Qualuãt 1805 . Am vorigen Außerdem wurden gering mittel gut ertaust? ¶ Beteuft .· Durch ch itts Harfe, ar d gi sr ;. ꝛ alte Mar Marktart Gcerahster pres für Dove sen ter Neno wert 1 Rte. Dur; ö ö nitte. tzung verkau Tag niedrigster höchfter niedrigster höchster niedrigster höchster Doppelentner k gen dem Hoppeizentne; 4 4. 4 4 4 * 4 4 9. (Preis unbekannt) Ger ste. mz 13, o — — 1650 15, 60 — 3 ö 13 56 1320 13,60 1499 14 46 ; J o is 36 i456 in 6 13.36 is g ᷓ . . . . FKirfttberß 6. StJcr ...,, , io 13. 86 = 8 i. 50 16 50 2 30 16,12 1512 233. x w — — — — 15 50 15 55 335 b 15? 16 55 ih 53 23.3. 10 : e — — 14,50 1459 15 00 165.00 ; ; ( ö ; s k 14 00 1456 1436 1435 1476 10 do 1425 1625 23.3. 1o ; J — — = — 17,60 16 05 . . g I . ö. 198 00 1900 * 26. 8 15 2 ; ; n, — — itz 665 17 06 ö — z ö. . ; Safer. 30. , w 42 59 — — 14 60 1460 ) . . ; ; ? J 3. 35665 15 50 1850 16 oo 16 66 it 233 1553 16 10 z. ; r J 13 35 iz 53 11 66 14 16 1439 . . . ö 2 ; ; J / 15.76 is 606 1430 14 3ᷣ 1450 . — . x 1 14 56 14 56 14590 144.76 14 30 56 802 1458 1673 23. 3. J . ö. 1560 1 3 46 o de⸗ ini Uto 33.3 20 ö I — — 14,609 14,650 195 00 15, 00 ; ; ; ; ; . r k 16. 00 16 6 15 5h 15 30 166 54 830 15,19 1536 233. 20 s 1 8 — — — 15 25 14230 0 gb 13571 i375 89. 3. 5 ö St. Wendel ᷣ 17, oo 1700 1720 1740 1750 1756 25 560 1723 1671 23. . ; s 1 3 — is 76 15 go 15 56 1406 . ; ; JJ 16,50 itz g 16 Z 16 00 18 60 d 1582 1686 1800 23. 3. ö Chůatean⸗Salins ü . — — 14,00 15,00 — — ö ; -
Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt.
Der Durchschnittsprels wird aus den unabgerundeten Zablen berechnet.
Gin liegender Strich — in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den letzten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht feblt.
Dentscher Reichstag.
176. Sitzung vom 30. März 1905, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Tagesordnung: Fortsetzung der dritten Beratung des Reichs haushaltsetats für 1905 bei dem Etat des Reichs amts des Innern.
Ueber den Anfang der Sitzung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet. ; —
Nach dem Abg. von Massow (d. kons.) nimmt da Wort der
Abg. It schert Zentr.): Herr Lipinski hat berichtigt, was ich gar nicht behauptet habe. .
Abg. Wurm (Soz): Ich stelle fest, daß der Abg. Gamp es für richtig gehalten bat, daß eine Fabrik ibren Arbeitern den Zutritt zur Arbeiterorganisation verboten bat. Das war nicht vernünftig, wie Herr Gamp sagte, sondern rüclichtslos gegen Arbeiter, die man wie
unde behandeln soll. Sie (recht) werden ernten, was Sie gesät. ir danken Ihnen für diese Agitation für unsere Zwecke.
Aba. von Gerlach (fr. Vazg) hält seine Behauptung aufrecht, daß der Abg. von Massow mit seinen Arbeitern Verträge abgeschlossen habe, in denen Hungerlöhne vereinbart waren. Diese elenden Zu— stände wende er immer wieder zur Sprache bringen. Die Geschichte mit dem Chamäleon sei so abgedioschen, daß die Herren doch ein⸗ mal ihren Geist anstrengen sollten, um etwas Eigenes zu produzieren.
Damit schließt die Diskussion. In einer persönlichen Bemerkung gebraucht der
Abg. Bruhn (Reformp) gegen den Abg. Stadtbagen den Aus- prudè ‚talmudische Verdrehung‘. Vizepräsident Dr. Paasche erklärt diesen Ausdruck für unzulässig und ruft den Redner jur Ordnung, ebenfo auch den Abg. Stadthagen (Sei) wegen dessen Er— widerung, er nehme an, Herr Bruhn wisse nicht, was er sage.
Das Ordinarium und Extraordinarium der Ausgaben des Eiats des Reichsamts des Innern werden ohne weitere Debatte genehmigt.
Beim außerordentlichen Etat der Einnahmen ersucht der
Abg. Dr. Becker Cöln (Zentr.) die Reichsverwaltung, auch die gemeinnützige Baugenessenschaft der Militärarbeiter der Siegburger Militäretabliffements mit Beibilfen aus dem Fünfmillionenfonds zum 2 =. Wohnungen für Arbeiter und Unterbeamte in Reichsbetrieben wm bedenken.
Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner:
Meine Herren! Das Sachverhältnis ist von dem Herrn Vorredner durchaus zutreffend dargestellt worden. Die Schwierigkeit, warum bisher derartige Darlehen an Baugenossensckaften von Arbeitern aus der Militärverwaltung nicht gewährt werden konnten, liegt aber in der Teilung des gesamten deutschen Heeres in die vier Kontingente. Wenn aus gemeinschaftlichen Reichsfonds die gewünschten Darlehen gewährt werden würden, so müßten auf die verschiedenen Kontingente nicht nur die Zinsen, sondern auch die Tilgungsraten der Darlehne ver⸗ teilt werden. Dies wäte eine Abrechnung, die auszuführen kaum möglich erscheint. Wir gewähren allerdings auch an Baugenossenschasten don Posibeamten aus dem allgemeinen Etat titel derartige Darlehen, ob⸗ gleich auch Postverwaltungen der Einzelstaaten bestehen; schon diese Abrechnung hat sich als eine außerordentlich schwierige herautgestellt.
