1906 / 263 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Nov 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Der heimkehrende Transport der vom Kreuzer— . abgelösten Offiziere und Mannschaften ist mit dem Relchspostdampfer „Gneisenau“. vorgestern in Reapel eingetroffen und hat gestern die Reise nach Genua fortgesetzt. .

S. M. Flußkbt. „Vaterland“ ist gestern von Itschang

Yangt a ankau abgegangen. (hun gfseyn . Sch aft ar in übermorgen von Talkahuano

(Chile) nach Corral (Chile) in See.

Württemberg. Die Wahlen zum Landtage sind „W. T. B.“ zufolge auf den 5. Dezember anberaumt worden.

Waldeck.

Dem am 24. Oktober d. J. eröffneten und am. 2. No⸗ vember d. J. wieder geschlossenen Landtage der Fürsten⸗ tümer Wäldeck und Pyrmont waren unter anderen Vor— lagen der Regierung folgende Gesetzentwürfe zugegangen;

Ein Gesetzentwurf, bekreffend die Heranziehung der Privatfeuer⸗ versicherungsanstalten zu einer Abgabe im Interesse der Feuersicherheit; ein Gesetzentwurf über eine Abänderung der Kreiordnung vom 16. Auguft 1855 durch eine Bestimmung, wonach bei Veranstaltungen eines Kreifes, welche einzelnen Kreisteilen in besonders hervorragendem oder befonders geringem Maße zustatten kommen, eine Mehr⸗ oder Minderbelastung dieser Kreisteile stattfinden kann, ferner ein Gesetz⸗ entwurf, betreffend die Einführung des Preußischen Gesetzes vom 26. Juli 1897 über g , bei Zuwider⸗

andlungen gegen die Zollgesetze. ö ; Alle . here nf wurden unverändert angenommen.

Deutsche Kolonien. . ;

Aus Windhuk in Deutsch-Südwestafrika wird, „W T. B.“ zufolge, gemeldet:

ö, geboren am 15. 8. 1883 zu Wolfterode früher im Infanterleregiment Nr. 24, ist am 26. Oltober im Lazarett an der Lüderitzbucht an Herzschwäche nach Typhus, Sergeant Heinrich Ulrich, geboren am 9. 2. 1868 zu Rohde, früher im Landwehrbezirk 1 Braunschweig, am 29. Oktober im Lajarett zu Windhuk an Typhus gestor ben.

Oesterreich⸗ Ungarn.

Der König von Sachsen und der Prinz Leopold von Bayern sind zur Teilnahme an der Leichenfeier für den verstorbenen 9 Otto heute, ‚„W. T. B. ufolge, in Wien eingetroffen. ; . zu . In der gestrigen Sitzung des österreichisch en Ab⸗ geordnetenhauses wurde der Präsident ermächtigt, dem Raiser und dem Kaiserhause die tiefe Teilnahme der Kammer an dem Ableben des Erzherzogs Otto auszusprechen. Sodann begann das Haus mit der Be⸗ ratung des Dringlichkeitsantrages Geßmann auf sofortige Vornahme der zweiten Lesung der Wahlreform.

Nach dem Bericht des W. T. B.“ wurden sowohl die Be⸗ gründungsrede des Antragstellers, wie auch die Ausführungen des ersten Redners zur Debatte Schustersitsch von lärmenden Zurufen der Alldeutschen unterbrochen, die besonders gegen Schustersits ch per⸗ fönlich ausfällig wurden. Außer den beiden genannten Rednern traten auch die Abgg. Loser, ) und Schraftl für dringliche Verhandlung ein. Der Abg. Graf Sternberg bekämpfte die Dringlichkeit als Bruch der Geschäfts ordnung und protestierte gegen die dringliche Behandlung, die nur infolge nicht verfassungsmäßiger Einwirkung der Krone auf die Parlamenksmehrhest staltfinden müßse. Der Abg. Schöngrer warf den Deutschen in den heftigsten Ausdrücken schamlosen Volkeverrat vor, weil sie für eine Vorlage einträten, die das Deutschtum schadige, den' Slawen Vorteile zuwende und ihren Ursprung einer Koalition des Judentums mit dem Pfaffentum verdanke.

Großbritannien und Irland.

Im Unterhause erklärte gestern der Unterstaatssekretär a ,,. . zwischen der Admiralität und dem Aus⸗ wärtigen Amt bezüglich der Se eräuberei in denchinesischen Gewässern ein Meinungsaustausch stattgefunden habe und daß dieser Frage die Aufmerksamkeit des. Oberbefehlshabers des Geschwaders in den chinesischen Gewässern gewidmet sei. Die chinesische Regierung habe sehr scharfe Anweisungen an den Vizekönig in Kanton, , die Notwendigkeit, die Seeräuberei zu unterdrücken, gesandt. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtet das W. T. B.“

wie folgt: k . ö der Anfrage, oh die Admiralität glaube, daß die Schiffe, die aus der in Dienst gestellten Flolte zurückgezogen und in Reserve gestellt oder der heimischen Flotte eingereiht werden, im Kriegsfalle sofort als schlagführende Streitmacht wirksam seien, erklärte der Premierminister Campbell⸗ Bann erman, die Admiralität fei der Ansicht, daß die im Zuge befindliche Neueinteilung der Flotten die Schlagfertigkeit der Marine erhöhe. Hart Davies (liberal) lenkte die Aufmerksamkeit auf das Steigen des Bankdiskonts in letzter Zeit und fragte den Schatzkanzler As quith, ob er, um den durch den bohen Bankdiskont entstehenden Mißständen entgegenzutreten, die Rätlichkeit der Errichtung einer nationalen Goldrefere in Erwägung niehen wolle. Der Schatz kanzler erwiderte, er wende der Frage seine Aufmerksamkeit zu, könne aber augenblicklich keine bestimmte Auskunft geben. Man dürfe aber nicht annehmen, daß er der Anregung zustimme, baß die Unter⸗ haltung einer angemessenen Goldreserve Aufgabe des Staats und nicht der Bankwelt sei. Heaton (kon) richtete an den Generalyostmeister Burton eine längere Anfrage über die Mitteilungen, die über eine eberstimmung der englischen Delegierten auf der Konferenz für Funkentelegraphie in bezug auf, die obligatorische Inter⸗ fommunikationspflicht und andere Punkte, sowie über Ablehnung wichtiger Anträge der englischen Delegierten veröffentlicht woiden seien. Buxton erklärte, es werde dem Hause Gelegenheit zur Er⸗ Frterung der internationglen Uebereinkunft, betreffend die Funken⸗ telegraphie, vor der Ratifizierung derselben gegeben werden, und' verlds darauf eine schriftliche Erwiderung auf die An— frage, in der er sagte: wenn Heaton warten wolle, bis der Wortlaut der Konvention und ihrer Hestimmungen veröffentlicht wärde, so werde er finden, daß die betreffenden Mitteilungen entweder das Gegenteil der Wahrheit oder irreführend seien. Die englischen Delegierten zur Konferenz seien angewiesen worden das auszuführen, was die Politik der vorigen wie der gegenwärtigen Regierung gewesen sei. Sie seien angewtesen worden, dem Grundsatz. der Inter⸗ kommunikatlonspflicht nur dann zuzustimmen und die Konvention nur in dem Falle zu unterzeichnen, wenn entsprechende spezrfische Sicher heiten für die Marineinteressen und die Handelsinteressen Englands

