1906 / 110 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 10 May 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Ausga be. der baren Gewinne. der Freilose. Gesamtbetrag A6

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37 534 380 37 534 380

Ueberhaupt 43 973 386

Vorstehender Plan der 215. Königlich preußischen

von dem vollständige, mit den näheren ehene Druckexemplare bei sämtli mern unentgeltlich racht, und es wird mit . Jiehu gg der uli d. J. Die Ausgabe der Lose erster Klasse dieser mer nicht vor dem

Klassenlotterie Erläuterungen ver lichen Lotterieeinne zur Ausführung ge ersten Klasse dieser Lotterie am 9. J fang gemacht werden. Lotterie wird seitens der gedachten Einne ersten Tage nach beendigter Ziehung der fünften Klasse 214. Lotterie erfolgen. Berlin, den 12. Mai 19606.

Königliche Generallotteriedirektion.

en König⸗

zu haben sind, wird

Aichtamtliches.

Deutsches Reich. Berlin, 10. Mai.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Plenar⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für das estungen und für Rechnungswesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Aus⸗ schüsse fuͤr Justizwesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.

Preußen.

Landheer und die

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimkehrende Transport der von S. M. S. „Condor“ abgelöösten Besatzung mit dem ReP.D. „Scharnhorst“ gestern in in Fremantle (Westaustralien) eingetroffen und hat an dem⸗ selben . die Reise nach Colombo (Ceylon) fortgesetzt.

S. M. S. „Seeadler“ ist vorgestern in Tanga ein⸗

S. M. Flußkbt. Tsingtau“ ist am 7. Mai in Hong⸗ kong eingetroffen.

Bayern.

Die Abgeordneten kammer hat gestern den Antrag ange⸗ die Regierung aufzufordern, Revision des Weingesetzes zu erwirken, welche die ein⸗ einkontrolle in allen Bundesstaaten durch Sachverständige im Hauptamt, die Einführung der Buch⸗ kontrolle durch Führung eines Lagerbuchs und die Beschränkung des Zuckerwasserzusatzes vorsieht.

In der Debatte gab der Minister Graf von Feilitzsch, laut Bericht des W. T. B.“, die Erklärung ab, daß er beim Reichsamt des Innern neuerdings die Angelegenheit betreiben werde, wenn auch die Kammer der Reichsräte dem Antrag zustimme.

nommen, im Bundesrat eine

heitliche Regelung der

Seine Majestät der Kaiser und König ist, W. T. B.“ zufolge, von Donaueschingen gestern mittag in Karlsruhe eingetroffen. Zum Empfange Allerhöchstdesselben waren auf dem Bahnhofe eischienen Seine Königliche Hoheit der Großherzog, Seine Großherzogliche Hoheit der preußische von Eisendecher, der General von Müller, der Stadtkom⸗ mandant Freiherr von Reibnitz u. a. Nach der Begrüßung begaben Sich Seine Majestät der Kaiser und Seine Königliche Hoheit der Großherzog im offenen Wagen nach dem Schloß, . Königlichen Hoheit der Großherzogin und dem Darauf fand im Schlosse Fürsten⸗

Gegen 5 Uhr reiste Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin zum Bahnhof geleitet, nach Straßburg i. E. ab.

Elsaß⸗⸗Lothringen.

Seine Majestät der Kaiser und König ist gestern abend 6 Uhr 20 Minuten mit den Herren des Gefolges in Straßburg i. E. eingetroffen und auf dem Bahnhof, nach einer Depesche des ‚W. T. B.“, von dem Statthalter Fürsten u Hohenlohe⸗Langenburg, dem Staatssekretär von Köller, dem ommandierenden General Ritter Hentschel von Gilgenheimb, dem Gouverneur, General von Moßner, dem Polizeipräsidenten Dall, dem Chef Allerhöchstseines Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rat Dr. von Lucanus und dem Chef des Militär⸗ kabinetts, Generalleutnant Grafen von Hülsen⸗Haeseler empfangen worden. Von Husaren eskortiert, fuhr Seine Ma dem Fürsten zu Hohenlohe nach dem Kaiserpala Diner stattfand, zu dem die Spitzen der Zivil⸗ und Militär⸗ behörden, des Landesausschusses und des Staatsrats geladen waren. Heute vormittag fuhr Seine Majestät der nach St. Pilt, um von dort aus die Hohkönigsburg zu

wo Seine Majestät von Ihrer

staat empfangen wurden. und Marschalltafel Majestät

estät mit t, wo ein

Deutsche Kolonien.

Der Kaiserliche Bezirksamtmann Senfft in Jap berichtet über eine Rundreise durch die Westkarolinen und Palau⸗ in seln, wie das „Deutsche Kolonialblatt“ mitteilt, folgendes:

Nachdem am 31. Oktober 1905 der Kabeldampfer „Stephan? seine sämtlichen Arbeiten in Jap erledigt hatte und nach Schanghai zurückgekehrt war, konnte ich die längst notwendig gewordene Dienst⸗ reise durch meinen Bezirk antreten. der ihm durch die Talfune erwachsenen Aufgaben unentbehrlich irma O'Keefe, auf dem ich mich am Noch an demselben Abend wurde

Da der Regierungsschuner infolge

benutzte ich den Schuner der 2. November v. J. früh einschiffte. bei der Nordinsel des Atolls Ngulu geankert; am folgenden Tage südlichen Inseln erreicht. Hier hatte sich vor sechs Monaten ein junger Spanier niedergelassen, um Trepang zu fischen.

wurden die

; chtum an Trepang in guter Qualität vorhanden Ausbeute doch nur gering, weil die Lager zu tief sie ohne Apparat wirksam bearbeitet werden

könnten. 9 n die sonst sehr gutartigen Eingeborenen aus abergläubischen Grü ie Zubereitung nur auf einer Insel dis umfangreichen Atolldz. Um 4. November wurde die Reise bei sehr schwerem Wetter fortgesetzt und die Palgugruppe am 8. Abends er⸗ reicht. Wir ankerten am Osteingang der Aremispassage und benutzten

e am folgenden Tage zu der Fahrt nach Korror. Diese , n, st viel breiter . als die allgemein benutzte zur Insel

Malakal. Nur am Weslausgang stößt man auf eine Anzahl Untiefen, die aber selbst zum Auftreuzen genügend Raum bieten.

