1905 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 12 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Aichtamtliches

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 12. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen gestern mittag in Saargemünd ein, begaben Sich von dort nach Schloß Remelfingen zum Besuch des Präsidenten des Landesausschusses von Jaunez und setzten um 2 Uhr die Reise nach Metz fort. Kurz vor 4 Uhr erfolgte die Ankunft in Moulins, von wo Seine Majestät Sich nach Gravelotte be— aben zur Einweihung der Gedenkhalle auf dem dortigen riedhofe und um 6i/ Uhr in Metz eintrafen. Während der ahrt von Saargemünd nach Moulins hörten Seine Majestät den ö des Vertreters des Auswärtigen Amts, Gesandten von Schoen.

In der am 11. Mai unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staakssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky⸗ Wehner abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesrats wurden die Entwürfe von Vorschriften zur Ausführung gesundheitlicher Bestimmungen der Seemanngordnung und die Vorlage, betreffend die allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für das Rechnungsjahr 1901, den zu—⸗ ständigen Ausschüssen überwiesen. Ferner erfolgte Beschlußnahme Über die Beschlüsse des Reichstags zu den in den Reichstags— sitzungen vom 5. und 6. April verhandelten Petitionen sowie zu den bei der Beratung des Reichshaushaltsetats für 1905 miterörterten Petitionen, außerdem auch über die Resolutionen des Reichstags zu den Gesetzentwürfen, betreffend die Feststellung des Reichshaushaltsetats und des Haushaltsetats der Schutzgebiete auf 1905. Der Vorlage, betreffend die Erweiterung der Erlaubnis für den Norddeutschen Lloyd in Bremen zur Beförderung von nichtdeutschen Auswanderern nach Cuba und Mexiko, ferner dem am 17. Dezember 1904 im Haag unter⸗ eichneten Niederlassungsvertrag zwischen dem Deutschen

eiche und den Niederlanden, sowie dem Entwurf eines Gesetzes über die Bildung deutscher Kommunalverbände in den Konsulargerichtsbezirken wurde die Zustimmung erteilt. Ge— nehmigung fand die Aenderung des Statuts der Preußischen Zentral⸗Bodenkredit-Bank und der Antrag auf Verleihung von Korporationsrechten an die mit dem Sitze in Düsseldorf ge— gründete „Sisal-Agaven⸗Gesellschaft““« Außerdem erfolgte die Ernennung von Kommissaren für die Beratungen im Reichstag und die Beschlußfassung über mehrere Eingaben.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Torpedoboot „Sleipner“ am 10. Mai in Gibraltar eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Ferrol fortgesetzt.

S. M. S. „Panther“ hat am 10. Mai St. Thomas angelaufen und an demselben Tage die Reise nach Antigua (Kleine Antillen) fortgesetzt.

S. M. S. „Sperber“ ist am 10. Mai in Singapur eingetroffen und setzt am 13. Mai die Reise nach Sabang (Pulo Weh) fort.

S. M. Flußkanonenboot „Vorwärts“ geht heute von Hankau nach Itschang.

M. S. „Seeadler“ und S. M. S. „Jaguar“

8 sind e . von Tsingtau nach Schanghai in See gegangen. er Transport der abgelbsten Besatzung von S. M. S. „Condor“ ist mit dem Reichspostdampfer „Sendlitz“ gestern in Fremantle (Westaustralien) eingetroffen und hat an dem⸗ selben Tage die Reise nach Colombo (Ceylon) fortgesetzt.

Bayern.

Gestern mittag fand, wie ‚W. T. B.“ meldet, zu Ehren Seiner Majestät des Königs von Sachsen in der Residenz zu München Familientafel statt, an der Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz⸗Regent und die Prinzen des Königlichen Hauses teilnahmen. Nach der Tafel ver⸗ abschiedete sich Seine Majestät der König von Sachsen und trat um 10, Uhr die Ruͤckreise nach Dresden an.

Deutsche Kolonien.

Aus Windhuk in Deutsch-Südwestafrika wird, wie „W. T. B.“ berichtet, amtlich gemeldet:

Im Norden hat der in Otjimbinde stehende Hauptmann Wil belmi eine , . nach Epata vorgeschoben. Von dort soll am 18. Mai ein Detachement unter Hauptmann Rembe den Eiseb abwärts bis in die Gegend von Blaubuschpfanne an der englischen Grenze vorstoßen. .

Im Süden hatte Oberleutnant von Bülow am 27. April bei Huams ein siegreiches Gefecht gegen eine fünffach überlegene Bethanier⸗ bande unter Cornelius. Der Gegner verlor 6 Tote. Diesseits fielen: berleutnant Siegfried von Bülow, geboren am 10. April 1871 zu Schwerin i. M, früher im Dragonerregiment Nr. 18 (jwei Bauch⸗, drei e e ner ffn Gefreiter Joseph Kopitzki, geboren am 3. März 18352 zu Ostrosnitz, früher im Grenadierregiment Nr. 11 (Kopfschuß)]; Reiter Hermann Wendt, geboren am 24. April 1883 ju Bal;, früher im 3. Garde⸗ regiment j. F. (Schuß durch Kopf. Brust und rechten Oberschenkel). Schwerverwundet wurden: Unteroffizier August Petersen, ge⸗ boren am 21. März 1831 zu Pahlen, früher im Dragonerregiment Nr. 13 (Schuß in linke Schulter und linken Oberschenkel); Unter offizier Heinrich Pell, geboren am 5. Februar 1882 zu Rotthalmünster, früher im Königlich baverischen 1. Infanterieregiment 6 linken Oberschenkel); Gefreiter Gustav Pohl, geboren am 24. März 1875 ju Großnig, früher beim Kommando der Ostasiatischen Be⸗ fatzungsbrigade (Streifschuß in Rücken und linken Oberarm); Reiter Slto Reinke, geboren am 17. April 1883 zu Karolinenthal, früher im Husarenregiment Nr. 16 (Schuß in rechte Hüfte). Leicht ver⸗ wundet wurde der Leutnant Hans Fischach, geboren am 4. Mär 1879 zu Amberg, früber im Königlich baprischen 9. Infanterieregiment (Schuß durch linkes Ohr).

