1905 / 77 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Mar 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Wachtmeister Bruno Klebe, geb. am 25. 5. 80 zu Berlin, früher im frierfchen Feldartillerleregiment Nr. 44 (Fleischschuß in rechten Ober schenkelh; Sergeant Ricard Großmann, geb. am 19. 3. 78 zu Cordes. bagen, früher im westpreußischen Pionierbataillon Nr. 17 Streifschuß an' der rechten Sand); Unterofftier Hermann Götze, geb. am 13. 7.76 zu Merseburg, früber im Königlich württembergischen 9. Infanterie= regiment Nr. 127 (Fleischschuß in rechten Oberarm]; Unteroffizier Art bur von Kostka, geb. am 15. 11. 82 zu Schidlitz, früber in der Maschinen— gewebraßteilung Nr. 4 (Streifschuß am linken Oberarm); Rei: er Fritz Witscher, geb. am 12. 7. 83 zu Elberfeld, früher im Dragoner⸗ regiment von Bredow (1. schlesischen) Nr. 4 (Schuß durch rechtes Ohr); Rester Johann Matern, geb. am 12. 8. S2 zu Allenstein, früher im Pionierbataillon Fürst Radziwill! (ostpreußischen) Nr. 1

(Schuß in linke Hand); Reiter Hugo Steinert, geb. am 27. 2. 84 z Tillendork, früber im Feldartillerieregiment. „von Vod⸗ beelek (I. niederschlesischen) Nr. 5 Streifschuß am xrechten Oberschenkel; Reiter Klaus . geb. am 7. 5. 8383 zu Läͤderdeich, früber im hoben zollernschen Fußartillerie⸗· regiment Nr. 13 (Streifschuß an der linken Schulter);

Reiter August Zacharias, geb. am 15. 1. 85, ju Rhein, frũber im 2. Garderegiment j. F. (Streifschuß am Kopf); Reiter Bruno Dobmann, geb. am 13. 4. 83 zu Riesg, früber im Königl. sächsischen J. Infanterleregiment Nr. 103 (Schuß im rechten Fuß). Nachträglich wird ferner gemeldet, daß der Unteroffizier

Albert Beier, geb. am 22. 12. 80 zu Liehenow, früher im Grenadierregiment „König Friedrich Wilhelm LV. (1. pommerschen) Nr. 2, am 25. Mai v. J. im Lazarett zu

Otjosondu an Typhus gestorben ist. 4

Oefsterreich⸗ Ungarn.

Eine gestern in Budapest stattgekabte Konferer ralen Partei nabm, wie T. B.“ meldet, auf Antrag des Ministerpräsidenten Tisia eine Resolution an, in der sie erklärte, daß fie als Minderbeitspartei eine Lösung der Krise nicht bewerk⸗ stelligen könne, daß sie aber der zu bildenden Regierung gegenüber

er verfassungsmäßigen Aussicht als Orpoitions⸗

zur fachlich die Pflicht der ver ussick voß ei ausüben werde. Die liberale Partei erkläre ferner, daß sie eine

renz der libe

In

* * BV.

Entscheidung des Königs, betreffend Geltung der ungarischen Spreche als Dienfisprakte und Kommandosprache in der Armer, wohl; mit Freuden begrüßen würde, allein sie warne die Nation davor, in dieser

Frage einen D

Harmonie jwischen dem . . R adurch ju setzen. Die liberale Partei erkläre weiter, daß sie die Aufrecht. erhaltung des gemeinsamen Zollgebiets mit Oesterreich unter den

für um so wichtiger halte, als die ung auf dem gebracht werden könne, n 1 ker mit Ungarn wetteifernden Staaten Zollschutz finde. wurde einstimmig angenommen.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhau se erklärte,. B. T. B. zufolge, gestermn im Laufe der Beratung über die Heereserfordernisse Claude Towther (kons.), es fei wegen der Vorgänge an der indischen Grenze unmögllch, die regelmäßige Heeresstärke ohne Gefahr zu verringern. Eagland müsse sich das, was Rußland in der Nähe der indischen Grenje tur, als eine Mabnung dienen lassen. Der Redner sprach sich für eine Erweiterung des englischen Büändnisses mit Japan aus, das eine solche Form an— eben foll, daß im Falle eines Angriffs auf die asigtischen Besitzungen einer der beiden Mãchte beide Mãchte Cee, ,. ein⸗ Inder verteidigen, England mit seiner Flotte, Japan mit seinem Seer. Villiams brachte einen Beschlußantrag ein, in dem er

erklãrte, die Finanzvorsch läge Cham berlains pũr den die eng ; lische Schiffahrt und die englische Industrie schãdigen. N erer Beratung wurde der Beschlußantrag angenommen. Die Regierung bewahrte dieselbe Haltung, wie in den frũheren Finanzdebatten.

Das Indische Amt gibt, wie W. T. B. aus London meldet, bekannt, daß die nach Kabul entsandte britische Misfion bie Rückreise nach Indien angetreten, nachdem sie die ior übertragenen Geschäfte beendet und ein Abkommen ge⸗ schlossen habe.

Rußland. Sslowo“ energisch

beabsichtigt war, im April auszulaufen bereit sein. . Generalstab: eingetreten.

2. „St.

Kaijuan. . ;

Nach Meldung derselben Agentur beschloß eine außer⸗ ordentliche Gouvernementssemstwoversammlung in Saratow, den Minister des Innern um unverzügliche Beratung über die gegenwärtige Lage unter Teilnahme von Vertretern der Saratower Gesellschaft an⸗ zugehen, weil die Lage sich immer mehr zuspitze. Erforder⸗ lich sel die Aufhebung des verstärkten Schutze? Um der Gesellschaft die bürgerliche Freiheit zu gewähren, sei keine komplizierte gesetzgeberische Arbeit erforderlich. Ferner wurde beschlofen, den Minister und den Synod darum anzugehen, öffentlich die lügenhaften Meldungen, wonach die intelligenten Kreise von den Japanern erkauft seien, zu widerlegen.

Hestern suchte eine Menge von etwa 300 Personen die auf 1 Uhr Nachmittags angesetzte Wiederaufnahme des Unterrichts im St. ; ri⸗ zu verhindern. Es wurden revolutionäre Rufe ausgestoßen. Die Polizei zerstreute die Ansammlung und nahm einige Ver⸗ haftungen vor. In den Jukoffschen Oelwerken entstand gestern nachmittag in der Deldestillationsabteilung, wie man vermutet, infolge Brandstiftung eine Feuersbrunst, durch die sechzigtausend Pud Oel vernichtet wurden. .

