Karte des Deutschen Reichs im Maßstabe 1: 100000.
(Buntdruckausgabe.)
Im Anschluß an die unterm 17. Juli d. J. angezeigten Blätter
sind dien nachstehenden: Nr. 268. Charlottenburg,
294. Schöneberg,
297. Zielenzig und
3845. Sommerfeld durch die Kartographische Abteilung bearbeitet und veröffentlicht worden. 6 Der Hauptvertrieb der Karte ist der Verlagsbuchhandlung von R. Eisenschmidt hier, Dorotheenstraße 70 A, übertragen worden.
Der Preis eines Blattes beträgt 1 6 5609 33.
Die Anweisung ö. den Dienstgebrauch zu dem mer, . reise von 75 3 für jedes Blatt erfolgt durch die Plankammer der König⸗ lichen Landesaufnahme hier, NV. 40, Herwarthstraße 2 und 3.
Berlin, den 22. Oktober 1906.
Königliche Landesaufnahme. Kartographische Abteilung. Villain, Generalmajor.
Bekanntmachung,
betreffend die Verwaltung des Bergregals in der Grafschaft Falkenstein.
Von dem Königlichen Oberjägermeister Grafen von der Asseburg⸗Falkenstein zu Meisdorf ist mit Genehmigung des Ministers für n und Gewerbe dem Königlichen Berg—⸗ revierbeamten, Bergmeister Hoffmann zu Eisleben die Ver⸗ waltung des Bergregals in der Grafschaft Falkenstein, ins⸗
besondere die Annahme, Präsentation und Instruktion der.
Mutungen, sowie die polizeiliche Aufsicht über den etwa auf⸗ kommenden Bergbaubetrieb übertragen worden. Halle a. S., den 21. Oktober 1906. Königliches Oberbergamt. Fürst.
Per sonalveränderungen.
Röniglich Preußische Armee.
Offiziere, Fäbnriche usn. Ernennungen, Beförde- rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Bonn, 20. Oktober. Genst, Gen. Major und Abteil. Chef im Ingen. Komitee, jum Inspelteur der 1. Pion. Insp. ernannl. Heiber, Qberst und Kommandeur der Pioniere des J. Armeekorps, als Abteil. Chef in das Ingen. Komitee versetzt. Tel le, Oberstlt, in der 2. Ingen. Insp. und Inspekteur der 3. Festungsinsp, zum Komman⸗ deur der Pioniere des J. Armeekorps ernannt; derselbe trägt in dieser Stellung die Uniform des Samländ. Pion. Bats. Nr. 18. Roos, Oberst und Abteil Chef im Kriegsministerium, unter Versetzung in die 2. Ingen. Insp., zum Inspekteur der 3. Festungsinspektion ernannt. Schroeter Oberstleutnant in der 2. Ingen. Insp. und Ingen. Offizier vom Plaz ia Posen, als Abteil. Chef in das Kriegs⸗ ministerium versetzt. Hauffe, Major und Kommandeur des 2. Lothring. Pion. Bats. Nr. 20, unter Versetzung in die 2. Ingen. Insp., zum Ingen. Offizier vom Platz in Posen, Richter, Major beim Stabe des Bad. Pion. Bats. Nr. 14, zum Kommandeur des 2. Lothring. Pion. Bats. Nr. 20, — ernannt. Leinveber, Hauptm. und Mitglied des Ingen. Komitees, zum Stabe des Bad. Pion. Bats. Nr. 14 versetzt. Sipm an, Hauptm. im Bad. Pion. Bat. Ur. 14, kommandiert zur Dienstleistung beim Ingen. Komitee, zum Mitglied dieses Komitees ernannt. Kraemer, Hauptm. in der 3. Ingen. Insp, iur Dienstleistung beim Ingen. Komitee kom mandiert. Gos lich, Hauptm. beim Stabe des Schles. Pion. Bats. Vr. 6, in die 3 Ingen, Insp', Bandow, Hauptm. in der 1 Ingen. Insp., zum Stabe des Schles. Pion. Bats. Nr. 6, Sie bel, Hauptm. und Komp Chef im 1. Elsäss. Pion. Bat. Nr 15, in die 1. Ingen. Insp., — versetzt. Retzlaff, Oberlt. im 1. Elsäss. Pion. Bat. Nr. 15, unter Beförderung zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, zum Komp. Chef ernannt. Rentner, Lt. in der 3. 6 Insp., zum Oberlt., vorläufig ohne Patent, befördert.
Abschiedsßewilligungen. Im aktiven Heere. Bonn, 2. Oktober. Geiseler, Gen. Lt. und Inspekteur der 1. Pion. Insp, in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit der gesetzlichen Pension zur Disp. gestellt.
Aichlamtliches. Deutsches Reich.
Prensßen. Berlin, 23. Oktober.
Seine Majestät der Kaiser und König nahmen . vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge es Chefs des Militärkabinetts, Generals der Infanterie Grafen von Hülsen⸗Haeseler, des Chefs des Admiralstabes der Marine, Admirals Büchsel und des Chefs des Marinekabinetts, Konteradmirals von Müller entgegen.
Die Nr. 10 der,Amtlichen Nachrichten des Reichs—⸗ versicherungsamts“ vom 15. Oktober 1906 enthält im amtlichen Teil, Abschnitt Unfallversicherung, eine Be— kanntmachung, betreffend den Rechtshilfeverkehr wischen Deutschland und Frankreich, vom 8. September 1906, en. folgende Rekursentscheidungen:
Bei Fuhrleistungen, die ein wirtschaftlich selbständiges Gemeindemitglied auf Grund eines mit der Gemeinde geschlossenen Vertrages für Wegebauten der Gemeinde leistet, ist dieses Gemeindemitglied als „Unternehmer“ an⸗— zusehen (2166) *).
Ein Unfall bei Begehung einer unerlaubten und straf— baren Handlung ist kein Unfall beim Betriebe (2167).
