den bisherigen Vorsteher der Diakonissenanstalt, Pastor Zoellner in Kaiserswerth a. Rh. zum Generalsuperintendenten der Provinz Westfalen, ; den Oberlehrer an der Oberrealschule in Düsseldorf ö Seitz zum Direktor einer sechsstufigen höheren ehranstalt, und den bisherigen Direktor der Realschule in Oschersleben Dr. Paul Diebow zum Direktor der Königlichen Turn⸗ lehrerbildungsanstalt in Berlin zu ernennen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Privatdozent Dr. Heinrich Konen zu Bonn ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen und naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Münster ernannt worden.
Dem Direktor Seitz ist die Direktion der Realschule in Hechingen übertragen worden.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Lehrer Robert Or sans ist zum etatsmäßigen Lehrer an der Königlichen Kunstgewerbe- und gewerblichen Zeichenschule in Cassel ernannt worden.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 8. November.
Seine Majestät der Kaiser und König und Seine Masestät der König von Spanien begaben Sich gestern nach der Vereidigung der Rekruten nach der Kaserne des 2. Garderegiments zu Fuß, wo zunächst ein Vorexerzieren der J. Kompagnie des Regiments stattfand, alsdann nahmen die Monarchen an einem Frühstück in der Offizierspeiseanstalt des Regiments teil. Nachmittags empungen Seine Majestät der König von Spanien den Reichskanzler Fürsten von Bülow und darauf das diplomatische Korps in Audienz. Abends um Gi Uhr fand bei Ihren Majestäten eine Familien⸗ fafel statt und uüm 8 Uhr war im Opernhause auf Aller⸗ höchsten Befehl Galavorstellung. Das Haus, das auch außen Fesischmuck aufwies, war in seinem Innern außer⸗ orkentlid geschmackvoll und unaufdringlich mit Teppichen und Blumengewinden dekoriert, die, in diskreten Farben gehalten, sich an den Brüstungen der Balkone und Logen entlang zogen. Der Zuschauerraum zeigte das bei solchen Gelegenheiten gewohnte glänzende Gesellschaftsbild. Den ersten und zweiten Rang nahmen die Damen der Hofgesellschaft ein, das Parkett füllten die geladenen Herren, während die Orchester⸗ und Proszeniumslogen den Botschaftern mit ihren Damen, den Ministern, Generalen und Admiralen eingeräumt waren. Pünktlich um die für den Beginn der Voerstellung angesegte 6 erschienen die Allerhöchsiten und Häöchsten Herrschaften unter Vorantritt des Generalintendanten von Hülsen in der großen mittleren Hofloge des ersten Ranges. Seine Masestät der König Alfons führten 3 Majestät die Kaiserin, Seine Majestät der Kaiser
hre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Leopold.
hre Majestãten sowie Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und die anderen hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses nahmen jämtlich an der Logenhrüstung Platz, und die Vorstellung nahm alsbald ihren Anfang. Gegeben wurde das Ballett „Coppelia“ von Delibes in der bekannten Besetzung unter der Leitung des Professors Hellmesberger. In der großen Pause, die nach dem zweiten Akt stattfand, wurde im Foyer, wo die Allerhöchsten Herrschaften Cercle hielten, der Tee eingenommen.
Heute morgen unternahmen, wie W. T. B.“ meldet, Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Spanien einen gemeinsamen Spaziergang im Tier⸗ arten. Seine Majestät der Kaiser sprachen dann beim
eichskanzler Fürsten von Bülow vor und hörten im König— ichen Schloß den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus. Seine Majestät der König von Spanien statteten am Vor—⸗ mittag einer Reihe von Fürstlichkeiten, dem Reichskanzler und sämtlichen Botschaftern Besuche ab.
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr, der Ausschußz für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Justizwesen und die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen hielten heute Sitzungen.
Der hiesige Königlich rumãnische Gesandte Dr. Beldiman ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
Laut Meldung des W. T. B.“ ist die heimkehrende Besatzung S. M. S. „Möwe“ gestern mit dem Reichs⸗ posldampfer „Prinzeß Alice“ in Hongkong eingetroffen und setzt heute die Reise nach Singapore fort.
Der Transport der abgelösten Besatzungen der Schiffe der westafrikanischen Station tritt heute mit dem Reichspostdampfer „Eleonore Woermann“ von Duala aus die Heimreise an und läuft zunächst Victoria (Kamerun) an.
S. M. S. „Stein“ ist gestern in Fiume eingetroffen und geht am 11. November von dort nach Patras in See.
S. M. S. „Hansa“ ist vorgestern in Yokohama ein⸗ getroffen.
S. M. S. „Iltis“ ist gestern in Schanghai eingetroffen und an demselben Tage von dort nach Tschingkiang in See gegangen.
Der heimkehrende Transport der vom Kreuzer⸗ geschwader abgelösten Offiziere und Mannschaften sst vorgestern mit dem Reichspostdampfer Bayern“ in Neapel eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Genua fortgesetzt. :
.õffnet worden.
r . 495 K Oldenburg. . *: Der Landtag ist gestern, wie „W. T. B.“ meldet, er⸗
Der Minister Willich verlas die Thron⸗ rede. Darauf wurde die Wahl des ersten Präsidenten vor⸗
genommen, die auf Landwirt Schröder⸗Nordermoor fiel.
Deutsche Kolonien.
Aus Deutsch⸗Sü dwestafrika wird dem W. T. B.* zufolge amtlich berichtet:
gend zwischen Nunub und Awadaob, ditlich om Auob,
In der Ge fanden vom 7. bis 39. Oktober kleine Zusammenstöße mit Hotten⸗ totten des Simon Kopper statt. Hierbei fielen im ganzen dreißig n,, . Auf deutscher Seite wurden drei Reiter verwundet. Die bisher in Aminunis stationierten Truppen unter Major von der Heyde und elne unter Hauptmann. Morat h. bei Stamprietfontein gesammelte Abteilung setzen die Bekämpfung dieser Banden fort.
