Bekanntmachung.
Nach Vorschrift des Besetzes vom 10. April 1872 (Gesetzsamml. S. 357) sind bekannt gensãcht:
I) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Januar 1806, betreffend die Anwendung der dem Chauffeegeldtarife vom 29. Februar 18410 an⸗ gehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizelverg-hen auf mehrere im Kreise Stendal belegene Chausseen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Rr. 10, S. 89, ausgegeben am 10. März 1906;
2 das am 24. Januar 1906 Allerhöchst volljogene Statut für den Deichperband für die Ländereien in den Gemarkungen Habernis, Kallebr, Neukirchen, Gintoft und Steinberg durch das Amtsblatt der 24 n ,,, . zu Schlegwig Nr. 95 S. 61, ausgegeben am Mãrz ;
3) das am 7. Februar 1906 Allzrhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zur Regulierung der Packlitz von der Kupfermühle bis zur Schloßmühle in . zu Meseritz durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung iu Posen Nr. I1 S. 140, ausgegeben am 13. März 1906 (
4 das am 14 Februar 1906 Allerhöchst vollzogene Statut für die Entwässerungs⸗ und Drainagegenoffenschaft Ober⸗Pomsdorf— Brucksteine im Kreise Münsterberg durch das Imteblatt der König⸗ — 3 Regierung ju Breslau Nr. 12 S. 116, ausgegeben am 24. März
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Beamte der Militärverwaltung.
Durch Allerhöchstes Patent. 20. März. Müller, Hofrat, Geheimer Registrator im Kriegsministerlum, beschäftigt im Milttärka binett, der Charakter als Geheimer Hofrat verlieben.
Durch Allerhöchsten Abschied. 27. März. Stolter⸗ foth, Geheimer Baurat, Intend. und Baurat von der Intend. des . auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand dersetzt.
Abgereist:
Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsschatzamts, Wirkliche Geheime Rat Freiherr von Stengel, mit kurzem Urlaub nach Süddeutschland.
Aichtamtliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. April.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlichen Schlosse den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden⸗Bibran.
Am 5. d. M ist der frühere vortragende Rat im Aus⸗ wärtigen Amt, Wirkliche Geheime Legationsrat von Aich— berger in München gestorben.
Franz von Aichberger war aus dem Rhe
iche
Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Charlemagne Tower hat Berlin verlassen. Während ener ü en ei führt der Erste Botschaftssekretär Henry Percival Dodge die Geschäfte der Botschaft.
Der Königlich niederländische Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge⸗ sandtschaft wieder übernommen.
wohne, daß wis jedoch alle daz gemeinsame Interesse hätten, unseren
nahmen blieben allerdings 1996 hinter den Ausgaben um 92 Millionen
Ein amtliches Telegramm aus Windhuk meldet, daß der Reiter Albrecht von Franken, geboren am 25. Oktober 1384 zu Ohligs, früher im Infanterteregiment Nr. 5g, am 1. April im Feldlazarett zu Aminuis an Blutvergiftung gestorben ist.
Oesterreich⸗òUngarn.
In den Verhandlungen zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenten Freiherrn von Fejervary und den 2 der Koalition ist nach einer Depesche des „Wiener Telegraphen⸗Korrespondenzbureaus“ in allen Punkten volle Einigung erzielt worden. Gestern empfing der Kgiser den Grafen Andrassy und Franz Kossuth als Vertreter des leitenden Ausschusses der Koalition in dreiviertelstündiger Audienz, worauf sich diese zu einer Konferenz mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Baron Fejervary in das Palais des ungarischen Ministeriums begaben. Da die Grundprinzipien der neu zu bildenden Regierung vorher mit Fejervary festgestelll und von der Krone angenommen worden waren und die Krone den Vorschlag, daß Dr. Wekerle auf der Grundlage . Programms mit dessen Durchführung betraut werden solle, ö hat, erscheint die Ernennung des neuen Ministerpräsidenten sowie die gie geitig; Ausschreibung der Neuwahlen gesichert. Der designierte Ministerpräsident Dr. Wekerle, der mit den führenden Männern der Koalition über die Grundlagen der Vereinbarungen sowie über die Phasen der Verhandlungen in ununterbrochener Fühlung ge⸗ standen hat, wird heute vom Kaiser in Audienz empfangen werden. Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, hat bas Kabinett Fejervary bereits seine Demission gegeben, die angenommen worden ist.
Großbritannien und Irland.
Im Oberhause gab gestern der Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amts Lord Fitzmaurice in Beantwortun einer Anfrage bez glich der Konferenz in Algeciras na dem Bericht des ‚W. T. B.“ folgende Erklärung ab:
Ich ö meine Worte sehr sorgfältig abwaͤgen, weil der formelle Abschluß der Konferenz noch nicht stattgefunden hat. Nichts⸗ destoweniger besteht kein Grund, weshalb ich irgend einen Zweifel auf die günstigen Voraussetzungen der Presse werfen sollte, wonach die Unterzeichnung des endgältigen Protokolls, wenn nicht morgen, so doch in kürzester Frist stattfinden soll. Wenn die Schriftstücke über die Ange⸗ legenheit vorgelegt werden, wird das Haus übereinstimmend der Meinung sein, daß der Ausspruch, der häufig gebraucht worden ist, daß es näm⸗ lich bei dieser Konferenz weder Sieger noch Bestegte gegeben hat, die Lage richtig kennzeichnet. „Das Haus wird finden‘, fuhr der Unter— staatsselretär fort, daß das Protokoll der Konferenz dartun wird, daß die Konferenz eine weitere Garantie der Aufrechterhaltung eines harmonischen Vorgehens zwischen den Mächten und einen wertvollen Schritt in dem langdauernden Prozeß gebildet hat, die südlichen Ge— stade des Mittelmeers der Zivilisation und Ordnung zurqͤck. zugeben. Was das Vorgehen Englandz angeht, fo wünschte die Regierung die Kontinuität der Politik aufrechtzuerhalten, indem 3 streng ag dem Buchstaben und dem Geiste des englisch— ranzösischen Abkommens festhielt Ich glaube, daß das Zusammen. wirken in Algeciraß die guten Beziehungen zwischen rn, und England noch weiter ee, haben wird. Der Fürst von Bülow hat einmal im Reichetaz gesagt, daß n ein Haus sei, in dem jeder von uns je nach Zeit und Stelle oder weniger .
