1905 / 122 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 May 1905 18:00:01 GMT) scan diff

Arbeit so hoch, daß wir 7isafüßige nötig hatten, und diese fehlten gerade. Ich halte diese Strafe für ungerecht, weil man Unmögliches von mir verlangt hat. Ein drittes Mal wurde ich mit 2 S bestraft wegen unreiner Förderung. Ich gebe zu, daß die Kohlen unrein waren, halte es aber für äanrecht, daß neben dem Nullen noch Geldstrafen verhängt werden. Ein viertes Mal wurde ich Dezember v. J. mit 2 Is bestraft, weil ich bei der Anfahrt zur Schicht meine Markennummer vergessen hatte. Ich gebe zu, daß ich hierbei nicht ordnungsmäßig gehandelt habe, beklage mich aber darüber bestraft wurde, trotzdem daß es das erste

daß ich gleich so hoch Mal war, daß ich meine Nummer vergessen hatte.

Hierzu erklärt der Steiger Strahberg: In dem ersten Falle wurde Kriwinsky bestraft, weil er, entgegen dem Verbot, Berge eingeladen hatte, trotzdem er nach meiner Ansicht Platz genuͤg zum Versatz der Berge hatte, Die Arheiter ziehen es zuweilen vor, die Berge in den Wagen zu laden, wenn das Verpacken derselben und der Versatz schwieriger wird. Ich habe noch gestern dem Kriwinsky, als er mir über Mangel an Raum zum Bergeversetzen klagte, nachgewiesen, daß Platz genug da war. Im 2. Falle habe ich ihn bestraft, weil er unvorschriftsmäßig verbaut hatte. Als ich nämlich in der Arbeit ein Holz nur mit einem Anpfahl vorfand, waͤhrend es vorgeschrieben war, Schalhölzer mit 2 Stempeln beim Ver— bauen zu verwenden, erklärte mir Kriwinsky, daß nicht er, sondern die Kameradschaft der anderen Schicht das Holz gestellt hätte. Ich habe infolgedessen den Ortsãältesten ieser Kameradschaft zuerst bestraft, und als dieser mir erklärte, daß nicht er, sondern Kriwinsky der Schuldige sei, habe ich auch diesen bestraft, weil ich nicht feststellen konnte, wer der eigentliche Schuldige war. In dem dritten Falle habe ich ihn auf Veranlassung des Be— lriebsführers bestraft, der ihn vor seiner Arbeit beim Einladen

von Kohlen antraf und dabei feststellte, daß er eine große

Menge Berge zwischen die Kohlen geladen hatte. v. g.

Zu der vierten Bestrafung wegen Nichtabgabe der Marke, bemerkt der Steiger Ernst, daß die Höhe von 2 66 für solche Fälle vom Betriebsführer festgesetzt worden sei. Der am unort aufsichtsführende Fahrhauer habe Kriwinsky auf—

gefordert, s weigert.

Der Zechenvertreter bemerkt hierzu noch, daß die Betriebs⸗ leitung durch die häufigen Unordnungen bei der Abgabe der Marken gezwungen worden sei, diese hohe Strafe für die Nichtabgabe der Marken festzusetzen. Die Marke dient zur Kontrolle für die Reihenfolge bei der Ausfahrt. Wenn die Leute nicht durch hohe Strafen gezwungen würden, ihre Marken regelmäßig abzuliefern, würde eine Ordnung hierin

nicht aufrecht zu erhalten sein.

Aus der Strafliste wird sodann festgestellt, daß folgende

Bestrafungen vorgekommen stnd: Monat 1903 1904 . darunter ö darunter Bestrafungen wegen Bestrafungen wegen überhaupt willkürlichen überhaupt willkürlichen

Feierns Feierns Januar 423 64 142 55 Februar 238 144 244 126 März 137 62 239 84 April 90 50 249 116 Mai 116 64 196 57 Juni 279 179 184 41 Juli 202 90 106 17 August 262 132 221 50 September 222 S5 216 45 Oktober 157 46 136 28 November 172 416 99 16 Dezember 84 35 173 37

Als besonders hohe Strafen werden sodann von den Beleglegschaftsvertretern eine Anzahl von Bestrafungen aus der Strafliste bezeichnet, die wegen Nichtabgabe der Lohnbücher erfolgt sind. Bestraft wurden deswegen am 15. Februar 190 22 Bergleute mit je 3 6. Der Zechenvertreter bemerkt hierzu, daß die betreffenden Arbeiter wiederholt aufgefordert worden seien, ihre Lohnbücher, die von der Knappschaft ein— gefordert worden seien, abzuliefern. Zum ersten Male seien die Leute am 1. Februar mit 1 (6 bestraft worden, und als dies nicht gefruchtet habe, habe man sie am 11. Februar mit

