se. wobel anerkannt wurde, daß die Regelung dieser Materie ganz sondere Schwierigkeiten bietet. Im Zusammenhang mit dieser An ⸗ gelegenheit wurde aug der Mitte des Kolonialrats darauf hingewiesen, daß es erwünscht sei, die Gewährung von Kredit an Eingeborene tunlichst einzuschränken. Ein maßvolles Kreditgeben wurde als not⸗ wendig bezeichnet. Im weiteren Verlaufe der Generaldiskussion wurde über die Schaffung eines Lehrstuhls für Kolonialrecht, die Reform der Prügelftrafe, die Abgrenzungen Kameruns gegen die Nachbarkolonien und die Notwendigkeit, für den exportierten Kaut⸗ schuk Neuanpflanzungen zu verlangen, berhandelt. In der Speʒzial⸗ digkussion gab der Vorsitzende auf ahl reiche Anfragen und Anregungen bei den einzelnen Titeln des Etats Auskunft. ⸗
Zweiter Gegenstand der Tagesordnung war der Etat für das Schutzgebiet Togo. In der Generaldiskussion wurden zunãchst die dorligen Verkehrsverhaltnisse, Landungsbrücke, Küstenbahn und Wegenetz lobend hervorgehoben und bei dem erfreulichen ortschreiten des Handels der Ausbau solcher Verkehrganlagen empfohlen. Der anwesende Gouverneur von Togo ging in ausführlicher Weise auf die vorgebrachten Punkte ein und äußerte insbesondere seine Ansichten über die weitere Entwickelung des Eisenbahnnetzes, die sich nach der Lage der Produktionsgebiete, penn der aussichtsreichen Eisenerzlager zu richten haben werde. .
Bei der Beratung über den Etat für Deutsch⸗Neuguinea wurde über Arbeitermangel geklagt und vor der Verwendung von Eingeborenen des Schutzgebiets in anderen unserer Kolonien gewarnt. Auch wurde der Wunsch nach planmäßiger geolo⸗ gischer Erforschung des Landes auggesprochen. Der an⸗ wefende Gouverneur gab eine ausführliche Darstellung üher die bisherige geologische Erforschung des Schutzgebiets, über den von Erfolg begleiteten Versuch, das Baininggebirge mit australischen Farmern zu besiedeln, über den Vorteil der von seiten
des Lloyds eingerichteten Küstenfchiffahrt, über die Ergänzung. der
Pollzeitruppe aut dem eigenen Lande ohne b, e,, von Malaien und Japanern, sowie über die allgemeinen Aussichten des Schutzgebiets. Hierauf wurden die Etats für Samoa, Lie Karolinen, Ma⸗ rianen, an und Marschallinseln beraten, wobei der gleich⸗ falls anwefende Gouverneur von Samoa Gelegenheit nahm, sich zu verschiedenen Fragen zu äußern.
Zum Schluß erstattete der Vorsitzende der landeskundlichen Kom⸗ 26 einen Bericht über die Tätigkeit der Kommission im letzten Jahre. ÜUm 25 Uhr wurde dann die Sitzung geschlossen.
Der Präsident des Königlichen Statistischen Landesamts, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Blenck hat sich auf Dienstreisen begeben.
Brunsbüttelkoog, 20. Juni. Seine Majestät der Kaiser und König traf „W. T. B.“ zufolge heute morgen J Uhr an Bord des Kreuzers „Leipzig“ hier ein und fuhr sofort durch den Kanal nach Kiel weiter.
Kiel, 20. Juni. Seine Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist, nach einer Depesche des „W. T. B.“, heute früh 1 Uhr 24 Minuten hier eingetroffen, um mit seiner Jacht Angela II“ an der ersten Wettfahrt im Kieler Hafen teilzunehmen.
Oesterreich⸗ Ungarn.
Der Budgetausschuß der österreichischen Dele⸗ ation setzte gestern die Beratung des Heeresordinariums i Nachdem die Abgeordneten Buleba, Kozlows ki und Lecher das Wort ergriffen hatten, gab der Reichskriegsminister , . ein . Exposẽ. ie das W. T. B.“ berichtet, wies der Minister auf die schwierige politische Lage in Oesterreich und Ungarn hin und gab zu, daß 6 die Wehrkraft der Monarchie durch die unterblieb nen Assen⸗ tierungen in gewisser Hinsicht erschüttert sei, doch würden diese Nach⸗ teile nicht von dauernder Bedeutung sein, da die größten Anstrengungen gemacht seien, die virsäumte Ausbildung nach⸗ zuholen. er Minister meinte, daß jetzt, wo Verhandlungen zwischen den Regierungen angebahnt seien, nicht der richtige Zeitpunkt zu sein . die Seffentlichkeit durch vessimistische Aeußerungen in dieser FPinficht zu beunruhizen. Er sei Üüberjeugt, daß die Erkenntnis der Not. wendigkeit der Großma fe nn Desterreich· Ungarns sowohl hier wie in Ungarn durchdringen unb die Einheit der Armee werde gewahrt werden. Der Minister beantwortete sodann die einzelnen an ihn gerichteten Sragen und erklärte weiter, er lege der Religiosität ein großes Gewicht kei, in dir srr Hinsicht geschehe bel den Truppenbildungsanstalten das Möglichste.