Am g. landete ich guf der Insel Korror und blieb dort bis zum 165.,, während der Schuner nach dem Norden der Gruppe fuhr, um dort Waren zu . Die politischen Verhältnisse wurden von dem Stationsleiter Winkler als wenig erfreulich bezeichnet. Besonderg setzt die Bevölkerung seinen , , zur Vernichtung der noch nicht übermäßig herrschenden Schildlauskrankheit einen hartnäckigen passiven Widerstand entgegen. Das einzige, waz verlangt wird, besteht in dem Abschlagen und Verbrennen der befallenen Blätter, eine Arbeit, die nicht länger als eine Stunde wöchentlich in Anspruch nimmt, aber auch daß wird nicht getan. Dazu gesellt sig eine Agitatlon der einflußreichen Zauberer, der sogenannten Kalis“. Meine früheren Wahrnehmungen über das beispiellose, por keinem Mittel haltmachende Streben, reich zu werden, fand ich bestätigt. Zur Illustrierung dessen mögen folgende Tatsachen Platz finden: Der Sin daun ng Araklei von Mologejok, ein halb tauber und halb blinder, alter und reicher Mann, unternimmt trotz schmerz¶ hafter Krankheit bei stürmischem Wetter eine e, , Kanufahrt von sechs Stunden Dauer zu einem kleinen Fest, nur weil er dort ein Geldgeschenk von 10 0 Wert zu erwarten hat. Der höchste Häupt⸗ ling Aibasul, ein an dat Haus gefesselter Greis, der schon mit einem Bein im Grabe steht, läßt sich einen angesehenen Japinsulaner kommen und befragt ihn, ob er nicht eine Zauberei verstände, mittels deren man recht viel Geld ewinnen könnte. Altes schmutziges Palau⸗ geld, das bekanntlich aus gien Porzellan, gebrannter Erde und ähn⸗ sichem Material besteht, kochen sie aus und streichen die unsaubere Brühe den Kindern auf den Kopf oder lassen sie trinken, damit die Kinder reich werden. Kurz vor dem Tode des Vaters umstehen ihn die Kinder und ergehen sich in herzzerreißenden Klagen, aber in dem⸗ selben Augenblick . welchem er den letzten Atemzug getan hat, wird das ganze Haus des Verstorbenen fieberhaft durchsucht und die Umaebung nach seinen Schätzen umgegraben. Bald darauf stellen sich die Dörfler ein, um den etwa vorhandenen Vorrat des Toten an Melasse aus zutrinken. Selbst bei der großen Gastfreundschaft, die schließlich doch auf Gegenseitigkeit beruht, berechnet der Wirt gewissenhaft den Wert des Fisches oder des Taroz, die sein Gast verzehrt. Bei der Geburt eines Knaben 6 Enttäuschung, denn durch ein der Prostitution zu überlassendes Mädchen kann Geld verdient werden. Hiermit komme ich auf die zwelte minderwertige Gigenschaft der Palauer, das ist ihre große Schamlosigkelt und Unsittlichkeit in geschlechtlicher Beziehung. Nicht nur, 99 Kinder von den eigenen Eltern, selbst von den reichen Häuptlingen schon vor der Geschlechtgreife prostituiert werden, die Eltern legen sich auch in Gegenwart ihrer Kinder, weder im Gespräch noch in ihren Handlungen, die geringste Zurückhaltung auf. Als dritte . Eigenschaft tritt noch die, selbst für Eingeborene ungewöhnliche, . hervor. Sie bauen zwar gute 6 und Fahrzeuge und haben auch Leistungen auf dem Gebiete des jetzt allerdings mehr und mehr vernachlässigten Kunst— handwerk aufzuweisen, sonst aber überlassen sie die gesamte Arbeit, in erster Linie den Feldbau, den Frauen, während die Männer den ganzen Tag mit Faulenzen verbringen, denn die Arbeit schändet in ihren Augen. Troötz ihrer Geldgier borgt ein zu Geldstrafe Ver— urteilter die nötige Summe lieber zu dem höchsten Zinssatz, als daß er die für den Fall des Unvermögens sestgesetzte Strafarbeit leistet.

Es liegt auf der Hand, daß der Stationsleiter bei solchem Charakter der Beväclkzang mit den hn Schwierigkeiten zu ringen hat und daß nur intenstoster Arbeit und Energie ihm Erfolge beschert werden, zumal er mit einer kleinen Polizeitruppe aus jungen Männern allein in diesem Kampfe steht. Immerhin ist die Prostitution, die Hunderte von ädchen und Frauen bei einer nur 3000 Köpfe jählenden Bevölkerung einem gesunden Familien- leben entzog, gänzlich aufgehoben und die Schildlauskrankheit derartig eingedämmt, daß ihr vollständiges Erlöschen erwartet werden kann. In einer Häuptlingsversammlung hielt ich der Bevölkerung ihr Spiegelbild vor und stellte, da alle Ermahnungen in Güte nichts genutzt haben, die strengsten Maßregeln in Aussicht. Zwei Zauberer, die gegen die Verwaltung agitiert hatten, wurden mit Gefängnis strafen belegt, der Häuptling der Insel Piliu, der berüchtigtste Lieferant von Weibern für die Klubg, auf dessen Insel sich kaum eine Frau befinden soll, die er nicht bereits der Prostitution zugeführt hatte, wurde abgefetzt. In einer Strassache wegen Mordes wurden die drei Mörder zum Tode verurteilt, zwei von ihnen, die iweifel lo)ß nur unter dem Einfluß des dritten, eines Zauberers, das Verbrechen begangen hatten, glaubte ich begnadigen zu follen, dagegen ließ ich den dritten öffentlich erschießen. Die Ver= handlung hatte erwiesen, daß Morde durchaus nicht zu den Selten heiten gehören und daß bei einem niedrigen Mann schon der Besitz eines wertvollen Geldssücks genügte, um sein Leben zu gefährden, wie denn überhaupt der gewöhnliche Palauer von dem höher stehenden rücksichtsles ausgebeutet wird. Das ist natürlich auch ein Grund, der die Entwicklung des Landes beeinträchtigt, denn der Schutzlose wird nur das bauen, was er für sich gerade nötig hat.

