1906 / 126 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 30 May 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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S. M. Flußkbt. Vor wärts“ ist gestern in Hankau ein⸗

6 ö M. S. „Luchs“ ist gestern von Tsingtau nach Schanghai in See gegangen.

DOesterreich⸗ Ungarn. Infolge der vorgestrigen Mitteilung des Präsidenten des

Abgedrdnelenhauses, daß am nächsten Tage keine Sitzung stantfinden werde, versammelten sich gestern etwa 75 Abge⸗ ordnete verschiedener Parteien unter Vorsitz Prades zu einer Hwanglosen Besprechung, um gegen das geschäfts ordnungswidrige Absagen der gestrigen 8 zu proiestieren. Prade drückte fein Bedauern aus über den Rücktritt des Prinzen Hohenlohe, auf den so große Hoffnungen gesetzt worden seien, und der zum ersten Male ungarischen , entgegengetreten sei. Die Versammlung beschloß. W. T. B. zufolge, Prade mit drei Schriftführern zum Präsidium des Abgeordnetenhauses zu entfenden, um es auf das geschäftsordnungswidrige Verfahren des Präsidenten aufmerksam zu machen und es aufzufordern, heute eine Sitzung abzuhalten. .

Nach Wiederaufnahme der zwanglosen Besprechung teilte Prade mit, der Präfident des Abgeordnetenhauses hahe erklärt, er sei angesichts der TVemission des Kabinetts nicht in der Tage, heute eine Sitzung einzuberufen, werde dies aber in den nächsten Tagen im Einvernehmen mit den Obmännern des Klubs tun. Prade fügte hinzu, daß die Obmänner bereits zu einer Konferenz zusammengetreten seien, man möge dieser die Löfung der Frage vertrauensvoll überlassen. Ein Antrag Schönerers, dem Präsidenten das Mißtrauen aus usprechen, wurde abgelehnt und die Versammlung hierauf geschlossen.

Die Konferenz der Obmänner, in der sämtliche Parteien mit Ausnahme der Alldeutschen vertreten waren, stellte fest, daß die Vertagung der gestrigen Sitzung des Ab⸗ geordnetenhauses seitens des Präsidenten der Geschäftsordnung widerspreche und in dem gegenwärtigen Moment bedenklich sei, erkannte aber an, daß der Präsident bona fide gehandelt habe. Die Konferenz setzte sodann einen aus acht Mit⸗ gliedern bestehenden Unterausschuß ein, der beauftragt wurde, einen scharf abgefaßten Dringlichkeits antrag, der zur politischen Lage Stellung nimmt, vorzubereiten. Der Antrag soll am Abend einer neuen Ob⸗ mãnnerkonferenz ar und in der für heute verlangten Sitzung des Abgeordnelenhauses eingebracht werden. Falls durch Vertagung des Hauses die heutige Sitzung unmoͤglich würde, sollen die Obmänner auf die Klubmiiglieder in dem Sinne einwirken, daß sämtliche Mitglieder, die in die Dele⸗ gation gewählt sind, ihre Mandate niederlegen.

Der von der Sbmännerkonferenz in der Abendsitzung ein⸗ stimmig genehmigte Dringlichkeitsan trag lautet na dem Bericht des ‚W. T. B.“:

„Das Abgeordnetenhaus legt auf das entschiedenste Verwah ung dagegen ein, daß durch die ö Veröffentlichung des gemein samen Zolltarifs der mit schweren wirtschaftlichen Opfern unserer Reich hälfte erkaufte geltende Rechtszustand durch das Vorgehen der ungarischen Regierung ohne Zustimmung des Reichsrats geandert werde, und spricht die bestimmte Erwartung aus, daß es dem eichsrat durch die Vertagung in dieser kritischen Zelt nicht unmöglich gemacht werde, die Rechte des Parlaments und die Intertssen der im Reichsrat vertretenen Länder zu wahren.“

Im ungaxrischen Ab geordnetenhause entwickelte estern der Ministerpräsident Dr. We kerle unter großer a . des Hauses ein reichhaltiges Reformprogramm.

Die großen nationalen Gedanken, die die Oeffentlichkeit be⸗ herrschen, fo fäbrte der Minister aus, könnten in der Uebergangszeit nicht verwirklicht werden. In erster Reihe werde die Regierung die Wiblreform auf Grundlage des allgemeinen Stimmrechts durchführen. Sie werde 6 darauf bedacht sein, die Selbstverwaltung in den Komitaten und Gemeinden zu ssärken. In volkswirtschaftlicher Beriehung werde u. a eine Er⸗ gänzung des Gesetzes zur Förderung der Industrie sowie die Hebung des Exports und eine Reorganisgtion der Staatsbahnen geplant. Die Autwanderung solle durch Verschaffung von Arbeitsgelegenhelt einge⸗ dämmt werden. In finanzieller Hinsicht kündigte Wekerle die Einführung elner progressiven Personaleinkommensteuer an. Ferner soll der Umlauf der Noten zu zehn und zwanzig Kronen verringert werden. Wa das Ver⸗ hältnis mit Oesterreich betreffe, so sollen Verhandlungen eingeleitet werden, um das Zollbündnis burch einen Zollvertrag zu ersetzen. Der Ministerpräsident ersuchte schließlich die koalierten Parteien, ihn in ö. Vurchführung des Regierungöprogramms vertrauensvoll zu unter⸗

ützen. Nach der Rede Wekerles sprach der frühere Ministerprãäsident Szell namens der Verfassungspartel der Regierung sein Vertrauen aus. Namens der Koffuthpartei erklärte der Abg. Thalv, daß dies; unter Wahrung ihrer Prinzipien dem Kabinett, in dem sie durch drei Mitglieder vertreten seli, volle Unterstützung gtwäbre. Eine ãbnliche fre, , gab auch der Abg. Ra kob sky im Namen der Volks— partei ab.

