1906 / 14 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Jan 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Abg. Bruhn (Refp.) äußert dieselben Wünsche. Es würde ein krasser Widerspruch fein, wenn die Unterbeamten so viel bekämen wie die Subalternbeamten, diese müßten mindestens um 25 oso besser gestellt werden. .

Unterstaatssekretär Twele: Ich muß der Auffassung wider⸗ sprechen, daß der Reichsschatzsekretär eine Erhöhung des Wohnungs. geldzuschusses in Aussicht gẽnommen, der preußische Finanzminister dem aber. Widerstand entgegengesetzt habe. Der Schatzsekretär hat seine vorjäbrige Zusage nur auf die Unterbeamten beschraͤnkt, und in gleichem Sinne hat sich auch der preußische Finanzminister aus= gesprochen. ö.

Beide Vorlagen gehen an die Budgetkommission.

Es folgt die erste Beratnng des Gesetzentwurfs, betr. die Entlastung des Reichs invalidenfonds.

Abg. Graf Oriola (nl): Meine Partei und auch andere Parteien haben eine Entlastung des Invalidenfonds n, Nach der Anlage zum Entwarfe sind von dem ursprünglichen Fonds von 561 Millionen nur noch 187 225 0090 M übrig. Die Schwächung stammt mit daher, daß eine ganze Anzahl von Verpflichtungen des Reiches auf den Invalidenfonds übernommen sind, die nicht damit zu⸗ sammenhängen. Dies will die Vorlage ändern. Damit keine Unzufrieden . beit im Lande entsteht, muß darauf hingewiesen werden, daß dadurch berechtigte Wünsche nicht irgendwie verkürzt werden. Das ist auch der Grund, weshalb wir gegen die Vorlage keinen Widerspruch erheben. Eigentlich wäre eine Kommissionsberatung nicht nötig, ich beantrage dies aber, weil die hierher gehörigen Etats schon der Budget · kommission überwiesen sind. Der Invalidenfonds muß auf alle Fälle entlastet werden. Die Veteranenbeihilfen sollen dem Invalidenfonds 8e. und auf den allgemeinen Etat übernommen werden. Daß eine Sanierung der Reichsfinanzen erfolgt, sind die beiden Vor⸗ aussetzungen, die wir bei der Zustimmung zu dieser Vorlage machen. Wenn man eine Wehrsteuer will, und ein großer Teil meiner politischen Freunde ist dafür, so sollte man die Erträgnisse daraus zur Verbesserung des Invalidenfonds und der Lage der alten Kriegs- teilnehmer verwenden.

Abg. Erzberger (Zentr.): Es ist zu begrüßen, daß der Staats⸗ sekretär nicht mit der Reform gewartet hat, bis der Invalidenfonds erschöpft ist. Ob die Reform nicht noch weiter zu gehen hätte, das zu prüfen, ist Sache der Budgetkommission, der auch wir beantragen, die Vorlage zu überweisen.

Abg. von Elern (d. kons.: Durch den Vorschlag der Regierung kommen wir in die Lage, den Fonds noch jetzt um 8 Millionen jäͤhr— lich ju entlaften. Dann reicht der Fonds bis 1913, und wir haben daber nar voch 26 Millionen zuzuschießen. Es wäre wünschenswert, den Fonds möglichst lange zu erhalten, einen Fonds, der in großer Zeit geschaffen ift. .

Die Vorlage wird der Budgetkommission überwiesen.

Es folgt die Beratung des dritten Nachtrags zum Etat und zum Etat der Schutzgebiete für 1905.

Für den Reichshaushaltsetat werden 18398 050 S0 und im Etat der Schutzgebiete für das ostafrikanische Schutzgebiet 24M S875 6 gefordert. ;

Stellvertretender Direktor des Kolonialamts Erbprinz zu Sobenlobe - Zangenburg: Der in Verbindung mit dem dritten Nachtrag jum Reichsbaushaltsetat für das Rechnungsjahr 1905

dritte Nachtrag jum Etat des ost— biets bringt neben Mehrforderungen, die ostafrikanischen Schutzgebiete verursacht

1

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daß das Betriebsdefizit, l der Usambara⸗Eisenbabn aufgehoben worden

durch den Ver mit welchem bisber die fũr das Reich belastet

noch nicht großer,

J. ausgebrochene Auf t jwar leider noch nicht unter

*

bin ist es gelungen, ibn auf ein bestimmtes Gebiet zu

en. Ich möchte mir erlauben, dem hohen Hause über die Ge—⸗ ses Lufftandez eine kurze Uebersicht zu geben, aus der auch ; be ben dürfte. Der Aufftand begann Ende ĩ ; w im Bezirk Kilwa. Anfangs beschrãnkt bleiben würde. Der . nischen

1 der Matumbi g n jeber als unbotmäßig und räuberisch. it vediticnen geges ihn nötig geworden,

n Unruhen in Mitleiden⸗ Juli meldete ein

Zauberer in den

—— ——

Zugleich wurden die

Irgendwelche Er⸗ . jedoch fiel ihnen as Gowernement bat

1972 M. F5* —w— 57 iesen Aufftand ergriffen. An

Maßnahmen, die durch den Aufstand selbst motiviert werden.

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mgen der Bezitks⸗

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der Kompagnie aus ickt Mitte August konnte der militärische i⸗Bergen melken, daß eine Gefahr dort ige Tage später traf aber schon Kunde

ĩ 2 angenommen

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. Won . *

Innere ab⸗

1 n richt weit treffenden Schutztruppenabteilungen zurückgekehrt oder Ersatz für sie Wird nun eine schärfere Trennung durchgeführt, so

z. n. 32 * . al * ä 2 rem Unteroffizier tilwa⸗Bezirks, ermordet. in die H Auch

r ; Segenwehr der aus wenigen

militarichen Erielge, die seitens der Auf.

en hatte, erheblich zur * 7 2 beigetragen.

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mn rr, J . non f 2 92 2 ane dadurch Anbang auf vielen Seiten gewonnen. . Hamm me 1dungen don

Gevölferung stammrerwandte

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Mifsionsstationen sowie die chen Schürfgesellschaft.

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Mohorro⸗

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1. *

von 1906 als dauernd beabsichtigt

in welcher die einleitenden Maßnahmen getroffen werden.

walt e * eigentliches Aufgabe, nämlich zur Auftechterhaltung des Friedens ju ausgedebnt babe. i des Benediktiner .

