wirken sPotentialtheorie). Uebungen des mathe⸗ matischen Seminars. Bücking; Kristallographie. Uebungen im Bestimmen von Mineralien, und Gesteinen, gemeinschaftlich mit

Bruhns. Kristallographische und mineralogische Uebungen für Anfänger. Mineralogische und. petrographische Arbeiten für Vor⸗ geschriltene. Goette: Zoologie J. Teil (Wirbellose Tiere).

Zoologische Uebungen für Anfänger. Leitung von Arbeiten Ge⸗ Ibterer im zoologischen Institut. Becker: Sphärische Astronomie, insbesondere in ihrer Anwendung auf astro⸗ nomisch⸗ geographische Ortsbestimmung, mit Uebungen. Seminaristische Uebungen (Kolloquium). Astronomische Beobachtungen an den Instrumenten der Sternwarte. Gra zu Solms Laubach⸗ Grundzüge der gesamten Botanik. Demon stratlonen im botanischen Garten. Anleitung zu mikroskopischen Untersuchungen für Anfänger. Anleitung zu botanischen Unter⸗ fuchungen für Vorgeschrittene. Schär: Pharmazeutische Chemie. = Geschichte der Pharmazie. Uebungen und Untersuchungen im Laboratorium des pharmazeutischen Instituts. Pharmakognostisches . (in Gemeinschaft mit Rosenthaler). Die ätherischen ele und Kamferarten in pharmazeut. chem. Beziehung. Weber: Bestimmte Integrale und Einleitung in die Funktionentheorie. Variations rechnung. Uebungen deg mathematischen Oberseminars. Braun: Gpperimentalvhvsik, J. Teil (Mechanik, Molekularpbysik, Optik). Physikalische Uebungen. Uebersichtskursus für Mediziner. = Wlfsensch stliche phrfikalfsche Arbeiten,. Phrftkalisches Kolloquium. Rose: Chemische Technologie der leichten Metalle. Repetitorium der analytifchen Chemie. Brennstoffe und Heizung. Thiele: Allgemeine Erperimentalchemie organischer Teil. Kolloquium über organische Chemie. Chemisches Praktikum im Universitãts labora⸗ forium fär Änfänger und Fortgeschrittene Simeon; Methodik der elementaren Arithmetik in. Verbindung mit algebraischer Analysis. Richt. Euklidische Geometrie. Cohn: Theorie der Wärme. Be⸗ sprechung neuerer Arbeiten aus dem Gebiet der tbeoretischen Pbysik. = Böder lein: Ueber fossile Säugetiere. Osteologische Uebungen. Zoologische Exkursionen. Jost: Pbysiologie der Pflanzen. Uebungen im Untersuchen und Bestimmen von Pflanzen. Pflanzen⸗ physiologische Untersuchungen. Pflanzenbiologische Exkursionen (in Gemeinschaft mit Hannig). Wislicenus: Theoretische Photo metrie mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse am Himmel. Photogrammetrie. Besprechung der muesten literarischen Er⸗ scheinungen auf astronomischem Gebiete. Erlenmever; Stereo⸗ chemie. Chemisches Praktikum für Anfänger und Geübtere (in Gemeinschaft mit Kreutz). Bruhns: Petrographie. Die nutz⸗ baren Mineralien und Gesteine im Deutschen Reich. Uebungen im Beftimmen von Mineralien und Gesteinen (gemeinschaftlich mit wäcn g WMigeralogische Erkursionen. Torn quist; All⸗ gemeine Geologie und Berücksichtiung ihrer Anwendung auf Lösung vraktischer Fragen. Geologische und paläontologische Uebungen (gemeinschaftlich mit Benecke). Hergesell: Ausgewählte apitel der modernen Meteorologie in seminaristischer Be⸗ handlung. Meteorologische Arbeiten im meteorologischen Institut.

Diste li: Analytische Geomettie des Rau zes. Uebungen jur Analvtischen Geometrie. Darstellende Geometrie IL Teil. Graphiscke Uebungen zur darstellenden Geometrie. J Well⸗

stein: Abelsche Funktionen. Riemannsche Flächen (Uebungen).

Uebungen des mathematischen Unterseminars. Uebungen des e mein Weber und Khl: Einführung in die neuere chemische Literatur. . Genuß; mittel. Bereitung von Molkereiprodukten. Chemisches Praktikum für Anfänger und Geübtere (in Gemeinschaft mit Erlenme ver). enneck: Die physikalischen Grundlagen der drahtlosen Telegraphie. = scherich: Staaten⸗ und Gesellschaftsleben im Tierreich. Aus. gewählte Kapitel aut der Insektenbiologie. Hannig: Uebersicht en Phanero n Pflanien ·

biologische Exkursionen gemeinschaftlich mit Jost). Koblschütter: i. Praktlkum für Gasanalyse. Praktische Uebungen und Unierfuchungen in der anorganischen Abteilung mit Thiele)

SGpst ein: Vektorenrechnung. Uebungen des mathematischen Ober- Weber und Wellstein). Breßlau? Darwinismus. Das Tierleben des Meeres. Wirtz: Finführung in die Theorie der Mondhewegung, Rosenthaler: i Pharmakognostisches Praktikum (in Gemein ·

matbematischen Oberseminars (gemeinschaftlich mit

Epstein) -= 1 Kreutz: Anleitung zur Untersuchung der Nahrungs- und

äber die wichtigsten einheimischen Phanerogamenfamilien.

Spe lelle anor ganische Chemie. res Uniersttätslaboratoriums (in Gemeinschaft

seminars (in Gemeinschaft mit

Neue Arzneimittel.

schast mit Schär). Kraufe: Über einheimische Pflanzen. Straßburg i. E, den 9. Februar 1905.

Der Rektor. Gre ßlau.

