1906 / 38 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 13 Feb 1906 18:00:01 GMT) scan diff

des „W. T. B.“ ist S. M. S. „Seegdler“ am 10. Februar in Kapstadt angekommen und bleibt dort bis Mitte März, um Reparaturen auszuführen. ES. M. S. „Falke“ ist am 10. Februar in Punta Arenas (Costarica) eingetrossen. . IXS. M. Kbt. „Tiger“ ist am 10. Februar in Nanking eingetroffen.

Laut Meldun

DDüsseldorf, 12. Februar. In der heutigen Sitzung des 46. Provinziallandtags der Rheinprovinz erläuterte der Landeshauptmann Dr. von Renvers den zur Beratung stehenden Etat für 1906 und befürwortete die Erhebung der bisherigen Provinzialumlage von 1216 Prozent der direkten Staatssteuern. Im Anschluß daran besprach er die wichtigsten, dem Provinziallandtage zugegangenen Vorlagen.

Bezüglich der Uebernahme der Garantie für den Ausbau der Wasserstraßen erklärte der Landeshauptmann, daß sie eine besonders starke Belastung der Provinz nicht im Gefolge haben werde, jumal, wenn die Provinz an den Einnahmen aus dem Schleppmonopol tesl⸗= nehmen könnte. Die Belastung der Provins würde etwa tles Ho der Uuilage ausmachen. Unter dlesen Umständen habe auch der Provinnalausschuß gegen die Vorlage keine Bedenken eher Es werde aber der Varsicht entsprechen, wenn man m nächsten Jahre aus etwaigen Ueberschüssen oder Umlagen einen kleineren Reserdefonds als AÄucgleichsfonds schaffe für den Fall. daß die Rechnung der Staalgrenlerung, die äbrigeng nachgeprüft worden sel. nicht stimmen sollte. Bieser Fonds werde noͤtig seir, da auch die Mosel⸗ und Saarkanalisierung kommen werde und auch da die Garantie übernommen werden müsse. Nach Krgrterung der Vorgänge in der Erziehungsanstalt Brauweiler, in der die Zöglinge revoltiert hatten, referierte der Landeshauptmann über den Vermögensbestand des Rhein schen Provinztalverbandes. Seinen Ausführungen zufolge beträgt das Vermögen 57 307 938 , gegen das Vorjahr mehr 3 421 760 4, während die Schuld sich auf 3 176 605 M 9 2 611 C00 4A) beläuft. Zu dem Etat selbst, der in Einnahme und Ausgabe mit 25 308 029 abschließt, bejog sich der Landeshauptmann auf den gedruckt vor⸗ liegenden Bericht und besprach sodann kurz die Vorlagen über die Errichtung einer neuen Provinztalhebammenlehranstalt in Cöln, über die Erweiterung des Provinzialmuseums in Bonn, über die Erböhung der Besoldung der mittleren und unteren Provinzialbeamten, über die Aenderung der Datationsverteilung zu Gunsten ärmerer Gemeinden, und schloß seine Rede mit der Bitte, den Etat einer wohlwollenden Prüfung zu unterziehen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung siellte der Abg. Sebeime Kommerzlenrat Con ze Langenberg den Antrag, in der Kommission zu erwägen, ob es nicht jweckmäßig erscheine, en Etat künftig alle zwei Jahre aufjustellen, unbeschadet der jährlichen Einberufung des Lanstags. Der Antrag wurde von dem Abg. Landetrat a. D Fritzen unterstützt.

Der Etat wurde hierauf an die Kommissionen und der Antrag Conze an die 1. Fachkommission überwiesen. Die nächste Sitzung wurde auf Mittwoch mit der Tagesordnung: „Garantieübernahme für die Wasserstraßen“ anberaumt.

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Bayern.

In der Kammer der Abgeordneten wurde gestern der Antrag des Abg. Speck (Zentr,) beraten, die Re⸗ gierung dringend zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß bei ef . der Uebergangsabgabe für das in die nord⸗ deutsche Brausteuergemeinschaft eingehende Bier die Bestimmung des Artikels 33 Absatz 2 der Verfassung des Deutschen Reichs eingehalten werde. ;

Nach dem Bericht des W. T. B.“ begründetz der Abg. Speck dlesen Antrag und betonte dabei, der betreffende 38. der = verfassung bestimme, daß alle Gegenstände, die im freien V kehr eines Bundetstaats befindlich sind, in jedem anderen Bundes staat eingeführt werden können und dort elner Abgabe nur insoweit unter⸗ worfen werden dürfen, als daselbst gleichartige inländische Er= zeugnisse einer inneren Steuer unterliegen. Das bay⸗rische Bler werde aber beim Uebergang in die norddeutsche Brausteuergemein⸗ schaft einer besonderen Steuer von 2 M für daz Hektoliter unterworfen, während nach der Verfassung nur 86 3 zulässig wären. Bayern habe in den letzten 20 Jahren 23 Millionen zuvisl bezablt. Das Biersteuerreserat Bayerns dürfe von anderen Staaten nicht dazu mißbraucht werden, daß man dort bayerisches Bier schlechter be— handele als inländisches Erzeugnis. Die Uebergangsabgabe von 2 sei zu hoch und in der Begtündung dez neuen Reichsgesetzes sei sogar von Uebergangsabgaben von 3,28 4 die Rede. Der jetzige Zustand dürfe für die Zukunft nicht bleiben. Der Antrag schließe den Vorwurf in sich, daß der Bundesrat die Reichs ver⸗ fassung nicht halte, diesen Vorwurf habe man bisber nicht widerlegen können. Mit der hohen Uebergangsabgabe habe Norddeutschland eine Mainlinie, eine Schutzzollmauer gegen Süddeutschland errichtet, die das Gefühl der Zusammengehörigkeit nicht fördere. Der Abgeordnete Meußdörfer (liberal) erklärte, daß er im Namen seiner poli- tischen Freunde dem Antrage zustimme und wünsche, daß die bayerische Brauereiindustr!e alles aufwende, um ihre Seellung in Norddeutschland zu behaupten. Der Abg. Dsel (Zeatr.) führte aus, daß der Bundesrat dafür sorgen tf, daß die Reichs. verfassung beachtet werde. Man dürfe die Uebergangeabgabe nicht nach einem besonders flark eingebrauten Bier berechnen, fondern nach einem gewissen Durchschnittssatze. Man könnte auch die Uebergangt⸗ steuer differenzieren. Ver n, ,. Ritter von Pfaff erwiderie, schon vor, zwei Jäbien babe sein Amigprzzänger erklärt. daß der Uebergang daß zu hoch sei und daß eine Aenderung eintreten müsse, wenn, die norddeutsche Steuer reformierk werde. Das sei fetzt der Fall. Wenn die Sätze der Kommission vom Reichstag angenommen würden, werde die Ueber— gargZabgabe zwei Mark kaum übersteigen, selbst wenn nicht ein Durchschnittssatz, sondern der Satz für das am stärksten eingebraute Bier der Berechnung zu Grunde gelegt werde In der Reichstags kommission habe der Reichsschatzsekretaͤr erklärt, daß die Verfassung 1 werde. Die bayerische Regierung stimme dem Antrag

peck zu. . ;

Hierauf wurde der Antrag Speck einstimmig angenommen.