erlangt würden. Frankreich.

Die Programmerklärung der Regierung, die der Ministerpräsident Clemenceau gestern in der Deputierten⸗ kammer verlas, weist zunächst darauf hin, daß da neue

ervor⸗

Kabinett nicht aus einer parlamentarischen Krise

die Bildung des neuen Kabinetts veranlaßt habe. Die Erklärung erwähnt sodann, daß das kürzlich befragte Land seinen Willen dahin kundgegeben habe, daß das Werk der Reformationen beschleunigt werde und fährt, „W.. B ufolge, fort: .

uuf O. . auswärtige Politik dem von den Wählern er⸗ tellten Auftrage entspricht, ist sie von vornherein bekannt, denn in dem Willen des Landes, den Frieden, und zwar einen würdevollen Frieden aufrechtzuerhalten, ist ebensowenig eine Aenderung eingetreten wie darin, daß eg andauernd die republikanischen Rechte fordert. Wir ftellen mit Stolz fest, daß es in den 35 Jahren, die seit Gründung der Republik vergangen sind, auch nicht einen Augenblick in ihrer Geschichte gegeben hat, wo man sie mit Recht hätte beschuldigen können, daß fle den europäischen Frieden bedrohe. Wir werden so zu handeln wissen, daß unfere Absichten in dieser Beiiehung nicht ver⸗ kannt werden können. Wir müssen gleichzeitig die Bedingungen des internationalen Gleichgewichts, die die europäische Lage allen Völkern auferlegt, annehmen, denn der Frieden der zivilisierten Welt gründet sich 6. die Stärke der Heere. Wie könnten wir also mit eigenen Händen die höchste Politsk unserer Unabhängigkeit zerstören? Bis zu dem glücklichen, aber unbestimmten Tage, wo das Regime, das jetzt die Beziehungen der Völker regelt, wird geändert werden können, muß es unsere erste Pflicht gegen das Vzterland sein, nicht zuzulassen, daß es in irgend einem der Bestand⸗ teile seiner Verteidigungskraft geschwächt werde, Unsere inter nationalen . sententes) sind ein wichtiger Teil dieser Verteldigungskraft. Während wir es uns angelegen sein saffen werden, unsere Beziehungen zu allen Regierungen aufrecht⸗ zuerhalten und zu bessern, wird es unsere Sorge sein, eine Allianz, pie bon beiden Seiten im Interesse des Friedens geschlossen wurde, und ebenso die Freundschaften, die wir hahen auf die Probe stellen können, aufrechtzuerhalten und weiter zu entwickeln. Uebrigens wird unfere Diplomatie, von der wir wollen, daß sie rcpublikanisch sei, sich der schwierigen Stunden erinnern. Die moralische Autorität einer offen befolgten Politik der Geradheit kann von entscheidendem Gewicht in der Wagschale der Meinung Europas sein, und keine Regierung wird sich kuͤnftig dem entziehen können, damit zu rechnen. Im Innern wird unser Handeln nicht weniger klar sein. Die Demokratle in endgültiger Weise in die Regierung einzusetzen, sie zu organssteren, sie zu regeln dadurch, daß sie zu ihrer Konsolidation dahin gebracht wird, sich in der Ausübung der Gewalt selbst zu mäßigen, das ist nach unserer Ansicht das Ziel, das alle Republikaner sich setzen müssen. Ehe man philosophiert, muß man überhaupt sein und deshalb wollen wir unsere militärischen Kräfte aufrechterhalten, um“ allen Eventualitäten begegnen zu können. Der Kriegsminister wird demnächst eine Gesetzes vorlage, betreffend die Cadres und die Effektivstärke, einbringen, die die volle Ausnutzung der Rekrutierungsmittel bezweckt. Ein anderer, seit langem erwarteter Gesetzentwurf wird für die Beförderung der Offiziere mehr Gerechtigkeit bringen. Die Disziplin werden wir dadurch zu sichern wiffen, daß wir verlangen, daß sie von oben komme. Die Militär⸗ dienstzeit muß eine Berlängerung des Schulunterrichts nachdem sie

ein; wir möchten, daß die Generationen,

1 ihrer Dienstzeit sich hygienische Gewohnheiten und Grund⸗ sätze staatsbürgerlicher Erziehung zu eigen gemacht, besser und für den Frieden geeigneter aus ihr ausscheiden. Wir werden! unverzüglich die Aufhebung der Kriegsgerichte vorschlagen; die Entscheidung über Verbrechen und Ver⸗

gehen des gemeinen Rechts wird dem Gerichte des gemeinen Rechts zugewiesen werden. Dag Disziplinarverfahren wird mit allen den Garantien umgeben werden, die unumgänglich sind, um. die Menschen⸗ rechte mit den Anforderungen der nasionalen Verteidigung in Ueber einftimmung zu bringen. Die Republik hat die Freiheit in Frankreich gegründet; wir müssen ihr noch zu ihrer natürlichen Entwicklung in allen Teilen des repiblikanischen Regimes verhelfen.

