Seine Majestät der König haben Allergnadigst geruht:
dem Vorstand der Hofhaltung Ihrer Königlichen Hoheit
der Frau Prinzessin Friedrich Karl von Preußen. Hofmeister
und Kammerherrn Freiherrn von Wangenheim den persönlichen Rang einer Vizeoberhofcharge zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnãädigst geruht: den Oberlehrer und Religionslehrer am Gymnasium in Gnesen Robert ö a. ,, bei der Metro⸗ itankirche in Posen zu ernenn ; volit r ti en, ö. bel lehrern Dr. Georg Höfer an dem in der Entwicklung begriffenen Realgymnasium nebst Real⸗ schule in Düsseldorf zum Direktor der Realschule in Ems die Allerhöchste Bestätigung zu erteilen.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Privatdozent, Professor Dr. Bernhard Heine zu 6a fr außerordentli hen Professor in der medizinischen Fakultät der Universität zu Königsberg ernannt worden. . (. —ͤ
Dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Universilät zu Kiel, Generaloberarzt Dr. Reinhold Ruge ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
Finanzministerium.
Unter Bezugnahme auf meine gern rn vom 1. De⸗ zember v. J. II 15 445 ,, ich Euer Hochwohl⸗ geboren, daß die Entwürfe eines Barenverzeichnisses zum Zolltarif vom 25. Dezember 1992 sowie einer Anleitung für die Zollabfertigung und eines Taratarifs seitens des Bundes—⸗ rats in der Sitzung vom 11. v. M. — S A4 der Protokolle — enehmigt worden sind und mit dem 1. März d. J. in Wirk⸗ ere, treten. 6. . ö
Die vom Bundesrat festgestellten Tarasätze sind, wie bis⸗ her, in der Handagus gabe des Zolltarxifs bei den einzelnen Nummern des Tarifs abgedruckt. Ein besonderer Taratarif wird daher für den Handgebrauch nicht heraus⸗
en werden. 4 dete, , ahn des Warenverzeichnisses und der Knleitung für die Zollabfertigung sowäie des ,, . vom B. Dezember 1902 nebst Zuge⸗ hörigem Jolltarik sind Ihnen und den Hauptämtern Ihres Verwaltungsbezirls inzwischen bereits zugegangen. .
Ich ersuche, Anordnung zu treffen, daß die bezeichneten Druckfachen, soweit dies nicht bereits geschehen sein sollte, schleunigst an die Amtsstellen und Beamten in der erforder⸗ lichen Weise verteilt und in je einem Exemplar zur Einsicht des Publikums an Amtsstelle ausgelegt oder bereit gehalten werden. . .
Daß das Warenverzeichnis zum neuen Zolltarif sowie die Anleitung für die Zollabfertigung und die an⸗ zuwendenden Tarasätze vom Bundesrat . sind und mit dem 1. März d. J. in Kraft treten, ist dure die Amts⸗ blätter unter wi men * 5 12 des ö 2
i nerken hekannt zu machen,
G Fe,, bei den Amtsstellen ein⸗
n werden können. . gesehrz⸗ zum Gebrauch bei der Erhebung der Zölle be⸗ stimmten Rechentafeln, die Tafeln zu den Bestimmungen kber die Zollbehandlung der Mineralöle, sowie die Tafeln zur ʒollamtlichen bern ng von Verschnittwein und Verschnittmost werden Ihnen und den Hauptämtern dem⸗ nächst gleichfalls in der beantragten Anzahl von Abdrücken durch die Reichsdruckerei zugehen. Ich ersuche, auch für recht⸗ zeitige Verteilung dieser Drucksachen an die Amtsstellen und Beamten Sorge zu tragen. ĩ
Berlin, den 21. Februar 1906.
Der Finanzminister. Im Auftrage: Köhler. An sämtliche Herren Provinzialsteuerdirektoren, den . e. 66 des Thüringischen Zoll⸗ und Dieuervereins zu Erfurt und die Königliche Re— gierung zu Sigmaringen.
Ministe rium für Landwirtchaft, Domänen und Forster
Bekanntmahung
über die Einfuhr von Schweinileisch aus Rußland.
Auf Grund des 5 7 des Reiche sezes betreffend die Ab⸗ wehr und Unterdrückung von Biseuchen, vom 33. Juni 188071. Mai 1894 (Reichsgesetzblai 1834, Seite CG) und des 8 3 des preußischen Aus fũhrungese des vom 12. März 1881 (Gesetzsamml. S. 128) in der ng des Gesezes vom 22. Juli 1905 (Gesetzsamml. S. 318 wird zur Abwehr der Finschleppung von übertragbaren Schen der Schweine, ins—⸗ FHesondere des Rotlaufs, der Schweinuche und der Schweine— 6 welche Krankheiten in Rußlanin einem für den in⸗
. Staatsgebiet folgen angeordnet: ganze preußische Staatsgebie ae, mn e
. e ü Die Einfuhr von Schweinefleis aus Rußland ist ver⸗
boten, jedoch mit Ausnahme solchen chweinefleisches, das als „ubereitet dazu lassenen Ausfüũhrungs⸗
zbl. S. 647) und der er ; ng 9st S6 ) Zubeetes Schweinefleisch in
hestimmungen anzusehen ist. diesem Sinne — hlssn sich ergebenden Beschrãnkur und unter den dort voörgesehenen Bedingungen n n ,
Ausnahnien von dem Verbote ö L können zu Gunsten
des im kleinen Grenzverkehr sowie Meß⸗ und Marktverkeor eingehenden son ie des zum Rerbrauch mitgef * meinefleisches dꝛerch Anordnunger Negierungspräsidenten
der an en. 1 sie in Kraft. *
Alle sonstigen dem Verr nm tgegen tehende über gehe dee hinau gehe , An⸗ ordnungen über die Einfuhr Son Sinefleisch aus Rußland werden aufgehoben.
