1906 / 67 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Mar 1906 18:00:01 GMT) scan diff

eine Verfügung vom 13. 8. M., betreffend die Aenderung ber Dienstc⁊ und Einkommensverhältnisse der Kanzleigehilfen, folgendes bestimmt.

k Für die Berechnung der im S 3 Abs. 4, § 5 Abs. 2, S 6 Abs. 1, 2 und § 8 Nr. 1 der Kanzleiordnung vorgesehenen Wartezeiten und Zeitabschnllte gelten fortan folgende Vorschriften:

I) Die im dienstlichen Interesse erfolgte Beschäftigung eines Kanzleigehilfen in einem anderen Zweige des Justizdienstes sowie Be⸗ urlaubangen bis zu vier Wochen, Erkrankungen bis zur Dauer von drei Monaten und militärische Dienstleistungen gelten nicht als Unter⸗ brechungen des Kanzleldienstes und sind bei Berechnung der Gesamt⸗ dauer der Beschäftigungszeit zu berücksichtigen.

2) Beurlaubungen von mehr als pier Wochen bis zu drei Monaten, fowie Erkrankungen von längerer Dauer als drei Monaten oder die Eifüllung der aktiven Dienstpflicht im stehenden Heere sind nicht alz Unterbrechungen der Beschäftigung anzusehen. Diese Zeiten sind aber bei der Berechnung der Gesamtdauer der Beschäftigungszeit nicht zu berücksichtigen.

3) Gin Urlaub von mehr als drei Monaten gilt als Unter- brechung der Beschäftigung mit der Wirkung, daß bei der Berechnung der Gesamtdauer der Dien gn, auch die vor der Unter⸗ brechung liegende Dienstzeit außer erücksichtigung bleibt. Auf diese Folgen sind die Kangleigehilfen egebenenfalls vor der Bewilligung eines Urlaubs ausdrücklich hinzuweisen.

4) Beurlaubungen zum Zwecke der Wiederherstellung der Gesund⸗ helt find wie Erkrankungen zu behandeln.

JI. Hat ein der Zeit nach fälliger höherer Schreiblohnsatz nicht bewilligt werden können, so ist der Grund der Nichtbewilligung dem Kanzleigehilfen von Amts wegen mitzuteilen. Nach Behebung der Anstände ist der vorenthaltene Schreiblohnsatz vom ersten Tage des folgenden Monats ab zu gewähren,.

Die Richibewilllgung eines höheren Schreiblohnsatzes hat für sich allein nicht die Wirkung, daß dadurch der Zeitpunkt für die Gewährung des nächstböheren Schreiblohnsatzes hinausgeschoben wird.

III. Ist einem Kanzleigehilfen bereits jetzt ein höherer als der nach § 5 Abf. Z der Kanzleiordnung zulãässige , bewilligt, so berblelbt es bei der bie herigen Festfetzung bis zum Ablaufe des im Sz) Abf. 2 der Kanzleiordnung für die Erreichung des nächsthöheren Schrelblohnsatzes vorgeschriebenen Zeitabschnitts.

IV. Ünberührt von den Vorschriften im 3 5 Abs. 2 der Kanzlel⸗ ordnung bleiben diejenigen Anordnungen und Grundsaͤtze, wonach die Schreiblohnsätze bis zu 10 Pfennig den zivilversorgungsberechtigten Kanzleigehilfen wegen ihres höheren Lebensalters in kuürjeren Zwischen⸗ räumen? bewilligt werden, als den Zivilanwärtern Söergl. die Rund⸗ verfügung vom 29. April 1901 1. 2990 Müller, Justizverwal⸗ tung, b. Auflage S. 2027 Zusatz XXII g.).

V. Bon der im 5 5 Abf. A der Ranzieiordnung erwähnten Be— fugnis ist nur in Ausnahmefällen Gebrauch zu machen, so beispiels⸗ weise dann, wenn gleich gut geeignete billigere Schreibkräfte nicht zu erlangen sind.

Die vorzeitige Gewährung eines höheren Schreihlohnsatzes hat nicht von selbst' zur Folge, daß der nächsthöhere Satz zu elnem fruheren, als dem nach 5 5 Abs. 2 der Kanzleiordnung zulässigen Zeit⸗ punkt erreicht wird. J

VI. Zum Zwecke der Festsetzung der in Zeitabschnitten zu ge⸗ währenden Schreiblohnsätze (5 5 Abs. 2 der Kanzleiordnung) an die Kanzleigehilfen bei den Amtsgerichten haben die aufsichtführenden Richter rechtzeitig, zum ersten Male bis zum 10. April 1906, dem Landgerichtspräsidenten Bericht zu erstatten.

Der i n gn srat Graf von Rittberg, bisher bei der Königlichen Klosterkammer in Hannover, ist der Königlichen Regierung in Frankfurt a. O. zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der ausreisende Ablssungstransport für S. M. S. „Condor mit dem Reichspostbampfer „Scharnhorst“ vorgestern in Aden ein⸗

etroffen und hat an demselben Tage die Reise nach Colombo reh sprtgeseht

S. M. S. „Tiger“ ist am 16. März in Canton ein— getroffen und geht heute von dort nach Hongkong in See.

Kiel, 17. März. Der 40. Schles wig-Holsteinsche Provinziallandtag ist gestern von dem Königlichen Land⸗ tagskommissar, Qberpräsidenten, Wirklichen Geheimen Rat

reiherrn von Wilmowski mit folgender Ansprache ge⸗

k. worden:

„Hochgeehrte Herren!

