1905 / 49 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 25 Feb 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Regierungsrat Graf von Schlitz gen, von Görtz und Wrisberg 'in Cassel ist zum Vorsihenden, der Re⸗ gierungsrat von Gostkows ki da m j zum stellvertretenden Vorsitzenden des Schiedsgerichts für Arbeiterversicherung Regierungsbezirk Cassel und Fürstentum Waldeck und des Schiedsgörichis für die Arbeiterversicherung im Eisenbahn⸗ direktionsbezirk Cassel ernannt worden.

Evangelischer Oberkirchenrat. Zum Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde zu Edinburgh in Schottland ist der Hilfsprediger Friedrich Wil⸗ helm Max Tobias Reimer berufen worden.

NAichtamtsiches Deu tsches Reich. E reußen. Berlin, 25. Februar. Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag

des Kapitäns z. S, von Krosigk in Vertretung des dienstlich in Kiel weilenben Chefs des Marinekabinetts.

In der Zeit vom 1. April 1904 bis zum Schlusse des Monafs Januar 19605 sind nach dem „Zentralblatt für das Deulsche Reich“ folgende Einnahmen Cin— schließlich der gestundeten Beträge) an Zöllen und ge⸗ ,, Verbrauchssteuern sowie andere Einnahmen des Deutschen Reichs zur Anschreibung gelangt: ölle 415 991 346 S6 (gegen das Vorjahr 125777965 ), Tabalsteuer 8 669 535 6. (— 624 765 ½ν), Zuckersteuer 105 5595 483 S (4 21 994508 ), Salzsteuer 43 29 132466

1283 863 M), MWaischbottichstener 7 300 804 60 (4 18980828 6), Branntwein verbrauchsabgabe und Zuschlag 165 023 465 66 = 2 804954 e), Vrennsteuer

S066 369 M (41 109 4365 M6, Schaumweinsteuer 4 993 38266 (4 550 067 6M), Brausteuer 26 7 843 e (H. 383339 MM, Uebergangsabgabe von Bier 29657 9609 6 (4 20211 M), Summe 750 634 376 S ( 11 553 011 M6). Stempelsteuer für: a. Wertpapiere 18 096 797 1M (4 7136 442 S), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 13314560 0 (66 2367 19746, C. Lose zu: Privatloötterien 3 985 1097 46 C. 219 161 6), Staatslotterien 23 009 601 6 (— 2968428 S), d. Schiffs⸗ frachturkunden 743 430 6 (4 16015 St), Spielkartenstempel 385729 M6 (4 25 875 6), Wechselstempelsteuer 10 815 511 (4 451 633 S6), Post⸗ und Telegraphenverwaltung 169 483 666 MS (4 20 472450 ι, Reichseisenbahnverwal⸗ tung 83 241 (000 S (K. 1937 000 M

Die zur Reichskasse gelang Isteinnahme, abzüglich der AÄusfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten, be— trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen: Zölle 404 823 346 M6 C i6 168 776 16), Tabaksteuer 9 49 806 M (= 295 948 6), Zuckersteuer 104 162 301 66 (4.18 642 197 S6), Salzsteuer I G85 2850 (--= 300 399 M), Maischbottichsteuer 5 715 177 46 E 3 733 951 S), Branntiveinverbrauchsabgabe und Zuschlag 30 437 8237 6 (4 123 857 M16), Brennsteuer S0 569 (4 1109436 v), Schaumweinsteuer 3 681 732 6. ( 491 526 6), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 2M 670 510 M. (4 332478 S6), Summe 683 219 535 ct

(4 7669 172 6). Spielkartenstempel 1313712 M6 (4 68 155 6). Die amtliche Ausgabe der „Jahresberichte der

Königlich preußischen Regierungs- und Gewerbe⸗ räte und Bergbehörden für 1904 wird demnächst im R. von Deckerschen Verlage, Berlin 8W. 19, Jerusalemer Straße 56, erscheinen. Umfang und Preis des Werkes stehen noch nicht genau fest. Zwecks schneller Lieferung empfiehlt es sich jedoch, den Bedarf schon jetzt, ton bg gh bis zum 1. März d. J. bei den Buchhändlern oder dem Verleger zu bestellen. Wenn, wie zu erwarten ist, der Umfang des Werks 50 Druckbogen nicht überschreitet, wird der Ladenpreis für ein broschiertes Exemplar höchstens 6 6 30 3, für ein ge— undenes höchstens 7 6 betragen.

auf ut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Geier“

am 2HGeimreise gestern in Port Said eingetroffen und setzt Seebrugr die Reise nach Gibraltar fort.

heute von. Torpedoboote „S 90 und „Taku“ gehen Der hanghai nach Amoy in See.

S. M. Sasport ber abgelösten Besgtzung von

Gneisenau Möme“ ist mit dem Reichspostdampfer

setzt heute die 85. Februar in Antwerpen eingetroffen und Der Ablöfüreise nach Breinerhaven fort,

ist mit dem Reichsß transport für S. M. S. „Condor“

der Ausreise in Antßampfer „Seydlitz“ am 23. Februar auf

ruar die Reife nach Len angekommen und setzt am 26. Fe⸗

bis Genua ber Oberleutthampton fort; Transportführer ist

t z. S. Fischer (Ludwig).

Königsberg, 24. Feb 16 24. Februar. . 14 Prod ini Sstyreußen ist hen. . ie tmn en on Moltke mit folgender Rede eröffn urch en O eiprãͤsidenten Hochgeehrte Herren! Nachdem des worden, ; 3e fie Gi berufang des Prohinzigllandtags der Prob ig Mojestit r . , Tag illerhöchst genehmigt haben, er, e. . Königlichen Staatsregierung zu Beginn Ihrer , n . en,, beiten herzlich will ie ernste Sorge um ein teures Glied um dani e ö getreuen Lande kürzlich befangen biell r n n. ae, ehoben worden. In ungetellter Freude dürft . n. elm en Vaterlande dem bevorstehenden. für das Do hit n . edeutungzvollen Ereignis, der Vermählung unseres ie,. ens , . ronprinzen ir alle begrüßen das Ereignis mi 82.0 95 Üüßen das Greignis mit warmen Glückwün ö, Fümsenken au die Jersönlichteit des früheren Oberpräsidente robin; Freiherrn von Nichthefen, em es min n 6 85

göant war, nach einem arbeitsreichen Leben der wohlverdienten Ruhe

zu genießen. Im April v. J. wurde er aus Lieser Zeitlichkeit ab⸗ erufen.' Ich darf annehmen, daß ihm ein dankbares Andenken in der rovinz gewahrt bleiben wird.

