1906 / 183 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Aug 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Außerdem finden landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche, kultur technische ꝛc. Exkursionen in die nähere Umgebung sowie in die be⸗ nachbarten Provinzen und in das Ausland (Belgien, Holland, England) statt.

Die Lufnahmen neu eintretender Studierender be ginnen am Montag, den 15. Oktober, und finden bis einschließlich Montag, den 5. November 1906, statt. Später eintreffende Studierende haben die Genehmigung zur nachträglichen Immatrikulation bei der Univerität, unter Angabe der Gründe ihrer verspäteten Meldung, schriftlich bei dem Kurator der Universität nachzusuchen.

Die Tandwirtschaftlichen und kulturtechnischen Vor— lesungen beginnen am Montag, den 22. Oktober, die geodätischen am Montag, den 29. Oktober 1906.

An der Akademie werden sowohl Landwirte wie Kultur— techniker und Geodäten (Landmesser) ausgebildet. Die Land⸗ wilte können nach zweijährigem Studium eine Abgangsprüfung (Diplomprüfung) ablegen, welche sie zu Lehrer⸗ bezw. Direktorstellen an landwirtschaftlichen Winterschulen und Ackerbauschulen sowie zur Erlangung von Beamtenstellen bei den Landwirtschafts kammern, landwirischaftlichen Vereinen ꝛc. befähigt; die mit Maturitãts⸗ zeugnis versehenen Landwirte werden nach dreijährigem Studium zur Staatsprüfung für Lehrer der Landwirtschaft an Landwirtschaftsschulen zugelassen. Außerdem kann die „wissen⸗ schaftliche Pnrüfung für Tierzuchtinspektoren' abgelegt werden. Alle in Preußen öffentlich angestellten Land messer müssen die Land messerprüfung nach den ergangenen Bestimmungen abgelegt baben. An der Akademie besteht eine Königliche Prüfungskommission für Landmesser. Mit der Prüfung für Landmesser ist diejenige für Kustur techniker verbunden; letztere kann aber auch getrennt von der ersteren stattfinden.

Die an der Akademie aufgenommenen Studierenden werden bei der Universität Bonn immatrikuliert und genießen alle Rechte von Universitäͤtsstudenten.

Neu eintretende Studierende haben bei der Meldung zur Auf⸗ nahme außer den Rachweifen über Schul⸗ und Berufsvorbildung ein Sittenzeugnis von der Polizeibehörde ihres letzten Aufenthalts⸗

beizubringen, Minderjährige außerdem eine Einwilligungs⸗ e Kommen die Stu⸗

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r' Akademie nicht verbunden. demiker wohnen in Privathäusern. Wohnungen mit und köstigung, den verschiedensten Wünschen und Anforderungen entsprechend, find in ausreichender Zahl vorhanden. .

Die Miele für zin Zimmer beträgt monatlich etwa 20 (6, mit Beköstigung 60 und darüber. Mittagstisch im Restaurant kostet 60 3 und' mehr. Die Kosten für den gesamten Unterhalt eines Studierenden stellen sich bei mittleren Ansprüchen etwa auf 100 bis M monatlich, also im Jahr (für 8 Studienmonate) auf rund S00 bis 1000 M (ohne Studienhonorar).

Das Studienhonorar beträgt 120 für jedes Halbjahr und muß im Anfange des Semesters entrichtet werden. Bei nachgewiesener Bedürftigkeit und Würdigkeit kann das Honorar innerhalb der zulässigen Zahl von Freistellen ganz oder teilweise zurückerstattet werden uch werden an einzelne, durch Fleiß und Wohlverhalten sich auszeichnende bedürftige Studierende seitens des Ministeriums (in der Regel mit Honorarfreiheit verbundene) Stipendien gewährt.

Auf Anfragen wegen Eintritts in die Akademie ist der Unter⸗ zeichnete gern bereit, jedwede gewünschte nähere Auskunft zu erteilen. Pa di pekte und Stundenpläne versendet das Sekretariat der Akademie auf Ansuchen kostenfrei.

Bonn, im Juli 1906.

Der Direktor der Königlichen Landwirtschaftlichen Akademie.

Kreusler, Geheimer Regierungsrat.

Per sonalver änderungen.

Königlich Preußische Armee.

Offijiere, Fäbnriche uswn. Ernennungen, Beförde— rungen und Ver se g ngen. Im aktiven Heere. Kattegat, 36. Juli. Grunig, Doberst z. D, zuletzt Kommandeur des 3. Nieder⸗ schlef. Inf. Regts. Nr. 50, zum Kommandear des Landw. Bezirks II Hamburg ernannt. ;

Aus der bisherigen Ostasiat. Besatzungsbrig. ausgeschieden und in der Armee angestellt: vom 2. Ostasiat. Inf. Regt. Schäffer, Hauptm. und Komp. Führer, als aggregiert beim 4. Magdeburg. Inf. Regt. Nr. 67, Retzlaff, Oberlt., im 1. Elsäss. Pion. Bat. Rr 15, v Malachowski, Oberlt., im Großherzogl. Mecklenburg. Füs. Regt. Nr. 90. . .

Mark, Major und Bats. Kommandeur im 2. Ostasiat. Inf. Regt. der bi berigen Ostasiat. Besatzungsbrig,, aus dieser Brig. behufs Rücktritiz in Königl. baver. Militärdienste ausgeschieden. v. Rund⸗ stedt, Ct im 1. Nassau. Feldart. Regt. Nr. 27 Oranien, in das 2. West preuß. Feldart. Regt. Nr. 265, v. Schuli', Hauptm. und Rom. Chef im Telegraphenbat, Nr. 1, in das Luftschifferbat, Knappe, Hauptm. und Komp. Chef im Eisenbahnregt. Nr. 3, in das Telegraßbenbat. Nr. J, versetzt. Schule, Hauptm. im Gisenbabnbat. der Schutztruppe für Südwestafrika, scheidet mit dem 31. d. M. aus dieser Schutztruppe aus und wird mit dem 1. F. M. als Komp. Chef im Eisenbahnregt. Nr. 3 angestellt.

