Theater und Musik.
Deutsches Theater.
Unter der Leitung Sigmund Lautenburgs begann im Deutschen Tbeater gestern ein Anzengruber-⸗Zyklus, der die Volksstücke des Biener Dichters in chronologischer Reihenolge vorführen wird. Berlin kann sich rübmen, Anzengrubers Dramen zuerst liebe⸗ volles Verständnigs entgegengebracht zu haben, zu einer Zeit, als der Dichter in seinem Vaterlande noch vergeblich um Anerkennung seines kernigen und im heimatlichen Boden wurzelnden Talents lang. In Berlin sind die Sympathien Anzengruber auch stets treu geblieben, so konnte ein Anzengruber⸗ Zyklus von vornherein auf lebhafte Teilnahme rechnen, umsomehr, als für ihn die heworragendsten Darsteller gewonnen waren und das Zusammenspiel einen wirklichen Kunstgenuß versprach. Die Aufführung des Pfarrers von Kirchfeld⸗ am Sonnabend entsprach all' diesen Erwartungen, sie war verftändnisvoll insieniert und wurde schauspielerisch meisterbaft durchgeführt. In der Titelrolle
zigte Otto Sommerstorff seine oft bewahrte Kunst mit feiner Affektsteigerung und rechtem Maßhalten. Ihm röllig eben⸗ bürtig war der Wiener Willy Thaller, der den Wurzelseyp
spielte und namentlich im vierten Akt eine tiefe Wirkung erzielte. Amalie Schäönchen wußte aus der kleinen Rolle der Brigitte wiederum ein Kabinettstück zu machen, und Hansi Niese Jarno stellte die Anna
Birkmeier mit unübertrefflicher Treuherzigkeit und Naivität die anderen Rollen waren gut besetzt; Eugen
den Michel Berndorfer gab, verdient noch be⸗
orgehoben zu werden. Der Beifall des gutbesuchten
überaus herzlich und stellte der Veranstaltung ein zahl⸗
dankbares Publikum in Aussicht, trotz der Theater⸗
ie sich bei der vorgerückten Jahreszeit naturgemäß be⸗
chen beginnt.
das reizvolle dreiaktige s durch das
hie siger E31 könnte man
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über ein Lustrum ist es j
1 * nehr aufgetaucht.
91 die Welt geg nen, die . zt früher wi ꝛ— gen, die bei de boten wurden, waren 3 Auch die Darstellung e über die urwahr⸗— s nderer Reiz liegt in d Toto von einer und ö Bötticher, der diese
sie charakterisierte
8 . . 2 89 * — — —
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, rr, z . . Der letzte Gastspielabend von Madame Charlotte Wyns, von da 582 * 7 * e, . . 22 ** — der Großen Oper in Paris, brachte am Sonnabend Maillartzs n ,, 38 GI3d4en 3 E ; i komische Orer Das Glöckchen des Eremiten Das be—⸗ 4 grwrn mm m or 5 R 3 achtens wer en n stl ; at 1 1 * legentlich t Die 2 —ᷣ 7* n 5 ar 9 —* beit 8327 leri zu zeig wei und as verstandnis volle Partnern li⸗5 die sprachliche Verschiedenbeit kaum störend bemerkbar 1 * z Ter sis A * 822 w M I werden und schuf eine recht interessante, wohlabgerundete Vorstellung . . . ö am berm Ma 2 . , m . Von den Vertretern der anderen Rollen, die sich ihren Aufgaben 3 . f e re, m,, . 8 durchweg nach besten Kräften gewidmet hatten ien Fräulein Rado (Georgeite cw die Herren Kle Birrenkoven 2 — 62 in) Joserh (Leutnant) n. Das voll * Kr / /// 35 bese Haus spendete lebhaften Beifall en Pariser Gast 24 * r Kal M nao ne rch wiederholte Hervorrufe.
Theater.
JAönigliche Schanspiele. Dienstag: Dyern . Ubonnements dorstellung. Die Heirat
7 De 2
**
2 1
Dal 2 wider Willen. Komische Dper in 3 Aufjügen, frei nach einem Lustspiel des A. Dumas, von E. Humper⸗ Cessingtheater.
8 286 —
dirck. Mußtlaltsche Leitung! Herr Karellmeister Meere. Anfang Dr. Strauß. Regie: Herr Oberregisseur Droescher. Wittwoch: Elga. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Anfang 71 Uhr. Donnerstag: Nora.
Schauspielbaus. 52. Abonnementsvorstellung. Götz Berlichingen mit der eisernen Hand. Schauspiel in 5 Aufjügen von W. von Goethe. Regie: He ertegisseur Anfang 7 Uhr. Dienstag,
* 162
Mittwoch: Dvernhaus. 5. SBillettreservesas. Donnerstag, Lohengrin. Romantische Over in 3 Atten von Brunnen. Richard Wagner. (Elsa: Großen Orer in Paris, als Gast) Die Abonne⸗ ments, Dienst⸗ und ständigen Freiplätze sind auf⸗ Eine Tragödie in s Akten von Friedrich Hebbel. geboben. Anfang 7 Uhr.
Schausrielbaus. 53. Abonnementsvorstellung. Im stillen Gäßchen. (Quality- Street.) Lustspiel Tränen. in 4 Aufjügen von J. M. Barrie. Deutsch von B. Pogson. Anfang 74 Uhr.
Neues Drerntbeater. Jung⸗Heidelberg. Overette in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millöõcker. Anfang 71 Ubr.
Dentsches Theater. (Maisriele) Dienstag: Der Meineidbauer. Anfang 8 Uhr. Mittwoch: Der Meineidbauer.
Martha Wildschũtz.
Sonnabend,
Ferliner Theater. Dienstaz: Tata Toto. Anfang 7 Uhr.
Heiling.
ö
Schillertheater. O.
Abende
Schwank in 3 Akten von Gustay Kadelburg.
Musik Mittwoch, Abends 8 Uhr: Zum ersten Male: Der artesische Brunnen.