Nach einer arbeitsreichen Woche stehen Sie am Schlusse Ihrer dietzährigen Tagung. Die Ihnen gestellten Aufgaben haben sämtlich ihre Erledigung gefunden, big auf eine: die Neuwahl eines Vor— sitzenden Ihres Provinzialausschasses ist Ihnen erspart geblieben, da Ihr langbewährter Vorsitzender, Seine Exzellenz Graf Reventlou

ch zur Freuze Aller hat bereit finden lassen, die Leitung des

rovinzialausschufsses weiterzuführen. Eurer Exzellenz hierfür nochmals herzlichsten Dank zu sagen, ist mir eine angenehme Pflicht. Meine Herren, die Beschlusse, welche Sie in diesen Tagen gefaßt haben, sind nach den verschiedensten Richtungen bedeutungsboll. Die reichen Bewilligungen zur Vervollständigung des Kleinbahnnetzes der Provinz, der Entschluß, besonders wichtige Streden der Probinzial⸗ chausseen mit Kleinpflasterbahnen auszustatten, die gläckliche Er⸗ ledigung der Neubaufrage des Thaulow⸗Museums werden überall freudiger Zustimmung begegnen. Mit besonderer Genug⸗ tuung habe ich es begrüßt, daß Sie beschlossen haben, die Finanz⸗ wirtschast der Provinz und namentlich auch das provinzielle Wegewesen und Wegerecht liner sorgfältigen Prüfung zu unterziehen. Die König⸗ liche Staatsregierung wird Sie bei diesen Bestrebungen, soviel es an ihr liegt, gern und nach Kräften unterstüßen. Möchten Ihre Be: ratungen und Ihre Entschlüsse auch in dieser Hinsicht reiche Frucht tragen zum Segen der Heimat. Namens der Königlichen Staats⸗ reglerung spreche ich Ihnen den Dank und die Anerkennung aus für Ihr: hingebungsbolle Tätigkeit und erkläre nunmehr im Allerhöchsten rf den 40. Schleswig ⸗Holsteinischen Proviniallandtag für ge⸗

ossen.

Von den Beschlüssen des Provinziallandtags sind folgende hervorzuheben:

Die Haushaltungspläne für das Jahr 1906 gelangten zur Ver- abschiedung. Es wurde eine besondere Kommission eingesetzt, welche die Frag einer Verminderung der Provinzialsteuern einer sorg⸗ fältigen Prüfung unterziehen soll. Im Intaresse des Ver— kehrg sollen im Laufe der kommenden Jahre mit einem Aufwande von 2 500 000 M besonders wichtige Strecken der Provinzial, chausseen, im ganzen 100 km, mit Kleinpflasterbahnen ausgestgttet werden. Zur Herstellung eines Erweiterungsbaus des Thaulow⸗ Museums in Kiel wurden 200 C00 M bewilligt, nachdem die Stadt Kiel ihrerseits den Bauplatz und einen Beitrag von 200 000 6 be⸗ willigt hat. Der Stadt Flensburg wurde für das Flensburger Kunstgewerbemuseum eine fortlaufende jährliche Unterstützung von J000 SM gewährt. Zur Förderung der Gemeindekrankenpflege wurden 10 005 0 bewilligt und dem Provinzialausschuß zur Verfügung gestellt. Zur AUnterstützung des Kleinbahnwesens wurden Parlehen im Gesamtbetrage von 721 625 S gewährt und zwar für die Kleinbahnunternehmen Segeberg Lüheck, Kiel Segeberg und Kirchbarkau = Prertz Lütjenburg. Dem Kreise Schleswig wurde

außerdem für den Bau einer Hafenbahn in friedrichstadt, im Anschlu 1 die Kleinbahn . . ein Varlehn ö. 10 300 M gewährt. Der Landegverein für innere Missian erhielt für Fa . Burschenheimg zu Rickltug ein weiteies Darlehn von

Peiltionen waren bei dem Landtage 18 . en. Von diesen fanden unter anderen Berücksichtigung die Bitte des St. Nikolai⸗ Heims zu Kiel um Bewilligung ner é hilfe von 2300 4. Dem Schlegwig. Holffeinischen Jentral- Fischerel Verein wurde, ferner für das Jahr 1906 eine erhöhte Subbdentton von 4000 , bewilligt und endlich wurde der Melioration. Genossenschaft der Pinnau-Niederung zu Pinneberg zur Hebung ihrer schwierigen ekuniären Lage eine letzte Unterstützung in Form einer Herabsetzung der Restschuld der Ge⸗ nossenschaft gewährt. . Bremen.

Seine , der Kaiser und König traf, wie W. T. B.“ meldet, vorgestern mittag von Bremerhaven in Bremen ein und wurde auf dem Bahnhofe von dem Bürger⸗ meister Dr. Pauli im Namen des Senats bewillkammnet. Nach einem Frühstück im Ratskeller, wo Seine . vom präsidierenden Bürgermeister Dr. Barkhausen begrüßt wurde, srat Allerhöchstderselbe die Rückreise nach Berlin an.

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsch⸗Südwestafr ika werden, wie W. T. B.“ berichtet, folgende weiteren Verluste amtlich gemeldet:

