Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
* Kriegsgerichtsrat Schulz zum Oberkriegsgerichts⸗ rat un
den Intendanturassessor Michael von der Intendantur des V. Armeekorps zum Militärintendanturrat zu ernennen,
dem Studienrat Dr. Kloevekorn am Kadettenhause in Köslin und dem Professor Schalfejew an der Kriegs⸗ akademie den persönlichen Rang als Rat vierter Klasse,
dem Oberlehrer Schoubye am Kadettenhause in Naum⸗ burg ein Patent als Professor mit dem Range als Rat vierter Klasse, sowie
dem Militärbauinspektor, Baurat Kahrstedt in Neisse beim Ausscheiden aus dem Dienste den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen.
Auf Ihren Bericht vom 6. Juli d. J. will Ich dem Kreife Karthaus im Regierungsbezirk Danzig, welcher den Bau ber Chaussee von Eggertshütte nach Mariensee beschlossen hat, das Enteignungsrecht für die zu dieser Chaussee er⸗ forderlichen Grundstücke sowie gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chauffeegeldtarifs vom 29. Februar 1840 (G⸗S. S. 4) und des Tarlfnachtrags vom 6. Juni 19064 (G⸗S. S. 139) einschließlich der in ersterem enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden usätzlichen Vorschriften — vorbehaltlich der Abänderung er uchi hen voraufgeführten Bestimmungen — verleihen. Auch sollen die dem hausseegeldtarife vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗ polizeivergehen auf die gedachte Straße nach erfolgtem Ausbau zur Anwendung kommen. Die eingereichte Karte erfolgt zurück. ̃
Digermulen, den 16. Juli 1995.
Wilhelm R. Breitenbach.
An den Minister der öffentlichen Arbeiten.
Finanzministerium.
Es sind hier mehrere Gesuche von Brauern eingegangen, in denen darum gebeten wird, Vorräte an Ersatzstoffen, insbesondere Reis, deren Verwendung durch das neue Brausteuergesetz allgemein oder für die von den betreffenden Brauern hergestellien Biere verboten ist, noch nach dem J. Juli d. J. aufbrauchen zu dürfen.
Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichskanzler (Reichs— schatzamt) benachrichtige ich Euer Hochwohlgeboren ergebenst, daß derartigen Gesuchen nicht entsprochen werden kann, weil es hierzu an einer eg lich Ermächtigung fehlt. Etwa dort 2 Gesuche sind mit Bezug auf diese Verfügung ab⸗ zulehnen.
Berlin, den 18. Juli 1906.
Der Finanzminister. Freiherr von Rheinbaben. An die Provinzialsteuerdirektoren und den General⸗ direktor des Thüringischen Zoll⸗ und Steuervereins in Erfurt.
QNöschrift erhsi die oni iche Rerier ung e gleichmẽß igen ve] 23
tu . j * e en., den 13 Juli 15835. ; Der Finanzminister. Freiherr von Rheinbaben.
An die Königliche Regierung in Sigmaringen.
Krieg sm inisterium.
Der bisherige Intendanturreferendar Dr. Böhme von der Intendantur des Gardekorps ist als etatsmäßiger Militär⸗ Intendanturassessor bei der Intendantur des VIII. Armee⸗ korps angestellt, der bisherige Dozent an der Militär⸗ technischen Akademie und Hilfschemiker beim Militärversuchsamt Dr. Poppenb 6 ist zum etatsmäßigen Zivillehrer an der Militärtechnischen Akademie und der Militärintendantursekretär Bomke von der Intendantur des J. Armeekorps ist zum Ge⸗ heimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegs⸗ ministerium ernannt worden.
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Bei der Geologischen Landesanstalt und Bergakademie zu Berlin ist der außeretatsmäßige Geologe Dr. Hans Stille zum Bezirksgeologen ernannt worden.
Justi zministerium.
Dem Landgerichtspräsidenten, Geheimen Oberjustizrat Braun vom Landgericht L in Berlin, dem Landgerichtsrat Mohr in Flensburg und dem Amtsgerichtsrat Fenner in Cassel ist die ie, ü Dienstentlassung mit Pension, dem Landrichter Küster in Dortmund die nachgesuchte Ent⸗ lassung aus dem Justizdienst erteilt.
Der Amtsrichter Dr. Pfau in Hohensalza ist zum Notar in Berlin ernannt.
Der Landgerichtsrat Löwenbach in Duisburg und der Amtsrichter Mertens in Weißensee bei Berlin sind zur Rechtsanwaltschaft zugelassen.
Versetzt sind die Amtegerichtsräte: Fronzig in Brieg nach Breslau, Rudert in Dortmund nach Cassel und Gel⸗ haar in Stallupönen nach Insterburg, die Amtsrichter: Nohl in Hagen als Landrichter an das dortige Landgericht, Dr. Schreiner in Saarlouis als Landrichter nach Saar—⸗ brücken, Dr. Loerkens in Crefeld nach Cöln, Dan nh au sen in Bochum nach Crefeld. Dr. Schulze in Beetzendorf nach Lütjenburg, Bothe in Züllichau nach Grünberg, Dr. Nolte in Neidenburg nach Elbing, Zeihe in Lyck nach Bochum und von Klocke in Mühlhausen i. Th. nach Cassel.
Dem Bankier Herz Hirschland in Essen ist die nach—⸗ gesuchte Entlassung aus dem Amte als stellvertretender Handelsrichter erteilt. ; (
Bei der Kammer für Handelssachen in Stralsund ist der Kaufmann und Konsul Gustav Koch daselbst zum Handels⸗ richter, der Kaufmann Hermann Voß daselbst zum stellver— tretenden Handelsrichter wiederernannt und der Fabrikdirektor Karl Bartens daselbst zum stellvertretenden Handelsrichter ernannt.
Dem Ersten Staatsanwalt Berndt in Schweidnitz ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension erteilt.
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts⸗ anwälte Dr Harßfeld bei dem Kammergericht, Dr. Vossen bei dem Oberlandeggericht in Cöln, hien Hug Neu⸗ mann, Dr. Reinshagen und Ur bach bei dem Landgericht J in Berlin, Kolberg bei dem Amtsgericht in Schwedt a. O., Kratz bei dem 2 in Berncastel und Dr. Glöckler bei dem Ante n Frankfurt a. M.