aushalt zu festigen und das Gebäude, das unt allen Schütz bietet, zu tärken. Indem ich den Namen des Fürsten Bülow erwähne, kann ich nicht unterlassen, die tiefe Sympathie auszusprechen, die wir alle mit diesem glänzenden Staatsmann und mit der deutschen Nation bei der plötzlichen Krankheit, die ihn befallen hat, empfinden.“ „Eines der bemerkentwertesten Ereigaisse in den Annalen des Oberhauses“, fuhr Lord Fitzmauriee fort, „war die plötzliche Erkrankung des Lord Chatham am Schlusse seiner großen Rede Über die Kolonial— politik, als er inmitten seiner Kollegen ohnmächtig hinsank. Das Herz der deutschen Nation wandte sich damals in Sympathie England und dem großen Minister zu, der so eng mit der Politik Friedrichs des Großen verbunden war. Nach einem Zeitraum von 128 Jahren wird sich unter so merkwürdig ähnlichen Umständen das Herz der englischen Nation dem deutschen Kanzler und dem deutschen Volk zuwenden.“ Der Unterstaatssekretär erinnerte sodann datan, daß auf der Kon⸗ serxenz in Algeciras die glänzende Gestalt des Marquis Visconti- Venosta zugegen gewesen sei, und zollte den Diensten des englischen Vertreters Sir A. Nicolson, dem England und Europa großen Dank schuldig sei, warme Anerkennung. Nicolson stehe im Begrfff, Spanien zu verlassen, um einen höheren Posten anzutreten; an . Ufern der Newa werde er den in Algeciraz verdienten Lorbeer nden. Das Haus vertagte sich darauf bis zum 30. April.
Frankreich.
Im Senat begann gestern die allgemeine Beratung des Budgets.
Im Laufe der Debatte wies der Finanzminister Poincars die Kritiken verschiedenet Redner zurück und veisicherte, W. T. B.“ zu⸗ folge, daß die Lage des Budgets nicht beunruhigend sei. Die Ein
zurück, aber die aufsteigende Bewegung der Ausgaben sei allen Ländern
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist die heimkeh rende
letzte Staffel des ostafrikanischen Marineinfanterie⸗
detachements mit dem Dampfer „Prinzregent“ vorgestern in
) ĩ ; J ̃ gemein anschlagen zu lassen. Marseille eingetroffen und hat heute die Reise nach Tanger
gemein, und glücklicherwelse hätten auch die Einnahmen seit 1880 ohne neue Steuern zugenommen. Dle Republik habe stets die nationale Woblfahrt gefördert. Der Senat beschloß, die Rede Poincarés all
Die Generaldebatte wurde hierauf geschlossen und Artikel
fortgesetzt.
Sachsen.
Der Landtag ist heute mit einer Thronrede ge⸗ schlossen worden. .
In der Thronrede gedenkt der König, nach dem Bericht des W. T. B.“, des erfolgreichen Schaffens während der letzten Tagung,ů wenn es auch nicht gelungen sei, über alle Regierungavorlagen und insbesondere über die wichtige Frage der Aenderung der Zusammen⸗ setzung der Ersten Kammer eine Einigung zu erzielen, und schließt mit dem . daß das gemeinsame, auf die Wohlfahrt des teueren . gerichtete Streben von dem göttlichen Segen begleitet ein möge.
Dentsche Kolonien.
Der Kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Südwest⸗ afrika hat unter dem 7. Februar eine Rundverfügung er⸗ lassen, die auf eine milde Behandlung der Eingeborenen hinzielt. Die nachgeordneten Dienststellen werden aufgefordert, darüber zu wachen, daß die gefangenen Eingeborenen, ins⸗ besondere auch die an Zivilpersonen abgegebenen, gerecht behandelt werden, und es wird als Warnung hinzugefügt, daß schlechte Behandlung eines Kriegsgefangenen für den betreffenden Arbeitgeber außer den gesetzlichen Strafen die Entziehung dieser Arbeiter zur Folge . wird.
Offiziere, die sich auf eine Requisition der Zivilbehörde ge— weigert hatten, bei einer Kircheninventaraufnahme mitzuwirken, freigesprochen.
Telegraphenagentur“ meldet, an den Dalai Lama folgendes Telegramm gerichtet:
während seines Aufenthalts in der nördlichen Mongolei, die an das russische Reich grenzt, ihre Ehrfurcht bezeigen zu können. Da ich mich freue, daß meine Untertanen den heiisamen geistigen Einfluß
gegenzunehmen.
eins des Budgets des Finanzministeriums angenommen. — Das Kriegsgericht zu Nantes und Nancy hat die
Rußland. Der Kaiser Nikolaus hat, wie die „St. Petersburger
Eine große Anzahl meiner Untertanen, die dem buddhistischen Elauben angehört, hatte das Glück, ihrem großen Oberpriester,
Eurer Heiligkelt hahen genicßen können, bitte ich Sie, den Ausdruck meiner aufrichtigen Dankbarkelt und meiager Achlung vor Ihnen ent⸗
— Der von der russischen Regierung den Mächten unter⸗
2) Ergänzungsbestimmungen, die den Bestimmungen des Ab. kommens von 1899, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Land. krieges, hinzuzufügen n. und zwar unter anderem bezüglich der Fröff nung der Feindseligkeiten, der Rechte der Neutralen ufw., Er. klärungen von 1899; da eine unter ihnen verjährt ist, Frage der Erneuerung derselben.
