1906 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Nov 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Berginspektor Dr. 9 ig von dem Steinkohlen⸗ bergwerke Helnitz ist an die Bergwerksdirektion zu Saarbrücken versetzt worden.

Nachtrag zur Tagesordnung

für die am 28. November d. FJ, Vormittags 11 Uhr, in

Bromberg stattfindende 26. (ordentliche in des

Bezirkseifenbahnrats für die Direktionsbeiirke Brom— berg, Danzig, Königsberg.

a. Ersatzwahl eines stellvertretenden Mitglieds für den Landeteisen⸗ bahnrat für die Jahre 1904 bis 1906. 9 Einlegung leines Schnellzugpaares auf der Strecke Bromberg irschau. Bromberg, den 11. November 1906. Königliche Eisenbahndirektion. Krueger.

Aichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten vorgestern auf der Fahrt von Donaueschingen na Baden⸗ Baden den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amtes, Gesandten Freiherrn Dr. von , , Gestern nahmen Seine Majestät im Neuen Palais bei Potsdam den Bor⸗ trag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus entgegen.

Ihre Majestäten der König und die Königin von Dänemark sind heute vormittag zum Besuche Ihrer Majestäten des Kgisers und der Kaiserin Gier eingetroffen. Zum Empfange der Allerhöchsten Gäste halten Sich, „W. T. B.“ zufolge, außer, den Majestäten Ihre Kaiserlichen und Königlichen

oheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, die . und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und des Hauses Hohenzollern, die in Berlin un Potsdam anwesen⸗ hen Prinzen und Prinzessinnen aus regierenden deutschen Häusern, ferner der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Tschirschky und Bögendorff, die Herren des Haupt⸗ quartiers, die in Berlin anwesenden Generale und Admirale und die Herren und Damen der dänischen Gesandtschaft auf dem Tehrter Bahnhof eingefunden. Nach der gegen⸗ seitigen Begrüßung der Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften und der Vorstellung des Ehrendienstes nahmen die Majestäten den Vorbeimarsch der von dem 2. Garde⸗ regiment z. F. gestellten Ehrenkompagnie ab und be⸗ gaben Sich zu Wagen durch das randenburger Tor und die praͤchtig geschmückte Mittelstraße Unter den Linden nach dem Königlichen Schlosse. gif dem Pariser Platz wurde Seine Majestät der König von Dänemark von dem Oberbürgermeister Kirschner, der mit dem Bürgermeister Dr. Reicke und dem Stadtverordneten⸗ vorsteher Dr. Langerhans an der Spitze von Abordnungen des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung dort Auf— stellung genommen hatte, mit einer Ansprache begrüßt, auf die Allerhöchstderselbe dankend erwiderte. Ihrer Majestät der Königin von Dänemark wurde von Ehrenjungfrauen ein Maiblumenstrauß mit Schleifen in den dänischen Farben überreicht. Vor dem Königlichen Schlosse nahmen Ihre Majestäten der Kaiser und der König Frederik den Vorbeimarsch der Truppen der Garnison ab, die vom Branden⸗ burger Tor bis zum Lustgarten Spalier gebildet hatten. Danach fand im Gardes du Corps⸗-Saale des Schlosses Empfang und großer Vortritt statt.

Laut Meldung des „W. T. B. ist S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ am 16. November in Nanking eingetroffen.

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsch-Südwestafrika wird, „W. T. B.“ zufolp amtlich gemeldet:

ach einem Telegramm des Obersten von Deimling aus Keetmanshoop vom 13. November Abends hat eine Hottentotten⸗ bande unter Führung Stuermanns (anscheinend des bei Beginn des Feldzuges viel genannten Propheten) am 1. November die Besatzung von Uchanaris in der Nähe des Stationsgebäudes überfallen. 5 Reiter sind gefallen, 2 wurden schwer und 1 wurde leicht ver⸗ wundet. Der Oberleutnant Freiherr von Fürstenberg übernahm sogleich mit der 9. Kompagnie des 2. Feldregiments und dem Maschinengewehrzug Müller die Verfolgung in der Richtung über Wasserfall in die Großen Karasberge. Oestlich von den Großen Karasbergen erreichte er ihn am 5. November. Nach kurzem Gefecht lief der Feind auseinander. Fünf Mann der Bande stellten sich am 10. November bei Hauptmann Siebert in Lifdod (östlich der Karasberge) und gaben ihre Gewehre ab.

Eine zweite Hottentottenbande zeigte sich am 8. November bei Naiams, südwestlich von Keetmanshoop. Sie wurde von der 7. Kompagnie des 1. Feldregiments unter Hauptmann Doerschlag den Fischfluß abwärts verfolgt und lief am 10. November in den Fischflußbergen auseinander.

Oberleutnant Molisre verfolgte mit der 4. Kompagnie des 2. , und 1 Gebirgsgeschütz seit dem 23. Oktober im Fisch⸗ flußrevier eine Hottentottenbande unter Fielding. Dieser Hottentotten⸗ führer, wahrscheinlich ein Bondelzwart, hielt sich bisher zu— meist in den Kleinen Karascbergen auf, von wo aus er Raubzüge und Viehdiebstähle unternahm. Moliere vertrieb am 24. Oltober den Gegner aus schwer zugänglichen Schlupfwinkeln am Fischfluß südlich von der Einmündung des Kabriviers und trieb ihn über Huns in die n . n Teile dieser Bande raubten am 8. November Abends bet Willem -Chrikäs (süd⸗ westlich von Bethanien) eine größere Anzahl Transporttiere. Leutnant Gerlich verfolgte die Räuber mit 30 Reitern von Kubis aus. Er nahm am 9. November dem Feind bei Haries das geraubte Vieh wieder ab, erbeutete dessen Reittiere und Proviant und trieb ihn in die Huibberge zurück. Moliere stebt mit seiner Ab— in bei Huns Tierkluft und Weißbrunn am Südrande der Huib—

ochebene.

schon zu einer Katastro

Oesterreich⸗ Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kais 966

rn ,,, nach welchem die Delegationen auf den November nach Budapest e in ber ufen werden.