Die Ärt der Eistenwahl wird eine Erweiterung erfahren. Zuvor wird die Freiseit gegen die Willkür der Verwaltungsbehörden Jeschützt werden müssen. Die Verweltlichung der Schulen wird in kürzefter Frist erfolgen. Die Regierung wird die Abschaffung des Gesetzes Falloux beantragen und wird darauf hinarbeiten, durch Herbeiführung des Zustandes der vollzogenen Trennung von Kirche und Staat dem Lande die unbehinderte Ausübung der Gewissensfreihelt zu sichern. Etwaigen Wiedereroberungsangriffen des von einer fremden Autorität ausfließenden Geistes der Beherrschung werden wir den Weg versperren. Wir werden die Freiheit der Religions⸗ aus übung sichern, indem wir ohne Schwäche alle Verfügungen des Gesetzes zur Anwendung bringen und, wenn es notwendig erscheinen sollte, uns zu neuen Maßnahmen ermächtigen lassen werden.

Durch die Schaffung eines Ministeriums der Arbegt erstrebt die Regierung Gentil ohne Vorurteil; sie ist bereit, alle Theorien, die in Uebereinstimmung mit dem allgemeinen Stimmrecht und dem republikanischen Gesetz gin zu prüfen. Die Regierung ist fest entschlossen. schnell die Alters versicherung für die Arbeiter durchzuführen; die betreffenden Entwürfe wenden die Mi⸗ nister Biviani und Caillaux dem Senat umierbreiten. Die Regierung wird das Gesetz über die Berufsvereinigungen ver= beffern, dessen Geltungsbereich erweitert werden soll, und wird ferner für die Beamten die Vereinsfreiheit vorschlagen, sie aber zur Erfüllung ihrer Dienstobliegenbeiten anhalten. Als erste Maßnahme einer Verbesserung im Eisenbahnwesen wird die Verstaat— lichung Les Westeisenbahnnetzes vorgeschlagen und das Staats. eisenbahnnetz vergrößert und verbessert werden. Die Berg⸗ gesetzgebung wird einer Revision unterzogen werden. Es wird die Staatekontrolle durchgeführt werden, sei es in— dem die Konzessionen der Betriebe, die sich den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen widersetzen, für verfallen erklärt werden, sei es indem die unter bestimmten gesetzlichen Garantien erfolgende Ver— staatlichung einzelner Betriebe vorgenommen wird. Der Landwirt⸗ scha ft und der großen bäuerlichen Demokratie sollen zahlreiche Ver⸗ besserungen ihres Lofes gebracht werden. Die Gesetzgebung gegen Steuerunterschleife soll streng durchgeführt werden. Obgleich die Regierung von dem Wunsche beseelt ist bei ihren Finanj⸗ maßnahmen die äußerste Vorsicht einzuhalten, erllart sie doch, daß vorübergehende Schwierigkeiten die demokratischen Reformen nicht hemmen dürfen. Eine Vorlage, betreffend eine pro, grefsive Steuer auf das Einkommen und, wenn nötig, auf das Kapital, wird eingebracht werden, um die vier direkten Steuern ju ersetzen. Die Steuerhöhe wird die verschiedenen Einkommen je nach Ihrer Natur verschleden belasten und die Gesamtheit der Einkommens · quellen des Steuerzahlers treffen. Weiterhin soll das Finanz: wefen der Departements und Gemeinden neugestaltet werden. Vor allem wird die Kammer unverzüglich das Budget für 1907 durchberaten müssen. .

Die Erklärung schließt mit dem Versprechen, daß die Regierung gewalttätigen Unternehmungen die Schranken des 6 entgegenstellen werde, von dem Wunsche beseelt, eine Polisik der Beruhigung zugleich mit einer Politik der Tat durchzuführen. .

Nach Verlesung der Erklärung , eine Tages⸗ ordnung, die das Programm der Regierung billigt, mit 376 gegen 94 Stimmen zur Annahme. Die Mehrheit umfaßt die Unabhängigen. Sozialisten, die Sozialistisch⸗ Radikalen, die Radikalen, die Mitglieder der Demokratischen Linken und der Republikanischen Vereinigung sowie 25 Ge⸗ mäßigte Republikaner, 3 Nationalisten und einen Unabhängigen Radikalen. de lionalisten und Gemäßigten Republikanern.

publikaner, enthielten sich der Abstimmung, Im Senat wurde

Die Minderheit besteht aus Konservativen, Na⸗ 100 Deputierte, darunter 51 Geeinigte Sozialisten und 34 Gemäßigte Re⸗

die vom Justizminister , van der Borght.

Rußland.

Der Rektor der St. Petersburger Universität is dahin verständigt worden, daß die Hochschule unverzüglich ge— schlossen werden würde, wenn noch fernerhin bei Studenten versammlungen Nichtstudenten anwesend sein würden und ge— heime Beratungen einer politischen Fraktion von Studenten⸗ vereinigungen über die Organisation bewaffneter Ueberfäle abgehalten werden würden.

Türkei. In einem gestern abgehaltenen Minister rat ist, dem „Wiener Telegraphen⸗Korrespondenzbureau“ zufolge, ein Be— schluß gefaßt worden, der sich für Annahme der Note der Botschafter über die dreiprozentige Zollerhöhung aus⸗ spricht. Der Beschluß, der vom Minister des Innern nicht unterzeichnet worden ist, liegt dem Sultan zur Genehmigung vor.

Bulgarien.

Der Ministerpräsident Petrow hat vorgestern dem Fürsten Ferdinand die Demission des gesamten Kabinetts überreicht. Der 6 hat die Demission ange— nommen und gleichzeitig den Minister des Innern Petkow mit der Neubildung des Kabinetts betraut. Nach einer Depesche des ‚W. T. B.“ ist die Krise durch Rekonstruktion des bisherigen Kabinetts in der Weise gelöst worden, dh Petkow das Präsidium und der bulgarische Agent in St. Petersburg Stanciow das Portefeuille des Aeußern übernimmt. Das Ministerium der öffentlichen Arbeiten it noch zu besetzen. Norwegen.

Im Storthing stellte gestern der Sozialist Erichsen den Antrag, der Storthing möge sein Bedauern aussprechen über das Vorgehen der Regierung bei Beschlagnahme russischer Schriften in Vardö. -

Ver Minister des Aeußern Lövland erklärte, . W. T. Bf. zu folge, darauf, daß in dieser Frage keine allgemeine völkerrechtliche Regel bestehe; die Entscheidung beruhe auf gegenseitigem Entgegen,

erfon, welche das Asylrecht eines Landes genieße, müsse sich auch den . des betreffenden Landes unterwerfen, wie es die eigenen

Bürger tun.

