der von dem Kongreß gebotenen Vorträge wesentlich die anthro⸗ pologische Themata behandelnden wahr. Aus Mitteilungen Dörpfelds äber vorhistorische Gräber auf griechischem Boden ging die bisber unbekannte Tatfache hervor, daß die Griechen ihre Leichen nicht ver- brannt, sondern nur gedörrt haben, at das Knochengerüst erhalten
blieb. Verbrannt wurden nur die auf fremdem Boden Ver⸗ storbenen, deren Asche man nach der Heimat senden wollte. Von Interesse ist die Ermittlung, daß der geometrische Stil der Ornamente schon in der m br hen Kultur verbreitet war, somit nicht als mykenische Erfindung aniusprechen ist. Merkwürdig ist auch die ft en mn, daß die von Cypern ausgehende Bekanntschaft der antiken Welt mit dem Kupfer schon sehr kald ju einer lebhaften Auzfuhr des Metalls nach dem westlichen Europa. und bis an die Küsten des deutschen Nordmeeres führte: eine Tatsache, die für die schnell sich ausbreitende Erkenntnis des ungeheuren Kulturfortschrittes spricht, der die Menschheit aus der Steinzeit erlöste.
Es sprach sodann Professor Dr. Hans Virchow über den Chinesinnenfuß. Die drei s. 3. im Zirkus Busch auftretenden cinesischen Artistinnen, eine Frau von 36 Jahren und iwei junge Mädchen von 18 und 14 Jahren, haben es leider bei ihrer Be⸗ sichtigung durch die Gesellschaft vor 2 Wochen abgelehnt, ihre nackten i zu zeigen; doch hat eine unter ibnen der Bildhauerin Frl. Bern ardt nachher einen Gipsabguß gestattet, der vorgezeigt wurde, und alle drei haben sich schließlich überreden lassen, von ihren be— schuhten Füßen Röntgenphotographien anfertigen ju lassen, vermut⸗ lich in Unkenntnis darüber, daß diese Art der Photographie nicht bloß den so ängstlich gehüteten nackten Fuß, sondern auch dessen verunstalteten Knocheninhalt deutlich erkennen lassen werde. Die betreffenden, vorzüglich gelungenen Röntgenphotographien wurden durch den Bildwerfer vorgeführt. Sie lassen karg erkennen, wie durch Schnürung und Fesselung des Fußes Fersenbein und Vorderfuß gegeneinander gebogen und dem Fuß eine Wölbung gegeben wird, die seine Oberseite beinahe als Fortsetzung des Beines zeigt, mit der Wirkung, daß der beschuhte Fuß die Verkrüppelung kaum merken läßt, fondern als ein befonders kleiner und nerlicher Fuß erscheint. Die drei erwähnten Chinesinnen bewegten sich leicht und schnell, kaum verschieden von Menschen mit normalen Füßen; doch ist hierbei ihr Artistinnenberuf zu berücksichtigen, und nicht alle Chinesinnen mit solchen . erfreuen sich der gleichen Beweglichkeit, besonders nicht in der Zeit der Trainierung, die mit Iz bis 5 Jahren beginnt und erst mit dem 12. oder 13. Jahre über⸗ wunden iss. Während dieser Zeit verursachen die Füße den Kindern oft solche Schmerzen, sodaß sie vorziehen, sich auf allen Vieren zu bewegen. Großmütter und Mütter . für die Aufrechterbaltung der alten Sltte und besorgen zumeist selbst das Geschäft der Schnürung bei Enkelin und Tochter, wahrscheinlich in der Absicht, das Maß von deren Leiden durch gelindeste Behandlung möglichst abzuschwaͤchen, weshalb man Mädchen, die ihre Mutter verloren, an erster Stelle deshalb beklagt, daß sie nun die socgsame Schnürerin ihrer Füße verloren haben. Uebrigens fängt die törichte Sitte an stark abzunehmen; die Mandschu. frauen, also auch die Damen der Kaiserlichen Familie und des Hofes, übten sie von jeher nicht. Nur zwischen größeren Provinzialstädten besteht noch eine Art von Nebenbuhlerschaft, bezüglich der kleinsten Füße ihrer Bewohnerinnen.
Als letzte Redner des Abends sprachen Herr Bu sse und Professor Lissauer über das Brandgräberfeld von Wilhelmsau, Kreis Niederbarnim. Der erstgenannte Herr hat an der bezeichneten Stelle, die in der Nähe von Fangschleuse und Erkner an der inneren Seite eines hier von der Spree gemachten Knies am Ufer des Flusses gelegen ist, nicht weniger als 54 Brandgräber geöffnet, die dem 3. oder 4. Jahrhundert unserer , , entstammen, also ermanischen Ursprungs sind. Der interessante, überaus mannigfaltige
nhalt der Gräber an Tongefäßen, eisernen und bronzenen Geräten und Schmuckfachen aller Art lag systematisch geordnet auf 3 Tischen aus⸗ gebreitet und wurde allseitig genau untersucht, wobei der Finder für die be⸗ währte Ausdauer . dem zu Klumpen fest zusammengesinterten Gräberinhalt viel Lob einerntete. Bemerkenswert sind namentlich eiserne Messer von allerlei Gestalt, eine eiserne Lanzenspitze, viele sogenannte Armbrustfibeln, Aexte, Beile, Pfriemen, zwei durchlochte Nähnadeln, selbst Schlüssel von der einfachen Herstellungsart unserer heutigen Dietriche, nur mit einem Halter versehen. Eine silberne Fibel ist mit blauer Glasperle geschmückt, die Tongefäße zeigen Tier und Blumen ornamente. Professor Lissauer hob besonderz die große Selten heit eines an derselben Stelle von dem Ingenieur Herrmann gefundenen Gefäßes von Terra nigra hervor, das aus Frankreich oder Belgien, wo allein Töpfereien auf Terra nigra und Ferra sigillata bestanden, eingeführt worden sein muß: ein Beweis des Vorhandenseins gallischen Handels mit dem deutschen Osten und Norden in jener Zeit kurz vor dem Beginn der Völkerwanderung.