In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen die Rechtsanwälte Dr. Michaelis aus Recklinghausen bei dem Oberlandesgericht in Hamm, Adolf Friedländer aus Berlin bei dem Amtsgericht in Lichtenberg, Wentzel aus Kottbus bei dem Landgericht in Liegnitz, Fischer aus Kellinghusen bei dem Amtsgericht in Mel— dorf, die Gerichtsassessoren Bewers dorff bei dem Ober⸗ landesgericht in Celle, Dr. Wasser bei dem Landgericht Lin Berlin, Gittler bei dem Amtsgericht in Myslowitz, Dr. Her⸗ mann van Biema bei dem Landgericht in Hannover, Henry bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bonn, Rhode bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Bochum, Dr. Lübbe bei dem Amtsgericht in Wandsbek, Da vidsohn bei dem Amtsgericht in Passenheim und Eisenhardt bei dem Amtsgericht in Mühlhausen i. Th.
Die Amtsgerichtsräte Levy in Beuthen i. Os-Schl. und Speichert vom Amtsgerichte Berlin⸗Tempelhof und der 2 Justizrat Radermacher in Aachen sind ge— torben.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
Dem Kreisbauinspektor, Baurat von Bandel in Berlin ist die Bauinspektion V im Geschäftsbereich der Ministerial⸗ baukommission und dem Bauinspektor, Baurat Kern in Berlin die Kreisbauinspektorstelle Berlin III im Geschäftsbereich der Regierung zu Potsdam übertragen worden.
Der Regierungsbaumeister Bock in Essen ist zum Wasser⸗ ,, bei der dortigen Kanalbaudirektion ernannt worden.
Bekanntmachung.
Zum Andenken des am 28. Juli 1883 auf Jächia verstorbenen
Malers Adolf 2 aus Berlin haben dessen Geschwister, Herr
hilipp Ginsberg in Verlin und Frau von Boschan, geborene Gins⸗ erg, in Wien, eine Stiftung errichtet, welche den Namen
„Adolf ⸗Ginsberg⸗Stiftung“ trägt.
Der Zweck der Stiftung ist, jungen befähigten Malern deutscher Abkunft ohne Unterschied der Konfession, welche ihre akademische Studienzeit absolviert und davon mindestens das letzte Semester die Königliche akademische i m für die bildenden Künste zu Berlin besucht haben, durch Verleihung von Stipendien die Mittel für ihre weitere Ausbildung, entweder in Meisterateliers, oder auf auswärtigen Akademien, oder durch Studienreisen ins Ausland zu gewähren.
Die Stipendien sollen vorwiegend Malern zugute kommen, doch sollen in besonderen Ausnahmefällen auch hervorragend begabte junge . berücksichtigt werden dürfen. (5 1 des Statuts der Stiftung.
Das Stipendium, welches der Regel nach in vierteljährlichen Raten gezahlt werden soll, wird nur auf ein Jahr bewilligt, darf jedoch jwei Jahre hintereinander, aber nicht länger an denselben Bewerber bewilligt werden. R 4 des Statuts)
Bel den Bewerbungen, giöelch' an den Direktor der Hochschule für die bildenden Künste ju Berlin zu richten sind, sind folgende Schriftstücke einzureichen:
1 ein vom Bewerber verfaßter kurzer Lebenslauf,
Y) amtliche 2. über die Absolvierung der akademischen Studien und über Führung, Fleiß und Befähigung des Bewerbers. Erforderlichenfalls haben die Bewerber diesen Nachweis durch Vorlage ihrer Studienarbeiten oder durch Probearbeiten vor dem Direktor der , a, . Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin zu fübren. .
Die Stipendiaten sind verpflichtet, über ihren Aufenthalt und ihre Tätigkeit an den Direktor der Königlichen akademischen Hoch— schule für die bildenden Künste zu Berlin quartaliter Bericht zu er— statten und außerdein mit Ablauf des zweiten Quartals an die König⸗ liche akademische Hochschule für die bildenden Künste eine Studien. arbeit mäßigen Umfangzz (entweder eine Studie nach der Natur, oder eine Kopie nach einem hervorragenden Werke der älteren Kunst) einzu⸗ liefern, welche Eigentum derselben wird. (5 19)
Bei mangelhaftem Fleiße oder schlechter Führung des Stipendiaten kann demselben das Stipendium durch das Kuratorium entzogen werden. (6 11.)
Das Stipendium beträgt etwa 1700 ½ und wird für die Zeit vom 29. Dezember 1906 bis dahin 1907 verliehen.
Geeignete Bewerber haben ihre Gesuche mit den in Vorstehendem geforderten Attesten bis zum 15. Oktober d. J. an den unterzeichneten e, . des Kuratoriums einzureichen.
Berlin, den 28. Juli 1906.
Der Vorsitzende des Kuratoriums der ‚Adolf⸗Gineberg⸗Stiftung“. A. von Werner, Direktor der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste.
Personalveränderungen.
stöniglich Preußische Armee.
Offiziere, Fähnriche usß. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Odde, an Bord des Dampfers „Hamburg“, den 27. Jult 1906. Prinz Oskar von Preußen Königliche Hoheit, Lt. im 1. Garderegt. 3. F. und à la suite des 3. Gardegren. Landw. Regts., auch à la suite des Gren. Regls. König Wilhelm J. (2. Westpreuß) Nr. 7 gestellt. v. Gon tard, Oberstleutnant und Fluͤgeladjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, unter Be— lafssung in, der Stellung als Obergouverneur des jüngsten Sohnes Seiner Majestät, des Prinzen Joachim von Preußen Koͤnig⸗ liche Hoheit, von dem Verhältnis als Obergouverneur des Prinzen Oskar von Preußen Königliche Hoheit enthoben. Gr. v. Soden, Dauptm. und dlensttuender Flügeladjutant Seiner Majestät des Kaisers und Königs, unter Belassung in dem Verhältnis als Flügel⸗ adjutant Seiner Majestät, zum militärischen Begleiter des Prinzen Oskar von Preußen. Königliche Hoheit, Frhr. v. Senden, Major im Großen Generalstabe, kommandiert als Militärattachs bei der Botschaft in Madrid und bei der Gesandtschaft in Lissabon, zum diensttuenden Flügeladjutanten Seiner Majestät des Kaiseis und Königs, — ernannt.
