Königreich Sachsen.
1111) Komitee zur ,, von Liebesgaben für die deutschen Krieger in S-W.⸗A., Lelpzig, 5 Kisten Liebesgaben. 1116 Alldeutscher Verband Plauen, 10 Kisten Liebesgaben. 1117 F. J. Eberlein, Pirna a. C, 1 Pack Zeitungen.
1195) 1 Pack Zeitungen. . 1633 . vom Roten Kreuz, Dresden, 9 Kisten Liebes-«
aben.
? 1131) Apotheker A. Buhr, , ,,. 1 Kiste Bordeauxwein. 11365 Alldeutscher Verband, Leipzig, 1 . Liebesgaben. , r 11 GC. Hinrichssche Buchhandlung, Leipzig, e er. 1653 Tandesberein vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen,
Dresden, 5. Kisten Liebesgaben. .
1182 Sammelkomitee für S.W.. A., Leipzig, 14 Kisten Likör.
II855 Georg Leopold, Zwickau, 1 Kiste Kakao und Schokolade.
11865 Ad. Schütte. Felsche jr., Leipzig, 2 Kisten Liebesgaben.
. Richard Krevssig, Bischofgwerda. 1 Kiste Pfeifen, Tabal ꝛe.
3 12135 Supd. Herjog, Oelsnitz i. V., 1 Kiste Wurst, Tabak,
igarren 2c.
; 2 Thurm u. Wunder Nfl., Leipzig Lindenau, 1 Kiste Kakao. 1231) Otto Gruner, Hainichen, 1 f chen Liebesgaben. 12455 Alldeutscher Verband, Plauen, 9 Kisten Liebesgaben.
ö; . Königl. sächsf. Militärverein Schöneck i. V., 1 Kiste
ebesgaben. 1371) Landesverein vom Roten Kreuz im Königreich Sachsen,
Dresden, 1᷑ Kiste Likör. t 1274) Alldeutscher Verband, Zwickau, 6 Kisten Liebesgaben.
1276 n 8 Eberlein, Pirna a. E., 1 Pack Zeitungen. e J
1334 utscher Verband, Plauen, 4 Kisten Liebesgaben.
1336 F. J. Eberlein, Zeitungen.
1349 Tiele, Polijeiwachtmelster, Hainichen, 1 Kiste Liebesgaben. . 3 Königl. Sächs. 15. Infanterieregiment Nr. 178, Kamenz,
te Wein.
1354) Königl. sächs. Adreß Comptoir, Dresden, 1 Pack Zeitungen.
1356 Alldeutscher Verband, Plauen, 2 Kisten Liebesgaben.
1364) Landzmannschaft Erzgebirge“, Großzschocher ˖ Leipzig, 1 Kist⸗ chen Liebesgaben.
1566) J. G. Schule Nachf., Leipzig, 1 Paket Liebesgaben.
13675 Thiele, Polizeiwachtmelster, Hainichen, 1 Paket Liebesgaben. 1368 Alldeutscher Verband, Plauen, 10 Kisten Wein. 13777 F. J. Eberlein, Pirna i. E, 1 Pack Zeitungen.
Großherzogtum Mecklenburg⸗Schwerin.
1160) Fräulein von Bülow III., Dobbertin, 2 Kisten Bücher. 12615 Kriegerverein Wigmar 1. M., 2 Kisten Liebesgaben, 1 Faß
Fruchtwein. Großherzogtum Baden.
1129) Badischer Landesverein vom Roten Kreun, Karlsruhe, 45 Kisten Liebesgaben. 1229) 1 Paket Liebesgaben.
Großherzogtum Sachsen⸗Weimar.
1169) Apotheker Keller, Dermbach, 6, 95 M 1250) Otto Neumeister, Jena, 1 Kiste Tabak, Zigarren, Pfeifen ꝛe.
Großherzogtum Oldenburg. 1198) Oldenburgischer Landesverein vom Roten Kreuz, Oldenburg, 1 Kiste Bücher. 66h e,, e, vom Roten Kreuz, Delmenborst, 1ů75 M 1303 Landesverein vom Roten Kreuz, Oldenburg, 145 1399) 59, 95 46
Großherzogtum Hessen. 1008) Conservenfabrik Rhenania Finthen, Station Gonsenheim, 1 Kiste Fruchtlonserven. ; 1126) Dick u. Kirschten, Offenbach . M., 3 Kisten Seife. 1202 en . u. Bünte, Darmstadt, 1 Kiste Spielkarten. 12277 Kommerzienrat Herm. Wecker, 63 3 Kistchen Liköre. 1239) Zweigverein vom Roten Kreuß, Offenbach a. M., 1 Kistchen
arren. 1251) Heinrich Fischer, Worms, 1 Faß Wein.
12555 Aug. Feldheim Söhne, Mainz, 6 Kisten Wein.
13305 Sammlung der Buchdruckerel ‚Kranzbühler' in Worms, 1᷑ Kiste Llebeggaben. .
1319) Oberleutnant an Oppenheim, 1 Kiste Schokolade.
ö 12077 Vaterland. Frauen. Verein Wetzlar, 1 Kiste Weihnachte⸗ gaben.
irna a. E., 1 Pack
3ig
Herzogtum Sachsen ⸗Meiningen. 1247) Frauenverein Schalkau, 1 Kiste Liebesgaben. 1 Vaterlãndischer eren gin Meiningen, 7,65 4 1301) Frauenverein Schalkau, 60 Æ
Herzogtum Anbalt.
1350) Deutscher Kolonialverein, Abt. Dessau, Dessau, 4 Kisten Liebesgaben.
Herzogtum Sachsen⸗Coburg⸗ Gotha.
1302) Gesammelt vom Landesverein vom Roten Kreuz,. Marien verein und Verband Vaterländischer Frauenvereine im Herzogtum Coburg, 135, 20
Herzogtum Braunschweig.
1157) Vaterländ. Frauenverein, Helmstedt, 1 Kiste Bücher, 1 Kiste . ;
1285) Gesammelt in der Expedition des Helmstedter Kreisblattes, Helmstedt, 214, 15 6 .
ö 1383) Frauenverein Abt. Schöningen, 79, 41 6
zum Roten Kreuz,
; Fürstentum Reuß ä. L. al) Löffler C Co, Verlag der Greizer Zeitung, Grein,. 3 Kisten ũcher. : 1296) Gesam melt von der Greizer Zeitung in Greiz, 1850 Æ
Fürsten tum Reuß j. 2. 1375) Christoph Ziebr, Lobenstein, 1 Kiste Liebesgaben.