Cornetius wurde anschließend am 1. Mai bei Kum akams am oberen Kut ip geschlagen, wie bereits gemeldet ist.

Major von Estorff verbleibt zunächst am Auob in der Gegend von Kowes Gochas und klärt erneut bis zur Grenze auf, um den derzeitigen Aufenthaltsort Hendrik Witbois festzustellen.

Ueber die DSperationen an den Karasbergen liegen neue Nach- richten nicht vor.

An Typhus 6 weiter gestorben: Reiter Cugen Stamm, ge⸗ boren am 16. Oktober 1881 zu Hausen, früber im Königlich bayerischen 2. Ulanenregiment, am 9 Mal im Lazarett zu Kalkfontein und Reiter Heinrich Seiler, geboren am 2. November 1883 zu Pfedders⸗ heim, früher im Infankerieregiement Nr. 25, am 3. Mat in der Signalstation 86.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm gestern, wie W. T. B.“ berichtet, nach kurzer Debatte die zweite Gruppe des , (Holz und Papier) an und erledigte weiter die dritte

ruppe (Textilien) durch unveränderte Annahme der vom Ausschusse vorgeschlagenen Positionen. Eine eingehende Debatte entspann sich über den Flachszoll, wobei der Abg. Peschka (deutsche Bauern⸗ partei) die Einführung eines Zwölfkronenzolles beantragte. Von seiten der Regierung wurde diesem Antrage widersprochen und betont, daß die Ausfuhr der Flachs verarbeitenden Industrien durch Ein⸗ führung dieses Rohstoffzolles erheblich würde geschädigt werden. . begann das Haus die Beratung über die vierte Gruppe (Eisen, Edelmetalh.

Bei der gestern von dem vierten Wahlkörper des neu angegliederten 21. Bezirks vorgenommenen Wahl zum Wiener Gemeinderat wurde der sozialdemokratische Kandidat Schlinger mit 5418 Stimmen gegen den Kandidaten der Christlichsozialen gewählt, der 3369 Stimmen erhielt. Während des Wahlakts kam es zu zahlreichen, stellenweise blutigen Zu⸗ sammenstößen zwischen den beiden Parteien.

Das ungarische Unterhaus nahm gestern mit großer Mehr— heit den von der koalierten Linken eingebrachten Adreß entwurf an. Die Adresse wird durch das Präsidium der Kabinettskanzlei des Königs übermittelt werden.

Großbritannien und Irland.

Im Oberhause bat gestern, wie W. T. B.“ meldet, der Eart of Jerfey um Aufklärung wegen der Verhandlungen zwischen der britischen und der deutschen Regierung bezüglich der Marschall- und Carolinen⸗Insel n. Der Minister des Aeußern Marquis of Lans downe sagte, er habe eine Mitteilung von seiten der deutschen Regierung erhalten, die ausführe, daß sich die Abgabepflicht gleichmäßig auf britische wie auf deutsche Untertanen erstrecke, und daß die Rechte jeder Re— gierung, unabhängig ihre eigenen Besitzungen zu verwalten, durch das Uebereinkommen von 1886 nicht eingeschränkt worden seien. Während die deutsche Regierung ihre Haltung für ganz gerechtfertigt vom rechtlichen Standpunkt halte, meine sie doch, daß es höchst unwillkommen sein würde, wenn sich aus einer derartig unwichtigen Angelegenheit ein ernster Zwiespalt zwischen der deutschen und der britischen Regierung entwickeln sollte. Da nun die englische Regierung glaube, * das Abkommen von 1888 der be treffenden Handelsgesellschaft besondere Vorrechte einräume, habe die deutsche Regierung beschlossen. das Abkommen mit dem 31. März 1906 ablaufen zu lassen und die Verwaltung der Inseln zu übernehmen, insbesondere die Einziehung der Abgaben. Die deutsche Regierung beabsichtige auch, unverzüglich die Bestimmungen über Erhebung von Abgaben einer Durchsicht zu unterziehen. Er glaube, dies bedeute, daß Abgaben nicht mit der Absicht würden er⸗ hoben werden, in einer besonderen Weise besondere Interessen auf den Inseln zu schützen, und daß die Erklärung der deutschen Regierun zeige, daß die Monopolgesellschaft bald verschwinden werde, und da die Mißbräuche, die zweifellos herrschten, aufhören würden. Der Carl of Jerfey sprach seine Zufriedenheit mit Lord Lansdownes Erklärung aus.

Im Unterhause gab bei der Besprechung der Kosten⸗ anschläge für die Landesverteidigun gskommission der Premierminister Balfour ausführliche Erklärungen über die Arbeiten dieser Kommission und über die Frage der Landesverteidigung im allgemeinen ab. Er betonte besonders die Wichtigkeit der Leistungen der Kommission und bemerkte, daß die Kommission und die Admiralität darüber einig seien, daß die Anwendung von Unter— seeminen ein ganz ungeeignetes Mittel zur Verteidigung der englischen Handelshafen sei und daß andere hessere Mittel dafür eingesetzt werden müßten. Der Premierminister bemerkte weiter, daß er hiermit nicht auf die Blockademinen Bezug nehmen wolle, die im fernen Osten eine so bedeutende Rolle spielten, und gab der Meinung Ausdruck, daß über Blockademinen ein besonderer Beschluß eines internationalen Schiedꝛgerichts gefaßt werden sollte. Man könne hier von drei Fragen sprechen: Verteidigung des Mutter⸗ landes, der Kolonien und Indiens. Die Verteidigung des Mutterlandes sei der wichtigste Teil, denn wenn diese schlecht ge⸗ sichert sei, so möge das britische Reich zwar ein großartiges Gebäude fein, es ruhe aber dann auf tönernen Füßen. Angenommen, Englands Flotten seien nicht in den heimischen Gewässern und seine Armeen im Ausland, so werde die Frage, die man an die militä—⸗ rischen Ratgeber stellen müsse, die sein: Welches ist die geringste Anzabl von Mannschaften, mit der ein fremdes Land möglicherweise ein? Invasion Englands versuchen könnte? Lord Roberts halte es nicht für möglich, einen derartigen Versuch mit weniger als 70 9000 Mann zu unternehmen; auch die neueren wissenschaftlichen Fortschritte fprächen alle zu Gunsten des Verteidigers. Er müsse voraussetzen, daß der Feind Frankreich sein würde, da es sich um die Frage der Invasion handele, müsse er als möglichen Angreifer die England am nächsten gelegene Großmacht annehmen er halte es aber für Üüberflüffig, dem Haufe zu sagen, daß er alles in der Welt eher für möglich halte als einen Angriff von seiten Frankreichs. Der