Die Berechnung der Frist des § 88 Abs. 2 des Ge⸗ werbeunfallversicherungsgesetzes (2168).
Die , des Verfahrens ist auch gegen⸗ über rechtskräftigem Kapitalabfindungsbescheide zu— lässig 2
Die Abteilung B (Invalidenversicherung) enthält ein Rundschreiben des Reichsversicherungsamts an die Vor— stände sämtlicher Versicherungsanstalten und der zugelassenen Kasseneinrichtungen, betreffend die Ergebnisse der Abrechnung für das Jahr 1905, vom 30. September 1906, ferner Zu⸗ sammenstellungen über den Erlös aus Beitragsmarken im September 1906 sowie über Rentenzahlungen und Beitrags⸗ erstattungen der 31 Versicherungsanstalten im August 1906.
) Die neben den einzelnen Entscheidungen stehenden eingeklam— merten Zahlen geben die Ziffer an, unter welcher diese in den . Amt— lichen Nachrichten“ veröffentlicht sind.
Im nichtamtlichen Teil der Nr. 10 befindet sich ein Hinweis auf die in Carl Heymann's Verlag, Berlin W. 8, in Buchform unter dem Titel, Wein, Bier, Branntwein, Beiträge zur . 66 erschienenen Zusammen⸗ ern ung von le, im Reichsarbeitsblatt veröffentlichten Auf⸗ ätzen.
Endlich ist ein Obergutachten über die Entstehung einer Schüttelläh mung durch Unfall abgedruckt.
Während des Vierteljahrs vom 1. Juli bis 30. September 1906 haben 9655 hf (gegen 9277 Schiffe in demselben Vierteljahr e, einem Nettoraumgehalt von 1 657 637 Re⸗ istertons (1905. 1 600545 Registertons) den Kaiser
ilhe lm⸗Kanal benutzt und, nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblotsgeldes, an Gebühren 761 026 S (1905. 740 147 6) entrichtet. Davon entfielen auf den Monat September 3124 Schiffe (1905: 2986 Schiffe) von 541 106 Registertons (1905: 561 127 Re—⸗ gistertons) und 252 138 6 (1905: 256 494 S6) Gebühren.
Laut Meldung des, W. T. B.“ ist S. M. S. „Sperber“ von Forcados in See gegangen und am 20. d. M. in Duala eingetroffen.
Der Dampfer „Gneisenau“ mit einem Teil der Ab⸗ lösung vom Kreuzergeschwader ist am 20. Oktober in Colombo eingetroffen und vorgestern nach Aden in See ge— gangen.
S. M. S. „Bremen“ ist am 20. Oktober in Port of Spain eingetroffen und vorgestern nach La Guaira weiter⸗ gegangen.
S. M. S. „Stosch“ traf am 20. Oktober in Venedig ein und wird am 30. Oktober nach Corfu in See gehen.
S. M. S. „Panther“ ist am 20. Oktober in Thomas eingetroffen.
S. M. S. „Planet“ ist am 15. September an den Hermit-Inseln eingetroffen, am 2. Oktober nach den Ad⸗ miralitätsinseln gegangen, dort am 3. Oktober angekommen, am 10. Oktober von dort nach Herbertshöhe in See gegangen und am 13. Oktober dortselbst eingetroffen.
Braunschweig.
Der Landtag nahm in seiner heutigen Sitzung ein— stimmig die Antraͤge der staagtsrechtlichen Kommission an, jedoch wurde auf Antrag des Staatsministers von Otto der Passus gestrichen, wonach auch Abschriften des Berichts der Kommission dem Herzog von Cumberland und der preußischen Regierung ü e t werden sollen. Ueber den Verlauf der Verhandlung berichtet das „W. T. B.“, wie folgt:
Nach einer kurzen Begründung der Anträge durch den Abg. Ober bürgermeister Retemeyer nahm der Staatsminister Dr. von Otto das Wort und wandte 6. zunächst gegen einige Stellen im Bericht, die den Reichskanzler Fürsten von Bülow betreffen. Er betonte dabei besonders, daß das Schreiben des Reichskanzlers erst durch das Schreiben des preußischen Ministeriums des Auswärtigen ins rechte Licht gesetzt werde. Weiter erklärte sich der Staatsminister mit den Anträgen der staatsrechtlichen Kommission einverstanden und ersuchte nur, den Satz zu streichen, daß auch Abschriften des Berichts der Kommission an den Herjog von Cumberland und die preußische Regierung gesandt werden sollten. Es entspräche dies nicht der diplomatischen Gepflogenheit, und zudem dürften diese Stellen bereits Kenntnis von dem Bericht haben. Ferner machte der Minister noch Bedenken geltend gegen die Forderung, die Dauer der dem Herzog von Cumberland zu gewährendern Frist auf 3 Monate zu bemessen. Er bef n wortete eine kürzere Frist bezw. eine baldigere Wahl eines Regenten, um der Agitation im Herzogtum den Boden zu entziehen. Schließlich erklärte sich der Ministerprisident mit dem dritten Kommissiongantrage einverstanden. Der Minister betonte dann nochmals ausdrücklich und wiederholt, daß das Miniterium auf dem Standpunkt stehe, daß ein unbedingter Verzicht des Hauses Braunschweig auf Hannover not— wendig sei, bevor an eine Thronfolge in Braunschweig ge— dacht werden könnte, und führte an der Hand der Akten aus, daß auch seit 30 und mehr Jahren der Landtag und die Regierung in Braun schweig stets auf diesem Standpunkt gestanden hätten. Dann nahm der Referent der staatsrechtlichen Kommission das Wort und stellte, dem Ersuchen dez Ministers entsprechend, anheim, den Passus, betreffend die Absendung der AÄbschriften, zu streichen.
Darauf wurden die Anträge ohne weitere Debatte unter lebhaftem Beifall der Bersammlung einstimmig angenommen.