Italien, Belgien, Ruß Serbien und Oesterreich⸗Ungarn abgeschlossenen Zusatz⸗ verträge zu den Handels⸗, Zoll⸗ verträgen mit diesen Staaten und des Viehseuchenüber⸗

einkom mens mit Oesterreich⸗Ungarn. Freiherr von Rheinbaben: r

hohen Hause am Sonnabend sprach, hoben gegen die Handelsverträge und gegen die verbündeten Re gierungen, Behauptung aufgestellt, es seien die süddeutschen Bauern den ost⸗ elbischen Junkern geopfert worden; er hat die Behauptung aufgestellt, s einer Handvoll Leuten würden Millionen an den Hals geworfen; es handle sich um eine Aussaugung der Bevölkerung, und die Re⸗ gierungen seien die Helfershelfer dabei. Ich hätte gern diese, wie ich glaube, Singer sofort richtiggestellt; allein als er schloß, war die siebente Stunde nahe, und die schuldige Rücksicht auf dieses hohe Haus verbot es mir, noch die Aufmerksamkeit des Hauses in Anspruch zu nehmen. Ich halte es aber fär unerläßlich, diese Ausführungen des Herrn Abg. Singer richtig zu stellen, sprochen gebliebenen Daten nachher ein agitatorischer Gebrauch oder Mißbrauch im Lande getrieben wird.

in ihnen vorgesehenen Erhöhung des Schutzes der Landwirtschaft hat

Dentscher Reichstag. 140. Sitzung vom 12. Februar 1906, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Tagesordnung: Hort ẽßung der ersten Beratung der mit and, Rumänien, der S chweiz,

und Schiffahrts⸗

Bevollmächtigter zum Bundesrat, preußischer Finanzminister

Meine Herren! Der Herr Abg. Singer, der als letzter aus dem hat sehr schwere Vorwürfe er⸗

die diese Handelsverträge vorgelegt haben. Er hat die

unrichtigen und irreführenden Aeußerungen des Herrn Abg.

um zu verhüten, daß mit diesen unwider⸗

Meine Herren, bei der Würdigung der Handelsverträge und der

man sich meines Erachtens ganz sachlich und leidenschaftelos drei Fragen vorzulegen: zuerst, ob der Schutz, den die Handelsverträge vor⸗ sehen, in der Tat der Landwirtschaft im allgemeinen, insbesondere auch dem mittleren und kleinen Grundbesitz zu gute kommt, zweitens ob dieser Schutz notwendig ist für die deutsche Landwirtschaft und drittens, ob dieser Schutz verträglich ist mit den Interessen der übrigen Berufs⸗ stände unseres Vaterlandes.

Was den ersten Punkt betrifft, so hat der Herr Abg. Singer wie vorher der Herr Abg. Gothein die Behauptung aufgestellt, daß der erhöhte Schutz für die Landwirtschaft lediglich dem Groß⸗ grundbesitz zugute komme und nicht dem kleineren und mittleren Besitz. Ich weise darauf hin, daß die sämtlichen Vertretungen der deutschen Landwirte, und zwar auch in den Bezirken, wo mittlere und kleinere Betriebe vollkommen prãvalieren, sich auf genau den entgegengesetzten Standpunkt gestellt haben. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte) Ich weise darauf hin, daß die Landwirtschaftskammern von Westfalen, von der Rheinprovinz, die landwirtschaftlichen Vertretungen der süddeutschen Staaten einhellig die Notwendigkeit betont haben, der Landwirtschaft einen erhöhten Zollschutz angedeihen zu lassen, und zwar auch gerade für den kleineren Besitz, und einstweilen darf ich annehmen, daß diese gesetzlichen Vertretungen der Landwirtschaft deren Interessen und Bedürfnisse besser zu beurteilen verstehen, als der Herr Abg. Gothein und der Herr Abg. Singer. (Sehr richtig! rechts und in der Mitte.)

Ich weise ferner, meine Herren, auf die sehr eindrucksvollen Reden hin, die bier bei der Beratung des Zolltarifs die Herren Abg. Dr. Heim und Nißler gehalten haben. Haben diese etwa für die ost⸗ elbischen Junker gekämpft, die auf der linken Seite so sehr ver haßt sind? Haben sie nicht vielmehr für ihre baverischen Kleinbauern gekãmpft und von ihrem Standpunkt aus die Notwendigkeit eines erhöbten Zoll schutzes betont? (Sehr richtig! rechts) Ich erinnere ferner an die Rede, die am Sonnabend der Herr Abg. Speck gehalten hat. Auch er bat doch nicht um der schönen Augen der Ostelbier willen die Arena betreten, sondern für die kleinen bäuerlichen Besitzer in Bayern. Nun, meine Herren, haben beide Redner, sowobl der Herr Abg. Gothein wie der Herr Abg. Singer, einen Hauptcoup ju fechten ge⸗ glaubt, indem sie den heimgegangenen Fürsten Hohenlohe gegen eine Aeußerung von mir, die ich im Abgeordnetenhause gemacht habe, aus⸗

gespielt haben. Meine Herren, ich nehme die Gelegenheit gern wahr, den Sinn jener Aeußerung, die ich im Ab— geordnetenhause getan habe, klar zu stellen. Ich babe von

einer Art der Agitation, wie sie damals gegen den Zolltarif inszeniert wurde, den Ausdruck „vergiftete Waffen“ gebraucht, und der Herr Abg. Gothein hat daraufhin gesagt: Das beißt, daß wir wider besseres Wissen und mit unlauteren Mitteln diese Politik bekämpfen.“ Meine Herren, eine derartige Deutung hat mir vollkommen fern ge⸗ legen. Es hat mir vollkommen fern gelegen, auf eine sachliche Be⸗ kämpfung der Handelsverträge und auf eine sachliche Bekämpfung der Behauptung, daß die Handelsverträge den kleinen Grundbesitzern zu gute kommen, eine derartige Bemerkung anwenden zu wollen. Was ich im Auge gehabt babe, das war die Agitation, wie sie damals in einem Teil der sozaldemokratischen und der verwandten Presse getrieben wurde (Zurufe kinls),

