1906 / 31 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Feb 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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Denutscher Reichstag.

34 Sitzung vom 3. Februar 1906, Nachmittags 1 Uhr 20 Minuten.

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Tagesordnung: Zweite Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs haushalts⸗ etats für das Rechnungsjahr 1906. Spezialetat:

Reichs amt des Innern. . ö Wie bereits in der vorgestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden ist, wird die Beratung des Spezialetats des Reichs⸗ amts des Innern wiederaufgenommen mit Kap. 7 Titel 1 der fortdauernden Ausgaben: Besoldungen Staatssekretãr ꝛc. Abg Patzig (nl ] fortfahrend: Die zwingende Not drängt zur Ver⸗ einfachung und Vereinheitlichung der gesamten Versicherungsgesetzgebung. Die hohen Verwaltungekosten sind in allen Zeigen, auch bei der Kranken persicherung, außerordentlich gewachsen. Sogar bei den Orte kranken⸗ kasfen ist eine Steigerung von nahezu 290l0 eingetreten; vermutlich, weil die Verwaltung am Anfang zu billig organisiert war. Die Er⸗ fahrung bei den Hand werkerkam mern bestãtigt diese Vermutung. Die Sonialdemokraten, welche die Verwaltung der Krankenkassen im wesent⸗ sichen in der Hand haben, berufen sich dafür auf die höheren Leistungen. Die Soʒialdemokratie bekommt es ja auch fertig, das Unfallversicherungs · efetz, das jetzt 22 Jahre lang besteht, und dessen segensreiche rng die ganje Welt anstaunt, heute herunter zureißen und zu erdächtigen, wie noch der heut ige Vorwärts‘ beweist. Die Unten nebmer lragen die gesamten Kosten für die Einrichtung und die Unfall renten, nichts destoweniger wird dieses Gesetz heute noch als eine murechtmäßige Zuwendung von Millionen und Millionen an die Unter- nebmer, als ein Raub an der Arbeiterschaft hingestellt, daz ist außer rdentlich bedauerlich! Uebrigens hat der Verwärtz. zwei Seelen in feiner Brust, denn bei einer Besprechung der französischen Verbältnisse wird diese Frage aus ganj anderen Gesichtẽpunkten behandelt; und anderersests sang gach der Abg. Zischer vorgestern ein Loblied auf die franzöfischen Verhältnisse. Auch in England, so heißt s beute im Vorwärts“, sei man jetzt dahinter gekommen, wie sebr soʒialvolitisch rückftändig man dort gegenüber Deutschland noch sei. In dieser einseitigen Rampfesmethode liegt das größte Hindernis Der Weiterentwicklung der Sezialreform. Das widerspricht der Gerechtigkeit. und es muß viel bumaner Sinn in Deutschland porbanden sein, wenn man in der Sozialreform weiter geht. Der Abg. Fischer sieht den Eckstein aller Sozialpolitik im Narimalarbeltstag, im Tarifvertrag und in der Organisation der Arbeiter. Man soll das eine tun und das andere nicht saffen., aber man soll nicht schablonisieren. Der Tarifoertrag ift nicht möglich, wo die Leistungen der Maschinen sich mit der Arbeitskraft des Arbeiters verbinden. Man muß der Entwicklung der Dinge Rechnung tragen und der freien Entschließung des Arbeiters und der Betriebsmözlichkeit Raum lassen. Der Abg. Fischer hat undorsichtigerweise den Streik der Berliner Elektrizitätswerke in die Debatte gezogen und es so dargestellt, daß um lumpiger 35 3 willen ablreiche Arbeiter aus gesperrt worden seien. Es bandelt sich da in der Tat um eine Krafiwrobe (Widerspruch bei den Soz.). Wenden Sie gu den Soz) doch Ihre Macht nicht zur Erringung der politischen Macht, sondern zur Vertretung der Arbeiterinteressen an! Das 20. Jahr⸗ hundert hat dech fo manches soziale Gute gebracht. Ich erinnere nur an die große Reviston des Invalidengesetzes, die Errichtung der Raufcannsgerichte. Wir baben bei Beginn dieses Jahrhunderts eine wirtschaftliche Depression gehabt, an unseren Schöpfungen der Soslalreform ist diese Depression ohne