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Lebensversicherungsgesellschaften auf eine Eingabe erteilter Bescheid vom 17. Oktober 1904, der die vom Aufsichtsamt aufgestellten . für die Beleihung und Er⸗ mittelung des ertes inländischer städtischer Grundstuͤcke in einer Reihe von Punkten erläutert und näher begründet. Im Anschluß hieran werden Zulassungen . Geschäftsbetriebe sowie Genehmigungen von
enderungen des Geschäftsplans inländischer und ausländischer Unternehmungen und von Bestands— veränderungen bekannt gemacht.
Ven den beiden wiedergegebenen Beschlüssen erörtert der erste die Frage, inwieweit Aenderungen des Ge— schäftsplans einer ausländischen Gesellschaft, welche den Geschäftsbetrieb im Inlande ein estellt hat, der Genehmigung der inländischen ö behörde und der Anmeldung zum Handels register bedürfen; es wird die Ansicht vertreten, daß die Gesellschaft bis zur vollständigen Abwickelung des inländischen Ver— sicherungsgeschäfts der Beaufsichtigung nach Maßgabe des Versicherungsaufsichtsgesetzes unterliegt und bis zu diesem Zeitpunkt in gleicher Weise wie eine in Liquidation befindliche inländische Gesellschaft verpflichtet ist, zur Eintragung ins Handelsregister alle Veränderungen anzumelden, die hinsichtlich der bereits eingetragenen Tatsachen eingetreten sind. Der zweite Beschluß verneint'in Abänderung der bisherigen Praxis des Kaiserlichen Aufsichtsamts die Frage, ob die Prämienüberträge regelmäßig einen Bestand⸗ teil der Prämienreser ve bilden; denjenigen Gesellschaften, deren Rechnungsgrundlagen eine Teilung der Prämienüberträge und der Prämienreserve vorsehen, wird gestattet, nur die
ihren Rechnungsgrundlagen entsprechend berechnete bilanz⸗ mäßige Prämienreserve dem Soll des Prämienreservefonds zu Grunde zu legen.
Die hierauf folgende Rekursentscheidung vom 3. Ja— nuar 1903 stellt fest, daß eine aus ländische Versicherungs—⸗ unternehmung, welche nach Inkrafttreten des Ver— sich hung auf ichteg e fete nur noch in einem Teile
es Reichsgebiets Geschäfte betrieben hat, bezüglich ihres ganzen deutschen Betriebs der Beaufsichtigung durch das Kaiserliche Aufsichtsamt unterliegt, und zwar auch in dem Gebiete, in dem sie sich bereits seit dem]! Januar 1902 auf die Abwickelung bestehender Verträge beschränkt hat.
104 des Versicherungsaufsichtsgesetzes erscheine in diesem alle unanwendbar, es könne nicht innerhalb dez einheitlichen
irtschafts⸗ und Rechtsgebiets des Deutschen Reichs eine und dieselbe Unternehmung bezüglich desselben Versicherungszweiges sowohl im Zustande des Geschaftsbetriebs wie der Liquidation sich befinden. Verfehlt sei die Ausführung der Rekurrentin, daß in den einzelnen Staaten von dem Zeitpunkt an, wo die Ge— sellschaft in diesen ihren Geschäftsbefrieb eingestellt habe, keine landesherrliche Aufsicht mehr bestanden und deshalb ein Auf⸗ sichtsrecht auf das Reich nicht habe übergehen können; das Reich sei im Sinne des Gesetzes vom 13. Mai 19601 nicht Rechtsnachfolger der Einzelstaaten, seine Aufsichtsbefugnis setze sich nicht aus der Summe der vormaligen Befugnisse der Einzelstaaten zusammen. Eine Teilung der Aufsicht zwischen Reichs- und Landesbehörde sei ausgeschlossen.
In einem Anhange werden 20 gerichtliche Ent— scheidungen in Versicherungssachen veröffentlicht. Be— merkenswert erscheint namentlich ein vom Reichsgericht bestätigtes Urteil des Königlichen Landgerichts 1 Berlin vom 5. März 1904, welches in wesentlicher Ueber— einstimmung mit der Praxis des Kaiserlichen Auf⸗ sichtsamts aus dem Gefamtinhalte der Statuten eines Unterstützungs vereins feststellt, daß hier den Mitgliedern ein Rechtsanspru ch auf die in Aus—⸗ sicht gestellten Krankengelder zustehe und daß die in den Statuten enthaltene Bestimmung, wonach die Leistungen des Vereins freiwillige seien, und ein Rechtsanspruch auf sie nicht bestehe, nur getroffen sei, um die Behörden über die wahre Natur des Vereins zu täuschen; trotz dieser Bestimmung falle der Verein deshalb unter die Bestimmungen des Versicherungs— aufsichtsgesetzes und seien die Vorstandsmitglieder gemäß § 108 a. a4. O. strafbar, wenn sie ohne Erlaubnis der Auf— sichtsbehörde den Geschäftsbetrieb eröffnet hätten.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Budgetausschuß des österreichischen Abgeordneten— hau ses nahm gestern, wie . W. T. B. berichtet, mehrere Titel des Handelsbudgets an. Im Laufe der Debatte stellte der Handels. minister Freiherr von Call mit Befriedigung fest, daß die Bericht⸗ erstatter sowie die Mehrzahl der Redner die Tätigkeit des . insbesondere dessen Leistung beim Ab— chlusse der Verträge mit dem Deutschen Reiche und Italien, sympathisch berurteilt hätten, und fuhr dann fort: ‚Mit der Beteiligung an der Londoner Ausstellung im Jahre Io wird bezweckt, unsere Produkte direkt auf dem Londoner Markte ein- zuführen, was durch die im Anschluß an die Ausstellung beabsichtigte Errichtung eines österreichischen Importhauses in London erreicht werden soll. An der Mailänder Ausstellung gedenkt die Re— gierung sich offiziell zu beteiligen mit besonderer Beruͤcksichtigung der dem Transportwesen dienenden Industriezweige.“
Im unggrijschen Unterhaufe wurde von dem Abg. Eötvös ein Antrag eingebracht, wonach dem früheren Präsidenten des Abgeordnete ihauses Pne re zel und dem Ministerräsidenten Grafen Tisza wegen der Vorgänge am 18. Nobember und 13. Dezember v. J. die Mißbilligung des Hauses ausgesprochen werden syoll.
