bleiben und sehen muß, welche Schädigung nach dieser Richtung hin Diensterleichterungen bringen würden. Und bei Geldsachen, meine Herren, hört jede Gemütlichkeit auf (Heiterkeit rechts), und je länger es dauert, daß wir den Leuten das Geld vorenthalten, desto unwirscher werden sie und empfangen die Briefträger recht unangenehm mit der Frage: Warum haltet Ihr mein Geld über Sonntag zurück? Also, meine Herren, Sie därfen nicht vergessen, daß wir dem Verkehr dienen und unsere Einrichtungen danach treffen müssen.
Darauf bezieht sich auch, was der Herr Vorredner hervorhob, daß wir nämlich noch nicht den Wünschen nachgekommen sind, die von einem Teil des Hauses geäußert sind, an den Wochentagen vor den Feiertagen und besonders an den Sonnabenden die Schalter früher zu schließen. Darüber, glaube ich, werden sehr viele Zweifel bestehen, ob das eine Maßnahme ist, die sich unter allen Umstaäͤnden empfiehlt. Dle Reichspost.; und Telegraphenverwaltung hat, wie der Herr Vortedner schon anführte, dadurch Entegenkommen be⸗ wlesen, daß sie an einzelnen Orten die Schalter früher schlleßt. Hier in Berlin schließen wir einzelne Schalter 6 Uhr, andere 7 Uhr, und in der Provinz schließen wir teilweise auch früher und jwar da, wo nach Abgang und Ankunft der Züge es dem Handelsstande wohl möglich sein könnte, die Pakete zur rechten Zeit aufzugeben, wo aber trotz allen Einwickens der Handelskammern die Unsitte fortbesteht, die Pakete in der letzten Viertelstunde einzullefern. Aber wir können nach der andern Richtung hin — das wollen die Herren immer berũck sichtigen nicht elnseitig vorgehen, wir müssen unseren Handels. und Industriestand konkurrenzsähig erhalten und ihm ermöglichen, das zu leisten, was in anberen Ländern auch geleistet wird, und ihm so lange wie möglich die Gelegenheit zur Einlieferung der Sendungen geben.
Wenn ferner der Herr Vorredner im Zweifel darũber war, ob in der Statistik über die Ruhepausen und das Leistungsmaß die Ver- waltungsbeamten mit aufgenommen seien, so kann ich ibn dahin aufklären, daß es sich bei der Statistik bloß um Betriebsbeamte handelt, die Erleichterungen also für die Verwaltungsbeamten sind nicht in Betracht gezogen.
Da wir die Sonntagsruhe und den Dienst am Sonntag bier behandeln, möchte ich auch wegen der kirchlichen Feiertage auf die Resolution mit kurzen Worten eingeben, die noch nicht zur Erledigung gekommen ist. In der Resolution wird empfoblen, an den rein kirch · lichen Feiertagen doch auch die Sonntagserleichterung zu gewãäbren, und zwar beißt es in der Resolution: nach Maßgabe der Mehrheit der Bevölkerung. Meine Herren, die Frage ist nicht so leicht zu entscheiden. Solche Orte, an denen an kirchlichen Feiertagen die große Menge — und wir müssen da doch unterschelden, auch die leistungsfähige Menge — nicht arbeitet und in diesen ist auch überall schon aus alter t die Einrichtung, daß der Dienft rubt. Maßregel sein. ͤ wo sebr viele Arbeiter sind, wo die den größten Teil der Bevölkerung ausmachen. einen Mittelweg finden, der den Handels. und nicht schädigt. Wir baben uns mit der Frage und werden uns weiter mit ihr beschäftigen, und ich hoffe, daß wir eine Lösung finden werden, die nach beiden Richtungen hin ausreichend und nützlich empfunden werden wird.
Arbeiter vielleicht Da muß man
Industrlestand
und, wie ich dankbar bervorheben will auch hier öffentlich zum Aus. und eifersüchtig darauf bedacht ist, daß die andere Kategorte nicht mehr bekommt, kaum erträglich ist. In Wirklichkeit würde es ja leicht sein kenn man fagen, eine neue Skald und uene Grundsätze für die Beamtenbei o g f vorausgesetzt natürlich, daß das Geld dis ponibel ist In Be t muß aber immer x großes PVersonal handelt und
das Perjonal einer großen Verwaltung Telegrarbenverwaltung, sondern daß dabei die Beamten aller deutschtr Staaten in Betracht kommen. Heut win scher nan nicht Floß die Voft· und Telegrarbenbeamten, und jwar aller Kategorien ihr Einkommen vermenit hn seben und berufen sich auf andere Beamte, sondern auch die Beamten der anderen Verwaltunger age angeboren, schor erfahren haben wir steben viel schlechter warum ollen wir nicht auch mögen sich daraus ein kleiner Vergleichen nicht richtig ißt
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ick unsere Zaftände, was die Gebälter der Perionals betrifft etwa für nicht fat verbeñ erung fãbi⸗ und daß ich nicht den Wunsc hätte 9 die Gebälter anders bemrfsen i seben d gegenwärtig halten: wir können nicht sckblecht eien. Gz find dock Ver- besjerungen eingetreten er Derr Abg. Gröber zagte, man zolle doc ber Resolntion, betreffend die Postichaffner and Landbrieftrãäger Rechnung tragen. Dat arde ict Aber für die Kategorien ij dit en die ẽVWobnungsgeld⸗ 1ujchuffes erjolgt. Allein die Erkebang der brungsgeldes vm do r, belaitet den Reichsrat mit einma 86 Millionen Mark de ist es wohl natürlik den nicht gleichzeitig eine andere Erhöhung wor men: al 4 Millionen startfinden kann bei der augenblicklich ungiftigen im Reich In der Steuerkemmission, derer
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Ich darf die Herren nur an die Distrikie erinnern,
ages , ee ; m ne, dem Besoldungedienstalter druck gebracht, daß dieses Gegeneinanderaussptelen, daß jeder ãngstlich Fragen
zur Prüfung überwiesen sind, und daß Erwägungen im Reichs schatz·
einführen wil aul