Baden.

In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer ihrn der Finanzminister Becker im Laufe der Debatte über ie Tabaksteuererhöhung, wie „W. T. B.“ berichtet, folgendes aus:

Die Regierung habe anerkennen müssen, daß der Tabak ein steuerfähiges Objekt sei, das noch eine weitere Belastung erfahren könne, da diese in Deutschland gegenüber anderen Staaten nur gering sei. Die Tabaksteuer sei eine Konsumsteuer, die dgältig vom Raucher getragen werde. Vom Standpunkt der Arbeiter könne man gegen diese Steuer nichts einwenden, ebenso wenig

gegenwärtige

vom Standpunkt der Fabritanten. Auch aus nationaler Erwägung

gegen diese

Regierung nicht möglich gewesen, orlage nach bestem Willen zu

sei es der Ste habe die

Steuer anzukãmpfen.

verbessern gesucht. Die Tatsache sei richtig daß das Verhältnig jwischen den inländischen Steuern und den Zöllen nicht richtig be⸗ meen sei. Er habe sich bemäht, diese Frage zu einer Neuregelung der neuen Steuer im Jahre 15873 sei ein Ruͤckgang in der Tabak⸗ auageleg enn, Verbrauch sowie

zu bringen, doch sei er Lamit nicht durchgedrungen. Seit Einfüͤhrur

Industrie nicht zu konstatieren. Vielmehr babe der die Zahl der Fabrilen und der Arbeiter seit Einführung der Steuer vom Jahre 1879 stetig zugenommen. Die jetzige gegen das Jahr 1879 unbedeutende Steuererhöhung werde also unmöglich die be⸗ fürchtete ungeheure Verwirrung anrichten.

D utsche Kolonien.

liche Gouverneur von Deutsch⸗Ostafrika en berichtet, W. T. B.“ zufolge, aus Dares⸗

allgemeine Lage bessert sich ständig. Die Marineinfanterle

m Detacher nen s er,, und Muannn reiste am 9. Februar heim.

Ruhe in den Benrken Süd. Morogoro, Kilwa, Mohorro, Lindi,

Jringa wird bis zur vollständigen Unterwerfung durch feste

ich e e In Nord. Mahenge jwischen Ruaha und Ulanga

sich noch ein größerer Aufstandéherd, der bisher wegen un—

Hochwassers noch unberührt blieb. Die Kolonnen Frei

r vo igenheim, Grawert, Nigmann und Hirsch gehen dorthin

. i eßbare Boote wurden von Daregtzsalam ahgeschickt. Major Freiherr von Schleinitz kehrte nach Darezsalam zurück

. Großszbritannien und Irland.

Der Minister des Auswärtigen Sir Edward Grey hat, nach dem, Wiener Telegr-⸗Korrespondenzbureau“, dem tür ischen Votschafter in London erklaͤrt, England werde die 3prozentige 6 nicht gutheißen, bevor nicht gute Ergebnisse bei

er mazedonischen Finanzkontrolle , seien und England die Gewißheit erhalte, daß dem englischen Handel keine Hinder— nisse bereitet werden würden; jedenfalls dehaste sich Cugland vor, darüber mit den übrigen Mächten zu verhandeln.

ö Frankreich. Die Deputierten kammer nahm in ihrer gestrigen Sitzung die Diekussion über den Handelsvertrag mit Ruß land wieder auf.

Wie W. T Ber berichtet, bekämpfte der Graf du Périer de Lar san den Handelsvertrag, weil die Sätze für Wein viel zu hoch selen. Der Adckerkauminister Ruau unterbrach den Redner und richtete an ihn die Frage, was er tun würde, wenn er den Auftrag erhielte, mit Rußland zu unterhandeln. Du Périer beantwortete diese Frage nicht, forderte aber die Regierung auf, ker

einen Modus vivendi für den Handel auf einer anderen Basis

ju unterhandeln. Jules Roche erklärte, daß die fregnzoͤsischen Unterhändler alles getan hätten, was sie irgend hätten lun können. Es flehe dem Parlament nicht zu, das russische Zollrezime zu ändern. Es habe sich nur einfach darüber zu äußern, ob eg ' den

andell vertrag annehmen wolle oder nicht. Rang sprach sich zu

unsten des delsabkommens aus, das seiner Ansicht nach günstig für die Gesamtheit der französischen Interessen sei. Der Händele= minister Trolltot erklärte, daß entscheidende Gründe vorlagen, die gegen die Ablehnung dieses Handelgabkemmens sprächen, das kbrigeng

beste sei, das man erhalten könne. Die 35 3

58 Rußland 6 andelsabkommen dom Jahre 1893 käntigte, . es ch vorgenommen, seine Einnahmen zu vermehren. Um mehr erhalten zu können, hätten wir auch selbst mehr geben müssen, aber wir haben nichts zu geben. Wir müͤssen daher , fuhr der Minister fort, das neue Handelgabkommen annehmen, um den allgemein verschärften , zu entgehen, die tatsächlich Prohibitivzslle find. Die Lage ist die folgende: Man muß die Verbefferung annehmen oder fich der Verschärfung der rassisch Zölle unterwerfen, und hierfür wird die Kammer nicht die Verantwortung übernehmen wollen.“ Doumergue n n , daß das . keinen der vorstebend aufgeführten Vorteile aufweise. Alle Handele⸗, lammern hälten sich ebenfalls gegen daasselbe ausgesprochen. Der ö. Rugu erklärte, daß die Unterhändler alles, in , zu Gunsten der landwirtschaftl ichen en essen getan Der Minister wies nach, daß man Rußland für die Eröffnung neuer Unterhandlungen keine Ern g der franzö⸗ sischen Zölle auf Petroleum und Getreide würde anbieten fönnen. Man sei also genötigt, entweder das Abkommen anzunehmen oder es zu verwerfen, denn man tönne nicht von einer befreundeten und ver— bündeten Nation Qpfer verlangen die mit ihrem Zollregime un— bereinbar wiren. Debusfv erklärte ebenfalls, daß es unmöglich fei, in neue Verhandlungen einzutreten