Die Kossuthpartei, die bisher an der Delegation nicht teilgenommen hat, hat, dem „Ungarischen Telegraphen⸗ korrespondenzburcau“ zusolge, in ihrer gestrigen Konferenz be⸗ schlossen, diefen starren Standpunkt aufzugeben und den Partei⸗ mitgliedern die Teilnahme anheimzustellen, worauf die Wahlen zur Delegation vorgenommen wurden.

Der ungarische Minister des Innern hat einen Erlaß an die Behörden gerichtet, in dem darauf hingewiesen wird. daß eine Agitation wahrnehmbar sei, um die Feld⸗ arbeiter zu einem Erntestreik zu verleiten, sie vom Abschluß von Arbeigverträgen zurückzuhalten und sie zum Bruch bereits geschlossener Verträge an⸗ uregen. Da diese Agitation vom Landverban kel beiter und von dem Landbund zur Verteidigung der Arbeiter ausgeht, werden die Behörden angewiesen, gegen diese beiden Vereine, deren Ortsgruppen ihre statutarische Wirksamkeit überschreiten, die Untersuchung einzuleiten.

Großbritannien und Irland. Der Staatssekretär des Aeußern Sir Edward Grey

der

beruhe auf der Tatsache,

rungen

daß die Verwaltung der Seezö Form fortbestehen oll 3

wurde W. T. B.“ zufo formen, das die 5.

der Vorlage, betreffend die n fertig sei und daß

nnisterrate unterbreiten werde. tragen, daß in den Minen vo ungesetzlicher Weise

Beobachtung finden, berichtete über den Stand Eisenbahnen. Der

230 Millionen a, werde. ursacht 1) durch die Neuausgaben Marineministerlum und 30 Mi

Y) durch üihrung der verschiedenen Gesetze, etreffend die Alterspensionen, Deckung 90 Millionen notwendig erhob gegen die Vermehrung der Vorbehalte und erklärte, daß er budgets aussprechen müsse. Da kommensteuergesetze eine lage nicht zu erwarten sei, regten danken an, die bisherigen Steuern eine Einkommenstener einzuführen, nicht die ererbten Vermögen treffen

o insbesondere

werden könnten. Die fran, Kardi Bischöfe sind, „W.

In der der gestrigen dringenden Antrag,

den Kaiser, dur

Körperschaft beleidigt werde. Die

Verletzung der Würde bes Kaisers w Graf Heyden Begiündung, daß man die 6 des

Die Interpellation dürfe sich en

Hierauf trat das Haus in die

die in Orten, die von d privaten Wohltätigkeit , Mehrere Redner erhoben scharfen

haben. keine eine schärfere Tonart nach koff an, der erklärte, Ministerlum weiter im Amt bleibe. Der Mißtrauensvotum sei nicht angebracht, eblichen Tatsachen nicht erwiesen sei. D Losseff griff die Regierung 3. an waltung wolle das Land nicht beru

Mikhailischenko fübrte aus, die den Agrarunruhen, man müsse sie vor Die Duma ist ohnmächtig, man m (Anbaltende Schlußrufe und

auf eine Stunde unterbrochen.

nach Besprechung der Agrarfrage über.

nisse anerkennt, die Aufmerksamkeit Frage und führte aus: „Gesetzt, da bewilligen, so werden wir doch Es gibt zabllose Arbeiter in

bleiben werden, die von zuschlagen. Rußland hat, mit Japan und unter schaftlichen, sozialen und noch gefährlich ö. richtete das Wert an die D

Bauernabgeordaete der Regierung,

und der fta össch⸗ Botschafter in London Cam bon haben gestern, wie das „W. T. B.“ meldet, eine Konvention unterzeichnet, durch die die Abgrenzungen der Be⸗ sitzungen zwischen dem Niger und dem Tschadsee dergestalt abgeändert werden, ch Wegeverbindung zwischen dem Niger und dem andererseits aber au e i der eingeborenen Stämme berücksichtigt wird. Im Unterhause gab gestern Edward Grey obiger

schadsee erhält,

bestimmtes Versprechen vom Auswärtigen Amt gegeben worden, daß die chineflschs Regierung in einigen Tagen ihm eine Note senben werde, in der ke in formeller Weise die be⸗ stimmte Verpflichtung, die in den Anleiheübereinkommen von

fort, . da bitten, und ich schlage vor, daß die

einerseits wi n, freie die gegenwärtige politische Einteilung

der Staatssekretär Sir Quelle zufolge bekannt, daß der eng⸗ sische Geschaͤftsträger in Peking telegraphiert habe, ihm sei ein

keine n, . schenken. der Kaiser uns Land geben

richtet, den Bauern Land zu geben.“

Die Duma beschloß dann, die 2 aufzuheben und die näãchste Sitzung am Donnerstag abzu

Italien.

Das neue Kabinett ist nunmehr ,,, meldet n, en zusammengesetzt: r iolitti, 6. Gallo, Schatz ,, Massimini,

sidium und Inneres

Krieg Generalleutnaut Vigano, bello, Unterricht Fusinato, turco, Ackerbau Coccu⸗Ortu,

1896 und 1898 enthalten ist, kurz

Frankreich.

In dem gestern im Elysse abgehaltenen Ministerrgte e über das ing dem Parlament zu unterbreiten

gedenkt, und über das 9 für 1907 beraten. Der Minister⸗ präsident Sarrien teilte mit, daß er mit der Ausarbeitung Reformen er die Vorlage demnächst dem

lichen Arbeiten Barthou erklärte,

das System der wieder eingeführt worden sei, die und der Minister des

der Frage der 6 , imanzminister Poincaré betonte, daß das Budget für 1507 infolge der von den einzelnen Ministerien aufgestellten Ausgabeetats einen

ionen für das Kriegsministerium; die Summe von 70 Millionen, die

erforderlich sei, und 3) durch die Mindereinnahmen des laufenden nn zu deren

Kriegs- und Maärineausgaben

Aufstellung eines außerordentlichen Kriegs⸗ ründliche Verbesserung der Finanz—

frage erörtert, ob nicht durch Einführung neuer Monopole, des Petroleumraffineriemonopols, Deckung des Fehlbetrags erforderlichen Millionen beschafft

