dortigen Dom und nahmen hierauf an dem Festmahl im Rat⸗ Um 6 Uhr 55 Minuten erfolgte die Weiterreise nach Cuxhaven, wo die Ankunft um R / Uhr erfolgte. Seine Majestät begaben Sich sofort an Bord des Dampfers „Ham⸗ burg“, der heute früh um i Uhr mit dem Kreuzer, Friedrich
hause teil.
Karl“ als Begleitschiff in See ging.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben heute mittag 11 Uhr 20 Minuten vom Potsdamer Bahnhof aus die Reise nach Genua und von dort zu Schiff an Bord S. M. Jacht „Hohenzollern“ nach Messina angetreten, wo am Sonntagvormittag die Ankunft erfolgen und am Montag die Reise nach Taormina fortgesetzt werden wird. In Taorming ist das Hotel Timeo auf vier Wochen für die Kaiserliche Hof— Ihre Majestät die Kaiserin werden
haltung gemietet worden. von Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Eitel-Friedrich und Oskar begleitet.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Hansa“ mit dem Zweiten Admiral des Kreuzergeschwaders am 21. März in Tsingtau eingetroffen.
S. M. S. „Fuürst Bismarck“ ist mit dem Chef des Kreuzergeschwaders gestern in Nimrodsund angekommen und geht am 13. April von dort nach Wusung in See.
S. M. Torpedoboote „S 90“ und „Taku“ sind am 21. März in Ningpo eingetroffen und gestern von dort nach dem Nimrodsund in See gegangen.
Kiel, 22. März. Der Proviniigllandtag der Provinz Sch les nig. E olstein hat, wie ‚W. T. B.“ erfährt, beschlossen, Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und 3 dessen Braut zur Vermaͤhlung ein Hochzeitegeschenk zu widmen.
um bleibenden Gedächtnis an die im kommenden Jahre stattfindende
eier der silbernen Hochzeit Ihrer Kaiserlichen und König— lichen Majestäten bewilligte außerdem der Provinziallandtag 100 090 M zur Errichtung einer Stiftung zur Versorgung der auf Kündigung und ohne 3 n, in Pro⸗ vinzialdiensten stehenden Personen and deren Hinter blie benen.
Bremen.
Zum Empfange Seiner Majestät des Kaisers hatten sich gestern mittag, wie W. T. B.“ berichtet, Seine König— liche Hoheit der Prinz Heinrich, der hanseatische Gesandte in Rerlin Dr. Klügmann, die beiden Bürgermeister Dr. Pauli und Dr. Barkhausen und die Senatoren Dr. Markus und Stadtländer auf dem festlich ge⸗ schmückten Bahnhof eingefunden. Nachdem Seine Majestät mit seinem Gefolge dem Zuge entstiegen war, fand eine äußerst herzliche Begrüßung statt. Nach kurzem Verweilen auf dem Bahnsteig schritt Seine Majestät durch die mit Blumen— arrangements prächtig geschmückten Fürstenzimmer zu den vor dem Bahnhofe stehenden Equipagen und fuhr mit dem Bürgermeister Dr. Pauli durch die einen imposanten Anblick gewährende Via triumphalis direkt nach dem Festplatz zur Enthüllung des Denkmals Kaiser Friedrichs II. Dort betrat Seine Majestät das Kaiserzelt. Rechts von Seiner Majestät hatte der Senat und das Offizierkorps, links von Allerhöchstdemselben die Bürgerschaft Aufstellung genommen. Die Tribünen mit den geladenen Gästen und dem Publikum waren dicht gefüllt. Zwischen, den Tribünen hatten das Reseroeoffizierkorpßs und die Kriegervereine ihren Platz. Un—⸗ mittelbar nach dem Erscheinen Seiner Majestät des Kaisers hielt der Senatspräsident, Bürgermeister Dr. Pau li die Feswede. Nachdem dann auf ein Zeichen Seiner Majestät die Hülle des Denkmals gefallen war, wurde seitens der Anwesenden das
gemeinsame Lied Lohe den Herren“ angestimmt. Hierauf besichtigte Seine Majestät eingehend das Denkmal. Nach dem
Vorbeimarsch der Ehrenkompagnie fuhr Allerhöchstderselbe zum Dom und wurde dort von den Domherren Eg spar Kulen— kampff und Konsul George Waetjen sowie von dem
und dem Geläute sämtlicher Glocken begrüßt und in den Tom eingeführt. Seine Majestät sprach sich höchst anerkennend über die nunmehrige Vollendung und prächtige Ausgestaltung des Domes aus. Nach dem Solovortrage „Die Allmacht“ 2on Schubert verließ Seine Majestät unter den Klängen des Nieder⸗ ländischen Dankgebets den Dom und begab a zu Fuß nach dem Rathause zum Festmahl. Als Allerhöchstherselbe die Halle betrat, intonierte die Kapelle den Kaiser Friedrich-Maxrsch. Seine Majestät unterhielt sich während der Tafel in lebhaftester Weise und erwiderte die Ansprache des Bürgermeitters Dr. Pauli mit einer längeren Rede, die mit einem Hurra auf die Hansastadt schloß. Beim Verlassen des Nathaujes wurden Seiner Majestät von verschiedenen Damen der Gesellschaft Blumensträuße überreicht. Die Abfahrt des Kaiserlichen Sonderzuges erfolgte nach herzlichster Verabschiedung von den . des Senats um 6 Uhr 55 Minuten. Die Bevölkerung Bremens brachte Seiner Majestät auf eillen Wegen Huldi⸗ Allerhöchstderselba in leutseligster
ungen dar, für die
Weise dankte. Dentsche Kolonien.
Der Generalleutnant von Trotha meldet dem, W T B“ zufolge aus Windhuk in Deuisch-Sü dwest afrika unterm 3. d. M.: . . A. J Komasberge westlich von Windhul unternomm mne Streif. zůge fleinerer Abteilungen hatten zur Folge. daß sich zahlreiche Heieros in? Gr. Barmen stellten. Zusammenstöße wit größeren feindlichen Abte lungen fanden b's jetzt dort nicht statt ;
Major von Estorffe kat am 15. März den Vormarsch von
bis d oßzen Rossobfluß abwärts angetreten. . n, ,, Rieimont gelegene Signalstation Marienthal“
wurde am 17. etwa jweistündigem Fischflusses ,
von Zwehle : 6, Nr. I in nördlicher Richtung,
Gefecht wurde der Gegner in Richwmmng des großen Drei Reiter wurden verwundet. Yaupt⸗
fen if s zu sänbern. großen Fischflus lu! des Obersten Deim ling aus Nurudas vom
Nach einer
31 l bteilung Kirchner nach Kosis entsandte 17. Mälz hat die zus Abteilung ch n
ohne mit vereinigten
Aar nie mit 2 Geschützen unter Hauptmann . Abends die Verbindung mit dieser hergestellt, dem Feinde in Berührang. gekommen iu sein. Die Trupren wurden am 20 März bei Nurudas erwartet.
