—— —— — — ———— —
Qualitat
1805 gering
mittel gut Verkaufte
November Marktort
Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner
Menge
Tag niedrigster
höchster
niedrigster hãöchster niedrigster höchster Doppelientner
*. 2 *.
Außerdem wurden
am age rn lige nach überschläg Schätzung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)
— *
Am vorigen
Markttage für D
1 Dopyel ; .
.
6. 6
Durchschnitts⸗ pre
dem
Paderborn Limburg a. L.. . Dinkelsbühl. Biberach.
,
1 Mtenburg⸗ .. Mülhausen i. S.
Noch: Hafer.
1660 16,80
— 1600 1609 16,30 16,80 15 40 15.30 17,50 18, 00
17,30 16,20 16,50 16,40 1689 1681 15389 17,50 ; 18.00 19
16 00
1630 16 8 1336
1is 20 16,40 185,30 —
1660
1700 no
26 11. 20 11. 27. 11. 20 20 11. 10 20.11. 24. 11. 24.11. 150
20.11.
16.75 16,10 16.27 1618 1651 15,52 15,62
17,58
16,69 1607 16,25 16,20 16,56 15.60 15,60
18, 06
Bemerkungen. Die verkaufte ae ne mic ö. voll: Doppeljentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der Darchschalttspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. Gin liegender Strich (— in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekonr men ist, ein Paakt (.) in den letzten sehz Soalten, diß entspcehender Bericht fehlt.
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Offiziere, Fähn riche usw. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Kiel, 27. November. 1 Sigismund von Preußen Königliche Hoheit, jweiter Sohn Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen, zum Lt. im 1. Garderegt i. F. und gleichzeitig auch zum t. zur See à la suite der Marine ernannt.
Katholische Militãrgeisth iche Durch Allerhöchsten Äbschied. 23. Oktoher. Keck, Milstäroberpfarrer des 7III. Armeekorys in Koblenz, auf seinen An⸗ frag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
Beamte der Militärjustizverwaltung. . Durch Allerhöchsten Erlaß. 10. November. Martins, Vogler, Braun, Kciegegerichtsräte bei der 3. bew. 10, Div. und beim Generalkommando des VIII. Armeekorp', der Stellenrang der vierten Klaffe der höheren Provinnialbeamten verliehen.
Beamte der Militärverwaltung.
Durch Allerhöchste Bestallung. 109. Nov em ber. Knirck, Baurat, Militärbauinsp. bei der Intend. des V. Armeekorps, zum Intend. und Baurat ernannt.
Durch Riterhöchsten Erlaß. 10. Novem er. Qualitz, Korpsstabsveterinär beim Generalkommando des X. Armeekorps, der persönliche Rang als Rat 4. Klasse verliehen.
Durch Verfügung des Kriegsministerium s. 2. Ok- tober. Rohde (Georg), Proviantamtskontrolleur, Berner, Kienow (Em ils, Proviantamtsassistenten — der Schutztruxye für Südwestafrika, mit dem 1. November 1806 als Prodiantamttassistenten in Koblen! bfr. Berlin und Potsdam wiedereingereiht,
23. Sktober. Holtzthiem, Hempel (Alfred), Gutsche, Milstarinlend. Diätare von den Intendanturen des XI V, Armęeekeips bjw. der 39. und der Großher z ogl. Hess. (20) Div., Melde, Kühn⸗ topp, Bunge, Hahn, Militärintenz. Diätare von den Inten⸗ dantuten der 23. Did. bzw. des JJ. Armeekorzs, der 3. Div. und des XVII. Armeekorps, — ju Militärintend. Sckretären ernannt.
25. Oktober. Schwarz (Otto), Intend. Sekretãr von der Intend. des V. Armeekorps, ju der Intend. der 33. Div. zum 1. Ja⸗ Fuar I907 versetzt. Rein länder, Stabsveterinär im Oldenburg. Drag. Regt. Nr. 19, auf seinen Antrag zum 1. November 1906 mit Pension in den Ruhestand versetzt. .
31. Oktober. Den Intend. Sekretãten von den in (6) gesetzten Korp. bejw. Div. Intendanturen: Schl ey (XVI), Krüger (UI), Schiele AV), Steinmetz (X) Springer (XVlih, Dolch Gr), Müller, Friedrich 1 XSᷓ.), Koch, Friedrich ( X. 18.) Golaseze ws ki (), Behnisch (IV. 29), Eggert (.), Schwantuschke (7I.), Jendricke (7. 98), Roesler (VI.), Rautz ( V.), Lambert (7III), Drahl ¶ .), Schmell (Garde), Borcähard ix 185, Gramm (lw). Röse SIntend, der mili= tãrischen Institute), Ha sse, Karl ( VII. 15), Ha sse Wil helm C IL), Rahn (f), Zanger (1.6), Evm ann (XV.), Thielemann (X), Meve, Wiegelm ann Intend. der Verkehrs truppen), Voß ( X.), Wohrtafch (ii). Schneider, Karl (TVL). Burgdorff Dempelmann (), John L), Sch arlach (VII. 13.) Liedtke I. Gurdediv,, Eichbaum X Sommer, Otto . V. x Buch⸗ hol; (Intend. der militärischen nstitute), K o bert (L), Schmidt, Ernst XVIII) Panitz XXI.) Kliebsch (XV. 36), Scholz, Sszkar (VI), Ming (XIV.), Rottsabl (II. 3), Ackermann IJ. 4), Becker, Hermann (X. 17), Konzack CVI), Frohn, Ernst Emil iI), Grünschloß (Garde), Paelic (Intend. der militärischen Institute), Reins (II), Sumpff (TV.), Reimer (.). Wengerowski (I), Küchenhof (TV.), Ihlenfeld (XXIII.), Lehmann Job. . Banse, Friedrich (XR Greihe (X. 19), de Com in ¶ ),. Pro chky XIV.), Plot df . GSchmidt, Gu stab (XII. 36 R iebel, August wii. 1, Grube, Mar ¶ V), Ullrich (IX.), Franke (Xl), Rubl (XI. 22) Grober, Fiedler, Amandus (III.), Huß⸗ mann (IL), Machnig GI. 12), Hardeland XX Stephan (Gardekav. Div. . Bu e sche (X. 20), Specker (TV.), Zeigan 7), Warnatsch (XVI. 33), Birkholi XI), Block II). Schild kopf (VꝰL), 84. Friedrich (IV.), Nickel (1), Dietze (Intend. der militärischen Institute), Gaebel gX.), Martens ¶ I), Trost (TVI), Brusendorff (X. Graulich, Scheurp (XVIII.. Urb an (Intend. der Verkehrstruppen), St uhlweißen burg (XV. 31), Kunz (X), Po trz CSI.) Bork (III. 5). Stüũmbke XlIv. 39). Ehrke ¶ L.). Zehlicke UI .), Ho os XV), Han ke C (II), Anders (VI., Schulze, Karl (Intend. der militärischen Institute), Langheinrich (V). Hoppe, Artur (XV.), Bever, Bruno nF Dom ke (in.. Paul (Ii), Birti & nil), K eche (IX. 18), Flöttmann (X), Krause, Richard dk), Bienias (FI.), Me ver, Diedrich (1), Reuter (I. 1), Schulze, Max (Garbe, Wolff. Emil CGI). Beutler (XVII.), Leuchte Intend. der militärischen Institute), Pütter (XVIII), Sagebiel fii. 6), Freyer (VI. 11), Glashagen XF. Koehler, Max (vii), Züblke (XIXT. 29), Schlingloff (T.), Jacobs IV. 7), Kober ((V), Janzen (XVIII.), Müller, Louis X. Bu ggisch (XXIII. 25. Bierhoff (XLj, Bohn, Heinrich (XVII), Zoepel (XL), Seiffhart (XV.), Schmoller (VII. 14.), Dowe (Intend. der militärischen Institute), Schmidt, Benno (iL), Brovese (XIV.), Seiffert II. 16), Lüllemann CX), Balhse (2. Gardediv), Schütze, Alfred, Günther, Oskar (Vp), Grube, Hermann (ClII), Dehl (VI.), Teuter (V.), Schmidt, Friedrich (XI. 22), re e n (XVI. 34),
dler (VI), Igenichen (Intend. der militärischen Institute), ller, Wilb. Jul. (XVII) der Titel. Obermilttärintend. retãr; den Intend. Registratoren: Messerschmidt (X), Saß, lcer (lr), Lebmann (Intend. der militärischen Institute), encker, Gustav (Garde), ,. (IL). Glaubitz TL), Schwarj, Gustav (Vill), Baars (1IV.) der Titel Ober⸗ milstärintend. Registrator, — verliehen. .
2 Rovember. Henkel, Intend. Sekretär mit dem Charalter als Geheimer erpedierender Sekretär und Kalkulator von der Intend. des III. Armeekorps, zum en,, Gebeimen eryedierenden Sekretär und Kalkulator im Kriegeministerlum ernannt. Lange, Proviant amteaspir, als Proviantamteassist. in . angestellt.
3 November. Keitel, Geheimer Kglkalator von der Natural. kontrolle des Kriegsministerium, zum Geheimen Registrator im Kriegsministerium ernannt. 9
2
—
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28
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4 November. Trost, Oberintend. Sekretär von der Intend. des XVIII. Armeekorps, zu der Intend. der 21. Div, versetzt.
6. November. 1 Militärintend. Dlätar von der Intend. des X. Armeekorps. jum Militärintend. Sekretär ernannt. Fiteljsrge, Eickhoff (Friedrich), Saeger, Schmidt (Otto), geprüfte Intend. Sekretariatsanwärter, den Intendanturen des beiw. kes VII., XVIII. und TVII. Armeekorps als Militärintend. Diätare uberwiesen. Zimmermann, Militärbauinsp. technischer Hilfsarbeiter bei der Intend. des Gardekorps, zum 1. Dezember 1996 nach Saar⸗
brücken versetzt. . 7. No vember. Pilwat, Oberveterinär im 3. Gardefeldart. Regt. von Arnim
Regt, Waschulews ki, Oberveterinär im Drag. (z. Brandenburg) Nr. 12, — auf ihren Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt. . . — n
8. November. Hintz en, Proviantamtzassist, in Mainz, früher bei der Schutztruppe für Südwestafrika, eine Bestallung als Proviant⸗ amtsafsisf. der Heeret verwaltung vom 6. Oktober 1906 erteilt. Borchardt, Oberzahlmstr. vom 11I. Bat. 3. Oberschles. Inf. Regts. Rr. 63, diefer zum 1. Februar 1907, Klamm, Oberzahl mstr. vom Ulan. Regt. Kalfer Alexander III. von Rußland Westpreuß.) Nr. 1, — auf ihren Antrag mit Pension in den uhestand versetzt. Claufen, Oberveterinär der Landw. 2. Aufgebots (Hagen), der Ab⸗ schied bewilligt. . .
g. November. Doepner, Regierungsbaumeister in Cassel, zum Militärbauinsp. ernannt. Albath, Intend. Sekretär von der aufgerssten Ostasiat. Besatzungsbrig, unter Änweifung seines Friedens standortes in Berlin bei der Intend. des Gardekorps 2 . ar, Militärbauregistrakor auf Probe beim Militãrbauamt
ainz II, endgültig angestellt. ‚
105. Rope m ber. Mever (Er anz, Intend. Sekretär von der Intend. des Gardekorps, der Titel Sbermilitärintend. Sekretär verlieben.
15 November. Boehm, Oberjablmstr. von der reitenden Abteil. J. Westpreuß. Feldart. Regts. Nr. 35, auf seinen Antrag mit Pension in den Ruhestand versetzt.
göniglich Sächsische Armee.
