war Vorsitzender für die Kommission zur Ausführung des 527. In welcher Weise er dieses Amt verlassen ö 3 16 in den Rahmen dieser Verhandlung. Ich will zugeben, daß man verschiedene Ansichten darüber haben kann: wie weit soll man sich bei einer wirischaftlichen Organisation das Programm stecken? Ich habe zu den Männern gehört, welche den Stand⸗ punkt vertraten: wir dürfen nicht bloß einseitig die Interessen der Produzenten durch eine Organisation schützen, sondern müssen bei der besonderen Sachlage in unserer Branche auch die Interessen der Händlerschaft in Schutz nehmen. Wenn die Händlerschaft in Deutschland in der Lage gewesen wäre, sich zu organisieren, und zwar auf Grund eines Rechtsvertrages, wie er unter uns Mitgliedern des Vereins deutscher Tapeten⸗ fabrikanten tatsächlich vorhanden ist, so wäre ich der erste gewesen, der gesagt hätte, daß die Tapetenfabrikanten es den Händlern selbst überlassen sollten, ihr Interesse zu schützen und zwar ohne unsere Mithilfe. Ich will hier ausdrücklich hervorheben, daß es ein oder zwei Städte in Deutschland gibt, die auf dem Wege, den ich eben bezeichnet habe, vorwärts gegangen sind und, soweit ich unterrichtet bin, mit Erfolg sich organisiert haben. Wenn die deutschen Händler in den ein⸗ zelnen Bezirken und Städten sich auf Grund eines Rechts⸗ vertrages organisieren können, ist ihr Interesse sicher noch besser gewahrt als bei dem jetzigen Zustand. Die deutschen Tapetenfabrikanten haben in bezug auf die Preisbildung, in bezug auf die Art des Verkaufs manche Konzessionen gemacht, die wahrscheinlich nicht gemacht worden wären, wenn wir uns für uns allein selbständig organisiert hätten ohne Zusammen⸗ hang mit den Händlern. Darüber, sage ich also, ist kein Zweifel, daß man über den Umfang des Programms ver⸗ schieden denken kann, und bis jetzt gab es auch unter uns eine große Anzahl, die das Programm und die ernste Durch⸗ führung desselben für richtig hielten.
Nun hat auch Herr Liepmann verschiedene Vorgänge vorgetragen, die sich im Laufe der Jahre im Verein abgespielt haben. Wechsel in bezug auf einzelne Bestimmungen. Wechsel auch in bezug auf die Haltung zur Durchführung unserer Ziele. Es ist selbstverständlich, daß eine wirtschaftliche Organisation mit ihren Bestimmungen über die Preisbildung, die Rabatt⸗ festsetzung usw. wechseln muß je nach den Verhältnissen, und er hat auch richtig den Grund dafür angeführt: es kam ein Jahr, in dem die Preise für die Halbfabrikate, die wir brauchen, schnell stiggen, und dem gegenüber waren die Preise, die wir damals bekamen, außerordentlich niedrig. Ich glaube, es wird mir jeder Fabrikant bestätigen, daß das Preisniveau, welches wir damals hatten und heute auch noch haben, nur einen sehr bescheidenen Nutzen zuläßt. (Sehr richtig) Warum wir nicht über dieses Preisniveau hinausgehen konnten, liegt klar zu Tage. Wir hatten mit der Konkurrenz der außen⸗ stehenden Fabrikanten zu rechnen und Rücksicht zu nehmen auf die organisationstreue Händlerschaft. Daß also ein Wechsel nach der Richtung unter Umständen stattfinden kann und muß, ist selbstverständlich, und es trifft die Vereinsleitung durchaus kein Vorwurf, sondern der Wechsel ergab sich aus den Verhältnissen. Er ist — das kann ich aktenmäßig nach⸗ weisen ö. nicht von Mitgliedern des Vorstandes, sondern von den Vereinsmitgliedern angeregt worden.
Dann hat Herr Liepmann — ich möchte das bemerken, um das wenigstens im Stenogramm zur Erscheinung kommen zu lassen — darauf hingewiesen, daß wir in die beklagens⸗ werte Lage kamen, öffentlich zuzugeben, daß unsere Mitglieder Verstõße begangen hatten. Nun, Herr Liepmann weiß ja selbst, wie leicht man zu Verstößen kommt. Aber ich glaube, jeder, der einer wirtschaftlichen Organisation vorsteht, wird mir zugeben müssen, daß das eigene wirtschaftliche Interesse, das in der Organisation eingeschränkt oder niedergehalten werden soll, gelegentlich mal die Grenze durchbricht und die Interessen derer, die diese Grenze einhalten, verletzt. Dieser Zustand ist natürlich auch bei uns eingetreten. Warum? Zunächst aus dem Grunde, den ich angegeben habe — das ist der sachliche Grund —, und ferner, meine Herren, fehlten uns die Machtmittel, um die Mitglieder zu zwingen, den Rechts vertrag zwischen uns streng einzuhalten oder beim Bruch desselben die entsprechende Sühne zu leisten. Daher ist der Vorstand und auch der Vorsitzedde in die Lage gebracht worden, die Satzungen nach dieser Richtung auszubauen und Rechtsmittel für die Kontrolle und Sühne hineinzubringen. Im übrigen sind die Satzungsänderungen nicht etwa von einem Laien gemacht worden. Diese Bestimmungen sind jetzt, glaube ich so klar, daß es manchem unter uns vielleicht etwas un⸗ heimlich dieser Gesetzgebung gegenüber wird. Ich habe aus den Worten des Herrn Liepmann schon leise herausklingen hören, daß er in dieser Beziehung eine größere Einfachheit wünscht. Ja, meine Herren, ich glaube zu wissen, wohin die Vereinfachung hinzielen soll. Wenn diese Rechtsmittel aus der Satzung wegfallen, wird mancher von uns sich überlegen müssen, ob es nicht besser wäre, wenn man überhaupt wieder freie Konkurrenz eintreten ließe. In dieser Beziehung will ich also gern zugeben, daß Wechsel oder Veränderungen ein⸗ getreten find. Viele von uns meinen, daß diese Veränderungen nicht bloß nötig, sondern außerordentlich nützlich gewesen sind. . Ich will auf das übrige, was Herr Liepmann sagte, nicht eingehen, nur auf eins will ich noch kurz hinweisen.