Großbritannien und Irland.
In einer dem Unterhause zugegangenen schriftlichen Beant— wortung einer Anfrage erklärte, wie W. B. meldet, der Par⸗ lamentssekretär des Aeußern Earl Percy: „Mir sind keinerlei Fälle bekannt, in denen die deutsche Regierung elne von der unfrizen ab— weichende Ansicht über den Sinn der Klausel von der meist⸗ begünstigten Nation vertreten hätte. — Sir Henry Campbell Bannerman lib.) kündigte an, daß er elnen Tadeldsantrag gegen die Regierung wegen ihrer neueren Politik hinfichtlich der irischen Verwaltung einzubringen beabsichtige. Der Premierminister Balfour versprach, nach den Osterferien folle Gelegenheit zur Be— ratung des Antrages gegeben werden. Im Laufe der Debatte über eine von Tuff (kons) eingebrachte Resolution, durch die Sir Henry Campbell Bannermgn aufgefordert wird, ausführlich zu er— klären, ob er die Homerule, Politik bei den etwaigen nächsten Wahlen empfehlen werde, besprach dieser den außergewöhnlichen Charafter der Resolution und weigerte sich Erklärungen darüber abzugeben,
welch! Politik er für die Zukunft empfeblen merde, wieder.
holte aber seine Ansichten, die er vorker über die irische Verwaltung
Befriedigung über die Rede Str Henry Campbell Bannermang aus. Der Premlerminister Balfour erkläcte dessen Ausführungen für
zweideutig und versicherte, daß die konservative Partei an der Sache
des Unionismus festhalten werde. Darauf wurde die weitere Be— sprechung auf unbestimmte Zeit vertagt.
Im Klub der liberalen Unionisten zu London hielt Joseph Chamberlain gestern eine Rede, in der er, dem „W. T. B. iufelg sagte:
ch wünsche, daß jedes Mitglied des Klubs sich darüber klar sei, was wahrscheinlich die Folge der kürzlich von Deutschland mit anderen Ländern abgeschlossenen Handelsberträge fein werde. Alle diese Verträge sind unabhängig von uns abgeschlossen worden. Ich weiß nichts davon, daß das Auswärtige Amt in dieser Hinsicht Einspruch erhoben habe; wir wissen aber sehr wohl, daß, wenn eg protestiert hätte, es damit keinen Erfolg gehabt haben würde, folange wir keine Waffe haben, mit der wir kämpfen können. Es ist' nutzlos für unsere Gegner, zu sagen, daß nn,, die Meistbeguͤnstigungstlausel auf uns Anwendung finde. Diese wird uns nur Vorteile bei Artikeln bringen, die wir nicht erzeugen und an deren Erzeugung uns nichts liegt. Sehr bemerkenswert ist die Aeußerung, die der Marquis of Salis burv im Oberhause kürzlich gemacht hat, daß ei dem gegenwärtigen großen Handel mit Deutschland nur wenig mehr als zwei . unserer ganzen Ausfuhr unter die Meistbegünstigungsklausel fale.
Frankreich.
In der gestrigen Vormittagesitzung des Senats wurde die Er— örterung des Marine budgets fortgesetzt. Der Marineminister Thom son erläuterte, wie W. T. B.“ erfährt, das Programm vom Jahre 19090 bezüglich der Flottenneubguten, die im Januar 1907 be— endet sein sollten, aber, soweit die Kreuzer in Betracht kämen, erst mit einer Verspätung von 15 Mongten fertiggestellt sein würden. Der Marineminister legte fodann die Notwendigkeit dar, nach der Erledigung des Flottenprogramms von 1909 mit dem Bau von neuen Kriegs⸗ schiffen fortzufahren; denn sowohl die englische wie die amerikanische Flotte sei der französischen überfegen, und die deutsche Flotte sei ihr fast gleich. Frankreich beschränke sich übrigens darauf, seine alten Schiffe durch neue zu ersetzen. Der Minister verbreikete sich dann über die Unterseeboole und sagte, daß Frankreich eine Flotte von Torpedo, und Unterseebooten besitze, de allen anderen sehr überlegen seien. Es sei vorauszuseben, daß es werde nötig werden, den Tonnen⸗ gehalt der Unterseeboote zu vergrößern, um gewisse Verbesserungen zu erreichen. Der Minister bemerkte sodann, daß für Neu— bauten im Budget 19665 121 Millionen vorgesehen seien. Mit diesen Aufwendungen fortzufahren fei nötig, denn nur so werde es möglich sein, die veralteten Schiffe zu ersetzen. Auf ver⸗ schiedene Bemerkungen erwiderte der Minister, daß diese Ausgaben, ohne auf das Extraordinarium zurückzugreifen, gedeckt werden könnten, wies sodann auf die Notwendigkeit hin., die Ausrüstung des Arsenals zu vervollständigen, und erklärte, die Ausführungen d'Estournelles seien ebenso chimärisch; wie achtenswert und hochhetzig gewefen. Die besten Mittel, den Frieden aufrecht zu erhalten, seien Voraussicht und eine, starke Flotte. — Ig der Nachmsttagesitzung stimmte das Haus mit 154 gegen 16 Stimmen dem Beschlusse der Kommission zu, wonach die Löhne der Ärfenalarbester herabgesetzt werden sollten. Das Maxinebudget gelangte dann zur Annahme.
Die Deputierten kammer nahm gestern, nach Ablehnung einiger Abänderungsanträge, mit 422 gegen 45 Stimmen den ganzen Artikel 1 der Vorlage, betreffend die Trennung von Kirche und Staat, an, in dem Gewissensfreiheit und freie Ausübung der Kulte zugesagt wird.
Die Deputierten Delonele, Jaurès, Archdeacon und Hubert, die in der Deputiertenkammer Interpellationen über Marokko eingebracht haben, ließen sich in die Rednersifte für die Debatte über das Ministeriu mm des Ueußern eintragen, die voraussichtlich im Laufe der nächsten Weche gelegentlich der Erörterung der vom Senat an dem genannten Budget vorgenommenen Aende⸗ rungen stattfinden wird.