remierminister fuhr dann fort, die Schwierigkeiten aufzuzählen, die ich solchen angenommenen Invasionen entgegenstellen würden. Er etonte, daß ungefähr Schiffe im Gesamtinhalt von 250 000 Tonnen nötig sein würden, um 70 0900 Mann zu transportieren. Das Zusammenbringen einer derartigen Anzahl von Schiffen würde ez schwierig machen, eine Invasion in überraschender Weise vorzunehmen; überdies würde die Landung 48 Stunden in Anspruch nehmen und die Trangportschiffe würden den Angriffen von Unterseebooten und Torpedobooten ausgesetzt sein. Die Landesverteldigungskommission habe sich bemüht, die Frage der Invasion in eine bestimmte Form zu bringen und glaube, daß die Hypothese einer ernsten Invasion nicht ernstlich in Betracht zu ziehen fei. Der Premierminister behandelte dann die 2 der Ver⸗ teidigung Indiens und sagte, daß eine Invasion Indiens ein häufig wiederkehrender Gesprächsgegenstand unter den russischen Offi⸗ zieren sei, er glaube aber nicht, daß sie irgend einen Teil der russischen Regierungspläne bilde. Er spreche, sagte der Redner, jetzt nur von einer allgemeinen Frage und möchte das Haus nicht auf die Vermutung bringen, daß er in einer Woche oder in einem Monat vor es hintreten und fagen würde, daß ein Krieg mit Rußland an der Nordwestgrenze Indiens möglich oder gar wahrscheinlich sei. Uebertriebene Bedeutung werde wohl den russischen Eisenbahnen von denjenigen beigemessen, die die Leltionen des mandschurischen Krieges zu hastig läsen. Die mandschurische Cisenbahn führe bis zur Front der 36 n Stellung, und Rußland sei immer in der Lage gewesen, Mannschaften nach der äußersten Stellung zu bringen, wo es sie zu haben wünschte. In Afghanistan liege die Sache andert; dort seien noch keine Gisenbahnen gebaut, und sollten t jemals gebaut werden, so sei es von Wichtigkeit, daß dies nicht in Friedenszeiten geschehe. Gine Invasion Indiens sei nur von Kabul oder Kandahar aus möglich, sagte der Premierminister, und sprach dann über die unüberwindlichen Schwierigkeiten einer solchen Invasion und des Baues von Eisenbahnen. Es sei nicht wahr— scheinlich, daß den Afghanen die Eisenbahnbauer willkommen seien. Der Emir möge es unmöglich finden, den disziplinierten russischen Streitkräften auf dem flachen Lande entgegenzutreten, aber seine Truppen

würden sehr gefährliche Gegner sein, wenn man versuchen i sich ihren Bergfesten zu nähern und wenn i wie dies sicherlich der Fall sein würde, von britischen Truppen Unterstützung in ihrem Kampf um die Unabhängkeit erhalten würden. Die Verteidigung Indiens

sei eine Frage der Heranschaffung von Nahrungsmitteln und von Ersatz

an Mannschaften und Kriegsmaterial; eine Ueberraschung sei in diesem Fall nicht möglich; Indien könne nicht durch einen in fal genommen werden. Wenn man die Grenzfrage endgültig festlegen solle, so könne dies nur geschehen, wenn die Schwierigkeiten, die eine feindliche Streit- macht zu überwinden habe, unvermindert aufrecht erhalten würden. Die Transportfrage sei die größte Schwierigkeit einer angreifenden Armee, und man dürfe nicht zulassen, daß irgend etwas geschehe, um den Trangport zu erleichtern. Seiner Meinung nach müsse es als eine direkte feindselige Handlung gegen England betrachtet werden, wenn irgend ein Verfuch gemacht werde, eine Eisenbahn im Zusammenhang mit den russischen strategischen Bahnen auf afghanischem Boden zu bauen. Er habe nicht den geringsten Grund, anzunehmen, daß die russische Regierung jetzt, hoffentlich auch in Zukunft nicht, beabsichtige, eine solché Bahn zu bauen. Sollte aber der Verfuch trotzdem gemacht werden, so glaube er, wenn es auch zuerst Englands Interessen nicht zu berühren scheine, daß dies der denkbar schwerste, geradezu gegen das Herz des Kaiserreichs Indien gerichtete Schlag sein würde. Wenn England bereit sei, entschieden zu erklären, daß Eisenbahnen in Afghanistan nur in Kriegszeiten, aber nicht im Frieden, gebaut werden dürften, so liege es keineswegs außerhalb der militärlschen Macht Großbritanniens, ohne grund⸗ sätzliche Veränderungen seine Besitzungen im Osten absolut sicher zu stellen. Der Premierminister schloß: „Wenn wir jedoch aus Blindheit, Lässigkeit oder Feigheit eine allmähliche Ab— sorbierung Afghanistans zulassen in der Weise, wie wir notge⸗ drungen die Absorbierung verschiedener Khanate Zentralasiens zu— gelassen haben, wenn wir gestatten, daß die russischen strategischen Eisenbahnen immer näher an die Grenze herankommen, dann wird Großbritannien unweigerlich für seine Sorglosigkeit dadurch bezahlen müssen, daß es eine viel größere Armee unterhalten muß, als wir mit ruhigem Gewissen zu halten planen könnten. Voraussicht und Mut werden diese Gefahren abwenden, aber ohne Voraugsicht und Mut können sie über uns kommen. Sir Henry Campbell Bannerman Eib.) erklärte sich im allgemeinen mit den Ausführungen des Premierministers einverstanden und gab dem Gedanken Ausdruck, daß dieser einen vernünftigen, ge⸗ mäßigten Standpunkt in bezug auf Afghanistan einnehme. Im weiteren Verlaufe der Verhandlung stellte der Unterstaatssekretär Pretyman in Abrede, daß der Plan, in Rosyth eine Maxine— station ju errichten, gänzlich aufgegeben worden sei. ,, Bowles (kons.) meinte, es würde ein . Fehler sein, in Rosyth eine große Marinestation zu gründen. Bryce (lib) sprach seine Be⸗ friedigung über die Ausführungen des Premierministers aus, und gab der Hoffnung Ausdruck, daß sie zu einer Verringerung der indischen Militärausgaben führen würden.