T. B.“ zufolge, heute im erzbischöflichen Palais zu Paris zusammengetreten, um zum Trennungs—⸗ gesetz Stellung zu nehmen. Die Verhandlungen sind geheim. Mu than d. Reichsdum a verlas der Präsident zu Beginn Sitzung einen von 36 Mitgliedern eingebrgchten den Ministerpräsidenten zu interpellieren wegen der im „Regierungsboten“ veröffentlichten Telegramme an ch die ein Teil der Bevoͤlkerung gegen den andern aufgehetzs und außerdem die oberste

die Veröffentlichung der Telegramme veranlaßt h welchem Zwecke ihre Veröffentlichung erfolgt sei, Würde der Person verletzen, an die sie gerichtet

Ein Antrag Stakhowitsch verlangte, daß die Wendung,

schloß sich der Meinung Stakbowiischs an

můsse

. die Perfon des Kaisers nicht berühren. Die Suma nahm den Antrag auf Einbringung der Interpellation

an, nachdem die Aniragsteller sich damit einveistanden erklärt hatten,

daß die Erwähnung des Kaisers weggelgssen werde

wegen des Verhaltens von Ortsbehörden bei der die von der Hungersnot heimgesucht sind, der

der Regierung, daß Bauern, die an den Agrarunruhen teil genommen kn tüͤtzung gewährt werden dürfe. Die Debatte nabm

80h Rede des Vertreters der Kosaken Ssdelni⸗

alle Interpellationen seien unnütz, wenn das

igen und lasse es Hunger leiden. Der Redner wurde zur Ordnung gerufen.

zeichen des Präsidenten fuhr der Redner unter Beifall der Linken fort:

Ordnungsruf des Präsidenten.) Von verschiedenen Rednern wurden dann Abänderungen des Wortlautes der Interpellation beantragt und die Sitzung

In der e , nn, Sitzung nterpellation über die

Der polnische Deputierte Skirmunt lenkte, obwobl er die Notwendigkeit einer Verbesserung der landwirtschaftlichen Verhãlt⸗

nicht die Frage den Städten, uns Hãuser langen werden, und wir werden nicht daz Recht haben, es ihnen ob- schloß der Redner, an dem Abenteuer dein von seiner . inneren Kriege gelitten. Will die Duma das Land zu einem neuen wirt ·

Ausdruck der Unzufrieden heit nicht nf die Autoritãt der Duma daß sie 1 Pawloff erklärte, man solle de daß ,,, unmöglich se Wir

wiederholt und bestätigt, lle in ihrer gegenwärtigen

Programm der Re⸗

der Kriegs⸗ Der Minister der öffent⸗ er werde dafür Sorge n Lens, wo neuerdings Ueber stunden ese ae, Bestimmungen

eußern Bourgeois

ae von Dieses Defizit werde ver⸗ von 40 Millionen . das

ür die Durch⸗ insbesondere des Gesetzes,

seien. Der Finanzminister sich jedenfalls gegen die und arine⸗ von dem geplanten Ein⸗

mehrere Minister den Ge⸗ u belassen und außerdem ie blos die erworbenen, würde. Ferner wurde die

die zur

näle, Erzbischöfe und

gesetzgebende Interpellation Heagh wer

abe und zu . sie die

eien. betreffend Der Abg. mit der Kaisers aus dem Splele lassen ur an die Minister wenden, sie

eggelassen werde.

der Interpellation ungersnot,

Beratung

bereiten. Einspruch gegen den Beschluß

Abg. Graf He vden meinte, ein solange die Richtigkeit der an . er Bauernvertreter von Tambow und erklärte, die russische Ver-

Der sonalistische Arbeiter Regierung sei allein schuld an Gericht stellen. Trotz Glocken⸗

das dem Lande mitteilen.“

ing das Haus . zur

roße Gefahr der Bauern Ländereien gelöst haben. die ohne Land und Fabriken ver⸗

auf die 5 wir den

Regierung hervorgerufenen

eren Abenteuer fortreißen?“ Der uma und erklärte, er könne den

alle Ansichten höre. Der den Versiche⸗

ien wiffen · fuhr. Pawloft

wird, wenn wir ihn darum Duma an den Kaiser die Bitte

alten.

ebildet und, wie die Auewärtiges Tittoni,

arine Admiral Mira⸗ öffentliche Arbeiten Gian⸗

ESpanien. r

Der offizielle n n der zu den Vermählungs⸗ feierlichkei ken in Madrid eingetroffenen außerordentlichen Gesandischaften hat gestern, wie das „W. T. B. berichtet, mit großem Gepränge stattgefunden. Die fürstlichen Ver⸗ treter, der Prinz Aibrechi von Preußen, Regent von Braunschweig, der Großfürst Wladimir von Rußland, der Prinz Eugen von Schweden und der Prinz Andreas von Griechenland, wurden vom König Rifons und der Prinzessin⸗Braut im Thronsaale des Schloffes und später von der Königin⸗Mutter empfangen.

Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener Telegraphen⸗Korrespon⸗ denzbureaus“ ist als Nachfolger des Generals Wadschid a h der Selbstmord begangen hat, der General Seki ascha' zum Präsidenten der Kommission zur Regelung der türkisch⸗persischen Grenze ernannt worden. = Die vollstaͤndigen Ergebnisse der Wahlen zu der konstituierenden Versammlung Kretas geben, der „Agence Havas“ zufolge, der Regierung eine Meörhnir von 54 Stimmen. Rumänien.

Die Deputiertenkammer hat, „W. T. B.“ zufolge, gestern einstimmig 500990 Fr, zur Erricht ung eines Denkmals für den König Karol und zur Erinnerung an die Unabhängigkeitserklärung Rumäniens bewilligt.

Schweden.