Wenn ⸗ der Herr Vorredner darauf hinwies, daß nur die Berufs— genossenschaften von Angestellten und Arbeitern der Militãrder⸗ waltung keine Baudarlehne aus dem allgemeinen Reichsfonds bekämen, wohl aber die Baugenossenschaften der Marineverwaltung, so ist daz ebenfalls richtig. Aber bei der Marineverwaltung liegen die Schwierigkeiten eben nicht vor, wie bei der Militärverwaltung, weil eg nur eine Reichsmarine gibt, und keine be— sonderen Kontingente der Marine, wie bei der Militãr⸗ verwaltung. Meine Herren, es läßt sich die vorhandene Schwierigkeit meines Erachtens nur dadurch loͤsen, daß man eventuell für die ver—
schiedenen Kontingente entsprechende Summen einstellt, vielleicht in
den Etat des Richsamts des Innern, aber für die verschiedenen Kontingente begrenzt, und dann daraus Unterstützungen an die Baugenossenschaften der gering besoldeten Beamten und der Arbeiter in militärischen Anlagen gewährt. Auch dann wird die Abrechnung noch immer außerordentlich verwickelt sein, weil ja bekanntlich diese Baudarlehne aus dem außer⸗ ordentlichen, d. h. dem Anleiheetat entnommen werden und dann wieder wegen der Verteilung der entstandenen Zinslast eine Verrechnung derselben auf die verschiedenen Kontingenttstaaten not⸗ wendig wird. Ich kann aber darin mit dem Herrn Vorredner voll ⸗ kommen übereinstimmen: das sachliche Bedürfnis ist anzu— erkennen, und ich glaube, aus bureaukratischen oder sinan ziellen
Rechnungsschwierigkeiten kann ein anerkanntes sachliches Bedürfnis auf die Länge nicht unbefriedigt gelassen werden; darin würde unzweifel⸗ haft eine disparitätische Behandlung der Militärarbeiter gegenüber den Arbeitern in den übrigen Staatsbetrleben liegen; ich hoffe, es wird sich bei der Aufstellung des nächsten Etats ein Weg finden lassen, um dieser Disparität abzuhelfen.
Die Einnahmen werden bewilligt.
Beim Militäretat erklärt der
Preußische Kriegsminister, Generalleutnant von Einem genannt von Rothmaler: .
Meine Herren! Bei der zweiten Lesung des Militäretats ist der Herr Abg. Müller-⸗Meiningen auf den traurigen Fall des Leutnants Dietz in Mainz zurückgekommen, dessen Selbstmord in Verbindung gebracht wird mit dienstlichen Gründen. Ich habe damals darauf erwidert, daß ich aus den Aeußerungen, die die Braut gemacht hat oder gemacht haben soll, entnehmen zu können glaubte, daß dienstliche Gründe nicht vorlägen, sondern dieser Selbstmord auf andere Motive zurückzuführen sei. Ich habe nun einen Biief von der jungen Dame, mit der der Verstorbene verlobt war, bekommen, in dem sie mir schreibt, sie habe derartige Ausführungen, wie ich sie in der Reichẽtagssitzung gemacht hätte, niemals getan, sondern sie babe vor dem Kriege—⸗ gerichtsrat beim Ermittlungsverfahren ausgesagt, daß sie in der Tat der Meinung sei, daß die Kritik des Kommandeurs und die vorber—⸗ gehenden Schikanen des Kommandeurs diesen Leutnant in den Tod getrieben haben. Sie appelliert an mich, nochmals eine Darlegung des Sachverhalts zu geben und ihre Aussage richtigzustellen. Meine Herren, ich bin also dadurch gezwungen, nochmals auf diesen Fall in der Oeffentlichkeit des näheren einzugehen.
Nach dem mir vorliegenden Bericht ist der Leutnant Dietz am 26. November Morgens gegen 6 Uhr von seinem Burschen tot im Zimmer liegend gefunden worden, mit dem Revolver in der Hand. Der Eskadronchef holte alsbald den Regiments kommandeur, der mit dem Regimentsarzt und einem Kriegsgerichtsrat alsbald zur Stelle war. Der Arzt stellte den Tod fest, der vor etwa jwei Stunden eingetreten war. Der Kommandeur öffnete im Beisein der genannten Herren einen auf dem Schreibtisch des Leutnants liegenden versiegelten Brief (hört, hört! links), in dem sich folgende Worte fanden:
Die vernichtende Kritik des Herrn Oberst über meine Ab— teilung O heute trieb mich zum Aeußersten. Solange er Kom⸗ mandeur ist, behandelt er mich aus persönlicher Antipathie schlecht, setzt mich zurück und läßt kein gutes Haar an mir. Vier Jahre habe ich mich durchgekämpft und durchgebissen, doch heute bin ich am Ende meiner Kraft. .
(Hört, hört! links.) ; Die heutige Kritik kann ich nicht ertragen, Sonnabend bekomme ich sicher, egal, wie meine Abteilung ist, dieselbe Kritik. Nun, da könnte ich mich nicht beherrschen; besser, ich scheide so aus dem Leben, als daß es noch vorher zum Eklat kommt.