Abends
Mme Alno Akts, von der K. (Friedrich Wilbelmstädtisches Theater.) Dienstag, Abends 38 Ubr: Gyges und sein Ring.
Mittwoch Abends 8 Abr Die Herren Söhne. Donnerstag, Abend 8 Uhr: Die Tyrannei der
Theater des Westens. (Cantstraße 12. Bahn- bor Zoologischer Garten.) Dienstag (bei aufgehobenem Abonnement) Die neugierigen Frauen.
Mittwoch: Schüleropernaufführung des Stern⸗ schen Konservatoriums.
Donnerstag (29. Vorstellung im Abonnement):
Frei lag (29. Vorstellung im Abonnement): Der Nachmittags 3 Uhr: Zu
Preisen: Des Meeres und der Liebe Wellen. — Abends 7 Uhr:
Im Königlichen Opernbause findet morgen, Dienstag, eine Wiederholung der Oper Heirat wider Willen! von G. Humper dinck in der bekannten Besetzung der Hauptrollen statt.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Sötz von Berlichingen wiederholt.
Dr. Rudolf Pröll, der bekannte Baritonist des Frankfurter Dvernhauses, der bereits im vorigen im Theater des Westens auftrat, wird demnächst ein zweites Gastspiel an der ge⸗ nannten Bühne eröffnen und u. a. die Titelrolle in Hans Heiling singen.
Mannigfaltiges. Berlin, den 15. Mai 1905.
Ueber die Witterung im Monat April 1905 berichtet das Königliche Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobach- tungen folgendes; Auf die milde Witterung der voraufegangenen Monate folgte ein recht kühler Arril. Abgesehen von kurzen Wärme⸗ perioden am Anfange der zweiten Dekade und gegen Ende des Monats, war es nämlich durchweg zu kalt, besonders in der Zeit vom 7. bis 9. April, in der auf dem ganzen Gebiet das Thermo⸗ meter mehrere Grade unter den Gefrierpunkt sank; das in diesen Tagen aufgezeichnete Minimum der Temperatur ist sogar niedriger als der tiefste Thermometerstand des voraufgegangenen Maͤrz. Im Durchschnitt war daher die Temperatur allenthalben zu niedrig, am meisten, um mehr als zwei Grad, im mittleren Norddeutschland. Erhöht wurde der unfreundliche Charakter des April durch die häusigen und ergiebigen Niederschläge. Mit Ausnahme des äußersten Südwestens
den ganzen Monat hindurch mit einer Schneeschicht 1
. X 2
rg. abe en deckt, die im Riesen
er Häufigkeit der Niederschläge 09
urden die normalen Verhältnisse beinahe erreicht. Auf die am
Schlusse des März eingetretene warme Witterung folgte zu Beginn
des April ein rascher Temxreratursturz. Zunächst brachte bei hohem
Luftdruck im Südwesten ein von der Nordsee nach Südosten ziehendes 1nd
Minimum kühle nordwestliche Winde und fast allenthalben Niederschlag. Vom 5. an wurde die Abküblung noch erheblicher, da dem Maximum ein neues Derressionsgebiet im Norden gegenüberlag,
rach dem westlichen
fte nördliche Luftströmung
das Teilminima über die deuts Rußland entsandte; hierdurch wurde lebhaft
mit ausgedehnten Schneefällen und ziemlich strengem Freste veranlaßt. Zu Ende der ersten Dekade aber, als das Hochdruckgebiet nach Often war und von Westen her eine umfangreiche Depression trat bei südwestlichen Winden starke Erwärmung wurde jedoch bald wieder aufgehoben, da am Antizvklone im Nordosten maßgebend wurde. Dieses Hochdruckgebiet wanderte langsam im Norden borüber nach Nerdwesten und schließlich bei Beginn der dritten De nach Westen. Infolge⸗ dessen waren während dieser 9 eit ᷣ e dann nördlicher Herkunft vorherr druck im Süden, während sich im Nordw e hieraus sich ergebende südwestliche Luftstrõmung verns der Temperatur, sodaß der Monatsschluß mes Früblingswetter brachte
n. 13 1 ö
SGemeinnätzige Rechtsauskunft ist in verschiedenen Segen den Berlins eingerichtet worden. Die Sprechstunden regelmãßig Nachmittags 4 bis 6 Uhr, und zwar in Berlin. Nord: Verföbnungs⸗ (Privat) straße 1, Eingang Strelitzer Straße 43, an allen Wochen agen; in Berlin⸗Nordosf: Landsberger Allee 123 bei Martin an jedem Dienstag und Freitag; in Berlin- Südweß
3** Md
— — 2
Johanniterstraße 6, links im Erdgeschoß, am Montag und Donnerstag; in Berlin⸗West: Nollendorfstraße 29 30, zwei Trevpren. Die ersten drei Rechtsschutzstellen werden von der. Sozialen Geschäftsstelle für das evangelische Deutschland“, die letztgenannte wird vom Bureau für Sozialpolitik unterhalten. Sekretäre sind Rechtsanwalt a. D. Fischer und Arbeitersekretãr Bartelt. Es werden Vertretungen übernommen, mündlicher Rechtsrat erteilt und Schrift⸗
stũcke gefertigt.
— — —
Rathenow, 14. Mai. (W. T. B.) Der 175. Stiftungs⸗ ag des Ziethen Husaren⸗Regiments wurde am Sonnabend nter Teilnahme der alten Herren des Regiments, zahlreicher ehe⸗ ialiger Offiziere und auswärtiger Ziethen Vereine gefriert. Unter anderen waren dazu eingetroffen der Generalfeldmarschall Graf von Haeseler, der General der Kavallerie Graf von Warteneleben, der
i 8 Mittags gegen 1 Uhr fand der leb J ein dreimali t den Kaiser ausbrachte. Zur Feier de e
ã ? 8 tages fanden Reiterspiele auf dem Reitplatz der Kaserne statt te
—
NVittwoch: Tata⸗Toto. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu balben Preisen: Donnerstaz: Tata-Toto. Freitag: Tata⸗Toto.