Offiziere, . usp. Ernennungen, Beförde⸗ rungen und Versetzungen. Im Beurlaubtenstande 23. No- ve mFber. Besördert? die Obtrlis Roßbach der Res. des 4, Inf. Regts. Nr. I03, Schöne der Res. des 7 Inf. Regts. König Georg Nre 106, Carstanjen der Fes. des 8 Inf. Regls. Prinz Johann Georg Nr. 105, Mothes ler Rel. des 8. Inf. Regts. Nr. 133, Saahfeld der Ref. des 11. Inf. Regts. Nr. 139, Sstermayer der Ref. des Z. Jagerbatè. Nr I3, Stä rer der Landw. Inf. 1. Auf⸗ gebot des Landw. Bezirks Bautzen, Schweige!, Frit sche der Landw. Inf. J. Aufgebots des Landw. Bezirks J Lespiig Perthen der Tandw. Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Cbemnitz, — zu Hauptleuten, Haebler (Hang) der Reser de des Gardereiter⸗· tegiments, Koenner der Landwehrkavallerie 1. Aufgebots des Landw. Benrks Ebemnitz — zu Rittmeistern., Höffken, Lt. der Res. des Schũtzen (Füs.) Regts. Prin Georg Nr. 108, Besser, Lt. der Res. des J Pion. Bats. Nr. 12. Binding, Et. der Landw. Inf. L. Auf⸗ gebots tes Landw. Bezirks J Leipzig, Geißler, Lt. der Landw. Inf. 2. Aufgebots des Landw. Bezirks Pirna, — zu Oberlis.; die Vüefeldwebel biw. Vizewachtmeister: v. Sch im pff des Landw. Bez. . zum Li. der Res. des 1. (Eeib,) Gren. Regts. Nr. 100,
bner des Landw. Bezirk, Großenhain, zum Lt. der Res des 3. Inf. Regts. Nr. 102 Prinz Regent Luitpold von Bavern, Helbig des Landwehrbezirkßs Bautzen, jum Lt. der Res. des 4. Infanterie regimentz Nr. 163, Bellmann des Landw. Benrks Annaberg, Kupfer des Landw. Bezirks Chemnitz, — ju Lts. der Ref. des 5. Inf. Regts. Kronprin Nr. 194, Lüdemann ⸗Ravit deg Landw. Benrks Plauen, zum Lt. der Res des 6. Inf. Regts. Nr. 105 König Wilhelm JJ. von Württemberg, Lenz deg Landw. Be irls Borna, zum Lt. der Res. des 7. Inf. Regts. König Georg Nr. 106, Proße des Landw. Bezirks Döbeln, zum Lt. der Res. des Schätzen⸗ Fäs5 Regts. Prinz Georg Rr 1068. Röder des Landm, Beirks Chemnitz, zum Lt. der Res. des 3. Inf. Regts. Nr. 133, Schloß, Müller des Landw. Benrks Plauen, zu Ltz. der Res. des 10. Inf. Regis. Nr. 134, Thost des Landw. Benrks Zwickau Boden des Landw. Berirks Döbeln, — zu Ltg. der Res. des 47. Inf, Regts. Nr. 177, Raum dann des Landw. Bezirks Borna zum Lt. der Res. des 15, Inf. Regts. Rr. 18, Decker des Landw. Bezirks Zwickau, zum Lt. der 9 des 2. Jägerbatgz. Nr. 13, Hauschild des Landw. Bezirks II Dresden, Gr. v. Rex des Landw. Benrks Pirna, Gr. Schall Rigucour des Landw. Bejtrks Bautzen, — zu Lis. der Res. des Garderelterregts, Wiesand des Landw. Bezirks II Dresden, zum Lt. der Res. des Karab. Regts, Römer des Landw. Bezirks j Bresden, Bia gosch, Thieme des Landw. Bezrks II Leipzig, — Ju Ltg. der Res. des 2. Hus. Regts. Königin Carola Nr. 18, Oehmichen des Landw. Bezirks Meißen, Schneider des Landw. Benlrks Plauen, — zu Leutnants der Reserve des 1. Ulanenregi. ments Fr. 17 Kaiser Franz Joseyh von Oesterreich, König von Ungarn, Schomburgk des Landwehrbezirks II Leipzig, Schwalbe des Landw. Bezirks ö. — zu Lts. der Res. des T Alan. Regts. Nr. 18, Donath des Landw. Bezirks Zittau, zum Qi der Ref dez 3. Ulan. Regts. Nr. 21 Kaiser Wilhelm I, Köagig von Preußen, Hoffmann, Scheunert. des Landw. Bezirks II Dresden, zu LtJ. der Res. des 1. Feldart. Regts. Nr. 12 Loet sch des Tandw. Bezirk Annaberg, Saupe des Landw. Benirks Döbeln, Bie rling des Landw. Bezirks IJ Drerden, Haglinde des Landw. Bezrks I Leivng, Bödiker des Landw. Bezirks Pirna, — zu Lts. der Res. des 2. Feldart. Regtg. Nr; 28, Falkenthal des Landw. Bezirks 11 Drerden, jum Lt. der Res. des 4 Feldart. Regtg. Nr. 45, Mölier des Landw. Benirks Borng, M av des Landw. Bezirks I Dresden, Hirfch eg Landw. Bezirks Bautzen, — zu Lts. der Res. des 5. Feldart. Regts. Nr. 64, Schäfer, Schneider, ried⸗ mann des Landw. Bezirks II Leipzig, zu Lts. der Res. des 7. Feldart. Regts. Nr. 77, Kavsel des Landw. Bezirks I Leipzig, zum Et. dir Ref. des 8. Feldart. Regts. Nr. 78, Heinig deg Lanzw, Bezirks Meißen, jum Lt. der Res. des 1. Trainbats. Nr. 12, Rühblmann des Landw. Bezirks Döbeln, Ho top dez Landw. Bezirks Großenhain,
— zu Lis. der Landw. Inf. J. Aufgebots.
Abschiedsbewilligungen. Im Beurlaubtenstande. 23. Rovember. Lemke, Hauptm. der Res. des 7. Inf. Regts. König Georg Nr. 106, mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Unifarm, Böhmig, Lt. der Res. des 1 (Leib) Gren. Regts. Rr. 1600, diefem wegen überkommener Feld., und Garnisondienst⸗· unfähigkeit, — der Abschied bewilligt.
Deutscher Reichstag.
128. Sitzung vom 28. November 1906, Nachmittags 1 Uhr.
(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Tagesordnung: Erste Beratung der Gesetzentwürfe, be—⸗ treffend die Feststelung zweier Nachträge zum Reichs— haushaltset at und zum Haushaltsetat für die Schutz⸗ gebiete auf das Rechnungsjahr 1906.