Wie „W. T. B.“ aus Reval meldet, fordern zahlreiche Proklamationen die Arbeiter auf, Unruhen in Masse am 3. April zu organisieren. In der Fabrik Dvigatel haben die Unruhen bereits angefangen.

Portugal.

Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm, der König und die Königin begaben sich, wie W. T. B.“ aus Lissabon meldet, gestern, nachdem das Frühstück bei der Königin⸗Mutter ein⸗ genommen war, zu Wagen bei herrlichstem Wetter nach dem hochgelegenen Schlosse Penho, von wo man eine wundervolle Aussicht über die Berge, die Küste und das Meer genoß. Unter Führung des Königs und der Königin ging der Kaiser dann zu Fuß durch die herrlichen Kameliengärten hinab, worauf der Rest bes Weges bis zur Eisenbahn wieder zu Wagen zurückgelegt

Petersburger Konservatorium

wurde. Abends fand bei dem deutschen Gesandten Grafen Tatten⸗ bach ein Diner statt, an dem außer dem Kaiser das Gefolge, der Ehrendienst, die Herren der Gesandtschaft und eine größere Anzahl portugiesischer Staatsmänner und Würdenträger teil⸗ nahmen. * der an das Diner 363 anschließenden Soiree waren die Gäste des Kaisers bei der Mittelmeerfahrt geladen.

Schweiz.

Der Ständerat ratifizierte W. T. B. zufolge einstimmig

die Schiedsverträge mit Belgien, Großbritannien, Italien, Oesterreich⸗Ungaärn, Frankreich und

Schweden und Norwegen. Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr-⸗Korresp⸗ Zureaus“ aus Konstantinapel haben vorgestern die kretensischen Unzufriedenen bei Theresino die angekündigte V ,, mit Griechenland ausgesprochen und gleichzeitig das Konsular⸗ korps davon verständigt, daß die Vereinigung auf die von den internationalen Truppen besetzten Plätze und die von den Admiralen im Jahre 1897 festgesetzte neutrale Zone nicht aus- gedehnt werde. Ferner erklärten sie, daß sie die gegenwärtige Verwaltung nur bis zur Einführung einer neuen Regierung anerkennen wollen, sie aber bis 36 unterstützen werden, um die Ruhe aufrechtzuerhalten. In den übrigen Orten herrscht Ruhe.

Der Grieche

Gouverneur von Kreta, Prinz Georg von nland, erließ, dem „Reuterschen Bureau“ zufolge, an die Einwohner von Kreta eine Proklamation, in der er erklärt, die Mächte hätten den interngtionalen Truppen Anweisung gegeben, behufs Wieder herstellung der Fffentlichen Ordnung auf der Insel einzuschreiten. Der Prinz gibt zugleich bekannt, er habe angesichts der Trag⸗ weite diefes Beschlusses an die Mächte das Ersuchen gerichtet, desfen Ausführung auf 35 Stunden aufzuschieben, damit er die Bevölkerung davon benachrichtigen könne. Der Prin; fordert dazu . nach Hause zurückzukehren, und beschwört die Aufständigen in Therisso, die Waffen niederzulegen.

Dänemark.

Der Reichstag nahm gestern endgültig den Gesetz⸗ entwurf, betreffend Einführung der Prügelstrafe, ferner den dänisch⸗russischen Schiedsgerichtsvertrag an.

A ien.

Bei der Budgetberatung im indischen General— gouvernements rat wandte sich, wie „Reuters Bureau“ aus Kalkutta meldet, Gopal Krischna Gokhale, der dem Rate als nichtoffizielles Mitglied für Gesetzentwürfe angehört, an⸗ gesichts des gegenwärtig daniederliegenden Rußlands gegen die großen in e ren Ausgaben. Der Vizekönig Lord Curzon erwiderte hierauf, der Krieg im fernen Osten sei die größte Rechtfertigung für die Rüstungen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sizung des Reich s⸗ tages, die Berichte über die vorgestrige und die gestrige Sitzung des Herrenhaßses sowie der Schlußbericht über die ghrf Sitzung des Hauses der Ab georoneten befinden sich in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.

In der heutigen (176.) Sitzung des Reichs tags, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner, der Staatssekretär des Reichsmarineamts, Staatsminister. Admiral von Tirpitz, der Finanzminister Freiherr von Rheinbaben, der Kriegs⸗ minister, GenerallEutnant von Einem genannt, von Rothmaler, der Staatssekretär des Reichs justizamts Dr. Nieberding, der Staatssekretär des Reichspostamis KRraetke und der Staatesekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel beiwohnten, wurde die dritte Beratung des Reichshaushaltsetats für 1905 in der Spezial diskussion des Etais des Reichsamts des Innern sort⸗

esetzt.

3 bit Dr. Südekum (Soy): Der Abg. Dr. Mugdan hat uns das Benspiel von Fürth angefübrt, um ju beweisen, daß auch die Sozialdemokraten, wo sie die Herrschaft in der Kemmune haben, den Anforterungen des Parteiprogramm nicht nachkommen. Herr Mugdan bätte fich doch daran erinnern sollen, wie eine ganz unverfãlscht freisinnige Kom munalverwaltung, nämlich die in Nürnberg, die Kranken dersicherung geregelt bat. Dort ist die denkbar schlechteste Form der Versickerung, die Gemeindeversicherung, die den Ansprüchen der Arbeiterschaft in keiner Weise genügt, gewählt worden, und alle Verfuche, eine Ortskrankenkasse ins Leben zu rufen, scheitein an dem Veto der Verwaltung. An Verwaltungelosten, Bädern, Medi famerten wird aufs außerste gespart, um das Defijit herabzumindern, das bei dieser Verwaliung schon auf über 4 Million angewachsen ist. Da die Erträge nicht zur Deckung der Ausgaben reichen, müffen die Gereindemittel berdalten, die ibrerseits wieder bauptsächlich aus den un. gerechten indirekten Steuern berrahren. Im Jahre 103 hat der Magistrat ben Fabrikanten, die mehr als 50 Arbeiter beschäftigen, auferlegt, Betriebe kranken affen zu grůnden oder der Stadt einen Teil der Kosten zu ersetzen. Die Folgen dieses Systems sind zücksichtslose Arbeiterentlassungen. So siehr es in diesem sozialpolitischen Kamerun aus. Arbeiter, die Tiederbolt erkrankten, suchen nun nach Möglichkeit ihre Krankheit zu verheimlichen. 66 . der Stadt mit den Fabrikanten kann man nur als unsittlich bezeichnen,