Hochgeebrte Herren! Die Beschlüsse des 28. Propinziallandtags sind, foweit sie dessen bedurften, genehmigt worden. Es bezieht sich dies insbesondere auf die Begründung der Landeskulturrentenbank und auf das Reglement für die gen n ,n, und Waisenkasse

Der durch Ihren vorjährigen Beschluß in Gemeinschaft mit dem Staat unterstützte Unterricht in der Fischereikunde an den landwirtschaftlichen Winterschulen zur Hebung, des Ver⸗ ständnisfes für diesen Erwerbszweig hat sich bewährt. Des⸗ gleichen hat die von Ihnen beschlossene Unterstützung der Bestrebungen der Handwerkskammern zu Königsberg und nsterbur reiche Früchte getragen. Die Bewilligung der erforderlichen Mitte zur Elnrichtung von Wiederholungèskursen für Hebammen an der Hebammenkehranstalt in Gumbinnen wird Ihrer Beschlußfassung unterbreitet und im Hinblick auf die im Regierungsbenirk Königsberg damit gemachten guten Erfahrungen warm empfohlen.

Zuͤr Förderung des heimischen Gewerbes unterbreitet Ihrer Zu ˖ stimmung der Provinzialausschuß einen Antrag auf Unterstützung der in diefem Jahre stattfindenden Gewerbeausstellung in Tilsit durch eine Beihilfe und durch Uebernahme einer Haftsumme.

Die Ausführung. der mit Staats, und Provinzialmitteln

unternommenen Mesiorationen hat ihren regelmäßigen Fort⸗ gang genommen. Es liegt in den gegebenen Verhaͤltnissen, daß immer neue Ansprüche auf diesem Gebiet erhoben

Ungeachtet ihrer dringlichen Begründung konnten viele Anträge keine Berücksichtigung finden. Mit Rũck⸗ sicht auf die begrenzten Mittel mußte eine große Zahl fertiger Entwürfe zurückgestellt werden. In der Erkenntnis, daß der Propinz durch Pflege und Hehung der Landeskultur auf⸗ geholfen werden muß, legt der Probinzialausschuß Ihrer wohl⸗ wollenden Beurteilung einen Antrag auf Erhöhung des Fonds, zur Förderung der Landwirtschaft um 690 000 s schon jetzt vor. Diese Erhöhung soll, Ihrem vorjährigen Beschluß entsprechend, erst eintreten vom 1. pril ööß an. Der Staat ist dagegen für den Fall der An- nahme diefer Vorlage bereit, schoön vom 1. April 1905 an den be⸗ zeichneten Fonds sowie seine Zuwendungen ür Flußregulierungen und den' staatlichen Fonds zur Hebung der kleinbäuerlichen Verhältnisse in Masuren um im ganzen 200 00 6 zu erhöhen. .

Dem Wunsche, dem zu allermeist in ungünstiger wirtschaftlicher Lage befindlichen südlichen Teil der . eine weitere wirksame Fürsorge zu sichern, entspringt die bsicht der Königlichen Staats- regierung, einen besonderen Regierungsbezirk Allenstein zu bilden. Die Einrichtung dieses dritten Bezirks wird zufoltze Allerhöchster Frmächtigung Ihrer Begutachtung gemäß § 34 1. der Prohinzial⸗ ordnung * unterstellt. Von Ihrer Einsicht wird die lräftige Unterstützung dieses Vorhabens erwartet, das. für die zur Zeit völlig überbürdete Tandegberwaltung eine unentbehrliche Handhabe bedeutet, den wirtschaftlichen Bedürfnissen der in Frage kommenden Teile der Provinz pflichtmäßig nachzugehen und ihnen schnell und nachdrücklich gerecht zu werden. .

Die nicht länger aufzuschiebenden Erweiterungsbauten an der Landeßpflegeanstalt Tapiau und an der Taubstummenanstalt Rössel, der 3 e. für die Angerburger Taubstummenanstalt, der Ankauf eines Grundftücks in Angerburg für Zwecke der Fürsorgeerziehung und eine Reihe von Vorlagen aus dem Gebiet der laufenden Verwaltung und der Unterstützung gemeinnütziger Unternehmungen müssen Ihre Opfer- will igkeit wiederum in nicht geringem Maße in Anspruch nehmen. Wenn es gegenüber allen erwachsenen Anforderungen nicht möglich gewesen ist, ohne eine geringe Steigerung der Provinzialabgaben den Ihnen vor⸗ gelegten Haushaltsplan in Einnahme und in Ausgabe auszugleichen, so werden Sie sich doch bei eingehender Prüfung des z aushaltsplans und der Mitteilungen über die laufende Verwaltung überzeugen, daß die dazu berufenen Organe überall gewissenhaft bemübt gewesen sind, jeden nicht zu rechtfertigenden Anspruch an die Steuerkraft der Provinz fernzuhalten. . ;

Hochverehrte Herren! Ich bitte Sie, nunmehr in die Geschäfte einzufreten, zu denen Sie kraft des Gesetzes berufen sind. Möge Ihre Arbeit der Provinz zum Segen gereichen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung erkläre ich den 29. Pro⸗ vinziallandtag der Provinz Ostpreußen i eröffnet!

Hannover, 25. Februar. Der Provinziallandtag beriet gestern den Entwurf eines Reglements für die Verteilung ber dem Provinzialverbande Hannover überwiesenen Doöotationstente, der an eine Kommission verwiesen wurde, und

beendete fodann die erste Lesung des Etats.

werden. der angebrachten

Württemberg.