Auf der Verfolgung des Cornelius kam es am 29. Oktober zu einem kurzen Gefecht der 4. Erfatzkompagnie am Chamhawib⸗ revier. Ehe der die Verfolgung leitende Hauptmann von Lettow⸗ Vorbeck mit seinen beiden anderen Kompagnien heran- kommen konnte, hatte sich Cornelius weiter zurückgezogen, durchquerte abermals den Schwarzrand und überfiel schon am 2. November am Nibib⸗Revier nördlich von Gellap einen Wagentransport, wobei pier deutsche Reiter fielen. Außer der Abteilung Leltem nahm je eine Kompagnie über Berseba und Ties seine Verfolgung auf. Die in der Segend von Grüũndorn gemeldeten feindlichen Banden baben sich geteilt, ebe Major von Estorff sie angreifen konnte. Einen Teil verfolgt Hauptmann Brentano in nördlicher Richtung, andere scheinen sich Cornelius angeschlossen zu haben.
Ein weiteres Telegramm aus Windhuk in Deutsch⸗ Südwestafrika berichtet: ;
Am 2. November sind beim Ueberfall Hes Wagens bei Uibis ge fall en: Unterofftier Otto Vel zner, t- Maen am 15. 5. 1881
zu Bock und. Teich, früber im Pionier. I.3.n Nr. 11, Unter- offizier Heinrich Lorenz, geboren am 30 Un 1882 zu Pogegen, früher im Mlanenregiment Nr. 12, n, fr teroffizier Gustav
Jedam zik, geboren am 9 3. 18798 zu Snopkcen über im Infanterie⸗ regiment Nr. 55, Reiter Albert Koch, gebort.! am 12. 2. 1882 zu Bader leben, früher im Telegraphenbataillon Nal 2
Am J. November ist im Feldlazarett 3 zu Krekfontein der Reiter Rudolf Labusch, geboren am 4. 8. 1882 zu Sinnaunowen, früher im Feldartillerieregiment Nr. 35, an der Ruhr und im Lararett zu Dawignab der Reiter Johann Mever, geboren am 27. 4. 1884 zu , . früher im Feldartillerieregiment Nr. 9, an Typhus ge⸗ storben.
Aus Berichten des mit der Erforschung der Schiff⸗ barkeit des Nyong im Schutzgebiet Kamerun beauf⸗ tragten Hauptmanns Freiherrn von Stein, die infolge der Storung der Postverbindung durch die Unruhen im Süd⸗ bezirk teilweise verspätet eingetroffen sind, entnimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ folgendes:
Die Flußfahrt der Hauptervedition von dem Lager am Uebergang der Jaundestraße bis in die Quellbambusümpfe, vier bis fünf Tage oͤstlich Akonolinga, ist. wenn auch Felepartien, viele hobe Bäume und vor allem massenhafte Fischereianlagen der Eingeborenen häufig sebhr hinderlich waren und auch mehrere kleine Unfälle im Gefolge batten, im ganzen gut aber langsam vonstatten gegangen. Sie hat ergeben, daß der Fluß für Dampfer in Größe des. Mungo“ und auch für tiefer (bis zu 13 2) gehende Barkassen während acht bis neun Monaten des Jahres benutzbar ist. Auch die sehr viel kleinere Landerpedition unter dem Siationsassistenten Schlief, mit der unter- wegs mehrere Treffpunkte verabredet waren, und die streckenweise nördlich, streckenweise füdlich des Flusses sich vorwärts bewegte, hatte einen Zwischenfall auf dieser Strecke nicht zu verteichnen. Etwa an der Grenje der die Nyongquellflußchen umschließenden, sehr großen und tiefen Bambusümpfe wurde an einer etwa 200 m breiten und 8 bis 10 m tiefen Stelle (— sonst ist der Fluß in diesen Gegenden 40 bis 9 m breit und 3 bis 4 m tief — der Dampfer der Gesellschaft Südkamerun vorgefunden, der vor Reinigung des Flusses weiter aufwärts nicht gelangen konnte. Die Faktoreinen⸗ anlagen mit den Verbindungen nach 8 und SO. liegen noch zwei bis drei Tage weiter östlich. Die Fahrstraßze dahin wird nach allerdings recht erbeblichen Reinigungsarbeiten sicher brauchbar sein, da die Wassertiefe bei 30 bis 50 m Breite nirgend unter 3 m in der trockenften Zeit beträgt.
Die vorläufige Grenze der Schiffbarkeit, die mit einiger Arbeit sich aber noch weiter ostwärts wird verlegen lasfen, liegt etwa einen Tag westlich genannter Route. Dort hat am Nordufer bereits die Gesellschaft Südkamerun ihr oberes Nyongdevot ein⸗ gerichtet und die Verbindung mit Bimba (fünf Tage durch Bepo) bergestellt. Etwas flußabwärts am Südufer ist die Expe⸗ dition mit Errichtung eines provisorischen Postens beschäftigt, der mit einer 15 km langen Brücke durch unüberschreitbaren Sumrf mit dem Nordafer verbunden werden wird und auf alle Fälle der sehr schwierigen Makaverhältnisse halber länger besetzt bleiben muß. Nach⸗ dem bereits mehrere Händler der Gesellschaft Südkamerun auf dem Südufer zwischen Atok und dem oberen Nyongderot ausgeraubt und getötet worden waren, hat der Direktor der Gefellschaft sich klagend an die Veiwaltung des Sanga⸗Ngoko⸗Gebiets und an die Erpedition mit der Bitte um Hilfe gewandt. Es wurde ihm diese seitens der Expedition auch jugesichert. Noch ehe aber die Antwort der Verwaltung des Sanga⸗Ngeko Gebiets eintraf, wurde ein vorausgefahrener Teil der Flußerpedition Abends im Lager vier Stunden unterhalb des oberen Nyongdepots scharf beschossen. Sofort nach Süd, Sürwest und West ausgesandte Patræuillen erhielten ebenfalls Feuer. Nach Ost wurde das nahe Grenz⸗ flüßchen Mata. Nordganguman (Nyem) nicht überschritten. Ich babe nun die ganze Expedition herangezogen und vom neuen Posten Abong mbang und dem Kriegelager Abong⸗ndume aus, die etwa 16 Fahrstunden auseinanderliegen, vom 13. Mär ab Ftrieg geführt, ohre aber bisher eine Unterwerfung er⸗ zielt zu haben. Das Nordufer, an dem die Faktoreien liegen, ist bisher ruhig geblieden. Auch hat die Teilervedition Schlief, die dort zum oberen Nyongdepot der Gesellschaft Sürkamerun marschiert ist, friedlich durchkommen