Die Beratung wurde darauf hl gen, Auf die Mit⸗ teilung des Präsidenten Doum er, daß ihm vier Vertagungs— anträge zugegangen seien, erklärte der Ministerpräsident Rou vier:

Die Regierung könne keinen Vertagungsantrag annehmen, und fügte binzu: „Wir haben alles erreicht, was unter den gegenwärtigen Umständen ju erreichen möglich war. Wenn andere glauben, mehr ausrichten zu können, so mögen sie es versuchen!“

Der Vertagungsantrag wurde darauf mit 382 gegen 108 Stimmen abgelehnt und der Vertrag mit M gegen 55 Stimmen angenommen.

—. Der internationale antimilitaristische Ver⸗ band hat neuerdings in Paris einen Aufruf anschlagen lassen, in dem die Soldaten zur Desertion, zu Gewalt⸗ tätigkeiten gegen die Offiziere und zur Gehorfams— verweigerung im Fall einer Mobilmachung auf— gefordert werden. Die Plakate, die sofort von der Polizei ent—⸗ fernt wurden, trugen, wie das W. T. B.“ meldet, ungefähr Wo Unterschriften sowie eine Anmerkung, die besagt, daß die Unterzeichner der Staatsanwaltschaft zur Verfügung siehen und noch mit weiteren Unterschriften dienen könnten.

Bis vorgestern ist die Inventaraufnahme in den Kirchen in 7540 Orten durchgeführt worden.

Rußland.

Ein Regierungskommuniqgus stellt fest, daß die Gesellschaft sich etwas beruhigt und in der letzten Zeit zu er⸗ kennen gegeben habe, daß sie in ihrer großen Mehrheit die Wiederherstellung von Ruhe und Gesetzmäßigkeit wünsche und bereit sei, die Regierung bei der Festigung der durch das Manifest vom 30. Oktober vorlgen Jahres verkündeten Grund⸗ lagen des Staatslebens zu unterstühen.

Ter Ministerrat einigte sich, nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, in seiner gestrigen Sitzung über die Strafbarkeit der bewußten Ver⸗ breitung falscher Gerüchte über die Regierung, Amts⸗ personen und die Truppen durch die Presse; das trafmaß wurde auf ——8 Monate Gefängnis oder Geldstrafe bis 300 Rubel fesigesetzt. Falls die falschen Gerüchte zu Aufruhr oder Widersetzlichkeit oder Störung der Ordnung bei Truppen⸗ teilen 1 haben, beträgt die Strafe 198 Monate Gefängnis. Zuständig für die Aburteilung sind bie Friedenzrichter bezw. die Kreismitglieder der Bezirksgericht.

Nach einer amtlichen Mitteilung werden von den 1026 Wahllisten, die in den 50 europäischen Gouvernement drei Wochen vor den Wahlen zur Reichsduma öffentlich ausliegen, am 25. Februar 874 zur Kenntnisnahme für die Bevölkerung

das t fill hätten einen ganz besonderen Charakter.

Der General Kaulbars gibt nach einer Depesche bes W. T. B. aus Odessa durch Tagesbefehl bekannt, daß über jede Person, die einen Anschlag gegen Behörden mittels Sprengstoffe, Bomben, Schußwaffen oder anderer Mittel ver⸗ sucht oder ausführt, sowie über Personen, die zu solchen Zwecken

dienende Gegenstaͤnde erwerben, anfertigen, bewahren

äußern, künftig die Todesstrafe auf , ohne Untersuchung und Gerichtsverfahren ver angt wird. Befehl ist gal für die Gouvernements Cherfon einschliesn Odessa., Beffarabien, Jelaterlenoslaw und Taulien . Sewastopol. ö

Italien. Der Ministerpräsident Sonnino hat, „W. T. B. algen durch ein Rundschreiben an die Präfekten die ens ür Preß tele gramme aufgeh ob en. Künfiig düsen n Depeschen, die die Sicherheit des Staats gefaͤhrden oder gegn die guten Sitten verstoößen, konfisziert werben. 89h

Dänemark.

Gestern abend hat im Schlosse Amalienborg ein Trauer⸗ gottesdienst für den verewigten Köntg Christian stattgefunden, an dem samtliche Mitglieder der Koͤniglihen Familie, die Damen und Herren des Hofes sowie das ho personal teilnahmen. Heute früh wurde, . W. T. B.“ zufalg, der Sarg mit der Leiche des hochseligen Königs vom Nesiden schlosse nach der Schloßkirche zur feierlichen Aufbahrun übergeführt.

Amerika.

Nach einer Meldung des W. T. B. aus Washingim hat der Senat gestern eine Resolution angenommen, in de eine Untersuchung über die Beteiligung der Eisenbahnen am Kohlen bergbau verlangt wird.

A ien.

Die chinesische Regierung hat, dem „Reute Bureau“ zufolge, dem Vizekönig von Futfchau bie . zugehen lassen, den daher des Haufens, der kürzlich di Meffton in Tschangpusien geplündert hat, sofort hin richten zu lassen und alle anderen . die damit in Ver bindung stehen, aufs strengste zu bestrafen.

Parlamentarische Nachrichten.

Ter Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichz⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage.

„In der heutigen (42) Sitzung des Reichs tagz wurde die zweite Beratung des Spezialetats des Reicht amts des Innern beim Ausgabetitel „Gehalt des Stagtz— sekretärs“ fortgesetzt.

