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19 0½ bei 1000 Rollen beträgt. Der Herr kam im nächsten
Jahre wieder, sah sich die Kollektion an und proponierte uns
ein Geschäft in Höhe von 50 bis 60 000 MM. (Hört! hörth
Er verlangte aber wenigstens 265 0,ö0 Rabatt. Wir sagten ihm: wir bedauern, das können wir nicht machen. Er meinte dann, wir möchten uns die Sache überlegen, Order würde erteilt werden. Wir stimmten ihm dann zu; wir waren bereit, die 25 9.0 zu geben, weil es uns einmal reizte, ein derartiges Geschäft mit dem Auslande zu machen. Der Herr erklärte sich sehr befriedigt und sagte, er hätte nur noch ein paar andere Herren zu besuchen — er machte eine kleine Rundreise, nur bei Ringfabrikanten, ich war der einzige nichtkartellierte Fabrikant — und der Mann kam nicht mehr wieder! Trotzdem ich billigere Preise als der
Ring habe, denn ich habe immer noch dieselben Preise
wie vor der Erhöhung — und trotzdem ich dem Mann 250i zubilligte, trosdem er sich mit der Ware zufrieden erklärte — denn er hat ja bedeutende Posten gekauft —, trotzdem kam er nicht wieder. Also gibt es doch nur die eine Erklärung dafür: der Käufer fand, daß das Kartell ihm noch höhere Vorteile gewährte. So blieb es denn bei dem einen Versuch, ein größeres Geschäft mit dem Auslande zu machen. Wir machen eben keine Geschäfte nach dem Ausland, wir ver⸗ zichten darauf, Ware herzustellen, um sie dem Auslande für den halben Preis zu geben. Wenn wir unsere ganze Produktion in Deutschland nicht unterbringen können, dann halten wir an und legen uns eine Beschränkung in der Produktion auf. Wir machen aber nicht mehr Ware, als wir verkaufen können. Wenn das das Kartell ebenfalls so machte, dann hätte es nicht nötig, zu sagen, wie das Herr Langhammer getan hat: wir haben ohne Nutzen gearbeitet, hätten die Spesen bloß verdient. Sie können ruhig noch einen Schritt weiter gehen: es werden so ungeheure Mengen Tapeten nach dem Auslande billig verkauft, daß nicht nur die Spesen nicht gedeckt werden, sondern auch noch Geld zu⸗ gegeben wird. Wenn ich meine Karten nach dem Auslande bringe — ich versuche das alle Jahre zwei⸗, dreimal —, dann bekomme ich von meinem Agenten die Nachricht: jawohl, die Muster vorzüglich, gefallen sehr, aber mit den Konditionen können die Leute nicht rechnen: da en so viele Fabrikanten, die billiger anbieten. Und wenn uns dann die Vorschläge gemacht werden: 259/ und nochmals 100 und nochmals 59 / — dann haben wir gedankt.
Ich halte es für ein großes Unrecht, wenn der deutsche Fabrikant die Preise im Inlande hoch hält und im Ausland so weit herunterwirft. Ich meine, es ist das geradezu eine Einbuße an Nationalvermögen. Wenn sich jeder Fabrikant so beschränken würde, wie wir das tun, dann würden wir auch die kolossale Ueberproduktion, die jetzt vorhanden ist und die einen großen Teil der Mißstände, die erörtert worden sind, hervorruft, nicht haben.
Tapetenfabrikant Klein⸗Cöln⸗Nippes: Ich möchte ganz kurz im Anschluß an die Ausführungen des Herrn Liepmann bemerken, daß wir auch nicht nach dem Auslande arbeiten konnten, trotzdem wir von Cöln aus nach Holland fast keine Fracht haben. Wir sind gezwungen gewesen, in den letzten Jahren unsere Reisenden jedesmal nach einer Tour von acht Tagen zurückzuziehen, weil man uns teilweise Preise anbot, die nicht einmal den Papierwert der Tapeten decken. (Sehr richtig Als Beweis führe ich eine Firma in Amsterdam an, die uns für eine achtfarbige Maschinengoldtapete 11 8 bei einer Auflage von 100 000 Rollen geboten hat, wobei sie bemerkte: im Rheinland bekomme ich bei einer anderen Fabrik die Tapeten für den Preis gemacht.
In England haben wir dieselben Erfahrungen gemacht. Weil wir in Cöln sehr günstig liegen, besuchen uns fast sämtliche durchreisenden ausländischen Firmen, und wir haben Gelegenheit, mit fast allen Herren persönlich zu konferieren. Wir haben aber bis jetzt noch kein einziges Geschäft wegen der niedrigen Preise zustande bringen können.
Professer Dr. Liefmann⸗Freiburg i. B.: Ich möchte noch einmal auf die inländischen Preise zurückkommen. Herr Schäfer hat vorhin erklärt, daß die inländischen Preise des Kartells ziemlich stabil gewesen wären. Nun ist aber, glaube ich, heute Morgen schon eine andere Ansicht vertreten worden. Ich glaube, Herr Liepmann hat die starken Preiserhöhungen betont, die unter dem Einfluß des Kartells hervorgetreten seien. Ich habe mir nun aus dem Bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin für 1900 eine Mitteilung notiert, wonach am 9. April 1900 das Tapetenkartell plötzlich eine Steigerung der Preise bis zu 85 6 des Werts beschlossen habe (Heiterkeit, und daß die Händler mit dieser Preis⸗ erhöhung sehr unzufrieden gewesen seien, weil sie schon ihre Musterkarten versandt hatten und diesen Preisen daher nicht folgen konnten, — daß daraufhin dann eine Herabsetzung der Preise stattgefunden habe, sodaß im ganzen nur eine Er⸗ höhung bis zu 60 oso seitens des Kartells vorgenommen sei. Immerhin scheint mir das doch keine gleichmäßige Preis⸗ festsetzung zu sein, und ich möchte um Auskunft bitten, wie sich das verhält.