3 6 bestrafen müssen. Bei der Bekann der Strafe J ,, ,, fe. * j i der Bekanntmachung der Strafen vorgebracht, wenn mich nicht Steiger Ellbrechter am 1. d. M.

am 11. Februar seien die Leute nochmals gewarnt worden und ihnen die Strafe von 3 (6 angedroht worden, wenn die Lohnbücher nicht bis zum 15. Februar abgeliefert seien. Die betreffenden Bekanntmachungen wurden von dem Zechen— vertreter vorgelegt.

Die Belegschaftsvertreter erkannten hierauf die Be— rechtigung der Bestrafungen und deren Uebereinstimmung mit der Arbeitsordnung an.

V. Als fünfter Punkt der allgemeinen Beschwerden wird von den Belegschaftsvertretern angegeben, daß die Arbeiter der Mittagsschicht spätestens etwa 10 Minuten vor 2 Uhr ihre Marke abzuholen haben und daß später Marken für ge— wöhnlich nicht mehr ausgegeben werden. Die Seilfahrt be⸗ ginne für die Mittagschicht m 2 Uhr und endige R/ Uhr. Es sei wünschenswert, daß die Einrichtung getroffen werde, wie bei der Einfahrt zur Frühschicht, wo die Markenausgabe erst / Stunde vor Beendigung der Seilfahrt geschlossen werde. Die Arbeiter der Mittagsschicht müssen, auch wenn sie mit dem letzten Korbe einführen, doch schon vor 2 Uhr auf der Grube sein.

Der Zechenvertreter erklärt hierzu:

Es ist richtig, daß die Markenausgabe für die Mittags⸗ schicht gegen 2 Uhr geschlossen wird. Es ist diese Vorschrift erlassen worden, weil die Arbeiter der Mittagsschicht in der Regel Materialien einnehmen und auch sonst mit dem Revier⸗ steiger über ihre Arbeiten zu sprechen haben. Es sind mir Über die Einrichtung bisher keinerlei Beschwerden vorgebracht worden; ich bin aber bereit, anzuordnen, daß die Marken⸗ ausgabe für die Mittagsschicht fortan erst um A Uhr ge— schlossen wird.

Die Belegschaftsvertreter erklären hierauf, daß sie den Vorschlag des Zechenvertreters für annehmbar und die Sache für erledigt halten.

VI. Als sechster Gegenstand der allgemeinen Beschwerden be⸗ zeichnen die Belegschaftsvertreter die Abortwirtschaft unter Tage. Es werde von seiten der Belegschaft darüber Klage geführt, daß die Abortfässer zu weit von den Arbeitsstellen ent⸗ fernt seien, daß sie nicht immer rechtzeitig geleert und bei der Entleerung der Fässer nicht immer rechtzeitig Ersatzfässer ge⸗

eine Marke zu holen und dies habe Kriwinsky ver—

stellt würden. Auch werde in einzelnen 36 über den Zu⸗

stand der Fässer geklagt. Aus eigener Erfahrung gibt der Belegschaftsvertreter 6 an, daß einmal im vorigen Jahre im ,, der JI. Sohle hinter Flöz XVIII ein Kübel gestanden habe, dessen Sitz defekt gewesen, sodaß der Kübel nicht mehr luftdicht zu schließen gewesen sei. Der Kübe] habe gestanden, bis er voll war. Weitere Fälle wisse er nicht an⸗ ugeben. Auch könne er keine . für solche benennen. luch die beiden übrigen Belegschaftsvertreter können weder aus eigener Erfahrung, noch durch Zeugen Belege für diese Be⸗ schwerde beibringen. (

Der Zechenvertreter erklärt hierzu, daß gerade der Abort⸗ wirtschaft unter Tage von seiten der Betriebsleitung die größte Aufmerksamkeit zugewendet worden sei. Die Zeche Minister Achenbach sei die erste gewesen, die noch vor Ausbruch der Wurmkrankheit für die Anschaffung der besteingerichteten Kübel gesorgt habe. Es seien 50 Kübel vorhanden, von denen 40 im Gebrauch seien. Die Belegschaft in der stärkst belegten Schicht betrage etwa 400, sodaß auf etwa 10 Mann ein Kuͤbel entfalle. Wie wenig indeß die Arbeiter in dieser Beziehung zufrieden zu stellen seien, beweise ein Fall, in welchem eine Rameradschaft sich beschwert habe, weil ihr Kübel etwa 100m von der Arbeitsstelle entfernt stand. Als dann ein besonderer Kübel ganz nahe bei der Arbeitsstelle aufgestellt worden sei, sei dieser Kübel von derselben Kameradschaft so beschmutzt worden, daß die Leute hätten bestraft werden müssen. Ueberhaupt kämen absichtliche Beschmutzungen der Kübel und auch Be— schädigungen der Sitze zahlreich vor.