Abends ᷣͤbBgene *
Der Bettelstudent. — Seiling.
—
Dienstag: Die Frau vom 8 Uhr. Anfang 8 Uhr.
Anfang 8 Uhr.
folgende Tage: Ledige Leute.
(Ballnertheater)
Weiber v ĩ ü Familie Schierke. iber von Windsor
8 Ubr: Mittwoch: Die Fledermaus.
2 S — 2 8
38 Uhr: Der artesische
Familientag.
Dienstag, Abends 8 Uhr: 1 Vorsriel und 3 Akten von
Serzogin Crevette.
Zentraltheater. Lãmmer. 2 Ltten von Louis Varney.
Mittwoch und folgende Lämmer.
kleinen
Zum ersten Male: Hans
77 Ubr: Hans
Aeues Theater. (Spielzeit der Direktion Karl und Theodor Rosenfeld.) Dienstag und
Nationaltheater. (Direktion: Hage Beger. Weinbergsweg 122— 136.) Dienstag: Die lustigen
Donnerstag: Die Regimentstochter.
Freitag: Amelia, oder: Ein Maskenball. onnabend: Zar und Zimmermann.
onntag: Die lustigen Weiber von Windsor.
LCustspielhaus. (Friedrichstraze 236) Diens- tag. Abends 8 Ubr: Der Familientag. Mittwoch bis Sonnabend, Abends 5 Uhr: Der
Residenztheater. (Direktion: Richard Alexander.)
Herzogin Crevette. (La Duchesss des Folies-Ber 83 Schwank in eorges deutscher Bearbeitung von Benno 2 on. Mittwoch und folgende Tage, Abends 8 Uhr:
Dienstag: (Les petites brebis.) Vaudeville in
Tage:
Generale, der Garnison, der Behörden, von Vertretern der Ziethen. Vereine sowie der hiesigen Kriegervereine die feierliche Grun dstein, legung jum Denkmal für den Reitergeneral von Rosenberg Der Staatsminister von Podbielski hielt eine Gedächtnisansprache.
Hamburg, 14. Mai. (B. T. B.) Bei schönem Wetter fan heute die offene Segelwettfahrt des Norddeutschen ö auf der Alster statt. Es beteiligten sich 27 Boote. In der Sonderklaffe steuerte Seine Königliche Hohen der Prinz Heinrich das Boot ‚Tillyv VII“ der Herren Doll.
mann und Krogmann und siegte über Sonderling' und Tilly VI.
Nach der Regatta nahm Prin int — amm irn. horster ö teil. Prin; Heinrich an dem Frühstück im Ublen.
Wien, 13. Mai. (W. T. B.) Die aus Anlaß des Jubiläum des 25jährigen Bestehens des Deutschen Schulvereint stattfindenden Festlichkeiten sind heute mit einer musikalischen und deklamatorischen Feier im großen Musikvereinssaale eröff net worden Die Festrede hielt der Abg. Professor Groß.
Bu dapest, 13. Mai. Resie aer Bergwerks wurden heute nacht bei Sprengungtarbeiter infolge einer Explosion 22 Bergleute getötet und einer schwer verwundet.
Paris, 14. Mai Havas“ hat sich unter dem Titel: Vereinigung für die natio. nalen Interessen und den internationalen Ausgleich“, eine aus Gelehrten, Schriftstellern, Künstlern, Politikern und Juriften aller Länder Europas und Amerikas zusammengesetzte Gesellschaft gebilLdet, die sich jum Ziel setzt, sowohl die innere Wohlfabrt der einzelnen Länder zu fördern wie auf gute auswärtige Beziehungen der Länder untereinander binzuwirken. Die Gruppenvorstände der Ver— einigung sind: für Frankreich Berthelot, Bourgeois und D Estournelles für Deutschland Haeckel, für Rußland Baron Staal, für Norwegen F. Nansen, für Schweden von Lagerheim.
Toulon, 15. Mai. (W. T. B.)
der die auf der Wettfahrt Algier — Toulon befindlichen
Motor boote begleitet teilte gestern durch Funkspruch mit, daß alle —
Motorboote, außer dem Quandmäme“, von dem man keine Nach⸗ richten habe, wegen der schweren See von den Mannschaften verlassen worden seien. Die Mannschaften seien gerettet. Boot Mercedes C. P.“ s
Die Insassen wurden gerettet — Die Herzogin von Decazes erhielt
8 2 * — 1 C 8 R 2
' einge schle babe. An Bord des Quandm eme befinden sich 11 Personen, Tarunter der Heriog don Decaies un mehrere Marineoffiziere. — Der Kommandant des Torpedojägers?
Pertuisane“, der gestern das untergegangene Motorboot Mer
cedes⸗Mereedes
in Sch le pp ge⸗
Gegen 8 Uhr Morgens wurde das Motorboot ꝛ Bord des
sene Mannschaft kam an
. schweren See — n Höhe erreicht — die Schlepptrosse kappen. cedes' trieb ab und verschwand bald in der Dunkel heit. bat das Gewicht der 150 m langen Stabltresse das Vorderteil des Boots niedergezogen und es so zum Kentern gebracht
Madrid, 14. Mai. (W. T. B.). Sestern wurde von der hiefigen deutschen Kolonie unter zablreicher Beteiligung auch von sxanischer Seite eine Schillerfeier abgehalten, an der u. a. die Mitglieder der deutschen Botschaft und des deutschen Konsulats teil- nabmen. Die Festrede hielt der Direktor der deutschen Schule.
3 Mer
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen.
Potsdam, 15. Mei. (W. T. B.) Die Prinzessin
Ernst von Sachsen-Altenburg wurde heute früh von einem Prinzen glücklich entbunden.
St Petersburg, 15. Mai. (Meldung der „St. Peters=
burger Telegr.⸗Agentur“) Der gestrige Abend verlief in der
Residenz im allgemeinen ganz ruhig.
sonen und stellte die Ordnung schnell wieder her.
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten,
Zweiten und Dritten Beilage.)