Literatur.
Bernhard Windscheid, Gesammelte Reden und Ab— handlungen. Herausgegeben von Paul Oertmann, o. 6. Pro⸗ fessor der Rechte in Erlangen. TXXXI und 434 Seiten, mit Porträt. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. Geh. 9, o é —
Dieses Buch verdankt seine Entstebung dem Auftrag der Wind⸗ scheidschen Familie, die schwer zugänglichen und in Zeitschriften ver—
streuten Reden und Abhandlungen des verstorbenen Gelehrten zu sammeln und herauszugeben. Um es nicht ungebührlich anschwellen zu lassen, hat der Herausgeber drei Gruppen von Arbeiten von der Aufnahme in die Sammlung aucgeschlossen: Es fehlen die Dissertation und alle vor 1850 geschriebenen Zeit schriftenaufsätze; diefes Jahr ist als Zeitgrenze gewählt worden, weil Windscheid seit dem Erscheinen seines Bucheg über die Lehre des römischen Rechts von der Voraussetzung (1880) der anerkannte Meister war, dessen riften fortan ausnahmelos auch heute noch ein nicht nur persznliches Interesse in Anspruch nehmen. Ferner sind alle von ihm teils in der Heidelberger Kritischen , . teils in der Kritischen Vierteljahrsschrift“ veröffentlichten
inzekrezensionen unberüͤcksichtigt geblieben; endlich wurden selbst. verständlich in die Sammlung nicht einbejogen alle Arbeiten, die als selbständige Bücher erschienen sind. Die Sammlung zerfällt in zwei Abteilungen, von denen die erste 7 Reden oder Vorträge und die zweite 11 Abhandlungen enthält. Voraus gehen eine Darstellung von Windscheids Lebenggang von einem ungenannten Verfasser, die auf ö Kenntnis der Persönlichkeit und der Lebensbeziehungen des
erewigten beruht, und eine von warmer Verehrung getragene, aber dabei der Forderung der Objektivität entsprechende Würdigung Windscheids als Su igen aus der gewandten Feder des Herausgebers.
Den Schluß des Buches bildet ein chronologisch geordnetes, die Jahre
1838 bis 1892 um fassendes Verzeichnis aller Schriften (einschließlich der Zeiischriftenaufsätze) des berühmten Pandektisten. Die gesammelt vorliegenden Reden sind . akademische Festreden, so die über Recht und echtswissenschaft? (1854), über die ge iti Schule in der Rechtswissenschaft? (1878), die isher ungedruckte Festrede zum Gedächtnis des Gründers dieser Schule von Savigny (1879), die Windscheids meisterhafte Dar⸗ ,, ,. und herzerwärmend pietätvollen Sinn mit besonderer Deutlichkeit hervortreten läßt, und die Leipziger Rektoratsrede über die Aufgaben der Rechtswissenschaft? (1834). Erwähnt sei außerdem die begeisterte Festrede auf Bismark als Staatsmann und Parlamentarier“ (is85). Die abgedruckten Abhandlungen betreffen mit der einzigen Ausnahme des Berthold Delbrück gewidmeten Nach⸗ rufs nur Gegenstände des römischen Rechts; sie sind, soweit sie nicht Zeitschriftenaufsãaͤtze 1 Leipiiger Dekanatsprogramme oder sonstige akademische Gelegenheltkarbeiten. Da Windscheid seinen Ansichten auch bis in die neuesten Auflagen seines monamentalen, drei- bändigen Lehrbuches des Pandektenrechts treu geblieben ist, haben diese Abhandlungen durch die Zeit an Wert nicht verloren. Es seien u. a. erwähnt: Die Wirkung der erfüllten Bedingung“ ö die Lehre von der rückwirkenden Kraft), „Die ruhende Erbschaft und die vermögensrechtliche i,. n der subjektlosen Rechte). „Willen und Willenserklärung“ Windscheids bekanntes Willens dogma) und die 1892 veröffentlichte 6 Die Voraussetzung! (Verteidigung seiner 1860 er- schienenen Schrift über die Lehre von der ,, gezen seine Kritiker. Eine Sammlung, wie die vorliegende, dient in erster Linie dem praktischen Bedürfnisse, die J, der schwer zugänglichen und in Zeitschriften verstreuten Reden und Abhandlungen zu erleichtern. Aber daneben gibt sie einen Sporn, von den überragenden Wind- scheidschen Pandekten mit ihrer inhaltschweren Knappheit hinweg sich in Windscheidsche Einjel⸗ und Kleinarbeit hineinzuversetzen, und außer diesem gewährt sie noch den anderen, höheren Genuß, ,, als Forscher, Juristen, Patrioten, Freund, kurz als Menschen kennen zu lernen. Den ernsten Forscher hält nicht der Ueberdruß an einem schon ju oft behandelten Thema oder die niederdrückende Erfahrung unnütz geleisteter Gedankenarbeit von erneutem Studium ab; „das einmal angeregte Problem muß auch gelöst werden'. Windscheid als Juristen 9 der , Oertmann treffend gezeichnet; aber es hat einen eigenen Reiz, selbst⸗ tätig die einzelnen Silbe aus den Einzelschriften hervorzuholen und zusammenzustellen. er große Dogmatiker und Denker, der bei dem in seiner Natur begründeten Hang zur Begriffs