Das österreichifche Abgeordnetenhaus setzte vorgestern die Verhandlung der dritten Gruppe der Wahl— reform fort. =

Nach dem Bericht des W. T. B.“ wurde ein Minoritätsantrag Metal, betreffend die Ausgestaltung der Landesgesetzgebung, ab⸗ gelehnt und die dritte Gruppe der Wahlreform gemäß den Anträgen bes Ausschusses angenommen. Bei der Verhandlung der vierten Gruppe, betreffend das Gesetz über die Wahl der Abgeordneten bis zur Wahlordnung für den Reichsrat, verloren die ersten sechs Redner das Wort, teils weil sie im Saale nicht anwesend waren, teils well sie darauf verzichteten. Der Abg. Geßm ann begntragte den Schluß der Debatte. (Zärmende Proteste der Tschechisch⸗ Radikalen sowie des Grafen Sternberg unter Hinwels auf die angebliche Zusage des Präsidenten, nach Erledigung der dritten Gruppe die Verhandlung abzubrechen Während der Lärm andauerte, zog Geßmann seinen Antrag zurück. Unter stürmischem Proteste der Christlich⸗Sozialen wurde dann ein Antrag des Abg. Choe auf Schluß der Sitzung angenommen.

Die nächste Sitzung findet heute statt.

Bei den gestrigen engeren Wahlen zum mährischen Landtag sind „W. T. B.“ ufo; in 9 tschechischen Wahl⸗ bezirken 6 Tschechen und 3 Sozialdemokraten, darunter 1Tscheche in zwei Wahlbezirken, gewählt worden, In drei deuischen Wahlbezirken sind drei Deutsch⸗Fortschrittliche gewählt worden.

Großbritannien und Irland.

Eine Bekanntmachung des Kriegsamts besagt, W. T. B.“ zufolge, daß der Kriegsminister jetzt im Verfolg der von ihm in seiner Rede vom 2. Oktober dargelegten Politik Maß— nahmen zur wirksamen Ausbildung ausgewählter Offiziere treffe, die zu höheren Stellen in der Armeeverwaltung und zu Leitern der den einzelnen Abteilungen angehörenden Dienst— weige geeignet gemacht werden sollen; der Minister hat einen . usschuß eingesetzt, der über alle mit der 4 Ausbildung und Unterweisung dieser Offiziere zusammen⸗ hängenden Dinge Vorschläge machen soll.

Rußland.

Gestern hat in St. Petersburg eine von vielen hundert Personen besuchte Generalversammlung des Verbandes

vom 30. Oktober stattgefunden.

Nach dem Bericht des W. T. B. führte Gutschkow, der der Versammlung prästdierte, in einer Rede aus, daß die dies⸗ maligen Dumawahlen klareres Verständnis und gereiftere An—⸗ sichten zeigen würden. Wer bürgerliche Rechte auf revolutio⸗ naärem Wege unter Geschütterung des Vaterlandes er⸗ werben wolle, der möge für die Kadetten und andere lins stehende Parteien stimmen. Was die Parteien der Rechten betreffe, so seien ihre Bestrebungen in der Agrar-, der Arbeiter und der Schul frage n nn, Sie werden“, fuhr der Redner fort, serwünschte Bundesgenossen sein, wenn nicht heute, so am Tage nach den Wahlen im Kampfe für die Bewahrung der Prärogative der monarchlschen Staatsgewalt, in der Nationalitätenfrage, in Fragen der Weltpolitik. Andererseits sehe ich, der ich überzeugter Konstituttonalist Für ünd an eine herrliche Zukunft der ,, r nn, Sinne der Gewährn lgiger demokratischer Ref ormen ang daß Elemente zum der Selbstherrschaft guftreten, die uns

9 rt haben. 33 fürchte diese Leute und glaube, sie sind nicht imstande, unser Glaubensbekenntnis zu teilen, nämlich daß das monarchische Prinzip konstitutionell der Form, demokratisch den Aufgaben nach sein muß. Miljutin erklärte, die gesetzgeberische Arbeit des Kabinetts Stolvpin sei zwar der

orm nach antikonstitutionell, ihrem Wesen nach aber sei e wobltuend, da sie den Forderungen der Zeit entspreche und die Anerkennung der Bevölkerung finde. Man könne darin den Beweis seben, daß selbst die schwerfällige bureaukratische Maschine von den Grundsätzen des Oktobermanifestes durchdrungen werde. Dies verspreche für die Zukunft friedliche gemeinsame Arbeit der Volksvertretung und Regierung. Der Advokat Plevako hielt eine Anspracht, in der er folgendes ausführte: Der Verband vom 30. Oktober betrachtet das Vaterland nicht als den Besitz einer Partei, sondern die Partei als Dienerin des Vaterlandes. Wir lieben unser Vaterland, wir wollen, daß das Blut unserer Landsleute nicht in den Straßen der Städte Rußlands fließe. Wir wollen, daß der Grundsatz der bürgerlichen Gleichheit das Land beherrsche und nicht der wachsende Einfluß dieser oder jener Partei. Wir werden keine ,,,, abgeben, die wir nicht erfüllen können, und keine Wechsel gusstellen, die wir nicht einlösen können. Wir sind , der Wahrheit und der Gerechtigkeit und wir sind der Ansicht, daß das Wohl des Volkes nicht in dem Stahl der Klinge, sondern in dem Eisen der Pflugschar liegt. Wir sind gegen das Kreuz, an dem man die neuen Heiligen kreuzigt, aber wir bewundern das Kreuz, an das unser Heiland um den Preis seines Lebens die großen Worte des Friedens und der Liebe geschrieben hat. Wir sind monarchisch gesinnt, aber die Monarchie ist uns kein Symbol. Sie ist uns dessen ungeachtet hellig, denn sie hat der Kultur unseres Landes große Dienste erwiesen. Wir werden aber nicht denen die Hand reichen, die die Mongrchen Rußlands daran hindern, Herrscher ju werden, die als Befreier über freie Bürger und nicht über Sklaven herrschen. Einigkeit macht stark; wir werden ju den Wahl⸗ urnen mit dem Gebete schreiten, daß Gott uns einen Propheten senden möge, der Rußland retten wird. Es lebe das freie russische Kaiser⸗ reich, geleitet von einem durch die besten Geister und die besten Herzen des Vaterlandes beratenen Kaiser!“

Wie das „W. T. B.“ meldet, sind vorgestern abend in Poltawa von unbekannten Mördern der Garnisonchef, General Polkownikow und ein zufällig auf der Straße befindlicher Soldat erschossen worden.