8. . Diese Anordnung tritt . dem 1. März 1206 in Kraft.
Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung unterliegen, soweit keine strengeren n e e verletzt werden, den Straf⸗ bestimmungen des 8 338 des Strafgesetzbuchs und des 3 65 Nr. 1, J 65 des Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880/1. Mai Lo. Berlin, den 21. Februar 1905. . - Der Königlich preußische Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. von Podbielski.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Regierungsrat Dre von Reiche in Minden ist zum Vorsitzenden, der Regierungsrat von Harnier daselbst zum stellvertretenden Vorsitzenden des Schiedsgerichts für Arbeiter⸗ versicherung Regierungsbezirk Minden ernannt worden.
Die Hochzeitsfeiern am Kaiserlichen Hofe.
Seine Majestät der Kaiser und König besichtigte, „W. T. B.“ zufolge, gestern vormittag im Königlichen Marstall einen Kronleuchter, zusammengesetzt aus /, Geweih⸗ stangen, den die Hofjagdreviere geschenkt haben, sowie das Geschenk der deutschen Schiffsbaugesellschaften, bestehend aus 12 silbernen Schiffsmodellen, welche die Entwicklung der Segel⸗ schiffahrt zeigen. .
Bald nach 11 Uhr rückten die alten Mannschaften der 2. Kompagnie des L. Garderegiments z. F., die vor 25 Jahren unter Seiner Kön glichen Hoheit dem da⸗ maligen 6 Wilhelm als Haupmiann und Kompagniechef gedient haben, vom Zeughaus her in Reih und Glied mit der Kapelle des J. Garderglments an der Spitze in den inneren
ehemaligen Unteroffigere vor der Front. mando hatte der Kastellaa. Goerns. Es waren etwa 170 Mann. Eingefunden hatten sich auch der Oberst und
den Jahren 1877 . haben. Gegen 12 Uhr erschienen Seine Majestät der Kaiser in der Unif des Regiments, Ihre Majestät die Kaiserin und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria Luise. estanden“ und überr 9 Kaiser rief den
Meine Kompagnie“ z
te den Frontrapport. Seine Majestät
das freudig erwidert wurde. Dann
3000 SM für die 2. Konpagnie hin. mit einer Ansprache. Den Mannschaften wurden sodann als Erinnerung an den deilwürdigen Tag Zeichen übergeben, die aus einer filbernen 2 im Silberkranz auf weiß und gelb ge⸗ streiftem Bande bestehey.
Gestern gegen 2 1. Nachmittags trafen auf dem Lehrter Bahnhof Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Oldenburg und Ihre Hoheit die Durchlauchtigste Hetzogin-Braut Sophie Char⸗ lotte und Seine Königliche Hoheit der Erbgroß— herzog ein, denen der neue Zofstaat des künftigen Prinzlichen Paares und die sonstigen zum Empfang bestimmten Persönlich⸗ keiten bis Rathenow entgegengcfahren waren. Ihre Königlichen Hoheiten begaben sich mit dem Gefolge alebald nach dem Schloß Bellevue, nohin auch Ihre Hoheit die
dem Gouverneur von Berlin, Ceneralfeldmarschall von Hahnke, dem Kommandanten Generalmcor Graf von Moltke und dem Polizeipräsidenten Dr. von Boxies geleitet wurde.
inzwischen mit den Majestäten Königliche Hoheit die
Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit
. Prirzessin
der
ländischen Viehbestand bedrohlichen Uange herrschen, für das
darf mit den aus 1 vorbezeichneten Vor⸗
We ruf andgrenze ansnden Bezirke zugelassen e russische Le me zug'ng 8. nr ihelt solche Anordnunpereits bestehen, bleiben
robot des entgegenstehenden oder
Kronprinz, Ihre Königlichen Hoheiten die Söhne und die Prinzessin Bictoria Luise versammelt, ferner die Hofstaaten und lie Herren Umgebungen. Vor dem Sgloß des 1. Garderegiments z. 5. mt Fahne und Musik, am rechten
Symne. X * ne . 8 . die Herzogin die Front der Kompagnie entlang und nahm dann mit der Herzogin din Vorbeimarsch ab.
des hohen Brautpaares stitt, sowie eine . el für den engeren Dienst. Die Kaiserlichen Majestäten kehrten gegen Uhr nach dem Königlichen Schloß
on B Generalfeldmars die Ritter des Schwarzen Adlerordens,
von Bülow, die . die Generale und
sönlichkeiten versammelten.
gesammelt, die Seine Königliche Hoheit den Prinzen Eitel⸗ Friedrich mit Jubel begrüßse, der mit der Leibkompagnie des J. Garderegiments in das Schloß einrückte.
Um 5 Uhr Abends fand der feierliche Einzug Ihrer
Hoheit der Herzogin⸗Braut vom Schlosse Bellevue aus Vorauf ritt eine Ezkadron des 1. Gardedragonerregiments Königin mitgefũhrten
in die geschmückte Hauptstadt bei trübem Wetter statt.