wei Umstände kommen der Regierungsstation zugute. Einmal hat e die Frauen zu Freunden aus Dank für die Abschaffung der Pro—⸗ stitution, und dann fühlen sich die Oberhäuptlinge sicher, die in früheren Zeiten der Landessitte gemäß umgebracht wurden, wenn sie zu lange lebten, meist auf Betreiben des in der Würde folgenden Bruders, denn die Brüper konnten die Zeit nicht erwarten, sich in den Besitz des Häuptlingsvermögens zu setzen. Leider haben die Häuptlinge auch kaum ein anderes Interesse als den des Gelderwerbs, sie sind meist alt, stumpf und energielos. Als Grund⸗ stück für die Kaiserliche Station habe ich den Südwestzipfel der Insel Korror erworben. Sie liegt dort in der Mitte der ganzen Gruppe in beherrschender Stellung, dicht bei dem Hafen, ein Abkommen mit dem Boot ist bei jedem Wasser möglich, das Terrain ist eben und gibt sehr reichlichen Platz, auch die Kriegsmarine kann dort Landexerzisten in größerem Umfange vornehmen.

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wieder ein und segelte nach dem Atoll Oleei, das ich nach anfangs recht stürmischem Wetter am 26. erreichte. Der Kokosbestand auf Oleel war normal, die Rattenplage seit den vor zwei Jahren getroffenen Vertilgungsmaßregeln vermindert. Seit der Ein⸗ ziehung des Polizeisoldatenpostens, der die Beobachtung dieser Maß. regel zu überwachen hatte, war aber nichts wieder geschehen, und man

hatte wieder begonnen, den verderblichen Sauertoddy zu trinken. In dem Zustand völliger Trunkenheit hatte ein Eingeborener einen

Händler erst mit einem langen Messer, sodann mit einem Speer bedroht. Der Täter wurde mit nach Jay genommen und später dort abgeurteilt. Nach einem Gerücht sollte vor drei Jahren ein australischer, auf Oleei für eine Japfirmg tätiger Händler, obschon alt und gebrechlich, keines natürlichen Todes gestorben sein. Ich stellte deshalb eine umfangreiche Untersuchung an Ort und Stelle an, die auch schwerwiegendes Material zutage förderte. Danach ist der Händler von einem Sonsol⸗Gingeborenen im Bett durch 1 betäubt und dann erwürgt worden. Seistand at dez Händlers Wirtschafterin, eine Landsmännin des Mörderg, geleistet. Weitere Zeugen sollten sich auf den Inseln Lamutrik und Satuwal befinden. Die zur Hauptverhandlung nötigen Zeugen mußten sich einschiffen. Das Mörderpaar befindet sich z. Z. auf den Palau. In einer Volke versammlung brachte ich alles Nötige zur Sprache und teilte mit, daß von neuem ein Polszist mit weit⸗ ö . Befugnissen zurückgelassen würde. Wegen Unterlassung des D

aumschutzes gegen Ratten und wegen Genusses des Sauertoddys gab Veranlaffung zu irrtümlichen Darstellungen; sie bestand wa

wurden Naturalstrafen verhängt.

Am 28. Nobember wurde der Kurz nach der Insel Lamutrik

genommen und drei Tage später dort geankert. Auch hier hatte ich Gelegenheit zu sehen, daß früher getroffene Anordnungen zum Schu der Palmen und das Veibot des Sauertoddytrinkens verschiedenth unbeachtet geblieben waren; es, ist freilich eine trübende Erschelnung, daß der weiße Händler den Eingeborenen, waz daß Trinken anbetrifft, mit einem sehr schlechten SBeispiel vorangeht. Bei einem Gang Lurch die Insel wurden an vier Palmen Schildläuse entdeckt, die Bäume wurden gesäubert und der Häuptling in Zukunft dafür verantwortlich gemacht, daß die be— fallenen Blätter verbrannt werden. Lamutrik wurde am 3. Dezember Vormittags verlassen. Gegen Mittag wurden zwei große Ringe um die Sonne beobachtet, eine seltene Erscheinung. Das Barometer fiel, daz erwartete schwere Wetter blieb aber au. Dafür wurden wir in der Nacht 30 Seemeilen südlich versetzt, sodaß wir erst am 5. Dezember Satuwal erreichten. Dleser Insel hatte ich bisher keinen Besuch machen können. Sie ist etwas höher als die üblichen Atoll ⸗Inseln, von einem Riff umgeben, das steil abfällt, und ohne Ankerplatz Die gutmütige Eingeborenenbevölkerung besteht aus 51 Männern, h9 Frauen, 37 Knaben und 37 Mädchen und spricht so— wohl die Sprache der Bewohner von Lamutrik und Oleei wie auch die der benachbarten Ostkaroliner, die sie unter sich anwendet. Auf Satuwal ist der Uebergang zwischen West⸗ und Ostkarolinen auch deutlich an einzelnen Gebrauchsgegenständen, wie dem Gelbwurz⸗ pulver und den für Truk charakteristischen togahnl ichen Ueberwürfen oder Burnussen zu bemerken. Satuwal ist eine kleine hübsche Insel, die etwa 35 000 kg Kopra liefert, mit gesunden Palmen und verschiedenen Arten Brotfruchtbäumen, Pandanug, Taro, Cysto⸗ sperma und ähnlichen auf Korallenboden gedeihenden Pflanzen bestanden. In der Mitte liegt ein kleiner, augenscheinlich kuͤnstlich ausgehobener See mit schwach brackigem Wasser. Bananen sind vorhanden, ihre Früchte werden aber nicht gegessen, sondern ver⸗ graben, weil der Aberglaube herrscht, daß der Genuß von Bananen den Fischfang unmöglich mache. An Krankheiten wurden nur Ringwurm und Elephantiasis bemerkt. Auf Satuwal lebt seit 19 Jahren ein Hamburger, der für eine Handlung in Jap Kopra eintauscht. Die beiden in der Mordsache benötigten Zeugen wurden gefunden und an Bord genommen.