Schwaizburg⸗Sondershausen. Seine Durchlaucht der Fürst Karl Günther hat gestern, wie „Der Deutsche“ neldet, auf der Jagd durch einen schlagenden Keiler eine Knieverletzung erlitten.
Frankreich.
Es ist jetzt, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, sicher, daß ein neues Ministerium unter dem Namen Arbeißts⸗ minister ium geschaffen wird. Dem Ministerium werden die bisher dem Ministeriun für Handel und Industrie unter— stehenden Abteilungen zigewiesen werden. Auch sollen bem Arbeitsminister die Tienstzweige, welche die öffentliche Gesundheitspflege und die Alters- und , . der Arbeiter betreffen, unterstellt werden. Der neue Arbeits—⸗ minister wird die von dr Kammer angenommenen Vorlagen, betreffend die Alters- un! Invalidenversicherung der Arbeiter, vor dem Senat zu vertreten haben.
Rußland.
Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ haben die Generalversammlung des ersten und des Kassationsdepartements les Senats den Beschluß gefaßt, daß Personen, die Fichterposten bekleiden, weder aktiv noch passiv politischen Parteien an— gehören dürfen. Die übrigen Mitglieder des Justizressorts haben sich der allgemeinen Verfügung unter— uordnen, nach der es Amtspersonen verboten ist, regierungs⸗ n . Parteien anzigehören. Dieser Senatsbeschluß gewinnt ferner dadurch an Interesse, daß Richter nur infolge Gerichtsbeschlusses, nicht aber durch eine Verfügung der Re⸗ gierung ihres Amtes enthohen werden dürfen.
— Die bisher nicht erfolgte Bestätigung der Partei der friedlichen Erneuerung hat, obiger Quelle zufolge, keinerlei politische Bedeutung, da die Behörde sie nur aus formellen Gründen verweigerte. Der Beschluß, die Partei nicht zu be⸗
stätigen, ist kein Regierungsgakt, sondern lediglich eine Ver⸗ finn der örtlichen Verwaltung. Sowohl die Satzungen der Oktobristen wie auch die der Partei der friedlichen Erneuerun werden, da beide Parteien friedliche Ziele verfolgen, bestätigt werden, sobald die beiden Parteien allen gesetzlichen Forde rungen genügt haben werden.
— Im Gegensatz zu den Wahlergebnissen der meisten Gouvernements . bei den Wahlen für den Moskauer Gouvernementssemstwo vom Adel ausschließlich An— gehörige der Kadettenpartei gewählt worden.
— In Mosgkau ist durch Haussuchungen und Ver— haftungen das Bestehen eines neuen Bundes der Po st⸗ und Telegraphenbeamten entdeckt worden. Der Bund bestand aus einer Gruppe junger Leute, hauptsächlich aus Post⸗ und Telegraphenbeamten, die wegen des letzten Streiks aus dem Dienst entlassen worden waren. Nach den erfolgten Ver— haftungen können die Angelegenheiten des Verbandes als liquidiert angesehen werden.
Spanien.
Das ministerielle Programm, das heute den Cortes unterbreitet wird, umfaßt, wie „W. T. B.“ meldet, außer dem Budget k betreffend die Aufhebung des Oktro die Alterspensionen, die Reorganisation der Bank von Spanien, das Vereinsgesetz, die Abschaffung der a e, Vereidigung, die militärische Dienstpflicht sowie zahlreiche Entwürfe zweiter Ordnung, betreffend die öffentlichen Arbeiten, den Unterricht und das Wechselrecht.
— In amtlichen Kreisen legt man, obiger Quelle zufolge, der aus der . Tarragona gemeldeten carlistifchen Bewegung keinerlei Bedeutung bei. Zwei kleine Banden sind am Sonntag sefsprengt worden, andere werden von der Gendarmerie verfolgt.
Serbien.
In der Skupschtina beantragte der Jungradikale Draskowitsch gestern bei der fortgesetzten Beratung der Interpellation Kosvolganin über den Handels vertrag mit Oesterreich⸗Ungarn eine Tagesordnung, in der der Regierung der Vorwurf des Mangels an Entschlossenheit ge— n und das Bedauern des Hauses deswegen ausgesprochen Wird.
Nach dem Bericht des. W. T. B. erklärte der Ministerpräsident Paschitsch in seiner Erwiderung, die jungradikale Regierung habe, außer ihren , in der Lieferungsfrage, auch selbst einen Teil der Waffenlieferungen Oesterreich Ungarn überlassen wollen. Der Abg. Velekowitsch (Nationalist) ch weder Skoda⸗ noch Schneidergeschütze, sondern die Militãrkommisston als beste bezeichneten Geschütze angeschafft Ministerpräsident erwiderte, die Meinung der Militär- kommission könne nicht immer allein maßgebend sein; der Regierung stehe es frei, das Urteil dieser Kommission zu beachten oder nicht. Die Regierung werde alle Versprechungen halten und in der Kanonenfrage, soweit dies die Umstände gestatten, das beste Geschütz anschaffen. Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte der Finanzminister, daß Handelsverträge nur auf der Grundlage der Gleichberechtigung abgeschlossen werden könnten; dieses Recht werde aber Serbien von Sefer e ner nicht zugestanden.
Nach weiterer Debatte wurde die Verhandlung auf heute vertagt.
forderte, von der würden. Der
Norwegen.