Fürstentum Schwarzburg ⸗RRudol stadt.
1151) Ihre . die Frau Fürstin Annaluise zu Schwarz ˖ burg · Rudolstadt, 1 Kiste Liebesgaben.
Elsaß⸗ Lothringen. 1137) Füblmann, Oberrebmstein, 1 Paket Bücher. ; 1138) Oberjollin spektor Dengke, itrmakl. 1 Kiste Zeitschriften. 9 114685 Polizeiprãsident Dr. Dieckhoff, Mülhausen, 1 Kiste Bũcher, ig usw. ; 1193) Kriegerverein Dieuze, 3 Kiften Liebes gaben. 11995 von Mülmann, Kemmandenr der Kriegeschule Metz 2 Kisten Bũcher. w U 12212) Kriegerverein Rheinau i. Cls., 1 9 Liebesgaben. 1254) Vaterland. Frauen derein, Mörchingen, Lothringen, 1 Kiste
Ziebes gaben dom Roten Kren, Straßburg,
12377 andes. Man nerderein 10 Kisten Weibnachts gaben. 1297) — . ,, n ., don Mũlmann, Kom- mandenr der Kri Metz up 1305) Männerverein vom Roten Kreuz in Zabern, 3 Kisten . Dberklertnant don Mälmaun, Merz. 1 Patet Sickes gebe. 13735 1195
1396 Lothringische Zeitung, Metz, 28. 10 A . 1387 Ober stlt. von Mülmann, gelammelt von den Unteroffifieren
Bremen.
ö ah ue n h K vom Roten Kreuz, Bremen, e Zeltschriften, Bücher ꝛe. 1I14IIII442) 2 Kisten Tabak, 4 Kisten Tabak, 1 Kiste Zigaretten, 3 Kisten Schokolade, 3 Kisten Rauchtabak. Ig) 1 Kiste Holzpfelsen, I Klste Tonpfeifen. 1272 Haake u. Co,, Bremen, bo Kisten Bier. 119017 Vom Bedlenungäpersonal des Lloyddampfers Kaiser Wilhelm der Große“, von Bremerhavener und Leher Patrioten und vom Vaterländ. Frauenverein. Bremerhaven, 5. Kisten Tabak und Pfeifen, 4 Tisten Tabak und Schokolade.
Hamburg. 1114) Hamburger Kolonne des Roten Kreuz, Hamburg, 1 Kiste
Medizin. 1 g C. Theod. Framheim, Hamburg, 2 Kisten Wein, 1 Kiste 1LKiste Portwein. ;
7 F. A Zieseniß, Hamburg, 26 Kisten Bier ⸗ 1214) Bill⸗Brauerei A.-G. , ,, gbo Flaschen Bier. 1220) J. 5 Schaper, Hamburg, 1 Kiste Zigarren,
1234) Tarl Bödiker, Hamburg, 4 Pakete Liebes gaben.
1269) Rote Kreuz, Hamburg, 1 Kollo Drucksachen. 1278) C. Woermann, Hamburg, 1000 M ; 12795 Woermann Linie, Hamburg, 1000 0 1280R Damara u. Namaqua. Handelsgesellschaft. Hamburg, 1000 4 1283) Heußner Giffhorn u. Co, Hamburg, 30
1293) Dr. Kersten. Cuxhaven, 3
1322 Vaterländ. Frauenhilfsberein, Hamburg, 50 Kisten Bier. 13245 Traugott Söllner u. Co., Hamhurg, 1 Kiste rg, 1329 Vaterländ. Frauen ⸗Hilfsverein, Hamburg, 26 Kisten Tabak. 7 Vaterländ. Frauenhilfs verein, Hamburg, bo Kisten Likör 1339) 10 Kisten Pfeifen. 2 : 15405 2 Kisten Tabak ꝛc, 6 Kisten Bier, 3 Kisten Pfeifen, 1 Kiste Zigarren 2c. 1 Kiste Likör E., 1 Kiste Zigarren, 1 Faß Kirschsaft, I Kiste Rum, 1 Kiste Liebesgaben. ;
1346) Ad. Haussen, ,, . Flaschen Bier. ö 1558) Frau K. Schlodtfeldt Wwe., Hamburg, 1 Kiste Bücher. 1373 Vaterländ. Frauenhilfsverein, Hamburg, bo Kisten Aquwit.
Schweiz. 1253) Alldeutscher Verband, Zürich, 2 Kisten Liebesgaben.
Berichtigung: Die in der Gabenliste Nr. 21 bei Schleswig Holstein unter Nr. 95 veröffentlichte Spende von 240, 50 M ist ausschließlich von den Kieler Neuesten Nachrichten gesammelt worden. Max Schinckel, Territorialdelegierter der freiwilligen Krankenpflege.
em ich für diese Gaben meinen wärmsten Dank aus⸗ breche bemerke ich, daß den von den Gebern hinsichtlich der erwendung Fan Wünschen diesseits Rechnung getra en werden wird. erlin, den 8s. Januar 1906. ö Der Kaiserliche Kommissar und Militärinspekteur der freiwilligen Krankenpflege. Friedrich Fürst zu Solms⸗Baruth.
n n , m r,.
f 9
Deutscher Reichstag.
37. Sitzung vom 7. Februar 1906, Nachmittags 1 Uhr 20 Minuten.
(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Tagesordnung: Erste und event. zweite Beratung des von den Abgeordneten Albrecht und Genossen eingebrachten Gesetz⸗ entwurfs, be die Volks vertretung in den Bundes⸗ . und in Elsaß⸗Lethriugen und des von den
geordneten Nißler und Hufnagel eingebrachten Gesetz⸗ entwurfs, betreffend Gewährung von Beihilfen an Kriegs⸗ teilnehmer. . .