Noch am Nachmittage des Ankunftstages segelte ich ab, um der unbewohnten Insel Grimes einen Besuch zu machen. Sie ist den Eingeborenen unter dem Namen „Gaferut“ bekannt, aber nie besucht worden. Sie bezeichnen sie mit dem Zunamen die , und fürchten, in ihre Nähe zu kommen. Sie konnten aber keine rähere Erklärung für ihre Furcht angeben, auch von der Schiffsbesatzung hatte sie no keiner gesehen. Die Insel wurde am 5. Dezember nach Einbruch der Dunkelheit erreicht es wurde aber kein Ankergrund gefunden. Der Kapitän setzte deshalb einige Leute an Land, die während der Nacht ein Feuer ünterhalten sollten, damit sich das Schiff in dessen Nähe halten könnte. Bei Tagesanbruch fuhr ich an Land. ie Admiralitätskarte bezeichnet Grimes als hoch, in Wirklichkeit handelt es sich aber nur um eine flache Sandbank, die sich nur teilweise bis etwa 2 m erhebt. Als einzige Vegetation ist eine Mangroren⸗ art zu nennen. Augenscheinlich ist vor einigen Monaten ein starker Sturm über die Insel dahingegangen, denn die meisten Bäume waren ihrer Aeste beraubt, viele besonders starke Exemplare ganz entwurzelt. Die Fauna besteht aus zahllosen Seevögeln, die ihre losen Nester teils auf den Bäumen, teils auf der flachen Erde bereitet hatten, aus Kokoskrabben und, nach den Spuren zu schließen, aus großen Schildkröten, die aber be⸗ kanntlich die Insel nur zur Nachtzeit besuchen. Die Vögel waren so wenig scheu, daß sie sich mit den Händen greifen ließen. Gaferut ist, einschließlich Riff, etwa 1300 m lang, ohne Riff 600 Schritt lang, 300 Schritt breit; ein Ankerplatz wurde auch am Tage nicht gefunden.

ö 8. Deijember wurde die Insel Feis erreicht. Hier konnte ich die erste Volkszählung vornehmen, die 300 Seelen ergab, und zwar 129 Manner, 1068 Frauen, 39 Knaben und 24 Mädchen, und konnte feststellen daß sich keine besondere Rasse blondhaariger, blauäugiger Bewohner vorfindet. Was als blaue Augen bezeichnet worden ist, stellt sich als der Greisenbogen (Trübung der Hornhaut bei alten Leuten) dar. Wie schon bei meinem ersten Besuch, erwiesen sich die Bewohner als äußerst freundliche, aufmerksame und frledfertige Menschen, und als nach der Volls— zählung die Frauen und Mädchen mit einem Juchzer aus— einanderstoben, hielt es der Sprecher des Häuptlings für an⸗ gezeigt, die Bemerkung zu machen, ich möchte das Benehmen den Weibern nicht übelnehmen, sie seien mit den Sitten der Weißen nicht bekannt und deshalb unhöflich. Bei der Rückfahrt nach dem Schiff wurde ich von einer größeren Anzabl Kanus begleitet. Die Kokos palmen befanden sich in guter e ü, Schildläuse wurden nicht bemerkt und an Krankheiten nur ein Fall von Ringwurm. .

Am 12. Dezember traf das Schiff in Ululst⸗ Atoll ein, wo es bei der Insel Essor vor Anker ging. Die beiden dort stationierten Polizisten waren in der Zwischenzeit nach dem 111 Seemeilen ent— fernten Jap im Kanu zurückgekehrt, nachdem sie ihre Aufgabe, Kopra für das Bezirksamt einzuziehen, erfüllt hatten. Während des eintägigen Aufenthalts des Schiffes besuchte ich die Inseln Essor und Falalap und gab dem Häuptling die üblichen An— weisungen hinsichtlich des Pflanzenschutzes gegen Schildläuse und Ratten, Flaschenposten u. dgl. Nach seiner Behauptung sind strafbare Handlungen seit zwei Jahren nicht vorgekommen. Am Abend fand bei Voll mondlicht und Fackelschein einer jener schönen, figurenreichen Tänze statt, wegen welcher die Ululsi-Leute in den Karolinen großen Ruf genießen. . . .

Am 13. Dezember wurden Segel gesetzt und bei schwerem stürmi⸗ schen Wetter Jap am folgenden Tage erreicht. Die zurückgelegte Strecke beträgt in der Luftlinie 1700 Seemeilen, zu deren Bewältigung 42 Tage nötig waren.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause brachte gestern der Liberale Vivian eine Resolution ein, in der die Regierung aufgefordert wird, wirk⸗

1 . ür Am 16. November schiffte ich mich mit zwei Polizeisoldaten same Schritte zu unternehmen, um diz Aus ga ben

Rüstungen zu verringern und die Aufnahme der Ein— schränkung der Kriegsrüstungen in das Programm der Haager Friedenskonferenz zu betreiben.

Nach dem Bericht des. W. T. B. erklärte der Redner, die Resotution würde nicht etwa aus gegensätzlicher Gesinnung zur Re— gierung eingebracht. Wenn sie durch eine große Mehrheit angenommen würde, so wärde dieser Umstand die Regierung bei ihrer Aufgabe zu sparen, 1 und nicht ohne Wirkung auf die Parlamente anderer Länder sein. Die Rüstungen . sei kein praktischer Vorschlag gewesen; aber es sei möglich, das Uebel der Ausgaben bedeutend zu mildern. Der Redner wies ferner zur Begründung der Einschränkung der Kriegsrüstungen auf die guten Beziehungen Englands zu Japan und Frankreich hin. ; ;

Der Liberale Bellairs brachte zu der Resolution ein Amendement ein, in dem erklärt wird, daß das Haus sich ö. die Regierung verlasse, daß sie die Oberhoheit En glanz zur See 3 werde, und daß es glaube, es ö für die Regierung nicht ratsam, eine Beratung, betreffend 1 Rüstungen, zu eröffnen, welche die auswärtigen Mächte die Verteidigung ihrer Gebiete für notwendig erachten. i

Der Redner wies in der Begründung seines Amendementt an das Anwachsen der deutschen Flotte und auf die Stationierung e Torpedoflottille in der Nordser hin und fuhr dann fort: Sehr

unserm Bedauern war die Stimmung in Deutschland gegen .

d bestand jetzt in vollem Maße durch die An⸗ Wir haben ein Beispiel indem wir dlese