immer im Verhältnis zu den Ginnahmen bleiben. In den letzten 3 Jahren sind allein zur Herabsetzung des Leistungemaßes der Beamten h Millionen ausgegeben worden, ebenso für den Erholungtzurlaub über 6 Millionen. Dat kommt doch alles dem Personal zugute, und das ist doch nicht gering. Es bleibt aber immer mein Wunsck, die Gehälter der Beamten, soweit angängig, zu verbessern, und ich hoffe, daß meine Bestrebungen, für einzelne Kategorien bald eine Verbesserung herbeizuführen, von Erfolg sein werden. Der Herr Vorredner hob dann bervor, daß in den einzelnen Teilen des Reichspostgebietg die Anstellung der Unterbeamten in verschledenen Fristen erfolge, daß im Westen die Unterbeamten schon nach 9 Jahren zur Anstellung als Schaffner gelangen, während es im Osten bei manchen 14 und 15 Jahre dauert. Das ist richtig; diese Angelegenheit beschäftigt die Verwaltung seit langer Zeit. Die Sache so zu regeln, daß die Unterbeamten alle gleichzeitig zur An⸗ stellung gelangen, ist fast anmöglich, weil dann zahlreiche Versetzungen von solchen Unterbeamsen nach anderen Distrikten erfolgen müßten, was den Interessen des Personals nicht entfpricht. Das hohe Haus weiß, daß die Verwaltung ja in jedem Etat die Zahl der Stellen für Postschaffner ꝛc. sehr vermehrt; aber naturgemäß liegt die größte Vermehrung der Postschaff ner ⸗ und Brieftrãgerstellen mehr im Westen, wo Industrie und Verkehr hochgeht, als im Osten, wo ein Bedürfnis nicht vorliegt. Nun haben wir die böse Erfabrung gemacht, daß die BVersetzung von zahlreichem Personal aus dem Often nach dem Westen und selbst schon die Ver⸗ setzung solcher Unterbeamten, die schon längere Zeit al Landbriefträger fungieren, als Briefträger in die großen Städte, sehr viele Nachteile mit sich führt, weil sich die Familien an den Aufenthalt auf dem Lande gewöbnt haben, weil sie nach Versetzung in die Städte in Verhältnißse kommen, denen sie nicht gewachsen sind; die Frau und auch die Kinder füblen fich unter den neuen Berhältnissen nicht wohl, und entweder verrichtet der Mann seinen Dienst schlecht oder er wünscht sich in seine alten Verhältniffe zurück. Die Verbesserung des Gehalts, die einem solchen Beamten bei der Versetzung auß der Landbriefträger. in die Postschaffnerstelle zugute kommt, ist nicht so groß, daß sie diese Uebelstände aufwiegt.
Nun wollen wer nicht vergefsen, daß zum Teil die spätere An— stellung, was das Gehalt betrifft, den Unterbeamten dauernd schadet, weil beim Dienstaltersstufen svstem die Zeit, die der Mann über 5 Jahre im Diätariat zugebracht bat, auf das Besoldungkdienstalter
angerechnet wird.
Der Hert Vorredner bat dann angefübrt, daß ihm Nachrichten
—ᷣ = den, zugegangen seien, wonach sehr viele Unterbeamte von der Anstellung gibt es sehr wenige, wegen
. . ö Er. möchte ich ihm erwidern, Aber lediglich nach der Zabl der Bevölkerung
zu gehen und Sonntagedienst einzuführen, das würde eine sehr barte
Verfehlungen zurückgestellt worden seien. Da daß die Anstellung der Unterbeamten Diese Herren sind aber auf bedacht und wissen auch
kleiner
durch die Obervostdirektion erfolgt. das Wohl ihres PVersonals so eifrig
genau, wie wir über diese Sache denken, daß es wirklich nicht vor⸗ kommen wird, wegen kleiner Berfehlungen elnen Mann in seiner Zu— Ekunft zu schädigen.
. Augen der beschäftigt
Dlese kleinen Verfeblungen sind wohl in den treffenden Beamten sehr klein, wenn der Herr Vorredner
mal die Mten einsehen könnte, ward er sich aber überzengen, daß sie
in Wirklichkeit vielfach recht groß sind. Keiner der 41 Dberpost. Direktoren nimmt nicht so innigen Anteil an dem Wohle det Per.
P sonals, daß er es nicht so schnell wie möglich anstellen würde. Der Herr Vorredner hat sich dann mit dem Versonal beschäftigt
Wat die Anrechnung der Milttärzeit bei der Anstellung und bei betrifft, so0 ind daß sehr schwierige wiffen alle, daß sie der Negiering
und die Herren
amt darüber schweben, ob und nach welcher Richtung etwas anders ge— staltet werden kann. Es muß dabei immer berücksichtigt werden, daß
auch schon erwogen worden sind.
Was die Wünsche der Telegraphenarbeiter auf Anstellung betrifft, so werden sie als Arbeiter aber nicht angerechnet werden, weil das keine Beamten⸗ dtenstzeit, aljo kein Diätariat ist.
. 2 — * Die Klagen der
nicht, worauf sich die beziehen kann, vermute aber daß es sich darum handelt stãnden von
zu melden
einer Gebilfin den Auftrag erhalten, an zuständiger Stelle dos dieie oder jene Leitung in Unordnung ist
—
wit ibnen in Erorterungen eintreten
der Herr Vorredner Sachen nicht dann wieder
fiettigen, ind männlich Beamte. Ich glaube bat ganz reckt, daß die Damen von diejen versteben. Der Derr Abg. Gröber bat cinen warmen Appell an uns gerichtet betreffe vaeic. Wir baben nas darüber schon oft
kommt wieder die finanzielle Seite in Betracht. Er bat darin Recht, wenn es ich um wichtige Dinge handelt, kann das allein nicht aus - schlageebend sein. Aber wenn wir von vornherein uberzengt sind, der
in der Aukfübrung soviel Schwierigkeinen zi, dann ift es doch recht fraglich ob man in einem Moment wo wir schon Mangel an Geld haber ohne weiteres oder 8 Millionen preisgeben ollen
Soldaten eine scharfe Kontrolle ersorbert Herr Kriegsminifter mit mir einig, ausführbar ift. Man darf auch PValete überhaupt nichts mehr loster
nicht vergessen, daß, sobald nicht bloß nützliche Sachen,
sondern auch recht viel unnütze Dinge geschickt werden Ich glaube. ᷣ Seltenes und Fel Gebältern von S9 M ganz unglaublich. Aus Scha berg wird gemeldet, daß die Unterbeamten 14 Vlenfl gebabt haben. Schöncherg bat vie Pafethestellung für Frier nn
i. 21 r e keit die Herren sich schon selbst überzeugt haben, dah die Briefe doch mit übernommen. C6
wenn kloß die Palete frei befördert werden, aber die Briese von den Solbaten portopflichti bleiben, eine Maßregel, von deren Notwendig⸗ dem Kasten, der zur
reren in Wett ber 1
indirekt auch dadurch frei befördert
Vermittelung des Paletverkehrs hin und ber pendelt. Ich glaube allo, meine Herren, die Sache ersorkert recht viel Erwägungen, ehe wir
näher darauf eingehen können
Zum Schluß möchte ich noch anführen, dah die Portofreiheit, ihnen nicht in höherem
regierenben Fürflen zugestanben ift,
2 6r — * 1
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nach der Dauer ihrer Tätigkeit als Arbeiter an ⸗
7 TTernf er nrmn 1 2. T3 Dit J . * 1 . h gestellt. Bei Festsesung ihres Besoldungesdienstalters kann die Tätigkeit einer Einschränkung eine Untersuchung verlangt.