Herr Liepmann weist mit großer Schärfe in der Zuschrift an das Reichsamt des Innern nach, welche Gefahr für die Industrie entstehen würde, wenn wir unsere Organisation auf⸗ gäben. Wir leiden unter einer Ueberproduktion in der Tapetenbranche genau so wie in anderen Industriezweigen. Wodurch das gekommen ist, ist jetzt nicht die Zeit zu erörtern. Tatsächlich leiden wir darunter, und wenn die Organisation die Kontrolle und Strafmittel zur Durchführung dieser Be⸗ stimmungen aufgibt, dann wird allerdings ein unglückseliger Zustand entstehen, und es werden nach Aufloͤsung der Organisation eine ganze Reihe an und für sich berechtigter Interessen zusammenbrechen müssen. (Sehr richtigh Dar iber ist kein Zweifel, daß es auch unter uns welche gibt, die ihren wirtschaftlichen Eigennutz so weit treiben, daß sie diesen Zu⸗
stand herbeiwunschen. Was ich für meine Person innerhalb ö Organisation vertrete, ist eine gute, nützliche Art ö.
Mittelstandgpolitik. Die Drganisation hat tatsã
Erg sächlich den Zweck, nicht bloß das Kapital zur Geltung kommen zu lassen, sondern auch die persoͤnliche Tüchtigkeit und Leistung. Das bezieht sich nicht bloß auf die Fabrikanten, sondern auch auf die deutsche Händlerschaft. Ich meine, ein Zusammenbruch der Drganisation — das hat ja auch Herr Liepmann treffend nachgewiesen — würde zunächst der Industrie schaden, aber, meine verehrten Herren, nicht der Industrie allein. Ich möchte die deutsche Händlerschaft einmal fragen, wie sie dabei fahren würde, wenn der Zusammenbruch der Fabrikanten⸗ organisation einträte. Dann würden wir die Wege gehen müssen, die man im Auslande geht. Unser Spezialtapeten⸗ händlertum in der Leistungsfähigkeit und dem Umfange, wie wir es heute haben — erhalten gerade auch durch unsere
Organisation — würde in Deutschland gewiß auch nicht fort⸗ bestehen können, es würde jedenfalls eine große Reihe von Fachleuten, die gelernt haben, Tapeten zu verkaufen, in Zukunft nicht existieren können. (Sehr richtig) Wenn man sich auf diesen Standpunkt stellt und ihn ausdrücklich und offen ausspricht und ihn mit Einsatz seinẽr Perssönlichkeit trotz der schlimmsten Angriffe durchführt, dann hat man, glaube ich, nicht bloß für die deutsche Industrie, sondern auch für die deutsche Tapetenhändlerschaft etwas geleistet, was sich bei der ganzen Richtung, die unser soziales und wirtschaftliches Leben nimmt, sehen lassen kann. (Lebhafter Beifall.)
Tapetenfabrikant Engelhard⸗Mannheim. Ich werde der Versuchung widerstehen, hier eine Rede zu halten, die, wovor der Herr Vorsitzende vorhin schon mit Recht gewarnt hat, eigentlich in die Vereinssitzungen gehört, welche sich in den nächsten Tagen anschließen sollen. Ich will deshalb nur kurz einen Satz, den der Herr Vorredner ausgesprochen hat, berichtigen. Er sagte, ein Teil der Bestrebungen desjenigen Teils unter uns, der diesen neutralen Vorsitz, von dem ich vorhin . sprach, erstrebt, richte sich auch auf das Hereinziehen der jetzigen Outsiders. Die Outsiders würden aber ohne allen Zweifel, wenn sie herangezogen würden, dahin wirken, daß die Inschutznahme der Händlerbeschlüsse aufhören solle, und daran müßten unsere Bestrebungen scheitern. Ich stelle dem⸗ gegenüber fest, daß, wenn von unserer Seite mit den Outsiders in Verbindung getreten worden ist, man sich vollständig darüber klar war, daß, wenn die Herren wieder zu uns kommen wollen, sie auch die Interessen der Händlerschaft mit uns zu schützen haben. Wenn die Herren das nicht annehmen können, werden sie eben nicht zu uns kommen.
Tapetenhändler Voigt⸗Arnstadt: Ich kann den Zweck des Kartells resp. Vereins d. T. F. lediglich nur als einen guten, zur Hebung der Industrie und des Handels beitragenden anerkennen.