Swinemünde, an Bord des Dampfers Hamburg“, 31, Juli. v. Ben nigfen, Oberlt. im 2. Bad. Bren. Regt. Kaiser Wilhelm ]J. Nr. 110, von dem Kommando zur Dienstleistung beim J. Seedat. enthoben. ö

Abschiedsbewilligungen. Imaktiven Heere. Kattegat, 30. Juli. v. Kehler, Haupim. und Komp. Chef im Luftschiffer⸗ bat, in Genehmigung seines Gesuches mit der gesetzlichen Pension zur Dip. gestellt und gleichzeitig bei den Res. Offizieren des Bats. wiederangestellt. v. Liebermann, Lt. im 9. Rhein. Inf. Regt. Rr. I66, Jonkheer v. Schmidt auf Altenstadt, Lt. im 2. Westfal. Fel dart. Regt. Nr. 22, mit der gesetzlichen Pension der Abschied bewilligt.

Im Beurlaubtenstan de. Kattegat, 39. Juli. Gr. v. Bernstorff, Rittm. der Res. des Regts. der Gardes du Corps (III Berlin), mit der Erlaubnis zum Tragen der Regts. Uniform, Mülter, Oberlt. der Res. des 8. Lothring. Inf. Regts. Nr. 159 I Berlin), mit der Erlaubnis zum Tragen der Armeeuniform, Heine, Li. der Landw. Kap. 1. Aufgehots (Wiesbaden), mit der gesetzlichen Pension und der Aussicht i. Anstellung im Zivildienst, der Abschied bewilligt.

Königlich Sächsische Armee.

Offirie re, Fähnriche usw. Ernennungen, Beförde⸗ rungen, Versetzun gen usw. 27. Juli. v. Ehrenthal, Oberst und Kommandeur des 1. (Leib) Gren. Regts. Nr. 109, vom 309. Juli d. J. ab jzur Vertretung des beurlaubten Kommandeur der 3. Inf. Big. Nr. 47 nach Lelpzig kommandiert, Seeger, Oberlt. z. D. und Bezirksoffiier beim Landw. Bezirk Plauen, unter Verleibung des Gbarakters als Hauptm., Fortgewãhrung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubnis jum Tragen der Uniform des 9. Inf. Regts. Rr. 133 der Abschied bewilligt. .

25. Juli. v. Kirch bach, Hauptm., bis 31. Jull d. J. Komp. Chef im 3. Feld- Regt. der Kaiserlichen Schutztruppe für Südwest⸗ afrika, mit dem 1. August d. J. in der Armee, und jwar als Hauptm. und Komp. Chef im 7. Inf. Regt. König Georg Nr. 106, wieder angestellt.

Im Sanität skorps. Dr. Wel z, Oberarjt, bis 31. Juli d. J. in der Kasferlichen Schutztruppe für Südwestafrika, mit dem 1. August d. J in der Armee, und jwar im 12. Inf. Regt. Nr. I77, mit einem Parent bom 27. Ottober igos P wiederangestellt.

3 .

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Bear te der Militärverwaltung. Durch . des Kriegsministeriumz. 30. Juli. Kleine, Garn. all Oberin fr. in Riesa, anläßlich seiner Ver⸗ setzktng in den Ruhestand der Charakter als Garn. Verwalt. Direktor verliehen. . gKaiserliche Marine. Königl. württemberg. Lt. im ttemberg) Nr. 119, kommandiert zur Dienftleistung bein 1. Seebat. nach erfolgtem Ausscheiden aut dem XIII. (Königl. Wärtt nwberg Armeekorps mit dem 15. August 1906 als Lt. mit Pa Im JS. Dfktober 180 A im I. Seebat. angestellt.

Kattegat, 30. Juli. Gren. Regt. Königin Age

e Schutztruppen.

t Durch ,

om mando der utz tru pp verwalt. Insp,, mit n tz Bereiche der Heeres verwal kung (als in Duüsseldorf) aus der Schutztruppe

NVwogereiß: Seine Exzellenz der Staats⸗ und Justizminister Dr. Beseler, mit Urlaub nach Süddeutschland.

iner Gen

N Hhlamtliches.

Den tsches Reich.

PrenFsen. Berlin, 4. August.

Laut Meldung des W. T. B.“ ist der heim kehrende Transport der von S. M. SS. „Bussard“ und „See⸗ adler“ abgelösten Besatzungen mit dem Reichs postdampfer „Markgraf“ am 2. August in Port Said eingetroffen und hat gestern die Reise na a fortgesetzt. ;

S. M. S. „Planet“ ist auf der Ausreise nach der australischen Station gestern in Batavia eingetroffen und geht am 7. August von dort nach Makassar (Celebes) n e,

S. M S. „Seeadler“ ist am 2. August in Kilwa ein⸗ getroffen. U

S. M. Flußkbt. Tsingtau“ ist am 2. August von Kweishien nach Wuchom abgegangen.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staatsanzeigers- wird eine Zusammenstellung der Berichte von deutschen Fruchtmärkten für den Monat Juli 1906 veröffentlicht.

Swinemünde, 4. August. Ihre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten nd, W. T. B. zufolge, heute, Mittags 12 Uhr, von *r nach der Wildparkstation bei Potsdam abgereist.

Bayern.

In der Kammer der Abgeordneten gab gestern bei der Beratung des Eisenbahnetats der Verkehrsminister von Frauend or fer mehrere Erklärungen ab. Der Minister führte u. a., „W. T. B. zufolge, aus:

Ein Projekt für den Uebergang der bayerischen Bahnen zum elektrischen Betrieb sei fertig; über die Ausnutzung aller Wasserkrãfte Bayerns müsse ein einheitliches großzügiges Projekt durch einen Fach⸗ mann allerersten Ranges aufgestellt werden; die Eisenbabnverwaltung könne bierin nicht allein vorgehen. Der Minister wies die Behauptung, daß zwischen Bayern und Württemberg in Eisenbahnfragen unfreund⸗ liche Beziehungen herrschten, zurück. Eisenbahngemeinschaften abluschließen fei Bavern bereit, wenn sie Vorteil brächten, aber nicht auf Kosten der Selbständigkeit Baverng. Die von einem sozialdemo⸗ kratischen Redner gemachte Bemerkung, Preußen sei ein sozialpolitisches Kamerun, bedauere er, der Minister, aufs tiefste; Bavern habe in Berlin das größte Entgegenkommen gefunden, besonders bei der Frage der Malnkanalisation. Zu einer Eisenbahngemeinschaft mit Bayern habe Preußen kaum ein Bedürfnis; Bayern würde aus einer solchen Gemelnschaft nicht gleiche Vorteile erzielen wie Hessen; auch könne die baverische Regierung sich nicht zu einer solchen Entäußerung ihrer Selbständigkeit entschließen.