Seine Majestät der König vollendet heute das 57. Lebens⸗ 6 Der „St.⸗A. f. W.“ veröffentlicht heute eine längere Liste von rr gm und Beförderungen, die aus diesem Anlaß erfolgt sind.

Deutsche Kolonien.

Ein Telegramm aus Windhuk in Deu tsch-Südwest⸗ afrika meldet, wie „W. T. B.“ berichtet, folgende weitere Verluste:

Im Patrouillengefecht bei Nun ub ist am 31. Januar Theodor Friedrich Wilhelm Busse, geboren am 23. April 1566 zu Drossen, früher in der ersten Ill crof e b or! zuletzt als Landeskundiger im Dienste der Schutztruppe, gefallen. Der Reiter August Fischer, ge⸗ boren am 18. Januar 1385 zu Gummin, früher im Infanterieregi⸗ ment Nr. 31, wird seit dem 12. Januar bel Gochas vermißt. Verwundet wurden: bei einem Ueberfall halbwegs zwischen Owikorero und Epukiro am 5. Februar Gefreiter Wilhelm Hauser, geboren am 1. Januar 1882 zu Derendingen, früher im 4. wäüärttembergischen Feldartillerieregiment Nr. 5 (leicht: Fleischschuß in den rechten Unterschenkel); im Patrouillengefecht bei Uitdraai am 18. Februar Unteroffizier Georg Hagen, geboren am 11. August 1377 zu Löhlitz, früher im Husaren⸗ regiment Nr. 13 (Schuß in den linken Unterarm). Der Wachtmeister Emil Kerkau, geboren am 21. April 1877 zu Lepalothen, früher im Dragonerregiment Nr. 265, ist am 17. Februar infolge Unvorsichtigkeit eines Reiters in Warmbad mittels Revolvers verwundet worden (Schuß in den linken Ellenbogen).

Oesterreich⸗Ungarn.

Graf Andrassy ist gestern mittag, wie „W. T. B“ berichtet, in einer halbstündigen Audienz, in der er seine Vor⸗ schläge zur Entwirrung der Lage unterbreitete, von dem Ka iser empfangen worden. Der Kaiser behielt sich die Entscheidun vor. Graf Andrassy kehrte im Laufe des Tages . . zurück und wird die Verhandlungen einstweilen nicht ortsetzen. .

Einem Vertreter des „Budapesti il r gegenüber er⸗ klärte Graf Andrassy über seine gestrige Unterredung mit dem Kaifer, daß der Versuch der Bildung eines Koglitions⸗ kabinetts an der n . gescheitert sei. Was die Zolltrennung betreffJ, so habe der Kaiser dagegen nichts einzuwenden; er fordere nur, daß Ungarn mit Oester⸗ 3 sowohl über das künftige wirtschaftliche Verhältnis als auch bezüglich der Handelsverträge ins reine komme. Falls es Ungarn als in seinem Interesse gelegen erachte, kürzere Handelsverträge als bis 1917 zu schlichen, so mache der Raiser keine Einwendungen dagegen, daß dieser Versuch unter⸗ nommen werde.

Kossuth hat einen Artikel veröffentlicht, in dem er darauf hinweist, daß man in den Vertragsverh and⸗ lungen mit Beutschland ein großes Versäum nis be— gangen habe, indem man unterlassen habe, zu vereinbaren, daß im Falle einer Zolltrennung zwischen Oesterreich und Ungarn diejenigen Begünstigung en, die diese beiden unter dem Szepter eines Herrschers befindlichen Stagten ein⸗ ander gewährten, nicht seitens Deutschlan ds kraft der . in Anspruch genommen werden önnten.

Frankreich.

Durch Kabinettsbeschluß ist, dem „W. T. B. zufolge, der General Trenceau zum Kommandanten des 9. und der General Tour nier zum Kommandanten des 12. Korps er— nannt worden.

In der Deputiertenkam mer kam gestern bei, der Beratung über den Marineetat der Deputierte Gervill e- Régche auf. die Frage des Marineprogramms zurück und stellte fest, daß Deutsch⸗ fand' seinen Marineetat um 169 Millionen, die Vereinigten Staaten den ihren um 280, England den seinigen um 250 Millionen vermehre; Frankreich müsse also große Opfer bringen um feine maritlme Machtstellung zu behaupten. Mehrere Redner sprachen sich darauf zu Gunsten der Werftarbeiter aus. Vie Kammer nahm dann einen vom Marineminister Thom son gebilligten Be⸗ schlußantrag an, der dahin geht, große Linienschiffe zu bauen; ebenso wurde ein anderer Antrag, der den Bau von Unterseebooten betrifft, angenommen, nachdem vom Marineminister Vorbehalte gemacht waren. Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde das Marinebudget an⸗ genommen.

Die mit der Beratung der Vorlage, betreffend die Trennung pon Kirche und Staat, beauftragt Kommission der De⸗ putiertenkam mer hat sämtliche Artikel des Regierungsentwurfs mit einigen Abänderungen angenommen. Am Dienstag wird die Kommisston nochmals zur endgültigen Beschlußfassung über die ge⸗ samte Vorlage zufammentieten.

Rußland.

In St. Petersburg ist, dem „W. T. B.“ sufolse⸗ in den Pulilowwer ken, der Nikolskimanufaktur, der Newskiwerft und der Fabrik Pahl abermals die Arbeit eingestellt worden. Es streiken insgesamt 13 Fabriken mit 40 000 Arbeitern.

Nachdem sich die Staatsanwaltschaft und Polizei, wie die „St. Petersburger Telegr-Agentur“ berichtet, damit einver⸗ standen erklärt? haben, Gorki gegen eine Bürgschaft von 166006 Rubel freizulassen, ist, die Angelegenheit, da auch ein Bürge und Geld vorhanden sind, dem Generalgouverneur Trepow zur endgültigen Entscheidung vorgelegt worden. Ein Bescheid des Generalgouverneurs ist noch nicht ergangen.