Burenkrieges un ö en des deutschen Flottenvereins. für Herabminderung der Vergleich mit Deutschland um 7 Millionen Pfund Sterling aufgegeben,

Rüstungen,

ingerten; * * hatte das keine Wirkung auf Deutschland“. Balfour er—

flärte, die Resolutlon sei unangebracht. England habe einer größeren Müilliärmacht ein Ultimatum gestellt, und ein großer Teil seiner See⸗ räfte sei gegenwärtig im östlichen Becken des Mittelländischen s konzentriert in der Absicht, die Aufrechterhaltung der Rechte Glaubt Vivian“, fragte der Redner, daß wir mit mehr Wahrscheinlichkeit eine friedliche Beilegung erreichen wurden, wenn wir eine kleinere Flotte hätten? Auf die indische Grenzfrage eingehend, erklärte der Redner, obgleich er fest glaube, daß Nas letzte, waz viele Rußsen und die russische Regierung in trächt ziehen oder wünschen, ein Angriff auf England se laube, daß die englischrussischen Beziehungen die aller tien, fo könne er doch nicht einsehen, warum daraufhin England sich nicht in Vorbereitung halten sollte gegen einen Wechsel der Politik auf seiten einer großen befreundeten Nation. ch als Tatsache hervorgehoben hatte, lediglich zu Vefensivzwecken gehalten werde, fügte er hinzu, die anderen Mächte sollten nur ihre Flotten vermindern, und England werde shrem Beispiele folgen. Der Staatssekretär des Auswärtigen Sir rey erklärte, daß die nationalen Ausgaben in den letzten erheblich gewachsen seien, es sei jedoch Aussicht vorhanden, fie, ohne die Landessicherhelt preiszugeben, um ein Beträchtliches ver⸗ ch zum großen Teil mit von der Politik der anderen Völler ab. Er sei der Ansicht, daß infol allgemein unter den Völkern Europas verhreiteten Gefü Erklärung von der Art, wie sie in dieser Resolution enthalten sei, wegen des Eindruckes, den sie guf die anderen Regierungen mache, von laube nicht, daß zu irgend einer Zelt die öffent⸗ uropa stärker auf die Erhaltung des Friedens Haager Konferenz könne“,

Englands zu si

obgleich er reundlichsten

Nachdem Balfour daß die britische Flotte

mindern zu können.

Wert sei, und er liche Meinung in bedacht gewesen sei als gerade jetzt. fuhr Grey fort, kein verdienstlicheres Werk tun, als die Bedingungen für den Frieden weniger kostspielig als bisher zu gestalten und nach enderen Aufgabe streben, als ein praktisches Ergebnis

keiner nutzbrin t rdern, das zu einer Herabminderung der Ausgaben

zu Tage zu führen könne. anderen Mächte

Mächte auf einander,

unsere Ausgaben Verhãltnisse und eines Tages wird den ersten Schritt tun müssen; ich kann daher nicht die Zusatzerklärung Bellairs akzeptieren. Es könne sein, schloß Grey seine Ausführungen, daß eine Macht bereit sei, in dieser Hinsicht den ersten Anstoß ju geben, aber es sei auch nicht ausgeschlossen, daß England ihn unter- Es habe niemals eine Zeit gegeben, in der die relative Ueberlegenheit der englischen Flotte stärker gewesen sei als Was England auf der Haager Konferenz werde kun können, müsse von der Antwort der anderen Regierungen dem Interesse, anderen Parlamente dieser Angelegenheit entgegenbringen würden. Er nehme aber die Resolution im Namen der Regierung als eine erfreu⸗ liche Reußerung der öffentlichen Meinung an und beiße sie aus diesem Grunde willkommen; er sei überzeugt, daß diese Resolution auch von den anderen Ländern als eine von dem britischen gehende Einladung aufgefaßt werde, auf diese Aufforderung, die Rüstungen zu vermindern, einzugehen.

Das Amendement wurde darauf zurückgezogen und die Resolution einstimmig unter lautem Beifall angenommen.

Wie der „Standard“ meldet, hat das Atlantische Geschwader unter dem Kontreadmiral Prinzen Louis Battenberg Befehl erhalten, nach der Phaleronbucht zur ittelländischen Geschwaders zu gehen.

Rußland.

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ ist gestern eine Liste der von dem Kaiser ernannten Mitglieder des Staatsrats, die an sämtlichen Sitzungen teilnehmen sollen, veröffentlicht worden. Staatsrats wird der Großfürst Michael Nikola sein, tatsächlicher Präsident der Graf Solsky, Vizeprä Staatssekretär Frisch. .

Ernannt sind Stolypin zum Minister des Innern, Kokowzew zum Finanzminister und der Fürst Schirinsky Schachmatow zum Oberprokurator des Heiligsten Synods.

Italien.

Die Deputiertenkammer hat zufolge, in geheimer Abstimmung mit 11 die Vorlage, betreffend Errichtung eines Aufsichtsrats— amts für Arbeit und Industrie, abgelehnt.

Belgien.

Der Staatsminister für den Congostaat Baron van Eetvelde und der englische Staatssekretär des Aeußern Sir Edward Grey haben, wie „W. T. B.“ meldet, London ein Abkommen unterzeichnet, welches die keiten zwischen England und dem Congostaate wegen der Gebiete am oberen Nil beseitigt.

nehmen werde.

gerade jetzt.

arlament aus-

Unterstützung des

Ehrenpräsident des

stern, „W. T. B.“ gegen 103 Stimmen

Der türkisch⸗bulgarische Gren Meldung des W. T. B.“, gänzlich beige nach dem streitigen Punkte Horostepe ent Bey den Abtransport des dorthin ge veranlaßt hat.

Die vorgestrigen Wahlen auf Samos sind ruhig ĩ Die Oppositionspartei hat 29 Sitze errungen, während die Regierungspartei 10 Sitze an sich brachte.

Schweden.

des „W. T. B.“ hat der Staats⸗ dem Reichstag einen Gesetzentwurf, betreffend den Abschluß eines Handels- und Schiffahrts⸗ vertrages zwischen Schweden und Deutschland, vor⸗ Der Entwurf wurde debattelos an die Budget⸗ ommission verwiesen.

konflikt ist, laut egt worden, da der andte Oberst Ahmed chafften Baumaterials

verlaufen.