Rußland.
Der Kaiser hat gestern nachmittag, wie die „St. Peters⸗ burger Telegr.⸗Agentur“ meldet, in Zarskoje⸗Sselo den neuen Boischafter der Vereinigten Staaten von Lengerke⸗Meyer hur Ueberreichung seines Beglaubigungsschreibens in feierlicher Audienz empfangen. Nachher wurde der Botschafter von der Kaiserin und der Kaiserin-Witwe empfangen.
Italien.
In der gestrigen Sitzurg der Deputiertenkammer erklärte, dem . W. T. B. zufolge, der Ünterstaatsfekretaͤr des Aeußern Fusingto in Beantwortung von Anfragen der Abgg. Romussi und Santini, welche Slellung die Regierung gegenüber der bon zahlreichen italienischen Bürgern erhobenen Forderung, daß Italien die Initiative zur Friedensvermittlung jwischen Ruß⸗ land und. Japan ergreifen solle, einzunehmen gedenke: die Regie rung schätze den Edelsinn der Bewegung, die sich in Italien zu Gunsten eines Friedeneschlusses zwischen Rußland und Japan geltend mache, außerordentlich, aber ein Staat könne derartige Initiativen, für deren Erfolg keine Wahrscheinlichkeit bestehe, nicht ergreifen. Wenn sich eine günstige Gelegenbeit biete, werde die Regierung es nicht unterlassen, ihre humanitäre Aufgabe zu erfüllen.
Spanien.
Der König und die Königin von England haben Port Mahon gestern vormittag verlassen und trafen Nach⸗ mittags in Palma ein.
Belgien.
Die Repräsentantenkammer erörterte, dem W. T. B.“ zufolge, gestern den i n, zum deutsch⸗belgischen Dandelsvertrage. Die Lnke erhob Einspruch gegen kie Be— stimmung, nach der der belgischen Regierung die Befugnis zusteht, die Wertzölle des Tarifs A in gleichwertige spezifische Zölle umzuwandeln. Der Deputierte Woeste beglückwünschte die Regierung zu ihren Er⸗ folgen in der Handelspolitik. Die Verhandlung wurde darauf vertagt.
In der letzten Sitzung der ständigen Zucker— kommission wurde hauptsächlich die Anwendung der in dem Zuckerabkommen vorgesehenen Strafklausel beraten. Hinsichtlich der Vertragsländer war es nicht strittig, daß das Vorhandensein eines über den vereinbarten Aus— gleichzoll hinausgehenden usßnsfe die Anwendung der Klausel bedinge; hinsichtlich der außerhalb des Vertrags stehenden Staaten überwog die Ansicht, daß ein derartiger Zuschuß als Prämie aufzufassen sei. Es wurde hervorge⸗ hoben: Der Kommission liege es nicht ob, eine Frage der Aus— legung des Brüsseler Abkommens zu entscheiden, und wenn die Erörterung auf das Gebiet? der Prinzipien gebracht werde, müsse die Entsche dung der Vertragsstaaten selbst an⸗ gegangen werden. Dank den Anschauungen der verschiedenen Vertreter, war es möglich, die Anwendung der Klausel von ö zu Fall ins Auge zu fassen; wo begründete Zweifel vor⸗ agen, wurde von einer Beschlußfassung abgesehen, bis das staͤndige Bureau in der Lage sein werde, der Kommission ent⸗ scheidende Beweise für oder gegen das Vorhandensein von Prämien vorzulegen. Die Kommission hat sich dann bis zum 23. Oktober z J. vertagt.
Türkei. Das Wiener „Telegr⸗Korresp⸗Bureau“ meldet aus Kon⸗
geäußert hatte. John Redmond (Nationalist) betonte nochmals stantinon el, die französische Botschaft habe ein
das Verlangen der Nationalisten nach Homerule und sprach seine
Armenisches Revolutionskomitee“ unterzeichnetes Zirkular er⸗ halten, das eine Intervention gegen das gewalttätige Vor—
gehen der türkischen Beamten in Zeitun gegen die Armenier
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Verfolgungen gew
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Griechenland.
Der Kaiser Wilh elm machte gestern, wie „W. T. B.“) Cox fu berichtet, mit der Königlichen Familie einen Ausflu nach Peleka und besichtigte hierauf das Schloß Achille Die Königliche Familie geleitete sodann ? den Kaiser zu Landungsstelle, worauf Seine Majestät auf die „Hohen zollern ⸗ zurückkehrte. Am Abend veranstaltete, za „Agence. Havas“ zufolge, der Admiral! des lischen Geschwaders Sir C sein Flaggschiffes Bulwark“ der griechischen Königsf 10 Uhr Abends gingen die deutschen Abschiedsovationen. der Bevölkerung und schiffe nach Messina in See.
Rumänien.
Der Finanzminister legte gestern, wie W. T. B. berichtet der Deputiertenkamm er den Gefetzentwurf über die Kon bersion von 422 Millionen Franez fünfprozentiger Anleihen in, vierprezentige Schuldverschreibungen zum Nettokurse von 875 mit einer Umlaufsdauer von 40 Jahren vor. Durch diese Konversion wird die jährliche Zinsenlast des Staats um fünf Millionen Franes verringert.
Schweden und Norwegen.
In beiden Kammern des Reichstags haben, wie, W. T. B. erfährt, Mitglieder aller Parteien, mit Ausnahme der soqnal. demokratischen, einen Antrag eingebracht, der Reichstag solle seine Zustim mung zu der jüngst vem Krenprinzen-Regenten ab. gegebenen Erklärung bezüglich neuer Verhandlungen über die Unionsfragen erklären. Bie der Zweiten Kammer angehörigen Antragsteller betonten in der Begründung des Antrages, die Erklärung des Kronprinzen habe unter den Freunden der in lebhafte Be⸗ friedigung hervorgerufen, und die neuen Verhandlungen würden eine entscheidende Bedeutung für die Unson haben.
Dänemark.