Tapetenfabrikant Langhammer⸗Chemnitz: Meine Herren, die Behauptungen sind nicht richtig. Wir haben einmal unsere Preise erhöht, wohl im Jahre 1900 — es ist mir nicht ganz gegenwärtig — (Zuruf: 18990 — 1899 wohl — und da hat es sich bei der Preiserhöhung für die Massenware oder für den größten Teil der Produktion nur um eine durch⸗ schnittliche Erhöhung von 10, 15 ,o gehandelt. Ich brauche das gar nicht weiter zu beweisen, das Material steht bereits im Reichsamt des Innern zur Verfügung, und ich werde, wenn es notwendig ist, es vervollständigen, damit dann noch weiter nachgewiesen wird, daß meine Behauptung richtig ist. Sie können das aber schon aus der Aufstellung ersehen, die ich mir erlaubt habe, dem Reichsamt zu übergeben. Wir sind heute sogar noch billiger als im Jahre 1900. Auch das werde ich durch eine Aufstellung nachweisen.
Meine Herren, Herr Liepmann hat heute eine ganz merk⸗
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fördert. Der Herr betrachtet es als ein Unrecht, wenn der deutsche Fabrikant nach dem Auslande Ware billiger verkauft als nach dem Inland. Wenn man dieser Anschauung folgt, dann würde wahrscheinlich ein Teil des deutschen Exports überhaupt aufhören müssen. Ich betrachte die Sache so, daß es schon ein Gewinn für die deutsche Produktion ist, wenn wir bei unseren Preisen für das Ausland Arbeitslöhne, Generalspesen usw. wiederbekommen. Diese Anschauung ver⸗ trete ich nach jeder Richtung hin. Wenn es aber Herr Liep⸗ mann als ein so großes Unrecht von den kartellierten Tapeten⸗ fabriken — ich nehme an, daß er nur uns das Unrecht vor⸗ wirft — betrachtet, dann meine ich, ist es ein viel größeres Unrecht, wenn Herr Liepmann und seine Freunde die Tapeten im Inland viel billiger verkaufen als wir; denn ich bin der Meinung, daß die Preise, die wir in Deutschland haben, für den deutschen Markt schon so niedrig sind, daß nur bei einer außergewöhnlichen Aufwendung aller wirtschaftlichen Einsicht und Sachverständigkeit überhaupt noch etwas herauszuholen ist, namentlich wenn man billige Ware produziert.
Daß auch Herr Liepmann in dieser Beziehung eine andere Anschauung gehabt hat, kann ich auch dem Reichsamt des Innern nachweisen; ich werde den Nachweis später noch führen. Er hat seinerzeit wiederholt Zirkulare beim Beginn der Reisesaison erlassen, worin er den kolossalen Preisunterschied seiner und unserer Ware ganz besonders als Reklame hervorhob. Herr Liepmann ist ja an sich nicht geneigt, für sein Geschäft Reklame zu machen, das haben wir ja heute gehört; wenn es dem eigenen Vorteil gilt, kommt er von dieser guten Anschauung sofort zurück. Ich frage die deutschen Tapetenfabrikanten aufs Gewissen, ob die Preise, namentlich für billige Waren, so hoch sind, daß ein erheblicher Gewinn für den Fabrikanten übrig bleibt. Das ist durchaus nicht der Fall. Meine Herren, wenn also Herr Liepmann das als ein Unrecht betrachtet, möchte ich ihm nur empfehlen, vor allen Dingen das Unrecht, das er der ganzen Branche in Deutschland durch sein Verhalten zufügt, wieder gut macht. Es steht ihm schlecht an, uns die billigen Preise im Ausland vorzuhalten. Ich bin der Meinung, daß unsere Preise in Deutschland sich heute in billiger Ware auf dem Niveau be⸗ wegen, welches nicht mehr bei normaler Produktionsweise unterboten werden darf.
Tapetenhändler Meißner ⸗Berlin: Ich wollte nur konstatieren, daß ich deutsche Ringtapetenware aus Holland billiger kaufe, als wie sie von deutschen Ringtapetenfabrikanten hier verkauft wird.
Vorsitzender: Soll ich die Behauptung dahin ver⸗ stehen, daß Sie in Deutschland fabrizierte Tapeten von Holland bezogen haben?
Tapetenhändler Meißner⸗Berlin: Aus Holland franko Haus billiger, als wenn ich sie vom Ringfabrikanten direkt kaufe. Deutsches Fabrikat!