können. Unter Hinterlassung einer Wache habe ich sie hierber gezogen. Die sämtlichen gefährdeten Angeftellten der Gesellschast Südkamerun sind — teilweise unter leb- hafen Kämpfen — in den Distrikt Nyongdepot - Bini überfũhrt worden. Bis auf geringe Ausnabmen ist in diesem Flußabschnitt jetzt Ruhe, wenn auch * kein formeller Friede mit den Eingeborenen geschlossen worden ist. Der Abschnüet Bini —Amung — Atol ist fast röllig niedergekãämpft. Eine Anjahl der dortigen Häuptlinge habe ich in Gewahrsam. Die Njemroute vom oberen Nyongdepot nach Süd war zeitweise gesperrt, ist jetzt aber wieder gangbar, wenn auch definitive Friedensschlüsse dort noch nicht borllegen. Der eg oberes Nyongderot —Bimba — Bertua ift neuerdings in der Nabe des Dume gesperrt. Es handelt sich um eine partielle Erhebung in Bepoöl, deren Ursachen und Umfang mir noch unbekannt sind. Ein Vorgehen ist aber hier derzeit noch unmög⸗ lich, da junächst die Etappenstraße nach West (Akonglinga) in Angriff genommen werden muß. Eine neue direkte Verbindung von Abong mbang nach Bertua, die 56 im Osten läßt und etwa der Engelhardtschen Reute folgt, ist in Angriff genommen (vier Tage). Eine aus dem Personal der Gesellschaft Südkamerun und Bedeckungsmannschaften der Expedition gebildete Bergungs⸗ kolonne unter Führung Schliefs hat fast kampflos den Dampfer der Gesellschaft Südkamerun von Atok zum oberen Nyongdepot geschafft. Schlief hat ohne Unterstũtzung eines anderen maschinenkundigen oder tätigen Weißen der Gesellschaft Südkamerun in überraschend kurzer
babe sich
Zeit diese s e Aufgabe gelöst und damit gleichzeitig den Be von der n des oberen Flußlaufes erbracht. weh
Von Atok nach West ist der Fluß noch an mehreren Stelle anscheinend nachhallig gesperrt. So werden von den verschiedenfth Quellen mehrere bedeutende Jebekolechefs, die etwa vier b fünf Kanutage von hier westwãrts 0 sitzen, als dauernd Flußrãuber angegeben. Auch die Makaenklave, die fh an der Mündung des Longmapfok, fünf Tage (für Kam pon hier entfernt, jwischen Jebekole und Jengone einschiebt., soll in Aufstand sein. Ua über diese Ver hältnifse im Westen Aufflärung n gewinnen und die in Akonolinga lagernden Lasten der fe lie derbelzuschaffen, wird Schlief mit einer ausgesuchten Bedeckung dan 25 Mann in Marsch gesetzt werden. An eine r . Berubigun der Jebekole = Longmapfek und Jengone. lußstrecken ift dabei aba natürlich nicht gedacht. Die Haupterpeditlon wird während der Al. wesenbeit dieser Durchbruchspatrouille nach Möglichkeit die Fahrbar, machung der Flußstrecke Atok = oberes Nyongdepot fördern und gleig. zeitig die definttiwe Eröffnung einer brauchbaren Verbindung in d Berri = Bertua Region anstreben.
Oesterreich⸗Ungarn.
In der gestrigen Sitzung des böbmischen Landtages win der Statthalter, wie W. T. B. berichtet, in Beantwortun einer Interpellation der Abgeordneten Pacak und Ge⸗ nossen, betreffend die Vorfälle in den letzten Tagen in der die öffentlichen Organe der Ucberschreitung ibrer Macho, kommenheiten beschuldigt werden, darauf hin, daß die Regierung di Wablrechtsbewegung nicht im mindesten beschranke, selbst nicht nachden am 4. Rovember in Prag ohne Veranlassung organisierte Ueberfäll und blutige Angriff? auf Polizeibeamte und Wachorgane erfelg seien. Auch die Kundgebungen am Sonntag seien nicht behinden worden. Die aufrübrerische Haltung der Demonstranten habe jedeh die Aufbietung großer Machtmittel notwendig gemacht, um die be, drohte und schwerverletzte öffentliche Ordnung zu schützen. Da Statthalter erklärte, er werde die der Regierung zu Gebote stehende Machtmittel bis zur vollstãndigen Erreichung dieses Zieles anwenden Renner stellte ferner mit Befriedigung fest, daß vorgestern in erfolg verheißender Weife zur Ruhe gemahnt worden sei. Die Polit nach den bestebenden Vorschriften verhalten; cine eventuell durch genaue Untersuchung festzustellende Ueberschreitung ibrer Befugniffe würde gewiß nicht ungeahndet bleiben. Unbeleiligt Beobachter erklãrten jedoch, daß die Polizei allen Herausforderung äußerste Langmut entgegengesetz habe. Die Ausführungen des Stan, halters wurden mehrfach durch laute Zwischenrufe der Jungtschechen und der Tschechisch⸗Radikalen unterbrochen, von den Großgrundbesitzen und den Deutschen aber beifällig aufgenommen.
Frankreich.
In der gestrigen Sitzung der Deputierten kammer wurde die Erörterung det Vorlage, betreffend die Arbeiterversicherung, aufgenommen. Ueber den Verlauf der Verbandlung berichtet W T. B.: Vatllant (Sor) entwickelte ein Gegenprojekt, das jeden mittellose Arbeiter beim Eintritt von Alter, Krankbeit, Unfall und Invaliditit sicherstellen soll. Der Berichterstatter bekãmpfte dieses Gegenprojekt ni der Begrüadung, daß die Geldmittel fehlten, um es durch zuführen. Da Gegenprojekt Vaillants wurde hierauf mit 447 gegen 97 Stimmen ab= gelebnt. Fournier (Sor) entwigelte ein anderes Gegenprojelt, desfeꝛ Erörterung auf die heutige Sitzung vertagt wurde. Meter Sozialisten protestierten gegen das gegen die Lehrer eingeleitete Ver⸗ fahren und nahmen fär die Staatsbeamten das Recht in Anspruch, sich zu organiste ren. Der Unterrichts minister Bien venu Martin er⸗ klaͤrle, er müsse seinen Runderlaß, der den Lebrern verbietet, sich n organisteren, aufrecht erhalten. Codet (Republikaner) verlangte die Ueberweisung des Antrags Lasies an die Arbeitskommission.