Gaftspiel der Wolzogen ˖ Dyer. folgende Tage: Die Bäder von Lucca.
gellenlliantetheater. ( Bellealliancestraße 78
Direktion: Kren u. Schönfeld.)
8 Ubr Liebesmanöver.
Kurt Kraatz und Freiberrn von Schlicht. Mittwoch und folgende Tage: Liebesmanöver.
Trianontheater. ¶ Georgenstraße,
zweiter Mann. Anfang 8 Ubr.
Familiennachrichten. Verehelich t: Hr. Leutnant i. reit. Feldjägerkorw und Forstassessor Siewert mit Frl. Hildegard
Euen (Berlin). Geberen: Fine Tochter: Hrn. Regierungsrat Kilburger (Oppeln). — Hrn. Dberleutnant Luchs
(Lauban).
(Berlin).
evdeau, in Verantwortlicher Redakteur
Verlag der Expedition (Schol;j) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt⸗ Anstalt Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32.
Zehn Beilagen (einschließlich Börsen · Seilage).
Die kleinen
Die kleinen
(B. T. B.) Im Almaspschacht des
(W. T. B.) Nach einer Meldung der. Agen
Der Kreuzer Desair ',
Daz
. e eskortier te, erzählt: Das Boot stand mehrt; mals still, weshalb die ‚Pertuisone' ihre Fahrt verlangsamen mußte.
86
Re allge z ) In den öffentlichen Gärten, wo sich die Arbeiter zu versammeln pflegen, wurden Kundgebungen versucht. Die Polizei verhaftete gegen 50 Per⸗
Thaliatheater. (Dresdener Straße 7273 Dienstag und
Dienstag. Abend Lustspiel in 3 Akten von
wisch⸗· Friedrich und Universitätsstraße.) Dienstag: Ihr
Mittwoch bis Sonnabend: Ihr zweiter Mann.
e e. m , e e,,
Gestorben: Hr. Professor Dr. Karl August Lentzner .
Dr. Tyrol in Charlottenburg.
(loo)
Erste Beilage
zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
M 114.
Berlin, Montag, den 15. Mai
1905
Pergamon und die neuen Ausgrabungen des Kaiserlich deutschen Archäologischen Instituts.
Pergamon gehört zu der alten Landsckaft Mysien, die gegenüber der großen . Mytilene oder Lesbos an das Aegäische Meer berantritt. Der Hauptfluß des Landes ist der alte Kaikoz, der in n. m nn. Laufe eine große Fruchtebene durchströmt. Nicht fern von seiner Mündung steigt schroff ein 335 m hoher Bergrücken auf, der fat ganz von den tief eingeschnittenen Tälern jweier dem Kaikos zufließenden e, des Ketios und des Selinus, umschlossen ist. Auf biefem Berge erhob sich das alte Pergamon. Er war die natürliche Warte der ganzen Ebene. Wer auf ihm festsaß, war Herr des fruchtbaren Landes und zugleich der Kargwanenstraße, die aus dem Innern Kleinasiens durch die Ebene zum Meere führte, So tritt uns auch Pergamon in der Geschichte zuerst nicht als Stadt, fondern nur als fester Platz entgegen, den persische Große die Grund- befitze der Gbene, mit ihren Leuten innebatten. Der Athener Tenbphon nahm im Jahre 399 diese Festung ein, nachdem er sich nach dem glücklich durchgeführten Rückiug aus Persien mit einem Tell seiner Griechen dem in Kleinasien gegen die Perler kämxpfenden spartanischen König Agesilaos angeschlofsen hatte. Die Bewohner dieses Plagzes waren auch im vierten Jabrbundert noch gemischt. Neben JTolischen Griechen faßen auch Angehörige der alten mysischen Bevbslkerung auf der Höhe. Von ihr jeugt noch eine Inschrift auf gner Säule des Athenetempels, des ältesten uns bekannten Bauwerks der Burg, das nech im IV. Jahrhundert errichtet sein muß.
Die weltgeschichtliche Bedeutung von Pergamon beginnt mit dem Augenblick. da der ehemalige Feldherr Alexanders des Großen, Systmachos, der bei der Teilung des makedonischen Weltreiches 46 Thrakien und später auch Kleingsien zu erringen wußte, seinen Schatz don S000 Talenten, etwa 32 Millionen Mark, unter der Obhut des getreuen Philetairos in diese Burg legte, Dieser verteidigte tapfer Faz andertraute Gut seines Herrn. Erst als Lysimachos im Jahre 251 im Kampfe gegen Seleukos von Sprien gefallen war, eignete sich Philetatros den Schatz an. Mit seiner Hilfe gründete er sich eine feine Herrschaft, die nicht weit über die Kaikosebene hinausreichte, und errang ihr die Unabhängigkeit von den mächtigen Nachbarreichen. Seine Nachfolger und Fe, fr, Eumenes J. und Attalos J. dehnten ihre Derrsckaft im Kampfe mit den sprischen Königen und besonders durch die Freundschaft mit den Römern über die ganzen vorderasiatischen Küstenlandschaften auzs. Das Ansehen dieses jungen Reiches erhöhte es befonders, daß Attalos den in Kleinafien eingedrungenen Felten, die eine wahre Geißel der griechischen oder gräcisierten Bevölkerung Kleinasiens geworden waren, als Vorkãmpfer des Griechen⸗ tumz und seiner Kultur machtvoll entgegentrat. Nach einem ent— scheidenden Siege, den er über diese Horden bei Sardes errang, nahm er 239 v. Chr. den Königstitel an. An seinem Hofe förderte er Kunst und Wissenschaft. Er legte den Grund zu der bedeutenden Bibliothek. Den Ruhm feiner Kriege verkündeten Statuengruppen, die er auf der Burg von Pergamon und