Die Gtappenkompagnien sind, wie folgt, verteilt, 1. Kompagnie zusg bes Bäaiweges Lüäreritzbhucht — Keetmanzhoop, 2. Tompagnie in , , ,. 3 und Dijimbingue, 3. Kompagnie in Dtjosasu, Dwikokorero und Otjosondu,
Swakopmund, Omaruru, Skabaadja, Groß Barmen,
Kompagnie in Windhuk, Haris (40 km südwestlich von Windhuk) und Seeis (60 Km östlich von Windhuh.
März von etwa 50 Hottentotten angegriffen; nach
aifandte von Gibeon aus die 2. Kompagnie des um die Gegend des
O10 oιο Zoll auf eingef
tungs mittel Resolution. * ; . . woöhlseins in der Sitzung. Domprimarius, Pastor Schenkel unter den Klängen der Orgel
Zeit in Al aufhören muͤssen.
2
Reiter Friedrich Sigrist, geboren am 13. Oktober 1883 iu Wal— beim, früher im 4 Unterelfãfsischen Infanterieregiment Nr. 143, ist am 18. März infolge von Unvorsichtigkeit in den Oberschenkel ge—⸗ ö. worden und kurz darauf im Lazarett zu Keetmanshoop ge—
orben.
Oesterreich⸗Ungarn.
Im Budgetausschuß des ö sterreichischen Abgeordneten⸗ haufes erklärte gestern, wie W. T. B. berichtet, der Finanz⸗ minister Kosel in Beantwortung verschiedener Anfragen, kei der Verschlechterung der budgetären Lage in den letzten Jahren spiele die wirtschaftliche Depression keine unbedeutende Rolle, auch die Wünsche des Reichs rats hätten zur Steigerung des Ausgabenetats beigetragen. An⸗ gesichts der beginnenden Besserung der wirtschaftlichen Lage sei zu er— hoffen, daß auch in der Lage des Staatahausbalts eine Besserung ein⸗ treten werde, namentlich wenn der allseitig betonten Notwendigkeit der Sparsamkeit Rechnung getragen werde. Die Voranschläge müßten derart erfolgen, daß sie Ueberschüsse gewärtigen ließen; nicht um größere Kassenbestände anzusammeln, sondern um eine sichere, von Zufälligkeiten unabhängige Gebarung ju ermöglichen. Der Minister erklärte weiter, daß er der Ausgestaltung des Telephon netzes die gößt⸗ Aufmerksamkeit juwende. Tie Deckung der dafür nöligen Ausgaben hoffe er um so eber im Rahmen des Budgets zu finden, als hierfür der durch den Anteil des Staates an dem Rein⸗ gewinn der Oesterreichisch⸗Ungarischen Bank sich um 475 600 Kronen erhöhende Budgetüberschuß des laufenden Jahres verwendet werden könne, sofern diese Steigerung nicht zur Verringerung des Erforder— nisses an Tilgungsrente herangejogen werden müsse.
Die Ple narversammlung der ungarischen koalier⸗ ten Opposition hat gestern einen Beschluß gefaßt, in dem sie erklärt:
Es sei ihr unmöglich, ein Kabinett aus den Reihen der vereinigten Opposition zu bilden oder ein solches zu unterstützen, da von seiten der Krone jur Bedingung der Bildung eines solchen Kabinetts die Ausschaltung der Frage der Armee⸗ fahnen und der ungarischen Kommandos gemacht worden sei. Andererseits seien die Forderungen für die Erhöhung des Rekrutenkontingents und von 450 Millionen für Artillerie zwecke aufrechterhalten worden. Auf wirtschaft lichem Gebiete sei die Forderung gest⸗llt worden, daß mit der öster reichischen Regierung eine Vereinbarung getroffen werde, wonach der deutsche Handelsvertrag bedingungslos ratifiriert werden müsse, wag darum nicht angenommen werden könne, weil eine solche kategorisch gestellte Bedingung die Verwirklichung der wirtschaftlichen Selbständigkeit vereiteln würde. Die koalierte Opposition erkläre, daß sie ein auf dieser Grundlage ebildetes Kabinett aus den oben angefübrten Gründen nicht unter— tützen könne; die Solidarität der vereinigten Opposition werde in dieser schweren Lage unverändert aufrecht erhalten werden.
Graf Andrassy wurde gestern nachmittag von dem Kaißer in Audienz empfangen, erstattete Bericht über das Scheitern seiner Verhandlungen mit der Linken und legte gleichzeitig seine Mission in die Hände des Kaisers zurück.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause teilte gestern, wie W. T. B.“ meldet, der Kanzler der Schatzkammer Austen Ebamberlain mit er werde poraussichtlich das Budget am 10. April vorlegen. Ains worth (lib) brachte einen Antrag ein, worin er den Vorschlag verurteilte, daß
icbrte Manufakturwaren 6 werden sollten, was einen Teil von? Chamberlains Plan bilde. R. Cævendish (Unionist) unterstützte den Antrag Ainsworth. Der Premierminister Balfour erklärte, die Regierung werde den Antrag nicht als Mißtrauensvotum anseben. Angesichts des Beschluffes des Hauses vom Zz März in bezug auf den Zollantrag, der von Winston Churchill ein⸗ gebracht worden sei, werde die Regierung davon Abstand nehmen, über
die Resolution Ainsworth oder eine ähnliche zu sprechen oder über sie ibre Stimme abzugeben.
Er empfehle den Minjsteriellen denselben Weg. Sir Henry Campbell Bannerman (ib.) kritisierte die Haltung der Regierung. Hugh Cecil (Unionist, für Zollfreiheit der Rahrungsmittel) warf dem chamberlainistischen Teile der konservativen
Partei polttisch: Feigheit vor und erklärte die Pläne der Tarif-
reformer für wertlos. Die Resolutien Ainsworth wurde mit 254 gegen 2 Stimmen angenommen. Die große Mehrzahl der Mi— nifteriellen enthielt sich der Abstimmung, der für Zollfreiheit der Nah— eintretende Teil der Konservativen stimmte für die Chamberlain fehlte infolge eines neuerlichen Un—
Frankreich. Der Erzb schof von Algier, Msgr. Ouriz hat an den Kultus- und Unterrichtsminister Bienvenu Martin in der Angelegenheit der Vorlage liber die Trennung der Kirche
vom Staate ein Schreiben gerichtet, in dem er erklärt, daß infolge der Abschaffung des Budgets für das
Kultusministerium der katholische Gottesdienst in kurzer Algier notgedrungen fast vollständig werde Der mohammedanische Kultus werde von der Trennungevorlage nicht getroffen werden. Die religiös
ö
Gleichgültigen
würden sehen, daß es vorteilhafter sei, Mohammedaner zu sein als Christen, und die Eingeborenen würden sich erstaunt fragen, warum Frankreich diejenigen, die das Gottesgesetz lehrten, so behandele.