Dieser schweren Anklage gegenüber hat der Kommandeur sogleich in
einem längeren Bericht an seinen Vorgesetzten sich über diese Kritik
selbst, sowie über sein ganzes dienstliches und persönliches Verhältnis zu dem Leutnant Dietz geäußert. Er sagt in diesem Bericht:
Ich habe den Leutnant Dietz weder bei oder nach der Besichtigung am 24. d. M. allein gesprochen. Aber während der Besichtigung habe ich die Abteilung tadeln müssen. Es geschah dies zur Abteilung ge⸗ wandt, im Beisein aller zur Zeit dien stfreien Offiziere des Regiments. Ich habe gesagt, daß im vergangenen Jahre dieselbe Abteilung, mit fast denselben Pferden, durch einen Vizewachtmeister vorgestellt, die beste Abteilung im Regiment gewesen sei, und daß die Abteilung jetzt sehr schlecht sei. Ich ging dann die einzelnen Lektionen durch und führte aus, wie die Hauptpunkte der Reitinstruktion, auf die es ganz besonders ankommt, vom Reitlehrer nicht beachtet worden seien, und daß ich verlangte, die Abtellung bei nächster Gelegenheit ganz anders, auch in bezug auf Haltung der Leute, zu sehen.
Er fügt dann einen Bericht des Majors beim Stabe bei, der
dahin ging:
Der Oberst sagte etwa folgendes: Die Abteilung hat mir gar nicht gefallen. Im vorigen Jahre, als ein Vizewachtmeister diese Abteilung, in der noch dieselben Pferde sind, reiten ließ, war es die beste Abteilung O des Regiments. Heute ist sie sehr schlecht. Sie haben die Hauptpunkte, auf die es bei der Dressur der Ab— teilung ankommt, und auf die der Brigadekommandeur ganz be— sonderes Gewicht legt, außer acht gelassen. — Sodann ging der
Herr Oberst die einzelnen Teile der Besichtigung durch und tadelte, was an den einzelnen Lektionen auszusetzen war. Die Schluß— worte, deren ich mich ganz genau entsinne, lauteten: „Ich erwarte bestimmt, daß die Abteilung, zu deren Ausbildung Sie ja noch viel Zeit haben, wenn ich sie wieder sehe, erheblich besser sein wird.“ Der Ton, in welchem Herr Oberst seine Kritik hielt, war ruhig, aber sehr ernst, wozu nach meiner Auffassung vollauf Ver⸗ anlassung war.
Der Eęskadronchef des Leutnants Dietz hat ihm nach dieser Be⸗ sichtigung bezw. nach dieser Kritik mitgeteilt, daß er ihm die Ab- teilung zwar belassen würde, daß er, der Eskadronchef, sie jedoch für einige Zeit selbst reiten lassen werde, wobei Leutnant Dietz zugegen sein solle. Ich möchte hierauf besonders hinweisen, weil in dem Bericht des Leutnants Dietz steht: ‚Am nächsten Sonnabend bekomme ich sicher, egal, wie meine Abteilung ist, dieselbe Kritik. Von einer 1 Besichtigung am nächsten Sonnabend ist nirgends die Rede gewesen.
Der Okerst schreibt in seinem Bericht weiter:
Ich habe keine persönliche Antipathie gegen Leutnant Dietz besessen, habe ihn in Uebereinstimmung mit den Eskadronchefs für einen sehr anständigen Menschen, aber dienstlich minderwertigen Offijier gehalten. Das letztere habe ich ibm oft im Dienst sagen müssen. Im vorigen Herbst wäre Leutnant Dietz gern zur Reit⸗ schule kommandiert gewesen, aber er konnte wegen mangelhafter Veranlagung nicht in Vorschlag gebracht werden, auch babe ich ihm im vergangenen Jahre seine Qualifikation dem Inhalt nach mit- geteilt, damit noch Besserung eintreten könne. Leutnant Dietz ist vor Jahren schwer gestürzt und soll auf die Kameraden manchmal einen etwas seltsamen Eindruck gemacht haben, sodaß die Vermutung nabe liegt, er habe in geistiger Zerstörtheit Hand an sich gelegt. Hierfür spricht auch der Umstand, daß er dem Ober leutnant Krell, dem er gestein nachmittag auf der Straße begegnete, einen nicht normalen Eindruck gemacht hat.
Es folgt dann noch die Mitteilung des Obersten, daß der Leutnant Dietz ihm Meldung davon gemacht babe, sich mit einer jungen Dame in Wiesbaden verloben zu wollen. Zu dieser jungen Dame hat der Regimentskommandeur nun einen Offizier gesandt, um ibr die Todesnachricht zu bringen. Es liegt mir bier der Bericht dieses Offiziers vor, von seiner Hand geschrieben, in Gestalt einer Meldung an das Regiment, worin er die Unterredung mit der jungen Dame schildert. Er schreibt:
Fräulein H. sagt, vom ersten Tage ihrer Bekanntschaft an habe Leutnant Dietz einen melancholischen Eindruck auf sie gemacht, den er selbst auf seinen vor einigen Jahren erlittenen Sturz zurück führte. Er klagte darüber, daß er besonders bei Witterungewechsel diese melancholischen Anfälle bekäme und so sehr darunter zu leiden hätte, daß er sich schon oft in früherer Zeit am liebsten eine Kugel vor den Kopf geschossen hätte. Ueberhaupt sprach er sehr viel und gern vom Sterben und seinem Wunsch, einmal verbrannt zu werden. Die Braut will oft jschon sehr unglücklich darüber gewesen sein, hat ihm auch oft den Kopf deswegen zurechtgesetzt, und sei es ihr auch meistens gelungen, ihn umzustimmen. Leutnant Dietz habe ihr oft gesagt, nur in ibrer Nähe sei er glücklich und vergäße die dummen Gedanken, die durch seinen Kopf gingen. Vor 14 Tagen hat Leutnant Dietz an Fräulein H. einen Brief geschrieben, in welchem er einen entfetzlichen Traum beschrieb, den er in der letzten Nacht gehabt habe. Er schreibt: „Ich träumte, ich saß vor meinem Schreibtisch, unter Tränen, die das Herz zerreißen, verbrannte ich Deine Briefe und alle kleine An⸗ denken an Dich. Dann schoß ich mir eine Kugel vor den Kopf.“ Sonntag den 20 war Leutnant Dietz jum letzten Male bei seiner Braut sehr vergnügt. Er erzählte von einer Unterredung mit dem Herrn Oberst in betreff seines häufigen Verkehrs im Hause SH. Gr habe Herrn Oberst die Sachlage auseinandergesetzt, und nun stände ja der Verlobung nichts mehr im Wege. Freitagmorgen, am Tage nach der Besichtigung von Abteilung C, kam der letzte Brief, scheinbar in furchtbarer Erregung geschrieben, nur abgerissene Sätze: Mir ift Schreckliches passiert, eine vernichtende Kritik des Herrn Obersten bei einer Besichligung. Ich weiß nicht, was ich anfangen soll; ich weiß nicht, was ich gemacht habe. Ich zittre an alle Gliedern, ich finde meine Ruhe nicht — und zum Schluß — morgen ist Ab⸗ schiedsessen von einem Offisier, kann deswegen nicht kommen.“ Die junge Dame meint, sie könne unmöglich den Grund zu dem Selbft⸗ morde in der letzten Kritik finden. Sein verschlossener Charakter,
daß er sich keinem Kameraden anvertraute und selnen Kummer und Leid in sich vergrub, habe ihn in den Tod getrieben.