— Der Marineausschuß der Ungarischen Dele⸗ gation hat gestern, derselben Quelle zufolge, den Voranschlag für die Kriegsmarine angenommen.
Im Laufe der Debatte erklärte der Kommandant der Marine Graf Montecuccoli in Beantwortung einer an ibn ge⸗ richteten Anfrage, der geforderte Kredit von 120 Millionen habe nur die Bestimmung gehabt, daß die bereits im Bau befindlichen Schiffe rascher autzgebaut, die notwendigen Anschaffungen in rascherem Tempo bewerkstelligt, und die bereits veralteten ö gr der Toryedoflottille durch neue ersetzt werden. In nächster Zukunft werde es notwendig werden, daß Mittel für Ersatzbauten an Stelle der bereits vor 20 Jahren gebauten und seither veralteten Schlachtschiffe Kronprinz Rudolf ', Kronprinzessin Stefanie! und Tegetthof gefordert werden. Die Kosten dieser Schiffe hätten sich seinerzeit auf 10-12 Millionen belaufen, die Bau kosten für die neuen Schlacht / schiffe von 14000 6 betrügen etwa dreimal so viel. Der Marine⸗ kommandant erklärte weiter, wenn der Ausschuß die Vorlage eines Flottenplanes wünsche, so sei er gern bereit, der nächsten Delegation einen solchen zu unterbreiten.
— Der Heeresausschuß der ungarischen Dele⸗
ati on , . gestern das Heeresbudget und verhandelte 53 über die Vorlage, betreffend die Bewilligung eines Teilbetrags von 49 Millionen Kronen an einmaligen Ausgaben zur weiteren Beschaffung von neuem Feldartilleriemate rial, worüber der Kriegsminister von Pitreich dem Ausschuß kürzlich vertrauliche Mitteilungen gemacht hat. . n
Ueber die Antwort des Kriegsministers auf die Resolution der vorigen Delegation, betreffend die Regiments sprache, entspann sich eine längere Debatte, bel der der Kriegsminister ausführte, er erkenne jwar die ungarische Staatesprache an, müsse aber auch der praktischen Notwendigkeit Rechnung tragen; er tue sein Möglichstes, um den äußersten Wünschen zu entsprechen. Was die ümgangssprache anbelange, so seien, abgesehen von den Husaren⸗ regimentern, 15 Regimenter rein ungarisch, 18 dorpelsprachig und 4 dreisprachig. Es seien bereits en Ver fũgungen erlassen worden, um ju verhüten, daß die Mannschaft in ihren religlösen und nationalen Gefühlen verletzt werde.
Das oͤsterreichische Abgeordneten ha us hat gestern bei der fortgesetzten Spezialdebatte über die Ge werbenovelle mit 75 gegen 73 Stimmen den Antrag Boehme angenommen, der die Ausdehnung des Befähigungsnachweises auf alle Handelsgewerbe verlangt. Der Abg. Breiter brachte darauf eine Interpellation, betreffend das erhalten
österreichischen Regierung gegenüber den Metzeleien in Rußland, ein; er fragte an, was die Re⸗ gierung unternommen habe, um die, chadloshaltun der Isterrelchischen Staatsangehörigen anläßlich der vorjährigen Metzeleien in Rußland zu erlangen, und was die Regierung zum Schutze der österreichisch⸗un arischen Staatsangehörigen in Rußland zu veranlassen beabsichtige.
— Im Wahlreformausschuß des österreichischen Abgeordnetenhauses protestierte gestern der Abg. Malik auf das entschiebenste gegen den Terrorismus der Sozial⸗ bemokraten, gegen die Beschimpfungen der Ausschußmitglieder, insbesondere in den letzten sozialdemokratischen Massenversamm⸗ lungen, und beantragle, mil dem Beginn des angekündigten Massenausstandes die Arbeiten des Ausschusses auf 14 Tage
zu suspendieren. Nachdem mehrere Redner unter Verurteilung des Terrorismus
der Sozialdemokraten sich i den Antrag Malik ausgesprochen 6 l
der
hatten, erklärte der Min dent Freiherr von Beck; die Regierung werde die gesetzlich gewährleisteten Rechte der freien Meinungsäußerung durchaus achten, er bedauere den in den jüngsten Versammlungen wahrgenommenen drohenden Charakter gegenüber den Abge⸗ ordneten. Die Wahlreformfreunde könnten wohl mit dem berelts ekennzeichneten, . Zwesfel ausschließenden Standpunkt der Regierung . tlich der Wahlreform zufrieden sein. Die Regierung werde mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln den Gesetzen Achtung zu ver schaffen verstehen.
Nach Ablehnung des Antrages Malik setzte der Ausschuß die Beratung der Wahlkreiseinteilung in Steiermark fort.