3) Ausarbeitung eines Abkommens, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Seekrieges, soweit sie angehen: die besonderen Operationen des Seekcieges, wie die Beschießung von Haͤfen, Städten und Dörfern durch eine Streitmacht zur See, die Legung von Minen usw, die Umwandlung von Handelsschiffen in Kriegsschiffe, das Privateigentum der Kriegführenden zur See, die den Handelsschiffen zu gewäbrende Vergünstigungssrist zum Ver— lassen der neutralen Häfen oder der Häfen des Feindes nach der Cröffnung der Feindseligkeiten, die Rechte und Pflichten“ der Neutralen zur See, unter anderem die Frage der Konterbande, die Bestimmungen, nach denen die Schiffe der Kriegführenden sich jn neutralen Häfen zu richten haben; Zerstörung von als Prisen weg. genommenen neutralen Handelsschiffen durch höhere Gewalt. In das genannte auszuarbeitende Abkommen wären die Bestimmungen über die Kriegführung zu Lande aufzunehmen, die in gleicher Weife bei der Kriegführung zur See Anwendung finden sollten.
H. Zusatzbestimmungen zu dem Abkommen don 1899, wonach die Grundsaͤßze der Genfer Konbention von 1864 auf den Seekrieg An. wendung finden sollen.
— Nach den im Ministerium des Innern eingegangenen beruhigenden Nachrichten sind die angeblich zu Ostern ge— planten Judenun ruhen nicht zu erwarten. el gelten is nur eine mündliche Agitation in Jaroslaw und eine Agitation durch die Presse in Rjäsan. Der Minister des Innern hat die Gouverneure aufgefordert, diese Agitation mit allen gesetzlichen Mitteln zu unterdrücken.
— Um den teilweise auch in die e. gelangten Ge⸗ rüchten von der Möglichkeit eines allgemeinen Aus—⸗ stands der Eisenbahner auf den Grund zu gehen, wandte sich die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ an die. Verwaltungsbehörde und erhielt dort die Aus— kunft, daß nach Berichten der Leiter aller Eisenbahn— linien in Rußland ein solcher Ausstand gegenwärtig unmöglich sei, und zwar erstens wegen der von der Regierung für den Fall einer Erregung . energi⸗ schen Maßnahmen, ferner aber auch, weil die Angestellten selbst einem Ausstande abgeneigt seien. Die Regierung konne in nachdrücklichster Weise erklären, daß auch der geringslte Versuch eines Ausstandes unmöglich sei. Aus einem kürzlich in St. Petersburger Blättern veröffentlichten Interview mit hervorragenden Persönlichkeiten des Ministeriums der Ver— kehrswege geht dasselbe hervor.
Italien.
In der gestrigen Sitzung der Deputierten kammer er— klärte sich der Ministerpräsident Sonnino bei der Beratung des Budgets des Innern gegen eine Tagesordnung Turati, die die Ein richtung einer parlamentarischen Kontrolle über die geheimen Fonds anstrebt.
Nach dem Bericht des W. T. B.‘ sagte der Ministerprãsident, es handle sich um dag Vertrauen gegenüber den Ministern und der ehrenhaften Gesinnung der Regierung, die nicht der Möglichkeit beraubt werden dürfe, über gewisse Fonds, die fũr den Staat eine wirkliche Notwendigkeit darstellen, frei zu verfügen. Worauf es ankomme, sei, daß diese Fonds in durchaus einwandfreier Weise und einzig im Gffentlichen Interesse verwendet würden. Sonning versicherte, deß dle Politik der Re⸗ gierung geleitet sei von dem Grundsatz der sozlalen Gleichheit, Tauter⸗ keit der Verwaltung und der steengen Beachtung der Gefetze und der offentlichen Freihelten. Da Tu rati auf seiner Tagesordnung be⸗ stand, schritt man zur namentlichen Abstimmung.
Die Tagesordnung Turati wurde mit 234 gegen 78 Stimmen abgelehnt.
Norwegen.
Vachdem das Storthing gestern, W. T. B.‘ zufolge, den Antrag des Sozialdemokraten Eriksen, den König Haakon um us setzung der Krönung zu ersuchen, mit g gegen 24 Stimmen abgelehnt hatte, wurden die von der Regierung geforderten 1606 060 Kronen für die Krönung mit 66 gegen 47 Stimmen bewilligt.
Dänemark.
Die Reichs tagssession ist gestern geschlossen worden. Wie das „W. T. B.“ meldet, sind in der abgeschlossenen Session 835 ehh e sowie der Beschluß über den Wiederaufbau des Schlosses Christiansborg angenommen worden, während 35 Gesetzentwürfe nicht zur ,, ö, re. sind. Von den angenommenen Gesetzen waren egierungs⸗ und 3 Initiativentwürfe.
Amerika.
Zwischen dem Präsidenten Roosevelt und dem Kriegs⸗ sekretaͤr Taft haben, „W. T. B.“ zufolge, Besprechungen über die Befestigung des Panamakanals stattgefunden. Angesichts der Wichtigkeit des Gegenstands ist beschlossen worden, daß das betreffende Projekt dem Kongresse zur Aeußerung und Beschlußfassung unterbreitet werden soll.
— Der Einwanderungsausschuß des Reprä— s entantenhauses hat einen Gesetzentwurf perrigge nel der bezweckt, die Einwanderung von Auslänbern' noch mehr zu beschränken. Der Entwurf sieht, nach der zitierten Quelle, vor, daß jeder erwachsene Mann 25 Dollars, jede er— wachsene Frau 15 Dollars besitzen muß. Familien sollen zugelassen werden, jedoch muß das Familienoberhaupt 50 Dollars besitzen. Mehr als 16 Jahre zählende Einwanderer müssen in irgend einer Sprache lesen können. Geistig minderwertige Personen oder körperlich schwache Arbeiter sollen von der Einwanderung ausgeschlossen sein.
A ien.
Laut amtlicher Meldung ist die befestigte Stellung der Eingeborenen bei Kautu . nach hartnäckigem Widerstande von den holländischen Truppen genom men worden. Der Feind ließ 39 Tote auf dem Platze. Der Wider⸗ en der Landbevölkerung von Eurekang auf Celebes ist ge—
rochen.
Parlamentarische Nachrichten.