Schweiz. Der Nationalrat hat, laut Meldung des „W. T. B.“,

mit 93 Stimmen bei einigen Stimmenthaltungen den Handels⸗ vertrag mit Frankreich genehmigt.

Asien.

Die indische Regierung hat nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ beschlossen, das Hinterland von Dhala, das bei der im i. 1903 entstandenen Grenzfrage von englischen Truppen besetzt worden war, zu räumen; . . Truppen werden Dhala in wenigen Tagen verlassen.

Mit Rücksicht auf die Oeffnung von Mukden, Antung und Tatungkao hat Huanschikai eine Denk⸗ schrift an den Kaiser gerichtet, in der er, obiger Quelle zufolge, um die Mittel zur Ausführung verschiedener öffent⸗ licher Bauten bittet; dic Bauten müßten von China autz⸗

eführt werden, damit es seine Souveränität wahre. Die g , hehe hat empfohlen, daß diese Gelder von den be⸗ treffenden Provinzen aufgebracht oder aus den in diesen .

vinzen aufgebrachten Steuern bezahlt werden. Die die Oeff— nung der genannten Plätze ber e den Bestimmungen sollen ,, , . der auswärtigen Angelegenheiten unterbreitet werden.

Afrika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist der Haupt urheber des Angriffs gegen die Matrosen des franzoͤsischen Kreuzers „Galilée“, der, von Saida kommend, vor 6. in Tanger landete, von Zollbeamten verhaftet und ins Gefängnis ebracht worden. Ould Berrien und andere Gefangene von rzila sind eingeschifft worden, um nach der Zitadelle von Kasba gebracht zu werden, wo sie für Lebenszeit inhaftiert bleiben werden. . .

Die in Mogador vor Anker liegenden Kriegsschiffe haben . gelkroffen, um für alle Eventualitäten bereit u sein.

. Wie aus Kapstadt gemeldet wird, sind Ferreira . seine Genossen vorgestern gefangen genommen worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die . Sitzung des Reicht⸗ tags befindet sich in der Ersten Beilage.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ueber die Bedeutung und die Ausführung der außer— ordentlichen ig ren am 1. Dezember 1906.

Die siebente allgemeine Viebzählung im Deutschen Reiche ist planmäßig für den 1. Dezember 1807 in Aussicht genommen. Um aber schon jetzt darüber klar zu sehen, ob der zur Zeit wenigstens in dem . deutschen Bundesstaate vorhandene Vtehbestand dem Be— dürfnlsse der Bevölkerung genügt, hat sich die preußische Staats. regierung veranlaßt gesehen, bereits für den 1. Dejember des laufenden Jahres eine außerordentliche Viehzählung beschränkten Umfanges anzuordnen. Die Zählung wird sich auf Preußen sowie auf die Fürstentümer Waldeck und Pyrmont erstrecken.

Dem vorerwähnten Zweck entsprechend ist die Erhebung nach den denkbar einfachsten Grundsätzen aufgebaut, sodaß die Beantwortung der zu stellenden Fragen keinem der Befragten einen nennenswerten Aufwand an Zeit und Mühe verursachen kann.

Gezählt werden folgende Viehgattungen: I) die Pferde, und zwar die unter und die über 3 Jahre alten, 2 das Rindvieh bei Unterscheidung der unter Jahr alten Kälber, des J bis 1 Jahr so wie des 1 bis 2 Jahre alten Jungviehes und der 2 Jahre alten und älteren Bullen, Stiere und Ochsen einer«, der Kühe, ier und und Kalbinnen anderseits, 3) die Schafe, und zwar gesondert die unter 1 Jahr alten und die älteren, und 4 die Sch weine, bei denen folgende Gruppen gebildet werden: unter Jahre alte, 4 bis 1 Jahr alte und 1 Jahr alte oder ältere. Alle übrigen Viehgattungen, die bei früheren Viebzählungen ermittelt wurden, wie Maultiere, Maul⸗ esel und Esel, Ziegen, das Federvieh und die Bienenstöcke, blelben diesmal unberücksichtigt. Zu den Fragen nach dem Vlehstande tritt nur noch die nach der Zahl der auf einem Gehöfte befindlichen viehbefitzenden Haushaltungen. Um diese drag richtig zu beantworten, ist streng auf den begrifflichen Unterschitd zwischen Gehöft und Haushaltung zu achten; die Zähleinbeit bildet bei der Viehzählung, abweichend von dem bei der Volkszählung angewendeten Verfahren, nicht die Haushaltung, sondern das Gehöft. Das Gehöft kann aus einem einzigen Hause bestehen, und das wird, namentlich in den Städten, auch häufig der Fall sein; es kann aber guch mehrere Ge— bãude ö en, j. B. außer dem eigentlichen Wohnhause noch Witt⸗ schaftsgebaude . Art, die mitunter auch bewohnt sein können. Für die Landgemeinden und Gutsbezirke wird diese Tatsache nicht selten zutreffen. Ganz hesonders bei den letzteren ist darauf zu achten, daß der Gutshof mit sämtlichen räumlich zugehörigen Baulichkeiten stetz ein Gehöft bildet, ebenso aber auch jedes außerhalb des engeren Gutshofes liegende Insthaus (Knechts⸗ oder Taglöhnerhaus), jedes Vorwerk usw. Maßgebend für die Bezeichnung als Gehöft ist dem— nach allein die räumliche Lage der einzelnen Baulichkeiten, nicht etwa die rechtliche Zugehörigkeit zu irgend einem Anwesen.

Aus dem Gesagten ergibt sich bereitz, daß bei der Einteilung nach Gehöften keinerlei Rücksicht auf die Zahl der in diesen ansässigen Hauswirtschaften genommen wird. In den meisten Fällen, namentlich in den Städten, aber auch auf dem platten Lande, wird das Gehöst von mehr als einer Haushaltung (Familie oder Einzelhaushaltung) bewohnt werden. Von diesen Haushaltungen sollen aber in die Vieh⸗ zählungskarte lediglich diejenigen eingetragen werden, die irgend ein oder mehrere Stuck Vieh der erfragten Art besitzen, und zwar nur ihrer Gesamtzahl nach, gleichgültig, wieviel Vieh die einzelne Hauk— haltung besitzt.