Großbritannien und Irland.

Wie „W. T. B.“ aus London meldet, ist dort gestern bekannt gegeben, daß der König Eduard am 14. d. M. nach dem Festlande abzureisen und in Cronberg mit dem Kaiser Wilhelm zusammenzutreffen gedenkt.

Das Oberhaus nahm gestern die zweite Lesang der Unter⸗ richts bill einstimmig an. Die Redner der Opposition kündigten, W. T. B... zufolge, an, daß sie in der Herbstsession viele ein⸗ schneidende Abänderungsanträge stellen würden.

In der gestrigen Sitzung des Unterhauses gab in Erwiderung auf eine Anfrage der Staatz sekretãr Sir Edward Grey die Erklärung ab, daß die neuen dem Generalinspektor der chinesischen Zölle erteilten Instruktio nen nicht im Widerspruch mit den Versicherungen der chinesischen Regierung zu stehen schienen, nach denen die gegenwärtige Verwaltung * wie früher fortgeführt werden foll. Man habe ferner keinen Grund, die Meldung über den beabsichtigten Rücktritt von Sir Robert Hart für zutreffend ju balten. Eine länger Debatte trat ein bei, der Beratung der Bestimmungen des Gesetzes, betreffend die Handels⸗ streitigkeite n. Ginem Zusatzantrag, den Sir Charles Di! ke stellte, und der die Unterstätzung der Aibeiterpartei und vieler Liberalen fand, wurde von der Regierung widersprochen; bei der Abstimmung wurde dieser Antrag mit nur 127 gegen 122 Stimmen abgelehnt. Im welteren Verlauf der Beratung brachte der General- staatzanwalt Lowson Walton den Antrag ein, daß an Stelle der ursprünglichen Bestimmung, nach, der das Ver⸗ mögen einer gewerblichen Vereinigung zur Befriedigung von

adenersatzansprüchen für ungesetzliche Handlungen während eines Tußzstandes nicht herangezogen werden darf, wenn diese Handlungen ohne Ermächtigung der Vereinsleitung begangen sind, ein neuer Para graph in das Gesetz aufgenommen werde, nach dem gewerbliche Ver⸗ einigungen, sei es von Arbeitnehmern oder Arbeitgebern, zum Schadenersag für ungesetzliche Handlungen während eines Ausstandes überhaupt nicht herangezogen werden dürfen. Nach erregter Debatte, die mit dem Verlassen des Sitzungssaales seitens der gesamten Oppo— sition endete, wurde dieser Abänderungsantrag angenommen.

Rußland.

Der Admiralstab gibt über die gestern gemeldete Meuterei an Bord des Kreuzers „Pamjat Asowa“ folgende Einzelheiten bekannt: In der Nacht vom 1 auf den 2. August traf der Kapitänleutnant . einen ihm unbekannten Matrosen auf Dec verstegt, der sich bei näherer Unterfuchung als ein verkleideter Agitator entpuppte. Gleich darauf fielen zwei Schüsse, durch die ein Schiffs⸗ fähnrich verwundet wurde. Der inzwischen durch einen Offizier geweckte Kommandant und die anderen Offiziere fanden, als sie auf Deck eilten, nur unbrauchbar gemachte Gewehre; gleichzeitig erlosch die elektrische Beleuchtung. Beim Andeck⸗ kommen wurden die Offiziere mit Schüssen empfangen, wobei der Kommandant Losinski einen Schuß in die Brust erhielt und mehrere Leutnants verwundet wurden. Angesichts der offenen Meuterei versuchten die Offiziere in einer Barkasse, die sie zu Wasser ließen, zu entfliehen. Durch Geschützfeuer von? Bord wurde das Boot aber unbrauchbar gemacht und zwei weitere Offiziere wurden verwundet. Die übrigen Sffiziere gewannen schwimmend das Ufer, wo sie sich im Walde vor den sie verfolgenden Meuterern versteckten. Der „Pamjat Asowa“ eröffnete sodann ein starkes Feuer auf die ihn begleitenden kleinen Kriegsschiffe, die sich der Meuterei nicht angeschlossen hatten. Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ ist das Torpedoboot Rr. 106, das sich geweigert hatte, dem Panzerkreuzer, Pamjat Asowa“ zu folgen, nach, Reval durch gebrochen. Die Mannschaften der übrigen Kriegsschiffe im Revaler Hafen sind an Land gegangen und haben im Walde Schutz gesucht. Den Kreuzer „Abrek“ hat die Mannschaft am Ufer auflaufen lassen. Auf dem „Posypesch ni hat die Besatzung die Feuer gelöscht und das Schiff voll Wasser laufen lassen.

Angesichts der Lage in St. Petersburg hat. der Präfekt beschlossen, die Herausgabe der Zeitung „Rjetsch“, des Organs der konstitutionellen Demokraten, zu untersagen.

Der Ausstand in St. Petersburg nimmt, wie die „St. Petersburger Telegr⸗Agentur“ meldet, immer größeren Umfang an. ĩ is

Bie meisten Fabriken des Wyborger Bezirks haben feit gestern nachmittag den Betrieb eingestellt. Die Angestellten der Straßenbahn und der Flußdampfer haben sich den Ausständigen angeschlossen. Die Bahnhöfe sind militärssch stark besetzt, auch die militärische Bewachung der Straßen und öffentlichen Gebäude, darunter der Post⸗, der Telegraphen⸗- und Telephonämter, ist erheblich verstärkt worden; die Newa wird Nachts von einem auf der baltischen Werft liegenden Kreuzer aus durch Scheinwerfer beleuchtet. Die in St Petersburg ankernden Keiegsschiffe und Jachten erhielten Befehl, sich in voller Kampfbereitschaft zu halten,

In Gusowka ist es infolge des Ausstandes der Hüttenarbeiter zu Zusammenstößen gekommen. In der Nacht zu Freitag waren die Führer der Ausstandsbewegung verhaftet worden. Als die Arbeiter hiervon Kenntnis erhielten, rotteten sie sich zusammen und machten den Versuch, ihre Kameraden zu befreien. Hierbei kam es zu einem Zusammen⸗ stoß mit dem Militär, bei dem mehrere Personen verletzt und die Rädelsführer festg nommen wurden.