Bei der Ersatzwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten im 4. Wahlbezirk — Stadt- und Landkreis Hagen und Kreis Schwelm — des Regierungsbezirks Arns⸗ berg erhielt, wie ‚W. T. B.“ berichtet, nach amtlicher Fest⸗
breitete Programmentwurf für die zweite Haager 6 f ren, ist nach einer Meldung des, W. T. B.“ olgender:
N Verbesserungen, Lie an den Bestimmungen des Abkommens, betreffend die friedliche Regelung der internationalen Konflikte, be⸗ züglich des Schiedsgerichtshofes und der internationalen Untersuchungs—
kommissionen anzubringen sind.
schaftsgenossenschaften Dr. Volksp.) 469, der Professor Moldenhauer⸗Cöln (nl. 195
stellung von den S563 abgegebenen Stimmen der Anwalt des Allgemeinen Verbandes der deutschen Erwerbs- und Wirt— Crü ger⸗Charlottenburg (freis.
Stimmen. Ersterer ist somit gewahlt.
Nr. 21 des Gisenbahn⸗Verordnungsblatts“, heraus⸗ gegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten, vom .d. M., hat folgenden Inhalt; Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 15. März 1906, betr. Vereinbarung mit der Groß. herzoglich hessischen Regierung wegen der gegenseitigen staatlichen Gleichstellung und Anerkennung der vor den beiderseitigen Technischen Prüfungsämtern bestandenen Vorprüfung und ersten Hauptprüfung in gesamten Baufache; vom 26. März 1806, betr. Unfallversicherung; vom 23. Mär 18996, betr. Zuständigkeit der Eisenbahnbehörden bei Vergebung von Leistungen und Lieferungen; vom 31. März 1906, betr. Ausnahmetarif für Saatgut. — Nachrichten.
Statiftik und Volkswirtschaft.
tabilität deutscher Staats-⸗ und Privateisenbahnen 63 tim Rechnungsjahre 1904.
Nach der im Relchseisenbahnamt bearbeiteten Statistik der im Betriebe befindlichen Eisenbahnen Deutschlands, Band XTX, betrug der Ueberschuß der Betriebseinnahmen aller Stagts⸗ und voll⸗ fpurigen Privateisenbahnen des Deutschen Reichs über die Betriebsausgaben, bel Ausscheidung der Ausgaben für erhebliche Grgänzungen und der Vergütung für gepachtete Bahnstrecken, im Rechnungsjahre 1904 857,07 Millianen Mark (gegen sz0,l, 734,48, 68249, 763,1! und 777,97 Millionen Maik in den 5 Vorjahren 1903 bis 1899 zurück, 562,74 Mill. Mark 1. J. 1894), wovon 832,76 Millionen Mark auf die Staatseisenbahnen — 644,5 Mill. Mark auf die vereinigten preußischen und hessischen, 53 24 Mill. Mark auf die bayerischen, T7,4 Mill. Mark auf die sächsischen Staatseisenbahnen, 3053 Mill. Mack auf die Reichseisenbahnen in Elsaß Lothringen nebst den ge— pachteten Wilhelm: Luxemburg ⸗ Bahnen, 2763 Mill. Mark auf die badischen, 214 Millionen auf die württembergischen Staatseisenbahnen, 491 Mill. Maik auf die mecklenburgische Friedrich Franz ⸗Eisenbahn, 407 Mill. Mark auf die oldenburgischen Staatseisenbahnen — und 24,313 Mill. Mark auf die voll spurigen Privateisen⸗ bahnen entfallen. ᷣ t
Als Rente des auf die betriebenen Strecken der deutschen Staats und vollspurigen Privateisenbahnen verwendeten Anlagekapitals be= trachtet, ergab der Betriebsüberschuß im Rechnungsjahre 1994 6, 1 1 06 (gegen 6.08 oo i. J. 19803, 5.50 0so i. J. 1902. 5H. 85 o/o ö lb o/o J. J 1505, 6. 8 co 6. J. 1595, 6, 23 ö i. J. 1838, S, oz oo i. J. 1894) und zwar bei den Stagtseisenbahnen 6,21 0 (gegen 64 oo im Rechnungsiahre 1803), bei den vollspurigen Privat- eisenbahnen 47200 (gegen 53 o/o im Vorjahre). .
Von den Staatselsenbahnen brachten die höchste Ver—⸗ zinsung des Anlagekapitals, nämlich 7,27 C (gegen 7 246/‚9 im Vor—⸗ sahre), die , preußischen und hessischen Staatseisenbahnen; dann folgen die eldenburgischen mit 67 (im Vorjahre 7, 9s) so, die medclenburgische Friedrich Fran- Eisenbahn mit 5, 40 fo, 14 o o, die sächsischen Staatteisenbahnen mit 433 (461) o, die Reichseisenbahnen in Elsaß Lothringen nebst den gepachteten , ,, mit 4. 34 (4,62) oo, die badischen Staatseisenbahnen mit 4,28 (3, 82) 0, die württembergischen mit 343 (337) 99 und an letzter Stelle die bayerischen Staatsbahnen mit 3,41 (3,47) . ̃
Von den vollspurigen Privateisenbahnen erzielten im Rechnungsjahre 18904 die höchsten Renten, über 60 o: die Ludwigs— Cisenbahn (Nürnberg Fürth) 19,s5 (im Vorjahre 15,54) o / g. die Wittenberge⸗Perleberger Tisenbahn 17,57 (18,625 0½, die Schaftlach⸗ Gmund ⸗·Tegernseer Cisenbahn 12,99 (i3, 46) oV, die Zschipkau⸗Finster⸗ walder Eisenbahn 1173 (11,39) 00, die Haltingen -Kanderner Eisen. bahn 10,80 (1054) 0/9, die Stendal⸗Tangermünder Eisenbahn 8,97 (838) /o, die Rappoltzweiler Straßenbahn S, 96 oo. die Eisern⸗ Siegener Eiserbahn 8,78 (i. Vorj. 14558) o, die Crefelder Eisenbahn „6dosg, die Filderbahn 750 Co, die Birkenfel der Eisenbahn (unter e . taatsperwaltung) 7,18 ο0, die Altona Kaltenkirchener Eisenbahn 6, 29 oo, die Bentheimer Kreisbahn 6,70 oo, die Farge— Vegesacker Eisenbahn (unter preußischer . b,„53 o/ o, die Kahlgrund⸗Eisenbahn 6,05 .! Von den größeren voll⸗ spurigen Privateisenbahnen mit geringerer Rentabilität brachten die Pfältischen Eisenbahnen 5(5 o/o. die Lübeck. Büchener Eisenbahn Is3 oso, die Westfälische Landeseisenbahn 4,53 0/0, die bayerischen BVahnen der Lokalkahn, Atflengefellfschaft' in Peünchen 4 9 bo, die Braunschweigische Landeseisenbahn 4, 760,0, die Halberstadt⸗Blanken⸗ burger Eisenbahn 5,23 oo, die Liegnitz ⸗Rawitscher Eisenbahn 3, 57 oo, die Bahnen im Betriebe der Südeutschen Eisenbahngesellschaft in Darmstadt 4 36 0 ο, die Lausitzer Eisenbahnen 4,75 0,0, die Eutin— Lübecker Eisenbahn 4,93 ,,, die Rinteln⸗Stadthagener Eisenbahn 5,28 0/9, die Prignitzer Eisenbahn 5,24 0ᷣ0, die Reinickendorf — Lieben« wald Groß ⸗Schönebecker Eisenbahn 4,98 0 /.