Ueber den Beginn der Verhandlung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden. ö
Abg. Bernst ein (Sor) fortfahrend: Den Zensus schaffte man ab, aber man fäbrte die Dreiklassenwabl bei gebeimer Stimm abgabe ein; damit war den Arbeitern die Möglichkeit genommen, ibre Sitze zu bebaupten, und bald war das sächsische Parlament sosialdemokratenrein. Mit der geheimen Abstimmung, an der natürlich prinzipiell festgebalten wurde, wurde uns in Sachsen absolut kein Geschenk gemacht, denn die erste und zweite Klasse machte ja doch die Wabl eines Sonialdemokraten unmöglich. Gegen diese Wablreform“‘, gegen diese Vergewaltigung baben damals nicht bloß die Arbeiter, sondern zablreiche Fabrikanten, Gelebrte und andere rechtlich denkende Männer mit aller Macht protestiert, aber ibre Stimme konnte gegen die Brutalität nicht aufkommen, mit der die Mehrheit ibre Position bebauptete. Und die Wirkung? Seben Sie sich die Vertretung Sachsens im Reichstage und im säͤchsischen Landtage an; bier von 23 Mandaten 22 Sonialdemoktaten, dort von 82 A geordneten jetzt ein einziger Sozialdemokrat! Die er Wablrechtẽ raub kat die Stimme der Volksvertretung ganz und * verfãlscht. Täbeck hatte bis vor kurzem ein relativ demokratisches Wablrecht, das aber an die Erwerbung des Bärgerrechts geknüpft war; die Kosten dafur fielen den Arbeitern ju schwer, sodaß sich don den Arbeitern nur 6 bis 79 beteiligten. Aber auch diese winzige Minorität war den Großkaufleuten dort zuwider; sie abmten das sächsische Wahlrecht nach und schufen ein Klassenwablspstem in zwei Klassen von Wählern mit über und unter 200 C6; die letzte können von 120 Mandaten auf alle Fälle höchstens 15 erlangen! Die Arbeiterklasse macht in Läbeck mindestens drei Viertel der Be . völkerung aus, es feblte nicht an Protestoersammlungen und De
aber die brutale Macht entschied fär die Wahl-
haben
den Mafsendemonstration.
Hweiben nicht haben will, e
In meinem Heimatftact., dem führenden Staat Prenßen, hat Feine ztũckwẽarts revtfion statt gefunden, weil da nichts rückwärts u revidieren tft. Gs hat mit Ausnahme don Braunschwmeig nnd Waldeck das scklechteste aer Wablwfteme. Als dag Dreiklaffenwabl fyftem mit Ge walt eingeführt wurde, bieß es in der Thronrede von 1849, die Deffent⸗ lichkeit der Stimmabgabe wolle unlauteren Parteiberi ungen vor⸗
sich wenigstens, das Privilegium des Besitzes zu proklami und berief sich auf die groß. Zahl der Analphabeten. Allerdin ee, damals unter der Agrarherrschaft eine größere Zahl von Lueg vorhanden als jetz. Das Wahlrecht war ein echt reaktlonzteh Wahlsystem, denn es wurde nach der Revolution aufoktroiert.
Wahlsystem war so ausgeklügest, um den Wählern die Ausübung dez
Wahlrechts zu veiekeln. Es ist ungerecht und zeitraubend und dar
geeignet, den Ausdruck des Wolleng der Wählerschaft zu fälschn In neuerer Zeit hat man an dem System zu flicken versucht, aber an dem verrotteten Prinzip hat man nicht gerüttelt. Welche i
gerechtigkeit, wenn in einer und derselben Stadt Leute mit gleich U
Einkommen in verschiedenen Klassen wählen. Immer werden di beiden ersten Klassen die dritte Klasse erdrücken. In der Konfliktz, zeit erscholl das Jammerlied über dies Wahlsystem guf der rechen Seite, von selten der Kreuzzeitung und des eußenvereinz. Damals sprach Bismarck das Wort von dem elendesten und wider, ,, aller Wahlsysteme. Trotz dieser Brandmarkung blieb aber alles beim alten. Mit der it ist es das Bollwerk der Konsempatiden eworden wegen der drei Klassen und der fortschreitenden Ungleichheit er wenn . Das Dreiklassenwahlsystem entspricht lediglich der Plutokratie, dem Besitz, und ist immer schlechter geworden, weil ez im Gegensatz steht zu der sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung. Die Arbeiter, die wirtschaftlich, geistig, kulturel und ihrer Zahl nach einen Anspruch haben, an den öffentlichen An. gelegenheiten teilzunehmen, . durch dieses System einfach aus. geschlofsen. Es gibt nichts Roheres, Brutaleres, nichts Unhistorischere als das Dreiklassenwahlsystem aufrecht zu erhalten. Die Sozial. demokraten haben sich schließlich an dem preußischen Wahlrect betelligt und erhielten von 1 300 000 Stimmen 340 009, also 19 C, das entsprach aber nicht ihrer wirklichen Stärke. Bei den Reichstagswahlen fielen 28,72 0 der Stimmen in Preußen auf sie. Auch nach dem Ergebnis von 19 0 mußte unsere Partei 81 Ver treter im preußischen Abgeordnetenhause haben von 4335. Können Sie, meine Herren don der Rechten, den jetzigen Zustand für erhört halten? (Zuruf rechts: Ja) Es ist traurig, daß Sie dafür nicht einmal ein Gefühl haben. Im Norden von Berlin erhalten wir daz Doppelte der Stimmen der bürgerlichen Kandidaten. Im dritten Wahlkreis gab nur der Geldsack der ersten Klasse die Entscheidung zu Gunsten der Freisinnigen. Ich babe mich damals wirklich gewunder, daß die freisinnig. demokratische Partei nicht von selbst zu uns gekommen ist und uns erklärt hat, wir wollen ein altes Unrecht gutmachen, eg gebührt euch ein Platz! Das ist nichts Unerhörtes; seben Sie doch die letzten englischen Wahlen an, wo in mehreren Wahl- kreisen die Liberalen freiwillig zurückgetreten sind, um den Arbeiter. kandidaten gegen die Konservativen Mandate zu überlaffen. Selbft ein konservaliver Staatsmann sollte die Empfindung haben, daß z * en zur Unehre gereicht, ein solches, der Gerechtigkeit ins
esicht schlagendes alf noch weiter zu konservieren. Wie können Sie erwarten, daß das Volk anders über dieses Wahlsvystem denkt, als Sie von uns bören? Statt aber die Hand zu bieten, dieses Wahl recht den modernen Verhältnissen wenigstens in etwas anzupassen,
geht man jetzt in Preußen dazu über, das Unrecht noch zu verstärken;