Abg. Hagemann (ul.): Der Abg. Peus hat gestern das Loble der russischen Revolution in einer Weise gesungen, daß ihm nun well alle seine Sünden vergeben sein werden und der ‚Vorwärts“ alle Angriffe, die er gegen ihn Ende vorigen Jahres gerichtet bat, zurit— nehmen wird. Er wird also wohl nicht „rausfliegen“, wie es feinen Parteigenossen Cramer angedroht worden ist, der nicht als Partz, mann, sondein als Privatmann zum Großherzog gegangen ist. im eine solche Partei redet von Terrorismus, den andere Parteien au, üben! Der Abg Stücklen hat neulich den Reichsverband zur Bekãmpfun der Sozialdemokratie age iffen und seine Mitglieder. Feiglinge genarn.

ch weise diese Angriffe auf das enischiedenste zurück. De

ozialdemolraten bezeichnen sich immer als die allein treter der Arbeiter, das ist eine Anmaßung und die nichts zu wünschen lasfen. Sie wollen die interessen vertreten, Sie behaupten, alleia sie zu vertreten, und Sie eine Interpellation einbringen, um Arbeiterinteressen wahr, zunehmen, bringen Sie nicht einmal die 50 Mann Unterstützung jn. sammen, die zur Besprechung nötig sind, obwohl Sie 78 Mann fan sind. Das ist die Art, wie Sie hier im Reichstage die Intertffen der angeblich von Ihnen allein vertretenen Arbeiler wahrnehmen. Die Sozialdemokraten haben auch allerlet auf dem Kerbhol; Da christlich organisierten Bergmann Erbe suchte man mit allen Mittein der Ueberrtdung, auch mit dem Angebot, daß er gute Geschäst machen würde, in das sozialdemokcatische Lager hinüberzuztehen. De Abgg. Sachse und Hus haben sich sehr um ihn bemüht der so Umworbene hat aber energisch abgelehnt. Kommt man in Ihn Versammlungen, wie es der Abg. Lehmann auf eine Einladung ki tat, so heißt es, damit habe man nicht etwa besonderen Mut bewirsen; lommt man nicht, wie ich es tat, so heißt es nachher in Ihren Ocganen, man war zu feige dazu. Was soll überhaupt die Hetze gegen den Reichsverband, seine Beamten und Angestellten? Der Reich verband hat jetzt 0 0900 Mitglieder in 85 Ortsgruppen und hat schen gang erhebliche Erfolge, auftuweisen; bei den letzten Mac. wahlen zum Reichstage ist die Zahl der antisoꝛialdeinokrati cken Stimmen gestiegen, Tie der Sozialdemokraten zurückgegangen Was die Verfehlungen seiner Angestellten ketrifft, fo kebre de Songldemekratie gefaͤlligst vor der eigenen Tür. Wie sieht es dem mit Ihren Angestellten aus. (Der Redner zählt unter wachsender Unruhe der Sozialdemokraten eine Reihe von Fällen auf, in nelche⸗ Angestellte der sezialdemohiatischen oder Gewerkschaftt organisatiore⸗ wegen Veruntreuung usw. zu. Gefängniestrafen verurteilt worde⸗ sind. Zurufe. Ter Präsident erfucht die äußerste Link diese Zurufe und Unterbrtchurgen zu unteilassen; es scie⸗ nech 10 Herren von der Sozialdemekratie jum Wort g meldet, die würden doch die Antwort besorgen können) Sie sollten nicht Verdächtigungen gegen andere Parteien abt precten, wenn Sie diese nachher nicht beweisen können. Du Abg. Peus wollte gestern aus den Aeußerungen meines Freunde Beumer heraushören, daß wir den Abeitern jede Anerkennung dersagten. Das ist nicht der Fall. Auch wir erkennen zn Tächtigteit, Treff lichkeit, Zuverlässiakeit und Geschicklichkeit unsere Arbeiter vollkommen an: aber wenn so prononziert wie * durch den Staatssekretär Grafen von Posadowsty geschah, das Ee der Arbeiter gesungen wurde, so sollte man auch die Kehrsene de Medaille zeigen. an muß doch mit der heutigen Presse rechnen; der Graf ven Posadowety mußte sich sagen, daß ein allgemein Sturm auf diese Aeußerung los brechen würde und daß sie von den Sone demokraten ausgeschlachtet werden würde. . ist keine Tugend kaum ein Verdienst, aber eine sehr angenehme Sache, so sagte z Staats sekretär bei einer anderen Gelegenheit. Man sollte de den Reichsiag mit solcher Kathederwelsheil verschonen; Besitz ist at eine Last (Lachen bei den Sozialdemokraten). Jawohl, einen ererkte⸗ Besitz zu erhalten, kostet schlaflose Nächte. Wir brauchen keine Ark rahmeg setze, wir kommen mit den bestehenden durch, wen wir unt alle zusammenschließen auf dem Boden der christlichen Rel anschauung und ie trregeleiteten Massen wieder jur Vernnest bringen. Dag Flegtere si nequeo supergs Acheronta more nach dem Sie handeln, ist 6 gefährlich. Der Achaꝛ ca bat nech immer diejenigen verschlungen, welche die Mächte der Hölle gegen die Mächte des Himmelg mobil machter. Was der Reichsverband. erstrebt, ist der Zusammenschluß aller Elemert̃⸗ die auf dem staatgerbaltenden Boden steben, zum Kampfe gegen e Sozialdemokratie. Wir werden in diesem schweren Fampfe sieg wenn unt die Regierung nicht den Knüttel zwischen die Beine wir.

Abg. von Dertzen (Rp.): Ich möchte J re iu sme f fam tet er., auf die Automobil srage lenken. Ich selbst bin nicht Autome ni besitzer. Ich bin der Ansicht, daß man dem Automobilunwesen sehr wa entgegentreten kann mit Negelung der Maximalgeschwindigkeit 5 ganz Deutschland, indem man sie für vie Diischaften se 2 auf 15, außerbalb auf 30 km für die Stunde festsetzt. Jeder, der Automobil fährt, müßte daju eine polinelliche Ctlaubnis haben, nach

to

dem er nachgewlesen hat, daß er im Besitz der nötigen Fähigkeiten ist. nrg en Fahrern müßte, ie Ran gf entjogen werden. Unbedingt notwendig ist die Einführung der Haftpflicht, der genosfenschaftlichen Haftpflicht; sämtliche Automobilfabrer müßten einer Zwangsgenossenschaft angebsßren, an die sich die Geschaͤdigten halten können. Der ran e fen beat . das Recht eingeräumt werden, jedes einzelne der Mitglieder regreßpfl hiiß zu machen. Auf diese Weise würde die Zahl der Unglücksfälle vermin

die Automobilindustrie irgendwie zu schädigen.

Unterstaatzsekretaͤr im Reichgamt des Innern Wermuth: Es ist sowohl eine Vereinbarung der Bun desregierungen über den Grlaß von polizeilichen Bestimmungen in Autsicht genommen, wie eine Novelle über die Ausdehnung der Haftpflicht auf das Automobil wesen. Das dürfte den Vorredner befriedigen. Die poltzeilichen Vorschriften, die allerdings der Kompetenz der Bundegreglerungen unterliegen, sollen einbeitllcher aungestaltet werden. Ich benütze diese Gelegenheit, um das Bedauern des Herrn Staatsfekretärs aufzu⸗ sprechen, daß es ibm auch heute nicht vergönnt ist, wegen wichtiger . des Staatsministeriums dem Anfang der Sitzung beizu⸗ wohnen.

