Nachweisung der im Rechnungsjahre 1904 für die Landesverwaltung ausgegebenen und nach der Einlösung von der Landes schul denverwaltung in Verwahrung genommenen und mittels Durchlochung entwerteten Schatzanweisungen.
Ausgegeben sind ö Schatzanweisungen Serie über
im einzelnen M6
oo oo
im ganzen
c
1000099 1000090 15060000
3 500 000.
500 000 500 0900 Summe
Nachweisung der im Rechnungsjahre 1904 für die Staatsdepositen verwaltung ausgegebenen und nach der Einlösung von der Landesschuldenverwaltnng in Verwahrung ge⸗ nommenen und mittels Durchlochung entwerteten Schatz⸗ anweisungen.
Ausgegeben sind Schatzanweisungen
über
im einzelnen im ganzen 1p 166.
500 000 500 0900 500 000 400 000 400 070 00 0090 500 000 1000000 400 009 1690990 500 000 00 000 1000000 400 009 300 000 500 0090 500 000 400 000 200 0900 1060 000 200 000 600 000 1200009 1200009 1350000 1600000 16250 000.
100 000
Summe
Bekanntmachung, betreffend Genehmigung zur Ausgabe von Schuld⸗ verschreibungen auf den Inhaber durch die Aktien— gesellschaft Illkircher Müͤhlenwerke vormals Bau— mann fräres zu Straßburg i. E.
Der Aktiengesellschaft Illkircher Mühlenwerke vor— mals Baumann frsres mit Sitz in Straßburg ist auf Grund des 5 795 des Bürgerlichen Gesetzbuchs die Ge— nehmigung zur Ausgabe von Schuldverschreibungen auf den Inhaber gun eine Hypothekaranleihe von 3 Millionen Mark erteilt worden. Die Schuldverschreibungen sind verzinslich zu 4/ vom Hundert und eingeteilt in 1509 Stück zu je 1005 un 3000 Stück zu je 500 S6. Die Rückzahlung erfolgt vom 1. Oktober 1911 ab innerhalb 20 3 durch Verlosung, jedoch mit dem Vorbehalte, daß vom 1. Oktober 1911 ab die Anleihe jederzeit mit sechsmonatiger Frist durch öffentliches Ausschreiben von der schuldnerischen Gesellschaft zur Rückzahlung gekündigt werden kann.
Straßburg, den 6. Oktober 1995.
Ministerium für Elsaß-Lothringen. Abteilung für Finanzen, Gewerbe und Domänen. Der Unterstaatssekretär.
Im Auftrage:
Keet man.
Königreich Preußen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
dem Regierungs- und Baurat, Geheimen Baurat Werner in Berlin, dem Bauinspektor, Baurat Hacker daselbst, dem Kreisbauinspektor, Baurat Mannsdorf in Stettin und dem Wasserbauinspektor, Baurat Keller in Cassel die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst, den letztgenannten drei Beamten unter Beilegung des Charakters als Geheimer Baurat, zu erteilen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem bisherigen Kurator der Universität zu Marburg, Geheimen Oberregierungsrat Dr. Heinrich Steinmetz den Charakter als Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat mit dem Range der Räte erster Klasse zu verleihen und der Wahl des Oberlehrers an der 6. Realschule in Berlin, Professors Dr. Leopold Bahlsen zum Direktor des Real⸗ , nne in Stralsund die Allerhöchste Bestätigung zu erteilen.
Auf Ihren Bericht vom 19. September d. J. will Ich ge— nehmigen, daß die dem Chausseegeldtarif vom 29. Februar 1810 (Gesetzsammlung S. 94 ff) angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen auf die im Kreise Teltow, Regierungsbezirks Potsdam, belegenen Chausseen N von der Klein⸗M . dorfer Kreischaussee bei Gütergotz nach der Trebbin — rewitzer Kreischaussee Sektion II Station XVII, 4 bei Philippsthal, 2 von der Trebbin —Drewitzer Kreischaussee Sektion IIR Station VII, 7 bei Drewitz über Jagdschloß Stern bis zur Gabelung der Teltow — Potsdamer Kreischaussee und der e, ,, d, d, de. Provinzialchaussee, 3) von der
roß Beeren — Dahlewitz — Sroß⸗Kienitzer , , in Groß⸗ Kienitz bis zur Mittenwalde — Klein-Ziethener Kreischaussee bei
Rotzis zur Anwendung kommen, solange diese Straßen chaussee⸗ mã 1 unterhalten werden. Die eingereichte Karte folgt anbei zuruck. Jagdhaus Rominten, den 28. September 19605. Wilhelm R.
von Bud de. An den Minister der öffentlichen Arbeiten.
Ministerium der geistlichen, Unte rrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Friedrich Wilhelms⸗-Universität zu Berlin Dr. Edmund Landau ist das Prädikat r ofchsor⸗ beigelegt worden.
Königliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung.