worden durch die Erhebungen, die der Herr Graf Posadowsly ange stellt hat und welche ergeben haben, daß schon viel kleinere Befitzungen tatsächlich einen Vorteil vom Schutz behaupte namentlich, daß die kleineren Besitzungen indiiekt einen sehr erheblichen Vorteil an den Preisen der Körner baben; denn die mangel hafte Rentabilität des Körnerbaus hat die größeren Besitzer geradezu dahin getrieben, sich anderen Gebieten zujuwenden, namentlich der Pflege des Hackfruchtbaus und der Viehhaltung, sonders von den

größere Besitzer gezwungen worden, machen, was allerdings sür diesen höchst unerwünscht ist. (Sehr

des Körnerbaues haben. Ich

welche bisher be⸗

kleineren Besitzern gepflegt wurden. So ift der dem kleineren Konkurrenz zu

ichtig! rechts.) Es fiel mir vor einiger Zeit der Raiffeisenbote! der Provinz

Hessen Nassau aus dem Jahre 1960 in die Hände, ein Blatt, das bei

dem außerordentlich parzellierten gegen die Vermutung gefeit ist, etwa die Interessen des Großgrund⸗

besitzes vertreten zu wollen.

Besitz von Hessen Nassau gewiß

In diesem Blatte wurde in sebr an. chaulicher Weise das ausgeführt, was ich mir kur darzulegen erlaubt

habe, das große indirekte Interesse auch des kleineren Besitzers an der Hebung der Getreidepreise.

Dieser Artikel sagt:

Alles, was der Landwirt braucht in seiner Wirtschaft, steigt von Tag zu Tag, steht jedenfalls in gar keinem Ver⸗ hältnis zu den Preisen, die er für seine Produkte, besonders sein Getreide erzielt. Wo soll das binaus? fragte sich Groß und Kleinbesitz mit Sorge. Der Bote kehrt sich sonst nicht viel an Politik, selbst nicht einmal an die sogenannte Wirtschafts⸗ politik. Er überläßt das den Leuten, die mehr davon verstehen wie er. Aber manchmal wird man dazu gezwungen. In diesen Tagen stehen wieder die Handelsverträge im Vordergrund des Interesses, und die bewußten und unbewußten Gegner des Land⸗ wirts sagen wieder ihr altes Sprüchlein auf: „Dem Kleinbauer kann ein hoher Fruchtzoll nicht nur einerlei sein, sondern er schadet ihm sogar, denn er muß ja meistens noch Frucht oder Mehl kaufen.

Wenn man es hört, scheint's einem recht vernünftig. Und der Bote hat sich in früheren Jahren zwar nicht dadurch imponieren lassen; denn er war stets der Ansicht: „Alles, was Bauer ist, vom großen Herrn im Landauer bis zum kleinen Hüttner, der 4 5 Morgen baut, gehören jusammen!“ Und das hat ihm auch das Genossenschaftswesen so lieb gemacht, weil da zum ersten Male seit Jahrhunderten die Großen und die Kleinen zusammenwirtten. Also, imponieren ließ er sich zwar nicht durch solche Weisheit, aber seine Last batte er doch, um in Versamm⸗ lungen solchen Geistern den Widerpart zu halten. Da belehrte ibn eines Tages ein ganz einfacher Kleinbauer, allerdings einer, der nicht von Dummbach, sondern aus der intelligenten Hanauer Gegend war, über die Sache. Es war im Herbst und die Kartoffel preise recht minimale. Da sagte ihm dieser Kleinbauer: Ja, das haben uns auch die niedrigen Fruchtzölle gebracht! Erstaunt sieht er ihn an: „Kartoffeln haben doch nichts mit den Getreidezöllen zu tun?“ Aber sehr viel“, sagte er; sehen Sie, früher, wo sich

der Getreidebau noch rentierte, da bauten die großen Oekonomen bei Hanau und Frankfurt Frucht; aber heute legen sie sich auf den Kartoffelbau und fahren die Ware

nach Frankfurt und Hanau, und wir sind aufgeschmissen mit unseren Kartoffeln, die wir sonst preiswert los wurden.“ Also auch dem nicht Getreide bauenden Landwirt schaden die niedrigen Getreidepreise.

(Sehr richtig! rechts.)

Ich sehe von diesen kleinsten Betrieben ab. Daß ferner die größeren bãuerlichen Betriebe, etwa von 5 ha aufwärts, auch in erheblichem Maße Getreide verkaufen und ein sehr direktes Interesse an der Steigerung der Getreidepreise haben, kann, glaube ich, gar nicht in Zweifel geiogen werden. (Sehr richtig) Wir haben solche Be⸗ triebe über 5 ha nicht weniger als 1280000 gleich 23 o aller Betriebe; und zwar machen diese Betriebe und das bitte ich ju beachten 60 0ιο der gesamten landwirtschaftlichen Flãche unseres deutschen Vaterlandes aus.