2er meinen Daß die Gerit anen wirkliche Aufträge an die Unterbeamten erteilen und wie die Sache gemacht werden 1 ; dig r ü 2
aa gemach Teleyhonie sind viel zablreicher, As wan in der Regel glaubt
oll, das ift ausgescklofsen; denn die eigentlichen Vorgesetzten dieser Ig babe
UEarerbeamten, die ie bei der Beseitigung dieser Unordnungen beauf⸗
worden. Im
eine Generalver sugung zu der Dienftvorschrinen icklich z . Das eine därsen die Herren doch nicht außer acht Sollte es insolgedefsen notwendig sein, mehr Beamte anzustellen lassen, daß die Zalafsung wollständig jreien Paletverkehr von und an und darüber ist auch der paß eine solche Kontrolle kaum
Unterbeamten.
Maße gewährt wird, als es nach dem Gesetz erlaubt ist, und gerade im Gesetz ist auch vorgesehen, daß ihnen die Portofrelheit im bisherigen Umfange, also ohne Einschränkung zusteht. Außerdem muß ich hier wie auch schon in der Kommission hervorheben, daß die hohen Herren sämtlich die Erklärung abgegeben haben, daß die Benutzung der ihnen rechtlich zustehenden Portofreiheit betreffs solcher Sendungen, die von gewerblichen Betrieben der Hofhaltungen ausgehen, nicht in ihren Wünschen liegt. Aber auch hierbei muß immer in Betracht geiogen werden, daß rechtlich den Fürsten die Portofreiheit in vollem Umfange zufteht.
Abg. Singer (Soz): Im großen und ganzen kann ich mich den Ausführungen des Abg. Gröber über die Statistik, die er sehr er= schöpfend behandelt hat, nur anschließen; aber der Abg. Gröber hätte doch mehr Gewicht auf das tatsächliche Verhältnis im wirklichen Leben, als auf diese Statistik legen sollen, die mit diesem Verhältnis vielfach in starkem Widerspruch steht. Er strebt als Ziel an hinsichtlich der Arbeitszeit, daß die Beamten durchschnittlich täglich 8 bis 9. die Unterbeamten 9 bis 10 Stunden beschäftigt werden sollen. Darin trenne ich mich von ihm; ich vermag nicht einzusehen, warum die höheren Beamten, die besser besoldet sind, auch noch weniger Arbeitszeit haben sollen. Auch den Wünschen nach größerer Beschränkung des Sonntagsdienstes, nach Verkürzung der Arbeitszeit und speziell des Nachfdienstes stimme ich vollständig zu. Eine westere Beschränkung des Sonntagsdtensteg dürfte keine Schwierigkeiten haben, und wenn der Staatssekretär meint, die Geldbriefe müßten doch ausgetragen werden so meine ich, je länger der Geldbriefträger warten läßt, desto freudiger nachher die Neberraschung. je Statistik bietet hinsichtlich des Urlaubes nur Durchschnittsangaben, die uns wenig oder gar nichts nützen. Sie sollte mindestens die einzelnen Kategorien von Beamten einzeln aufführen; denn eine bloße Angabe des Durch— schnittz von 8 Tagen Urlaub nützt uns und demjenigen Beamten, der bloß drei Tage Urlaub hat, gar nichts. Die Bestrebungen der Beamten, namentlich der Unterbeamten, auf bessere Besoldung billigen auch wir durchaus und können nur hoffen, daß der Staatssekrefär sich hier den berechtigten Forderungen nicht verschließen wird. An dem Dienstalterszulagensystem sollte nichts geändert werden; wir sehen in diesem System eine gewiss Gewähr der Unabhängigkeit Der Beamten don der Willkür shrer Vorgesetzten. Die Klagen über die weibliche Oberngufsicht sind nicht dahin zu verstehen, daß etwa Telephonistinnen den Anterbenmten Aufträge geben; die Klagen gehen vielmehr darauf hinaus, daß Unterbeamte bon Frauen der Vor gesetzten im Oaushalt benutzt und auf diese Weise einer be. sonder ungehörigen Belästigung und Kontrolle ausgesetzt werden. Berechtigte Unzufriedenheit erregt es bei den Beamten, wenn bet Leuten, die denselben Dienst versehen und dieselbe Vorbildung baben, eine verschiedene Behandlung dadurch eintritt, daß dem einen die Vorbereitungkzeit angerechnet wird, dem anderen nicht. Dle Klagen würden sofort verschwinden, wenn angeordnet würde, det bei der definitiven Anstellung die volle im Dienst der Verwaltung zu— gebrachte Zeit angerechnet werden soll. Auf die mit den Stener— dorlagen in Verbindung stebenden Fragen gehe ich nicht ein und hoffe, mir den Dank des Hauses wie des Präsidenten zu verdienen. Zur Genugtuung meiner Freunde war es im Laufe der Jahre etwat filler geworden auf dem Gebiete der Strertigkeiten zwischen Der Verwaltung und den Beamtendereinen; in neuester Zeit scheint aber wieder ein anderer Wind zu wehen. Der Assistentenderbands vorstand hat nach einer Mitteilung der. Deutschen Post! eine Audien jm RNeichspostamt gehabt, in der dem Verband heftige Vorwürfe uber seine Unzufriedenbeit erregende Agitation und besonders über die Art der Besprechung des neuen Etats gemacht worden seien; „o kann es nicht weiter gehen; noch ist es Zeit umzukehren, Dad habe ich den Oerren im Namen des Oerrn Stgatesekvetärs zu er. öffnen — diese Worte sollen den Vertretern des Verbandes gegenüber gefallen sein. Diese Tonart und dieses Verfabren ae wir und mit uns dak Zentrum früher mißbilligt und müßen es jetzt wieder tun. Diese Beamtenherbände müssen für bre Beschwerden auch bei der Spitze der Verwaltung Gebör finden. Dies Vorgehen der Verwaltung ist ein Uebergriff. Der Staatssekretär wird nichts Befferes tun können, gls daß er auch in feinen Beamten gleichberechtigte Bürger siebt und sie nicht in die ser Weise beeinflussen säßt. Solche Borkommniffe dürfen sich nicht wiederholen. Was Ne Portofreiheit der Fürsten betrifft, so liegt mir eiae Maketadresse dor über ein 12 Kilogr. schweres Daket mit Wild, das im Auf—
- e mr, e,. er zrrr ii. Negenten don Braunschweig an die biesige Marktbell— Re= einerzeit bei der gung fensvßñ ese B j trage des Negenten 2 9 eig *
seinerzeit bei der Kestlegung des Altergftufensvstem diese erhãltnisse schickt worden ist. zonen gewährte, bat man wirklich nicht die gewerblichen Angelegen.