Der König hat, wie ‚W. T. B.“ erfährt, gestern zwei neue Posten militärischer Direktoren geschaffen und den Departementsdirektor, Oberstleutnant S eedorff zum Direktor des Kriegs ministeriums und den Departementsdirektor, Kapitän zur See Kofoed-Hansen zum Direktor des Marineministeriums ernannt. Die Oberleitung der beiden Ministerien bleibt in den Händen des Ministerpräsidenten.
Der Kronprinz und die Kronprinzessin, die Prinzessinnen Thhra und Dagmar und' der Prinz Gustav sind gestern abend von Kopenhagen nach Wien abgereist.
Amerika.
Aus Washington berichtet das „Reutersche Bureau“, der Kriegssekretär Taft habe die Antwort des Präsidenten Cast ro auf die letzte Mitteilung des amerikanischen Gesandten Bowen erhalten, er wolle aber die Antwort dem Präsidenten Roosevelt nicht zustellen, sondern sie selbst erwägen. Es heiße, das Antwortschreiben enthalte einen Ausdruck, den Bowen vorher für insolent erklärt habe.
Nach einer in New York aus Caraâcas eingegangenen Meldung vom 11. d. M. hat der Präsident Castro eine längere Reise in das Innere Venezuelas angetreten.
Asien.
In Tokio eingegangenen Meldungen aus der Mand— sch ur ei. zufolge, fahren, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, die Russen fort, ihre Streitkräfte zusammenzuziehen und ihre Stellungen auf der Linie Tschangtschun — Kirin zu be— festigen. Die Abteilung Madrikows behält beständig Fühlung mit dem japanischen linken Flügel; häufig finden Scharmüͤhel statt, es dürfte möglicherweise zu einem größeren Gefecht kommen. Wie ferner verlautet, nehmen die Rusfen in Wladiwostok mit sechs Unterwasserbooten, die sämtlich im Ausland gebaut worden sind, Uebungen vor. Es sind darunter Boote von französischem, englischem und amerikanischem Typus.
„Lloyds Agench“ erfährt aus Yokohama, daß der norwegische Dampfer „Henry Boͤlckow“ beschlagnahmt worden sei. .
Der englische Kreuzer, Sutley“ ist, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, in Singapore angekommen und meldet, daß er die russische Flotte, einschließlich sieben Schlacht schiffe, vorgestern bei Tagesanbruch etwa 550 Meilen nord— östlich von Singapore gesehen habe.
Dem Kohlendampfer Hindoo“, der in Tandjong— Pandan auf Billiton 4260 Tonnen Cardiff⸗Kohle an Bord genommen hat, wurde in Singapore die Ausklarierung nach Saigon verweigert, wenn der Kapitän nicht die Ver⸗ pflichtung eingehe, daß die Ausfolgung der Ladung in Saigon durch Vermittelung des britischen Konsuls erfolge. Eine Abteilung Sikhs sei als Wache an Bord des Schiffes gegeben worden.
Afrika.
Nach einer dem „Reuterschen Bureau“ zugegangenen Meldung aus Tanger wird der Vizekonsul der Ver⸗ einigten Staaten nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, den Kaid Maclean nach Fez begleiten.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Die Verschuldung der ländlichen Grundbesitzer Preußen im Verhältnisse zum Grugdsteuerreinertrage 1902. In Ergänzung früher veröffentlichter Artikel über die Ver. schuldung der selbständigen Landwirte im Hauptberufe mit 4 Grundbesitz von mindestens 60 M Grundsteuerreinertrag im re. hältnis zu ihrem Gesamt,, Grund, und Kapitalvermögen ) . in, der „Stat. Korr. jetzi deren Schulden mit dem Grundsten reinertrage ihrer Besitzungen verglichen. a Allerdings ist die preußische Grundsteuerveranlagung Ge langer Zeit erfolgt und kann demnach in zahlreichen Ein
) Reichs⸗ und Staattzan zeiger Nr. 7 vom 9. Januar und Ni. & vom 13. März 1905.
reffender Maßstab für die heutigen Bedenwerte i. ug gf aber der Grundsteuerreinertrag im allge⸗ rtig noch brauchbare Anhaltspunkte fu. die Be— terschiede n . ö Verhältnisses zwischen Grundsteuerreinertrag un . ban e f, die natürliche, nicht erst durch erungen oder sonstige Kulturfortschritte bedingte Er= KJ ichmäßig vollzogen haben we i nl Hedi noch heute dieselben sind ). für die Darstellung des Bodenwerts und seiner Ab—˖ ntlich auf die Ergebnisse der Grundsteuerveranlagung Es ist ihnen daher auch als ; g der ländlichen Besitzungen bei der neuen Verschuldungs— Vorzug zu geben, als die Einteilung nach vegen der Verschiedenheit der Kulturart und Bonität ndteile des Grundbesitzes untunlich und der gleich— Verfügung stehende gemeine Wert der Besitzungen sich nicht ondern auch zugleich — untrennkar — sowie das landwirtschaftliche Anlage und sitzer bezieht.
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g der Wertun Bodens, da die
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ebieten wenigstens früher. besseren Noch jetzt ist
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sebzlapital der Grund ö Gs beziffern sich die Schulden der Eigentümer .
auf das... fache des Grundsteuerreinertrages
in der Grundsteuerreinertrageklasse von
00 750 1500 3000
1500 3000 mehr mehr 53,7 387
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Im Gesamtstaate entfallen hiernach auf je selbständigen Landwirte
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Grundsteuer⸗ im Hauptberufe 247 . Schulden. Nimmt man den mit 4 v. H. tapitalisierten Grundsteuer⸗ teinertrag als den, allgemeinen Bozenwert an, so erschelnt die Ge— simtheit der ländlichen Grundbesitzer in dessen voller Höhe ver shuldet. Aber auch, wenn man nicht durchschnittlich das 20 bis fache, sondern gemäß den auf amtlicher Aufzeichnung der Grund⸗ stückepreise beruhenden Ermittelungen aus den Jahren 18714-1881 den 63,3 fachen Betrag des Reinertrags zu Grunde legt, beträgt die gesamte Verschuldung immer noch rund zwei Fünftel des Bodenwerts; sie ist also für den Staatedurchschnitt recht bedeutend. ;
Noch höher als bei den Landwirten im Hauptberufe beziffert sich bei denjenigen im Nebenberufe, also denen, welche aus der Land, oder Forstwörtschaft nur ihren Nebenerwerb, ihren Haupterwerb dagegen auz Gewerbebetrieb, Hausbesitz, Beamtenstellung u. dergl. haben, die Verschuldung im Verhältnisse zum. Grundsteuerreinertrage, nämlich auf das NM.ifache des letzteren; in dieser Ziffer kommt vor allem die große Beleihungsfähigkeit des Hausbesitzes, insbesondere auch der ge⸗ werblichen Gebäude, zum Ausdruck. Betrachtet man die Landwirte im Haupt ⸗ oder Nebenberufe zusammen, so stellt sich deren Verschul⸗ dung auf das 29, 2fache ihres Grundsteuerreinertrags.