die ir blkreise, die Riesenwablkreise, wo Sie befürchten, daß die wollen Sie teilen, um durch diese Teilung die bestebende himmel. schreiende Ungerechtigkeit zu verewigen. Und die Freisinnigen in Abgeordnetenhause sind die umgekehrte römische Sibvlle. Sie werden in ibren Forderungen immer nachgiebiger und schwächer. In voriger Woche bat Freiberr von Hertling mabnende Worte an das Hanz gerichtet, um es jzur Annabme des Toleranjantrages zu y eige das Zentrum bier bei unserem Antrage, daß diese Mahnung kei loße Pbrase war. Verstecken Sie sich nicht hinter das Staatsrecht! Es ist gerade eine Aufgabe des föderalistischen Gedankens, dem großen Staat Preußen das bessere Wablrecht aufzujwingen; und war nicht der Toleranzantrag eine ganz erhebliche Erweiterung der Reicks kompetenz? Das Reich kann entscheiden, und der Reichstag kann be
schließen, er wolle, daß in den Bundesstaaten das allgemeine, gleiche,
direkte und geheime Wablrecht bestebt. Wir baben ja erst vor 2 Wochen eine Demonstration dafür gebabt; die Sozialdemokratie
sie sür notwendig erachtet. Man bat großes Aufheben Lon dea Voꝛischlag einiger weniger 8 bei dieser Gelegenheit Straßer. demonstrationen zu machen. Recht, die Straße zu Demonstrationen
zu benutzen, gehört zu einem konftitutionellen Staatswesen so gut rie
das Versammlungstecht überhaupt. Die Straße gebört nicht ein. zelnen Klassen, sondern der Sesamtheit. In England sind solche Demonstrationen etwag ganz Gewöbnsliches; die Polizei wirkt dabei insofern mit, als sie den Wagenverkehr in den Straßen, durch die der Zug geben soll, für die Zeit des Umzuges sperrt. In Amerih ilt dasselbe; die Polizei hat lediglich dafür ju sorgen, daß die 86 so wenig wie möglich gestört werden. Um so wert daben wir das Recht darauf, als uns gegenüber von dem Mittel der Saalabtreibung der denkbar größte Gebrauch gemacht wid. Ih bin für Breslau. West gewählt; aber mit einer Ausnahme babe dort noch nie ju meinen Waäblern sprechen können, weil unsers 66 die Säle konsequent durch die Poliiei ctrieben werden. ie soll die Partei in Breslau demonstrieren, ibre Stimm ang kund eben? Das ist ein Ding der Unmöglichkeit. Man bat davon & prochen, daß unsere Demonstrationen mit einer Sympathieerlläranz für die rufstsche Revolution verbunden sein sollten, und uns desen von der Linken angegriffen. Ich hätte nie für möglich gebalten. d folche Worte über diefes Thema bier aus freisinnigem oder liberalen Munde denkbar wären. wie fie bier der Abg. Mugdan von sich gegeben bat. Die russische Revolution ist nicht das Produkt einer Parte; unseren Parteigensffen in Rußland ift es auch vollstãndig klar, de die russische Revolution zunächft nicht ibnen, sondern dem Burgerten jugute kommt; aber die russische Revolution ist eine abselute Nes. wendigkeit geworden. Die Revolution von 1789 war auch eine m. geseßzlicke, die zum Teil sebr wilde Formen angenommen Kat; abe solche Höbnenden Worte über die Unterscheidung von Meh nn Ärbelterschaft ju bören, war uns erst von der heutigen liberalen rtei beschieden. Haben Sie denn nichts von den Vorgängen n iga gelesen, wie musterbaft die Revolution dort die Ordnnn Pergestellt kat? JZuruf ] Nein, der Totschlag war ganz wo ander! Jene unerhörten Grausamkeiten gegen die Juden und die unbeteiligt Devslkerung, wie sie aus Odeffa. Riem, Home uw. gemeldet worden srn sie wurden nicht von den Revolutionären, sondern von denen gangen, die zum Schutz des heutigen Regiments aufgeboten worden Taren! Sehen Sie doch um sich! In England hat in diesen Tagen R Demokratie einen dauernden Sieg erfochten; in Frankreich seben Sie di Demoktatie vorwärts schreiten, uberall Fortschritt, aber bei uns *r
d wir
ern durch
7 *
aßpᷣerordentlicher Klüg mann: Meine das Wort .
146
nnen sehr wo Gindruck man wurde herbal nicht ftehen, wenn im gislativpersamml ung r, . Wohin soll es führen, wenn im
1
*.
8 *.
.
des Z Bats. Adrigl. Inf Regt. in Metz 35 30 * 1383) Gesammelt von der Meßzer Zeitung, Metz, 12.15 M
und dur; ri, Drei errinteiiung R ber ber e, , , n, n ,, , e,.
den Versamml der Einzelstaaten ee, ,. ne, , .
abeten ö
ozialdemokratische Obstruktion die Wabl unmöglich macht, die
1
tlich Ich würde darüber hinweggegangen sein, wenn im Schwunge e. Rede derartige Ausdrücke gefallen wären. r aber den Heir Vorredner beobachtet hat, wird mir recht geben, daß diese Ausdrücke gem fer mahen gequält, langsam herausgedrängt, also in der Absicht er Blleidigung gesprochen waren. Das ist nun die Freiheit, die Ilelchkeit, die Brüderlichkeit! Furufe don den Sozialdemokraten, Ja; die Freiheit des Schimpfens! Ein angemessenes Verhältnis jwischen dem Reichstage und den gesetzgebenden Versammlungen er Finzelffagten kann dadurch ech unmöglich gefördert werden. G3 muß doch wenigstens einer hier im Reichstage dagegen auf ⸗ zreten, und ich halte mich dazu für berufen, weil ich der Vertreter res Senates von Hamburg, der ebenfalls mit solchen Worten troffen worden ist, hier bin. Auf der anderen Seite bat es mich sebr gewundert, daß der Herr Abgeordnete auf seine Partei die Biutalitãten übernommen hat, die bei den Unruhen in Hamburg Zurstanden sind. Er sprach nur von Fenstereinwerfen. Gtr weiß sehr wohl, daß dieses Fenstereinwerfen mit der Ab⸗ sicht geschah, zu stehlen. (Uaruhe bei den Soꝛzialdemokraten) Ja- wobl, Die Waren der Läden sind ausgeräumt worden von der Masse, das ist jweifellos; Ubren, und was sie erraffen konnten, haben sie genommen. Das wurde nun heute nicht, wie in Hamburg hon seiten der dortigen Sozialdemokraten, von der Partei abgelehnt, sondern es wurde hier übernommen (äärmende Zurufe bon, den Sojialdemokraten) = übernommen als eine ganz selbstver⸗ sfandliche und lächerlich kleine Aeußerung der unterlegenen Volkeschichten. Ich gehe. übrigens auf diese. Sachen bier nicht näber ein, wie ich überhaupt auf die Diskussion, die bier geführt wird. nicht weiter eingehen will. Nur eine kurze Bemerkung dürfen Sie mir erlauben. Der Abg. Dr. Mugdan hat in der vorbin schon berührten Rede die mehr konservativ gestimmten Partelen dieses bohen Hauses darauf aufmerksam gemacht, daß es in ibrem - Interesse läge, wenn möglichst viel Sozialdemokraten