Sämtliche Bestimmungen des Vereins sowie die von demselben festgelegien Minimalverkaufspreise sind nur gut zu heißen und müͤssen von der gesamten Händlerschaft, welche die früheren überall sich fühlbar gemachten trostlosen Zustände kennt, für die gesamte Branche nur als segenbringend an⸗ n,,
halte es in wirtschaftlicher Beziehung als dringendste Notwendigkeit, daß die festgelegten und i ze, . , , n, , an Handel eingehalten werden,
enn die Händler rem bedeutenden Aufwand a
rr, 16 sollen. 9 J
s Fachmann und genauer Kenner des kunstgewerblichen Wertes des Artikels „Tapete“ konstatiere ich, . die * Bestehen des Vereins deutscher Tapetenfabrikanten von diesen gebrachten Erzeugnisse in bezug auf künstlerische Ausführung der Muster sowohl, als auch der Qualität von Jahr zu Jahr eine wesentliche Verbesserung erfahren haben und heute auf eine Höhe gebracht worden find, die dieser kunstgewerbliche Artikel erfordert und die unserer deutschen Industrie alle Ehre macht und zwar derart, daß diese heute sogar vorbild⸗ lich auf die ausländische Industrie wirkt. Ob es möglich gewesen wäre, dies zu erreichen ohne Zu⸗ sammenschluß der Tapetenfabrikanten und der infolgedessen festgelegten Fabrikpreise, ist zu bezweifeln, da früher jeder Fabrikant darauf bedacht war durch billigeres Preisangebot wie seine Konkurrenz das Geschäft zu machen. Durch die einheitlichen Preise ist heute jedoch jeder Fabrikant gezwungen, bedeutend mehr Wert auf die künst⸗ lerische Ausführung der Muster und die Qualität der Ware zu legen, wenn er Absatz für seine Ware schaffen will. Ich konstatiere ferner, nach den in meiner Praxis ge⸗ machten Erfahrungen, daß die von seiten der außerhalb des Vereins stehenden Fabrikanten gebrachten Tapeten, weil diese eben infolge ihrer billigeren Preise auch nicht soviel für gute, neue Dessins aufwenden können, in bezug auf künstlerische und . stilgemäße Behandlung der Muster und Qualität der Papiere, namentlich der billigeren Stapelware oftmals sehr zu wünschen übrig lassen und die Klagen der Tapezierer über schlechte Papiere beim Ankleben fast allgemein sind. Es ware deshalb den außerhalb des Vereins stehenden Herren Fabrikanten nur zu empfehlen, dem Verein beizutreten und die Bestimmungen desselben in ihren bisherigen Formen ,, .
; ie würden damit vor allem sich und dem gesamten Wohl der Branche mehr dienen, weil sie denn durch 3 höherer Preise mehr Wert auf die künstlerische Ausgestaltung ihrer Kollektion legen können und dadurch Absatz für ihre Ware auch in ersten Häusern finden würden.
Durch das billigere Angebot ihrer Fabrikate unterstũtzen diese Firmen hauptsächlich nur derartige Geschäfte, deren In⸗ haber von der Branche nicht das geringste Verständnis haben und die lediglich darauf bedacht sind, durch Schleuderpreise und alle mögliche unlautere Reklame Geschäfte zu machen. Tapetenhändler Heiden⸗Cöln: Meine Herren, gestatten Sie mir, nach diesen Ausführungen auch meine und, ich glaube, die Ansicht der meisten gesperrten Händler Ihnen kurz vorzutragen. .
Produktion eingeführt hat.
Was den weiteren Verlauf der
ich gesperrt wurde, noch weitere 9 Tapetenfabrikanten aug dem Verein ausgetreten, sodaß heute eee. . 13 in⸗ ländische Fabriken außerhalb des Ringes existieren. ;
Diese 13 Fabriken fertigen die billige, mittlere und zum Teil bessere Ware an und genügen dem außerhalb des Ringen stehenden Händler für den Hauptkonsum vollstäͤndig.
Wie allgemein bekannt, haben diese letzteren Fabrikanten sich mit ihrem Austritt gut gestanden, denn einer nach dem andern hat sich durch Vornahme von Vergrößerung seiner Fabrik verbessert, so sei unter anderem E. Liepmann in Berlin und J. B. Schäfer in Marburg erwähnt.
(Redner wird, da er vorliest, vom Vorsitzenden unter⸗ brochen. Da er sich außer stande erklärt, frei vorzutragen, gibt er die in Anlage V abgedruckte Erklärung zum Protokolh.
Vorsitzender: Es ware mir lieb, wenn auch von jener Seite, vielleicht von einem Fabrikanten, der außerhalb steht, das Wort ergriffen würde über die Frage, ob Sie aus tech— nischen Gründen eine Organisation gerade Ihrer Branche für nötig halten, welche Rückwirkung davon zu erwarten wäre, wenn die Organisation nicht bestände oder in die Brüche ginge. Es würde für die Regierung von großem Interesse sein, hierüber auch andere Ansichten zu hören.