Luffallen müssen nach vorstehender Uebersicht die Verschul dungs⸗ unterschiede zwischen den östlichen und westlichen Landwirten im Haupt— berufe. Während im Osten der Monarchie nur Berlin eiwas unter dem Staatsdurchschnitte steht, geht im Westen leinschlietzlich der Pro- binz Sachsen) kein Landesteil darüber binaus, und die niedrigfte Ver— schuldung des Ostens (in Berlin und als die höchste des Westens (in Sa Unter den Regierungsbezirken r 46.5 fachen des Grundsteuerreinertrags die erste Stelle ein mit dem 43,0. Bromberg 7,0, Danzig mit dem 37,1, it dem 34,0, Stettin und Breslau je peln mit dem 32, 6fachen usw.; die niedrigsten Ziffern 2, Trier mmiit dem 3,5,
reinertrag der
Brandenburg) ist noch größer chsen und Schleswig⸗Holstein). nimmt Marienwerder
mit dem 42,4, Königsberg mit dem 3 Posen mit dem 36 4. Liegnitz m mit dem 33, 2, Op chin den Bezirken Koblenz mit dem 3 Wiesbaden mit dem 7, und Cöln mit dem In den westlichen Bezirken Vüsseldorf und Cassel ist die mit dem 200 bezw. 16,5fachen des Grundsteuerrein/ rgleiche mit den übrigen rheinischen Regierungsbezirken Bezirke Wiesbaden ziemlich hoch.
einzelnen Grundsteuerreinertragsklassen zeigen im Gesamt⸗ insichtlich der Reinertragsverschuldung keine fehr erheblichen geringsten sind die mittleren Klassen en die oberste und die unterste ver Um so größere Verschiedenheiten nehmen wir aber von 1 Provinz sowie innerhalb einiger Landesteile wahr. Bei⸗ in der untersten Gruppe ist die Verschuldung in Berlin in der Provinz Pommern annahernd zehnmal so be— im Rheinlande; datselbe gilt für Hohenzollern von der im Vergleich mit der obersten daf s hohe Grad der Reinertragsver bis 159 und selbst in der von 750 bis 1306 M von Berlin eine Ecklärung darin, daß es sich hier um Grundstücke handelt, le zwar zur eit noch länd. oder forstwirtschaftlich g ; Rücksicht auf ihre künftige Bebauung mit Gebäuden hrem Grundsteuerreinertrage unabhängiger, sehr beträchtlicher ionswert innewohnt.
achen mit dem 5h,
jw. mit dem
veschungen von einander; am bis 1500 M, am höchst
elbst usw. Insbesondere schuldung in der Klasse
enutzt werden, en aber mit
und Waisenversicherung Hamburg Amerika / Linie.
Institutionen sozialer Fürsorge, welche die Hamburg— zu Gunsten ihrer Beamten und eit 1388 eine Invaliden.
ongkasse für die ständigen Bure Kapitäne, Offiziere und Unter ttung hat. sich dank der steli sowie, dark der tatkrä im letzten Jahre Penstonskasse 114210 0 außerordentlich Zusammentreffen un e istunge fähigkeit eine Ginbuße nicht erleiden wärde. 17 Jahren ihres Bestehens gelungen, ein Ver⸗ Die Höhe dieser Summe Ergebnissen der letzten Jahre zuzuschreiben, die große ngen und in ihrem Gefolge einen Zustrom von neuen brachten. Während dat Vermögen der Kasse in dem zehn⸗ 1890 — 1909 von 36535 779 ½ auf 1 667 839 stieũ es in den folgenden vier Jahren 1301 - 1904 auf lso un annähernd dieselbe Summe wie in dem vorauf⸗
nt.
e Steigerung, welche die einzelnen ö 6. Die Zahlungen der
e fe nr f, n , * u ggf es Königlich preußischen Statistischen Bureaus“, Seite 128 ff. . Die Abstufung des Acker
entspricht 1 6 Grundsteuerreinertrag einem Grund— bon 20 S0
Invaliden«, Witwen ür die Angestellten der
ner a Linie Arbeiter geschaffen hat, Witwen⸗ und W auangestellten der Gesellscha offiziere ihrer Flotte. g wachsenden Zahl der Kassen⸗ ftigen Unterstützung durch die die Ham ordentlichen
sir die è . mente ihre Le
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ungünstigster
O00 S½ anzusammeln.
rebs aus deh nu
Mltenfant ist die ra n Einnahmen erfahren haben.
Mitglieder betrugen 1890 59 00 „, 1900 bereits 141 000 6 und ;
1904 248 0090 p An Zuschüßen der Hamburg ⸗ Amerika, Linie flofen der Pensionskasse im Jahre 1896 27 000 * . 1900 2 000 ½ und 1904 114000 M (ohne die oben erwähn
sondere Zuwendung von 50 046 4). Zinsen und sonstige
nahmen kamen 1890 11000 6, igo0 73 000 und 19094 156 900 6 in Anrechnung. In gleicher Weise sind auch die Ausgaben, mit anderen Worten die Leistungen der
Kasse gewachsen. Seit Gründung der Pensionskasse ist an Pensionen,
zurückgezahlten Beiträgen ꝛc. insgesamt die ftattliche Summe von nahezu einer Million Mark gezahlt worden, und zwar bis 1896 19000 , bis 1990 489 000 und biz 1904 937 6000 60 Dabei ist bemerkenswert, daß allein die Zuschüsse der Gesellschaft (1838 — 1904 zusammen 972 713 S6) dazu ausgereicht haben würden, die an die Kasse gestellten Anforderungen zu erfüllen.