Im übrigen ist noch besonders darauf zu sehen, daß zerstreut vor kommende Vlehstücke in städtischen Haushaltungen, in Häfen, auf Schiffen, Pferde in Bergwerken usw. fowie etwa noch im Freien auf Weide befindliches Vieh nicht übergangen werden.

Die Erreichung des bedeutsamen Zwecks der Zählung hängt zum großen Teile von der Mithilfe der Bevölkerung ab. An diese wird daher die dringende Bitte gerichtet, das Zäͤhlgeschäft; durch bereit⸗ williges Entgegenkommen den Zählern, Orfsbehörden usw. gegenüber zu erleichtern. Vor allem ist Selbstjählung, d. h. die eigene Aus— füllung der Zählkarten durch die Hausbesitzer, Eigentümer, Pächter und Verwalter wünschenswert. Ferner aber bedarf es einer möglichst großen Zahl ,, . Zähler, die bei Ausübung ihrer ehrenamt fichen Tatigkeit die Eigenschaft von öffentlichen Beamten be sizen. Es fieht zu erwarten, daß sich, wie in früheren Jahren, so auch diesmal genügend Männer finden, die bereit sind, dieses Ehrenamt i übernehmen; sie würden damit dem allgemeinen öffentlichen Interesse einen wesentlichen Dienst leisten.

Endlich ist noch in geeigneter Weise, namentlich durch Besprechung in den Gemeindeversammlungen und in den Schulen sowie durch die amtlichen Blätter und die Tagespresse welche letztere sich durch Ab⸗ druck der vorstehenden Mitteilungen oder durch Verbreitung einer sonstizn entsprechenden Belehrung ihrer Leser ein großes Verdienst erwerben würde der Zweck der bevorstehenden . zur möglichst all.

emeinen Kenntnis zu bringen. Namentlich würde darauf in zuweisen ein, daß die in den Zählkarten enthaltenen Angaben lediglich zut Förderung wissenschaftlicher und gemeinnütziger Zwecke, in keinem Falle etwa zu Steuerzwecken dienen daß sie überbaupt nicht geeignet sind, die letzteren zu verfolgen, geht schon daraus hervor, daß aus den Zählkarten nur der Vlehstand eines Gehöfts in seiner Gesamtheit, nicht aber der det einzelnen Viebbesitzers ent⸗ nommen werden kann. Nach Beendigung der Aufbereitung der Zählungsergebnisse durch das Königlich preußische Statistische dandel⸗ amt find in den fertigen Tabellen überdlez die Angaben selbst für die einzelnen Gehöfte nicht mehr erkennbar.

Zur Arbeiterbewegung.

Die im „Allgemeinen deutschen Gärtnerverein“ organisierten Landschaftsgärtner Groß⸗Berlins , n wie die Vos. Y mitteilt, Freitagabend in sehr zahlreich besuchter öffentlicher

ersammlung, eine Lohnbewegung für das . jahr 1907 vor⸗ zuberesten. Aufgestellt wurden von den Versammelten u. fz folgende Forderungen: Verkürzung der Arbeltszeit von jetzt l auf 9 Stunden. Grhöhung des Mindeststundenkohns für gelernt: Gartner von 50 auf 6H 3. für Gartenarbelter von 40 auf 50 ; Ueberstunden 15 3 Zuschlag; Landzulage von 2,50 auf 2.75 M60 Eint Lohnkommission wurde gewählt und beauftragt, auf Grundlast k, , e. einen neuen Lohntarif auszuarbeiten, der ee. d D hun erufenden Versammlung zur Ber me n fig vorgeles

erden soll.

Das Krelgza mt des die Provinzen Schlesien, Peg Ost⸗ und Westpreußen umfassenden Kreises 9a der Deutschen Buchdrucker⸗ kersfgemęinschaft befaßte sich, wie. W. T. B. berichtet in einer gestern in Breslau abgehaltenen Sitzung mit der ic von Pokal juschlägen auf den neuen Buchdruckertarif. Es wurde beschlossen, pie Zuschläge für Posen auf S4, für Brom berg auf 34, für Faftowitz auf Jhgö /g zu erhöhen und für Zoppot, Tilsit und Iröieg einen Lokalzuschlag von 3 für Glogau und Graudenj einen feen von 23 6 neu einzuführen. .

In Braun schweig nahmen, wie die „Köln. Ztg.“ * . die ausstãndigen Dachdecker, nachdem die Arbeitgeber zum 1. März eine kohnerhöhung zugesagt haben, die Arbeit wieder auf; die Maurer ind Zimmerer setzen den mongtelangen Ausstand fort. In den nächsten Tagen wird dort eine Versammlung deutscher Kali⸗ arbeiter tagen, um über die Lohnfrage und das Zweischachtsystem

beraten. n Sämtliche Arbeiter der Terniwerke in Terni haben, wie demselben Blatte aus Malland telegraphiert wird, die Arbeit nieder⸗ legt, weil die Regierung der amerlkanischen Gesellschaft Midwale die lee rung von 2100 Tonnen Panzerplatten für das Schlachtschiff San Giorgio? in Auftrag gegeben hat. Dem römischen. Messagero' zufolge sfehe' die Ausschreibung des Wettbewerbs für die Lieferung von Panzerplatten für ein Schwesterschiff des San Giorgio“ nahe bevor.

In Helsingfors wurde, dem ‚W. T. B. zufolge, der seit August d. J. dauernde Autstand von über 4000 Arbeitern der netallurgischen Fabriken am , beendet, nachdem eine Verständigung zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern erzielt

worden ist.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königlich Bayerische Akademie der Wissen— schaften wählte, wie W. T. B.“ aus München meldet, zu korrefpondierenden Mitgliedern unter andern den Professor der keltischen Philologie Zimmer- Berlin, den Professor der deutschen Rechtsgeschichke Zeu mer - Berlin, den Professor der Anatomie Froriep⸗Tübingen, den Professor der Anatomie Rahl⸗Leipzig, den

rofessor der Botanik Stahl Jeng, den Direktor des astrophysi⸗

. Observatoriums, Geheimen Oberregierungsrat, Professor Dr. Vogel Potsdam und den Professorz der alten Geschichte Nissen⸗ Bonn.