5 1 Warnungen,

1. ö. den Aurstndiscen gens n r chen genommen.

en Aufstandes erzielt worden sind. Un⸗ übertriebene Kunde von dem Ungläck-fall, schnellen Die Eingeborenen haben den Erfolgen gemacht,

vernichtete die im

Gerade hier, wo es sich

an, die sich im Innern in erster Linie gegen die dort äunschsigen indischen und mohammedanischen Kaufleute gerichtet zu haben scheint. Aus Kapstadt kam auch bald die Kunde, daß einzelne Stämme am Nyassa⸗ sich empört hätten. Die katbolischen Missions⸗ stationen dort wurden zerstört, wobei leider ein Pater den Tod fand. Den mehr im Norden gelegenen evangelischen Missions— stationen Ee leg es zu verteidigen, wobei sie teilweise von der einheimise Bevölkerung, unterstützt wurden, sodaß ĩ wenigstens alle mit dem Leben davonkamen.

Teil des der A Schu stãnd

8

Wayao.

mit großem Ern telegraphisch ve mp huderneur infanterie im C Publ ein.

̃ warme e. ist, in so kurzer Zeit aus ekruten

hat das rasche und ener Sauptmann

zu, Eingeborenen nicht einer Ansicht sind, indem Widerstand fordern, die Ei

gene bmigten altesten Offiziers der ostafrika⸗ Marineinfanterie aus Aufftand erloschen ist, so scheint doch seine Hauptkraft gebrochen za sein. Ich glaube nicht, daß Veranlaffung ist, mit bezug auf die Lage in Ostafrika sich einer pessimistischen Auffassung hin jugeben. Der Aus—

kruch dieses Aufstandes hat zu Maßnahmen geführt, die in dem

Ibnen jest vorliegenden Nachtrag zum Ausdruck gelangen. Ünd jwar sind diese Maßnahmen doppelter Art. Einer⸗ seits handelt es sich um sosche, die schon für den Etat waren, nun aber schon dorher durchzuführen waren infolge der Lage, wie sie sich durch den Aufstand gestaltet hat. Anderseits handelt es sich um vorübergehende

Notwendig ist es, daß die Machtmittel des Gouverneurs verstärkt

werden, e. zwar sowohl in bezug auf die dort stehende Poltzei⸗ trupve, als

als auch in beiug auf die Schutztruppe. Ferner ist iotwendig eine Trennung der Zivil und Milttärgewalt, eine Trennung, t Es hat sich als ein großer Schade erwiesen, daß die Schutztruppe zu Ver— wecken benutzt werden mußte und infolgedeffen zu ihrer

in den Schutzgebieten, nicht immer gleich verwendbar war., Ez mußten Abteilungen der Schutztruppe, wenn irgendwo Un. ruhen ausbrachen, aus dem Gebiete gejogen werden, wo sie stationiert waren und Verwaltungtaufgaben zu erfüllen batien. Jene Verwaltungsaufgaben mußten infolgedefsen ruhen, bis diese be—

verfügbar war. daß die Schutzttuxpen zu ihrem eigentlichen Zveck verwendet werden können, so wird die Störung in den Verwaltungsgeschäften hoffent · lich in Zukunft vermieden werden. Von den Ausgaben, die der

Nechtrag anfordert, kommt auf die dauernden Ausgaben eine Summe

don rund 852 9000 M, während auf die vorübergehenden außerordent. lichen Ausgaben, die durch den Auafstand spelell veranlaßt waren, die Summe ron 1575 0090 Æ kommt. Für diejenigen Aus⸗ gaben, die bereit? gemacht werden mußten und sie

waren unaufschiebbar wegen der großen Gefahren, die den Schutz⸗

gebieten infolze des Auistandes drohten ist in 3 3 des Sesetz= entwuaris Inzemnität von diesem hoben Hause erbeten worden. Alg. Erjberger Sentr.): In diesen Nachtrazsetat sind auch

Sammen einge stellt, die nicht in (inen solchen gehören, Gelder füt

fortdauernd? Ausgaben, die in dem Haaptetat hätten vorgelegt werden

nmüsser, Ausgaben für dauernde Vermehrung von Beamten uf. Weg- berigen Uebung abgegangen, wonach

balb ist man bier von der bis . nur eilige außerordentliche Auggaben im Nachtrag⸗etat gefordert

man eine eingehendere Darlegung erwartet. Jedenfalls wäre es dem Hanse viel angenehmer gewesen, die pertretenden Kolonialzirektors schon gedruckt in Händen zu haben. Eine noch weit bedeutendere Unterlassung liegt darin, daß weder in der Vorlage noch in dem heutigen Vortrage ein Wort über die Ursache des Aufftandes

* a⸗ als richtig erwiesen. . ö J . dem Schugtgebiet purückmzieben. Wenn also auch nicht gesagt werden kann, daß der