Victoria von Großbritannien und Irland mit den Trom⸗ vpetern an der Spitze; dieser folgten, von dem Rittmeister Freiherrn von Holzing-Berstett und zwei Piqueuren geführt, ein sechsspänniger Wagen mit dem für den Hofstagt Ihrer Hoheit der Herzogin-Braut designierten Kavalier Kammer⸗ herrn von Heynitz und dem Hofmeister und Kammerherrn Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl von Preußen, Freiherrn von Wangenheim, ferner zwei sechs⸗ fpännige Wagen mit den Ihrer Hoheit der Herzogin⸗Braut
entgegengesandten Kavalieren und dem von Seiner Maj estät dem Kaiser zur Aufwartung Ihrer Hoheit während der Vermaͤhlungsfeierlichkeiten bestimmten Obertruchseß, Grafen von Wedel, und dem Großherzoglich oldenburgischen Bevollmächtigten, Minister des Großherzoglichen Hauses Willich. Darauf folgte eine halbe Leibeskadron des Regiments der Gardes du Corps. Sodann kam der große Königliche Staatswagen mit 8 von Pigueuren geführten Pferden bespannt, in dem die Durchlauchtigste Fir stn⸗ gm mit. Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl von Preußen und die designierte Ober⸗ hofmeisterin Ihrer Hoheit, die Gräfin von Schlieffen saßen. Auf der rechten Seite des Wagens ritt der Oberstallmeister Freiherr von Reischach, auf der linken Seite der Vize— oberstallmeister Freiherr von Esebeck. Dann folgte wieder eine halbe Leibeskadron des Regiments Gardes⸗du⸗Corps, an deren Spitze Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ritt, und ein sechsspänniger Wagen mit den Damen Ihrer Hoheit der Herzogin⸗Braut und der Hofdame Ihrer Röniglichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Carl von Preußen. Den Schluß des Zuges bildete eine Eskadron des Garde⸗ kärassierregiments mit den Trompetern an der Spitze.
Zu beiden Seiten der Feststraße im Tiergarten bildeten bis zum Brandenburger Tor Innungen Spalier. Am Kleinen Stern im Tiergarten setzten sich 6 Postinspektoren und 40 Postillone unter Fũhrung des Oberpoftdirektors Domizlaff an die Spitze des Zuges. Am Brandenburger Tor, außer⸗ halb der Stadt, empfingen der Gouverneur, Generalfeld⸗ marschall von Hahnke, der Kommandant von Berlin, General⸗ major Graf von Moltke und der Polizeipräsident Dr. von Borries die Durchlauchtigste Herzogin-Braut und schlossen sich von dort an die bereits am Wagen reitenden vorgenannten Personen an.
Fluͤgeladjutant Freihesr von Berg sowie die Offiziere, die in ö 1889 bei der Kompagnie gestanden in 1d et
lung Aufstellunz genommen. Sobald der goldene Staatswagen am Pariser Platz eingetroffen war und Balt gemacht hatte, trat der Oberbürgermeister Kirschner mit den übrigen Herren Der Kastellan Goerns kommandierte Still⸗ an agenschl ; Iyhre Hoheit die Herzogin⸗Braut: getretenen ein lautes, Guten Morgen,
. , , 3 3 28 dete a8 83 rw 20IIE0 . schritt Seine Majestät die Front ab und redete jeden einzelnen Kenn. . ern d n n, seiner früheren Leute an Sich nach ihren Verhältnissen erkundigend. flãdtichen Bebörden und der gefamten Bärgerschaft gnädigst ent— Der Kastellan Goerns hielt hierauf eine kurze Huldigungs⸗ ern,, ansprache und wies juf die Adresse und die Stiftung von
Seine Majestät erwiderte
Herzogĩn-Braut vom Bberstallneister Freiherrn von Reischach, Schleife in den oldenburgischen Zandesfarben.
Eine nach Tausenden zählnde Menschenmenge begrüßte die hohe Braut auf ihrem Weg vom Lehrier Bahnhof durch den Tlergarten bis zum Schloz Bellevue. Hier hatten sich Ihre Friedrich Carl,
Prinzen⸗ . 4 ö hatte, bewegte sich der Zug, von den zur Seite der mit Fahnen — und Damen der stand die Leibkompagnie
Flügel die direkten Vorgesetztet: Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel-Friedrig kommandierte seine Kompagnie. Die Kompagnie präsentierte bei der Einfahrt der Herzogin⸗ Braut in den Schloßhof, die Musik spielte die Oldenburgische Seine Majestän der Kaiser führte Ihre Hoheit
ᷣ 5 . rsch ab. Hierauf fand im Schlosse Bellevue Frühstücks tafel für die Familie
n J ich oß zurück, wo sich die Gefolge, Seine Turchlaucht der Reichskanzler Fürst älle, die Generalobersten,
Admirale, die Minister und Präsidien der Parlamente und r die anderen zum Empfang der Herzogin⸗Braut befohlenen Per⸗ im Sinne des 8 12 degeichsgesetzes, betreffend die Schlachtvieh⸗ und Fleischbeschau, 1 3. Juni 1900 Reichs⸗ Auf den Terrassen des Schlosses und auf den Tribünen
am Lustgarten hatte sich eine gewaltige Menschenmenge an⸗
Sobald gegen 5i Uhr Ihre Hoheit die Herzogin⸗Braut in das Tor hineinfuhr, begann im Lustgarten die daselbst
aufgestellte Leibbatterie des Ersten Gardefeldartillerieregiments Schloßhof ein und nasmen Aufstellung in drei Gliedern, die dreimal 24 Kanonenschüsse Salut abzufeuern. ; ĩ . Das Rom seite des Pariser Platzes hatten auf dem dortigen Insel⸗ perron der Oberbürgermeister Kirschner, der Bürgermeister
Auf der Süd⸗
Dr. Reicke, der Stadtrat Namslau, der Stadtverordneten⸗ vorsteher Dr. Langerhans und die übrigen Mitglieder der Abordnung des Magistrats und der Stadtverordnetenversamm⸗
an den Wagenschlag heran und hielt folgende Ansprache an
Durchlauchtigfte Hoheit! Snädigste Heriogin! Eare Hobeit wollen belm Einzuge in die Königliche Haupt und Residenjstadt Berlin den ebrfurchtsvollsten Willkommengruß der
Wir begrüßen in Eurer Hoheit keine Fremde. ö ö 1 ö — — 2 6 * 1 — Diese Stadt war die Heimat Eurer Hobeit bochseligen Frau Matter und das Andenken an deren Ahnen, vornehmlich an die er=
kabene Heldengestalt des ewig unvergeßlichen Prinzen Friedrich Karl,
lebt in der Seele der dankbaren Einwohner fort. ; j Die buld vollen Worte, mit denen Eure Hoheit unseren Slück⸗
8
rwunsch zur Verlobung zu erwidern die Gnade batten, sind uns dafür
Gere ähr, daß sich Gure Heheit ix der neuen Heimat wobl fühlen und ihr allrjeit ein gaädiger Wohlwollen entgegenbringen werden.