Aus Helsingfors lauten die letzten Nachrichten be⸗ ruhigender. Wie die St. Petersburger Telegr⸗Agentur“ mitteilt, sind die telegraphischen und die Eisenbahnverbindungen wiederhergestellt. Alle Zweige der Verwaltung geben sich die größte Mühe, wieder geordnete Verhältnisse herzustellen, sodaß bie Stadt bedeutend ruhiger geworden ist. Einige Hundert junge Leute haben der Polizei * Dienste zur Herstellung der Ordnung angeboten. Unter Führung der Polizei bemüht sich diese Buͤrgerwehr, die die, Weiße Garde“ genannt wird, den Ausstand zu verhindern. Ungeachtet der Forderung der Roten Garde, den Straßenbahnverkehr einzustellen, dauert dieser unter Bewachung der Weißen Garde fort. Letztere wurde gestern von der Roten Garde aus dem Hinterhalt beschossen und erwiderte das Feuer. Beim Eingreifen von Militär wich die Rote. Garde zurück. Ein zweiter Zusammenstoß erfolgte in der Nähe des Bahnhofs. Die von der Roten Garde genährte Erregung unter den Arbeitern hält an. Sweaborg ist in den Händen des Kom⸗ mandanten. Auf den Forts herrscht wieder Ordnung. Nach den letzten Feststellungen wurden während der Unruhen in Sweaborg und auf den umliegenden Inseln ein Qberst sowie 10 Soldaten und drei Zivilpersonen getötet und 35 Personen schwer und 40 leicht 2 Von den weiteren eldungen aus Rußland seien die folgenden hervorgehoben: In Kronstadt ist, „W. T. B.“ ,. Kontireadmiral Beklemytschef den Wunden,

ie er im Kampfe gegen die Meuterer erhielt, erlegen. In Samara fiel der Gouverneur einem Bom benanschlag zum Opfer. Der Täter wurde verhaftet.

Türkei.

Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.⸗Korr.⸗ Bureaus“ ist das Abkommen zwischen der Pforte und der Dette publique über die Kontrolle und den Empfang der Einnahmen aus der dreiprozentigen Zollerhöhung ab⸗ geschlossen.

Serbien.

Die Skupschtina nahm in ihrer gestrigen Sitzung das

gi. betreffend die Ermächtigung der Regierung zum Ab⸗ schluß von Handelsvertragsprovisorien, mit 82 gegen 40 Stimmen sowie die Vorlage, betreffend die Bewilligung von 500 000 Fr. für die Ausfindigmachung neuer Handelswege, an.

Bulgarien.

Die gegen die Griechen gerichtete Bewegung in der Provinz ist wieder im Wachsen begriffen. Am Donnerstag wurde, dem „Wiener K. K. Telegr.-⸗Korresp.- Bureau“ zufolge, auch in Dobritsch die griechische Kirche von Bulgaren besetzt, ebenso mehrere griechische Klöster in anderen Orten. In Phi⸗ lippopel und Stanimaka werden für die nächste Zeit neue Kundgebungen vorbereitet. Wie die Blätter melden, bewaffnet sich die dortige griechische Bevölkerung, um, falls neue Aus⸗ schreitungen vorkommen sollten, sich selbst zu verteidigen. Der beurlaubt . griechische Agent Zalakostas, der von der griechi chen Regierung zurückberufen worden ist, ist in Sofia eingetroffen, um wegen der antigriechischen Aus⸗

schreitungen bei der bulzarischen Regierung Vorstellungen zu

erheben.

Nr. 31 der Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom J. August 1906 bat folgenden Inhalt: HYersonalnachricht. Gesundheitsstand und Gang der Volkskrank⸗ beiten. Zeitweilige Maßregeln ge en Pest. 6 gegen Pocken. Mitteilungen aus Britisch. Ostindien, 150304. Gesetz gebung usw. Deutsches Reich) Gerichtliche Untersuchungen menschlicher Leichen. (Preußen) Krankenfürsorge, Uebertragbare Krankheiten. Desterreich. Rotes Kreuz. (Bukowina. ) Heilserumbe handlung. Schweiz Kant. Zärich) Genickstarre. (Kant. Bern) Desgl. Frankreich) Jugendliche Fabrikarbeiter 2c Belgien.) Pharmakopöe. Apotheken. Arzneimittel. Gefährliche Betriebe. (Luxem⸗ burg. Deffentliche Gesundheit. Brltisch⸗ Südafrika. Tranghaal· kolonie) Aerzte ꝛc. Ordnung. (Philippinen) Opium. (Ver- einigte Staaten von Amerika.) Nahrungsmittel. Tierseuchen in Aegypten, 1. Vierteljahr. Küstenfieber in Britisch Südafrika.

üweilige Maßregeln gegen Tierseuchen. (Desterreich)ẽl Ver⸗ e, n. von fee , Körperschaften, Vereinen, Kongressen ufw. (Frankreich) Tuberkulose. Vermischtes. (Deutsches Reich.) Grkrankungen 2c. in Krankenhäusern einiger Großstädte, 1804. Kinderheilstätten an den deutschen Serif, 1905. (Bayern. München.) Medizinalstatistische Mitteilungen, 1904 und 1905. Großbritannien und Irland) Untersuchungen von Nahrungsmitteln in Irland, 1904. . Gesundheitsstand, 1904. Vereinigte Staaten von Amerika, ersey) Geburten ꝛc, 1904. Rhode Jeland. Desgl. (Chile) Schutzpockenimpfung, 1904 GHefchenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Srten mit 40 009 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Srädten des Auslandeg. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. , in deutschen Stadt und Landbezirken. Ritterung. Grundwasserstand und Bodenwärme in Berlin und

München, Juni.

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SEtatiftik und Volkswirtschaft.