gewäͤblt würden, weil sie dann viel leichter die Erfüllung der Wünsche, die sie angeblich betreff; der Aenderung des Wahlrechts haben, erlangen würden. Eine derartige kritische Situation lag in den Hansestädten bor nach der Ueberzeugung der gesetzgebenden Körperschaften. Ob sie richtig war, darüber ift bier nicht zu diskutieren. (Stürmische . von den Sozialdemokraten) Nein! (Wiederholte lebhafte Zurufe von den Sozialdemokraten) Darüber haben zu befinden — — — (Froß: Untuhe bei den Sozialdemokraten; Glocke des Präsidenten.) Diese Frage ist allein zu entscheiden von der Gesetzzebung von anburg und Lübeck. Allein von diesen e d und der . ist durch keine verfassungsmäßige Bestimmung irgendwie dazu legitimiert, darüber abzuurteilen, ob sie recht baben oder nicht. (Lebbafter Widerspruch von den Sozialdemokraten) Nein! wo— bin kämen wir dann? Dann wären ja alle Einzelstaaten lediglich den schwankenden Majoritäten des Reichstags anheimgegeben. Das geht nicht, das ist unmöglich. Nach der Ueberzeugung der gesetzgebenden Rörperschaften in den Hansestädten war die Möglichkeit, die Wahr—⸗ scheinlichkeit gegeben, daß eine e, , Stellung der Sozial⸗ demokratie in den Vertretungskörpern bevorstände. Dem haben wir vorgebeugt, deshalb = (Zurufe von den Sozialdemokraten), weil wir der Ueberzeugung sind, daß wir die Aufgaben, die uns unsere Geschichte, unsere Entwicklung, unsere geographische Lage in Deutsch⸗ land stellen, Aufgaben, denen wir bisher mit den äußersten An⸗ sttengungen gefolgt sind, nicht weiter durchfübren können, wenn das Heft der Gewalt in der Hand der sozialdemokratischen Partei liegt, die prinzipiell den Handelsbetrieb bekämpft. Im Zukunftsstaat soll es keinen Handelsbetrieb geben. (Wiederholter lebhafter Widerspruch.) Ich weiß nicht, ob Ihnen das etwa nicht bekannt ist. Dann instruieren Sie sich daruber! Aber es ist gar keine Frage, und jeder wird mir darin recht geben (Lebhafte Zurufe von den Sozialdemokraten) — von Ihnen verlange ich es gar nicht! — daß im Zukunfts— staat ein Handelsbetrieb in dem Sinne, wie er heute besteht, nicht bestehen kann, nämlich aus der vollen, selbständigen Energie des einzelnen, der, gestützt durch Kredit oder Kapital, selbständig, mit eigener Kraft in den Kampf des Lebens hineingeht und diejenigen Ein richtungen auch trifft für die Schiffahrt usw., die erforderlich sind füt die Aufrechterbaltung und Ausbreitung des Verkehrs des Inlandes namentlich mit dem überseeischen Auslande. Wir können es nicht dulden, daß eine soztaldemokratische Partei, die absichtlich und täglich wiederbolend binstellt, daß sie für die Interessen, und ausschließlich für die Interessen der Handarbeiter eintritt, mit Ausschluß der Unter⸗ nehmer, an die Spitze einer Handelsstadt tritt. Handelsstädte haben eine ganz besonders qualifizierte Stellung, die Schutz erfordert. . Zurufe von den Sozialdemokraten.) — Ja, auf Ihre ohungen (Oh! oh! bei den Sozialdemokraten) — Ihre Drohungen und Eiawürfe will ich nicht eingeben! (Zuruf von den Sozial⸗ demokraten) — Gut, lachen Sie! er zuletzt lacht, lacht am besten. Wir können dieser Gefahr nicht entgegenseben, ohne dasjenige zu tun, was unserer Ueberzeugung nach allein wirksam werden kann, ohne die Rechte der Arbeiter ganz auszuschließen. (Zurufe von den Sozial. demokraten.) Jawohl, der Herr Vorredner ist falsch informiert! Ja Lübeck war bisher in der bürgerschaftlichen Vertretung überhaupt kein Sozialdemokrat. (3ärufe!) Nein, erst infolge der Gesetze, die er angreift, sind die Sozialdemokraten überhaupt erst n,, . Das ist ibm offenbar unbekannt; es ist aber wahr. Auch auf Drohungen mit irgendwelchen Unruhen u. dgl. lassen wir uns nicht ein. Wir werden es abwarten, und ich versichere Sie: kommen Sie, so werden wir uns dagegen zu schützen wissen und sprechen mit meinem heimischen Dichter: ls Männer tragen wir auch das!“ Abg. Graf van Hompesch nt Ich babe namens meiner . folgende Erklärung abzugeben: Meine politischen Freunde
ten in Uebereinstimmung mit früheren Erklärungen an der Auf— fafsung fest, daß die Gestaltung des Wahlrechts in den Einzel⸗ staaten zur Zuständigkest dieser letzteren gehört und der des Reich s, abgesehen von Elsaß⸗Lothringen, entzogen ist. Anderseits bringt die Entwicklung der politischen Verhältnsffe immer deutlicher die Tatsache zum n, ne. daß 1das Wohl und Wehe des Dentschen Reiches auf die Dauer von einer harmonischen Entfaltung des er, . in den Einzelstaaten nicht getrennt werden kann. W eigem Staatswesen, in dem die Grundsätze der allgemeinen Schulpflicht, der allgemeinen Wehrpflicht und der allgemeinen Steuer⸗ pflicht zur 8 gelangt sind, eischeint es als ein Wider⸗ prich, wenn einzelne Teile der Bevölkerung von einer wirksamen ver⸗ Kassungsmäßigen Vertretung ihrer Rechte und Interessen ausgeschlossen sind. Was das Reich seinen Bürgern durch das allgemeine, ßeheime und unmittelbare Wahlrecht gewähren kann, wird auch in den Einzelstaaten in entsprechender Weise den Bürgern gewährt werdea müssen. Eine Frage von so großer Bedeutung und Trag⸗ weite kann, wie die Erfahrung aller Zeiten lehrt, eine befriedigende
ung nur finden, wenn ke in Zeiten der Rahe und des
edens in Angriff genommen wird. Nach Art. 21 der Reichs. berfafsung ist der Reichetag nicht in der Lage, die Ininative nach dieser Seite zu ergreifen. Wenn aber die verbündeten Regierungen nach Maßgabe der Reichsberfassung dem Reichstage einen Gesetz Atwurf zugehen lassen, in dem unter Erweiterung der Zuständig. tit des Reichz die Einführung des gleichen, all emeinen und un— mittelbaren Wahlrechts in den , e, in Vorschlag gebracht ird, so sind wir bereit, diesem unsere Zustimmung zu geben. Elsaß⸗Lothringen betrifft, so liegt die Zuständigkeit des Reichs- 2 ? unbestriiten vor. Der vorgeschlagene Gesetzenimarf bietet indes
seinen Gin zel heiten keine anwendbare Handhabe, Das ist es, was e e ertltren haben; wir werden uns nicht weiter an der Debatte
n.