Meine Herren, ich habe dieses hier mit großem Bedauern so ein⸗ bend vorgetragen, weil es sich doch um eine sehr schwere Anklage
es Offiziers, der aus dem Leben geschieden ist, gegen seinen Kom-
andeur handelt, und weil sich die Mutter wie die Braut jetzt gegen fen Oberst wenden und glauben bestätigen zu müssen, daß tatsãchlich ser den Anlaß zu dem Selbstmord gegeben habe. Die Akten habe gnoch nicht bekommen, und ich weiß also nicht, ob dieser Bericht
s Leutnants, welcher die Todesnachricht überbracht hatte, bereits uch das Ermittlungsverfahren vor Gericht gestellt worden ist. Hir liegt aber eine Depesche vor, worin dieser Offizier jedes Wort
seses Berichts ausdrücklich aufrecht erhält. Wenn eine gerichtliche Bernehmung des Offiziers über die Unterredung mit der jungen Dame „ nicht stattgefunden hat, muß sie meines Erachtens selbst— arständlich noch nachgeholt werden.
Ich komme kurz, meine Herren, noch zu der Kritik zurück. zach allem, was die beteiligten Offiziere ausgesagt haben, ist E streng und ernst, aber sachlich und durchaus gerechtfertigt wesen. Der Oberst war verpflichtet, seine Ausstellungen, die nan der Abteilung zu machen hatte, gegenüber dem Offizier zur Errache zu bringen. Eine solche sachliche Kritik muß sich jeder Unter Ebene, der kommandierende General bis herunter jum letzten Mann, fallen lassen. Soweit ich die Sache jetzt übersehe, möchte ich auch rigen, daß, wenn diese Kritik auch gewissermaßen der letzte Anlaß presen ist, um den Leutnant zu diesem Entschluß, zu dieser unglück⸗ igen Tat zu bringen, die eigentlichen Ursachen des Selbstmordes oh tiefer liegen müssen. Man wird zugeben müssen, daß ein ge⸗ nder Mensch einer solchen Kritik gegenüber nur Anlaß findet, cane dienstlichen Pflichten besser zu erfüllen, und daß mn krankhafte Umstände infolge einer solchen Kritik dazu führen gnnen, einen Schritt zu tun, der nie wieder gut zu machen ift. Meine Herren, die Akten werden mir zugehen, ich werde sie auf hs gewissenhafteste prüfen und, wo noch dunkle Punkte sind, dahin beben, daß in jeder Beziehung die Wahrheit klargestellt wird.
Beifall rechts.) Abg. Dr. Müller⸗Meiningen fr. Voksp.): Ich danke zunächst m Relegsminister für seine loyale Eiklärung in dieser ernsten An— legenheit. Ich halte mich aber verpflichtet, auf die dringende Bitte Braut des Leutnants Dietz die Anklagen, die auch heute noch von en Familienmitgliedern gegen den Oberst von Blumenthal erhoben erden, hier vorzubringen. Am 25. März hat mir die Mutter in em Brief u. a. folgendes geschrieben: Die Erwiderung des Kriegs ninifters entfpricht durchaus nicht den Tatsachen. Der einzige Grund, arum mein Sohn Hand an sich legte, war die jahrelange — auf abrelange lege ich das Hauptgewicht — un erechte Behandlung des Fberften von Blumenthal, die mein stets wahrheitsliebender Sohn auch seinem letzten Schreiben angeneben hat. Da er in geordneten Ver⸗ öltnissen lebte, war zu der unglückseligen Tat gar kein anderer Grund chtiich. Ferner ist sicher, daß die Kritik am 24. No⸗ mber eine scharfe war. Die Braut meines Sohnes ist empört, gß ibr Aussagen in den Mund gelegt werden, die direkt das hegenteil von dem enthalten, was sie zu Protokoll gegeben hat. e wird selbst darauf, an den Kriegsminister schreiben, — nas sie ja getan hat. — Die Mutter (ittet mich am Schluß, für ihren ohn hier einzutreten, der ihr nie im Leben Kummer bereitet babe, und och einmal vom Standpunkt der Familie aus auf die Sache einzugehen. Eo also ist der Standpunkt der Mutter, deren einziger Sohn dieser lückeligen Sacke jum Opfer gefallen ist. Die Braut schreibt ft, einen Tag später als die Mutter: „Die Berichte über meine ussagen, die dem Kriegsminister jugestellt wurden, beruhen voll⸗ indig auf Unwahrbeit. Der Leutnant Dietz, der durch und durch sbrenmann war — darauf lege ich ein Hauptgewicht — hatte niemals n Kommandeur als seinen Mörder angegeben, wenn ihn andere hründe in den Tod getrieben hätten. Sie führt dann dasselbe aus se die Mutter und sährt fort: „Wie sehr sich mein Bräutigam, der ch schon früher wiederholt über die kränkende Behandlung seitens snes Kommandeurs beklagt hat, die letzte Kritit zu Herzen nahm, kt aus seinem letzten Briefe an mich hervor.? Dieser Brief fol t un. Es heißt darin: „Gestern bei der Besichtigung“ — ich hebe roer, daß Leutnant Dietz sich nicht in der ersten Aufregung etwa schofsen, fondern noch 2 Tage gelebt und daß er sein Testament vor⸗· niedergeschrieben hat — „bat mich der Kommandeur in einer Art nd Weise heruntergemacht, daß ich jetzt noch vor Aerger und Auf⸗ gung jzittere. Es war mir wie toll, ich bin bis jeßt wie verrũckt mnhergelaufen und ganz verzweiselt darüber. Ich gebe mir die un— mdlichite Mühe und plage mich ab, was ich nur leisten kann, und