Der 47. Genossenschaftstag des Allgemeinen Verbandes Fer deutschen Erwerbs und Wirtschaftsgenossenschaften

wird in den Tagen vom 20. bis 24. August in Cassel tagen. Die Tagesordnung steht mit einer Fülle wi tiger und interessanter Fragen aus den verschiedenen Gebieten des Genossenschaftswesens hinter den Tagezordnungen früherer Genossenschaftstage nicht zurũck.

Von den alle Arten von Genossenschaften gemeinsam betreffenden Angelegenheiten wird ein Vortrag über die Entwicklung und Aufgaben der Verbandsrevision besonderem Interesse begegnen. Der Allgemeine Genossenschaftstag, der im vorigen Jahr Leitsätz. zur Neuregelung des We selprotestverfab rens aufstellte, wird in diesem Jahre Stellung ju dem Gesetzentwurf, betreffend den Wechselprotest, nehmen. Gin Antrag wird den Ge- nossenschaflken empfehlen, die Bilanzvorschriften des 5 2651 Nr. 123 des B. G-B. statutarisch vorzusehen. Ein Vortrag wird die Erfahrungen behandeln, die bieher mit dem deutschen w, . gemacht worden sind, ein weiterer die 1 mit den Handwerkergenossenschaften in der

raxis.

Bei den Spenialverbandlungen der Kreditgenossenschaften wird die Aufstellung von Grundsätzen für die Behandlung der Giro—= verbindlich keiten beantragt werden; ein weiterer Antrag wird sich mit der Frage beschäftigen, welche Arten von Kreditgewährungen bon der . des 5 49 Nr. 2 des Genossenschaftsgesetzes betroffen werden. Ein Vortrag wird wichtige Rechtsfragen aus dem Spar kassenverkehr bebandeln. Mit Rücksicht auf die große wirt⸗ saftliche Entwicklung der Kreditgenossenschaften und die erhöhten Ansprüche, die man an ihre Leistungsfählgkeit mehr und mehr zu stellen pflegt, wird ein Antrag besonderes Interesse erregen, der den Hen fr die Anstellung kaufmännisch geschulter Kräfte im Vorland und Aufsichtsrat sowie die Abhaltung regelmäßiger Geschäftestunden und Erledigung aller Geschäfte in Gegenwart zweier Vorstandsmitglieder dringend anrät und weitere 3 im Interesse gesunder Entwicklung des Geschäftsbetriebs aufftellt.

Den Konsum vereinen werden Grundsätze für die Divi⸗ dendenverteilung empfoblen werden. Außerdem wird man Stellung ju den vom Verbande der Lagerhalter aufgestellten Mindest⸗ forderungen der Lagerhalter nehmen. Zwei Vorträge werden sich mit der Notwendigkeit der , r, ,,,, und den für die Konsumpereine in Betracht kommenden gewerblichen Be⸗ stim mungen befassen. .

Den Baugenossenschaften wird die gleichmäßige , . eines einbeitktichen Bilanzschem as empfohlen werden. . wird die Frage bebandelt weiden, wie diejenigen Baugenossenschaften, welche Häufer um Eigentumserwerb für die Genosfen bauen, die spekuülative Ausnutzung des Eigentumserwerbs durch die Genossen am besten verhindern können. -

In der Revisorenkonferen wird ebenfalls eine Reihe wich⸗ tiger Fragen erörtert werden, j. B. die Buchführung auf losen Konten, die Deckung von Verlusten bei Vorhandensein einer Spezialreferve. Ein Vortrag wird die Trennung der Dividenden in den Konsumvereinen für Warenhandel und Produttien behandeln. Die Konferen wird ferner die Frage be⸗ schäftigen, ob Bilanzen der Genossenschaften stets so zu veröffent⸗ lichen find, wie sie sich vor der Verteilung des Reingewinns eder Beseitigung dez Verlustes durch entsprechende Abschreibungen ergeben.

Aut dem wie allsährlich gelegentlich des Allgemeinen Genossen⸗ schaftstages erscheinenden Jahrbuch des Allgemeinen. Verbandes der deutschen Erwerbs. und Wirtschaftsgenossenschaften; lassen wir bereits beute einige statistische Zahlen hier folgen, die den Nachweis einer nicht unerheblichen Steigerung des Geschäͤstsbetriebes der dem Allge⸗ meinen Verbande angehörenden Genossenschaften erbringen.

Von den jur Zeit dem Allgemeinen Verbande angeschlossenen 863 Kreditgenossenfchaften haben 921 zur Statistik berichtet, die 539 593 Mitglieder aufweisen. Die Gesamtsumme der gewährten Kredite und Prolongationen betrug im abgelaufenen Geschãfts jahr 2934 318 336 46 Das Gesamtbetrlebskapital belief sich am Jahres⸗ schluß auf 1051221 II7 4; hiervon entfielen auf das eigene Ver mögen 232 233 143 A (Geschäftsguthaben und Reservefonds), auf fremde Gelder S5s S987 974 * Die Gesamtaktiven betrugen 1109 089 454 M, der Gesamtunsaßz 9 882 020 493 4

Von den dem Allgemeinen Verbande angeschlossenen 26 Konsum⸗ verelnen haben 266, die einen Bestand von 238 997 Mitgliedern aufweisen, zur Statistik berichtet. Diese haben in 477 eigenen Lagern einen Verkaufgerlös von 58 134 755 ½ erzielt. Das ge n, , kapital betrug 10 851 3645 66 und bestand aus 7 188 590 4 eigenem Vermögen und 3 6652 776 aufgenommenen fremden Geldern. Der Reingewinn belief sich auf 6 231 170 4 .

ee haben sich 141 Baugenossenschaften mit 35144 Mitgliedern an der Statistik beteiligt. Seit der rm en dieser Genossenschaften wurden 3645 Häuser erbaut. Davon entfallen auf das Jahr 1965 322 Häuser. Dem eigenen Vermögen der Genossen⸗ schaffen (Geschäftsgulhaben und Reservefonde in Höhe von 15 853 983 M flanden 67 5662 228 46 fremde Gelder gegenüber, sodaß sich das Sefamtbetriebskapital auf 78 516 216 belief.

Rentenanträge und ibre Erledigung bei der Landes versicherungsanstalt Berlin im ersten Halbjahr 1906.