Eine beträchtliche Anzahl von Mitgliedern der Moskauer Stadtverwaltung hat, wie „W. T. B.“ erfährt, eine Adresse an den Kaiser gerichtet, in der auf die blutigen Greignisse in St. Petersburg, im äußersten Osten und im Kreml hingewiesen und gesagt wird, alles das kennzeichne die heutigen anormalen Zustände. Es müsse eine neue Lösung der verwickelten Lage angestrebt werden, und das einzige Mittel hierfür sei, Ver⸗ treler aller Gesellschaftsklassen zusammen zu berufen, um eine Neuordnung zu schaffen, die eine Wiederholung der erwähnten Ereignisse unmöglich mache. .

In der Nacht zu gestern wurden in. Moskau die Schriftsteller Leonidas Andreeff, Chirikoff, Spitalez ö 14 andere Schriftsteller im Hause Andreeffs ver⸗

aftet. Da die Eisenbahnbeamten in Moskau und Kasan, wie „W. T. B.“ weiter berichtet, auf die an die Direktion gerichtete Petition keine Antwort erhalten haben, sind sie in den allgemeinen Ausstand getreten. Angesichts der besonderen, durch den Krieg herbeigeführten Lage beschlossen die Beamten, den Ausstand nicht auf die Militärzüge auszudehnen, während das Auslaufen der übrigen Züge unterbleibt. Truppen be⸗ wachen die Stationen. Der Gouverneur von Warschau erhielt von einem höheren Beamten der Warsch au⸗Wiener Bahn die telegraphische Benachrichtigung, daß der Ver⸗ waltungsrat der Bahn mit Rücksicht darauf, daß die Arbeiter infolge des Ausstandes in Not geraten seien, ewillt sei, die Gehälter und Löhne um die Ge⸗ amtsumme von 6650 000 Rubel zu erhöhen. Gestern nachmittag um 5. Uhr erhielten die Vertreter der Arbeiter der Warschau-Wiener Bahn die günstige Antwort, auf ihre Forderungen. Am Abend 7 Uhr sollten sie die von her Direktion unterzeichnete schriftliche Entscheidung empfangen und dann rn die Linie für den Verkehr freimachen. Die Verwaltung der Eisenbahn St. Peters⸗ burg Warschau erläßt eine amtliche Bekannt⸗ machung, wonach trotz des Ausstandes in Warschau der . verkehr auf dieser Line nicht aufhöre. Es bestehe keine Gefahr für die Betriebssicherheit. Die Bahngebäude und die Weichen würden von Truppen bewacht. Alles sei . Ein allgemeiner Ausstand der Angestellten der isenbahn⸗ linie nach Brest hat begonnen. Mit großer Mühe gelang es, zwei Züge unter dem Schutze von Truppen nach M lava und Ko vel gehen zu lassen. Andere Züge konnten nicht fahren. Die Veroffentlichung eines Kaiserlichen Erlasses, der eine zehnstün dige Arbeitszeit für die Eisenbahn Libau— Romnh einführt, hat in Minsk allgemeine Freude hervor⸗ erufen. Die Arbeit wurde wieder aufgenommen. Auf den Hr, nien in der Umgebung von Saratoff ist der allgemeine Ausstand ausgebrochen. ;

Der Unkoersitätsrat in Odessa hat entschieden, daß angesichts der bestehenden außerordentlichen Erregung der Studierenden die Wiedereröffnung der Vorlesungen nicht angezeigt sei. n.

Deng rr ln von Tiflis hat diemohammedani⸗ schen Geistlichen aufgefordert, die e . zu ermahnen, daß sie nicht auf die Personen hören solle, die versuchten, Unruhen hervorzurufen. Der Katholikos aller Ar⸗ men ier ist nach Baku abgereist. Die Ruhe ist daselbst wieder hergestellt. Eine Bekanntmachung des Gouverneurs fordert dazu auf, den umlaufenden alarmierenden Gerüchten keinen Glauben zu schenken. In Baku und dem Naphtharaygn ist das Verlaͤffen der Häuser nach 8 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens unter einer Strafandrohung bis 500 Rubel oder Arrest bis 3 Wochen untersagt.

Italien.

Der schweizerische Bundespräsident Ruchet hat, wie . W. T. B“ meldet, an den König von Italien und den ltalien schen Ministerpräsidenten Giolitti aus Anlaß des Simplondurchstichs , gerichtet, die dem Wunsche Ausdruck geben, daß das große Werk dazu hei⸗ tragen möge, die freundschaftlichen Bande zwischen beiden Ländern noch enger zu knüpfen und die gemeinsame Wohl⸗

fahrt zu fördern. Der König erwiderte darauf mit folgendem Telegramm

Mit wahrer Genugtuung habe ich die Depesche erhalten, durch die Sie die Güte hatten, mir mitzuteilen, daß der Durchstich des Simplontunnels stattgefunden habe. Angenehm berührt durch die Zuvorkommenheit, mit der Sie mich bon diesem Ereignis in Kenntnis setzten, an dem natürlich das größte Interesse nehme, da es zum Wohle beider Länder beitragen muß, danke ich Ihnen, wie auch den Mitgliedern des Bundetzrats herilich und spreche Ihnen mit den aufrichtigsten Glückwünschen auch meinerseits die von allen Italienern geteilten besten Wünsche für eine baldige Vollendung dieses gewaltigen Werks aus, das mebr und mehr die Bande eines guten Einvernehmens und der glücklicherweise zwischen beiden Ländern bestehenden Freundschaft festigen wird.

Vietor Emanuel. Auch der Ministerpräsident Giolitti sprach dem Bundes⸗ präsidenten seinen Dank und Glückwunsch zu dem Gelingen des großen Werks aus.