amer pfesft mich der Kerl an und macht mich schlecht Das kann h nicht länger ertragen. Mein Gemütszustand ist furchtbar. Mir ju 'schauderhaft zu Mute. Den ersten Teil des Testaments hat 1 Kriegsminister verlesen. Psvchologisch interessant ift aber der weite Teil. Wenn ein Mann unmittelbar vor dem Tode durch die östole steht und seinen Vorgesetzten, den Obersten, geradezu des lang⸗ men, allmählichen Mordes bezichtigt. dann kann ich bi einem Jo aven Menschen, wie es Dietz nach Schilderung seiner Angehörigen fenbar war, es mir einfach nicht erklären, daß er nicht innerlich won duichdrungen gewesen sein sollte, daß er durch die jahrelangen Buälereien seines Obersten zu dieslem Schritt gedrängt ware. mne andere Deutung ist nach dem Wortlaut des Testaments nicht zalich. Es heißt in diesem zweiten Teile des Testamenis: Die paar nen Rechnungen, welche noch zu bezahlen sind, liegen auf der ner Seit? meines Schreibtisches. Je der Kasse babe ich 500 4 in Freund hat 800 M in Verwahrung. In meinem Portemonnaie d 250 M, es ist alfo mehr bares Geld vorhanden, als für die hnungen erforderlich ift. Ich bestimme, daß Frl. H alle Sachen n mir, welche sie zu haben wünscht, bekommt, dann wünsche ich. s meine Leiche verbrannt wird.“ Also in einer derartig ruhigen Beise hat der Leutnant noch einen Tag vor seinem Tode verfügt, da war mit seiger Aufregung doch offenbar vorbet., Er war vollkammen big, er hat sich die Folgen seines Schritts klar überlegt. nd deswegen messe ich dem ersten, vom Kregsminister vorgelesenen assas des Testaments eine große pfychologische Bedeutung bei. as Hauptgewicht lege ich im Gegen satz zu dem Kriegsminister darauf, J nicht etwa nur die schlechte Behandlung am 24. November den glückseligen Offizier in den Tod getrieben hat, sondern nach der tstellung der Familie und seiner eigenen die jahrelange Malträ⸗- rung seltens sciner Vorgesetzten. Das geht aus allen mir zur erfügung gestellten Schrifistücken, wie auch aus dem Tstament des glücklichen Offiziers vollständig hervor. Eigentümlich ist auch das ufsreten des Obersten gegenüber diesem armen Manne. Der Kriegs⸗ nister hat selbft betont, daß der Obeist da; versiegelte Testament sffnet hat. Das ist sehr merkwürdig, man könnte beinahe auf den danien komm n, daß der Sberst kän ganz gutes Gemissen hatte s daz ve siegelte Tistament an eine bestimmte Abresse gerichtet ir, weiß ich nicht., aber das weiß ich, daß es nicht an den Meginzents= mmandeur gerichtet war. Wie der Schwager mitteilt, hat der segsrat den' Ohersten darauf aufmerksam gemacht, er dürfe dieses siegelte Testament. nicht öffnen. Darauf, soll, der Obeist widert' haben! nc. Wag! mag da drin staben? Ich muß doch hbschen, vielleicht bestimmt er etwas über seine Beerdigung. Der herst hatt? unter keinen Umständen daz Recht, dieses Testament zu nen. Ich lege deshalb ein solches Gewicht darauf, weil in der Ilge merkwürdige Nachrichten in die Presse lanciest worden sind. abe einen ganzen Stoß derartiger Preßnachtichten bei mir. Duin d s so dargestellt: Teutnant Dietz Fätte sich erschess n w gen (ner wbeles mit einer Frauensperson. Es wird auf intime Vorgãnge
angespielt, die man nur aus dem Regiment selbst beraus kennen kann. Es wäre mir interessant, wenn der Kriegsminister feststellen wollte, wie diese merkwürdigen und entstellenden Gerüchte in die Presse lanciert worden sind. Der Mutter war die Hereinziehung in die O ffent ⸗· lichkeit im höchsten Grade unangenehm. Dich gehörte einer Familie an, die aufs engste mit der preußischen Armee koalieit ist, Nach meinen Informationen war der Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal der Vater dieses Obersten, und es ist ausgeschlossen, daß in irgend welcher gebässigen Weise die Kriegsbeiwaltung oder der Oberst von dieser Familie angegriffen werden könnte. Aber sie ist felsenfest davon überzeugt, daß tatsächlich der Oberst an diesem jungen, ursprünglich lebenslustigen Mann gefrevelt, daß die fortgesetzte Schkane ihn in den Tod getrieben hat. Der Schwager dieses Offiziers teilt mir mit, Dietz sei ursprünglich ein lebenslustiger, frischer, heiterer, froher Mann gewesen, und alle die Züge, die der Kriegsminister hier mitgeteilt hat, sind erst in der letzten Zeit ein getreten, nachbem der junge Mann sich verlobt, und seiner Verlobten gegenüber fein Herz ausschütten konnte. Der Kriegsminister hat Ihnen erzäblt von einem schweren Traum dieses armen Menschen. Man sucht Beweise, um vsychologisch die vollendet! Tatsache zu er⸗ klären. Das Verhalten seiner Angehörigen läßt sich sehr wohl er— klären. Es handelte für die Familie sich vor allen Dingen darum,