Auf Patrouille ist bei Kaimas am 5. März der Kriegsfreiwillige Max Schneider, geboren am 30. 3. 1881 zu Prockendorf, ge; fallen (Hals, und Brustschuß) 24 verwundet wurden: bei Umeis am 6. Mär Gefreiter Wilhelm Schultze, geboren am 26. 7. 1881 zu Elberfeld, früher in der Maschinengewehr⸗ abteilung Nr. 1 (Streisschuß an linken Unterarm); im Ge— secht bei Pelladrift am 8. Marz Gefreiter Otto Altmann, eboren am 18. 2 1882 zu Sagan, früher im 1. nieder e hen Feldartillerleregt. Nr. 5 (Geschoßsplitter in linkem Schulterblati, und Gefreiter Martin Lorenz, geboren am 7. 11. 1851 zu ,, früher im 5. ostpreußischen Infanterie⸗ regiment Nr. 41 reifschuß an Rücken). Reiter Heinrich Johann Trom mer, geboren am 26. J. 1884 zu Würzburg, früher im TLöniglich baverischen 9. Infanterieregiment, wurde am 11. Mätz bei Pelladrist schwer verwundet (Streifschuß an Schläfe, Steinplitter in beiden u Sergeant Paul Nitz, geboren am 153. 5. 188 ju Gnesen, früher im 2. badischen Feldartillerieregiment Nr. 30, ist am 11. März im . zu Keetmanshoop an Ruhr und Bauchfell⸗ entzündung, Reiter Ewald Rötschke, geboren am 3. 3. 1883 zu Sohlgnd, früher im Königli sächsischen Ulanenregiment Nr. 12 am JI3. März im Lazarett zu Karibib an Ruhr und, Gefreiter Ernst Jacobi, geboren am 2J. 11. 1883 zu Steglitz, früher im magde⸗ burgischen Pionlerbataillon Nr. 4, am 14. März im Lazarett zu Windhuk an Typhus gestorben.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat der leitende Ausschuß der koalierten Parteien gegen den Auf⸗ lösungsbeschluß, den die Regierung gegen ihn erlassen hat, Protest erhohen. Der Ausschuß erklart, daß er niemals zum iatsächlichen Widerstande aufgereizt, vielmehr stets her⸗ vorgehoben habe, daß Wahrung der Ruhe und Ordnung im 53 der Ration liege. Der Aus hinzu, daß die ertrauensmänner der politi leien nicht unter der Oberaufsicht der Regierung ständen und daß sie, wie alle Staatsbürger, ihre Meinung stets frei äußern könnten, wobei es . von dem Vertrauen ihrer Mit⸗ bürger und von dem moralischen Ansehen, das sie genießen, abhaͤnge, inwieweit die Kundgebung ihrer politischen An⸗ schauungen befolgt werde, Aus allen diesen Gründen würde es eine Pflichtvergessenheit sein, wenn der leitende Ausschuß den ungesetzlichen Auflösungsbeschluß der Regierung für rechts⸗ verbindlich anerkennen würde der Ausschuß werde vielmehr seine Tätigkeit innerhalb der Schranken des Gesetzes fortsetzen.

In bezug auf diesen Beschluß des Ausschusses der Koalition erklärt ein heute veröffentlichtes Regierungs⸗ kommunigus, er enthalte eine kühne Verleugnung all— bekannter Tatsachen, da der Ausschuß eine Weisung an die Munizipien und ihre Beamten erteilt habe, die Obergespane und Königlichen Kommissare nicht anzuerkennen und ihnen keinen Gehorsam zu leisten, wobei den Beamten versprochen worden sei, ihnen für die Folgen der Renitenz, sobald die Koalition ans Ruder gelange, aus Staats mitteln Schadenersatz zu leisten. Der Ausschuß habe die Weisung und den Befehl erlassen, den Kreditansprüchen des Staats nicht ent— gegenzukommen, die freiwillig geleisteken Steuern nicht abzu⸗ liefern, für die Rekruten keine Eintrittszertifikate auszustellen und alle darauf bezüglichen Verordnungen des i r des Innern außer acht zu lassen. Dadurch habe der Aus⸗ schuß eine verbotene andlung begangen. Indem er die Mitglieder der Wehrkraft auffordere, dem auf Grund des Hesetzes erlassenen Armeebefehl keinen Gehorsam zu leisten und indem er die gegen die Monarchie gerichteten Aktionen auswärtiger Staaten ermuntere, habe der Aus⸗ schuß in den Rechiskreis der Exekutive eingegriffen. Der Ausschuß habe ferner, als er die Rechtsgültigkeit der aus⸗ ländischen Hanbelsverträge für null und nichtig erklärt habe, sogar einen Eingriff in den Rechtskreis der Gesetzgebung be⸗ gangen, indem er das Recht der authentischen Interpretation der Gesetze für sich in Anspruch genommen habe. Indem er diese Tatsachen nachträglich ableugne, brandmarke er seine gemeinschädliche und gemeingefährliche Tätigkeit mit eigner

Hand. Frankreich.

In einem vorgestern abgehaltenen Ministerrat erstattete Bourgeois Bericht über den Stand der Arbeiten auf der Konferenz in Algeciras. Der Ministerrat beschloß sodann, daß ein Sonderausschuß damit beauftragt werde, die für die , ,, der Opfer in Courrières eingegangenen

elder e verteilen. Sämtliche Sammlungen aus dem Aue— und Inlande sollen im „Journal officiel“ veröffentlicht werden. Clémenceau erstattete Bericht über seine Reise nach dem Departe⸗ ment Pas de Calais und über die wegen des dortigen Ausstandes angeordneten ,,, Die Gendarmerie und das Militär , , ausschließlich zur Bewachung der Gebäude verwandt werden.

Mit Rücksicht auf die Fortsetzung der Verhandlungen zur Regelung der marokkanischen Angelegenheiten wird, wie „W. T. B. meldet, Bou rgebis die aus Anlaß der dem⸗ nächstigen Beratung über das. Budget des Auswärtigen an⸗ gekündigte Debatte über die auswärtige Politik in der Kammer nicht annehmen können,

Der Kaiserlich russische Generalleutnant Herzog Konstantin von Oldenburg ist, „W. T. B.“ zufolge, in Nizza gestorben.

*

.

Rußland.

Gestern haben nach einer Meldung der „St, Petersburger Telegraphenagentur in dem größten Teile von Rußland die Vor⸗ wahlen zur Reichs dum fur en. Die vier Vororte von St. Petersburg, wo gestern in 39 Fabriken von den Urwählern 57 Bevollmächtigle zu wählen waren, die ihrerseits wieder die Wahl⸗ männer für die im April stattfindenden Reichs dumawahlen zu wählen haben, waren militärisch stark bewacht. Die Ruhe wurde auch nicht gestört, doch verliefen die Wahlen so gut wie refultatloß. Entweder erschienen die Arbeiter nicht und er⸗ klärten, von der Duma nichts in fu wollen, oder, wo die Wahl mit Mühe und Not zustande kam, weigerten sie sich, das Wahlprotokoll zu unterzeichnen.