Rußland.
Aus Kutno (Gouvernement Warschau) wird dem „W. T. B.“ vom heutigen Tage berichtet, auf die Nachricht, daß auf der Chaussee beim Gute Lanenti 140 Bauern mit Frauen und Kindern versammelt seien, habe sich der Chef der Landwache mit einer Kompagnie Soldaten dorthin begeben und auf die Leute, trotzdem sich diese ruhig verhalten hatten, feuern lassen. Zwei Personen seien auf der Stelle getötet und 50 verwundet worden, davon 20 schwer; von den Verwundeten seien sieben auf dem Wege zum Hospital gestorben.
In Lodz ist in den Webereien von Posnangki und Silberstein und in den Fabriken von Krusche und Ender iń Pabijanizi der Ausstand wiederum ausgebrochen.
Italien.
Di Deputiertenkammer nahm gestern, wie . W. T. B.“ meldet, ihre Sitzungen wieder auf. Der Minister des Aeußern Tittoni eiklärte, die gegenwärtige Ministerkrisis sei durch eine mit
den parlamentarischen Vorgängen nicht im Zusammenhange stehend? Tatsache, nämlich die Erkrankung Giolittis, ver. anlaßt worden. Fortis, der der Krone aus triftigen Gründen als Dolmetscher des Programms Giolitti und
Fortsührer seiner Politik erschienen sei, habe sich durch verschiedene Umstäͤnde gejwungen gesehen, auf den ibm gewordenen Auftrag zu ver« zichten. Biese Umstände ließen den Zweifel entstehen, ob die nach den Novembermwahlen um das Programm der Regierung gebildete Mehrheit noch geschlossen bestehä. Daher stelle sich da in Vemission befindliche Ministerium, das nach der Verfassung für die Handlungen, die es voll⸗ ziehe, verantwortlich fei, von neuem dem Parlamente bor und fordere von ihm eine Abstimmung nicht über die Männer, sondern über die Dinge. Wenn, wie er glaube und wünsche, die Mehrheit, die die verschledenen Parteien in der Kammer zu einem gemeinsamen Zweck vereinigt habe, noch immer bestehe und noch ihrem Programm
freu sei, so werde sie sich aufs neue in Betätigung ihrer lebendigsten
und mannigfaltigsten Kräfte bekunden, die c in ihrem kraftvolle Führer Giolitt! jusammengefaßt gejeigt, hätten, dem er im Namen seiner Freunde und auch seiner Gegner den Wunsch für baldige Genesung sende. Aber wenn die Beratung und *, Abstimmung im Parlament eine neue Mehrbeit mit einem neuen Programm ergeben . so werde auch in diesem Falle das Wieder, erscheinen der Minister auf der Ministerbank, das sie als eine hohe politische Pflicht ansäben, ju dem Werte der konstitutionellen Auf, richtigkeit beigetragen haben. Die Kammer trat sodann in di Diekussion über die vom Minister Tittoni abgegebenen Erklärungen ein. Nachdem mehrere Redner gesprochen hatten, wurde die Sitzung aufgehoben. Portugal.
Die Königin von England, der Prinz und die Prinzessin Karl von Dänemark sowie die Prinzessin Viktoria sind wie W. T. B.“ erfährt, gestern in Lissabon eingetroffen. Der König, die portugiesischen Prinzen die Minister des Auswärtigen und der Marine und der eng lische Gesandte begaben sich sofort an Bord der Jacht der Königin. Am Landungsstege wurde die Königin von England von der Königin Amalãte und der Königin-Witwe Pia empfangen und begab sich sodann nach dem Necessidades-Palast.
Bulgarien.
Dem Wiener „Telegr.⸗Korresp⸗ Bureau“ wird aus Sofia berichtet, in bulgarischer Minister habe sich dahin ge— äußert: es sei dem Fürsten von Bulgarien sowohl bei seinen Besuchen in Berlin und London, als auch von seiten des französischen Ministers des Aeußern Delcassé ver— sichert worden, daß die Türkei keinerlei aggressive Ziele gegen Bulgarien verfolge und die militärischen Maßnahmen nur gegen die Bandenbewegung getroffen habe. Der Fürst möge nur eine korrekte Haltung in der mazedonischen Frage be— wahren. Der Fürst habe den bulgarischen Minister— präsidenten nach Mentone berufen, um ihm entsprechende Weisungen für die äußere Politik zu geben.
Alien.
Der General Linewitsch meldet, dem „W. T. B.“ zu⸗ folge, unter dem 21. März:
Gestern ersckienen vor unseren Vorposten kleine feindliche Kavalltrieabteilungen, hinter denen Infanterie vorrückte; letztere machte beim Dorfe Machantai Halt.
Der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ wird aus Sypingai gemeldet:
Kein ausländischer Militärattachs ift wäbrend des Räck— zuges von Mukden in japanische Gefangenschaft geraten, sie befinden sich alle in Gunschuling. Die erste Armee hat kein Geschütz und keine Stellung verloren, dagegen sieben japanische Revolverkanonen erbeutet und 400 Gefangene gemacht. Die Soldaten find erbittert über die beständigen Rückzüge und bedauern, auf Befehl Stellungen aufgeben zu müssen, die die Japaner nicht hätten nehmen können. Der Rückzug geschieht auf parallelen, früher durch die rufsischen Truppen vorbereiteten Bergftraßen in vollster Ordnung.
Aus Gunschuling meldet das „Reutersche Bureau“:
Der General Kuropatkin ist am 20. d. M. zurückgekebrt Es wurben ihm große Ovationen dargebracht. Der General hielt eine kurze Ansprache, in der er die Hoffnung ausdrückte, daß die Armee bald imstande sein werde, die erlittenen Schicksalsschläge wieder gut zu machen.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Tokio vom gestrigen Tage ist dort folgende Mitteilung ein— getroffen.
Die russische Nachhut steht 20 Meilen nördlich von Kayuan, die japanische Vorhut war ihnen gestern dicht auf den Fersen. Die Russen zieben sich auf den drei Hauptstraßen nach Kirin und Tschang ⸗Tschun zurück.