In Gegenwart des Königs und der Königin sowie des diplomatischen Korps hat gestern die feierliche Eröffnung des Storthing stattgefunden. Die von dem König ver— lesene Thronrede beginnt, nach dem Bericht des, W. T. B.“, mit folgenden Worten:
Indem ich zum ersten Male die Freude habe, die Verhandlungen des Storthing zu eröffnen, beiße ich die Vertreter der Nation will— kommen zu ihrem verantwortunge vollen Wirken mit meinen heißesten Wünschen, daß dieses Wirken dem Vaterlande zum Heil gereichen möge. Unsere Beziehungen zu allen fremden Mächten sind befriedigend. Unserem Vaterlande ist seit der Durchführung der Selbständigkeit mit großer Sympathie seitens des Auslandes begegnet, was mir in mannigfacher Weise zu erkennen gegeben ist, nicht zum wenigsten bei der Krönung in Drontheim. Es ist meine sichere Hoffnung, daß dieses gute Verhältnis auch in Zukunft bewahrt bleibt.“
In der Thronrede wird alsdann . daß An⸗ zeichen für eine langsam aufwärtssteigende wirtschaftliche Bewegung vorhanden seien, weshalb man auf Steuer— erleichterungen bei der Aufstellung des nächsten Budgets hoffe, ebenso wie die Besserung in den Erwerbsverhältnissen dazu mitgewirkt habe, daß die Abrechnung für das Finanzjahr 1905 bis 1906 ohne wesentlichen Fehlbetrag ab⸗ geschlossen werden konnte. Der Voranschlag des Budgets für 1960 bis 1908 habe auch mit Ueberschuß aufgestellt werden können. . Thronrede enthält keine Mitteilung über die politische
age.
Nachdem darauf der Staatsrat Arctander einen Bericht über den Zustand des Reiches verlesen hatte, hielt der Präsident Berner eine kurze Ansprache, die er mit dem Wunsche schloß: Gott bewahre den König und das Vaterland!“, in den die Versammlung einstimmte.
Amerika.
Der Präsident der Republik Ecuador Alfano teilte, nach einer Meldung des „W. T. B.“, dem Parlamente mit, es sei wegen des durch die Oppositionspresse hervorgerufenen Miß— trauens unmöglich, in Europa eine Anleihe aufzunehmen. Die wirtschaftliche Lage der Regierung sei verzweifelt.
Asien.
Das persische Parlament hält jede Woche vier Sitzungen ab, die vorläufig der Ausarbeitung von Reglements gewidmet sind. Wie die „St. Petersburger Telegraphen⸗ agentur“ meldet, sollen die wichtigsten Regierungsvorlagen dem Parlamente noch vor seiner Vervollständigung durch die Ab—⸗ geordneten der Provinz unterbreitet werden.
Afrika.
Nach einer Meldung der „Agence Havas“ sind die Leute vom Beniaros-Stamm, die sich in der Nacht vom Sonn⸗ abend zum Sonntag der Stadt Arzila bemächtigten, Anhänger Raisulis. Der Kaid Mia, der Kommandeur der Garnison sowie der Wächter des Pulvermagazins und mehrere Soldaten sind den neuesten Nachrichten zufolge getötet worden. Der Rest der Garnison ist auf der Flucht vorgestern abend in Tanger ein⸗ getroffen, desgleichen zahlreiche üfragelitische Familien. Die
ehörden in Tanger haben beschlossen, keine Truppen na Arzila zu schicken, da man weiteres Blutvergießen befürchtet. Die städtischen Behörden von Arzila, die machtlos sind, haben Raisuli gebeten, sich ihrer anzunehmen.
Parlamentarische Nachrichten.
i trigen Reichstagsersagtzwahl im 10 sächsischen
e el . erhielten. „W. T. B.“ zufolge, der Pro⸗ . asse (Kartellparteien) 3320, der Lehrer Beck (fr. 6. 3509 und der Lithograyh Pinkau ((Soz)
3 Stimmen. Pinkau ist somit gewählt.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Wohnungsaufsicht im Großherzogtum Hessen.
kenntnis, daß die Wohnung die Grundlage der Familie
Sr ger er n ehen, daher die gesundheitliche, sittliche und inf z Wohlfahrt der Familie fördert, haben einige deutsche Groß 3. schon vor längerer het Wohnungsämter mit Wohnungsinspek⸗ kat sundet. Einz sich über das ganze Land erstreckende plan. en hc en nungsaufsichk . man seit 1993 im Großherzogtum . und der en, erschienene Bericht des Landeswohnungsinspek⸗ i Hr f ck für das Jahr 1905 (Darmstadt 1906, Staattzznerlag) m (rtennen, wie viel auf. dem HFebiete der gemeinnützigen ine sücförge, in Heffen geschieht,. Her Frog ist. ir, went. cen darauf zurückzuführen; daß neten Jer stagtlichen Aufstcht über Wohnungen auch die Fürsorge für Neuschaffung von Kleinwoh⸗ z en fich im Ernst Ludwig Verein und im Verband der hessischen elne zu Landesvereinen zentrglisiert hat und daß somit privates, n en schaftüiches⸗ und amtliches Wirken einheitlich an der Lösung der n geftage sich beteiligten. Was nun die Tätigkeit des Landes Aänungkinspektors anlangt, so erstreckte sich diese auf Bemühungen, e Kenntnis der Wohnungsgesetze, ihres Wesens und Zweckes zu babreiten, Nachweise zu, erbringgzn, daß auf dem Gehlete, des Pothungsweseng tahlreiche, der Beseitigung bedürftige Mißstände ⸗barrschen, praktische Maßnahmen zur Verhesserung der Wohnungs— perbältnisse der minderbemittelten Volksklassen zu ergreifen und ge— eignete Persoͤnlichkeiten, Organisationen und Korporationen zur Mit—⸗ mirtung an der Wohnungereform zu gewinnen. In diesen Be— mihungen findet der Landeswohnungkinspektor eine verständnispolle nd stelgende Mitwirkung sowohl seitens der Staatg., und Gemelnde⸗ behörden, der Kreisärjte, Gewerbeaufsichtzbeamten, als auch seiteng er Arbeitgeber, Arbeiter und vieler sozial gesinnten Privatpersonen. Die Bedeutung und die Erfolge der hefsischen Wohnunggsaufsicht dentlicht der Bericht durch zahlreiche Tabellen und durch Veraleiche