Frankreich. In der gestrigen Sitzung der Deputiertenkammer setzte der Minister des Innern Elemenc eau seine vorgestrigen
Ausführungen fort. ach dem 2 des W. T. B.“ hielt der Minister Jaurès entgegen, der Arbeit suchende Arbeiter habe das Recht auf Beschäftigung; der Arbeiter aber, der seine Arbeit verlasse in der Hoff nung, einen Lohn zu erhalten, kämpfe für die Verbesserun Lebenshaltung, nicht aber für ein Leben selbst. sei berechtigt, daß der Arbeiter eine Lage zu verbeffern suche. aber der Arbeiter habe nicht das Recht, Berufggenossen, die Famllienlasten zu tragen haben, zum Feiern zu nötigen. Der Ministẽr ging sodann auf das Pro⸗ ramm der Sozialisten ein, das nach seiner Ansicht ein durchaus e li Programm sei. Jauros habe ihm dieses Programm ent⸗ nommen: den achtstündigen Arbeitstag, die progressive Einkommensteuer und die Verstaatlichung der großen Monopole. Aber, fügte der Minister hinzu, man könne doch zunächst mit dem Ankauf eines einzelnen Eisen es beginnen, . mit der Vorbereitung eines Gefetzes über den Arbeitsvertrag. Er werde Jaurèes Vorschläge über die Enteignung prüfen, wenn dieser sie formuliert haben werde. Der Minister sprach indessen die Meinung aus, das individuelle Eigentum werde noch lange Zell Aenderungen durchmachen; übrigens gebe es noch zahlreiche dere sozialistische Gedanken Über diese . Clemenceau e einen Artikel des Sozialisten Bernstein an, in dem gesagt ist, die Bewegung in der Richtung der sozialen Gerechtigkeit sei alles, das Ziel sel nichts, und fügte hinzu, die Theorien der franjöstschen Soßtalisten seien von den Deutschen ent lehnt. Der Minister erinnerte Jaurès daran, daß auch Christus die Menschheit habe erneuerr vergießen nicht aus dez. 8 schaft. sondern . en wordene Mensch wer l Ge sellschaftskreis zu wählen wissen. Nachdem Clemenceau sobann über die Wahlen und den Klerus ge⸗ sprochen hatte, zählte er die freiheitlichen Gesetze auf, die das bürger liche Parlament seit zehn Jahren zu Gunsten der Arbeiter beschlossen habe. und fügte hinzu: Wir wollen im Verein mit den Sozialisten die Steuern erörtern, die zum Zwecke der Einführung der Alters« versorgung der Arbeiter zu schaffen sind, aber wenn es nötig sein wird, das Budget zu bewilligen, dann werden sich die Sonalisten dem entziehen, das ist nicht loyal. Der Redner führte dann weiter aus: er hoffe es zu erleben, daß die Sozialisten aufhören, seine Gegner zu sein, und daß sie ju ihm zurückkehren. Er verglich sie unter der Heiterkeit des Hauses mit denjenigen Frauen, die immer ihrem Gatten androhen, zu ihrer Mutter zurücklehren zu wollen, und es doch niemals tun. Clemenceau schloß: „Ich e. mich nicht über den Tadelsantrag, den die Sozialisten gegen mich einbringen wollen. Jaurès verkennt die Republik, obwohl er doch einer ihrer besten Arbeiter ist. Wenn die Sozialisten mit uns arbeiten wollen, so werden wir ihnen die Hände rejchen und ihnen sagen: Laßt uns zusammen arbeiten; wenn fie es ablehnen, werden wir tapfer die Verantwortung tragen.“
Auf an ra mns. beschloß die Kammer mit 353 gegen 79 Stimmen, die Rede Clemenceaus öffentlich anschlagen zu
lassen.
In Giwiderung auf die n . des Ministerg erklärte Idutr os: die Sosialisten seien bereit, züsammen mit der Regierung das Reformwerk weiterzuführen. Entgegen Clemencegu, der das Individuum von der sozialen Umgebung isolieren wolle, sei er der Meinung, daß das Indiwiduum und die sosiale Umgebung gleich- seitig reformiert werden müßten. Er verlange völlige Aktions. freiheit für daz Proletariat; die Sozialisten wollten nicht die soßiale Heuchelei mitmachen. Er erinnere an die 1400 Leichen von Courrisgres, die Opfer des Kapitaliemus seien. Erstaunlich Cei, daß man so spät daran gehe, die Schuldigen zu verfolgen. Der Minister Barth ou protestierle gegen die Ausführungen des Vor— redners und sagte, nicht die Regierung, sondern die Bergwerksgesell , schaft sei verantwortlich. Der Deputierte Wilm (Soz.) fragte, ob es wahr sei, daß, wie der Untersuchungsrichter in Béthune erklärt habe, eine Persönlichkeit, die 2 nach dem Departement Nord gesandt babe einstmals auch Geld an Clemenceau geschickt habe. Jau ros sagte, die Regierung werde nach seiner Meinung die nötigen Kräfte nur um sich scharen koͤnnen, wenn sie mit viel ortschrittlicheren Gesetzent würfen bervortrete, als mit denen, die in der Regierungserklärung angekündigt feien. Die Sonalisten wärden sich aktiv oder passid an der Reform tätigkeit beteiligen, aber die Regterungsentwürfe müßten ernst sein.
Ein Antrag der Sozialisten Dejeante und Allemane, auch die Rede Jauraͤs' öffentlich anschlagen zu lassen, wurde mit 228 gegen 139 Stimmen abgelehnt und die Fortsetzung der Debatte sodann auf Donnerstag vertagt.
— In der gestrigen Verhandlung der Dreyfusaffaire vor dem Kassationshof zählte der Berichterstatter Moras die hauptsäͤchlichsten Tatsachen auf, die dem Urteilsbeschluß von 1895 voraufgingen, und erinnerte an die verschiedenen Gut⸗ achten, die von Sachverständigen betreffs der Handschrift des BVordereaus abgegeben worden sind, an die Zweifel und schließ⸗ liche Gewißheit Picquarts über die Unschuld von Dreyfus, die w,, . der Generale Gonse und Billot und an die Polemik in der Presse.