jurisprudenz“ den Bedürfnissen des Lebens nicht immer gerecht zu werden vermochte, ist sich doch stets der sekundären Bedeutung aller Dogmen bewußt ge—⸗ wesen; er warnt vor der naheliegenden Gefahr, „daß wir bei unseren Gedankengängen den festen Boden des Lebens unter den Füßen ver⸗ lieren, und daß wir Begriffe aufstellen, zu denen die Wirklichkeit der Dinge sich gleichgültig verhält“ (S. 3 denn nie dürfen wir vergessen, ‚daß die Dogmata durch uns sind, größer aber als wir die Dinge (S. 2223. Darum irt er so freudig die Mitarbeit der Praktiker: „Der Rechtswissenschaft, deren höchstes Ziel ist, den Bedürfnissen und Interessen des Lebens zu dienen, muß jede Stimme aus dem Leben willkommen seinꝰ (S. 292); und als Mittel zur Erfüllung dieses Wunsches stellt er die Rechts- geschichte hin (S. 78). Wir wissen auch sonst von ibm, daß er sich zur geschichtlichen Schule bekannt hat; aber eine Sonderstellung nimmt er doch insofern ein, als die Grenze der geschicht lichen Er⸗ forschung des 15mischen Rechts für ihn das Gesetzbuch Justinians ist. Dieses römische Recht nennt er ein echt praktisches Recht, das noch für viele kommende Jahrhunderte, vielleicht für alle, eine Schule und Quelle gesunder Auffassung der Lebensverhältnisse sein wird“ (S. 225). Aber nicht weiter reicht dessen . Der deutschen Rechtswissenschaft stellt Windscheid bereits 1853 die Aufgabe, daß
95 das römische Recht messe mit dem Maße unsereg nationalen ewußtseins, ausscheide, was diesem widerstrebt. als unser Recht be⸗ reife, was ibm entspricht. ‚Diesem Gedanken gehört die Zukunft. s muß eine Zeit kommen, für die der Gegensatz jwischen Romanisten und Germanisten ein verklungener ist, wo der deutsche Jurist nichts ist als der Pfleger des deutschen Rechtsbewußtseins. (S. 194. Sollten wir nicht auch dadurch eine deutsche Rechtswissenschaft an⸗ zubahnen ung bestreben, daß wir lateinische Kunstausdrücke vermeiden, wo wir sie durch deutsche ersetzen können?!“ (S. 215). Genug der Beispiele von goldenen Worten, wie wir sie in gt in den . Aufsätzen finden; aus ihnen erst lernen wir, wahrhaft den größten Pandektisten kennen. — Intercfsant ist die Mitteilung des Herausgebers, daß das ehemalige Mitglied der ersten Kommisslon zur Ausarbeitung des Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs eine Darstellung der 5. des Entwurf erster Lesung hinterlassen hat, die wobl zu geeigneter Zeit veröffent. licht werden dürfte; bekanntlich wurde dieser am 27. Dejember 1887 von dem Vorsitzenden der Kommission Pape dem Reichskanzler über- reichte Entwurf auch als kleiner Wind cheid' bezeichnet, obwohl schon 1883 Windscheid aus der Kommission ausgeschieden war. Auch die Abfassung eines Lehrbuchs des bürgerlichen Rechts hat er begonnen.
Technik. ;
In Danzig begann, wie W. T. B.“ meldet, gestern vormittag die diesjährige Versammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft in der Aula der Technischen Hoch schule. Der . Geheime , Professor Bugley eröffnete die Verhandlungen, worauf Huldigungstelegramme an Seine Majestät den Kaiser und Seine Königliche Hoheit den Groß— herjog von Oldenbur ,, wurden. Begrüßungsansprachen hielten der Oberpräsident Delbrück, der Oberbürgermeister Ehlers und der Rektor der Hochschule vo n Man gold.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, als 8. Vorstellung im Sonderabonnement des Richard Wagner⸗SZyklus eine Aufführung der . Walküren statt. Frau Leffler⸗Burckard vom Königlichen Theater in Wiesbaden wird an Stelle der erkrankten
Frau Plaichinger die Brünnhilde singen. Im übrigen lautet die Be⸗
setzung: Siegmund; Herr Kraus; Sieglinde; Fräulein ö. Wotan: err Bachmann; Fricka: Frau Goetze; Hunding: Herr Mödlin er; alküren: die Damen Dietrich, Herzog, Rothauser u. a. Die Vor stellung beginnt um 7 Ubr. Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Götz von Berlichingen“ wiederholt.
Mannigfaltiges. Berlin, den 23. Mai 1905.
Frauen als bestellte Vormünder fremder unehelicher Kinder sind keine ganz so seltene Erscheinung mehr. In Hamburg üben etwa 150, in Büsseldorf 124. in Magdeburg und Bromberg je 50 Frauen dieses Ehrenamt aus. In Berlin haben sich die weiblichen Vormünder zu einer Organisation jusammengeschlossen, die für Be⸗ lehrung über die Obliegenheiten des Amtes ö und sich bemüht, passende Persönlichkeiten ausfindig zu machen.
Torfhaus, 22. Mai. (W. T. B.) Seit heute früh herrscht im Oberharz ununterbrochen starkes Schneetreiben. In der letzten Nacht sank die Temperatur auf minus 3 Grad.