Ueber die Fortschritte der Pensionekasse, speziell im letzten
Jahre gibt die soeben veröffentlichte Jahresabrechnung Auskunft. Die Einnahmen beliefen sich einschließlich der Extrazugabe auf 567 918 S6 (1903: 425 149 S0), die Ausgaben auf 13535 668 „. (1803: 121164 S6). Die Zahl der Mitglieder hat sich im
Laufe des vergangenen Jahres durch das Ausscheiden von 1660 und
den Lintritt von 322 Personen von 1667 auf 1829 gehoben, sie ist also um 162 (1960, um 65) gewachsen. Pensionen wurden an 128 (im Vorjahre an 114) Perfonen gezaͤhlt und zwar an 46 Invaliden und 78 Witwen, an letztere auch für 54 Kinder. Unter den außerordentlichen Einnahmen vergient ein Betrag von 14 6 M besondere Erwähnung, der der Penfionskasse von den Passagieren der Hamburg⸗Amerika. Linie aus den Erträgnissen gelegent⸗ licher Konzerte oder Abendunterhaltungen an Bord überwiesen wurde.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Cöln wird dem W. T. B.“ gemeldet, daß dort gestern, nachdem ein Bopkottschutzdeiband rheinisch-west fälischer Brauereien in kleinem Umfange schon bestanden hatte, in einer Versammlung von Brauereileitern ein Boykottschutzverband rheinisch⸗west⸗ fälischer Brauereien gegründet wurde, dem ungefähr 200 Brauerejen angehören, und der notarielle Akt über 'die Grün⸗ dung vollzogen wurde. Die Versammlung sprach den boykottierten
ĩ ͤ Sympathie aus und beschloß einstimmig, am 28. April in sämtlichen Verbandsbrauereten die Hälfte aller zum Zentralverband deutscher Brauerelarbeiter gehörigen Arbeiter zu entlassen, ö. bis dahin der Boykott nicht aufgehoben ist (vgl.
Brauereien von Cöln und r n, ihre
Nr. 85 d. Bl.).
Die Solinger Messerfabrikanten lehnten, der Rh. Westf. Ztg. zufolge, eine Lohnerhöhung von 36 vom Hundert für ihre Taschen⸗ und Federmefserarbeiter ab, die infolgedessen. den
allgemeinen Ausstand vorbereiten.
Die Zimmerleute in Göttingen und der Umgegend st wie der Voss. Ztg. telegraphiert wird, in den Ausffand ge— treken, weil die Arbeitgeber sich geweigert haben, den Stundenlohn
auf 40 3 zu erhöhen.
Unter den Arbeitern zweier Porzellanfabriken ven Limoges ist, wie W. T. B.“ meldet, eine Ausstandsbewegung im Bange. Es heißt, daß sich im Falle eines Ausftandes die' übrigen Fabriken mit den beiden betroffenen Fabriken solidarisch erklären
wollen. Dadurch würden 20 000 Arbeiter beschäftigungslos werden.
Kunsft und Wissenschaft.
Nach den amtlichen Berichten aus den Königlichen Kunst sammlungen sind für das letzte Vierteljahr 1904 us. M. folgende Neuerwerbungen, Ueberweisungen und Geschenke zu ver—
zeichnen:
Die Eröffnung des Kaiser Friedrich⸗Museums hat den Sammlungen der Gemäldegalerie und der christlichen Plastik eine Reihe sehr wertvoller Geschenke eingebracht, die bon Gönnern der Sammlung als Ausdruck ihrer Freude an deren Gedeihen und ihres Interesses an der alten Kunst gespendet wurden. Seine Majestät der König hatte die Grade, das Kaiser Friedrich⸗ Museum mit einer Anzahl der verschiedenften und wertvollsten Kunst⸗ werke auszustatten. Zum Schmuck des kleineren Treppenhauses bestimmte Seine. Majestät die sechs großen Marmorstatuen der Generale Friedrichs des Großen, die früher den Wilhelmteyplatz schmückten, darunter je zwei Meisterwerke von Schadow und Tassaert sowie die Marmorstatue der Venus von Pigalse als Gegenstück des schon von Friedrich Wilhelm III überwiesenen Merkur, zwei Hauptwerke dieses größten französischen Bildhauers des XVII. Jahrhunderts. — Der Abteilung der altchristlichen Kunst wurde von Seiner Majestät das Mosaik der Apis bon S. Michele in Afrieisco zu Ravenng überwiesen, das Friedrich Wilbelm IV. i845 erworben hatte. Dadurch hat diese Abteilung ihr Mittelstück und einen groß⸗ artigen Abschluß erhalten, wie sie keine andere Sammlung dieser Art
diesseits der Alpen aufjuweisen hat.
Mit der Eröffnung des Museums ist auch das Geschenk Seiner Majestät des Sultans an Seine Majeslät unferen Kaiser, die Fassade von M'schatta, aufgestellt, das von Allerhöchstdemselben dem
Kaiser Friedrich ⸗Museum überwiesen wurde.
Durch verschiedene Mitglieder des Kaiser Friedrich ⸗Museums⸗ Vereins sind dem neuen Museum wertvolle Geschenke zutell geworden: Herr James Sim on schenkte eine vollfländige, sehr gewählte Sammlung von verschledenartigen Kunstwerken der Renaissance, die als Ganzes im Neubau zur Aufstellung gekommen ist; ein Geschenk von einem Wert, wie den Königlichen Museen noch keins zuteil ge⸗ worden ist. An Gemälden enthält sie u. a. Werke von Mantegna, Raffaellino, Bronzino, Catena, G. David und B. Bruyn, von Skulpturen solche von Nino J. Ben. Da Majano, Andrea della e kleine Bronzen, Holz. und Wachsbild⸗
werke und eine größere, sehr vielseitige Sammlung von Meralllen der Renaissance, die sich der unseres Münzkabinetts durch manche dort feblende oder ungenügend vertretene Stücke wärdig anreiht. Ein be— schreibendes Verjeichnis der Sammlung James Simon“ wurde bei
Robbia u. a, daneben zahlrei
Eröffnung des Kaiser Friedrich⸗Museums herausgegeben.