mt jablenmäßigen Feststellungen der wirtschaftiichen Entwicklung deg
Landes. In der Bevölkerungsjunahme der Zählperiode 1900 1905 mird sie, mit 8, 2009/0 nur vom Großherzogtum Oldenburg mit 9.770 / o myerhalb der deutschen Staaten übertroffen, wenn man die Hansestädte, als fädtische Gemeinwesen, außer Betracht läßt. In der Bedöl kerungs⸗ bichtgkeit steht Hessen mit einer Einwohnerzahl von 157,5 auf 1 Quadratkilometer — wiederum die Hansestädte außer Betracht ge⸗ fen — an vierter Stelle der deutschen Einzelstaaten und hat nur as Königreich Sachsen und die beiden Fürstentümer Reuß über sich. Bel weiterer Untersuchung der Bevölkerungsjzunahme und der Be⸗ pälkerungsdichtigkeit für die einzelnen Probinzen und industriellen Tandestelle, bierbei die Abwanderung aus ländlichen in industrielle Bezke berücksichtigend, gelangt der Berichterstatter zu einer Relhe von Aufgaben, die das Wohnungsfürsorgegesetz im Interesse der Gesamtbevölkerung und insbesondere der minder bemittelten Volksklassen noch zu lösen habe. Die Dezentralisation er Industrie müsse in der Wohnungspolitik eine kräftige Stütze nden. Die im Jahre 1904 von der Landeswohnungsinspektion in den Gemeinden von mehr als 2000 Einwohnern ausgeführten Erhebungen über die Zahl der Wohnungen mit 1, 2 und 3 Räumen, über Ab⸗ nd Zugang dieser Wohnungen, über den durch Zuzug von Familien sowie durch Eheschließungen entstandenen oder voraussichtlich ent- tehenden Bedarf an Kleinwohnungen für das Jahr 1905 zeigen Alb Ergebnis, daß von 65 Gemeinden 32 ein Minderangebot on Kleinwohnungen aufweisen, daß bei 7 Gemeinden sich Bedürf⸗ is und Angebot die Wage halten und nur bei 26 Gemeinden einige Wohnungen mehr entstanden sind, als im Jahre 1905 benötigt waren. Fast genau die Hälfte der aufgeführten Gemeinden haben danach also as Bedürfnis nach Kleinwohnungen nicht in vollem Umfange be— iedigt. Aus den Einzelheiten sei hier nur hinsichtlich der Landes— bauptstadt Darmstadt bemerkt, daß sich der Ausfall von Kleinwohnungen ort auf A8 belief, dem ein Zugang von 279 gegenüberstand. Für das große Bedürfnis an Kleinwohnungen im Jahre 1905 stand also tat- ich ich nur eine einzige Kleinwohnung aus dem Vorjahre zur Verfügung. eitere ausführliche Erhebungen betreffen die Mietspreise fur Fleinwohnungen. Sie bewegen sich für 1 Raum mit Küche zwischen Eh und 10 A, für 2 Räume mit Küche zwischen 66 und 169 M, ir; Räume mit Küche zwischen 809 und 220 S Ueber die Be— chaffeneit der Kleinwohnungen und die Wohndichtigkeit in diesen geben wiederum zusammenfassende Tabellen und seitenlange Einzelauf⸗ htungen Auskunft. Von besonderem Interesse ist bierbei eine auf An⸗ tung deg Ministeriums des Innern erfolgte besondere Feststellung e Vohnungsverhältnisse von Feimarbeitern. In larmnãßigem Zusammenarbeiten mit den Gewerbeaufsichtsbeamfen nutde diese Untersuchung auch auf die Arbeits. und Lohnverhältnisse er Heimarbeiter ausgedehnt, so daß ein umfassendes Bild über die
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Auch, war die indirekte Förderung des Klein— ch. die Gemeinden und durch die Sparkassen eine rere Eine sehr rege praktische und aufklaͤrende Tätigkeit c ebiete der Verbesserung der Wobnungsverbältnisse ent⸗ im Jahre 1905 der Ernst- Ludwig Verein. Vom Verband
der hessischen Bauvereine wurde die Ausarbeitung eines Nachschlage⸗ bucheg für Baugenossenschaften“ beschlossen. Der Bericht führt noch eine Menge Einzelbestrebungen durch sonstige Vereine, Kassen, Arbeit⸗ geber u. a. m, auf. Einrichtungen für unentgeltlichen Wohnungs⸗ nachweis wirkten in Darmstadt, Worms und Gießen.
Alles in allem, spricht der Inhalt des 136 Seiten umfassenden Berichts dafür, daß die soziale Fürsorge auf dem Gebiete des Woh⸗ nungswesens im Großherzogtum Hessen unter der . der Landeswohnungsinspektion sich bereits nach kaum dreijähriger gesetz« licher Organisation einen Vorrang vor vielen anderen deutschen Staaten errungen hat.
Zur Arbeiterbewegung.
Gegen 2000 Tischlermeister und Holzindustrielle Berlins und der Vororte, die Montagabend eine Versammlung ab— hielten, lehnten, wie die ‚Voss. Itg.“ meldet, die Forderungen des Holzarbeiterverbandes ab und beauftragten den Vorstand der Arbeitgeberverbände, auf Grundlage der von den Arbeitgebern vor dem Gewerbegericht am 18. Oktober bekannt gegebenen Bedingungen die Verhandlungen mit den Arbeitnehmerorganisatlonen fort⸗ zusetzen. (Vgl. Nr. 249 d. Bl.) — Eine stark besuchte Versammlung der ausgesperrten Berliner Fabrikschuhmacher (vgl. Nr. 247 d. Bl.) hat, nach demselben Blatte, am Montag gl ef gn die Aussperrung mit einem Ausstand in den mechanischen Schuhfabriken zu beantworten. Die Vertrauensleute der einzelnen Fabriken berichteten, daß die, Fabrikanten es überall abgelehnt hätten, die Reverse zurück uziehen. Die K faßte darauf einstimmig den Beschluß, die Wiederaufnahme der Arbeit von der Erfüllung folgender Forderungen abhängig zu machen: 1) Freigabe der Furni⸗ turen in saͤmtlichen Decke M Hritem 2) Umwandlung des Arbeits⸗ nachweises des Fabrikantenverbandes zu einem paritätischen Arbeits nachweis; 3) Lohnerhöhung von 10 v. 5. Diese Forderungen werden dem Fabrikantenverbande unterbreitet werden.