In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkamm er beantragte der Deputierte Mira, die Kammer möge allen den Männern, deren Intelligenz oder Mitarbeit man es verdanke, daß das großartige Werk des Simplondurchstichs durchgeführt sei, ibren Gruß übersenden. (Lebhafter Beifall., Hochrufe auf die Schweiz und Italien, Der Minister der öffentlichen Arbeiten Tedesen sprach die sichere Erwartung aus, daß der neue, für den Verkehr geöffnete Weg die Beziehungen zwischen Italien und der Schweiz immer herzlicher gestalten werde. Der Präsident Marcorg erklärte, der Beifall, mit dem die Kammer die Worte Miras und Tedeggos begrüßt habe, seien der beredteste und feierlichste Ausdruck der Gefühle, die die Regierung und das Parla—⸗ ment Italiens bei der Begrüßung dieses großen Werks der Zivili⸗ ei, fend des Fortschritts erfüllten. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen.

Die parlamentarischen Gruppen der Republikaner und der Radikalen haben sich im Prinzip für die Verstaatlichung der Bahnen, aber gegen alle Bestimmungen ausgesprochen, die den Ausstand untersagen. Einen ähnlichen Beschluß faßte die oJ iali ti sche Gruppe, sie erklärte dazu, daß sie sich mit allen Mitteln, selbst, falls es notwendig sein sollte, durch Obstr uktion, allen Be⸗ stimmungen widersetzen werde, die einen Ausstand der Eisenbahn— beamten untersagen würden.

Wie die in Rom erscheinenden Blätter melden, macht sich aus Anlaß der Eisenb . orlage auf verschiedenen Bahn⸗ höfen bereits unter dem Personal der Güterzüge eine Strömung geltend, die darauf ausgeht, den regel⸗ mäßigen Gang des Dienstes und des Verkehrs der Züge zu erschweren.

Türkei.

Die Lage im Bezirk Kumanowo, Wilgjet Ues küb, ist, wie dem Wiener „Telegr.⸗ Korresp. Buregu“ aus Konstantinopel berichtet wird, infolge des serbischen und bulgarischen Bandenunwesens sowie des Antagonismus der beiden Nationalitäten sehr beunruhigend. Am 15. d. M. wurden drei Bulgaren, die Waren von Kumanowo nach Palanka transportierten, eine Stunde von Kumanowo ent⸗ fernt ermordet. Die Täter sind entflohen. Am 17. d. M. wurden eine halbe Stunde von Kumanowo entfernt vier nach Kratovo reisende Bulgaren ermordet, die Täter sind unbekannt. Am 18. d. M. wurde die von Kumanowo nach Palanka gehende Post beim Dorfe Orah von Komitatschis angegriffen. Zwei Gendarmen und ein Soldat wurden ver⸗ wundet. Am letzten Montag wurden Bulgaren, die ver⸗ dächtig sind, an dem n fal teilgenommen zu haben, ver⸗ haftet. Am 19. d. M. wurde in Pleryani der Vater eines serbischen Geistlichen ermordet. Am Dienstag wurde eine Militär patrouille beim Passieren des Dorfes Kutlieby aus einem Hause beschossen. Die Patrouille vermochte das Haus einzuschließen. Eine darin verborgene aus elf Komitatschis bestehende Bande flüchtete, wurde verfolgt und bei Pego vo gänzlich aufgerieben.

Nach Meldungen aus Adrignopel wurden infolge Verrats bulgarischer Bandenmitglieder im Sandschak Dede⸗ agatsch ungefähr 200 kompromittierte Dorfbewohner verhaftet.

Rumänien.

Bei den am 23. d. M. vorgenommenen Stichwahlen zur Deputierten kamm er wurden, wie „W. T.“ B.“ er⸗ fährt, vier regierung sfreundliche und ein Kandidat der vereinigten Opposition gewählt.

Serbien.

In der gestrigen Sitzung der Skupschtina erklärte, wie dem W. T. B.“ gemeldet wird, der Minister des Innern in Be—

antwortung einer Interpellation des Jungradikalen Pecitsch, das

gewaltsamen Absetzung

Polijeiorgane bei der von Re⸗

des zum Abgeordneten gewählten Gemeindevorstehers kowatz Peritsch sei korrekt gewesen, denn, die. Vereinigun beider Funktionen sei verfassungsgemäß unzulässig. Als in getz darauf dem Minister zurief, er verdiene acht Jahre Gefängnis; das Volk dulde keine Tyrannei, ertönte von der Galerie lauter Beifall. Die Galerie wurde geräumt und zwischen den Abgeordneten der beiden radikalen Gruppen erhob sich ein lärmender Streit, sodaß die Sitzung abgebrochen werden mußte.

Vorgehen der

Amerika.

Das „Reutersche Bureau“ berichtet aus Washington, der amerikanische Gesandte in San Domingo Daw son habe an das Staatsdepartement telegraphiert, daß ein vergeblicher Versuch gemacht worden sei, den Präsidenten Morales zu ermorden. Der Präsident sei von einer Anzahl Leute angegriffen worden, von denen fünf verhaftet worden, die übrigen aber entkommen seien. Weitere Einzelheiten seien nicht in segan en, doch nehme man in Washington an, daß der Anschlag auf eine revolutionäre e zurückzuführen sei, die darauf ausgehe, die Durhfhhr nig es Ablommens mit den Vereinigten Staaten, nach dem die Zollverwaltung unter deren Aufsicht 6, wird, zu verhindern.

In Santiago ße Ehile hat die Meldung, daß Peru gegen die auf die Gebiete von Tacna und Axisg, bezüg- lichen Bestimmungen des Vertrags zwischen Chile und Bolivlen Einspruch erhoben habe, allgemeine Entrüstung

hervorgerufen. Chile sei mehr denn je entschlossen, die strittigen Provinzen niemals zurückzugeben. A sien.