Frankreich.

Der Deputierte de Pressensé hat, wie „W. T. B.“ er⸗ fährt, an den Minister des Auswärtigen Delcassé ein Schreiben gerichtet, in dem er ihm ankündigt, daß er nach Wieder— eröffnung der Kammer eine Interpellation einbringen werde, ob der Minister, entsprechend dem vom Parlament kundgegebenen Willen, die notwendigen Maßnahmen ergriffen habe, um einen friedlichen Charakter der franzbsischen Politik in Marokko und die Aufrechterhaltung der Neu⸗ tralität Frankreichs in Ostasien zu sichern. „Ich würde Ihnen sehr verbunden sein“, heißt es in dem Schreiben, „wenn Sie für die Erörterung dieser Interpellation, von der ich gleichzeitig den Ministerpräsidenten verständigt habe, einen möglichst nahen Zeitpunkt festsetzen wollten.“ .

Der japanische Gesandte in Paris Motono wird sich Ende dieser Woche nach dem Haag begeben, um dort am 15. d. an einer Schiedsgerichtssitzung teilzunehmen, die sich mit der Regelung der zwischen Japan einerseits und England, Deutschland und Frankreich andererseits entstandenen Streitfrage wegen der seitens der japanischen Stadtbehörden von den Ausländern erhobenen Steuern auf die von der Regierung eingeräumten Grundstücke befassen soll.

Nußland.

Auf der neuen Admiralität zu St. Petersburg fand gestern, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, die Kiellegung des Hochseekanonenbootes „Giljak“ statt, auf der Galeeren⸗ insel der Stapellauf des Hochseekanonenbootes „Chiwinez“ und des Linienschiffes „Andrei Perwoswanny“.

In Nischni⸗Nowgorod wurde gestern um Mitternacht der Gendarmerieoberstleutnant Greschner am Eingang seines Hauses durch Revolverschüsse ermordet; der Wächter des Hauses wurde schwer verletzt. Der Mörder wurde ergriffen; er nennt sich Nikifor ow. : ;

In Schitomir sind gestern die Läden wieder geöffnet worden. Während der Unruhen sind 15 Juden getötet und 81 verwundet worden; von Christen wurden 3 ge⸗ tötet und 8 verwundet. Am 7. Mai wurde der Pristans Fujarow durch Revolverschüsse getötet, als er ein Restaurant verließ. Der Mörder namens Sidortschni wurde verhaftet.

Der „Regierungsbote“ schreibt, wie die „St. Peters— burger Telegr.⸗ Agentur berichtet:

Daß die Zahl der Opfer bei den Unruhen in Schitomir verhältnismäßig gering ist, ist den energischen Maßnahmen zuzuschreiben, die die Regierung zur Unterdrückung und zur Verhütung von Unruhen ergriffen hat. Bereits seit dem 21. April haben die Juden in Schitomir eine herausfordernde Haltung an den Tag gelegt; so gebrauchten sie z. B. das Bild des Kaisers als Ziel für Schießübungen. Dem Ministerium des Innern liegt eine Reihe von Berichten über tätliche Beleidigungen vor, die von Juden auf der Straße gegen Christen verübt wurden. Am 25. April wurde in Schitomir ein Aufruf des Wolhynischen Komitees der sozialrevolutionären Partei verbreitet, worin eine Judenhetze angekündigt wurde. Die Verantwortung hierfür fällt der Verwaltung am Orte zu, durch die ein Teil der Be⸗ völkerung gegen den anderen aufgereizt worden ist. Das oben erwähnte herausfordernde Betragen der von der revolutionären Propaganda beeinflußten Juden hat nicht nur die Maßnahmen der Verwaltung gegen die Unruhen beeinträchtigt, sondern sogar Konflikte geschaffen. Um solche unmöglich zu machen, hat der Minister des Innern den Gouperneuren vorgeschrieben, neben energischen

Maßnahmen auch dem gutgesinnten Teile der Juden nahezulegen, daß

sie im Interesse der jüdischen Massen ihre in den politischen Kampf hineingejogenen Glaubensgenossen vor einer Feindschaft erzeugenden, herausfordernden Haltung gegen die Christen warnen möchten.

In der Nacht zu gestern verübten in Schtschutschin (Gouv. Lomscha) bewaffnete Personen einen Anschlag 6j das Pulverhaus des 4. Donkosakenregiments, augenscheinli in der Absicht, es in die Luft zu sprengen. Trotz energischer Verfolgung gelang es den Tätern zu entkommen.

Italien.