beiten der Fürften erleichtern wollen.
Als das Gesetz Vortofreiheit den r Der.
Ich kann daher nur Die von der Kommifsion vorgeschlagene Resolntion befürworten, die in bezug auf die Vortofreibelt Fürstlicͤher Personen und die Möglichkeit Der Staats ekre far sollte eine Aufstelung machen, wie viel Unkosten darauf fallen, wenn die Post ohne Gebühren don seiten der Cinzelstaaten und XX Reicht
x ; r wund der Fürftlichen Personen in Anspruch genommen wird. Wir haben angestellten Unterbeamten über dite weibliche e sehr lelegrammlustige unter den regierenden Oerren in Deutschland Herrschaft waren tt bisher unbekannt. (Helterkeit Ich weiß auch ; KRreise für den Kirchenbau interefsieren wollte, erbielten diele Derren
* ; z Einladungsteleg e von ibm. des dieje Unterbeamten in den Fernsprechämtern unter Um ⸗- lnladungstelegramme den ibm
Als der Sofmarschall der Katserin, Freiherr v. Mirbach, freisin nige
Das fällt doch sehr ins Gewicht Die Verwaltung der Postbilfsstellen ist ene ebrenamtliche. M die Inhaber Falcher Stellen Jollten entprechend besolder werden und ihre Entlaffungkderbältnifse günstiger geregelt werden Zur Verhütung der Gefahr, die mit dem Telephon ienst derbunder rt, müßte das Notwendige gescheben. Die Unfälle in Der
die Empfindung, daß alle Fiskalismuß nicht genügend eingeführt sind. Die Telchbontstinnen sind in bezug auf die Sonntagöruhe in letzter Zeit derkürn aUgemetnen ist e den Beamten durchaus nicht sie die Rube in der Woche oder am Sonnta
Ver buůtungsmaßregeln am
gleichgültig, ob
. haben Am Sonntag widmen sich die derbeirateten Beamten ihrer der Soldaten
untechalten. Bei den Grleicterungen, die für Soldatenpakete gewünscht werden,
Familie, die imverhetrateten besuchen Konzerte usw, woßn sie in Der Woche keine Zeit haben. Die Klagen darüber, daß die gehobener Stellen zum Teil an Leute gegeben werden, die durch ibre dienstlich Leistung keinen Anfyruch dararf haben, find noch immer nicht verstumm Fe liegt darin merff eint under diente Bederzugumg. Klage wird au geführt., daß die RKaiserliche Dostdirektion in Wiesbaden (bir Beamten zum Beitritt zum Töchterderein zu bein fluffen sucht. Dat
; Sache iñ e m m, n, . eM ö ftrenat * Der in * 3* Weise an Nerger dirser ganzen Sache ift nur ein beschrankter, Ind sie bereitet selbe Postamt strengt sein Dersonal in übermäßiger Weise an
wie bier schon angefũhrt
Briefkeftelet. Gleicke Rlagen kommen ons. und eg wäre Arf gabe des Staat gsekretärt erlafen, worin auf die Aut übnng nacht rücklic aufmerksam gemacht win
namentlich die von anderen Stellen
schadet das auch nichr. Sozialrelitik treiben, obne den Beutel au! mmmgcher. ik unm5glik. Art Bremen Haben wir rie lag hallen, daß die Postunterbeamten vom 31. Dezember Morgen bik den JL. Januar 12 Ubr Nachte obne jede Entschädigung beschäftigt waren Gine wertere Klage begiebt sich auf die private Beschäftigung Jum Stieselnnzen find bie Ünterbearnten dock nich engegiert. In den leßten Jahren bäben sich auch die Klagen übern bohen Geldstrafen vermehrt. Strgsen von 20-25 M sind gar nicht
ununterbrocher aber teln Beamter bazn angeftelll, Aus
dürfen biese Patetbesteller, entgegen dem sonst bestehenden strenger Verbot, Lie eingendramenen Gelber mit nach Dause nebmen
(Schluah in ber Zweiten Beilage)
M 56.
(Schluß aus der Ersten Beilage)
Ueber die unglaublich traurige Lage der Landbriefträger sind mir Klagen aus Rostock zugegangen. Werden die Bestimmungen über die Touren der Landbrieftr ger eingehalten? Bel Rostock sollen manche Touren 35 Kilometer seln. Auch heißt es, daß diese Landbriefträger in keine ehobenen Stellen kommen. Einzelne Hilfsboten haben bier in der
egend von Berlin nach einem halben Jahre noch keine Vergütung erhalten, obwohl die Probezeit ohne Entschädigung nur 3 Monate beträgt. Bei der Elsenbahn beträgt die Probezeit nur 6 Kachen und reicht aus. In einer so großen Verwaltung sind ja Mängel nicht zu vermelden. Wir müssen aber darauf bestehen, daß die Dienstverhältnisse der Post⸗ beamten nicht nur vom Staatssekretär, sondern auch vom Reiche tage mit der größten Aufmerksamkeit ee werden. Die Vermehrung der Postbeamten ist allein kein Ausgleich für die sonstigen Uebel⸗ stände. Vas Lob deg Abg. Gröber darf den Staatssekretär nicht veranlassen, auf seinen Lorbeeren zu rasten.