Tapetenfabrikant Engelke⸗Schwarmstedt: Soweit es sich in den Ausführungen des Herrn Liepmann um die Frage des Auslands handelt, pflichte ich ihm als Ringfabrikant bei. Es hat eine unerhörte Schleuderei nach dem Auslande Platz gegriffen. Aber auch diese Schleuderei ist nach meiner Auf⸗ fassung nur zeitweise. Es haben sich im Laufe der letzten Jahre einzelne neue Ringfabriken aufgetan, andere bedeutend“ vergrößert, und um nun diese vergrößerte Produktion unter⸗ zubringen, war man naturgemäß gezwungen, die Ware irgendwo abzusetzen, und da man in Deutschland gebunden war, warf man sie nach dem Auslande. Ich habe ver⸗ schiedentlich mit Herren Rücksprache genommen, die gerade diese Sünden in letzter Zeit begangen haben, sie teilweise heute noch in kleinerem Maße begehen, und sie sagten mir ganz offen: das war nur zeitweise, wir waren eingerichtet, hatten ein größeres Lager, und das mußte einmal fort. Nun benutzt natürlich der ausländische Händler diese billigen Käufe dazu, um bei jedem Export zu sagen: sieh mal, das habe ich so und so billig angekauft — er lügt dann noch ein bißchen dazu —, und dann erscheint die Sache ungeheuerlich.
Ich wollte nur konstatieren, daß diese Schleuderei im Auslande auch nur temporär war und daß, nachdem gesundere Verhältnisse eingetreten sind, allerdings infolgẽdessen auch der Export sehr nachgelassen hat.
Tapetenfabrikant Kaumanns⸗Crefeld: Ich nehme Bezug auf die Worte des Herrn Engelke und des Herrn Meißner. Der angeführte Uebelstand liegt hauptsächlich, wie ich mich vor kurzem in Holland überzeugt habe, daran, daß die meisten Fabrikanten nicht genug Arbeit in Deutschland hatten und demgemäß ihre Ware nach Holland schleuderten, was mir von den Händlern in Holland persönlich und schriftlich angezeigt worden ist. Ich habe z. B. eine Preisskala hier: Es sind Vierdrucke mit zwei Effekten mit 10 FJ und 10 9½ verkauft worden, welche in Deutschland mit 23 bis 26 8 verkauft worden sind; Dreidrucke, Decker mit Gold, rotes Papier, Gaufrage mit 13 , kosten in Deutschland 30 8; ich habe die Kommissionskopie gesehen. Zweidrucke, Decker mit Ueber⸗ druck, sind jetzt von Berlin aus für 13 9 geliefert worden; Zweidrucke, die 15 und 17 8 kosten, für 5, 6 und 7 8. (Hört, hört Linkrustaimitationen sind nach Schweden mit 65 8 geliefert worden; diese Artikel kosten in Deutschland 151563.
Tapetenfabrikant Liepmann⸗Berlin: Meine Herren, Herr Langhammer hat eben gesagt, daß die Erhöhung, die am 15. April stattgefunden hat, nur 165 */ bei billiger Ware betragen habe. Ich habe zwei Preislisten, beide mit Verkaufs⸗ k und beide vom Vorstand des Fabrikantenverbandes. Danach kostete im Jahre 1897 eine einfarbige Tapete 11 J,
während sie im Jahre 1900 einfarbig mit anderer Farbe
15 9 kostete. Die Preissteigerung beträgt 4 J, macht ziemlich 30 0/ . Eine zweifarbige Naturelltapete, die früher 13 8 kostete, ist auf 16 8 erhöht, — eine zweifarbige Tapete von 14 8 auf 18 J — das sind 4 8 und ent⸗ spricht einem Aufschlag von etwas über 20 0s0. Eine drei⸗ farbige Tapete, leicht, ohne Decker, kostete hiernach 16 8,
würdige volkswirtschaftliche Anschauung hier zu Tage ge⸗
während eine dreifarbige, leicht, ohne Decker, jetzt 20 8
kostet. Das sind 4 J Aufschlag, macht 265 9s9. — Dann kommen vierfarbige Tayeten: Preiserhöhung von 20 8 auf 25 J. Das sind in Summa 25 .u95. — Borden, die einen sehr wesentlichen Teil der Produktion ausmachen, sind von 40 auf 60, 65 und 5 8 erhöht worden. Wenn man also von einer Preiserhöhung in Prozenten spricht, so bin ich der Ansicht, daß es vollständig berechtigt ist, wenn eine Borde, die vorher 40 8 kostete, auf 715 8 erhöht worden ist, von Erhöhungen von gö oo zu sprechen.
nachfolgenden Sitzung in Eisenach und in einer darauffolgenden im Juni in Hanndver von diesen hohen Preisen etwas herunter⸗ gelassen hat. Als die Aeltesten der Kaufmannschaft im April die Preise feststellten, haben sie natürlich noch mit diesen Preisen rechnen müssen; denn das konnte man nicht vorhersehen, daß im Mai / Juni und im September die Preise wieder herab⸗ gesetzt werden würden. Tatsächlich haben diese Schwankungen stattgefunden. Ich habe diese Schwankungen aus dem einfachen Grunde nicht erwähnt, weil sie in einem Jahre vorübergegangen sind, und weil schon im Jahre darauf die Sache allmählich wieder abgebröckelt ist und wir wieder auf ein Preisniveau gekommen sind, wie es kurz vorher war. Ich gebe auch zu: es ist schwer, vor diesem Forum das näher zu erörtern, weil die Tapeten nicht einfach nach Ein⸗ und Zweidruck betrachtet werden können. Es kommt hinzu, ob die Tapete vergoldet ist, überdruckt ist, ob auch gaufriert ist. Für alles das hatten wir früher keinen besondern Preis oder nur in ganz geringen Grenzen; jetzt sind die Sachen sehr ausgedehnt. Sowie eine Fabrikationsmethode etwas erweitert ist, wird ein besonderer Preis gemacht. Dadurch kommen höhere Preise heraus. Jedenfalls aber sind im April 1900 diese Preiserhöhungen tatsächlich eingetreten. Die Preise ergeben sich aus den vom Fabrikantenverein veröffentlichten Listen für 1899 und 1900.