39 von Normann (kons.): Ich habe namens meiner politischen Freunde zu erflaren: Wir sind der Ueberzeugung, daß das Reich nicht as Recht hat, in die Versaffung der Gin gelftagren einzugreifen. Der Redner der sonialdemokrali chen Partei hat das beftritten, aber er bal es nicht bewlesen. Scin. Ausfthtungen sind nicht in der Lage, mere lle zeugung zu erschüttern. Wir wünschen nicht, daß in der 1 ee f j irgend etwas geändert wird, was sich auf das Ver— . des Reichs zu den Ginjelstaaten bezieht, und lehnen darum
dorliegenden Antrag mit Entschiedenheit ab.
Abg. Bafferm ann (al: Meine Freunde lehnen ebenfalls
den Antrag der Sozialdemokraten ab. Wir stehen auf demselben Standpunkt, den der Abg. Marquardsen seinerzeit dargelegt bat. Er hat die Kompetenz des Reichstags an sich anerkannt. Wir sind auch, entgegen der Auffassung der Zentrumspartei, der Ansicht, daß es dazu eines besonderen Geseßes, das die Verfassung des
ReichstagsZs vorher ändert, nicht bedarf. Wir haben immer den
Grundsatz vertreten, daß in jedem Bundesstaat eine Volks⸗ vertretung bestebe, die über den Etat und die Finanzen ju ent scheiden hat. Das haben die Abgg. Bennigsen und Büsing u. a. ausgeführt. Dagegen sind wir nicht der sicht, daß es Sache des Reichstags ist, sich in das Wablrecht der Einzelstaaten, in seine Einzelheiten einzumischen. Darum haben wir auch den Antrag Anker abgelehnt. Dagegen haben wir zugestimmt den An⸗ trägen Büsing und Pachnicke. Wir gingen dabei von der Anschauung aus, daß allerdings in vielen Staaten Deutschlands das Wahlrecht reformbedürftig ist. Ein Staat, der revolutionäre Bewegungen niederschlägt, darf sich solchen Reformen nicht verschließen. Der Abg. Friedberg bat denn auch die Notwendigkeit einer Reform des Wahl rechts in Preußen anerkannt. Auch in Sachsen haben wir den- selben Standpunkt vertreten. Was die mecklenburgische Ver⸗ fassungsfrage anlangt, so haben wir 1905 in einer Interpellation auf eine Förderung der U. gedrungen. In Süddeutsch. land sind eine Reihe von Reformgesetzen zur Annahme gelangt oder angebahnt unter der Initiative oder Mitwirkung meiner Freunde. Ich erinnere an Bavern, Baden, Württemberg und Hessen. In Bayern hat man nicht nach der Schablone gearbeitet, sondern ist in Verbindung mit der Regierung doch zu einer sehr verschieden⸗ artigen Regelung gegenüber dem Reichstagswahlrecht gekommen. In Baden hat man die zweijährige Staatsangehörigkeit verlangt, das hessische Wablrecht verlangt die dre jährige Staattangehörigkeit und den dreijährigen Wohnsitz. So meine ich, daß eine Uni— formierung des Wahlrechts für alle deutschen Staaten eine Un möglichkeit ist. In dem Augenblick, wo Hamburg, Lübeck und Bremen das Reichstagswablrecht einfübren, ist die Herrschaft der Sozial demokratie etabliert. und daß man r, dazu nicht die Hand bietet, ist selbstverständlich. Man wird die Gegner des Antrages von sozialdemokratischer Seite zu verdächtigen suchen. Das wird aber nicht gelingen, denn das Bürgertum sieht sich mit immer größerem Mißtrauen die Gedanken der Sozial⸗ demokratie an. Die Sonialdemokrgtie ist die größte Feindin einer freiheitlichen Entwicklung. Die Hamburger Wablreform ist eine Wirkung aus der Ferne, von Jeng nach Hamburg. In den süd⸗ deutschen Staaten gebärdet sich die Sozialdemokratie in der Tat etwas anders als im Norden. Der Abg. Vollmar findet patriotische Töne, und der Abg. Cramer geht zum Großherzog, und der Abg. Geck empfindet eine gewisse Sehnsucht, zu seinem Großherzog zu geben. Die Süd⸗ deutschen täuschen sich allerdings über die Gefährlichkeit der Sozial⸗ demokraten. Die Verquickung der Wahlrechtsfrage mit den revolu⸗ tionären Vorgängen mit ihren Greueln in Rußland hat die bürger⸗ lichen Kreise empfindlich berübrt. Das kann nicht dazu führen, solchen Anregungen, wie diesen Anträgen, Folge zu leisten. Es ist eine ganz falsche Auffassung und unrichtige Einschätzung, wenn man glaubte, angesichts solcher Szenen wie in Hamburg und in Sachsen das Bürgertum zu so weitgehendem Entgegenkommen zu veranlassen, wie es der e Antrag verlangt; solches Gebaren kann nur die Schrittmacher der Reaktion, der Rückwärtserei ermutigen. Wenn man das ganze Bürgertum behandelt, wie es in der Leipziger Volkszeitung in dem Artikel „Der Tiger als Affe“ geschehen ist (Der Redner verliest den Artikel, den die Sozialdemokraten mit wieder⸗ holten Zustimmungsrufen begleiten), wenn man in einer Berliner Versammlung Reden hört von dem . efressenen Bürgertum“, das in die Keller 34 istꝰ so ist das eine sebr üble Musik, mit der Sie Wh eutiges Verlangen begleiten. Der Wutanfall der Leipziger Volkszeitung ist ja ein Produkt der Enttäuschung darüber, daß die Regierung auf der Hut und bei der Hand war. Wir lehnen es einmütig ab, uns ins Schlepptau der Sozialdemokratie in dieser Frage i begeben. .