Nach längerer Debatte wurde der Antrag mit allen gegen zehn sozialistische Stimmen abgelehnt.

Afrika.

Die Unruhen in Mauretanien werden . Mel⸗ dungen des W. T. B.“ als sehr ern st angesehen. In dem Kampf, der am 25. Oktober zwischen Tidsch⸗Kidscha und Mondjeria stattfand, sind 2 Leutnants und 2 Unteroffiziere gefallen. Die Mauren waren über 500 Mann stark und zum größeren Teile mit Repetiergewehren ausgerüstet. Sie hatten starke Verluste an Toten und Verwundeten Während die von de a ig n dem Posten von Tidsch⸗Kidscha, der Fort Coppolani heißt, zurückmarschierte, sind 18 Eingeborene verschwunden. Die Regierung läßt Maßnahmen treffen, um der Wiederholung von Ueberfällen durch die Mauren vorzubeugen, .

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Melilla hat der Prätendent die benachbarten Kabylenstämme angegriffen und sich von ihnen Tribut zahlen lassen. Gegen die Benisibels hat er einen Raubzug unternommen. Vel Eingeborene . 33. 6 geflohen, wo die Preise für Lebensmittel sehr gestiegen sind. ö Der Eine eg Raisulis, Ben Mansur, hält in Tanger, wie die „Agence Havas“ meldet, den Brunnen beseht der das Elektrizitätswerk speist. Der spanische Gesandte hat entschieden, daß die Kosten für die Wasserkraft, die inzwischen von anderswoher beschafft wird, dem scherifischen Staatsschaz zur Last fallen werden. Der spanische Kreuzer „Prinzeß von Asturien“ hat Befehl erhalten, nach Tanger abzugehen, Gestern Abend schleuderten Eingeborene gegen ein Bongt des französischen Kreuzers „Galilse“ das sich in der Nähe der Mole befand, Steine. Der Zwischenfall wird sehr bemerkt. . . In nächster Nähe von Uezzan befinden sich Ein— geborenenstämme im Aufstand.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 1. November im 18. hannoverschen Wahl— kreise (Stade Blumenthal) abgehaltenen Reich sfagsstich⸗ wahl wurden nach amtlicher ; 20 646 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf den ngtionalliberalen Kan, didalen Adoff Reese, Senator in Stade, 13 477 und auf den sozialdemokratis ͤ sekretär in Berlin, 7149 Stimmen.

m

Statistik und Volkswirtschaft.

Ein- und Ausfuhr einiger wichtiger Waren in der Zeit vom 31. bis 31. Oktober und im Monat Oktober 1506.

. Auherdem Durchfuhr im Monat Oktober 18 223 dæ.

Berlin, den 6. Nopember 1906. Kaiserliches Statistisches Amt.

ar m. sei, sondern daß der Gesundheitszustand des bis⸗

erigen Ministerpräsidenten Sarrien, der längerer Ruhe bedürfe

Dessaigne verlesene Erklärung der Regierung mit Beif (aufgenommen und die Sitzung sodann geschlossen.

90

l

kommen der einzelnen Staaten und auf Schiedsgerichtssprüchen. Eine .

den Mauren angegriffene Abteilung nach

K .

en Kandidaten Fritz Ebert, Arbeiter Ersterer ist somit gewählt

mit 3965 joz (1 699 084) 6 Kaufpreis, Zwangsversteige rung

ö. Fererbung gingen 15 (34) Grundstücke mit 3 499 680 (8 657 660) 46 Wert und 5 (z0) ohne Wertangabe in anderen Besitz über.

Die der Stadt Berlin (einschl. der Vororte Weißensee, Stralau, . Treptow und Nieder⸗Schöneweide) zugeführte Trinkwassermenge

T. Die städtische Straßenreinigung eiforderte bei Nacht

.

. Einfuhr Ausfuhr im Spezialhandel Warengattung 21—31. Monat J 21.— 31. Monat Oktober Oktober Oktober Oltobet dz 100 kg n,, k 107 389 248 240 b obh 19672 lachs, gebrochen, ge⸗ ö schwungen usw. . 113593 24579 690 1906 Hanf, gebrochen, ge⸗ 21 schwungen usw. ; 15 395 38 653 1738 792 ) Jute und Jutewerg. 71793 125724 250 14 ,, Schweiß 109165 21907 615 171 Kreuzzuchtwolle im Schweiß. 10 664. 21 009 389 i. Eisenerze. 4 395 495 11 857 479 10244511 333117 Steinkohlen 156 gb 9 665i ges] 4 71 435 15 627 83a Braunkohlen .. 3 068 M70] 8 554 247 5 738 15310 Grdöl, gereinigt. 66 4360 323 200 216 1. Chilesaipeter . Ii3z 785) 57 7653 1 671. 6 86; Roheisen 168 940 482 160 186 295 530 963 Kupfer. 45 722 109 393 2719 h 8d

mehr Schweine als im Sꝑptember 1805.

Gin und Ausfuhr ßon Zucker vom 21. bis 31. Oktober 1806.,

Einfuhr Ausfuhr S . -/ S ö J Spezial⸗ pezial Gattung des Zuckers 1e , e , dz rein rauchszucker (raffinierter und dem raffi⸗

ö e eh fle: Zucker) 76 a /i) 1933 160773 Rohrzucker (176 a); . 1835 1 Babon Veredelungsverkehrß ... 33 Rübenzucker: Kristallzucker (granulierter) 76 p) 20 127 390

Rübenzucker: Platten., Stangen und Würfel- kz ö. 15 289 Ruͤbenzucker: gemahlener Melis 76d) ... 7304 Rübenzucker; Stücken⸗ und Krümelzucker 334 K 9 , gemahlene Raffinade (176 f) .. 1 2941 Rüͤbenzucker: Brotzucker 76g) ...... ö. 2173 Rübenzucker: Farin (176 n) JJ i 2 1818 Rübenzucker: Kandis (176i) ö... ..... 50 244 Anderer Zucker (176 En) 3. .. 150 328 641 Rohrzucker, roher, fester und flüssiger (175 E) 133 HRübenzucker, roher, fester und flüssiger (176) 327 988 Anderer fester und flüssiger Zucker (flüssige Raffinade einschließlich des Invertzucker⸗ wan , 66 üllmassen und Zuckerabläufe (Sirup. Me— laffe), Melassekraftfutter; Rübensaft, Ahorn⸗ J 17 587 Zuckerhaltige Waren unter steueramtlicher Aufsicht: J 1884 Menge des darin enthaltenen Zuckers .. 683

Berlin, den 6. November 1906.