eine Spur vorũbergegangen. Nicht nur die großen, auch die kleinen Betriebe haben die spezialen Taften obne Murren getragen. Das beweist, wie unerschütterlich fest die fozialen Einrichtungen bei uns sind. Von der Rechten und dem Zentrum hat man die soziale Fürsorge für das Handwerk lebbaft be⸗ Rirwortet. Ich möchte den Staatssekretär fragen, ob in Bälde das Grgebnis der Enquefe über die Handwerkerorganisationen zu erwarten ist, und wie es mit der Enquete über den kleinen Befãhigungsnachweis stebt. Ein Fortschritt ist es wenisstens, daß die Organisationen der Handwerker von dem alten Verlangen der Einführung des allgemeinen Befãbigungs nachweises abgekommen sind. Die Handwerker haben in dieser Beziebung eine Reife der Einsicht gezeigt, die ich nur begrüßen fann. Hoffentlich ist damit diese Forderung ein für allemal abgetan. Ein westeres Ergebnis von der Enquete erwarte ich auch bezüglich der Regelung des Begriffes Fabrik und Handwerk. Hinsichtlich der Gefsängnisarbeit sollte nun endlich, wirklich etwas Durchgreifendes ge⸗ sckeben. Dle einzelnen Regierungen könnten sich untereinander ver ständigen und eine organische Reform schaffen. Arbeit für die Ge— sangenen ist doch genug vorhanden, obne daß man den Gewerbetreibenden Konkurrenz zu machen braucht. Ein weiterer dringlicher Wunsch betrifft die bessere Regelung des Ausverkaufswesens. Der Staats ekretär teilt uns wobl mit, ob die Erhebungen darüber abgeschlossen sind, und ob wir daraufhin eine geseßzliche Regelung bald zu erwarten baben, damit die schädlichen Folgen der höchsten Judikatur beseitigt werden. Endlich möchte ich fragen, wie es mit der Weiterentwicklung des Fortbildungeschulwesens steht . Seit 2 Jahren ist in dieser Beziehung nickt; gescheben. Der Abg. Fischer hat dem früheren Minister Möller darüber einen ungerechtfertigten Vorwurf gemacht. Wir sind in Preußen auf diesem Gebiete den sürdeutschen Staaten erheblich nahe⸗ gerückt, aber in der obligatorischen Fortbildungsschule sind wir im Reiche nicht einen Schritt weitergekommen. Die freiwillige Weiter⸗ versicherung der Handwerker verdient alle Förderung, sie müßte unab⸗ bängiz gemacht werden von der Grenze des Einkommens von 3000 4 und der Zahl der Beschäftigten. Der Abg. Fischer hat uns ein schwarzes Bild um erer sezialen Zustãnde vorgeführt und gemeint. daß die Aermsten der Armen Millionen hergeben müssen. Vergleichen Sie doch einmal die Steuersisten von 1899 bis 1905. In diesen Jahren ist die Kopfzahl der Berölkerung um 106 pCt. gewachsen, die Zabl der Gewerbe tätigen um 11.32, die Zabl derer, die nur go0 6 Einkommen haben, um Jo rCt, dagegen die Zahl, derer. die ein Einkommen von 300 bis 3000 ½ baben, um 1345 pCt. Das ist eine erfteuliche f tige Entwicklung, die den Abg. Fischer 2536 straft. Das Ein⸗ ommen in den mittleren Schichten innerhalb jeder Steuerstufe ist etwas kräftiger geworden, in den unteren geht es über eine gewisse Frenze nicht febr hinaus. In der Ueherwigdung der früheren wirt, schastlicken Derrefsion liegt eine Bürgschaft für die Zukunft, daß wir in der Sozialreform gemessenen Schrittes weitergehen können auch im Interesse der mittleren Schichten, jemehr der rückständige sozial⸗ politische Geist in den fremden Staaten zurückweicht. Im übrigen kabe ich nur den Wansch, daß dem Staatssekretär sein Gehalt möglichst einmütig gewährt wird. . Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner: Meine Herren! Der Hert Vorredner hat gegenüber den Ausführungen des Herrn Redners von der Sofialdemokratie hervorgehoben, daß in der soꝛialdemokratischen Presse die Arbeit der Regierungen und der bürgerlichen Parteien, das Los der arbeitenden Klassen zu verbessern, verhältnismäßig so wenig Anerkennung finde. Ich möchte zu dieser Aeußerung des Herrn Vorredners einen kleinen Beitrag als Beleg

