1906 / 220 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Sep 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Der Herr Reichskanzler hat durch Erlaß vom 28. August 1906 die in der außzerordentlichen Generalversammlung der Aktiengesellschaft Ty e Danske Brandforsikrings- Selskab in Kop when vom 10. April 1906 beschlossene

t

Aenderung der Gesellschaftsstatuten genehmigt. Die Nenderung betrifft die Verteilung des Jahresgewinns. Berlin, den 12. September 1906. Das Kaiserliche ,, für Privatversicherung. runer.

Bekanntmachung,

die Ausgabe von Schuldverschreibungen durch die Hessische Landes-Hypothekenbank betreffend.

Vom 12. September 1906.

. Grund der Bekanntmachung Großherzoglichen Staats⸗ ministerkums vom 17. Januar 1905 (Reg⸗Blatt S. 23) er⸗ teilen wir hierdurch der Hessischen Landes-Hypotheken⸗ bank, Aktiengesellschaft zu Darmstadt, die Genehmi⸗ gung zur Ausgabe von auf den Inhaber lautenden und zu vom Hundert verzinslichen Hypotlhekenpfandbriefen im Ge— samtbetrage von 20 909 000 S6 und von Kommunalschuld⸗ verschreibungen im Gesamtbetrage von 14000 000 M6 nebst zugehörigen Zinsscheinen.

Bei den Serien XII und XIII der Hypothekenpfand⸗ briefe sowie den Serien V und VI der Kommunalobligationen ist die Kündigung bis zum Jahre 1913, bei den Serien XII und XV der Hypothekenpfandbriefe sowie den Serien VII und VIII der Kommunalobligationen bis zum Jahre 1914 aus⸗ geschlossen.

Die Stückeeinteilung ist folgende:

I) Hypothekenpfandbriefe: Serie XII 63 Stück Lit. A zu 5000 A6

B . 299 =

J sog, D , 599

600 I 69 E 1 200 In

39 , . , gg „XIII D999, , K r oog I

J 1999, P . 3699

7100 2 n E I 209 6

600 u In F I 199 ,.

f) XIV 200 n I) A n 5000 M. R,, , ö B 2099 16099, , 9 1999

800 2 I D 1 509 I

609 I 1 ER I 200 66

J „TV 9 , X , 50 J 1. o,,

Io , , , 299 6e, n.

Y) Kom munalschuldverschreibungen: Serie 7 150 Stück Lit. A zu 500 M

Io9 , B 2000 , 200 fn) , 9 ss 10990 1 so9qh, , D , 8699 509 1 1 E 6 209 1 og, , , 1990 V 159 , 8 , h9gg So90 , B 2099, m, . 800 7 n D ! 500 In, 5090 n ' E 1 209 Mn 1 . 2 VII 159 s 1 A In hoh) f) , 2090 I / 9 1 1099 1 bog, , D , 99 500 n 1 E 1 200 I og, , 00, fn VIII 1650 M 1 A 2 5000 n 600 1 1 B s 2000 9). 10909), 9 „1999, 890 / 1 D I 500 * 609, , , , 29 500 2 1 F 1 100 Vj

Darmstadt, den 12. September 1906. Großherzoglich hessisches Ministerium der Finanzen. Gnauth.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben mittels Allerhöchster Urkunde vom X. August dieses Jahres dem erwählten Bischof, bisherigen Generalvikar, Pfarrer Joseph Demmel in Bonn die nachgesuchte landesherrliche Anerkennung Allergnädigst zu erteilen geruht.

Die Urkunde ist durch den Oberpräsidenten der Rhein⸗ provinz dem Bischof Demmel, nachdem er den vorgeschriebenen Gid abgeleistet hat, am 12. September dieses Jahres ausge⸗ händigt worden.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Geheimen Registrator, Kanzleirat Schliack im , , den Charakter als Geheimer Kanzleirat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der nh ilhelms Universität und Oberarzt am Klinischen nstitut für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe Dr. Max Henkel zu Berlin und

dem Dozenten an der Technischen Hochschule zu Danzig

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Oberbergamtsmarkscheider Gehrke ist von Halle a. S. nach Clausthal und

der Grubenmarkscheider Scholz unter Ernennung zum ea . amtsmarkscheider von Staßfurt nach Halle a. S. ver⸗ etzt worden.

Tagesordnung

r die am 29. September d. J, Mittags 12 Uhr, im Sitzung ssaal des Verwaltungsgebäudes stattfin dende 45. Sitzung des Bezirkseisenbahnrats zu Altona.

J. Geschäftgordnungsangelegenheiten.

Nr. 1. Mitteilung über die Zusammensetzung des Bezirks⸗ eisenbahnrats.

Rr. 2. Aenderung des Gesetzes, betreffend die Einsetzung von Bezirkseifenbahnräten und eines Landeseisenbahnrats für die Staats eisenbahnberwaltung vom 1. Juni 1882 (G. S. S. 321 ff..

Il. Mitteilung über das infolge der Anträge und Be— schlüsse aus früheren Sitzun gen Veranlaßte.

Nr. 3. Fahrplanangelegenheiten.

Nr. 4. Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion wegen Fracht⸗ ermäßigung für Steinkohlen und Koks von Westfalen und Oberschlesien nach Schleswig ⸗Holstein.