Mögen alle die Grwartungen, Hoffnungen und Wänsche, mit denen Eure Hobeit freudig kewegt dem in inniger Liebe gewonnenen Fãrfiensohne entgegen ehen, herrlich in Erfüllung gehen.
heutige Tag sei für Gure Hoheit und den durchlauchtigsten Bräutigam der Beginn einer langen, langen Reihe reich beglũckter,
gottbegnadeter Jabre! d.
Wir bitten Sure Hobeit, einen Blumenstraß als äußeres Zeichen — ;
eit, der Liebe und Verebrung gnärigst anzunehmen.
Ibre Hoheit die Herzogin Sophie Charlotte hoch, boch, boch!
Eine der Ehrenjungfrauen überreichte der Durchlauchtigsten Herzogin-Braut einen prachtvollen Blumenstrauß mit einer ; Ihre Hoheit die Herzogin reichte dankend der jungen Dame die Hand und
erwiderte dann auf die Rede des Oberburgermeisters mit einer
Ansprache, in der sie für den schönen Empfang, den ihr die Stadt Berlin bereitet habe, herzlichst dankte.
„Ich boffe mich“, fuhr die hob⸗ Braut fort, bald recht wohl in neuen Heimat zu füblen, die auch diejenige meiner Mutter gewesen ift, obgleich es mir schwer gefallen ist, meine alte Heimat ju verlassen.“
Nachdem Ihre Hoheit die . dem Ober⸗ bürgermeister zum Zeichen ihres Dankes die Hand gereicht
und Girlanden geschmuͤckten Feststraße aufgestellten Innungen und Verbänden sowie vom Publikum, das den Bürgersteig besetzt hielt, lebhaft begrüßt, innerhalb der Promenade, unter dem Salut der im Lustgarten aufgestellten Leibbatterie und dem Ge⸗ aute der Glocken sãmtlicher Kirchen, nach dem Königlichen Schlosse, auf dessen Hof die Leibkompagnie als Ehrenwache mit der Fahne des Regiments Aufstellung genommen hatte, bei ihr die direkten Vorgesetzten mit dem kommandierenden General von Kessel an der Spitze. Bald nach 5g Uhr ritten die Postillone unter den Klängen des alten Braulliedes Wir winden Dir den Jungfernkranz“ in den Schloßhof ein und quer über den Hof nach Portal L hinaus. Als der Braut⸗ wagen einfuhr, ließ Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel⸗ Friedrich die Ehrenwache präsenfieren, die Mufsik setzte mit der Dldenburgischen Hymne ein. Der Königliche Staaiswogen hielt vor dem Baldachin am Portal der Wendeltreppe, an deren Fuße Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz und die Prinzen des Königlichen Hauses die Durch⸗ lauchtigste Herzogin⸗Braut empfingen und die hohen Damen unter Vortritt der Hof⸗, Vizeoberhof⸗, Oberhof⸗ und Obersten Hofchargen hinaufgeleiteten. An der Tür des Schweizersaales, in dem eine Galawache vom Regiment Gardes du Corps mit dem Trompeterchor und die Leibgarde Ihrer Majestät der Kaiserin aufgeftellt waren, begrũßten Seine Majestãt der Kaiser und die Prinzessinnen Ihre Hoheit die Herzogin⸗Braut und ge⸗ leiteten sie nach dem Ritiersaal, wo Ihre Majestät die Kaiserin mit den höchsten Gästen die Durchlauchtigste Braut erwartete. Nunmehr traten sämtliche Fürstlichkeiten an die nach dem Schloßhof hinausführenden Fenster des Vestibüls vor dem Ritterfaal. Seine Königliche Hoheit der Prinz Eitel⸗Friedrich hatte inzwischen die Leiblompagnie zum Parademarsch antreten lassen und führte sie nun, vor Seiner Majestãät dem Kaiser und den Fürstlichkeiten salutierend, zum Schlosse unter klingendem Spiel hinaus, um sich dann auch seinerseits nach dem Rittersaal zu begeben.
Die Majestäten, die hohen Eltern der Braut und das hohe Brautpaar, gefolgt von dem Oberstkämmerer Fürsten Solms⸗Baruth, dem Minister des Königlichen Hauses von
Wedel, dem e oldenburgischen Bevollmächtigten, Rinister des Großherzoglichen Hauses, Willich und dem Ge⸗ heimen Oberregierungsrat und vortragenden Rat im Ministerium zes Königlichen Hauses Keil schritten nach dem Kurfürsten— zimmer zur Vollziehung der Ehepakten. Hierauf geleiteten die Majestäten, unter Vortritt der chen Höfchargen, die Durch⸗ 2. Braut nach den für sie in Bereitschaft gesetzten Ge⸗ mächern.