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müßten jzugestehen, sie wären über die Verhältnisse in Deutschland irre geführt gewesen. Meine Herren, diese Deputation ist unaufge= fordert zu mir gekommen, um mir ihren Dank dafũr auszusprechen, daß ich ihre Studienreise, soweit es in meinen Kräften stand, dadurch unterstũtzt batte, daß ich mich durch die Landesregie⸗ rungen an die Handele kammern, die kaufmãnnischen Korporationen, an verschiedene Vereine mit der Bitte gewendet batte, ibnen die Be⸗ sichtigung aller für diese fremden Arbeiter interessanten Einrichtungen zu erleichtern. Ich glaube also, dieses Urteil war ein unbedingt frei⸗ williges, offenes und unvarteiisches.

Der Herr Abg. Patzig hat auch auf die Verhãltnisse von Frankreich Bejiug genommen, wo man, wie er sehr richtig ausführte, obgleich in Frankreich die sozlaldemokratische Partei und ihre Führer einen großen Einfluß besäßen, doch nicht entfernt mit diesem Nachdruck zum Besten der Arbeiterbevõlkerung vor⸗ gehe wie in Deutschland, und wo man die Theorien, wie sie in der Presse häufig aufgeftellt werden in bezug auf den Umbau der bürger⸗ lichen Gesellschaft, tatsächlich doch nicht ausführe. Ja, mein ver⸗ ehrter Herr Abgeordneter, dafür ist ein anderer ziemlich schwerwiegender Grund vorhanden, den ich so kurz wie möglich darlegen will. Frankreich hat ungefähr den gleichen Flächeninhalt wie Deutschland, bekanntlich aber eine sehr viel schwächere Bevölkerung. Trotzdem beste hen in Frankreich fast Million Bauernwirt⸗ schaften im Flächeninhalt von 1 bis 10 Hektar mehr als in Deutschland Gört, hört! links) und noch die Hälfte der gesamten französischen Bevölkerung beschäftigt sich mit Landwirtschaft. In diesem kräftigen Unterbau der französischen Ge⸗ sellschaft ruht der feste Anker des französischen Staates. Wenn Sie die franjösische Geschichte seit der großen Revolution von 1789 verfolgen, werden Sie seben, daß trotz der 11 Revolutionen, die Frankreich seitdem durchgemacht hat, der Zustand der französischen Gesellschaft im allgemeinen der gleiche geblieben ist. Deshalb liegt gegenüber der schnell zunehmenden städtischen und industriellen Ent⸗ wicklung, wie ich das in meiner Rede über die Reform des Unter⸗ stũtzungswohnsitzgesetzez ausgeführt habe, die größte Sicherheit für eine stãndige, ruhige Fortentwicklung des Staatswesens in einer kräftigen, wohlfundierten landwirtschaftlichen Bevölkerung. (Sehr richtig! rechts.) Das sollte keine Partei in diesem hohen Hause⸗ wenigstens keine bürgerliche Partei bei all den Maßregeln, die zu Gunsten der Landwirtschaft getroffen werden, außer Augen lassen.

Der Herr Abg. Patzig bat einige Wünsche geãußert in bezug auf die Ergãnzung der Jahresberichte über die Invalidenversicherung. Ich glaube, die Forderungen, die er aufgestellt hat, werden ein sehr großes Maß von Arbeit erfordern; ich will aber, ohne auf die technischen Einzelheiten und Voraussetzungen für diese Statistik hier näher einzugehen, ver suchen, inwieweit ich seinen Wünschen entgegenkommen kann. Ins⸗ besondere will ich auch versuchen, in den Jahresberichten der Invaliden⸗ versicherung ein umfassenderes Bild davon zu geben, inwieweit von der freiwilligen Versicherung Gebrauch gemacht worden ist.

Der Herr Aba. Trimborn war so gütig, anerkennende Worte aus⸗ zusprechen für die Tätigkeit des Reichsamts des Innern und hierbei eine etwaige Vermehrung des Beamtenpersonals anheimzugeben, wenn sie notwendig sei. Ich erkenne das dankbar an; ich stebe aber auf dem Standpunkt, so wenig wie möglich das Personal an Beamten zu vermehren. Ich glaube auch nicht, daß die Schwierigkeiten, mit denen das Reichsamt des Innern auf seinem viel verzwelgten Gebiete zu kämpfen hat, in dem Mangel an Beamtenpersonal liegen; sondern es sind sachliche Schwierigkeiten und manche andere zu überwindende Hindernisse.