Das neue Kabinett ist, nach einer Meldung des B, n, ,, n ien Zufammensetzung gebildet worden: Cin dem an Ministerpräsident und Minsster . Portefeuille, der Beisitzer beim Höchsten Gericht Albert Petersson Justiz⸗ minister, Admiral Dyrssen Marine, Rektor Juh lin Inneres, Swartz Finanzen, Hammaxrstjöld Kultus Alfred Peters⸗ son Lan e e fil der bisherige Minister des Aeußern Trolse und der Kriegsminister Tingsten behalten ihre Porte⸗ feuilles. Zu Ministern ohne Portefeuille sind ferner ernannt der Beisitzer beim Höchsten Gericht Hederstjerna und der Landessekretãr Roos. .

Der König gab in einem gestern abgehaltenen Minister⸗ rate eine Erklaͤrung zu Protokoll, in der er dem neuen Mi⸗ nisterium die Gründe darlegte, weswegen er entgegen dem Vor⸗ schlage des vorigen Kabinetts seine Zustimmung zu der mit Rück⸗ sicht auf die abweichenden Besch üsse beider Kammern in der Wahlrechtsfrage erbetenen Ausschreibung von Neuwahlen

ur Zweiten Kammer versagt habe. Der König forderte das

inssterium auf, die wichtige Wahlrechtsfra ge sofort einer gründlichen und ernsten . zu unterziehen, um der Volksvertretung möglichst schnell Gelegenheit zu geben, einen Proportionalwahlrechtsentwurf für beide Reichstagskammern zu beraten, und wünschte den Ministern Glück und Segen bei ihrer verantwortungsvollen wichtigen Arbeit.

Dänemarkt.

ewählte Folkething erhält nach . T. B. folgende Zusammensetzung: Abgeordneter der Faröerinseln

Das gestern neu einer Depesche des „? Regierungspartei 55, wozu ein . kommt, Sozialdemokraten 24, Rechte 13, gemäßigte Linke 9, radikale Snke 9 und 3 Wilde. Die Regierungspartei ge⸗ wann 4 und verlor 7 Kreise, die Sozialdemokratie gewann 9 und verlor 1, die Rechte gewann 5 und verlor 3, die ge⸗ mäßigte Linke gewann 1 und verlor 4 die radikale Linke ge⸗ wann L und verlor 5. Kreise. Unter den Gewählten befinden sich der Ministerpräsident, der Minister des Innern, der Kultus⸗ minister, der Handelsminister, der Landwirtschaftsminister und der Justizminister.

Afsien.

Wie das „Reutersche Bureau“ berichtet, sollen zwischen Japan und Rußland Schwierigkeiten entstanden sein da Rußland den Versuch macht, den zwischen Japan und Korea abgeschlossenen Vertrag zu ignorieren. Die Schwierig⸗ keiten sind auf die verschiedenartige 6 der beiden Regierungen über die Erteilung des Sxequatur en den ui Generalkonsul in Söul zurückzuführen. Die übliche Form, unter der Rußland um die Erteilung des Exequatur nachzusuchen pflegt, besteht darin, daß Rußland die Anerkennung einer Konsuln bei, den Herrschern der Länder, in denen die Konsuln ihren . nehmen follen, nachsucht. Dieser Form widersetzt. ich aber Japan in dem Falle von Korea, dessen diplomatischer Verkehr auf Grund des zwischen Japan und Korea ab⸗ eschlossenen Vertrages unter japanischer Aufsicht stehe. Es rn alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß die Angelegenheit innerhalb kurzer Frist auf freundschaftlichem Wege geregelt werden wird.

Afrika.

einer Meldung des Reuterschen Bureaus“ aus Krantzkop (Natah ist eine englische Truppenabteilung vor⸗ gestern von Aufständischen angegriffen worden. Nach zwei⸗ stündigem Kampfe wurde der Feind unter Verlust von 70 Toten und vlelen Verwundeten zurückgeworfen; auf eng⸗ lischer Seite wurde ein Mann getötet und mehrere wurden verwundet. Eine zweite Depesche des genannten Bureaus meldet aus Nkandhla (Zululanb), daß der Oberst Mackenzie mit einer starken Truppenabteilung die Rebellen gestern im Flußtal des Insuzi angegriffen und den Feind in den Wald gejagt hat. Die ban

die feindlichen auf 40 Tote.

Nach

Parlamentarische Nachrichten.

Ein Nachtrag zum Bericht über die vorgestrige Sitzung des Reichstags und die 26 über die gestrigen Sitzungen des Herrenhauses und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der und Zweiten Beilage.

In der heutigen *. n Herrenhauses, welcher der Minifter fir Sandel und Gewerbe Delbrück bei⸗ wohnte, teilte rg der Präsident Fürst zu Inn⸗ und Kn en en mit, daß am 15. und 16. Juni die allgemeine Dikussion uber den Volksschulunterhaltun Sgesetzentwurf statt⸗ finden und das Haus dann zu dessen Vorberatung eine Kom⸗ mission niedersetzen werde; nach n der Kommissions⸗ arbeiten werde das Plenum vielleicht am Montag, den 25. Juni,

ost Schanzer.

wieder zusammentreten.

chen Verluste beziffern sich auf einen,

Sodann trat das Haus in die Tagesordnung ein, auf der zunächst Kommissionsberichte über Petitionen fanden. Eisenbahnwagenmeister Albert Friebel in Leer vetitioniert um Fer besserung der Dienst⸗ und Gehaltsvperbältnisse der Fifenbahnwagenmeister. Die Finanikommissign beantragt durch bien Referenten, Oberbürgermeister Knobloch Bromberg, Ueber- e 6. i n an die Regierung als Material; das Haus be⸗ i emgemaß. ö eber eine Petition des Lademeisters Robert Som mer zu Halle 9. S. um Versetzung der Staats bahnlademeister Ind Lademeisterdiätare in die Klasse der mittleren Beamten geht das Haus nach dem Antrage derselben Kommission zur Tagegordnung über, ingbesondere des dalb, weil der Ton der Petition As ein angemessener nicht a sei.

Namen der Han dels und ewerbekommission berichtet Freiherr von Durant über die Petition des Innungsbenrkeverbandes kbrandenburgischer Baugewerkzmeister um Aufhebung des den Titel Baugewerkem eister“ freige benden ln ißfer iM erlasses vom 28. November 1902.