Abg. Kopsch (fr. Volkep): Den Resolutionen stimmen meine politischen Freunde zu. Was die Portofreiheit der Fürstlichen Personen angeht, so bedaure ich, daß eine derartige Resolufton überhaupt noch notwendig ist. Ver Fürst Bülow hat in seiner Rede, mit der er die Reichs sinanzreform im Hause einführte, an die Opferwilligkeit des Volkes appelliert. Es würde seitens der Fürstlichen Kreise, die doch in ge— wissem Sinne auch zum Volke gehören, ein Beweis von Entgegen— kommen gewesen sein, wenn sie selbst auf dieses Privileg bernchtei kätten. Die Anerkennung, die wir dem Staatssekretär im vorigen Jahre gejollt haben, können wir in diesem Jahre nicht wiederholen nach der Eiklärung, die er in der Stenerkommission zu der beabsichtigten Erböbung des ermäßigten Portos abgegeben und durch die er in den weitesten Kreisen des Volkes eine starke Beunruhigung wachgerufen hat. Ver frübere Staatssekretär von Stephan hat stets die weitgebendste Verbilligung im Post« und Telegraphenverkehr hergestellt. Er stellte o und Telegraphie in den Vienst des Verkehrs. Vieser Geist sst bisher auch hier im Hause in die Er— cheinung getreten, aber es scheint sich dies ändern zu Vie Tendenz sollte doch bei der Postverwaltung auf eine Verbilligung der Gebühren gehen, denn bei Verbilligungen brachte hh die n des Verkehrs bedeutende Mehreinnahmen. Ver Staatssekretär sst sogar über die in der Kommisston geäußerten Wünsche noch binausgegangen, indem er auch auf die Aufhebung des Fünfpfennig⸗Briefportos hinwies. Von einem Rückgange der Ein⸗ nahmen durch die Ortebrieftare kann nicht die Rede sein, denn der Rejnertrag bezifferte sich in dem Jahrfünft von 1895 bis 1899 auf rund 33 Millienen und nach der Postreform, im Jabrfünst 1900 04 auf 34 Millionen. Selbst die Deutsche Tageszeitung hat sich gegen diese Verteuerung des Stadbtportes erklärt und die Politik der Postverwaltung als ejnen ZJickiackkurz in, des Worte ver— wegenster Bedeutung bezeichnet. Dem Wunsche nach einer er— westerten Anrechnung der Militärdienstzeit schließe ich mich an, ich werde nach dieser Richtung dem Hause einige Anträge unterbreiten. Vie Statistik läßt nicht erkennen, wie sich die Wirkung der Ein— übrung des Besoldungsdienstalters auf die einzelnen Beamten
kegorsen stellt. Sie gibt nur das Gesamtergebnis. Tatsächlich aber gibt es Beamtenkategprien, bei denen ein Verlust durch dieses nene Spstem eingetreten ist. Ich werde auch in dieser Beziehung dem
use eine Resolutton borlegen. Der Redner büngt bann eine Reshe von
Inschen zum Vortrag und sucht deren Berechtigung durch An
rung von , . zu erweisen. Besonderg 9 den Postämtern n Kotibus seien . vorhanden, die die Postinspektoren zu er⸗
nnen keine Gelegenbeit hätten. Ferner 1 wünschenswert, daß gewi , . etwa nach Ablegung einer schulwissenschaftlichen und Fachprüfung mit Rücksicht auf ihre schwierige und verantwort- liche Tätigkeit ö Subalternbeamten befördert würden, daß die Assistenten zu Sefretären ernannt würden und die gehobenen Beamten in die Klasse der mittleren Beamten aufgenommen würden. Der Wohnungs fun für die mittleren und höberen Beamten sei trotz der erbeblich gestlegenen Mietepreise seit 20 Jahren nicht erhöht, und die Mindestgehälter hätten seit 1890 keine Aufbesserung erfahren. Vie Postsefretäre und Postassistenten haben berechtigterwesse den Wunsch einer Beseldungeerböhung; wir können diesen Wunsch nur unterstützen. Die Assistenten würden durch eine Erhöhung von 300 4 nur auf den Stand wieder gebracht werden, den sie schon 1890 erreicht balten. Auch die Tagegelder der nicht angestellten Be amten sind einer Erköhung bedürftig; die Betreffenden erstreben für die beiden ersten Jabre eine Erböhung um 25, für die beiden nächsten Jahre eine solche um 50 ; sie wünschen außerdem eine Berechnung der Vienststunden nach 8, statt nach 10 Uhr Abende mit dem 11fachen des Stundenlohnes. Vie Abfertigungs beamten wünschen auch eine kurze Pause bei längerem Vienst, um ihr Frübstück oder Vesperbrot einnehmen zu können; ein⸗ sichtige Vorsteher verfahren schon jetzt 9 Munsche entsprechend, es wird wohl nur dieses Hinwelses bedürfen, um eine solche Pause allgemein zu machen. Ein weiterer Wunsch gebt auf die Gestattung des jweimaligen Wiederholens der Sekretärprüfung Mancher Post— direktor sieht es heute überhaupt nicht gern, daß sich seine Beamten der Sekretärprüfung unterzlehen, so in Danzig. Vie Ausnützung des Winters für die Urlaubsgewährung sagt den Pestheamten in der bisherigen Welse auch nicht ganz zu; dla fen wösnschen sie, daß der Winter von Oktober bis April gerechnet werden soll, daß alse Ok⸗ fober und April nicht als Sommermonate angesehen werden. Auch die Postillene haben berechtigte Wünsche bezüglich ihrer Be— zahlung und Dienstdauer. Ber Automobilverkehr bat den Dienst und die Verantwortung dieser Beamten wesentlich gesteigert. Die Postboten wünschen ebenfalls eine Erhöhung ihrer Tagegelder. Einen allgemeinen Wunsch richte ich an den Staatssekretär, die Ver— waltungen anzuweisen, mehr noch als bisher die Beamten im Dienst gegen Beleidigungen zu schützen. Ein aktiver Hauptmann bat in einer Be schn erde an die Lelpziger Oberpostdirektion den Ausdruck gebraucht: . Dat Rindpleh von einem Briefträger. Ein Strafantrag ist nicht gestellt worden; man sollte aber die Beamten nicht auf die Selbsthilfe der P ivatklage verweisen. Wie denkt der Staatssekretär über die Leitung der Bezirksvereine der Postunterbeamten, und gedenkt er die Gründung eines allgemeinen Postunterbeamtenverbandes zu gestatten? An den , mr. über die Unruhe in diesen Kreisen sind nicht diese
eamten, sondern die Verhältnisse schuld, man darf dieses Ventil nicht verftopfen, und der Staatssekretär sollte derartigen Aeußerungen gegenüber etwas weniger nervös sein, denn er muß ja Stolz empfinden äber die Bescheidenheit seiner Leute, wenn er ihre Klagen vergleicht mit den Klagen der Cdelsten der Nation.