klärung hätten wir doch erwarten dürfen, ohne daß unserseits erst darauf gedrungen wird. Vielleicht wird der Abg. Paasche, der daz Aufstandsgebiet bereist hat, die Güte haben, uns diese Aufklärung zu eben; aber damit ist die Verwaltung ihrer Pflicht nicht ledig. Die lüchtigkeit der Aufstellung dieses Etats ift um so auffälliger, als sich widersprechende Zahlen darin 6, In dem Nachtragsetat für die Schutzgebiete finden wir die Verpachtung der Üüsambara— Bahn an die Firma Lenz. Bisher waren immer Zuschäffe für die Bahn erforderlich; jetzt wird schon für das erste tjahr ein kleiner Ueberschuß in Aussicht gestellt. Wieder einmal ist ferner Indemnität erforderlich gewesen; es sind Ausgaben bereits geleistet, die hier erst nachgefordert werden. in geringer Fortschritt für den Reichstag liegt hier vor; in dem früheren Nachtragsetat fand sich bekanntlich die Indemnltätsnachsuchung überhaupt nicht. Die Gesuche um Indemnität werden nachgerade im Deutschen Reiche billiger wie die Brombeeren. Es muß wirklich überraschen, daß das erste und höchste Recht der Volksvertretung, das Budgetrecht, so wenig respektiert wird; der oberste Reichsbeamte setzt sich über die Verfassung einfach hinweg; seit einem balben Jahr 't die Berfassung schwer verletzt, ohne daß man an den Reichstag denkt, der zu einer außerordentlichen Session hätte zusammengerufen werden müssen. Ueber den so notwendigen Maßnahmen in den Kolonien steht das Budgetrecht des Reichstages, und die jetzt sich einbürgernde Methode muß die schwersten Beklemmungen für die Zukunft hervorrufen, um so mehr, als der Kanzler versprochen hat, daß während seiner Amtsdauer keine solche Verletzung mehr vorkommen würde. Seit der China⸗Expedition ist aber 1e. zum dritten Male ein Indemnitätsgesuch an uns gelangt! Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung? hat die Handlungsweise des Kanjlers und der Verwaltung zu verteidigen gesucht, aber in einer gewundenen und gezwungenen Er' klärung, welche nur die öffentliche Meinung beschwichtigen follte mit der Behauptung, daß keine Beträge ausgegeben seien, die der Reichs- tag nicht bewilligt hätte. Jetzt finden wir in den Erlãuterungen zum Nachtragsetat Angaben, die das Gegenteil besagen, die nackt und dürr zugeben, daß es sich um einen Kriegszustand handelte, daß Kriegsgebührniffe gewährt werden müßten. Wie können sich in zwei amtlichen Dokumenten so starke Widersprüche finden? Man muß also solchen amtlichen Mitteilungen gegenüber sehr vorsichtig werden. Allgemein wird behauptet, die Urfsache des Auf= standes ist die Einführung der Hüttensteuer und der Fronarbeit. Nicht nachgewiesen ist dagegen, daß die Bewegung auf die Zauberer zurückgeführt werden muß. Muß denn die deutsche Kolonial⸗ verwaltung alle Fehler nachmachen, die andere Kolonialstaaten gemacht haben? England und Frankreich haben längst erkannt, daß es kein verfehlteres Mittel der Kolonisierung gibt als die Ein= führung der Zwangsarbeit. Diese, ist wiederum zurückzuführen auf den Uebereifer einzelner Bezirksleiter. Wir können nicht dulden, daß einzelnen Beamten solche Machtbefugnis gegen⸗ über den Eingeborenen zugestanden wird, darum haben wir auch unsere bezüglichen Initiativanträge eingebracht. Die Fron⸗ arbeit in den Baumwollplantagen ist zudem vielfach jufammen. gefallen mit der Arbeit, die sie auf ihren eigenen Feldern hätten vercichten müssen; das hat tiefe Erbitterung erzeugt, und diefe ist noch gesteigert worden durch die geradezu erbäͤrmliche Bezahlung, durch die Gewährung eines Tagelohnes von I bis 2 3. Die un gerechte Verteilung der , , ist auch erst geãndert worden, nachdem die Erbüterung der Einge zorenen auf den Gipfelpunkt ge—⸗ stiegen war. Die Englaͤnder haben längst die Fronarbeit abgeschafft; wie konnte sie nun in deutschen Kolonieen, noch dazu obne Gesetz oder Verordnung, eingeführt werden? Das Mitwirkungsrecht des Reichstags an der Kolonialgesetzgebung muß ganz wefenk= lich erweitert werden; wenn der Reichstag schon vor dem Erlaß solcher Bestimmungen, wie der Hüttensteuer, ein Wort mit⸗ reden kann, wären solche Bestimmungen nie und nimmer erlassen worden. Daß die Witfrau eines Negers die doppelte Fronarbeit leistnn muß als der Neger, ist eine schreiende Ungerechtigkeit. Denselben Anspruch baben schon die Abgg. Schrader und Arendt er— hoben. Wäre er früher erfällt worden, fo wäre es nicht zum Auf⸗ stande gekommen. Die Eingeborenen sagen sich, daß sie jetzt die Sklaven der Weißen sind, wie sie früher die Sklaven der Mobam— medaner waren obwohl die deutsche Herrschaft einen Fortschritt in der Kultur bedeutet. Der Aufstand kam nicht überraschend. Der Abg. Südekum und ich hatten Mitteilungen gemacht, und auch don dritter Seite sollen Mitteilungen dem Kolonialamt gemacht sein, namentlich durch Missionare, die auf die Möglichkein eines blutigen Aufstandes hinwiesen. Die Kolonialabteilung hat darauf nichts in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ er⸗ klärt. Was ist auf jenen Bericht der Missionare bin erfolgt? Das „Hamburger Fremdenblatt“ hat das Verdienst, auf das Ver. tuschungsspstem des Kolonialamtes besonders hingewiefen zu haben. Die Mitteilungen dieses Blattes haben sich bisher in allen Punkten t Ein weiterer Grund des Aufstandes foll das total verfehlte Gelzspstem gewesen sein. Nicht einmal in Sansibar wird das deutsche Geld angenommen, und der Eingeborene wird durch die Umrechnung des dortigen Geldes geschäbigt. Stark befremder hat, die Bemerkung des Kolonialdirektors, daß der ermordete Bischof Spies trotz dringender Warnungen in das Aufstandz⸗ gebiet abmarschiert sei. Es ist unrichtig, daß er dringend ge⸗ warnt worden ist. Es hieß, daß die Gegend, in die 'er käme, durch den Aufstand nicht bedroht war. Ich glaube, wenn ein solcher Mann sein Leben für seinen Glauben einsetzt, o sollte man ihm nicht einen solchen Vorwurf machen. Er ist tatsãächlich nicht in das Aufstandsgebiet abmarschiert. Bedenklich ist auch die offizielle und offinisse Förderung des Mohammedanismus, des größten Feindes unserer Bestrebungen. In den offiziellen Regierungsschulen wird z. B. seit einigen Jahren mohammedanischer Religiongunterricht erteilt. Dadurch muß in weiten Kreisen der Glaube entsteben, daß der Mohammedanismus die Staatsreligion des Deutschen Reiches ist, und daß der Kaiser der