Die Tommission bat Ueberweisung der Petition ar die Regierung iur Berücksichtigung beantragt, weil auch nach ihrer Meinung dieser Ftlaß des Handelsministers Möller sich mit den Bestimmungen der Gewerbeordnung über die Berechtigung zur Führung des Meistertitels nicht vereinigen lasse, in Sachsen und Bayern daher auch nicht ge. .. Angehörigen des Baugewerkes untersagt sei, sich diesen Titel

izulegen.

Geheimer Regierungsrat Dr. von Seefeld: Das Baugewerbe als solches kann nicht als reines Handwerk angesehen werden, und deshalb bat der Minister 1902 die Frage verneint, ob der Titel Baugewerksmeister· den Schutz der Gewerbeordnung genieße. An dieser Auffassung hält die Regierung fest. Es würde auch durck einen anderen Erlaß des ff ger an der Kompetenz der Gerichte, über die Frage zu entscheiden, nichts geändert werden. Würden die gerichtlichen Entscheidungen außerbalb Preußens von denen der preußischen Gerichte abweichen, so würde eine Aenderung der reichs⸗ gesetzlichen Bestimmungen in Erwägung zu nebmen sein; indessen würde dlese sach gemãß nicht auf einen vereinzelten Punkt zu beschränken sein. war ist demnach die Entscheidung der außerpreußischen Judikatur abzuwarten.

Nach einer kurjen Erwiderung des Berichter statters wird der Kommisstonsantrag angenommen.

Zablreiche Handwerkskammern haben die Petition eingereicht, die Regierung zur . eines Gesetzentwurfs zu veranlassen, nach dem den zreußischen Handwerkskammern regelmäßig Stagtsbeihilfen zugewendet werden sollen. Die Kommission ir Handelg. und Gewerbeangelegenbeiten hat Ueberweisung der Petition als Material beantragt.

Der Referent Freiherr von Durant hebt hervor, daß die Petenten für das bieher ihnen bezeugte Woblwollen und die ihnen gewordenen materiellen Unterstützungen der Regierung lebbaften Dank f sie bejeichneten die bis⸗ bergen Beihilfen aber für die Erfüllung der mannigfaltigen Aufgaben, 233 diesen Kammern obliegen, als bei weitem nicht ausreichend, und wünschten etwa den vierten Teil dessen als Staagtssubvention zu erhalten, was den landwirtschaftlichen Kammern jufließt Regierungs. bertreter und Kommission hätten an sich dem Petitum durchaus sympatbisch gegenübergestanden, doch habe man mit Rücksicht auf die Tragweite dez Gegenstandes eine gewisse Reserve fich auferlegen müssen. Daher der Kommisstongantrag auf Ueberweisung als Material

Ohne Debatte tritt das Haus diesem Vorschlage bei.

(Schluß des Blattes.)

Das Haus der Abgeordneten verhandelte in der heutigen (6) Sitzung, welcher der Minister für Landwirt⸗ schaft ꝛc. von Podbielski beiwohnte, zunächst über einen Untrag der Geschäftsordnungskommission, betreffend die Er⸗ mãchtigung zur . Verfolgung des Abg. Brust Zentr. ). Die Geschäftsordnungskommission hat beantragt, die Genehmigung nicht zu erteilen.

Abg. Bru st Zentr.) bittet unter Darlegung des Sachverhalts, ihm Gelegenheit zur Rechtfertigung in dem der Angelegenheit zu Grunde liegenden Zeitungsstreit an Gerichtestelle zu geben und den Antrag der Geschästgordnungekommissien abzulehnen.

Das Haus beschließt demgemäß und lehnt den Antrag der Kommission ab.

Bei der dann folgenden Beratung der allgemeinen Rechnung über den Staatshaushalt für 1902 werden die etatsmäßigen Ueberschreitungen und außeretats⸗ mäßigen Ausgaben nachträglich genehmigt und der Regierung Enilastung erteilt.

Ebenso werden bei der Beratung der Uebersicht von den Staats-Einnahmen und ausgaben für 1994 vorbehaltlich der Prüfung der Oberrechnungskammer die ECtatsüberschreitungen in Höhe von 175 758 389 6 und die Ausgaben von 87845365 6 nachträglich genehmigt.

Wr llich der Rechnungen der Kasse der Ober— rechnungskammer für 1994 wird Entlastung erteilt.

Es folgt dann die zweite ,, Gesetzentwurfs, betreffend die Bereitstellung von Geldmitteln für die nach dem Gesetze vom 12. August 1905 536 zuführenden Maßnahmen zur Regelung der Ho wasser-, Deich⸗ und r fusto, 'n . an der oberen und mittleren Oder, wofür 165 Millionen Mark

verwendet werden sollen.

Berichterstatter Abg. Dr. Voltz berichtet über die Kommission⸗ 1 und beantragt namens der Kommission die unveränderte

nnahme.

Abg. Strosser (kons.): Ich bitte namęegs meiner Freunde, dem Gesetzentwurf die Zuse reer n g n erteilen. Wir legen ganz besonderen Wert darauf, daß nach dem Vorbild des gar ef af it; und der Bezirkgeisenbabnraͤte auch Belirkswasserstraßenbeiräte gebildet werden.