Reichskanzler Fürst von Bülow:
Meine Herren! Ich benütze die erste mir gebotene Gelegen. heit, um mich vor diesem hohen Haule über unsere kolonialen Angelegenheiten auszusprechen. Ich bin gewiß, keinem Wider⸗ spruch zu begegnen, wenn ich sage, daß wir auf diesem Gebiet eine ernste Krisiz durchmachen. Unsere Kolonien haben unt die schwersten Opfer auferlegt, Opfer an Gut und Opfer an Blut. Trotz der über jedes Lob erhabenen Bravour unserer Truppen ist es erst nach dreijährigen blutigen Kämpfen gelungen, den Widerstand des Gegners ju brechen. Wenn auch der Hauptwiderstand des Feindes überwunden ist, so dauert doch leider der Kleinkrieg noch fort und es wird voraussichtlich noch einige Zeit vergehen, bis wieder völlige Ruhe und Sicherheit in unser Schutzgebiet einzieht. Die Kriegführung auf so weite Entfernung, unter schwierigen und ungewöhnlichen Verhältnissen hat uns enorme Summen gekostet. Weltere große Summen werden erforderlich sein für die Beendigung des Krieges, für die Wieder⸗ aufrichtung unseres Schutzgebietes und für seine weitere wirtschaftliche Erschließung. Das alles räume ich ein.
Wenn aber, meine Herren, die Regierung heute vor die Nation treten und ibr vorschlagen wollte, es ähnlich zu machen wie weiland der Frankfurter Bundestag, der Hannibal Fischer den Auftrag erteilte, die deutsche Flotte unter den Hammer zu bringen, wenn die Regierung der Nation vorschlagen wollte, unsere Kolonien zu veräußern oder sich selbst zu überlassen oder in irgend einer Form preis⸗ zugeben, so würde eine tiefe Entmutigung gerade die besten Kräfte erfassen. Und mit Recht. Auch in der Flotte sah man damals, vor 4 Jahren, ein schlechtes Geschäft und warf deshalb die Flinte ins Korn, in einem jener Momente moralischer Depression, wie sie nicht nur den Einzelnen, sondern bisweilen auch ein Volk befallen. Wenn aber beide — Individuum und Volk — wieder gesunden, so schämen sie sich solcher Schwächeanwandlungen. Ich bin gewiß, es wird sich kein Deutscher Reichstag und kein deutscher Reichskanzler finden, welche die Verantwortung dafür übernehmen, unsere Kolonien aus dem Soll und Haben unseres Volkes auszustreichen. (Bravo! rechts; Unruhe bei den Sonialdemokiaten In der Auffassung, als brauchten wir keine Kolonien, zeigt sich meines Erachtens nicht nur ein unangebrachter Kleinmut, sondern auch ein Mangel an Einsicht in die treibenden Kräfte der Entwicklung der Völker und der Weltgeschichte. (Sehr richtig! rechts.) Die Frage steht nicht so: ob wir kolonisieren wollen oder nicht, sondern wir müssen kolonisieren, ob wir wollen oder nicht. Der Trieb zur Kolonisation, zur Ausbreitung des eigenen Volketums ist in jedem Volke vorhanden, das sich eines gesunden Wachstums und krãftiger Lebensenergie erfreut. Darum war auch das deutsche Volk seit seinem Eintritt in die Weltgeschichte, seit 200) Jahren, ein kolonisierendes Volk, und wir werden ein kolonisierendes Volk bleiben, solange wir gesundes Mark in den Knochen haben.
Die Formen der Kolonisation wechseln freilich und die Vor⸗ teile, die das Mutterland aus seinen Kolonien zieht. In den Zeiten unserer nationalen Uneinigkeit und Ohnmacht gingen die über die Landesgrenze hinausdringenden Kräfte für unser Volkstum verloren. Während damals andere Völker in der neuen Welt ihre Kräfte und ihren Unternehmungsgeist betãtigten und große Kolonialreiche schufen, verzehrte sich Deutschland in häßlichen konfessionellen Streitigkeiten und in töͤrichtem partikularistischen Bruder ⸗ zwist. Wir wurden zum Kulturdünger für andere, klügere Völker.
Eine Wandlung zum Besseren trat ein mit unserer in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erfolgten wirt⸗ schaftlichen und politischen Wiedererstarkung. Die deutsche Schiff⸗ fahrt begann sich zu entwickeln. Es entstanden zahlreiche deutsche Unternehmungen in überseeischen Ländern. Diese Unternehmungen konnten auf die Dauer des Schutzes durch unsere politischen Macht⸗ mittel nicht entbehren. Diesen Schutz zu gewähren war für Deutsch⸗ land besonders schwierig.
Wir dürfen nicht vergessen, meine Herren, wie sehr sich anfãnglich nicht nur die Engländer, sondern auch andere Völker uns gerade auf überseeischem Gebiete überlegen glaubten. Als das Ausland an⸗ fing, zu merken, wieviel kaufmännischer Unternehmungkgeist und wirt⸗ schaftliche Energie im Deutschen vorhanden war, die zur Entfaltung drängten, fing man an, unseren Unternehmungen Schwierigkeiten in den Weg ju legen und uns den Vorsprung merken zu lassen, den politische Machtmittel und territorialer Besitz auch auf wirtschaft⸗ lichem Gebiete gewähren. Darüber durften wir uns nicht wundern. Und doch war es eine Notwendigkeit für das deutsche Volk, im kolonialen Wettbewerb nicht allzusehr zurückzubleiben.
Wir alle wissen, meine Herren, daß sich Fürst Bismarck im ersten Jahrzehnt nach der Gründung des Reichs allen kolonialen Be⸗ strebungen gegenüber ablehnend verhielt. Die vorsichtige Behandlung, welche der große Kanzler anfänglich dem kolonialen Problem ange⸗ deihen ließ, ist der beste Beweis dafür, daß sein späteres aktives Ein ·
greifen in die kolonialen Angelegenheiten, unsere 1884 und 1885 Schlag auf Schlag erfolgten Erwerbungen großer Gebiete in Polp- nesien und in Afrika nicht aus den Eingebungen einer Augenblicks⸗ politik hervorgingen, nicht aus phantastischen Vorstellungen oder un⸗ angebrachter Großmannesucht, sondern aus reiflicher Abwägung der wirtschaftlichen und politischen Notwendigkeiten, unserer wirtschaft⸗ lichen und politischen Machtmittel.
Meine Herren, von der Ueberzeugung, daß der damals vom Fürsten Bismarck betretene Weg der richtige ist, daß wir auf diesem Wege bleiben müssen und vor allem, daß wir das erworbene Land, daß unter unserem Schutze steht, uns erhalten müssen, können und werden wir uns nicht abbringen lassen, auch wenn zur Zeit Nöte und Sorgen mit diesen Erwerbungen verknüpft sind.