XIII. (Röniglich Württembergisches) Armeekorps.
Offiziere, Fähnriche usp. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und BVersetzungen. Im aktiven Heeren 21. Juli. v. Martin, Oberst beim Stabe des Inf. Regt3s. König Wilhelm J. Nr. 124, kommandiert zur Dienstleistung beim Bekleidungsamt des Armeekorps, zum Vorstand des Bekleidungsamts ernannt. Ferling, Oberstlt und Bats. Kommandeur im 4. Inf. Regt. Nr. 112 Kaiser Franz Joseph von Oefterreich, König von Ungarn, zum Stabe des Inf. Regts. König Wilhelm J. Nr. 124, Roschmann, Major und Bats. Kommandeur im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, K
von Preußen Nr. 120, in das 4 Inf. Regt. Nr. 122 Kaiser in Joseph von Desterreich, König von Ungarn, — ö,, bbinghaus, überzähl. Major aggreg. dem Inf. Regt. König Wilhelm J. Nr. 124, unter Versetzung in das Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König von Preußen, Nr. 120 jum Bat. Kommandeur, Schneider, Hauptm. und Militärlehrer am Kadettenhause in Karls⸗ ruhe, unter Enthebung von dem Kommando nach Preußen, jum Komp. Chef im Gren. Regt. König Karl Nr. 123, Winke, überzähl. Hauptm, im 4. Inf. Regt. Nr. 122 Kaiser e, Joseph von Oester⸗ reich, König von Ungarn, Wintterlin, überzähl. Hauptm. im Inf. Regt. Kaiser Friedrich, König von Preußen Nr. 125, — zu Komp. Chef, — ernannt. Gramm, Lt, im 10. Inf. Regt. Nr. 180, von Breuning, Lt. im Gren. Regt. Königin Olga Nr. 119, — zu Oberlts., vorläufig ohne Patent, befördert. Sothmann, Lt. im 9. Inf. Regt. Nr. 127, in dem Kommando nach Preußen behufs Dienstleistung beim Telegraphenbat. Nr. 1 vom 1. Oktober d. J. ab auf ein weiteres Jahr belassen. Frhr. v. Ober länder, Königl. preuß. Oberstlt., beauftragt mit der Führung des Ulan. Regt. König Karl Nr. 19, zum Kommandeur dleses Regts. ernannt. Schmidt, Unteroff. im Inf. Regt. Kaiser Wilhelm, König n . Nr. 120, zum Fähnr. befördert. ö. Im Beurlaubtenstande. 21. Juli. Befördert: Eberle (Stuttgart), Lt. der Res. des Eisenbahnregts. Nr. 2, zum Oberlt. ; zu Lts. der Res.: die Visefeldwebel bzw Vizewachtmeister: Krug, Gräsle, Rueff (Stuttgart), des Gren. Regts. Königin Olga Nr. 119 . (Stuttgart), des 4. Inf. Regts. Nr. 122 Kgiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn, Schimpf gin des Gren. Regts. König Karl Nr. 123, Haug (Stuttgart), ihlmeyer (Ravensburg), des Inf. Regts. König Wilhelm 1. Ur. 124, Nübling (Um), des Ulan. Regts. König Karl Nr. 19, Sch mückle (Eßlingen), des 3. Feldart. Regts. Nr. 45, Za rtmann Etug ge 3 r . Nr. .. ieds bewilligungen. Im aktiven Heere. 21. Juli. v. Schempp, Oberst und Vorstand des Bekleidungsamts des Armee⸗ korps, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs unter Verleihung des Charakters als Gen. Major mit Pension zur Disp. gestellt. . Beurlaubtenstande. 21. Juli. Cronemeyer (Reut⸗ lingen), Lt. der Res. des 10. Inf. Regts. Nr. 180, der Abschied
bewilligt. Beamte der Militärverwaltung.
13. Juli. Vogel (Ellwangen), Unterapotheker der Landw. 1. Aufgebot, Dr. Berblinger (Horb), Herbst, Graf (Heilbronn), Liedtke (Eßlingen), Schneider (Gmünd), Untergpotheker der Res. — zu Oberapothekern ernannt. Krick (Ulm), Oberapotheker der Landw. 2. Aufgebote, der Abschied bewilligt.
15. Juli. Steck, Intend, Sekretär von der Korpsintend, zum Geheimen expedierenden Sekretär im Kriegsministerium, Moser, Kanzleirat, Intend. Registrator von der Korpsintend., zum Geheimen Registrator im Kriegsministerium, Weidelener, Unterzahlmstr., zum Inkend. Registrator bei der Korpsintend, — ernannt.
Faiserliche Marine.
Offiziere us1p. Ernennungen, Beförderungen, Ver— setzunger usp. 19. Juli. Befördert: die Korv. Kapitäns: Ja sper,. Kommandeur der 4. Matrosen⸗Art. Abteil, Hebbing⸗ haus, Marineattachs bei der Botschaft zu Washington, — zu Freg. Kapitäns; die Kapitänltg.: v. Natzm er, Erster Offizier S. M. Schulschiffes „Stein“, v. Restorff, Nav gationsoffizier S. M. Linlenschiffes „Preußen“, Köthner, Führer der 2. Komp. der 2. Torpedo Abteil — zu Korv. Kapitäns; die Oberlts. zur See; Wendt vom Stabe S. M. Linienschiffe Kurfürst Friedrich Wilhelm Schultze (Erich) vom Stabe S. M. Schul⸗ schiffes Stosch; Rehder vom Stabe S. M. Schulschiffes . Marg. — zu Kaxpitänlts,.; die Lts. zur See: Jenetzky vom Stabe S. M. Linienschiffes Lothringen. Zander Von der 1. Torpedoabteil., zu. gleich Manöperflottille, Wi ckel vom Stabe .S. M. großen Kreuzers Prinz Adalbert“, — 6 Oberlts. zur See; v. Mau beuge, Fähnr. zur See von S. M. Linien flffff Kaiser Friedrich III., unter Verleihung eines Patentes vom 530. Mart d. J. zum Lt. zur See; Müller (Ruds ph), Marineingen. vom Stabe S M. Linienschiffs ‚Hessen“, zum Marineoberingen; Dr. Ahrens, Marine assist. Arzt vom Stabe S. M. Linienschiffs Elsaß', zum Marine oberassist. Arit, Windhga nus, Marineunterarzt von der Marsnestation der Ostsee, zum Marineassist. Arzt. Briggleb, Korv, Kapitän z. D, Assist. des Ausrüstungsdirekterz der Werft zu Wilhelmshaven, Sch liebs, Marineoberingen. von der 1. Werftdiv., — mit der gesetz⸗ lichen Pension, der Aussicht auf Anstellung im Zivildienst und der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform der Abschied bewilligt.
Aichlamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. Juli.
Laut Meldung des, W. T. B.“ ist S. M. Flußkanonen⸗ boot „Tsingtau“ am 25. Juli von Kweishien nach Nanning e , abgegangen.
S. M. Kbt. „Luchs“ ist vorgestern in Tschinkiang (2 . . und geht übermorgen von dort nach
usung ab.
S. M. Kbt „Iltis“ ist gestern in Futschau eingetroffen. S. M. S. „Hansa“ ist gestern von Amoy nach Hongkong in See gegangen.
Der heim kehrende Transport der von S. M. SS. „Bussard“ und „Seeadler“ abgelösten Besatzungen an Bord des Reichspostdampfers „Markgraf“ ist vorgestern in Aden eingetroffen und hat gestern die Heimreise über Suez—⸗ Port Said fortgesetzt.
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause machte gestern der Unterstaatssekretär Robertson Mitteilung von den Absichten der Regierung hin⸗ sichtlich des neuen Flottenbauprogramms. Er erinnerte, „W. T. B.“ zufolge, daran, daß das ursprüngliche Programm 4 anzerschiffe, 5 Hochseetorpedobootszerstörer, 12 Küstentorpedobootszerstörer und 12 Unterseeboote vor⸗ gesehen habe und daß beabsichtigt gewesen sei, die 4 Panzer⸗ schiffe nach dem Dreadnought⸗Typ zu bauen. Dieses Pro⸗ inn sei im November aufgestellt und seitdem sorg⸗ ältig geprüft worden. Es sei die einstimmige Ueberzeugung der Admiralität, daß es in folgender Weise einzu⸗ schrän ken sei: Statt 4 Panzerschiffe der Dreadnought⸗ Klasse sollten nur 3 gebaut werden, anstatt 5 Hochsee— torpedobootszerstörer nur 2 und anstatt 12 Unterseeboote nur 8. Die Zahl der Küstentorpedobootszerstörer solle un⸗ verändert bleiben. Die Gesamtausgabe hätte nach dem früheren Programm 9 340 9000 Pfd. Sterl. betragen, während sie sich nach dem neuen Programm auf 6 800 000 Pfd. Sterl. stelle.
Nachdem der Unterstaatssekretär im weiteren Verlauf seiner Rede auf die Haager Konferenz, die Erklärungen Sir Edward Greys und die vom Unterhause in dieser Frage angenommene Resolution Bezug genommen, sagte er, daß alle diese Dinge der Regierung und der
. Admiralität vor Augen geschwebt hätten. Die Regierung wolle in den 'önig
Jahren 1907 und 1808 anstatt mit dem Bau von vier Panzerschiffen
zu beginnen, wie ursprünglich beabsichtigt war, nur deren zwei auf den Voranschlag setzen, dabei aber vorbebalten, daß ein drittes . werden solle, wenn die Haager Konferenz zu keinem Ergebnis bezüglich einer Ginschränkung der Rüstungen führen sollte; außerdem werde die Anfangsbaurate der Schiffe so niedrig bemessen, daß erst gegen Ende de Fingnijahres zu ihrem Bau geschritten werden könnte. Auf diese Weise betone die englische Regierung, daß sie von aufrichtigen Ab— sichten beseelt sei und den Wunsch habe, die Rüstungen zu vermindern. Der Unterstaatssekretär besprach zum Schlusse die Gerüchte über Meinungsverschledenheiten, die in der Admiralität bezüglich der ge— planten Verringerung der Aufwendungen für Flotten zwecke bestehen follen. Die Marinesachverständigen dieser Behörde, erklärte Robertson, hätten die Ausführung des abgeänderten Programms empfohlen. Die Prüfung der allgemeinen internationalen Flottenverhältnisse habe sie öberzeugt, daß das Gleichgewicht der Machtverhältnisse zur See durch die Verminderungen nicht werde erschüttert werden. Es sei Grund vorhanden, zu glauben, daß jener Fortschritt in den neuen Flottenbau— programmen der fremden Mächte nicht eingetreten sei, den die u fl vorausgesetzt habe, als sie das ursprüngliche Programm aufstellte.
Das konservative Mitglied Lee sprach sich gegen eine Einschränkung der Rüstungen aus. Seit dem ursprünglichen Programm sei eine Besserung in den internationalen Bejiehungen Englands nicht ein— etreten. Die Frage der Abrüstung sei von dem Programm der .
onferenz ausgeschlossen worden. Die Mehrzahl der ministeriellen Redner billigte fodann die Politik der Regierung. Balfour sprach die Meinung aus, daß der Weg, den die Regierung eiggeschlagen habe, nicht der Weg sei, der zum Frieden führen werde, und stellte die Erklärungen der Regierung äber die Vermehrung der Leistungsfähigkeit und die Stärke der Flotte und der Armee den Erklärungen der Regierung über die Einschränkung der Rüstungen gegenüber.