Liezen (Steiermark, 22. Mai. (W. T. B.) Heute vormittag erfolgte im Bosrucktun nel in dem Sohlstollen der Süd- seite durch schlagende Wetter eine Explosion. Im Tunnel befanden sich 17 Arbeiter, die, wie man annimmt, sämtlich getötet wurden. Zwei eingeleitete Versuche, sie jzu retten, waren vergeblich, da die ausströmenden Gase das Vordringen zu der Unglücks. stelle unmöglich machten; vier an den Rettungeversuchen Beteiligte mußten ohnmächtig aus dem Tunnel befördert werden. Die fer Tunnelröhre ist durch die Explosion nicht beschädigt worden.
New York, 22. Mai. (W. T. B.) In der dritten Avenue ereignete sich heute ein Zusammenstoß zwischen zwei zügen der Hochbahn. Infolge Kurzschlusses geriet das Hochbahn gerüst in Brand. Die Reisenden, die von panischem Schrecken ergriffen wurden, suchten sich dadurch zu retten, daß sie aus den
enstern kletterten. Eine Anzahl von ihnen kletterte die Pfeiler inunter, durch welche die Bahnlinie gestützt wird. Bei dem Zu⸗ fammenstoß sind 20 Personen verletzt worden.
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten, Dritten und Vlerten Beilage.)
Theater.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern. haus. 136. Abonnementsvorstellung. 8. Vorstellung
Zyklus. Dienst. und Freiplätze gin aufgehoben. Der Ring des Nibelungen. Er
Walküre. In 3 Akten von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Muck.
Schauspielbaus. 60. Abonnementsvorstellung. Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand.
Regie: Herr Oberregisseur Grube. Anfang 7 Ubr.
in 3 Aklen von L. Krenn und C. Lindau. Musik von Karl Millöcker. Anfang 75 Uhr.
Donnerstag: Opernhaus. 137. Abonnements⸗ vorstellung. Die Heirat wider Willen. Komische Oper in 3 Aufzügen, frei nach einem Lustspiel des
Dumas, von GC. Humperdinck. (Fräulein M. Ekeblad, vom Stadttheater in Halle, als Gast.) hof Zoologischer Anfang 743 Ubr.
Schauspielhaus. 61. Abonnementsvorstellung. Wil- toriums. helm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Fri von Schiller Anfang 7 Uhr.
Neues Operntheater. Jung⸗Heidelberg. Operette in 3 Akten von L. Krenn und C. Lindau. Musik Hans Heiling. von Karl Millöcker. Anfang 74 Uhr.
Hans Heiling.
Die Kreuzelschreiber. Anfang 8 Uhr.
Donners lag: Der G wiffenswurm. Anfang Martha,. — Abends 74 Ubr; Haus Heiling.
Lessingthenter. Mittwoch: Giga. Anfang Weinbergs weg hr. Hugenotten.
Donnerstag; Der Biberpelz. Anfang 8 Uhr. Freitag: Elga.
Schillertheater. O. im Sonderabonnement des Richard Wagner i. ch . Ie der ar en vj 9. gaeteg 1. . ärchenposse in eilungen und 4 Aufzügen m ter Abend Die Gesängen und Tänzen von Gustav Raeder. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Der artefische
,,. n. ö Brunnen. Reg . Herr, dtegisseutt Rraunschweig. Anfang 7 Mhz. Freitag, Abends 8 Uhr: Der artesische Brunnen.
Gerli⸗ n X. (Friedrich Wilbelmstädtisches Theater.) Schauspiel in 5 Aufzügen von W. von Goethe. Mittwoch, Abends 8 Uhr: Die Tyrannei der Tränen. Lustspiel in 4 Akten von C. Haddon Neues Operntheater. Jung⸗ Heidelberg. Operette . 23 ch von Bertha Pogson.
onnerttag,
opernaufführung des Sternschen stonserva⸗
Freitag (letzte Vorstellung im Abonnemen
Nationaltheater. (Direktion: Hugo Becker.
Anfang 8 Uhr. Abends 8 Uhr:
(Wallnertheater.)
reitag, Abends 8 Ubr: Die Sverren Söhne. deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson. m Garten: Großes Militärkonzert. Donnerstag und folgende 2 Abends 8 Uhr: ,,, Herzogin Crevette. Theater des Westens. (kantstraße 12. Bahn⸗ . Garten.) Mittwoch: Schüler⸗ Thaliatheater.
(Gastspiel von Dr. Rudolf Pröll)
12a — 13b.) Mittwoch: Die
Donnerstag, e rg. Sonnabend und Sonntag, astspiel des berühmten italienischen Verwandlungsschauspielers Frizzo.
Lustspie lhaus. (Friedrichstraße 236) Mitt woch, Abends 8 Uhr: Der Familientag. Donnerstag, Abends 8 Uhr: Biederleute. eg, n, . ‚. .* , , onnabend. Aben r: Der Familientag. icht: Hr. . ö Verehelicht: Hr. Hauptmann Leopold von Cons
Residenztheater. (Direltion: Richard Alexander) ö n 3 . . er,. Aa uchesse 68 Ollèes-Be TG. want in
ken, 8 Uhr: Familie Schierke. J Vorspiel und 3 Akten von ; eorges Feydeau, in
(Dresdener Straße 72/73.) Gastspiel der Wolzogen ˖ Oper. Mittwoch und Gest orben: folgende Tage: Reklame. Hierauf: Die Bäder Donnergtztag (letzte Vorstellung im Abonnement): von Lucca.