Wir befinden uns in einer Krisis; aber diese Krisis wird hoffentlich zu einer Gesundung führen. Zu dieser Gesundung genügt nicht die Niederwerfung des Aufstands und auch nicht die Pazifinierung unserer Schutz zeblete. Es ist auch das offene Bekenntnis erforderlich, daß Fehler in der Kolonialverwalturg begangen sind. (Sehr richtig! in der Mitte.) Es ist der feste Wille erforderlich, diese Fehler nicht zu wieder⸗ holen und augenscheinliche Mißstände zu beseitigen.
Ich habe schon vor zwei Jahren vor diesem hohen Hause die Grundzüge einer Reorganisation entwickelt, wie sie meines Erachtens für unsere koloniale Zentral⸗ und Lokalverwaltung notwendig ist. Ich habe schon damals die Loslösung der Kolonialabteilung vom Aus— wärtigen Amt und die Errichtung eines selbständigen Reichskolonial— amts als dringend wünschenswert bezeichnet. Zu meinem lebhaften Bedauern ist durch einen während meiner Erkrankung gefaßten Be— schluß dieses hohen Hauses diese Forderung in dritter Lesung abgelehnt worden. Wie kam denn das, meine Herren? nachdem dieses hohe Haus in zweiter Lesung in Würdigung der von der Regierung vorge— brachten rein sachlichen Gründe sich mit stattlicher Mehrbeit für ein Reichskolonialamt ausgesprochen hatte? Ich will auf diese Frage pro hine et nunc nicht eingeben, sondern nur feststellen, daß die verbündeten Regierungen die Schaffung eines selbständigen Reichskolenialamts nach wie vor für dringend wünschenswert halten und überzeugt sind, daß diese Notwendigkeit sich in den letzten Monaten noch mehr als früher herausgestellt hat. (Sehr richtig! recht?)
Nun weiß ich wohl, meine Herren, daß solche koloniale Organi⸗ sationsfragen und ihre richtige Lösung nicht das einzige Heilmittel für unsere Kolonien sind. Es sind auch sonst Reformen in capite et in membris nötig. (Sehr richtig) Wir müssen uns vor allem die Frage vorlegen: wie heben wir die wirtschaftliche Entwicklung unserer Kolonien? Wie fördern wir das Interesse und das Ver— ständnis für unsere Kolonien im deutschen Volke? Wie beteiligen wir mehr als bisher unseren Handel und unsere Industrie, unsere Geschäfts, und Bankwelt an unseren überseeischen Unternehmungen?
Der Gedanke lag nahe, die Lösung dieser schwerwiegenden Fragen einer Persönlichkeit zu übertragen, die schon früher in engerer Fühlung mit den treibenden wirtschaftlichen Kräften in unserem Volke bestanden hatte. Bei der Wahl eines Nachfolgers für den Prinzen Hobenlohe, der sich seiner Aufgabe mit einem Fleiß und einer Hingebung unter⸗ zogen hat, die ich auch von dieser Stelle rühmend hervorheben möchte, habe ich in erster Linie nach den wirtschaftlichen und kaufmännischen Eigenschaften gesucht, bie bisher in unserer Kolonialabteilung sehr zu ihrem Schaden gefehlt hatten.
Meine Herren, unser Kaufmannsstand hat sich eine große Stellung gemacht, aus eigener Kraft. Er hat zur Hebung des deutschen wirt schaftlichen Wohlstandes und wirtschaftlichen Einflusses und damit des deutschen Ansehens in der Welt erheblich beigetragen. Er zählt in seinen Reihen sehr tüchtige Leute, ausgezeichnete Kräfte. Die Mit— wirkung eines dieser Herren, eines unserer captains of industrꝶ, wie man sie in Amerika nennt, für die Geschäfte des Reichs zu ge— winnen, erschien mir von vornherein als vorteilhaft. In den Unter redungen, in den eingehenden Unterredungen, die ich mit Herrn Dern⸗ burg über unsere kolonialen Angelegenheiten hatte, ergab sich Ueber⸗ einstimmung der leitenden Gesichtspunkte und Ziele. Ich konnte deshalb Herrn Dernburg mit gutem Gewissen Seiner Majestät dem Kaiser als Nachfolger des Prinzen Hohenlohe in Vorschlag bringen. Mit dieser Ernennung, meine Herren, ist übrigens für mich ein alter Wunsch in Erfüllung gegangen. Schon als ich Staats sekretãr des Aeußern wurde, vor 9 Jahren, und der damalige Kol onial⸗ direktor, der seitdem leider verstorbene Freiberr von Richt⸗ hofen, mir als Unterstaatssekretär zur Seite trat, hätte ich gern einen Mann des praktischen Erwerbelebens an die Spitze unserer Kolonialverwaltung gestellt. Die Verhandlungen, die damals Baron von Richthofen in meinem Auftrage in Hamburg und Bremen führte, blieben leider erfolglos. Ein angesehener hanseatischer Kauf⸗ mann ließ mir damals sagen: Am Tage verdiene ich brav Geld an der Börse, am Nachmittag fabie ich mit jwei schönen Füchsen auf mein Landhaus, und das soll ich mit der Schinderei und Aufregung der Wilhelmstraße vertauschen? (Große Heiterkeit) Acht Jahre später, also vor einem Jabre, nach dem Rücktritt des Herrn Stuebel, bin ich auf meinen Gedanken zurückgekommen. Damals habe ich den Direktor des Norddeutschen Llovyd, Herrn Wiegand sondiert, der sich aber nicht von dem gerade in einer wirtschaftlichen Transformation befindlichen Lloyd trennen konnte.
Es freut mich, daß es mir endlich gelungen ist, einen Gedanken zu verwirklichen, den ich für gesund und für lebensfähig halte. Dieses hohe Haus aber bitte ich, dem neuen Herrn in der Kolonialverwaltung mit Vertrauen entgegenzukommen, denn nur bei vollem gegenseitigen Vertrauen lassen sich die Aufgaben lösen, die uns auf kolonialpolitischem Gebiet gestellt sind.