Nach einer Meldun minister Staaff gestern

2.

Amerika.

Der Gesandte von Nicaragua hat gestern, „W. T. B.“ folge, die telegraphische Meldung erhalten, daß der Minister uswärtigen des Freistaats Nicaragua, Dr. Altamirano

ermordet wor

Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, ist der seitherige Präsident der Staatseinkünftekommission Ti Kaiserliches Edikt zum Oberintendanten der ernannt worden.

liang durch ollverwaltung Alle in der Zollverwaltung chinesische und nichtchinesische Beamte

; sind der Tichliangs unterstellt.

Ein neuer Kampf wird von den Ufern des Muluya rokko) gemeldet; die Truppen des Sultans über⸗

schritten, W. T. B.“ zufolge, gestern den Fluß und schlugen die Au fständischen, die etwa 109 Mann verloren.

Wie das „Reutersche Bureau“ aus Johannesburg meldet, hat ein Trupp Chinesen vorgestern ein Gehöft im Bezirk Klipriversberg angegriffen. Zwei Kulis wurden von einem in dem Gehöfte statlonierten Polizeibeamten erschossen. Die übrigen sollen verhaftet worden sein.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die rigen Sitzungen des Reichstags und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (9.) Sitzung des Reichstags, welcher der Staats- und Finanzminister Freiherr von Rhein⸗ baben und der Staatssekretär des Reichsschatzamts Freiherr von Stengel beiwohnten, wurde die zweite Lesung des Ent⸗ wurfs eines n , ,,, auf Grund der Kom⸗ missionsanträge mit dem Antrage Albrecht auf Erweiterung der Besteuerung auch auf die Deszendenten und Ehegatten G 19 fortgesetzt.

Vor Eintritt in die Beratung gab der Staatssekretär des , , d. Freiherr von Stengel namens der ver— bündeten Regierungen die Erklärung ab, daß sie sich gegen den Antrag Albrecht nur ablehnend verhalten können. Die Ausführungen des Staatssekretärs werden morgen im Wortlaute veröffentlicht werden.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 19 der Veröffentlichungen des Kgiserlichen Gesundheitsamts“ vom 9. Mai hat folgenden Inhalt: Ge— sundheitsstand und. Gang der Volkskrankheiten. Sterbefälle im März. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest. Desgl. gegen Pocken. Sanitätsbericht des ösferreichischen Küstenlandes, 1961 = 1803. Gesetzgebung usw. (Deutsches Reich) Notenwechsel mit Oesterreich⸗ Ungarn wegen der Behandlung des Rindviehs. Eisenbahnvieh— wagen. Schlachthäuser. ZJuckersteuer. (Preußen. Reg. Bei. Gumbinnen.) Schlachtstätten. Fleisch. (Reg. Bez. Schleswig.) Schweinefleisch. (Reg.-Bez. Trier.) Hausschlachtungen. (Baden. Viehseuchen. (Hessen.) Desgl. (Sachsen⸗Meiningen.) Desgl. (Anhalt.) Schlachtvieh. (Lübeck) Schweinefleisch. (Ham⸗ burg) Desgl. (Desterreich) Schlachthäuser. (Italien) Wein handel ꝛc. Niederlande und Belgien. Tollwut. (Vereinigte Staaten von Amerika.) Nahrungsmittel. (Canada.) Haustiere. (Brasilien. Bahia) Gesundheitsdienst. (Australischer Bund.) Opium. Tierseuchen im Deutschen Reiche. 30. April. Rauschbrand in Bayern, 1905. Tierseuchen in Dänemark, 4. Vierteljahr 19095. Zeitweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Preuß. Reg. Bezirke Gumbinnen, Trier) Vermischtes. (Deutsches Reich) Prüfung von Seeleuten in der Gesundheitspflege, 1905. (Preußen.) Sterbe⸗ tafeln, 1891 1901. , Irrenanstalten, 1904. (Japan) Ansteckende Krankheiten, 2 Halbjahr 1995. (Vereinigte Staaten von Amerika. Baltimore.) Jahresberichte der Gesundheitsbebörde, 1902 1904. ö Sterbefälle ꝛc, 1904. Geschenkliste. Monatstabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, März 1906. Desgl. in . Städten des Auslandes. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40009 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Witterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, März.

Etatistik und VBolkswirtschaft.

Vorstand und Ausschuß der Gesellschaft für soziale Re⸗ form hielten unter dem Vorsitz des Staatsministers Dr. Freiherrn bon Berlepsch am 4. Mai, Nachmittags und Abends, Sitzungen im Bureau für Sozialpolitik in Berlin ab. Zunächst erstattete der Generalsekretär Bericht über die aus Gelehrten und Arbeitern zu⸗ sammengesetzte Studienkommission der Gesellschaft für soziale Reform, die gegenwärtig England bereist, um Erfahrungen über das gewerbliche Eintigungswesen zu sammeln. Die Kommission ist überall von Behörden, Unternehmern, Gewerkschaftsführern, Gelehrten und Politikern sehr freundlich aufgenommen worden. Das Ergebnis ihrer Arbeit soll als Grundlage für die Verhandlungen der 3. Generalversammlung der Gesellschaft dienen. Auf deren Tagegordnung steht als einziger Gegenstand: die Verhütung von Arbeitskämpfen im Kohlenberg⸗ bau; als Ort wurde Berlin bestimmt, als Zeit der Spät⸗ herbst. Die Frage der Errichtung von Arbeitskammern, die die 2. Generalversammlung in Mainz im Herbst 1904 beschäftigt hatte, wird einem weiteren Studium unterzogen. Als neue Aufgabe erachtete der Ausschuß die ten,, der Bemühungen zur Regelung der Heimarbeit, und zwar wurde hier ein besonderes, in den Regierungsplänen und Reichstagsanträgen mehr zurücktretendes Gebiet gewählt: die Fragen der Organisation und der Lohnregelung; es wurde eine Kommission hestellt, die im Verein mit wissenschaftlichen Sachberständigen und Interessenten zunächst ein möglichst umfassendes Material sammeln soll. Die Gesellschaft wird wiederum zehn DYelegierte zur 4. General versammlung der Internatignalen Vereinigung für gesetz lichen Arbeiterschutz entsenden; die Tagung findet Ende September d. J. in Genf statt und soll behandeln; gewerbliche Gifte, Nachtarbeit der Jugend⸗ lichen, Maximalarbeitszeit, Heimarbeit, ausländische Arbeiter in der Sozialversicherung. An Stelle des verstorbenen Dr. M. Hirsch wurde der Abgeordnete Goldschmidt Berlin zum Delegierten gewählt. Um die verschledenen Richtungen und Korporationen, die sich der Ge—= sellschaft angeschlossen haben neuerdings sind z. B. der Verband deutscher Handlungsgehilfen (Sitz in Leipzig), der Werkmeister verband, der Deutsche Bankbeamtenvereln, der Deutsche Technlker⸗ verband, der Verband der technischen industriellen Beamten usw. , . —, besser berücksichtigen zu können, soll die Anzahl der Mitglieder im Vorstand und Ausschuß vermehrt werden; dazu bedarf es der Statutenänderung . die Generalversammlung. Von den großen Kategorien der Arbeiter, kaufmännischen Gehilfen und technischen Privatangestellten ile iz durch ihre Vorstände in der Gesellschaft; Gewerkschaften, Gewerkvereine, Arbeitervereine mit rund bh0 000 Mitgliedern, Handlungsgehilfenvereine mit rund 280 000 Mit⸗ gliedern, Vereine technischer Privatangestellten mit rund 80 000 Mit— lledern, inegesamt über 900 000 gewerbliche Arbeiter, kaufmännische