Aus Upsala berichtet W. T. B.“, daß die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften den ö. der mathematischen Physik M. Planck in Berlin und den Professor der deutschen Sprache und Literatur H. Planck in München zu aus—⸗ wärtigen Mitgliedern ernannte.

Ueber den Flug der Luftschiffer Usue und Crespi über die Alpen wird dem „Herald“ aus Mailand berichtet: Die Luft— schiffer, die am Sonntagmorgen mit dem Ballon Mailand von der Ausstellung aufgestiegen waren, sind am Mittag nach einer Fahrt von vier Stunden fünf Minuten bei Aix-les Bains gelandet. Ihre Absicht war, den schon von mehreren anderen Luftschiffern gemachten Versuch, die Alpen zu überschreiten zu wiederholen; während keiner ihrer Vorgänger Erfolg hatte⸗ haben sie ihr Ziel erreicht. Sie hatten sich zu dlesem Zweck mit Sauerstoffbehältern und flüssigem Ballast ver⸗ sehen. Nach einer Stunde batten sie eine Höhe von 4900 m erreicht und das Thermometer zeigte zehn Grad unter Null. Als sie über 5000 m hoch gestiegen waren, nahmen sie ihren Sauerstoffvorrat ju

ilfe. In diesem Augenblick zerbrach die Glasröhre, und die Luftschiffer egten den Mund an die Pumpe und atmeten das Gag direkt. Unter der Kälte hatten sie bei ihrer warmen Kleidung nicht allju sehr zu leiden. Vom starken Südwind getrieben, erreichten sie bald den Monte Rosa. Nach zwei Stunden war der Ballon 8800 m hoch, und die Temperatur auf 34 Grad unter Null 2 Der Puls hatte 122 Schläge, und die Atmung war nur mit Hilfe des Sauer⸗ stoffes möglich, aber die Alpen waren überschritten. Vor den Augen der kühnen Luftschiffer breitete sich ein grandioses Panorama mit Schnee⸗ und Eisfeldern, die in der Sonne glitzerten, aus. Die Schnelligkeit des Ballons betrug 100 km in der Stunde. Die Isore wurde in einer Höhe von 5350 m überflogen; dann erschlenen der Lac du Bourget und Aix⸗les-Bains vor ihnen, und sie bewirkten die Landung.

Technik.

Die Dampffaßexplosionen in Preußen 1905.

Im Jahre 19065 haben sich in Preußen fünf Dampffaßexrplosionen ereignet; sie betrafen ein Gefäß zur Gewinnung von Naphtol, Sulfo⸗ säure, eins zur Herstellung von in gn eins jum Ueberdaͤmpfen von Toluol. Naphthylaminlösungen, einen Gerbstoffkocher und einen Garn⸗ dämpfer. Ueber die Bauart dieser Apparate und Hie näheren Um⸗ stände ihrer Explosion geben folgende Mitteilungen Auskunft.

I) Zu Griesheim im 3 Höchst explodierte am 7. Januar, Abends gegen 95 Uhr, in einer chemischen Fabrik für Teerfarbstoffe und deren Nebenerjeugnisse ein jylindrisches Dampffaß, in dem Naphtol⸗Sulfosäure hergestellt wurde; es war in einem Stücke aus grauem, feinksrnigem Maschineneisen gegossen, eingemauert und mit direkter Feuerung versehen, hatte einen Bügelverschluß und einen Höchstbetriebsdruck von 45 Atmosphären. Das Arbeitsverfahren war folgendes: je 100 kg Naphthionat und hochgradige Natron⸗ lauge wurden 8 bis 10 Stunden i auf 240 bis 260 Grad C. bei 45 Atmosphären. Ueberdruck im Gefäß erhitzt, worauf nach borangegangener Entfernung des abgespaltenen Ammoniaks. das , b. wurde. Bei der Explosion wurde der gußeiserne Körper des Dampffasses zerstört, und seine einzelnen Teile wurden durch das Dach fortgeschleudert. Außer dem Gebäude, in dem das Gefäß stand, erlitten auch die benachbarten Baulichkeiten starke Beschädigungen; Personen wurden nicht verletzt. Die Veranlassung zur Explosion waren die bereits weit vorgeschrittene Schwächung des kugel förmigen Gefäßbodens sowie ein in diesem vorhandener, vermutlich durch zu hohen Druck veranlaßter Riß; letzteres konnte aber wegen Verstopfung des Manometerzugangs mit Sicherheit nicht mehr festgestellt werden.

2) Am 6. April, früh 4 Uhr, explodierte im Betriebe der hemischen Fabriken des Salzbergwerks „Neu⸗Staßfurt. zu Löder⸗ burg, Kreis Kalbe, ein zvlindrisches Dampffaß, in dem zur Gewinnung don Magnesia ,, ,, mit Kalkmilch gekocht wurde. Das Gefaß bestand aus Stlemens⸗ , , besaß einen mit Schrauben i, , nn. Deckel und arbeitete in Verbindung mit einem anderen Gef s bei einem Betriebsdrucke von 5 Atmosphären, während der Dampfentwickler, der den Betriebsdampf lieferte, eine höchste Dampfspannung von 6 Atmosphaären besaß. Bei der Arbeit wurde so verfahren, daß man 3,5 ebm Chlormagnesiumlauge ankochte, ihr ebensodiel Kalkmilch zusetzte und dann das Gemenge so lange sieden ließ, bis ein Bruck von 3 Atmosphären erreicht war, der eine

tunde lang gehalten und dann auf 1 Atm. vermindert wurde, worauf die nun fertige Masse in eine tiefe Grube gelangte. Die Erplosion riß die Schweißnaht des Dampffaßfeg zwischen dem Mantel und Boden ringsherum auf, schleuderte den Mantel und Deckel fort Ind schlug die Armaturen des Gefäßes ab. Dabei wurden ein Arbeiter getötet und jwei andere schwer verletzt; auch ist an mehreren Gebäuden ein bedeutender Materlalschaden entstanden. Die mangel⸗ gaste unsachgemäße Ausführung der Schweißnaht jwischen dem Mantel und bem unteren Boden des Dampffaffes hatte den Anlaß ju der Erplosion gegeben.