Abg. Graf Prgschma (Zentr.): Auch meine Freunde bitten, dem n, . zuzustimmen. Ich möchte aber noch bezüglich einer Strecke der Glatzer Neiße darauf hinweisen, daß vor kurzer Jeit eine Verfügung der Strombauinspettion an die dortigen Intereffenten erlassen worden ist, nach der sie die dringend notwendigen Arbeiten an dieser Sirecke schleunigst in Angriff nehmen und. ferner die Unterhaltung der. Anlagen dauernd übernehmen sollen. Dies würde dern Sinne des Gesetzes widersprech en. Nach meiner Ansicht ist diese * kaum ju rechtfertigen. Das ganze Prinzip der Regullerung der Flüsse beruht darauf, daß die Arbeiten auf gemeinschaftlicher e, ,. unternommen und auch erhalten werden.

enn man für diese Strecke der Neisse wieder dazu kommt, daß jeder einjeine Anlieger die Unterbaltung für sich übernimmt und jeder machen kann, was er will, ohne ö eine Gengssenschaft gebildet wird, o fommen wir wieder zu den Zuftäͤnden, die sich nicht b-währt haben. ch möchte um Auskunft biten, wie es zu dieser Verfügung der nialichen Wasserbauinspektion gekommen ist Minifter fär Landwirtschaft . von Pobbielski. Auf die age babe ich u antworten, daß die Glatzer Neiße zu den linksseitigen uflüfsen der Oder gehört und diele nicht unter das Geöetz fallen. efetz beschränkt sich auf die Oder. Jene Verfügung ist mir nicht efannt. Ich kann also zur Zeit leider keine Auskunft geben. Ich möchte aber darauf hinwelsen, daß die Ausführung dieser Arbeiten lediglich in den Händen der Probin Schlesien liegt. Die Vorlage wird dritter Lesung angenommen. (Schluß des Blattes.)

2 *

darauf in zweiter und sofort auch in

Kunft und Wissenschaft.

Die Deutsche Jahrbundertausstellung in der Königlichen National Galerie. VII (Schluß). )

Eine Ehrenpflicht galt es an einem Künstler zu erfüllen, den wir heute zu den größten des vergangenen Jahrhunderts zählen, den aber seine eigen Mitwelt verkannt und mißachtet hat: Anseim Feuerbach. Siebzig Werke von seiner Hand ungeachtet einer großen Zahl von

eichnungen konnten, dank weitgehenden Entgegenkommens sbrer Be⸗ ltzer, in der National Galerie vereinigt werden. Die getroffen? Auswahl ermöglicht eine Uebersicht aber alle Perioden seiner Entwicklung und stellt nahezu den jehnten Teil dessen dar, was in rastloser Tätigkeit während eines fünfunddreißigjäbrigen Zeitraums vom Ftünstler ge—⸗ schaffen wurde. Die Stätten, an denen er lebte, die Menschen, mit denen er verkehrte und denen er nahe stand, ziehen an unseren Blicken vorüber: Karlsruhe, Düsseldorf, München, Antwerpen, nie Italien, Wien, Schadow, Wappers, Couture, Nana, ueia, sein Freund und Biograph Allgeyer. Zweimal begegnet uns die hobeitsvolle, edle Gestalt der Stiefmutter. In die Nähe Genellis führt der Baechugiug, die Erinnerung an Schadow ruft das Bildnis des Professors Ganttatt wach, Hafis in de? Schenke, das orträt Umbreits und die Zigeuner geleiten uns nach Paris. Den i benetianischer Studien, Titians und Tintorettos bekundet eln noch in Paris begonnene Werk, der Tod des Pietro Aretino. Auf Eindrücke des ersten venetianischen Aufenthalts gehen die Versuchung des heiligen Antonius, die beiden Dante⸗ bilder und der Entwurf zum Hamlet zurück. In Rom voll zieht sich um 1860 eine Wenzung nach der griechischen Antike hin. Das Kolorit verliert seine Leuchtkraft und Tiefe, die Form und der Ausdruck steigern sich zu monumentaler Eröße. Orpheus und Eurydike, die Ipbigenien, das Urteil des Paris gehören in diesen Kreis, von später entstandenen Werken die Medea mit dem Dolche, das Gastmahl des Plato und die Amazonenschlacht. Das dramatische Element tritt immer stärker hervor, während sich der Stil dem antiken Barock nähert. An den Barock dez sechzebnten Jahr⸗ hunderts, Giulio Romano und Mich:langelo, knüpft Feuerbach im Wiener Titanenstur an. Trotz aller äußeren Einflüsse bewahrt Feuerbach eine starke persönliche Eigenart. Sein Streben richtet sich auf die böchsten idealen Ziele; in ihm hatte die idealistische Kunst des neunzehnten Jahrhunderts ihren bedeutendsten Vertreter verloren. Mit Feuerbach wellt gleichieitig in Italien Hans von Marses. Nach der Stärke seiner künstlerischen Veranlagung kann er als Persönlichkeit neben Feuerbach treten, während er an Können weit unter ihm stebt. Marses beginnt in der üblichen Art mit erzäblenden Motiven. Die Reiterattacke, ein Werk aus der Frübzeit, unterscheidet sich noch in nichts, von den alteren kon⸗ ventionellen Schlachtenbildern. Aber bereits in den Kürassieren und den Pferden an der Tränke kündigt sich ein Neues an. Licht. Luft und Farbe sind zum Gegenstand der Darstellung ge— werden. Mit dem Streben nach Vereinfachung des Sujets verbindet sich in späterer Zeit eine Vorliebe für biblische und antike Stoffe, bei denen der Vorgang auf ein einfaches Motiv reduziert erscheint. Als Beispiele dienen Philipvus und der Kämmerer, der heilige Georg und der Raub der Helena. Die Motioe vereinfachen sich mehr und mehr. Losgelöst von den Bedingungen der Gegenwart wird, wie in der Antike, der nackte Mensch zum Darstellungsvroblem. In wenigen stebenden oder ieee, rhythmisch über die Fläche verteilten Gestalten werden alle töglichkeiten in der Tiefenwirkung der menschlichen Figur erschöpft. Die Landschaft bildet einen dekorativen Hintergrund. Auch Die Staffeleibilder nehmen einen freskoartigen Charékter an. Offenbar im en n. die Studien, die für die Fresken der Zoologischen Station in Neapel gemalt wurden. Darstellungen dieser Art haben wenig Anklang gefunden; ez sind fragmentarische Arbeiten denen man die Mühe des Versuchs alliusehr anmerkt. Was uns Marses als Mensch und Künstler nabe bringt sind seine Bildnisse, die an Tebendlakeit des Auedrucks und an Größe des Stils zu den besten des Faches gehören, wie das Selbstporträt, das Doppelbildnis Mares und Venbachs und das geistvolle Porträt des Malers Haeger. 4