6e, e e n Bentraltheater. Gastsplel des Berliner Theaters. astspiel von Dr. Rudolf Pröll. ; ; — Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: 3 einen Mittwoch: Zapseustreich. Anfang 8 Uhr Preisen: Egmont. — Abends 74 Uhr: erleuchtetem Hause zur Jubelfeier von Charlotten⸗
Deutsches Theater. (Maispiele) Mittwoch: beg. Der Zigeunerbaron. onntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Preisen:
Donnerstag Alt⸗Heidelberg. Bei festlich 5 Akten von Wilhelm Meyer-Foͤrster. Freitag und folgende Tage: Die kleinen Lãmmer.
Gellealliancethenter. (Bellealliancestraße 7 /
Donnerstag: Ihr zweiter Mann. reitag: Ihr zweiter Mann. onnabend: Ihr zweiter Mann.
Familiennachrichten.
Verlobt: Verw. Fr Lucig Gordon Bärensprun geb. Bowles, mit Hrn. Rittmeister Otto Curs Alassio Siraßburg i. Els.). — Eltsabeth Gräfin Snoilsky mit Hrn. Oberleutnant Richard von Heynitz (Bonn). — Frl. Gisela von Spaldin mit Hrn. Oberleutnant Franz von Ponce (Spandau).
bruch mit Frl. Eva von Zülow (Knorrendorf), — g. Regierungsrat Wilhelm Niemöller mit Frl. Malwine Bartels (Merseburg).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Major Weidlich Lüneburg). — Hrn. Oberleutnant Günther von roreich (Jüterbog II. Ludwigsburg) — Hrn. edakteur Dr. Franz Reinecke (Breslau). — Eine Tochter: Hrn. Geheimen Regierungsrat und vortragenden Rat Alexander von Steinmeister 33 — Hrn. Pfarrer Theodor Krummacher Berlin. — Hrn. Korvettenkapitän a. D. Evert Nassau a. d. Lahn).
r. Generalleutnant 3. D. Roman
Wygnanki (Braunschweig ],. — Hr. Carl von
Reutern (Friedrichroda). — Hr. Geheimer Re⸗
n, Ferdinand Voigt (Berlin). — Hr.
ittergutsbesitzer und Oberleutnant a. D. Rudolf von erkatz (Klein ⸗ Kauer). — Landrat
. Schauspiel in Marianne von Lucke, geb. Kühne (Mückenhaim).
Verantwortlicher Redakteur Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verlag der Expedition (Scholi) in Berlin.
76 Uhr. (Gastspiel von Dr. Rudolf Pröll.) Direktion: Kren u. Schönfeld) Mittwoch. Abends Drud der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagt , . JI erliner Theater. Gastspiel von Sara enes ter. (Spielzeit der Direrti 236. ilage
. hardt. Mittwoch: Ehedre. Anfang . und 35 ö 3 J de, , . (ei . ee. 6. ) r. ĩ z 3 mn e en⸗ age 1
De ert gelen Gastspiel)h: Ang elo. ö Freitag und Sonnabend: ünstler. Trianonthenter. ( Georgenstraße, zwischen sowie die Inhaltsangabe zu Nr. G des d ffent⸗
Freitag: Maria Stuart. ai e ed den men Friedrich und y, n Mittwoch: Ihr lichen Anzeigers (eiuschliefflich der unter Rr.
zweiter Mann. Anfang 8 Uhr. verõ chten Vekanntmachungen), 3 —
stom m anditgesellschaften aus Attien und gesellschaften, für die Woche vom 15. bis v0. Mai 1908.
M 21.
Verhandlung über die Untersuchung der Beschwerden der Bergarbeiter auf der Zeche Deutscher Kaiser, Schacht I.
Verhandelt den 24. März 1905 zu Hamborn.
Anwesend:
I) Die Mitglieder der Untersuchungskommission: Geheimer Bergrat Pöppinghaus, Bürgermeister Schroecker,
Bergmeister Neff.
Y Seitens der Zechenverwaltung: Bergassessor Jacob. Betriebsinspektor Mommertz, Betriebsführer Koch.
3) Als Belegschaftsvertreter: a. . Vecker, b. Johann Maciejewski. . Nicht erschienen aber geladen war der Belegschafts—⸗ vertreter Joh. Voßwinkel, angeblich wegen Krankheit.
4) Als Zeugen: 1 a. Ludwig Ischner, 2) Reviersteiger Wilhelm Voß, 3 Hauer Anton Gröschel, 4 Schlepper Ferdinand Charvat, 9 Einfahrer Heinrich Uhl, 6) Bergmann Peter Geber, 7) Hauer Anton Morella, 8) Hauer Casimir Manys, 9) „ Anton Royny, 10, Bergmann Josef Wilms, 11 Lampenaufseher Leopold Sommer, 12) Wettersteiger . Witte, 13) Kauenwärter Gustav Gedtke, 14) Steiger Klaes, 155 Hauer Andreas Grzeskowiak, 16) Steiger Alb. Busch, 17) Hauer Franz Pieprek, 18) Bergmann r Gubini, 19) Arbeiter Josef Biergans, 20) Bergmann Karl Hirsinger, 21 3 F. Winiarski, 22) Hauer Jakob Tanzer,
23) „ Johann Laar, 24) „ Anton Stralenich, 2655 „ Josef Schranz,
39 Reviersteiger Kleinebongards, 27) Hilfesteiger Rüttgers,
28 Bergmann Otto Bohn,
. 3 n . Theodor Schön,
30) Fahrhauer P. Becker,
31) Reviersteiger Herm. Limberg,
33 Heilgehilfe August Zuchowski.
Im Rathause zu Hamborn begann heute die oben⸗ genannte, von den Herren Ministern fuͤr Handel und Gewerbe und des Innern berufene Kommission die Untersuchung der auf der Zeche Deutscher Kaiser, Schacht I, angeblich vor⸗ handenen Mißstände.