ehilfen und technische industrielle Angestellte.

Bevölkerungsdichtigkeit, Geburten, Eheschließungen und Sterblichkeit in Belgien 1903.

Im 35. Band des Statistischen Jahrbuchs für Belgien ist eine Statsstik über die Bewegung der Bevölkerung des i . im Jahre 1903 veröffentlicht worden. Nach fr war Belgien am 31. Dezember 1903 angeblich von 6 985 219 Personen bewohnt, wonach auf jedes Quadratkilometer im Mittel 237 Bewohner kamen. Boch war die Dichtigkeit der Bevölkerung in den 9 Provinzen und den 222 Kantonen des Landes sehr verschleden; in der Provinz Luxemburg kamen z. B. nur 51, in den 23 Kantonen der Provinz Namur Eur g ng s, 977 Ein⸗ wohner auf 1 km. Mehr als der neunte Teil der Gesamtbevölke⸗ rung wohnte in den 4 größten Städten des Landeß, von denen am

Ende des Berichtsjahres angeblich Antwerpen 286 695, Brüssel 1924582, Lüttich 166 1965 und Gent 162 925 Einwohner hatte. Groß⸗Brüssel, d. h. Brüssel mit seinen 8 Vororten (Pagglom e- ration bruxelloise), war bei der Zählung von 1900 etwa doppelt so stark bevölkert wie die damalige eigentliche Stadt Brüssel (363 678 Einwohner: 183 686 in Brüsseh); ö das Jahr 1903 wird die Einwohnerzahl von Groß⸗Brüssel nicht angegeben.

Die Zabl der in Belgien lebend geborenen Kinder ist seit 1801 von Jahr zu Jahr geringer gewerden, sie betrug im Berichts jahre 192 301, d. s. 7776 weniger als i J 1901. Tot geboren oder als tot bei der Gehurtsanzeig- tagetragen wurden S569 Kinder 4,40, der Gesamtzaähl, aber ven diesen waren nur 7148 tot zur Welt gekommen (sortis sans vie du zeig de la mère), die übrigen waren als tot geboren gemeldet und eingetragen, obwohl sie Ibis 3 Tage gelebt hatten (présentés sans vie, mais 27anut vôcu 1, 2 ou 3 jours).

Wie die Geburtenzahl in den letzten Jahren abgencamen hat, so ist auch die Zahl der geschlossenen Ehen in Belgien ven R711 i. J. 1900 auf 54 916 i. J. 1903, also auf 95 0 der ersteren Zahl gesunken, und unter den 192 301 lebend geborenen Kindern des Berichtsjahres befanden sich 12887 außerehelich geborene, mithin waren von je 1009 Lebendgeborenen 67 e, , e. Ab⸗ kunft. Hinsichtlich dieser Ziffer verdient Beachtung, daß von den heiratenden weiblichen Personen 30 225 (= 55 oso und von den heiraten den Männern 20 981 (— 38,2 0/1) das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten. Im Deutschen Reiche hatten nur 292 7 aller während des Jahreg 1903 heiratenden Männer das 25. Lebens⸗ jahr noch nicht vollendet. Dementsprechend war in Deutschland die Ziffer der außerehelichen Geburten etwas höher als in Belgien.

Als im ersten Lebensjahre gestorben sind in Belgien im Jahre 1803 29782 Kinder eingetragen worden, d. s. nur 15,5 auf je 100 als lebend geboren eingetragene Kinder; letztere Prozentziffer erhöht sich auf 16,l, wenn man die als „tot geboren“ registrierten, aber erst nach der Geburt gestorbenen Kinder (. o.) init in Rechnung zieht.

Im ganzen starben während des Berichtsjahres in Belgien 118 675 Personen, darunter 24 unbekannten Alters, 27 352 Personen, die das 70. Lebensjahr zurückgelegt hatten, und 14 886 im Alter von s60—– 70 Jahren; es hatten also 365,5 ίC aller Gestorbenen bekannten Alters ein Lebensalter von mindestens 60 Jahren und 23,1 0 ein Lebensalter von mindestens 70 Jahren erreicht; 4,5 Co aller Todesfälle entfielen auf Kinder der ersten 5 Lebensjahre. Im Deutschen Reiche entfielen demgegenüber 45,2 oo aller Todes⸗ fälle d. J. 1803 auf, Kinder der ersten 5 Lebensjahre und nur 27 0o auf Personen, die mindestens 60 Lebensjahre zurückgelegt hatten.

Im Vergleich mit dem Vorjahre hat 1905 in Belgien die Gesamtzahl der Gestorbenen um bl abgenommen, da⸗ gegen war die Zabl der im ersten Lebensjahre gestorbenen Säug⸗ linge um 600 höher als während des Vorjahres, obgleich, wie schon erwähnt, weniger Kinder als im Vorjahre lebend geboren wurden.