Bezüglich der in der Presse aufgetauchten Meldung über eine angebliche Beseitigung der Reichsdum awahlen in Polen wird der „St. Petersburger Telegra henagentur“ zu⸗ folge mitgeteilt, daß keinerlei drauf abzielende Anordnung erfolgt ist. Der Minister des Innern hatte nur dem Gouver⸗ neur der fünf Weichselgouvernements auf dessen Ansuchen, den Wahltermin feslzusetzen, die Weisung erteilt, die Order dazu aus St. Petersburg abzuwarten. ,

In der Frage der Entschädigungen für die Ver⸗ luste, die Ausländer bei den Unxuhen in Trans— kaukaäsien erlitten haben, hat der Kaiserliche Statthalter die zeitweiligen Generalgouverneure angewiesen, daß auf k. Untertanen der allgemeine Grundsa der xussischen Gesetzgebung anzuwenden ist, 3. die Entschädigungen von den Schuldigen beizutreiben sind. Infolgedessen können die geschädigten Ausländer ö. in Wege des Gesetzes die Strafverfolgung gegen Beamte eantragen, die sich während der Unruhen der Untätigkeit schuldig gemacht haben, die Regierung kann ihnen jedoch den 66 ihrer Verluste nicht gewährleisten. Die Beamten und Behörden sollen aber den Ausländern jede mögliche Mitwir⸗ kung zur Entschädigung durch Festsetzung der Höhe der Ver⸗ luste und Nachforschung nach den Schuldigen gewähren.

Die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ verbreitet

ferner folgende Meldungen: Der Admiral Tschuknin hat dem Kassationsgesuch des Leutnants Schmidt keine Folge gegeben. Das auf Tod, durch den Strang lautende Urteil ist aber in Tod durch Erschießen umgewandelt worden. Dem Kommandanten des ‚Pruth“, an dessen Bord sich Schmidt und andere Verurteilte befinden, ist entsprechende Weisung zugegangen.

In einem Rostow (Don) benachbarten Flecken wurde in der vorgestrigen Nacht eine Versammlung von Revolutionären von Ko— faken und Polizeimannschaften aufgehoben, wobei es zu einem Kampfe kam. Von den Revolutionären wurden dabei zwei getötet und acht verwundet.

In Catherinoslaw ist eine Bande von Räubern und Mördern, die, als Beamte und Polizisten verkleidet, Haussuchungen veranstaltet und die Bevölkerung in Schrecken veisetzt hatten, gestern verhaftet worden. .

In Riga wurde der 5 Harremann, ein deutscher Untertan, vorgestern im Hofe der * ik ‚Aetna“ durch vier Revolver⸗ uf schwer derwundet. Die Polizei verhaftete 13 Mitglieder und den Anführer einer Bande, die im Verdacht steht, im Dezember 1805

fünf Beamte getötet zu haben.

Spanien.

Die Deputierten kammer hat den Gesetzentwurf über die Zuständigkeit der Militärgerichte zur Ab⸗ urteilung von Vergehen gegen das Vaterland und die Arm ee „W. T. B.“ zufolge endgültig angenommen.

Vor der Abflimmung über das Gesetz faßten zahlreiche Teputierte

und alle Journalisten einen Protest gegen die Artikel des Gesetzes ab, welche die Freiheit der Presse zu schmälern suchen, und verließen darauf den Saal. Die Stockung der Arbeiten der Miarokko⸗Konferenz ist noch nicht überwunden. Die auf Sonnabend verschobene Plenarsitzung ist wieder aufgegeben worden. Da heute spanischer Feiertag ist, wird die Konferenz, nach einer Meldung des „W. T. B.“ frühestens morgen ihre nächste Sitzung ab⸗ halten können.

Schweiz.

Der Bundesrat hat vorgestern eine an die Bundesver— sammlung gerichtete Botschaft, betreffend den Entwurf einer neuen Militärorganisation, veröffentlicht.

Wie W. T. B.“ meldet, soll nach dem Entwurf an der Gllexerung der schweijerischen Armee nichts geändert werden in der Meinung, daß es den Beschlüssen der Bundesversammlung vorbehalten bleibt, Aenderungen vorzunehmen. Die Bildung besonderer Gebirgt— truppen, die aus Gebirgsgegenden rekrutiert werden sollen, ist in Aussicht genommen. Die körperliche Ausbildung der jungen Mann— schaften nach dem Schulaustritt bis zum Beginn der Wehrpflicht o wie ihre Ausbildung im Schießen vor der Dienstzeit sollen vom Staat nach Kräften gefördert. werden, vor allem. durch finanzielle Beihilfen. Diese Vorbereitung für den Militãrdienst ist eine freiwillige; ihre vielfach verlangte obligatorische Festlegurg hat man fallen lassen. Die Dauer der Rekrutenschule beträgt für die Kavallerie 90 Tage, bei den anderen Waffen 70. Die Wiederholung

kuise, die jährlich abgehalten werden, dauern 11 Tage. Im Auszuge,

der die Jahrgänge vom 20. bis 32. Lebensjahr umfaßt, haben die Mannschaften sieben Wiederholungskurse durchzumachen, in der Land⸗ wehr, zu der die weiteren Jahrgänge bis zum 40. Lebenejahr gehören, einen. Die Schießpflicht, d. h. die Absolpierung verschiedener Schieß übungen, ist von allen gewehrtragenden Mannschaften jedes Jahr iu erfüllen. Die Truppentinheiten der Artillerie gehen sämtlich an den Bund über, während die Infanterie wle bisher kantonal bleibt

Die Tendenz des Entwurfs geht dahin, die Ableistung des Militärdienstös mehr auf die jůngeren Lebensjahre zu konzentrieren und gleichzeitig eine Verbesserung der Aus— bildung zu erzielen, ohne die Zahl der Diensttage zu ver— mehren.

Der Bundesrat hat ‚W. T. B.“ zufolge bei der Bundesversammlung beantragt, sie möge über die Eingabe der Genußscheininhaber der Jura⸗Simplonbahngesellschast zur Tagesordnung übergehen, da der Nachweis, daß der Bund verpflichtet sei, den Inhabern der Genußscheine über die Ent— schädigung hinaus, die . aus der Liquidation der ,, erhallen, eine Zuwendung zu machen, den Antragstellern nicht gelungen sei.

Türkei.