Nr. 5. Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion wegen Fracht ermäßigung für Torfstreu und Torfmull.

Nr. 6. Antrag des Herrn Konsul Fehling, Vertreter der Handels kammer in Lübeck, wegen Ausgabe direkter Sonderzugskarten nach , mne Lübeck, Eutin usw. bei den Sonderjügen Berlin Ham⸗

urg. . Nr. J. Die in der vorigen Sitzung außerhalb der Tagegordnung gestellten Anträge betreffend.

II. Güterverkehrsangelegenheiten.

Nr. 8. Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion wegen an, ermäßlgung für Steinsalzsendungen an die deutschen Fischere gesell⸗ schaften und Fischsalzereien.

IV. Fahrplanangelegenheiten.

Nr. 9. Erläuterung der im Winterfahrplanentwurf für 190607 enthaltenen wichtigeren Aenderungen. Rr. 10. Entgegennahme und Besprechung von Anregungen für die Gestaltung des künftigen Sommerfahrplans. Altona, den 12. September 1906. Königliche Eisenbahndirektion. ungnickel.

Angekommen:

Seine E lng rt Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Dr. Koch, von der Urlaubsreise;

der Unterstaatssekretär im Ministerium für Handel und Gewerbe Dr. Richter.

Aichtamtliches.

Deuntsches Reich.

Prenßen. Berlin, 17. September.

Seine Majestät der Kaiser und König empfing gestern im Königlichen Schlosse zu Breslau den mit der Ver⸗ kretung des Direktors der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts beauftragten Wirklichen Geheimen Rat Dernburg in längerer Audienz.

Der Kaiserliche Gesandte in Buenos Aires von Waldt⸗ hausen ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandischaft wieder übernommen.

Der Präsident des Kaiserlichen Patentamts, Wirkliche Ge⸗ heime Oberregierungsrat Ha ist vom Urlaub zurückgekehrt.

Laut Meldung des „W.. T. B.“ ist S. M. S. „Jaguar“ am 14. September in Hankau am Yangtse ein⸗ getroffen.

S. M. Flußkbt. „Vor wärts“ ist am 14. September von Kiukiang am Yangtse nach Nanking abgegangen.

Camenz, 17. September. Gestern abend ist unter dem Geläute der Glocken die Leiche Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von , in feier⸗ lichem Zuge von der Schloßkapelle nach der evangelischen Kirche übergeführt worden. .

Heute vormittag hat in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers, Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, deutscher Fürsten und Prinzen, der Söhne des hohen Verblichenen, der Vertreter 353 Souveraͤne, der Generalität, der Spitzen der Behörden, n e Abordnungen sowie einer Deputation des braun⸗ schweigischen Regentschaftsrats, des Adels der Provinz Eren der Breslauer Studentenschaft ꝛc. die Trauerfeier in der Kirche, in der der Sarg vor dem Altar aufgebahrt war, stattgefunden. Nach dem ericht des ‚W. T. B.“ begann die Feier mit Orgelspiel und i e , Nach Gemeinde⸗ gan und Liturgie hielt Oberhosprediger Dryander die

edenkrede, in der er den verewigten hohen, ritterlichen Herrn als einen der Letzten ir aus großer Zeit, die uns des Reiches Einigkeit fest schmieden halfen. Er erinnerte dann daran, wie der Prinz Pflicht und Ehre seines k— 5 Standes stets hochgehalten habe, und gedachte erner seiner vornehmen, schlichten Lauterkeit und Ritter⸗ lichkeit sowie der unbedingten T ngahe und des Gehorsams gegen König und Vaterland. o habe er gelebt als ein rechter evangelischer Fürst nach dem Bibelwort: „Ich und meln Haus wollen dem Herrn dienen!. Die , voll⸗ zog der braunschweigische Hofprediger Büchmann, der Camenzer Geistliche von Tresckow sprach Gebet und Segen. Gleich⸗ zeitig defilierte die Leichenparade, und der Trauersalut wurde

Dr. Kalähne ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden. abgegeben. Mit Gesang und Orgelspiel schloß die Feier.

Baden. 6. hre Königlichen Hoheiten der Großherzo

die . sind vorgestern mit 3 nn lichen Hoheit der Kronprinzessin von Schweden voͤn Mainau in Karlsruhe wieder eingetroffen und auf dem Bahn⸗ hof, von den ö Herrschaften Seiner Königlichen Hoheit, dem Kronprinzen von Schweden und den in der Residenzstadt weilenden Prinzen und Prinzessinnen empfangen worden.

Braunschweig.

Der Regentschaftsrat für das Herzogtu Braunschweig hat, „W. T. B.“ zufolge, die , schweigische Landesversammlung auf Freitag, den 21. September, Vormittags, zu einer außerordentlichen Tagun einberufen, in der über die Regentschaftsfrage ö gefaßt werden soll.

Oesterreich⸗Ungarn.