Alkohol und Verbrechen.
Einen schlagenden Beweis für den überhaupt kaum mehr ange⸗ zweifelten Satz, de die Erleichterung des Alkoholgenusses in rechnungsmäßlgem Verhältnis zu der Zunahme von Roheits⸗ verbrechen steht, findet man in folgender, in der Münchener Allge⸗ meinen Zeitung wiedergegebener Mitteilung der amerikanischen Wochen schiift The Nation:: Die Stadt Chicago bat neuerdings für jede Lijenz, eine Bar ju eröfcnen, an der geistige Getränke zum Ausschand kommen, die Gebühr von l00 Doll. (4200 06) festgesetzt und hat damit das Beispiel anderer Städte der nordamerikanischen Rexublik, die nicht gerade in Temperenistaaten liegen — in diesen ist der Ausschank von Spiri⸗ tuosen überhaupt verboten —, befolgt. Die Stadt Chicago konnte darin selbständig vorgehen, ohne an eine Staatengesetzgebung gebunden ju sein. Die .. vergrößerte städtische Einnahme wird zur Ver⸗ mehrung des Polizeiversonals verwandt werden, und dieser Grund hat in der langdauernden Agitation für den Aufschlag in den Lizenzen hauptsächlich Einfluß geübt. Während Chieago syonst in seiner städtischen Politik durchaus selbständig vorgeht und sich von den Bes⸗ pielen anderer Städte sehr wenig beeinflussen läßt, mußte hier die Statistik, namentlich die New orks, die Entscheidung geben. New Jork hat nämlich auf 400 Einwohner einen Spirttuofenausschank, Chicago schon einen auf, 243 Ginwohner. Im entsprechenden Verhältnis sind für die verflossenen Monate Januar und Februar 1906 die Verbrechen zu konstatieren: Das an Ein— vohnern viel weniger reiche 6 kann 22 Mordtaten, 840 ,,, und 216 Raubanfälle aufweisen, denen das mindestens anderthalbmal so bevölkerte New Jork nur (1) 18 Mord taten, 400 Einbrüche und 20 Raubanfälle für diese zwei Monate ent⸗ zegenzustellen hat. Chicago hofft, durch die Erhöhung der Lizenz ein zünstigeres Ergebnis seiner Kriminalstatistik zu erhalten und außerdem durch Vergrößerung sejnes Aufsichtspersonals zu wirken. Denn New Jork hat einen Polizisten auf 506, Chicago erst auf 703 Einwohner.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Landschaftsgärtner Berlins (ogl. Nr. 73 d. Bl) waren Donnerstag versammelt, um das Ergebnis der in der letzten Versammlung beschloffenen Taktik festzustellen: In den einzelnen
ärtnerelen vorzugehen und auf gůtlichem Wege ihre Lohnforde⸗ tungen durchzusetzen, wonach kein Landschaftsgärtner innerhalb der e n 14 Tage Arbeiten unter 56 3 Stundenlohn über⸗ nehme, die Gartenarbeiter nicht unter 45 Pf.“ Bis jetzt laben, der off. Ztg. zufolge, etwa 60 v. H. der Gärtner eine Grhöhung ihrer Stundenlöhne um 5 erreicht, lum Teil um 78 und 160 3. Etwa Zweidrittel der Gehilfen nbeiten zu einem Stundenlohn von 50 J, während die Harten. beiter bisher zum großen Teil mit 35 3 und nur wenige mit
A entlohnt wurden, jetzt aber einen Stundenlohn erzielt haben, der sich zwischen 40 und 45 3 bewegt. Es wurde hervorgehoben, daß dieser Erfolg ohne Kosten und' ohne Ausstand erreicht sst,
und weiter beschlossen, dafür Sorge zu tragen, daß auch in denjenigen Betrieben, wo die Lohnsäße die gewünschte Höhe noch nicht erreicht haben, solche noch in diesem Frühjahr eingeführt werden. Die Frafe der Verkürzung der Arbeitszeit auf 99 Stunden soll im Frühjahr 1967 gelöst werden — Im Bauschlosser⸗ gewerbe Bering spgl. Nr. 83 d. Bl.) ist. gestern, Freitag, in allen größeren Betrieben Berlins und der Umgegend die Arbeit von den Gesellen eingestellt worden. Der Arbeitgeberverband macht bekannt, daß, falls nicht die Forderungen zurückgezogen werden und die Arbeit wieder aufgenommen ist, am heutigen Sonnabend⸗ abend in allen zum Verbande der Arbeitgeber gehörenden Betrieben die Arbeiter ausgesperrt werden. In Betracht kommen 3000 Schlosser. — Ein Verband der Vereinigungen Berliner Bãcker⸗ , , Gesellen hat sich, wie hiesige Blätter melden, konstltulert und zwar mit weit über 1000 Gesellen. Beteiligt sind hierbei die Gesellen vereine im Stadtbezirk Südwest, Nordwest, Friedrich- stadt, Westen, Zentrum, sodann sämtliche christlichen Gesellenvere ne, eben o auch der Nationale Gesellenderein. Dieser Verband ist gegründet worden im Gegensatz zu dem sozialdemokratisch gesinnten Verband, der, wie bekannt ist, ber einem Äugsstand stebt. Der neugegründete Verband hält zu den Meistern. Zum Kampfe im Berliner Bäcker gewerbe (vgl. Nr. 75 d. Bl.) erfährt im übrigen die Post“, daß die entscheidende Abstimmung der Meister über die den beiden Berliner Innungen eingereich fen Forderungen der Gesellen am Montag, den g. April, in einer großen Versammlung erfolgen soll. Eine am letzten Dienstag abgehaltene gemeinsame Konferenz der Innungsvorstände hat sich dahin schlüssig gemacht, das letzte Wort in der Sache der Versammlung zu überlassen. Bekanntlich derlangen die Gesellen bis zum Dienstag, dem 19. April, bindende Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Forderungen. Im letzteren Falle wird dann der Streit verkündet.