Kaiserliches Statistisches Amt. van der Borght.

Statistische Mitteilungen aus Berlin.

Den Monatsberlchten des Statistischen Amts der Stadt Berlin ist in der soeben erschienenen September ⸗Veröffentlichung zum ersten Male eine allgemeine Uebersicht verausgeschickt, die über die wichtigsten Bevölkerungsvorgänge wie über die wissenswertesten Tatsachen auf dem Gebiete des soßalen Lebens, der kommunalen Fürsorge und der Gemeindewirtschaft in gedrängter Kürze unterrichtet. Damit ist allen denjenigen, die in das reiche Tabellen material nicht eindringen können, schnelle Orientierung ermöglicht, während zugleich durch die Beifügung der Angaben für den entsprechenden Monat des Vorjahres Anhaltspunkte für die Be⸗ urtellung der Entwickelung gewährt werden. Ein in zweckentsprechender Verkleinerung vorgedruckter Stadtplan dient zur Erläuterung der nach Stander amtsbezirken gegliederten Aufstellungen. Der allgemeinen Uebersicht für den Monat September 1866 entnehmen wir die nachstehenden Angaben. ;

Die fortgeschriebene Bevölkerung belief sich anfangs Oktober 1966 auf 2067 544 Einwohner (gegen 2 017 308 im gleichen Monat des Vorjahres). Die Zunahme im September betrug 604 (2 390.

Die Zahl der Lebendgeborenen belief sich auf 4243 (3 965); en diesen waren 745 (606) oder 17,56 (15,28) 0,½ unehelich. Auf das Jahr und Tausend der mittleren Bevölkerung berechnet, stellte sich die Geburtenziffer auf 24 97 (23, 827).

Es fanden 2124 (2087) Eheschließungen statt, 312 (332) Mischehen.

Die Zahl der Sterbefälle (ohne die Totgeburten) belief sich auf 2660 12677). An Infektion krankheiten starben 488 (559) Per⸗ sonen, insbesondere an Masern 13 (24), an Scharlach 23 (23), an Diphtherie und Croup 40 (23), an Keuchhusten 24 (43), an Influenza 10 (Y. an Köndbettfieber 19 (13), an Typhus 15 (26), an Lungen⸗ und Halsschwindsucht 260 (286), an Tuberkulose anderer Organe 31 (64). Ferner sind zu erwähnen: 187 (175) Sterbe⸗ fälle an Krebs, 131 (171) an Herzkrankheiten, 172 (135) an Lungen⸗ entiündung, 364 (364) an Darmkatarrh, darunter 523 (325) Kinder im 1. Lebensjahr, und 163 (192) an Brechdurchfall darunter 155 (181) Kinder im 1. Lebensjahr. Im Alter bis zu 1 Fahr starben im ganzen 922 (960), dag sind 3466 (35, 86) Co aller Sterbefälle des Berichtsmonats. Auf das Jahr und Tausend der mittleren i nn berechnet, betrug die allgemeine Sterblichkeitsziffer 15,66

Als zugezogen waren 16272 (16546) männliche und 10701 (Il 024) weibliche, zusammen 26 973 (27 576) Personen zu verzeichnen. Für die Fortgezogenen ergaben sich einschl, des Zuschlags für die unterbliebenen Abmeldungen die Zahlen: 15 064 (14333) männliche und 12 8808 (12 264) weibliche, zusammen 27 9652 (26 597) Personen. Somit verbleibt bei der Wanderung ein Mehrzuzug von 1208 (2213) männlichen und ein Mehrfortzug von 2187 (i240) weiblichen, zu— sammen ein Mehrfortzug von 95g Personen (im September 19065 ein Mehrzujug von 973).

Baugesuche sind 813 (761) eingereicht worden. Genehmigt wurden 3153 (246) Neubauten, 5 (6) Umbauten von Wohnhäusern, 21 (25) Schuppen, 489 (405) sonstige Bauausführungen. Abge⸗ brochen wurden 8 (6) Gebäude, darunter 5 (4) Wohngebäude mit 58 (30) Wohnungen. Brände kamen 10935 (887) zur Meldung, dabon 182 (159) mit und 917 (748) ohne Alarmierung der Feuerwehr. ö Bei 102 (i656) Grundstücken fand im September ein Besitz« vechsel statt. Kauf lag vor bei 44 (38) bebauten mit 18 133 455 [0 298 583) Æ Kaufpreiz und bei 32 (45) unbebauten Grundstücken

darunter

kel 6 (' bebauten mit 57 165 (3 192783 . Kaufpteiz. 8 wuich

betrug h Sis dbb (5 gh 68) ebm, d. s. täglich 193 9418 (181312) cbm.

I boh (35 644) und bel Tage 25 0135 (3 6856) Burschen und Arbester. . urg Besprengung der Straßen wurden 133 398 (137 387) ebm ö. Wasser verwandt. Durch die Kanalisation wurden im' Tages. edurchschnitt zo4 z80 (255 531) ebm Abwässer fortgeleitet. . Die Berliner Elektrijzitäts werke gaben S8 9ö8 8638 . 6 lo8 190) Kilowattstunden (einschließlich des Selbstverbrauchs) nutz⸗ . r ab. davon an Straßenbahnen 4 695 054 (4 005 065), an' Private ür Beleuchtung 1615 604 (1493 887), für Kraft 3 611 610 EGb26 Goch. Br lleber Verkehrsverhältnisse liegen folgende Angaben vor: efördert wurden durch die Straßenbahnen 37 215 00 (35 421 607) Lersonen, von denen 30 590 553 (29 671 018) auf die Große Berliner e en gn kamen, durch die Hoch⸗ und Untergrundbahnen 3276291 doö5 78), durch die Smnibuslinien 12 104 535 (9 632 368) Per— ö. n davon ju 5 9262 332 (7 820 464) und zu 10 3 2812 304 1 814 304) Personen. b Hie Zahl der in den hiesigen Hotels, Gasthöfen ꝛ6 im September ie tiegenen Frem den beträgt 98 810 (191 178) Personen; darunter den sich 20 215 (18 305) Aus länder, von denen 8oh2 (7052) aus n n Zo4h (365) aus Sefterreich, B28 (1940) aus Amerika, 1315 do aus England, 1034 (915) auß Dänemark gekommen waren. 18 Der Auftrieh auf den städtischen Vieh hof betrug für den mit September 15 50 Cd els, Kinder, 15 5j (6 iss) Käsber, 146 C65 747) Schafe und 15 G32 (110 366) Schweine, d. s. 2656

G

In den öffentlichen Schlachthäufern wurden 13 894 (14813)

(77775) Schweine, d. s. 691 mehr Schweine als im September 1806, geschlachtet.