Ueber die Ausgleichsverhandlungen zwischen der österreichischen und der ungarischen Regierung meldet der „Pester Lloyd“, daß hauptsächlich folgende Differenz punkte vorhanden sind:

Ungarn fordert, daß das Handelsbündnis durch einen Handelgvertrag ersetzt werde, sowie daß es über seine Verzehrungssteuern selbständig verfügen könne; Oesterreich verlangt Teilung der bisherigen gemein- amen Zolleinnahmen 34. dem Orte der Erhebung. Ungarn fühlt ch ferner durch die Handelsverträge geschädigt, da die Zoll. erhöhung auf die landwirtschaftlichen Produtte nicht zur Geltung komme, während die österreichlschen Industrieprodukte den Vorteil der Schutzzölle genössen. Ungarn hält jedoch an den Handelsverträgen fest. Üngarn will ferner den Beitrag zur gemeinsamen Staatsschuld durch Kapitalrückzahlung —̃. strittig ist aber die Höhe des Zing. fußes, zu welchem die Ablöfung des Kapitals berechnet werden soll. Oesterreich fordert schließlich Erhöhung der ungarischen Quote.

Frankreich.

Der König der Hellenen ist gestern, W. T. B.“ zu—⸗ folge, von Aix-les-Bains kommend, in Paris eingetroffen und beabsichtigt, sich nach einem Aufenthalt von zwei Tagen von dort 6 Kopenhagen zu begeben.

Rußland.

Ein Kaiserlicher Befehl setzt für hartnäckige Weigerung, der Wehrpflicht zu genügen, als Strafen, „W. T. B.“ zufolge, den Verlust der persönlichen und Standesrechte bei Einl. j in die Korreklions- und Arrestantenabteilungen auf 4 bis 6 Jahre oder den Verlust der Standesrechte allein, verbunden mit vier⸗ bis sechsjähriger Zwangsarbeit fest.

. Der General Trepow ist vorgestern abend in seiner Villa in Peterhof ö eines Schlaganfalls gestorben, während er vor dem Mahle der Ruhe pflegte. Wie die St. Petersburger Telegraphenagentur meldet, ist an Stelle des Verstorbenen der bisherige Kommandeur des Gendarmerie⸗ . General Dedjulin zum Palastkommandanten ernannt worden.

Der Generalgouverneur von innland hat auf Grund Kaiserlicher Ermächtigung den Schluß des Land— tags auf den 18. 8. M. festgesett.

Der Partei der Volks freiheit ist, wie die genannte Telegraphenagentur berichtet, die nachgesuchte Registrierung unter anderen aus folgenden Gründen versagt worden:

Die Statuten der Partei enthalten nur allgemeine Hinweise auf die politischen Zwecke der Partei und in so unbestimmter Form, daß es unmöglich ist, den genauen Charakter der Tätigkeit der . fest⸗ zustellen. Die in den Statuten erwähnten demokratischen rundlagen fand ebensogut auch Anwendung auf die vom Gesetz verbotene oftaldemokratlsche Partel. Andererseits ist aus den Statuten nicht ersichtlich, ob der Begriff konstitutionelle Grundlagen nach der Auf⸗ assung der Partei mit dem Gesetz über die Reichsduma und den

eichsrat übereinstimmt.

Laut , , Depeschen des „W. T. B.“ sind estern und vorgestern schwere . von Bauern egangen und Ueberfälle auf Geldinstitute 2c. verübt worden:

Auf dem Gute Arshanow (Gouvernement Szama ra) wer⸗ handelten die Bauern über Landpacht und schlugen dabei einen Gutk. beamten. Auf ihr Signal eilten etwa 705 Mann mit Gewehren und Bomben herbei und begannen das Gut zu zerstören. Die Weiber sieckten die Gebäude und die Heuvorräte in Brand, die Männer plünderten. Auf das Feuer der Gutzwache antworteten die Bauern mit Bombenwürfen, die Bomben fielen jedoch, ohne zu explodieren, ins Waffer. Gine Anzahl Bauern sind. getötet oder verwundet. Truppen sind nach Arshanow abgegangen.

n Zarizyn (Gouvernement Saratom) unternahm in der vorgestrigen Nacht eine Bande Ueberfälle auf die Reichsbank, das Ge⸗ schäftskokal der Russischen Hern enn m getr. einen Juwelier⸗ laben und die Wohnung eines reichen Viehhändlers. Die Üeberfälle wurden zurückgeschlagen, wobei ein Schutzmann, ein Nachtwächter und der Wächter des Biehhändlers getötet wurden. Die Bande entkam. In Riga ist die Fabrik des deutschen Reichs angehörigen Busch von , n , überfallen und beraubt und der Besttzer erschossen worden.

Türkei.

Der Oberkommissar von Kreta Prinz Georg von Griechenland hat, wie die „Tribuna“ meldet, eine Pro⸗ klamation an das kretische Volk erlassen, in der er . Rücktritt von der Stellung als Oberkommissar bekannt gibt und erklärt, daß die Ernennung seines Nachfolgers den nationalen Erwartungen entsprechen werde. r

Prinz Georg wird, wie das Blatt weiter meldet, die Insel verlassen, ö. sein Nachfolger dort eintrifft.

Bulgarien.