Der Premierminister Campbell⸗Bannermann führte aus; auf die Angehörigen des Marineamts, die der Marine angehörten, sei lein Druck ausgeübt worden. Diese hätten vielmehr unter Bexück⸗ sichtigung der Lage der Regierung erklärt, daß das, was zetzt in Vorschlag gebracht sei, zur Aufrechterhaltung der erforderlichen Slärke der Flotte genüge. Er bekämpfe nicht den Zwei Mächte Maßstab, er frage sich aber, zb bei der Berechnung dessen, was von Frankreich und Deutschland ge— baut werde, nicht vielleicht auch Kombination mitspiele, England werde bis zum Jahre 1909 die einzige Macht sein, die Schiffe von der Dreadnought-⸗Klasse habe, und zwar werde England in dem ge— nannten Jahre deren vier besitzen, während andere Mächte erst mit dem Ban folcher Schiffe beschäftigt sein würden. Weder Frankreich noch Deutschland noch irgend eine andere Macht ständen England gleich, was Schnelligkeit und. Billigkeit der Schiffs⸗ bauten anlange. „Niemand hier wünscht«‘. sagte der Redner, daß die Flotte schwach sei. Wir alle sind bestrebt, wie nur irgend jemand, die Leistungsfähigkeit der Flotte aufrechtzue halten, die Leistungssähigkeit wird aber nicht durch Uebertreibung gesichert. Der Premierminister gab dann nochmals dem Wunsche der Regierung Ausdruck, dem Wettkampfe in den Rüstungen ein Ende zu machen, und trat dafür ein, da England seine Bereitwilligkeit dazu zeige.
Hierauf wurden die Voranschläge vom Hause einstimmig angenommen.
Rußland.
Nach der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ betrugen die gewöhnlichen Staatselnnahmen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres 8377 Millionen Rubel, gegen 7832 Millionen in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Einnahmenachweisungen sind jedoch noch unvollständig. Die Staatsbahnen ergaben im April d. J. an Einnahmen 13 Millionen, das ist 74 Millionen mehr als im April 1905, und im Mai d. J. 36 Millionen oder 33 Millionen mehr als im Mai 1905 und im Juni d. J. 38,4 Millionen oder 1 Millionen mehr als im Juni 1905. Die Gesamteinnahmen der Staatsbahnen im ersten Halbjahr beliefen sich auf 212.4 Millionen gegen 211,4 Millionen im gleichen . raum des Vorjahrs. In den Sparkassen wurden im Mai d. J. I7 Millionen und im Juni 13,55 Millionen Einzahlungen gemacht, gegen 6,4 bezw. 7,7 Millionen in den beiden Monaten des Jahres 1905. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 1906 128 Millionen eingezahlt, gegen 325 Millionen in dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
J Serbien.
Die Regierung hat der Skupschtina die Gesetz⸗ entwürfe vorgelegt, durch die sie zum Abschluß von Handelsprovisorien mit dem Auslande ermächtigt wird. Der Finanzminister hat, „W. T. B.“ zufolge, einen Kredit von 500 060 Dinaren angefordert, um neue Wege und 3 für die Ausfuhr heimischer Produkte ausfindig zu machen.
Amerika.
Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ aus Washington sind die Ausführungsbestimmungen des Ackerbau⸗ sekretärs Wilson zu dem neuen Gesetz über die Unter⸗ suchung der Fleischprodukte für den innenstaatlichen und ausländischen Handel gestern veröffentlicht worden. Diese Bestimmungen halten sich genau an die Ratschläge, die von den maßgebenden Persönlichkeiten, betreffend gesundheitliche Rücksichten und den Gebrauch von Konservierungsmitteln, er⸗ teilt worden sind.
Asien.
Wie das „Reutersche Bureau“ meldet, stehen die türkisch⸗ ägyptischen Kommissare zur Feststellung der streitigen Grenze noch bei Rafah. Die türkischen Delegierte wollen nichts davon wissen, daß die Pforte früher in die Festsetzung einer geraden Grenzlinie von El Akaba nach El Arisch als Basis der Grenzberichtigung eingewilligt habe, und wünschen, die Grenze, wie sie nach dem Zeugnis der Beduinen über⸗ liefert ist, festzustellen.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Die Arbeitestörung auf dem Umbau des Kaiser hofes⸗ vgl. Nr. 176 d. Bl) ist, der „‚Voss. Ztg.“ zufolge, beseitigt. Rö Arbeiter haben gestern die Arbeit wieder aufgenommen. Durch Vermittlung der von den Arbeitern gewählten Kommission ist, eine Einigung dahin erzielt worden, daß in Zukunft keine Streikarbeit der Glaser mehr auf dem Bau zugelassen wird. Auch soll dafür gesorgt werden, daß die Ueberwachung der Arbeiter durch Kriminalbeamte, die infolge vorgekommener Biebstahlsfälle eingeführt wurde, eingestellt wird? Urber die Entschädigung der Arbeiter wegen des entgangenen Verdienstes sollen noch Verhandlungen stattfinden.
In Frankfurt a. M., haben der „Frkf . Itg.“ zufolge, die Ver. handlungen, die zwischen der Lohnkommission der streikenden Dach⸗ decker vgl. Nr. 175 d. Bl.) und der Innung gepflogen wurden, zu einer Einigung geführt. Es wurde ein Mindeststundenlohn von 58 3 vereinbart, außerdem soll jeder Dachdecker und Hilfsarbeiter eine Zu⸗ lage von 5 erhalten. Der Mindeststundenlohn zwar seither 55 3
Dle Arbeitszeit foll im Sommer 9 Stunden, im Winter 8 Stunden
betragen. In einer Versammlung der Streikenden wurden die Ab⸗
machungen nach langer Debatte gegen eine Stimme angenommen.
Vie Arbtit wird, wenn auch die Innung ihre Zustimmung erteilt,
, . aufgenommen. Der Tarif hat bis 1. April 1908 ültigkeit.
In Cöln wurden nach demselben Blatt am Donnerstag laut Beschluß der freien Vereinigung der Arbeitgeber im Dachdecker und Bauklempnergewerbe fast sämtliche Arbeiter dieser Branche ausgesperrt. (Vgl. Nr. 175 d. Bl.) Die. Entlassenen, die arbeitswillig sind, konnten sich sofort wieder zur Wiederaufnahme der Arbeit im Bureau der Vereinigung melden. Eine heute stattfindende Generalversammlung des Arbeitgeberverbandes im Baugewerbe wird über die allgemeine Aussperrung der Arbeiter im gesamten Bau— gewerbe Beschluß fassen.