Diese Aufgaben bestehen nicht nur in der wirtschaftlichen Er⸗ schließung der Kolonien. Es gilt auch augenscheinliche Mißstände in der Kolonialveiwaltung zu beseitigen. Worin diese Mißstände besteben, brauche ich nach den Ereignissen dieses Sommers nicht klar zu legen. Niemand kann es aufrichtiger bedauern als ich, der ver⸗ antwortliche Leiter der Reichsgeschäfte, daß einige der gegen die Kolonialverwaltung erhobenen Beschwerden und Anklagen sich als begründet herausgestellt baben. (Hört, hört! links.) Ich bin mir bewußt, daß ich keine Vertuschungspolitik getrieben habe, sondern eingeschritten bin, sobald ein Verdacht zu meiner Kenntnis gelangte. Man hat mir vorgeworfen, daß auch ich nicht für ein schnelles Ein— schreiten gegen schuldige Beamte gesorgt hätte.
Man hat insbesondere gesagt, daß ein Subalternbeamter, Pöplau, schon in den Jahren 1904 und 1905 Anzeigen gegen Beamte an mich erftattet bätte, denen keine Folge gegeben worden wäre. Meine Herren, der Beamte Pöplau hat sich schwerer Dis ziplinar⸗
vergehungen schuldig gemacht. (Hört, hört! rechts) Als er unter grober Verletzung seiner Dienstpflicht amtliche Schriftstücke Dritten mitteilte, mußte die Untersuchung gegen ihn eröffnet werden. Der Ausgang dieser Untersuchung konnte auch die beste Aufklärung bringen, ob das von Pöplau vorgebrachte Belastungsmaterial zutreffend sei. Deshalb wurde der Ausgang dieser Untersuchung abgewartet, bevor ein Entschluß gefaßt wurde über ein Einschreiten gegen die von Pöplau verdächtigten Beamten.
Durch Erkenntnis des Kaiserlichen Disziplinarhofs vom 2. April 1906 ist gegen Pöplau auf Entfernung aus dem Amte durch Dienstentlassung erkannt worden. In dem Urteile ist festgestellt, daß erstens der Angeschuldigte von amtlichen, zur Zeit geheimen Schrift- stücken einen die Amtsverschwiegenheit verletzenden Gebrauch gemacht, zweitens die seiner Dienstbehörde schuldige Achtung verletzt, drittens gegen Beamte der Kolonialverwaltung böswillig oder leichtfertig un⸗ e Beschuldigungen erhoben hat. (Hört! Hört! rechts. — Zurufe inks.
Die Achtungsverletzung ist in verschiedenen Eingaben und An— schuldigungen an mich, den Reichskanzler, gefunden. Es heißt in den Entscheidungsgründen wörtlich:
Der Angeschuldigte hat dem Reichskanzler mit der Veröffent⸗ lichung angeblicher Mißstände gedroht, um ihn seinen An sprüchen geneigt zu machen, und hat dadurch die Achtung, die er seinem höchsten Vorgesetzten schuldig ist, in dreister Weise verletzt.
Sie werden mir zugeben, meine Herren, daß die Aussagen dieses Beamten nicht von vornherein Anspruch auf Beachtung oder gar auf volle Glaubwürdigkeit hatten.
Aber auch anderen Vorwürfen bin ich begegnet. Ich hätte nicht dafür gesorgt, hat man gesagt, daß die Firma Tippelskirch gute Sättel, Stiefel und Mäntel lieferte. Meine Herren, ich frage Sie, ob es einen vernünftigen Menschen gibt, der boͤna de vom Reichs kanzler verlangen kann — ich sage natürlich hong fide, von dialektischen Kunstgriffen rede ich nicht, — der also bona fide vom Reichskanzler verlangen kann, daß er sich um alle Details der ihm unter stellten Ressorts kümmert. In keinem Lande der Welt gibt es einen Beamten, der so viele und wichtige Funktionen in sich vereinigt, wie der deutsche Reichskanzler. Daß aber der Reichs kanzler außer der Vertretung vor diesem hohen Hause, im Bundesrat und vor beiden preußischen Häusern, außer dem amtlichen Verkehr mit Sr. Majestät dem Kaiser, den Bundesfürsten und allen Ressort⸗ chefs, außer der Leitung der Staatsministerialsitzungen, außer der ständigen Fühlung mit den hier akkreditierten fremden Missionen— außer der umfangreichen Lektüre von Berichten, außer zahlreichen Rücksprachen und Vorträgen, außer der Verantwortlichkeit für die äußere Politik und den ganzen Gang der inneren Reichs und preußi⸗ schen Politik auch noch sorgen soll für Stiefel und Sättel, die nicht drücken, und für Mäntel, die den Regen nicht durchlassen, das ist zuviel verlangt. (Beifall rechts; Unruhe links.) Ich lehne es ab, in dieser Beziehung für die Details aller Ressorts verantwortlich ge— macht zu werden. Ich kann nicht in alle Löcher hineinkriechen und alle Winkel durchstöbern, um zu sehen, ob auch etwas Unrechtes vor— kommt. Meine Pflicht ist, einzuschreiten, wenn eine Unregelmäßig— keit zu meiner Kenntnis kommt. Diese Pflicht habe ich erfüllt und werde sie weiter erfüllen. (Bravo! rechts.)
Und nun, meine Herren, will ich noch eins sagen. Seit Monaten hat ein Teil unserer Presse seine Aufgabe darin gesehen, sich bis zur Ecschöpfung mit den Kolonialangelegenheiten, und insbesondere mit den sogenannten Kolonialstandalen zu beschäftigen. Man hat sich nicht darauf beschränkt, wahre Tatsachen wiederzugeben, man bat sich ungeheuerlicher Uebertreibungen, Verallgemeinerungen und Ent⸗ stellungen schuldig gemacht. (Sehr richtig! rechts.)