3) In einer Gerberei zu Elmshorn, Kreis Pinneberg, explodierte am 13. April, Vormittags 11 Uhr, ein mit zwei Bügelverschlüssen Ker sstetes aus gehämmertem Kupfer gefertigtes zylindrisches

ampffaß, das zusammen mit drei anderen Gefäßen bei einem . von 1,5 Atm. zum Ausziehen von Gerbstoffen, hauptsächlich breche bol! benutzt wurde. Das Arbeitsverfahren war einfach.

ach Füllung des Gefäßes mit dem zerkleinerten Gerbstoffe und Zusetzung von Waßser, oder siatt desfen bereits n, ,. Brühe, wurde Dampf eingelassen und der Gerbstoff etwa eine Stunde lang

gekocht; während der Druck allmählich auf 1 Atm. stieg, fand die Entleerung des Gefäßes statt. Bereits beim Anlassen des Dampfes erfolgte die ECxplofiton. Ber untere Teil des Dampffasses riß der Länge nach auf, wobei der obere Teil fortgeschleudert und sämtliche Ausrüstungsstücke zerstört wurden. Der Raum, in dem die Dampf- faͤsser standen, stürzte zufammen, und die drei übrigen Dampffässer erlitten starke Beschädigungen. Eine Person wurde sofort getötet und eine andere leicht verwundet. Der Grund der Cxplosion läßt sich mit Sicherheit nicht angeben, und es ist fraglich, ob außer der starken Abnutzung des Gefäßes auch ein Versagen seines Reduzlerventils und dadurch entstandener zu großer Ueberdruck mitgewirkt haben.

4) Ein seit dem Jahre 1902 ohne polijeil iche n. betriebenes, zylindrisches Dampffaß aus Schmiedeelsen mit gußeisernem Deckel, zum Dämpfen von Garnen benutzt, epplodierte am 2. Aufujt, Nach⸗ mittags 43 Uhr, in einer Baumwollspinnerei und Weberel zu Cöln. Das Dampffaß war liegend angeordnet, ruhte frei auf Füßen und wurde für sich allein mit einem höchsten ruck von 3 Aim. be trieben. Das Arbeitsberfahren bestand darin, daß die Garne auf einem leichten Wagen in das Dampffaß eingefahren und, nachdem sie kurze Zeit einem Üeberdrucke von 1,ü6 bis 23 Atm. ausgesetzt waren, wieder aus diesem entfernt wurden. Gleich nach Beginn der Arbeit, während der Dampffaßwärter noch im Begriffe war, die Einlaßventile des Gefäßes zu schließen, erfolgte die Explosion, die einige Schrauben und Flügelmuttern des Verschlusses zerbrach und letzteren selbst weit in einen Spinnsaal hinein fortschleuderte. Das Dampffaß verblieb auf seinem Platze und zeigte keine Veränderung seiner Lage. Zerstörungen an auerwerk kamen nicht vor. Der Wärter erlitt eine geringfügige Verletzung am Oberarm und konnte seinen Dienst weiter versehen. Als Ursache des Unfalls muß das ungleiche Anziehen des Deckelverschlusses und infolgedessen die Ueber⸗ lassung einzelner Schrauben und des gußeisernen Deckelringes an—⸗ genommen werden; eine Ueberlastung durch ju hohe Dampfspannung siegt nicht vor, da das Sicherheitsventil richtig eingestellt und in gutem Zustande war.

5) Ein aus grobkörnigem Graugusse hergestellter, erst seit fünf Tagen versuchtweise betriebener Apparat, bei dem es zweifelhaft war, ob es sich um ein Dampffaß im engeren Sinne des Wortes oder um ein doppelwandiges, mit Dampf geheiztes, offenes Kochgefäß handelt, explodierte am 26. September, Nachmittags 2 Uhr, in einer Anilinölfabrik zu Elberfeld. Der zur Destillatlon einer Toluol⸗ Naphthylaminlösung bestimmte Apparat war zylindrisch, stand aufrecht, hatte 2 aufgeschraubte Dedkel und war aus mehreren Ringen zu⸗ sammengesetzt. In dem untersten, gußeisernen Ringe war zwischen jwei schmiedeeisernen Böden ein Bündel von Röhren eingebaut. ie Tösung befand sich in diesen von Dampf von 4 kg Druck umgebenen Röhren. Zu Anfang der Arbeit die Destillatlon hatte eben be—⸗ gonnen zersprang der Mantel des untersten Ringes in mehrece Stücke, durch die zwei . Säulen, die Stützen des Apparats, zerbrachen. Personen kamen nicht zu Schaden; auch fanden keine Zerstörungen an Ausrüstungsgegenständen und Gebäuden statt. Die Ürsachen der Explosion waren, außer den im Apparate vorgefundenen von innen nach außen gehenden älteren und neueren Rissen, die mangelhafte Bauart des Apparates selbst und die Verwendung des . 236 mit hohem Dampfdrucke ungeeigneten Gußeisens. (Stat.

orr.

Land⸗ und Forstwirtschaft. Ausführung des Fleischbeschaugesetzes.

Nach 5 5 Abs. 2 des Ausführungsgesetzes zum n,, ,,. vom 28. Juni 1902 ist eine doppelte Unfersuchung auf Trichinen in allen Fällen ausgeschlossen. Wie zur Vermeidung einer wiederholten derartigen Untersuchung bei Verbringung von Schweinefleisch oder Schweinefleischwaren vom Schlacht⸗ oder Herstellungsorte nach anderen Gemeinden der Nachweis der erstmaligen Trichinenschau zu führen ist, darüber hat es bisher an einbeitlichen Vorschriften gefehlt. In verschiedenen örtlichen Bestimmungen ist angeordnet, daß eingeführtes Schweine⸗ fleisch, insbesondere Schweinefleischwaren, an denen sich naturgemäß ein Trichinenschaustempel nicht befinden kann, nur dann von einer mikroskopischen Untersuchung befreit bleiben, wenn der Nachweis für die bereits vorgenommene Trichinenschau durch Beschelnigung der Ortspollzeibehörde des Herkunfisortes erbracht oder doch eine Be— scheinigung darüber beigebracht wird, daß am Herkunftsort eine all⸗ gemeine Wi n n Trichinenschau für Schweinefleisch besteht.