Aber der Schutz der Landwirtschaft deckt sich durchaus nicht allein mit der Erhöhung der Zölle für Getreide. Ich weise darauf bin, daß an dem erhöhten Schutze des Kohls doch faktisch der kleine Grundbesitzer, namentlich der rheinische, allein Interesse bat, daß an dem erhöhten Zoll auf Weinmaische wiederum der kleine ländliche Besitzer allein oder überwiegend Interesse hat. Von den 344 000 Wein⸗ baubetrieben mit 126 000 ha Weinbauflãche haben überhaupt nur 6 o / o einen Besitz von über 1 ha, also 4 Morgen. Mithin kommt der Schutz des Weinbaus überwiegend dem kleinen Winzer zugute. Was endlich die Hauptsache ist: bei der Frage des erhöhten Schutzes fũr unsere Viehzucht ist der kleinere Besitzer noch erheblich stãrker be teiligt als der Großgrundbesitzer. Die Viehjählung von 1886 ergab, daß von circa z Millionen landwirtschaftlichen Betrieben 4700 000 Betriebe, also die ganz große Mehrheit, Nutzvieh halten und nur Soo ooo keines besitzen.

eine Agitation, die dahinging, daß die einzelnen Großgrundbesitzer,

wurden und ausgerechnet wurde, wieviel Vorteile sie von dem erhöhten Zollschutz bätten, und dann der Staatsregierung vorgeworfen wurde, daß sie diesen wenigen Großgrundbesitzern zuliebe die ganje Bevõlke⸗ rung auspovere, wie der beliebte Ausdruck lautet. Das habe ich sagen wollen, mehr nicht, und ich erkläre gern meine Worte in diesem Sinne.

Nun, meine Herren, habe ich damals schon gesagt, daß von den 5 o80 000 landwirtschaftlichen Betrieben nicht weniger als 5 200 000 Betriebe nur bis 100 ha umfassen, und wir im ganien deutschen Reiche überhaupt nur 265 000 Besitzungen über 100 ha haben, also noch nicht o/ der ganzen landreirtschaftlichen Besitzungen. Der Herr Abg. Gothein sagt nun, gegen mich polemisierend, ich hätte be⸗

den Getreidezöllen haben. Ich glaube, er hätte, wenn er gegen mich polemisierte, meine Aeußerungen gan; sinngemãß wiedergeben müssen. ein erhebliches Interesse haben. lich die Viehhaltung, auf die ich nachher eingehen werde.

sogar ein Mitglied dieses hoben Hauses, versõnlich namhaft gemacht

hauptet, daß diese kleinen Besitzungen einen überwiegenden Nutzen von

Ich habe im Abgeordnetenhause ecklärt, daß die mittleren und kleineren Besitzer an einem erböhten Schutz joll für die Landwirtschaft Das deckt sich keineswegs mit dem

erböhten Schutz des Körnerbaues, es umfaßt weitere Gebiete, nament⸗

Abgesehen davon, daß die Aeußerung des Fürsten Hohenlohe ge⸗ fallen war bei der Beratung des Antrages Kanitz, also auf einem dringend nötig es ist, wenn wir die Lage des Kleinbesitzers bessern

gam anderen Gebiete lag, ist sie jum Teil lar. und richtiggestellt J! wollen, ihm verftärkten Schutz und Rentabtlütät gerade für seine

Nun lassen Sie mich, bitte, in wenigen Worten darlegen, in

welchem Maße der mittlere und kleinere Besitz an der Aufiucht der einzelnen Tiergattungen teilnimmt. Auf die Betriebe unter 100 ha, also auf die mittel · und kleinbäuerlichen Betriebe, entfielen bei Pferden 2 700 00 Stick, auf den größeren Besitz mit über 100 ha nur 650 009. Jeder, der die Verhältnisse in Ostpreußen, Hannorer, in den schleswig · holsteinschen Marschen kennt, weiß, wie gerade aus der Pferdezucht dem kleinbäuerlichen Besitzer eine verhãltnismãßig sichere Rente zufloß, die allerdings in den letzten Jahren immer spärlicher geworden ist, seitdem der massenhafte Import fremder Pferde die Pferdezucht im Vaterlande immer mehr unrentabel macht. Also an der Preis steigerung für unsere Pferde hat der bäuerliche Besitzer ein gam bervorragendes Interesse; ich glaube, das kann von keiner Seite in Abrede gestellt werden. Noch stärker ist das bei Rindvieh. Die Zäblung von 1896 ergab einen Bestand von 17 Millionen Stück Rindvieh im Deutschen Reich; davon entfielen nicht weniger als 15 Millionen auf den Besitz bis ju .

100 ha, und nur 2 Millionen auf den Besitz über 1090 ha. An Schweinen wiesen die kleinen Wirtschaften bis zu 100 ha 13 Millionen Stück auf, die Wirtschaften über 100 ha noch nicht 1 Million Stũck.

(Hört! börty Jeder, der ländliche Verhältnisse kennt, weiß, welcher wertvolle Besitz für den kleinen Landmann im Schwein steckt, wie

Schweinezucht angedeihen zu lassen. in der Mitte.)

Meine Herren, ich will Sie nicht mit allzuviel Daten aufhalten; ich glaube, die wenigen, die ich Ihnen vorgeführt habe, beweisen zur Göoidenz die Richtigkeit meiner Behauptungen und die Richtigkeit dessen, wovon die ganze Vorlage ausgeht: daß der erhöhte Schutz unserer Landwirtschaft nicht etwa, wie von sozialdemokratischer Seite immer behauptet wird, nur wenigen Großgrundbesitzern zu gute kommt, sondern dem Gros unserer mittleren und kleinbäuerlichen Besitzer in ganz hervorragendem Maße. (Lebhafte Zustimmung.)

Ich komme zur zweiten Frage: ist es nötig, unserer Landwirtschaft, insbesondere der mittleren und kleinbäuerlichen, einen verstärkten Schutz angedeihen zu lassen? Meine Herren, ich habe mich, wie mein ver⸗ ehrter Herr Nachbar Graf Posadowsky es schon kürzlich aussprach, auch gegen die Art der Agitation gewendet, die von einzelnen Seiten für die Erhöhung des landwirtschaftlichen Schutzes inszeniert worden ist, und kann diese nach mannigfachen Richtungen hin nur bedauern. Aber, meine Herren, das kann mich nicht von der Erkenntnis abhalten, daß die ganze wirtschaftliche Entwickelung der letzten Jahrzehnte zu Gunsten von Handel und Industrie gegangen ist und zu Un— gunsten der Landwirtschaft (sehr richtig! rechts und bei den National liberalen), und daß, wenn man die Erwerbsstände gegen einander ab⸗ wägt, die Landwirtschaft derjenige Stand ist, der am ersten eines ver⸗ stärkten Schutzes, einer erneuten und vermehrten Förderung bedarf. (Sehr richtig! rechts und bei den Nationalliberalen.)