In der Deputierten kamm er brachte, dem. W. T. B. zufolge, gestern der Minister der Post und Telegraphen Gualtieratti eine

Vorlage ein, betreffend die Herstellung einer neuen Telegrgyphen— verbindung zwischen Genua und Frankfurt a. M. Der Marine— minister Mirabello legte den Entwurf, betreffend die Nachtrag s⸗ kredite für die Marine, vor, in dem das Budget für 190405

auf. 125 Millionen, das für 1905‚006 auf 126 Millionen, für 1966j07 und 1907108 auf 133 Millionen und die für 1908/09 bis 1916/17 auf 134 Millionen festgesetzt sind. Nach dem Flottenprogramm, wie es nach dem Entwurf his einschließlich 1808 09 vorgesehen ist, wird die Flotte, was die 394 der Schiffe und ihre Stärke anbetrifft, verdoppelt werden. In den aktiven Dienst werden eingestellt werden: 4 Linien⸗ schiffc vom Typ des „Vittorio Emanuele“, 4 gepanzerte Kreuzer vom Typ des „San Giorgio“, 1 Küstenpanzer, 14 Torpedobootszerstörer, 12 Unterseeboote und 42 Torpedoboote. Das Haus begann hierauf die Beratung des Etats des Auswärtigen und vertagte sich

sodann. Spanien. Die Cortes sind für den 14. Juni einberufen worden.

Schweden und Norwegen.

Das. zur. Beratung der Konsulatsfrage vom Storthing eingesetzte Spezialkomitee hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Christiania, einen ein— stimmigen Vorschlag zu dem Gesetz, hetreffend das besondere . Konsulgtswesen, dessen Leitung einem norwegischen Regierungsdepgrtement übertragen werden solle, abgegeben. Das Gesetz bestimmt die Grundzüge der Orga⸗ nisation des Konsulatswesens nach den international aner— kannten Prinzipien. Es soll am 1. April 1906 in Kraft treten. Einem gleichmäßig eingereichten Vorschlage des Spezialkomitees zufolge, soll die Regierung Schweden über das Aufhören der Gemeinschaft benachrichtigen und dem Storthing einen Budgetvorschlag und einen Plan für das be— sondere norwegische Konsulatswesen vorlegen.

Amerika.

Der Präsident Roosevelt besprach gestern abend im Iroquois Club zu Chicago die Frage der Bundes⸗ aufsicht über die Bahnen und sagte, dem „W. T. B.“ zufolge, er glaube an die Trusts als unentbehr— liche Einrichtungen des modernen Industrialismus. Er glaube auch an die Berechtigung der Gewerkver— eine, doch müßten diese in strenger Verantwortlichkeit gegen— über der Macht des Gesetzes gehalten werden. Was die Ausstände betreffe, so sei es nötig, die Gesetze aufrecht— zuerhalten und Gewalttätigkeiten zu unterdrücken; ein pöbel— hafter Geist dürfe niemals in Amerika obsiegen.

Asien.

. Ein Telegramm des Generals Linewitsch an den Kaiser vom 9g. d. M. meldet, der „St. Petersburger Telegr. Agentur“ zufolge:

Am 7. d. M. wurden unsere Vorposten auf der Linle 1 Schihny von feindlicher Kavallerie angegriffen, die

apaner wurden unter Kreuzfeuer zurückgeschlagen. Am 3. d. M. erneuerte der Feind seinen Versuch, unsere Vorposten nach Norden zurückzudrängen, aber ohne Erfolg. Eine russische Kavallerie⸗ abteilung drang am 9. Mai bis zu den von den Japanern besetzten Minen von Schahetzy vor. Durch Artilleriefeuer und eine um— gehungsbewegung wurden die Japaner gezwungen, sich auf das Dorf Sinianzu zurückzuziehen. Nachdem sie auch aus diesem Dorfe vertrieben waren, gingen sie bis zu dem Dorfe Madjopa zurück. Amtlich wird, dem „W. T. B.“ zufolge, von japanischer Seite mitgeteilt:

Am Morgen des 9. d. M. griffen die Russen in Stärke von zwei Regimentern Infanterie, 5 Sotnien und einer Batterie, die aus Nanshanhengtzus 16 Meilen von Hengcheng, kamen, uns in der Nähe ron Jengsheng an. Um 2 Uhr Nachmittags begann der Feind unter dem, Schutz von Artilleriefeuer einen energischen Angriff, wobei die Jufanterie bis auf 100 m an unsere Stellung herankam. Unsere Truppen gingen dann zur Offensive über und verjagten den Feind, der 60 Tote und 160 Ver— wundete auf dem Platz ließ. Außer solchen, die Uniform trugen, waren unter den Toten und Verwundeten auch viele in chinesischer Kleidung. Der Verlust des Feindes wird auf z00 Mann geschätzt, der unsrige beträgt: ein Mann tot, 50 verwundet.

Das japanische Auswärtige Amt veröffentlicht, wie das Reutersche Bureau“ berichtet, folgende Mitteilung;

Seit dem Kamranh-Zwischenfall hat die französische Regierung sowohl die Zivil, als die Militärbehörden in Indochina angewiesen, an den Küsten des französischen Ge— biets genaue Wache zu halten und die Schiffe der kriegfübrenden Parteien aufzufordern, nicht in die französischen Gewässer zu fahren. Als berichtet wurde, daß das dritte russische Geschwader sich den französischen Gewässern nähere, wies die franzssische Regierung die Marinebehörden in Indochina nochmals an, genaue Wache zu halten und mit allen in ihrer Macht stehenden Mitteln wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um eine Verletzung der französischen Neutralität zu verhindern. Gleichzeitig gab sie der russischen Regierung von diesem Befehl Kenntnis. Die fran⸗ zösische Regierung unterrichtete auch die japanische Gesandt⸗ schaft in Paris, sie habe die telegraphische Nachricht erhalten, daß russische Schiffe bis zum 9. d. M. nicht in der Honkohebucht ge— sehen worden seien.

Der frühere Schiffsingenieur in der japanischen Marine

wasaki ist im Zusammenhang mit der Bouguin⸗-Affäre ver⸗ aftet worden. Iwasaki, der im letzten Jahre wegen anerkannt chlechter fahrn von der Marine entlassen und seines Ranges für verlustig erklärt worden war, ist schon seit langer Zeit von der Polizei beobachtet worden. Aus Schanghai meldet die „Agence Havas“, daß der Aviso „Kersaint“ mit Soldaten der französischen Gesandtschaftswache in Söul an Bord von Tschemulpo dort eingetroffen sei, nachdem schon mehrere französische Truppenabteilungen von Söul zurückgezogen worden seien. Der Polizeidienst sei in Söul durch Koreaner unter der Aufsicht der japanischen Behörden gesichert.