Auch Böcklin empfängt, seine stärksten Anregungen in Italien. Hler fand er, was sein Auge in der nordischen Land⸗ schaft vergeblich suchte, die große Linie, die klare, durchsichtige Luft und Farbe, die seine reifsten Werke kennieichnen. An der Düsseldorfer Alademie batte er unter Schirmer Landschaften gemalt, die, noch ganz im Sinne des Lehrers empfunden, aus heimischen Motiven nur durch Kombination, Beleuchtung und Staff age Stim⸗ mungen bervorrufen. Im Mär 1850 kommt Böcklin nach Rom. Dort ändert sich die Auffassung von der Landschaft in ihrem Wesen; Was früher durch die Art deg Komponierens erreicht wurde, ernielt nun die Komposition selbst. Aus der Natur löst sich als besonderes Element eine Personifikation des landschaftlichen Stimmungtgehaltes heraus. Zum Quell tritt die Nymphe, zum Baum die Dryade. So entstebt ein Dualismus, der den Künstler drängt, das Symbol handelnd in die von ihm gesonderte Welt einzuführen: Wie auf das Plätschern des Wassers, hört die Nymphe auf den Gesang eines Vogels. Gleichzeitig wird das Bestreben sichtbar, das Kolorit immer heller zu gestalten. Es geht dies bis zu den ꝑlainairistischen Wirkungen der badenden Nymphen (1866). Doch bleibt Böcklin auf die Dauer nicht bei dieser Farben gebung. In. den siebiger Jahren sehen wir ibn in München be⸗ deutend kräftigere Akzente wählen. Rot, Gelb und Blau treten in den Vordergrund. Nach einer kurzen Unterbrechung steigert sich in einem Grade die Tendenz auf dekorative Wirkungen, daß er bewußt jeden Zusammenhang mit der Natur aufgibt und nur noch in den Verhäftnissen richrig bleibt. Bilder wie das Meeresidyll und die Kreujahnabme wollen unter solchen Gesichtspunkten gewürdigt werden.

Den Franjosen hat Böcklin nichts ju verdanken. Was er ge⸗ worden war. war er aus sich geworden, im Gegensatz zu einer Gruppe deutscher Maler, die ohne die Franzosen, Courbet und die Impressio⸗ nisten undenkbar sind. re, n. Einfluß üben sie auf Thoma aus, wie das Bild mit den Hühnern, den raufenden Buben und der Sonntagsfrieden., beweisen. Andererseits ist Thoma, wo er auf eigenen Füßen stebt, nur Illustrator. Die Farbe der meisten Bilder entbehrt der Eigenschaften, die gerade für ein Bild ihren Wert aus⸗ machen; sie ist kalt nüchtern und bunt. Wie Thoma seinen Geiger im Bilde mißbhandelt, scheint unbegreiflich, wenn man die Lithographie seines Geigers daneben hält.

Lenbach ist besonders durch Jugendwerke vertreten. Natura⸗ listisch· Studsen, wie die itallenischen Knaben und Dudelsackpfeifer (1859 und 1860, ein Italiener mit Pfeife, der Vestatempel, der rote Schirm, kommen bei ihm e,. ncht mehr vor. Die Farbe wird aftmeisterlich und verliert schließlich j de malerische , , Au das Gebiet der Darstellung verengert sich durch die Beschränkung au das Porträt. Dagegen ist im Bildnis nach der n. ischen Seite bin ein Fortschrift zu verzeichnen, der sich im sicheren Erfassen des Ausdruckes kundgibt.

Den Ruhm, n n größter ‚Malrer' gewesen zu sein, nimmt für dag neunzehnte Jahrhundert Leih in Anspruch. Er kommt wie Lenbach auß dem Atelier Pilotyzg. Von ihm hatte er ge— lernt, mit Farbe umzugehen, obwohl er früh erkannte, daß er auf zem Wege des Lehrers es nie zu einem Maler bringen würde, Der Franzose Courbet zieht ihn in seinen Bann; er folgt CGourbet nach Parie,ů nachdem er in München Werke von seiner Hand gesehen und bewundert hatte. dlesen Schöpfungen schien das eigenfie Programm Leibls, das Verlangen nach stofflicher Charakteristerung der Dinge autzgesprochen und erfüllt. Im Anschluß an Courbet entstehen koloristisch bedeutsame, in der deutschen Malerei wohl unerreicht dastehende Bilder: 1 (. Kokotte , 1369), die u fe e ft (1870-71), die

achauerinnen . und das prachtvolle Bildnig des Freiherrn von . Die Tischgesellschaft, ein unvollendetes Werk, gewährt einen Ein; lich in den Prozeß seiner Gntstehung. Die Zeichnung beruht guf

wenigen, die Hauptformen umschreibenden Umrissen, dle, kaum wahr⸗ ) Vergl. Rr. 28, 43, 8, 92, 105 u. 114 d. Bl.

nehmbar, durch einen braunen Grund hindurchschimmern. Mit hellen Farbenfläͤchen, die sich wie Steinchen eines Mosaiks anein anderreihen, werden die Körper aus dem Dunkel des , . herausgehoben und modelliert Nicht immer gelingt es Leibl, in dieser Technik, die höchste Anforderungen an das Gedächtnis stellt, der Form gerecht zu werden. Der Kopf einer Dachauerin zeigt bei allen übrigen Vorzügen eine e, , g Struktur.