Der Herr Reichskanzler hat in seiner einleitenden Rede schon darauf hingewiesen, in welchem Maße die landwirtschaftliche Be⸗ pölkerung zurückgegangen ist. Er hat darauf hingewiesen, daß im Jahre 1871 noch 640,0 der Bevölkerung auf dem Lande wohnten und daß dieser Prozentsatz im Jahre 1900 auf 460,0 zurückgegangen ist. Von verschiedenen Seiten, von der linken Seite ist diese Aufmachung des Herrn Reichskan lers bemängelt worden, und in der Freisinnigen Zeitung“ war sogar der freundliche Rat gegeben, der Herr Reichs laniler möchte bei der Reichskanzlei ein besonderes statistisches Amt einrichten, um sich rechtzeitig zu informieren und künftighin nicht wieder solche Fehler zu begeben. Meine Herren, die Statistik, die der Herr Reichskanzler aufgemacht hat, ist vollkommen zutreffend. (Widerspruch links) Ich werde gleich darauf ant⸗ worten. Selbstverständlich ist jede solche Statistik mit einigen Fehlern behaftet nach oben und nach unten. Die Statistik des Herrn Reichs⸗ kanzlers geht davon aus, daß die Gemeinden unter 2000 Seelen als landwirtschaftliche gerechnet werden (Zuruf links) und die Gemeinden über 2000 Seelen als industrielle. Nun ergibt die Erfahrung, meine Herren und das ist nicht eine willkürliche Annahme, sondern von unserem statistischen Bureau festgestellt daß die Gemeinden bis 2000 Seelen im allgemeinen einen landwirtschaftlichen Charakter haben, wenn auch naturgemäß in ihnen sich andere Elemente finden. Ist dies also eine gewisse Fehlerquelle, so wird sie kompensiert da⸗ durch, daß auch Gemeinden über 2000 Seelen nicht ohne weiteres rein industrielle Gemeinden sind, sondern in ihnen auch landwirtschaftliche Einwohner enthalten sind. (Sehr richtig! rechts. Widerspruch links.) Wie es Gemeinden unter 2000 Seelen mit teilweis industriellem Charakter gibt, so gibt es auch Gemeinden über 2000 Seelen, in denen die landwirtschaftlichen Elemente von erheblicher Hedenkung sind. Meine Deren, in den Motiven zur Zollvorlage war ferner nachgewiesen, daß die landwirtschaftliche Bevölkerung im Jahre 1882 noch 42,5 0 /o ausgemacht hat, 1895 auf 35,B7 o zurückgegangen war. Man hat daraus den Schluß gezogen, daß der gesamte Zuwachs von 64 Millionen Menschen in diesen 13 Jahren von der nichtlandwirt— schaftlichen Bevölkerung aufgenommen und die Landwirtschaft darüber hinaus 4 Millionen Köpfe verloren habe. Diese Berechnung, die der Zollorlage beigegeben war, ist allerdings von der Freisinnigen Zeitung⸗ in dem vorgenannten Artikel mit Recht als nicht ganz zutreffend beanstandet worden, weil die landwirtschaftlichen Tagelöhner und die Altenteiler im Jahre 1882 zu der Landwirtschaft zugerechnet waren, im Jahre 18965 nicht, also die Grundlagen der Berechnungen sich etwas verschoben hatten. Allein ich will auf diese Dinge nicht näher eingehen. Wer sich dafür interessiert, findet das weitere in einer ausgezeichneten Abhandlung, die der deutsche Landwirtschafterat über die Frage verfaßt hat, und danach kann kein Zweifel sein, daß in der beregten Periode zwar die kleinen landwirt⸗ schaftlichen Stellen zugenommen haben, aber die Zahl der landwirt— schaftlichen Arbeiter außerordentlich zurückgegangen ist, und daß die Landwirtschaft in dieser Periode etwa 400 000 Köpfe einfach verloren hat. Meine Herren, wir haben in Preußen die ersten Schritte getan um dieser Abnahme der Bevölkerung im Osten entgegenzutreten und eine planmãßige Besiedelungspolitik einzuleiten. Daher haben wir 6 23 , e, , ,. im Osten besonders be⸗ äftigt, und es sind einige Daten so schlag i bitte, sie Ihnen vorzutragen. . Meine Herren, nach dem Bericht des Oberpräside Ostpreußen 28 Landkreise von 1895 bis 1900 en, . 3 eifahren, 28 Landkreise, die große Majorität der Landkreise, und zwar um 42 0090 Menschen. Während Ostpreußen nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 noch 1502 000 Seelen hatte, ist die Be⸗ voͤlkerung am 1. Dezember 1900 auf 1 439 000 zurückgegangen, also eine absolute Abnahme in 15 Jahren um 63 0290 Seelen. Rimmt man den Geburtenũberschuß über die Sterbefälle hinzu, so haben die Landgemeinden Ostpreußens in 10 Jahren nicht mehr und nicht weniger als 4 Millionen Menschen verloren. (Hört! hört! rechts.) Und meine Herren, kürzlich ist seitens des deutschen Landwirtschaftsrats eine sehr interessante Statistik veröffentlicht worden über die Abnahme der weiblichen Arbeitskräfte in einem Landkreis, der Mitten in der Nonarchie gelegen ist, im Saalekreis, mit gutem Boden ausgestattet mit guten Verkehreverhältnissen, der also im allgemeinen gute land⸗ wirtschaftliche Verhältnisse aufweist. Bei dieser Gelegenheit hat sich derausgestellt daß im Saalekreis 36,70 / der militärpflichtigen Jugend in die Großstadt abgewandert ist und 38 der in Halle gemusterten militãwflichtigen Jugend vom Lande zugewandert waren und daß . Kreise mit allgemein günstigen landwirtschaftlichen Verhält- Aber, meine Herren, noch mehr als dieser Rückgang der Be⸗ ae, beweist, glaube ich, die Differenzierung zwis e e und 26 hinsichtlich ihrer finanziellen Leistungsfãhigkeit, die Notwendigkeit der ndwirtschaft auf diesem Gebiete zu Hilfe ju kommen. Nach der pteußischen Einkommensteuer bellef sich das Veranlagungssoll der physischen Personen im Jahre 1904 in den Städten auf 133 Mil-