Tapetenhändler Schroeder⸗Elberfeld: Meine hoch⸗ verehrten Herren! Es ist von Herrn Liepmann der Versuch gemacht worden, die Verquickung der Händlerbeschlüsse mit dem Fabrikantenverein zu tadeln. Ich möchte darauf auf⸗ merksam machen, daß die Fabrikanten ein direktes Interesse daran haben, für die Händlerbeschlüsse einzutreten, um sich ein gesichertes und zahlkräftiges Absatzgebiet zu schaffen und zu erhalten. Herr Heiden hat in seiner Schrift, die er eben zu verlesen begonnen hat, auf Schulden hingewiesen, die eine Anzahl. Händler früher bei den Fabrikanten gehabt hat. Wodurch sind diese Schulden gekommen? Wahrscheinlich dadurch, weil die Herren zu billig verkauft und nicht genug an der Ware verdient haben, um von ihrem Verdienst die Ware zu bezahlen. Die Sache ist dadurch jedenfalls, daß der Fabrikantenverein die Händlerbeschlüsse geschützt hat, für unz Händler insofern erheblich günstiger geworden. Es ist vor allen Dingen eine Pflicht des Fabrikantenvereins, die Händler⸗ beschlüsse weiter zu schützen. Es hat früher Zeiten gegeben — ich erinnere nur an die Berliner Verhältnisse — wo man Tapeten mit 109, 165, 2009/9 Aufschlag verkaufte. Diese Zeiten sind vorüber, man hat heute eine geregelte Kalkulation, und bei einer geregelten Kalkulation bleibt dem Händler ein Verdienst, wodurch er sich und seine Familie anständig er⸗ nähren und seine Spesen und Unkosten bestreiten kann. Ferner haben früher vielfach größere Ausschreitungen im Rabattwesen stattgefunden, als wir noch keine Organisation hatten, ja, es hat geradezu ein Unfug darin geherrscht. Auch das ist infolge des Zusammenschlusses der Fabrikanten und Händler beseitigt worden. Die Rabattverhãltnisse sind festgelegt worden. Ich resümiere mich also dahin, daß der Fabrikantenverein ein großes Interesse daran hat, die Händlerinteressen nach wie vor weiter zu schützen, weil er sich dadurch ein sicheres und zahlungsfähiges Absatzgebiet erhält.
Tapetenfabrikant Engel ke⸗Schwarmstädt: Es scheint mir namentlich für die Nichtfachleute nicht recht klar und bestimmt zum Ausdruck gekommen zu sein, daß technische Gründe wesentlicher Art vorliegen, die das Kartell immer wieder, auch wenn es einmal verschwinden sollte, zusammenbringen müssen. Der beste Beweis dafür scheint mir wohl von seiten der Dutsiders geliefert zu werden, auch Herr Liepmann hat das zugegeben, und selbst die am meisten linksstehenden Herren, die dem Kartell am feindlichsten gegenüberstehen, die Herren Klein und Heiden, haben das in gewissem Sinne zugegeben. Selbst Herr Heiden gab eben in seiner Verlesung zu, daß ein gewisser Zusammenschluß die Verbesserung der Fahrikate befördern würde, und daß es wünschenswert wäre, wenn in bezug auf einige Punkte, die er angab, ein Kartell existierte. Daß nicht nur technische Gründe uns zum Kartell zwingen, ist namentlich auch noch durch Herrn Liepmann gestreift worden, indem er sagte, daß seinerzeit Herr Wilhelm Jven eine ganz andere Diese Art der Fabrikation, die von Herrn Liepmann gestreift wurde, würde zweifellos allgemein Platz greifen, wenn kein Kartell existierte, und dann würden naturgemäß so und so viele dies mit ihrer Existenz bezahlen müssen. Aber die Uebrigbleibenden würden sich naturgemäß auch wieder zu einem Kartell zusammenschließen müssen. Denn es liegt ja in der Art der Fabrikation, daß wieder eine Ueber⸗ produktion Platz greifen müßte, und um dieser Ueberproduktion, um die sich eigentlich alle unsere Beschlüsse drehen, zu Leibe zu gehen, wäre einer der wichtigsten Punkte die Gründung des Kartells. Es liegt aber in den außerordentlichen Schwierig⸗ keiten unserer Produktion, daß hier bis heute noch nicht der richtige Weg gegen die Ueber produktion gefunden ist, aber er muß gefunden werden und wird auch gefunden werden. Es ist naturgemäß, daß ein solches Kartell, wie wir es haben — und das ist ja auch wohl bei allen anderen Kartellen der Fall gewesen —, seine sogenannten Kinderkrankheiten durchmachen muß. Da kommen persönliche Differenzen vor, es kommen Irrtümer vor, Dinge, die heute als richtig, morgen als falsch erkannt werden. Insbesondere aber würde eine Ueberproduktion entstehen, und es ist wesentlich für mich gerade, das den Herren, die nicht Fachleute sind, vorzuführen, und zwar daß selbst von Outsiders diese Ueberproduktion als schwarze Zukunft hingestellt worden ist. Also ich glaube, daß die hohe Regierung immerhin aus diesen Ausführungen schließen muß, daß das Kartell durchaus nicht ungünstig wirkt, sondern daß es nur zur Hebung des Mittelstandes und zur Hebung der Wohlfahrt der Bevölkerung überhaupt beitragen kann. Ich setze selbst= verständlich voraus, daß die Kartelle auch in diesem weiteren Sinne geleitet werden, und es wird in jeder Industrie, wenn nicht heute, so doch morgen, immer Männer geben, die diesen weiten Blick besitzen und dann auch die Berechtigung der
Kartelle der Regierung gegenüber klarmachen können.