Ich habe schon neulich, heute gerade vor 14 Tagen, darauf hin— gewiesen, wie sehr bei uns die Unsitte eingerissen ist, heimische Miß stände durch ein Vergrößerungsglas zu betrachten und deutsche Vor— gänge in der Verzerrung vorzufübren. Bei den Vorgängen auf kolonialem Gebiet erreichte diese Manie, die nur bei uns grassiert, sonst nirgendwo in der Welt, ihren Höhepunkt. Jeder einzelne Fall wurde als typisch behandelt und als Symptom für eine angebliche Verseuchung unseres Beamtenstandes breitgetreten usque ad taedium. Im Ausland hat man sich beeilt, solche Uebertreibungen und Ver⸗ allgemeinerungen mit Behagen aufzunehmen und mit Vergnügen weiter zu verbreiten. Schadenfreude soll ja die reinste Freude sein und, wenn der Kredit eines Konkurrenten geschädigt wird, so vergießt der Mensch darob nicht gerade Tränen. Mir sind Briefe zugegangen von Deutschen im Auslande, es sei unerhört, wie dadurch der deutsche Kredit, das deutsche Ansehen in der Welt geschädigt worden wãre. Im Auslande bildete man sich wirklich ein, es wären bei uns Millionen gestohlen worden, unser Beamtenstand sei verseucht, es sei kaum noch ein ordentlicher, pflichttreuer und braver Beamter in Deutsch⸗ land anzutreffen. In englischen, französischen, amerikanischen, spanischen Blättern erschienen spaltenlange Artikel, angefüllt mit deutschem Klatsch und Tratsch, unter der Ueberschrift Das deutsche Panama“. Demgegenüber, meine Herren, will ich vor dem Inlande und vor dem Auslande, vor der ganzen Welt feststellen, daß der deutsche Beamten⸗ stand von keinem anderen übertroffen wird .. . . (lebhaftes Bravo rechts, Unruhe links) an Treue, an Fleiß, an Gewissen⸗ haftigkeit, an Integrität. (Bravo! rechts, Zurufe links.) Ich will feststellen und Ihre Unterbrechungen machen mich darin nicht einen Augenblick irre (Bravo! rechts), daß auch in unserer Kolonial⸗ verwaltung die große Mehrjahl der Beamten, die unter schwierigen Verhältnissen arbeiten, ordentliche und pflichttreue Beamte sind (Bravo! rechts, Zurufe links); ich will feststellen, daß einzelne be⸗ klagenswerte Vorfälle, die sich in unserer Kolonialverwaltung er⸗ eignet baben, nicht dem ganzen deutschen Beamtenstande zur Last ge⸗ schrieben werden können. Ich will feststellen, daß solche Vorgãnge auch in der Kolonialgeschichte anderer Völker stattgefunden haben und in höherem Grade und weit größerem Umfange als bei uns. Eng⸗ länder, Franzosen, Amerikaner haben noch ganz andere Kolonialschwierig⸗ keiten, noch ganz andere Kolonialskandale überwunden als wir. (Sehr richtig) Wie man solche Schwierigkeiten, wie man solche Not über⸗ windet, mutig, jäh und geduldig, können wir von den Engländern, das können wir auch von den Franzosen lernen. Und ich will endlich fest⸗ stellen, daß diejenigen, die bei uns solche Uebertreibungen und Ver⸗ allgemeinerungen schreiben oder lesen, selbst im Grunde dabon ũber⸗ zeugt sind, daß unser Beamtenstand durchaus intakt ist. Ausnahmen gibt es überall, aber bei uns sind sie, Gott sei Dank, verschwindend.
Meine Herren, ich werde gegen jeden Beamten, der sich eine
Unregelmäßigkeit zu Schulden kommen läßt, rücksichtslos einschreiten, (Bravo! rechts), ich werde aber auch jedem Beamten, das erkläre ich vor dem Lande, der seine Schuldigkeit tut und zu Unrecht verdächtigt wird, meinen vollen Schutz angedeihen laͤssen. (Bravo! rechts.) Möge unser Beamtenstand, auf den das deutsche Volk gewohnt ist, stolz zu sein, auf den das deutsche Volk nach wie vor mit Stolz zu blicken ein gutes Recht hat (Bravo), möge er sich nicht entmutigen, möge er sich nicht erbittern lassen; denn hinter ihm steht nicht nur die Regierung, hinter ihm stehen alle gerecht denkenden Leute; und die haben in unserem Volke noch immer die Mehrheit gehabt. (Bravo!) Sie aber, meine Herren, bitte ich, in ruhiger, sachlicher Arbeit mit den verbůndeten Regierungen die Wege zu beraten, die zu dem uns gemein⸗ samen Ziele führen. Bewilligen Sie, was die verbündeten Regierungen nach gewissenhafter Prüfung als notwendig betrachten für die Wahrung unseres Ansehens und gegen die Wiederkehr neuer Aufstände. Damit werden Sie unseren Kolonien, damit werden Sie dem Vaterlande den besten Dienst erweisen. (Lebhaftes Bravo!)
Stell vertretender Direktor der Kolonialabteilung des Aus⸗ wärtigen Amtes, Wirklicher Geheimer Rat Dern burg: Meine Herren! Wenn Sie mich mit einer gewissen Ueberraschung hier vor Ihnen sprechen sehen, so gestehe ich Ihnen gern, daß ich diese Ueberraschung auch von meiner Seite teile. Als in den letzten Tagen des Augustmonats Seine Majestät der Kaiser durch Seinen ober sten Rat⸗ geber mir den Antrag machen ließ, die Leitung der Kolonialgeschãfte des deutschen Volkes zu übernehmen, habe ich nicht geglaubt, diesem Antrage mich verschließen zu dürfen; ich habe geglaubt, diese schwere Aufgabe in patriotisckem Sinne mit meiner bisherigen Tätigkeit ver⸗ tauschen zu sollen. Wenn ich das getan habe, so habe ich es in der Hoffnung getan, daß es meinem ehrlichen und festen Willen gelingen wird, klare und, saubere Zustände zu schaffen, richtige wirt. schaftliche Prinzipien einzuführen, und in der Erwartung. daß durch eine strikte Wahrung der Rechte dieses hohen Hauses und, soweit möglich, auch durch die Erfüllung seiner Wünsche, es mir gelingen würde, mir für meine Arbeit die Unterstützung der Vertretung des deutschen Volkes zu sichern, ohne die meine Arbeit natürlich ver⸗ gebens bleiben muß. Meine Herren, ich will dabei nicht verhehlen, daß mich auch die Aufgabe gereizt hat, einen Koloniglbesiz in der fünffachen Größe des Deutschen Reiches für das deutsche Volk mit⸗ erobern zu helfen und den Versuch zu machen, die vielen Opfer, die unser Volk gebracht hat, durch entsprechende Erfolge wieder wettzu⸗ machen und die Freude am Kolonialbesitz zu beben und zu stärken. Es ist