Der Ausstand der organisierten Nieter bei dem Sägewerk Brügmann im städtischen Hafen zu Düsseldorf ist, laut Meldung der „Köln. Itg.“, durch beiderseitiges Entgegenkommen beendet. (Vgl. Nr. 175 d. Bl.)
In Dresden ist, nach demselben Blatte, ein vor vierzehn Tagen ausgebrochener Ausstand bon 2100 Dachdechern beendet. Sie errelchten sofortige Lohnerhöhung und weitere Steigerung sowie Ver⸗ kürzung der Arbeitszeit vom nächsten März ab.
Aus Leipzig wird der ‚Voss. Ztg.“ , Der Vorstand des Verbands deutscher Buchbindereibesitzer, die Vorstände der Streikleitungen in Berlin, Leipzig und Stuttgart unter- zeichneten gestern einen Vertrag, nach welchem der alte Tarif mit kleinen Aufbesserungen bis 1911 weiterläuft. Die Vereinbarungen enthelten folgende Bestimmungen: Der Arbeitgeberverband erkennt die Koalitions⸗ freiheit an; der Tarifvertrag von 18903 wird mit einigen Aenderungen bis Juli 1911 verlängert; die Lohnerhöhungen stellen sich vom 1. No⸗ vember ab für gelernte Buchbinder, die mindestens sechs Jahre im Betriebe sind, in Berlin von 48 auf 50, in Leipzig von 465 auf 458, in Stuttgart von 44 auf 465 H die Stunde, für Spezialarbeiter in Berlin von 51 auf 53 5. Vom 1. Januar 1908 ab erfolgt eine weitere Ethöhung von 2 Z; weibliche Arbeiter erhalten vom 1. No⸗ vember ab 2 3 die Stunde mehr. — Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am Montag (9gl. Nr. 172 d. Bl..
In Budapest haben, wie -W. T. B.“ meldet, die Bäcker⸗ gehilfen erklärt, sich dem Mühlenarbeiterstreik anschließen ju wollen, falls bis Montag die Mühlenbesitzer die Forderungen der Mühlenarbeiter nicht bewilligen (ogl. Nr. 175 d. Bl).
Kunst und Wissenschaft.
Die archaisch-griechischen Skulpturen im Berliner Alten Museum.
Vor kurzem konnte hier berichtet werden, im Berliner Alten Museum seien die neueingerichteten Säle eröffnet worden, worin sich die Skulpturen des fünften und vierten vorchristlichen Jahrhunderts sowie der bellenistischen Zeit befänden. Nunmehr ist dem Publikum auch der kleine Oberlicht aal übergeben worden, in den statt der früher hier aufgestellten Renagissancebildwerke die archaisch⸗griechischen Skulpturen verbracht worden sind. .
Der Saal ist für das Studium der Kunstgeschichte von eminentem Werte, denn fast jedes Stück repräsentiert für seine Art einen der ersten Versuche, die betreffende bildnerische Aufgabe zu löfen. Mag es dabei mehrfach an der Schönheit im landläufigen Sinne mangeln, so wird doch ein aufmerksamer Beobachter erkennen, wie hier die frische künstlerische Kraft des Griechenvolkes mit genialer Sicherheit das Wesentliche in den verschiedenen künstlerischen Problemen erfaht und mit untrüglichem Stilgefühl aus der Fülle der Er⸗ scheinungen die typischen Formen ausgewählt hat und wie auf diesem Fundament sich der Bau der griechischen Kunst erheben konnte.
Dem Eintretenden gegenüber ist an der Querwand das lakonische Heroenrelief aus Chrysapha angebracht, das das thronende Ahnenpaar zeigt, wie es von den ganz klein gebildeten Verehrern Opfergaben: einen Hahn, Granaläpfel und Blumen empfängt. Bel diesem dem sechsten Jahrhundert v Chr. angehörigen Werke ist zu bewundern, wie der Künstler in einem von Natur unregelmäßig umgrenzten Raum die Gruppe der sitzenden Heroen und der stehenden Menschen untergebracht hat, so zwar, daß die ganze Oberfläche des Steins ausgefüllt und ausgenutzt ist; dann sehe man, wie durch den Größenunterschied auf das naivste die göttliche Ueber⸗ legenheit der Heroen über die winzigen Adoranten wiedergegeben ist; dazu kommt die Sicherheit, mit der der Melßel in dem harten lakonischen Marmor die scharfen Formen des Throns herausgearbeitet hat, wie auch die Personen so hart stilisiert sind, und die Bewegungen, fo hölzern sie erscheinen, doch durchaus lebenswahr und glaubhaft gegeben sind. Die Schwierigkeit, zwei Personen hintereinander im Relief anzubringen, hat den Meister schein bar nicht sehr betrübt; er hat den Grund nur immer mehr vertieft, sodaß die Personen, in flache Schichten zusammen— gepreßt, nebeneinander sitzen; auch der Reiz der Farbe muß ursprüng— lich voll zur Geltung gekommen sein, denn z. B; war gewiß der Schleier, den die Heroine mit der Linken lüftet, bestimmt, ebensowohl den' Grund zu füllen, wie für das weiß gemalte Profil der Frau einen wirkungsbollen Hintergrund zu geben. Sind hier alle Fragen, die bei der Aufgabe gestellt werden, eine Malerel auf Stein durch Plastik in ihrer Wirkung zu erhöhen, spielend gelöst; so zeigt die Statue eines FJüngings aus Naxos die griechische Kunst im Ringen mit dem Irundproblem aller Bildhauerei: einen stehenden unbekleideten Mann nach allen Seiten frei und in körperlicher Rundung aufzustellen. An' einer unübersehbaren Reihe der sog. Apollofiguren läßt sich der allmähliche Fortschritt von den robusten Versuchen über den Apoll von Tenea hinweg bis zu den freibewegt:n Statuen des fünften Jahr hunderts verfolgen. Der Jüngling von Naxos zeigt die Entwicklung fo weit gelangt, daß die Beine gelöst sind, das linke Bein vorgesetzt ist, beide Sohlen fest auf dem Boden . der Rumpf sst gerade aufgerichtet, die Arme hängen steif herah und die geballten Fäufte liegen fest am Oberschenkel an; der Kopf sieht geradeaus, die Mugkulatur, namentlich der Extremitäten, verrät Naturbeob⸗ achtung i, den älteren, lediglich nach der Erinnerung gebildeten Versuchen. Wie der an unserem Exemplar ab⸗ gebrochene Kopf ausgesehen haben mag, lehrt. der daneben aufgeftellte Kopf aus Perinth. Der rechts stehende archaisierende Kopf aus Florenz lehnt sich an eine etwas jüngere Kunststufe an, auf der daß Haar in Buckellöckchen stilisiert wird und die Gesichts⸗ formen sich schen bedeutend der natürlichen Erscheinung nähern.