Jaurss (Sonalist) erklärte unter dem Beifall der Linlen, die Verfolgung der Lehrer sei eine reaktionäre Handlungsweise. Der Mnisterpräsident Rouvier übernahm die ganze Verant⸗ wortung für die Maßtegel und sagte: Allen Angestellten und Beamten der Regierung das Recht des Ausstandes zum gestehen, das beißt die Anarchie schaffen. Keine Regierung
könnte, ohne Selbstmord ju begeben, den Lehrern und den Post beamten das Recht verleihen, sich zu organisieren. Rouvier er= klärte weiter, er könne nur die Tagesordnung Grosdidier annehmen, welche die Erklärungen der Regierung billigt und die Verhandlung ber die vorgeschlagenen Abänderungen des Gesetzes über die Beruf vereine aufschlebt. Die Tagesordnung Puech, die Einstellung der ge. richtlichen Verfolgung der Lehrer vorschlägt, wird mit 312 gegen 25 Slimmen abgelehnt und die Tagesordnung Grosdidier mi 301 Eden 32 Stimmen angenommen. In der Nachmittags sitzung begründete der Deputierte La iel 8 einen Antrag, in dem er die Regierung auffordert, den ngestellten und Arbeitern in Staatsdiensten die Ei— mächtigung ju erteilen, Berbände gemäß dem Geleßt vom Jahre 1884 zu gründen. Der Ministerpräsiden Roupier erwiderte, daß dieses Gesetz sich nicht auf Bemte anwenden lasse, sondern lediglich für Arbeiter irn eigensten Sinne des Wortes Gültigkeit besitz. Aus diesem Grunde habe die Regierung auch den Fall von 40 Lehrern, die einen Verband gründeten, den Gerichten überwiesen. Nachdem das Urteil in diesen Falle gefällt fei, stehe es der Kammer frei, das Gesetz einer Abände⸗ rung ju unterziehen, wenn sie es für wũnschenswert erachte.
Rußland.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Tele graphen⸗Agentur“ ist der Finanzminister Kokowzew von Amte zurückgetreten und an seiner Stelle Schigom zum Finanzminister ernannt worden. Kokowzew ist, laut, W. T. , unter Beförderung zum Wirklichen Geheimen Rat und unter Belassung in der Würde als Staatssekretär und Senator in den Reichsrat berufen worden. Es besteht der Plan, jetzt als Abteilung des Finanzministeriums bestehende De⸗ partement für Handel, Industrie und für die Verwaltun⸗ der Handelsschiffahrt zu einem besonderen Handeli⸗ ministerium umzugestalten.
Der Ministerrat hat derselben Quelle zufolge Er= ,, Bestimmungen für die Wahlen zur Reicht⸗ uma ausgearbeitet. Danach soll das Wahlrecht auch Mietern übertragen werden, die eine Mietssteuer mindest der dritten Klasse zahlen; den Kaufleuten, die Gewerhesteuer der zweiten Klasfe zahlen, und allen, die das Abgangezeughit
einer höheren Lehranstalt besitzen; den Beamten, die ein halt von mindestens 1200 Rubeln in den Hauptftädten, beh mindestens M0 Rubeln an anderen Orten beziehen, und den Sigen. tümern, die Immobilien im Werte von schãßungsweise mindestens 365 Rubeln in Städten bis zu 25 060 Einwohnern, Per mindestens 1065 Rubeln in Städten mit mehr als 25 000 Ein wohnern besitzen. Die Zahl der Arbeitervertreter wird auj Il festgesetztn, ungefähr Einer auf 250 000; die Wahlen der Arbeitervertreter werden bezirksweise vorgenommen. werden. Die Mitgliederzahl der Duma wird auf oh erhöht. Ministerrat hat, wie ferner gemeldet wird, die Verhandlungen über die Bestimmungen beg er ffn die Aufhebung der Präventivzensur für bie Presse, beendet. ; Die letzten Meldungen aus verschieden en Teilen Rußlands berichten nach einem von dem W. T, 8. äber mittelten Reglerungscommunigug, von einer a llgi, meinen Beruhigung. Es sei klar, heißt es in
Manifest, daß die scharfe Krise, die der Zusammenstoß zwischen dem neuen System und veralteten Tendenzen ver⸗ arsacht habe, ihrem Ende entgegengehe. Die tragischen und bellagenswerten Ereignisse der letzten Woche in verschiedenen Orten des Reichs könnten als eine spontane Reaknion der konservativen Elemente der Bevölkerung gegen die vielleicht übertriebenen Kundgebungen der radikalen Elemente be— trachtet werden. Andererseits känne unmöglich in Abrede gestellt werden, daß in manchen Fällen diese Reaktion durch Agenten der lokalen Verwaltungen begünstigt worden sei. Die jetzige Regierung sei weit entfernt, diese Tatsache zu ignorieren oder verhehlen zu wollen; wenn sie dies täte, so würde sie in der alten Richtung weitergehen, anstatt auf dem Wege des Fortschritts. Unter den Agenten in der Lokalverwaltung ebe es Feinde des neuen Systems, welche mit allen Hinltelĩ der Verwirklichung der Reformen entgegenarbeiteten. In einem an einen New Yorker Bankier gerichteten Tele⸗ gramm habe der Graf Witte erklärt, daß er alle die vorgefallenen Gewalttaten verabscheue, es sei aber schwierig, sofort alle Abteilungen der Verwaltung mit neuen Beamten zu besetzen, die rückhaltlos die Wohltaten einer ausgesprochen liberalen Regierung zu würdigen wissen. Andererseits könne man fest— stellen, daß in allen Fällen, wo der Verdacht aufkommen könne, daß Beamte der Lokalverwaltung gewalttätige Nei⸗ gungen unierstützt hätten, die Justizbeamten angewiesen seien, Untersuchungen einzuleiten.