diesem armen, unglücklichen Offizier das läͤtzte militärische Geleit zu geben. Da hat denn ein Angehöriger gesagt, der Mann wäre in der fetzten Zeit nicht mehr ganz ernst ju nehmen gewe en. Auf weitere Einzelheiten gehe ich nicht ein. Ich möchte nur auf eins der lützten Lebenszeichen des jungen Mannes, einen Poetischen Erguß vom 24. No- vember 1904, hinweisen, den er in sein Tagebuch schtieb und der zur pfycholegischen Beurteilung der ganzen Person von Wert ist. Er schr eb einen Tag vor seinem Tode u. . . .. Mensch, o richte nicht, du weißt nicht, welchem Zwange, welchem Unglückstag solch ein Her; erlag!“ Rur nach lang'n Qualen hat er selbst Hand an sich gelegt, nach
jahrelanger, schlechter Behandlung durch seinen Vorgeseßten. Solche
Falle, wie dieser, sind nur das Glied einer Keste, das sich vom Vor—
geseßten bis zum Soldaten erstreckt. Schließlich werden dann auch
die Soldaten mißbandelt. Dec halb muß man ein ganz besonderes Gewicht auf derartige Fälle legen, weil sie im Konnex stehen mit der Päißhandlung oder schlechten Behandlung der Untergebenen. Ich möchte den Kriegsminister dringend bitten, nicht nur im Interesse der Ehrenrettung dieses armen Offiziers, nicht nur im Interesse der Braut und der armen Mutter, sondern auch vor allem im Interesse des ganzen Offiziekorps, der ganzen Armee und der Rechtesicherheit, die ganze Frage noch einmal auf das allergründlichste zu prüfen. Möge er auch seine Ermittelungen dahin erstrecken, ob nicht in diesem
usarenregiment ein auffallend großer Wechsel stattgefunden bat. Ich babe ein großes Material zur Hand. Noch eins. Der Offizier dat ein befonders empfindliches Ehrgefühl. Dieses Ehrgefühl sollte aber vor allen Dingen auch der Vorgesetzte selbst achten. Das Rüffeln vor der Front untergräbt dies Ehrgefübl und treibt den Offisler sogar unter Umständen in den Tod. Wenn sich dieser Fall so verhält, wie ich ihn dargestellt habe und wie ihn die Angehörigen dargelegt baben, dann kann er gar nicht scharf genug gebrandmarkt werden, dann muß der Kriegsminister mit der allergrößten Schärfe vorgehen und eine Wiederholung zu vermeiden suchen.
Preußischer Kriegsminister, Generalleumant von Einem genannt von Rothmaler:
Meine Herren! Der Herr Abgeordnete hat damit geschlofssen: wenn diese Sache so ist'. Das ist ganz selbstverständlich, daß dann auch gegen den Oberst vorgegangen werden muß, aber ich möchte doch glauben, der Herr Abg. Dr. Mäller (Meiningen) ist in seiner Beurteilung des Falles etwas weiter gegangen, als wie ich es getan habe. Er hat ja schon beinahe den Schluß gezogen auf etwas, was noch gar nicht bewiesen ist. Ich habe das Charakterbild des Betreffenden gezeichnet nach den Aeußerungen der Braut, die sie nach dem Tode einem Offizier des Regiments gegenüber gemacht hat. Ob sie richtig sind, meine Herren, ob sie nicht richtig sind, ob sie richtig verstanden sind oder nicht, ich lasse das alles dahingestellt sein, die Untersuchung wird ja das Näbere ergeben. Aber ich möchte doch glauben, man soll in einem Falle, der so wenig aufgeklärt ist, troßz des Testamentes, doch nicht schon fast mit Bestimmtheit annehmen, es ist so, wie die Mutter und die Braut nachher behaumptet haben. Im übrigen, meine Herren, bat es mich gefreut, daß der Herr Abg. Dr. Müller (Meiningen) ausgeführt hat, die Hereinziehung in die Oeffentlichkeit sei der Mutter sehr unangenehm. Ich babe in verschiedenen Blättern gelesen, daß die Mutter der Prefse das Material zur Verfügung gestellt habe. Das würde mit dem, was der Herr Abg. Dr. Müller (Meiningen) ausgeführt hat, nicht über⸗ einstimmen. Aber auch das wird ja bei der Uatersuchung aufgeklärt
nicht sachlichen, sondern in einer persönlichen Weise schikanlert und miserabel behandelt, möchte ich bestreiten. Wenn selbst der Offizier sich das gefallen lassen sollte, so würde doch das gesamte Offizierko ps dagegen Front machen. Es stand außerdem dem Offizier der Weg der Beschwerde frei. Ich habe es häufig erlebt, daß dieser Weg beschritten worden ist Käütiken gegen— über, durch die man sich verletzt fühlte, und die man für ungerecht bielt. Der alte Kaiser Wilhelm JL. sagte, eine Kritik soll belehrend sein, ohne zu verletzen. Verwahren muß ich mich gegen den Aus— spruch, daß generell die schlechte Behandlung eines Vorgesetzten weiter gegeben wird in Gestalt der Schikane der Unter⸗ gebenen. Da kennt denn doch Herr Dr. Müller Meiningen nicht das Gefühl eines Offiziers und eines getadelten O fiziers. Nur in bedauerlichen Ausnahmefällen wird die Reprimande durch solche Schikanen der Untergebenen wett gemacht. Ich wiederhole den Ausdruck des Vertrauens, daß die Sache nach beiden Seiten beleuchtet werden wird. r
Abg. von Treuenfels (d. kons.) erklärt, durch seine Aus— führungen über die Felddienstübungen des 9. Jägerbataillons den betreffenden Jag? pächter nicht irgendwie häben angreifen zu wollen.