Aus Essen wird dem W. T. B.“ telegraphiert: Zu den For⸗ derungen der Siebenerkommission (vgl. Nr. 249 d. BI.) hat der Bergbauliche Verein in seiner gestrigen Vollsitzung dahin Stellung genommen, daß als Vertreter der Belegschaften nicht die Verbände, sondern nur die durch Gesetz geschaffenen Arbeiter⸗ ausschüsse anzusehen seien, und daß andererseits der Berg—⸗ bauliche Verein nicht zuständig sei, über die Lohnfest= setzung Erklärungen abzugeben. Es wurde beschlossen, den Zechen zu empfehlen, mit den Arbeiterausschüssen zu den einge— reichten sirder m gen Stellung jzu nehmen, wobei nachgewiefen werden soll, daß seit Jahresfrist die Löhne e. in rascher, sprunghafter Weise um 10 bis 15 oo gestiegen seien un noch in fortdauernder Steigerung befinden. Ing besondere in der letzten Zeit habe die . noch be⸗ sonders zugenommen, was daraus hervorgehe, daß die Burch⸗ schnittslöhne im Monat September d. J. ö. um mehr als 7 0 höher stellen als die Löhne im Durchschnitt des zweiten Quartals. Die Kohlenpreissteigerung, die im letzten Jahre durchschnittlich nur 4060 betragen habe, werde damit von der Steigerung der Löhne bei weitem überholt. Was die Forderung der Aufhebung der sogenannten Sperre betreffe, so könne angesichts eines Belegschaftswechsels von rund 276090 Mann im Monat September, gleich 120 5/9 der gesamten Beleg⸗ schaft auf das Jahr gerechnet, von einer Beeinträchtigung der Be— wegungsfreiheit der Arbeiter wohl nicht die Rede sein. Bieser Wechsel sei so bedeutend, daß er geradezu als eine Gefahr für das Leben und die Gesundheit der Arbelter angesehen werden müsse und eine gewisse Beschränkung des fortwährenden Wechsels der Arbeitsstätte von seiten der Arbeiter dringend erforderlich sei. Die Zechenderwaltungen würden sich . nicht das Recht nehmen lassen, die ihnen geeignet erscheinenden Bergarbeiter anzunehmen oder abzulegen.
In München ⸗ Gladbach hat, wie die „Köln. Ztg. erfährt, eine ,, ,, Konfektionsarbeiter einen von der Lohn— kommission des Verbandes Westdeutscher Kleiderfabriken vorgelegten Tarif als unannehmbar verworfen und will den Fabrikanten einen anderen Tarif vorlegen lassen.
Zum Ausstand der Elbschiffer (ogl. Nr. 250 d. Bl) wird der Frkf. Ztg. aus Dresden gemeldet, daß viele der Ausständigen wieder den Dienst antraten. Im Elbhafen Aussig herrscht voller Verkehr. Viel Personal wurde neu angeworben.
Zu dem seit geraumer Zeit andauernden Lohnkampfe in der erz gebirgischen Bürstenindustrie wird der Post⸗ aus Zwickau berichtet, daß die Prinzipale den Vermittelungsvorschlag auf sofortige Wiederaufnahme der Arbeit und Ausarbeitung eines erhöhten Lohntarifes a weil die Weihnachtsaufträge bereits an die Konkurrenz ver—⸗ geben seien.
Kunft und Wissenschaft.
A. F. In der Oktobersitzung der Berliner Gesellschaft für Anthropologie erläuterte nach geschäftlichen Mitteilungen der . Dr. Gust av Fritsch die lebensgroße, mit höchster Sorg⸗ alt ausgeführte Zeichnung eines normal und harmonisch gebauten Mannes und einige Gipsmodelle von Körperteilen eines solchen, Zeich— nung wie Modelle Arbeiten des Bildhauers August Rausch. Die zur photographischen Vervielfältigung bestimmte Zeichnung ist dadurch aus⸗ gezeichnet, daß sie, mit höchster Genauigkeit und Feinheit diskret hinein⸗ gezeichnet, Skelett, Muskel- und Nervenstränge und alle inneren Teile er⸗ kennen läßt, und so in einem einzigen böchst instruktiven Bilde die An— schauung und Belehrung vermittelt, für die bisher meistens mehrere Skelette, Muskeln, Nerven je für sich behandelnde Abbildungen nötig waren.