Tapetenfabrikant Langhammer⸗Chemnitz: Wenn man etwas vergleichen will, muß man auch Gleiches mit Gleichem vergleichen. Herr Liepmann hat sich zuletzt ganz richtig ein⸗ geschränkt. Die Sache steht nämlich folgendermaßen: Früher war der einzelne Minimalpreis festgelegt. Im Laufe der Zeit hat natürlich jeder Fabrikant sich Mühe gegeben, seine Technik fortzuentwickeln, und dadurch sind eine Reihe anderer Arten entstanden, die in der Herstellung wesentlich mehr Aufwand erfordern, als die früheren Arten. Wenn man z. B. von einem Minimalpreis von 11 9 spricht, so ist das seinerzeit der niedrigste Preis für eine ganz bestimmte Art von Tapeten gewesen. Es steht fest, daß wir heute für dieselbe Art zum Teil nur noch 10 8 Minimalpreis haben. Kurz und gut, wenn man sorgfältig die Tabelle durchgeht, die Arten, die man früher hatte, mit den jetzigen vergleicht, dann wird sich herausstellen, daß die Arten, für die früher Minimalpreise festgesetz; worden sind, in der Hauptsache im Preise nicht gestiegen sind.
Dazu kommt nun etwas anderes. Früher, als wenige Arten mit einem Minimalpreise in der Preisstaffel festgelegt wurden, galt bei den meisten Fabrikanten noch der vernünftige — pardon, ich wollte sagen — der gute Grundsatz, für wert⸗ vollere Nummern höhere Preise als die Minimalpreise zu fordern. Nach und nach sind einzelne Fabriken, um ihren Absatz zu steigern — Herr Liepmann wird auch dasselbe getan haben —, dazu übergegangen, zum Minimalpreise auch die wertvolleren Nummern zu liefern. Dadurch wurde eine weitere Ausgestaltung der Staffel notwendig. Wer der Sache nicht nahesteht und die Vergleiche des Herrn Liepmann als richtig hinnimmt, der muß allerdings an Preissteigerungen von 50, 40 ½9 glauben. Aber wenn ich Ihnen durch Vor⸗ lage von Musterblättern nachweise, wie die Preise sich gehalten haben, dann wird das eine daraus hervorgehen, daß nur in dem einen Jahre — es war wohl 1900 — eine Preissteigerung von 10, 15 ½äÄ und bei einzelnen Arten auch von 20 9 stattgefunden hat.
Meine Herren, es sind von verschiedenen Outsiders dann eine Reihe von Behauptungen hier vorgeführt worden, dem⸗ gegenüber muß ich allerdings sagen: wenn man solche Be⸗ hauptungen in einem Kreise vorträgt, der für die Beurteilung der ganzen Sachlage ein sicheres Fundament schaffen soll, dann hat man doch die Pflicht, auch Beweise für seine Behauptungen hier vorzubringen. Darüber ist gar kein Zweifel, daß im Auslande von uns, den Kartellierten und den Herren, die nicht kartelliert sind, billiger verkauft wird als im Inlande. Dort waltet die freie Konkurrenz unter uns und gegenüber den ausländischen Produzenten, und natürlich werden wir ge⸗ zwungen, Arten, die jeder anbieten kann, dort billiger an⸗ bieten zu müssen als in Deutschland. Meine Herren, ich will nicht nur behaupten, ich kann es Ihnen auch nachweisen, daß z. B. Herren, die nicht zur deutschen Organisation gehören, im Auslande die allerbilligsten Offerten gemacht haben. Dazu gehört auch Herr Liepmann, der heute allerdings sagt: wenn ich nichts verdiene, dann verkaufe ich nicht. Herr Meißner hat uns ein Beispiel angeführt, und ich würde die Herren von der Regierung dringend bitten, sich einmal das Beweis⸗ material von ihm sich geben zu lassen —, er hat uns erzählt, daß man — er war es wohl selbst — aus Holland deutsche Ringware billiger kauft als in Deutschland selbst. Da stelle ich die Frage: ist die Ware über die Grenze ge⸗ gangen oder nicht? Mir sind nämlich diese Vorgänge gerade bekannt. Ich war als Vorsitzender des Vereins Deutscher Tapetenfabrikanten gezwungen, mich mit diesem Vorgang zu befassen. Es hatten Mitglieder von uns, die nicht ganz dicht sind, wie man so zu sagen pflegt, angeblich die Ware an einen hollandischen Händler verkauft (Heiterkeit), und dieser hat durch Deckadressen die Ware an Herrn Meißner oder irgend einen gesperrten Herrn gehen lassen. So ist es aller⸗ dings gemacht worden, und daraus wird nun auf einmal die Behauptung: man hat aus Holland deutsche Ringware billiger gekauft als in Deutschland selbst. Wer das behauptet, muß es hier auch unter Beweis stellen. Woher kennt denn gerade
Herr Meißner diesen Vorgang? Wenn man billige deutsche
Zum Ausdruck ist hierbei nicht gekommen, daß, nachdem der Fabrikantenverein seine Aprilsitzung gehabt hat, er in einer
Ware, Stapelware, zu den Preisen, wie sie z. B. die hollãndische Firma Wolf in Möppeln zahlt, unter Bezahlung des Zolles nach Holland und zurück nach Deutschland wieder einführt, so bleibt von der ganzen Kaufsumme überhaupt nichts übrig. Man muß also fragen, ist es wahr, daß man aus Holland nach Deutschland deutsche Ware billiger gekauft hat, als in Deutschland selber.