PII. Als siebenter Punkt der allgemeinen Beschwerden bezeichnet der Belegschaftsoertreter Falk die Einrichtung der Sonntagsnachtschicht. Es sei wünschenswert, daß diese Schicht auf die Nacht von Samstag auf Sonntag verlegt würde, damit jeder Arbeiter den Sonntagabend frei hätte, Von der Belegschaft seien ihm nach dieser Richtung Wünsche aus⸗

esprochen worden. Nachdem von seiten des Zechenvertreters

ö eingewendet wurde, daß die Belegschaft der Zeche

Achenbach etwa zur Hälfte aus Katholiken bestehe und diese

durch die gewünschte Aenderung vom Kirchenbesuche abgehalten

würden, wurde auf Vorschlag der Belegschaftsvertreter Buse⸗

mann und Wlodarczek die Beschwerde des Falk zurückgezogen. v. g.

Weitere allgemeine Beschwerden haben die Belegschafts— vertreter nicht vorzubringen.

B. Einzelbeschwerden. 1) Schlechte Behandlung.

Der Bergmann Kriwinski, schon früher vernommen, sagt aus:

Im November v. J. war ich in Flöz XVIIILa Strebe Westen beschäftigt, wo wir zum Verbauen 2 flüssige Stempel brauchten. Als ich mich eines Tages beim Steiger Ernst darüber beklagte, daß keine Stempel zum Verbauen vorhanden wären, sagte mir dieser, ich solle über Tage die nötigen Stempel in die Tasche stecken und sie mit mir in die Grube nehmen.

Hierzu bemerkt der Steiger Ernst, 380 Jahre alt, seit 1. Juli v. J. Reviersteiger:

Ich bestreite, daß ich die Aeußerung zu Kriwinski getan habe. Die Kameradschaft brauchte nur 2 flüssige Stempel und sollte hierzu Stempel, die beim Verbauen im

—— 1

Suerschacht abfielen, verwenden, aber möglichst kein Holz von w glich Dolz

Tage sich verschaffen, Ich erinnere mich wohl, daß ich einmal, als ich oben im Pfeiler zu wenig Holz gestellt fand, zu ihnen gesagt habe, sie könnten sich die Stempel ja in der Tasche mit

nach oben nehmen und wollte damit sagen, daß es für sie so leicht sei, die kurzen Stempel nach oben zu schaffen.

2) Ueber die Lohnverhältnisse sagt derselbe Kriwinski noch aus: Im November 1902 war ich mit meinem Bruder Johann

zusammen im 1. Abhauen Flöz 7 Oberbank mit Verbauen

befchäftigt. Das Gedinge war für das Feld Holz zu 10 (6 und für das laufende Meter zu senken zu 1 „6 festgesetzt. Wir haben in dem Monat 30 Feld Holz gesetzt und 5 m gesenkt. Außerdem haben wir noch 4 Schichten im Schicht⸗ lohn gearbeitet, wofür wir 5 (66 erhalten sollten und für das Auseinanderhauen eines Förderwagens 12 6 Dies macht für die Schicht auf jeden etwa 7,40 (6, während wir nur 576 ( erhalten haben. Ich habe den Steiger Ellbrechter wiederholt wegen dieser Lohndifferenz zur Rede gestellt, aber

ohne Erfolg. Bei der Zechenverwaltung habe ich mich nicht

beschwert und bin auch beim Berggewerbegericht nicht klagbar geworden. Ich hätte die ganze Angelegenheit überhaupt nicht

aus einer guten Arbeit in das Revier des Steigers Strahberg verlegt hätte, wo die Arbeit schlechter ist. z v. g.