In der Zentralroßschlächterei wurden 845 (1216) Pferde geschlachtet, von denen 9 (13) zurückgewiesen wurden. Zum Konsum und zur Tierfütterung gelangten sonach 836 (1203) Pferde, ferner von der Rirdorfer Roßschlächteret 66 (64).

Die Gesamtjahl der ausgeführten Desinfektionen belief sich auf 557 (557.

Bei der städtischen Sparkasse betrugen die Einzahlungen 4625 837 (4 8656 155) S, die Rücksahlungen 5 g88 829 (5784 815); es ergibt sich demnach ein Mehr an Rückzahlungen von 1362 992 (928 660) S.

Von der Landesversicherungsanstalt Berlin wurden im Monat September 386 (424) Invaliden⸗ und 12 (26) Altersrenten bewilligt. Der Mitgliederbestand der der Aufsicht des Ma= gistratekommissars unterstellten Krankenkassen betrug am 1. Ok- tober 722 139 (673 369), unter denen sich 35 751 (31 733) freiwillige Mitglieder befanden. Erwerbsunfähi . an diesem Tage bei den bezeichneten Kassen 23 187 (21 685) Mitglieder.

Im Arbeitshause zu Rummel sb urg bezw. Reinickendorf befanden sich am 1. Oktober 1680 (1814) Männer, 118 (132) Frauen. Das Familienobdach beherbergte am gleichen Tage außer 30 (34) Familien mit 125 (114) Personen noch 169 (1115 Einzelpersonen. Im städtischen Obdach nächtigten im September 26 203 (27 761) männliche und 691 (712) weibliche, zusammen 26 894 (28 473) Per— sonen, im Männerafyl des Asylvereins 20 573 (20 720), im Fraue nasyl 4362 (lz67) Personen einschließlich von 67 (36) Kindern.

In den 5H städtischen Krankenhäusern befanden sich Ende September 2774 (26253) Patienten, als belegungsfähig waren in diesen Anstalten 3304 (162) Betten angegeben; in der Geschlechtskranken⸗ station des Obdachs waren 174 (214) Kranke. Die Irre nanstalten zu Dall dorf. Herzberge, Wuhlgarten und Buch hatten am 1. Oktober 1818 (4161) Insassen, in Privatpflege waren 2737 (3143) Per- sonen untergebracht. In den 6 Heimstätten befanden sich am Ende des Monats 553 (495) lungenkranke und erholungsbedürftige Per⸗ sonen. Der Bestand in den Siechenhäusern (Fröbel⸗ und Palli⸗ sadenstraße) betrug am 30. September 2045 (2110) Personen. In den Hospitälern des Arbeitshauses waren am gleichen Tage 680 (760) Insassen vorhanden, in den Erziehungsanstalten zu Lichten. berg und Klein⸗Beeren 267 (209) Fürsorge und Zwangs⸗ erziehungszöghlinge, in Privatverpflegung waren 1207 (9849) Kinder. In der städtischen Waisenpflege befanden sich an demselben Tage (einschl. der Schmidt Gallisch⸗Sænftung) 6261 (6034) Kinder.

Die städtische Armenpflege umfaßte im Monat September 33 622 (33 684) Almosengeldempfänger mit einem Gesamtbetrage an laufenden Unterstützungen von 5b0 508 (541 969) „, darunter 1743 (1973) Almosenempfänger mit außerdem gewährten 11881 (13 207) 66 Extraunterstützungen Solche wurden ferner für 4179 (4781) nicht laufend unterftützte Personen im Gesamtbetrage von 51 731 (64 398) M, gewährt. Pflegekinder waren 11 582 (II 559) vorhanden, für die 96 721 (93 646) ½ ausgegeben wurden.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Steinarbeiter Berlins und der Umgegend haben vorgestern in einer zahlreich besuchten Versammlung beschlossen, den Anfang nächsten Jahres ablaufenden Tarif zu kündigen. Das Bureau wurde, der ‚Vossischen Zeitung“ zufolge, beauftragt, diesen Beschluß der Berliner Steinmetzinnung zu unterbreiten, und bevollmächtigt, einen neuen Lohntarif auszuarbeiten, der der nächsten Versammlung zur Beratung vorgelegt werden soll.

Der jetzt schon länger als sieben Wochen währende Streik der Ballschuhmacher hat gestern sein Ende erreicht. Die in voriger Woche eingeleitelen Verhandlungen zwischen den Kommissionen der Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben, nach einer Mitteilung des oben genannten Blattes, zu einer Verständigung guf der Basis geführt, daß die Arbeitgeber in ihren neuen Tarifen Lohnerhöhungen von 6— v. H. bewilligen, während die Arbeitnehmer die prinzspiellen Forde⸗ rungen: Lieferung der Fournituren ꝛc. fallen lassen.

Eine Versammlung der Bergleute des Reviers Halle hat den Gedanken an einen Ausstand als in absehbarer Zeit unausführbar verworfen. Kommissionen der einzelnen Belegschaften sollen, wie die „Köln. Ztg.“ meldet, wegen Besserung der Arbeitsbedingungen mit ihren Verwaltungen verhandeln.

In dem Plauenschen Bezirk sind die Bergleute gleichfalls in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie stellen dieselben Forderungen wie die Ruhrbergleute.

Seit Beendigung des Streiks der Steuerleute der Vereinigten Elbschiffghrtsgesellschaften ist die Expedition beladener Kähne nach der Oberelbe wieder lebhafter; vorgestern und gestern sind, . W. T. B.“ zufolge, H Dampfer mit 36 Kähnen expediert worden. Drei Dampfer mit 13 Kähnen trafen von der Oberelbe ein. Zur Expedition nach der Oberelbe liegen heute oberhalb der Elb— brücken fertig 135 Kähne.