selbstverstaͤndlich, meine Herren, daß meine Aufgabe zunächst bestehen mußte in einem eingehenden Studium der Beschlüsse und Ver— handlungen dieses hohen Hauses in den letzten Jahren, und daneben lag mir eine große Anzahl von administrativen Maßnahmen ob, welche die Arbeitsfähigkeit der Abteilung kräftigen und zum Teil sogar erst wieder herstellen sollten. Dazu kommt, daß die Aufgaben der Kolonialverwaltung an die Person ihres Leiters bei der gegenwärtigen Organisation Anforderungen stellen, denen ein einzelner Mann un—⸗ möglich gewachsen sein kann, ganz abgesehen von der schweren Ver⸗ antwortung, die diesem Leiter auch noch obliegt als Vertreter des Herrn Reichskanzlers in den Geschäften des Oberkommandos während eines Krieges. Die Verwaltung bat sich deshalk bei mir mehr oder weniger darauf beschränken müssen, von einem Tag zum anderen ju leben und sich den täglich an sie herantretenden Aufgaben zu widmen. Zu einer zielvollen, über den Tag hinausgehenden administrativen oder legislatorischen Tätigkeit habe ich der Natur der Sache nach bisher nicht kommen können. Immerhin habe ich vielfache Anregungen für die unmittelbare Behandlung der Geschäfte der Kolonialabteilung aus den Verhandlungen dieses hohen Hauses in der letzten Tagung schöpfen können. Die damals gefaßten Resolutionen ft sämtlich in der Arbeit und, soweit darauf bisher etwas hat erfolgen können, werden die Resultate hier mitgeteilt werden. Zunächst und hauptsächlich hat mich diej⸗ nige Resolutton beschäftigt, welche verlangte, daß die Reichs⸗ regierung alle diejenigen sogenannten Monopolverträge lösen möge, die über ein Jahr hinauslaufen, sei es zwangsmäßig, sei es auf dem Wege der Verbandlung. Ich kann darüber das Folgende mit⸗ teilen. Der Vertrag mit der Firma von Tivrelskirch u. Co. ist gelöst. Das Reich leistet dieser Firma keinerlei Entschädigung. Die sämtlichen bisher bestehenden Differenzen sind derartig geordnet, daß die Firma noch eine Zahlung an das Reich leistet. Die Aufträge, die bereits erteilt worden sind, sind auf die Hälfte zurückgeschnitten. Man hätte wahrscheinlich in dieser Angelegenheit noch etwas schneller derfahren können und den Vertrag nicht bis zum 31. März 1907 aus⸗ zudehnen brauchen, wenn nicht die Reichsregierung Rücksicht ge⸗ nommen hätte auf jene 447 Arbeiter, welche die Firma be— schäftigt. Der Vertrag läuft am 31. März nächsten Jahres zu Ende und die Firma tritt in Liquidation. . der Vertrag mit Dr. Kade s Oranien-Apotheke ist gleichfalls in Behandlung genommen worden. In entgegenkommender Weise hat sich der Besißzer — ein Recht, gegen ihn vorzugehen, gab es nicht und gibt es auch nicht — dazu bereit erklärt, in Verhandlungen einzutreten, wonach die Bestellpflicht des Reichs beschränkt; werden soll auf pharmazeutische, hygienische und Krankenpflegeartikel, d. h. es soll weiter nichts von ibm in Zukunft bestellt werden, als was er nach der Natur der Sache als direkter Lieferant zu liefern in der Lage ist. Eine vollkommene Aufhebung babe ich nicht erstrebt, eine Handhabe dazu gab es nicht. Im übrigen bin ich aber der Ansicht, daß bei der Natur des Geschäfls, bei dem großen Vertrauen, das den Lieferanten eschenkt werden muß, man an diesen Verträgen nur dann etwas andern soll, wenn sich wirklich Mißstände ergeben. Der Trantport⸗ vertrag mit der Woermann Linie ist zum 31. Dejember des laufenden Jahres gekündigt. Der Militärtransport sowie die Verfrachtung von Zivilgütern in ganzen Schiffsladungen geht mit diesem Tage Jauf die Seetransportabteilung des Reichsmarxineamts unter Führung der Kolonialabteilung über. Ferner ist eine Konkurrenz für die Woermann⸗Linie geschaffen worden, sodaß von einem Monopol für diese Firma von nun an nicht mehr die Rede fein kann. Die Reichsverwaltung hat jur Zeit nicht die Absicht, mit dieser Firma einen neuen Vertrag abzuschließen. Die Ver⸗ waltung ist wegen dieser Monopolverträge viel angegriffen worden, sowobl in der Oeffentlichkeit, wie in diesem hoben Hause. Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, wird man sagen können, daß alle diese Verträge an dem gleichen Fehler gelitten haben, daß sie nämlich ohne Begrenzung der Quanten, sel es bei der Anschaffung, sei es bei der BVerschickung der Sachen, die das Reich zu bestellen sich vervflichtet hatte, abgeschlossen sind. Ihnen allen lag der wirtschaftlich durchaus vertretbare Gedanke. ju Grunde, durch die Siche⸗ rung einer gewissen Beschäftigung diese Firmen zu ver⸗ anlassen, Einrichtungen threrseits zu treffen, die für das Reich und die Kolonien nu ich sind. Dadurch aber, daß man weiter das natürliche Quantum unserer Kolonien unter⸗ schätzt bat, dadurch, daß man den eingetretenen Verhältnissen nicht in borauszuschauender Weise , , hat, hat es sich heraus⸗ gestellt, daß sehr große Quanten bestellt, sehr große Quanten verschifft wurden und daß Preise, welche bei den geringen, damals in Aussicht genommenen Quanten durchauz räsonnabel waren, durch eine erheb⸗ liche Erböhung der Quanten jede Räson verloren haben. Es ift dadurch das Reich mit außerordentlich hohen Gewinnjahlungen an die Unternehmer belastet worden. Diese Fehler lassen sich leicht vermeiden und werden in Zukunft vermieden werden. A iese ertrãge, foweit sie nicht vergleichsweise erledigt sind, wie der Vertrag mit der Firma Tippelekirch. werden aufmerksam gevrüft werden und wenn sich herausstellt, daß etwas zurückgefordert werden kann, wird es zurückgefordert werden. Der Landungsvertrag für Lüderitzbucht und Swakopmund läuft noch bis jum 31. Deiember 15607. Gine Möglichkeit, ihn jetzt schon zu lösen, bestebt nicht, be= sonders, da das Reich nicht weiß, was es gegenwartig an dessen Stelle setzen könnte. Die Landungtverhältnisse in diesen beiden Häfen setzen das allergenaueste und vorsichtigste Studium voraus. Es sind zweisel-⸗