Aus dem Steigerjournal für November 1902 wird sodann festgestellt, daß Kriwinski mit seinem Bruder Johann den Arbeitern Baldau, Romann, M. Kaschiefty, S. Kaschiefky, Heger und Ruxel beim Verbauen im 1. Abhauen im Flöz V beschäftigt waren und zusammen 104 Schichten verfahren haben, wovon die beiden Kriwinski je 23. Es sind verrechnet für die genannte Kameradschaft:

59 Feld Holz à 10 66

10 m gesenkt à 1 M6 und im ganzen 600 6 ausgezahlt, das ergibt einen Schicht— lohn von 5,76 M

Hierzu bemerkt Steiger Ellbrechter, 39 Jahre alt und seit J. Februar 1902 Reviersteiger auf der Zeche:

Die beiden Kriwinski waren zu der erwähnten Zeit beim Verbauen des ersten Abhauens in meinem Revier beschäftigt. Ich erinnere mich, daß sie beide einen Tag mit Nebenarbeiten im Querschlage beschäftigt waren. Hierfür sind der Kamerad⸗ schaft des Kriwinski 10 m für Senken verrechnet worden. Ich bestreite, daß bei der Nebenarbeit 4 Schichten verfahren sind. Auch bestreite ich, daß die beiden einen Förderwagen augeinandergeschlagen haben. Es hat allerdings ein Wagen in dem Abhauen festgesessen, der aber, soweit ich mich erinnern kann, von einer anderen Kameradschaft zerschlagen worden ist. Der Kameradschaft ist im Steigerjournal genau das ver⸗ rechnet worden, was sie geleistet hat. Ich erinnere mich nicht, daß Kriwinski wegen der Lohndifferenz bei mir vorstellig ge⸗ worden ist.

v g.

3) Ueber Mangel an Waschwasser in den Waschkauen führt der Bergmann Johann Wegener, 140 Jahre alt, geit 16 Monaten . der Zeche in Arbeit, Beschwerde und erklärt;

Seit ich auf der Zeche Achenbach beschäftigt bin, ist es 3mal vorgekommen, daß bei der . aus der Grube kein Wasser in der Kaue war, die Brgusen nicht zu benutzen waren, sodaß wir schmutzig nach Hause gehen mußten. Als

Grund hierfür wurde uns jedesmal angegeben, daß die Wasser⸗

leitung unterbrochen sei. In der Kolonie, in der ich wohne,

. es noch öfter an Waffer gemangelt, das auch zeitweise in

o schlechtem Zustande war, daß man es nicht genießen konnte. v. g.

Der Zechenvertreter bemerkt hierzu:

Jebe zu, daß früher zeitweise das Wasser für die Waschkauë gefehlt hat. Das lag an der mangelhaften Lieferung des Unnaer Wasserwerks, an welches die Zeche angeschlossen ist. Wir haben daher schon im vorigen Frühjahr, entgegen den Vertragsbestimmungen mit dem Unnaer Werk, einen An— schluß an das Gelsenkirchener Wasserwerk notgedrungen her— stellen müssen und im vorigen Sommer große Reservebehãälter von öh 0 cbm Inhalt hergestellt, aus denen in Notfällen das Wasser geschöpft wird, sodaß seitdem Mangel an Wasser auf der Zeche nicht mehr eintreten kann. Die Kolonie wird eben⸗ falls mit Wasser aus dem Unnaer Werk versorgt. Hier sind wir leider vorläufig nicht imstande, Abhilfe zu schaffen. Aber auch hier wird die Wasserfrage geregelt werden, sobald der Prozeß, den wir mit dem Unnger Werk führen, entschieden sein wied. Ich beabsichtige, mich deshalb an die Regierungs⸗ behörde um Abhilfe zu wenden, damit wir von den hinder—⸗ . Vertragsbestimmungen mit dem Unnaer Werk befreit werden.

Zum Schluß gibt der Zechenvertreter noch folgende Er⸗ klärung ab: .

Von seiten des Reichstagsabgeordneten Bömelburg ist in einer Volksversammlung am 25. Januar d. J. behauptet worden, es erscheine fraglich, ob die Nullgelder, wie es heiße, der Unterstützungskasse zugeführt würden. Es sei den Berg— leuten nicht gestaͤttet, Einsicht in die Buchführung dieser Kasse

u nehmen; ferner: die Leute, die gut schmeicheln und gut alen en könnten, würden jedenfalls mehr Nutzen aus dieser Unterstützungskasse ziehen, als die großen zahlenden Massen.