Abg. nn (Soz.): Herr Dr. Mugdan bat in zweiter Lesung eine Rede gebal ten, die sich gar nicht gegen das richtete, was ich wirklich gesagt babe. Auch in den Augen vieler Aerzte hat diese Rere sich selbst gerichtet; sie vertrizt nach deren Meinung die be rechtigten Interessen der Aerzte nicht. Herr Mugdan meinte, der Rampe der Sozialdemokraten gegen die freie Arztwahl gebe darauf guz, den Aerzten die Koalitionsfreibeit zu verbieten, die viele alt ihr böchftes Gut betrachten. Für, uns ist aber die freie Arztwahl keine politische Frage. Der Verein Berliner Kassenärzte hat über

709 Mitglieder, unter denen freie Wahl bestebt. Herr Mugdan meinte fernẽt, ein Arzt, der den Kranken Milch usw. verschreiben würde, wurde v

on den Kassenvorständen ohne weiteres entlassen. Wie kann man 30 bis 40 0900 er e nr. so obne weiteres einer solchen nieder⸗ trächtigen Handlung zeihen? Wenn die Fasse ein Pauschale ver⸗ inbart baf, kann sie noch nicht übersehen, was an Krankengeld und an Medikamenten verausgabt werden wird, Herr Mugdan unter- scho? mir auch, gefagt zu baben, daß die freie Arztwahl nicht anginge, weil kann die Simulation unter den Arbeitern um sich greifen würde. Damit hat Herr Mungdan eine objektive Un- wahrbeit auszesprochen, die er boffentlich zurücknehmen wird. Wenn man trade den Arbeitern, den soꝛialdemokratischen Kranken. kassenvorständen rohe, unwürdige Tampfesweise vorwirft, wenn das gerade Serr Mugdan mit solcher Emrhase tut, so hat er wohl ver⸗

effen, wie anf dem Lübecker Aerjtetag der Berichterstatter Friedländer handelt wurbe, wie er unter dem Hinaus! des ganzen Vorstandes und des Vorsitzenden das Lokal verlaffen . Ein liberales Blait hat diese Handlungsweise als unwürdig ezeichnet. Wir brechen

des halb keineswegs über die Aerzte ker Stab; im Gegente

erkennen freudig und mit Hochachtung an, daß die eifrig an der Mitarbeit bei der Durchfübreng der solialen Gese bemühen; aber wenn ich in dieser Weise den deutschen Aerzte. Kompliment mache, so sind daran Herr Mugdan und Hert Ben unschuldig. Herr Mugdan bat ja auch nach seiner Rede in Leung erlebt, daß der konservative Abg. Fürst iu Dohna. Sch an ihn berantrat und ihm gratulierte. So weit ist es mit den schon gekommen. Früber wäre ein Liberaler bis über die schamrot geworden, wenn ihm so etwas im Reichstage vassien

Präͤsident Graf von Ballestrem: Sie dürfen nicht sage ein Abgeordneter schamrot werden müßte, wenn ihm ein ander geordneter zu irgend einer Sache gratuliert.

Abg. Stadthagen (Soi) tritt dem Abg. Bruhn entgegen. wolle das 6 en berbimten; er sei also nur the für die Koalitionsfrelbeit, in Wirklichkeit aber ein offener 8 diefes Rechts der Arbeiter. Wenn Herr Bruhn gestern versuch ibm Widersprüche nachjuweisen, so genüge der Hinweis auf den graphischen Wortlaut seiner in jweiter Lesung gehaltenen

legunggrede. ; . Dr. Mug dan git 3 In berg en, das hausener Flugblatt sowie über die Verhältnifse in München ka

meine Bebauptungen aufrecht. Was speziell München bett? mag sich Herr Fräßdorf mit Herrn von Vollmar, auseinanda Der ganje Kampf gegen die freie Arztwabl ist nur nin Argument ju fübren, daß die Arbeiter simulicren. Ve freie Arztwahl deshalb betämpft, weil er meint, da; die Aerjte mit der Bescheinigung der Arkeits un zu leicht umspringen, der macht tatsächlich damit der beitern den Vorwurf der Simulation. Ueber einen Vorfall in sind tendenziös entstellte Berichte in die Presse gekommen. Au Nürnberg liegen die Verhältnisse nicht so schlimm, wie si Sübekum dargestellt bat. Den Vorwurf des Aeriteagrarierz ich zurück. Ich stehe hier lediglich als Abgeordneter und nehme Rücksicht auf die speziellen Interessen des Aeritestandes. Ma es mir sehr J,. daß ich Beifall auf der Rechten gehabt Sie (iu den Sozialdemokraten) sehen den Sxlitter im A

anderen, aber nicht den Ballen im eigenen Auge. M. sch Herr Singer gefreut, als Herr Liebermann von Sa erg mit ibm in der Einjährigenfrage Hand in Hand

Und wenn Ihnen Konservative und Zentrum einmal ihre n stützung gewähren, so sind Sie darüber keineswegs

fondein nebmen sie gern an. Meine „objektive Unwahrk e · Ibnen doch etwas schwer im Magen liegen, denn sonst hätt— Berr Zubell, dieses Muster objcktiver Wahrheit, zu meiner legung genügt. Ich soll ein Verbrechen begangen haben, n ich Arbeiter angriff, die sich bier nickt verteidigen können. Hat Bebel sich geniert, den Dr. Karl Peteis und den Prinzen Pm

Arenberg anzugreifen, die sich auch bier nicht vert können? Wenn ich sagen würde, der Arzt. der den z Antrick in eine Nervenbheilanstalt schickte, habe dies nur

um die Eheirrungen des Herrn Antrick etwas unschuldign scheinen zu laffen, (Widerspruch links) so seben Sie, da kommt Bebel sofort mit seinem Widerspruch, aber Herr Bebel und Freunde glauben obne weiteres behaupten zu dürfen, daß man Prinjen Prozper Arenberg nur desbalb für verrückt erklärt basr hn der verdienten Strafe jn entnieben. (Fortdauernde Unruhe be Sonaldemokraten.) Sie fangen an, mit diesem Verhalten e zu werden, und auch diesen Komische wird nicht lange Bestand