Die Nachrichten über die neuerliche Beunruhigung der Pforte und das Zirkular der Pforte an die Großmächte wegen der , , . Kriegs vorbereitungen nnn, erregen in den poli⸗ tischen Kreisen Sofias Befremden. Die bisherigen militär i⸗ schen Maßnahm en Bulgariens sind, dem, Wiener Telegraphen⸗ Korrespondenzbureau“ zufolge, lediglich Vorbereitungen für die bevorstehenden Manöver und keinerlei, außer⸗ gewöhnliche Erscheinungen und haben mit Mobilisierungs⸗ vorbereitungen nichts zu tun. Ebenso denken die offiziellen Kreise an keinen r m , der Türkei, sie sind selbst durch die militärischen Maßnahmen der Türkei im Wilajet Adrianopel beunruhigt.

Amerika.

Nach einer Meldung des W. T. B. sind der Kriegs⸗ sekretär Taft und der Unterstaatssekretär Bacon gestern nach Havana in besonderer Sendung als Vertreter der Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten abgereist, um die Bedingungen

riichen Seltenheiten aus den

ausfindig zu machen, unter denen jeder irgend mögliche Bei⸗ stand zur Beruhigung des Landes geleistet werden kann. Nach einer weiteren Meldung sind die Linienschiffe „Louisiana“ und Virginia /, mit je Soo Mann an Bord, gestern mit versiegelten Orders von Newport in See gegangen.

Nach einer Beratung mit den gefangenen Verschworenen und den Abgesandten der Aufständischen kündigte die cubanische Regierung gestern, W. T. B.“ zufolge, die Einstellung der Feindfeligkeiten auf unbestimmte Zeit an, in der Absicht, vor dem Eintreffen Tafts oder einer Intervention der Vereinigten Staaten Frieden zu schließen. Vorgestern hat ein scharfes Gefecht bei Alcano, 10 Meilen ö von Havana stattgefunden. Der General Rodriguez ist na hartnaͤckigem Kampfe mit den Regierungstruppen nach Havana zurückgekehrt.

Asien.

Die japanische Regierung beabsichtigt, nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagentur“, die inneren Anleihen bis zu 30 Millionen Men zu konsolidieren, was im Falle einer erfolgreichen äußeren ö von 25 Milllonen Pfund möglich ist. Ferner hat die Re⸗ gierung , die Korsakowbucht an der Mündung zes Sussujaflusses zu einer Station für Torpedoboote und Kreuzer einzurichten.

Parlamentarische Nachrichten.

Vei der Ersatzwahl eines Mitgliedes des Hauses der Abgeordneten, die am 15. . M. in dem aus den Kreisen Fekdern und Kempen bestehenden 9. Wahlbezirk des Re— , Düsseldorf staitfand, wurde, wie W. T. B.“ erichtet, nach amtlicher Feststellung der Fabrikbesitzer Hubert

Underberg-Rheinberg (Zentrum) mit sämtlichen 423 ab⸗

gegebenen Stimmen gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht .

Nr. 57 des Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichgamt des Innern, vom 15. September 1906, hat folgenden Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Bekanntmachung zur Ausführung des Reichsstempelgesetzes vom 3. Juni 1966.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeische Auswanderung im August 1906

und in dem gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es wurden befördert deutsche e,. im Monat August

über 1905 J 1491 MJ 733 deutsche Häfen zusammen . 2516 2224 fremde Häfen (soweit ermittelt) 321 532

überhaupt. WJ] 2156.

Aus deutschen Häfen wurden im August 1906 neben den 2516 deutschen Auswanderern noch 21 634 Angehörige fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 12 546, über Hamburg 9088.

Tabakbau und Tabakernte im Erntejahr 19035.

Ueber den Tabakbau und die Ergebnisse der Tabakernte im deutschen Zollgebiet enthält das III. ‚Vierteljahresheft zur Statistik des Beutschen Reichs, Jahrgang 1906, eine Uebersicht für das Ernte⸗ jahr 1905, nach der insgesamt g3 141 Tabakpflanzer 138 904 Grund⸗ a. mit einem Flächeninhalt von 14111 ha mit Tabak bepflanzt

atten (i864: 105715 Pflanzer, 160 022 Grundstücke mit 15 8383 ha Flächeninhalt). .

Von den Pflanzern hatten 33 997 je eine Gesamtfläche bis zu 12, 605 über 1 bis 5 a, 13 109 über 5 bis 10 2. 24 666 über 10 big 25 a, 14 583 über 25 a bis 1 ha und 1381 über 1 ha mit Tabak bebaut.

Die Ernte ergab einen Ertrag von 318770 4Z Tabak in dach⸗ reifem, trocknem Zustande, also auf 1 ha einen Durchschnittsertrag von 25 dz (1904: 343 805 d biw. 22 .

Der Gesamtwert der Tabakernte, einschließlich der Tabaksteuer, wurde auf 27 37 825 . M (1904: 26 660 o7 4 ermittelt; der mittlere Preig für J 42 Tabak betrug demnach 86, 89 M (1904: 77,51 S).

Zur Arbeiterbewegung.