Die Unterstutzungskasse besteht in der heutigen Verfassung seit dem 1. Januar 1901. Die Verwaltung wird geführt von einem Vorstand, der aus dem Betriebsführer und 2 Beamten der Zeche und 3 Mitgliedern der Belegschaft besteht. Die Zahl der letzteren ist seit Mai 1903 auf 6 erhöht worden. Die Vertreter der Belegschaft werden durch Aushang der Belegschaft bekannt gemacht mit der Aufforderung, eventuell ihre Einwendungen dagegen bei der Zechenverwaltung anzu— bringen. Der Vorstand entscheidet über die zu gewährenden Unterstützungen nach Stimmenmehrheit. In die Kasse fließen die Lohnbeträge für die genullten Wagen, Strafgelder, die überschießenden Pfennige und die nicht abgehobenen und gesetz⸗ lich verfallenen Lohnbeträge sowie die Zinsen und sonstige freiwillige Zuwendungen. Die Kassengeschäfte werden von dem Rechnungsführer der Zeche unentgeltlich geführt, All⸗ jährlich im Januar wird von dem Rechnungsführer Rechnung gelegt, die von dem Vorstande geprüft wird, welcher dann eventuelle Decharge erteilt. Der Kassenabschluß wird der Belegschaft durch Aushang bekannt gemacht.

Zum Beweise dafür, daß die der Kasse satzungs gemäß zu⸗ uführenden Gelder richtig abgeführt und verbucht worden ah lege ich die Kassenbücher nebst Belägen zur Prüfung vor.

Von der Kommission ist hierauf Einsicht in die Bücher und Beläge genommen worden und festgestellt, daß die in Betracht kommenden Eintragungen der Lohnlisten mit den in den Kassenbüchern in Einnahme aufgeführten Posten sämt⸗ lich übereinstimmen. Durch Stichproben wurde außerdem ermittelt, daß die in Rede stehenden Eintragungen der Lohnlisten mit den Eintragungen der Steigerjournale über⸗ einstimmen. Besonders ist festgestellt worden, daß die Beträge für die genullten Wagen in vollem Umfange ordnungsmäßig in die Kasse abgeführt sind. Die Belegschaftsvertreter erklären sodann noch, daß sie an der ordnungsmäßigen . der Unterstützungskasse keinen Augenblick gezweifelt hätten, un daß sie überzeugt seien, daß bei der Gewährung der Unter⸗ stützungen nicht nach Willkür, sondern lediglich nach Maßgabe der Bedürftigkeit der Unterstützten verfahren werde und die gegenteilige Behauptung auf Verleumdung beruhe.

Die Belegschaftsvertreter erklären außerdem überein⸗ stimmend, daß die geführte Untersuchung mit Ausnahme des Wagennullens keine Mißstände ergeben habe, die den Ausstand der Bergleute berechtigt erscheinen ließen.

Hierauf wurde das Protokoll verlesen und unterschrieben. Lange. F. Gladen. Winter. Falk. Busemann. Wlodarczek.

v. g. u. Bonnermann, Köhler, seustein, Amtmann. Bergrat. Oberbergrat.

Bergreferendar Sauerbrey, als Protokollführer.

Anlage 2. .

15 Auf der Zeche Minister Achenbach wurden im Januar 1904 gefördert 45 568 Wagen, davon wurden genullt wegen Unreinheit 201 Wagen.

ö. kommt mithin auf 20,? Wagen Förderung 1 genullter Wagen 2 h oo ö

Im Februar wurden gefördert 46 855 Wagen und davon genullt 2029 Wagen. Auf 23,09 Wagen Förderung kommt demnach 1 ge⸗ nullter Wagen 4,33 0 .

) Auf Achenbach betrug der Gesamtdurchschnittsl ahn im Januar 4,57 S, im Februar 4,65 468 ν; letztere Zahl läßt sich erst bis zum 1415. März angeben. Der Hauerdurchschnittslohn betrug im Januar 4,92 ƽ, im Februar 5, 11 6

i, . Kameräbschaften wurden durch das Nullen erheblich über den Durchschnitt betroffen:

A. Im Januar: K. Nr. 71: Gefördert 52 Wagen, genullt 8 Wagen 1600. Verdient 4,62 106 Die Arbeiter waren beim Aufbau einer Sohlen⸗ strecke beschäftigt, wodurch sich die vielen unreinen Kohlen erklären. (In der hetreffenden Steiger. abteilung betrug der Sauerdurchschnittslohn 4,914) K. Nr. 73: Gefördert 534, gestrichen 66 12,36 0/0. Verdient 5, 06 . Strebe in Flöz 5. Unterbank. Abteilungsdurchschnitt 4,91 16 K. Nr. 74: Gefördert 426, gestrichen 37 8,7 0seX. Verdient 4. 67 c Strebe in Flöz 3 Unterbank. Abteilungsdurchschnitt 4,91 0 K. Nr. 79: Gefördert 420, gestrichen 28 6,6690 o. Verdient 5, O5 6 Strebe in Flöß 5 Unterbank. Abteilungsdurchschnitt 4,91 116 K. Nr. 83: Gefördert 186, gestrichen 25 12,360 o. Verdient 4,81 66 Strebe in Flöz 5 Unterbank. Abteilungsdurchschnitt 5, 24 A

) K. Nr. Kohlennummer.