Nach dem Bericht des W. T. B. besprach Moras ferner die Fälscung Henrys und die andern Versuche, die gemacht worden waren, um GSsterhazy in Schutz zu nehmen und Picquart in der öffentlichen Meinung herabzusetzen, und hob weiter hervor, daß nicht nur Pellieur, sondern auch der Generalstab und die öffentliche Meinung neue Verhandlungen in der Dreyfusgangelegenbelt, verlangt. hätten. Moras gab fodann einen bistorischen Rückblick über das Verfahren, das zur Ginsetzung des Kriegsgerichts in Rennes im Jahre 1899 ge⸗ führt hat. Im weiteren Verlaufe seiner Ausführungen bemerkte der Berichterstatfer, die Anklage, auf Grund deren Dreyfus im Jahre 1894
öheren seiner Es
verurteilt worden sei, fei im Jahre 1899 mittels des Bordereaus auf vier Punkte ausgedehnt worden, von denen in den ersten Verhand⸗
lungen niemals die Rede gewesen ia über die ferner Dreyfus nicht
vernommen worden, und die deshalb ordnungsgemäß in den Pro
von Rennes nicht hätten hineingejogen werden können. Schließll erinnerte Moraß daran, daß die Kommission der sachverständigen Generale ju dem klaren Schluß gekommen sei, daß das Bordereau nicht die Arbeit eines Artillerieoffiziers sei.
Hierauf wurde die Verhandlung vertagt.
— Der König Sissowath von Kambodscha ist, „M. T. B.“ zufolge, gestern in Paris eingetroffen und von Vertretern des Präsidenten Fallisres und des Kolonial ministers Leygues empfangen worden.
Rußland.
über den * betreffend die
Die Beratun 1 tern in der Reichsd uma
bürgerliche Gleichheit, wurde ge
forte t ⸗ ach dem Bericht des W. T. B.“ trat der Professor Pretasitzki für die Rechte . ein. Der Abg. Petrunke⸗ witsch sprach zu Gunsten der Rechte der Juden unter Hinweis auf die Vorgange in Bjelostok. und sagte, man müsse sich beeilen, die Gleichbeit bei den Israeliten einzuführen, im anderen Falle würde Blut fließen.
Die Duma beschloß, eine Kommission von 11 Mitgliedern k wählen, die über die Mittel beraten soll, wie der Bunger eidenden Bevölkerung zu helfen sei. Darauf wurde die Sitzung aufgehoben.
8 dem im Zentrum des Kohlenreviers belegenen
Orte Jusowka im Gouvernement Jekaterinoslaw, dessen Gruben sich im Besitze von englischen und belgischen Gesell—⸗ schaften befinden, zogen heute etwa 8009 Bergleute mit Gesang und De fn nach der dortigen Bahnstation, um eine Ver⸗ sammlung abzuhalten. Militär, das dorthin beordert worden war, wurde, wie die St. Petersburger Telegraphenagentur“ berichtet, mit Hurrarufen empfangen, die von den Truppen erwidert wurden. Die Versammlung nahm einen ruhigen Verlauf. Der Truppenbefehlshaber hat durch Anschläge bekannt gegeben, daß Versammlungen in Räumen und unter freiem Himmel verboten sind und mit bewaffneter Hand zerstreut werden. Die Lage ist beunruhigend.
Spanien.
Der König hat, nach einer Meldung des „W. T. B.“, den Yi e m lde en Moret beauftragt, bis zur völligen Genesung des Herzogs von Almodovar das Portefeuille des Auswärtigen interimistisch zu übernehmen.
Norwegen.
Das Königsschiff „Heimdal“, mit der Königlichen amilie an Bord, ist gestern nachmittag, W. T. B.“ zu⸗ olge, in den Fjord von Drontheim unter dem Salut der 22 sgeschütze eingelaufen. Nach der Landung von den lädtischen Behörden und der Bevölkerung herzlich begrüßt, begaben sich der König und die Königin nach dem Stiftshof, wo sie Wohnung nehmen.
. — Die Regierung veröffentlicht einen von sämtlichen Mitgliedern des Kabinetts unterzeichneten Wahlaufruf an das norwegische Volk, der das Programm der Regierung 83 Der Aufruf besagt, dem genannten Bureau zu⸗ olge, u. a..
In den Beziehungen zum Ausland soll an strenger Neutralität und der Schiedsgerichtspolitik festgehalten und auf der Grundlage der Unabhängigkeitserklärung und des Karlstader Abkommens ein friedliches, vertrauensvolles Verhältnis zu Schweden bewahrt und weiter entwickelt werden. In der Staats und Kommunalpolitik soll eine vorsichtige und nüchterne Finanzverwaltung Platz greifen. Die großen Steuer⸗ lasten sollen wester möglichst erleichtert werden. Fier n, soll eine praktische Lösung verschiedener sozialer Reformen vorbereltet werden, besonders eine Versicherung gegen Krankbeit, Invaliditãt und Ser unglück und eine Altersversicherung. Das Erwerbsleben soll gestätzt und gesunde demokratische Arbeits, und Lebensverhältnisse sollen ge fördert werden.