Ich bin gefragt worden, wie es mit dem Gesetz über die Berufsvereine steht. Wie Sie wissen, hat der Herr Reichs— kanzler, als er seinerzeit die Abordnung der christlichen Gewerkschaften empfing, ihnen eine wohlwollende Prüfung jener Forderung aus— drücklich zugesichert, und ich habe namens der verbündeten Regierungen am 30. Januar 1904 eine Erklärung abgegeben dahingehend, daß ein derartiges Gesetz, betreffend die Rechts- fähigkeit der Berufsvereine, vorgelegt werden wird. Das ist auch heute noch der Standpunkt der verbündeten Regierungen und des Herrn Reiche kanzlers. Wenn das Gesetz bisher nicht vorgelegt ist, so waren hierfür lediglich geschäftliche Erwägungen maßgebend. Sobald mit Rücksicht auf die Geschäfte des hohen Hauses Aussicht vorhanden ist, daß dieses Gesetz im Plenum und der Kommission beraten und zur Verabschiedung gebracht werden kann, wird dasselbe, und zwar noch in die ser Session vorgelegt werden.

Was die Krankenversicherung der Heimarbeiter betrifft, so wissen Sie ja, daß die Ausstellung, die jetzt in Berlin eröffnet ist, ein wahrhaft ergreifendes Bild gibt von dem Elend, in dem ziemlich weite Bevölkerungsklassen sich befinden. Ich glaube, kein fühlender Mensch kann die Angaben, die dort auf den Waren Auskunft geben über den mit der Arbeit erzielten Erwerb, ohne das tiefste Mitgefühl betrachten. In der letzten Krankenversicherungsnovelle war bereits der Bundesrat bevollmächtigt, die Krankenversicherung der Heim arbeiter einzuführen, und ich hatte demgemäß eine Vorlage für den Bundesrat ausgearbeitet, aber die Verabschiedung derselben scheiterte an einer Entscheidung des früheren Herrn Handelsministers von Möller, der verlangte, daß die Versicherungsbeiträge da erhoben werden müßten, daß der Sitz der Versicherung da sein müßte, wo die Hauplbetriebe sich befänden. Das machte aber die Ausführung des Gesetzes, insbesondere die ganze Kontrolle der Krankenversicherung der Heimarbeiter, in all den Fällen unmöglich, wo ein Hauptbetrieb noch eine Anzahl weitentfernter Nebenbetriebe im Lande unterhält. Es ist jetzt in meinem Amte ein neueä Gesetz ausgearbeitet, betreffend die Frankenversicherung der Heimarbeiter, allerdings diesmal wesent⸗ lich eingehender, wie auf Grund der letzten Novelle zur Krankenversicherung möglich gewesen wäre, und ich hoffe, daß es mir gelingen wird, im Laufe des Sommertz die Zustimmung der verbündeten Regierungen zu diesem Entwurf zu erlangen.

Wag den Schutz der Heimarbeiter betrifft, so ist das eine außer ·

lichkeit det Arbeiter, desto mehr in gewissen Industrien die Neigung zunimmt, die Warenerzeugung in die Heimarbeit zu verlegen. (Sehr richtig) Wenn die Heimarbeit nichts ist wie sozusagen eine Filial- arbeitsstelle für die Fabriken, hat sie eigentlich mit den alten Be⸗ griffen von Familienarbeit und Familienleben nichts mehr ju tun; das ist nicht mebr die Heimarbeit der alten landesũblichen Hautindustrien, deren Erzeugnisse demnächst von den Heimarbeitern selbst verkauft wurden, sondern, wie die Heimarbeit sich jetzt gestaltet, ist sie meist nichts wie eine vereinzelte Arbeitsstelle eines größeren Fabrikbetriebes. Diese Art Heimarbeit muß deshalb meines Erachtens ganz anders beurteilt werden wie die alte Heimarbeit, wie sie früher mit landes ũblichen Produkten geleistet wurde innerhalb des Familienkreises. In der Heimarbeit werden unzweifelhaft auch Waren bergestellt, deren Erzeugung für die Ge⸗ sundheit außerordentlich gefährlich und nachteilig ist. (Sehr richtig!) Ich glaube, man wird sich auf die Länge an keiner Stelle der Er⸗ kenntnis verschließen können, daß, wenn die Heimarbeit diesen fabrik-⸗ mäßigen Charakter trägt, unzweifelhaft die Gesetzgebung einschreiten muß, und zwar um so mehr, als unter den gegenwärtigen Verhältnissen das Gesetz, betreffend den Kinderschutz, zum Teil auf dem Papiere stehen bleibt. (Sehr richtig! links.)