(Lebhafte Zustimmung rechts und

und das steuerpflichtige Einkommen betrug in den Städten 6446 Mil⸗ lionen, auf dem platten Lande 2675 Millionen. Aber, meine Herren was am meisten beweist, das ist das Aufkommen pro Kopf der Be. võllerung. Wir haben in Preußen ein durchschnittliches Aufkommen an Einkommensteuer pro Kopf der Bevölkerung von 4,98 A, also rund 5 ; das steigt in den Städten auf 8, 48 1 und sinkt dagegen auf dem Lande auf 2,20 also auf dem Lande weit unter dem Durchschnitt in den Städten weit über dem Durchschnitt. Welche Ver—⸗ hältnisse sich dabei entwickelt haben, das lehrt besonders wieder die Statistik für unsere östlichen Landesteile. Während also selbst auf dem Lande das durchschnittliche Aufkommen noch 2.20 betrug sinkt es auf dem Lande im Regierungsbezirk Königsberg auf O h, also noch nicht 1 4, in Gumbinnen auf O85, in Danzig auf 695 und in Marienwerder sogar auf 0,8 1 Meine Herren, das sind Bezirke, in denen der kleine und mittlere Landwirt vollkommen über , e. dem Großgrundbesitz.

Am beden ichsten aber, muß ich sagen, muß in dieser Bezi stimmen die Verschuldung, die in immer J . 9 , ländlichen Besitz zu konstatieren ist. In den ländlichen Bezirken Preußens bat im Durchschnitt der Jahre 1886 bis 1891 das Plus an Eintragungen von Hypotheken gegenüber den Löschungen durch schnittlich 146 Millionen Mark im Jahre betragen (hört! hörth und in der Periode von 18982 bis 1903 ist es sogar gestiegen . 326 Millionen im Jahre, also gegen die Vorperiode mehr als ver— doppelt worden. In den letzten Jahren (1900 bis 1903) hat das Mehr an Eintragungen gegenüber den Löschungen betragen z95 Mil. lionen, 01 Millionen, 395 und im Jahre 1903 sogar 444 Millionen. Dabei betrãgt in Preußen der gesamte Grundsteuerreinertrag nur 409 Millionen. Also das Mehr an Hwypothekenbelastung von 444 Millionen übersteigt noch den Grundsteuerreinertrag in Preußen und man kann doch nicht behaupten, daß dem im allgemeinen eine entsprechende Wertsteigerung gegenüber stand. Das ist wohl im 4 ö Fall, aber keineswegs im Osten.

eine Herren, ich gehe über zur dritten Frage, zur Beantwort der Frage: ist der erhöhte Zollschutz, den wir für die e r vorgesehen haben, verträglich mit den Interessen der übrigen Berufs— stände? Was die Bedeutung der Handelsverträge für die Industrie betrifft so ist dies durch den Herrn Staatssekretär Grafen Posadowsky und seinen Unterstaatssekretär eingehend dargelegt worden, ich kann mich also eines näheren Eingehens hierauf enthalten. Aber ich muß gegenüber den Ausführungen des Herrn Abg. Singer, daß die Lebens- haltung der greßen Massen durch die Handelsverträge in un— erträglicher Weise verschlechtert werde, nochmals die Frage kurz beleuchten, ob in der Tat eine solche Verschlechterung zu befürchten ist. Der Herr Abg. Singer hat davon gesprochen, daß durch die Erhöhung des Kornzolls die Nation um 500 Millionen Mark be— lastet werde. Das würde doch nur richtig sein, wenn das Inland den erhöhten Kornzoll allein zu tragen hätte, eine Annahme, die voll— kommen irrig ist. Ich will mich über die schwierige Frage nicht ein— gehend auslassen, sie hängt von den Marktverhältnissen nicht nur in

Deutschland, nicht nur in Rußland, sondern in der ganzen Welt ab, sie hängt davon ab, ob wir darauf angewiesen sind, russisches Getreide zu beziehen, oder ob die Russen