oberste Chef der Mohammedaner ist. Es sollen og drei Moscheen

mit Unterstützung des Deutschen Reiches gebaut fein. Auch sonst wird der Mohammedanismus gefördert, z. B. bei den Schutz truppen. Die katholischen Christen werden von den mohammedansschen Schutztruppen ungestcaft beschimpft. Die Verwaltung hat die Pflicht, dagegen ernstbaft vorzugehen und solchen Mißstaänden ein' Gnde zu machen. Soll etwa jede Station in Ostajrika ein Stũtz punkt des Jslam sein? Wir können nur eine Kolonialpolitik unterstätzen, die die Kultur und das Christentum fördert. Wenn wir immer Zaschüsse zablen sollen, so müssen wir verlangen, daß sie auch in einer Welse verwandt werden, die des Deutschen Reiches und der Kultur würdig ist. O? die Vermehrung der Schutztruppe notwendig ist, will ich nicht untersuchen, ob aber die dauernde Vermehrung not⸗ wendig ist, ist uns doch sebr fraglich. Dadurch müssen die Kosten und namentlich der Pensionsfonds in bedenklicher Weise wachfen. Sobald die erste weiße Kompagnie bewilligt ist, werden wahrscheinlich weitere gefordert werden. Wir verlangen genaue Auskunft, wofür eigentlich Indemnität nachgesucht wird, ob auch füär die Beamten usw. Durch die Beamtenregierung werden die Eingeborenen nur erbittert. Bir wänschen eine etappenweise Kolonisation, dann werden wir bor schweren Schadigungen in Ost. und Sübwestafrika bewahrt bleiben. Ich beantrag., beide Nachtragsetats der Budgetkommission zu überweisen. Kavitän zur See Capelle: In der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung? war gejagt, daf Besatzungsverstärkungen der auf? den ost⸗ afrikanischen Statignen befindlichen Schiffe mit in ganjen 250 Köpfen 'inschließlich der Offizere notwendig wären. Der Gouverneur von Oftafrika hatte zur Niederwerfung des Aufstandes Schiffe requiriert,

au ) und er batte die Meinung, daß die Kosten dus tem laufenden werden? Die Nachtragzetats sind auch nur sehr mangelbaft begründet. .

um einen großen Aufstand handelt, hätte

heutige Rede des stell⸗

Marincetat bestritten werden könnten. Die Ausgaben sollten nach urserer Berechnung 500 00 4 betragen, und es lag innerhalb der gesetzlichen Befugnis, die Mittel für die Hinaussendung dieser Besotzungsverstärkungen aufjuwenden. Das Mißverständnis Tes

Abg. Etzberger ist dadurch entstanden, daß er aus dem Nachtragsetat

gesagt ist; diese Auf

herausgelesen hat, und ich gebe zu, daß das herausgelesen werden kannte, daß diese Kriegsgebührnifse dort bejahlt worden wären. Bisher ist von dieser geforderten Summe der Marineverwaltung

nicht ein Pfennig bezahlt worden. Die betreffenden Mannschaften ed gene ele n en ne , gf deg m . daß der Reichstag der Forderung seine Zustimmung geben wird. Sobald diese erfolgt ist, werden die Kriegsgebührnisse nachträglich bezablt werden. Gibt das hohe Haus seine Zustimmung nicht, so können die Kriegsgebührnisse nicht bejahlt werden. .

Kaiserlichet Gebeimer Legationsrat Dr. Seitz: Den Vorwurf, daß bei Einbringung des Nachtragsetats für das ostafrikanische Schutz 3 eine Verfafsunge verletzung e mm, sei, daß mit Absicht die Rechte des Reichstags beeinträchtigt oder nicht berücksichtigt feien, muß ich gan entschieden zurücweisen. Dem Reichskanzler liegt nichts ferner, den verfassungsmäßigen Rechten dieses

en ef irgendwie zu nahe zu treten, im Gegenteil, der Reichskanzler

at alle Anordnungen getroffen, um diese Rechte zu wahren trotz der Dringlichkeit, mit der die Maßnabmen getroffen werden mußten. Seine Anordnungen gingen dahin, daß der Nachtragsetat so rasch wie möglich aufgestellt und fertiggestellt werden möchte und daß Aus⸗ gaben, die nicht in den Rahmen des Etats fallen, womöglich var Ge— nehmigung des Nachtragsetats überbaurt vermieden würden. Warum der Nachtragsetat erst spät den gesetzgebenden Körperschaften vorgelegt werden konnte und nicht sofort bei Beginn des Aufstandes, ergibt sich

daraus, daß der Verlauf der Ereignisse in Ostafrika nicht vorher⸗

gesehen werden konnte. Als der Aufstand dort Ende Juli v. J. ausbrach, stand noch keineswegs fest, daß zur Unterdrückung desselben Mittel überhaupt erforderlich werden würden, die im Etat nicht verfügbar waren. Nach den ersten Telegrammen des Gouverneurs vom 4. und 7. August war anzunehmen, daß die vorhandene Schutz. truppe und der Exypeditionsfonds ausreichten, den Aufstand nieder⸗ juwerfen. Erst Mitte August kam der Antrag des Gouverneurs auf Verstärkung der Schutz · und Pelizeitruppe, und zwar in dem Maße, in dem ein- Verstärkung für das Rechnung jahr 1806 geplant war. Der Reichskanzler forderte den Gouverneur auf, mit aller Beschleunigung die erforderlichen Unterlagen hierher einzureichen, um den Nachtrage⸗ etat aufzustellen. Es wurde selbstverständlich auch in der Kolonial- verwaltung sofort versucht, das Material für den Nachtragsetat zu⸗ sammenzubringen. Das war aber aus den verschiedensten Gründen nicht möglich. Wir wußten nicht, wie weit es dem Gouverneur ge— lingen werde, die erforderlichen . anzuwerben, Ein⸗ geborene aus Neu-Guinea und Togo heranzuziehen; vor allen Dingen aber berrschte absolute Ungewißheit darüber, welche Kosten für die Unterbringung der Truppenverstärkung erforderlich sein würden. Der Gouperneur telegraphierte, daß er sofort die An⸗ meldungen und Aufstellungen bier einreichen würde. Beides ist aber erst am 22. Oktober bezw. 19. November hier eingetroffen. Die Kolonialverwastung hat dann sofort den Nachtragsetat im Be⸗ nehmen mit dem Reichẽschatzamt fertiggestellt. Die zweite Frage ist, inwieweit Ausgaben geleistet worden sind, die nicht unbedingt zur Niederwerfung des Aufstandes nötig waren, und ob etwa eine Ver—⸗ mehrung des Beamtenpersonals stattgefunden hat. Eine Vermehrung hat stattgefunden, aber nicht aus Fonds, die hier als erforderlich be⸗ jeichnet sind. Es sind fünf Rechnungsbeamte entsandt worden auf den dringenden Wunsch des Gouverneurs, weil er telegraphisch versicherte, daß er zur Erledigung der Aufstellungen mit dem Beamtenperfonal absolut nicht auskomme. Von den übrigen hier in dem Nachtraasetat beantragten Beamten, die auf die fortlaufenden Ausgaben fallen, ist noch kein Mann entsandt worden. Es ist auch kein Eingeborener in Neu Guinea angeworben worden und angekommen. Was nun die Frage betrifft, ob nicht die Kolonialverwaltung und der Gouverneur den Aufstand vorausgesehen hätten, und weshalb nicht Maßnahmen gegen den Auf- stand ergriffen worden sind, so habe ich folgendes mitzuteilen: Als der Gouverneur Graf Goetzen das letzte Mal vor einem Jahre bier im Urlaub war, wurden mit ihm die Verhältnisse in seinem Schutzgebiet gan; eingehend besprochen. Es war damals schon bekannt, daß Ge⸗ rüchte gingen über Unruhen, die hier und da auftraten. An einen sicheren Anhaltspunkt, daß diese Gerüchte einen festen Hintergrund batten, war aber nicht zu denken. Der Gouverneur bat niemals den Standpunkt vertreten, daß der Ausbruch eines Aufstandes in seinem , . unmöglich wäre. Im Gegenteil, er wies darauf hin, daß die derzeitige Organisatlon der Verwaltung und der Schutztruppe nicht ausreiche, um Eventualitäten zu begegnen. Er hatte deshalb für den Etat von 1906 eine neue Organisation der Verwaltung und der Schutztruppe in Aussicht gestellt. Diese An- träge lagen hier vor, lange vor dem Ausbruch des Aufstandes. Es war auch keineswegs die Absicht, diese Maßregeln in einem Nachtrags⸗ etat vorjuschlagen, sondern die Absicht war, sie auf regulärem Wege durch den Etat für 1806 den gesetzgebenden Körperschaften vor- zuschlagen. Wenn wir in diesem Nachtragsetat die Verstärkung der