Zum Ausstand der Berliner Schneider (vgl. Nr. 218 d. Bl.) teilt der Conf.“ mit, daß am Sonnabend eine Konferenz der Kom⸗ mifsion der Arbeitgeber mit den Delegierten der Zwischenmeister ein zu friedenftellendes Ergebnis gehabt hat. Man gelangte zu einer Einigung Über einen Mindesttarif, der einer in dieser Woche ssattfindenden Versammlung der Konfektionsfirmen zur Ge⸗ nehmigung unterbreitet werden soll. Gbenso wird in einer Ver⸗ sammkung der Zwischenmeister die Zustimmung zu den Beschlüssen ber Kommisston empfohlen werden. Da an der Annahme dieser De lh fe nicht zu zweifeln ist, so dürfte der Streik in dieser Woche

eendet sein.

In Braunschweig werden, wie die Frkf. Ztg.“ erfährt, binnen kurzem die Arbeiter und Arbeiterinnen der deutschen Jutz industrie ju einer Beratung zusammentreten, um ihre Lage zu be sprechen. Es soll ein e ich Lohntarif aufgestellt und die zehn—⸗ stüändige Arbeitszeit in allen Betrieben gefordert werden.

JZum Ausstand der böhmischen Grubenarbeiter (gl. Nr. 2198 5. Bl) meldet . W. T. B. daß die Führer der Streikbewegung am Freitag der Bergbehörde erklärten, sie wollten ihte Wünsche le lr len und die Forderung des Achtstundentages fallen lassen; sie verlangten aber General⸗ pardon für alle Augständigen. Die Bergwerksbesitzer in Brüx haben aber gegen die eingeschränkten Forderungen der Arbeiter aus- gesprochen, nur die Boucher Kohlenwerke haben sich zu Kon. jesflonen bereit erklärt. In gestern abgehaltenen Versammlungen der Arbeiter in Brür, Du r und Bouch wurde indessen die Wieder aufnahme der Arbeit beschlossen.

unst und Wissenschaft.

Eine große Münzenversteigerung von nicht weniger als 764 Nummern findet dom 16. Okt ober ab zu Frankfurt am Main unter Leitung der bekannten Münzenhandlung von Adolph Deß Rachfolger fiat. Die Sammlungen der Herren,. Ap. Kneist. Dregzden und' Ad. Abron-⸗Bremen sowie eines ungenannten alten norddeutschen Sammlers enthalten hauptsächlich Münzen und Medaillen der vielen münzberechtigten deutschen Fürsten und Städte, etwa vom Jahre 1500 ab, darunter neben zahl⸗ verschiedensten Gebieten be⸗

sonders bedeutende Serien von Brandenburg Preußen und Brgun. schweig. Fast vollständig sind die Reihen von deutschen Geprägen des 15. Jahrhunderts, die Vereinsmünzen vom Doppeltaler bis hinab zum Pfennig, sowie das neuerdings als Sammelgebiet so beliebt ge⸗ wordene Reichsgeld. Der mit jwei Tafeln Abbildungen versehene umfangreiche Katalog ist für Sammler von der auktionsleitenden Firma zu beziehen.

Unter dem Vorsitz von Professor Chun Leipzig sind, wie . an gestern vormittag in Stuttgart, der Vorstand und der wissenschaftliche Ausschuß der geen fc aft deuticher Naturforscher und Aerzte zusammengetreten. Als Ort für die Versammlung des nächsten Jahres wurde Dresden bestimmt. Zu dem am heutigen Montag beginnenden Kongreß waren 2500 Teilnehmer angemeldet. Gestern wurde von den in Stuttgart anwesenden Aerzten Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz eine ‚Deutsche Gesellschaft für Urologie“ ge⸗ e deren erste Tagung im Jahre 1907 in Wien statt— nden soll.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Die K. und K. Landwirtschaftsgesellschaft in Wien, beabsichtigt, in der Zeit vom 30. September bis 7. Oktober d. J. in der Rotunde im Prater die II. Reichs⸗ Gersten ausstellung, zu veranstalten, die mit einer Spezial⸗ ausstellung von Maschinen und Geräten ö. Getreidebau, Mälzerei und Brauerei verbunden werden soll.

Die Ausstellung soll sich auf nachstehende Gruppen er⸗ strecken: J. Braugersten der letzten Ernte, II. Wissenschaftliche Objekte, III. Maschinen und Geräte, die auf den Getreidebau 266 haben, IV. Maschinen und Geräte für den Mälzerei⸗ und Brauereibetrieb, V. Abteilung für Kostlogen österreichischer ,, ö die Abteilungen unter UI und TV sind inter⸗ national.

Ernteergebnisse und Ernteaussichten in Rumänien.

Der Kaiserliche Konsul in Jassy berichtet unterm 7. d. M.: Die Erntearbeiten der Halmfrüchte sind im August d. J. bei günstiger Witterung zum größten Teil beendet worden. Die Ergebnisse sind im ganzen zufriedenstellend, wenn sie auch hinter den Erwartungen zurückstehen. Schätzungsweise ergeben sie folgendes Bild: Weizen, nach Menge wie nach Beschaffenheit mittel, etwa 1490 kg auf den Hektar; Roggen desgleichen; Hafer in jeder Beziehung unter mittel, etwa 10650 kg pro Hektar; Ger ste, gute Mittelernte, etwa 1250 Kg auf den Heftar. Ser Mais steht gut und wenn die warme Witterung weiter anhält, wird die Frucht gut ausreifen können. Die Reubestellung des Feldes geht wegen der herrschenden Trockenheit nur langsam von statten.