Der Wahlaufruf schließt mit den Worten:
In der Ueherzeugung, daß wir auch fernerhin das Vertrauen des Landes genießen, fordern wir die Wähler auf, ohne Rücksicht darauf, welcher Parteiorganisation ö früher angehört haben, Ver⸗ treter zu wählen, die sich im wesentlichen diesem Programm an⸗
schließen. Türkei.
Wie die „Frankfurter Zeitung“ aus Saloniki meldet, hat eine griechische Bande im Dorfe Resula im Bezirk Kastorig sechs bulgarische Häuser verbrannt, zwei Bulgaren getötet und ben Gemeindevorsteher fortgeschleppt. Der türkische Gesandte in Athen ist beauftragt, ernste Vorstellungen zu erheben.
Amerika.
Das Repräsentantenhaus des Kongresses der Ver⸗ einigten Staaten hat, W. T. B. zufolge, die Bill über die Verwendung von Geldmitteln für Zwecke des Acker⸗ baues samt den Amendements, betreffend die Fleischb eschau, , . Die Bill geht nun an eine gemeinsame Kommission
es Repräsentantenhauses und des Senats.
Afrika. Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Durban ist vorgestern ein Vorratslager südlich Mapaulo von den Aufständischen angegriffen worden, wobei von dem
dortigen Personal ein Mann getötet und zwei verwundet worden
sind. Die Aufständischen haben gestern morgen in der Nähe von Otimati, 7 Meilen von Mapaulo, . einen Wagenzug angegriffen und weggenommen. Von den
egleit⸗ mannschaften ist ein Mann verwundet worden, ein anderer wird vermißt.
Wohlfahrtspflege.
. *
Magdeburg, München, Rathenow, Verband Rheinland und Salz-
wedel. Als Tagungsort für die nächste Hauptversammlun Halle a. S. beftimmt. Die Zentralftelle des Vereins ist gie
wurde Ober⸗
sechtschule in Magdeburg, Breiteweg 127.
Statistik und Volkswirtschaft. Von deutschen Fischern und von Mannschaften deutscher
Schiffe gefangene und im
Mai 1906 an Land gebrachte Fische,
Robben, Wal und andere Seetiere, sowie davon gewonnene
Erzeugnisse. )
Seetiere und davon gewonnene Erjeugnisse
kg
Nordseegebiet
Ostseege biet
Stück 4 Ig Stück *
Schellfisch, k
IV. V. Sorte und Witt. linge ... Islaͤnder .. ohne nähere Bexeich⸗ nung ...
Kabliau,
6 23 mittel, klein
Schollen, e, mittel Kö ohne nãhere Bezeich⸗ nung ... Knurrhahn ..
Petermann 25 Knurr⸗
Köhler
Rotzungen .. Stör ellbutt ... eezungen, groß.... mittel, klein ohne nähere Bezeich⸗ n 2 Steinbutt. fraß mittel . ohne nähere Bezeich⸗ nung... Glatibutt, Xardutt, Kleist), groß, mittel .. ö ohne nähere Bezeich⸗ man,, Lachs aller Art Stint
(Begilt) .. Brassen (Blei) Scharben
Klieschen)u.
kleine Rot⸗
n. ö Schleie .. Heringe a . 6
reltlinge Lal Aalquappen Seegranat .. Seeseufel
ornhecht.
eerforellen hee fe rellen)
eunaugen ..
69 417 78 784 52 936
978 345 391 843
549 9gö55
187 246 54271 632 90
357131 133 753 4 501
25199 172 841
52 073 8 225
627
378 220 17216 5741 33 337 94 204 1334 9571
7792 6 148 4 654 14016 11 294
6724
101689 2810
291 1463 380
84 233
7979
138 34 22 4237 g66 7621
1 65⸗
26 621
J. Fische.
327589 28 132 14 446
54287 72361
103 99
20 183 9 234 35 421
9 6690 14049 1659
11411 46 307
20 539 8873
288
29 521 1858 924 4687 48 674 2815 9 471
14 645 8 371
— deo ö — 3
11 11
12 844 21 836 13 964
14343
10 324 1917
131 1552 145
27 609
1786
49 669 2 414
J 187
167 2255 1 55
23
300 134 216
40 180 55 790
41437 2573
zusammen
Garnelen (Granaten, Krabben) ..
Lummer.
5 i e ; 268 aschenkrebse.
Austern. ö ;
Muscheln usw.
4706 568
300 305 131
J alb
266479 815 3471 453 564 Fos 650
27 10113 4365 10 269
zusammen
Seehunde ...
l
309 8hl III.
21774 66 580 53 Andere Seetiere.
5 100
zusammen — — ———
5 ,
) Die Angaben von Altona für Mal stehen noch aus; dafür sind
die Angaben für den Menat ) Hierunter der Wert für 596 Faß Fischleber und 99 Faß
disch
rogen.
ril in den obigen Zahlen enthalten.
ischlebern . ischrogen ..
IV. Erzeugnisse von Seetieren. 39 445
zusammen hierzu III.. = .
. —
6 150 45 605 — . 5 ö. 209 851 24774 815347
asz 6 l a 158 650
der
deutendste
Inin
Strasburg
Brlesen
erwerbe.
P
Königsber Köslin,
darüber.
14. Juni 1
iu Rumme
i. Wpr. ..