Schatztruppen und. der Polizeitruppen als fortdauernd vorschlagen, so eschieht es lediglich im Interesse der Korrektheit und Einfachheit. enn der Abg. Erzberger darauf hingewiesen hat, es wäre hier ein

Bericht einer Mission eingekommen, in dem auf den Aufstand am Kilimandscharo hingewiesen worden sei, so kann ich mich im Augen— blick nicht erinnern, ob ein derartiger Bericht wirklich eingekommen ist. Ich erinnere mich nur, daß vor zwei Jahren gesagt wurde, daß Un. ruhen am Kilimandscharo in Aussicht ständen, die aber mit diefen Unruben im Süden nicht in Verbindung steben.

Abg. Dr. Pa a sche (nl): Nachdem der Abg Erzberger der Debatte

eine so breite Grundlage gegeben und mich außerdem provoziert hat,

darf auch ich auf die Angelegenheit näher eingehen. Der Abg. Erzberger

sieht, die Zwangsarbeit als die erste Urfache des Aufstandes an. Darin irrt er. Die Baumwollkultur sollte man hier ausschalten. Wir haben gewünscht, daß der Baumwollbau so weit wie möglich gefördert wird; er trägt keinen, oder jedenfalls nicht einen überwiegenden Teil der Schuld an dem Aufstand. Mißgriffe sind gemacht worden. Auf den ge— meinsamen Kommunalkulturen, die man errichtete, sind die Neger zur Arbeit geiwungen worden; ein Drittel, des Betrages wurde für die Wohnung beansprucht. Wenn wir die Aufgabe baben, ein Volt zur Kultur zu erziehen, wird es auch als ein Mittel dazu angesehen werden müssen, wenigstens theoretisch die Leute zu intensiver Arbeit zu erziehen. Da kommt es aber manchmal anders, als man denkt. Es wird Baumwolle gepflanzt; dann macht das Wetter einen Strich durch die Rechnung oder ein Heuschreckenschwarm es ist vorgekommen, daß geradezu Mißernten eintraten, und trotz der gzmeinsamen Arbelt von 30-50 Tagen überhaupt kein Ertrag sich ergab. Da hat der Neger dann in seinem Unverstand gesagt, er sei zur Arbeit gezwungen worden, habe aber keinen Lobn bekommen. Die Aufsicht über die Kommungl-Schamben ist auch nicht den richtigen Leuten, sondern den Jumben übertragen worden, unzuver⸗ lässigen Leuten, die die Unzufriedenheit durch ihre Haltung steigerten.

i ganzen System kann man aber daraus keinen Vorwurf machen. Das System war an sich gut, die Ausführung durch die unteren Ver. waltungsorgane miserabel; das passiert auch bei uns oft genug. Da, wird Wandel geschaffen werden müssen. Das Beste zwärg, dafür, zu forgen, daß! man dauernd Beamte da hat, die ihre Leute genau kennen; dag Schlimme ist, daß jetzt so oft ge⸗ wechselt wird, daß der regelmäßlge Ürlaub alle zwei Jahre ein= tritt, und bei dem ewigen Wechsel ein Vertrauen der Neger zu den Derten gar nicht eintreten kann. Ein Bezirks amtmann, der gern in einem Bezirk geblieben wäre, nachdem er ihn gründlich kennen ge— lernt hatte, wurde, als ich wieder nach Daressalam kam, nach dort berufen, weil ein anderer Beamter zu einer wöchigen Uebung nach Deutschland mäaßte. Ohne Zwang gegen die Reger, ohn? einen gewissen Druck zur Arbeit wird es auf die Dauer nicht abgehen können. Auch bei uns zwingt man die Kinder zur Arbeit. Natürlich darf es keine Fronarbeit sein, wir wollen keine neue Sklaverei, aber den Mann zur Arbe anhalten, das ist ja auch eine Forderung der Regierung. Wir wollen dem Neger sicht zu viel Wisfenschaft' und Kunst beibringen. das kann n gefährlich werden. Gerade auch im Interesse der at hol ichen Missionen liegt dies, das haben mir die Ittigen Missionare versichert. In den meisten Fällen ist diefer . auch so geübt worden, daß Klagen nur selten vorkommen. ich bei der Erhebung der git: ern sind vielfach Mißgriffe vor— geo men und es ist am unrechten Ort gedrückt worden. Gerade e Linke hat ja oft verlangt, daß gezeigt werde, was man in den