Nach den Amtlichen Mitteilungen der Landes versicherungsanstalt Berlin' wurden im ersten Halbjahr 1806 bei dieser 3228 In⸗ validen ren tenanträge gestellt, neben denen noch 662 aus dem Vorjahr übernommene zu erledigen waren. Bewilligt wurden, in diesen 8 Monaten 2498 Invalidenrenten, während 575 An traͤge abgelehnt, 59 anderweit erledigt wurden und 758 Ende Jun noch nicht erledigt waren. Alters renten anträge wurden im ersten Halbjahr 155 neu gestellt, und 28 waren aus dem Vorjahr

übernommen worden. Die Verwaltung bewilligte 139 Altersrenten; 24 3 ] 2 abgelehnt, 4 anderweit erledigt und 34 in das zweite Halbjahr übernommen.

Die Zahl der in den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres neu Aingegangenen Invalidenrentenanträge ist fast. dieselbe geblieben wie in den Vorjahren, dagegen haben die Bewilligungen um 8, 1 do gegen daz Vorjahr abgenommen, und die Ablehnungen sind um 50 oso zeffiegen. Beinerkengwert ist, daß noch bestehende Erwerbsfähigkeit in der Mehrzahl der Fälle, bei beiden Geschlechtern, die Ablehnung der Rentenanträge veranlaßte. Im einzelnen waren die Gründe der Ah= leßnung von Invaftdenrentenan trägen im ersten Halbjahr 1906 folgende:

Männer Frauen

Erlöschen der Anwartschast. 381 Noch bestehende Erwerbsfäbigkeit . 181 Nichterfüllung der Wartezeit... 27 Herbeiführung der Invalidität durch

d 17 1 Sonstige Utsachen 5 16

Zusammen .. 311 264

Bei den Altersrentenanträgen sind gegen die Vorjahre keine wesent⸗ lichen Veränderungen eingetreten.

Am 1. Juli d. J. liefen noch 23 936 Invaliden, 1415 Kranken⸗ und Wgz Asteterentes. zu sammen 27 851 Renten, wäbrend 1740 be,

willigte Indaliden⸗ 2737 Kranken, und 3698 Altersrenten, zusammen 21175 Renten bis Ende Juni d. J. in Wegfall gekommen sind.

Zur Arbeiterbewegung.

Vom Verband der Schneider war ju Donnerstagabend eine öffentliche Verfammlung der Berliner Herrenkanfektions schneider einberufen worden, um, wie die ‚Voss. Ztg.“ be⸗ richtet, jum Lohnkampf der Elberfelder Ausständigen in ihrem Fache Stellung zu nehmen, sowie über zu ergreifende Maßregeln zur Abwehr bon Ausftandtzarbeiten der hiesigen Konfektignäre zu beraten. Wie der Hauptredner ausführte, hätten die Elberfelder Schneider u. a. eine Lohnerhöhung von 10 v. H— gefordert, die nen auch ohne weiteres bewilligt worden sei. Als sie Ie. eine schriftliche Festlegung der einzelnen Forderungen verlangt hätten, sei das entschieden abgelehnt worden. Einige 100 Paletots (Stapel ware) hätten hier in Berlin untergebracht werden sollen; dies sei jedoch ohne besondere 6 . verhindert worden; selbst die Zwischenmeister hätten diese zurückgewiesen, als sie gesehen hatten, daß es Ausstandsarbelt sei. Hier in Berlin seien es drei Firmen, die hauptsächlich immer während der auswärtigen Kämpfe Ausftandsarbeiten vermittelten. (Die Firmen wurden namhaft gemacht) Hierju wurde eine Erklärung eingebracht und von den Versammelten einstimmig angenommen, in Ter sie den ausständigen Giberfelder Konfektlonsschneldern die größte Sympathie aussprechen und sie sich mit deren Bestrebungen, der Erringung höherer Löhnen, solidarisch erklären. Weiter wurde von der Leitung bekannt gemacht, daß eine Lobnbewegung vorbereitet werden solle. (Vgl Nr. 179 d. Bl.).

ur Aussperrung der Dachdecker⸗ und Bauklempner⸗ gesellen in Cöln erfährt die r th daß 480 Arbeiter von der Aussperrung betroffen seien. ie Bachdeckerarbeiten werden viel⸗ fach von den Gesellen im Akkord ausgeführt. Vor dem dortigen Gewerbegericht klagte eine Anzahl Gesellen auf Wiedereinstellung behufs Fertigstellung der übertragenen Akkordarbeit bezw. Zahlung einer Entschädigung von 60 Die Verurteilungen erfolgten den Klageantrãgen gemãß.

Der Ausstand der Hafenarbeiter bei der Holzhandlung Junker ia Dässeldorj sowie bei der Firma Düsseldorfzr Holitontor ist, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, durch den Abschluß eines neuen Lohntarifs beendet worden. (Vgl. Nr. 189 d. Bl)

126 Firmen des westfätischen Tabakindustriebezirks, der den Regierungsbezirk Minden und die angrenzenden Bezirke um- faßt, gründeten, wie der Hann. Cour. erfährt, aus Anlaß des an⸗ dauernden Streiks einen westfälischen Zigarrenfabrikantenverband.

Ein allgemeiner Ausstand der Werstarbeiter wird, wie dem Berl. Tagebl. telegraphirt wird, in Köel befürchtet. Auf den Werf ten bon Stocks, Kolbe und der Neuen Werft streiken die Zimmerleute 216 Lohndifferenzen. Sämtliche Werften haben die Forderungen der Arbeiter bisher abgelehnt. ö

Der allgemeine Ausstand in der Erfurter Holzindustrie und dem Tischlergewerbe ist, wie W. T. B.“ meldet, gestern durch beiderseitige e, , n. eines Lohntarifs mit dreijähriger Dauer beigelegt worden. (Vgl. Nr. 166 8. Bl)

In Le ipjig wurde, wie der Frikf. Ztg. gemeldet wird, gestern in einer von eiwa 2000 Personen besuchten Versammlung der Mit⸗ glieder des Deutschen Senefelder⸗ Bundes über den gegen⸗ wärtigen Stand der enn, der Erch omen und Steindrucker berichtet ie Situation wurde als besonders günstig für die Gehilfen beijeichnet. In einer einstimmig angenommenen Resolution lehnten es die Ver⸗ sammelten ab, nach dem Angebote des Schutz verbandes deutscher Steindruckereibesitzer in die Aibeitsstätte zurückzukebren. Die Aus. gesperrten seien nicht früber gewillt, die Arbeit wieder aufjunehmen, bis die in allen Streik., und Aussperrungsorten gestellten Forderungen bewilligt seien.