Abg. Gamp (Rp) kommt auf die Forderung des Abg.? wegen Herabsetzung der Altersgrenze für die Bewilligung der Alter zurück. Der Abg. Krösell sei noch immer die Darlegung der Auefü seinez Vorschlages dem Hause schuldig geblieben. Es sei seine damit herauskommen mindestens innerhalb der wirtschaftlichen einigung, die ihn angenommen babe. Die Angaben des Abg. Wurn die Gitbude“ in Leverkusen bei Elberfeld, wo die Arbeiter zum ? gegriffen härten, weil die Zustande in dieser chemischen Fabri erfräglich geworden seien, seien von A bis 3 erfunden. Das erfreue fich der vorzüglichften Sanitäts. und Woblfahrtseirrichtu, Unrichtig sei es, daß die christlichen Arbeiter sich an dem ftand dieser Fabrik beteiligt hätten. Der ganze Erfolg der demokratie sei nur der, daß 50 bis 160 Familien ins gestutjt worden wären. In einer kontradiktorischen Vernebm Arbesser sei festgestellt worden, daß die Arbeiter keine Ursas Unjufriedenbeit gebabt baben; Las hätten die Arbeiter auch arm

Abg. Thiele (Sor) weist die gegen die Krankenkassenren

gerichteten Angriffe unter Exempliftzierung auf Vorgẽr Merseburg jurũck. ö ; Abg. Dr. Becker ⸗Hessen (ul.): Angesichts der Ee

lage des Hauses verzichte ich darauf, auf die einzelnen gestii n griffe des Abg. Scheidemann einzugehen, aber aufgeschoben in mir niemals aufgehoben. Nur das eine: Herr Scheidemann aus, die Schädigung der Kasse durch ju kobe Rezertkesten sei dn des jwischen mir und der Kasse ausgebrochenen Konflikts Ct feft, daß der Konflikt schon im Dejember 1901 ausgebrochen wenn ich also die Kaffe bätte schädigen wollen, konnte das dech— erft im Märj und April 1902 geschehen Das Kreisamt bat d heime Abstimmung vom]. September 1902 vorgeschrieben, und dan die Stimmzettel nicht von mir, sondern vom Vorstand der Kranken stũtzungskasse Sprendlingen ausgegeben worden; die Abstimmung ? mir Stimmenmehrheit meine Anstellung. Ohne Kenntnis der e Krankheitsfälle kann man kein Urteil über die vorgeschriebenen abgeben. Die großen Mengen, die beanstandet worden wn schreibt sich der Kassenarjt für seine Sprechstunden; er beber eventuell die Kranken monatelang damit. Dasselbe gilt den Verbandstoffen. Der Mann, der infolge der zu großen Meng Medinn gestorben sein soll, ist allerdings gestorben, aber nicht g Medisin, sondern daran, daß er zwischen die Puffer zweier Eisen wagen geriet. Von der Eisenbahndirektion Main bin ich wien Babn. und Kassenarzt angestellt worden (Lachen bei den 2 demokraten; Rufe: Was beweist das?); das beweist, daß ich Meditamenten nicht verschwenderisch, sondern sparsam umgebe. sch lier ich. 66 .

Abg. Scheidemann (Sos): Herr Becker hat bier empbatkch gesagt, er könne meine Angriffe mit amtlichem M= entkräften. Diese Bebauptung ist jerplatzt wie eine Select Herr Becker hat gestern erklärt, der betreffende Arbei an den er sich nur zu wenden brauchte um einen Arbeite: Entlassung ju bringen, sei garnicht in 8.

arlsbad anwese nd sen Darauf kommt es nicht an; es kommt darauf an, daß Vert. dem Arbeiter mit Entlassung gedroht hat, und dag hat er n ftreiten können. Hat Herr Becker auch die große Masse von.

wein für die Sprechstunde verschrieben? Ich beiiebe mick mals auf das Gutachten des Berliner Kassenarztes, das ich anführte. (Rufe: Namen nennen!) Ich denunsiere nicht 4

lichen Hauptpunkte meiner Anklagen hat Herr Becker nicht bet nickt widerlegen können. Er hat versucht, abzustreiten, daß Gründer des famosen Bürgervereins war; ich babe ihm da? 6e nachgewiesen. Die Stimmzettelgeschichte liegt so, wie ich si⸗ elegt babe. Es waren zweierlei Stimmzettel auegege den. 8 Becker gekündigt werden oder sollte an ihn neben? zweiten Arzt weiter beschäftigen? Das war die Frage. enigen Stimmzettel, die seinen Vorteil wahrnahmen,“ i. berumgetragen, was ich ibm ganz und gar nicht sibel⸗

Herr Becker spielt so sehr auf seine Beliebtheit an; wie reimt Damit diese Gewaltmittel, wie die Tatsachen, daß er uns =]

Waäblerversammlungen nicht hineinläßt? Dort hat er eriãllt Graf von Pofadore sky sich an ihn gewendet und ibn gefragt. Sazen Si? nur, Herr Doktor, wie ist es möglich gewesen, di diesen alten Besitz der Sozialdemokraten erobern konnten? Heiterkeit) Ja, ich könnte Ihnen stundenlang solche Dinge en. die uns . amüsteren würden, ich tue es aber nicht. (Vizerä Dr. Paafche: Die Wahlgeschichte eines Abgeordneten gebn nicht hierher) Ich sagte ja, weil wir nicht hier sind, um. amüsteren, darum tue ich es auch nicht. Abgesehen von dieler

jenem gam nebensächlichen Lapsus sind alle meine Behauptungen als

jutreffend erwiesen worden. Abg. Lipinski hält gegenüber Ausführungen des

(Soi Abg. Itschert bezüglich der k der Handlungagebilfen an seinen früheren Behauptungen fest; dasselbe erklärt der Abg. Wu rm (Soz. gegenüber den heutigen rng, des Abg. Gamp.

Nach einer kuren Erwiderung des Abg. Gamp, der es für das te Recht der erwähnten Farbenfahrilen erklärt, ihren Arbeitern die itgliedschaft in politischen Organisationen jzu untersagen, tritt der

Abg. vgn Massow (d. konk) dem Abg. von Gerlach entgegen,

der seinen Namen äber die Verbältni . von Gerlach babe einen Gutsnamen angeführt, der auf keiner neralstabskarte ju finden sei. Herr von Gerlach schillere volitisch wie ein Chamäleon... (Der Rest der Bemerkung geht unter der Heiterkeit der Nachbarn des Redners verloren.) (Schluß des Blattes)

Das Haus der Abgeordneten nahm in der heutigen (172.) Sitzung, welcher der Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinalangelegenheiten Dr. Studt beiwohnte, zunächst in Dritter Beratung den Gesetz—⸗ entwurf, betreffend die Schadloshaltung des Herzog—⸗ lichen Hauses Schleswig⸗Holstein-Sonderburg— Glücksburg, ohne Debatte an und trat dann in die zweite Be⸗ ratung des Gesetzentwurfs, betreffend die Erhebung von Kirchensteuern in den Kirchengemeinden und Parochialverbänden der evangelischen Landeskirche der älteren Provinzen der Monarchie, ein. Der Vor⸗ lage ist das entsprechende Kirchengeseß als Anlage beigefügt.