Kolonien leisten kann; da haben denn manche Beamten vielleicht ein bißchen zu sehr geschoben und gedrächt Aufftandsmõglichteit am. Kilimandscharo hatte ihren Ursprung in gan eigen artigen Verhältnissen. Gine in x en geratene Gesell⸗ schaft war den Negern den Lohn schuldig Heblieben, es ist aber ge⸗ lungen, den Aufstand bintanzuhalten. Der d im Süden hängt gar nicht damit zusammen. Auch hier haben sich alle volitisch denkenden Stämme dem Aufftand sern gehalten, der vielmehr in den Gebieten ausbrach, wo noch 242 lantage angelegt ift. Wir kännen nicht einfach an der e b nach zem unsere Missionare so weit ins Innere . und ůberall Stationen gegründet haben. Da kann die deutsche ierung nicht zurückbleiben; das Gebiet muß gesichert werden durck Militär und Pol izettruppen. Der Aufftand entstand also zunächft dort, wo noch sehr wenig Kultur vorhanden ist; durch die Akzisen ft er aber, wie ich dem Abg. Erzberger zugebe, stellenweise gefördert worden. Mit den erwãhnten Löhnen kann allerdings eine Kolonie nicht vorwärts kommen; wir werden uns daran gewöhnen müfsen, besfere Lohne zu zablen. Die Zauberei war nur eine nebensächliche Erscheinung, aber dieser Hokus. pokus war nicht die Ursache, da bat der Abg. Eriberger ganz; recht. Auch wir wollen das beste Recht des Reichstages, das Badgetrecht, nicht antasten lassen, aber hier in diesem . darf wohl Gnade vor Recht ergehen. Niemand konnte v ehen, welchen Umfang der Aufstand annehmen würde. Erst als der Bischof Spies ermordet war, wurde die Sache ernster und gefährlicher, da war es aber auch für die Regierung schon nicht mebr ganz leicht, Ende August den Reichstag zusammen zu berufen. Als im Sertember die Truppen vermehrt werden mußten, konnte die Verwaltung noch mit Recht sagen, sie bleibe innerhalb des Rahmens des Etats; erst nach und nach wurden die Summen größer, und da wurde der Nachtragszetat unvermeidlich. Daß die Indemnität in den Nachtrageetat hineingeschrieben ist, erkenne ich mit dem Abg. Eriberger als einen Vorzug an. Die Kriegs gebährnisse sind tatsächlich nicht gejablt worden, wodurch die Marinetrupven, die aug Rufidschi unter Führung meines eigenen Sohnes operierten, zeit. weise in Verlegenheit gerieten. Ob wir den Etat senst so ohne weiteres akzevtieren können, wird sich erst noch zu zeigen baben; ebenso ob es notwendig ist, die Polizeitruppe bis auf 790, die Schutztruppe bis auf 2010 Mann zu erhöhen. Für die weiße Schutz truxve sind a vorerst bloß die Bauten gefordert, aber wenn wir die bewilligt baben, wären wir gebunden. Die Budgetkommission wird mit diesen Untersuchungen reichliche Arbeit haben. Es ist auch nicht unbedenk. lich, weiße Schutztruppen, gemeine Soldaten, neben die Schwarzen zu stellen; die Autorität wird dadurch kaum erhöbt werden. In den Schutzgebieten muß mebr für gute Wohnung der Beamten gesorgt werden, denn so wie jetzt können die Beamten sich in den Distrikten absolut nicht wohl fühlen. In dem Regierungs gebäude in Daressalam sind in einem Steck 13 unverheiratete Beamte, die nur auf ein Zimmer Anspruch haben, nebeneinander in kleinen engen Räumen untergebracht. Für die verbeirateten ist etwas besser, aber auch nur ungenügend gesorgt. Dasselbe gilt für die Postbeamten. Gute bequeme, kleine Villen lassen sich für 5 6000 e herstellen, dann würden die Beamten nicht gejwungen sein, in die Restaurationen zu laufen, sie würden sich heimisch fühlen. Die bier geforderten 47000. für Wohnungs zwecke erfüllen mich mit ganz besonderer Freude. Ich bin

einverstanden mit der Verweisung der Nachtragsetats in die Budget.

kommission. Unsere Kolonie Ostafrika wird, nach dem die gemachten Fehler überwunden sind, einer schnellen und gedeiblichen Entwicklung entgegengehen. Zu den 270 Buren, die am Kilimandscharo sich an⸗

Bauern sehr geeignet.

Abg. Dr. de kum (Soz): Daß es nicht möglich war, den Vachtragsetat früher vorzulegen, will ich zugeben, aber den Versuch, Forderungen, die in den ordentlichen Etat gebören, in diesen Nachtrag aufjunehmen, müssen wir zurückweisen. Schon im Mai des vergangenen Jahres ist bei der Kolonialverwaltung eine Schrift eingelaufen, in der auf die Notwendigkeit einer organisatorischen Umgestaltung hin= gewiesen wurde. Es ist ausgeschlossen, daß die Kolonialverwaltung nicht die Absicht gehabt haben sollte, diese organisatorischen Umwand⸗ lungen von vornherein in den ordentlichen Etat bineinzubringen.

Sie muß diese Forderungen erst künstlich wieder amputiert kaben, um

sie in diesem Nachtragsetat zu verstecken, und dies nicht obne Absicht.

In der Budgetkommission wird es notwendig sein, diesen Teil wieder Schon der Abg. Eriberger bat betont, daß die Kolonialverwaltung sebr leicht über die Ursachen des

aus dem Nachtragsetat loszulösen.

Aufstandes hinweggegangen ist. Was der Reichstag hierüber erfahren bat, hat er eigentlich von dem Abg. Paasche gehört.

diese Ursachen darzulegen.

seine neuesten Experimente getrieben hat, eingegangen seien. Es ware richtiger gewesen, wenn die Koloniaiverwaltung