Wie dem „Daily Telegraph“ aus Tokio über Schanghai gemeldet wird, sieht das japanische Flottenprogramm den Bau von 12 ,, und 12 Kreuzern vor.
Ferner wird demselben Blatt aus Tokio berichtet, daß der Kontreadmiral Arai sich nach Tschemulpo begeben habe, um die Leitung bei den Bergungsarbeiten des Kreuzers „Wariag“ zu übernehmen. Man hoffe, das Schiff werde in kurzer Zeit wieder flott werden.
Afrika.
Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Tanger gemeldet, Raisuli habe vom Sultan ein Schreiben erhalten, durch das er zum Gouverneur des Fes⸗Distrikts ernannt werde. ie Ernennung sei von den Stämmen der Umgegend freudig aufgenommen worden. Raisuli wolle im Gebiet von Tanger zum Nutzen des Handels die Ordnung streng aufrecht— erhalten. Leben und Eigentumd er Europäer würden jetzt ge⸗ sichert sein.
Parlamentarische Nachrichten.
Die Schlußberichte über die feigen Sitzungen de; Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.
— In der heutigen (171) Sitzung des Reichstags, welcher der Kriegsminister, Generalleutnant von Einem genannt von Rothmaler beiwohnte, erklärte vor Eintritt in die Tagesordnung der .
Ptäsident Graf von Ballest rem: Meine Herren! Ehe wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich mir erlauben, an die Herren Kollegen eine Bitte ju richten. Nachdem wir 18 Tage bereits über das Gehalt des Herrn Kriegsministers verbandelt haben, sind zu demselben Titel noch 17 Redner vorgemerkt. Wenn wir ie Vereinbarung halten wollen, die im Seniorenkonvent getroffen worden ist, so muß ich die dringende Bitte an die Herren Kollegen richten, sich in ibren Ausführungen beschränken zu wellen. Dies wird vielleicht möglich sein, wenn wir nur wirklich Jachliche Gegen— stände behandeln und nicht breit über persönliche Sachen sprechen, die ich ja nicht hindern kann, weil sir in derselben Debatte von einem früheren Redner gestreift worden sind. Ich richte also die dringende Bitte an die Herren, daß, wenn wir unserer Ver, pflichtung nachkommen wollen, den EGiat rechtzeitig fertigzustellen nach der Vereinbarung, die wir im Seniorenkonvent getroffen haben, sie sich in ihren Reden beschränken. Das ist abhängig vom guten Willen aller Mitglieder, das Präsidium kann dabei nur sehr wenig tun.
Darauf wird die zweite Beratung des Reichshaushalts⸗ etats für 1905 im Etat für die Verwaltung des Reichs⸗ heeres und zwar bei dem Titel: „Gehalt des Kriegs—
ministers“ fortgesetzt.
Dazu ist noch die nachstehende, von dem Abg. Dr. Müller⸗ Sagan (fr. Volksp.) beantragte Resolution eingegangen:
„Der Reichstag wolle beschließen, den verbündeten Regierungen
seine Bereitschaft ju erklären, im nächssjährigen Etat die Miitel
zur Deckung der Kosten für die den Mannschaften des stehenden
Heeres und der Kaiserlichen Marine im Falle der Urlaubs erteilung
alljährlich eder doch mindestens einmal während der Dienstien
für eine Reise in die Heimat, unter tunlichster Gestattung der Be⸗ nutzung von Schnelliügen, zu gewährende freie Hin! und Rückfahrt auf den deutschen Eisenbahnen bis zum Höchstbetrage von 15 Mil— lionen Mark ju bewilligen? ;
Abg. Wam hoff (;l): Der Redner der polnischen Fraktion, Graf von Mielivnski, hat sich ganz unberechtigterweise darüber auf „kalten, daß an den Fesllichkeiten des Ostmarkenvereins sich ö.. aktive Offiztere beteiligt haben. Die Sonialdemokraten haben si die'mal, in bejug auf dag Kapitel der Militärmißbandlungen etwas jurückgebalten, sie sind nicht soweit gegangen wie früher; hoffentlich haben sie eingesehen, daß sie der Sache am besten dienen, wenn sie ch in diesem unkte Beschränkungen auferlegen Den Wunsch, ba, bei der Aushebung vorsichtig verfahren wende, teile auch ich; auch aus meiner Militärzeit erinnere ich mich eines Falles, wo ein Geisteskranker in die Truppe eingestellt worden war. Diese gebotene Räcksicht läßt sich um so eber üben, als auch nach der Ver
es 1ég3 nach der Erhöhung der Präsenz befürchtet wurde. Als ich einjäh ig diente, wurde ich auch jur. Rekrutenausbildung, kom= manrtert. Unter den Leuten befand sich einer mit pallstanzn ig
frimnen Armen, der bald entlassen werden mußte. Ein anderer fonte wegen der Beschaffenheit seiner Arme absolut nicht das Gewehr halten. Geben Sie den ausbildenden Offizieren und Unter- oftieten von vornherein ein besseres Menschenmaterial in die Hand, so werden auch die Resultate besser werden. Die völlige Beseitigung es Parademarsches kann ich nicht wünschen; auch er hat seine guten Seitn Daß er ungesund sei, ist zwar behauptet, aber nicht bewiesen Fotzen; daß ein Uebermaß auch bier nachteilig wirkt, mag sein. Die Dis iplin, wi sie für eine schlagfertige Armee unbedingt nötis ist, fan man von einem Volkéheer nach dem Geschmack des Herrn Ledebour nicht erwarten. Das französische Volksheer, das 1870 aus ten Boden gestampft wurde, bat gewiß juerst Siege erfochten, aber fehr bald ging es mit seiner Subordination bergab. Aehnlich würden wir mit diesem Experiment unser blaues Wunder erleben. Man komme uns also nicht mit solchen, sondern mit ernst gemeinten Vor— schlögen. Hoffen wir, daß der alte Geist in unserem Heere un. perärdert vorhanden ist, wenn wieder einmal schwere Tage kommen
Abg. Bruhn (Reformp.): Wir erwarten auch von der Heere: verwaltung jede Förderung des Mittelstandes und des Hand⸗ werks, die sie diesem Stande irgend angedeihen lassen kann. Das Warenbausunwesen habe ich schon neulich zur Sprache gebracht und mitgeteilt, daß ein Offizier im Warenhaus Wertheim ein. Er— frichung zu sich genommen hat. Es wurde hier . schrecklich' gerufen, und die Judenpresse machte sth darüber lustig. Ich meine, ein Offtzier darf sich mit dem Publikum nicht so intim machen, er muß nissen, was für ein Publikum in diesen Erfrischungsräumen verkehrt. In Grüneberg hatte 15903 die Firma Weiß u. Co. ein Warenhaus errichtet und den Trick angewendeg bei der Eröffnung eine Militärkapelle spielen zu lassen. Ich möchte den Kriegszminister fragen, ob die Mllitärkapellen dazu da sind, für ein Warenhaus Musik zu machen. Den Zwilmusikern wird durch die. Militärkapellen eine sehr große Konkurrenz gemacht. Nach den Mitteilungen des Verbandes der Zivil musiter werden diesen jährlich etwa 105 Millionen Mark durch diese Konkurrenz entzogen. Der vorige Reichstag beschloß, eine Petition, soweit sie sich auf Erinäßigung der Fabrpreise jum gewerblichen Musijieren beziebl, dem Neichskanjler zur. Berucksichtigung, die übrigen Punkte zur Erwägung zu überweisen. Der Bundesrat hat diesen Wunsch nicht erfüllt. Der Verhand der Zivilmusiker verlangt nun ein gänzliches Verbot des gewerblichen Musizierens der Militärmusiker. So weit möchte ich nicht gehen. . Bei Schluß des Blattes spricht der Redner weiter.