Da die von der Pforte in Sofig und Athen unter⸗ nommenen Schritte gegen die Verbreitung von Banden und das Ueberschreiten der Grenze bisher nicht den gewünschten vollen Erfolg hatten, hat die Pforte W. T. 8 sufelh beschlossen, außerordentliche Maßregeln an

eiden Grenzen zu treffen. An der bülgarischen Grenze werden zu den bestehenden noch 200 Wat, häuser in einer Entfernung von 1000 bis 1509 m von ein⸗ ander errichtet. Diese werden die erste Linie der gr bewachung gegen Bandenübertritte bilden. In großen Ab

ständen wird sodann eine zweite und dritte Linie folgen. Die Grenzbewachung soll in neun Seltignen unter einem Kommandanten eingeteilt werden. Die Kosten für die Ueber⸗ wachung der bulgarischen Grenze find mit 20 000 Pfund ver⸗ anschlagt.

Afrika.

Wie der „Standard“ aus Tanger meldet, hielt ein kürzlich dort eingetroffener fanatischer Scherif in der großen Moschee Predigten gegen die Christen und die fremden Gefand tschafte n. Die marokkanischen Behörden, die auf diese Propaganda aufmerksam wurden, befahlen dem Scherif, damit . Dieses Verbot rief unter den Marokkanern eine . Erregung hervor, daß sich der Gouverneur genötigt sah, den Befehl zurückzuziehen.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Die heutige (0) Sitzung des Reichs tags, welcher der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel und der siell vertretende Direktor der Koloniglabteilung des Auswärtigen Amts Erbprinz zu wa n n, n. burg beiwohnten, eröffnete der räsident Graf von Balkestrem mit folgender Ansprache:

Meine Herren! Bevor wir in unsere Beratungen eintreten, habe ich eine schmerzliche i zu erfüllen. Der Reichstag hat einen großen Verlust erlitten. ie Ihnen bereits bekannt, starb vorgestern abend unfer hochverdienter Direktor, der Geheime Regierungs at Knack, im 68. Lebensjahre. Mehr als 50 Jahre hat er dem Vaterlande und selnem Kalser und König treu gedient. 34 Jahre war er in der Verwaltung des Reichttagß tätig, davon äber 25 Jahre als dessen erster Beamter. Wir alle, besonders meine Herren Vorgänger im Praͤfidentenamt und ich, Laben die Hingebung und Pflichttreue kennen und schätzen gelernt, mit welcher der Entschlafene bis zum Augenblick, wo ihn Krankheit niederwarf, rastlos gearbeitet hat. Stets war er in liebenzwürdigster Wesse bereit, jedermann, der ihn darum anging, mit feinem reichen Wissen und seiner großen Geschäftskenntnis zu dienen. Er bat sich dadurch in unseren Herzen ein unvergängliches Denkmal gefetzz. Wir werden sein Andenken stets in hohen Ehren halten. Mesne Herren, Sie haben sich zum Gedächtnis des Verstorbenen er⸗ hoben. Ich konstatiere dies.“

Auf der Tagesordnung stand zunächst die dritte Be⸗ ratung des dritten Nachtrags zum Etat für die Schutzgebiete und zum Reichshaushaltsetat für 19605 Ausgaben aus Anlaß des Eingeborenenaufstandes in Deutsch⸗Ostafrika, Aenderung der Verwaltung in Deutsch⸗ Sstafrika und Gesandtschaft in Christianig). Ohne Dis kussion wurde der Nachtragsetat in allen seinen Teilen und demnächst im ganzen endgültig genehmigt.

Es folgte die dritte Beratung des vierten Nachtrags⸗ etats für 19095 G0 609 009 Ausgaben aus Anlaß des Aufstandes in Deutsch⸗Südwestafrika).

Abg. Ledebour (Soz) fragte nach dem Stande der Unruhen in Süd⸗Westaftika. Die Eifenbahn sei vor Weihnachten auf Drängen der Regierung in aller Eile bewilligt worden, da nur so die völlige Unterdrückung des Aufstandes gewährleisftet erschien. Jetzt seien wieder ungunstige Nachrichten hierher gelangt. Weder bei der erffen, noch bei der zweiten Lesung dieses Nachtragtetats, der doch eine sehr hohe Anforderung stelle, habe sich die Verwaltung mit einem Wort geäußert. Die Veröffentlichung des Generalstabes über den Verlauf des Aufstandes weise auch darauf hin, daß die Gegner nicht unterschätzt werden dürften. Bei dem Bemühen, die Kriegstüchtigkeit der Gegner herauszustreichen, gehe der Gentralstab aber doch wohl ein bißchen zu weit, wenn er die Kriegstüchtigkelt der Herero der der Buren gleichstellt, ja sie an Enischloffenheit des Handelns als diese ühertreffend Harakterisiert. Das habe man bisher noch nicht gewußt; es widerspreche auch allen bisherigen Auffassungen. Diefer Vergleich sei absolut ungerechtfertigt; wäre er richtig, so hätten die deutschen Truppen die Hereros nicht so leicht nieder- gekriegt. Die Verluste der Deutschen gegenüber den Hereros seien doch unvergleichlich geringer als die der Engländer gegenüber den Buren. Pie Hereros bätten auch nicht siegreiche Angriffe auf die deutschen Truppen gemacht; von Hereroheldentaten, wie sie die Buren aufzuweisen hätten, habe man nichts gehört. Die Be⸗ hauptung sei also geradezu autz der Luft gegriffen. Neuerdings foll? fogar eine Burenverschwörung entdeckt worden sein; über diese erstaunliche Mär habe die Regierung bisher keine Auskunft gegeben; es kämen dabei sogar „national scouts“ in Betracht.

(Schluß des Blattes.)

Auf der Tagesordnung für die heutige () Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten Dr. Studt, der Minister des Innern Dr. von Bethmann⸗Hollweg und der Justiz— minister Dr. Beseler beiwohnten, stand zunächst die erste und zweite Beratung des vom Herrenhause in unveraͤnderter Fassung angenommenen Gesetzenkwurfs, betreffend die Erhebung von Kirchensteuern in den Kirchengemeinden der evangelischen Kirchen der Konsistorialbezirke Cassel, Wiesbaden und Frankfurt a. M, in den Gesamt⸗ verbänden der evangelischen Kirche des Konsistorial— bezirks Cassel sowie in der vereinigten evangelisch⸗ lutherischen und evangelisch-reformierten Stadt⸗ synode zu Frankfurt a. M.

Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenhelten Dr. Studt: Die Vorlage schließt sich dem im vorigen Jahre vom Landtage ange⸗ nommenen und bereits publizterten Gesetze wegen Einführung eines einheitlichen Besteuerungsrechts in den alteren Provinzen an, indem sie dieses Recht auf die Küichengemeinden der neueren Provinzen sinn⸗ gemäß übertragen will. Mit den synodalen Instanzen ist eine Ver⸗ ständigung herbeigeführt worden. Ich glaube, daß die Vorlage ohne Kommisstonsberaiung erledizt werden kann. Dies wird den Interessen der Einheit und des konfesstonellen Friedens dienen.

Abg. Funck Efr. Volktp.): In n a. M. besitzen die evan⸗ gelisch⸗Iutherischen und die evangeli ch resormierten Kirchengemeinden ein gemeinsames Besteuerungsrecht. Et kann der Fall eintreten, daß bei ken lutherischen in Bedürfnis für Kürchensteuern vorliegt, bei den reformierten nicht, sodaß durch den Beschluß einer Erhebung von Kirchen⸗ steuern der eine Teil vielleicht wider Willen dazu gezwungen würde. Dadurch könnte unter Umständen der kirchliche Friede statt gefördert gestört werden. Es wird also in jedem Falle bei der Beschlußfassung äber die Erhebung von Kirchenstenern sowie bei der Handhabung des staatlichen Aufsichtsrechts mit Vorsicht vorzugehen sein.

Abg. Wolff⸗Biebrich (al.) scheint ein ähnliches Bedenken geltend zu machen.

Gin Regierungskommissar weist dem gegenüber darauf hin, daß die betreffenden Synoden die Vorlage einstimmig angenommen haben; aber die Staatsreglerung werde die gegebene Anregung im Auge behalten.

Damit schließt die erste Beratung. In zweiter Beratung wird der Gesetzentwurf in seinen zehn Artikeln ohne weitere Debatte unverändert angenommen.

Sodann wird de

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Hannover, ohne zweiter Lesung unve

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Erefeld, der ebenfalls genommen worden ist; in erste Lesung des richtung eines

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Die Ju stiz , Regierung als Materia Abg. Dr. König ⸗Ciefeld

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nd Zuteilung d eine Petition von u. a.

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esetzen twurfs,

der Provinzen sowie in den Ki ormierten Debatte in er rändert angenommen.

die erste Lesung des Gesetzentwurfs, eines Landgerichts in Herrenhause unverändert an⸗ der Diskussion wird damit die betreffend die chts in München-Gladbach,

entwurf, betreffend die Er⸗ steuern in den Kirchengemeinden lal⸗) Verbänden der evangelisch⸗ ö. und r

engemeinden

Kirche der Provinz ster und sogleich auch in

Er⸗

s Bürgermeisters Odendahl Errichtung eines Amtsgerichts in seines Bezirks zu dem Landgericht dem Bürgermeister Voß und O. um Abtrennung des Amts⸗

sbezirks Dülken vom Landgericht Kleve und Zu—

leilung zu dem Landgericht in München⸗Gladbach vor,

kommission beantragt, beide Petitionen der

l zu überweisen. (Zentr) dankt der Regierung dafür,

d ben Würschen der jetzt 10 090 Einwohner zählenden Stadt sie den Wünsch ö hat, und bittet um einstimmige

Crefeld und des Landtags

Annahme.

Beide Gesetzentw zweiter Lesung ohne Petitio

auch in

Die erwähnten Abgg. Reinhar antrage gemä

Höveler . der

daß den zung der neuen Lan

nung getragen werden (Schluß des Blattes.)

Dem

über

d und Dins

uͤnschen der

au se der Rid Bekämp

ürfe werden darauf in erster und sogleich Debatte angenommen.

nen werden nach Referaten der lage (Zentr) dem Kommissions⸗ ß erledigt, nachdem auf Anregung des Abg.

ustizminister Dr. Beseler erklärt hat,

soll.

Beteiligten in bezug auf die Abgren⸗ dgerichtsbezirke in Zukunft tunlichst Rech⸗

Abgeordneten ist eine Denkschrift fung der Granulose (Körner—

krankheit, Trachom) in Preußen zugegangen.

Nr. herausge

Inhalt: I) Konsulatwesen: standsakten; Einziehung eine

Ausweisung von

17 des. geben im

eichsamt des Innern, Ermächtigung zur

Steuerwesen: Druckfehlerberichtigung.

entralblatts für das Deutsche Reich', vom 16 8. M. hat folgenden Vornahme von Zivil 8 Viekonfulats. 2) Polizeiwesen: Ausländern aus dem Reichsgebiet. 3) Zoll und

sind jetzt ne und Verwal

Statistik und Volkswirtschaft.

Die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung im Deutschen Reich vom 1. Dezember 1905

1906 der „Vierteljahrshe

lag von

(zweite

1. Dezember 1905 für das ganze 60 605 183 Personen,

weiblich. An

mit 6,5, Sach sen mit 4,5, Württemberg felligt, sodaß auf die vier Königreiche 83, 48 v. H.

Puttkammer u. ö Wie bereits in Nr. 54 des mitgeteilt wurde, ergab die Volkszählung vom Reich eine Bevölkerung von davon sind 29 868 096 männlich, 30 737 087

Beilage)

bst einer textlichen Darstellung nach Staaten, Provinzen tungsbezirken sowie nach . im Heft 1

e zur Statistik des Deutschen ühlbrecht in Berlin) veröffentlicht worden.

eichs (Ver⸗

Reichs. und Staatsanzeigers vom 3. d. M.

der Reichszahl ist Preußen mit 37,3 Millionen, Bayern

kerung entfallen.