Abg. Traeger (frs. Volksp.): Ueber die Kompetenz des Reichstags kann absolut kein Zweifel mehr sein; das hat schon 1895 der konser⸗ vative Abg. von Buchka zugestanden. Wenn der Abg. Bernstein den Antrag für jung hält, so wolle er sich daran erinnern lassen, ö. dieser Antrag schon im konstituierenden Reichstage 1867 ö ellt und mit imposanter Mehrheit damals angenommen worden st. Es erschien damals undenkbar, daß in einer Verbindun konstitutioneller Staaten ein Staat sich befinden sollte, der no im Zustande paradiesischer Unschuld ohne Verfassung dastand. Mecklenburg hat ja bisher hartnäckig standgehalten, es hat noch heute keine Verfassung; aber ich meine, unter den heutigen Ver⸗ hältnissen wird es endlich daran gehen, auch seinerseits diesen Anachronismus zu beseitigen. Wir unsererseits stehen noch auf demselben Standpunkte wie 1895, wo unser Antrag Anker dem Hause vorlag. In Konsequenz dieser Stellung können wir die Ausdehnung des Wahlrechts auf alle Personen über 20 Jahre und auf das weibliche Geschlecht nicht acceptieren. Für die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und ge⸗ heimen Wahlrechts in den Einzelstaaten hat eit der Einführung dieses Wahlrechts fürs Reich der Liberalismus sich eingesetzt. Für Oesterreich hat der Kaiser das . Wahlrecht für unaufschieb⸗ bar erklärt; in Bayern hat der Thronerbe eine gleiche Erklärung ab⸗ gegeben. Die Buntscheckigkeit der Wahlsysteme in Deutschland ist nicht zu übertreffen, und die n, n,, ist nicht mehr auf⸗ zuhalten. Wir sehen ja, wie in Württemberg die Privilegierten selbst so einsichtsvoll geworden sind, für ihre eigene Entfernung aus der Zweiten Kammer ju votieren. Aber auch diesselts der neuen Mainlinie geht es vorwärts; in Oldenburg hat die Regierung sich dem Ge— danken sehr geneigt gezeigt und gründliche Erwägungen zugesagt. Leider hat der Heuff fh Staat das allerschlechteste Wahlrecht. Gegen die Erklärung des Bundesbevollmächtigten, daß der Reichs tag kein Recht habe, über die Wahlrechte in den Einzelstaaten abzuurteilen, muß ich aufs energischeste Protestieten. Es würde ja sonst unsere ganze Tätigkeit im Reichstage leicht lahm elegt werden können. Gegenüber dem allgemeinen Bedürfnis nach erbesserung unseres Wahlrechts an alten, verrotteten Formen festjuhalten, ist nicht konservativ, sondern reaktionär. Schon einmal hat übrigens das Reich durch seine Gesetzgebung in die der Einzelstaaten eingegriffen, so durch das ilitärgesetz von 1874, worin bestimmt wurde, daß das Wahlrecht der Militärpersonen bei der Fahne ruht, während dieses Wahlrecht in den Einzelstaaten teilweise anders georbnet war. Egz ist bedenklich, daß diese Sache, die gar keine Parteisache ist, zu einer solchen gemacht wird, denn ein gerechtes Wahlsystem kann keine Parteisache sein. Auf die Runzeln und Furchen des veralteten preußischen ,, kann keinerlei Schönheitepflästerchen gelegt werden, die es wieder genießbar machen; wenn uns heute vorgehalten wird, ö wir solch- kleinlichen Versuche gemacht haben, so ist das lediglich im Anschluß an einen konservativen Antrag geschehen, zu dem wir im preußischen Abgeordetenhauß ein Amendement gestellt hatten. Die Sozialdemokraten bekämpfen uns auf das bitterste, und nun ver⸗ langen sie von uns den Edelmut, daß wir ihnen zu Mandaten in Berlin bei den Landtagswahlen verhelfen! Sie können doch nicht ver langen, daß wir uns die Finger verbrennen. Was den nervösen Sonniag betrifft, so hat er das Pflaster nicht gerötet. Die Demon stratlonen auf der Straße halte ich für erlaubt und für die ultima ratid plebig, wenn etz keine andere gibt. Es ist lediglich eine Taktfrage. In , . polltischen Fragen soll man nicht ub irato handeln. Die Engländer . an derartige Demonstrationen seit Jahrhunderten gewöhnt. Bel uns würden solche Demonstrationen nach obenhin keinen guten Eindruck machen. Daß die russische Revolution eine heilsane Warnung und Mahnung ist, ist unbestreltbar. Kein nn Mensch wird bestrelten, daß der russische Druck auf dag olk unerträglich und ungerechtfertigt war. Der Druck hat Gegendruck erzeugt. Der Abg. fen hat nicht bestritten, daß auf beiden Selten Scheußlichkeiten vorgekommen sind. Mat Unertt J e ist, daß die r a fie der elnzelnen Landtage der des ReichstagJ entgegen- gesetzt ist; die verblndeten Neglerungen haben ein Interesse
daran, daß die Einzellandtage das getreue Spiegelbild der Volls⸗
stimmung sind. In einer getrennten Abstimmung würden wir fär den von uns acceptierten Teil des sozialdemokratischen Antrags stimmen. Nachdem die Großjährigkeit auf das 21. Jahr festgesetzt ist, wäre es berechtigt, auch beim Wahlrecht dieselbe Altersgrenze festzustellen. Auch ich bin mit meinen Freunden für eine Erweiterung der Frauenrechte. Aber ob es möglich ist, den Sprung, einen Salto⸗ mortale, bis zum Reichstagswahlrecht für die Frauen zu tun, ist eine andeie Frage. An Beredsamkeit stehen ja die Frauen ihren Mann. Auf allen anderen Gebieten hin ich dafür, daß wir bunte Reihe machen, aber mit der Krönung des Gebäudes, der Erlangung des Reichztags⸗ wahlrechts, müssen wir noch zurückhalten. Im übrigen kann ich nur sagen, daß wir von unseren sonstigen Forderungen auch nicht einen Finger breit zurückweichen.