Nun kommt noch das eine hinzu. Daß derartige Ge⸗ schäfte gemacht werden, haben wir ja gewußt. Darum haben
wir von unseren Mitgliedern verlangt, daß bei der Ausfuhr
deutscher Ware von unseren Mitgliedern der Beweis erbracht werden muß, daß die Ware die Zollgrenze überschritten hat. Es wäre interessant, wenn Herr Meißner der Reichs⸗ behörde diesen Fall vorlegte, damit wir vielleicht unser Mit⸗ glied noch nachträglich, wie man sagt, bei den Ohren kriegen können. (Sehr richtig! und Heiterkeit.) ⸗ Tapetenfabrikant Kaumanns⸗Crefeld: Ich möchte eine Behauptung von mir richtigstellen. Ich behauptete eben, eine Berliner Firma hätte Zweidruckdecker mit Ueberdruck, zu 13 3 verkauft. Das ist nicht richtig. Es war eine mittel⸗ deutsche Fabrik. . Vorsitzender: Ich weiß nicht, ob Herr Meißner noch das Wort nehmen will zu dieser Frage? . Tapetenhändler Meißner⸗Berlin: Ich konstatiere noch einmal ausdrücklich, daß die Ware tatsächlich über die Grenze gegangen ist und deutsche Tapetenringware gewesen ist. (Vorsitzender: Und beide Zölle gezahlt hat?)
— Daß beide Zölle hin und her gezahlt worden sind! (Langhammer⸗Chemnitz: Das ist unmöglich! das ist aus⸗ geschlossen) (Zuruf: Das ist Ramsch gewesenh
Tapetenhändler d' Arragon⸗Hamburg: Die Schwankungen der Preise im Jahre 1900 hätten niemals eine solche Unruhe herbeigeführt, wenn der Erhöhungstermin der Preise gesetz= mäßig gewesen wäre. Es war bisher Usance, daß die Fabrikanten im Juni bis September, Oktober auf die Reise gehen und den deutschen Tapetenhändlern ihre Ware für das nächste Jahr verkaufen. Die Händler machen nun ihre Muster⸗ karten und müssen natürlich die Preise darauf setzen. Die Musterkarten werden an die Privatkundschaft ausgegeben, und es ist Usance, daß die Fabriken das ganze Jahr die Tapeten zu dem ursprünglich festgesetzten Preise nachliefern, weil der Händler im Laufe des Jahres seine Preise auch nicht ändern kann. Jetzt kommen die Fabrikanten am 15. April zusammen und beschlleßen die Preiserhöhung, und wer soll die Kosten zahlen? — nur der Händler. Deshalb ist eine solche Unruhe damals entstanden. Der deutsche Händlerverband unter dem Vorsitz von Herrn Jungmann legte Protest dagegen ein und verlangte, daß die Preiserhöhung wieder zurückgezogen würde. Es hat dann eine Versammlung, soviel ich weiß, in Frankfurt stattgefunden, auf der Herr Langhammer auch zugegen war. Es sind da sehr viel schöne Reden gehalten worden, die Quintessenz aber war die, daß die Derren Fabrikanten sich bewogen fühlten, 100 /0 nachzulassen. Weil wir uns jedoch damit nicht einverstanden erklärten und darauf hinwiesen, daß es überhaupt usancemäßig und solange, wie die Branche existiere, immer so gehalten worden wäre, daß die Tapeten stillschweigend zum selben Preise das ganze Jahr nachgeliefert würden, haben wir von Hamburg aus in Verbindung mit dem Leipziger Verein eine Protestversammlung nach Leipzig einberufen, in der ich den Vorsitz führte. Von seiten des deutschen Händlerverbandes war der Vorschlag gemacht worden, auch die Vorstände des Fabrikantenvereins hinzuzuʒziehen; dieser Vorschlag wurde aber nicht angenommen, weil es eine Versammlung von deutschen Tapetenhändlern war. Es wurde nun eine Resolution gefaßt, daß wir die Preise nicht zahlen wollten und uns nur auf gesetzmäßigem Wege mit den Herren Fabrikanten auseinanderseßzen würden. Die Folge ist die gewesen, daß nochmal eine Fabrikantenversammlung in Hannover stattfand, und zwar 8 Tage, bevor die Herren Fabrikanten mit ihren neuen Kollektionen wieder auf die Reise gingen. Hätten Sie damals diese Versammlung nicht an⸗ beraumt, dann hätten Sie wahrscheinlich keine Aufträge für das nächste Jahr bekommen; dann hätten die Händler sich etwas zurückgehalten und die Fabrikanten wieder zurückgeschickt. In der Versammlung zu Hannover wurden neue Beschlüsse gefaßt, und die deutsche Händlerschaft brauchte den Aufschlag nicht zu bezahlen. Wenn die Fabrikanten diesen Aufschlag für die nächste Kollektion gemacht hätten, so wäre das gerecht⸗ fertigt gewesen; aber so wollten sie uns Händlern einfach biesen AUufschlag aufoktroyieren, und wir hätten das ganze Jahr dann für nichts gearbeitet. Deswegen ist damals die Unruhe entstanden. . .