Infolge 13 Arbeitseinstellung in mehreren zur Weitervecarbeitung der rohen en e dienenden Abteilungen, und da bisher keine Einigung erzielt werden konnte, schließt, wie die Köln. Ztg.“ mitteilt, die mechanische Weberei zu Linden bei Hannover heute abend ihren ganzen Betrieb. .
In Königsberg i. Pr. wurde, wie W. T. B.“ meldet, gestern vor dem n, . mit der ersten und zweiten Lohn klaffe der Schneider und Schneiderinnen der Herren- und Damen- konfektion eine Einigung über den neuen Tarifvertrag erzielt. Infolgedessen sollten diese heute früh überall die Arbeit wieder auf⸗ nehmen. Mit den Arbeitern der dritten Lohnklasse, deren Zahl nicht bedeutend ist, steht für Montag eine Einigung in sicherer Aussicht. (Vgl. Nr. 69 B. BL. — .
Die seit Jahren zwischen den Arbeitern und Arbeitgebern der Aachener Textilindustrie streitige Einführung des Zweistuhl⸗ svstems wurde, dem W. T. B.‘ zufolge, vorgestern abend durch das Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nach dreitägiger Verhandlung entschieden. Die Arbeiterschaft verstand sich zur Bedienung von iwei Stühlen unter folgenden Bedingungen: ‚Die Einführung des Doppelstuhles darf nur allmählich erfolgen; sie darf in den ersten 12 Monaten nur h oso der Weber oder 10 ,½ der Webstühle in den einzelnen Betrieben umfassen und darf keine Entlassung zur Folge haben. Komplizierte Waren dürfen guf den Doppelstuhl nicht gelegt werden. Für den Hauptstuhl wird der volle tarifmäßlge Lohn, für den Nebenstuhl 50 /o desselben gezahlt. Der Lohn muß für 14 Tage mindestens 52 M betragen. Der Vertrag soll mit dem 1. Juli in Kraft treten.“ .
Zum Aus stand im mitt eldeutschen Braunkobhlenrevier (vgl. Nr. 82 d. Bl) wird dem W. T. B.“ aus Weißenfels telegraphiert: Die Grubenbesitzer erklären gegenüber erhobenen Vorwürfen, daß sie stets bereit gewesen seien zu Verhandlungen sowohl bor dem Ausstand, wie nachher. Die Werkbesitzer hätten alles getan., den Frieden zu erhalten betiehungsweise wiederherzustellen. — Bei der Ankunft der Arbeitswilligen in Luckenau stürmten die Ausständigen auf das Gendarmeriekom mando ein und suchten, wie das ‚Weißenfelser Tageblatt‘ meldet, Arbeitswillige vom Arbeitsantritt abzuhalten. Als die Menge dem wiederholten Befehl auseinanderzugehen nicht Folge leistete, wurde sie von der Gendarmerie auseinandergesprengt. In vorgestern abgehaltenen Versammlungen der Ausständigen wurde beschlossen, im Streik auszuharren. — Gestern und heute machte sich indessen, wie dasselbe Blatt mitteilt, eine Rückwärts bewegung des Aus standes bemerkbar; namentlich die Gewerk- vereins mitglieder haben an mehreren Orten die Arbeit wieder aufgenommen, da der Generalrat des Gewerkvereins der deutschen Fabrik.! und Handarbeiter öffentlich erklärt, daß die Unter⸗ stützungszahlungen an seine Mitglieder mit Ablauf dieser Woche aufhören, weil der Streik nur von der Sozialdemokratie ange⸗ zettelt sei, und weil die Grubenbesitzer, auch jetzt noch bereit seien, mit den Arbeitern ihrer Betriebe zu verhandeln, die Ver⸗ handlungen mit der Fünferkommission aber ablehnten. Der Generalrat fordert die Gewerkvereinsmitglieder zur sofoctigen Aufnahme der Arbeit auf, da die . des Streiks nur ein wirtschaftlicher Nachteil für die Arbeiter sein würde. Nach einer Statistik des Weißenfelser Bergwerksvereins beträgt die 3*öl der Streikenden im dortigen Revier zur Zeit noch 1500. Im Meuselwitzer Revier sind viele Ausständige wieder angefahren.
In den Süddeutschen Metallwerken Mannheim Neckarau ist, der ‚Frk. Ztg.“ zufolge, gestern früh ein Ausstand ausgebrochen. .
In Weimar treten, wie dem „Berl. Tagebl. gemeldet wird, sämtliche Schuhmachergehilfen voraussichtlich Montag in den Ausstand. Sie verlangen 31 bis 32 3 Stundenlohn statt 27 5. Die Meister haben die Forderung rundweg abgelehnt.