Der Herr Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medi⸗ zinalangelegenheiten hat den Amtsnachfolger des am 30. Sep⸗ tember 1905 aus dem Staatsdienste ausgeschiedenen Ersten Ständigen Sekretärs der Akademie der Künste. Geheimen Regierungarats, Professors Dr. Wolfgang von Oettingen,
den Kunstgelehrten, Professor Dr. Ludwig Justi aus Frankfurt a. Main für die Dauer seines Amtes zum Mitgliede des Senats der Akademie der Künste berufen. Berlin, den 4. Oktober 1905. Der Präsident. Johannes Otzen.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Die Leitung der iierhygienischen Abteilung der landwirt— schaftlichen Versuchs- und ö. in Bromberg ist dem bisherigen wissenschaftlichen Hilfsarbeiter an der Tier⸗ ärztlichen Hochschule in Berlin, Tierarzt Dr. H. Mießner übertragen worden.
Der bisherige Landmesser Paul Heckhausen in Düren ist unter Versetzung nach Eitorf zum Königlichen Oberlandmesser ernannt worden.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Versetzt sind:
die Regierungs- und Bauräte Endell von Düsseldorf nach Berlin und Kreide von Gumbinnen nach Allenstein, der Wasserbauinspektor, Baurat Rim ek von Wilhelmshaven nach Nakel, die Landbauinspektoren, Bauräte Saring von Königs⸗ berg i. Pr. und Bergmann von Gumbinnen, beide nach Allenstein,
der Kreisbauinspektor, Baurat Heise von Tilsit nach Sannover
die Wasserbauinspektoren, Bauräte Iken von Nakel nach Erfurt und Witte von Hannover nach Cassel, 6 der Wasserbauinspektor Kauffmann von Koblenz nach Jelle, fab der Kreisbauinspektor Groth von Hannover nach Halber— a
Bee Posen und der Wasserbauinspektor Niehren—⸗ heim von Stettin nach Schwedt a. O.
Dem Regierungs- und Baurat Fürstenau in Berlin ist die Stelle des Vorstehers des technischen Bureaus der Hochbau⸗ abteilung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, dem Regierungs- und Baurat Endell eine Mitgliedstelle bei der Königlichen Ministerialbaukommission in Berlin und dem Bau— inspektor, Baurat Wachsmann eine Lokalbaubeamtenstelle im Bereiche des Königlichen Polizeipräsidiums in Berlin ver— liehen worden.
Die Regierungsbaumeister Quedefeld in Breslau und Theuerkauf in Neustadt O⸗Schl. sind zu Wasserbau⸗ inspektoren ernannt worden.
Der Amtssitz der Wasserbauinspektion Zölp ist von dort nach Osterode, der Kreisbauinspektion Rössel von dort nach Bischofs burg und des Baukreises Niederung von Kaukehmen nach Heinrichswalde verlegt worden. In den Ruhestand sind getreten:
die Kreisbauinspektoren, Bauräte Beckershaus in Greifenberg i. P. und Büttner in Bartenstein sowie der Wasserbauinspektor, Baurat Mehlhorn in Münster i. W.
Dem Wasserbauinspektor, Baurat Frentzen ist die nach⸗ gesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst erteilt worden.
Bekanntmachung.
Gemäß 5 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß 3. , fer sston hen der g, , nzer
isen bahn gese a ür das Rechnungsjahr 190 118 090 kale. . ü önigsberg i. Pri, den 4. Oktober 1905. Der Königliche Eisenbahnkommissar. Goepel.
Aichtamtliches
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 9. Oktober.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben der Rentiere Sidonie Scharfe in Zehlendorf das silberne Frauenverdienstkreuz am weißen Bande Allergnädigst zu ver— leihen geruht.
Vom 7. bis 8. Oktober Mittags ist im preußischen Staate eine choleraverdächtige Erkrankung neu gemeldet worden. Sie betrifft eine ungarische Feldarbeiterin vom Rittergute
Stolpe, Kreis Niederbarnim, welche sich bereits im Kre Barackenlazarett in Oranienburg befand.
Vom 8. bis 98. Oktober Mittags sind keine cholen verdächtige Erkrankungen oder Todesfalle an Cholera gement worden. Die Gesamtzahl der Cholerafälle beträgt 4 9 jetzt 265, von denen 89 tödlich verliefen. J
Der Präsident des Oberlandeskulturgerichts, Wirklit 1 Oberregierungsrat Rintelen ist vom Urlaub zurũ⸗ gekehrt. ⸗
Der Großherzoglich badische Gesandte Graf von Berz, heim ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte d. Gesandtschaft wieder übernommen.
Die Bevollmächtigten zum Bundesrat, . schwar⸗ burg⸗sondershausenscher Staatsminister Petersen und Fuͤrsilig schwarzhurg⸗rudolstädtischer Staatsminister Freiherr von der Recke sind in Berlin angekommen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Iltit am 6. Oktober in Tsingtau eingetroffen und S. M. S Euchs“ an demselben Tage von Tsingtau nach Futschau n See gegangen.
S 8
Königsberg i. Pr., den 8. Oktober. Ihre Kaiser— lichen und Königlichen Majestäten trafen gestern nach⸗ mittag gegen 12/9 Uhr hier ein. Seine Majestät besichtigten die Freilegungsarbeiten am Königlichen Schlosse und nahmen das Frühstück bei dem Offizierkorps des Grenadierregiment König Friedrich Wilhelm L. Nr. 3 ein, während Ihre Majestẽt den Moskowitersaal des Schlosses, die Schloßkirche und das Krongut Luisenwahl besuchten. Später begaben Sich die Kaiserlichen Majestäten an Bord der im dan n. von Pillau liegenden Kaiserlichen Jacht „Hohenzollern“, die heute nachmittag gegen 2 Uhr nach Glücksburg in See ging.