Ich habe mich gefreut, daß der Herr Abg. Gamp auch kürzlich hier im Hause sich für die Einführung der Krankenversicherung der landwirtschaftlichen Arbeiter und des Gesindes ausgesprochen hat. Es ist bereits eine bezügliche Vorlage in meinem Amte fertiggestellt worden; sie unterliegt jetzt sehr eingehenden rechnerischen Prüfungen in bezug auf ihre Kosten. Erst wenn diese Prüfungen abgeschlofsen sind, wird es mir möglich sein, zunächst mit den beteiligten preußi— schen Ressorts wegen des Entwurfs in nähere Verbindung zu treten.

Meine Herren, ich bin auch wiederholt befragt worden, wie es mit der Zusammenlegung der drei großen Versicherungsgesetze stehe, und ich habe fast lächelnd in der Presse sehr oft die Bemerkung gefunden, ich hätte zwar das Gesetz angekündigt, es wäre aber immer noch nicht da. Wer einen Begriff davon hat, was das für eine Riesenarbeit ist (Vielfaches Sehr richtig!, diese drei Gesetze zusammenzulegen, der würde jedenfalls jetzt noch nicht un⸗ geduldig werden. (Zustimmung) Das ist ein Werk, das auch äußerlich dem Umfange des ganzen Bürgerlichen Gesetzbuchs mindestens gleichkommen dürfte, und wenn ich einmal gesagt habe, daß zur Be⸗ wältigung dieses Riesenwerks ein Diktator notwendig sein würde, so war das natürlich nichts wie eine oratorische Hyperbel; ich denke nicht daran, etwa für die Durch⸗ führung dieses Werks die Befugnisse eines Diktators für mich in Anspruch nehmen zu wollen; ich habe nur andeuten wollen: wenn es zustande kommt, wird von allen Seiten ein hohes Maß von Selbstbeschränkung geübt werden müssen, um den Entwurf gesetzlich zu verabschieden.

Was aber die Verringerung der Kosten betrifft, so wird sich eine solche hoffentlich in der Richtung geltend machen, daß namentlich auch durch die Zusammenlegung der vielen kleinen Krankenkassen und durch eine schärfere Aufsicht über Beiträge und Ausgaben in der Invalidenversicherung die sachlichen Kosten sich vermindern lassen; ob das auch auf die Verwaltungskosten zutreffen wird, das ist mir sehr zweifel haft. Ich möchte Ihnen als Beleg hierfür einige Zahlen geben. Es haben für 1901 in der Krankenversicherung die Verwaltungekosten pro Kopf betragen: 106 , in der Unfall⸗ versicherung: O, 85 4 und in der Invalidenversicherung: O, 81 , also für alle drei Versicherungen pro Kopf 2,71 6 Wir verwalten also auf sozialpolitischem Gebiete noch immer unendlich viel billiger als die kommunalen und privaten Versicherungsanstalten. Ich führe Ihnen einzelne Bei— spiele hierfür an. Die ostpreußische Feuersozietäät hatte für das Jahr 1902 pro Police Verwaltungsausgaben von 2.69 (4 Die preußischen Knappschaftsvereine hatten in den Jahren 1902 bis 1904 pro Kopf der Mitglieder eine Verwaltungsausgabe von 2,50 4, und außerdem sind von der Knappschaftsberufegenossenschaft für die Unfalloersicherung pro Kopf noch 1,42 6 für Verwaltung verausgabt worden; also zusammen pro Kopf 3, 2 M6 Der preußische Beamtenverein endlich, der stets als die billigste Versicherungsanstalt bezeichnet worden ist, hatte pro Police im Jahre 1904 eine Verwaltungsausgabe von 3, 15 446

Diese wenigen Zahlen genügen vielleicht, um Ihnen zu zeigen, daß die öffentlich rechtlichen Versicherungteinrichtungen der sozialen Gesetzgebung noch verhältnismäßig billig arbeiten. Aber jedenfalls muß trotzdem bei einer Reform der Gesetzgebung auch dahin gestrebt werden, die Kosten der Verwaltung noch weiter herabzumindern.