In Braunschweig beschloß, laut Meldung des, W. T. B * eine Versammlung derbraunschweigischen Metallindustriellen einstimmig, wegen der in einzelnen Werken ausgebrochenen Aus stãnde sämtliche Betriebe stillzulegen, und zwar diejenigen, die ohne Kündigungsfrist arbeiten lassen, vom 11. April ab, die übrigen je nach Maßgabe der Kündigungsfrist. Betroffen werden ev. 5006 Aibeiter. Der Versammlung wohnten auch Vertreter der Metallindustrie⸗ verbände aus Hamburg, Magdeburg, Hannover und Halle bei (vgl. gRtr. S3 d. Bl. ö.
Die Lage des Ausstandes der Seeleute in Hamburg (vgl. Nr. 83 d. Bl) ist seit gestern unverändert. Die Zahl der Ausständigen nimmt, wie W. T. B. berichtet, infolge der täglichen Abmusterungen zu. In der Zeit von Donnerstagmittag bis heute morgen gingen 12 Dampfer, 1 Segelschiff und 1 Seeschleppzug von der Stadt in See. —
In Metz haben, wie der * Ztg. telegraphiert wird, nach- dem Verhandlungen wegen Lohnerhöhungen gescheitert sind, am 4. d. M. die Bauhandwerker die Arbeit niedergelegt. Die Arbelten an der Stadterweiterung werden notdürftig aufrechterhalten. Gleichjeitig sind etwa 110 Schneider ausständig, weil die Inhaber der Konfektionsgeschäfte den Stücklohn heruntersetzen wollen. .
Aus Colmar i. E. wird demselben Blatte gemeldet, daß sämt. liche dortige Arbeiter, darunter auch die städtischen, für dieses Frühjahr einen allgemeinen Aus stand beschlessen haben.
Der Ausstand der französischen Bergarbeiter (ogl. Nr. 82 d. Bl.) ist, dem W. T. B. zufolge, in allen Gruben vollstandig durchgeführt, ausgenommen in den Gruben von Bruay, wo die Arbeit fortgesetzt wird. — Der gestern morgen unter dem Vorsitz Baslys zusammengetretene Kongreß der Delegierten der Bergarbeiter der Kohlenbecken von Anzin, Nord und Pas-de-Calais hat beschlossen, an den Forderungen der Bergarbeiter festzuhalten. — Im Anschluß an diese Mitteilungen wird gemeldet, daß gestern abend eine Eisenbahnhrücke des die Ortschaft Bruay mit der Nordbahn verbindenden Industriegleises durch eine Oynamitexplosion teilweise zer stört worden ist. In Douai hielten außerdem 200 Ausständige einen Zug mit arbeitswilligen Bergleuten an. 30 der letzteren wurden von den Ausständigen festgenommen und nach Douai gebracht.
Die Entlader der Kohlendampfer in Rouen (vgl. Nr. 82 d. Bl.) haben, laut Meldung desselben Bureaus, die Arbeit wieder aufgenommen, nachdem ihre Forderungen bewilligt worden sind.
Das Syndikat der Eisenbahnbediensteten von Corsica beschloß, wie dem. W. T. B.‘ aus Ajaccio telearaphiert wird, in einer gestern abend abgehaltenen Versammlung den Gesamtausstand.
In St. Gallen droht, wie die „Köln. Ztg. erfährt, ein Aus⸗ stand der Bauarbeiter auszubrechen, weil die Unterhandlungen zwischen Unternehmern und Arbeitern gescheitert sind.
Kunst und Wissenschaft.
In der Aprilsitzung der Archäologischen Gesellschaft wies der Professor Puchstein zunächst auf den Abschnitt über Urgeschichte und Technik von Ausgrabungen hin, den F. von Luschan in der 3. Auflage von G. von Neumayers Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen (Hannover 1905) verfaßt hat und worin die Archäologen ermahnt werden, bei ihren Ausgrabungen auch für die Konservierung der Skelett, und Schädelfun de gebührende Sorge zu tragen, und referierte dann über M. von Grootes Studie über die Entstehung des ionischen Kapitells und seine Bedeutung für die grie chische Baukunst (Straßburg 1905): der Verfasser habe mit Recht betont, daß man bei der Erklärung des Volutenstückes am ionischen Kapitell das Sattelholz aus dem Spiele 66. und die eigentlich ionische aus der sog. ädolischen Form des? olutenkapitells ableiten müsse und als . Typus des ionischen einzig nur den attischen bez. ephesischen betrachten dürfe, aber es sei ihm nicht gelungen, Wesen und Geschichte des Eierstabes in überzeugender Weise aufzuklären, wenn er darin auch richtig ein besonderes, aus den vorgriechischen oder orientalischen Kunststilen abzuleitendes Element gesucht habe.
Sodann trug der Professor Max C. P. Schmidt über das antike Leierspsel vor. Es stoßen dem Forscher angesichts des Leierspiels zwei Fragen auf; I) Wie ist die Leier gespielt worden, ehe man das a5zrοο zu Hilfe nahm? 2) Wie heißen die Saiten, ehe Pythagoras (580 - 08) seine k uc, v˖y ꝛc.) erfand. Ursprünglich zählte man die Saiten. en höchsten Ton
ab die erste, den tiefsten Ton die siebente Saite. Das behielt
ythagoras an einer Stelle bei, als er zu? Saiten die 8. it und die Namen ändern mußte. Er nannte die Salte des dritthöchsten Tones rofry. Daneben gab es gewiß Ausdrücke der Kinderstube, des Elementarunterrichts. Ein Berliner Elementarlehrer sprach von den Müällerjungen und Schornsteinfegern des Klaviers. Dergleichen bat sicher auch bei den Griechen existiert. Auch das übernahm . an einer Stelle, indem er die Saite des drittiefsten
ones Lixargs (Sedsaite) nannte. Nun heißt aher arcs eigentlich Leckfinger. Aristides Quintilianug sagt ausdrücklich, die Saite sei so wie der sie schlagende Finger benannt worden. Lucian aber spricht von einem, der die Schüßseln mit dem Finger ausleckt. Das kann nur, der Zeigefinger der Rechten sein. Er schlug also die drittiefste Saite. Also bleiben die beiden kleinen Finger außer Gebrauch. Die rechte schlägt die 4 dem Körper ferneren, die linke aber die 4 dem Körper näheren Saiten. Hat die Leier7 Saiten, so treffen auf der Mittelsaite der rechte Daumen und der linke Ringfinger zusammen. Endlich erfindet Pythagoras seine Namen. Die orcry ist die hinaufste“ (Komparation: 6x6, ro, Gæaros, wie sub, super, suE mus — sum mus). Das kann er nur von den äzvptischen Harfen hahen, deren Saiten ebenfalls unten befestigt wurden, deren jede folgende aber, da sie verschiedener Länge sind, höher hinaufgezogen wird, bis die Saite des tiefsten Tones „am weitesten binauf! reicht. — Musiktheoretiker sprechen von 2 älteren Tetrachorden, aus denen die Leier zusammen-. gesetzt worden sei. Das ist Fiktion. Diese vermeintlichen. Tetrachorde' sind jene beiden Gruppen der Leiersaiten, die die linke und die rechte Hand griff. Wie nannte man sie, ehe das ‚Tetrachord“ ausgetüftelt wurde? „Griffe“ oder Mü. So kam es, daß Pythagoꝛ as die Quarte gullasd nannte. An einem alten Bilde wurde zuletzt die geringe Brauchbarkeit der Bilder erwiesen, wenn es gilt, die Technik des Leierspiels festzustellen. . .