diesen Warnungen mehr Wert jugemessen hätte, um so mehr, als

ich nicht annehmen kann, daß nur gerade ich diese Warnung ausge— sprochen haben sollte. e ge durch rechtzeitige Maßregeln eine Ausbreitung des Aufstandes ver- bindert wäre, die uns jetzt zur Aufwendung derartiger Summen jwingt. Aber das lag eben im Sypstem Stuebel. ist, als er uns aus der Fülle feiner oftafrikanischen Erfahrungen hergus eine Darstellung der Ursachen des Aufstandes gab, etwas in Schönfärberei verfallen. Er hat dabei manches anders dargestellt, als er es neulich getan hat. Der Abg. Eriberger sprach von der Fron⸗ arbeit, die eine der wesentlichen Gründe zu dem Aufstande gewesen sei. Der Abg. Paasche meinte, man könne es eigentlich nicht Fron⸗ arbeit nennen. Das ist auch ganz gleichguͤltig, ob man es Fronarbeit, Erziehung oder Zwang zur Arbeit nennt. Es kommt auf die Sache selber an, und da ist es ganz unzweifelhaft, daß die Neger sich von den Weißen betrogen und bestohlen fühlen. Die Weißen hätten unter allen Umständen wenigstens so viel aufwenden müssen, um den schwarzen Arbeitern ihre Arbeit zu bezahlen. Diese wären mit wenigen tausend Mark zu beruhigen gewesen. Es ist ein unverantwortliches Treiben der Behörden und der Ansiedler, daß sie die Schwarzen dort in solcher Weise zur Zwanggarbeit angehalten baben. Aber abgesehen davon, haben sich die Bezirks amtmänner viele verkehrte Maßnahmen zu schulden kommen lassen, die auch mit zur Empörung getrieben haben. Auch darüber hat uns der Abg. Paafche neulich viel mehr erzäblt als heute. Er hat uns viele einzelne Züge von Assessorismus in Ostafrika mitgeteilt, die es uns durchaus ver— ständlich gemacht haben, daß die Neger zu den Waffen griffen. Er hat uns gesagt, daß man den Negern die Ausübung des Jagd⸗ rechts entzog. Vielleicht war diese Maßregel geboten, aber etwas anderes wäre es gewesen, wenn man es schlechthin verboten hätte, als wenn man es ihnen verteuert, indem man sie zwingt, einen Jagdschein zu lösen zu Kosten, für die ein Neger Jahr arbeiten muß. Nicht einmal das Raubzeug haben die Neger abschießen können. Solche Behandlung mußte allerdings auch eine fo kindliche und folgsame Bevölkerun wie die von Dr füt! zum Auf⸗ ruhr bringen. Daß diefe Hu fe so bald aufhören werden, können wir leider nicht erwarten. Ich kann mich der Kolonialphantasie des Abg, Paasche nicht anschließen. Das steht doch fest, daß auch durch die Neuorganisation noch immer nicht die Gewähr geleistet wird, daß wir praktische und menschenliebende Beamte in den Kolonien be— kommen werden. Wir brauchen uns nur zu vergegenwärtigen, wie i in Kamerun gewirtschaftet wird. Es ist bemerkenswert, daß die

erwaltung auf die Aufforderung des Abg. Erzberger, Erklãrungen zu geben, auf die alle Welt wartet, keinen Ton erwidert. Wir sind mit der Ueberweisung an die Budgetkommission einverstanden und werden dort alles genau prüfen.

Stellvertretender Direktor des Kolonialamts, Erbprinz zu Hohenlohe⸗Langenburg: Ich wollte mir nur erlauben, mit wenigen Worten auf die Frage zurückzukommen, weshalb diesem Nach—= trage nicht eine Denkschrift beigegeben worden ist, aus welcher die Ur= sachen des Aufftandes in Deutsch⸗Ostafrika hervorgehen. Es ware, glaube ich, von seiten der Kolonialverwaltung ein Leichtsinn gewesen,

ö 8 n. Verwaltung befand sich in eirer Zwang gesiedelt haben, werden zahlreiche Deutsch⸗Russen hinzutreten; es ist dort schönes, fruchtbares, wasserreiches Land, zur Kultur für deutsche

Die Kolonial verwaltung bat es nicht der Mübe für wert gehalten, uns ibrerseits Schon im vorigen Jahre habe ich darauf hingewiesen, daß Nachrichten über einen bevorstebenden Aufstand nicht bloß im Gebiet des Kilimandscharo, wo Bronsart von Schellendorff d Die heutigen Erklärungen, die der Abg. Paasche in

Es wäre doch immerhin denkbar gewesen, das

eine Darftellung der Ursachen zu geben, wenn sie nicht die errerder⸗ lichen Grundlagen gebabt hätte. Solche Grundlagen lassen sich aber nur dadurch beschaffen, daß an Ort und Stelle von Persönlichkeiten, die eine Kenntnis der Tatsachen und der Verhältnisse haben, die nötigen Untersuchungen angestellt werden. Dafür sind die erforderlichen Maßnahmen getroffen worden. Schon vor mehreren Monaten bat der Gouverneur don Deutsch ⸗Ostafrika Graf Goetzen, eine Fom- mission eingesetzt, bestebend aus 3 Mitgliedern, einem Beamten an der Spitze und jwei unabhängigen Priwatleuten aus der Kolonie. Diese Kommifsion hat den Auftrag, sich genau an Ort und Stelle über die Ursachen des Aufftandes ju informieren; nebenbei hat sie auch den Auftrag, die Mißftände, die sich in der Verwaltung etwa ergeben haben und die Ursache des Auffstandes gewesen sein können, aufzudecken und darzulegen, damit die Verwaltung in der Lage ist, diese Mißstände zu korrigieren und abzuftellen. Die Kommission bat weite Reisen in dem Lande zu machen. Wie Sie schon vorhin gebört haben, ist der Aufftand hauptsãchlich in solchen Gebieten aus. gebrochen und befteht noch, wo die Kultur noch nicht weit vor— gedrungen ist. Eine Reise in derartige Gebiete ist aber nicht eine Sache von wenigen Tagen, sondern dazu ist entschieden eine längere Zeit erforderlich, jumal bei den jetzigen unsicheren Ber— hältnifsen. Die Kommission hat eine Aufgabe erhalten, bei der sie gründliche Studien unter sehr ungũnstigen Umftãnden machen muß; denn das werden Sie mir alle zugeben, daß die Um— stände für ein gründliches Studium so lange ungänstig sind, als man nicht in aller Ruhe die Verhältnisse beurteilen kann. Meine Hoffnung ist es, daß die Kommission möglichst rasch arbeiten wird. Der Gouverneur ist angewiesen, einen ausführlichen Bericht bierberzuschicken und dabel nicht etwa bloß das beamteie Mitglied in der Kommission zum Worte kommen zu laffen, sondern auch die unabhängigen Privatleute. Die Regierung wird nicht verfehlen, von dem Ergebnis dieser Untersuchung Mit- teilung zu machen. Ich möchte nun noch auf eine Unter— stellung ju sprechen kommen, die mir der Abg. Erjberger gemacht bat, und die wohl auf einem Mipverstãndnis beruben muß. Er hat nämlich meine Aeußerung über den Tod des SBischofs Sxies so auf⸗ gefaßt, als hätte ich ibm einen Vorwurf machen wollen, gewiffer⸗ maßen durch leichtsinniges Abreisen schuld gewesen zu sein an der weiteren Verbreitung des Aufftandes. Einen Vorwurf gegen den Bischof zu erbeben, ist mir nicht im entferntesten eingefallen. Ich weiß, daß er sein Leben geopfert hat, er hat sich mutig benommen, und mir wird es zu allerletzt einfallen, ibm aus seinem ju großen Mut einen Vorwurf zu machen. Wenn ich sagte, ? gewarnt worden sei ich sagte: so wollte ich damit nur dem gegentreten, als bätten die Beamten, mi n gewese: ist, es etwa an der nötigen Vorsicht ibm gegenüber und daran fehlen lassen, daß sie ihn nicht darauf aufmerksam gemacht bätten. wollte ich zur Richtigstellung sagen und außerdem hinzufũ nicht gesagt babe, er wäre in das Aufstandsgebiet gegangen, in das Innere. Wenigstens ergibt das der stenograpbiche? Jedenfalls war ein Vorwurf meinerseits nicht beabsichtigt.