(Schluß in der Zweiten Beilage.)

Zweite Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

K. Nr.

K.⸗Nr.

K. Nr.

K. ⸗Nr.

K. Nr.

K. Nr.

KR. Nr.

K. Nr.

K. Nr. K. Nr. K⸗Nr. K. Nr. K. Nr.

K. ⸗Nr.

K.⸗Nr. K. Nr. K. Nr. K.⸗Nr. &. Rr. K. Nr.

K. Nr.

K. ⸗Nr. K. ⸗Nr. K.⸗ Nr.

K.. Nr.

K. Nr.

151:

166:

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166:

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3

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121

124:

.

146:

148

n,,

13

174:

202:

203:

M 122.

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

Gefördert 626, gestrichen 54 S, h 0s.

Verdient 5, 64 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 471

Gefördert 60ß, gestrichen 41 6,760 / 0.

Verdient 469 Strebe in Flöz 6. s Abteilungsdurchschnitt 4,71 M

Gefördert 758, gestrichen 71 9,370 o.

Verdient 5 02 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 4,71 4

Gefördert 576, gestrichen 53 9,20 o.

Verdient 5, 19 60 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 4,71

Gefördert 384, gestrichen 34 8, 8h 0 /ͥo.

Verdient 3, S2 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 4,71“ 60

(Nach Behauptung des Betriebsführers eine

ausgesucht schlechte Kameradschaft.)

Gefördert 668, gestrichen 66 100sCC

Verdient 5, 14 4 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 4,71 A6

Gefördert 636, gestrichen 4 8,490 /0.

Verdient 4,35 6 Strebe in Flöz 6.3 Abteilungsdurchschnitt 5, 08 0

Gefördert 571, gestrichen 62 10,9 0so.4

Verdient 4. 46 6 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 5, 08 S

Gefördert 708, gestrichen 85 11,8 0 o.

Verdient 5, 05 .

Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 491 160 Gefördert 357, gestrichen 2 700. Verdient 4,79

Strebe in Flöz 6.

Abteilung durchschnitt 4,95 .

Gefördert 449, gestrichen 69 15,ů7 0 0.

Verdient 4.82 106 Strebe in Flöz 6. Abteil ungedurchschnitt 4, 95 6.

Gefördert 519, gestrichen 66 10,79 0/0.

Verdient 5. 15 4 Strebe in Flöz 6. Abteilung durchschnitt 4.95 6

Gefördert 769, gestrichen 105 13,650 i.

Verdient 4,7 1 6 Strebe in Flöz . Abteilungsdurchschnitt 4 95

Gefördert 279, gestrichen 338 13,620 /0.

Verdient 5, 16 .

Strebe in Flöz .

Abteilungedurchschnitt 4.95 A0 B. im Februar.

Gefördert 806, gestrichen 47 5,83 0 / 0.

Verdient 5 33 Wetterstrecke in Flöz 5 Oberbank. Abteilungsdurchschnitt 5, 30 M

Gefördert 503, gestrichen 30 5H, 960 /0.

Verdient 4,62 4. Strebe in Flöß 5 Oberbank. Abteil ungsdurchschnitt 5, 10 60

Gefördert 282, gestrichen 20 7, 020 o.

Verdient 4 6 Strebe in Flöß 5 Oberbank. Abteilungsdurchschnitt 5, 10 0

Gefördert 1098, gestrichen 56 5,10 0o.

Verdient 5, 98 (. Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 5, 19 160

Gefördert 516, gestrichen 27 5,230 / 0.

Verdient 5.31 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 5, 19 6

Gefördert 483, gestrichen 28 5, Co.

Verdient 5.30 Strebe in . Abteilung durchschnitt 5, 19

Gefördert 444, gestrichen 28 5,17 9so.

Verdient 4,93 (. Strebe in Flöz 6. Abteil ungsdurchschnitt 5, 19 6

Gefördert 917, gestrichen 48 5.36 0/0.

Verdient 481 4 Strebe in Flöz tz. ö. Abteilungsdurchschnitt 4 87 M

Gefördert 592, gestrichen 37 6,4 0o.

Verdient 4,74 ( Strebe in Flöz t. Abteilungsdurchschnitt 4 87 4

Gefördert 547, gestrichen 31 5,66 Yso.

Verdient 4.74 4. Strebe in Flöz . Abteilungsdarchschnitt 4.87

Gefördert 706, gestrichen 60 8,5 / .