auf der athenischen Akropolis aufstellen ließ. Von den pergamenischen Bildwerken sind die Basen mit den In- schtiften wiedergefunden, ö. sind jetzt im Pergamon Museum auf gestellt. Die Figuren selbst, aus Erz, wurden jedenfalls schon im fräten Altertum eingeschmolzen. Doch baben sich 3 Kopien dieser Werke unter unserem Vorrat antiker Statuen nachweisen lassen. Hierher gebört vor allem der sogenannte sterbende Fechter, jene be= rähmte Figur des capitolinischen Museums zu Rom, die in Wirklich keil einen in der Feldschlacht tödlich getroffenen Gallier darstellt. Bon großer politischer Bedeutung war das Freundschaftsverhältnis, in das Attalos zu den Römern trat. An diesem hielt auch sein Sohn und Nachfolger Eumenes II. (197 — 159 v. Chr.) fast sein ganzes Leben lang fest. Mit den Römern verbündet, kämpfte er gegen Antiochos den Großen von Syrien und gewann sich so fast ganz Kleinasien bis zum Tauros. Aus dem bescheidenen Kleinstaat war nun ein großes Reich geworden. Pergamon, Lie kleine Bergstadt mußte 9 würdigen HQuptftadt dieses neuen Reiches umgestaltet werden. Neben dem alten Palast auf der Höbe des Siadtberges baute sich EFumenes einen neuen, größeren. Der Platz des alten Athenetempels wurde mit zweigeschosfiger, luftiger Säulenhalle umgeben, hinter deren einer Seite die Räume der Bibliotbek lagen. Die Schranken zwischen den Säulen des Obergeschoffes waren mit den bekannten Waffenreliejs geschmückt, von denen sich bedeutende Reste erhalten haben. Es war sogar möglich, in unserem Pergamon ⸗Museum ein ganzes Stãck der Halle mit ibrem bildlichen Schmucke wieder aufijubauen. Das be— deutendste Bauwerk des Eumenes ist jedoch der große Altar mit seinem reichen Rellefschmuck. dieser unschätzbare Besitz des Berliner Museums.
Auch der alte Mauerring, der ziemlich hoch oben auf dem Stadt. berge binlief, genügte für die mächtig aufblühende Großstadt nicht mehr. es mußte ein neuer, größerer gezogen werden, der sich bis beinabe zum Fuße des Berges herabzog, sodaß also der ganze Abhang in den Kreis der Stadt dineingezogen wurde. Galten die früheren Ausgrabungen, die das Berliner Museum unter der Leitung von Conze und Humann, den Urhebern dieses großen Unternehmens, von 1838 bis ISs5 ausführen ließ, und die so reiche Ausbeute brachten, den Bauten auf der Höhe des Berges, so haben die neuen Grabungen,
die das Kaiserlich deutsche Archäologische Institut seit 1900 veranstaltet, bor allem den Zweck, die am Abbang fich ausdehnende Stadt des Eumenes bis binauf zur Hähe
der Burg klarjulegen. Wieder ift es Cenze vergönnt, auch diese Unternehmung zu leiten. Ihm zur Seite steßt jetzt Dörpfeld dessen geniale Meisterschaft auch bier wieder sich glänzend bewährt hat.
Die neue Grabung fetzte an der Stelle ein, wo die aus dem Innern des Landeg kommende Hauptstraße auf den Südabhang des Berges trifft. Schon früher batte man an dieser Stelle, die am Ende der beutigen, in der Ebene sich ausdehnenden Stadt Bergama, egen den Anftleg des Berges zu, liegt, Spuren eines Tores gefunden. Jetzt ist es bloßgelegt. Es ist das Haupttor der Stadt des Gumenes, In großer, fast' guadratischer Hoftaum, dessen äußere Ecken durch starke Türme def sind. Während bei griechischen Toranlagen das in die Start selbst fübrende Tor in der dem agderen Eingange gegenũberliegenden Rückwand des Hofes liegt, mußte in Pergamon wegen der Beschaffenbeit des Terrains von dieser Regel abgewichen werden. Das äußere Tor und daz innere liegen in derselben Westwand des Hofes, voneinander getrennt durch die außen an diese Wand an⸗ stoßende Stadtmauer. Wer von der Start oder don außen ber in in den Hof trat, hatte an der Ostseite eine Laubenhalle vo: sich, die ursprünglich eine Brunnenanlage barg. In ir konnte der Wanderer sich erquicken und auch vom Staube der Straße reinigen., ⸗
An dieses Tor schließt die Hauptstraße an, die in großen Windungen allmäblich sic den Abhang binauftiebt. Das aus großen Flatten bestebende Pflaster ist teilweise noch recht gut erhalten. Ben dem starken Wagenverkehr zeugen die tief eingefahrenen Gleise. Unter dem Pflaster liegen die Wasserleitungẽrõhren und Abwäͤsser˖ 2 Die n,, . Straße, denn man mußte in ihrer Nähe auf große Gebäude stoßen. . Bald kam 2 eine sehr 123 Anlage zum Vorschein. Es ist ein Gfener Jof von rund 34 RX z m, von einer davbelgeschossigen Säulenhalle umgeben, hinter der Zimmer liegen, die sich auf den Hof zu öffnen. Man erkannte sofort, daß es sich un einen Marktbau, eine Agora, bandelle. Diese aus der Anlage gewonnene Deutung wurde auch durch Inschrifffunde bestätigt. Die den freien Pla umgebenden Zimmer dichten alg Läden. Einige dieser Räume an der. West eite waren noch so gut erhalten, daß sie sich mit geringer Mühe wieder⸗