Ein weiteres Regierungscommuniqus verurteist, der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge, die Versuche zer Blätter, aus Anlaß der Unruhen die Autorität der Militärobrigkeiten zu erschüttern, und hebt hervor, daß in der Algemeinen. Beurteilung der Tätigkeit der Träappen keine Meinungsverschiedenheit zwischen den höchsten Militär- und Zivilverwaltungen be⸗ ste he. Auch die Mehrheit der Gesellschaft werde bei ruhiger unparteiischer Beurteilung die Verdienste der Truppen bei der Beruhigung des Landes anerkennen.
Aus Lodz meldet das „W. T. B.“ der General⸗ gouver neur habe gestern durch Maueranschlãge bekannt ge⸗ macht, daß Demonstrationen und Volksversamm⸗ lungen nicht zugelassen und mit Waffengewalt unter⸗ drückt werden würden. Falls die Straßenbeleuchtung unterbrochen würde, würde je der Verkehr von 6 Uhr Abends bis früh Morgens untersagt werden. Die Geschäfte sind zum Teil mit Brettern vernagelt; die Bevölkerung ist in größter Unruhe. Die Zeitungen sind nicht erschienen; veröffentlicht werden nur die Telegramme der „St. Petersburger Telegraphenagentur“. Laut Meldung dieser Agentur aus Saratow ist die Bevölkerung, die sich bereits einigermaßen beruhigt hatte, durch eine Proklamation des dortigen Bischofs von neuem heftig erregt worden. In dieser Proklamation fordert der Bschof zu Gewalttätigkeiten gegen die Feinde des Staats auf, zu
denen er die männlichen und weiblichen Zöglinge, der Gymnasien zählt. Nur die Entfernung Des Bischofs könnte die Bevölkerung beruhigen. In Batum sind an vielen Stellen die Schienengleise und Brücken be⸗
schädigt, auf der Station Supssa sind 5 Kosaken und auf der
Statisn Kobuleth der Stationsvorsteher und zwei Bahn⸗ . — ö — . 9 1.
wäͤrter getötet worden. Am 2. November griff die Vol
2 Volts
*
miliz in dem Orte Nassakvirali den von 12) Ke⸗ saken begleiteten Bezirkschef an. Der Kampf dauerte 17 Stunden. 105 Kosaken fielen. Die Polizeibeamten des
Brtes wurden sämtlich getötet, von der Miliz fielen nur 4 Mann. Wütende Kosaken zünden die Baulichkeiten in den Dörfern an. Da es an Landstraßen fehlt, werden die Truppen auf dem Seewege nach dem Schauplatz des Aufstandes befördert. Blutige Zusammenstõße mit den Truppen haben auch in der Landschaft Gur ien statigefunden. Eine in dem dortigen Theater abgehaltene Versammlung richtete an den Statthalter die Forderung, die Truppen aus Gurien zurückzuziehen, und es ist der Beschluß gefaßt worden, bis zu einer günstigen Entscheidung in den allgemeinen Ausstand einzutreten. In. dem Kreise Ssurgety' sind durch Bomben der Kreischef, der Friedensrichter und dessen Frau sowie eine große NLahahi Kosaken getötet worden.
Dp anien. Der Ministerrat hat, „W. T. B. zufolge, beschlossen, Norwegen als selbständigen Staat anzuerkennen.
Schweden.
Nach einer Melsung des „W. T. B.“ ist das neue Ministerium endgültig mit folgender Zusammensetzung gebildet worden: Ministerpräsident und Ju stizminister: der bisherige Minister ohne Portefeuille Staaff, Mitglied der
weiten Kammer; Minister des Aeußern: der bisherige
esandte in Kopenhagen, Kammerherr Trolle; Kriegs⸗ minist er: wie bisher Oberst Tingsten; Marineminister: Kontreadmiral Sidner; Minister des Innern: Amts— sekretär Schotte; Finanzminister: der bisherige Finanz— minister Biesert, Mitglied der Zweiten Kammer; Kultus⸗ minister? Volksschullehrer Berg, Mitglied der Zweiten Kammer; Landwirtschaftsmin ist er: Hosstallmeister Lamm, Mitglied der Zweiten Kammer; Minister ohne Porte⸗ fe uille: Justizrat Marks van Würtemberg, Bureauchef im Justizm inisterinm Dr. Hellner ünd Dr. phil. Bergst röm, Mitglied der Zweiten Kammer, , Mitglieder des neuen Ministeriums, die Minister Staaff, Biesert, Tamm, Berg und Bergström gehören in der, JZoeiten Kammer der liberalen Partei an und geben dem Ministerium den Charakter eines Ministeriums der Linken.
Die deutschen Unterhändler zu den Handels⸗ vertragsverhandlungen sind, B. T. B.“ zufolge, gestern in Gegenwart des Gesandten von Müller vom König in Audienz empfangen worden.
Amerika.
Zum Bürgermeister von New York ist, wie, W. T. B.“ meldet, der Tammany⸗Kandidat Me Clellan wiedergewählt worden.
Zum Gouverneur von Ohio ist, nach derselben Quelle, der demokratische Kandidat Pattison, zum Gouverneur von Maffachusetts der republikanische Kandidat Guild ge—⸗ wählt worden.
Etatistik und Volkswirtschaft.
Die Ber dl ke run ge ke gegn, die Ebeschließungen nach Berufsktaffen, die Ehescheidungen, die Geborenen nach dem Beruf ihres Vaters und die Sterbefälle in Berlin 18904.