Nach Artikel L unterliegen die . der evangelischen Kirchengemeinden über die Erhebung von Kirchensteuern der Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörden.

Der Abg. Witzmann (nl) beantragt mit Unter— stützung von nationalliberalen und freifinnigen Abgeordneten folgenden Zusatz:

Die Genehmigung ist zu versagen in Ansebung von Real⸗ steuern (Grund⸗, Gebäude und Gewerbesteuern), welche nicht schon bei der Verkündigung dieses Gesetzes in den gegenwärtig bestebenden , g als Maßftab der Umlegung der Kirchensteuern gedient

aben.

Abg. Dr. Irmer (kons.) beantragt:

die Regierung zu ersuchen, im Sinne des § 9 Abs. 2 des Kirchengesetzes, betreffend die Erhebung von Kirchensteuern. dabin zu wirken, daß Realsteuern nur da, wo es im Hinblick auf die ört— lichen Verbältnisse geboten erscheint, jum Maßstabe kirchlicher Steuern gewäblt werden.

Nach 8 2 des Kirchengesetzes sind kirchensteuerpflichtig alle Ewangelischen, welche der Kirchengemeinde durch ihren Wohnsitz angehören. . Beratungen, auch im Herrenhause lebhaft angefochten worden, da danach die nicht zur evangelischen 9a, , Evangelischen, namentlich die Altlutheraner, zur

irchensteuer für diese herangezogen werden, wenn sie aus einem anderen Landesteil in das Gebiet der evangelischen Landeskirche übersiedeln.

Die Abgg. von Blanckenbur Graf von Wartens leben⸗Schwir folgende Resolution:

Die Königliche Staatsregierung wird ersucht, dem Landtage tunlichst bald einen die Generalkonzession für die von der Gemein- schaft der evangelischen Landeskirche sich getrennt baltenden Lutberaner vom 23. Juli 1845 ergänzenden Gelege wur dorzu⸗· legen, durch welchen die Bedingungen festgestellt werden, unter denen Lutheraner das Sonderrecht der Generalkonjession für sich in Auspruch nehmen können.

Die Kommission, Berichterstatter Abg. Pallaske, beantragt die Annahme der Vorlage in der vom Herren⸗ kause beschlossenen Fassung sowie die Annahme folgender Resolution:

in Erwägung, daß, von größeren gewerblichen Unter nehmungen veranlaßt, oftmals eine außergewöbnlich starke Ver— mehrung der Bevölkerung durch Zuing von Arbeiterfamilien in Kirchengemeinden statifindet, diesen aber infolge der bierdurch notwendigen Erweiterung kirchlicher Einrichtungen erhebliche Mehrbelastungen erwachsen, die Königliche Staats⸗ regierung zu ersuchen, auf gesetzliche Maßnahmen Bedacht zu nebmen, durch welche die Heranziehung der Unternehmer, sowie der juristischen Personen (Aktien., Kommanditgesellschaften, Gewerk schaften usw) zu den Kirchenlasten ermöglicht wird.“

e der ländlichen Arbeiter herangezogen habe.

2

8 Jacobskötter und en (kons. beantragen

1 J [ .

Diese Bestimmung ist in den bis⸗

Abg. D. Hackenberg (ul.) erklärt für die Mebrheit der national.

ansammlungen d

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand der Tapezierergehilfen in Frankfurt a. M. (vgl. Nr. 71 d. 2. scheint, wie die Frkf. Ztg.“ berichtet, nach . Dauer so gut wie beendet. Die Meisster haben, nachdem ihre Vorschläge von der Gehilfenversammlung am Donnerstag ab- gelehnt worden waren, das Gewerbegericht als Ginigungsamt an= gerufen. Die Arbeitszeit wurde bier auf neun Stunden, Sonnabends

auf acht Stunden festgelegt. Vor bohen Feiert f zalichf . obne Veranlassung in einer früberen Rede 1 sestgeleg: bohen Feiertagen soll möglichst um

vier Uhr Feierabend gemacht werden. Bei den Löhnen hat man sich auf 36, 42 und 48 geeinigt; außerdem wurde eine allgemeine Auf- besserung von acht ,. vereinbart. Die Lobnzahlung findet Freitags statt Der Tarif, der drei Jahre Gültigkeit haben soll, ist, wie in einer Versammlung der Meister mitgeteilt wurde, von beiden . vor dem Gewerbegericht unterzeichnet worden. Die zinzipalsversammlung hat dem Tarif zugestimmt; an der Zu— stimmung der Gehilsen därfte nicht zu zweifeln sein. . Weitzenfels beschlossen die seit längerer Zeit ausständigen Schu hfa brika rbeiter, dem Weißenfelser Tageblatt zufolge. den Streik fortzuft zen. Am Dienstagabend und zu Beginn der Nacht kam es in einigen Straßen iu Ausschreitungen gegen von außerhalb eingetroffene Arbeitswillige, wobei mehrere Per- sonen durch Steinwürfe verletzt wurden. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Ausschreitungen wiederholten sich gestern nachmittag und abend in erböhtem Maße in der Neustadt und auf dem Marktplatze. Zablreiche Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Polizei machte von der blanken Waffe Gebrauch. In einigen Fabrikgrundstũücken wurden die Fenster eingeworfen. Die Polizei mußte durch Gendarmerie verstärkt werden.

Knnust und Wifssenschaft.