Abends um 7 Uhr fand bei Ihren Majestäten im Elisabeth⸗ saal, des Königlichen Schloßses eine Familientafel statt, bei welcher der Durchlauchtigste Bräutigam und die Durchlauchtigste Braut die Ehrenplätze eingenommen hatten. Gleichzeitig fand Narschalltafel für die Gefolge der Allerhöchsten unb Höchsten Herrschaften in der Bildergalerie statt.
Ueber feierliche Veranstaltungen und Stiftungen anläßlich der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin im In⸗ und Auslande sind folgende telegraphische Berichte des, W. T. B.“ eingelaufen:
München, 27. Februar. Seine Königliche Hoheit der Prinz- Regent Tuitpold begab sich gestern mittag in preußischer Artillerieunifosm jum preußischen Gesandten Grafen von Pourtalss, um ihm aus Anlaß der silbernen Hochzeit des Faiserpaares seine Glückwünsche zum Ausdruck ju bringen.
Am Abend gab der preußische Gesandte Gras Pourtelòs aus Anlaß der silbernen Hochzeitsfeler Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin ein glänzendes Ballfest im Künstlerhause, ju dem Ihre Königlichen Ho betten der Prinz und die n, , . Ludwig mit den Prinzessinnen⸗Töchtern und andere Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, ferner das diplomatische Korpa, die Minister, die Hofgesellschatt, Mitglieder der beiden Kammern des Landtags sowie jahlreiche Mitglieder der Gelehrten und Künstler⸗ welt, erschienen waren.
Bremen, 27. Februar. Aut Anlaß der silbernen Hochzeit Ihrer Majestãten des Kaisers und der Kaiserin hat ein aus Mitgliedern des Senats und der Bürgerschaft, der Kammer für Handel und Gewerbe und für Landwirtschaft und anderen Bürgern gebildetes Komitee den Betrag von 108 009 M gesammelt, der jur Begründung einer Stiftung bestimmt ist, deren Ein⸗ künfte dazu verwendet werden sollen, um AMUnieroffizieren und Mannschaften des den Namen (Bremen tragenden Hanseatischen Infanterieregiments Nr. 75 während ihrer Tien ftjeit und beim Uebertritt in das bürgerliche Leben Unterstützungen zu ge⸗ währen. In jweiter Linie sollen auch Witwen und Waisen dieser Personen unterstützt werden. Die Stiftung soll den Namen tragen: . Stiftung für das Regiment Bremen vom 27. Februar 1906.
Essen, 27. Februar. Frau Geheimrat F. L. Krupp hat an. läßlich der silbernen Hochzeit des Kaiserpaares cine mit einem Kapital don 1 Million Mark ausgestattete Stiftung jur Grweiterung des Auguste. Victoria ⸗ Erbolungsbauses auf Altenhof bei Efsen und zur Crrichtung eines Erholungsbeimes für Frauen und Kinder geschaffen. Die Zinfen von 086 00 νι sollen jur Bejablung der Pflegekosten reserplert bleiben. Der verfügbare Rest des Stiftungskapitals soll jur Vergrößerung des bestehenden Männererholungihaufes bezw. zur Erweiterung des Altenhofes verwandt werden.
Prag, 27. Februar. Der biesige Hilfsverein der deutschen Reichsange hörigen veranstalteie vorgestern in der evangelischen Kirche zur Feier der silbernen Hochzeit des Deutschen Kaiserpaareg einen Festgoltesdienst, an dem u. A. teilnahmen: der Statthalter, der Komniandlerende General, der Poltjeidirektor und der deutsche Konsul.
Paris, 27. Februar. Zur Feier der silbernen Hochieit Ihrer Majestäten des Deutschen Kaiserpaareg und jur Vermablung Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Eitel ⸗Friedrich veranstaltete der hiesige deutsche Quartettverein gestern abend unter dem Protektorat des Fürsten Radolin ein Wohliätigkeits konzert, das einen glänzenden Verlauf nabm. Nach dem Konzert fand ein Festmahl statt, bei dem der Fürst Radolin einen Trinkspruch auf dat Raiserpaar und das ge⸗ samte Königliche Haus ausbrachte. Das Fest fand mit einem Ball seinen Abschluß.
St. Petersburg, 27. Februar. Aus Anlaß der silbernen Hochzeit des deutschen Kaiserpaares fand heute in der Petrikirche ein Festgottesdienst statt, an dem der deutsche Betschafter von Schoen mit den Herren der Boischaft, der bayerische Sesandte und der Generalkonsul teilnahmen. Gegen Mittag gab der deutsche Botschafter ein Frühstück, zu dem außer den Mitgliedern der Bot- schaft und des Generalkonsulats, der bayerische Sesandte Freiherr pon und zu Guttenberg mit dem Personal der Gesandtschaft, die Vorstände der deutschen Vercine und die Spitzen der deutschen Kolonie geladen waren.
Heute gegen Mittag nahmen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin die Glückwünsche der Königlichen Familie zu Allerhöchstihrer Silbernen Hochzeit entgegen. Später fand im Königlichen Schloß Familien⸗ und für die Gefolge Marschalltafel statt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preusen. Berlin, 27. Februar.
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben der verwitweten Frau Bürgermeister Sternberg, geborenen Schenck, in Stetlin und dem Fräulein Emmy Fenchel; Keetmanshoop (Südwestafrika) das silberne rat mnverblerft- kreuz am weißen Bande Allergnädigst zu verleihen geruht.
Gestern ist hier, wie, W. T. B.“ meldet, von den deutschen und schwedischen Unterhändlern der Entwurf eines deutsch⸗ schwedischen Handelsvertrags unter Vorbehalt einiger noch unerledigter Punkte unterzeichnet worden.