In

nämlich 2989 726 Cinwohner, ganze Königreich Württemberg. Einwohnern sind 249 vorhanden;

Großstädten,

mit 2,3 Millionen be⸗

der 2

d. h. Städten mit 100 000 und wehr Ein⸗ wohnern, deren es jetzt 41 im Reiche gibt die größte unter ibnen Beilin (2040 222), die kleinste Wiesbaden (190 955) wohnen Ii 4568 039 Personen oder 18,97 v. H. der Reichshevölkerung,

Mit sesnen Vororten zusammen umfaßt Berlin fast 3 Millionen,

nicht städtischen Charakters.

Da bei der Volkszählung vom bevölkerung auf 56 367 178, 38 623 931 weibliche Personen festgestellt war,

nämli

somit noch erheblich mehr als das Gemeinden von 260 000 und mehr 27 von ihnen (in Preußen) sind

1. Dejember 1900 die Reicht⸗ 27737 247

männliche und

ist die Einwohnerzahl

in den letzten fünf Jahren um 4258 005 oder 7.52 v. H. gewachsen. Die Velksählungen seit 1871 ergaben:

am

1 1 1. 1. 1 2. 1. 1

Die höchste absolute

1900 bis 1805,

Dezember 1871...

i 1875 .. 1880. 1 1890. 1895. 1900... 1905.

Einwohner 41058792 442727 360 h 234 061 A46 855 704 49 428 470 52 279 991 Sb 367 178

60 605183

Zuwachs absolut v. H.

1668558 2 506 701 1621643 2572766 2851431 4087 277 4258 005 h

Zuwachs nate fiel auf das letzte Jahrfünft die geringste auf das Jahrfünft 1889 bis 1886.

Relativ ist die Zuwachsrate 1895/1900 zwar die höchste ( 7, 82 v. H.), aber die von 1950/1965 ist kaum geringer. ĩ

wohnerzahl des vermehrt.

ͤ Im ganzen hat die Ein⸗ Reichs seit 1371 sich um 19 546 391, also um 47,61 d. H. Sie ist seit 1855 (mit 36 113 644 Einwohnern) um

24 191 539 oder J,04 v. H. und seit 1816 (mit 24833 396) um 35 771 787 oder um 101 v. H. im Jahresdurchschnitt gestiegen.

Deutschlands B Millionen) und von deij

(76,2 Millionen) übertroffen.

evölkerung wird nur von der Rußlands (125,6 enigen der Vereinigten Staaten von Amerika

Konkurse im Deutschen Reich im 4. Vierteljahr 19085.

Nach den vorläufigen Mitteilungen des K Konkursstatistik gelangten

Amts

zur

im

aiserlichen Statistischen 4. Vierteljahr 1905

im Deutschen Reich 2361 neue Konkurse zur Zählung, gegen 24538 im 4. Vierteljahr 1904 . wurden 407 Anträge auf Konkurseröffnung wegen Mangels eines auch nur die Kosten des Verfahrens deckenden Massebetrages

Es

abgewiesen der Gemeins

beantragt.

Been jahr 1904: 2012) Konkurtzyerfahren, u 1386, durch Zwangsvergleich und wegen Massemangels 137. J

und 1954 Konkursverfahren eröffnet; chuldner in 1193 Fällen ausschließlich die Konkurseröffnung

det wurden im 4. Vierteljahr 1905: 1968 (im 4. Viertel⸗ n, und zwar durch Schluß verteilung 405, infolge allgemeiner Einwilligung 38

n 839 beendeten fan, mn

war ein Gläubigerausschuß bestellt.

von letzteren hatte

ren

den zeitgenössischen Schriftstellerinnen eine eigenartige und

Von den Konkursverfahren betrafen: neue beendete natürliche Personen.. . 1731 1581 gachli lee 41185 262 a n k 85 85 enossenschaften . 14 5 andere Gemeinschuldner.. 3 33

Zusammen 2561 1966.

Zur Arbeiterbewegung.

Unter den Bergleuten auf den Erz. und Schiefergruben des Sauerlandes herrscht, wie der Frkf. Ztg. aus Essen telegraphiert wird, eine starke Gärung. Teils verlangen die Belegschaften eine Verkürzung der jetzt bis zu 12 Stunden täglich betragenden Schichtzeit, seils Lohnerhöhung. Während die Verwaltungen einzelner Gruppen über die Arbeiterforderungen mit den Belegschaften unterhandeln, lehnen andere rundweg iedes , , ab. Die Belegschaft der Grube „Ohne Sorge“ will in den Ausstand treten, wenn nicht e ug sndis un zwoeser! Mitglieber. des Christlichen Gewerhwhereins zurückgenommen wird. Die re,, der Marsberger Werke erklärte zwar eine Lohnerhöhung nicht bewilligen zu können, da seit drei Jahren keine Dividende verteilt worden seji, indessen werde man den Arbeitern bezüglich ihrer anderen Wünsche entgegenkommen. Die ee, Bergleute des Sauerlandts gehören dem Christlichen Gewerk⸗ verein an.

Zur Augstandsbewegung der französischen Bergarbeiter wird dem W. T. B. aus Lens berichtet, daß sich die , der Bergarbeiter am Sonnabend dahin einigten, einen Tageslohn von 7 Frö. 18 Cis. zu fordern. Die 24 Abgeordneten der Berg arbeiter der Bepartements du Nord und Pas de Calais und die Vertreter der Koblengruben der beiden Departements traten am gestrigen Sonntag im Arbeitsministerium in Paris zu der angekündigten Konferenz zusammen. Barth ou hielt eine Rede, in der er zu einer Versöhnung und zu einem Ginvernehmen riet und der Hoffnung Ausdruck gab, daß mit Hilfe der Konferenz zu den Folgen der entsetzlichen Katastrophe nicht noch das Elend und die Gefahren eines bedrohlichen Ausstandes hinzukommen. Barthou sowie Elsmencau, der ebenfalls der Eröffnung der Konferenz beiwohnte, verließen diese sodann. Die Konferenz begann sofort mit der Untersuchung verschtedener Fragen, über welche sie Be⸗ sftimmungen ju treffen hatte. In der Nachmittagssitzung erklärten die Vertreter der Bergwerksgesellschaften, nichts in der gegen⸗ wärtigen Lage der Kohlenindustrie rechtfertige eine Erhöhung der Löhne. Jedoch um den Frieden zu sichern, hätten die Gesell⸗ schaften zugestanden, den Lohn der Arbeiter unter Tage um 10 und den der Arbeiter über Tage um Ho o zu erhöhen. Die Delegierten der Arbeiter erklärten, sie hätten keinen Auftrag, über Die don den Gefellschaften zugebilligten Zugeständnisse zu verhandeln, und behielten sich ihre Antwort bis nach einer neuer! chen Besprechung mit den Bergarbeitern am Dienstag vor. In einer gestern abend in Lens abgehaltenen Ver samm lung 3 wie weiter be⸗ richtet wird, die Aus ständigen, die von den Bergwerksgesellschaften gemachten Vorschläge abzulehnen und den Ausstand bis aufs äußerste fortzusetzen. Die Bergarbeiter des Departe⸗ ments Loire hielten gestern vormittag ebenfalls eine Versammlung ab, in der sie beschlossen, mit allen Mitteln an, der Erhöhung der Löhne festzuhalten und an verschiedenen Orten ähnliche Versammlungen zu peranstalten. Ueber die Einzelheiten der Beratung wird Stillschweigen beobachtet; es verlautet jedech, daß über die Frage des Ausstands ver⸗ handelt wurde. .