Die erste Volkszählung fand in Berlin im Jahre 1799 statt, im Jahre der Wieder vereinigung der Städte Berlin und Cölln unter Beitritt der Städte Friedrichswerder, Neustadt und Friedrichstadt. Damals zäblte Berlin mit den ihm einderleibten Städten nach dem jetzt erschlenenen 28. Jahrgang des Satistischn Jahibuchs der Stadt Berlin erst 57 000 Tinwohner, im Jahre 1750 1132539 (nämlich 65 375 männliche und nur 47 914 weibliche, i. J. 1800 172132 188 867 männl. und S3 165 weibl.) i. J. 1835 219263 (113 523 männl. und 106 445 weibl ), i. J. 1550 418733 (216 857 im Jahre 1860, in dem Charlotten⸗ J die Gutsbezirke Moabit, Wedding und Gefundbrunnen Berlin einverleibt wurden, im neuen Weich bilde 523 56 (270 334 männl., und 258 54 weibl.), am Schluß des Jabres anl. und 394 691
weibl.. Ende 188090 112379 G42 794 männl. und 580 955 weibl. — während des deutsch⸗franzssischin Krieges war die weibliche Bevölkerung vorübergehend, seit 1875 ist sie dauernd
J 757 963
männl. und Sz0 S353 weit), Ende 1900 1888 574 (901 g60 männl. Jabres 1905 wurde die Be⸗
o berechnei (im De⸗ 6 — Der Be⸗ völkerung? zuwachs im Jahre 1901 überstieg 43 90 und war um fast S6b0 böher als der des Jahres 1903, won die starke Vermehrung der Zugezogeren (266 G00 gegen 254 009 im Vorjahre) wesentlich beigetragen hat. Wie schon seit langer Zeit, so zeigten arch 1903 die snnere Stadt und die sich an diese ansetzenden Bezirke ein? Abnahme, sodaß Tie Zunahme auf einem nur verhältnismäßig kleinen Teil? der Statt lin 134 von 376 Bezirken) vor sich ging. In den Vororten war das Anwachsen der Bevölkerung recht beträchtlich. Während in Berlin die Zunahme 1804 2160 betrug, bat Char— Schöneberg um 7840, Wilmersdorf um 1I7 do, Friedenau um 11,06 o/ 9. Schmargendorf um 1495 90, Yrune⸗ wald um 6.76 og zugenommen. Unter den stlichen und oõstlichen
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Verorten hat Rirdorf eine 3 ox 2.13 e, Stralau von 25 94 0oso, Rummelsbutig 2
zeichnen.
Was den Beruf der von Berlin Ab: und de belangt, so zeigt eine im Statistischen Jahrbuch“ den großen Anteil der minder bemittelten Volkskla lichen Geschlecht peziell der Dienst märchen (66 427 d 37 623 fortgezogene Tienstmãdchen). Daß die Arbeiterbevölkerung im besenderen dauernd zunimmt, beweist das Anwachsen der Mit⸗ gliederjablen der Kranken kaffen. Im Januar 190 hatten diese ins gesamt 131070 mängliche und 23 1 560 weihliche, im Januar 19065 460 095 männliche und 242 2063 weibliche Mitglieder. Auf das Tausend der männlichen Berslterung kamen im Januar 1334 311, im Januar 1801 463, im Januar 1905 427, im Juni 19960 447 männliche, auf das Taufend der weiblichen Bevölkerung im Januar 1334 105, im Januar 1501 178, im Januar 1905 185, im Juni 1995 184 weibliche Rassenmitglieder. Aber auch die steuersahlende Bevö kerung wird an— scheinend in ihrem Bestande durch die Zuzüge und Abzüge ungünstig
ssen, beim weib⸗ jugejogene und
beeinflußt. Wenigstens haben die Auszaͤhlungen der St erũber⸗ weifungen der Staatsstenerzabler ergeben, daß in den Stufen bis in 1860 M Ginkommen ein Zuzugsäberschuß (oon S810) Personen) zu verieichnen, in den Stufen ron 1800 4M an auf arts
dagegen ein Abzug überschuß Gon 2600) vorhanden war (in Jahre 1953 beliefen sich dies⸗ Zahlen auf 6709 beim. 2500). 3
0
Sctöreberg und Wilmers dorf. Es n nicht ausb Fortdauer dieser Verbältnisse den Hwiialen, 6 Berliner Bevölkerung allmählick verändert. ;
Die Zahl der Eheschließungen — 21220 — war im Jahre
19804 größer als je zuvor; im Vergleich mit der Bevölkerung freilich war das Änwachsen nicht ganz so stark Es heirateten Lom Tausend der Bevölkerung 21,5, jwar mehr als im Vorjahre (2935 aber nicht so viele wie in den letzten Jahren des dorigen Jahr⸗ hunderts (1900 22,268 , 15899 21,92 oολ, 18938 22, 07 0 οο, 1897 22,20 0/0, gegen 2702 οω im Durchschnitt der Jahre 1571 75), vom Tausend der unverheirateten Männer ũber 26 Jahre 92.0 (gegen S9, im Vorjahre, 90,6 i. J. 1990, 83,1 j. J. 1897), vom Tausend der unverbekrateten Frauen über
15 Jahre 52, (gegen 50, im Vorjahre, 53,5 i. J 1806, 523 12 i000 heiratenden Männern waren 26 25 Jahre, 432 25 bis 30 Jahre alt, von je 1009 beiratenden Frauen dagegen 427 20 bis 25 Jabrte und nur 2839 25 bis 30 Jahre alt.