Der vorgestern in Jem appes im Hennegau eröffnete Bundes kongreß der belgischen Bergleute ist von 103 Gruppen der fünf Reviere Lüttich, Namur, Zentrum, Charleroi und Borinage mit 157 Abgesandten beschickt. Vormittags wurden, laut Meldung der Kölnischen Zeitung“, ausschließlich innere Verwaltungsfragen erledigt, Nachmittags wurde Bericht uber die Lage der Kohlenindustrie und Lohnfragen in den einzelnen Revieren erstattet. Gestern vormittag wurden in geheimer Sitzung Maßregeln erörtert, um eine Kürzung der Arbeitsschichten und eine Lohnerhöhung zu erzielen.

Die großherzoglichen Forstarbeiter in Mosbach und Eckardshausen (Sachsen⸗Weimar ⸗Eisenach) streiken. Sie verlangen eine Lohnerhöhung im Akkord sowie in der Tagearbeit um 20 v. H. Die Forstbehörde ist nicht abgeneigt, die minimalen Löhne aufzubessern.

Kunst und Wissenschaft.

v. A. Was der neueröffneten Ausstellung im Schulteschen Kun stsalon an einhelilichem Charakter fehlt, ersetzt sie durch die überreiche Fülle des Gebotenen. Eine gewisse Disharmonie bleibt aber bestehen, es ist nicht ganz leicht, den Uebergang von den tüchtigen, ehrbaren Arbeiten des Märkischen Künstler— bundes zu den phantastischen Träumereien eines Willumsen zu finden, oder neben der originellen, kernhaften Kraft von Anne Marie Carl-Nielsen die alltäglich und arm wirkende Kunst von Max Fabian und Philipp Franck zu goutieren. Man wird bei solchen Zusammenstellungen leicht ungerecht gegen die schwächere. Begabung, die, an sich betrachtet, doch besser gewertet werden würde, und es ist fast unmöglich, einen ruhigen, klaren Eindruck nach Hause zu tragen, wenn man sich nicht entschlossen nur auf einen Teil der Ausstellung beschränkt. Bei diesem Tadel über das Allzuviel muß auf der andern Seite aber betont werden, daß diese Ausstellung wohl geeignet ist, uns zu bereichern, und daß sie uns mehr als eine wichtige und wertvolle Bekanntschaft vermittelt.

Es ist von besonderem Interesse, daß es diesmal fast ausschließlich plastische Arbeiten sind, die über das allgemeine Niveau herausragen. In Anne Marie Carl-Nielsen tritt uns eine wirklich be⸗ deutende künstlerische Persönlichkeit entgegen. Eine erstaunliche Leistung, sowohl in der dekoratlven Behandlung wie in der Aus— führung des bildnerischen Schmuckes sind die beiden großen Portaltüren. Was sie auszeichnet, ist vor allem ihre große infachheit, und doch wirken sie durchaugs monumental. Die ver⸗ wendeten Ornamente sind mit einer gewissen spröden Herbheit be⸗— handelt, die sie außerordentlich reizvoll macht. Der bildnerische Schmuck ist sparsam angewandt, aber jede Einzelheit wirkt ersiaunlich individuell und kraftvoll. Der Engelkopf ist voll herben Reizes, die Darstellungen von Christus sind reich und männlich. Man muß bewundern, wie in A. M. Carl. Nielsen das dekorative Element, ein hoher Stil sich mit dem stärksten Naturalismus paaren. Ihre

. Rinder, 12 456 l' 5) Kälber, 40 Kom (al des) Schafe und 78 166

entzückenden Tierbronzen, im Augenblick einer charakteristischen Be⸗

naturwahr hingeworfen, erinnern, auch in der technischen Behandlung an jene wundervollen französischen Bronzen, die uns das Hohenzollern⸗ gewerbehaus vor mehreren Jahren zeigte. Die Kälber in ihren täppischen Bewegungen, Schafe, deren zottiges Fell mit dem ganzen Reiz des Materials wiedergegeben ist, Pferde, Schweine für alles findet sie neuen und frappanten Ausdruck. Man bersteht es, daß die Kopenhagener Porzellanmanufaktur sich dies Talent nicht entgehen ließ. Unter ihren Entwürfen für diese sei besonders das Eichhörnchen . nichich

eniger glückli wirkt ein zweiter nordischer Künstler, Willum en, dessen Bekanntschaft wir schon auf der diesjährigen Seiession machten. Schulte stellt eine Sammlung feiner Werke aus, durch die er uns freilich etwas verständlicher wird. Er gehört augen⸗ scheinlich zu jenen eigensinnigen Phantasten, die ihre inneren Gesichte zum Ausdruck bringen wollen und darüber alle Grenzen des Darstellbaren und alle objektive Wahrheit vergessen. In ein- zelnen, ganz einfach empfundenen Blättern zeigt er, ebenso wie etwa Munch, ein starkes und ehrliches Können. In der großen Frauengestalt auf einsamer Berghöhe, die sinnend und befriedigt in das Tal sieht, liegt unleugbar etwas Zwingendes. Ebenso sind die Knaben am Wasser zu nennen, die . Frau, die den Kopf auf— gestützt hält, und einige seiner Aquarelle. In den anderen Arbeiten treibt ihn ein krankhaft gesteigerter Subjektivismus zu Verzerrungen. Frei davon ist er jedoch in seinen keramischen Entwürfen, die sich durch originelle, kräftige Phantasie und schöne Farben auszeichnen.

Eine kräftige Begabung tritt uns auch in Hermann Lang entgegen. Ihm liegt das Einfache, Monumentale am besten. Er ist gleich weit entfernt von Naturalismus und von Phantastik. Neben einigen kraftvollen, breit und flächig behandelten Steinbüsten ist er besonders mit religiösen Darstellungen vertreten. Er stellt den un—= gläubigen Thomas dar, dem Christus erscheint. Die Bewegung beider Gestalten ist durchaus ruhig, das Zeigen der Wundenmale, die an= betende Verehrung des Jüngers sind mehr innerlich gefaßt, als bewegt gestaltet. Auch die Falten sind flach und breit bes nrg, sodaß sie das Gefühl der Ruhe erhöhen. In ganz der gleichen Weise ist auch der heilige Sebastian behandelt. Schließlich hat Lang auch noch einen Faun ausgestellt; um diesen lebensvoll herauszubringen, ist seine Be=

abung jedoch nicht urwüchsig genug, da überragt ihn A. M. Carl Nielsen mit ihrem prächtigen, sich rsckenden Centauren weit.