Der Brandenburgische Provinziallandtag verhandelte in seiner gestrigen Sitzung den. Antrag des Provinziglausschusses betreffs Beteiligung des Provinzialverbandes von Brandenburg an der Errichtung und Unterhaltung einer Sonder anstalt für Taubstummblinde aus ganz Preußen. Ohne Debztte ermächtigte der Landtag nach dem vom Oberbürgermeister Schu ste h rus . Charlottenburg erstatteten Bericht den Lan zes— direktor, den Provinzialverband von Brandenburg an der in Ge⸗ meinschaft mit den übrigen Provinien beabsichtigten Errichtun und Unterhaltung einer Sonderanstalt für Taubstummblinde dur den Oberlinderein in Berlin mit einem zinsfrei iu gewährenden, aber durch Grundbucheintragung auf dem Anstaltigrunzstück sicher zu stellenden Kapital von 28 000 4A und fortlaufenden Jahreszahlungen don je 730 M für jeden besetzten und je 365 A für jeden unbesetzien don fänf Plätzen zu beteiligen. Nach mündlichen Berichten der Rechnung., Petitions! und Landes feuersozietättkommisston trat der Landtag in die Beratung des Hauptetats der Provinzial verwaltung für 1906, über den der Abg. Dr. von Jag aw Perleberg referierte. Nach längerer Debatte wurde der Etat in Ein⸗ nahme und Ausgabe auf 11766 800 4A festgesetzt. Die nächste Sitzung wurde auf morgen anberaumt.
Laut Meldung des, W. T. B.“ ist S. M. S. „Planet“ am 24. Februar in Freelown (Sierra Leone) eingetroffen und geht ven dort nach St. Helena in See.
S. M. Flußkanonenboot ‚ Vaterland“ ist am 24. Fe⸗ bruar in Itschang (am Jangtse) eingetroffen. . S. M. S. „Loreley“ ist vorgestern in Konstantinopel eingetroffen.
S. M. S. „Bussard“ ist vorgestern von Kilwa nach Daressalam in See gegangen.
Hannover, 25. Februar. In der gestrigen Sizung des Hannoverschen Provinziallandtags erläuterte, dem Hannober⸗ schen Courier‘ jufolge, der Landenforstrat Quaet-fas lem den Be⸗ richt über die Kolonisationsarbeiten auf dem Provinzial moor am Süd-⸗Vordkanal im Wirtschafttjahre 1505 sowie den mit 63 600 Æ in Einnahme und 4 100 M in Ausgabe abschließenden Forsthaushaltsplan, der obne Bemerkungen genehmigt wurde. Sehr eingebend begründete darauf der Landegdirektor Lichtenberg den An= trag des Provinzialausschusses, betr. die r, e,. von Landes meliorationen, wobei er im wesentlichen den Ausführungen der dem Antrage beigefügten Oenkschrift über die Förderuag von Landes meliorationen durch den Provinzialverband Hannover folgte. Die auf⸗ 66 Meliorationsprojekte, deren Ausführung als dringend erwünscht
ejeichnet wird, erfordern einen Kostenaufwand von 8 644 985 M, die Projekte, die erst in jweiter Linie in 3 kommen, 3 839 190 und die Projekte von minderer Dringlichkeit 1586 000 . In der sich anschließenden Debatte sprach sich der Abg. Struckmann dagegen aus, daß diese Aufstellung bei den Bewilligungen als Grundlage dienen solle, und beantragte, daß ein Aus wechseln der 6 gegen einander zu⸗ lässig sein solle Die Abstimmung ergab die einstimmige Annahme des Antrags Struckmann sowie * dadurch ergänzten Antrags des de ,, , . In der Beratung folgte sodann der Antrag, etr. die Aufnabme einer Anleihe von 59000900 n zur Förderung des Baues von Kleinbabnen in Verbindung mit dem Antrag des nn n,, betreffend die Abänderung der Bestimmungen, über Förderung des Baues von Kleinbabnen durch die Provinz Hannover. Nach der Begründung und eingehenden Ersrterungen der Vorlagen wurden die Verhand⸗ lungen auf Mittwoch vertagt.
Oefsterreich⸗Ungarn.
Bei den gestern im Eisenbahnministerium stattgehabten Besprechungen zwischen Vertretern der Regierung und der Kaiser Jerbnand⸗ Nordbahn, betreffend die Hrn, fun! der Eisenbahnunternehmung der Nordbahn, wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, volle Einigung hege , z aller noch offen gebliebenen strittigen Fragen erzielt, sodaß die Unter— zeichnung des Verstaatlichungsübereinkommens zum Ende dieser Woche in sichere Aussicht genommen ist.
— Das österxeichische Herrenhaus hat die Han⸗ delsverträge mit Italien, Belgien und Rußland sowie ein handelspolitisches Ermächtigungsgesetz und weiter in allen Lesungen die Rekruten vorlage angenommen.
Im Laufe der Debatte sprachen obiger Quelle jufolge die Fürsten Schönburg und Auersperg sowie der Graf Tb un ibre patriotische Befriedigung aus, daß die Grundlage der Gemeinsamkeit der Armee, sowie der Hoheitsrechte des obersten Kriegsherrn unverändert erbalten bleiben sollen. Der Fürst Schönburg befürwortete dabei die möglichst baldige Wiederherstellung normaler Rekru⸗ tierung im anzen Reiche. Der Graf Thun erklärte, das Herrenhaus bewillige traditionggemäß die Rekrutenvorlage, ohne Rücksicht darauf, welche Regierung am Ruder sei. Der Landes verteidigungeminister von Schönaich erklärte, der gegenwärtige Zustand des ungarischen Teiles der Armee sei gewiß nicht e , die Mobilisierunge fähigkeit dieses Armecteiles sei jedoch noch im vollsten Maße aufrechterhalten. Waß die Neubewaffnung der Artillerie an⸗ lange, deren Notwendigkeit der Minister bereits im Abgeordnetenhause nachdrücklich betont habe, so könne er über Einjelheiten, wie diese durchjzufübren wäre, nichts verfügen. Was die Frage anlange, wie sich die Regierung die Losung der mit der ungarischen Krisig zusammen⸗ hängenden Fragen vorstelle, so verweise er auf die deutlichen, dies⸗ bejüglich vom Ministerpräsidenten am 29. September vorigen Jahres abgegebenen Erklärungen. Der Minister schloß; Wir haben über 3 . des obersten Kriegsherrn über die Armee gar keinen
weifel.