Verdient 492 Strebe in Flöz 6. Abteilungsdurchschnitt 5, 07 A

Gefördert 657, gestrichen 45 6,6 9½o

Verdient 4,83 Strebe in Flöj t. Abteil ungedurchschnitt H. 07 A

Gefördert 740, gestrichen 57 7,7 0so.

Verdient 4 60 11 Strebe in Flöz 6. ; Abteilungedurchschnitt 5. 7 M

Gefördert 343, gestrichen 33 10, 080 .

Verdient 3.62 10 Strebe in Flöz 5 Unterhank. Abteilungsdurchschnitt 4,5 1

(Rach Aussage deg Betriebsführers

schlechte Kameradschaft)

Gefördert 465, gestrichen 34 7,3 0.

Verdient 4,31 Strebe in Flöj 5 Unterbank. Abteilungsdurchschnitt 475 *

Berlin, Mittwoch, den 24. Mai

K. Nr. 205: Gefördert 471, gestrichen 40 8,5 Oso. Verdient 4.41 4 Strebe in Flöz 5 Unterbank. Abtellungsdurchschnitt 475 60

K. Nr. 208: Gefördert 492, gestrichen 2 10, Oss. Verdient 4,79 4

1905.

Strebe in Flör 5 Unterbank. Abteilungsdurchschnitt 4,758 4

K. Nr. 214: Gefördert 693, gestrichen 77 10,8 0 .

Verdient 5, 02 S Strebe in Flöz 6. Abteilungedurchschnitt 4.75 4

Angegebene Beweismittel

Beweiserhebung ist erfolgt du

Beschwerden der auf der Zeche Minister Achenbach im Bergrevier Dortmund 11 arbeitenden Bergleute.

Ansicht der Untersuchungskommission über das Beweisergebnis.

Y) Wagennullen.

) Lohnverhãltnisse.

3) Holzmangel.

Vernehmung der Zeugen . begründet. Wenn auch durch die Förderjournale

Hermann Köster, Franz Kretek, Rudolf Lange, Jakob Buksa, Brückenkontolleur

Einsicht in die Förder⸗ journale.

Zeugen und Lohnbücher. Vernehmung der Zeugen:

aul Falk, skar Zeikowski, Georg Kriminius Ludwig Kriwinski, Thomas Matzkowiak, Franz Lowack, Julius Luig. Anton Schebanski, Heinrich Bauer, der Steiger: ' e. Vagina, ienand Strahberg, Bruchhãuser, zur Nieden, Einsicht in die Steiger⸗ journale und Lohn- bũcher.

Vernehmung der Zeugen:

einrich Bauer,

Skar Zeikowski, Georg Kriminius, Steiger Strahberg, Steiger Bender,

Einfahrer Isselbãcher.

Die Beschwerde über zu starkes Nullen erscheint

festgestellt worden ist, daß die einzelnen Beschwerden übertrieben sind, so gilt doch als erwiesen, daß das Nullen durchweg stark und in vielen Fällen über mäßig betrieben worden ist. Es muß jedoch hierbei bemerkt werden, daß das Nullen sich hauptsächlich auf diejenigen Kameradschaften erstreckt hat, die auf Flözen arbeiteten, deren Kohle schwer rein zu fördern sst und daß durch das Nullen die Löhne dieser Kameradschaften im allgemeinen nicht ungünstig be⸗ einflußt worden sind, sodaß die Angabe der Zechen, verwaltung, daß bei der Gedin et e e ierauf Rücksicht genommen werde, zutreffend erscheint.

Die Aussage des Zeugen Buksa, daß auf An— ordnung täglich eine bestimmte Anzahl von Wagen genullt werden mußte, hat sich als unrichtig heraus. gestellt. Die Entlaffung des Zeugen Kretek wegen unreiner Förderung erscheint durch die Umstände hin— reichend begründet, desgleichen die gegen den Zeugen Lange neben dem Nullen verhängte Geldstrafe.