Deutsche Kolonien.
Zu einem von den „Windhuker Nachrichten“ gemeldeten Burenkomplott, mit dem sich auch die Presse in Deutsch⸗ land befchäftigt hat, berichtet, dem „W. T. B.“ zufolge, daz
afrika, daß die von den „Windhuker Nachrichten“ gegebene Dar— stellung stark übertrieben sei. Ein junger Bur habe der Polizei die Mitteilung gemacht, daß einige beim Militärfuhrwesen an— gestellte Ausländer aus der Kapkolonie sich verabredet hätten, Frachtwagen und Proviantkolonnen zu überfallen, Vieh zu stehlen und sodann mit dem Ertrage ihrer Räubereien in der Nähe von Gobabis über die englische Grenze zu gehen. Vier Rädelsführer seien in gerichtliche Untersuchungs— haft genommen worden. Für die Ännahme, daß eine Auf— wiegelung der Eingeborenen oder gar ein Hannstreich auf Windhuk geplant gewesen sei, seien dem Gouvernement bisher Anhaltspunkte nicht bekannt geworden.
Im oberen Tsaob-Revier ist der Wachtmeister Julius Göbelsmann, geboren am 26. Mai 1874 zu Haßlinghausen, früher im Ulanenregiment Nr. 5, leicht verwundet worden
Fleischschuß in rechte Schulter).
Oesterreich⸗ Ungarn.
In Olmütz und Prag befürchtete man für gestern deutschfeindliche Kundgebungen. Sie sind, wie W. T. B.“ meldet, verhältnismäßig ruhig verlaufen. In Prag wurde ein Umzug der Tschechen nach dem Graben durch die Absperrungsmaßregeln der Polizei verhindert, die fünf Verhaftungen vornahm. Ein Couleurstudent wurde von Tschechen gemißhandelt. In Olmütz erwiderten die Deutschen eine Demonstrationsversammlung der Tschechen mit einem gaben Umzug, doch wurden auch hier größere Zusammenstöße
urch rechtzeitiges Einschreiten des Militärs verhütet. Bei 3 kleineren Zusammenstößen wurden mehrere Personen verletzt.
Frankreich.
Auf Anordnung des Polizeipräfekten sind in der Nacht auf Sonntag in Paris mehrere antimilitärische Plakate entfernt worden. Fünf Personen, die solche angeschlagen hatten, wurden, W. T. B.“ zufolge, verhaftet, ebenso zwei i,, die bei der Abfahrt der Rekruten vom Nordbahnhofe Schmährufe auf die Armee ausbrachten. Gegen mehrere Unterzeichner eines antimilitärischen Aufrufs ist die strafrecht— liche Untersuchung wegen Aufreizung zu Mord und Insubordi— nation eingeleitet worden.
Rußland.
.Die Zeiche des Generals Kondratenko traf gestern in St. Petersburg ein. Auf dem Bahnhofe waren, wie W. T. B.“ meldet, die Großfürsten Wladimir, Peter Nikolajewiisch, Nikolaus Nikolajewitsch, Sergius Nikola— jewitsch und andere Mitglieder der Kaiserlichen . ferner die Witwe des Verstorbenen, General Trepow, eine Anzahl von Offizieren, die in Port Arthur mit— gekämpft haben, hohe Offiziere der Armee und Marine und Vertreter der Zivil- und Militärbehörden von St. Petersburg anwesen). Nachdem Kränze auf den Sarg niedergelegt waren, wurde eine kurze religiöse Trauerfeier abgehalten und darauf der Sarg auf die Lafette einer Kanone gesetzt. Dann setzte sich der Zug nach dem Alexander Nemsky⸗Küloster in Be— wegung, geleitet von Gendarmen zu Pferde und Abordnungen der in St. Petersburg garnisonierenden Regimenter und der Militärschulen. Im Kloster wurde die Leiche von dem Metropoliten Antonius und der Geistlichkeit empfangen, die einen feierlichen Gottesdienst abhielten. Nach der Bestattung pries der Metropolit in einer kurzen Ansprache die Verdienste des Toten. Auf dem ganzen Wege, den der Zug nahm, war eine bedeutende Menschenmenge versammelt.
Das Ansuchen des finnländischen Senats um Ein— beru fung einer außerordentlichen Landtagssession im Jahre 1905 ist dem „Ritzauschen Bureau“ zufolge vom Kaiser abschlägig beschieden worden. Der Kaiser hat aber dem Ansuchen des Senats seine Zustimmung gegeben, daß die in den Jahren 1906 und 1907 notwendig werdenden Mittel für das Stempelbureagu, die Branntweinkon⸗ trolle, das Volksschulwesen, die Amortisation der Staatsschuld
und den Kommunikationsfonds im Betrage von 3 366 676 .
Kaiserliche Gouvernem ent zu Windhuk in Deutsch⸗Südweß⸗
für beide Jahre vorschußweise der Staatskasse entnommen werden und daß der Senat im nächsten Jahre einen Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Rückerstattung des Vorschusses, vorlegt.