Die Obsterträge im Kanton St. Gallen.

Die Obstbaukommission der kantonalen landwirtschaftlichen Ge⸗ sellschaft hat auch dieses Jahr die Obstaussichten im Kanton St. Gallen zu ermitteln uch, Aus beinahe allen Gemeinden sind Berichte ein gegangen. Die Angaben erstrecken sich, der Schweizerischen Land⸗ wfrtschaftlichen Zeitung. zufolge, auf die Obstaus ichten im allgemeinen, auf das verkäufliche Obst nach Deckung des Selbstbedarfs, auf die vorhandenen Sorten und auf die mutmaßlichen Preise für Most⸗ und Tafelobst, Aepfel und Birnen. it Ausnahme von ganz wenig Gemeinden werden gute bis sehr gute Ernteaussichten gemeldet; einige Berichterstatter geben Mittelernten an. Im Seeber scheinen die Birnen reichlicher auszufallen als die Aepfel. Rerkäufliches Obst findet sich in allen Gemeinden, allein aus dem Toggenburg lauten die Berichte so, daß die Vorräte in der eigenen Gegend Verwertung finden werden; in den obern Gegenden des Toggenburg muß noch Qbst zugelauft werden. Offeriert werden Tafel⸗ äpfel in guten Sorten, hauptsächlich im Rheintal, Oberland, Gaster und Seebejirk. Ganj feine Sorten bletet an das Oberland: Buchs, Wartau, Ragaz, Pfäfers, Mels, Flums, Wallenstadt, Quarten. Moftäpfel haben sebr viel das Fürstenland und zum Teil das Rheintal. Tafelbirnen in kleinern Quantitäten findet man im' Rheintal, Oberland und Seebezirk. Mostbirnen gibt es überall, und zwar hauptsächlich in folgenden Sorten: Gelbmöstler, Wafferbirne, Grünmöstler, Bergler, Welsch Bergler, Weinbirne, Ruchschibler, Strickbirne, Längler ꝛc, im Oberland und Seebezirk neben diefen sehr viele Theilersbirnen. Die Obstpreise werden eine mittlere Höhe erreichen. Tafeläpfel erster Qualität werden sogar sehr gut bejahlt werden müssen. Ein großes Quantum Mostobst wird in ben Moftereigenossenschaften, von denen einzelne ganz vorzüglich ein⸗ erichtet sind, verarbeitet werden, auch deutsche Obsthaändler e. bereits Käufe abzuschließen. Es dürften etwa folgende Prelse, die für Käufer und Verkäufer annehmbar sind, angesetzt werden: frühe Mostbirnen, z. B. Theilersbirnen zc. für den Doppeljentner 6 bis 7 Fr., mittelfrühe, i. B. Gelbmöstler ꝛc. für den Doppel jentner 8 bis 9 Fr. und späte, z B. Weinbirnen ꝛc. für den Boppeljentner 10 bis 12 Fr. Tafeläp el bester Sorten, sortiert, für den BVoppeljentner 20 bis 25 Fr., Wirtschaftsäpfel und Tafel⸗ äpfel II. Qualität, z. B. Bohnäpfel, für den Doppel zentner 12 bis 15 Fr., Mostäpfel 8 bis 10 Fr. Soweit es möglich ist, wird nähere Auskunft erteilt und werden Bezugẽquellen angegeben vom Präsidenten der kantonalen Obstbaukommission, A. Stahel in Flawil.

Verkehrsanstalten.

Dres den, 15. September. (W. T. B.) Infolge eingetretener esserung des Wafferstandes nehmen von morgen ab die Ibschiffahrtsgesellschaften den regelmäßigen Schiffs⸗ betrieb wieder auf.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Als musikalischer Leiter der Carmen“ Aufführung führte ch der neuverpflichtete Kapellmeister der Königlichen Oper, Herr eo Blech, am Sonnabend hier ein. Ein abschließendes Ürteil über feine Fähigkeiten als Dirigent zu fällen, ist natürli

nach dem Ergebnis diefes einen Abends nicht m lc. Au

wenn man in Betracht zieht, daß er in einigen Proben Drchester, Solisten, Chor und allett mit den Eigen- tämlichkeiten seiner Auffafsung vertraut gemacht hat, sodaß das Werk als neueinstudiert angekündigt werden konnte, so darf andererselts auch nicht verkannt werden, daß eine Repertoireoper wie „Carmen“ auf dem von den Vorgängern am Drchesterpult bereits gelegten Fundament zu fest steht, als daß sich daran im Hand—⸗ umdrehen etwas ändern ließe. Daß Herr Leo Blech aber ein guter Mußtker und kein bloßer Taktschläger ist, hat er immerhin bewlesen. Auch wenn noch nicht alles nach seinen Intentionen gelang, ließ ch doch erkennen, daß diese eigener und künstlerischer Art nd und daß er den großen Apparat der Oper völlig eherrscht. Auf der Bühne war gegen frühere Aufführungen einiges verändert worden; Herr Dröscher scheint als Regisseur jetzt den Reallgmus der Vorgänge zu Gunsten einer gewissen ildwirkung zurücktreten lassen zu wollen, die namentlich im zweiten Att (twas zu absichtlich hervortrat. Die Besetzung war die bekannte und bewährte. Fräulein Destinn sang die Carmen, wie es scheinen wollte, geen frũher etwas manteriert in der Auffasfung, als hätte sie an der olle etwas zubiel herumgetüftelt. Auch (hre . Kostümierung herfiärkte diesen Eindruck. Cin Don Josc, wie man ihn sich nicht beffer wänschen kann, ist Herr Napal; . wäre es, wenn das Ge rücht von seinem Abgang von der Königlichen Bühne sich bewahrheiten