Wie der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur⸗ aus 7 odo sia mitgeteilt wird, sagen Offiziere und Soldaten von Port Arthur aus, daß Zwistigkeiten zwischen den Seeleuten nd Truppen durch die Weigerung der Flotte, dem Deneral Stössel zu gehorchen, hervor erufen worden seien. Die Marinesoldaten, die dem Statthalter . unter⸗

stellt gewesen, seien schlechte Schützen gewesen. Die Denerae Stössel' und Kondraten ko seien die Seele und von allen ge—

der , ,. gewesen iebt worden. Wir die Schlacht am 10. August gebe es keine a n der Vorwurf der Unentschlossenheit, der gegen den Fürsten Uchtomski erhoben werde, sei nicht der einzige. Man

habe zuerst nicht geglaubt, daß der General Nogi die Vor— schläge für die Kapitulation annehmen werde; aher er sei wohl deshalb auf alle Bedingungen eingegangen, um Grausamkeiten gegen japanische Kranke und Verwundete zu verhüten. Der General Kuxopatkin meldet, wie ‚W. T. B.“ er⸗ fährt, unter dem 22. Februar:

Erkundungen auf der linken Flanke ergaben die Anwesenheit

feindlicher Truppen im Süden und Südosten von Tsinghencheng. . d. M. sind ein Offizier und sieben Soldaten verwundet orden.

In einem Telegramm vom 23. d. M. berichtet General Kur opatkin:

Oestlich von der Eisenbahn sei feindliche Kavallerie bemerkt worden. 26 japanische Torpedoboote und ein großes Kriegsschiff sollten nach Wladiwostok unterwegs sein.

Der General Ssacharow meldet dem Generalstab unter dem 23. d. M.:

Heute früh ergriff der Feind in der Front des Detachements von Tsinghencheng wieder die Offensive mit beträchtlichen Kräften. Unsere Jäger zogen sich Nachmittags aus der befestigten Stellung zurück. Die feindlichen Kolonnen rückten von Süden her vor und umgingen den linken Flügel der Stellung; Schneefall ver— hinderte uns, den Feind zu beobachten. Der Angriff der Japaner war unentschlossen, einige Abteilungen kamen aber bis auf 2900 Schritt heran. Hei Sonnenuntergang griffen die Japaner den Beresnewskhügel an; der Angriff wurde aber zurückgeschlagen. Eine Abteilung, die am 18. d. M. zur Zerstörung der 9 ausgesandt worden war, ist beute zurückgekehrt. Sie näherte sich am 21. Februar der 5 Werst südlich von Haitscheng gelegenen Brücke. Gin Trupp Soldaten griff die dort stebenden feindlichen Vor- posten an, vernichtete sie und sprengte die Brücke in die Luft, während ein anderer Trupp die Posten beschoß, Fie die Linie bewachten und den Japanern zu Hilfe eilen wollten. Hierauf 19. sich die Abteilung nach Westen zurück, nachkem sie ing— gefamt 100 Werst zurückgelegt hatte. Am 21. versuchten japanische Schwadronen und Tschuntschusen, die genannte Abteilung nach Süden zurückzuwerfen, Am 22. Februar wurden wir gezwungen, die javanischen Linien zu durchbrechen. Dabei wurden zwei unserer Dffiziere verwundet.

zwischen Sinchau und Badune an, worauf sich diese zurückzogen.

Ein weiteres Telegramm des Generals Ssach arom meldet:

Eine von Badune ausgesandte Abteilung fand Shilpuchan von den Japanern geräumt. Die Verbindung iwischen Badune und Khaladjau ist wieder hergestellt.

Die „St. Petersburger Telegraphen-Agentur“ meldet aus Sachetun vom gestrigen Tage:

heute den Angriff auf der ganzen Front der Abteilung bei Tsinghencheng heftig mit überlegenen Kräften und zwangen die Russen, ihren Stützpunkt, den Hügel Beresnewsk, zu verlassen. Das Gefecht wurde auf beiden Seiten erbittert geführt; das Ergebnis ist noch unbekannt.

. Dieselbe Agentur meldet aus Huanschan vom 24. Fe⸗ ruar:

9 Die russische Rekognoszierungstruppe im Gebiet von Inchentschen nötigte die Japaner, 9 Bataillone und 12 Geschütze ins Feuer zu bringen. Der allmähliche Vormarsch der Japaner dauert an, unsere Avantgarden ziehen sich unter Gefechten auf ihre Stellungen zurück. Am 23. d. M. hatten wir an Verwundeten 2 Offiziere und 62 Untermisitärs. Beim Verfolgen der Japaner, welche bei dem Dorfe Fanshan Flatterminen legten, wurden gestern unsere Freiwilligen, 11 an der Zabl, mit Feuer aus einem Dorfe

isenbahn

In der Nacht zum 23. Februar griff eine Ab.

teilung japanischer Kavallerie unsere Vorposten in Shilpuchan feanung der Seminare als böhere Lebranstalten, die Gleichstellung der

empfangen, worauf sie sich unter Mitnahme eines Teiles der japa⸗

nischen Schanzinstrumente und der Ausrüstung mit Verlust eines Toten und eines Verwundeten zurückzogen. Auf der übrigen Front ist es ruhig; es findet nur der gewöhnliche Schüssewechsel statt.

Der „Daily Telegraph“ meldet aus Sinminting:

3 Nacht, des 22. Februar näherten sich 200 Kosaken der

Eisenbahnstation Lichfawo, zwischen Sinminting und Kaopantse. Von einem Tschuntschusenlager, das in der Nähe war, fielen 1200 Mann über die Russen her, die sie aber mit großem Verlust zurück— schlugen; die Kosaken, die nur jwei Mann verloren hatten, gingen am Nachmittag wieder über den Fluß Liao zurück.