51 wird um 6*/ Uhr die * der Beratung auf Dienstag 1 Uhr vertagt. Vorher erste Lesung der Vor⸗ lage, betreffend einige Aenderungen des Reichsstempelgesetzes.
wollen.
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 36. Sitzung vom 5. März 1906, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Velegraphischem Bureau.)
Ueber den ersten Teil der Verhandlungen in dieser Sitzung ist in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.
Zweite Beilage zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Dienstag, den 6. März
Das Haus setzt die zweite Beratung des Staats haus⸗ haltsetais für das Etatsjahr 1806 im Etat des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten fort.
Zu den dauernden Ausgaben für das Medizinal⸗ wesen bemerkt
Aba. Schmedding (entre): Die Säuglingesterblichkeit ist nach einem fachmännischen ie n , ein Maßstab für den Umfang in. dem der Staat seine flicht für die Volksgesundheit erfüllt. In Deutschlan 9 von 1900 bis 1805 jährlich 222 00 der Kinder im ersten Sjahre verstorben. Deutschland wird darin nur von Desterreich Ungarn und Rußland (übertroffen. In Preußen allein ist die 6 er etwas kleiner als in Deutschland. Für die einzelnen Regierungsbentrke ist die Statistik am ungünstigsten im Regierungsbezirk Breslau und am . im Regierungsbezirk Aurich. Es bedarf ernster Prüfung, weshalb wir unter den europät⸗ schen Staaten einen so schlechten . atz in dieser Beziehung einnehmen. Vor allem bedürfen wir (iner besseren Ausbildung der Hebammen. Das Hebammenlehrbuch läßt zu 6 Übrig. In der Hebammen lebhranstalt erhalten die Schülerinnen keine Gelegenheit zur praktischen Pflege der Kinder. Die Entbundenen bleiben nur noch etwa 1 Tage n der Anstalt; darüber bingug lernen also die Schülerinnen der An— stalt die Kinderwartung nicht . Vie jungen Mütter ferner berlassen sich lediglich auf die e amme; der Arzt wird nur in seltenen Fällen geholt, namentlich auf dem Lande infelge der weiten Ent— sernungen. Vaher ist auch die Sterblichkelt der Kinder auf dem Lande nicht wesentlich besser als in der Stadt. Während sich im allgemeinen in den letzten 30 Jahren die Kindersterblichkeit in den Städten wenigstens gebessert hat, ist sie auf dem Lande glelch groß geblieben. Ein neues Gesetz über die Hebammen steht in Aussicht, und ich möchte die Reglerüng ju erwägen bitten, ob nicht bei dieser Gelegenbeit die Errichtung von . zur Säuglinge⸗ erebung im Anschluß an dle . ranstalten vorzusehen sei. Ein großer Wert ist auf die Behandlung in den Krankenhäusern zu legen. Es dürfen aber an die klelneren, namentlich die konfessionellen Krankenanstalten nicht zu ieh Anforderungen gestellt werden. Für Westfalen besteht eine Pollzeiverordnung, in der unterschieden wird zwischen geh Krankenanstalten mit mehr als 150 Betten, mittleren ven 50 kis 150 Betten und kleineren unter 50 Betten. In ver— sckledenen Reglerungebeßlrken wird geklagt, daß die Regierungs präsidenten noch über 16 Polizeiverordnung hinaug Anforderungen auch an die kleineren Anstalsen in bezug auf Raum und namentlich besondere a,,, stellen; manche Kranken sollen sogar in besonderen Stockwerken unter . werden alles Anforderungen, denen die kleinen Anstalten nicht entsprechen können.
Geheimer Obermedisnaltat Dr. Dietrich. Viese Polizei⸗ berord nung die für alle Propfnzen erlassen ist, ist doch in den einzelnen Provinzen nicht ganz gleichlautend, sondenn soll ausdrücklich auf die örtlichen Verhältnisse Rückscht nehmen. Es wird zwischen großen, mitlleren und kleinen Krankenanstalten unterschieden, und je nach dem Umfange der Anstalt können die Vorschriften verschieden sein. Selbstverständlich ist nur das Wohl der Kranken dabei maß— ien gewesen, nicht etwa das Bestreben, den Erbauern von
rankenanstalten Lasten aufzuerlegen. Außerdem sind von diesen Vorschriften Dispense . velche von der höheren Verwaltungs“ behörde sederzeit genehmigt worden find, wenn sie begründet waren. Ich stelle daher anheim, bei den zuständigen Verwaltungg⸗ behörden um Diespense von diesen Vorschriften nachzufuchen. Be⸗ sondere . werden von den kleinen Krankenanstalten nicht gefordert, fondern nur Isolierräume, und das ist bei sibertragbaren Krankheiten notwendig, um eine völlige Absonderung zu gewährleisten. Die Sterblichkeit der Kinder t in Preußen allerdings weit höher, als in den meisten übrigen europäischen Staaten. So unerfreulich diese Talssache ist, so sind doch seit Jahrzehnten schon segengreiche Einrichtungen getroffen worden. Eine großzügige, das ganze Land umfassende Aktion ist allerdings erst in die Wege geleifet, als Ihre Masestät die Kaiserin in einem Handschteiben von 1094 darauf aufmerksam machte, wie zweckmäßig es sein würde, wenn die Wohltätigkeitsperene auf diesem Gebiete mit den Behörden Hand in Hand gingen. Vieses Allerhöchste Vorgehen hat zu einer wunderbaren Atsle auf diesem Gebiete geführt. Die Zentral behörden sind entsprechend angewlesen worden, und überall ist eine ausreichende Belehrung in die Wege geleitet worden, überall sind Vorträge von den Kreigärzten und sonstigen Sachverständigen halten und Kurse für die Frauen eingerichtet worden zur Belehrung für die Bevölkerung. Für die praktische Ausführung sind ganz neue Einrichtungen jum Schutze der Säuglinge ge— kroffen und Säuglingsheime, „ Asyle usw. errichtet worden. Aber die Belehrung ö. am wirksamsten, wenn sie mit der An— schauung verbunden ist, deshalb haben die Aerzte eine Ausstellung für Säuglingepflege ins Leben gerufen, die am 10. d. M. eröffnet werden wird. Uuch für die Ausbildung der Hebammen werden weitere Er— wägungen staftfinden. Es würde zweckmäßig und dankenswert sein, wenn die Propinzen voran gehen würden und Säuglings heime oder WMöchnerinnenasyle in Verbindung mit den Hebammenlehranstalten errichteten.