Die Verhandlung wurde hierauf abgebrochen und auf
heute vertagt.
— Der Exekutivausschuß der Jungtschechen— partei hat gestern eine Sitzung abgehalten, in der, wie die über die Sitzung ausgegebene Mitteilung besagt, festgestellt wurde, daß die Wahlreformvorlage der Regierung nicht gänzlich den Forderungen der Partei entspricht, und beschlossen wurde, die Abgeordneten aufzufordern, daß sie sich für moͤglichste Verbesserung der Vorlage einsetzen, damit alle Grundsätze des allgemeinen gleichen Wahlrechts aufs nachdrücklichste zur Geltung gelangen. Die Mitteilung erklärt die Behauptung als vollkommen erfunden, daß die Regierungsvorlage, soweit die Zahl der slavischen Man⸗ date und die Einteilung und Zusammenstellung der Wahl— bezirke in Betracht kommen, a hen den Abgeordneten der Partei und der Regierung vereinbart worden sei.
— Das ungarische Finanzministerium hat gestern, d B sufclge eine Darste i und eine ziffermäßige Aufstellung über die Staatsausgaben veröffentlicht. Der Voranschlag der Staatsausgaben für das Jahr 1906 be⸗ ruht danach auf dem Voranschlag für 1905 mit sehr er⸗ heblichen Verringerungen. Diese Verringerungen betragen im Rahmen der ordentlichen Ausgaben und Investitionen rund zehn Millionen Kronen. Die strenge Ordnung in der Führung des Staatshaushalts wird durch mehrere den Ressort⸗ ministern auferlegte Beschränkungen gesichert, die der Ministerrat beschlossen hat. Unter anderem dürfen ohne besondere Er⸗ mächtigung des Ministerrats selbst Ausgaben für Forisetzung der bereits in den früheren 269 begonnenen In⸗ vestitionen nicht geleistet werden.
Großbritannien und Irland.
Das Oberhaus erörterte in seiner gestrigen Sitzung 22 die Lage in Südafrika.
Nach dem Berscht des W. T. B. warnte der frühere Ober⸗ kommissar Lord Milner die Regierung in einer großen Rede vor Uebereilung bei Gewährung des Rechts der verantwortlichen Ver⸗ waltung an die Kolonien, namentlich die Oranjeflußkolonie, und sprach die ef gf aus, daß die Regierung sich keiner Täuschung hingebe insichtlich des Umfang“ der mit dieser Maß nahme verbundenen Gefahr. Die große Mehrheit des ersten Parlaments der Oranjekolonie würden Buren sein, und es würde möglich sein, daß diese alle früheren Maßnahmen der Regierung um— stoßen und sich der britischen Ansiedler entledigen. Die britischen Beamten hätten erklärt, daß, wenn Südafrika einmal verloren gehe, es für immer verloren sei. Der Kolonialsekretär Lord El gin er—⸗
widerte, die Lufstellung der neuen Verfassungen werde soviel Zeit als eingehende Untersuchungen erfordern. Die Erörterung wurde darauf vertagt.
— Das Unterhaus hat gestern die Adresse zur Be⸗ antwortung der Thronrede angenommen.
Im Laufe der Debatte berührte der Konservative Claude Hay die Frage der Arbeitslosen. . des Lokalverwaltung s amts John Burng, der von der Mehrheit mit lautem Beisen begrüßt wurde, erklärte, es sei eine Zunahme in der Zahl der rmenunterstützung Genießenden eingetreten, hauptsächlich infolge der starken Staatsausgaben in den letzten Jahren, doch dürfe der Umsang des Notstandes nicht übertrieben werden. GSachverstaͤndige sagten voraus, daß die Jahre 1906, 1907 und 1908 für Handel und Industrie die besten drei Jahre sein werden, die das Land seit dreißig Jahren erlebt habe. Am stärksten sei die Arbeitslosiakeit im Baugewerbe, doch bessere sich hier die Lage. Der Minister jählte eine Reihe von U⸗tersuchungen auf, welche die Regiaung über die Angelegenheit gegenwärtig vornehme, und bemerkte, er babe eine Konferenz von Arbeitgebern ungelernter und unorganisterter Arbeiter einberufen, um über die Verbesserung der Lage dieser Aibeiter ju beraten. Was dem Land not tue, sei eine Epoche des Friedens und der Einscheänkung.
Der Staatsekretär des Au wärtigen Sir Edward Grey er— klͤrte, er werde känftighin am Dienstag und Donnerstag jeder Woche im Hause anwesend sesn, um die an das Auswärtige Amt gerlchteten Fragen jzu beantworten, während an den übrigen Tagen Run giman die bejüglichen Anfragen beantworten werde. Bezüglich der Antworten auf die Fragen, die an ihn gerichtet würden, ohne ihm vorher davon Kenntnis zu geben, bat Grey das Haus, ihm eine weitgehende Diekretion zu gestatten, da solche Antworten in Auslande aufmerkssam geprüft würden, weil man sie als Erklärungen, die in wohlüberlegter Absicht ausgesprachen seien, ansehe. Asguith kündigte an, daß die Regierung ein Kowtee zu ernennen beabsichtige, das die Geschäftzordnung des Hausez prüfen solle.