(Schluß des Blattes.)

In der heutigen (21.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister für Handel und Ge— werbe Delbrück beiwohnte, erbat und erhielt zunächst der Präsident von Kröcher für das Präsidium die Ermächtigung, Ihren Kaiserlichen und Königlichen Majestäten zur Feier der silbernen Hochzeit, sowie Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Eitel-Friedrich und Ihrer Hoheit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg zur Vermählung die Glück⸗ und Segenswünsche des Hauses darzubringen.

Darauf wurde die zweite Lesung des Staatshaus⸗ haltsetats für das Etatsjahr 1906 bei dem Etat der Berg⸗, Hütten- und Salinenverwaltung .

ei den Einnahmen aus den Bergwerken 1789413250 4, das sind 13 641 520 mehr als im Vorjahre referiert n Berichterstatter Abg. Stengel über die Kommissionsverhand⸗ ungen. glg von Arnim (kons.) weist unter großer Unruhe des Hauses auf den Verlauf der Verstaatlichung des Unternehmens der Aktien⸗ gesellschaft Hiber ia? bin, die ihren Fortgan nehme, und geht sodann auf den Kalibergbau ein. enn dat Kalisyndikat zu besteben aufhörte und wieder völlig freie Konkurrenz einträte, dann wäre es das Beste, wenn der Staat selbst die ganze Kaligewinnung in der Hand hatte, weil sonst die Gefahr bestände, daß unsere Schätze an Kali verschleudert würden. Der Minister möge dahin wirken, daß in erster Linie das Kalisyndikat aufrecht erhalten werde, daß aber, wenn dies nicht möglich fei, wenigstens ein Koliausfuhrjoll eingeführt werde.

(Schluß des Blattes.)

dert werden, ohne

Statistik und Volkswirtschaft.

Schiff sunfälle an der deutschen Küste 1904.

Ueber die Schiffsunfälle an der deutschen Käste während des Jahres 1994 werden im zweiten Teil des Bandes 167 der Statistit des Deutschen Reichs! jwei von Erläuterungen begleitete ausführliche Uebersichten veröffentlicht, aus denen die wichtigsten Angaben bereits im 4 Heft des Jahrgangs 1905 der „Viertel jabrshefte zur Statistik des Deutschen Reichs: mitgeteilt sind. Im Jahre 1904 sind 439 derartige Unfälle gejäblt worden. die bei 132 Zusammenstößen zwischen je 2, bei 11 , . je 3, bei 1 Zusammenstoß jwischen 4 und bei 4 Zusammenstößen mit einem Kriegsschiff 396 Schiffe betrafen. Die Erhebungen der vier vorhergehenden Jahre hatten ergeben für 1903: 405 Unfälle und 571 betroffene Schiffe, für 1902: 371 Unfälle und 529, betroffene Schiffe, für 1901: 361 Unfälle und Bod betroffene Schiffe und für 1800: 338 Unfälle und 484 betroffene Schiffe. Von den . ereigneten sich im Jahre 1904 281 auf Flußlaͤufen, in Föhrden, Haffen usw., 138 an der Festlandsküste selbst und bis zu einer Entfernung von 10 Seemeilen von ihr und 20 in einer Entfernung von 10 bis 20 Seemeilen von der Festlandsküste. Im Ostseegebiet ereigneten sich 202 Unfälle (2,53 auf je 10 Seemeilen Küstenstrecke), im Nordseegebiet 237 (8.03 auf je 19 Seemeilen). Unter den von Unfällen betroffenen Schiffen waren 46 Fischerfahrzeuge und andere zu Fischereizwecken dienende Fahrzeuge, T6 Küsten fahrzeuge, Leichter, Haff, Fluß. und andere nicht registrierte Fabrzeuge und 324 elgent⸗ liche Seeschiffe. Gänzlich verloren gingen 70 Schiffe, 356 wurden teilweise beschädigt, 169 blieben u ef h t, und bei 1 ist der Aus⸗ ang des Unfalls unbekannt. Gestrandet sind 150, gekentert 11, ge— . 12, zusammengestoßen 305 und von Unfällen anderer Art be⸗ troffen 118 Schiffe. Der Verlust an Menschenleben betrug 53 (43 Mann von der Besatzung und 10 Passagiere) oder O, 67 v. H. aller an Bord gewesenen Persoͤnen, soweit deren Anjahl bekannt war.

Zur Fleischversorgung Preußens im Jahre 1905.

Nachdem das Königliche Statistische Lander amt die ebersicht über die Zahl der Schlachttiere., die im vierten Vierteljahr 1965 in Preußen der reichsgesetzlichen Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau unter⸗ worfen worden sind, und der in derselben Zeit lediglich auf Trichinen und Finnen untersuchten Schweine veroffentlicht hat), ist es möglich, die im ganzen Jahre 1905 in Preußen vorgenommenen gewerblichen Schlachtungen mit denen des Jahres 1904 in Vergleich zu stellen und auch einen Ueberblick über den größten Teil der Hausschlachtungen, oweit es sich um solche von Schweinen handelt, zu gewinnen. Es ind zur gewerbsmäßigen Verwendung bei der Fleisch. versorgung Preußens geschlachtet worden und haben ber reichegesetzlichen Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau unterlegen:

im Jahre 1906 mehr (4)

1905 19047) oder weniger (—) 306799 299 050 —w— 7749 292 462 272 645 mw 193817 1069437 919 445 w 359992 451 184 372 385 w 78796 2273731 2 195 272 4 78459 S 004 965 8 852 816 847 853 Schafe 1633160 1523732 109 828 Ziegen. 155 692 168 310 2618.