Es muß befremden und gehört zu den merkwürdigsten Erschei⸗ nungen auf dem Gebiete der neueren Kunst, daß Leibl bei seiner eminenten malerischen Veranlagung in späteren Jahren den fran— zösischen Kolgrismus und seine Technik aufgibt, um sich einer jeichnerischen Darstellungsweise zußuwen den. Der Umschwunn erfolgt um die Mitte der siebfiger Jahre. Ja den „Dorfpolitikern' (1875 gewinnt die neue Anschauung jum ersten Male Ausdruck. Die Linie ö das Eutscheidende geworden; die Vorstellung und Wiedergabe des Raumes gründet sich auf den Kontur, nicht auf den Gegensatz heller und dunkler Massen. Das Milieu tritt gegen einzelne Gestalten und Körper zurück, das Stoffliche wird mehr durch Betonung der Struktur als durch die Farbe gekennzeichnet. Immerhin besteht noch in dem Bauernbilde ein loser Zusammenhang mit der älteren malerischen Anschauung; man braucht nur die linke Bildhälfte genauer zu betrachten, um sich hierüber klar zu werden, Bei den „Frauen in der Kriche⸗ von 1832 ist aber das Helldunkel völlig überwunden. Dürers „fleitziges Kläubeln! kommt zu Ehren, der Sinn für das Intime des Details, wie er ausschlteßlich in Deutschland und den ihm verwandten Niederlanden zu fiaden ist,

Von Leibls Schülern, die zahlreich vertreten sind, kann das Recht, als Persönlichkeit zu gelten, nur einer für sich in Anspruch nehmen: Wilbelm Trübner. Seine Art zu sehen ist ganz eigenartig, ob⸗ wohl seine Anschauung durch das Auge Leiblg und man vergleiche die Jagdstücke Courbets hindurchgegangen ist. Gegen Leibl verrät sich ein gesteigertes Temperament, das sich äußerlich in einer wuchtigen Pinselführung kundgibt. Das Wesentliche der Eischeinung ist in wenigen kräftigen Strichen festgehalten und eine plastische, monu⸗ mentale Wirkung erzielt. Mit FSieberm ann schließt die Entwicklongereibe ab, Seine Stellung ist bereits eine historische geworden, obwohl uns erst dreißig Jahre von dem Entstehen seiner ersten impressionistischen Arbeiten trennen. In den Annalen des deutschen Irmpressionismus wird man ihn einen Begründer nennen, wenn man nicht auf Manet oder Monet zurückgreifen will. Fanatisch angefeindet und verteidigt behauptet sich Liebermann auf sei nem Gebiet als einer der ersten Maler unserer Zeit. Freilich darf die Einseitigkeit bei der Beurteilung seines Schaffens nicht übersehen werden, aber diese Ein eitigleit, ge paart mit starker subjektiver Auffassung, gibt seinen Charakter. Ein⸗ flüsse, die von außen kommen, vermag man zu erkennen, bei den Gaäͤnserupferinnen Munkaczy, den Haͤusern in Scheveningen Monet, * , . dem hollaͤndischen Kind und dem stehenden Mädchen

rans Hals.

Man hat gegen die Ausstellung und ihre Veranstalter die

schwersten Vorwürfe erhoben. Sie gebe kein Bild von der Ent—˖ wicklung, sei eine mehr oder weniger willkürliche Zusammenstellung von Bildern malerischer Richtung, eine Geschichtsfälschung großen Stiles u. s. f. Darauf ist zu erwidern, was das Programm aussagt: Es soll im wesentlichen zur Darstellung elangen, „was künstlerischen Ansprüchen durchaus genügt und der istorlschen Betrachtung neues Material zuzuführen vermgg'. Es bedarf J. heute keines Beweises mehr, daß dieses Pro. gramm sich bewährte. Unsere Kenntnis ven der Materie des neun zehnten Jahrbunderts hat sich erweitert und vertieft Meister, die verschollen waren, nd ans Licht getreten, and re erscheinen in neuer Beleuchtung. Daß die naturalistische Kunst zu Worte gekommen, ist ein Att der Gerechtigkeit gegen ihre Vertreter. Die histortsche Tragweite des Ereignisses laßt sich heute nicht ermessen. Es bleibt der Zukunft vorbehalten, ein Urteil über sie zu formulieren und eine Revisson der Geschichte vorzunehmen. Dr. J. Kern.

Der Profe or Dr. Wilhelm Dilthey in Berlin veröffe tlicht in der „Deutschen Literaturzeitung“ folgende Bitte: Zum Zwecke weiterer Untersuchung der Handschriften Hegels für die Herstellung seiner Entwicklungsgeschichte ist mir von großer Wichtig. leit zu wissen, was außer den Papieren auf der Berliner Bihliothet don Handschristen Hegels noch vorhanden ist. So wäre ich für jede Nachricht hierüber sehr dankbar.“

Bauwesen.

Zu den Erneuerungsarbeiten am Dom meldet bie „Köln. Ztg.“ daß in auswärtigen Blättern aufgebauschte. Mitteilungen dierüber verbreitet würden, die in vielen Kreifen sberfriebene Be unruhigung hervorgerufen hätten. Von maßgebender Seite kabe eine genaue Untersuchung des. Mauerwerks stattgefunden, wobei sich herausgestellt habe, daß eine größere Zahl von Steinen dem Abbröckeln nahe sei, und daß man Vor: kehrungen treffen müsse, um die Gefahr für den Verkehr auf jener Seite des Domes abzust ellen. Es handele sich um weichen französi⸗ schen Kalkstein, der beim Berühren wie Mehlstaub zerfalle. In aller nächster Jeit solle mit den Grneuerungtarbeiten begonnen werden, die mehrere Fahre in Anspruch nehmen und nicht geringe Kosten ver ursachen dürften. Die Verwendung wetterbeständigen Materials solle die Wiederholung der bestehenden Unannehmlichkeiten verhüten.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Zuckerrüben bau in den Hauptproduktionsländern Europas.

Nach elner in der Zeit vom 2. bis 12. Mai d. J. ehaltenen Umfrage der Internationalen Vereinigung für ig r ff isft schätzt man den dlessährigen Rübenanbau in den hauptsächlichsten Ländern Europas, wie folgt: 190506 1906/07 Gegen 1905 in Betrieb 4 mehr gewesene kommende

Fabriken

Deutschland: Ostpreußen .. 1 Wesipreußen .. 18 Brandenburg .. 13

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