Als Gegenstück zu dem Jüngling ist die Statue einer Frau aus Klelnafien aufgestellt, die in reichen Gewand ruhig dasteht, das Geficht geradeaus gerichtet, in der vor der Brust gehaltenen linken Hand ein' Steinhuhn; mit der herabhängenden Rechten rafft sie das Hewand. Bie Aufgabe war hier, die Formen des weiblichen Körpers durch das faltige Gewand, auf dessen Pracht die Trägerin gleichermaßen stolz war, nicht völlig zu verdecken. Es ist dem Künftler böllig gelungen, diese Schwierigkeit, an deren Lösung die griechische Kunst mit immer wechselndem Gelingen unablãässig ge⸗ arbestet hat, fo zu überwinden, daß das Gewand an den wesentlichen Partien des Leibes fest anliegt, sich sonst in freiem Faltenwurf darüber legt und der Körper wie seine Hülle beide zu ihrem Rechte kommen. Auch hier müßssen einzelne Köpfe helfen, den fehlenden Kopf der Statue in Gedanken zu ergänzen. Die Frauenstatue atmet in jeder Linie frischh Erfindung und natürliches Formen. gefühl; die Statue Nr. 578 lehxt daneben, wie die einmal gefundene Form allmählich zum Schemä wird und in geistloser Wieder ˖ holung erstarrt. .
Neben diefer charmanten“ Frauenfigur nehmen sich freilich die drei Sitzstatuen gus Milet etwas langweilig und schwerfillig aus, doch sagt man sich zu ihrer Eatschuldigung, daß es behäbige, reiche Jonier sind, die in ihrer feisten Wülde kaum charakteristischer dargessellt werden konnten. Wenigstens will es uns bedünken, daß eine in den Athenischen Mitteilungen des Archäologischen Instituts jüngst veröffentlichte Statue aus Samos, die so einen Grundherrn
stehend und genau in dem Stil unserer Sitzfiguren abbildet, längst nicht so sprechend die satte Behaglichkeit des Joniers aus dem sechsten Jahrhundert wiedergibt.
Porträts zu geben war gewiß die Absicht der Känstler bei diesen genannten statuarischen Werken; doch hat man sich lange mit an⸗ deuten der typischer Gestaltung auch der Gesichtsüge begaügt. Ginen wirklichen Porträtkopf individuell und lebensvoll zu bilden, war der attischen Kunst vorbehalten; ein glänzendes Beispiel und wohl den ersten vollauf gelungenen Versuch der Art besitzt die Sammlung in dem Kopf aus der früheren Sammlung Sa bouroff, der sich mit seinem hellen Marmorton wirkungsvoll von der grünen Wand abhabt, eingerahmt von dem rötlichen Stein des Postaments und einiger Ja⸗ schriften, und noch gehoben von dem schwarzlichen Blau des Sockels. Hier ist alles lebendige Beobachtung: das Knochengerüst unter der straff gespannten Haut, das weit offene Auge, das kurz geschorene Haar und der Stoppelbart, und das alles unbeschadet der großzůgigen Stilisierung der älteren attischen Kunst.
Außer diesen und einigen andern figürlichen Werken, unter denen das Grabrelief eines Mädchens und ein schon dem fünften Jahrhundert angehöriges Frauenköpfchen noch besonders zu er— wähnen sind, hat man in dem Saale eine Reihe Inschriften mit den schönen charaktervollen archaischen Buchstaben angebracht; im übrigen ist der Raum durch Architekturstücke gefüllt. In der Mitte steht ein Tisch mit den vier als Doppel voluten gebildeten Scken eines Altars aus dem Delphinion zu Milet. Andere Voluten auf niedrigen Postamenten zeigen die Entwickelung dieser Kunstform von plumpen Wülsten bis zu den straffen Hohlkehlen der Altarvoluten und über sie hinaus zu noch zierlicheren Gebilden. Eine Marmorschranke, mit Rosetten und einer Sphinx in Relief geschmückt, Bruchstücke von Säulen, der Rest eines hocharchatschen Eierstabes sind weiterhin zwischen die Skulpturen verteilt.
Wie in einer Konzertrezension dem Komponisten der Platz vor dem reproduzierenden Künstler gebührt, so durften auch hier erst nach den griechischen Originalen die Nachbildungen des soge⸗ nannten Typhon und zweier Stierköpfe von der Akropolis zu Athen, Werke der dänischen Bildhauerin Frau A. M. C. Nielsen genannt werden. Die Originale verbieten unmittelbare Gips- abformung durch die Art des Materials, des weichen Kalktuffes und durch die bedeutenden Reste der Bemalung. So hat sich Frau Niellen der Aufgabe unterzogen, die schönsten Werke der alt⸗attischen Porecs⸗ kunst freihändig nachzubilden und sie hat die Aufgabe mit dollendeter Meisterschaft gelöst. Nicht nur ist der Formen⸗ charakter durchaus stilgerecht gekroffen, sondern auch das poröse Material ist zum Verwechseln getreu nachgeahmt worden. Die angesichts der Origingle aufgetragenen Farben sind chemisch identisch mit den im sechsten Jahrhundert v. Chr. gebrauchten Pigmenten und geben genau den zunächst fremdartigen Eindruck dieser bemalten Plastik wieder. Unwillkürlich fällt das Auge des Eintretenden zuerst auf die Dreigestalt des Typhon mit den vergnügt grinsenden Menschen⸗ köpfen und den friedlich zusammengeringelten Schlangenleibern, aber bewundernd steht man vor der grandiosen Wildheit der beiden Stier⸗ köpfe, Bruchstücke von Gruppen, die einen Stier von Löwen über— fallen und ihnen erliegend darstellen. B. 8.