Eine andere Sammlung, die gleichkalls von einem unserer Mit⸗ bürger hier gebildet ist, gelangte zur Ciöffnung des Neubaues käuflich in den Besitz des Museums, die Sammlung alter niederländischer und holländischer Bilder des Herrn Adolf Thiem in San Remo, deren Hauptbild: ein herrliches Frauenbild ban Dycks aus der Genueser Zeit, vom Besitzer als Geschenk an Seine Majestät den Kaiser über · wiesen wurde. Die Sammlung umfaßt ün ganzen 26 Bilder, darunter Werke von Dirk Bouts, Orley und Clouet, einige italienische Gemälde von E. Roberti und C. Erivelli; der Rest niederländische Bilder des XVII. Jahrhunderts von hoher malerischer Qualität, namentlich vorzügliche Stilleben von Ft,
Snyders, Hondecoeter, Heda, ferner Bilder von P. de Hooch,
J. Ruigsdael, Rubens u. a. m. Diese Sammlung ist, wie die Simonsche, in einem besonderen Rum aufgeftellt worden. Das⸗ selbe ist der Fall mit der Auswahl tüchtiger Gemaͤlde der ber-
schiedenen Schulen, die die Erben des bekannten Kunstfreundes
Otto Wesendonck, die Herren Dr. von Wesendonck und Br. Freiherr
7. W. von Bissing, dem Kaiser Friedrich⸗Museum leihweise zur Aus. Ellung übergeben, haben. Darunter befinden sich Gemälde von J. van Ruigsdael, G. Terborch, J. Vermeer van Haarlem, Patenier, Zurbgran, Moretto, Costa, Reynolds u. A. m. . — Als ganze Sammlung, die aus Beiträgen einer Reihe von Mit. gliedern unseres Kaiser Friedrich Museums- Vereins seit etwa 1898 zusammengebracht und für den Neubau geschenkt worden ist, ist die Sammlung altchristlicher, byzantinischer und koptischer Antiquitäten aller Art jetzt im Kaiser Friedrich⸗Musenm zur Aufstellung gekommen. Um ihre Zusammenbriagung haben sich namentlich die Herren Professor Strzygzowski in Graz und Direktor Wiegand in Konstantinopel bemüht. Die eingehendere Würdigung dieser Sammlung, die in ihrer Art eine der umfangreichsten und mannigfaltigsten. ist, wird einem späteren besonderen Bericht vorbehalten. Seine Mojeslät
der Kaiser hatten die Gnade, aus Allerhöchstem Interesse an dieser neuen, fast ganz aus Geschenken gebildeten Abteilung, eine Anzahl ewählter Stücke dieser Richtung, die in den Umgängen der Friedens- irche in Potsdam aufgestellt waren, dem Kaiser Friedrich- Museum zu überwessen und die Sammlung der mittelalterlichen Elfenbeinbild- werke durch ein wertvolles . aus dem 1X. Jahrhundert zu be⸗ reichern.
he, Zahl der einzelnen Kunstwerke, die dem Kalser Friedrich— Museum bei seiner Eröffnung geschen kweise überwiesen sind, sst gleich⸗ falls hedeutend. Das wertvollst? Stück ist ein Porträt von Ginsborough, von Herrn Alfred Beit in London geschenkt; ein treffliches großes Gemälde detz Künstlers, das für unsere Sammlung von befonderem Wert ist als erstes Stück der englischen Schule. Angeregt durch diese Schenkung und in dem Wunsch, die Galerieleitung zu der Schaffung einer kleinen Sammsung altenglischer Gemälde zu be⸗ wegen, hat. Seine Exzellenz Graf G. Seckendorff dem Kaifer Friedrich Museum ein tüchtiges männliches Bildnis von Th. Law—˖ rence zum Geschenk gemacht.
Dem Antiquartum wurde eine großartige Zuwendung durch Franz Freiherrn von Lipperheide gemacht, der durch seine Studien auf dem Gebiete der antiken Waffenkunde rühmlichst bekannt ist; er hat seine reiche Sammlung antiker Helme vorläufig als Leihgabe auf fünf Jahre dem Antiguarium überlaffen. Ueber den Wert und die Gigenartigkeit dieser Sammlung if f. 3. an dieser Stelle bereits aus führlich berichtet worden.
Unter den Ankäufen ist ferner die Erwerbung einer Sammlung von Altertümern aus Dodona anzuführen. Die Stücke bestehen aus Schmucksachen in Gold, einer größeren Anzahl von Orakeltäfelchen aus Blei und Bronzegeräten und „b'ldwerken.
Die Vasensammlung sowie die der Bronzen und Terra— kott en wurde ebenfalls durch Ankäufe und Geschenke vermehrt.
Aus den Erwerbungen für das Kupferstichkabinett selen hervorgehoben: Eine Rethe Federzeichnungen deutscher Schule vom Anfang des XV. Jahrhunderts, das Leben des hl. Augustinus dar⸗ stellend. Von Werken neuerer Kunst wurden erworben: Kupfer⸗ stiche und Radierungen von Ernst Forberg. Wilhelm Hecht, Albert Vendschel, Richard Kaiser. Karl Rauscher, Philspp Rumpf, Ferdinand Schmutzer und Johann Sonnenleiter.
Ferner wurden Holzschnitte, Lithographien, Kupferstiche und Radierungen angekauft.