Die russische Sprachenverordnung für Finnland vom Jahre 1900 ist von der russischen Regierung dahin ab— geändert worden, daß alle Schreiben des Oekonomiedeparte— ments des Senats an Private und Kommunen in finnischer Sprache abgefaßt werden und daß die Schreiben an die amt— lichen Bureaus, die die russische Sprache nicht anwenden, Finnisch oder Schwedisch abgefaßt werden dürfen.
Im Judenviertel zu Warschau kam es am Sonn— abend zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Arbeitern und einer Bande, die die Ermordung eines der Spionage verdächtigen Genossen rächen wollte. Drei Personen wurden getötet, vier schwer verwundet und acht leicht verletzt.
In der Nacht zum 6 auf dem Twerskoi⸗ Boulevard in Moskau eine Versammlung abgehalten. Die Truppen feuerten, wie „W. T. B.“ meldet, blinde Schüsse ab, worauf die Menge mit Revolver— schüssen antwortete. Den ganzen Tag über zogen Arbeiter durch die ö doch kam es nur bei einer Bäckerei in der Twerskaja zu Unruhen. Die Bäcker warfen vom Dach aus Ziegelsteine auf die Kosaken; diese feuerten. Nachdem die Twerska abgesperrt worden war, wurden 200 Personen verhaftet. Ueber diese Unruhen be⸗ richtet die Zeitung „Russ? des weiteren: Bei dem Zu— sammenstoß zwischen Bäckern und Kosaken wurden acht Bäcker getötet und zwei verwundet, außerdem wurden ein Schutzmann, ein Revieraufseher und ein Kosak getötet. Viele Polizisten und Privatpersonen sind mehr oder weniger schwer verletzt. Ein vorübergehender Professor namens Chorulski wurde durch einen Naggikahieb verletzt. Die Haupt⸗ straßen und ⸗Plätze sind durch Polizisten, zwei Regimenter Grenadiere, eine Schwadron Dragoner und acht Sotnien Kosaken besetzt. .
In Tiflis wurden gestern nachmittag mehrere Bomben⸗ anschläge gegen Kosaken verübt.
Angreifer eröffneten. Allgemeine Panik entstand, zahl— reiche Personen wurden getötet oder verwundet. Türkei.
Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.⸗Korr.⸗ Bureaus“ sind am Freitag in Konstantinopel im vornehmsten Klub, dem Cercle d' Orient, bei armenischen Dienern zwei Dynamitbomben gefunden worden. Die Diener wurden verhaftet. In den letzten Tagen sind auch bei einigen armenischen Kaufleuten Haussuchungen vorgenommen, die jedoch scheinbar erfolglos waren. Die Verhaftungen dauern fort. — Der österreichisch- ungarische Botschafter Freiherr von Calice überreichte am Sonnabend dem Minister des Aeußern eine von fünf Botschaften und dem französischen Ge— schäftsträger unterzeichnete gemeinsame Note, in der unter
inweis auf die Beschlüsse der Regierungen die Schluß— J der letzten Note aufrecht erhalten werden und mitgeteilt wird, daß die Finanzvertreter Befehl erhalten haben, sich sogleich nach Uesküb zu begeben, um dort mit den ,, die in der Note vom 8. Mai vorgesehenen rbeiten zu beginnen.
Schweden und Norwegen.
Das norwegische Storthing begann am Sonnabendvormittag die Beratung über das Karlstader Uebereinkommen. Die Debatte eröffnete der Präsident des Sonderausschusses Prebensen, der, wie W. T. B.“ meldet, ausführte, daß man gewiß in mancher Hinsicht einen anderen Ausgang hätte wünschen können, daß man aber
sicher den wahren Interessen des Vaterlandes diene, wenn man das vorgeschlagenre Uebereinkommen annehme. Der Wortführer der Minderheit
Konow verteidigte deren Standpunkt; er sagte: ‚Wärden die Be—
festigungen niedergelegt werden, so könnte Schweden seine Armee jur
Entwickelung bringen, während wir nichts unternehmen könnten. Wir hofften, daß wir unsere volle Selbständigkeit erreichen wärden. Durch das Uebereinkommen ist diese aber so beschnitten, daß wir
lieber die Union behalten, als auf diese Bedingungen eingehen. Der
Staatsminister Michelsen führte aus, daß er Konow nicht so
ausführlich antworten könne, wie er wünsche. schlafen lassen. Die norwegische Politik sei darauf ausgegangen, diesen Liberalen dankbar, weil sie den Chauvinismus in diesem Lande be— kämpften. Alle Mächte, fuhr der Staatsminister fort, „rieten uns, erst unser Verhältnis zu Schweden zu regeln, und darauf arbeitet die Regierung hin. Ein unparteiisches Urteil über die Frage der Grenzbefestigungen ist schwierig, da diese Frage vor
tändigen hat sich nur der Generalstabschef für die Beibehaltung der Befestigungen ausgesprochen, alle anderen waren der Meinung, daß ihre Beibehaltung nicht eine Frage vitaler Art bilde. Im weiteren Verlaufe der e nr richtete Castberg sehr scharfe Angriffe gegen Staatsminister Michelsen.