unter Uebernahme des Zolles suchen müssen, ihr Getreide auf unsern Markt zu bringen. Aber wenn man jene Behauptung auf— stellt, dann dürfte man doch die Ergebnisse nicht übersehen, die wir in den Jahren 1588 bis 1891 vor uns gehabt haben, in einer Periode wo der Zollschutz für das Getreide fast genau derselbe gewesen sst, wie derjenige, den wir jetzt anstreben. Wären die Folgen so eochit aut und bedenklich wie der Herr Abg. Singer sagte, hätten diese Folgen auch in der Periode von 1888 bis 1891 eintreten müssen, und ich bedauere, daß der Herr Abg. Bernstein die Behauptung aufgestellt hat, die Getreidepreise wären gestiegen während sie katsächlich gesunken sind. Er hat sich alle: dings auf dag Jahr 1830 bezogen, das sind aber ganz inkommenfurable Größen. So gut, wie auf das Jahr 1830, hätte er sich auf die Getreidepreise zur Zeit Karls des Großen und Oschingis-Chans beziehen können. Man kann nur gleiche Größen in Parallele stellen und nicht das Jahr 1830 mit vollkommen anderen Wirtschaftsformen, ohne Verkehrs⸗ wege, ohne Eisenbahnen mit unseren jetzigen Verhältnissen in Ver— gleich stellen; das führt naturgemäß zu vollkommen irrigen Folgerungen. Stellen wir aber wirklich vergleichbare Größen, d. h. also die Ent⸗ wickelung der letzten Jahrzehnte zusammen, und fragen wir uns und das ist doch das Thema probandum: hat die Zollgesetzgebung der Jahre 1888 bis 1891 eine Preiserhöhung des Getreides hervor 6 ö a. , ö. müssen wir die Frage auf Grund der vor⸗ genden Statistik unbedingt verneinen; i , e,, ,, , 9 die Getreidepreise sind nicht Meine Herren, die Getreidepreise haben betragen

in den Jahren 1871575 179 A, und sie sind in . . also hauptsachlich in den Jahren, in denen wir einen erhohten Zollschutz hatten, von 179 M auf 143 gefallen, und der Weizen preis, der in den Jahren 1871775 235 M betrug, ist in den Jahren 1886690 auf 175 6 gefallen. Also der Fünfmarkzoll hat eine Steigerung der Getreidepreise nicht mit sich gebracht.

Dazu kommt, meine Herren, daß die Situation inzwische = gunsten der Landwirtschaft noch weiter vollkommen . ,. ist durch das Sinken der Frachten für überseeisches Getreide, ein Punkt, auf den früher Herr Graf von Kanitz, glaube ich, mit Recht hingewiesen hat. Die Seefrachten von New Jork nach Rotterdam und Amsterdam, die im Jahre 1892 noch 14,90 betrugen, sind im Jahre 1902 auf 5,44 M gefallen. Wenn wir also jetzt der Land⸗ wirtschaft einen erhöhten Zollschutz zu geben suchen, so wird da— durch nur dasjenige zum Teil paralysiert, was zu Ungunsten der Land— wirtschaft durch das Sinken der Frachten von Amerika hervorgebracht ist. Wenn wir nunmehr auf Grund des neuen Zolltarifs hoffen können, daß der weitere Sturz des Getreidepreises hintangehalten ö . e m. des Getreidepreises vermieden wird, adur on ein we ü , sentlicher Fortschritt für die Landwirt⸗ Und ich frage weiter, meine Herren: hat in den letzten Jahr⸗ zehnten, und jwar auch in der Periode, während wir den Fünfmarkzoll hatten, die Lebenshaltung der städtischen Bevölkerung, namentlich auch der Arbeiterklassen, sich verbessert oder verschlechtert? Und da hat der Herr Reichskanzler mit seiner Behauptung doch ganz unzweifelhaft recht, daß die Lebenshaltung der staädtischen arbeltenden Klassen sich bedeutend und konstant gebessert. Ich ver⸗

lionen Mark, auf dem platten Lande nur auf 43 Millionen Mark,

kenne gar nicht, daß es auf dem Gebiete noch viel ju tun und viel

nachzuholen gibt, und ich erkenne namentlich mit Herrn

Bedürfnis an, die Wohnverhältnisse der . in , Städten und den Industrieorten zu bessern, und wir haben in Preußen zunãchst einen Gesetzentwurf einer solchen gesetzlichen Wohnungsfürsorge aufgestellt. Aber im allgemeinen ist festzustellen daß trotz der Zölle, die wir in den letzten Jahrzehnten eingeführt haben, einmal unsere Zollbelastung auch noch eine viel geringere ist

als im Auslande, und trotz der Zölle die L

. . ebenshal der Arbeiter beharrlich gestiegen ist. Wir haben 4 weise in Preußen im Jahre 1892 Zensiten der unteren

Klasse von 900 bis 3000 46 Einkommen 1170000 ĩ Zabl dieser Zemstten ist im Jahre 1goä au 226! . . stiegen, hat sich also fast verdoppelt, und während wir im Ja 1892 auf 100 Personen der Gesamtbevölkerung 9,91 Zensiten . ist diese Zahl im Jahre 1904 auf 14,32 gestiegen; vor allem aber hat sich das effektive Einkommen aus diesen Sleuerstufen von 9 bis 3000 „M, das im Jahre 1892 19 Millionen betrug, im Jahre 1904 auf 34 Millionen gehoben, der beste Beweis in welchem Maße immerfort neue Elemente aus den un ett Klassen aufsteigen in diejenigen Kategorien, die schon steuerpflichti sind, wie immer neue kleine Vermögen sich büden, immer von ö. den arbeitenden Klassen Gelegenheit gegeben wird, in die oberen Klasse

die ö . unterliegen, aufzusteigen. ö

anz dasselbe ergibt sich aus der Sparkassenstatisti f di

Herr Reichskanzler seiner Zeit schon . ö. . bestand der deutschen Sparkassen betrug im Jahre 1903/4 nicht . als 7229 Millionen, während er vor 10 Jahren erst 3750 li. betragen hat, also in dieser kurzen zehniährigen Periode hat sich der Einlagebestand der Sparkassen nahezu verdoppelt. Zutreffende Berechnungen über die Beteiligung der kleineren Einleger an diesem Bestande lassen sich ja nicht anstellen, weil wir nicht wissen, in welche