Statistik und Volkswirtschaft.
Aus der preußischen Zuchtbausstatistik.
In den Zuchthausgefangenen stellt sich die der Gesellschaft be— sondet gefährliche Kriminalität dar, sei es, daß sie durch schwere Ver⸗ brechen oder durch fortgesetztes verbrecherisches Treiben die Rechts- ordnung durbbrechen. Seit einer längeren Reibe von Jabren hat daher das preußische Ministerium des Innern — dem neben 20 größeren und 50 in dem früher französisch-rechtlichen Teile der Rheinprovinz bestehenden kleinen Gefängnissen zur Aufnahme von Gefängnis., Haft- und Untersuchungsgefangenen auch die 33 Straf⸗ anstalten unterstellt sind, die zur Aufnahme der von preußischen Ge— richten zu Zuchthauestrafe Verurteilten dienen — aus der Masse der rechtsbrecherischen Persönlichkeiten die Zuchthausgefangenen heraus gehoben und in der alljährlich von ihm beröffentlichten .Statistik der um Ressort des Königlich preußischen Ministeriums des Innern ge— hörenden Strafanstalten und Gefängnisse und der Korrigenden“ einer besonderen statistischen Behandlung unterzogen. Jetzt liegt die Statistik für das Rechnungsjahr 1993 (1. April 1963 bis 31. März 1804) vor; das 244 Seiten umfassende Tabellenwerk bietet ein beachten swertes Material, das wichtige Anhaltspunkte für die Beurteilung der Erfolge des berrschenden Strafsystems gewährt. ; .
Die Gesamtzabl der Zuchtbausgefangenen belief sich im Jabre 1903 4 auf 22 804 gegen 23 7530, 23 143, 22577 und 23 486 in den vier Worjahren bis 1899, 1900 zurück, 26 0 i. T. 189394 und YI95 i. J. 1883184. 1890071 war die niedrigste Ziffer seit dem Beginn der statistischen Aufnahme der Zuchthäusler (1869) erreicht;
in den beiden folgenden Jahren 190i sꝭ und 19023 nahm die Gesamtzahl ein wenig ju, um im letzten Jahre 1893 wieder so weit herabzugeben, daß sie dem niedrigsten Stand
don 1906071 (22577) ziemlich nabe kommt. Der tägliche Durch⸗ schnitts bestand, der auch 19012 noch weiter gesunlen war und 13023 keine nengenswerte Zunahme erfahren batte, ist im Jabre e034 gleichfalls zurückgegangen und hat in diesem die niedrigste Ziffer seit seiner erstmaligen statistischen Feststellung (1877 78) erreicht; er betrug 14949 Zuchthausgefangene*) gegen 13138, 15 150, 13211 und 15 6530 in den vier Vorjahren. 18555 i J. 183594 und 20 884 ü. J. 1885/84. Dabei ist noch zu barücksichtigen, daß injwischen eine große Volkevermebrung stattgefunden hat. Der aksolute Rück. gang der Zahl der Zuchthausge angenen schließt demgemäß einen noch ungleich ssärkeren relativen Rückgang im Vergleich mit der Vol kazabl wie mit dem 18 Jahre und darüber alten Teil der Bevölkerung, gegen ten überhaupt auf Zuchthaugstrafe erkannt werden kann, in sich, den auch die in den Jahren 190152 und 1902.3 eingetretene geringe Zu— nabme der Gesamtzabl der Zuchthäusler nicht aufiuhalten vermoct bat. Setzt man den jährlichen Zugang der Zuchtbauggefangenen — 9371 im Jahre 190334 gegen 5535, 724. 5503 und 5324 in den vier Vor. jahren, 7275 i. J. 1853/94, Si42 i. J. 1883 84 und 9589 i. J. 1881182 — in Verhälinss zu dem über 18 Jahre alten Teil der Bevölkerung preußeng, so ergibt sich, daß die schwere Kriminalität von 1869 (mit welchem Jahre die vom Ministerium des Innern vꝛrroͤffen tlichte Stat stik beginnt) bis 1871 gefunken, darauf mit geringen Schwankungen his zum Jahre 185182 gestiegen und dann bis zum Jahre 1859 1900 stetig gefallen ist. Im Jahre 1930,10 machte sich eine, geringere Steigung derselben bemerkbar; doch stand sie noch um 18,3 Jo Jünstiger As imm Jahre 1369 und um 42,6 o günstiger als i. J. 1831682. Seit dem Jahre 19012 ist sie wieder gesunken und bat im Jahre lz0z 4 den niedrigsten Stand erreicht; in diesem kamen nãmlich „ Einschließlich der Gefängnis,, Haft. und Untersuchungs. fenen (66287 wurden in den der Verwaltung des Innern unter- keherden 33 Strafanstalten und 20 größeren. Gefängnissen 1903 m taglichen Furchschnitt 24777, in den kleinen Gefängnissen der heinbrobinz nur 3i7 Gefangene verwahrt. Dagegen betrug die Tages durchschniite zabl der Untersuchungs. und der Strafgefangenen Gefangnisstrafe, Haft und geschärfte Haft), die sich 18034 in den dem Justizminiflerlum unterstellten 1019 Gefängnissen befanden. 33 361.
auf 10 000 Köpfe der über 18 Jabre alten Bevölkerung 266 Zucht. häusler gegen 273, 2.33, 3 04 und 2,54 in den vier Vorjahren bis 1899/19060 zurück, 4065 i. J. 1893/94, 5,92 i. J. 1883ñ84 und 6, ol i. J. 188182.