Wreschen .... Liegnitz Land..
ijus. - IV Nord⸗ und Ostsee⸗ gebiet ..
Gesamt⸗ wm
Berlin, 20. Juni 1906.
kommens verhältnisse der 3 Steuerjahlern ga teuerzahlende r ck Gesamteinkommen von 47,5 Millionen Mark. (900-3009 Æ Einkommen), 132 zu den mittleren 3000 - 10 0090 AÆ Einkommen) und 264, also mehr als die Hälfte, zu den oberen Einkommenklassen (über 10 000 0 Ein— kommen). Ein Einkommen über 100 000 „ hatten 65 Gesellschaften. An dem von den Aktiengesellschaften erhobenen Gesamtsteuerertrage von 39 Millionen Mark war die letzte Gruppe mit rund 3, 3 Millionen Mark, also mit S6 0 beteiligt (darunter Hamburgs größte Aktien- Hamburg⸗Amerlka Linie, mit 578 09) M oder 15 0s Gesamtsteuersumme der unpersönlichen Steuerzahler. Die Zahl der steuerzahlenden juristischen Personen, deren Ein⸗ kommen unbestimmbar war, belief sich quelle geflossene Ertrag auf 385 000 M
8 ju den unteren
gesellschaft, die
Die preußischen Kreise mit der h
ländlichen Grundbesitzer in den P in. e, noch zeigen, e landwirtschaftliche schränken uns hierbel wiederum auf die über einen Grundbesitz von mindesteng 60 M Grundsteuerreinertrag verfügenden Personen mit land⸗ oder forstwirtschaftlichem Haupterwerbe, d. h selbständigen Landwirte im
Graudenz Land. Marienburg
ö Wongrowitz ..
Mogilno .... Thorn Land .. Von diesen 37 durchweg mit über 50 vermögens, also durchschnittlich hoch, verschuldeten ländlichen Kreisen
4706 563 356479 5 062 024 281258 89a o3?7
242 068 1 136 og2
Kaiserliches Statistisches Amt.
Personen (Aktiengesellschaften ꝛc.
Verschuldung 1902.
Verschuldung aufweisen.
Für die
mögens Rastenburg. .. 64,3 i n en, 3 6c oönigsberg i. Pr. 66061 Rummelsburg . b Gnesen 53.8 Marienwerder. 53,6
Oletzko
Niederung...
Golday
Danziger Höhe. 51,7 Sch 51,6
Friedland. ... 51, Neidenburg. . . 50, Prenzlau .... 50,
2 —
87 — 82
453 614 4158 650
Einkommen der Hamburger ÄAktiengesellschaften.
Die vom Statistischen Bureau der hamhurgischen Steuer deputation kürzlich veröffentlichten Ergebnisse der Einkommensteuer für das Jahr 1903 gewähren auch eine interessante Uebersi
t amburger Aktienges iner , den physi· es in Hamburg im genannten Jahre 484
über die Ein
mit einem
Von ihnen gehörten
auf 29, der aus dieser Steuer⸗
m ländlichen
Im Anschlusse an unseren Artikel über die hoch verschuldeten rovinzen Preußens) wollen wir welche Kreise der Monarchie die be⸗
Wir be⸗
h. im allgemeinen die n uptberufe, und berücksichtigen nur die 489 Landkreise, da die Stadtkreise wegen der zumeist mäßigen Anzahl der ihnen angehörenden hauptberuflichen Landwirte vielfa scheidendes Bild gewähren. Krelse sehen wir einmal die
kein ent⸗
Reihenfolge der aufzuführenden Höhe der ländlichen Durchschnitts⸗ verschuldung, das andere Mal indivldualstatistisch die Größe des Bruch⸗ teiles der mit mindestens der Hälfte ihres gesamten Bruttovermögens, also hoch, verschuldeten Besitzer als maßgebend an.
Von den ländlichen Kreisen sind nach der „Stat. Korr.“ am meisten verschuldet und zwar:
sitzerzahl
46,5 56,7
ob 0 53,5 51.3 bi, 9 1405 42.3 36.2 3156 1406 oz. a6, 9 o3, 5 152 575 49, 41,5 36.7 57.5.
undertteilen des Gesamt⸗
H.) entfallen die meisten, nämlich 10, auf den Regierungs⸗
und Bromberg und je chlegwig, Stade und Düsseldorf an. i und , r
36
*. 7,6 v. zirk Marienwerder, 6 auf Bromberg, und je 1 auf Potsdam, Po des Staats ist hier also nicht beteiligt. stellt sich in den Kreisen mit hoher ländlicher Durchschnittsverschuldung der Bruchteil der hoch verschuldeten Einzelpeisonen mit 60 , , und land⸗ oder forstwirtschaftlichem Haupt⸗ r Zehnteln der Besitzer bei den Kreisen Danz Strelno. Außer in letzterem Kreise sind noch bei e, e. weniger ass zwei Fünftel der Landwirte hoch verschuldet sburg, Hohensalza, Neidenburg, Tuchel, Gerdauen und
renjlau.