Agitation des Tapeten · fabrikanten vereins anbetrifft, find seit dem Jahre . we
Was aber die Solvenz der Händlerschaft betrifft, so hat sie
Tapetenhãndler Jungmann⸗Frankfurt a. M.: Meine zerren, ich wollte das eiwas weiter ausführen, was Herr Schroeder vorhin gesagt hat. Ich will hierzu nur ausdrücklich betonen, daß die Beseitigung der Händlerbeschlüsse die Sol venz der Händlerschaft zu Grunde richten würde infolge der fessel⸗ losen und illoyalen Konkurrenz, die dann eintreten würde. , . dem Verein deutscher Tapetenfabrikanten durch
einbarung der Preise dazu gedient, die Leistungsfähigkeit des einzelnen zu stärken; daß die Leistungsfähigkeit während der letzten Jahre des Bestehens des Kartells sich tatsächlich gehoben hat, trotzdem im allgemeinen über schlechte Geschäfts⸗ verhältnisse geklagt worden ist, beweisen die Ziffern, die uns durch das hohe Reichsamt des Innern gegeben worden sind, das beweisen die statistischen Zahlen der Ausfuhr, aus denen man erkennen kann, wie sehr dieselbe in den letzten Jahren anbauernd zugenommen hal. Das sind Ziffern, die so deutlich für die Verdienste reden, die sich das Kartell in nationalem Sinne zuschreiben darf, daß ich kein Wort hinzu⸗ zufügen brauche.
Tapetenhãndler Nicolai⸗Breslau: Ich hatte eigentlich nicht die Abficht, zu dieser Frage zu sprechen, aber da seitens der Gegner des Kartells so viel Irriges gegen dasselbe vor⸗ gebracht worden ist und bei der Königlichen Regierung unter anderem vielleicht auch die Ansicht entstehen könnte, daß ein
ewisser Zwang, nur von den Fabriken des Vereins deutscher apetenfabrikanten zu kaufen, auf einen großen Teil der Händler⸗ schaft ausgeübt würde, so möchte ich doch betonen, daß das absolut nicht der Fall ist. Wir können auch von außerhalb des Vereins stehenden Fabriken kaufen, gehen nur dann 666 der Umsatzbonifikation ! verlustig, die uns eben nur afür gewährt wird., daß wir treu zu dem Verein stehen. Ein Zwang aber besteht, wie Sie sehen, durchaus nicht.
Vor allen Dingen aber möchte ich der Auffassung ent⸗ gegentreten, daß die außenstehenden Händler das Publikum billiger und reeller bedienen, und im Gegenteil die Frage aufwerfen, ob gerade sie von gleich lauteren Gefühlen sowohl dlesem, wie den Konkurrenten gegenüber beseelt sind wie die⸗ senigen, die im Verbande sind. Ich glaube nicht! (Oho! und sehr richtig h
Hier kursiert soeben ein Musterbuch, das einer der Berliner Herren herausgibt, die außerhalb des Verbandes stehen. Da wird eine Tapete dem Publikum zu 15 8 an⸗ geboten, während doch jeder Fachmann wissen wird, daß sie reell unmöglich dafür abgegeben werden kann, denn es ist eine weidruckige Tapete, die sehr schön ist und einen Fabrikations⸗ wert von 14 3 hat! Also die Herren bedienen sich doch offenbar unlauterer Mittel, um die Konkurrenz zu bekämpfen. (Rufe: Ohol und Widerspruchh
Vorsitzender: Ich möchte das Wort „unlauter““ aus⸗ scheiden. Es sind das grundsätzliche Meinungs verschiedenheiten über das Wesen des Handels und der Konkurrenz, die ich als unlauter nicht bezeichnen lassen möchte, und ich möchte also bitten, daß dieses Wort vermieden wird. Die Herren sind wohl alle damit einverstanden. (Sehr richtig h
Tapetenhãndler Nicola i⸗Breslau: Ich nehme auf Wunsch des Herrn Vorsitzenden diesen Ausdruck zurück und überlasse es der geehrten Versammlung, einen milderen dafür zu setzen. Ich sage aber ausdrücklich, daß der vertragstreue Händler, welcher die Satzungen einhalten muß, solche Manöver gar nicht machen kann. Er läßt eben seine Konkurrenz auch leben, will nicht scheinbar billiger sein und sich dadurch auf
Kosten des anderen einen Vorteil verschaffen, während nach⸗ gewiesenermaßen die außerhalb des Vereins stehenden Händler häufig im einzelnen Falle alle Mittel benutzen, um ein Ge⸗ schäft zu machen. Leben müssen sie aber auch, und da sie die . Spesen haben wie wir, können sie — von einzelnen
us nahmen, die gemacht werden, um es glauben zu machen,
abgesehen — alles in allem nicht billiger sein wie wir.
Ich behaupte also gleich meinem geehrten Herrn Vor⸗ redner, daß der Zufammenschluß der Händler, um einen ehrlichen Wettbewerb zu ermöglichen, unbedingt nötig ist, und da dieser allein nicht zu erreichen ist, so ist zur Zeit der Verein deutscher Tapetenfabrikanten unsere einzige Hilfe. Wir wollen daher wünschen, daß er zum Segen Tausender von
Häͤndlerexiftenzen weiter bestehe, da nur er, als geschlossenes Ganze, imstande ist, die Händlerbeschlüsse und Verkaufs⸗ londitionen weiterhin zu schützen und für deren Durchführung eine Garantie zu geben.