Zu den Beschwerden über Lohnverhältnisse muß vorab bemerkt werden, daß die Untersuchung derartiger Beschwerden, namentlich über niedrige Gedinge und geringe Löhne, nur selten zu einem klaren Ergebnis gelangen kann, weil eine Prüfung der Verhãältnisse und Feststellung des Tatbestands nur in den seltensten Fällen noch möglich ist. Ob daher in den Fällen Falk und Natzkowiak die niedrigen Löhne auf zu niedrig gestelltes Gedinge oder auf persönliche Ver⸗ hältnisse der euch selbst zurückjuführen sind, ließ sich nicht mehr seststellen. Als begründet ist die Beschwerde der Zeugen Zeikowski und Kriminius über unrichtige Abnahme und Verrechnung der ge— leisteten Arbeit anzusehen, die jedoch durch Nach⸗ verrechnung seitens der Zechenverwaltung ihre Er—⸗ ledigung gefunden hat. Unbegründet und auf un— richtigen Angaben beruhend sind die Beschwerden der Zeugen Zeikowski und Luig über Nichtzablung des dersprochenen Schußlohns sowie des Lowack über un—⸗ gerechtfertigte Abzüge vom Lohn. Die Beschwerde des Kriwineki konnte nicht klargestellt werden. Aus dem von dem Zeugen als Beweismittel für seine Behauptung beigehrachten Anschreibebuch gewann die Kommission den Eindruck, daß die Eintragungen in dasfelbe erst vor kurzer Zeit, auf jeden Fall aber nicht an Ort und Stelle in der Grube gemacht worden sind. Auffallend muß es erscheinen, daß Zeuge das Anschreibebuch am ersten Verhandlungs age garnicht erwähnt hat und erst am dritten Ver⸗ handlungstage damit gekommen ist, ferner daß Zeuge trotz des beträchtlichen Geldbetrages, der hier in Frage stand, sein vermeintliches Recht nicht bei dem Berggewerbegericht verfolgt hat. Der Beschwerde des Schebangki liegt ein Verschulden der Zechen⸗ verwaltung nicht zu Grunde. . Db die Beschwerde des Bauer begründet ist, ließ sich nicht feststellen; es mag richtig sein, daß alle P

Wagen vor Ort aufgesetzt geladen worden sind, so erscheint es doch nicht ausgeschlofsen, daß einzelne davon zu Tage gekommen * die nicht mehr das

Maß hatten, das für aufgesetzte gefordert wird, da

durch das Rütteln der Wagen auf dem Transport der Inhalt sich setzt und bei vorhandenen Hohlräumen das Maß schwindet. Die Verrechnung solcher Wagen als gewöhnlich geladene mit dem niedrigen Gedingesatze das sogenante Kleinmachen gibt dann Veranlassung zu Streitigkeiten zwischen Arbeiter und Zechenverwaltung.

Ueder die Art der Gedingeregelung auf Zeche Minister Achenbach ist im allgemeinen zu bemerken, daß sie eine klare und feste Vereinbarung vielfach dermissen läßt und daß das Verfahren, durch nach— trägliche Verrechnung fingierter Arbeitsleistungen und Zufätze die Löhne aufzubessern nur zu sehr geeignet sst, Unklarheiten und Mißverständnisse herbeizuführen.

Die Klagen über Holzmangel behaupten durchgebends kein Versehen der Betriebsleitung in der ausreichenden Beschaffung von Grubenholz überhauyt, sondern nur cine mangelhafte Verteilung des zum Verbau nötigen Holzes zu den einzelnen Betriebsabteilungen seitens der Steiger.

In dieser Richtung bewegt sich sowohl die Be⸗ schwerde des Zeugen Bauer, wie der Zeugen Zeikowẽki und Kriminins; die Beschwerden erscheinen zum Teil als begründet. Zwar werden die Angaben de Bauer, daß er das Hol auf sehr weite Entfernungen

Fäfte heranholen müssen, durch die Aussagen de

Steigers Strahberg widerlegt; auch seine Behauptung daß es ihm an Holz zur Hersteßung der Holzpfeiler ge⸗ fehlt habe, ist wenig Glauben beizumessen, da im Fiöj s infolge des starken Gebirgsdruckes und der käufigen Reparaturen die Menge des Abfall holzes fehr groß ist. Ueberbaupt ist zu erwähnen, daß der Zeuge nur insgesamt 18 Schichten auf Zeche Minister Ächenbach gearbeitet hat., sodaß ihm genügende Er⸗ fahrungen über die herrschende Idol rf schwer⸗ lich zur Seite stehen.

Dagegen gibt in den Fällen Zeikowski., und Kriminius der Steiger Bender selbst zu, daß zeit⸗ weilig Mangel an den benötigten Verbauhölern ge⸗ herrfcht habe, bestreitet aber, daß die betreffenden Beute einen Lohnausfall hierdurch gehabt haben, da sie Nebenarbeiten hätten verrichten können.

Der Königliche Einfahrer Isselbächer, der die Zeche Mĩnister Achenbach wöchentlich 1. bis 2ꝑmal in den letzt vergangenen Jahren befahren hat, äußert sich über die Holjwirtschaft dahin, daß er bei seinen Be. fabrungen weder Holzmangel vorgefunden, noch dies 4 Klagen von den Arbeitern ihm vorgetragen eien.