Die Sammlungen des Müänikabinetts sind vermehrt um t griechische, 25 römische, 33 mittelalterliche, 370 neuzeitliche, 29 ortentalische Münzen, 17 Medaillen, 1 Stück Papiergeld, 1 alt⸗ ägpptisches Steinge vicht, 2 Geldringe und T2 Stuck von Geldsurro⸗ gaten der Naturvölker, insgesamt hi4 Stück. Die Sammlung der antikn Münzen verdankt Fräulein Clise Koenigs einige sehr wertvolle, durch vorzügliche Erhaltung oder große Seltenheit sich auszeichnende Stücke. Als die schönsten und kostbarsten sind daraus hervorzuheben: enruskische Silbermünze mit der Aufschrift Oezi, zwei kleine Bronzemünzen von Syrakus mit, der Künstlersignatur des Phrygillos, ein Tetradrachmon von Knidus mit dem Kopf der Aphrodite von sehr schönem Stil, eine Bronzemünze mit dem Bildnis des Augustus von wunderbarer Schönheit und vier stempelfrische Goldstücke der Kaiser Pertinar, Septimius Seberus und Caracalla aus dem Funde bon Karnak. — Von den übrigen Erwerbungen sind zu erwähnen eine in Phil ippopolis (Thrazien) geprägte Münze des Geta mit der Darstellang Des von lauschenden Tieren umgebenen Orpheus sowie eine römische Bronze⸗ münze des Vespasianus, auf der Roma auf den sieben Hügeln thronend dargestellt ist Unter den Mittelaltermünzen ist die hervor= xagendste ein Achtgroschenstück des Hochmeisters des Deutschen Ordens, Albrechts von Brandenburg, und unter den neuzeitlschen ein Halber⸗ städter halber Zwittertaler deg Kardinals Albrecht von Main; und ein Goldgulden des Erzbischofs Heinrich von Bremen mit seinem Porträt.
In Wieshaden ist gestern, wie W. T. B.“ berichtet, ker 22. Kongreß für innere Medizin unter dem Vorsitz des Ge— heimen Hofrats, Professors Dr. Erb-Heidelberg eröffner worden. Zur Teilnahme sind über 300 Gelehrte aus Deutschland, Desterreich, der Schweiz, Rußland, England und Japan ein— getroffen. Nach der Begrüßung durch Vertreter der Regierung und der Stadt hielt der Geheime Hofrat, Professor Dr. Ziegler ⸗ Jena ein Referat über den Stand der Vererbungslehre und der Biologie. Nach ihm sprach der Professor Dr. Martius⸗Rostock über die Be— deutung der Vererbung und Disposition in der Pathologie mit be— sonderer Berücksichtigung der Tuberkulose. Die Verhandlungen des Kongresses sollen bis Sonnabend dauern.
Land⸗ und Forstwirtschaft. Das biologische Verhalten der Reblaus.
Die bereits erwähnte Denkschrift des Kaiserlichen Gesundheits, amts über die Bekämpfung der Reblauskrankheit im Jahre 19063 enthält auch Mitteilungen über weitere Beobachtungen und Versuche betreffs des biologischen Verhaltens der Reblaus aus einem Berichte, den der Geheime Regierungtrat Dr. J. Moritz hierüber erstattet hat. Diese Arbeiten wurden in der Zeit vom 36. Auguff bis 27. September 1903 in einem Weinberge der Propinz Sachsen ausgeführt. Statt der in den letzten Jahren beobachteten stetigen Abnahme in dem Auftreten der ge— flügelten Form der Reblaus auf demselben Versuchsfelde hat sich im Berichtsjahre wieder eine erhebliche Zunahme gezeigt. Die Zahl der im Freien gefundenen Rebläuse betrug 50, gegen 15 im Jahre zuvor und 20 und 23 in den Jahren 1901 und 1800. Es scheint, daß dieses zahlreichere Erscheinen von geflügelten Rebläusen in dem vor⸗ liegenden Falle durch die Witterungsverhältnisse mit bedingt gewesen ist.
Die Nachforschungen nach dem Verbleib der Nachkommen der
eflügelten Rebläuse auf den Blättern der Reben baben auch im . weder ö von Eiern der Geflügelten, noch von Geschlechtstieren geführt.
. Jahre 1902 eingeleiteten Versuche betreffs der Dauer der Daltbarkeit und des Verseuchibleibens abgeschnittener, reblausbehafteter Wurzeln in verschiedenen Bodenarten haben 1803 ergeben, daß im Humusboden die Rebwurzeln größtenteils gefault und verpilzt waren und keine Rebläuse mehr erkennen ließen. Im Kiesboden hatten sich die Wurzeln besser gehalten, doch konnten an den herausgenommenen Stücken Rebläuse ebenfalls nicht mehr gefunden werden. Dagegen zeigten sich mehrere der im Tonboden ein Jahr lang verbliebenen Rebwurzelstücke verhältnismäßig gut erhalten und noch stark mit lebenden Rebläusen besetzt. Unter den letzteren wurden auch eier⸗ legende Tiere beobachtet, die bereits mehrere Eier abgelegt hatten.
Aus diesen Beobachtungen ergibt sich, daß die Dauer der Er— haltung abgeschnittener, im Boden verbliebener Rebwurzelreste in hohem Grade von der Natur des betreffenden Bodens abhängt. Toniger Boden begünstigt die Erhaltung, humoser Boden wirkt ihr entgegen. Ferner hat si eg, daß an in den Boden gelangten, ab= geschnittenen Rebwurzelstücken die Reblaus unter Umständen mindestens ein Jahr lang lebend und vermehrungefäßig erhalten bleiben kann.
Neben den biologischen Beobachtungen, wurden im Berichtsjahre die Versuche betreffs der Wirkung verschiedener Desinfektionsmittel fortgesetzt. Diese Versuche haben bis jetzt unter anderem zu der Er— kenntnis geführt, daß das Kresolwasser in betreff der vernichtenden Wirkung auf die Reblaus dem Petroleum erheblich überlegen ist.
Die 20. Wande rausstellung der Deutschen Landwint⸗ schafts Gesellschaft in Berlin⸗Schöneberg vom 21. bis 26. Juni 1906.
Die 20. Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts,. Gesell= schaft, deren Präsidium zu übernehmen, Seine Kaiferliche und Königliche Hoheit der Kronprinz gebeten worden ist, wird bei Berlin in den Tagen., vom 21. bis 265. Junk 1806 stattfinden. Der Ausstellungsplatz ist seitens der Stadt Schöne berg der Deutschen Landwirtschafts ⸗Gesellschaft in der ent⸗