berstellen ließen. In ibnen ist jetzt da; Museum für die Einzelfunde eingerichtet. Vie Beschaffenheit des abfallenden Terrains machte ge= wisse Abweichungen von der typischen Gestalt dieser Marktanlagen, wie wir sie aus anderen Städten kennen, notwendig. Der Boden lag
Süden und Osten so biel tiefer als an den beiden anderen Seiten, daß noch ein Untergeschoß angebracht wurde mit Zimmern, die sich auf die vorbeiführenden Straßen öffneten. Im Süden wurde außer⸗ dem noch eine stattliche Säulenhalle vorgelegt. Die Stadt Pergamon hatte noch einen anderm großen Markt auf ziemlicher Höhe des Berges. Er ist jedenfalls der ältere. Diese jetzt aufgedeckte Agora gebört zur Stadt des Eumeneg, ibre Anlage fällt in die Zeit, als der ganze untere Teil des Bergabhangs der Bebauung übergeben wurde. In diesem Bau der Königszeit kassen fich noch deutlich Einbauten und Ausbesserungen, die unter der chaft der Römer gemacht wurden, erkennen. Sie sind mit Kalkmörtel ausgeführt, den die griechische Baukunst noch nicht verwendete. Solche Zusägze waren besonders an der Nordseite erforderlich, wo durch Verschiebung des Bodens ein Einsturz drohte. Er wurde durch starke Pfeiler, die hinter den Säulen und vor der Rückwand der Säulenhalle errichtet und mit Bogen ver—⸗ bunden wurden, abgewendet. Schon der alte Architekt kannte genau die Gefahr, die solchen am Abhang angelegten Gebäuden das im Boden von oben herabsickernde Wasser bringt. Er hatte darum da, wo eine Wand
mit der Ruckfeite gegen den gewachsenen Felsen oder das Erdreich sich hätte
anlehnen müssen, hinter der nach außen sichtbaren Mauer im Abstand von R m eine zweite angelegt, welche die vordere vollkommen isolierte und die Bodenfeuchtigkeit von ihr fernhielt. Daß diese solide Art des Bauens in der Bergstadt Pergamon Regel war, lehrt uns eine bochinteressante, neu gefundene Urkunde, die eingehende polizeiliche Be⸗ stimmungen über Wegebau, Hochbau und Wasseranlagen enthält und in der auch über diesen Isoliergang jwischen den zwei Mauern und die Ableitung der angesammelten Feuchtigkeit gebandelt wird. In dem großen Hofe, dessen Pflaster teilweise noch gut erbalten ist, fanden sich die Reste einer schristlichen Kirche. Sie muß in ziemlich frübe Zeit hinaufgehen — der Bau nimmt noch Räcksicht auf die den Hof umgebenden Hallen, diese standen also noch aufrecht — und ist für die Kenntnis der Entwicklung des fräbchristlichen Kirchenbaues von großer Bedeutung.
Auf allen vier Seiten des Marktes zieben sich Straßen hin. An der Ofstseite ist es die Fahrstraße zur Oberstadt. An ihr liegt auch der Haupteingang des Marktes. Oberhalb seiner Nordostecke biegt die Straße in scharfem Winkel nach Westen um und führt nun an der Nordseite des Markts hin, und zwar in der Höhe des Daches seiner nördlichen Halle. ;
An der Straße, die an der Westseite des Marktes binaufsteigt und an dessen Nordwestecke auf die Hauptstraße trifft, liegt ein serr großes, palaftähnliches Wobnbaus, das ursprünglich einem vornebmen Manne in der 2. der Königsherrschaft gehört haben muß, aber in der Faiserzeit umgebaut wurde. Den Osten nimmt ein großer Vorbof ein, in den eine breite Tür von der Straße her hineinfübhrt. Einige Ge— mächer öffnen sich auf ibn. Von ihm aus gelangt man in einen großen, auf allen vier Seiten einst von Säulenhallen umgebenen Zentralhof, an dessen Nordseite und Westseite die stattlichen Haupt- täume liegen. Die ganze Südseite de? 2 ist abgerutscht. Jetzt bat man don dem Hofe aus einen trefflichen Ueberblick über die ganze Agora und namentlich über die heutige Stadt und die Kaikosebene. Auf dem Boden des Hofes ist das Haus gebaut, das den bei den Arbeiten in Pergamon tätigen deutschen Gelebrten als Wohnung dient.
An der Nordwestecke des Marktes wendet die Fahrstraße wieder
mit einem starken Knick um und steigt nach Nordosten an. 2 ist sie von einer Reihe von Läden eingefaßt, auch kleine, als Treppen angelegte Querstraßen jweigen von ihr ab. Oberhalb dieser Läden, nördlich von der Straße, haben sich die Reste eines zweiten, sehbr großen Wohnbauses gefunden, das wir unten noch einmal er— äbnen müssen. Den oberen Verlauf dieses Teils der Straße begrenzt im Norden eine gewaltige Stützmauer, die oben eine Terrafse trägt. Ueber ihr bietet die starke, mit großen halbrunden Türmen versebene späte Festungsmauer einen sebr malerischen Anblick. Diese stammt aus dem späten Altertum, als die Stadt, die sich in den ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit auch in der Ebene ausgedehnt batte, infolge der immer mehr überbandnehmenden Entvölkerung und der durch Barbareneinfälle verursachten Unsicherheit des Reichs sich wieder auf die Höhe des Berges zurückzog.