Zum Schluß sprach der Direktorialassistent der Königlichen Museen Dr. Köster über den Südflügel der Propyläen zu Athen. Dieser ist des Peloponnesischen Krieges wegen nur in ver⸗ kürzter Gestalt zur Ausführung gekommen, geplant war er von der selben Größe wie der gegenüberliegende Nordflügel. Gewisse archi⸗ tektonische Unregelmäßhigkeiten scheinen darauf hinzudeuten, daß er ab⸗ weichend vom feen nnr. nach Westen mit einer Säulenstellung ab⸗ schließen sollte, was bislang allgemein angenommen wurde. Die Grabungen des letzten Sommers haben aber erwiesen, daß diese archi= tektonischen Unregelmäßigkeiten erst Folge des reduzierten Planes sind und für die Rekonstruktion des nachträglichen Entwurfz nicht in Be⸗ tracht kommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Südflügel nicht als Säulenhalle geplant, sondern sollte wie der nördliche Flügel einen geschlossenen Raum mit einer Vorhalle bilden.
Literatur.
Nachricht, daß der norwegische Kielland gestern dort infolge einer Herzlähmung gestorben ist. Kielland wurde am 138. Fe⸗ bruar 1849 in Stavanger geboren, studierte in Christiania die Rechte, lebte einige Zeit in Paris und wurde 1891 Bürger meister seiner Vaterstadt. Die bekanntesten seiner Romane, in denen er mit maßvollem Realismus die Charaktere folgerichtig entwickelte sind? Schiffer Worse“, Gift! und „Schnee“. Zuletzt hatte sich der Dichter historischen Studien zugewandt, die besonders dem Zeitalter Napoleons galten. Das Ergebnis dieser Studien ist das zweibändige Werk Rund um Napoleon, das bereits in deutscher Uebersetzung vorliegt. Auch als Lustspieldichter hat er sich in seiner Heimat einen geschaͤtzten Namen erworben.
Aus Bergen kommt die Romandichter Alexander L.
Theater und Musik.
Im Deutschen Theater findet am Donnerstag die 25. Auf⸗ führung von Hugo von Hofmannsthals Tragödie .Oedipus und die Sphinx“ statt. Am nächsten Montag wird Kabale und Liebe“ gespielt. Am ersten und zweiten Osterfeiertag sowie an den übrigen Abenden der nächsten Woche wird Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ aufgeführt. 33 ö .
Das Lessingtheater hat für nächste Woche folgenden Spiel plan aufgestellt: morgen nachmittag: . Die versunkene Glocken, Abends: Kater Lampe“; Hrn r; Die Wildente, Dienstag: Kater Lampe“; Mittwoch: ‚Und Pippa tanzt‘; Donnerstag: Die Weber; Sonnabend: ‚Rosmersholm '. Am Karfreitag findet ein geist⸗ liches Konzert statt. Die Osterfeiertage bringen folgende Vor stellungen; Sonntagnachmittag: Der Biberpelz', Abends: „Rosmers⸗ holm'; Montagnachmittag: „‚Benignens Erlebnis! und „Hanneles Himmelfahrt“, Abends: Kater Lampe.
Der Spielplan des Schillert heaters O. (Wallnertheater) bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, Die Macht der Finsternis', morgen abend sowie Dienstag und Mittwoch Shaws Helden !. Montag wird Der Vogel im Käfig“, Donnerkt⸗ tag „Ueber unsere Kraft‘ (IJ. Teil) gegeben. Karfreitag bleibt das Theater geschlossen. Am Sonnabend wird „Könige⸗
laube. wiederholt. Für nächsten Sonntagabend ist — auf piel⸗ 6 Wunsch — nach längerer Pause Hebbels . Gyges und sein Ring“ angesetzt. Montag ( JI. Feiertag) wird Nachmittags Ueber unsere Kraft“ (II. Teil), Abends Heimat“ gesplelt. — Im Schiller theater N. (Friedrich Wilhelmst. Theater) werden morgen nach- mittag „Die Räuber.“ gegeben, Aben?s wird „Zapfenstreich“, am Montag „Der Milisärstaat“ aufgeführt. Am Dienstag wird der Schwank „Zwei glückliche Tage,, Mittwoch „Ueber unsere Kraft“ (II. Teil), Donnerstag Die Macht der Finsternis“ gespielt. Für Sonnabend ist das Schauspiel Wanjuschins Kinder“ angesetzt. Am ersten Ostertage wird Nachmittags Der G'wissenswurm‘, Abends Das lt ng 3 24 Montag, Nachmittags, Helden‘, Abends Zwei glüů e Tage“ gegeben. — .
ö Fu Theater des Westens werden „Die vier Grobiane“ morgen sowie am Donnerstag, Sonnabend und am zweiten Ostertag