Festungswerke. . . .
In der Nachmittagssitzung schlug der Pastor Eriksen (Sonalist) vor, die Frage der Berechtigung der schwedischen Be⸗ dingungen dem Haager Schiedzgerichtshof vorzulegen. Der Minister des Acußern Löviand sprach gegen diesen Vorschlag. An der Debatte beteiligten sich ferner der Verteidigun-sminister Ol sson und der Staatsrat Aretander. Um 10 Uhr Abends wurde die Sitzung geschlofsen und auf heute vormittag vertagt.
Alien. Nach einer Meldung des „Reuterschen Buregus“ aus
Carl“ besch lagn ahmt worden. Afrika. .
Der „Standard“ meldet aus Tanger unter dem gestrigen Datum: Der Sultan hat den Oberbefehlshaber seiner Truppen angewiesen, sich Raisuli zur Verfügung J stellen, falls dieser Unterstützung in der Unterwerfung
er Kabylen, die gegen ihn aufstaͤndig sind, brauchen sollte.
Raisuli hat fünfzig Mann vom Stamme der Heni Msuar ge- Sitzungssaale des Königlichen Statistischen Bureaus (Lindenstraße 28)
fangen genommen und in Fesseln nach Fez geschickt.
Statistik und Volkswirtschaft. Zur Arbeiterbewegung.
Wie die Aachener ,. Zeitung e. , n un 5
arbeit geberverband, die für die Aachener Tertilindustrie
christliche Textilarbeiterorganisation
brennenden Fragen des Doppelstuhls und allgemeinen Lohntarifs einem Schiedsgericht zu unterbreiten.
Es wurden sofort ĩ . ere. J, andere Truppenteile aufgeboten, die ein Gewehrfeuer auf die Aegypten ans gedehnt werden. Die neue Linie, deren Passagier.
Der Lorbeer der
f in j vegischen Chaupinisten nicht Bei der Gestalt des ehemaligen Zuchthäuslers Binder ist ihm e, ,, ü ö elne tiefer angelegte Charakteristik, namentlich in den ersten Akten,
Chauvinismus niederzuschlagen. Ganz Norwegen sei den schwedischen
und wpiychologisch unklar und verworren bleibt.
Er warf ihm vor, daß er sich ju nach ⸗ sichtig gejeigt babe und daß er die nationale Ehre des Landes vom Geschãft⸗standvun kt aus ansehe. Der Generalkriegskommissar Bratlie bekämpfte die Ansicht der Minderheit, betreffend die Bedeutung der
Die Hannoversche Maschinenbau⸗Aktiengesellschaft
vorm. EJestorff hat, wie W. T. B. meldet, beute morgen ihren Betrieb vollständig ein gestellt. Es feiern jetzt rund 2006 Arbelier soygl. Nr. 235 d. Bl.). .
In Bielefeld find, wie die Köln. Ztg. erfährt, die Möbel⸗ polisrer der Bielefelder Maschinen fabrik Dürkopp in den Ausstand getreten, weil eine von ihnen geforderte Lohnerhöhung ab⸗ gelehnt worden ist. H ‚.
In der Dunlop-⸗Pneumatikreifenfabrik in Hanau ist, nach demfelben Blatte, ein Ausstand ausgebrochen, well angeblich Arbeiter gemaßregelt wurden. .
Cr Fe . des Personals der Schiffahrtsgesellschaft „La Veloce in Genua ist, der „Frkf. Itg. zufolge, beendet, nachdem die Wänsche der Streikenden erfüllt worden sind (vgl. Nr. 237 d. Bl).
Verkehrsanstalten.
Vom 15. Oktober d. J. ab sind im Verkehr mit den Po st⸗ anstalten Anecho und Lome (Schutzgebiet Togo) Briefe und Kästchen mit Wertangabe bis jum Betrage von 8000 M zu—⸗ gelassen. Die Wertbhriefe unterliegen dem Porto und der festen Gebühr für Einschreibbriefe von gleichem Gewichte, die Wertkästchen einer Gebühr von 1 4 60 3; außerdem wird für beide Gattungen von Sendungen eine Versicherungsgebühr von 18 für je 240 40 der Wertangabe erhoben. . ö
Vom gleichen Zeitpunkt ab ist auch bei Postpaketen bis 5 kg und bei Postfrachtstücken von mehr als 5 bis 10 Rg im Ver— kehr mit Togo Wertangabe bis zum Betrage von 8060 M zu— gelassen. Außer dem bisherigen Porto wird für Postpvakete eine Ver⸗ sicherungsgebühr von 18 3 für je 240 „6, für Postfrachtstücke neben der inneren deutschen Versicherungsgebühr eine solche von 12 3 für je 240 M der Wertangabe erhoben.
Sämtliche Wertsendungen können mit Nachnahme bis zum Be— trage von 800 S belastet werden. .
Ueber die näheren Versendungsbedingungen erteilen die Post⸗ anstalten Auskunft.