Je mehr sich auf der einen Seite dieses günstige Ergebnis be— merkbar macht, um so schärfer tritt andererseits gleichieitig der wachsende Anteil der gewerbsmäßigen Verhrecher an der Zabl der straffällig werdenden Personen bervor. Zwar sank in den beiden letzten Jahren, wie die Zahl der in Zugang gekommenen Zucht⸗ bausgefangenen überbaupt — die der männlichen von 5026 (i. J. 13012) auf 4845 und 4729 und die der weiblichen von 698 auf 691 und 642 — auch die absolute Zahl der schon mit 5 strafen (3uchthaugz, Gefängnis oder Haft? Vorbestraften unter ihnen: die der mannlichen von 4425 (i. J. 190112) auf 4285 (1902 3) und 4133 (19034) und die der weiblichen von 572 auf 568 und 53g, während in den Jabren 18991909 und 1900ñ1 auch die absolute Zahl wenigstens der männlichen Vorbestraften gestiegen war. Aber der prozentuale Anteil der Vorbestraften an den Zugängen bat fast ununterbrochen zugenommen und nur im letzten Jahre beim mannlichen Geschlecht eine kleine Verminderung um Jo erfabren . er stieg bei diesem von 83,7tz o i. J. 1889 90 auf 88,63 0so i. J. 1902/3, worauf er i. J. 19054 nur auf 87,40 60 herabging, beim weib. lichen Geschlecht in demselben Zeitraum von 76,01 auf 82,19 (18902 / s) und 82,55 (19034). Noch stärker ist der Anteil der schon 3 mal oder noch öfter Vorbestraften an den Zugängen von Zucht— häuslern in die Höhe gegangen, seit 1889 30 von 53, 92 auf 71, o / i. J. 19023 und 72.4335, i. J. 19034 bei den männlichen und von 61 37 auf 7047 und 71,18 0/0 bei den weiblichen. Der Anteil derjenigen Zuchthausgefangenen, die bereits Freiheitsstrafen von mehr als 4 Jahr verbüßt hatten, ist seit 1387 90 sogar von 34,10 auf 56,59 (1902 31 und 57 96 0, (190954) bei den männlichen und von 27,73 auf 42,54 0, i. J. 1902 3 bei den weiblichen gestiegen; das letzte Jahr 19034 zeigt indessen beim weiblichen Geschlecht einen Räck⸗ gang dieses Anteils um 20/9, von 43,54 auf 40,5 0g. Von den neu eingelieferten männlichen Zuchtbausgefangenen waren also fast 310 schon vorbestraft, beinahe z schon dreimal oder noch öfter und fast */ schon mit Freiheitsstrafen von mehr als 1 Jahr. Ungefähr die Hälfte der im Jahre 1903 4 in Zugang gekommenen Sträflinge — nämlich 2659 — hatte an Vorstrafen bereits 6 oder mehr Freiheitsstrafen er— litten; denn es waren von den 5371 eingelieferten Zuchthausgefangenen 407 (darunter 40 weibliche) 1 mal, 374 (33 weibliche) 2 mal, 1223 (132 weibliche) 3— mal, 1399 (157 weibliche) 6 — 10 mal, 1145 (139 weibliche) 11— 30 mal und 115 (29 weibliche) 31 mal oder noch öfter mit Freiheitsstrafen vorbestraft. Dabei hatte die Dauer der Vorstrafen nur bei 727 Stääflingen 3 Monate und darunter, bei 935 über 3 Monate bis 1 Jahr, bei 2292 (darunter 213 Frauen) aber über 1Jahr bis 5 Jahre und bei 709 (47 Frauen) über 5 Jahre betragen. unerfreulich sind die Ziffern der Zuchtbausstatistik, die vom Alter der Sträflinge bei ihrer Einlieferung nach der letzten Verurteilung handeln. 20 männliche Zuchthaus. gefangene waren zu diesem Zeitpunkte erst 18 Jahre alt, 67 männliche und 2 weibliche 19 Jahre, 96 m. und 14 w. 20 Jahre, 75 m. und 4 w. 21 Jahre; die Altersgruppe von 18 bis 21 Jahren ist also schon mit 258 männlichen und 20 weib— lichen, zusammen 278 von 5371 (4729 männl. und 642 weibl) i J (190314 in Zugang gekommenen Zuchthäuslern — immerhin mit 76 weniger als im Vorjabre — vertreten, die näckste, auch noch verhältnismäßig sebr jugendliche Gruppe von 21 bis unt er 25 Jahren sogar mit 663 männlichen und 54 weiblichen, zusammen 717 lim Vorj 770), die von 25 bis unter 30 Jahren mit 915 männl. und 102 weibl, zus. 1017 (i. Vorj. 1009), die Altersgruppe von 30 bis unter 40 Jabren mit 1354 männl. und 170 weibl, zus. 1524 (i. Vorj. 1668), die von 40 bis unter 50 Jahren mit 966 männl. und 155 weibl., juf. 1121 (i. Vorj. 1006), die von 50 bis unter 60 Jahren mit 418 männl. und 106 weibl, zus. 524 (i. Vorj. H55!), die von 60 bis unter 70 Jahren mit 130 männl. und 33 weibl., zus. 163 (i. Vorj 148) und die Altersgruppe von über 70 Jahren mit 25 männl. und 2 weibl., zus. 27 Zuchthausgefangenen. Die Haupt⸗ masse kommt allerdings auf die Gruppen von 25 — 50 Jahren; immerhin wird man den Anteil der jüngeren Altersgruppen als einen großen ansehen müssen. 1352 männl. und 148 weibl, zusammen 1900 von den 5371 i. J. 19034 eingelieferten Stiäflingen (i. Vorj. 1604 von 5336, i. J. 19012 1674 von 5724) waren bereits vor dem 18. Lebensjahre mit Freiheitsstrafen belegt worden, also in die ‚Ver— brecherlaufbabn* eingetreten. . ö
Wa die anderen persönlichen Veröältnisse der im Jahre 1903/4 in Zuzang gekommenen 5371 Zuchthauszefangenen betrifft, so waren 3135 erangelisch, 2188 katbolisch, 44 Juren und 4 Andersgläubige, 504 unebelicher, 4867 ehelicher Geburt, 704 bis zum 16. Len enzjahre im Elternhause, 490 bei Fremden, 158 in öffentlichen Anstalten er⸗ zegen und 39 in Zwangserziehung gewesen. 860 hatten vor dem 14. Lebensjahre cen Vater, 517 die Mutter und 173 beide Eltern
Sehr
durch den Tod verloren, 311 einen Stiefvater und 254 eine Stiefmutter erhalten. 261 waren ohne Schulbildung, 1905 hatten nur eine mangelbafte, 3130 Volksschul. und 75 eine
böhere Schulbildung. Tie Muttersprache war bei 4377 Sträflingen die deutsche, 882 sprachen volnisch und deutsch, 103 nur volnisch und 9 nur andere Sprachen. Die Schule des Heeres hatten nur 1642 von den 4729 Männern durchgt macht. — Nach dem Familienstande unterschieden, waren 2815 Zuchtbausgefangene (darunter 234 weibl.) ledig, 1948 (237 weibl.) verheiratet, 337 (bierunter 127 weibl.) ver= witwet und 226 (44 weibl) geschieden. r große Uebergewicht der Ledigen unter den Sträflingen.