Frankreich.
Der Senat nahm im Laufe der gestrigen Erörterungen über die Vorlage um Bewilligung von zwei pro⸗ visorischen Zwölfteln, nach dem Bericht des W. T. B.“, mit 207 gegen 67 Stimmen die von der Kammer genehmigte Bestimmung an, durch die das Privileg der Hausbrenner wiederhergestellt wird.
Der Ministerpzäsident Rouvier trat für die Wiederherstellung dieses Privilegs ein und erklärte, daß die Ansicht der Kammermehrheit in fiskalischen Angelegenheiten berücksichtigt werden müsse und daß die Wiederherstellung des Privilegs nur eine Mindereinnahme von 20 Millionen bringen wurde.
— Um die Inventaraufnahme in den Kirchen zu beschleunigen, verfügte der Minister des Innern, daß die Polizeikommissare in den Gemeinden das Recht haben sollen, im ganzen Departementsgebiet bei der Inventaraufnahme ein⸗ zuschreiten.
In Mazanet, Departement Tarn, mußte, „W. T. B.“ zufolge, die n ,, in zwei Kirchen unter dem Bei— stand einer Artillerieabteilung vorgenommen werden. Zwischen den Personen, die in die Kirchen eindringen wollten, und den Soldaten kam es zu Zusammenstößen, bei denen zahlreiche Per⸗ sonen verletzt wurden. — Das Pariser ,, ver⸗ urteilte den bei den Kundgebungen in der Kirche des heiligen Thomas von Aquino , General des Beurlaubten⸗ standes Recamier zu 6 Monaten Gefängnis unter Aufschub der Strafvollstreckung.
Rußland.
Ein Erlaß des Kaisers setzt den Zusammentritt der Reichsduma auf den 10. Mai fest und besagt, wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, weiter:
„Bie Ruhestörungen im Innern, die mit der Stockung der regel mäßigen Verbindungen verknüpft waren, verhinderten, daß mehrere Provinzen zur richtigen Zeit Instruktionen erhielten. Um nun nicht die Einberufung der Reichsduma ju verjögern, fanden wir es für not wendig, das Reglement ju ändern, nach dem die Wahlen im ganzen Reiche an demselben Tage vorgenommen werden, und bestimmen, daß sie zu verschiedenen Zeiten staitfinden sollen. Infolgedessen ordnen wir an: die Wahlen in den Wahlkomitees werden an bestimmten Tagen durch Kaiserliche Ukase festgesetzt werden.“
Die Wählerlisten aus 22 Provinzen werden morgen ver— öffentlicht werden, die von zehn anderen Provinzen am 7. März. Diese Provinzen umfassen mehr als die Halfte des europäischen Rußlands.
— Das Zentralkomitee der konstitutionell⸗ demokratischen Partei in St. Petersburg, deren auf heute festgesetzte Versammlung der Stadthauptmann ohne Begrün⸗ dung untersagt hat, veröffentlicht einen Protest gegen die administrativen ,. und fordert die Regierung auf, durch Zirkulare er Administration jede Ein⸗ mischung zu verbieten, selbst aber auf eine weitere Repression zu verzichten. Das Vorgehen der Regierung gegen die konstitutionell⸗demokratische Partei, die einzige oppo⸗ sitlonelle, die an den . sich zu beteiligen beschlossen habe, beweise klar die wahren Absichten der Regierung, und welchen Wert ihr Appell an das Vertrauen der Gesellschaft habe.
— Von den heute ferner eingelaufenen Meldungen der K Telegraphenagentur“ seien folgende mit⸗ geteilt:
In St. Petersburg ist der Beigeordnete des Direktors der dortigen Putilow Werke Najar ow . durch fünf Revolverschüsse getötet worden. Der Möoͤrder ist entkommen.
In Helsing fors drangen mehrere Personen, die vermutlich aus den baltischen Provinzen stammen, gestern in das Gebäude der russischen Staatsbank ein, töteten den Wächter und verwundeten einen anderen Angestellten der Bank durch Revolverschüsse und raubten 75 000 Rubel. Es gelang den Räubern dann, zu fliehen.
In Tiflis schossen gestern vier Personen auf den Wagen des Rechtöanwalts Heydemann, der von der Staatsbank zurückkehrte, wo er 15 000 Rubel erhoben hatte. Die Schüsse verwundeten einen Diener. Die Angreifer bemächtigten sich des Geldes und ergriffen dann die Flucht.
Dag Kriegsgericht in Werchne Udinsk (Trans baikalien) urteilte gestern über dreißig Eisenbahnangestellte ab. Vier wurden zu Zwanggarbeit verurteilt, neun andere zum Tode. Der General Rennenkampf begnadigte vier der zum Tode Verurteilten zu Zwangsarbeit. Die fünf anderen wurden hingerichtet.
Türkei.
Nach einer Meldung des „Wiener Telegr.⸗Korrespondenz⸗ bureaus“ überreichte der amerikanische Gesandte in onstantinopel der Figetz eine Note, in der energisch dagegen protestiert wird, daß die Pforte troßz der formellen Entente äber bie Gleichstellung der amerikanischen religiösen Unterrichts- und Wohltätigkeitsanstalten mit den französchen oder anderen Anstalten seit 18 Monaten nichts zur Erfüllung dieser Verpflichtung getan habe, 6 die für Frankreich rasch erfüllt worden sei. Die Note verlangt die Anerkennung dieser Anstalten sowie Zoll⸗ und Steuer⸗ immunität und Besitztitel im Namen der betreffenden Anstalten.