Stellvertreter des Reichskangers, Staatssekretãr des Innern, Staatsminister Dr. Graf von Posadowsky⸗-⸗Wehner:
Meine Herren! Gegenüber dem Antrag der Sozialdemokratie und gegenüber den Ausführungen, die wir heute zu seiner Begründung gebört haben, möchte ich mir gestatten, einiges zu sagen über die psychologische Entstehung des allgemeinen Wahlrechts im Deutschen Reich. Man kann wohl sagen: der Fürst Bismarck ist der Schöpfer des allgemeinen Wahlrechts im Deutschen Reich gewesen; er hatte das all⸗ gemeine Wahlrecht in Frankreich kennen gelernt, während seiner Tätigkeit als Gesandter in Paris. Die Napoleonische Herrschaft, die sich auf diesem Wablrecht aufbaute, stand damals noch im Zenit ihres Ruhmes und ihrer Stärke. Unter diesen Verhältnissen hatte Fürst Bismarck die Wirkungen des allgemeinen Wahlrechts in Frankreich beobachtet. Fürst Bismarck, glaube ich — und ich meine, ich habe Grund, das zu glauben; er ist später selbst zu dieser Erkenntnis ge— kommen —, hat aber in der Verschiedenheit der Wirkung des allge⸗ meinen Wahlrechts auf das deutsche Volk und das französische Volk einen Umstand außer acht gelassen.
In Frankreich ist die Nation unter allen Regierungen an eine sehr straffe Zentralisation gewöhnt, und die Regierung hat in Frankreich unter jeder Verfassungsform durch die Regierungdorgane einen unendlich größeren Einfluß auf die Massen, als das jemals die deutsche Bevölke⸗ rung ertragen würde. Die französische Bevölkerung ist nicht annähernd so individualistisch angelegt wie das deutsche Volk. Die Romanen sind ganz andere Naturen als die Germanen, und selbst eine deutsche Regierung, die das vollste Vertrauen der Bevölkerung besäße, würde in Deutschland nie so bedlngungslos von der Be⸗ völkerung unterstützt werden, wie in Frankreich die Mehrheit eine Regierung zu unterstützen pflegt, solange diese Regierung das Vertrauen der Bevoͤlkerung besitzt. Das sind zwei vollkommen ver⸗ schiedene politische Charaktereigenschaften.
Als Fürst Bismarck das allgemeine Wahlrecht in Deutsch⸗ land einführte, beherrschte ihn, glaube ich, noch eine sehr leb⸗ hafte Erinnerung an die Kämpfe der Konfliktszeit in Preußen; er hatte aus jener Zeit einen gewissen inneren Groll gegen die bürgerliche Demokratie, die die Stütze des Konflikts in Preußen gewesen war. Mit Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Deutschland glaubte Fürst Bismarck offenbar, er würde einerseits die bürgerliche Demokratie dadurch politisch dauernd überwinden; es würden sich dann solche Zustände, wie sie sich während des Konflikts in Preußen entwickelt hatten, unter dem allgemeinen Wahlrecht im Reich nicht wiederholen können, und er glaubte ferner, gestützt auf die Erfahrungen, die in Frankreich mit dem allgemeinen Wahlrecht gemacht waren, daß der Reichstag von einer Bevölkerung gewählt werden würde, die für die Zwecke der Landesverteidigung unter allen Umständen die notwendigen Mittel bewilligen würde. Meine Herren, in dieser Beziehung haben sich die Hoffnungen, die Fütst Bismarck an das allgemeine Wahl- recht geknüpft hat, nicht erfüllt. Denn eine große Partei in diesem Hause, die Sozialdemokratie, die wesentlich auf Grund des allgemeinen Wahlrechts ihre Organisation ausgebildet hat, hat wiederholt, bei verschiedenen Gelegenheiten, die schärfste Oppo⸗ sition gegen die Forderungen der verbündeten Regierungen gemacht, die sich auf die Landesverteidigung beziehen.
Meine Herren, diese Erfahrungen wirkten im Laufe der Zeit offenbar verstimmend auf den ersten Kanzler, und nachdem er sein Amt aufgegeben hatte, hat er ja bekanntlich die Aeußerung getan:
Wenn das deutsche Volk, falls sich das allgemeine Wahlrecht nicht bewährt, nicht die Kraft hat, dasselbe zu beseitigen, dann habe ich mich getäuscht, wenn ich glaubte, ich brauchte das deutsche Volk nur in den Sattel zu heben, reiten wird es allein können.
Aber es liegt — und das möchte ich hier einmal im Deutschen Reichstage feststellen — keine urkundliche Aeußerung des Fürsten Bismarck vor — wenigstens ist mir eine solche nicht bekannt —, die die Absicht erkennen ließe, daß er gewillt gewesen wäre, das all⸗ gemeine Wahlrecht zu ändern oder aufzuheben.
Nun, meine Herren, gehen Sie gegen das preußische Wahlrecht vor, weil es ein Dreiklassenwahlrecht ist. Sie nennen das ein brutales Wahlrecht. Ich selbst habe mit dem verstorbenen Reichskanzler Fürsten Hohenlohe in der dritten Klasse im Kaiserhof zum preußischen Abgeordnetenhause gewählt, zusammen mit unseren Portiers aus der Wilhelmstraße. (Große Heiterkeit Ich kann Ihnen aber sagen, ich habe mich dadurch nicht im mindesten degradiert gefühlt. (Bewegung.) Meine Herren, Besitz ist keine Tugend, Besitz ist meist auch kein Verdienst, Besitz ist nur eine sehr angenehme Tatsache. (Veiterkeit.) Fürst Bismarck hat allerdings in einem Augenblick des Unwillens das preußische Wahlrecht das elendeste aller Wahlrechte genannt. Aber auch hier ist mir keine urkundliche Tatsache bekannt, nach der Fürst Bigmarck irgend einen Anfang eines Versuchs gemacht hätte, dleses Wahlrecht zu ändern. (Sört, hörth
Nun gestehe ich Ihnen gern zu: es liegt Dissonanz, darin, daß für den Reichstag ein recht besteht als für die Präsidialmacht Preußen. In keinem konstitutlonellen Staate kann fortgesetzt eine Regierung gegen eine Maßlorität regieren. Man kann, wenn man glaubt, daß die Masorltät das nicht leistet, was zur Erhaltung des Staates notwendig ist, ein Haus wiederholt auf— lösen. Es mag Reglerungen geben — solche Fälle haben wir ja in der Geschichte — die schließlich zum Staatsstreich greifen, oder, wenn eine Regierung das nicht will, die sich schließlich der Majorität unterwerfen. Was aber ein Staatgstreich bedeutet, darüber bitte ich alle und namentlich manche Vertreter der Presse, die manchmal mit solchen Gedanken ziemlich leicht spielen, nachzjulesen, was der ver= storbene Minister Manteuffel, einer der bedeutendsten Staatsmänner,
eine gewisse anderes Wahl-
die jemals Preußen gehabt hat, trotz aller Angriffe, die man gegen