Solche Bestimmungen gelten insbesondere auch für Schweine⸗ fleisch, das aus anderen deutschen Bundesstaaten oder den Hohen- zollernschen Landen eingeführt wird und nach den S2 und 3 a. a. D. amtlich auf Trichinen zu untersuchen ist, sofern es zum Genusse für Menschen berwendet werden soll und nicht bereits einer amtlichen Trichinenschau unterlegen hat.

Auch in außerpreußischen Bundesstaaten, in denen überhaupt eine Trichinenschau vorgesehen ist, ist bisher das aus Preußen dorthin ein— . Schweinefleisch viel ach ähnlichen Beschräͤnkungen unterworfen gewesen.

Um den hieraus für den Verkehr mit Schweinefleisch sich er— gebenden Belästigungen in einer mit den Rücksichten auf den ant der menschlichen Gesundheit verträglichen Weise vorzubeugen, ist zwischen den Regierungen der Bundesftaaten, in denen mindestens für das nicht lediglich zum Hausgebrauche ausgeschlachtete Schweinefleisch die ,, allgemein vorgeschrieben ist, nachstehende Ver⸗ einbarung zustande gekommen.

Alles Fleisch von Schweinen, das innerhalb von Preußen, mit Ausnahme der Hohenzollernschen Lande, innerhalb des Königreichs Sachsen, von Sachsen. Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen⸗ Meiningen, Sachsen⸗Altenburg, Sachsen. Coburg Gotha, Anhalt, Schwarjburg Rudolstadt, Schwarjburg⸗Sondershausen, Waldeck, Reuß 4. L., Reuß s L., Schaumburg Lippe, Lippe, Hamburg, Lübeck und Bremen in den Verkehr gelangt und aus einem der Staaten stammt, wird als untersucht auf Trichinen an—⸗ gesehen.

Zu dem in den einzelnen Staaten r Nach weise der Unterfuchung des eingeführten Schweinefleisches auf Trichinen ge— nügt daher die Feststellung, daß das Fleisch aus dem Gebiete eines der genannten Bundesstaaten stammt.

Als Herkunfts ort wird in der Regel angesehen:

a. bei Bahn⸗ und Postsendungen der auf den Begleitpapieren

8 de, , en g n , Postpaketadresse) angegebene gangsort,

b. wenn das Fleisch von Personen eingeführt wird, der Her⸗

kunftsort der betreffenden Person.

Fleisch von Schweinen, das in das Gebiet der genannten Bundesstaaten aus einem anderen Bundesstaate (nämlich aus einem der suüddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, aus Mecklenburg Schwerin, Mecklenburg ⸗Strelitz aus Elsaß. Loth⸗ ringen oder aus den Hohenzollernschen Landen , . wird, ist auf Trichinen zu untersuchen, falls nicht besonders nachgewiesen wird, daß die Trichinenschau bereits vorgenommen ist. Ebenso wird dasjenige eingeführte Fleisch behandelt, bei dem der Nachweis der Herkunft auß Änem der am Eingange der Vereinbarung bezeichneten Gebiete nicht mit der nötigen Sicherheit geführt erscheint oder der Verdacht vorliegt, 3 in eines dieser Gebiete der vorgeschriebenen Trichinenschau nicht unter⸗ legen hat. Es bleibt den Einführenden überlassen, den Nach⸗ weis der Herkunft aus einem der genannten Gebiete oder der Untersuchung auf Trichinen durch Beibringung von Ursprungs zeugnissen, Trichinenschauattesten oder ähnlichen Bescheinigungen zu erleichtern und zu sichern. .

Sowelt hiernach eine Untersuchung des eingeführten Schweine⸗ fleisches auf Trichinen erforderlich wird, hat sie an dem Orte statt⸗ . wo zuerst die Möglichkeit besteht, das Fleisch in den Ver⸗ kehr zu bringen. Wird das .. nach der Untersuchung von diesem Orte weitergeschafft, so wird es so behandelt, wie wenn es an diesem

Ort ausgeschlachtet wäre, d. h. es ist an dem neuen Bestimmungs⸗ orte nur der Nachweis der Herkunft und nicht auch der Untersuchung auf Trichinen zu verlangen.

es nach der Einfuhr 5

Auf Grund des § 19 des , , ,. vom 28. Juni 1902 und im Anschluß an § 58 der Ausführungsbestimmungen vom 29. Juni 1903 bestimmen die Ressortminister in einem Erlaß an die Regierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten zu Berlin, daß vom 1. Dejember d. J. ab, dem Tage des Inkrafttretens der Vereinbarung, nach den in ihr enthaltenen Grundsätzen ju verfahren ist. Die gleichen Grundsätze sind auch auf den Verkehr innerhalb des preußischen Staatsgebietz, mit Ausnahme der Hohenzollernschen Lande, zur . wendung zu bringen, sodaß also der Nachweis der Herkunft des Schweinefleisches oder der Schweinefleischwaren aus diesem Staate s et genügt, um eine weitere Untersuchung auf Trichinen auszu⸗ chließen. Es ist Vorsorge zu treffen, daß entgegenstehende Bestim⸗ mungen in Polizeiverordnungen, Gemeindebeschlussen usw. ausdrücklich außer Kraft gesetzt werden.

Auf Fleisch von Wildschweinen findet die Vereinbarung keine Anwendung.

Der Erlaß bestimmt jedoch für den Verkehr solchen Fleisches, daß der zur Vermeidung einer erneuten Untersuchung auf Trichinen erforderliche Nachweis der erstmaligen Trichinenschau sowohl durch deutliche Stempelabdrücke an dem Fleische als auch durch Bescheini- gungen der zuständigen Polizeibehörden über die vorgenommene Trichinenschau enn werden kann. Auch hiermit sind die bestehenden Vorschriften erforderlichenfalls in Einklang zu bringen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Rußland.

Die russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat die Stadt Hongkong für pestfrei erklärt. (Vergl. ‚R.⸗ Anz.“ vom 1. Juni d. F. Nr. 128.) ö

ürkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat für Herkünfte von Beirut und Triest eine ärztliche Unter— fuchung angeordnet, die im ersten Hafen der Türkei mit einem Sanitätsarzt zu erfolgen hat.