Da nunmehr auch die Schmiede der Eisenacher Fahrieug:⸗ fabrik in den Ausstand getreten sind, ruht, wie dasselbe Blatt anf, 9 Mute Betrieb. Es feiern rund 1400 Arbeiter. (Vgl.

6 mt b. m

Kunft und Wissenschaft.

In der Jahresversammlung der Schweizer Naturforschenden Ge— sellschaft hat in dieser Woche der Konservator Bächler in St. Gallen zum ersten Male vor der Deffentlichkeit Aufschluß gegeben über die: Höhlenfunde, die unter seiner Leitung in der Nähe des durch Scheffels Ekkehard! berühmt gewordenen Wildkirchle im Appenzeller Land gemacht worden sind. Dag Wild⸗ kirchle, die Klause Ekkebards, liegt 15060 m über Meer schon früber sind in der großen Wildkirchle Höhle, die die Verbindung mit der noch höher gelegenen Ebenalp dar⸗ stellt, Ueberreste von Tieren fue e, worden, eine planmäßige wiffenschaftliche Forschung blieb aber Bächler vorbehalten. Es sind, nach der Frankf. Ztg., rund 690 Stücke ans Tageslicht gebracht: einesteils jablreiche schlecht geratene Steinwerkjeuge von Höhlenmenschen, andererseifs Knochen von Höblenbären, Höhlenlswen, Höblenpanthern und Alpenwölfen. Am zahlreichsten sind die Ueberreste von Höhlenbären. Die Steinwerkzeuge sind sebr einfach, durchweg nur auf einer Seite bearbeitet; sie bestehen vornehmlich aus Quarj, der in der nãchsten Umgebung vorkommt, doch fehlen auch Feuersteinstũcke nicht. Die Werkzeuge sind sehr llein; das größte erreicht eine Länge von 8,3 em bei 65 em! Breite und 1,, em Dicke, Bächler nimmt als fest⸗ stehend an, daß in der Wildkirchle Höhle Mensch und Höhlen⸗ bär zusammen gelebt haben; die Funde sind rach der Ansicht des Forschers auf die Zwischeneiszeit zurückjuführen. So dürfte das Wildtirchle als die älteste und für die vorgeschichtliche Zeit höchst- Eise Siedlungsstätte der Schweiz betrachtet werden; die nächst

em Wildỹirchle böchste bekannte vorgeschichtliche Siedlungestätte liegt

taufend Meter tiefer, und die Wildkirchle⸗ Höhle ist über haut die einnige Stelle dieser Art auf Schweizer Boden. Die Fundgegenstände waren in der Versammlung ausgestellt, und die . en Naturforscher haben in anfehnlicher Zahl die Höhle selbst besucht.

Literatur.

Italienische n . Herausgegeben vom Kunst⸗ . Inftitut in Florenj. Erster Band. Bruno Cassirer, erlin J506. Während die Archäologie nicht nur in Athen, sondern auch in Rom schon seit Jahrjehnten ihre reich vom Staat und

durch Stiftungen unterstützten Institute hat, ist die neuere Kunst⸗ geschichte trotz des gesteigerten Interesses, die man ihr entgegenbringt, unbeachtet gelassen. Schließlich suchten die Gelehrten unter Leitung von W. Bode Berlin) und A. Schmarow in Leipzig diesem Mangel Abhilfe zu schaffen. Aus Priwatmitteln wurde das Geld zusammen⸗· 6 zur Gründung eines kunsthistorischen Instituts, das, dem istorischen Gebiete entsprechend, nicht in Rom, sondern in lorenz seinen . hat. Der Zweck dieses Instituts muß natürlich ein doppelter fein. Zunächst soll es den Studierenden in Florenz Ge⸗ , e. geben, an der Hand einer sorgfältig geordneten und guten Bibliothek das wissenschaftliche Material an Ort und Stelle zu studieren. BDiesen Zweck erfüllt das unter Leitung von Professor Dr. H. Brockhaus stehende FInstitut vollkommen. Etwas abseils in der Viole Principessa Marghersta gelegen, bedarf es freilich jetzt schon einer Erweiterung, zu der hoffentlich bald ein staatlicher Zuschuß die Mittel gewähren wird. Der andere Jweck des Instituts muß natürlich sein, dort an der Suelle die Ärkundenforschung zur Schaffung neuer wissenschaftlicher Grundlagen energisch in die Hand zu nehmen. Und für dieses Be⸗ streben legt dieser erste von dem Institut publizierte Band ein beredtes Jeugnig ab. Man könnte sogar sagen, er ist fast zu gelehrt geworden. Nachdem zunächst Prof. Dr. H. Brockhaus auf die rein wiffenfchaftlichen Absichten der Publikation hingewiesen, beginnt Dr. Alfred Doren mit der Publikation des Aktenbuchs für Gläbertis Matthäusstatue an Or San Michele zu Florenz. Die Cinleitung, welche das Resums der Durchsicht bringt, erweist freilich, daß das posstive Resultat ein ziemlich geringeg ist. Man ist nicht sonderlich neugierig, die Verhandlungen und. Abmachungen, welche die Jahre 1415 * durchlaufen, genau durch;zulesen. Nur *. und Namen sind da zu finden. Man fragt sich nach der Zweckdienlichkeit solcher Dokumentenabschtiften, die doch nur eine ganz kleine Zahl gon Gelehrten interefstert. Exzerpte würden doch genügen, Der zweite Auffatz behandelt die Mailänder Künstlerfamilie der Solari. J. Solari architetti e scultori lombardi del XV. secolo“ von Francesco Malaguzzi Valeri. Hier wird eine Kunst be⸗ handelt, die eine eigenartige Ueberleitung und Verbindung gotischer Elemente zur Renaissance gewährt. Mailand hat, dem Rorden am nächsten, länger als irgend eine italienische Stadt an den fraditionellen gotischen Formen festgehalten. Die Künstlerfamilie der Solar ift für die Kunstentfaltung in Mailand außerordentlich frucht⸗ bar gewesen. Drei Architekten, die zum Teil als Bildhauer tätig waren, Giovanni, Guiniforte und Pietro Antonio, und ferner ein Bildhauer Francesco entstammen dem einen Zweig, der durch Heirat außerdem mit dem bedeutendsten Mailänder Bildhauer Amadeo ver⸗ bunden war. Einer anderen Linie entstammen der Bildhauer Christo= foro und der Maler Andea. Der Verfasser geht auf jeden der Künstler ein, mit deren Namen die wichtigften Mailänder Bauten, u. a. das Ospedale Maggiore, S. Maria delle Grazie, der Dom und endlich die Certosa von Pavia verknüpft sind. Der gotisierende Backsteinbau oder der prunkhaste, bald in gotischen Formen, bald in Renaissance⸗ pariationen übersprudelnde Marmordom sind die Leistungen dieser Architekten. Die Bildhauer Christoforo und Francesco haben sich ihren eigenen, dekorativen plastischen Stil ausgebildet.