sollte. Neu war Herr Griswold als Escamillo. Sein schöner, ge⸗ rundeter Baß kam glänzend zur Geltung, als Darsteller bewegt er 6 aber noch nicht frei genug. Ueber die r, der übrigen Rollen ist neues nicht zu sagen. Der Beifall war stark.

Königliches Schauspielhaus.

„Klein Dorrit“, Lustspiel in drei Akten (nach Dickens) von Franz von Schönthan, ging am Sonnabend zum ersten Male und mit starkem Erfolge in Szene. In Klein Dorrit“ erzählt Dickens die rührende Geschichte des Kindes, das im Londoner Schuldgefängnis bon Marshalseg das Licht der Welt erblickt und als heranwachsendes Mädchen der Sonnenstrahl des weiten, düsteren Hauses wird; alle seine Insassen werden froher und besser in ihrer Nähe, denn selbst bie brutale Kraft empfindet vor der Seeleneinfalt und Herjensgüte der jungen Amy etwas wie Scheu und Ehrfurcht. Ein Zufall fuhrt einen vornehmen jungen Mann in die Schließerstube von Marshalsea, und nun hebt die Romanze an: der alte Dorrit, der seit achtzehn Jahren im Schuldgefängnis eingeschlossen ist, gewinnt durch die abenteuerliche Vermittlung des fremden Besuchers Reichtum und Freiheit. Er wird der stolze Erbe der längst verstorbenen Herren von Dorrithall und seine Tochter Amy die geliebte Frau des Retters. In der Er⸗ zählung tritt, wie fast in allen Werken des englischen . eine ungewöhnliche pathetische Empfindung stark hervor; sie ist aber mit fo viel warmherzigem Humor, mit so viel naiber Lebensfreude und ernster Wahrhaftigkeit durchsetzt, daß sie eine ergreifende Wirkung nie verfehlt; sie klingt deshalb zwar zfters fremdartig in die Gegen⸗ wart hinein, es atmet aber aus ihr der feine Duft vergangener Tage. Die dramatische Umgestaltung der Erjählung ver⸗ langte ein bedeutendes, technisches Geschick, das Franz von Schönthan, der Verfasser so vieler trefflicher Lustspiele, hier von neuem betätigte. Er hat, obgleich mancherlei Aenderungen vorgenommen und Zusätze eingeführt wurden, Klein Dorrit“ zu einer wirksamen Bühnendichtung umzuformen verstanden. Besonders die beiden ersten Aufzüge hinterließen einen tiefen Eindruck, während im dritten die Aufmerksamkeit nachließz, da sich die Handlung in mancherlei Nebensãchlichkeiten verzettelte; Dickens Phantasie trat hier vor Schönthans Erfindungsgabe in den Hintergrund. Die Vorgänge der belden ersten Akte spielen sich unter den Insassen von Marshalsea ab; der Begrbeiter lehnt sich hier in der Charakterzeichnung eng an seine Vorbilder an, und gerade diese Typen aus dem Schuld⸗ gefängnig find von dem englischen Humoristen in geradezu genialer Weise gezeichnet; knüpfen sich doch wehmütige Erinnerungen aus des Dichters eigener Kindheit daran. Wie verständnisvoll weiß Dickens den Seelenregungen der armen Schuldgefangenen nachzuspüren! Er beobachtet dabei so peinlich scharf wie der findigsten neuzeitlichen Naturaliften einer, aber wie zart und mitleidspoll ist die Hand, die an alle Leiden und Schwächen rührt! Unter ihrer Berührung werden auch, die minder schönen Charakterseiten dieser Stieftinder des Glücks vom sonnigen Glanze warmherzigen Humort überflutet, und einen lebenspendenden Strahl dieser Heiterkeit hat 6en von Schönthan einzufangen und in den beiden ersten Aufzügen estjuhalten gewußt. In ergötzlichen Szenen schildert er die dürftigen Mittelchen, durch welche die Eingesperrten dem Leben in den düsteren Gefängnis mauern ke und Abwechselung zu geben verstehen. Die Bühnengefstalten sind durchweg knapp und klar geieichnet, vor allem die des alten Dorrit, des „Vaters von Marshalsea-. Wie der alte Mann selbstgefällig seine Geschichten von stolzer Ab= stammung und reichem Erbe erzählt, während er von jedem neuen Ankömmling eine Ehrengabe für seinen leeren Geldbeutel einheimst, war mit köstlicher Komik auf der Bühne wiedergegeben. Diese Figur allein hätte einen Erfolg bedeutet, um so mehr, als sie von Herrn Vollmer mit unvergleichlichem und immer fein umrissenem Humor gespielt wurde; eine Meisterleistung im besonderen war dabei der Uebergang vom Lächerlichen zum Erhabenen, den der Darfsteller im zweiten Akte durchzuführen hatte. Bei der Hötzlichen Nachricht von Freiheit und Reichtum oöff nen sich im Herzen des alten Dorrit die ehemals verschütteten Quellen reiner menschlicher Empfindung; Kleinlichkeit und Lächerlichkeit fallen wie Schlacken von ihm ab, und die nie versiegende Sehnsucht nach dem Glück blickt ergreifend aus seiner stummen Erschütterung und strömt aus in der Leidenschaft, mit welcher der alte Mann seine Lieblingstochter ang Herz reit. Damit war auch der Höhepunkt des abendlichen Erfolges erreicht. Der dritte Aufzug, der sich in einem englischen Seebade abspielt, bot Herrn Vollmer nicht mehr ein voll wertiges Betätigungsfeld für seine große Kunst. Der alte Dorrit muß darin ' ein doppeltes Gesicht zeigen, das wohl jedesmal lustig anzu⸗ schauen war, aber doch mehr erkünstelt als echt schien. Die kleinliche Ueberhebung des über Nacht reich gewordenen Mannes wurde in leichten szenischen Scherzen geschildert, und die folgende innere Einkehr des eitlen Strebers, den es heimlich zu seinen alten behaglichen Gewohnheiten zieht, war mit kräftigen, aber doch flüchtig auf⸗ getragenen Farben gemalt. Die Titelrolle spielte Fräulein Eschborn mit vollendeter Anmut; ihre große Begabung zeigte