9 Dem Berufe nach waren von den 1220 heiratenden Männern, näher bezeichneten Industrieiweige, im
12 194 Abhängige in einem Baugewerbe, Han del oder Verkebrsgewerbe, weitere 2189 Arbeiter obne näbere Angabe, 1089 Dienstboten 2c, S63 im siskalischen Post⸗ Telegrarhen. oter Eisenbahndienst Stebende, 437 niedere Reichs⸗, Staats c. Verwaltungs beamte, 212 Unteroffinere 2c. der Armee ger Floette, 255 in der großen Mehrzahl ebenfalls zu den Ab- hängigen zaͤblende Schriftsteller und bei der Presse Beschsftigte; Selbst ständige in einem näber bezeichneten Gewerbe waren 2249, gewerblich, aber nicht in einem beftimmten Gewerbe, waren außerdem 573 tätig; 199 gehörten der Berufsklasse der Känstler an, 160 zäblten zum Heil⸗ versonal, 120 zum Lebhr⸗ und Erziehungspersonal, 87 waren höbere Reichs., Staats. 2c. Verwaltung beamte, 53 Offiziere der Armee oder Flotte, 37 ftanden im Dienst der Kirche, 67 waren Pensionãre, 63 Rentiers. Die Zabkl der abbängigen und den arbeitenden Klassen angehörigen Männer, die in die Ehe getreten sind, hat bedeutend zugenommen, dagegen ist die der beirotenden Selbständigen urũckgegangen. Es schloffen im Jahre 190 144 in Gewerbe und Handel be⸗ schäftigte Abhängige mehr als im Vorjahrg und 2196 mehr als 1. J. 1562 eine Ebe, nur die ebenfalls hohe Zahl der „Arbeiter- obne näbere Angabe, die heirateten, war um 26 kleiner als im Vorjahre und um 147 geringer als i. J. 1802. Von den männlichen Dienstsoten 8 gingen 58 mehr als im Vorjahre eine Ehe ein. Zugenommen bat auch die Zahl der heiratenden Sÿchrifiste ler und Fei der Presse Beschästigten ('8 mehr als im Verjahre und 167 mebr als i. J. 18025, die der heiratenden Unteroffiziere c. (19 mehr als im Vorjahre), die der beiratenden böberen Reichs ., Staats. 3c. Beamten Is mebr als i. Vorj), die Zahl der im Kirchen- dienft Stehenden (17 mehr) und die der beiratenden Pensionäre (22 wehr. Dagegen wer die Zabl der heiratenden Selbständigen in Gewerbe und Bandel 1804 um 127 kleiner als im Vorjahre. Auch in allen übrigen Berufsllassen bat die Zahl der heiratenden Mãnner abgenommen; von den niederen Reichs, Staats ꝛc. Verwaltungs ⸗ beamten gingen i weniger als . Vorj und 167 weniger als i. J 19802 von dem Perfonal des Post, Telegrapben. und Eisenbahndienstes 53 weniger als i. Vorj. und 74 weniger als i. J. 1992 eine Ebe ein. Von den 21 225 Hbeiratenden Frauen waren 7355 Abbängige in einem näher bezeichneten Industriemweige, im Handel oder Gast⸗ wirtschaftsgewerbe, T7 „Arbeiterinnen ohne nähere Angabe, 4181 Dien flmädchen 2c, 1639 Selbständige in einem näher bezeichneten Gewerbe, 75 in nicht bestimmtem Gewerbe Tätige, 135 jäblten jum Heilpersonal, 112 jum Lehr, und Ernie hungepersonal, 59 jur Berufe flaff: der Küänssler; 4127 waren ohne Beruf oder in Berufe vor⸗ bereitung, und 555 haben keine bestimmte Berufsangabe gemacht. Geschieden wurden im Jahre 1904 1375 Ghen, eine erheblich größere Zabl als in den Jahren vorher, aber nicht so viel wie in den letzien Jahren vor Einführung des die Ehrscheidung erschwerenden Burgersichen Sefetzbuchs. I13 der geschiedenen Ehen batten nech nicht 5 Jahre gedauert, M43 find nach = IOjahriger, 09 nach 10 – 15jähriger, 161 nach 15 — 20jähriger, t nach 20 — 3jahriger, 31 nach 25 bis z6sähriger, 13 nach 30 — 35jähriger, 2 nach 356 — 36jähriger und 1 nach
Seit 1897 wies nur das Jahr 1903 eine nech niedrigere Zab
darunter befanden sich 421 uneheliche
20 bis
45jähriger Dauer geschieden worden, bei 1 Ehe fehlt eine Angabe über deren Dauer.
Die Zahl der Geborenen war im Jahre 1304 sehr 4 abl auf.
Es wurden 18904 (einschließlich der Totgeboren n) 26 G3 Knaben und 24693 Mädcen, jusammen 50 7115 (303 49571) Kinder geboren, auf das Tausend der Berölkerung 25.72 (gegen 26.56 im Jabre 1903, 2 i. S. ioo, 28 a 1. J. gz, 353 . J. iso, 36, d i R i666, 41,5 i. J. 1880 und 47 im Jabre 1876, nach em der Rückgang begann). Von dieken würden Ts Kaaben und 4018 Mädchen, zu. sammen S259 Kinder außerehelich geboren, das sind 16 360 * der Gesamtzahl der Geborenen gegen 1553 0 0 im Jabre 1993, 14,96 0 i. J. 1900, 14 56 o/ i. J. 1895, 12.3 0j i. J. 1890, 1335 op i. J. 1855 und 13.0 o,½ i. J. 1876), auf das Tausend der Bevölkerung
— 8
4189 gegen 401 im Jahre 1963, 414 i. J 190, 428 i. J 1898, d — waren einfache,
1890, 4,9 i. J. 1835 und 6,1 i. J. 1876). 49 550 Geburten 571 (darunter 74 außereheliche Zwillings⸗ und 8 (rarunter 2 außerehelicke) Drillingsgeburten. 1637 Knaben und 794 Märchen, zusammen 13831 Kinder oder 361 0 der GSesamtzahl der Geborenen sim Vorjahre 1747 oder 353 0/0) wurden tot geboren; (228 Knaben und 193 Märchen).
Von den ehelich Geborenen waren 332 von den außerehelich Ge⸗ borenen 509 o6 tot geboren. — Vergleicht man die Zahl der ebelich Geborenen mit der mittleren Zahl der Ehefrauen, so entfielen egen 113,1 im Vorjahre,
20
auf 1000 Ehefrauen 1115 Geborene geger 1270 6. J. Iso, 1563 6. J. IS39. 2055 1. J. i886 und 216 i. J. 1875, seit welcher Zeit dieser Rückgang andauert.
Eine Tabelle des Jahrbuchs über den Beruf der Väter der ehelichen und den der Mütter der unehelichen Kinder ergibt, daß mehr als die Hälfte der 41 637 chelichen
S6, zu Vätern Abhängige in einem näher n Baugewerbe, Handel oder Verkehre⸗ gewerbe batten, weitere 5775 Lebendgeborene Arbeiter ohne näbere An gabe 2214 Dienstboten ꝛc. Post«, Telegravphen⸗ oder Eisenbabndienst Stebende, 12 c . Staats. 2c. Verwaltung beamte, 198 Unteroffijiere der Armee eder Flotte, 30s Schriftfteller und bei der Presse Beschäftigte; Selbstãndigen in einem rãber bezeichneten Gewerbe wurden 52n8 eheliche Lebendgeborene, in nicht besimmtem G-werbe Tätigen 869, Künst Erziehern 258 zum Heilpersonal zählenden Vätern 18 Staats- 2c. Verwaltungebeamten 69, Offinieren der Armee und p zo, im Dieaste der Kliche Stebenden 43. Pensionären 94, Rentiers 42, Vätern obne Beruf oder in Berufsvorbereitung 37 Kin
9 1. 54 Lebendge 3 6
Kinder geboren. Im Vergleich mit dem Vorjahre stieg die Zahl der ehelichen Tebendgeborenen erheblich in den Familien der Abhängigen in FDewerke und Handel, der männlichen Dienstboten 2c, sowie in denen der Schriftftells: und kei der Presse Beschäftigtn, unwesentlich in den Familien der Lehrer und Ernieher, im Kirchend enst Stehenden, der Unteroffiziere 2c. und der Pensionãre; in den Familien der Selbstãndigen in Ge i sie ungefähr gleich miedrig; in allen übrigen Berufeklassen aber ging sie weiter zurũck, verkältris mäßig am bedeutendsten in den Familien der niederen Reichs. Staatz ꝛc. Beamten. Bei den unehelichen Kindern ist der Beruf der Mütter angegeben: Unter den 7848 Lebendgehorenen waren 2599 von Dienstmädchen zc geboren, 277 von in näher ber ichnetem Industrieiweige, im Handel oder in Gaf
hängigen weiblichen Personen, 1879 von .