Als Vertreter der Zechenverwaltung und der Belegschaft waren die obenbezeichneten Personen erschienen. Die Vertreter der Belegschaft gaben an, daß sie in der Belegschaftsversamm— lung vom g. oder 10. Februar 1905 gewahlt seien.
Sie seien, und zwar a. 23 Jahre alt und seit 14 Jahren auf der Zeche be— shasigi, , b. 32 che alt und seit 3 Jahren auf der Zeche be— schäftigt. . 4
Die Belegschaftsvertreter sind Reichsangehörige.
ö Die Legitimation der Vertreter der Zeche ist amtlich ekannt. . Der Vorsitzende der Kommission erläuterte zunächst die Rechte der Parteivertreter. Er wies darauf hin, daß es den⸗ 6 zustehe, durch den Vorsitzenden an die Zeugen . tellen zu lassen. Ueber die Zulässigkeit der einzelnen Fragen entscheide die Kommission. Ferner wurde bekannt gegeben, daß auch der Antrag gestellt werden dürfe, einen Zeugen unter Ausschluß der Parteivertreter zu vernehmen, falls begründeter⸗ weise angenommen werden müßte, daß der Zeuge in Gegen⸗ wart derfelben mit der Wahrheit zurückhalten werde. Nach Vernehmung eines jeden Zeugen würde sodann den Parteivertretern Gelegenheit gegeben werden, Fragen zur Ver⸗ nehmung zu stellen und sich uͤber die Aussage ch äußern. Zur UÜUntersuchung ständen jedoch nur Beschwerden, welche für die Zeit nach dem 4. Januar 1901 erhoben werden könnten, und zunächst nur die, welche von der Siebener⸗Kommission * dem Königlichen Oberbergamt Dortmund geltend gemacht eien. . Sache der Kommission sei es, darüber zu entscheiden, ob etwa solche andere Anträge, die alsbaldige Erledigung im Ver⸗ ,. finden konnten, zugelassen werden sollten, und ob die
ntersuchung auch auf andere Beschwerdepunkte ausgedehnt werden . Ausgeschlossen von der Untersuchung seien solche Beschwerden, die gerichtlich bezw. strafrechtlich anhängig oder entschieden feien. Die Verhandlung trage polizeilichen Charakter und sei keine öffentliche.
Der Kommission stehe aber das Recht zu auch andere Personen, welche nicht zu den Vertretern der 3 e oder Beleg⸗ eo ehörten, pia nf, wenn dieselben berechtigte Inter⸗ en . nachweisen könnten. . Ber Vorsitzende machte sodann den Zechenvertretern die Beschwerdepunkte im einzelnen bekannt mit dem Bemerken, daß es der Verwaltung anheimgestellt werde, Gegenbeweise zu
stellen. Sodann wurden die , hafle e irerer aufgefordert, ich über etwaige allgemeine Mißstände, die auf der Zeche be⸗ ständen, zu äußern.
Erste Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Dienstag, den 23. Mai
Es lagen folgende Beschwerden vor:
L. Ueber Holzmangel. II. Schlechte Wc führung, III. Schlechten Zustand der Strecken. JV. Schlechte Behandlung durch die Beamten. V. Niedrige Löhne und Gedinge und Nichtvergütung von Nebenarbeiten. VI. Wagennullen. ; ; VII. Mangelhafte Reinigung der Abortkübel. VIff. Schlechten Zustand der Sicherheitslampen und Mangel an Reservelampen. ITX. Mängel in der Waschkaue. X. Gefährdung der anfahrenden Bergleute durch die maschinelle Streckenförderung.
Außerdem wurde noch vom Belegschaftsvertreter Becker eine Anzahl schriftlicher Beschwerden überreicht. Da die in diesen Beschwerden aufgeführten Zeugen nicht erschienen sind, wird über den Inhalt dieser Beschwerden im nächsten Termin verhandelt werden.
Es erscheint Ludwig Ischner, 30 Jahre alt, seit dem 19. Mai v. J. auf der Zeche und noch heute dort beschäftigt, und sagt aus: .
Vom 19. Mai 1904 bis 1. Dezember 1904 war ich als Senf auf Schacht J der Zeche Deutscher Kaiser beschäftigt.