ch am stärksten in den ernsten, empfindsamen Auftritten. b 3 als kleine Amy die Schwachheiten ihres alten Vaters verteidigte, oh sie unter der Rachricht von dem Glückswechsel in tiefer Er= schütterung weinte und lachte, oder ob sie den sanften ,, n. ihres jungen Herzeng keuschen Ausdruck gab, immer war sie voll echten warmen Gefühls; die kindlichen Schelmereien Klein Dorrit hätten dagegen einen Schein mehr von Natürlichkeit vertragen. , ne, von Mayburg gab eine temperamentvolle 1 Witwe mit kecker Laune. Unter der großen Zahl der übrigen Mitwirkenden sind noch die Herren Böttcher, Stägemann, Geisen⸗ dörfer und Patry mit besonderer Anerkennung hervorzuheben. Velorationen und Kostüme waren mit großem Verständnis für die Stimmung des Stückes entworfen und dem Geschmack vom Anfang des vorigen Jahrhunderts sachkundig angepaßt. Die Aufführung er⸗ freute sich starken Beifalls, der den Verfasser des Lustspiels zu wieder⸗ holtem Erscheinen vor dem Vorhang veranlaßte.

Deutsches Theater.

In der Erstaufführung von Shakespeares Winter⸗ märchen“, die unter Max Reinhardts Direktion am Sonnabend stattfand, war eines vor allem anzuerkennen: ein Streben nach Einfach⸗ heit, daz in den großen, pfychologisch besonders wichtigen und packenden Szenen der ersten Akte die Aufmerksamkeit nicht auf i, n der Ausstattung, sondern lediglich auf die handelnden Personen und das Wort. des Dichters lenkte. Einige von der Hinterbühne herabführende Stufen und ein einfach gemusterter Vorhang jwischen monumentalen Pfellern, das war der Schauplatz der Vorgänge, soweit sie sich im sieilianischen Königepalast begeben. Nur in der in einem Amphitheater unter mystisch dämmerndem Himmel sich abspielenden Gerichtsszene war eine vielleicht zu weitgetriebene Abneigung gegen herkömmliche, hier aber bewährte Theatereffekte zu erblicken. In den ländlichen Schäfer⸗ szenen dagegen 1 man alle Künste spielen: eine saftig⸗ grüne, hügellge Wie enlandschaft, auf der Höhe ein Häuschen, von dem sich ein Pfad zum Grund hinabschlangelt, wo unter einem in voller Lenzespracht prangenden Baum Autolykos seine losen Streiche vollführt, Florizel und Perdita später kosen und zuletzt das Schaffchurfest mit Spiel und Tang begangen wird. Das Bühnenbild war ein Meisterfiäck des Malers Professors Orlik und seine Belebung durch die Regie Reinhardis verdient nicht minder rückhalt⸗ lose Anerkennung. Päißlungen war dagegen das lebende Bildnis der Hermione am Schluß in bezug auf Stellung, Kostümierung und Beleuchtung, waz um so mehr befremdete, als eine ähnliche Aufgabe von Reinhardt früher in Maeterlinc's „‚Schwester Beatrix“ eine viel bessere Lösung gefunden ö. Sovlel über Regle und Ausstattung. Unter den darstellenden Künstlern beanspruchte das ,. Agnes Sorma alt Hermione, ein würdiges Seitenst Kayßler der verblendeten Eifersucht de Leontes eine fast othellohafte Leidenschaftlichkeit verlieh. Resolut und gutherzig war Hedwig

Wangelt Paulina, temperamentvoll GCduard von Wintersteing

ick zu ihrer Desdemona, wie auch