Aus Teheran meldet die „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“, daß die englische Kommission unter Mac Mahon die Grenzregulierung von Afghanistan und Seistan beendet habe und in den nächsten Tagen Persien verlassen werde. Dem Vernehmen nach werde sie vom Vize⸗ könig von Indien Lord Curzon, mit der Regulierung der Grenze zwischen Britisch und Persisch⸗ Beludschistan beauftragt werden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags und der Schlußbericht über die, sefrig⸗ Sitzung des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

Statistik und Volkswirtschaft. , , Genossenschaften

In den schon mehrfach erwähnten, vom Leiter der Statistischen Abtestung der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse, Geheimen

Regierungsrat Dr. Petersilie bearbeiteten Mitteilungen zur deutschen 1 Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht zur unbeschränkten

Genossenschaftsstatistik für 1963. sind guch Nachrichten über die Be⸗ wegung im Stande der Genossenschaften (Auflösungen und Neu— gründungen, sowie Zugang und Abgang durch Uebertritt von einer Haftpflicht in die andere) für das gesam te Gebiet des Deutschen Reichs zum ersten Mal zusammengetragen. Die in den hiervon handelnden Tabellen dieses Werkes durchgeführte Unterscheidung der Genossenschaften nach der Haftpflichtart und nach dem Gegenstande des Unternehmens weist deutlich auf die Richtung hin, die das Genossenschaftswesen in seiner Entwicklung genommen hat, zunächst freilich nur für das eine Jahr 1902; eine Fortsetzung dieser statistischen ,, wird nach längeren Zeitabschnitten nicht nur geschichtlich lehrreich seln, sondern auch genossenschaftspolitische Fingerzelge geben.

Während des Jahres 1992 wurden im Deutschen Reiche 1663 Ge⸗ nossenschaften mit 104 992 Mitgliedern neugegründet, ungerechnet die 6 Genossenschaften, die im Jahre ihrer Gründung auch wieder aufgelöst wurden. Von den neugegründeten Genossen⸗ schaften waren 8oz mit 34 342 Mitgliedern solche mit unbe— schränkter Haftpflicht, 8 mit 489 Mitgliedern solche mit unbe— schränkter Nachschußpflicht und Sb2 mit 70161 Mitgliedern mit 44734 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 22 9651 117 K) solche mit beschränkter Haftpflicht. Die Kredit- genossenschaften (764), insbesondere die landwirtschaftlichen Darlehns⸗ kassenvereine (659), ferner die landwirtschaftlichen Rohstoff⸗ (172) und die landwirtschaftlichen Produktivgenossenschaften (2834) nahmen neben den Konsumvereinen (135) den Hauptanteil an den Neugründungen in, Anspruch. Von den 764 neugegründeten Kreditgenossenschaften mit 37486 Mitgliedern sind solche mit beschränkter Haftung 177 mit 12733 Mitgliedern, 16358 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 7673 615 , insbesondere von den 5S59 landwirtschaftlichen Darlehnskassenvereinen mit 27168 Mitgliedern 119 mit nur 404 Mitgliedern, aber 15345 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 5 149 650 M ; ferner haben die beschränkte Haftung bevorzugt u. a.: bon den 1727 neu gegründeten landwirtschaftlichen Rohstoffgenossen. schaften mit S594 Mitgliedern 121 mit 5925 Mitgliedern, 3880 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 4183 685 M6, von den neu gegründeten 234 landwirtschaft⸗ lichen Produktivgenossenschaften mit 10782 Mitgliedern (da⸗ runter 182 Molkereigenossenschaften mit 9199 Mitgliedern) 89 mit 4117 Mitgliedern (darunter 60 Molkereigenossen⸗ schaften mit, 3162 Mitgliedern, 6931. weiteren Geschäfts— anteilen und einer Gesamthaftsumme von 3 341 250 M66, von den 45 neugegründeten landwirtschaftlichen Magazingenossenschaften mit 2952 Mitgliedern 49 mit 2732 Mitgliedern, 3738 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 1 504 905 6, von den 185 neu⸗ gegründeten Konsumvereinen mit 28 930 Mitgliedern 181 mit 28 694 Mitgliedern, 2734 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamt— haftsumme von 772 2657 66 Von den 1563 im Jahre 1902 neu— gegründeten Genossenschaften mit 104992 Mitgliedern entfielen auf Preußen 1073 Genossenschaften mit 67 280 Mitgliedern, ungerechnet die 5 Genossenschaften, die das Gründungsjahr nicht überlebten.

Aufgelöst wurden 1902 im Deutschen Reiche 306 Genossen— schaften mit 27 317 Mitgliedern; darunter waren 139 mit 6665 Mit- gliedern Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht, z mit 397 Mitgliedern Genossenschaften mit unbeschränkter Nachschußpflicht und 173 mit 20 255 Mitgliedern (mit 8529 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 5 998 235 M Genossenschaften mit heschränkter Haftpflicht. Die meisten Auflösungen betrafen Kreditgenossenschaften (82, darunter 66 ländliche), landwirtschaftliche Produktivgenossenschaften (62, darunter 52 Molkereien), Konsumvereine (33), landwirtschaftliche Rohstoffgenossenschaften (315 und. Zuchtgenossenschaften (29). Von den 82 aufgelösten Kreditgenossenschaften mit 4476 Mitgliedern waren solche mit be schränkter Haftpflicht nur 13 mit 760 Mitgliedern, bs weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 1 420 2501, insbeson dere von den 66 landwirtschaftlichen Darlehnskassenvereinen mit 1827 Mitgliedern nur 3 mit 82 Mitgliedern, 505 weiteren Geschäfts⸗ anteilen und einer Gesamthaftsumme von 137 409 , von den 62 aufgelösten landwirtschaftlichen Produktivgenossenschaften mit 1876 Mitgliedern darunter 52 Molkereien mit 1355 Mitgliedern) 33 mit 62 Mitgliedern (darunter 27 Molkereien mit 4983 Mitgliedern), 16652 weiteren Geschäftsanteilen und einer Gesamthaftsumme von 03 554 M In Preußen wurden 206 Genossenschaften mit 19 375 Mitgliedern aufgelöst.