Tapetenfabrikant Langhammer-Chemnitz: Nur ein kurzes Wort, meine Herren! Ich habe vergessen, vorhin etwas Wefentliches hinzuzufuͤgen. Warum verkaufen wir denn nach dem Ausland billiger? — Um einen Teil unserer Ueber⸗ produktion abzusetzen. Das ist ja das zwingende Moment. Darüber sind wir doch vollständig klar, daß, wenn wir die Produktlon in Deutschland einschränkten, wahrscheinlich viele unserer Fabriken und namentlich solche, die billige Stapelware fabrizieren, dazu gelangen werden, Auslandsgeschäfte, die ganz gewiß keinen oder doch nicht viel Nutzen bringen, nicht mehr zu machen. Das würde nur eins beweisen; daß wir in bezug auf den Ausbau unserer eigenen . in diesem einen Punkte noch nicht weit genug gegangen sind. .
r Nun hal . . erzählt, welche Umstände bei der plötzlichen Preiserhöhung 1900 mitgespielt haben. Ja, meine Herren, wir standen damals vor einer ganz plötzlichen Preiserhöhung namentlich des Papiers. Es war eine ganz außergewöhnlsch schnelle Erhöhung; wir waren gezwungen, die höheren Papierpreise zu bezahlen, wenigstens die Fabriken, die
nicht ein großes Lager hatten und unter Abschluß standen.
Ich gebe zu, daß ein solcher Vorgang jedenfalls für eine 2 und besonders für die Beziehungen zum, Händler nicht von Nutzen ist. Aber der Rat, den uns Herr d Arragon damit gibt, kommt zu spät oder vielmehr ist nicht mehr nötig;
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abe nach der Richtung hin jedes Jahr recht viel Mühe 3 4. Anforderungen, die an den Vorstand in bezug auf Preiserhöhung gestellt werden, zu bremsen. 3 Tapetenfabrikant Engelke⸗Schwarmstedt: Die Aus⸗ führungen des Outsiders Herrn d' Arragon (Heiterkeit) sind im großen ganzen richtig. — Es soll der Ausdruck Outsider kein Vorwurf sein; es handelt sich doch um die Gegenüber⸗ stellung der Ansichten von Ring⸗ und Nichtringmitgliedern. . Der damalige Beschluß war ein ziemlich unglücklicher, und es läßt sich darüber streiten, ob der Fabrikantenverein gut daran tat, eine derartige Erhöhung derzeit eintreten zu lassen. Es sind aber auch unter den Fabrikanten die Ansichten mehr⸗ fach hervorgetreten, die sagten: wir müssen das tragen — den Perlust —, denn die Händler sind nicht in der Lage, sich für die Erhöhung Ersatz zu schaffen, sie sind gezwungen, ihre Preise zu halten. Nun soll man sich doch aber auch die Lage der Fabrikanten unparteiisch vor Augen stellen. Uns wird eine solche Erhöhung von den Papierfabrikanten 2. in Aussicht gestellt, daß auch wir Kartellfabriken nicht in der Lage gewesen wären, wenn die Erhöhung eingetreten wäre, mit Verdienst zu den bisherigen Preisen weiter zu fabrizieren. Es kam dann gläcklicherweise, nachdem dieser stark angegriffene Beschluß zur Ausführung kommen pollte, nicht zu der in Aussicht gestellten bedeutenden Erhöhung des Papiers und deswegen haben die Kartellfabrikanten sofort die Preise zurück⸗ gebremst. Wenn die Outsiders hiermit und das ist wohl der Zweck — beweisen wollen, daß die kartellierten Fabriken willkürlich, nach Laune zu irgend einer beliebigen Zeit die Preise erhöht hätten, nur um mehr zu verdienen. so ist das ein Irrtum. Wir waren tatsächlich zu diesem Beschluß ge⸗ zwungen, haben aber sofort zurückgebremst, als sich heraus⸗ stellte, daß wir unser Papier und die Rohstoffe nicht soviel höher bezahlen mußten, wie es den Anschein zuvor hatte. Tapetenfabrikant Engelhard⸗Mannheim: Meine Herren, es ist schon wiederholt hervorgehoben worden, daß man ein vollkommen schiefes Bild erhalten würde, wenn man die Preis⸗ bildung unserer Produkte, wie sie sich wirklich vollzogen hat, rein nach dem Stande der von unserem Verein festgesetzten sogenannten Minimalpreise beurteilen wollte, wie sie vor 16 Jahren waren und heute sind. Es ist richtig, und das liegt auch in dem gewählten Ausdruck Minimalpreise: es sollten gar nicht die Preise sein, zu denen wir unsere Ware durchschnittlich verkauften, sondern— das ist ja auch heute schon nachgewiesen worden — es sollten die Preise sein, unter denen eine bestimmte Ware unter keinen Umständen verkauft werden durfte. Vor 10 Jahren war es noch Uebung, daß man alle diejenigen Muster, die einen künstlerischen Wert hatten, die etwas vorstellten, die besonders gangbar waren, wesentlich über diesen Minimalpreisen verkaufte. Die Ent⸗ wickelung aber, die der Verein und die Dinge überhaupt genommen haben, ging darauf hinaus, daß die früher nur als unterste Stufe gedachten Minimalpreise mit der Zeit zu Normalpreisen