Tapetenhändler d' Arragon⸗Hamburg: Die Händler⸗ beschlüsse, welche im Fabrikantenverein geschützt sind, sind nach meinen Erfahrungen jahrelang nicht gehalten worden, sie stehen nur auf dem Papier und sind vollständig illusorisch. Wenn der Fabrikantenverein alle die Händler sperren wollte, die die Veschtüsse nicht halten, so müßten z /. der deutschen Händler gesperrt werden. (Sehr richtig! und Widerspruch.) Ich bin drei Jahre Vorsitzender eines Vereins gewesen, wo die Händler in Hamburg sich alle erdenkliche Mühe gegeben haben, die Leute zusammenzubringen. In diesen drei Jahren habe ich als Vorsitzender Erfahrungen gesammelt, wie sie vielleicht an keinem zweiten Platze in Deutschland gesammelt werden können. In Hamburg bekümmert sich heute nicht ein einziger Händler — das erkläre ich offen und ehrlich — um die BVeschlüsse. (Zuruf: Beweise) Ich habe das Beweismaterial nicht hier, kann es aber schwarz auf weiß beweisen, und ebenso geht e8 an anderen deutschen Plätzen. Gesperrt werden von dem Fabrikantenverein nur die Händler, die Muster⸗ bücher herausgeben und offen und ehrlich Farbe bekennen und ihrer Kundschaft die Ware direkt vorführen. Es wird nicht mehr von den gesperrten Händlern geschleudert als von den Ring⸗ händlern. Der Fabrikantenverein hat ja auch Kampfmuster und Gnadenmusser gemacht, um die Außenringhändler zu bekämpfen. Daß aber der Fabrikanten verein die Händler⸗ beschlüsse unterstützen und schützen will, das hat eine andere Seite. In den Statuten haben die Fabrikanten einen Passus,
K .
Geschlossenem Vorgehen einer Anzahl von Händlern gegenüber darf sich das einzelne Mitglied irgend welche Bedingungen oder Beschränkungen nicht auf⸗ erlegen lassen. Es sind dahin zielende Anträge seitens der Händler an den Vereins vorstand zu richten, der über deren Annahme seitens der Mit⸗ glieder zu entscheiden hat.
Bleiben die Händler trotz des ergangenen Ent⸗ scheids bei ihrem Vorgehen, so werden die Händler⸗ beschluüsse in dem betreffenden Bezirke solange nicht geschützt, bis eine Einigung erzielt ist.
Dieser Passus ist aufgenommen, als der Händlerverband noch nicht existierte. Ich kam damals an größere Plätze, z. B. nach Cöln — es sind ja auch viele Herren aus Cöln hier —, da hatten die Händler sich geeinigt und sagten jedem Fabrikanten: wenn du vorgehst und auch an die anderen Händler verkaufst — das waren also die kleinen Händler, Tapezierer, Maler, Anstreicher, die auch in Cöln etabliert worden waren —, dann kaufen wir dir nichts mehr ab. Also die Fabrikanten mußten sich entscheiden: wendest du dich an den und den Händler, so bekommst du von anderen keinen Auftrag. Darum ist der Passus aufgenommen worden, um den Händlern ein Aequivalent zu geben und nicht wieder diese Verhältnisse heraufzubeschwören. Das ist meiner Ansicht nach die Grundtendenz des Fabrikantenvereins, deshalb will er die Händler geschlossen unterstützen. Aber einen Wert haben diese Bestimmungen zum großen Teil in Deutschland nicht. Ich habe jahrelang für Fabrikanten gereist und habe überall gefunden, daß die Fabrikanten selbst die Plätze besuchen und sehen, wie der Händler in seinen Schaufenstern sündigt und Schleuderpreise dort ausgezeichnet hat. Sie gehen aber nicht zum Verein und sperren solche Händler. sondern ver⸗ kaufen den Leuten, während sie doch wissen, daß im Statut steht: du darfst nicht an Händler verkaufen, die von Nicht⸗ ringfabrikanten kaufen. Der Fabrikant kommt zu dem Mann und verkauft ihm, trotzdem er ihm sagt: ich kaufe von Nicht⸗ ringfabrikannten. Das ist das Kartell des deutschen Fabrikankenvereins! Das ist die reine Wahrheit. Tapetenhändler Schröder⸗Elberfeld: Meine Herren, der Herr Vorredner hat doch wohl die Farben etwas zu schwarz aufgetragen, und ich glaube meine Herren Kollegen aus Hamburg insofern in Schutz nehmen zu dürfen, als die an⸗ ständigen Leute von dem ehrlichen Bestreben beseelt sind, die Beschlüsse zu halten. Im übrigen verlangt der Herr Vor⸗ redner etwas Unmögliches. Der Staat hat auch Gesetze ge⸗ schaffen gegen Mord und Diebstahl, und trotzdem wird jede Nacht gemordet und gestohlen. Es kann niemand von der gesamten deutschen Händlerschaft erwarten, namentlich an den kleinen Plätzen — aber auch an großen Plätzen ist es der Fall —, daß es keine Uebertretungen mehr gibt. Gewiß, man kann den Leuten wohl sagen: du mußt unbedingt die Händlerbeschlüsse in allen Teilen halten, es werden sich aber trotzdem immer Leute finden, bei denen der eine oder andere glaubt, sich an den Bestimmungen vorbeidrücken zu können, wie ja in der Welt alles der Unvollkommenheit unterworfen ist. Ferner hat der Herr Vorredner auf die Engagements bezug