Demnach hat die Zahl der Schlachtungen von Rindvieh und Schafen im Jahre 1905 bedeutend zugenommen, während die der Schweine schlachtungen allerdings um g, 58 oso zurückgegangen ist. Aber diefes Minderangebot von Schweinen, dem ein so beträchtliches Mehrangebot von Rindvieb und Schafen gegenüberstand, stellt keine ausreichende Be⸗ ar , der hohen Prelse aller Fleischsorten dar, zumal wenn man erücssichtigt, daß auch die Einfuhr von Fleisch aus dem Auslande im vergangenen Jahre eine große Zunahme erfahren hat; denn es sind rund 6 9990 000 kg ch und 3 0568 000 kg einfach zubereitetes Rindfleisch. 8 O50 9o0 Kg frisches und 1165 0900 kg einfach zu⸗ bereitetes Schwelnefleisch, 293 090 kg Schweineschin ken, 6 gob obo kg

chweinespeck und 125 609 kg frischeß Hammelfleisch, im ganzen rund 26 559 00 kg Fleisch, d. i. eiwa doppeit so vlel wie im Fahre 1904, nach Deutschland eingeführt worden z), wevon auf die nichtpreußischen

) S. Nr. 32 des „Reichs und Staateanzeigers vom 6. Fe⸗ bruar d. J. Zweite Bell age. . Nr. 240 des Reichs und Staatganzeigergß! vom 11. Ok⸗

9 Bie Statistik der Fleischein- und ausfuhr Deutschlands im Ja n und 9 den Vorsahren wird in einer der nächsten Nummern

d. Bl. veröffentlicht werden.

Och sen Bullen l Jungrinder. Kälber Schweine.

Kulturreste bald verschwinden.

Febiete des Reichg nur ein kleiner Teil entfällt. Kann somit die ger rg n. Preußens nicht als ungenügend bezeichnet werden, so sst die Verteuerung des Fleisches um größten Teil auf andere Ursachen zurũczufũhren. ;

u diesem Ergebnis führt auch eine vergleichende in der Zahlen der in Preußen nur auf Trichinen und Finnen be Hausschlachtungen in einer Reihe von Jahren untersuchten Schwelne. Die 35nt dieser geschlachteten Schweine betrug 1905 10 285 556, 1904 11 503 041, 1903 10 442 545, 1902 9 6093 210, 1901 9438 387, 1900 9 896 969. Es weicht also die Zahl der Schweineschlachtungen im Jahre 1905 von den Schlachtungs⸗ 1iffern der 3 abgesehen von dem Jahre 1904, in dem die Zahl der Hausschlachtungen eine außergewöhnliche h erreicht hat nicht erheblich ab. Daß im Jahre 1904 die Zahl der Schweine schlachtungen so außerordentlich gestiegen ist, hat ausschließlich darin seinen Grund, daß in der ersten Hälfte des Jahres viele Schweine⸗ jüchter infolge des sehr niedrigen Standes der Viehpreise freiwillig Schweine frühjeitig abschlachteten, um vor Verlusten zu schützen, und daß in der jweiten Hälfte des Jahres, als die große Trockenheit eine schlechte Kartoffelernte und damit eine Futternot zur Folge hatte, sebr viele andere Viehbesitzer unfreiwillig einen Teil ihrer Schweine aus Mangel an Futter zum Schlachten verkauften oder selbst schlachteten; machte doch die Zahl der allein in den drei Monaten Oktober bis Ende Dezember 1904 der Schlachtvieh. und Fleisch. beschau unterstellten Schweine fast ein Drittel (2 60s 5K) der Zahl der im ganzen Jahre in Preußen jur gewerbsmäßigen Ver— wendung bei der Fleischversorgung geschlachteten Schweine und die Zahl der in diesen drei Monaten nur auf Trichinen und Finnen bei Hausschlachtungen untersuchten Schweine sogar fast jwei Fünftel 3 928 949 der Gesamtzahl der 1904 der Trichinenschau unterlegenen Schweine aus. Sieht man aber, wie schnell nach dem in den Jahren 1901 und 1902 eingetretenen Rückgange der Schlachtungen eine be⸗ deutende Vermehrung derselben möglich gewesen, so ist der Schluß berechtigt, daß die gute Kartoffelernte! des Jahres 1905 ebenfalls wieder eine starke Zunahme der Schweinezucht und der Schlachtungen jur Folge haben wird.

Zur Arbeiterbewegung.

Der z. 3. in Essen tagende preußische Bergarbeiter delegierten tag (vgl. Nr. 37 d. Bl) nahm, W. T. B.“ zufolge, gestern einen Beschlußantrag an, in dem an der Forderung einetz dier g e geschee festgehalten wird. Falls die Regierung aber ein Reichsberggesetz nicht schaffen wolle, ersucht der Bergarbeitertag die Regierung und den Reichstag, die Gewerbeordnung noch in diefer . so zu ändern, daß zum Schutze der Bergarbeiter eine Anzahl näher bezeichneter Vorschriften über Schichtjeit, Ueber und Nebenschichten, Nullen, Gedinge, Zechen, Woh⸗ nungen, Grubenkontrolleure, Arbeiterausschüsse und ihre Be— fugnisse, Reform des Knappschaftswesens, Schiedsgerichte für Streitigkeiten und Einrichtung von Brausebädern für alle Gruben ufw. erlassen werden. Im weiteren Verlaufe der Verbandlungen wurden zwei Resolutionen angenommen, deren eine die Forderung einer all⸗ emeinen Lohnerhöhung und die Erstrebung eines Minimallohnes ent— in und zu dessen Erreichung die Stärkung der Organisation empfieblt. Die zweite Resolution beauftragt die Arbeiter⸗ ausschüsse, in' diesem Sinne bei den Zechenverwaltungen vorstellig zu werden, und empfiehlt bei den Zechen, wo keine Arbeiter ausschüsse bestehen, die Wahl besonderer Kommissionen, die mit dieser Aufgabe zu betrauen seien. Diese Resolution wurde von den christ. lichen Gewerkoereinen, von dem Hirsch⸗Dunckerschen Gewerk. verein und dem Verein zur gegenseitigen Hilfe angenommen, während der alte Verband und der polnische erein die Aus- führung der Forderungen dieser Resolution für sich ablehnten. Hierauf beantragte der Reichstaggabgeordnete Sachse, die Siebener⸗ Kommission für ganz Preußen für zuständig zu erklären und zu ver— größern, während der . der Kommission Effert Zuwahl eines Mitgliedes beantragte. Ueber diese beiden Anträge wurde jedoch kein Einvernehmen erzielt, . bleibt der bisherige Zustand bestehen. Ferner wurde ein Antrag eingebracht, die bestehenden Organisationen zu verschmeljen. Der Vertretertag überließ es den Organisationen, hi erzu Stellung zu nehmen.

In Rheydt sind, nach der Köln. Ztg.“, sämtliche beim Bahn— hof sum bau beschäftigten Erdarbeiter gestern in den Ausstand . Sie verlangen eine Erhöhung des Stundenlohns von 36 au 5.