A. E. In der letzten Fachsitzung der Gesellschaft für Erd- kunde syrach Dr. F. Solger über die Moore in ihrem geographischen Zusammen hang“. Moore haben bisher zumeist den Botaniker und den Chemiker interessiert: den ersteren, weil Torf immer nur aus Pflanzen entstebt; den anderen, weil die Ent— stehung des Torfes nicht nach einem einbeitlichen Rererxt vor sich geht, sondern die chemischen Vorgänge und ibre Schluß— ergebnisse sehr verschieden sind, je nachdem daran Ver— wesungꝰ oder „Fäulnis! mehr oder weniger beteiligt sind. Für den Geologen ist die Frage von Irteresse: Unter welchen ört— lichen und klimanschen Verhältnissen tritt Torfbildung ein und welche Aufschlüsse geben, bieran gemessen, die fossilen Kohlenflöze über Klima und örtliche Verbältnisse ihrer Sildungsstätte und Bildungsjeit? Der Vortragende gab eine Darstellung der verschiedenen Moerbildungen, erklärte an den Verhältnissen, die . B. am Grunewaldsee vor⸗ handen sind, dig Unter chi de zwiscken Faulschlammbildung am Seegrunde und Verlandungstorf, zwischen Flachmoor (Niedermoor) auf dem feuchten Sande, der Verlandung folgend, und Hoch— woor auf dem Flachmeor, wenn der Grundwasserspieg.l über— schritten wird, und erläuterte die klimatischen Voraussetzungen für die Entstebung ven Mooren überhaupt. Diese sind an der feuchten Nordseeküste am besten gegeben. Der Gegensatz zwischen Flachmoor und Hochmoor ist in seinem Pflanzenbestande so augenfällig, daß bisber diese Unterschridung der Ausgangspunkt aller weiteren Be— trachtungen war. Unter geographischen Gesichtspunkten genügt diese Erklärung des Gegensatzes jedoch nicht, vielmehr erscheint die Ver—

schiedenheit des Pflanzenwuchses nur als Folge des tieferen Gegensatzes, daß Flachmoore. auf Niederschläge. angewiesen, Hochmoore dagegen an irdische Wasser gebunden sind,

die Niederschläge aber meist kalkfrei sind und deshalb eine andere Vegetation begünstigen, als die irdischen an Mineralstoffen reichen Wasser. Während Flachmoore ein sicheres Kennzeichen für bestimmte klimatische Verhältnisse sind, sind Hochmoore vom Klima etwas un— abbängiger. Bei dem Versuch einer geographischen Einteilung der Moore wird man daber von den Ursachen ausjugeben haben, die das Vorbandensein des Wasservorrats im Boden herbeiführen. In letzter Stelle sind das ja immer die Niederschläge; deren Gesamtmenge kann

auf einem beslimmten Terrain aber größer sein als die von einer Moorvegetation benötigte Menge, oder sie reicht nicht aus, um auf dem ganjen Gebiet Moorpflanzen zu ernähren. Im

ersteren Falle kann das ganze Land, soweit es die Bodenverhältnisse estatten, vermooren, im zweiten sind die Wasseransammlungen die zoraussetzung lokaler Moore. Dem entsprechend sind Rücken und Plateaumoore ihrer Natur nach Hochmoore, gewissermaßen deren normalste Form, aber es gehören nach ihrer vorgenannten Ent— stehungsursache bierker auch die Gebängemoor? (Moore der Regen—

hänge) sowie die Tal und Becken. sowie die Wasserscheiden⸗ moore, während den mäßigen und zeitweisen Wasser⸗

ie Quellmocre, Terrassen⸗ und Ueberschwemmungs⸗ moore (Moore veriodiscker Seen) entsrprechen. Tritt zu überreichlichen Niederschlagsrnengen nech ein ständiger Ueherfluß an irdischem Wasser, so finden hierin die Deltamoore, die Fluß. und Seeufermoore, die Altwassermoore und schließlich die Faulschlammbildungen ibre Er—

I , r J rd 2 Sei günstig? ist zu Antworten: Förderlich ist große Niederschlags⸗ ö erden. ; menge, niedrige Temxreratur, geringe Sonnenwirkung; ungünstig

Abg. Dr. Irmer (kons.): Den Antrag Witzmann, der die dagegen sind ausgeprägte Trockenzeiten. Es erklärt sich beranfiehung der Realsteuern zu den Kirchenfteuern verbieten will, hieraus, warum im großen und ganzen im Norden und am miffen wir ablehnen, da er einen tiefen Sinschnitt in daz Pieere die Moore häͤuflser find ais im Süden, und warum Krgengeseß bedeuten würde. Der Generalfynodße dars das die standinarsschen More und unfere norddeutschen, dem Meere be— Recht, Tirchen steuern zu erheben, nicht beschrãntt werden. nachbarten Moore stärkere Humussäurederwitterung zeigen als die Andererseits verkennen wir nicht, daß ein gewisser Miß. binnenländischen Moore, wie diejenigen der Mark, die sich brauch mit der Umlegung der Kirchensteuern auf die Realsteuern als Ueßerschwemmungsmoore. charatt-risieren, d. i solche, in getrieben werden kann, und wir baben deshalb einen Antrag ein! denen abwechselnd Verwesung und Fäulnis wirksam gewesen Feb nach dem die Regierung ersucht werden soll, die sind. Diesen beiden Falte ren derdenken auch die bumõsen T enfteuern auf die Realsleuern nur dort weiter Erbeben zu Schrearterten ihre, Ertfichung, die zwar kein Torf, vielmehr afsen, wo es im Hinblick auf die örtlichen Verhältnifse geboten ganz strukturlos, aber Produkte einer Gemischen Ausscheipung sind,

erschlint. Wir müssen jedem Versuch, das Gesetz jetzt ändern zu wollen, entgegentreten, weil die Aenderung der . der generalsynode 1959 bedurfte, und lehnen alle dabingebenden Anträge Mit dem Antrag Blanckenburg, der für spätere Zeit iu einer derung der Generalkonzession von 1845 für die Altlutheraner auf— sordert und den Zustand von 1873 wieder herstellen will, können wir uns einverstanden erklären. .

Abg. . (nl) erklärt, dem Gesetz nur zustimmen zu können, wenn sein Antrag angenommen werde, der die Hausbesitzer gegen ungerechte Belästigungen schützen welle.

a. Ministerialdirektor von Chappuis: Die Regierung kann sih wit dem Antrage Witzmann nicht einverstanden erklären. Ver Antrag würde eine Aenderung des Kirchengesetzes erforderlich machen und außerdem die Gründung von neuen Kirchengemeinden, die sich namentlich in der Diaspora vollnieht, erschweren. Die Autsichts behörde wird dafür sorgen, daß die Realsteuern nicht in drückender Weise heran ezogen werden.