Die zweite Hälfte des Buches nehmen Veröffentlichangen des um die venejianische Urkundenforschung außerordentlich verdienten, im vorigen Jahre verstorbenen Dr. Sustav Ludwig ein. Dr. Fritz Rindelen, sein fleißiger Mitarbeiter, hat die Publikationen übernommen. Beabsichtigt ist, eine auf archivalische Studien gestüßte Nachforschung des . Venesianischen Hausrats zur Zeit der Renaissance' zu geben. Interessant ist die Einleitung, die Quellenkunde dazu betreffend. Inventare und Bilder müssen ergänzen, was verloren gegangen. Dann folgt eine Abhandlung über Restello, Spiegel und Toilettenutensilien, Bellinis kleine Allegorien haben einst ju einem solchen Spiegelaufbau, dem Restello des Cabana gehört. Ludwig gibt uns in seiner außer⸗ ordentlichen Gründlichkeit eine e, . Erklärung der Allegorien. Den Abschluß des Buches bildet ein Nachruf W. Bodes an G. Ludwig, dessen Verdienste für die deutsche Forschung auf italienischem Boden in rechtes Licht gerückt werden.

Der Band, 100 Seiten stark und mit 3 Lichtdrucktafeln und 125 interessanten, zum Teil ganz neuen Abbildungen versehen, kostet 16 9 Für Mitglieder des Vereins zur Erbaltung des Kunsthistorischen Instituts in Florenz, wozu ein Beitrag von 10 jahrlich zu jahlen sst, wird ein Vorzugspreis gewährt.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Vie hausstellung in Madrid.

Im Frübjahr 1907 wird von dem spanischen Generalhunde der Viehzüchter eine große Viehausstellung in Madrid geplant, welche weil über den Rabmen gewöhnlicher Wettbewerbe dieser Art hingus. geben dürfte. Es därfte dies eine Gelegenheit sein, um die spanischen

andwirte, eventuell nur durch geeignete Rellameveranstaltungen, auf deutsche Erzeugnisse hinzuweisen. Nach inem Bericht des Kaiser⸗ lichen Konsulats in Madrid.)

Washington, 3. August. (W. T. B. Laut dem Bericht der Abteilung für landwirtschaftliche Produkte betrug der Durchschnitts. stand der Baumwolle Ende Juli 82,9 0so.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.

(Aus den ‚Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“, Nr. 31 vom 1. August 1806.)

Pe st.

Türkei. In Dje dda wurden in der Zeit vom 9. bis 15. Juli je 8 Grkrankungen und Todesfälle, in Mekka am 10. und 11. Juli . Eckrankung und 1 Todesfall an der Pest festgestellt.

Aegypten. Vom 14. bis 20. Juli sind in Port Said 1, in Alexandrien 2 neue Pesterkrankungen und je 1 Todesfall ge⸗ meldet werden. . . -

Perfien. Bis zum 8. April sollen in Seistan seit Beginn der Epidemie 563 Erkrankungen und 483 Todesfälle an der Pest vor⸗ ekommen sein. Für Nasratabad und Hossein⸗A bad wird die

ahl der Pesttodes fälle für die Zeit vom 13. bis 23. April auf 28 und 34 benfffert; Ende April kamen dort täglich? bis 8 Todesfälle vor. 25 Ortschaften sind damals als verseucht angesehen worden. Die Seuche breitet sich langsam aber stetig, zur eit in der Richtung auf Chorassan aug. Die Durchführung der Quarantäne ˖ maßregeln stößt bei der Bevölkerung auf die größten Schwierigkeiten.

Brit isch. Dstindie n. Während der beiden am 30. Juni und 7. Juli abgelaufenen Wochen sind in der Präsidentschaft Bom bar 186 und 149 Erkrankungen (151 und 106 Todesfälle) an der Pest gemeldet worden, davon 46 (4) und 41 (635) in der Stadt Bombay, 29 (28) und 19 (13 im Stadt. und Hafengebiet von Karachi, 6 C), und 8 6G) in demjenigen von Fam na gar, 47 (21) und 18 (9) im Hafen von Porban dar, 7 (5 und 1 (1) im Hafen von Bandra, 5 G) und 2 (2) im Kolababezirk.

In Moulmein sind vom 16. bis 23. Juni 37 Personen an der . gestorben.

apan. In Kobe sind vom 15. Mai bis 14. Juni 15 neue Erkrankungen und 9 Todesfälle an der Pest angezeigt worden. erner find in Osaka, in der etwa 10 Km. davon ent- ernten OSrtschaft Amagasaki sowie in Otake je 1 Er— krankung und I Todesfall, in dem etwa 20 km südlich von Osaka gelegenen e w , für Rohbaumwolle Kischi⸗ wada 65 Erkrankungen und 5 Tedesfälle sowie auf der Insel Awajsi 6 Erkrankungen und 4 Todesfälle an der Pest gemeldet worden. Ein in Ham anaka, Regierungsbejirk Wakagama, eobachteter pest⸗ verdächtiger und lödlich verlaufener Fall betraf einen Mann, welcher vor wenigen Tagen aus Ofala zurückgekehrt war. Die Polijeibeh rde in Kobe jahlt seit dem 10. Juni für jede eingelieferte Ratte 7 Sen.