Aus Prag wird der „Frkf. Ztg.“ . daß die Ver- trauensmännerversammlungen der Bergarbetterin Dberleuteng« dorf und Dux Lohnforderungen aufstellten, jedoch gleichzeitig mit Rücksicht auf die Weltlage des Bergbaus gegen einen He fm Stellung genommen haben.

In Fiume sind gestern, wie W. T. B. meldet, auch die Ladearbeiter der Ungarisch-Kroatischen Seeschiff⸗ fahrtsgesellschaft in den Augstand getreten. Die übrigen Hafenarbeiter haben in einem Memorandum höheren Lohn ge— fordert. (Vgl. Nr. 35 d. Bl)

In Lon don versammelten sich, dem W. T. B. zufolge, gestern nachmittag zwischen drei und viertausend Arbeitslosfe am Themse⸗ ufer und marschlerten unter polizellicher Begleitung nach dem Hyde park, wo Reden gehalten und drei Resolutionen angenommen wurden, in denen die Regierung dringend gebeten wird, Schritte zur Lösung der Arbeitgslosenfrage zu ergrelfen.

Die Tüllarbeiter in Lyon beschlossen, nach einem Telegramm des. W. T. B.“, den Gesamtausstand. Sie verlangen eine Lohn erhöhung, den Zehnstundentag und die Aufhebung der Nachtarbeit.

Kunst und Wissenschaft.

A. F. In der Februgrversammlung der ‚Vorderasiatischen Gesellschaft sprach Dr. M. Sobernheim über Petra“, das er in Gemeinschaft mit Dr. Magnus, Privatdozenten für Botanik an der Berliner Universität, im Frühjahr 1905 besucht hat. Die Voll—« endung der Eisenbahn Haifa Damaskus einerselts, die Inbetrieb. setzung der Bahn Damaskus Melka auf der Strecke Damaskus Maan andererseits erlaubt gegenwärtig den Besuch des Ostjordan⸗ landes, der alten Landschaften Ammon, Moab und Edom, in unver- bältnigmäßig kurzer JZelt und mit geringerer Beschwerlichkeit als sonst. Der Vortragende besuchte zuerst Dscherasch. Unter 32.40 n. B. ist es mit dem 20 südlicher gelegenen Petra der Brennpankt der Kultur eines Volkeg, der Nabatäer, das man glei seiner Geschichte und seinen jetzt in Ruinen liegenden, einst mit berrlichen Gebilden der Kunst geschmuͤckten, volkreichen Hauptstädten bis vor 100 Jahren in Europa. nur wenig kannte. Seitdem sind beide Plätze viel besucht und beschrieben worden; nachdem die Hohe Pforte in Oscherasch Tscherkessen angesiedelt hat, die ungehindert die Muinenstaätte als Stelnbruch benutzten, llegt die Gefahr vor, daß die alten Die Nabatäer sind etwa um 1000 v. Chr. in das Land östlich des Jordan gewandert. Mit dem benachbarten assyrlschen Reiche scheinen sie freundliche Bestehungen unterhalten, ihre Unabhängigkeit aber behauptet zu haben. Erst als sie ihre een e n s, n n, und unter Aretas 11. als erstem König ein selbständiges Köntgreich bildeten, gerieten sie um 90 v. Chr sn Verwicklungen mit den Königen von Juda, die 665 v. Chr. zur Einmischung der Mömer Uuter Pompeluß fübrten, der die Grenz gegen Juda loq. Seltzem bestan eln freund. liches Herlss e der Nabgläer ju den Römern, die je länger desto mehr die Wichtigkeit des Ostordanlandes und den 5 von dessen regen Handel und Vlehlucht trelbenden Bewohnern als Mittelglled wischen Südarablen, Indlen, Südpersien, Somallland und den ändern am Mitickmeöer erfannten. Bleser Erienntnia ist es zujuschrelben. daß die wentschauenden in, en Kaiser des eli nachchtiss schen Jahrhunderts, das n nach Möglichkest durch Straßen. und Brückenbauten sörderten. Mag war auch die Glansperlode der Städte Geiasa und Petra. Damals