Abg. von Richthofen (d. kons.): Die bisherigen V können uns nicht von unserer Babn in Kolonialfrage Die Kolonialverwaltung ist getadelt Nachtragsetats, der eine Kombination d mit Foꝛrdernmgen den künftigen Etat. Diese Form ist ja ungewöhnlich, aber

ie Fis beri sen Verband luna te ĩ

nur um geringe Summen. nicht cinen Diepositionsfonds gibt, so

mäßige Ausgaben sehr schwer vermeiden. Da

des Reichstags steht dabei wirklich nicht i

mich sehr, daß der Kolonialdirektor uns

Aussicht gestellt hat. Hoffentlich werden uns so Aufsch lũsse künftig früber gegeben werden. ch wi den für die Kom missions beratung stimmen. issi n . 3 di

leicht noch Näheres über die

Hüttenfteuer halte auch ich für einen Fehle

Zivil und Militãarverwaltung, die ĩ

Wenn Kolonialetat

wird, begrüßen wir mit Freuden.

Soldaten möchte ich mein Urteil Wohnungen der Beamten in den auch ich nur mit Freuden begrüßen.

Abg. Erjberger (Zentr j: Ich srreche meine Freude darüber aus, daf der Kolonialdirektor den keinen Vorwurf hat machen wollen. Ueberras die etwas lare Behandlung unseres Abg. v. Richthofen. Budgetverletzung fassung, wenn es sich auch nur um gering Aufgabe der Untersuchungskommission wird es sein, die zu fragen, die über die Ursachen des Aufstandes Auskunft geben bejug auf die Fron⸗ arbeit im Angesicht der Regierung gemacht bat, sind mir sehr über⸗ raschend gekommen, denn in dem Vortrage, den der Abg. Paasche i Auftrage des Reichstagspräsidenten uns gebalten, bat er mit größter Schärfe hervorgehoben, daß die Frorarbeit und die Verwaltung der Beamten die eigentliche Ursache des Aufstandes gewesen ist. Das

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beutige Kolonialsyftem können wir in keiner Weise unterstũtzen. Es ist

Der Abg. Paasche

auch befremdend, daß mir die Verwaltung auf meine Anfragen und Beichwerden keine Antwort gegeben bat Diese Art der Behandlung, die dem System Stuebel entspricht, werden wir uns nicht gefallen lassen und event. die Konsequenzen daraus zieben. Ueber den Assessorismus in Ostafrika brauche ich kaum ein Wort zu verlieren. Auf einer Station waren die Mannschaften 3 Monate lang eingeschlossen und abgeschnitten; endlich langte eine Depesche an sie entbielt eine Geburtstagggratulation füt den Chef von seiner Braut!

Abg. Dr. Paasche (al.): Den Vorwurf des Abg. Erzberger, daß ich im Rn echt. der Regierung anders gesprochen habe wie neulich muß ich mir ernstlich verbitten. Ich stelle fest, daß ich von meinem damaligen zweistündigen Vortrage nicht ein Atom zurückzunehmen habe. Ich habe nicht annehmen können, daß man sich heute so sehr über die Ursachen des Aufstandes verbreiten würde. Für jeden Fehler kann man in einem so ausge- dehnten Distrikt die Regierung nicht verantwortlich machen. Ich halte es für meine Pflicht, über unsere Beamten auch einmal ein anerkennendes Wort zu sprechen. Unsere deutschen Kolonial⸗ beamten stehen turmhoch über den Beamten anderer Staaten, 86 über den englischen Beamten der benachbarten Kolonien. J erinnere daran, daß die Uganda⸗Bahn 120 Millionen gekostet bat, davon sind 40 Millionen unterschlagen worden. Und wie siebt es erst in den holländischen und spanischen Kolonien aus! Der Assessorismus ist gewiß vom Uebel. Trotzdem sind unsere Kolonien auch in wirt- schaftlicher Beziehung sehr vielversprechend. Die drei Herren, die der Untersuchuagskommission angebören, kenne ich persõnlich. Daß sie alle sehr gewissenbaft gearbeitet haben, dafür möchte ich die Hand ins Feuer legen. Zwei von ihnen sind praktisch erfabrene &eschatzmänr et Daß der Bericht noch nicht hat eingeben können, ist nicht befremdlich. (.

Stell vertreten der Direkter des Kolonialamts Erbprinz zu Hoben⸗ lohe- Langenburg: Dem Abg. Erzberger möchte ich erwidern, daß ich über das Urteil, die Kameruner Angelegenheiten betreffend, m machen werde, sobald es vorliegt. Es soll nichts vertuscht werden.

Abg. GSothein (frs. Vag.): Ich halte es für sebr bedenklich, sich über Re Kolonialbeamten anderer Lander so ausjusprechen, wie es der Abg. Paasche getan hat. Dabei wirft er Scheiben ein, die bei seiner Stellung vielleicht mebr als Butzenscheiben sind. Daz ist nicht geignet, die Meinung des Auslandes über uns zu verbessern. In seinen sonst außerordentlich interessanten Ausführungen bat der Abg. Paasche die Meinung vertreten, die Neger seien als Kinder zu behandeln und zur Arbeit zu „veranlassen“; es gelang ibm nicht immer, dieses Wort an Stelle des uns geläufigeren zwingen“ zu setzen. Will man diese Völker mit Zwang auf unsere Kulturstufe bringen, so werden sie sich unter einem Joche fäblen und dieses abzuschätteln versuchen. Der Zwang ist bei der Erniehung erwachsener Menschen

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