wurden; es war mit der Zeit gar nicht mehr möglich, daß man ebenso für die ganz billigen Artikel wie auch für die mittleren und feineren Artikel einen höheren Preis von der Händlerschaft bekam als diesen Normalpreis. Wenn die Reisenden mit den Mustern hinauskamen, — und wenn es auch die schönsten Muster waren, — und mehr dafür verlangten, als den Minimalpreis, dann sagte der Händler, der ja die Preisskala sehr gut im Kopfe hat, ja, mein Lieber, das kannst du zu dem und dem Preise verkaufen, warum verlangst du denn hierfür mehr? — So ist es denn ge— kommen, daß, wie schon gesagt, unsere Minimalpreise Normal⸗ preise geworden sind. Und zu gleicher Zeit konnten wir, namentlich die Fabrikanten der besseren Artikel, die Wahr⸗ nehmung machen, daß die Preisbildung des Vereins, die Festsetzung der Minimalpreise, für uns nicht allein keine Besserung brachte, daß sie allein nicht einmal den Stand der Preise von 1896 aufrecht erhielt, sondern daß sie mit einem ganz wesentlichen Preisabschlag verbunden war. Das hat bis in die allerletzte Zeit hinein vorgehalten. ö Ich habe eine Anzahl von Proben mitgebracht, Fabrikate meiner Firma, wie diese sie heute vor 16 Jahren heraus⸗ gebracht hat. Ich habe mir notiert, welchen Preis ich damals bekam und zu welchem Preise ich ähnliche Muster mit etwa denselben Aufwendungen heute verkaufen muß. Ich wiederhole, die Preise, die ich vor 10 Jahren gemacht habe, waren nicht die Minimalpreise; ich hätte die Sachen damals schon billiger verkaufen können. Es waren aber die Preise, die ich zu jener Zeit bekam und die die Kundschaft aatsachlich zu geben willens war, und zu denen ich große Partien verkauft habe. Ich habe hier beispielsweise ein Muster, das ich für 65 8 verkauft habe. Demgegenüber sehen Sie ein Muster mit ähnlichem Aufwand an Farbe und dergleichen, das ich heute mit 35 R verkaufe. — Hier ein anderes Muster; vor zehn Jahren habe ich dafür 5h 5. bekommen, heute bekomme ich dafür 22 FJ. — Das sind die Minimalpreise! — Hier eine bessere Tapete, eine gepreßte Salontapete; vor 10 Jahren verkaufte ich die Rolle mit 5.50 M6, heute verkaufe ich die Rolle von diesem Muster mit 350 6 und von diesem mit 250 M6. Gört! hörth Das Muster ist ebenfalls gepreßt, ganz genau dasselbe Genre. Es ist also eine ganz wesent⸗ liche Erniedrigung der Preise eingetreten, Aber diese be⸗ schränkt sich nicht darauf allein. Hier habe ich eine rote Tapete, ein stumpfes Rot: dafür habe ich vor zehn Jahren 80 J bekommen, heute muß ich diesen Artikel mit etwas lehhafterem Rot und mehr Aufdruck für 55 8 verkaufen. Hier noch ein anderes Blumenmuster: dafür bekam ich vor zehn Jahren 1,15 M für die Rolle, = für dieses Muster, ein Fabrikat aus der letzten Kollektion, erhalte ich heute 65 9. Der krasseste Abschlag der Preise ist an besseren Ma⸗ schinen⸗Goldtapeten zu konstatieren, Hier habe ich beispiels⸗
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andere rote Maschinentapete: vor zehn Jahren verkaufte ich fie mit 85 J, heute nach zehn Jahren mit 55 g, in einem wesentlich feurigeren Rot gehalten. — Noch eine Tapete mit schwerem Golddruck; dieses Muster vor zehn Jahren 1,50 M — dieses Muster heute 60 8! . 46 Meine Herren, ich glaube, daß man angesichts dieses Beweismaterials nicht sagen kann, daß der Verein deutscher Tapetenfabrikanten in den letzten zehn Jahren durch die vor⸗ genommene Syndizierung die Preise höher gesetzt hat. Bravo! Tapetenhändler d' Arragon⸗Hamburg: Ich möchte auf die Worte des Herrn Engelke zurückkommen, der vorhin davon sprach, daß die Dutsiders möglichst das Kartell in den Schmutz ziehen () wollten, oder wie der Ausdruck lautete , ich habe ihn nicht recht verstehen können. Ich möchte nur kon⸗ statieren, daß ich damals, als diese Preisschwankungen ent⸗ standen, Vorsitzender des Hamburger Tapetenhändler⸗ Vereins war. Außerdem habe ich auch nicht beabsichtigt, für die Außenstehenden gegen die Ringfabrikanten zu reden. Im Gegenteil, die Herren können ihre Preise nehmen, so hoch sie wollen, das kann uns ganz egal sein. Es handelt sich nur darum, daß die Herren den richtigen Termin einhalten und uns Händlern nicht unnötigerweise das Geld aus dem Portemonnaie nehmen, wie es damals der Fall war. Tapetenfabrikant Engelke⸗Schwarmstedt: Ich glaube, Herr d'Arragon hat mich falsch verstanden. Ich erinnere mich nicht, daß ich einen derartigen Ausdruck gebraucht habe; jedenfalls habe ich ihn nicht gebrauchen wollen. Damit ist das wohl erledigt. .