genommen. Nun, auch ohne Organisation gibt es per⸗ sönliche Engagements, und wenn keine Organisation da wäre, würde man doch diesem und jenem Fabrikanten sagen: du darfst hier und dort nicht hingehen. Warum Weil ich ein perfönliches Interesse daran habe, daß das Fabrikat, welches ich vertreibe, nicht von meiner Konkurrenz geführt wird. Es existiert überall im geschäftlichen Leben ein gewisser Ehrgeiz, und den betätigt man erstens durch eigenes Wissen und Können und ferner dadurch, daß man sich Fabrikate sichert, die nicht an jeder Haustür liegen. Derartige Engagements bestehen auch in der Möbelstoff⸗, in der Teppich⸗ und in der Möbel⸗ branche, überhaupt bei jledem Artikel, der nach Mustern ge⸗ arbeitet wird, und darum wird das, was der Herr Vorredner in dieser Beziehung sagte, hinfällig. Tapetenfabrikant Langh am mer⸗Chemnitz: Herr d' Arragon aus Hamburg hat eine Reihe von Behauptungen aufgestellt, die er nicht bewiesen hat und auch nach meiner Ueber⸗ zeugung nicht beweisen kann. Ich will nur zweierlei aus seinen Ausführungen herausgreifen. Er sprach zunächst von den Sperren, die wir bei gewissen Verstößen ausbringen. Ich glaube, es interessiert nicht nur die Herren Regierungs vertreter, sondern auch die anderen Herren, die nicht in der Branche stehen, etwas hierüber zu erfahren. Es ist ja ganz klar, daß die Sperre unter den gegebenen Verhãältnissen das einzige Strafmittel ist, das wir zur Erzwingung der Durchführung unserer Händlerbeschlüsse in der Hand haben. Die Sperre wird nur ausgebracht, wenn es sich um Verstöße handelt, die einen großen Inseressenkreis berühren und die Interessen einer großen Zahl von Händlern verletzen, Ich will auf Einzelheiten hier nicht eingehen, aber ehe wir eine Sperre ausbringen, geben wir uns die denkbar größte Mühe, die Sperre überhaupt zu verhindern. Wer einen Einblick in die seit 10 Jahren geübte Geschäftsführung des Verbandes hat, weiß, daß ein sehr großer Teil des Schriftwechsels gerade an die Absicht anknüpft, die Sperre zu verhindern. Ich kann aus den Akten beweisen, daß uns das auch in der Mehrzahl der Fälle gelungen ist. Die Zahl der wirklichen Sperren ist gleichlicherweise eine verhältnismäßig kleine gegenüber der großen Zahl von Fällen, wo wir sie nicht auszubringen brauchen. Herr d'Arragon hat behauptet, daß in Deutschland die Händlerbeschlüsse in den meisten Fällen nicht gehalten würden. Run, meine Herren, die Staatsgesetze werden gegeben, damit jeder weiß, was er im Staat tun darf und nicht tun darf, aber es wird kein Mensch behaupten,
ausgebracht wird, keine werden. Genau so ist
in Deutschland
daß deshalb, weil die Gesetze bestehen, weil Strafandrohungen existieren und Strafe Vergehen und Verbrechen mehr begangen es bei uns auch. Die Händlerbeschlüsse haben zunächst doch das erreicht, nämlich daß die Händlerschaft einen festen Anhalt für die Preise und
die Händlerbeschlüsse aber auch erreicht, daß wir beim Handel
nicht unter ein Preisniveau heruntergekommen sind, das man
als verlustbringend bezeichnen muß. Es ist vorhin richtig
darauf hingewiefen worden, daß es in Berlin tatsächlich Zeiten
gegeben hat, wo man auf den Fabrikeinkaufspreis 15 00 beim
Verkauf für Neubauten aufschlug, und wer über die Ver⸗
haͤltnisse orientiert ist, wird mir zugeben, daß das ein Zustand
ist, der auf die Dauer gar nicht zu ertragen war. Ich habe
auf Grund zehnjähriger Geschäftsführung die Ueberzeugung
gewonnen, daß in einer Reihe von Fällen die Händlerbeschlüsse
nicht so strikt durchgeführt sind, wie sie auf dem Papier stehen;
aber darüber ist auch kein Zweifel, daß diese Beschlüsse für die gesamte deutsche Händlerschaft bis auf diejenigen, die sie
überhaupt nicht halten wollen, eine kräftige Schutzwehr gegen weitere Verschlechterung der Erwerbs verhältnisse in unserer Branche gebildet haben. (Sehr richtig h
Tapetenhändler Frick⸗Berlin: Herr d' Arragon hat den Ausspruch getan, daß / 60 der Händlerschaft die Beschlüsse nicht halten, also Sünder sind. Meine Herren, es war für mich im höchsten Maße beschämend, daß die Herren Re⸗ gierungsvertreter und die zahlreichen Nichtfachleute, die wir hier unter uns haben, das mit angehört haben. Aber ich sage mir: es sucht niemand jemanden hinter der Tür stehend, der nicht selber dahinter gestanden hat. Ich will mich nun kurz über unser Kartell auslassen. Ich halte das Kartell für durchaus segensreich. Die Tapetenbranche unterscheidet sich von anderen Branchen dadurch, daß wir unsere Artikel vom künstlerischen Standpunkt aus behandeln müssen. Wenn ich mit Mauersteinen handle, kann ich mir überlegen, ob ich mit 5 oder 10 oder 1850, Aufschlag arbeiten will, aber in der