Bänden sich die Einlagen. befnden. Man schätzt, daz? g. 24. Milliarden sich im Besitze der unteren Klassen befinden Die Sparkassenbücher, obwohl wir bereits auf jeden vierten Einnaghuer ein Spyarkassen buch haben, sind ferner in einer steten erfreulichen Zunahme begriffen, und im Jahre 1903 wurden neu ausgegeben 1341 263 zurückgezogen 957 000, sodaß ein Ueberschuß an neuen Büchern von

rund 393 00 Stück verbleibt. Was schließlich das Ent— scheidende ist für die ganze Art der Lebenshaltung: ist der Konsum der arbeitenden Klassen zurückgegangen oder

nicht? Es wird in einem Blatt, das ich vor mi

Besserung der Lebenshaltung der Arbeiter ö : wird darauf hingewiesen, wie die Auswanderung zurn gegan gen ist die Geburtenziffer gestiegen ist. An Getreide wurden im Durchschniti der Jahre 1893 bis 1902 auf den Kopf der Bevölkerung 149,? kg Roggen verbraucht gegen 116,z in dem 165 jährigen Durchschni vorher; beim Weizen betrug der Konsum 89,5 kg gegen 57,4, bei der Gerste 69,4 gegen 51,8, beim Hafer 111,9 gegen 82,6. Als ein er⸗ erfreuliches Zeichen der zunehmenden Wohlhabenheit ist ferner an— geführt, daß der Konsum des Branntweins zurückgegangen ist, daß dagegen in erfreulicher Weise der Zuckerkonsum, der Bierlonsun und ebenso der Konsum an Kaffee, Kakao, Reis ꝛc. gestiegen ist. Und das alles finden Sie nicht etwa in einem gouvernementalen Blatt, nicht etwa in einem konservativen oder schutzzöllnerischen Blatt, lande rn in der Freisinnigen Zeitung“, einem Blatte, das doch gewiß nicht ver— dächtig ist, etwa die Interessen des Großgrundbesitzes zu fördern.

Meine Herren, bei dieser fortwährenden Be = weise der arbeitenden Klasse in den Städten, 9 . die Dinge übertreiben, wenn der Abgeordnete Gothein davon spricht, daß die Vorlage der verbündeten Regierungen eine massenmorderische sei, und wenn er sogar das Wort gebraucht hat: laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind! Wäre das der Fall, so würden die verbündeten Regierungen ihrerseits niemals eine Vorlage derart dem Reichstage gemacht haben. Aber die Notwendig⸗ keit, unsere Landwirtschaft einen erhöhten Schutz zu geben, ist nach dem, was ich dargelegt habe, sehr wohl vereinbart mit den Interessen der übrigen Stände. (Sehr richtig! rechts.)

Wenn ich mich nun frage, woher es kommt ie Soi , daß die Sozial demokratie mit dieser Leidenschaftlichkeit den mäßigen Schutz, e g. der Landwirtschaft geben wollen, bekämpft, so kann ich die Antwort nur in politischen Rücksichten finden. Die Sozialdemokratie will ja doch aus diesem irdischen Jammertal ein Paradies machen und hat es doch angeblich auf ihre Fahne geschrieben, namentlich den keinen und lleinsten Mann zu schützen. Wie ist es nun mit dieser Tenden⸗ dereinbar, daß die Sozialdemokratie sich über die Lebens⸗ bedürfnisse der kleinen bäuerlichen Besitzer einfach hinwegsetzt, daß sie sich weiter hinwegsetzt über Millionen landwirtschaftlicher Arbeiter, die, wie Herr Graf von Posadowsky mit Recht ausgeführt hat, doch lediglich aus einer Erhöhung der Produktivität der Landwirtschaft eine Steigerung der Löhne und eine Verbesserung der ganzen Lebens— lage erwarten können? Wäre wirklich die Sozialdemokratie diejenige Instanz. die alle Notlage auf der Erde zu beseitigen willens und im— stande ist, so müßte sie für diesen erhöhten Schutz des kleinen ländlichen Besitzers und des landwirtschaftlichen Tagelshners eintreten. (Sehr richtig! rechts.) Wenn sie es nicht tut, meine Herren, so ist der Grund der, daß die Sozialdemokratie sehr wohl weiß, daß die deutsche Landwirtschaft und der deutsche Bauer das stärkste Bollwerk gegen die Fluten der Sozialdemokratie sind. (Bravo! rechts.) Des wegen sucht sie dieses Bollwerk zu unterminieren. Wir aber müssen doppelt bestrebt sein, es zu erhalten und zu verstärken; denn Deutsch—⸗ land wird sein mit seinem deutschen Bauernstand, oder es wird nicht sein, und wer die deutschen Bauern schützt, schützt deshalb zugleich die Lebensinteressen unseres Vaterlandes. (Lebhaftes Bravo rechts.) Abg. Nißler (d. kons.): Mit solchen Redensarten, wie wi 6. von den Herren Singer und Gothein gehört haben, sind ir ragen, die hier zur Entscheidung stehen, nicht zu lösen. Alles, was die Herren ung vorgetragen haben, bewies nur, daß sie Feinde der deutschen Landwirtschaft sind. Bei den Handelsverträgen trifft das Wort „Was lange währt, wird gut!“ nur sehr bedingt zu. 6 war über Tausende von Pesitionen zu verhandeln; aber e trug verfügt doch auch über sehr jahlreiche Hilfskräfte. edenfalls können wir von unserem klein landwirtschaftlichen tandpunkte aus die Verträge nicht als völlig befriedigend erklären. Die Unterscheidung der Futter- und Braugerste, wozu, wie mir gesagt wird, vom Zentrum die Anregung ausgegangen sein soll, und wo guch wohl die Großbrauer dahinter stecken, bedeutet für den baverischen Bauernstand eine sehr starke Schädigung. Die Gewichtsgrense von 65 kg geht viel zu weit. Die bayerischen Gersteprodujenten werden

unter dem neuen Verhältnis schlimmer daran sein, als v Graf von Posadowsky und Graf von Feilitzsch haben 63 hr.

strengste Kontrolle versprochen; es muß allerdings das strengste

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