n dieser Zeit habe ich in dem 3. und im letzten Bremsberg des Flözes J als Hauer gearbeitet. Seit 1. Dezember 1991 bin ich bis zum Ausbruch des Streiks in dem westlichen Teile desselben Flözes als Schießmeister beschäftigt gewesen. Als Schießmeister hatte ich die beste Gelegenheit, mich über die Mäißstände in diesem Revier zu überzeugen. Ich war auch auf der östlichen Seite in diesem Flöze einzelne Male als Schießmeister tätig. Infolgedessen sind mir auch die schlechten Zustände im östlichen Teil des Reviers be⸗ kannt. Hauptsächlich habe ich Klage darüber zu führen, daß in der westlichen Abteilung im 3. und letzten Bremsberge außerordentlicher Holzmangel und Wagenmangel geherrscht hat. Außerdem war im letzen Bremsberg (6) und in der Sohlenstrecke sehr schlecht verbaut. Besonders im letzten Bremsberg war es nicht möglich, einen vollen beladenen Wagen herunter zu lassen. Dieselben durften höchstens ge— strichen voll geladen werden, um unter den durchgebrochenen Kappen durchzulaufen. Es . mir mehrere Wagen wegen Mindermaßes gestrichen worden. Holzmangel war zeitweise P arg, daß ich manchmal 1/9 Schicht auf Holz gewartet und elbst schon stundenlang nach Holz gesucht habe, Selbst— verständlich hatte ich hierdurch einen . Lohnausfall. Außerdem waren die Schienen vielfach verbogen und die Schwellen faul, sodaß in dem Bremsberg fast jeder Wagen r n, Auch hierdurch habe ich einen Lohnausfall ehabt. 9 Im November v. J. war ich am 6. Bremsberg vor einen Stoßort und in einen Ueberhauen neben einem alten Bruche angelegt. Es war schwierig, die Arbeit vorher richtig zu taxleren, und konnte ich über das Gedinge mit dem Steiger eine dinigung nicht erzielen. Ich habe in diesem Monat in 22 Schichten 96,7 6 verdient. . . ;
Für die von mir geleistete Arbeit hatte ich einen höheren Lohn verdient und hätke der Steiger mir von vornherein ein höheres Gedinge zubilligen müssen. Der Steiger muß den in Anrechnung gebrachten Gedingesatz nach seinem Gutdünken be— rechnet haben. . ;
Des weiteren muß ich mich darüber beschweren, daß mir der Steiger Voß den zugesagten Lohn nicht gezahlt hat, Voß versprach mir, als ich Schießmeister wurde, 4,30 S6 pro Schicht. Erhalten habe ich aber nur 4,290 6.
Des weiteren muß ich Klage führen über die Behandlung, die mir durch den Steiger Voß zuteil geworden ist. Ich habe ihn mehrfach um Abstellung von Uebelständen, wie Wagengestellung und Holzlieferung 2 er hat mich dann aber häufiger grob und kurz abgefertigt, sodaß ich mich darüber gekränkt gefühlt habe. Allerdings habe ich in ein⸗ zelnen Fällen ihm auch gründlich meine Meinung gesagt.
v. g. u. Ludwig Ischner.
Der Zechenvertreter, Bergassessor Jacob, entgegnet fol—
es:
Es handelt sich im vorliegenden Falle um den Verhieb von Pfeilerresten in vielfach durchörterten Flözteilen. Die Strecken sind bereits vor vielen Jahren betrieben und stehen infolgedessen stark im Druck. Mit Rücksicht hierauf ist in dieser Betriebs abteilung ein großer de r brach erforderlich. Auch werben bei dem Verhich dieser, Pfeilerreste alte Strecken angefahren, sodaß es öfters nicht möglich ist, die Arbeit vor⸗ her zu beurteilen und daraufhin Gedinge stellen zu können. Diese' außerordentlichen Verhälinisse werden bei der Hedinge⸗ stellung, und, wo dies nicht angängig, bei der Gedinge⸗ berechnung wohl berücksichtigt. Die Klagen über leere Wagen erklaͤre ich mir daraus, daß sich die Leute vielfach sträuben, mit Bergen gefüllte Wagen anzunehmen, und statt dessen leere Wagen anfordern. Die Gestellung von mit Bergen belag denen Wagen ist aber erforderlich, weil die ausgekohlten Räume nach der bergpolizeilichen Anordnung vom 1. No— vember 1903 mit Bergen wieder zugesetzt werden müssen.
Nach den vorgelegten Schichtenzetteln hat Beschwerde⸗
führer verdient: Im Monat August in A Schichten à 4,86 (66
gend
n „September. . a4. 11 ö. „75 M6 b. 15 ö „490 Ml
— ö „4424 „ November . a. 18 4 „4,45 ( ⸗
b. als Schießmeister in 2 ö. „4,20
C. „ Verbauer. in 2 ö 400 M6
Der Zechenvertreter hebt noch besonders hervor, daß in demselben Bremsberge in den gegenüberliegenden Oertern mit gleichen Flözverhältnissen für die Schicht im Monat August 5,68 S verdient worden sind; allerdings war der Gedingesatz für den Wagen 5 3 höher, wie vor dem Ort des Beschwerde⸗
1905.
führers; vor diesem Ort war aber der Wagen circa 70 m weiter, also im ganzen 140 m, zu schleppen.