Bezüglich der Witwen und Waisenversicherung hatte ich mir schon im vorigen Jahre erlaubt, mitzuteilen, daß ich hierüber eine eingehende Denkschrift an sämtliche verbündeten Regierungen gesandt hatte mit einem allgemeinen Plane, wie ich mir dachte, diesen Versicherungszweig ins Leben zu rufen. Die Antworten hierauf sind zum größten Teil eingegangen, und es findet jetzt im Anschluß hieran eine versicherungs⸗ technische Prüfung des Entwurfs statt. Aber, meine Herren, um Ihnen doch einen Begriff zu geben, was eine Witwen- und Waisen⸗ versicherung so ungefähr kosten könnte, wenn sie nicht auf einer sehr schmalen Grundlage errichtet wird, mag Ihnen folgendes dienen.

Wenn der Witwe als Jahresrente im Durchschnitt die Hälfte der Invalidenrente gewährt wird, auf welche der verstorbene Ehemann bei seinem Tode Anspruch erworben hatte, und für jede Waise bis zum vollendeten 14. Jahre ein Drittel hiervon als Waisen rente vorgesehen würde, so kostet die Witwen und Walsenversicherung schon annähernd ebensoviel wie die Invalidenversicherung. (Hört, hört) Also schon aus diesen wenigen Zahlen, die ich noch umfassend ergänzen könnte, mögen Sie ersehen, daß, wenn die Witwen. und Waisenversicherung nicht auf einer sehr vorsichtigen Grundlage auf gebaut wird, ihre finanzielle Ausführbarkeit unter Umständen sehr

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w U z em erkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppel entner und der Veckaafg wert auf voll. Mark abzerundet eteilt. ĩ .

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liefern. Ver wenigen Tagen habe ich eine englische Arbeiterdeputation ordentlich schwierige Frage. Ein Gesetz, betreffend den Schutz der Heim fraglich werden könnte.

aus Gainsborough in England empfangen, die, wie ich glaube, länger als arbeiter im Tabaks gewerbe, liegt dem preußischen Staatgministerium vor, Der Herr Abg. Trimborn hat Auskunft gewünscht, wie es mit vier Wochen Deutschland bereist hat, um die deutschen Arbeiterverhältnisse, ist aber bisher von demselben noch nicht endgültig beschlossen worden. dem zehnstündigen Arbeltgtag für Frauen stände. Grundsätzlich namenilich die Verhältnisse der Fabrikarbeiter, und die freiwilligen Ich kann aber nicht verschweigen, daß die Bestrebungen auf einen ist meines Erachtens diese Frage berelts entschleden, um so mehr ent- und staatlichen Einrichtungen, die zum Besten der Arbeiter in Deutsch⸗ starken Heimarbeiterschutz auch auf vielfachen und sehr entschiedenen schleden, als beispielsweise der preußische Herr Eisenbahnminister sich land getroffen sind, eingehend kennen zu lernen. Diese Abgesandten Widerstand sloßen, indem man einwendet, daß in dieser Heimarbeiter⸗ veranlaßt gesehen hat, die Arbeitszeit in den Eisenbahnwerkstätten auf es waren wirkliche Arbeiter, denn ich habe mich ausführlich nach dem gesetzgebung ein gewisser Eingriff in das Familienleben läge. 9 Stunden herabzusetzen. Ich glaube deshalb, daß man bei dem Stande jedes einzelnen erkundigt sagten mit, sie wären geradezu Ich stehe auf dem Standpunkt nicht; ich mache vielmehr die Er⸗ heutigen angreifenden Gang der Maschinen einer Frau im Interesse überrascht gewesen über das, was Deutschland zum Besten der Ar, fahrung, daß, je strenger die Fabriken beaufsichtigt werden im des lebenden und des künftigen Geschlechts eine größere Arbeitszeit beiter geleistet habe (Hört, hört! rechts), und fügten hinzu, sie ] hygienischen Interesse, im Interesse von Gesundheit, Leben und Sltt. als 10 Stunden nicht zumuten kann. Es kann sich deshalb nur um

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