Aus Tokio meldet das „Reutersche Bureau“:

Das Schießen am Schaho dauert an; Zusammenstöße der . haben am Mittwoch und Donnerstag stattgefunden.

den Regterungen gründlich zu erörtern. Der Verein ist nach dem ersten Flottengesetz ins Leben gerufen worden und hat sich zur Aufgabe ge⸗ stellt, eine weitere Verstärkung der Flotte über den Rahmen des nach seiner Ansicht ganz ungenügenden ersten Flottengesetzes zu fördern. Seiner Agllation ist es zuzuschreiben, daß das zweite Flottengesetz kam, obwohl die Verwaltung erklärt hatte, es sei auf absehbare Zeit mit der ersten Flottenvorlage genug, Diese absehbare Zeit hat nur ein einziges Jahr gedauert. Im letzten Frühjahr hat der Flottenverein weitere auffällige Beschlüffe gefaßt: er setzte sich vor, im S une der Marine, und Kolonialpolitik des Deutschen Kaisers seine Tätigkeit entfalten zu wollen. Weiß denn der Deutsche Kaiser von diesen Zielen des Vereins, ist diese Erklärung mit seiner Zustimmung erfolgt? Bei Schluß des Blattes spricht der Redner weiter.

Das Haus der Abgeordneten setzte in der heutigen (148.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen, Unter⸗ richts und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt beiwohnte, die zweite Beratung des Staatshaushalisetats für das Rechnungsjahr 1905 im Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegen— heiten bei dem Kapitel „Elementarunterrichtswesen“ ort, zu dem von der Budgetkommission und den bgg. Ernst (freis. Vgg.) und Genossen die im Bericht über die gesirige Sitzung (s. Zweite Beilage zur heutigen Nummer d. Bl.) mitgetellten Anträge, betreffend die Rang- und Gehalts verhältnisse der Seminarlehrer und die Zu— lassung der Volksschullehrer zu den akademischen Studien nach Analogie einer Großherzoglich hessischen Verordnung, ge— stellt sind.

Abg. Ernst (fr. Vgg., auf der Tribüne schwer verständlich) führt aus, daß die gesetzliche Lokalschulaufsicht tatsächlich peraltet und sach⸗= lich jweckwidrig sei, und geht dann auf den Lehrermangel enn, an dem auch die Unterrichts verwaltung schuld sei. Man höte alle Jahre die Versicherung, daß der Lebrermangel in einigen Jahren beseitigt sein werde; aber die halbjährlich veröffentlichten Üebersichten bestätigten diese Erwartungen in keiner Weise. Vie Lehrerzahl sei nicht in demselben Prozentsatze wie die Beoöl; kerung und die Schülerzahl gewachsen. Sodann geht der Redner auf die zu dem Kapitel eingereichten Petitionen näher ein, welche die Aner—

Seminardirektoren mit den Tirektoren höherer Lehranstalten in Rang und Gehalt, die Erhöbung des Gehalts der Seminarlehrer und die Verleihung von Titel und Rang einrs Oberlehrers an die dienstältere Hälfte der Seminarlehrer und der Präparandenanstaltsvorsteher befürwo ten. Während die Unterrichtskommission über die Petitionen im wesent— lichen zur Tagesordnung überzugehen und nur insoweit sie der Re— gie ung zur Erwägung zu überweisen beantragt, daß an jedem preußi—

ö . 2 I rser 8 37 iter 9 . eie r* je (Ge Rechte gestern abend. Pie Japaner den Hügel Bere snewsk schen Lehrerseminar ein zweiter Oberlehrer angessellt wird und die Ge⸗ angegriffen hatten, aber zurückgeschlagen worden waren, erneuerten sie

hälter der Lehrpersonen an den betreffenden Bildungsanstalten erhöht werden, empfiehlt der Redner, diese Kommissionevorschläge wenigstens dahin zu erweitern, daß der dienstälteren Hälfte der Seminarlehrer Titel und Rang der Oberlehrer verliehen werde. Er verteidigt dann die Haltung, welche die Lebrervereine gegenüber dem Schulkompromiß eingenommen haben, gegen die Angriffe des Abg. Freiherrg von Zedlitz. Dlese Angriffe seien auch politisch um so mehr unklug gewesen, als sich in diesen Vereinen auch sehr zahlreiche gut kons⸗r— vative Elemente befänden. Sehr habe überraschen müssien, daß gestern ein Königlich preußischer Kreisschulinspektor hier in Hause die Simultanschule als minderwertig hinzustellen Veranlassung genommen habe. Wenn das am grünen Holze geschehe, noch bevor der Schulunterhaltungegesetzentwurf vorgelegt sei, was solle dann später werden! Freiherr von Zedlitz und der Minister bedauerten die Gründung von konfessionellen Studentenverbindungen; weshalb be— ständen sit denn auf dem stoagfessionalitätsprinzip bei der Volksschule.

Geheimer Oberregierungsrat Altmann stellt an der Hand amt— lichen statistischen Materials einige Zahlenangaben des Vorredners in bezug auf das Lehrerpersonal richtig.

Abg. Dr. Krüger (ckons.) spricht sich für die geistliche Lofal⸗ schulaufficht aus. Seien etwa die Geistlichen dazu nicht fähig?

Die Lehrer fühlten sich allerdings, durch die Schulaufsicht überhaupt beengt. Es liege aber im Interesse des Staats, die Lehrer recht oft zu revidieren; die guten Lehrer ließen

Am

Donnerstag um 1 Uhr morgens haben die Russen mit einer westlich

Litajentun aufgestellten Batterie schwerer Geschütze die Umgegend von Lakatu beschossen.

Die Zahl der in Japan gefangen gehaltenen Russen beläuft sich auf 44 400, von denen 616 Offiziere sind,

Der Dampfer „Severus“, mit Cardiffkohle nach Wladiwostok bestimmt, ist gestern beschlagnahmt worden.

Der Taotai Tong-⸗tschao-yi, der gegenwärtig als chinesischer Kommissar in Indien weist, um mit der indischen Regierung wegen der Zustimmung Chinas zum Tibetvertrag

eking mitgeteilt wird, zum chinesischen Gesandten in

on don ernannt worden, und mird sich nach Erledigung der Tibetangelegenheit von Indien nach London begeben.

. unterhandeln, ist, wie dem „Reuterschen Bureau“ aus

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (149.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Staats. minister, Admiral von Tirpitz beiwohnte, wurde die zweite Beratung des Reichshaushaltsetats. für 1905 bel dem ö der Verwaltung der Kaiserlichen Marine fort— gesetzt.