Angabe, 343 von Selbständigen in Gewerbe oder Handel,
*. 20 *
J 4 von im Post⸗ tebenden, 3 von Pensionärinnen, 190 unehelichen Lebendgeborenen aben gemacht, die von 406 Kindern waren ohne Beruf oder in Berufsvorbereitung.
An Sterbefällen wies das Jahr 1904 35256 1 1. eb b
— 5 der Totgeborenen auf, nicht unerbeblich mehr als die beiden Vorjabre i5cJ 335 5629, 1802 32 553). Gleichwohl war im Vergleich mit der Bevölkerung das Ergebnis ein sebrꝛ günstiges: 17,838 auf das Tausend derselben (1903 17,41 90, 1902 17,11 o oo, dagegen iꝛ. — 1900 1993 o0, 1835 21.24 , 1880 22,77 * , 1830 31,282 0). Seit dem Jahre 1595 bat die Sterblichkeitsziffer nicht mehr 202 0 erreicht. In der Zeit von 1891 bis 1895 war nur im Jahre 18934 die Sterbeziffer unter 2, und in den Jahren von 1858 bis 1830 war nur einmal (1888) 21,5 erreicht worden, von 1870 bis 18530 aber war die
ö günst'gste Ziffer 29 35 (1579). Es ist bannt, daß die Sterblichkeit ber Altersklaffen fehr verschieden ist. Im ersten Lebensjahre stirbt bis P aller lebenden Kinder dieser Altersklasse, während schon im zweiten Jahre diefer Anteil auf etwa t seiner Höhe berabgebt und dann dauernd wenler sin't bis zur zünstigsten Zeit im Alter von 19 bis 15 Jahren; begir wieder ein Ansteigen bis jzur Höh ersten
und höber in den letzten Altersstufen. Geschlechtern jeigt dann das weibliche fast unerheblich gänstigere Sterblichkeit. Es
r) Totgeborenen 18 580
das sind 19,77 auf das
Taufend der männlichen bejw nur 15, 15 auf das Tausend der weib- ö . 15.77 i. J. 1903, 19,065 bejw. 23 74 bejw. 18,98 S3 Kinder (gegen 9452 er Bevölkerung 5, 89 w; .
ö ' 1800, 1
— 21
Lebensjahres den beiden durchweg eine
15.34 i J. 1902, 22, 5 bezw. 17.99 i. J I. J. 1895). Im ersten Lebensjahre starben i. J. 1903), d. s. auf das Tausend (gegen 5,30 i. J. 1903, 1 ö 1880, 1661 i J. 1875, in welchem die Kindersterblichkeit am höchsten gewesen ist). Von den 1964 im ersten Lebensjahre gestorbenen Rindern waren 5531 Knaben und 4257 Märchen (1803 3139 Knaben und 1253 Mädchen), darunter 12539 bezw. 936 außerehelich geborene igoz 1217 bejw. 985). — Weitaus die häufigste Tode sursache bildeten die verschiedenen Formen der Tuberkulose (434 Fälle). Gs folgen dann Daimkatarrhe, Krebs, Gebirnschlag. Von den einzelnen Altereklassen waren die bis 5 Jahre alten Rinder jumeist durch Lungenentzündung gefährdet, in den übrigen Altersklassen ũber⸗ wiegen bis zum 35. Jabre bei den Männern, bis zum 45. Jahre bei den Frauen Lungenschwindsucht, dann bei den Männern Herikrank⸗ beiten, bei den Frauen meistens bis zum 65. Jahre Krebs, dann ebenfalls Herzkrankheiten.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Bochum berichtet die Rb. Westf. Ztg. daß die Ver= waltung des Alten Bergarbeiterverbandes“ an die Berg⸗ leute Nitteldeutschlands und des Königreichs Sachsen einen Aufruf richtet, der unter den Belegschaften eine starle Er⸗ regung verzeichnet. Der Verband befürchtet eine Arbeitsniederlegung. Die Bergleute werden dringend ersucht, von einer Arbeite niederlegung Abftand zu nehmen, die man durch Verhandlungen zu permeiden suchen wolle. Bie gleiche Mahnung wird an die Bergleute Sachsens, welche eine Lohnerhöhung verlangen, gerichtet.
In Solingen wurde, wie dasselbe Blatt mitteilt, zwischen einer Kommsssion des Verbandes der Buchbindergehil fen und der in der Kartonagenindustrie beschäftigten Arbeiter und Ärbeiterinnen einerseits und den Vertretern der vereinigten Arbeitgeber dieser Branche im oberen Kreise Solingen andererseits ein Lobn. urd Arbeitstgrif vereinbart. Der Tarifvertrag soll zum J. Tesember d. J. in Kraft treten; er setzt u. a. die Arbeitszeit auf 98 Siunden fest.
Aus Gera wird der Frkf. Ztg. telegraphiert. Auf die Erklãrung der Farberkonventiom, evenjuell am nächsten Sonnabend sämtli Betrlebe ju schließen, haben die Pr esser und Drucker in Gerg m der sofortigen Arbeiteniederlegung geantwortet. Die Zabl der arbeits- willigen Weber ist seit Montag jurũckgegangen. (Vgl Nr. 262 8. BL.)
Die Hafen, und Arsenalarbeiter von Brest, Cher⸗ bourg, Lorient und Toulon hielten, wie W. T. B. meldet,