Tapetenbranche haben wir andere Interessen zu vertreten, und die machen es notwendig, F eine große Zahl von Konkurrenten sich vereinigen. Ich werde darauf bei der Nr. 14 der Tagesordnung, welchen Einfluß das Kartell auf bie Qualität der Ware ausgeübt hat, zurückkommen und will mich deshalb mit diesen kurzen Ausführungen hier begnügen. Direktor Holtkott-Bedburg: Für die Linkrustaindustrie treffen die technischen Gründe, welche Herr Liepmann für die Notwendigkeit eines Kartells angeführt hat, auch zu. Auch dort würde ein regelloser Wettkampf entstehen, der zu einer Ueberproduktion und infolgedessen zu einer schweren Schädigung der Industrie führen müßte und zwar nicht allein, daß dann den Fabrikanten jeder Verdienst entgehen würde, auch die
Händlerschaft würde in Mitleidenschaft gezogen werden, und
es würde dies weiterhin eine schwere Schädigung des Konsums
herbeiführen. Denn nur dann ist es möglich, daß Linkrusta
vom Publikum gekauft wird, wenn ein angemessener Nutzen,
den die Händlerschaft am Artikel hat, auch die sachgemäße
Verarbeitung des Artikels sichert. Es ist geradezu kenn⸗
zeichnend, daß der Artikel Linkrusta sich erst seit Bestehen der
Konvention in ganz erstaunlichem Maße gehoben hat. Der
Artikel Linkrusta wird seit ungefähr 20 Jahren in Deutsch⸗
land fabriziert, seit 6 Jahren bestehen Bestimmungen für den
Artikel, und seitdem hat sich der Absatz um das Drei⸗ bis
Vierfache gehoben. Warum? Erstens weil die Bestimmungen
dadurch, daß sie außer dem Produzenten auch den Händler
schützen, dazu beitrugen, daß dem Artikel seitens des Händlers
mehr Aufmerksamkeit zugewendet wurde und daß er in er⸗
höhtem Maße an die Stelle von anderen Fabrikaten, die
bisher vom Auslande bezogen wurden, trat. Zweitens, weil
die Verarbeitung des Artikels infolge der Sicherung eines an⸗
gemessenen Nutzens für den Händler seitdem sachgemäßer vor⸗
genommen wurde. Fällt das Kartell, so tritt ein regelloser
Preiskampf innerhalb der Branche ein, und der Artikel wird
dem Ruin entgegengeführt werden.
Tapetenhändler Marre⸗Berlin: Nach den Ausführungen des Herrn Langhammer und den kurzen Andeutungen des Herrn Frick könnte ich aufs Wort verzichten. Da ich aber jahrelang Vorsitzender der Berliner Tapetenhãndlervereinigung gewesen bin, so muß ich dagegen protestieren, daß das Verhältnis, welches Herr d'Arragon für Hamburg geschildert hat, von den Herren, die die Branche nicht kennen, etwa auch für Berlin als zutreffend angenommen wird. Es trifft für Berlin absolut nicht zu, sondern das Verhältnis wird so sein, daß die größte Anzahl — wenn auch vielleicht einmal kleine Abweichungen vorkommen — das, was sie selbst beschlossen hat, auch ge⸗ treulich hält. Wir haben selbst dazu beigetragen, die Be⸗ stimmungen zu schaffen und halten sie auch treu und ehrlich. Das wollte ich nur feststellen.
Professor Dr. Liefm ann⸗ Freiburg i. B: Meine Herren, zu der Frage, ob es möglich ist, das Kartell zwischen Fabri⸗ kanten und Händlern dauernd aufrecht zu erhalten, möchte ich ganz kurz eine Parallele ziehen. Es ist an dieser Stelle schon einmal über ein Kartell verhandelt worden, welches unter genau denselben Verhältnissen stand, wie das Tapetenkartell, nämlich der deutsche Buchhändlerverband. Auch da handelte es sich darum, den ausschließlichen Verbandsverkehr zwischen den Händlern auf der einen Seite und den Fabrikanten auf der andern Seite, nämlich zwischen Verlegern und Sortimentern, aufrechtzuerhalten, und da zeigte es sich, daß die Aufrecht⸗ erhaltung der Verbindung zwischen Händlern und Fabrikanten nur möglich ist, wenn alle Fabrikanten oder doch der weitaus größte Teil derselben im Verbande ist. Sobald das nicht der Fall ist, können die Händler nicht die Verpflichtung über⸗ nehmen, nur von Verbandsfabrikanten zu kaufen, und es hat sich in manchen Industrien gezeigt, daß solche gegenseitigen Verbindungen nicht aufrechtzuerhalten sind, sobald nicht eine Be⸗ stimmung Über die Produktion getroffen wird, was ja natürlich im Buchhandel nicht möglich ist. Auch in der Tapetenindustrie scheint es mir so zu gehen; denn die Tatsache der Ueber⸗ produktion, die Tatsache, daß das Kartell sich nicht mit einer Produktionseinschränkung befaßt, muß in der Richtung wirken daß es fraglich erscheint, ob diese Verbindung zwischen den Fabrikanten und Händlern dauernd aufrechterhalten werden kann. Denn sobald ein einzelner Fabrikant drauflos produ⸗ zieren kann, soviel er will, hat er ein Interesse daran, möglichst viele Händler zu haben, an die er verkaufen kann. Wenigstens
der ihnen seinerzeit sehr zu statten gekommen ist; es heißt da:
Konditionen beim Wiederverkauf hatten. Es haben schließlich