Abg. Jaco bskötter (kons.): Die Lutheraner können nach ihrer eberzeugung der evangelischen Landeskirche nicht angehören,. Ist es denn das Recht des Staateg, zu bestimmen, welcher Kirche jemand

angehören foll, oder ist das nicht vielmehr Sache, der Per- onen selbst? Die Vorlage enthält eine Uebertreibung des andeskirchlichen Prinzips. Wenn ich aus einem Gebiet der

kitberischen Kirche in das Gebiet der evangelischen Landeskirche üher, dle, soll ich der evangelischen Landeskirche angehören, zu welchen ich ach meinem Gewiffen nicht gebören kann. Mir steht jwar der Aus= kitt aus der evangelischen Landeskirche frei, aher wie kann ich üher. aupt aus einer Kirchengemeinde austreten, der ich nie Hierauf nimmt der Minister der geistlichen 2c. Angelegen⸗ ten Dr. Studt das Wort. Schluß des Blattes.)

angehört habe?

eine Folge unbollstãndiger, durch Kälte im Winter und Trockenheit im Sommer gestörter Verwesang. In Norddeutschland begegnen sich Schwarzerde und Torfbildungen Gifhorn und Magdeburger Börde. Was nach dem Voꝛstehenden für die Verteilung der Moore in Europa

ilt, hat auch Anwendung auf die ganze Erde. In den Tropen ind uns bis jetzt Moore überbaut nicht bekannt, und doch wären wir im Aeguatorialgürtel, wegen der großen Niederschläge bei starkem Pflanzenwuchs, zu der Erwartung berechtigt, Mooren zu begegnen, namentlich in Breasilien.

Es scheint dort aber nur saure Humusbildung, und zwar nur in höheren und kälteren Gegenden stattjufinden. Diese Erfahrungen zu. sammenfassend, darf man also sagen: Die Gilegenheit zur Entstehung von Torf wird mit höheren Breiten immer e,. zugleich aber läßt die Kraft der Vegetation nach.

o ergeben sich regnerische Gebiete mittlerer Bieite als Ge— biete stärkster Torfbildung, wobei die Gebirge wegen der Steilbeit ihter Gebänge trotz der sonst günstigen Verhältnisse aus— een sind. Was Europa an Moorbildungen bietet, ist ver⸗ hãltnismaßig gering im Vergleich zu den Swamps in Nord- Carolina. Selbst nahe den Tropen, wie auf den Chaltham, und Bermudas Inseln werden noch 12 15 m mächtige Torfe unter starker Beteili⸗ gung von Baumfarnen angetroffen Vegetationsbilder, die ebenso an die Steinkohlenzeit erinnern, wie die Swamps den Bergleich mit den Bil dungsstätten der Braunkohle nahe legen.

Der Vortragende folgerte aus diesen Verhältnissen der Torf⸗ entstehung, daß das heiße Klima der Gocänzeit der Braunkohlen— bildung nicht förderlich war und daß es in der nachfolgenden Epoche des Tertiärs einer Abkählung des Klimas bis auf, die klimatischen Verhältnisse der heutigen Swamps bedurfte, um die in den Braun— kohlenflözen gegebenen Bisdungen in langen Zeiträumen zu schaffen. Das Fortschreiten dieser Abkühlung führte zur Ciszeit. Auch in der Stein⸗ lohlenzeit muß es eine solche Eiszeit gegeben haben, und es ist die Annahme kaum abzuweisen, daß die gehen Kohlenverioden Zeiten relatip⸗fenchten, kühleren Klimas gewesen sind. Nach Arrhenius waren die riesigen Vegetationgentwickelungen, die sowohl der Steinkohlen⸗ als der

Braunkohlenperlode vorangegangen sein müssen, die Ursach⸗ der Ab⸗ käblung; denn sie verminderten den Kohlensäuregehalt der Atinosphäre beträchtlich und führten zu erhöhter Ausfstrahlung und Abkühlung der Erdoberflache. Inwieweit das für die Steinkohlenzeit zutreffend ift, was Ursache, was Wirkung war, ist schwer zu sagen; für die Braun⸗ koblenbildung darf jedoch wie oben behauptet werden, daß Abkühlung der Zeit vorausgehen mußte, in der diese Vegetation mit der sich an⸗ schließenden Vertorfung entstand Die Klimaschwankung abwärts war somit in diesem Falle das Primäre, die Kohlegentwickelung das Sekundäre. Es waren, an der Größe unserer Stein⸗ und Braun⸗ koblenflöje gemessen, ja in der Tat ungeheure Mengen von Kohlen säure, die der Atmospbäre entzogen wurden, verglichen mit denen der beutige Bestand an diesem Gase in der Atmospbäre ver= schwindend ift, und wenn wir uns daran erinnern, daß der Vulkanismus jwar die Hauptquelle der Ergänjung des Fohlen—⸗ säuregebalts ift, aber doch nicht gleichzeitig mit der Gntziiebung in Wirksamkeit trat, sondern wahrscheinlich erst lange nach der Stein— koblenjeit, so ist die Annabme nicht abzuweisen, daß große Klima—⸗ schwankungen sich aus der von Arrhenius behaupteten Ursache ergeben haben müssen. Der Vortragende beantwortete schließlich die Frage, ob wir wobl einer neuen Eiszeit entgegentreiben, dahin, daß die Ver— minderung der Koblensäure die Vegetationskraft nicht mehr so stark

.

mäßig funktionierendes Sicherbeitsventil für den

Kobhlensãuregehalt

der Lust zu bilden, ohne extreme Klim aichwankungen wie in der Steinkoblen· und Braunkoblenzeit befürchten ju lassen. Freilich sprächen in diesen Fragen zu viele auf das Kling einwirkende Faktoren

7 * iesen Weg der

unbekannter Art mit, als daß man der Erde gerade d Entwickelung mit einiger Sicherheit vorhersagen könnte.

Literatur. Lebenserinnerungen von Rudolvb von Delbräck. 1817— 1867. Mit einem Nachtrag aus dem Jabre 1870. Verlag

von Duncker und Humblot in Leipzig. (15,50 „M; geb 18 6). Rudolph von Delbrück batte seine Lebenserinnerungen als Manufkript drucken lassen und dieses seiner Gattin geschenkt. Nachdem der ver— dienstvolle Staatsmann aus diesem Leben abberufen, bat seine Witwe

die ibr anvertraute wertvolle litergrische Gabe nicht kei sich ver— schließen wollen, sondern sich entschloffen, sie weiten Kreisen zu. gänglich zu machen. ‚Teils so schreibt sie im Vomwort weil es mir selbst am Herien lag, das Bild meines Mannes mit seinem vorbildlichen Fleiß mit seinem unentwegten Streben zum Woble seines Vaterlandes mit der Reinheit seines Charakters und mit der Tiefe seiner Empfindungen nicht ver— loren geben zu lassen. Vor allem aber wünschte ich die Exinnerung 8 195m jessestiae Tat j Ser 1 8 6 21 * an jeine vielseitige Tatigkeit zur Hebung von Handel und Gewerbe und seine herr orragende Mitwirkung bei der Entwickelung. Erweiterung und Erneuerung des Zollvereins, durch den der Boden für das ge—