Es bleiben noch die Arbeiten des Märkischen Künstler⸗ bundes zu besprechen. In der Haupisache sind es Landschaften. Die Mehrzahl der Künstler sind von früheren Ausstellungen her gut bekannt, wie Kayser Eichberg, Lejeune, Halke, Achten hagen und Krause. Ihr Zusammenschluß ist nicht zufällig, fondern ent- springt augenscheinlich wirklich einer inneren Verwandtschaft. Kavser⸗ Eichberg wirkt in seinen schlichten Motiven, wie in dem Wald inneren unendlich viel sympathischer als in seinen großen, dekorativen Landschaften. Lejeune hat eines der besten Bilder ausgestellt, eine Allee alter, blühender Kirschbäume; die dunklen, rötlichen Stämme mit ihrer schimmernden Blütenlast gegen den blassen Frühlings⸗ himmel, wirken prächtig. Achtenhagen gibt wieder Atte im Freien, ein kleines Bild von ihm verrät eine glückliche, reife Durchbildung seiner Begabung. Bei Halke rundet sich alles, was er sieht, leicht zum Genrebild ab; der alte Flötenbläser, die Leute bei der Ernte, der Trauerbesuch sind liebenswürdige, innige Arbeiten. Von Krause ist ein kleine? Blldchen „Ein freudiger Tag“ zu erwähnen, das in seiner sonnigen Frische mit zu seinen besten Arbeiten gehört. Weniger bekannt als die Genannten sind Fritz Geyer und Th. Schinkel, die beide noch ziemlich unausgeglichen wirken. Von Schinkel sind aber einige bemerkenswerte Sachen da, wie das Bild Herbstleuchten“).

Zum Schluß seien noch die ziemlich uninteressanten, aber farbig warmen Porträts von Fabian genannt, die etwas harten, sonderbar nüchternen und klaren Studien von Philipp Franck, unter denen die Pferdebilder erwähnenswert sind, und die Arbeiten von Julie Wolf, Thorn, die in Blumenstück, Landschaft und Interieur hier eigentlich geschmackvoller wirkt als im Bildnis.

In den „Vorträgen und Aufsätzen aus der Comenius⸗Gesellschaft“ GBerlin, Weidmannsche Buchhandlung) hat Ludwig Keller soeben eine Arbeit über Die heiligen Zahlen und die Szombolik der Katakomben; veröffentlicht. ür die Erkenntnis der alt— christlichen Glaubenswelt, die seit Adolf Harnacks grundlegenden Forschungen für weite Kreise erneutes Interesse gewonnen hat, ist die Bilder, und Zeichensprache der Katakomben von großer Wichtigkeit. Die Bedeutung der vorliegenden Arbeit, die in gekürzter Form auch in holländischer Sprache erschienen ist, liegt indessen darin, daß ihre Darlegungen auf, die Zusammenhänge zwischen platonischer und altchristlicher Weisheit neues Licht werfen. Obwohl die Lehre von den „Heiligen Zahlen“ seit der Begründung der römischen Staatskirche im 4. Jahrhnndert aus der kirchlichen Symbolik fast völlig verschwindet, dauert sie doch in stillen, aber starken Strömungen durch alle Jahrhunderte fort; es mag genügen, daran zu erinnern, daß die altdeutsche Mystik, der ältere Humanismus, die sogenannte Naturphilosophie des 17. Jahrhunderts und der deutsche Neuhumanismus im 18. Jahrhundert, die einen starken Ein⸗ schlag platonischer Gedanken zeigen, von der gleichen Vorliebe für die Lehre und die Symbolik der Heiligen Zahlen“ erfüllt sind. So kommt es, daß in dieser Lehre ein charakteristisches Merkmal der Weltanschauung der Humanität zu erkennen ist, deren Erforschung an e gen sich die Comenius-⸗Gesellschaft zur Aufgabe ge⸗ ma at.

Auis München meldet W. T. B.“ das gestern erfolgte Ableben des Malers, Professorß Edmund Harburger, des be⸗ kannten Zeichners der „Fliegenden Blätter. Er war am 4. April 1846 in Eichstätt geboren und Schüler von Lindenschmit in München. Von seinen originellen Oelgemälden kamen zwei in die dortige Pinakothek. In Bergen bei Traunstein ist, wie gleichfalls W. T. B.“ mitteilt, ein anderer Münchener Künstler, der Genremaler, Professor Joseph Flüggen am 3. d. M. gestorben. Er war am 3. April 1842 in München geboren. Flüggen war von 1883 bis 1903 Vorstand des Kostüm⸗ wesens am Münchener Hoftheater.

Einer Mitteilung des W. T. B. aus Chxistiania zufolge, ist der dänische Landschaftsmaler Fritz Thaulow (geboren den 20. Oktober 1847) gestern vormittag in Volendam in Holland aus dem Leben geschieden. Er hatte seine Ausbildung bei Professor Gude in Karlsruhe und später in Paris erhalten, wo er sich der impressio⸗ nistischen Richtung anschloß. Er war ein hervorragender Landschafts—⸗ maler, der das flüchtige Leben und Treiben, die Augenblicks⸗ stimmungen an Flußufern und Seeküsten zu fassen und in vollendeter Freilichtmalerei wiederzugeben verstand. Er wohnte abwechselnd in seiner Heimat und in Frankreich. Landschaften von ihm besitzen außer der hiesigen Nationalgalerie die Galerie du Luxembourg in Paris, die Münchener Pinakothek sowie die Museen zu er kia R und Stockholm.

Verkehrsõan stalten.

Nächste Postverbindung nach Swakopmund und Lüdexitz-⸗ bucht für Bri n, , mit englischem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 10. November, in Kapstadt am 27. November, von da weiter mit nächster Gelegenheit, spätestens ab Kapstadt am 5. Dejember, in Lüderitzbucht am 9. Dezember, in Swakopmund am 12. Dezember. Letzte Beförderung am 9. November ab Cöln 6,1 Nach⸗ mittags, ab Oberhausen 7, 24 Nachmittags, ab Berlin Schlefischer

wegung erfaßt, oft in flüchtigster Ausführung, aber immer verblüffend

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mund, Abgang am 21.

Bahnhof 11,24 Vormittags. Die nächste Post aus Swakop⸗ Bktobeꝛ ist zu erwarten am 11. November.

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