Auf der Sächsischen Kunstausstellung Dresden 1906 (Brühlsche Terrasses wurden neuerdings folgende Werke von Kunst—⸗ freunden erworben: das Oelgemälde ‚Jollenführer in Hamburg“ von Friedrich Hörnlein sowie die Radierungen „Hofkirche von Neustadt aus“ und Blumenmarkt an der Kreuzkirche von Walter Zeising.
Im Archiv für Rassen⸗ u. Gesellsch. Biol. (3. Jahrg, 1906) bespricht F. W. R. Zimmermann die polnische Zuwanderung in das Herzogtum Braunschweig nach den Fest— stellungen über die Muttersprache bei der Volkszählung vom J. Dezember 1900. Nach seinen Ausführungen hat sich die polnisch! Rassenmischung in einem verhältnismäßig breiten Zuge über daz bislang im wesentlichen rein deutsche Gebiet Ferdreitet und in ihm festgesetzt. Da diese Zuwanderung, die sich in lhre ganzen Umfange erst in dem letzten Drittel oder auch Viertel des vorigen Jahrhunderts vollzogen hat, in einem verhältnismäßig kleinen Zeitraum erfolgt ist und nach Lage der Sache auch nicht an⸗ zunehmen ist, daß sie bereits ihren Abschluß erreicht hat, wird man ihr für die Folge in den beteiligten Kreisen eine besondere Be— achtung schenken müssen. Es steht danach zu erwarten, daß bezüg⸗ lich der fraglichen Verschiebung in den Bevölkerungsverhäͤltnissen daß notwendige Material für die wissenschaftliche Erforschung der örtlichen Verbreitung der einzelnen Sprachen und Rassenmischungen ohne weiteres zur Verfügung gebracht wird, damit die Wissenschaft in die Lage versetzt werde, die Entwickelung für ihre Zwecke in be⸗ friedigender Weise zu verfolgen und zu ergründen.
Verkehrsanstalten.
Unter dem Vorsitz des ungarischen Ministers des Innern Grafen Andrasfy sind, wie . W. T. B.“ berichtet, gestern in Bu dapest im Beifein von Vertretern kontinentaler Schiffahrtsgesellschaften die Vorarbeiten zur ,,, . internationalen Schiffahrts⸗ gesellschaft Fiume — New York beendet worden.
Theater und Musik.
Das Deutsche Theater hat die „Herzöge von Genua“ von Leo Greiner, „Katharina von Armagnac? von Vollmoeller, Ein halber Held“ von Herbert Eulenberg zur Aufführung in der nächsten Spielzeit angenommen. Hugo von Hofmannsthal beendet gegenwärtig ein neues Drama, dessen Aufführung im Deutschen Theater für den November vorgesehen ist.
In der Morwitz⸗Oper im Sch il lerthegter O wird morgen nachmittag bei halben Preisen „Der Freischütz', Abends Carmen“ aufgeführt. Am Montag geht bei halben Preisen Die Zauberflöte“ in Szene. Am Dienstag setzt Heinrich Bötel sein Gastspiel als Manrico im ‚Troubadour“, Donnerstag als Lyonel in Martha“ und nächsten Sonntagabend al „‚Postillion von Lonjumeau“ fort Am Mittwoch wird „Fidelio“ am Freitag Carmen.? und am Sonnabend „Der Rattenfänger von Hameln“ gegeben. Für nächsten Sonntag⸗ nachmittag ist (bei halben Preisen) . Zar und Zimmermann“ angesetzt.
Im Schillertheater N. finden in der nächsten Woche die letzten Anffüährungen von Franz Adam Beyerleins Zapfenstreich⸗ statt. Um vielfachen Wünschen nachzukommen, hat die Direktion sich entschlossen, dies Stück als letzte Vorstellung vor den Ferien am nächsten Sonntagnachmittag zu geben. Nächsten Sonntagabend findet ein einmaliges Gastspiel der Morwitz⸗Oper statt; gegeben wird Meyerbeers Afrikanerin⸗. Eintrittzkarten sind von Mittwoch ab ohne Vorverkaufsgebühr im Schillertheater N. zu haben.
Im Lustspielhausel war der Beginn des Gastspiels Harry Waldens für den 1. August geplant, jedoch wurde infolge kes sich stetig fteigernden Besuchs des Lustspiels „Unsere Käte, das am Donnerstag vor ausverkauftem Hause in der bekannten und bewährten Besetzung die 265. Aufführung erlebte, der Termin der Erstaufführung von .Spatzenllebe“', in der Harw Walden die männliche Hauptrolle spielen wird, erst auf den 15. August festgesetzt. — Der Gastspiel⸗ bertrag mit Herrn Albert Paul wurde his zum 14. August verlängert. Bis dahin geht allabendlich ‚Unsere Käte in Szene.
Das Zentraltheater wird am Mittwoch, den 1. August, mit einer Aufführung der „Fledermaus“ wieder eröffnet. Wie früher, ver⸗ bleiben auch bis auf weiteres die Vorstellungen zu halben Preisen am Montag und Mittwoch. Die Winterspielzeit beginnt am 15. Sep⸗ tember mit der Neuheit 1001 Nacht'.
Wo ist der Papa?“ („Ou est done papa?“), eine Buflleske in drei Akten von Fean Kolb und Alexis Caille, deutsche Bearbeitung von Benno Jacobsen, wird im Trianontheater in der ersten Hälfte der neuen Spielzeit zum ersten Male in Szene gehen.