Der zur Zeit zwischen Constantza, Konstantinopel, Smyrna und Piräus beste hende Dienst der rumänischen Schnellpostdampfer wird von Oktober nächsten Jahres ab bis
dienst unter Mitwirkung des Norddeutschen Llovd in Bremen eingerichtet werden wird, wird, wie W. T. B.“ meldet, die Verbindung zwischen Berlin und Aegypten auf 43 Tage abkürzen und gleichzeitig cine neue schnelle Anschluß—⸗ verbindung zwischen Zentraleuropa und den Reichtspostdampfer⸗ linien des Norddeutschen Lloyd nach Ostasien und Australien über Port Said herstellen. Der Norddeutsche Lloyd übernimmt die ge samte Vertretung der rumänischen Postdampferlinie außerhalb Rumäniens. Die Verhandlungen jwischen der rumänischen Regierung und dem Norddeutschen Lloyd sind bereits abgeschlossen.
Der Verkehr im Suezkanal ist wieder freigegeben.
Theater und Mufik.
Lessingtheater.
Hermann Sudermann ist am Sonnabend nach jweijähriger Pause an der Stätte seiner ersten Triumphe mit einem neuen vier⸗ aktigen Schauspiel vor das Publikum getreten. Er hat es Stein unter Steinen“ genannt: die Herzen der beiden Hauptpersonen droben unter dem Druck eines harten Geschickes zu Stein zu er starren, zu hartem Stein, wie er sie täglich auf dem Steinmetz, hof umgibt, wo sie ihr Leben führen, wenn die Liebe sie nicht zusammenfübrte und wieder lebenswarm machte. Im Mittel punkt der Handlung steht Jakob Binder. Er hat wegen Totschlags im Zuchthaus gesefsen; bei dem gutmütigen Steinmetzmeister hat er Aufnahme und Arbeit gefunden, und bereits beginnen sich ihm seine Mitarbeiter, die ihm anfangs argwöhnisch aus dem Wege gegangen sind, zu nähern. Da kommt durch die Ungeschicklichkeit eines Kriminal- beamten Biegers Vorleben an den Tag — alle Kameraden ziehen sich von dem Unglücklichen zurück, nur Lore, die Tochter des Kantinen⸗ wirts, ergreift für ihn Partei. Schon will der Verfemte die endlich gefundene Arbeitsstätte verlassen und wieder hinaus in das Elend ziehen, als sich die Herjen beider begegnen, denn auch
Lore ist im Elend. Vor der Brutalität ihrer Verführer findet sie
bei Binder Schutz, und nachdem dieser einem Mordanschlag seines Rivalen glücklich entgangen ist, kommt für die beiden Vielgeprüften alles ju gutem Ende. Sudermann hat, mehr als in seinen früheren Dramen, versucht, diesen etwas sentimentalen Stoff zu verinnerlichen.
auch gelungen. Alle übrigen Figuren sind aber Typen mit einzelnen gut beobachteten Zügen, aber ohne individuelles Gepräge, geblieben. Dabei ist in dem Stück keine rechte Abtönung, alles ist aufdringlich
und grob gezeichnet. Die Theatertechnik galt bisher als Suder—⸗
manns Hauptstärke; in diesem Stück hat er ihre Beherrschung aber nicht gezeigt. Zwar fehlt es nicht an allerlei wirksamen Coups, an
j if wär. Unter den Sachver. Effekten und sogenannten guten Aktschlüssen, aber sie machen einen ge⸗ * , . ) * wollten Eindruck und verfehlen so ihre tiefere Wirkung. Dazu
kommt, daß die Exposition breit und schlepypend, der Schluß mit seinem an Hintertreppenromane gemahnenden Endcoup dagegen übereilt ist Wenn das Stück am Sonnabend einen recht lebhaften Beifall fand, so ist dieser in erster Linie auf Rechnung der ausgezeichneten Wieder gabe zu setzen: Else Lehmann, Oskar Sauer, Emanuel Reicher, Rudolf Rittner und Albert Bassermann gaben ihr Bestes, und mit einem solchen Ensemble läßt sich vieles retten. Das Publikum gab auch in unzweideutiger Weise zu erkennen, wem es den Genuß des
Abends zu verdanken glaubte. Es rief nicht Sudermann, sondern Bassermann stürmisch vor die Rampe.
Im Königlichen OSpernhause wird morgen, Dienstag, Die Ge t. ] Walkärer, erster Tag des Bühnenfest piels Der Ning des Nibelungen‘, unternahm Seine Majestät einen längeren Rundgang durch die
von R. Wagner in der neuen Einstudierung zum ersten Male wieder⸗ bolt. Die Herren Grüning, Bichmann, Mödlinger. die Damen Plaichinger, Siedler, Goetze sind Träger der Hauptrollen. Im Chor der Walkären sind die Damen Destinn. Herzog, von Scheele Müller,
Tokio ist der nach Nikolasewsk bestimmte deutsche Dampfer tothe mfr un A ge cäftiegt Kaan 7 Uhr)
Im Königlichen Schauspiel baue wird morgen und am Mittwoch Der Schwur der Treue“ wiederholt.
Mannigfaltiges. Berlin, den 9. Oktober 1905. Im Berliner Zweigverein der Deutschen Meteoro—⸗ logifchen Gesellschaft spricht morgen, Abends 75 Uhr, im
Dr. E. Leß über die Vorausbestimmung des Regens“.