Betrachtet man die Ziffern, die über den Geburtsort der im Jahre 190314 eingelieferten Sträflinge Auskunft geben, so fällt namentlich die große Zabl der geborenen Schlester unter den Zucht- käuslern auf, deren nicht weniger als 1210 (i. Vorj. 1194) gezählt wurden. Nächst Schlesien lieferten von den preußischen Landesteilen die größten Kontingente an Sträflingen die Rheinprovinz mit 638 9) die Provinz Brandenburg mit 557 (649), von denen die Stadt Berlin als Heimat 170 (253) stellte, Ostpreußen mit 443 (402), Posen mit 405 (469) und Westpreußen mit 294 (340). Weitere 288 (i. Vorj. ebenfalls 288) stammten aus Westfalen, 284 (341) aus der Provinz Sachsen, 251 (204) aus Pommern, 175 (1851) aus dessen. Nassau, 172 (211I) aus Hannover, 79 (84) aus Schleswig ⸗Holstein. In Preußen hatten demnach 4867 (im Vorjahre 50! 4) Zuchthäusler ihre Heimat, von denen allcin die staik mit Volketeilen nichtdeutscher Zunge durch setzten vier östlichen Provinzen Schlesien, Posen, Ost. und Westpreußen 2383 (i. Vorj 2405) also fast die Hälfte stellten, während von der am 1. Dezember 1960 ermittelten Gesamtbevölkerung Preußens in diesen
Bemerkenswert ist wohl das
macht worden.
vier Provinzen zusammen nur 33,70 υ geboren waren. Aus anderen
Staaten des Deutschen Reichs stammten 356 (347) Verurteilte, und 148 (175) waren Ausländer. . , Sehr bemerkenswert sind auch die Zahlen der Zuchtbausstatistik,
dem Staffelstundentarif hat man sich auf 35, 40 und 45 4
welche die Berufstätigkeit dieser Sträflinge veranschaulichen. Nach
der Berufszäblung vom 14 Juni 1895 entfielen bekanntlich in Preußen
von der Gesamtzabl. der Erwerbstätigen auf die Berufs.! abteilung „Land wirtschaft, Gärtnerei, Tierzucht, Forstwirt⸗ schaft und Fischerei' 36,11 09, auf die Abteilung Berg
bau und Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen ? 36 91 0so auf die Abteilung ‚Handel und Verkehr 109524 0ͤ0 und auf die übrigen Berufzabteilungen 17,74 0/9. Während also unter den gesamten Er⸗
werbstätigen die Gruppe ‚Landwirtschaft usw“ die zahlreichste war,
überwiegt unter den Zuchtbäuelern die Gruppe „Industrie usw.“, auf die 19765 Männer und 1j7 Frauen, zusammen 2693 (im Vorjahre 032?) Perfonen oder Is, 97 5/0 aller Zuchthausgefangenen entfallen. Weitere 845 Männer und 245 Frauen, zusammen 1962 (im Vorjabre 1258) Sträflinge oder 20,33 o, gebörten zur Berufsabteilung ‚Häus—⸗ liche Dienste und wechselnde Lohnarbeit‘. Nächst diesen Gruppen stellte die Berufsabteilung Handel und Verkehr“ die meisten Zuchthäusler, nämlich 821᷑ Männer und 72 Frauen, zusammen 893 (im Vorjahre
56) oder 1663 0/0 Die Abteilung Landwirtschaft usw.“ war unter den
Zachthausgefangenen nur mit 8o7 Männern und 31 Frauen, zusammen S38 (im Vorjabre 85!) Personen oder 15.60 00 vertreten, die Gruppe Oeffentlicher Dienst und sog. freie Berufsarten mit 183 Männern
und 35 Frauen Jjusammen 221 (im Vorjahre 133) Personen, die Be 1iufeabteilung ‚Vauernde Dienstboten für häusliche Arbeiten! mit 49 mannlichen und 92 weiblichen, zusammen 141 (im Vorjabre 146) Sträf⸗ lingen; 32 Zuchthausgesangene waren Pensionäre und Rentner, 13 lebten von Almosen, und 48 (darunter 39 weiblichen Geschlechts) haben keinen Beruf angegeben. Man kann in diesen Ziffern den Nachweis suchen, daß das gewerblich industrielle Milieun, namentlich wenn sckon die Eltern ibm angebört baben, einen ungleich günstigeren Nährboden für die Entwi lung des Verbrechertums biete als das landwirtschaftliche. Indessen können jene Erscheinungen des unmittelbaren Zusammen— banges mit den Berufsverhältnissen auch entbebren und lediglich oder großenteils darauf beruhen, daß im Gegensatze zu der landwirtschaft⸗ lichen Tätigkeit die gewerblich-industrielle in der Regel größere Menschenansammlungen voraussetzt, in denen Herde des Verbꝛrecher⸗ tums sich leichter bilden können als in der zerstreut lebenden land— wirtschaftlichen Bevölkerung.