Aus Indianapolis wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Der Führer der vereinigten Bergarbeiter hat an den Vorsitzenden der Anthrazitgrubenbesitzer das schriftliche Ersuchen gerichtet, eine neue Konferenz vor dem 1. April d. J. anzuberaumen, um noch einen Verfuch zur Beilegung der Differenzen zwischen Berg⸗ werlbesitzern und Grubenarbeitern zu machen (vergl. Nr. 61 d. Bl).

gunst und Wissenschaft.

Am Donnerstag fand im Architektenhause der zweite öffentliche Vortragsabend des „Deutschen Schriftstel ler innenbun des statt, der interessant und anregend gerlief. Frau Julia Jobst eröffnete die Reihe der Vorträge durch die Vorlesung einiger noch un—⸗ bekannter Briefe Goethes und der Frau Rat, die ihr, als einer Ab⸗ kömmlingin der .. Familie, zur Verfügung stehen. Sowohl“ die aus Den Jahren 1735 und I8 stammenden Briefe des jungen Goethe in ihrer genialen Natürlichkeit, als auch die schrift⸗ lichen Aeußerungen der Frau Rat, die damals schon Urgroß mutter war allerdings cine weit über das gewöhnliche Maß geistes⸗ frische und humorvolle —, gewährten einen erquickenden und im hohen Grade fesselnden Einblick in die beiden Persönlich⸗ keiten. Dann folgte Marthe Renate Fischer, die eine eigene Nobelle Wenn der Morgen graut vorlas. Die Ver⸗ fasserin ist in ihrer schlichten Tiefe uad kraftvollen Natärlichkeit . fympathische Erscheinung. Sie weiß uns Menschen, die auf tiefster Stufe stehen in diesem Falle den mit seinen bösen Instinkten ringenden, soeben entlassenen Zuchthäusler —, menschlich nahe zu bringen; sie erwärmt uns für solche, an denen im Leben die meisten ohne Verständnis und Mitgefühl vorübergehen. Sie ergreift und er⸗ hebt uns da fallen kleine Einwände die man gegen Einzelheiten erheben könnte, wenig ins Gewicht. Ihr Vortrag war natürlich und innerlich bewegt. Den zweiten Teil des Piogramms eröffnete Jeanne Robert mit Gedichten ben Martha Friedemann, „Italienischen Reisebildern⸗. Es ist schwer, auf einem Gebiet, das Große mit so viel Erfolg bebaut haben, etwas Neues zu geben. Doch waren die Friedemannschen Gedichte formenschön und zeugten von Bildung und Geschmack. Am glücklichsten wirkte die Dichterin wohl da, wo sie das Gebiet des Humors streifte, wie in dem Beppo“ betitelten Gedicht. Den Humor vertrat auch Dr. Rudolf Presber, der zum Schluß, unter vielem Beifall, eigene Dichtungen vorlas.

Die wissenschastliche Wochenbeilage der ‚Magdeburgischen Zei⸗ tung“ veröffentlicht einen Vortrag, den Dr. H. Stadelmann in der naturwiffenschaftlichen Gesellschaft Isis“ in Bresden über die „Umwandlung amorpher Materie in gestal teten gehalten hat. Die Aehnlichkeit der dabei vorgeführten, auf e l rr fn Wege gewonnenen anorganischen Gebilde mit Raturgebilden soll überraschend sein. Aus der Tatsache, daß sich aus einem Gebilde nach einiger Zeit neue gesetzmäßig entwickeln, folgert Sladelmann ein kozmogenetisches Prinzip.

In Mainz ist, wie W. T. B. meldet, der Hofrat Professor Dr. Konrad Beyer Boppard, Ehrenmitglied der Königlichen Akademie für Wissenschaften in. Erfurt und Stfftsrat und Meister des Freien Deutschen Hochstifts in Frankfurt a. M., am Sonnabend gestorben. Er war am 13. Juli 1834 in Pommersfelden bei Bam⸗ berg geboren. Er war der Schwiegersobn Rückerts und hat sich be⸗ sonders durch seine Arbeiten über Liesen Dichter bekannt gemacht. . letztes Werk ist eine „Einführung in die Jeschichte der deutschen

iteratur“.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Max Schillings' heitere Oper Der Pfeifertgg“, die hier im Fahre [503 zum ersten Male erschlen, wurde am gestrigen Sonn tag Ma einer sorgsältigen Reueinstudierung unter De Richard Strauß. Leltung nach längerer Paufe wöieder aufgeführt,. Das Werl verdient es wegen seines kulturhistorisch und dramatisch fesselnden Stoffes und feiner in vornehmem Sinne modernen Musik durchaus, wieder in Er⸗ innerung gebracht zu werden, zumal wenn es in einer so nahezu jdealen' Aufführung geschieht, wie gestern abend. Diese, legte ein glänzendes Zeugnis ab für die Leistungsfähigkeit der Königlichen