Als erster Vortragender des Abends berichtete Professor Dr. Hans Virchow über den französischen prähistorischen
Kongreß in Vannes, der vom 21. bis 26. August stattgefunden
und an dem der Vortragende als Vertreter der diesseltigen Gesellschaft teilgenommen hat. Drei von den sechs Tagen galten Verhandlungen und Besichtigungen von Museen, drei, die — ein Glücksfall in der regenreichen Bretagne — vom Wetter sehr begünstigt waren, den Ausflügen an die verschiedenen Punkte, welche ausgezeichnet sind durch jene mit Recht berühmten megalithischen Altertümer, deren ungeheuere Zahl selbst bei dem auf Ueberraschungen vorbereiteten Be— sucher Staunen erregt. Nimmt man an, daß alle diese Gedenksteine von häufig riesigen Abmessungen, diese zumeist über der Erde oder nur zum Teil in der Erde angelegten, geräumigen Steinkammern dem Totenkultus dienten, so ist die ausgedehnte Landschaft am Meerbusen von Morbihan als eine große Nekropole anzusehen, von deren Aus— dehnung man einen Begriff bekommt durch die . des Begräbnis⸗ platzes von Carnae, dem andere wie Tumiae, Crucune, Locmariaquer . . f. an die Gee zun stellen CGarnac haben die Allignements“, die parallelen Gräberreihen eine Gesamtlänge von 3900 m und die Zahl der einzelnen Grabsteine be⸗ trägt hier 2813. Man hat zu unterscheiden jwischen Menhir, Lech, Cromlech und Dolmen. Menhir bedeutet einen einzelnen unbehauenen, Lech einen einzelnen behauenen Stein, Cromlech eine Gruppe von letzteren; mit Dolmen werden die mehr oder weniger großen Grab⸗ kammern bezeichnet, die ähnlich unseren Hünengräbern aut einem meist viereckigen Steinzaun, auf den flache Decksteine aufgebracht sind, be—⸗ stehen. Fragt man nach Bestimmung und Alter dieser Steindenkmale, so besteht kein ö an dem oben angegebenen Zweck, zu dem sie er⸗ richtet worden sind, obgleich man in sehr seltenen Fallen Skeletteile gefunden hat und es ganz fraglich ist, ob Verbrennung der Leichen oder vielmehr Beisetzung stattgefunden hat. Aber hiervon abgesehen, sind in neuerer Zeit bei sachgemäßer Oeffnung noch undurchsuchter Grabkammern so viel Beilagen und zwar Grabbeilagen solcher Art gefunden worden, daß nach Analogie mit Gräbern an anderen Stellen kein Zweifel mehr erlaubt ist. So wurde dem Kongreß eine Sammlung von 119 verschiedenen Gegenständen vorgelegt, die in einer besonders geräumigen, vielleicht einem Großen zugehörigen Grabkammer gefunden worden war. Darunter allein 17 Aexte aus Nephrit von ausgezeichneter Arbeit. Es ist, merkwürdig genug, daß in einer Zeit vor 1500 Jahren, in der diese Altertümer
aufgehört haben, Gegenstand ehrfürchtiger Betrachtung zu sein, in der sie viel eher als heidnische Reste der , n. Zerstörung und Plünderung unter ihnen nicht noch mehr aufgeräumt haben. Anfänglich mag man sie nach Metallen und Schätzen durch- wühlt haben, viel später fanden die Steinwerkzeuge Beachtung. Daß nicht alle Grabkammern schon geleert und die Grabsteine noch erhasten sind, ist der Fürsorge der Regierung zu danken, die entweder den Grund und Boden oder einzelne besonders hervorragende Denk male angekauft hat, wie den Géant de Kerderf genannten riesigen Stein, an dem die Inschrift „Propriét de 1Etate stcht. Das Alter der weitaus meisten Denkmale rechtfertigt die Bezeichnung megalithisch vollkommen — Beweis: die Urwerkjeuge der Grab? kammern, unter ihnen wenig Feuersteine — doch muß sich der Ge— brauch, die Toten so zu begraben, viele Jahrhunderte erhalten haben, wenn man nicht, wie einzelne französische Prähistoriker, sich für die Annahme entscheiden will, daß dies flache, durch natürlichen Steinreich, tum ausgezeichnete, nur von niedrigen Hügeln durchjogene Land am Meere, das noch heute wenig angebaut ist, da die Felder haͤufig von Strecken Kiefernwaldes (Pinus maritima) und ganz leeren Stellen unterbrochen sind, die für heilig gehaltene Begräbnisstätte für ein ausgedehntes Gebiet gewesen f Für die Annahme, daß die ungeheure Anzahl. der Denkmale sich nicht auf diese Art, sondern durch die sehr lange Benutzung der Nekropolen erklart, spricht 6 ihr Hinüberragen in die Metallzeit, beglaubigt durch zahlreiche Bronzefunde, sodaß die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen ist, daß der betreffende Gebrauch bis nahe an die Schwelle der beginnenden Geschichte Galliens, also etwa big zur römischen Er— oberung angehalten hat. Der Vortragende schilderte in lebhaften Farben die von der Unterhaltung über alle diese Fragen ebenso als von der Beobachtung von Land und Leuten der Gegenwart angenehm ausgefüllte dreitägige Wanderung, auf der den Teilnehmern alle Be⸗ quemlichkeiten geboten waren. In einer der besuchten Städte hatte man aus Anlaß des stattfindenden Jahrmarkts Gelegenheit, Trachten und Eigen⸗ art der Landbewohner zu studieren. Auffallend ist die Bevorzugung der chwarjen Farbe in der Kleidung bei Männern und Frauen. Man ieht viel blondhaarige und blauäugige Mädchen. Der altgälische bretonische Dialekt ist noch so verbreitet, daß in manchen Gemeinden noch bretonisch gepredigt wird. Bei dem Meerbusen von Morbihan, der nur durch eine schmale Meerenge mit dem Ozean verbunden ist, hat man den Eindruck eines Binnensees, der in prähistorischer Zeit vielleicht noch Land war und durch Einbruch des Meeres erst ent— standen ist. Die verschiedenen Provinzialmuseen, vor allem das von Vannes, lobte der Redner wegen ihrer geschickten und verständnis⸗ vollen Anordnung sehr. Es 5 hier von den ' n ,., Gräbern doch sehr Wertvolles erhalten, u a. auch rohe Skulpturen, mit denen die Steine von Grablammern auf ihrer Innenseite geziert waren. Die Verhandlungen des Kongresses beschränkten sich übrigens keines wegs auf die prähistorischen Erinnerungen des bretonischen Küstenstriches. Es wurden u. a. auch Vorträge gehalten über die Begräbnisstätte der Burgunder auf Bornholm (däͤnisch; Burgunderholm), über die wahr— scheinlichen Vorgänge beim Durchbruch des Meeres jwischen Frank— reich und England, und Professor Hermito legte an neolithischen Funden 15 Menschenschädel der Versammlung vor, von denen zwei jedoch als Affenschädel erkannt wurden. Die für den Kongreß ge— troffenen Veranstaltungen verdienen uneingeschränktes Lob.