Der Betriebsführer Koch gibt an;
In diesem Floͤz wird viel Holz zum Verbauen der Strecken und Bremsberge verbraucht; es wird aber stets dafür e brgt. daß das notwendige Holz zur Stelle ist. Ich gebe zu,
aß es in einzelnen Fällen vorgekommen sein mag, daß vor
einzelnen Betrieben eln einzelnes Stück Holz gefehlt hat. Be⸗ schwerdeführer hat mir gegenüber niemals über, Holzmangel geklagt. Nur etwa 3 bis 4mal im Jahre hörte ich bei meinen Befahrungen hierüber etwas. Was den baulichen Zu— stand der Strecken und Bremsberge betrifft, so bestätige ich, daß das Gebirge dort sehr druckhaft ist und die Strecke viel Reparatur erfordert. Die vom Beschwerdeführer angeführte, als angeblich in besonders schlechtem Zustande befindliche westliche Pferdestrecke ist im Jahre 1904 als Stoßort neu aufgefahren und ausgebaut und befindet sich in ordnungsmäßigem Zu⸗ stande. Auch die drei Bremsberge sind erst im vorigen Jahre neu verbaut und in durchaus ordnungsmäßigem Zustande. Wir haben selbst das größte Interesse daran, die Strecken und Buerschläge fahrbar und in einem solchen Zustande zu erhalten, daß vorschriftsmäßig gefüllte Wagen durchgefahren werden können. Daß die Angaben des Beschwerdeführers nicht zu— treffen können, erhellt schon aus der Tatsache, daß z, B. im Monat August in demselben Bremsberge von dem Betriebs⸗ punkte des Beschwerdeführers 395 Wagen, von den beiden gegenüberliegenden Oertern 704 bezw. 570 Wagen, also im ganzen 1676 Wagen, in einem Monat durchgefoͤrdert worden sind. Eine solch' Förderung wäre nicht möglich, wenn der Bremsberg in dem vom Beschwerdeführer geschilderten Zu⸗ stande sich befände. Bemerken möchte ich . daß der Be⸗ schwerdeführer mit seiner Kameradschaft zusammen eine wesentlich geringere Leistung aufzuweisen hat, wie die unter den gleichen Verhältnissen arbeitenden Kameradschaften in gegen uͤberliegenden Oertern. Das Verhältnis der Leistung pro Wagen und Schicht stellt sich beispielsweise in dem Monat August wie 4,1 zu 5,2.
Der Reviersteiger Wilhelm Voß erklärt auf Befragen folgendes: . ö
In dem hier in Rede stehenden Flözteile wurden die (letzten Pfeilerreste verhauen. Die Strecken waren schon vor Jahren aufgefahren und darauf stark in Druck geraten. Auch standen die Bremsberge unter starkem Druck.‘ Es mag im einzelnen Falle vorgekommen sein, daß sich die Schienen durch den Drück etwas verbogen haben, auch die Kappen durchgebrochen sind. Es wurde aber stets fuͤr möglichste Abhilfe sofort gesorgt. Daß Wagen zwischen die Schienen gefallen sind, kann nicht vorgekommen sein, sonst würden wir die starke Förderung durch den Bremsberg und die Strecken nicht haben bewältigen können. Auch mag es in einzelnen Fällen vorgekommen sein, daß einzelne Kohlenstücke durch vorstehende Kappen vom Wagen geschoben sind. Häufiger kann dieses aber auch nicht stattgefunden haben; denn im Monat August sind
von 396 Wagen 4 Wagen wegen Unreinheit und Minder⸗ maßes, im Monat September . — von 407 Wagen 0 Wagen wegen Unreinheit und Minder⸗ maßes, im Monat Oktober ö — von 468 Wagen 7 Wagen wegen Unreinheit und Minder⸗ maßes gestrichen worden, und zwar der ganzen Kameradschaft von 4 Mann.
Ich entsinne mich nicht, mit dem Beschwerdeführer Ischner jemals in besonders scharfen Wortwechsel wegen Meinungsverschiedenheiten geraten zu sein. Auch hat mir Ischner hierzu keine Veranlassung gegeben. .
Der Gedingesatz betrug für die Herstellung eines Stoß⸗ überhauens in diesem Flöz im allgemeinen 3 6K pro Meter und 95 J für den Wagen Kohlen. Dieses Gedinge war auch für die Kameradschaft des Ischner im November v. J. festgesetzt. Diese Festsetzung ist aber nicht durch mich, sondern burch den Betriebsführer Koch erfolgt. Beim Auffahren des Ueberhauens stellten sich die Flözverhältnisse k dar, wie z. Zt. des Gedingeabschlusses. Infolgedessen hat der Betriebsführer dem Gesamtverdienst der Kameradschaft am Schluß des Monats 30 6. zugesetzt.
Beschwerdeführer wollte die Bergschule besuchen und bat mich, ihn für diese Zeit mit der leichten Arbeit eines Schieß⸗ meisters zu betrauen. Ich habe ihn als solchen angenommen, ihm jedoch keinen bestimmten Lohn ' r , h erf lag keine besondere Veranlassung vor, weil der Lohnsatz für die Schießmeister allgemein mit 420 6 anfängt und bei zufrieden- stellenden Leistungen auf 4,30 „6 bis 4,50 (Mb steigt. Dieser Lohnsatz ist der ganzen Belegschaft bekannt. Ischner hatte bereits die letzten 2 Schichten des Monats November als Schießmeister verfahren, ünd pro Schicht 420 M6 bekommen. Am Lohntage im Dezember hat er sich hierüber nicht be⸗ schwert. Erst nach Ausbruch des Streiks im Monat Januar war er bel mir und klagte darüber, daß er 10 3 pro Schicht zu wenig bekommen habe. Ich betonte ihm gegenüber noch⸗ mals, daß er den üblichen Lohn bekommen und ich ihm einen höheren Lohn nicht versprochen habe.
v
u.
. 9. Wilh. Voß.
Der Betriebsführer Koch erinnert sich, daß im November
v. J. der Beschwerdeführer Ischner 3. gebeten hat, vor die Arbeit zu kommen und Gedinge festzusetzen. Als er einige Tage später an den Betriebspunkt gekommen sei, habe er die en n e von der Gegenschicht des Ischner angetroffen. Auf sein Befragen, ob der Steiger schon mit ihnen über den Gedingesatz gesprochen, erhielt er zur Antwort, Steiger Voß abe ihnen erklärt, das Gedinge stehe hier auf 3 1 das eter und 95 J für den Wagen Kohlen. Er habe diesen Saß für angemessen erklärt. Von den Arbeitern sei dieser Saß jedoch für zu niedrig berechnet. Gegen Schluß des
— e r. 3 K ; 3