Abg. Dr. Heisig (Gentrn): Ich möchte meiner Freude Ausdruck geben, daß für den von mir vertretenen Kreis eine Kreisarztstelle errichtei werden soll. In besug auf den Verkehr mit Milch verwies mich seinerzelt der Landwirtschaftsminister an das Kultusministerium, In dem Milchverkehr darf, die heimische Produkten nicht ssärker bedrückt werden, und es darf von ihr nicht mehr verlangt werden als vom Auslande. Es wäre auch unrichtig, den elnen Regierungsbezirk in dieser Hinsicht ungünstiger zu stellen alg die benachbarten. Es wird unterschieden werden müssen zwischen dem Verkehr des Produjenten mit dem Konsumenten und mit einem Generalpächter. Beim Verkehr mit dem letzteren wird man von der Anbringung von Aufschriften. wie „Vollmilch, . Magermilch“ u. dergl. abfehen können. Ver Redner verbreitet sich sedann über die beste Behandlung der Milch im Einzelberkauf. Inebesondere müsse die Milch auf gut federnden Wagen transporttert werden, senst bekämen die Kunden anstast der Vollmilch Buttermilch oder, richtiger gesagt, gebutterte Milch. Man möge strenge Vorschriften erlassen bezüglich der Behandlung der Milch im Verkauf sowte bezüglich des Ge— fundheltszustandes der mülchgebenden Tiere, aber man solle die Landwittschaft vor zu we gehenden poltzeilichen Vorschriften bewahren; lieber solle man sich bemühen, Fe durch Auftlärung zu einer besseren Behandlung der Milch ju erziehen. Die Bearbeitung und Konserpierung der Milch lasse noch viel zu wünschen übrig, beisplelsweise fei aber eine Bestrafung des Handels mit stark gefaljener Butter nicht angebracht, da diese dadurch ** konserviert würde. Man müsse allerdings das iblikum durch be⸗ fondere Vorschriften in bezug auf den Verkaufepreig schützen. Mer Redner geht fodann auf die Gefahren pafteuristerter Milch ein Es sei vor allem wichtig, das Publikum über die Gesund heit schädlich keit nzelner Mülcharten., aufzuklären, denn das sei ein viel wirksamerer Schutz als polizeiliche Maßregeln. ö. .
Ministerialdirektor Dr. Först er: Ich will nicht auf Einzel heiten der Ausführungen des Vorredners eingehen. Der Verkehr mit Milch ist zur Zeit schon geregelt, doch sind in dieser Frage die Oberpräsidenten 6 zu Berichten aufgefordert worden und die se werden sich mit den landwirtschaftlichen Vereinen ufw. in Verbindung
setzen. Bis diese Berichte eingegangen sind, kann ich noch keine weitere Auskunft geben
Abg. Marx Zentr.): Im Reichstag ist von unserem Freunde Dablem die Frage der Wein kontrolle besprochen worden. Ich muß bier erklären, daß wir diese Kontrolle nicht für zweckmäßig halten konnen. Im allgemeinen haben aber die Nahrungsmittelverfäͤlschungen in bedeutendem Umfange zugenommen. Ich bedaure, daß ich diese Sache gerade in der Zeit der Frühstückspause besprechen muß, (Der Saal ist zur Zeit sehr leer. Ich möchte besonders auf die Verfälschung des Honigs und der Butter hinweisen. Unsere Butterproduktion hat unter der Einfuhr der holländischen Butter er⸗ heblich zu leiden; die Einfuhr aus Holland ist in den letzten beiden Jahren auf 166 000 4z gestiegen, hat sich also verdoppelt. Diese Butter ist fast durchweg verfälscht, die Chemie ist leider noch nicht so weit, die Verfälschung mit Margarine nachzuweisen. Die Verfälschung mit deutscher Margarine ist zwar leicht nachzu⸗— weisen, da in Deutschland der Margarine Sesamöl zugefügt werden muß, aber die holländische Regierung hat sich zu einem gleichen Gesetz nicht veranlaßt gefunden. Wir bedürfen also eines besseren Schutzes gegen das Ausland, vor allem muß die Nahrungamittelkontrolle in ganz Deutschland einbeitlich gemacht werden, und die Kontrolle muß von Beamten im Hauptamt wahrgenommen werden. Die Zahl der Bestrafungen wegen Nahrungemittelverfälschung hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen und in erschreckendem Maße gerade wegen vorsaäͤtzlicher Verfälschung. Die Bestrafungen für die vorsätz⸗ liche Verfälschung beliefen sich 1903 auf 3091 und die wegen fahrlässiger Verfälschung auf 321. Im Jahre 1905 ist vom Ministerium ein Er⸗ laß bezüglich der Nahrungemittelkontrolle an die Regierungspräsidenten ergangen, der wertvolle Fingerzeige enthält. Die Nahrungsmittel- kontrolle ist aber immer als Ortspoltzeisache behandelt und als eine solche angesehen worden, die nicht einheitlich geregelt werden könne. Aber über diese juristischen Zwirnsfäben darf eine so wichtige Sache nicht stolpern.
Regterungg⸗ und Medizinalrat Dr. Abel erwidert, daß Ver⸗ handlungen zwischen den betreffenden Ministerien schwebten, um eine einheitliche und zweckmäßige Kontrolle der Nahrungamittel herbeiführen zu können.