Der Verein zur Förderung der Kun st veranstaltete am
4. Oktober seinen ersten Rathausabend, an dem der Schriftsteller Grich Schlaikjer über
„»Die Faktoren des Berliner Theaterlebens‘ sprach. Er wies zunächst darauf hin, wie die
alte Berliner Posse mit ihrer Verherrlichung des Bürgertums aus dem
Geist damaliger Zeit, aus dem beharrlichen Bürgerstolz der Berliner, aus dem noch naiven Zustand der Industrie und der Blüte des Mittelstands
* Gründerjahre die aliväterische Moral und die künstlerische Gewissen⸗
ĩ Wald der erste Schnee 6. und Handwerks hervorgegangen fei, wie dann die veränderte Anschauung Anblick einer herrlichen Winterlandschaft. Um 2? Uhr lag der Schnee
am Dreiherrenberge noch 2 Zentimeter hoch. aftigkeit verdrängte, nur nach Unterhaltung strebte und die Aus⸗
stattungẽposse schuf. Auf die großen industriellen Unternehmungen sei dann eine Zeit der Rückschläge gefolgt; die Arbeiterbewegung griff um sich, die soziale Frage wurde brennend, und es kam eine Periode des Unhehagens und kritischer Tendenzen. Aus ihr sei der Nafuralis⸗ mus geboren worden, der eine Weile die Bühne fast völlig beberrschte. Die dann plötzlich aufsprießende Ueberbrettelei' sei ein Beweis des Bedürfnisses nach Erweiterung der im Naturalismus eingeengten Kunstbetätigung gewesen, gleichzeitig der Ausdruck der Verzweiflung über das nicht erschienene große Drama, ein Versuch ferner, das Theater zu reorganisieren. Im unmittelbaren Anschluß an das „‚Ueberbrettl= entstand in diesem letzteren Sinne die Reinhardtbühne. So seien es, folgerte der Redner, nicht einzelne Männer, die das Theater gestalten, vielmehr dieses folgte nur den Zeitläuften und nutzte die Konjunkturen aus, Dem Vortrag fügte Schlaikjer eine Vorlesung aus eigenen Dichtungen an, von denen besonders die Skizie Mein Freund Niels“, als ergreifend in der Unmittelbarkeit der knappen, lebensvollen
Schilderung, hervorgehoben sei.
Die Reihe der vom Verein junger Kaufleute von Berlin veranstalteten wissenschaftlichen Vorträge eröffnet am 16. Oktober Dr. phil. Gustav Manz. Er spricht über das Thema: „Die Brüder Hauptmann“. (Unbekanntes und zum Teil Ungedrucktes von Gerhard und Karl Hauptmann.) Hieran reihen sich die Vor⸗ träge der Herren Geheimer Medizinalrat, Professor Dr. med. Martin Kirchner, Stadtrat, Professor Dr. phil. J. Jastrow, Medizinalrat Dr. med. A. Leppmann, Geheimer Justizrat Dr. Rießer, Chef⸗ redakteur Adolf Damaschke, Lic. Dr. phil. Paul Schubring, Dr. Lecpold Hirschberg, Professor Dr. Adolf Harnack, Oberst a. D. Gädke, Professor Dr. Max Friedländer, Dr. Friedrich Nau⸗ mann, Geheimer Regierungsrat, Professor Dr Erich Schmidt, Rechtsanwalt Arthur Schindler, Bürgermeister Dr. Reicke, Marcell Salzer, Gerichtschemiker Dr. Paul Jeserich, Geheimer Hofrat, Generalkensul Ernst von Hesse⸗Wartegg aus Luzern, Professor Dr. Schmid aus Aachen, sowie eine Sonder⸗Vereinsvorstellung im Urania“ - Theater. Der Verein, der nunmehr auf ein sechsundsechzig⸗ jähriges Bestehen zurückblickt, zählt über 5000 Mitglieder.
Cöln, 7. Oktober. (W. T. B.) Die „Kölnische Volkszeitung“ berichtet aus Gummersbach: Bei Ründeroth überfuhr ein Güterzug den Wohnungswagen einer Kunstreitergesell⸗ schaft. Der Wagen wurde zertrümmert, ein Kind durch den um⸗ stürzenden Ofen verbrannt, ein Mädchen schwer, die übrigen In sassen leichter verletzt. Außerdem wurden zwei Ponies getötet.
Aachen, 9. Oktober. (W. T. B.). Bei dem gestrigen Fest⸗ mahl aus Anlaß des goldenen Jubelfestes der ö Kongregation jüngerer Herren besserer Stände brachte der Erzbischof, Kardinal Fischer⸗Cöln einen Trinkspruch auf Seine Majestät den Kaiser aus. Er erinnerte an Karl den Großen, den Gründer des ersten deutschen Kaiserreichsz, und führte dann aus, daß nach dem Untergang des alten deutschen Reichs der alte Barbarossg wieder in den Mitgliedern des erhabenen Hauses der Hohenzollern erwacht sei. Das neue Reich sei anders geartet als das alte, es sei ein der neuen Zeit entsprechendes Kaisertum, dem alle zujubelten, die ein Herz für Deutschlands Größe und Herrlichkeit hätten, auch die deutschen Katholiken. Er erinnerte dann an die bekannte Aachener Kaiserrede und nannte Kaiser Wilbelm II. einen wahrhaft herrlichen Kaiser, dem alle von Herzen zujubelten.