Der Grund der Auflösung war in 274 Fällen ein Beschluß der Generalversammlung (5 78 des G. G.), in 1 Falle der Zeit⸗ ablauf der Genossenschaft (5 70 GG), in 1 Falle ein Gerichte⸗ beschluß, weil das Amtsgericht, bei dem die Eintragung der neu errichteten Genossenschaft erfolgte, nicht zuständig war, in 9 Fällen ein Gerichtsbeschluß, weil die Zahl der Genossen unter sieben herab gegangen war (5 80 G.⸗-GS.), in 2 Fällen die Nichtigkeitserklärung von Amts wegen (8 94 G.⸗G. ). wegen fehlender Festsetzung eines ge get in 19 Fällen die Eröffnung des Konkursverfahrens

Die Verteilung der Neugründungen und Auflösungen von Ge⸗— nossenschaften auf die einzelnen Staaten in den Jahren 1901 und 1962 ist aus folgenden Zahlen ersichtlich.)

Es wurden neugegründet aufgelöst

1901 1901 1902

schaften ossenschaften

Mitglieder

Genossenschaften enossen

Mitglieder Mitglieder Genossenschaften Mitglieder

Gen

G

Deutsches Reich.. Preußen

8

3 104992 3 67280 11212 5061 41356

D 88 de 020

dd = 9 D —* 2A 287

68 463

8

311486

Württemberg ... ö

Baden 8 h38 5095 Dessen . . . 21 1081 Mecklb. Schwerin. ih 11 680 Sachsen· Weimar. 737 292 Mecklb. Strelitz .. 32 Oldenburg 896 1194 Braunschweig . .. 2018 38 1559 Sachs. Meiningen. 416 6 728 Sachs. Altenburg . 173 308 S. Coburg · Gotha 426 302 Anhalt 2650 379 Schwzb.⸗Sondrsh. 249 Schwʒb.⸗Rudolst. . 3 475 17 192 261

Reuß i. 4 363 33 Schaumburg Lippe 88 k 212 22

287 4 3 273 18 7

dd M O

ä do de

do d E dd —— w *

de d

Bremen 26 957 = Mamburg l 925 852 94 3 74 Flsaß ⸗Lothringen . 1314 311 26111 25 18731 12 492.

Im Zu⸗ bezw. Abgang durch Uebertritt von einer Haftpflichtart in die andere gingen 1902 im Deutschen Reiche 27 Genossenschaften mit unbeschränkter Haftpflicht zur beschränkten Haftpflicht über,

Für das Deutsche Reich, für Bazpern, Württemberg, Nessen und Reuß ä. L. liegen die hierauf bezüglichen Zahlen aus dem Jahre 1901 nicht vor.

Ausdehnung gewinnen dürfte.

flandern kommen gleich günstige Berichte.

Nachsch icht und 3 Genoss schrã 7 e d end n fill fen chaten mit beschränkter Haftpflicht

Zur Arbeiterbewegung.

In Dortmund begannen, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Zimmerer gestern einen Teilausstand. Ueber . 2 dener Meister wurde die Sperre verhängt. Durch den Ausstand wollen die Zimmerer einen Stundenlohn von 65 4 erringen, den die ö ie, gewähren n,, 3 .

n Dresden keträgt die Zahl der ausständigen Maler- gehil fen (vgl. Nr. 109 d. Bl) 1287. 16 1 arbeiten bei 87 Meistern zu dem neuen Tarif. Die Innung beschloß bei Kon ventionalstrafe, die Forderung der Gehilfen nicht zu bewilligen.

In Mülhgusen i E. ist der. Reichsl. Korresp. zufolge in der 13 Schäffer u. Co. ein Ausst and ausgebrochen. Der Streik

ängt mit der Bewegung der Mülhauser Textilarbeiter zusammen. Es handelt sich bei dem Autstands an dem über 200 Arbeiter teil- nehmen, um die Forderung der anderthalbstündigen Mittagspause.

In Basel begann . wie W. T. B.“ meldet, infolge eines Beschlusses der Meisterschaft die teilweise Aussperrung der Arbeiter des Baugewerbes. (Vgl. Nr. 108 d. Bl.)

In Zürich sind gestern, nach der ‚Köln. Ztg.“ die Granit brucharbeiter in sämtlichen Granitwerken auf beiden Seiten des Gotthards in den allgemeinen Ausstand eingetreten. Die Arbeiter fordern 6 Fr. Tagelohn und Abschaffung der Akkordarbeit.

Zum Ausstand der Fuhrleute in Chieago (vgl. Nr. 111 d. Bl.) berichtit W. T. B.“, daß der Präsident Roosevelt am Mittwochnachmittag eine Abordnung der Lastfuhrwerkkutscher empfing und ihr auf das bestimmteste erklärte, es sei ihre Pflicht, die Ordnung aufrecht zu erhalten und dem Gesetz zu gehorchen.

Land⸗ und Forfstwirtschaft. Saatenstand in Belgien.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Antwerpen berichtet unterm 27. v. M.: Die Witterungsverhältnisse im Herbst v. J. und im ver—⸗ gangenen Winter waren der Landwirtschaft im allgemeinen sehr günstig. Dementsprechend ist der Stand der Wintersaaten in Belgien im all— gemeinen befriedigend.