Die Bedeutung der größeren Bevölkerungsansammlung für d schwere Kriminalität tritt besonders deutlich in den Ziffern über de letzten Wohnort der Bestraften, der in der Regel auch der Or der letzten Straftat gewesen ist, heivor. Nach der Volkszählung von 1. Dezember 1900 lebten von der Gesamtbevölkerung Preußens — 34 472 509 Einw. —
a. in Gemeinden unter 20 0 Einw. 15 327 900 — 44,46 0 h. in Gemeinden von 2 — 5 000 Einw. . 3 838 640 — 11, 14 0 . C. in Kleinstaͤdten von 5 — 20 600 Einw. .. 43835 405 — 14,63 0g, d. in Mittelstadten von 20— 100 000 Einw. 4638 512 — 13 45 0, S. in Großstäͤdten von 160 - 500 000 Einw. 3 945 104 — 11,44 0 , 1 888 848 — 5,48 o
Von den i. J. 1803/4 (und in den drei Vorjabren) eingelieferten
w (1906/1 190112 1902/3) a in Gemeinden unter
2000 Einw. (1496 1528 1451) 1452 — 27, 040 o, b. in Gemeinden ˖ von 2 560665 Einw. (627 557 539) 510 — 10 050½, C. in Feinstädten von 5 — 20 000 Einw. 62893 840 846) S830 — 15,46 0/, d. in Mittelstãdten von 20— 100 000 Einw. (9864 1091 1060) 1048 — 193510; 0, e. in Großstädten von loo - 500 000 Einw. . (986 1127 1013) 1012 — 118 840i, k 581 627) 489 — 9, 10 00ίꝗ. Die Gemeinden von weniger als 2000 Eizwobnern waren nur wenig mehr als halb so oft, dagegen die Mittel städte von 20— 100 000 Ein— wohnern 198mal, die Großstädte von 100—– 500 900 Einwobnern
13 mal und Berlin fast doppelt so oft der letzte Wohnort und Schau— platz der Tätigkeit von Verbrechern, wie nach ihrer Bevölkerung zu erwarten gewesen wäre.
Die Ursache der letzten Verurteilung war in der Mehr— heit der Fälle und zwar bei 2654 Männern und 389 Frauen zu— sammen 3043 von 5371 i. J. 190314 eingelieferten Zuchthaus gefangenen (1902 13 bei 5209 von 5536) Diebst ahl, in 858 1831) von diesen Fällen schwerer Diebstabl, bei 157 (192) Sträflingen Raub und Erpressung, bei 1065 (129) Begünstigung und Hehlerei, bei 332 (323) Beirug, bei 101 (101) Urkundenfaͤlschung, bei 10 (5) Bankrott, bei 103 (107) Brandstiftung. Im ganzen traten Verbrechen und Vergehen gegen das Vermögen bei 33573 Männern und 486 Frauen, zusammen 3864 (im Vorjahre bei 4070) in Zugang gekommenen Zuchtbausgefangenen als Ursache der letzten Bestrafung auf, — Verbrechen und Vergehen gegen die Person bei 962 Männern und 68 Frauen, zusammen 1030 (944) Zuchthäuslern und zwar bei 724 (694) Unzucht mit Gewalt, bei 44 (55) Kuppelei, bei 28 (35) Mord, bei 86 (60) Totschlag, bei 9 (14)
Kindesmord, bei 85 (79) gefährliche Körperverletzung und bei 32 (32) Abtreibung der Leibes frucht, Verbrechen und Vergeben gegen Staat, öffentliche Ordnung und
Religion bei 344 Männern und S8 Frauen, zusammen 452 (435) Sträflingen und jwar bei 6 (3) Widerstand gegen die Staats. gewalt, bei 36 (36) Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung, bei 26
Nach den Angaben über die Dauer der Strafe, in deren
begriffen
waren, batte der weitaus größte Teil nicht über 5 Jabre abzubüßen 9 3 * —
verhängt worden, der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte über 4453, die Polizeigufsicht über 2556.
Die Zuchtbauzstatistik läßt auch den Zusammenhang der Trunksucht, des Landstreichertums und der Unzucht mit dem Verbrechertum erkennen. 8899 Männer und 96 Frauen,
zusammen 989, das sind fast der fünfte Teil der im Jahre 19034 in Zugang gekommenen Zuchtbausgefangenen, waren Gewohnheils— trinker, 509 Landstreicher. Nicht weniger als 1474, das sind mehr als der vierte Teil, hatten die letzte Straftat in der Trunkenheit begangen. 204, von den neu eingelieferten weiblichen Gefangenen
über ein Viertel, waren der gewerbsmäßigen Unzucht ergeten. — Die Personen mit verminderter oder fehlender Arbeit fähigkeit machten nur eine kleine Minderheit aus: es waren 354 Zuchthäusler vermindert arbeitsfähig, 25 dauernd und 15 vorübergehend arbeits— unfähig.
Zur Arbeiterbewegung.
Zum Ausstand der Tapeziergebilfen in Frankfurt a. M. (vgl. Nr. 69 d. Bl.), teilt die ‚Frkf. Ztg.“ mit, daß zwiscken den Vertretern der Ausständigen und der Meister vor dem Gewerbegericht als Einigungtamt Verhandlungen stattfanden die resultatlos verliesen, weil die Pein iale um Abschluß eines Vertrags nicht autorisiert waren. Eine Veisammlung der „Freien Vereinigung selbständiger Tapezierer und Möbelfabrikanten‘ beriet ibrerseits gemeinsam mit der Lohnkommission der Arbeiter über eine friedliche Beilegung der bestebenden Streitigkeiten. Von beiden Seiten sind Zugestänznisse ge⸗ Die Meister haben u. a. die neunstündige Arbeitszeit, Sonnabends acht Stunden, und Lobnzahlung am Freitag zugebilligt, haben es aber abgelebnt, den 1. Mai als Feiertag anzuerkennen. Bei geeinigt; die Gebilfen batten 40, 45 und 50 A gefordert. An Steue der 10 0,9 Zulage für Gehilfen, die jetzt schon äber dem Minimaltarif entlohnt werden, soll eine fünfprozentige Erhöhung treten, solern nicht bereitß am J. Januar eine Aufbesserung erfolgt ist. Dieser Tarif soll den Gehilfen zur Annabme vorgelegt werden. — In einer Versamm— lung der doit ebenfalls in eine Lohn kewegung eingetretenen Gärtner⸗ ehbilfen (ogl. Nr. 65 d. Bl) wurde beschlossen, den Verschlag der Fein nal. mit den einzelnen Firmeninbabern in Verhandlungen ein— jutreien, anzunehmen. Ein Ausstand wird auf diese Weise wahr— scheinlich vermieden.
Kunst und Wissenschaft.
v. A. Alice Trübner, die sich technisch trefflich an ibrem Gatten geschult hat, ftellt eine Anzahl ihrer, die wunderlichsten Dinge bebandelnden Arbeiten in dem Kunstsalon von Casperaus. Wer die Fähigkeit besizt, vom Stofflichen völlig abzuseben und sich allein an Technik und Farbenkraft und schönheit zu erfreuen, wird auch vor diefen Bildern auf seine Rechnung kommen. Sie bieten besonders in letzterer Beziehung viel und legen Zeugnis von cinem ftarken maͤlerischen Talent ab, wenngleich nicht zu verkennen ist, daß All ce Truͤbner gerade, was die Farbenbehandlung anbetrifft, ganz Schülerin
=