Harburg a. d. Elbe, 7. Oktober. (W. T. B.) Das in der Harburg⸗Wie ner Gummiwarenfabrik ausgebrochene Feuer (vergl. 237 d. Bl.) kam um 6 Uhr früh zum Stillstand. Es war nicht, wie zuerst gemeldet, in der Ballabteilung, sondern in dem Trockenraum ausgebrochen. Das alte Hauptgebäude mit der Schuhabteilung ist vernichtet worden, ebenso die Pneumatik abteilung. Die Ballabteilung und die Abteilung für technische Artikel sind erhalten worden. Das Feuer ist, wie die Direktion mit⸗ teilt, vermutlich durch Kurzschluß entstanden. Etwa 1000 Arbeiter und Ar⸗ beiterinnen sind durch den Brand beschäftigungs los geworden, die Männer sollen jedoch möglichst bei den Aufräumungsarbeiten verwendet werden, während die weiblichen Arbeiter in anderen Werkstätten untergebracht werden sollen. Ueberdies bofft die Leitung, die Fahrradreifenfabrik in einem Zeitraum von 6— 5 Wochen wieder in vollem Umfange in Betrieb zu setzen. Die Fabrik für Gummischuhe wird aber in vollem Umfange nicht vor Anfang nächsten Jahres in Gang kommen können. Die Fabrikation sämtlicher anderer und chirurgischer Artikel sowie von Bällen, Ballons und Gummischuhen erleidet keinerlei Störung. Durch das Eingreifen der Werke in Wien und Hannover wird die Fabrik in die Lage gesetzt, die Aufträge in Gummi⸗ schuhen und Fahrradreifen nach Möglichkeit zu erledigen. Der Schaden, der aber durch Versicherung gedeckt ist, dürfte etwa 2 Millionen Mark betragen.
Leipzig, 7. Oktober. (W. T. B.) Der feierlichen Ein weihbung des neuen Rathauses ging beute vormittag die Schlüsselübergabe seitens des bauleitenden Architekten, Baurats Professors Licht, und die Eröffnung des Hauses mit einer An⸗ sprache des Oberbürgermeisters Dr. Tröndlin voraus. Von auswärtigen sächsischen Städten hatten Dresden, Chemnitz und
lauen ibre Oberbürgermeister und Stadtverordnetenvorsteher ent⸗ andt, außerdem waren viele Vereine, Gewerke und Innungen vertreten. Der Kreishauptmann Dr. von Ehrenstein gab den Glückwünschen der sächsischen Staatsregierung beredten Ausdruck. Er feierte Leipzig als eine Stadt der Arbeit und von reichem geistigen Leben, gedachte der Fürsorge, die die sächsischen Fürsten von jeher der Stadt Leipzig gewidmet haben, und schloß mit einem Hoch auf Seine Majestät den König Friedrich August.
Mittags 12 Uhr traf Seine Majestät der König Friedrich August in Begleitung der Staatsminister von Metzsch, Dr. von Seydewitz und Dr. Otto und des Generals der Infanterie Freiherrn von Hausen auf dem Dresdener Bahnhofe ein, von wo sich Seine Majestät zunächst nach dem Krystallpalast zur Besichtigung der Motorfahrzeugausstellung begab. Nach Bewillkommnung des Königs durch den Generalsekretär und Leiter der Ausstellung
Ausstellung. Vom Krystallpalast begab er sich gegen 1 Uhr nach dem
neuen Rathaus. An dem Haupteingang wurde er vom Ober⸗
bürgermeister und den Mitgliedern des Festausschusses empfangen und
durch die prächtigen Haupttreppen in die festlich geschmückte Wandel halle geleitet, wo ihn Fanfaren und ein dreifaches Hoch empfingen. Nach dem Gesange der Thomaner hielt der QOber⸗ bürgermeister Dr. Tröndlin die Festrede, in der er die Vor— geschichte des Rathausneubaues schilderte. Das neue Rathaus, führte der Redner aus, sei auf dem Platze errichtet worden, auf dem 350 Jahre lang die alte Pleißenburg gestanden; diese und das alte Rat- haus, fast gleichjeitig erbaut, seien die Hauptgebäude in Leipzig ge—⸗
wesen; nun sei in dem neuen Rathause 4 den verschwundenen
mächtigen Bau der Pleißenburg erstanden. Möge das Haus“, so schloß
der Redner, ‚Jahrhunderte hindurch dauern als Burg des Friedens, als Stätte und zum Schutz treuer gesegneter Arheit.“ der Stadtverordnetenvorsteher Dr. Junck eine Ansprache, in der er im Namen der Stadt das schöne Haus begrüßte, das als Herz Leipzigs reines, frisches Blut in alle Adern der Stadt strömen lassen möge.
Sodann hielt
Nach Schluß des Weiheakts folgte die Besichtigung des Baues durch
Seine Majestät den König und die Herren des Gefolges, an die sich unmittelbar das Festm ahl anschloß.
Ruhla, 7. Oktober. (W. T. B.) Heute fiel im Thüringer Der Inselsberg bot Mittags den