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einigte Deutschland vorbereitet wurde, auch in weiteren Kreisen rege zu erhalten. Man muß diesen Entschluß mit warmem Dank begrüßten und wird sich des weiteren freuen, daß Delbrück, Auf cichnungen in allem Wesentlichen unverkürzt berausge geben wurden. Ist das Buch für die Geschichte des Zollvereins doch von grundlegender Bedeutung und somit zugleich eine wichtige und absolut zuverlässig⸗ Quelle für die Geschichte der deutschen Einheitsbewegung überbaut. Eine be— rufenere und zugleich geeignetere Persönlichkeit als tudolph von Delbrück lãpt sich nicht denken, diesen fur die Geschichtsschreibung vielleicht sprödesten Teil der gewaltigen und vielseitigen Bewegung darjustellen; war er doch an erster Stelle dazu erseben, nicht nur ausführend, sondern auch vielfach den Weg weisend an der wirtschaftlichen Einigung Deutschlands zu arbeiten. Und zu dieser tiefgegründeten Kenntnis tritt eine ungewöhnliche Gabe der Darstellung, in deren klarer Sach⸗ lichkeit sich überall der wabrhaftige, in nie ermüdender Treue wurzelnde Charakter Delbrũcks splegelt. So gibt das Buch, was so selten geboten wird: objektive Geschichtsurkunden in gediegener

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te seiner Kindbei ü Aus dieser ilderung der Jugend⸗ und Universitätszeit syricht ein tiefes dankbares Gemüt; sie bietet somit eine wertrolle Ergänzung zu dem Gesamtbilde des Verfassers

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und erklärt uns zugleich, wie der bald Vielbeschäftigte, dann mit Arbeiten Ueberhäufte sich dennoch vielseitige, anregende Interessen in das Dienstleben hinükerretten konnte. Im weiteren Verlauf tritt naturgemäß die Schilderung der amtlichen Tätigkeit in den Vordergrund, sie ist aber uberall

belebt durch Einblicke in das weitere volitische, künstlerische und

gesellige Leben, und hierbei zeit Delbrück sich als ein so seiner Beobachter, ein so prägnanter Charakteristiker, daß das Buch, gan; abgeseben von seinem Hauptwert, den es als Quellenwert für die

m n . * ä 9 ' Geschichte des Zollvereins in Anspruch ninmt, auch als ein hervor- ragendes Denkmal der preußischen Bzamten⸗, Geistes⸗ und Kultur geschichte in der ersten Hälfte des 19 Jahrhunderts gelten muß.

Fritz Stahl: Wie sah Bismarck aus? Mit 31 Tafeln. Berlin, Verlag von Georg Reimer. 3 S Die

Gestalt ist der Text zu allem, was sich über einen Menschen empfinden und sagen läßt“, urteilt Goethe. Diese „Gestalt! des Menschen aber bat ibre Entwickelungsgeschichte, und je bedeutender der Geist, efto energischer pflegt er seine körperliche Hülle umzuformen und ihr das wechselnde Gepräge seiner inneren Entwickelung aufzudrücken. Daraus erklärt sich zum Teil die große Verschiedenbeit der überlieferten Bilder unserer Geistesherven, deren viele man mit Unrecht für apokryph oder für unähnlich“ hält, während sie, wenn auch oftmals wohl nur dilettantisch, den änßern Ausdruck einer Entwickelungsphase wiedergeben, der dem uns geläufigen Bilde nur nicht entspricht. Nun sind gerade von Bismarck so ungezählte Bilder gute und schlechte übrrall ver—⸗ breitet, daß man sagen darf, sein Bild hat sich dem Volkebewußtsein eingeprägt; und doch ist das nur der Fall mit jenem Bismarck auf der Höhe seiner Entwickelung, dem ausgereiften Genie, dessen Gestalt“ in dem feingeformten, kablen Schädel, mit der herrischen Steilfalte zwischen den Brauen, mit den leuchtenden Augen mit dem alles durchdringenden Blick, dem herrischen Mund unter dem grauen Scrurrbart und dem festen Kinn ihren Ausdruck fand. Wie dieses wundervolle Haupt sich aber formte unter den gewaltigen Kämpfen und Siegen eines titanischen Geistes, ist den meisten un⸗ bekannt. Fritz Stahls Büchlein mit seinen 31 Bildern Bismarcks ist wohl geeignet, diese Kenntnis zu vermitteln, wenn schon natur— gemäß der Wert der einzelnen Bilder sehr verschieden ist; neben solchen, die dem tiefflichen Franz Krüger, einem Menzel und Lenbach ibr Dasein verdanken, finden sich Liebbaberzeichnungen und zahlreiche Photographien. Das Büchlein enthält aber die reicht altigste und beste Sammlung von Bismarckbildern, die zur Zeit dem Privatmann zu⸗ gänglich sind, denn dem Herausgeber haben sich alle für seine Samm- kung in Betracht kommenden Quellen freundlich erschlossen. So sehen wir, wie der pausbackige norddeutsche Landjunge mit dem

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sturten, blonden Haar sich zum schmächtigen, langaufgeschossenen⸗ Studenten auswaͤchst; dann folgt das Bil? des Re- gierungsreferendars a. D., der auf Die Fortsetzung; seiner

Beamtenlaufbabn verzichtete, um die veischul deten vätersichen Güter zu übernehmen, dann die wilde Zeit in Kniepbof' hat kein Bild

geliefert Bismarck als Abgeordneter der sächsischen Rätterschaft. zur Zeit des Erfurter Parlaments und als Bundestagsgesandter= Endlich die lange Reihe der Bilder aus der Minister⸗ und Ranzler⸗= zeit und aus der Muße in Friedrichsruh. Es ist ven hbobem Jateresse. an der Bilderreihe zu verfolgen, wie dieser Schädel sich almä hlich ausbildet, die Stirn über den Augen sich wölbt, der Blick fich ver⸗

tieft und das Antlitz sich mit jener schwerdeutbaren Schrift der Falten

und Runzeln bedeckt, die hier das ehrwürdige Zeichen unsäglicher, für das Vaterland durchgesochtenet Kämpfe und Mähen sind.

„Jun g⸗Tentschland‘, so betitelt sich eine soeben im Verlage von Paul Förster, Breslau, erschienene Zeitung, die für die Band der her mnwachsenden, reiferen Jugend beiderlei Geschlechts bestimmt ist. Herausgegeben wird sie unter verantwortlicher Leitung