Zur Arbeiterbewegung.

Eine starkbesuchte Versammlung der Schlossermeister Berlins beschloß, der ‚Voss. Ztg.“ zufolge, am Dienstagabend betreffs des Ausstandes der Berliner Schlosser (vgl. Nr. 101 d. Bl.) jede weitere Beratung mit den Gesellen bis nach Pfingsten zu vertagen, falls diese sich nicht bald bereit erklären, auf der Basis der bisherigen Zugeständnisse der Meister zu verhandeln. Der Kom— mission wurde von der Versammlung die Ermächtigung erteilt, einen Tarifvertrag ohne jeden Vorbehalt endgültig abzuschließen. Der bisherige Verlauf des jetzt schon sechs Wochen währenden Ausstands wurde als günstig für die Meister bezeichnet. Die städtischen Markthallenarbeiter Berlins haben, hiesigen Blättern zufolge, beschlossen, dem Magistrat und der Stadtverordneten⸗ versammlung folgenden neuen Lohntarlf zu unterbreiten: I) Löhne für Handwerker: Anfangslohn 5 „M, von 2 zu 2 Jahren steigend, sodaß nach 8 Jahren ein Höchstlohn von 6 M erreicht wird. 2) Arbeiter: Anfangslohn 4 1606, nach 2 Jahren 425 ½, nach 4 Jahren 4,50 S, nach S6 Jahren 475 „½ς und nach 3 Jahren 5 unter Weiterzahlung der Funktionsgelder. 3) Arbeiterinnen: Anfangslohn 2 166, nach 2 Jahren 2,25 S, nach 4 Jahren 2,50 A, nach 6 Jahren 2,75 S und nach 8 Jahren 3 M Mit der Begründung der Forderungen wurde der Arbeiterausschuß beauftragt. Gleichzeitig wurde eine Erklärung be⸗ schlossen, in der die Arbeiter betonen, daß sie von den in dem neuen Ctat aufgestellten Löhnen der Arbeiter Kenntnis genommen haben. Sie können in den fast gänzlich unveränderten Löhnen eine Be— friedigung ihrer Wünsche nicht erblicken und erheben entschieden Ein⸗ spruch dagegen, daß ihnen zugemutet wird, bei der herrschenden Teuerung mlt den bescheidenen Löhnen auszukommen.

Die seit neun Wochen ausständigen Bergarbeiter der schlesischen Kohlen und Koks werke haben, wie der Voss. Ztg. telegraphiert wird, in fünf am Dienstag abgehaltenen Beleg- schaftsversammlungen erklärt, daß sie von der Forderung eines Mindestlohnes absehen wollen. Die Lohnkommission hat bereits eine dementsprechende Verminderung der Lohnforderungen vorgenommen. Zur Bedingung wird gemacht, daß den Ausständigen nach der Wieder aufnahme der Arbeit eine humane Behandlung zuteil werde, daß keine Maßregelungen erfolgen und daß die berelts zugesicherten Ver⸗ günstigungen seitens der Werksverwaltung auch gewährt werden.

In Cassel ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, der Ausstand der Steinmetzen, Bildhauer und Marmorschleifer dortiger Bildhauereien und Grabsteingeschäfte für beendet erklärt worden, nach⸗ dem die Arbeitgeber den 10⸗ bis 20prozentigen Lohnerhöhungen zu⸗ gestimmt haben (vgl. Nr. 102 d. Bl.).

Zu der durch W. T. B.“ auß Dresden übermittelten Mel⸗ dung, daß der Gesamtverband deutscher Metallindustrieller heute 306 000 Metallarbeiter aussperren (gl. Nr. 109 8. Bl.) werde, teilt der Gesamtverhand der ‚Voss. Ztg. mit, daß diese Nach= richt aus der Luft gegriffen sei'. Doch ist auf Entlassung von Arbeitern in der Metallindustrie in großem Umfange zu rechnen. Der Gesamtverband der Metallindustriellen behauptet, daß die Arbeiter darauf auefgingen, für ganz Deutschland den gleichen Mindestlohn für Former von 21 6 die Woche ein zuführen, und daß erg Mindestlohn fortdauernd in die Höhe geschraubt werden soll, bis er zum allgemeinen gleichen Normallohn der Former für ganz Deutschland sich auswächst. .. .. Der Gesamt⸗ verband wird sich gegen die Aufzwingung solcher Forderungen, deren Annahme die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Metallindustrie auf dem Weltmarkt erschüttern muß, nach Kräften wehren.“

In Leipzig entließen, wie der ‚Köln. Itg“ gemeldet wird, drei große Dampfbuchbindereien 700 Arbeiter, weil sie die Arbeit für Berliner Firmen verweigerten, die anläßlich der Maifeier Aus. i n vorgenommen haben. Die , drohen einen großen Umfang anzunehmen. Dort sind auch die Stukkateure in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie fordern 8. und 7 stündige Arbeitszeit, einen Tagelobn von 6 bis 7 S6, Zuschläge für Ueber- stunden, Sonntags, und Nachtarbeit.

In Worms sind, nach demselben Blatte, die Mallelr und T ö 44 er wegen Nichtbewilligung ihrer Forderungen in den Ausstand getreten.

Die Zahl der ausständigen Arbeiter der Automobilindustrie im Seinedepartement (vgl. Nr. 105 d. Bl.) beträgt, dem .W. T. B.“ zufolge, berelts über 260 00090. Dazu kommt eine große Anzahl von Metallarbeitern und Kesselschmieden, die sich h. Vorgehen angeschlossen haben. 800 Automobil- und Kessel« fabriken beschlossen in einer gestern abend abgehaltenen Versamm⸗ lung, sämtliche Forderungen der Ausständigen abzulehnen. In Lun 6 ville streiken 300 Arbeiter einer Automobilfabrik wegen Verweigerung der Lohnerhöhung.

Infolge H hlussea der Arbeitskammern ist, wie. W. T. B. berichtet, als e . die Vorgänge in Turin (vgl. Nr. 109 d. Bl) in Rom, Mailand, Bologna, Parma, Livorno und Forli der allgemeine Ausstand verkündet worden. In Mailand können heute die Zeitungen nicht erscheinen. Der

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