Die Ausführungen des Herrn Engelhard waren mir sehr interessant, und wir werden alle ihnen wohl beipflichten können. Da es nun jedenfalls auch interessiert, über das Empfinden des einzelnen hier etwas zu hören 4 daraus bildet sich doch schließlich das Gesamtbild —, so wäre es mir sehr lieb gewesen, wenn Herr Engelhard noch etwas weiter gegangen wäre und zu ergründen versucht hätte, woher es kommt, daß wir trotz des Kartells in den Preisen so weit zurückgekommen sind. Es gibt einige Firmen in unserem Verein, die die — ich will nicht sagen: allgemeine Ansicht vertreten, aber doch zu hören sind; ich will mich nicht ent⸗ scheiden, ob die Ansicht richtig ist oder nicht, es kann auch ganz gleichgültig sein, ob es die meinige ist; ich halte es nur für angebrachl, daß man sie hier zu Gehör bringt. Diese Ansicht geht dahin, daß von dem Augenblick an, wo die JIvensche Fabrik in Deutschland aufkam — das ist eine Fabrik mit englischem Kapital, ein sehr bedeutendes Werk; ich bitte Herrn Iven, die Sache nicht persönlich aufzufassen, sondern wir wollen ja hier nur ein Gesamtbild geben —, daß von diesem Zeitpunkt an die Preise wesentlich gefallen sind. Wenn wir nun einmal annehmen, diese Ansicht hätte etwas Richtiges für sich, und wir sagen weiter: eine Kartellbildung ist an und für sich nicht richtig, ist beinahe ein Unfug —, so wäre die natürliche Folge gewesen, daß diese große Firma mit ihrem bedeutenden Kapital ohne das Gegengewicht unseres Kartells eine große Reihe deutscher Fabriken erdrückt hätte. Es er⸗ scheint mir wichtig, zu konstatieren, daß auch hier durch das Kartell wieder der deutsche Industrielle geschützt wurde. Also es wäre — immer angenommen, daß die Ansicht, die ich hier äußere, richtig ist — durch das ausländische Großkapital ein blühender deutscher Industriezweig wenn nicht erdrückt, so doch sehr stark geschädigt worden, wenn wir nicht das Kartell ge⸗ habt hätten und durch das Kartell auch das Ausland zu zwingen vermocht hätten, Deutschland derartige Verhältnisse zu gestatten, und uns in die Lage zu versetzen, auch unseren Arbeitern halbwegs gutes oder vielleicht ganz gutes Aus⸗ kommen zu gewähren.
Tapetenfabrikant Langhammer⸗Chemnitz: Meine Herren ich bin Herrn Engelhard sehr dankbar, daß er hier der Ver⸗ sammlung an Mustern gezeigt hat, daß gerade unter dem Kartell der Konsument nicht schlecht gefahren ist. (Sehr richtigh Es ist nämlich dadurch die Tatsache festgestellt worden, daß heute der deuische Konsument zu billigeren Preisen als früher bessere Ware erhält. (Sehr richtig)
Was hat denn nun der Minimalpreis verhindert? Zweierlei! Erstens, daß wir bei billigerer Ware zu verlust⸗ bringenden Preisen hätten verkaufen müssen. Dadurch wäre eine Reihe von kleineren und mittleren Existenzen ganz gewiß zu Grunde gegangen. Auf der andern Seite aber steht fest, daß wir durch die Begrenzung der Preise nach unten in die Lage kamen, unsere kunstgewerblichen Leistungen zu heben. Datz ist dem Konsum in Deutschland zugute gekommen, das hat auch unseren Export gefördert. Diesen Schluß möchte ich aus dem, was Herr Engelhard uns gezeigt hat, ziehen.
Direktor Holtkott-Bedburg: Ich kann es für den Artikel Linkrusta bestätigen, daß auch da während der Dauer der Konvention die Preise allmählich immer niedriger ge⸗ worden sind. Es hat eine Verbilligung des Artikels statt⸗ gefunden. Teilweise ist sie mit Absicht herbeigeführt worden, um den Konfum mehr anzuregen. Allerdings kam sie nicht voll dem Konsumenten zugut, sondern es wurde vor allen Dingen dem Händler ein angemessener Nutzen, ein größerer als bisher, durch die Preisgestaltung eingeräumt. Jedenfalls ist während der sechs Jahre, wo der Linkrustaverband besteht, der Durchschnittspreis nicht unerheblich heruntergegangen.
Professor Dr. Liefmann⸗Freiburg i. B.: Es wurde heute morgen schon die Ueberlegenheit der großen Fabrik „Hansa“ hervorgehoben. Ich möchte die Frage stellen, ob diese Ueberlegenheit nur in dem großen Kapital oder auch in besonderen technischen Fortschritten begründet ist? .
Tapetenfabrikant Langhammer⸗Chemnitz: Auf die letzte Frage kann man doch unmöglich antworten, das würde wohl kaum hier im Rahmen dieser Verhandlungen angängig sein. Der Nachweis wäre auch, glaube ich, außerordentlich schwer zu führen. Ich möchte behaupten, daß die Firma in
weise eine Tapete, für welche ich vor zehn Jahren noch 1,30 M bekam, heute muß ich sie für 59 g fortgeben. Für dieses Muster mit einem kleinen Golddruck bekam ich vor zehn Jahren 1,25 M, heute erhalte ich für dieses Muster
denn den haben wir uns schon lange selbst gegeben, und ich
— in der Fabrikation genau dasselbe — 50 3. — Eine
bezug auf die Leistungen nach jeder Richtung hin auf einer guten Stufe steht, aber nicht auf einer höheren Stufe als ein großer Teil der sonstigen deutschen Tapetenfabriken. Darüber ist gar kein Zweifel, daß durch Zuführung des grahen Kapitals 1