entstanden die beiden großen Heeresstraßenzüge, wovon der westliche von den syrlschen Häfen her über Gerasa, der östliche von Norden her über den Hauran und Botzra nach Amman (Phllapelphic) führt, hier 66 mit dem westlichen Zweige vereinigte und über Petra nach Akkabah am oten Meere einerseitz und andererseits nach dem unterm 25. Breitengrade elegenen . Leule Coma an der arabischen Westküste fortgesetzt ist. elchen Wert die Römer auf diese Heerstraßen legten, ist heute noch an den Ruinen jweier Kastelle, vieler Wachttürme erkennbar. Man versteht den Wert, den die Römer auf das Ostjordanland ligten, wenn man sich der auf anderem als diesem Wege kaum bezieh—⸗ baren, verschiedenen Dinge erinnert, die in der ver⸗ feinerten, antiken Welt aus Arabien, Südpersien und Indien ir wurden: der Spezereien, Myrrhen, Räucherwaren 2e. scherasch Gerasa liegt in 580 m Meereshöhe in quellenreicher Gegend. Die 78 v. Chr. zuerst erwähnte Stadt ist von hohen Bergen umschlossen, die 10 m westlich sich bis zu 1300 m erheben. Be⸗ merkenswert ist vor allem die in nord. südlicher Richtung die Stadt durchziehende, an Palmyra erinnernde, 125 m breite Sänlenssraße, die Tia sacra, 1 km lang, eingefaßt von 2 Reiben 5.5 bis 9 im hoher Säulen in Abstanden von z, 10 bis 430 m. GEinst standen von diesen Säulen 260 auf jeder Seite, zusammen also 520, gruppenweise aber durch Architrave verbunden, jetzt stehen nur noch 71. Die Via sacra wird rechtwinklig gekreujt e, 3 Querstraßen, an den Kreuzungen war je ein Tetrapylon vorhanden. Am Südende läuft diese Straße in einen runden Platz aug, irrtümlich wohl für das Forum gehalten, der im Halbkreis mit Säulen ähnlicher Größe wie die Straße besetzt ist. In der Mitte der Stadt liegt oberhalb einer breiten Terraffe ein großer Tempel, vermutlich der Artemis geweiht, umgeben von Sulengängen (162 durch Antoninus Ptus erbaut), von denen westlich noch 25, iq 31 Saulen stehen. Auch diese Anlage erinnert sehr an Palmyra, an den dortigen Balstempel. Noch umschließt die Ring⸗ mauer eine Anzahl bffentlicher Gebäude, drei weitere Tempel und mehrere Kirchenruinen, Thermen sowle ein kleines bedecktes Theater. Bemerkenz wert ist, daß an Inschriftensteinen kenntlich, die christlichen Kirchen aus der Zeit der byzantinischen Herrschaft zum Teil mit dem Material der abgebrochenen oder zerfallenen Tempel gebaut sind, u. a. aug Quadern, die früher einem Nemesis- Tempel angehörten. Gerasa besaß sechs Tore und 1450 m vor dem Südtore an der Trojanstraße noch ein besonderes Triumphtor mit 3 Eingängen, das zu den besterhaltenen Bauwerken Gerasas gehört. Daran schließen ich die Reste einer großen Naumachie sowie eines schr bedeutenden mphithegters, dessen steinerne Sitze zu einem großen Teil noch wohl- erhalten sind. Endlich sei noch innerbalb der Stadt der Reste einer Fontäne und einer Tribunag in Verbindung damit gedacht. Die in der Nähe der Stadt gelegenen Quellen waren prächtig gefaßt. Von Dscherasch zog der Vortragende nach Petra. Etwa halbwegs jwischen dem Toten und dem Roten Meere erhebt sich der Berg Dschebel Harun, 1400 m hoch, an dessen Ostseite, in 30 m Meereshöhe n in jiemlich enger, aber fruchtbarer Gebirgsschlucht liegt. bweichend von Gerasa, findet sich auf der Trümmerftätte von Petra keine Spur von früheren menschlichen Wohnungen, und doch sst es eine volkreiche Stadt gewesen, deren Trümmer aber unter Geröll und Sand begraben liegen. Ausgrabungen dürften hier bestättgende Er— gebnisse bringen; denn es scheint erwiesen, daß hier lange Zeit eine wohlhabende, sogar reiche Bevölkerung gesessen haben muß, weil sich in der Umgebung eine große Anzabl besondersg kostbarer Geaß— male findet, auch Tempel und ein Theater vorhanden sind. Einem besonders kostharen Kunstwerk begegnet man in dem oberen, engen Teile der Talschlucht, wo auch deutliche Spuren von Pflaster und einer Wasserleitung noch vorhanden sind, näralich der aus dem Sandstein herausgehauenen Fassade eines Isistempels, als solcher be— stimmbar durch die daran angebrachten Sombole der Ifig, der von zwei Rinderhörnern gekrönten Sonnenscheibe und durch zwei Sphinxe. Tank der überhängenden Fele wand, ist das im edelsten svätgriechischen Stil ausgeführte Kunstwerk gut erhalten. Es bestebt die Wahrscheinssch= leit, daß es im zweiten nachchristlichen Jahrhundert geschaffen worden sst. Von anderen bedeutenden Bildwerken in Petra fei noch jweier Obelisken gedacht, die über dem Talrande im Osten thronen und wohl Qpferplätze bezeichnen, da sich Spuren von Altären fanden. Auf dem Westrande ist die Ruine eines schloßartigen Baues sichtbar, der den Namen Pharaonenschloß trägt. Kennzeichnend für die Sinnesart der Nabatäer ist die Anlage des Theaters in nächster Nähe einer zakl— reichen Gruppe besonders vornehmer Gräber. Seine Ruine sst der- hältnismäßig wohl erhalten.

Handel und Gewerbe.

In der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank bemerkte im Anschluß an die vorgetragene neueste Wochenübersicht der Vorsitzende, Präsident des Reichs—⸗ bankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Dr. Koch, daß die Erleichterung der Lage der Bank ziemlich langsam ge— wesen sei. Die Gesamtanlage sei zwar gegen Mute v. M. um 161 Millionen Mark zurückgegangen, steige aber mit 980 Millionen die der leßten 6 Jahre noch um erhebliche Beträge, die des Vorjahres um 171 Millionen. Insbesondere sei auch das Wechselportefeuille und der neuerdings abermals gewachsene Bestand an Schatz⸗ anweisungen weit größer als in den Vorjahren. Das Metall sei um 114 bzw. 61 Millionen geringer als 1905 und ToM2, da⸗ gegen um 43 bzw. 47 Millionen stärker als 1904 und 1903. Der Notenumlauf mit 1279 Millionen übersteige den der letzten 4 Vorjahre um 39, 80, 103 bzw. 130 Millionen, und die Deckungsverhältnisse seien entsprechend schlechter. Die steuerfreie Notenreserve mit 191 Millionen fei geringer als in den Vorjahren. Dabei seien die Kurse der fremden Wechsel hoch und näherten sich dem Goldpunkt oder hätten diesen sogar überschritten. Wenngleich der Diskont am offenen Markt in Berlin nur 3“ Prozent betrage, so sei doch eine Diskontermäßigung einstweilen nicht möglich. Der Zentral⸗ ausschuß war hiermit nach kurzer Debatte einverstanden. Sodann verlas ein Mitglied des Reichsbankdirektoriums im Auftrage des Vorsitzenden den Verwaltungebericht für das Jahr 1906 nebst der Bilanz und der Gewinnberechnung. Hierauf erstattete ein Deputierter das von den Deputierten des Jentralausschusses nach Prüfung der Bilanz und Vergleichung mit den Büchern abgegedene Gut⸗ achten, das von den anwesenden Mitgliedern des Jentral⸗ gausschusses zum Zeichen der Genehmigung vollzogen und dem Reichsbankdirektorium überreicht wurde. Tetzteres derichtet weiter an den Reichskanzler. Schließlich wurden noch einige Gattungen von Cisendahnpapieren zur Beleihung im Lomdard⸗ verkehr der Reichsbank zugelassen.

über⸗

(Weitere Nachrichten über Qudel und Gewerden s. 1. d. welten Beilage)

Theater und Munk.

In Königlichen Opern dane Rndet morgen. Wutwoc, elne Wiederholung von Auderg komtscher Oper Fra Diadolo' in der bekannten Besetzung der Mauptroken mit den Damen Qrzoa, Rotbauser, den Derren Philip. Mede. Jörn. Kunpzer, ie dan und Krasa statt Gingetretener Vindernisse weren wird au

reltag statz der wer ,, des . Pfeifertages eetboveng Fidel do! im nenen szenischen Gewande gegeden. Die U Nesem Tage an der Tbeaterkasse gekau ten Billette dedalten idre . können ader dig zum 18 d We aun der erm tkm kasse und am 16 seldst an der Vormittags. und Adendka e di . der Vorstellung gegen Gistattung des Aufheldes zurückgegeden werden.