In der Provinz Antwerpen war die Temperatur im ersten Viertel des Jahres 1905 ziemlich hoch, es waren nur einige leichte Nachtfröste zu verzeichnen. Roggen und Weizen haben Frostschaden nicht erlitten. Dank der günstigen Witterung, haben sich die Winter getreide, sowie Kohlrüben, Raps, Klee und die Wiesen früh entwickelt. Anfang April zeigten diese Kulturen ein sehr kräftiges Aussehen. Infolge der verhältnismäßig trockenen Jahreszeit hat man teil— weise schon mit der Aussaat des Hafers auf trockenen und höher gelegenen Stellen begonnen; Kartoffeln sind vielfach bereits gepflanzt; auch Spergel hat man schon gesät. Im allgemeinen sind die Früh⸗ jahrsarbeiten weit vorgeschritten. In der Provinz Lim burg haben sich die Wintergetreide sehr gut entwickelt. Im Maastal soll der Weizen indessen stark von Unkraut überwuchert sein. Der Klee steht in der sandigeren Gegend schön, in der lehmigeren Gegend der Maas läßt er dagegen zu wünschen übrig. Der Inkarnat⸗ klee ist nicht besonders entwickelt. Der Stand des Rapses ist viel versprechend. Die Wiesen stehen gut. Auch in der Provinz Brabant waren die Witterungsverhältnisse günstig, sodaß haupt—= sächlich die Frühsaaten sich ausgezeichnet entwickelt haben. Klee und Luzerne sind weit vorgeschritten, aber die Mehrzahl dieser Kulturen zeigt infolge der Trockenheit des vergangenen Sommers kahle Stellen. Die Fruchtkulturen versprechen eine gute Ernte. In der Provinz Hennegau ist der Stand der Getreide, der Wiesen und des Klees vorzüglich. Die andauernden Regen im Monat März haben die Frühjahrsarbeiten etwas gehindert. Trotz‚ dem haben Hafer und Leinsaat gesät werden können. In der Provinz Namur hatte man gegen Ende des Monats Januar Befürchtungen wegen des Winterweizens und der Wintergerste. Diese Kulturen waren durch ziemlich starken Frost bedroht, der plötzlich nach Tau—= wetter eintrat. Glücklicherweise war die Ungunst der Witterung nur don kurzer Dauer. Es hat sich jetzt herausgestellt, daß nur wenig Saaten ernstlich beschädigt worden sind, das Herbstgetreide steht im allgemeinen schön. Die Kultur der Zuckerrübe nimmt in diesem Jahre, hauptsächlich infolge der höheren Zuckerpreise, wieder eine größere Ausdehnung an. In der Provinz Lüttich ist die Wintersaat, die unter den günstigsten Bedingungen bestellt werden konnte, schön und gleichmäßig aufgegangen. Die Feldarbeiten sind infolge der günstigen Witterung weiter denn je vorgeschritten. Die Wiesen stehen schön und versprechen reichliches Futter, dagegen ist der Stand der Kleefelder nicht so günstig. Für Rüben werden infolge der Preissteigerung des Zuckers hohe Preise geboten, sodaß die Rübenkultur in diesem Jahre wieder an In der Provinz Luxemburg haben Wintergetreide, Klee und Weiden im allgemeinen ein gutes Aussehen. Nur die Roggensaat läßt zu wünschen übrig. Die günstigen März⸗ tage haben dem Landmann erlaubt, die Vorarbeiten vollends zu beenden. Teilweise hat man sogar schon mit dem Bestellen des Hafers und dem Pflanzen der Kartoffeln begonnen. In der Provinz Ostflandern ist der Stand der Feldfrüchte als befriedigend zu bezeichnen. Die Witterung war der Aussaat des Wintergetreides durchaus günstig. Die reichlichen und milden Regengüsse im Monat März, die zeitweilig mit sonnigem Wetter wechselten, waren der Entwickelung des Pflanzenwuchses sehr dienlich. Falls keine verderblichen Nachfröste eintreten, verspricht der Stand der Saaten einen guten Ertrag. Aus der Provinz West— : Das trockene Wetter erlaubte die Ackerbestellung zu jeder beabsichtigten Zeit. Der Kartoffel- anbau ist bereits beendigt. Die Entwickelung der Saaten ist in diesem Frühjahr weiter vorgeschritten wie in früheren Jahren.

Landwirtschaftliche Tierschau in Kopenhagen. Der Verband der landwirtschaftlichen Vereine der dänischen . Seeland wird in den Tagen vom 7. bis g. Juli d. J., zur rinnerung an die Gründung des Verbandes vor 25 Jahren, eine öffent- liche Jubiläumstierschau größeren Umfanges in Kopenhagen abbalten die deutschen Landwirten eine gute und bequeme Gelegenheit bieten wird, sich über den Stand, die Leistungen und die Bestrebungen der seeländischen Viehzucht zu unterrichten. Es werden, wie der deutsch— landwirtschaftliche Sachberständige für Skandinavien in den „Mit- teilungen der Deutschen Landwirtschafts. Gesellschaft“ berichtet, auf der Schau vertreten sein; 1) das rote dänische Milchvieh, 2) Pferde juütländischer, frederiksborger und fremder Rassen, 3) Schweine der dänischen Landrasse und der großen NVorkshirerasse, 4) Schafe. irn wilid eine Ausstellung landwirtschaftlicher Gerätschaften und Maschinen mit der Tierschau verbunden sein. Bei dem hohen Interesse, welches die dänische Viehzucht und neuerdings namentlich die Kontrollvereine, die ebenfalls ausstellen werden, in Anspruch nehmen, dürfte ein Besuch der Ausstellung für deutsche Landwirte und besonders für Leiter bon Zuchtgenossenschaften oder Kontrollvereinen von hohem Werte sein.

Verkehrsanftalten.

Washington, 11. Mai. (W. T. B.) Die American Railwav Association veranstaltete heute zu Ehren der Delegierten zum interngtionalen Eisenbahnkengreß ein Bankett. Der deutsche Botschafter Freiherr Speck von Sternburg, der daran teilnahm, brachte ein Telegramm des Deut schen Kaisers zur Verlesung, in dem Allerhöchstdieser dem Wunsche Ausdruck gibt, daß der persönliche Gedanken- austausch der in Washington versammelten hervorragendsten Vertreter des Eisenbahnwesens zum dauernden Vorteil des internationalen Verkebrs dienen möge, dessen gedeihliche Entwicklung das wirksamste Mittel

sei, das gegenseitige Verständnis unter den Völkern zu fördern und sie