Individualstatistisch betrachtet, gibt es, wie die am Schlusse folgende Uebersicht zeigt, 39 ländliche Kreise (- S9 v. H nähernd die Hälfte und mehr der Besitzer eine Verschuldung von mindestens 50 Hundertteilen des Gesamtvermögens aufweist. Davon gehören wiederum die meisten (8 Martlenwerder, sodann 7 dem Bezirke Danzig, je 4 den Benken Stralsund und Liegnitz, je 3 den Bezirken 1 den Bezirken Gumbinnen, Hier ist also der Westen mit 3 Kreisen (Lennep In 25 Kreisen (— 5,1 v. H. alle Verschuldeten die Mehrzahl, in 7 sogar drei Fünftel der Besitzer und Ferner zeigen 22 Kreise zugleich bei der Gesamtheit der selbstaͤndigen Landwirte im Hauptherufe eine hohe, über die Halfte des gesamten Vermögenswertes hinausgehende Durchschnitts- verschuldung. Am niedrigsten ist diese mit rund einem Drittel des Gesamtvermögeng im Krelse Rügen, mithin beinahe nur halb so be deutend wie in dem durchschnlttlich am höchsten ver Stuhm. Weniger als zwei Kreisen Neumarkt, Reichenba burg und Strehlen, a fast durchweg sch 1 — Freisen. Ing⸗ besondere bei den hoch Verschuldeten stellte di verschuldung in den beiden westlichen Kreisen Hadeln und auf annähernd vier Fünftel, außerdem noch hut, Dirschau, Franzburg, Stuhm, Strasburg i. Westpr. und Znin auf mindestens drei wenigen der unten aufgeführten Kreise, nämlich Reichenbach, Bütow Schweidnitz, Gnesen, Greifgwald, Jauer und Marienwerder auf unter
) Vergl. Nr. 138 des Reichs; und Staatgzanzeigers! vom
5 auf Hi f,
chwankt von drei Vierteln bis u etwas
reslau, 5
umfaßt der Bruchte
Bolkenhain
iertel des Gesamtvermögens, während
er Niederun 8 nitts⸗
demnächst 7 auf den Bezirk Königaberg, 4 auf Gumbinnen, 2 auf Köslin en und Liegnitz. Der westliche Teil Außerordentlich verschieden
über drei und
aller), in denen an⸗
dem Regierungsbezirk dem ĩ
Bezirke
vertreten.
der hoch
amg Kreise in n beträgt sie außerdem noch in den ,. Striegau, Stein⸗
e Durchschnitts⸗
ennep
in den Kreisen Landes-
e nur in
sieben Zehntel, nirgends aber auf unter zwei Drittel des t Vermögens wertes herabsinkt, mithin ig ef! i ge ten
Es weisen von den ländlichen Kreisen die meisten hoch Ver⸗ schuldeten auf und jwar:
mit einer Durch schnittsber⸗ schuldung von.. Hun⸗ derttetlen des Ge⸗ samtver⸗· mögens bei den den hoch Be⸗ Ver⸗ sitzern schuld. überh.
6. 23 urch⸗
mit schnittaver⸗ Hun · schuldung
von .. Dun⸗ derttei · der i slen len der 4 . amtver⸗
Be mögens bei sitzer⸗ den
mm .
schuld · ü 69,4
mit Hun ⸗ derttei⸗ len der Be⸗ siter · zahl
Danziger Nie⸗ Marienwerder . Hl, 9 73,9 61,4 Graudenz Land 5,9 71,0 75,1 63,8 Bolkenhain . . 51,9 71,7 Ib, 6 59,2 Gnesen 3 68,3 73,1 55,6 Reichenbach .. 67,3 73,1 56,6 Greifswald . .. 69, 0 70,6 47,7 Inin 75,0
ranzburg ... 765,2 74,0 57, Bütow 67,7 71,2 43,85 Neumarkt ... 70,
68,090 48, Preuß. Star⸗
3 705 33,4 74,4
76,7 41,6 71,7 73,7 54, 1 70.8 74,4 40,8 X 74, 0 8,1 46,9 Wongrowitz .. 72,4 78,5 45,6 Jauer 69, 1
Rastenburg ... 72,4 73,9 54,
Strasburg 34 517 Ji. Kp 76, 70,0 38,6 71,85
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Zur Arbeiterbewegung.
In Düsseldorf sind die Zimmerer in eine Lohnbewegung eingetreten. ie haben sich, wie die Köln. Ztg. meldet, mit dem von den Arbeitgebern gewünschten n eines Arbeitsvertrags ein⸗ . . eine r ng des Stundenlohns um om 1. August ab und eine weitere Erhöhung von 3 1. April 1907 ab. ,
Unter den Sammetwebern in Grefeld ist eine Lohn- hewegung ausgebrochen, die auf eine 15 prozentige Aufbesserung der Löhne für Stühle mit 2 Schützen gerichtet ist. Die Forderung wird, der „Köln. Ztg.“ zufolge, damit begründet, daß die heute geltenden Löhne im Jahre 1802 während einer schlechten Konjunktur re, , worden seien. e er . wird aus Fabrikantenkreisen betont, daß in der Sammetindustrie die Durchschnitislöhne von wöchentlich 22 , im Jahre 1899 auf 28 6 im Jahre 1995 gestiegen und jährliche Einkommen von 1600 M keineswegs Ausnahmen seien.
Die . Baugewerbe in Hamburg Gergl. Nr. 141 d. Bl.) ist friedlich beigelegt, nachdem die Innung den Maurern und Zimmerern den geforderten Stundenlohn von 80 5 bewilligt hat.