Ferner hat der Gesundheitsrat die für Herkünfte von Alexandrien angeordnete 45 stündige Quarantäne auf 24 Stunden ermäßigt. Alle übrigen für derartige Herkünfte ange ordneten Maßregeln bleiben in Kraft, doch können dieselben sowohl in einem Lazarett der Türkei als auch in den Sanitätsstationen von Jaffa oder Rhodos erfolgen. (Vergl. . R. Anz.“ vom 29. September d. J. Nr. 261.)

Die für Herkünfte von Adalia angeordneten Quarantänęg⸗ ge fes n sind aufgehoben. (Vergl. R. Anz.“ vom 7. d. M.,

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Verdingungen im Auslande.

Bulgarien.

10. Dejember 1906. Kreigfinanzverwaltung Sofia: Lieferung von Zylinderöl, Wert 28 5090 Franken, und von Baumwollabfällen, Wert 46 740 Franken, für die Bulgarischen Staatsbahnen.

Vereinigte Staaten von Amerika.

Office, Isthmian Canal Commission in Washington, D. C. (Panamakanal⸗Kommission): 11. Dezember 1906, 198 Uhr. Lieferung von zwei Saugbaggern. Näheres beim „Reichsanzeiger“.

Verkehrsanftalten.

Laut Telegramm aus Goch ist die am 18. November Vormittags in Berlin fälllg gewesene Post aus England infolge von Zug- verspätung und die heute vormittag in Berlin fällig gewesene Post aus England über Vlissingen infolge Sturmes im Kanal ausgeblieben.

Theater und Musik.

Lust spielhaus.

Auch das Lustspielhaus bietet der erwartungsvollen Jugend bereltt ihre Weihnachtsgabe dar; es versammelte am Sonnabend ein froh gelauntes Publikum, welches das Haus bis auf den letzten Platz füllte, um sich an dem Glanz einer Zauberwelt zu ergötzen, die ihm in den fünf Bildern des Maͤrchenspiels Gänseliesel“ von Rosa Dodillet vor Augen geführt wurde. Die von der bösen Waldfrau geraubte, von ihrer Patin, einer gütigen er beschützte und von jwei braven, glücksuchenden Jänglingen befreite Prinzessin ist natärlich die Heldin des Stückes. Ihre Schicksale als arme Gänsehirtin bewegen die Herzen der jugendlichen Zuschauer und lassen endlosen Jubel hervorbrechen, als die Prinzessin Lisa im Königsschloß ihrer Eltern am Weihnachtsabend im lichterstrahblenden e,. mit den Ihrigen wieder vereint ist. Recht geschickt zeigt

ierbei das Bühnenbild gleichzeitig das Wiedersehen ihrer beiden tapferen Befreier unter dem bescheidenen Christbäumchen im Dorf⸗— schullchrerhause. Ueberhaupt ist das Ganze dem kindlichen Empfinden recht verständnisvoll angepaßt, von poetischem Hauche durchweht und mit liebenswürdigem Humor gewürzt. Es verfehlte daher auch nicht seinen Eindruck auf die so leicht empfänglichen erjzen seines jugendlichen Publikums. Durch eine von errn Franz Neumann dazu recht stimmungsvoll geschriebene Musik., eigensänge und zierliche Elfentänze, wurde das Interesse noch erhöht. Vollbefriedigt und strahlenden Auges zollten die kleinen Theater- besucher der Verfasserin und den trefflichen Darstellern ihren Tribut mit wahren Beifallssalven. Von den Mitwirkenden seien besonders die Damen Mallinger, Wilhelmi, von Goldeck, Marba sowie die Herren Bothmann und Beckmann hervorgehoben. Dir beiden letzt- genannten namentlich vertraten die komischen Rollen des Stückes mit großem Geschick und Erfolg.

Der dritte Symphonieabend der Königlichen Kapelle unter Felix Weingartners Leitung findet am Freitag, Abends 77 Uhr, die Symphoniematinee um 12 Uhr im Königlichen OSpernhause statt. Die Partituren ju den aufzufuͤhrenden Werken, soweit sie im Druck erschienen sind, werden auf vielseitigen Wunsch des Publikums im Vorraum des Königlichen Opernhauses und in allen Rängen bei den Logenschließern verkauft.

Im Königlichen Schauspielhause findet morgen, Dienstag, die Erstaufführung von ‚Das Glashaus“, Lustspiel in drei Auffügen von Oskar Blumenthal, in folgender Besetzung statt: Waldemar Guhl: Herr Boettcher; Vally, seine Frau: Fräulein von Mayburg; Justizrat Krantz, ihr Vater: Herr Pohl; Christine Hansen: Frau Schramm; Hedda, ihre Nichte: Fräulein Arnstädt; Eduard Möͤllen- dorf, Verlagsbuchhändler: Herr Keßler; Brofiche, sein Sekretär:

err Eggeling; Dr. Max Eberhard, Schriftsteller: Herr Sommer torff; Albrecht von Schlutow; Herr Patry; seine Frau: Frgu Butze; Charlotte Imstaedt, Schauspielerin: Frau Willig; Hubert Willfried: Herr Vallentin; Martha: Fräulein Hoff; Hermann: Herr Winter; ein Schreiber: Herr ain ein Dlenstmädchen: Fräulein Nitter; ein Droschkenkutscher: Herr Eichholz. Die i führt Herr Patry.

Das Lessingtheater bringt als nächste Neuheit Ludwig ier romantische Komödie ‚Der heimliche König“. Die Proben aben bereite begonnen. Die erste Aufführung 1 auf Sonnabend,

den 1. Dezember, angesetzt.

Vielfachen Wünschen entsprechend, hat die Direktion des Theaterg des Westens sich a m. Herrn Richard Koennecke zu veranlassen, am Totensonntag noch einmal im Trompeter von Säckingen“ als „Werner Kirchhofer' aufzutreten. Am Buß⸗ und Bettag beginnt das Oratorium „Die Schöpfung!“ erst um

8 Uhr.

Die Buchausgabe von Max Dreyers neuem Bühnenwerk Die . dessen Erstaufführung am 16. d. M. im Neuen Schauspielhause stattfand, ist in der Deutschen Verlagtanstalt in Stuttgart erschienen.