Abg. Bebel (Soz.): Auch unter den Offizieren gibt es Elemente mlt niedrigen Charaktereigenschaften, und die generelle Veiwahrung des Abg. von Oldenburg, daß kein Offizier seinen Aerger äber eine Kritik an seinen Untergebenen autlassen würde, trifft nicht zu. Bei der vorsährigen Beratung des Militäretats habe ich erwähnt, daß den Berliner, nicht aktiven Offizieren eine Kaiserliche Verordnung verlesen worden sei, nicht Kritiken über militäcische Ein— richtungen in die Oeffentlichkeit gelangen zu lassen. Diese Behauptung wurde vom Kriegt minister bestritten; einen Hern von Guhl, den Ver— fasser des Buches „Sins ira et studio“, erklärte er nicht zu kennen. Der Name ist, wie ich jetzt weiß, ein Pseudonym, der Herr ist der Oberstleutnant a. D. von Wartenberg, der zahlreiche militärische Artikel geschrieben hat. Als er mit seinem wahren Namen sich zur Verfasser⸗ schaft bekannte, ist sofort gegen ihn das ehrengerichtliche Verfahreneingel itet worden. Tie Ausstoßung aus dem Offi ers stande ist allerdings nicht rechts⸗ kräftig geworden, weil der oberste Kriegsherr sie nicht bestätigte, aber er ist für nicht mehr würdig erachtet worden, die Uniform zu tragen. Herr von Wartenberg hat mit großer Offenheit alles gesagt, was er uber militärische Einrichtungen auf dem Herzen hatte; aber in keinem Artikel ist die Form irgendwie beleidigend. In dem Augenblicke, wo die Mitglieder des Ehrengerichts ein Urt, il fallen, das oben nicht ge— nehm ist, müssen sie selbst auf unliebsame Wirkungen für ihre Person sich gefaßt machen; si'he den Prozeß Bilse. Dabei mußten sie wohl oder übel zu ihrem Urteil kommen. Die inaktiven Offiziere stehen also schlechter da als jeder andere Staatebürger; daß die Militär— verwaltung ihre Macht benutzt, um die Kritik von dieser Seite un⸗ möglich zu machen, dagegen muß ganz besonders scharf der R ichs tag sich wenden. Ferner habe ich schan vor Jahren die Proselytenmacherei in der Armee verurteilt. Unser Reich ist kein christliches Reich, der Staat kein christlicher Staat. Auf junge Soldaten, die vor dem Eintritt in die Armee keinem religiösen cekenntais angehörten, wird ein Zwang ausgeübt, sich irgend einer religiösen Richtung anzu⸗ schließen. Man hat sie unterrichten und bearbeiten lassen, um sie für irgend eine Religionsgemeinschaft einzufangen. In Hamburg ist ein solcher Fall. konstatiert worden, wo neun Mann, die zum Teil weder getauit noch konfitmiert waren, sich heim Miltãr⸗ pfarrer Religionsunterricht eiteilen lassen mußten. Drei Mann wollten sich von ihrer ketzerischen Gesinnung nicht befreien lassen, sie wurden nochmals gründlich vorgenommen und ermahnt, doch ihre Seele nicht dem Teufel in die Klauen zu liefern. Die drei sind aber fest geblieben. We ist die Bestimmung, daß ein Offizier das Recht hat, auf seine Untergebenen einen solchen moralischen Druck aus⸗ zuüben? Der oberste Kriegsherr hat ja allerdings den Grundsatz auf⸗ gestellt, nur ein guter Christ fönne ein guter Soldat sein. Wir haben im (letzten November von derselben Stelle zu kören bekommen, ohne Gott sei kein guter Soldat möglich. Das ist eine Ansicht des obersten Kriegsberrn, die die Armeeleitung nicht zur Beeinflussung der Gen ss asfreiheit der Rekruten benutzen darf. Auch hat doch der eberste Kriegeherr dem General Nogi den Pour le mérite Orden verliehen, er hat den Japanern auch für ihre Tapfe keit überhaupt ein greßes Lob gezollt. Nun sind aber die Japaner Heiden, und es wird also künftig auch wohl erlaubt sein, in der Armee als Heide zu leben, ohne derartig belästigt zu werden. Ich bitte den Kriegsminister dringend, sich hierüber auszulassen.
Damit schließt die Diskussion; eine Reihe von Ausgabe⸗
kapiteln wird genehmigt.
Bei den Ausgaben für die Geldverpflegung der Truppen bittet der
Abg. Dr. Ru egenberg (Sentr.) im Interesse der ausgleichenden Gerechtigkeit um Berückichtigung der Wünsche des Sanitätsoffizierkorps, speziell der Oberärzte, in der Richtung der Verbesserung ihrer Be⸗ foldungs⸗ und Avancementsperhältnisse.
werden. Wie gesagt, ich kann nur wiederholen, es wird auf alle diese Dinge eingegangen werden, denn wir müssen, soweit irgend möglich, Licht in diese Angelegenheit bringen.
Meine Herren, der Herr Abg. Dr. Müller (Meiningen) bat nun auch Betrachtungen daran geknüpft, daß durch derartige Kritiken und derartige Behandlungen nach unten weiter gewirkt würde, und schließ lich Labei die Mißbandlungen zutage träten. Ich habe aber niemals davon gehört, daß der Leutnant Dietz jemals wegen Mißhandlung in Untersuchung gestanden hätte.