Abg. Rosenow (fr. Volksp.) betont ebenfalls die auß ordentliche Wichtigkeit einer genügenden Nahrungsmittelkontrolle. allen Dingen müsse von Reichs wegen eine durchgreifende Regelung erfolgen. Man habe leider erfahren müssen, daß Preußen wenigstens in bezug auf die genügende Kontrolle des Fleisches sich ständig habe erklären müssen. In bezug auf die Anstellung von voll⸗ besoldeten Kreigärzten, von denen im diesjährigen Etat nur 32 angestellt werden, sei leider ein zu langsames Tempo zu konstatieren Der Etat weise an Beihilfen zum Studium medizintechnisch wich⸗ tiger Einrichtungen und Vorgänge nur 30900 Æ auf; das j in der Zeit, die im Zeichen des Verkehrs stehe, viel zu wenig. Das Institut für Infektionskrankheiten weise 3 Abteilungsleiter mit einem Durchschnittsgehalt von 3250 M auf. Dieses geringe Gehalt müsse zur Folge haben, daß die betreffenden Beamten nicht auf die Dauer dem Institut erhalten blieben. Der Redner bittet zum Schluß, daß die ärztliche Fortbildung im allgemeinen vom Staate mehr in die Hand genommen werde, als dies bisher geschehe.
Geheimer Obermedizinalrat Dr. Kirchner erwidert, daß die Regterung von dem Standpunkte ausgehe, daß der Stand der Aerzte am ehesten selbst für die ärztliche Fortbildung zu sorgen habe.
Abg. Palla ske (kons.): Ein Arzt hatte eine Dame vor dem Verkehr mit einem Mädchen gewarnt, die er selbst auf Syphilis hin behandelt hatte. Darauf hat dieses Mädchen Strafantrag gegen den Arzt gestellt, weil er das ärztliche Berufggeheimnis nicht gewahrt habe. Der Arzt wurde dann auf Grund des 5 300 St. G.—⸗B. verurteilt; aber das Reichsgericht hat dieses Urteil aufgehoben mit der Begründung, daß der Arzt sein Beruftzdgeheimnig nicht „unbefugt“ gebrochen habe, und der Arzt wurde dann freigesprochen. Ich gönne dem Arzte die Freisprechung von ganzem Herzen; aber ich möchte doch hier auf die zweideutige Begründung des Reichsgerichts eingehen, da ich lebhafte Bedenken gegen diese Babe. Vie Begründung hat in weiten Kreisen Unruhe hervorgerufen, und die Aerztekammer von Rheinland⸗Westfalen hat die Bitte ausgesprochen, daß der § 300 einen Zusatz erhalten möge, der die Frage kläre, ob der Arzt verpflichtet sei, einer Behörde seine Beobachtung mitzuteilen oder nicht. Jedenfalls sollte eine Durch brechung des ärmlichen Berufsgeheimnisses nur durch genaue gesetzliche Bestimmung möglich sein. Bei den Ausführungsbestimmungen zum Reichsseuchengesetz hat das Haus mit überwiegender Mehrheit es ab gelehnt, daß der Arzt, der eine Militärperson wegen Geschlechtte krankbeiten behandle, hiervon der Militärbehörde Anzeige zu erstatten babe, denn dann würden sich die Militärpersonen nicht an die Aerzte, sondern an die Kurpfuscher wenden.
Ministerialdirektor Dr. Förster dankt dem Vorredner für seine interessanten Ausführungen; das Ministerium werde seinen An regungen nach Möglichkeit nachkommen.
Akg. Löscher reikons.): Ich möchte auch eine Verbesserung der Hebammenlebranstalten empfehlen. Die Mütter müssen dem Er werbe nachgehen, und deshalb müssen Kinderbeime die Pflege der Kinder übernebmen. Den Wohltätigkeitsvereinen, welche mit eigenen Mitteln Kinderheime gegründet haben, gebührt unser Dank; wer für die Kleinen sorgt, sorgt für die Allgemesnheit und für den Staat. Es bt Anstalten, wo nur rohe Milch gegeben wird, ohne daß irgend ein Schade entstebt. Die Hauptsache ist dabei lediglich die Reinlichkeit und die nötige Küblung.
Damit schließt die Medizinalwesen
Bei dem Titel der Be soldung der Kreisärzte weist
Abg. Dr. Ru egenberg (Zentr.) darauf hin, daß die Regierung die Absicht habe, die sämtlichen Kreisarztstellen in Berlin zu voll⸗ besoldeten zu machen, und bittet, diese Absicht möglichst schnell aus- zuführen, da in Berlin ein nicht voll besoldeter Kreisarzt kaum noch sn der Lage sei, sich der Privatpraxis zu widmen, auf die er doch bei feiner Anstellung bingewiesen fei. Den Berliner Kreisärzten soll ten ferner Zulagen gewährt werden, und die Fuhrkostenentschädigung müsse in angemessener Weise geregelt werden. Die PVenstons— bedingungen feen ebenfalls ungenügend. Man habe seinerzeit bei der Bemeffung der Gehälter der Kreisärzte eine Cinnahme an Gebühren Don Wos M zu Grunde gelegt, oft erreichte diese Einnahme aber nicht 1000 MM ö Ministertaldirektor Dr. Förster: Die Bezüge der Kreiärzte sind feinereit im Einvernehmen mit dem bohen Hause estge ck worden. Bezüglich der Venstoniernng bat der Minister sich bereits ins Girvernebmen mit den betreffenden Reffert6s gesetzt Bei der Umwandlung von nicht voll besoldeten Stellen in debe oldete snder eine Rerpiston der ganzen Stellung statt. M dem Kreis arte seß it der Grundfatz ausgesprochen worden, daß die Anstellung vollbesoldeter Kreisärzte nur Ausnahme sein solle. gt 5 Dr. Voltz Gl) wendet sich gegen die Absicht der Regierung, für den Kreit Beuthen eine weite vellbesoldete Kreisarzt⸗· stelle in Königshütte zu schaffe⸗. Der Bezirk sei nur wenig umfang. reich und gußerdem, wie Faristisch festgestet sei ein sebr gesunder Besirk. Er wolle zwar nicht gegen die geforderte Stelle stimmen, aber genügend begrundet fei ste eigentlich nicht.
Aba. Dr Krüger⸗Martenkurg (kons.) scheint sich für die Er⸗ weiterung des Systeme der velbrsel deten Kreigärzte auszusprechen, ist
ir unzu⸗
allgemeine Besprechung über das
jedoch im einzelnen nicht verständlich.