Am Ende des eben genannten Abschnitts läßt die Steigung der Straße nach. An dieser Stelle wurde der große Stadtbrunnen auf— gedeckt. Ein Becken von 21 m Länge und 5, 15 m Breite war auf brei Seiten mit festen Quaderwänden umgeben; an der Vorderseite, wo die Schöpfenden hberantraten, war eine Schranke angebracht. Eine dorpelte Säulenreihe trug das aus Steinplatten bestehende Dach. Gespeist wurde daz Bassin durch eine. Tonrohr⸗ leitung aus der Drudwasserleitung, die aus ziemlicher Ent— fernung bom Gebirge her das Wasser auf den Stadtberg brachte. Links schließt an das Brunnenhaus ein Torgebäude von eigentümlichem Grundriß an. Dieser bildet nämlich den Ausschnitt einer Kreiszone. Von diesem Raume fübrte einmal eine Tür nach Westen zu der Terraffe, deren große Stäsmauer wir schon als Begrenzung der Fabr. straße kennen gelernt haben, ferner eine breite Wendeltreppe in fünf Absaͤtzen zu einer höher gelegenen zweiten Terrasse. Ueber dieser liegt noch eine dritte. Auch diese Terrassen sind durch mächtige Mauern gestützt. Zur Verstärkung sind den Mauern teils Strebepfeiler vor⸗ gesetzr, tels ist da, wo die Mauer besenders boch sein maßte, und darum einen stärkeren Druck auszuhalten batte, hinter ibr in gewissem Abftand eine zweite gezogen, die mit der vorderen durch Quermauern
verbunden ist. Die Tadurch entstandenen Kammern sind mit Erde und kleinen Steinen ausgefüllt. Die. Bestimmung diefer großen dreifachen Anlage ergibt sich aus den gefundenen
war das Symnasium, der Platz für In den Inschriften werden diejenigen, die sich in diesem Symnasium betätigten, in Knaben, Jünglinge und junge Männer geschieden. Wir dürfen gewiß mit diesen drei Alterẽ klassen auch die Breiteilung der Anlage in JZusammenbang bringen, und da sich auf der unteren Terrasse eine große Liste von Knaben gefunden bat, die unter König Attalos II. Epbeben, d. b. Jünglinge geworden sind, so werden wir den unteren Platz für die Knaben, die mittlere Terraffe für die Jünglinge, die obere für die jungen Männer in An— spruch nehmen. . 36 ;
Das Ter lain der unteren Terrasse, die dreieckige Gestalt hatte, ist faft ganz angerutscht. An ihrer Rückwand, die die Stützmauer der mittleren Terraffe bildet, sind durch die vorgesetzten. Strehe⸗ pfeiler Nischen gebildet. In diesen standen einst Bänke, die als Postamente für große Inschrifttafeln und Ehren⸗ statuen gedient haben. Ven besonderer architekturgeschichtlicher Bedeutung ist die Wendeltreryrve, die den. Zugang zu. Der L m kböber gelegenen Müittelterraffe bildete. Die unteren jwei Ab. sätze sind noch wohlerbalten, der obere Theil ist durch einen der spät antiken Festungstürme überbaut. Das Merkwürdigste ist die noch jetzt vorbandene Ueberdachung durch ein Tonnengewölbe aus sorg· fältig geschnittenen Steinen. Wir haben bier eines der frühesten Beispiele diefer Konstruktion, die dann in der römischen und der späteren Baukunst eine solche Rolle spielt. Daß wir am Anfang der ganzen Entwicklung steben, daß der Architekt noch eiwas ängstlich war, lebrt vor allem die noch nicht geschickte Lösung der Aufgabe da, wo wei Gewölbe in rechtem Winkel aufeinander treffen. Auch ließ er das Gewölbe nicht entsprechend der Trerpe schräg ansteigen, sondern
Inschriften; sie die Leibesũbungen.
er setzte die Bedachung aus mehreren borizontalen, trevvenförmig einander Üüberböbenden Abschnitten zusammen. Steht man jetzt auf der Treype und blickt hinaus zum Türeingang, so hat man wie in einem Rahmen ein wundervolles Bild der Ruinen und weiterhin des breiten Kaikostales vor sich.
Auf der mittleren Terrasse sind im östlichen Teile die Reste eines Tempels korintbischer Ordnung erhalten. An der Nordseite war ein langer Hallenbau, angelehnt an die Stützmauer der obersten Terrasse, errichtet. Er hatte wahrscheinlich zwei Geschofse. An ihn sckließen sich nach Osten mehrere Gemächer an. Eines von diesen ist na vorn durch eine Säulenstellung geöffnet. Nach einer hier 1 in situ gefundenen Inschrift war es ein Kultraum, den Göttern des Gymnasions Hermes und Herakles, später auch noch dem Augustus und der Livia geweibt.
Im Osten führt eine offene Trerxpe zu der Oberterrasse hinauf. Auf ihr wurde schon in der früheren Periode der Arbeiten gegraben. Es wurde vor allem ein großer Hallenbau aus der römischen Kaiser⸗ zeit festgestellt. Auch die Bestimmung des Ganzen als Symnasion der jungen Hlamrer wurde durch Inschriftfunde gesichert. Die ursprüng⸗ liche Anlage gehört dagegen, wie die beiden anderen Terrassen, auch in die Königsjeit. Eine genauere Kenntnis ist von der weiteren Frei⸗ legung zu erwarten. Zu bemerken ist, daß also an dieser Stelle die neue Grabung an das Gebiet der älteren den Anschluß erreicht hat.
Trotzdem alle diese bier betrachteten Gehäude in Trümmern liegen, manche Teile ganz abgestürjt sind, machen diese Ruinen durch die Größe der Abmeffungen und die noch jetzt überall sichtbare Sorg falt der baulichen Ausführung einen gewaltigen Eindruck auf jeden Besucher. Es sind eben die Rete der Hauptstadt eines großen Reiches, in der Handel, Kunst und Wissenschaft in böchster Blüte standen. Noch ist die Grabung nicht abgeschlofsen, für mehrere Kampagnen ist genug Arbeit vorhanden. Welche Ueberraschungen kann uns hier der Spaten noch bringen!
Von Einzelfunden seien nur einige erwähnt. der neuen Grabung veriode wurde ein marmorner Kolofsalkopf Alexanders des Großen gefunden. Er nimmt unter den erhaltenen Bildrissen diefes Herrschers einen ganz bervorragenden Platz ein, denn er eigt uns ganz besonders deutlich die Kunstweise des Lysippos, zenes berübmten Künstlers, der das Privileg batte, Alexander zu bilden. Einen Abguß dieses jest in Konstantinopel befindlichen Werkes ist im Berliner Museum aufgestellt.