Referent der Budgetkommission ist der Abg. von Thüne⸗ feld (Zentr.).

Die Beratung beginnt mit den dauernden Ausgaben des ordentlichen Etats.

Beim ersten Ausgabekapitel, Reichsmarineamt und Marinekabinett“, und zwar zum Titel „Gehalt des Staatssekretärs, 30 000 M hat

so ergibt sich aus Art. 2.5 und 112,

und ein Nothehelf sei.

in der Kom misfion eine Art Generaldebatte stattgefunden, die sich— auch auf die Lehren aus dem russischjapanischen Kriege hinsichtlich

der Schiffsbauten und Schiffstrpen, erstreckte. Ueber die Agitation des , , , ist Klage geführt worden; der Staats ann hat aber ein Cinschreiten abgelehnt, da der Flottenverein einer Kompetenz nicht unterstehe,

sen. Departementsdirektors ist von der Kommission genehmigt orden.

Die neu angeforderte Stelle eines

Abg. Bebel (Soz): Die Stellung der Marineperwaltung zum

Flettenberein hat der Stggtssekretär dahin erläutert, daß die Ver⸗ waltung keine offiziellen Beziehungen zu, dem Verein und keinen Einfluß auf ihn habe. Ich nehme Akt von dieser Erklärung. Trotzdem ist die Stellung der Verwaltung. zu dem Verein eine ganz andere, als fie nach dieser Erklärung erscheint.

Der Reichstag hat alle Ursache, der Agtiation des Vereins auf die Finger zu sehen und die Frage der Beziehungen des Flottenvereins zu

sich dies auch gern gefallen. Der Gymnasiallehrer werde recht oft revidiert, und wie oft werde erst der Offizier inspiziert! (Zwischenruf links: Brill! Von einem Drill könne bei der Schulaussicht durch- aus nicht die Rede sein. Von vielem Schreibwerk könnten die Lehrer allerdings entlastet werden. Unsere Volksschullehrer hätten bis jetzt Hervorragendes geleistet, ohne studiert zu haben; er (der Redner) könne sich daher für den zweiten Teil des Antrags Ernst nicht erwärmen.

Abg. von Hagen Gentr) beschwert sich darüber, daß dem bischöflichen Seminar in Osnabrück das Recht, seinen Abiturienlen daz Einjährigfreiwilligenzeugnis auszustellen, bisher versagt worden sei. Das Examen an diesem Seminar werde im Beisein eines Staatskommissars abgelegt, und die Osnabrücker Seminaristen ständen genau auf der gleichen Stufe wie alle übrigen.

Ministeriaidirekter D. Schwartzkopff: Der Minister hat eine erneute Prüfung der Angelegenheit verfügt.

Abg. Cassel (fr. Volkwp): Wir halten an unserer Ueker— zeugung fest, daß nach dem Allgemeinen Landrecht die öffentlichen Volksschulen keine konfessionellen sein sollen. Sie konnten es nicht sein, weil zu den Kosten der Volksschule nach dem allgemeinen Landrecht alle Staatsbürger ohne Unterschied der Konfession beizutragen hatten. Wenn Art. 24 der preußischen Ver⸗ fassung bestimmt, daß bei der Einrichtung der öffentlichen Volls— schulen die Konfession der Kinder ‚möglichst? zu berücksichtigen ist,

g daß bis zum 6 eines Untercichtsgesetzes die bestehenden Rechtevorschriften nicht auf— gehoben sind, Art. 24 also bis auf weiteres in suspenso ver— bleibt. Bis in die 80er Jahre hinein hat auch das preußische Abgeordnetenhaus an dieser Auffassung festzehalten. Seitdem hat sie freilich der anderen Auffassung. weicheß müssen, daß die Simulfanschule nur eine ausnahmsweise gestattete Einrichtung Auch nach dem Standpunkte des Oberver— waltungsgerichts ist das Ermessen der Unterrichts derwaltung, ob sie konfessionelle oder Simultanschulen einrichten wolle, kein schranken⸗ loses. Auch hiernach können wir nicht mit den Urheber des Schul⸗ kompromisses die Simultanschule nur als Ausnahmeeinrichtung anerkennen und können nicht zugeben, daß der konfessionellen Minderheit das Recht, die Einrichtung konfessioneller Schulsysteme zu verlangen, zusteht. Noch 1892 bei der Beratung des Zedlitzschen Volkeschulgefetzentwurftz hat sich der Alg. von Zedlitz dahin ausgesprochen, daß man im Interesse der Sammlung aller staatz⸗ erhaltenden Parteien, um jede neue Erregung von dem Parteikampfe fernzuhalten, die Frage der konfessionellen Schule ausscheiden und fich auf ein reines Volkeschulunterhaltungsgesetz beschränken müßte. Augenblicklich freilich besteht für uns keine Auksicht dafür, daß an dem Schulkompromiß in unserem Sinne etwas geändert wird; aber der Votwurf des Herrn von Zedlitz gegen uns, daß unsere Auffassang rechtlich unhaltbar und deren Verttetung demagogisch sei, ist deswegen nicht weniger unberechtigt. Es steht auch nicht in den Sternen ge— ee daß der Geist, der heute im Kultusministerium herrscht, mmer derselbe sein wird; die Dinge können sich auch einmal in unserem Sinne ändern, und das gibt uns die Kraft, in diesem Sinne hier zu wirken, wenn unsere Zahl auch klein ist.

Abg. Hausmann (nl) bringt die Unzuträglichkeiten zur Spreche, die daraus entstehen, daß in den Schullesebüchern die alte und die neue Orthographie nebeneinander angewandt werden, und fragt die Unterrichtsverwaltung, ob und wann in dieser Beziehung eine Aende⸗ rung erfolgen wird.

Regierung loꝛrnmissar, Geheimer Oberregierungerat Schöppa: Es ist angeordnet worden, daß die Regierungen sür die Neu⸗ bearbeitung der Lesebücher es handelt sich jährlich um 17 Million