Was nun das Oeffnen des Briefes betrifft, so bin ich darüber nicht orientiert; ich weiß nicht, was auf diesem sogenannten Testament ge— standen hat, und ob der Obeest berechtigt gewesen ist, den Brief zu öffnen
oder nicht. Auch das wird festgestellt werden. Ich möchte aber kon⸗
statieren, daß alle diese Dinge, die vielleicht von der richtigen Spur hätten abbringen sollen, wie z. B. die Mitteilung, die in der Presse geftanden haben soll, daß Liebeleien mit einer Frauensperson den Leutnant zu diesem Schritt veranlaßt hätten, in dem Material, das mir zur Verfügung steht, nirgends irgendwie zum Ausdruck gelangt sind; hier find bloß ruhige, sachliche und nackte Tatsachen erwähnt
worden. Ich glaube, daß es nicht zutreffend ist, wenn der Herr
Abg. Dr. Müller (Meiningen) sagt, daß die melancholische Stimmung, das sonderbare Verhalten des Leutnants erst in letzter Zeit eingetreten sel. Nein, meine Herren, nach den verschiedenen Aeußerungen, die ich hier habe, ist es eingetreten nach dem Sturje. Was ich bei der Sache
bedauerlich finde, ist, daß dieser junge Mann im Offizierkorps
niemanden gefunden hat oder gefunden zu haben scheint, dem er sich
anvertraut hätte und der ihm auch in dieser schweren Zeit hätte ur
Seite stehen können. (Lebhafte Zustimmung) Das, meine ich, wäre vielleicht die kameradschaftliche Pflickt gewesen, wenn er so geartet war, wie er dargestellt ist, auf ihn mehr in dieser kameradschaftlichen Richtung zu achten. (Sehr richtig! rechts.)
Abg. von Oldenburg (d. kons.; Wir stehen alle unter dem Eindruck dieses tieftraurigen Falles und sind Gerechtigkeit schuldig den Manen des Verstorbenen, aber auch dem Vorgesetzten des Ver— storbenen, Mit dem Abg. Br. Müller Meiningen wünschen auch wir den Fall durch ausgiebige Üntersuchung klargestellt zu sehen, und wir ver— trauen durchaus, daß der Kriegäminister eine vollständig gründliche Untersuchung stattfinden lassen wird. Ich kann mir sehr wohl denken,
daß ein Offizier duich eine scharfe Kritik außerordentlich ertegt und
verletzt werden kann; anderseit kann es obne Kritik und obne strenge
Kritik nicht abgehen, wenn der Dienst nicht leiden soll. Daß es aber denkbar ist, daß ein Kommandeur einen Osfizter jahrelang in einer!
⸗ Abg. Dr. Becker Hessen (nl. schließt sich dieser Bitte an, deren Erfüllung nach der Außfh. sserung der. Oberstleutnants tatsächlich nur einem Eebote der Gerechtigkeit entspräche.
] Bei den Ausgaben für Pferdebeschaffung bemerkt der Abg. Dr. Pachnicke (fr. Vag): Der Abg. von Treuenfels hat
Letzleres ist eine eigentümliche Sache, auf die ich um so weniger eing he, als wir den Herrn Kollegen doch recht selten in unseren Mitte haben. Ich war neulich nicht zugegen, wel ich nach einer Mitteilung, die mir übermittelt worden war, Grund hatte zu der Annabme, er würde auf die Sache nicht wieder zurückkommen. Im Wahlkampf 1803 hatte ich ausgeführt. daß die Remonte⸗ ankauf kom nisston den großen Züchtern mehr abkaufe als den kleinen. Nun sollte ich gesagt haben, ein gutes Frühstück bei Standesgenossen sei eine nicht zu unterschätzende Sache?. Darum, ob dieser Satz gesprochen ist oder nicht, dreht? sich der Sireit, mlt dem Heir von Treuenfels das Haus schon im zwerten Jahr ber belligt. Ohne Beziehung auf die Remontekommission wäre der Satz sebr harmlos und sehr richtig mit dieser Beziehung aber sebr bedenklich. Der Vorwurf, diesen Satz ausgesprochen zu haben, ist nicht etwa im Laufe des Wahlkampfes erhoben worden. Der Brief⸗ sschreiber, d'r den Satz wiedergibt, war in der Versammlung an⸗ wesend. Er redet sehr viel, hat aber niemals davon etwas erwähnt; in keiner Zitung, in keinem Flugblatt trat mir dieser Vorwurf ent- gegen. Fast ein Jahr später kommt Herr von Treuenfels mit einen rivatbrief, der diese Behauptung enthält. Ich habe sie sofort als /
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objeftiv unwahr bezeichnet; ich habe in derselben Zeitung, wo Herr von Treuenfels seine Erklärung veröffentlicht hat, zwei Tage später meine Erklärung publiziert, die ihm bekannt ist. Vor einigen Tagen aber sagte Herr von Treuenfels hier, ich möchte meine Aeußerang außerhalb des Hauses wiederholen und zur gerichtlichen Fest⸗ stellung Gelegenheit geben. Nan habe ich diese Erklärung abgegeben, Herr von Treuenfels kennt sie und teitt dennoch so auf. Mit olchen Gegnern ist schwer zu diskutieren. In dieser meiner E klärung habe ich genau auseinandergesetzt, was wahr und was falsch, was richtig und was mißverständlich ist. Die eigenen Parteifreunde des Herin von Treuenfels, so der Vorsitzende jener Versammlung, bezeugen mir, daß sie sich nicht im geringsten einer solchen Acußerung von mir entsinnen, auf die mir sofort zu dienen gewiß cenügend schlagfertige Männer anwesend gewesen seien. Eine Reihe weiterer Zeugniffe von Herren, die aus den benachbarten
DOrtschaften erschienen waren, lauten gleichermaßen. (Der Redner verliest einige und zeigt eine weitere Anzahl vor) Wenn hier geklagt werden sollte, würde doch die Militärverwaltung die berufene Klägerin
sein, denn sie wäre verletzt. Sie hat aber nach Lale der Sache es
verständigerweise unterlassen. Zur Austragung von Wahlstceitigkeiten gibt es doch noch ein anderes Forum als das Gericht, namentlich die öffentliche Meinung, und diese habe ich angerufen. Die psychologische Begründung für diese Anschauung ist sehr leicht; im Laufe eines Jahres veischiebt sich die Anschauung und die Grinnerung im Ge⸗
ne , , m.
mich neulich angegriffen und dabei über zwei Fälle Beschwerde geführt
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