Eine andere bochwichtige Skulptur kam unter den Trümmern der Läden an der Nordseite der Fahrstraße jwischen Markt und Stadt⸗ brunnen heraus. ist offenbar aus dem großen Hause, das sich, wie oben gesagt, über den Läden erhob, beruntergestürzt. Es ist ein Bild des Sottes Hermes in der altertümlichen Form eines viereckigen Pfeilers mit aufgefetzter Büste. Solche Bilder wurden besonders a Wegen und Toren aufgestellt. Die Inschrift des Pfeilers sagt uns daß dieses Bild der Hermes „Pro pylon ist, ein Werk des Alkameneg. Natürlich handelt es sich nur um eine antike Kopie; das Original, der Hermes Propvlaiog, stand, wie wir aus der Beschreibung des antiken Reiseschriftftellers Pausanias wissen, am inneren Eingang der Propyläen, des berühmten Prachttores der athenischen Akropolis. Pausanias nennt irrtũmlich als den Känstler Sokrates. Durch den pergamenischen Fund erfahren wir den wirklichen Schöpfer und lernen dazu ein beglaubigtes Werk dieses Künftlers, des bedeutendsten Schülers des Phidias, kennen. Sehr intereffant ist es zu sehen, wie der Künstler im ganzen Schema, in der affertümlichen Haar. und Barttracht sich an die alten Vor. bilder gehalten, dafür aber doch der Gesichtsbildung den Stempel feiner fortgeschrittenen Kunst aufgedrückt
r ᷓ bat. SDiese Vorbilder stammen aus der attischen Tyrannenzeit.
Ziemlich im Anfang
1 Dle
Wir wissen, daß Hipparch, der Sohn des Peisistratos, überall in Attika solche Hermenbilder auf⸗ telle Und auf ibnen die Sprüche der sieben Weisen einbauen ließ. uch darin abmt die neugefundene Herme jene alten nach. Unten am Schaft lefen wir die Worte: „Erkenne dich selbst!“! Wie be⸗ rühmt das Werk des Alkamenes war, zeigen die zahlreich vorhandenen Kopien des Kopfes, die sich jetzt um die vergamenische gruppierꝛn.
Unter den vielen wichtigen Inschriften, die berauskamen, seien nur zwei erwäbnt, die ein hervorragendes kulturhistorisches Interesse baben. Beide sind einstweilen in den Mitteilungen des athenischen Instituts, in denen in bestimmten Zwischenräumen über die Arbeiten in Pergamon eingebend berichtet wird, veröffentlicht. Die erste, von
rofeffor W. Kolbe trefflich behandelt, ist ein Teil einer großen . aus der Zeit der Königsberrschaft. Wir bekommen eine große Achtung vor der Ordnung, die in der Stadt und. dem Reiche berrschte, und der eingebenden, auf alles gerichteten Aufmerk⸗ famfeit der Berrscher. Das erhaltene Stück beginnt mit dem Verbot der Stkux ation offentlicher Straßen und Plãtze durch Private. Die Straße darf nicht von Privaten aufgegraben werden, es soll auf ihr nicht Lehm be⸗ reitet werden, auch follen keine Steine auf ibr zugehauen werden. Ferner dürfen keine Abwasserkanäle über dem Pflaster angelegt werden. Kein Unrat soll auf die Straße geworfen werden. Wer irgend etwa der⸗ artiges tut, wird um Geld gestraft, und muß natürlich auch die Straße wieder in ihren früberen Zustand bringen. Weigert er sich, so vergibt die Polizeibebörde die zu leistende Arbeit, und jener muß dann, das Anderthalbfache der Kofsen bejablen. Beachtenswert ist, daß bei diesen und den folgenden Fällen auch für die Beamten, die die bier vor. geschriebenen Pflichten nickt erfüllen, Strafen vorgesehen sind. Es wird ibnen von der böheren Behörde eine Gelbstrafe diltiert, die be= deutend höher ist als diejenige, die den Privaten trifft, außerdem müssen sie dann selbst das Anderthalbfache der Kosten für die ver⸗ gebene Arbeit tragen. Für die Straßenreinigung haben die Anwohner aufjukommen, sie haben nämlich bestimmte Taxen zur Bestreitung dieser * 6m zu zahlen, die von der Stadt vergeben wird. Wer nicht be⸗ zablen will, wird gepfändet. Aehnlich liegt auch auf dem freien Lande die Erhaltung der Straßen und Wege den angrenzenden Grund⸗ besitzern ob, die ja auch ein natürliches Interesse daran haben.
Gine andere Kolumne der Urkunde enthält Vorschriften zer Bau⸗ polijel. Das Verfahren gegen Unbotmäßige ist wieder das selbe. So wird von der Behörde eingeschritten, wenn ein Haus baufällig ist und den Nachbar bedroht. Besonders eingehende Bestimmungen erfordert der so häufige Fall, daß eine Mauer zwei Häusern gemeinsam war. Er konnte natürlich nur zu oft zu Streitigkeiten der Nachbarn führen. An diefer Stelle wird auch über den zur Trockenlegung einer Wand nötigen Isoliergang gehandelt, von dem wir oben bei der Anlage des Marktes gesprochen haben. Der Nachbar muß die Anlegung eines folchen Ganges auf seinem Grund und Boden gestatten, er ö auch, wenn die örtlichen Verhältnisse es erfordern, dem andern den Zugang zu diesem Raume jum Zwecke der Reinigun durch sein Eigentum er lauben, doch wird er auch gegen etwaige Schikanen dieses geschützt.
Pie letzten erhaltenen Bestimmungen. sind in brgienzscher Hinsicht von großer Bedeutung. Die Abwässerkanäle müssen rein gehalten werden. Besondere Aufmerksamkeit bat die Polizeibebörde den öffentlichen Brunnen und ihren k und Ableitungen ju widmen. Eine Verunreinigung der Brunnen wird mit ungemein schweren Strafen geabndet. Wer ein Tier an einem Stadtbrunnen tränkt oder Kleider und Geräte in ibm wäsckt, gebt. wenn er ein Freier ist, des Tieres oder der Gegenstände derlustig und muß noch 50 Drachmen Strafe zablen. Ist er ein Sklave und bat er im Auf⸗ trage seines Herrn gehandelt, so bekommt er 80 Stockchlãge im Marterstock und der Herr verliert das betreffende Sut. Hat schließ⸗ sich der Sklave aus eigenem Antriebe sich dergangen, sJ wird ibm feine ganse Habe genommen, er erbält 100 Schläge im Marterstoct.