Als zweiter Redner des Abends erstattete Herr Mielke Bericht über die vorläufigen Ergebnisse des Fragebogens über die Hausforschung in Brandenburg. Von 2700 hinaus⸗ gesandten Fragebogen sind bisher erst 309 zurückgekommen. Das ge⸗ ringe Ergebnis von 11 0ͤ0 und die häufig unsachgemäße Ausfüllung der Bogen legt die Besorgnis nahe, daß man sowohl das Interesse als, das Verständnis der Befragten für den Gegenstand über⸗ schätzt hat und Erläuterungen wird folgen lassen müssen. Die zurückgekehrten Bogen verteilen sich indessen über die ganze Pro⸗ vinz und lassen schon manchen Schluß zu, wie z. B. daß das alte, eigentliche sächsische Bauernhaus über Wittenberge südlich nicht hinauskommt. Es werden sich sicher im weiteren Anhaltspunkte interessanter Art über die Verbreitung des sächsischen und des fränkischen Hauses ergeben, ebenso über Hofanlagen, über die mehr und mehr verschwindenden, früher im Norden der Provinz überall ver- tretenen Lauben“, über den Einfluß, den ländliche Webindustrie auf den Hausbau gehabt hat, wie in der Sorauer Gegend ꝛc. Jedenfalls wünschte der Redner, den erstatteten Bericht nur als einen Vorbericht betrachtet zu sehen.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Frankfurt a. M., 23. Oktober. (W. T. B.) Wie die „Frank⸗ furter Zeitung“ aus Winnipeg vom gestrigen Tage meldet, ist das Dreschen der Halmfrüchte unter den günstigsten Umstaͤnden be— endet worden. Die canadische Weizenernte werde auf 120 Mil⸗ lionen Bushels geschätzt; ein außerst empfindlicher Wagenmangel verzögerte den Transport nach den Seehäfen bedeutend.
St. Peters burg, 22. Oktober. (W. T. B.) Laut dem Bericht des Kaiserlich russischen Ackerbauministeriums gestaltete sich die , Ernte des europäischen Rußlands im allgemeinen unter Mittel. Im einzelnen war sie schlecht und teilweise auch sehr schlecht in den Gouvernements, die am mittleren und unteren Lauf der Wolga belegen sind, sowie in den Gouvernements Ufa, Oren⸗ burg und im Gebiet des Donschen Heeres. Gute Ernte läßt sich im südwestlichen Teil des europäischen Rußlands und im Weichsel⸗ gebiet konstatieren. Unter dem Wintergetreide ist Roggen im Gesamt⸗ durchschnitt unter mittel gediehen. Unbedingt schlecht war die Roggen⸗ ernte in den Gouvernements an der mittleren und unteren Wolga und im Gebiet des Donschen Heeres. Besonders gut dagegen war die Roggenernte in den sogen. neurussischen Gouvernements (Bessarabien, Cherson, Taurien, Ekaterinoslaw), dem Südwestgebiet und in den kleinrussischen Gouvernements Poltawa und Charkow, wo sie teilweise sogar über 100 0½ gegen den Durchschnitt betrug. Qualitativ war der Roggen im großen Teile des Schwarzerdegebiets und in vielen anderen Gouvernements nicht ganz befriedigend, teil⸗ weise infolge Regens während der Ernte, teilweise infolge von Feuchtigkeitsüberschuß, teilweise infolge von großer Hitze während des Reifens. Die Ernte des Winterweizens war im allgemeinen be— deutend über Mittel und gut und besonders gut in denjenigen Ge— bieten, wo derselbe am meisten angebaut wird. Was das Sommer⸗ getreide betrifft, so ergab Mais überall eine gute Ernte, bei Buch⸗ weißen war sie über Mittel, bei Gerste über Mittel oder etwas über Mittel; Hirse, Erbsen, Hafer und insbesondere Sommerweizen gediehen unter Mittel. Von Oelsaaten ergaben Flachs und Hanf in den Gebieten, wo sie angebaut werden, eine ziemlich befriedigende Ernte. Ebenso befriedigend war die Ernte der Sonnenblumen. Die Kartoffelernte war qualitativ mittelmäßig und teilweise über Mittel, quantitativ war sie gut im ganzen Schwarzerderayon. Im Kaukasus gestaltete sich die Ernte des Winter⸗ und Sommergetreides gut, mit Ausnahme eines Kreises im Kubangebiet, wo das Getreide unter der Hitze in der ersten Sommerhälfte litt und die Ernte des Winter—⸗ getreides unter Mittel und die des Sommergetreides mittelmäßig war.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mittwoch, eine Wiederholung von Verdis „Rigoletto‘, in den Hauptrollen mit 6 Farrar (Gilda), den Herren Hoffmann (Rigoletto) und
apval (Herzog) besetzt, statt.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Franz von Schönthans Lustspiel „Klein Dorrit“ wiederholt.
Im Theater des Westens muß die für Sonnabendnachmittag angekündigte Schülervorstellung (. Othello“), da am Abend die Erst⸗ aufführung der Drei Rolandsknappen“ stattfindet, technischer Schwierigkeiten halber ausfallen. Die für die Klassikervorstellung ge— lösten Billette werden an der Kasse und bei den Verkaufsstellen zurück⸗ genommen, bezw. gegen solche für die am Sonnabend, den 3. No⸗ ee g Nachmittags, stattfindende Aufführung des „Freischütz um⸗ getauscht.