Nachdem der Betrieb in den Bergwerken in Columbus (Ohio) zwei Monate geruht hat, ist es, W. T. B.“ jufolge, nun⸗ mehr zu einer Verständigung zwischen den Bergarbeitern und den Bergwerksbesitzern gekommen. 35 000 Bergarbeiter haben von der ö die Weisung erhalten, die Arbeit wieder aufzu⸗ nehmen.
Kunst und Wissenschaft.
v. A. Der Schultesche Kunstsalon hat eine neue Aus— stellung eröffnet, die unter anderem 1650 Werke der diesjährigen Münchener Frühjahrssezession enthält. Es ist vielleicht un⸗ gerecht, die modernste Münchener Kunst nach dieser Auswahl zu be⸗ urteilen. Es ist möglich, daß sie durchaus zufällig ist und keinen Rückschluß auf den e mch rd! der Ausstellung erlaubt. Freilich muß dann ein böser Zufall gewaltet haben. Keine Arbeit, die sich über den Durchschnitt erhebt, Empfindung und Technik in weitaus der Mehrjahl der Arbeiten aus zweiter Hand, der Gesamteindruck der einer erschreckenden, geistigen Dürftigkeit und zugleich einer Verrohung des künstlerischen Empfindeng, die unbegreiflich ih n? Die Berliner Sezession hat in all' ihren Ausstellungen Werke Münchener Künstler gebracht. Wir erkennen hier, welche strenge Kritik im stillen geübt wird, denn von der Existenz einer solchen Kunst hat der, der nur die Berliner Ausstellungen kennt, keine Ahnung. Daß solche Arbeiten in München zugelafsen werden können, bewelst, daß der Zustrom guter Werke dort geringer sein muß, und zugleich macht sich das Uebergewicht Berlins geltend, das die besten Kräfte an sich zu ziehen versteht und ihrer Entwicklung nicht zum Nachteil en,
Einige der hier vertretenen Künstler haben auch in Berlin aus— gestellt. Zu ihnen gehört in erster LZinie Theodor Hagen, der ein lichtes, kraftvolles Erntebild gesandt hat, i Amandeus Faur mit einem sehr feinen, im Ton tiefen ‚Feldblumenstrauß', Hayek, der sonnige Naturstudien gibt, Oscar Moll mit einem lichten Interieur, Lehmann mit warmen, reich⸗ und feinfarbigen Skizjen und Richard Pietsch mit ziemlich formlosen, e fen Land⸗ schaften. Diese Maler, die außer Hagen in der Berliner Sezession nur eben mitliefen, gehören hier noch ju den besten. Sie bemühen sich um eigenen Ausdruck und wissen auf Gebiete, die sie beherrschen, zu beschränken. Die anderen Künstler zeigen zum Teil eine geradezu schülerhafte Abhängigkeit von bekannten Meistern. Hier dürfen Jung⸗ Hin und Buchner genannt werden, die über der Nachahmun
ügels kein eigenes Sehen lernen, und Karl Caspar, der so e. öh den ganz individuell geschauten Frauentyp von Böcklin zu über⸗ nehmen. Das e rr soff js wird aber jweifellos auf dem Gebiete des Bildnisses erreicht. Das Herrenporträt von Georg Kars wirkt einfach abstoßend. Daß die Farbenflächen mit einer gewissen Breite und Weichbeit aufgetragen sind, führt nicht über diese böse, karikierte Art der Menschendarstellung hinweg. Wie sehr haben diese Maler den Sinn für die „Gestalt“, innere Form und Struktur verloren! Der verrohende Einfluß der Simpliussimuskarikatur ist bis zu solchen Porträts hin zu verfolgen. Eine lieblose Art zu sehen, eine kalie Gleichgültigkeit — das ergibt keinen Künstler. Dasg⸗ selbe läßt sich von Hans Kempen wiederholen. Nur Graumann hat ein ruhig und sachlich behandeltes Damenporträt ausgestellt, in dem freilich das Repräsentative, Dekoratlve überwiegt. Einen Ruhe⸗ punkt für das Auge in dem Durcheinander formloser Gestalten bieten ein paar einfache, kleine Landschaften. Hier seien Theodor Esser mit der Arbeit „ Beim Fischer' genannt, Alfred Harms, dessen Schimmel sehr kräftig vor der grünen Weide stehen, Agnes Eger mit zwei klaren Sommerlandschaften, Widmann und Ecke nfelder. Schramm-⸗Zittau hat ein Pfauenbild ausgestellt, das sehr fein in den diskreten Tönen ist. Die Plastik wird nur durch die =, von Au gust 8 vertreten. Außer der . bekannten Bronzefigur des
räumers und einem Krujifir im Giwsmodell bringt sie nur kleinere Arbeiten. Hier machen sich zwei verschiedene Richtungen in der Kunst Hudlert geltend. Einmal erstrebt er die rubige Schönheit des klaren, in seinen Funktionen überall verständlichen Körverg, der gelassen dasteht und überzeugend wirkt. Beispiele hierfür sind Adam, der sich faunend in die geheimnisvoll sinnreiche Schönheit einer kleinen
lume vertieft, und reiz Auf der anderen Seite ist der malerische Zug, dem die Plastik in . Zeit
efolgt i ei ihn nicht ohne Einfluß i . und zugleich erwacht der Wan in ihm, Ausdruck für das Herbe, Gharakteristische, daz nicht dem Auge, aber